Überlegungen zur Trainingswissenschaft; Considerations in training science;

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Einleitend sind die angestellten Über- legungen zur Trainingswissenschaft als Wissenschaftsdisziplin, zum Gegenstand der Trainingswissen- schaft sowie zu ökonomischen Über- legungen im Rahmen der trainings- wissenschaftlichen Interventionsfor- schung als Diskussionsbeitrag zu ver- stehen. Auf dieser Basis sollen ökono- mische Überlegungen die trainings- wissenschaftliche Fundierung und Modellentwicklung erweitern. Trainingswissenschaft im Wissenschaftssystem Im vorliegenden Diskussionsbeitrag 1 wird versucht, die Aspekte des Trainingspro- zesses und deren Implikationen, wie sie für das Verständnis dieses Beitrags grund- legend sind, in einem sozialwissenschaftli- chen, ökonomischen Kontext zu verorten. Dies erfolgt unter der Prämisse, dass Trai- ningshandlungen in weiten Teilen im so- zialen Raum stattfinden und nicht isoliert 1 Im Beitrag werden 3 zentrale Aspekte, wel- che das Selbstverständnis (wissenschaftstheo- retischer Standort), den Gegenstand (Objekt- spezifizierung) und die theoretische Fundierung (Theorie von Anpassungsprozessen) der Trai- ningswissenschaft ausmachen, diskutiert. Die- ser dreigliedrige Zugang wurde gewählt, um aus Sicht des Autors stark verkürzend den aktu- ellen Diskussionsstand der Trainingswissen- schaft auf den einzelnen Feldern abzubilden und zu reflektieren. Durch die Verknüpfung der 3 Felder soll in einem subjektiven Ausblick die transdisziplinäre Verortung der Trainingswissen- schaft, die Öffnung für weitere transformative Betrachtungen sowie der modellhafte Anpas- sungsprozess verdeutlicht werden. betrachtet werden können. Darüber hin- aus soll das Verständnis von Trainingspro- zessen durch eine ökonomische Perspek- tive erweitert werden. Partiell wird hierzu das Selbstverständnis der Trainingswis- senschaft diskutiert. In diesem Kontext ist zwischen den idealtypischen Kategorien Wissenschaft (Trainingswissenschaft) als Idee und Wissenschaft als Betrieb zu dif- ferenzieren, wohl wissend, dass die Wis- senschaft als Idee das Fundament für die Wissenschaft als Betrieb darstellt (Emrich & Fröhlich, 2010; Paris, 2001). Explizit im Gesundheits-, Bildungs- und Wirtschaftsbereich sowie in weite- ren wissenschaftlichen Disziplinen und Anwendungsfeldern wurden und werden Entscheidungen und ihre Auswirkun- gen mittels der Ökonomik analysiert und interpretiert (Becker, 1993; Bernholz & Breyer, 1994; Kirchgässner, 2000). Fakt ist, dass die Ökonomik als Methode Einzug in viele Wissenschaftsdisziplinen gehalten hat, so auch in die Sozialwissenschaften. Die Sozialwissenschaften sui gene- ris versuchen im Sinne des methodologi- schen Individualismus menschliches Ver- halten und Handeln auf individueller Ebe- ne und dadurch bedingte Effekte auf kol- lektiver Ebene sowie die möglichen Inter- dependenzen zu beschreiben und zu er- klären. Im Weberschen Sinn ist die Öko- nomik eine wertfreie Wissenschaft, in der das Sein vom Sollen getrennt wird (We- ber, 2002 [1919]). Das Verhalten des Indi- viduums wird dabei im Sinne des Homo oeconomicus bei gegebener Ressourcen- knappheit und unter Beachtung von Op- portunitätskosten im Wesentlichen durch Präferenzen (Anreize) und Restriktionen (Einschränkungen) bestimmt (Kirchgäss- ner, 2000). Die Trainingswissenschaft als Teil- disziplin der Sportwissenschaft beschäf- tigt sich ebenfalls mit spezifisch zielge- richtetem menschlichem Verhalten und Handeln auf individueller und kollektiver Ebene in spezifischen Settings, und dies in großen Teilen unter dem Kalkül von Ef- fektivität, Effizienz sowie Outcome (Büch, 2005; Fröhlich, Emrich, Büch & Gießing, 2008; Fröhlich, Klein, Pieter, Emrich & Gießing, 2008). Auch hier sind Hand- lungsoptionen weitgehend durch indivi- duelle Präferenzen (Welches Ziel wird mit dem Training verfolgt?) und vorliegende Restriktionen (u. a. die zur Verfügung ste- hende Zeit) bestimmt. Betrachtet man die Trainingswissen- schaft als angewandte empirische Wis- senschaft des Trainings und somit als über den Objektgegenstand per se de- terminiert (Hohmann, 1999, S. 37), so kann die angewandte interdisziplinäre 2 Trainingswissenschaft methodologisch der Interventions- bzw. Evaluationsfor- 2 Die Trainingswissenschaft wird von verschie- denen Fachvertretern einerseits als interdiszipli- näre Wissenschaft verstanden, während ande- re Fachvertreter eher von einer integrativen Wissenschaft sprechen. In Anlehnung an Mit- telstraß (2005) wird eher die Perspektive von Transdisziplinarität favorisiert und verfolgt. Sportwiss 2012 · 42:96–104 DOI 10.1007/s12662-011-0228-2 Online publiziert: 26. April 2012 © Springer-Verlag 2012 Michael Fröhlich Sportwissenschaftliches Institut, Universität des Saarlandes, Saarbrücken Überlegungen zur  Trainingswissenschaft Ein Diskussionsbeitrag Der vorliegende Diskussionsbeitrag stellt eine substanzielle Erweiterung partiell vorliegender Überlegungen von Fröhlich et al. (2007) zur öko- nomischen Betrachtung von Trainingsanpassun- gen sowie von Fröhlich (2009) zum Trainingsbe- griff und dessen Problematik dar. 96 | Sportwissenschaft 2 · 2012 Hauptbeiträge

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Einleitend sind die angestellten Über-legungen zur Trainingswissenschaft als Wissenschaftsdisziplin, zum Gegenstand der Trainingswissen-schaft sowie zu ökonomischen Über-legungen im Rahmen der trainings-wissenschaftlichen Interventionsfor-schung als Diskussionsbeitrag zu ver-stehen. Auf dieser Basis sollen ökono-mische Überlegungen die trainings-wissenschaftliche Fundierung und Modellentwicklung erweitern.

Trainingswissenschaft im Wissenschaftssystem

Im vorliegenden Diskussionsbeitrag1 wird versucht, die Aspekte des Trainingspro-zesses und deren Implikationen, wie sie für das Verständnis dieses Beitrags grund-legend sind, in einem sozialwissenschaftli-chen, ökonomischen Kontext zu verorten. Dies erfolgt unter der Prämisse, dass Trai-ningshandlungen in weiten Teilen im so-zialen Raum stattfinden und nicht isoliert

1 ImBeitragwerden3zentraleAspekte,wel-chedasSelbstverständnis(wissenschaftstheo-retischerStandort),denGegenstand(Objekt-spezifizierung)unddietheoretischeFundierung(TheorievonAnpassungsprozessen)derTrai-ningswissenschaftausmachen,diskutiert.Die-serdreigliedrigeZugangwurdegewählt,umausSichtdesAutorsstarkverkürzenddenaktu-ellenDiskussionsstandderTrainingswissen-schaftaufdeneinzelnenFeldernabzubildenundzureflektieren.DurchdieVerknüpfungder3FeldersollineinemsubjektivenAusblickdietransdisziplinäreVerortungderTrainingswissen-schaft,dieÖffnungfürweiteretransformativeBetrachtungensowiedermodellhafteAnpas-sungsprozessverdeutlichtwerden.

betrachtet werden können. Darüber hin-aus soll das Verständnis von Trainingspro-zessen durch eine ökonomische Perspek-tive erweitert werden. Partiell wird hierzu das Selbstverständnis der Trainingswis-senschaft diskutiert. In diesem Kontext ist zwischen den idealtypischen Kategorien Wissenschaft (Trainingswissenschaft) als Idee und Wissenschaft als Betrieb zu dif-ferenzieren, wohl wissend, dass die Wis-senschaft als Idee das Fundament für die Wissenschaft als Betrieb darstellt (Emrich & Fröhlich, 2010; Paris, 2001).

Explizit im Gesundheits-, Bildungs- und Wirtschaftsbereich sowie in weite-ren wissenschaftlichen Disziplinen und Anwendungsfeldern wurden und werden Entscheidungen und ihre Auswirkun-gen mittels der Ökonomik analysiert und interpretiert (Becker, 1993; Bernholz & Breyer, 1994; Kirchgässner, 2000). Fakt ist, dass die Ökonomik als Methode Einzug in viele Wissenschaftsdisziplinen gehalten hat, so auch in die Sozialwissenschaften.

Die Sozialwissenschaften sui gene-ris versuchen im Sinne des methodologi-schen Individualismus menschliches Ver-halten und Handeln auf individueller Ebe-ne und dadurch bedingte Effekte auf kol-lektiver Ebene sowie die möglichen Inter-dependenzen zu beschreiben und zu er-klären. Im Weberschen Sinn ist die Öko-nomik eine wertfreie Wissenschaft, in der das Sein vom Sollen getrennt wird (We-ber, 2002 [1919]). Das Verhalten des Indi-viduums wird dabei im Sinne des Homo oeconomicus bei gegebener Ressourcen-knappheit und unter Beachtung von Op-portunitätskosten im Wesentlichen durch Präferenzen (Anreize) und Restriktionen

(Einschränkungen) bestimmt (Kirchgäss-ner, 2000).

Die Trainingswissenschaft als Teil-disziplin der Sportwissenschaft beschäf-tigt sich ebenfalls mit spezifisch zielge-richtetem menschlichem Verhalten und Handeln auf individueller und kollektiver Ebene in spezifischen Settings, und dies in großen Teilen unter dem Kalkül von Ef-fektivität, Effizienz sowie Outcome (Büch, 2005; Fröhlich, Emrich, Büch & Gießing, 2008; Fröhlich, Klein, Pieter, Emrich & Gießing, 2008). Auch hier sind Hand-lungsoptionen weitgehend durch indivi-duelle Präferenzen (Welches Ziel wird mit dem Training verfolgt?) und vorliegende Restriktionen (u. a. die zur Verfügung ste-hende Zeit) bestimmt.

Betrachtet man die Trainingswissen-schaft als angewandte empirische Wis-senschaft des Trainings und somit als über den Objektgegenstand per se de-terminiert (Hohmann, 1999, S. 37), so kann die angewandte interdisziplinäre2 Trainingswissenschaft methodologisch der Interventions- bzw. Evaluationsfor-

2 DieTrainingswissenschaftwirdvonverschie-denenFachvertreterneinerseitsalsinterdiszipli-näreWissenschaftverstanden,währendande-reFachvertreterehervoneinerintegrativenWissenschaftsprechen.InAnlehnunganMit-telstraß(2005)wirdeherdiePerspektivevonTransdisziplinaritätfavorisiertundverfolgt.

Sportwiss2012·42:96–104DOI10.1007/s12662-011-0228-2Onlinepubliziert: 26.April2012©Springer-Verlag2012

Michael FröhlichSportwissenschaftlichesInstitut,UniversitätdesSaarlandes,Saarbrücken

Überlegungen zur TrainingswissenschaftEin Diskussionsbeitrag

DervorliegendeDiskussionsbeitragstellteinesubstanzielleErweiterungpartiellvorliegenderÜberlegungenvonFröhlichetal.(2007)zuröko-nomischenBetrachtungvonTrainingsanpassun-gensowievonFröhlich(2009)zumTrainingsbe-griffunddessenProblematikdar.

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Hauptbeiträge

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schung (Wottawa & Thierau, 2003) zu-gerechnet werden (Lames, 1999; Lames, Hohmann & Letzelter, 2003). Die ent-sprechenden Theorien der Trainings-wissenschaft sind hierbei oftmals tech-nologisch orientiert und zielen i. d. R. auf einen quantifizierbaren Output ab (Party & Perrez, 1982). Während nomo-logisches3 Wissen die deterministische bzw. probabilistische Erklärung von Er-eignissen anstrebt, untersucht die techno-logische Forschung – hier die Trainings-wissenschaft – im Allgemeinen nomo-

3 NachPerrez(2005,S.71)umfasstnomolo-gischesWissenErkenntnisseübergesetzesar-tigeZusammenhängezwischenverschiede-nenVariablen.DeterministischeGesetzeweisendabeifolgendeStrukturauf:«G.:(x)(Ax→Bx)»;d.h.,«Fürallexgilt:WennaufxAzutrifft,danntrifftaufxBzu».ProbabilistischeGesetzeope-rierenmitWahrscheinlichkeitsaussagen,nachderArt:«Fürallexgilt:WennaufxAzutrifft,danntrifftmitderWahrscheinlichkeitpaufxBzu».Sieheallgemeinhierzudasdeduktiv-no-mologischeErklärungsmodellvonHempelundOppenheim(1948).

pragmatisches4 Wissen über die Herstell-barkeit von Phänomenen und Ereignis-sen (Perrez, 2005; Perrez & Patry, 1982). Das primäre Erkenntnisinteresse mün-det in Trainingshandeln, mit dem Out-put bzw. Outcome erzielt (Produktcha-rakter) und verändert (Prozesscharak-ter) werden kann. Oder allgemein: Tech-nologisches Wissen definiert sich durch seinen Handlungsbezug (Perrez & Patry, 1982, S. 51). Hierbei orientiert sich die-ses Wissen weniger am Wahrheitskrite-rium, sondern eher am Effektivitätskrite-rium, der praktischen Nutzbarmachung, der Verlässlichkeit und der Routinisier-barkeit. Die entsprechenden Antezedens-bedingungen und normativen Prämissen

4 Nomopragmatische(technologische)Aus-sagenbeschreibenHandlungen(T)undihreHandlungsfolgen(F)unterbestimmtenAus-gangsbedingungen(A)nachderfolgendenForm(Perrez,2005,S.72):«WennmanTunterdenAusgangsbedingungenAtut,kannmanmitderWahrscheinlichkeitpdieFolgeFfest-stellen».

sind dabei jedoch ausdrücklich wertfrei zu berücksichtigen (Albert, 1970, 1972b). Die Frage nach dem Outcome – und so-mit nach der Effektivität – ist dabei je-doch eng mit den jeweiligen Zielen bzw. den subjektiven Zielvorstellungen (Nut-zen bzw. Nutzenerwartungen) verbun-den. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, dass der Outcome, die Effektivität und schließlich die Effizienz einer trainings-praktischen Intervention im Sinne einer prozesshaften Veränderung nur durch die Angabe der Randbedingungen, unter denen sie erhoben wurde, sowie den je-weils interagierenden Arrangements und Interdependenzen interpretierbar sind (Schlicht & Lames, 1993).

Da die Trainingswissenschaft oftmals auf Veränderungsmessungen beruht und den Praxisbezug zu berücksichtigen hat, tangiert sie an dieser Stelle das Wertfrei-heitspostulat der Forschung in einem besonderen Maß. Kirchgässner (2006) folgend kann zwar nicht ausgeschlos-sen werden, dass der einzelne Wissen-schaftler in diesem Kontext der Forde-rung nach der Wertfreiheit aufgrund von institutionellen Bedingungen nur in Teilen gerecht wird, z. B. Auftragsfor-schung, Drittmittelprojekte, Praxisdien-lichkeit. Dies impliziert jedoch nicht, dass der Wissenschaftsprozess bzw. die Erhebung wissenschaftlicher Daten stets wertfrei und nach wissenschaftlich legiti-mierten Kriterien zu erfolgen haben (Al-bert, 1970, 1972a). Die Tatsache, dass der Wissenschaftsprozess auch und gerade in den angewandten Wissenschaften wert-frei und nach den in der Wissenschafts-domäne gültigen Richtlinien und Krite-rien zu leisten ist, macht bestimmte For-schungsstrategien und wissenschafts-ethische Einstellungen notwendig (vgl. hierzu Albert, 1970; Merton, 1985; Pop-per, 2000 sowie für die Sportwissenschaft Emrich, 2006). Weiteres zentrales Merk-mal der interdisziplinären, angewandten, empirischen Trainingswissenschaft ist ihr Bezug zur Praxis (Carl, 2003; Schna-bel, Harre & Krug, 2011). Dies impliziert, dass praktisches Handeln und Interve-nieren wissenschaftlich fundiert sein müssen. Folglich sollte die Trainings-wissenschaft Aufgaben und Wesenszü-ge einerseits der grundlagenorientierten Forschung und andererseits angewand-

Problemstellung/Ziel�ndung

Ziel angestrebt u. legitimierbar?

Treatment für Zielerreichungvorhanden?

E�ektivität für Zielerreichungnachgewiesen?

Treatment zeigt keine bedeu-tenden Nebenwirkungen?

Treatment ist mit bestehendemWissen kompatibel?

Kosten (Opportunitätskosten)für Treatment vertretbar?

E�zienz Treatment A im Ver-gleich zu Treatment A' ?

Treatment umsetzen und in der"Realität" prüfen

Treatmenterfolg technologischeRegel veri�ziert?

Treatment hat sich bewährt undliefert technologisches Wissen

ja

ja

ja

ja

ja

ja

ja

nein

nein

nein

nein

nein

nein

nein

nein

2. Ebene

3. Ebene

1. Ebene

Neues Treatment entwickeln

Treatment neu formulieren

Treatment neu formulieren

Treatment ev. neu formulieren

Treatment ev. neu formulieren

Treatmentgeltung prüfen

Abb. 19Entschei-dungshilfefürdieAus-wahleinergeeignetenIntervention.(Mod.nachPatry&Perrez,1982,S.407)

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ter, technologischer Wissenschaft ver-einen (Schnabel, 1998, S. 14). Nach Hö-ner (2008) ist die Sportwissenschaft und somit auch die Trainingswissenschaft in Forschung und Lehre als etablierte Wis-senschaftsdisziplin zu verstehen. Daher sind die Entscheidungen von Sportwis-senschaftlern im Allgemeinen und von Trainingswissenschaftlern im Speziellen für die Praxis wissenschaftlich fundiert auszusprechen bzw. rational zu begrün-den. Patry und Perrez (1982, S. 402) so-wie Perrez (2005, S. 81) listen zur wissen-schaftlichen Fundierung hierzu u. a. fol-gende Beurteilungs- und Bewertungskri-terien auf:FSämtliche Maßnahmen sind ethisch

legitimierbar. Es sind keine oder nur unbedeutende negative Nebenwir-kungen mit dem Handeln (Treat-ment) verbunden.

FDie Handlung (Intervention) lässt sich auf technologische Regeln zu-rückführen, die wiederum wissen-schaftlich bewährte Aussagen über die Wirklichkeit unter den jeweiligen Rahmenbedingungen bzw. Settings machen.

FDie Intervention darf nicht auf Vor-aussetzungen beruhen, die mit dem vorhandenen Grundlagenwissen in-kompatibel sind.

FDie Kosten-Nutzen-Relation bzw. Aufwand-Nutzen-Relationen sind vertretbar, insbesondere was un-erwünschte bzw. nicht intendierte Nebenwirkungen betrifft.

FEs ist keine Maßnahme bekannt, wel-che die Bedingungen besser erfüllt.

FDie Qualität und Wahrscheinlichkeit der zu erwartenden negativen Neben-effekte stehen in einem positiven Ver-hältnis zu den erwarteten positiven Haupteffekten.

FDie Methode selbst ist ethisch vertret-bar.

Orientiert man sich an den von Patry und Perrez (1982) sowie von Perrez (2005) vorgeschlagenen Bewertungskri-terien und bezieht diese auf die einzel-ne Intervention (in der Abbildung mit Treatment bezeichnet) im trainingswis-senschaftlichen Handeln, so resultiert daraus die in .Abb. 1 dargestellte Ent-scheidungshilfe für die Auswahl einer

Zusammenfassung · Abstract

Sportwiss2012·42:96–104 DOI10.1007/s12662-011-0228-2©Springer-Verlag2012

Michael Fröhlich

Überlegungen zur Trainingswissenschaft. Ein Diskussionsbeitrag

ZusammenfassungDieangestelltenÜberlegungenzurTrainings-wissenschaftalsWissenschaftsdisziplin,zumGegenstandderTrainingswissenschaftso-wiezuökonomischenÜberlegungenimRah-mendertrainingswissenschaftlichenInter-ventionsforschunginTheorieundPraxissindexplizitalsDiskussionsbeitragzurweiterenErgründungtrainingswissenschaftlicherPro-zessezuverstehen.DarüberhinaussolldurchdieAnwendungökonomischerÜberlegun-genversuchtwerden,dietrainingswissen-schaftlicheFundierunganhandeinesRah-menmodellsfürTrainingsadaptationenzuer-weitern.DerzeitstehtdieVerknüpfungvon

ökonomischenundtrainingswissenschaft-lichenBetrachtungenjedocherstamAn-fangderwissenschaftlichenBearbeitung.AusSichtdesAutorswärenweitereForschungs-bemühungenanzustellen,umdieTragwei-tederskizziertenÜberlegungenabschätzenzukönnen.Fachvertretersindsomitaufgeru-fen,denForschungsgegenstand„sportlichesTraining“unddessenImplikationenweiterzuergründen.

SchlüsselwörterTrainingswissenschaft·Ökonomik·Modell·NomologischesWissen·Adaptation

Considerations in training science. Contribution to the discussion

AbstractThedeliberationsontrainingscienceasasci-entificdiscipline,trainingscienceitself,andeconomicaspectswithintheframeworkoftrainingscience-relatedinterventionre-searchintheoryandpracticeareexplicitlymeanttobeacontributiontothediscussiononthefurtherexplorationoftrainingscienceprocesses.Furthermore,theapplicationofeconomicconsiderationsissupposedtoex-pandthetrainingsciencefoundationbasedonaframeworkmodelfortrainingadapta-tions.Currently,thelinkbetweeneconom-icandtrainingscienceobservationsisstillin

theinitialphaseofscientificprocessing.Fromtheauthor’spointofview,furtherresearcheffortsarerequiredtobeabletoestimatetheconsequencesofthesedeliberations.Thismeansthatscientificexpertsarecalledup-ontofurtherexploreathletictrainingasasci-entificobjectofresearchandtheensuingim-plications.

KeywordsTrainingscience·Economics·Model·Nomologicalknowledge·Adaptation

entsprechenden Intervention im Sinne von „Treatment hat technologische Re-gel verifiziert bzw. falsifiziert“.

Berücksichtigt man jedoch den Hin-weis, dass wissenschaftlich bewährte Aussagen über die vermutete Wirklich-keit unter jeweils spezifischen Rahmen- bzw. Antezedensbedingungen ausgespro-chen werden, so wird deutlich, dass prak-tisches Handeln niemals vollständig wis-senschaftlich begründet werden kann, da eine konkrete Trainings- bzw. Interven-tionshandlung immer singulär zu ver-stehen ist. Dies bedeutet, exakt gleiche Rahmenbedingungen und Settings sind – auch unter Laborbedingungen – nicht herzustellen. Nach Hohmann et al. (2002, S. 18) kann aus diesem Grund empiri-sches, praktisches Handeln höchstens an-näherungsweise wissenschaftlich begrün-

det werden. Dies lässt die Autoren in An-lehnung an Popper (2002) zu der Aussage kommen, dass die Aufgabe der Trainings-wissenschaft darin besteht, ein möglichst dichtes Netz von technologischen Regeln zu entwickeln und diese in möglichst viel-fältigen Anwendungssituationen zu er-proben (Fröhlich, Emrich & Büch, 2007).

Genese, aktueller Stand und Überlegungen

Der historische Ursprung der Trainings-wissenschaft basiert auf den Bestrebun-gen, das sportpraktische Trainingshan-deln und die daraus abgeleiteten Trai-ningskonzepte (Meisterlehren) zumeist erfolgreicher Trainer wie u. a. Adam, Ger-schler, Nett zu systematisieren und wis-senschaftlich zu begründen (Carl, 1983;

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Harre, 1986). Aufbauend auf diesen Leh-ren (Trainingskonzepten, Trainingsprin-zipien) konstituierte sich 1992 die Trai-ningswissenschaft in der Deutschen Ver-einigung für Sportwissenschaft (Martin & Weigelt, 1993). Zur historischen Ent-wicklung und Genese sowie zum Selbst-verständnis sowohl in der Bundesrepub-lik Deutschland als auch in der DDR wird auf Harre und Schnabel (1993), Schmidt-bleicher (1996) sowie Schnabel (1998) verwiesen. In den nachfolgenden Jah-ren wurde zum weiteren Selbstverständ-nis ein breites Spektrum an Problemdis-kussionen zur Trainingswissenschaft an-geregt (Krug, Carl & Starischka, 2002, S. 19), welches u. a. die folgenden Aspek-te und Themen betraf: wissenschafts-theoretische Erörterungen (Martin & Weigelt, 1993; Thorhauer, Carl & Türck-Noack, 1996), forschungsmethodologi-sche Fragen und Rahmenbedingungen (Hohmann, Wichmann & Carl, 1999) so-wie spezielle Tätigkeitsfelder und For-schungsschwerpunkte (Ferrauti & Rem-mert, 2006; Thorhauer, Carl & Türck-No-ack, 2001; Wohlgefahrt & Michel, 2006). Folgt man diesen einleitenden Hinweisen zur Genese, so wird deutlich, dass sich die institutionalisierte Trainingswissen-schaft als angewandte, empirische, ganz-heitliche Wissenschaft zur Fundierung von Training, Wettkampf und Leistung5

– neben den klassischen Kriterien für die Anerkennung als Wissenschaft wie Syste-matisierung und Akkumulierung von Er-kenntnissen – eines eigenen Methoden-spektrums, eines objektspezifischen For-schungsgegenstands (Herrmann, 1976), einer exakten Wissenschaftssprache im Sinne einer Vereinheitlichung der ver-wendeten Begrifflichkeiten – die expli-zite Definition von gebrauchten Termini sowie die systematische Dokumentation jeglicher Begriffsänderung – zu bedienen bzw. zu entwickeln hat (vgl. Höner, 2008; Willimczik, 2001). Emrich (2006, S. 154) fordert in diesem Kontext, dass wissen-schaftliches Denken neben einer Abs-traktion u. a. klare Begrifflichkeiten ver-

5 DieweiterenAusführungenzurTrainings-wissenschaftbeziehensichnuraufdieAspek-tebzw.BegrifflichkeitendesTrainingssowiederLeistungsveränderungdurchTrainingsinterven-tionen.Aspekte,welchedenWettkampfbetref-fen,werdenausgeklammert.

wenden soll: „‚Chamäleonbegriffe‘ der verschiedensten Art, die mit wechseln-den Bedeutungen aufgeladen werden, er-schweren wissenschaftliche Diskussio-nen ungemein.“ Dies trifft sowohl auf die Sportwissenschaft als interdisziplinä-re Wissenschaft per se (Willimczik, 2001) als auch auf die Trainingswissenschaft als Teildisziplin im Besonderen zu.

Während eine historische Aufarbei-tung der Gegenstandsbereiche der Sport-wissenschaft – beispielsweise Abgrenzung, aber auch Strukturierung und Differen-zierung nach innen – in Teilen zu konsta-tieren ist (Willimczik, 2007), scheint der Gegenstandsbereich der Trainingswis-senschaft unterformalisiert, da der Ob-jektbereich – das sportliche Training – vermutlich nicht hinreichend spezifiziert ist (Fröhlich, 2009). Während Lames und Hohmann (2003, S. 59) als Gegenstands-bereich für die Trainingswissenschaft die Komplexe Training, Leistungsfähig-keit und Wettkampf annehmen, sehen Olivier et al. (2008, S. 17) den Objektbe-reich Training6 als zentralen Gegenstand der Trainingswissenschaft an. Nach Hoh-mann (1999, S. 37) versteht sich die Trai-ningswissenschaft als Wissenschaft des Trainings und ist somit über den Objekt-gegenstand per se als angewandte Wissen-schaft determiniert. Durch die Strukturie-rung, Analyse und Erklärung des sportli-chen Trainings greift die interdisziplinär ausgerichtete Trainingswissenschaft in obigem Verständnis über die jeweiligen Disziplingrenzen hinweg auf die Erkennt-nisse all jener sportwissenschaftlichen und/oder mutterwissenschaftlichen Dis-ziplinen zurück, die objektspezifisch Aus-sagen zum Training bzw. zum Trainings-prozess treffen können. Die jeweilige en-gere bzw. weitere Betrachtung des Gegen-stands Training ist dabei einerseits histo-rischen, gesellschaftspolitischen, weltan-schaulichen, ideologischen Gegebenhei-ten und Rahmenbedingungen sowie an-dererseits disziplinspezifischen Zugängen und wissenschaftstheoretischen Paradig-

6 AusderSichtdesAutorsistdasTrainingderprimäreGegenstandderTrainingswissenschaft.LeistungsfähigkeitundWettkampfsinddieHauptfunktionendesTrainings,währendz.B.Gesundheit,PräventionundFitnessAnwen-dungsgebietebzw.SettingsdesTrainingshan-delsdarstellen.

men geschuldet (Fröhlich, 2009). Orien-tiert man sich an aktuellen Publikationen sowie an den Ausführungen der dvs-Sek-tion Trainingswissenschaft (Hohmann, Lames & Letzelter, 2002; Krug et al., 2002; Lames & Hohmann, 2003), so hat sich die Trainingswissenschaft im Rahmen ihres Selbstverständnisses in Richtung eines offenen Trainingsbegriffs entwickelt, ob-wohl verschiedene Vertreter noch immer an einer eher engen, auf den Leistungs-aspekt orientierten Definition festhalten (De Marées, 1996; Grosser, Starischka & Zimmermann, 2008; Hollmann & Hettin-ger, 2000).

Im angloamerikanischen Sprachraum wird Training im Bereich der „exercise physiology“ verortet und kann pragma-tisch definiert werden als „(…) a sys-tematic process of preparing for a cer-tain physical goal. This goal used to be syn onymous with peak physical performance; however, exercise train-ing is also used to achieve targets for health-related fitness“ (Lambert, Viljoen, Bosch, Pearce & Sayers, 2008, S. 1). Meeusen (2008, S. 143) definiert Trai - n ing wie folgt: „Training can be defined as a process of overload that is used to disturb homeostasis that results in acute fa tigue leading to an improvement in performance. When training continues or when athletes deliberately use a short-term period (e. g., training camp) to in-crease their training load they can expe-rience short-term performance decre-ment, without severe psychologic or oth-er lasting negative symptoms. This FOR [functional overreaching; Anm. des Au-tors] will eventually lead to an improve-ment in performance after recovery.“

Joch und Ückert (1998, S. 11 ff.) dif-ferenzieren in diesem Zusammenhang 3 Varianten des Trainingsbegriffs:1. den monokausalen vs. multiplen Trai-

ningsbegriff,2. den offenen vs. geschlossenen Trai-

ningsbegriff und3. den engen vs. weiten Trainingsbegriff.

Hinzu kommt, dass Training im Rahmen trainingswissenschaftlicher Fundierung neben der Begriffsexplikation den Krite-rien logisch rationalen Handelns zu fol-gen hat, was Planung, Festlegung von Erfolgskriterien, planungsgemäße Rea-

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lisierung und letztlich Erfolgskontrolle betrifft.

Subsumierend kann aufgrund in-haltsanalytischer Überlegungen festge-stellt werden, dass die Mehrzahl der ein-zelnen Trainingsdefinitionen, wie sie bei-spielsweise bei Fröhlich (2009) publiziert sind, einerseits auf der Ebene der Ante-zedensbedingungen in den verschie-denen Anwendungsfeldern (z. B. Frei-zeit- und Breitensport, Sport mit Son-dergruppen) und bei unterschiedlichen Zielgruppen wie Schülern, Senioren, Re-habilitanden, Patienten nur in Teilen die Realität widerspiegeln und anderer-seits eine Entkopplung von Begriff und sportlicher Praxis erfahren hat (Fröhlich, 2009). So darf, beispielsweise die Argu-mentation von Frey und Hildenbrandt (2002, S. 42) aufgreifend, ein Büroan-gestellter, der seiner Gesundheit zulie-be abends 20 min im Wald läuft, seine Tätigkeit mit der gleichen Berechtigung Training nennen wie ein Langstrecken-läufer, der in der Woche 200 Laufkilome-ter mit der Zielstellung Marathonbestzeit absolviert. Systematisiert man die ver-schiedenen Anwendungsfelder, inner-halb derer die einzelnen Trainingsdefi-nitionen zur Anwendung gelangen soll-ten, so lässt sich einerseits zeigen, dass in spezifischen Bereichen das Training (be-trifft u. a. weite Teile des Freizeit- und Breitensports) als aktiver Handlungspro-zess auf individueller Ebene – in Teilen weder zielgerichtet, planmäßig noch sys-tematisch im expliziten Sinne der Stei-gerung der motorischen Leistung bzw. Leistungsfähigkeit und/oder der Verän-derung der morphologischen Struktur

– durchgeführt wird. Andererseits ent-spricht es als Steuerungsprozess in der Interaktion Trainer und Sportler/Athlet obigen Kriterien ebenfalls nur partiell. Vielmehr treten spezifische Motive wie Spaß, Freude, Ablenkung, Stressbewäl-tigung, Austausch, außerhalb des Leis-tungsmotivs, im Sinne der Steigerung der motorischen Komponenten in unter-schiedlichen Kontexten und Settings, in den Vordergrund.

Daher wird ein neues Begriffsver-ständnis, unter einer ökonomischen Per-spektive, des komplexen Handlungspro-zesses Training in die begonnene Diskus-sion eingeführt (Fröhlich, 2009): „Unter

motorischem Training – sportlichem Training – versteht man den Ge-(Ver-)brauch von Ressourcen zur Nutzenbe-friedigung in Abhängigkeit von individu-ellen Potentialen.“

Durch die Operationalisierung des ökonomischen Trainingsverständnisses innerhalb der einzelnen Begriffsbestand-teile und der Angabe von Effektivitäts-maßen, z. B. von Effektstärken, könnten somit bei der Hypothesenformulierung und der anschließenden Prüfung Trai-ningseffekte in spezifischen Settings, so-wohl auf der Ebene von Gruppenexpe-rimenten als auch bei Einzelfallstudien und im Rahmen von Evaluationsstudien, wichtige Hinweise zur Theorieentwick-lung liefern. Darüber hinaus erlaubt eine ökonomisch orientierte Begriffsbetrach-tung die Einbettung in ein theoretisches Modell, welches sich in anderen Wissen-schaftsdisziplinen als nutzbringend erwie-sen hat und im Folgenden erläutert wird (Becker, 1993).

Letztendlich wird der Forderung von Frey und Hildenbrandt (2002, S. 36) nachgekommen: „Wir brauchen eine De-finition des Trainings, die niveauoffen und disziplinübergreifend integrativ ist. Die Trainingsforschung hat diesem Be-griff von Training zu entsprechen.“

Trainingswissenschaft ökonomisch betrachtet

TheoretischeVerortungundModellentwicklung

Modelltheoretische Erklärungen von Trainingsadaptationen wurden über Jahrzehnte mit dem Rahmenkonzept bzw. mit dem Prinzip der optimalen Relation von Belastung und Erholung – Superkompensation – erläutert (Tschiene, 2006; Weineck, 2010). Subsumierend be-trachtet, verkürzt die verallgemeiner-te Modellannahme der Superkompen-sation jedoch die Komplexität von Trai-ningsbelastung und -beanspruchung, äu-ßerem Reiz und subjektiver Reaktion so-wie prozesshafter Regeneration, lang-fristiger Trainingsanpassung, aktuellem Ausgangsniveau und zukünftig zu erwar-tenden Anpassungen und interagieren-den Effekte verschiedener Funktionssys-teme (Fröhlich, 2009).

Nachdem das Superkompensations-modell7 zunehmend kritisch betrach-tet wurde (Olivier, 2001), erfuhren ver-stärkt einerseits das Belastungs-Beanspru-chungs-Konzept aus der Ergonomie sowie andererseits das Modell der Anpassungs-kapazität als Rahmenkonzepte für Trai-ningsinterventionen Beachtung. Nachfol-gend wird aufbauend auf dem Modell der Anpassungskapazität von Martin, Carl und Lehnertz (1993) ein Rahmenmodell für Trainingsadaptationen zur Diskus-sion gestellt, das einerseits in der Ökono-mik hohe Erklärungskraft besitzt und an-dererseits eine Integration eines ökono-mischen Trainingsbegriffs zulässt und durch explizite Operationalisierung wei-te Teile von Trainingsanpassungen abzu-decken versucht. Wie bereits bei der Kri-tik zum Superkompensationsmodell an-gedeutet, sind Ausprägungen von Trai-ningsanpassungen weder kurz- noch langfristig unendlich fortsetzbar bzw. steigerbar (Linearitätsproblematik). Des Weiteren sind die Trainingsanpassungen, wie im Quantitätsgesetz des Trainings for-muliert, zu Beginn eines Trainingsprozes-ses relativ groß ausgeprägt. Im weiteren Trainingsverlauf, das bedeutet bei fort-geschrittenem Leistungsniveau, führen auch progressiv gesteigerte Trainingsbe-lastungen (z. B. Trainingsintensivierung und Zeitextensivierung) nur noch zu re-lativ kleinen Veränderungen im Leis-tungszustand (asymptotischer Zusam-menhang von Ressourceneinsatz und Er-trag). Martin et al. (1993, S. 95 f.) schlie-ßen aus diesen Prämissen, dass die ge-samte Anpassungskapazität des Organis-mus eine jeweils individuelle Grenze hat, die genetisch bestimmt ist (Eleftheriou & Montgomery, 2008).

Nach Mader (1990, S. 55) kann diese individuelle Grenze der ausschöpfbaren Kapazität als Anpassungsreserve bezeich-net werden. Unabhängig hierzu gibt es zu jedem Zeitpunkt im Trainingsprozess

7 Hartmann(2002,S.49)schreibthierzu:„IndiesemZusammenhangmusszunächsterwähntwerden,dassdasModellderSuper-kompensationaufdenmodellhaftenVorstel-lungenderEntleerungdermuskulärenGlyko-genspeicherberuhtundbestenfallsalseinausdidaktischerSichtanzuwendendesModellfüreinesportlicheBelastungsanpassungzuverste-henist.“

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Hauptbeiträge

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eine aktuelle individuelle Funktionskapa-zität. Diese aktuelle Funktionskapazität bestimmt das derzeitige verfügbare Leis-tungsniveau bzw. den derzeitigen Leis-tungszustand und spiegelt somit den bis-herigen Adaptationsprozess auf Trainings- und/oder Alltagsbelastungen wider. Die aktuelle Funktionskapazität einerseits so-wie die individuelle Anpassungsreserve andererseits bilden zusammen die maxi-male Funktionskapazität bzw. die indivi-duell, genetisch determinierte maximale Leistungsfähigkeit bzw. Funktionsfähig-keit. In .Abb. 2 werden diese Ausfüh-rungen und Überlegungen in Anlehnung an Martin et al. (1993) exemplarisch ver-deutlicht, wohl wissend, dass der empiri-sche Beleg dieser Modellbetrachtung fehlt (vgl. hierzu auch Fröhlich et al., 2007).

Die Belastungsanforderungen (ope-rationalisiert über die Trainingsbelas-tungen) sind in dem Modell nach Mar-tin et al. (1993) dann optimal umgesetzt, wenn die aktuelle Funktionsreserve bis in die Nähe der aktuellen Funktionskapazi-tät beansprucht wurde. Resultiert aus den einzelnen Belastungsanforderungen und aus der aktuellen Funktionskapazität ein negativer Ertrag (−Δ) oder wird die ak-tuelle Funktionskapazität überschritten, so wird im Allgemeinen der Trainings-

bzw. Anpassungseffekt kleiner ausfallen bzw. sogar Schädigung oder Verletzung eintreten. Dies kann relativ zeitnah oder aber auch zeitlich versetzt durch kumu-lierte Effekte eintreten und sich in „over-reaching“ und/oder „overtraining“ ma-nifestieren (Meeusen, 2008). Diese Pers-pektive wurde bei dem Modellvorschlag von Martin et al. (1993) noch nicht hin-reichend berücksichtigt und stellt somit eine deutliche Erweiterung der bisheri-gen Betrachtungen dar. Verbindet man die in der Trainingswissenschaft formu-lierten Überlegungen zu Anpassungspro-zessen, wie sie im Funktionsmodell skiz-ziert sind, mit den allgemeinen Grenz-nutzenvorstellungen bzw. -funktionen der Ökonomie (asymptotischer Kurven-verlauf), wie sie bereits von Turgot (1990 [1769/70]) und von Thünen (1966 [1875]) erarbeitet wurden und in .Abb. 3 exem-plarisch verdeutlicht sind, so resultiert das in .Abb. 4 in der additiven Betrachtung dargestellte theoretische Modell für Trai-ningsanpassungsprozesse.

Wie aus .Abb. 4 ersichtlich, ist zu Beginn eines sportlichen Trainings – nach einer Lern- und Gewöhnungspha-se – zum Zeitpunkt t1 (Intervall von t1.1 zu t1.2) der Betrag der Funktionsreserve Δ t1 in Abhängigkeit vom individuellen Poten-

zial8 relativ hoch (große individuelle An-passungsreserve zu t1; somit besteht noch ein großes Veränderungspotenzial durch geeignete Trainingsinterventionen). Im weiteren Trainingsprozess nimmt dieser Ertrag (Δ) über die Zeit t2 (im Modell) ab (individuelle Anpassungsreserve zu t2 wird geringer; Prinzip des abnehmenden Grenzertrags). Zum Zeitpunkt t3 und t4 ist im Modell ein negativer Ertrag ausge-wiesen. Dies bedeutet, die maximale indi-viduelle Anpassungsreserve wurde über-schritten und das System reagiert mit Ab-nahme der Leistung bzw. der Leistungs-fähigkeit, beispielsweise im Rahmen von Detraining, von Überbelastungszustän-den („overreaching“) oder von Über-training („overtraining). Im Kontext der

„overreaching“- und „overtraining“-Be-trachtung weist das Modell am Ende der Phase t3 und t4 einen kumulativen Trai-ningsanpassungseffekt hin zur maxima-len Leistungsfähigkeit bzw. Funktionsfä-higkeit aus. Dies bedeutet, es kann durch kurzfristige Leistungsreduktion im zeit-

8 PotenzialewerdenimRahmendesBelas-tungs-Beanspruchungs-Konzeptsgebrauchtbzw.verbrauchtundwiederhergestellt.ZumBelastungs-Beanspruchungs-Konzeptvgl.allge-meinRohmertundRutenfranz(1983),Rohmert(1984)sowieOlivier(2001).

0 rt

K

e

Abb. 38ModellderEntwicklungeinesPotenzialsüberdieZeitunterEin-satzzunehmenderRessourcenzurSteigerungdesPotenzials(e=Ertrag, rt=Ressource zum Zeitpunkt t, K=Kulminationspunkt)

Funktionsreserve

aktuelle Funktionskapazitätmaximale

Funktionskapazität

Anpassungs-reserve

CBA

aktuelle Beanspruchung

Abb. 28SchematischeDarstellungdesZusammenhangsvonaktuellerFunktionskapazitätA,BundCderFunktionsreservealsDifferenzvonFunk-tionskapazitätundaktuellerBeanspruchungunddermaximalenFunktions-kapazitätmitderAnpassungsreserve.(Mod.nachMartinetal.,1993,S.96)

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lich versetzten Ablauf sogar wieder zu einer gesteigerten Leistungsveränderung kommen.

Werden keine weiteren, die Funktions-reserve beanspruchenden Belastungsreize gesetzt, wird sich die Funktionskapazität über die Zeit wieder auf das Ursprungs-niveau vor dem Trainingsprozess zurück-bilden (t5). Allgemeine motorische und somatische Entwicklungsveränderungen sind hiervon unberührt, müssten jedoch gerade bei langfristigen Trainingskon-zeptionen zusätzlich im Rahmenmodell im Sinne von Plastizitätsanpassungen in der Lebensspanne Berücksichtigung fin-den (Baltes, 1990).

Überträgt man die Modellannah-men auf die Zielstellung des leistungs-orientierten Trainings, so gilt es, den Er-trag (Δ Funktionsreserve) von jeweils aktueller Funktionskapazität und maxi-maler Funktionskapazität zu minimie-ren, bis der jeweilige individuelle, gene-tisch determinierte, willkürlich aktivier-bare Kulminationspunkt erreicht wird.

Dieser im Modell dargestellte Kulmi-nationspunkt K ist streng betrachtet je-doch kein einzelner Punkt, sondern eine graduelle Phase, welche sich erst ex post empirisch bestimmen lässt. Idealtypisch stellt der Kulminationspunkt die maxi-male Leistungsfähigkeit, unter maxima-ler willkürlicher physischer und psychi-scher Voraussetzung und optimaler äu-ßerer Bedingung, dar.

Oberhalb des Kulminationspunktes schließt sich die autonom geschützte Re-serve des Organismus an. Diese dem Wil-len unzugängliche Notfallreserve wird tradiert mit etwa 5–10% angegeben, oh-ne jedoch empirisch abgesichert zu sein (Graf, 1954).

Zusammenfassend ist zu konstatie-ren, dass durch die Verknüpfung des Modells der Funktionskapazität und des Grenzertragsmodells die Modell-entwicklung für Trainingsadaptationen innerhalb der Trainingswissenschaft insgesamt profitieren könnte. So macht beispielsweise das Funktionsmodell,

wie es bei Martin et al. (1993) beschrie-ben ist, keine Aussagen zu kurz-, mittel- und langfristigen Anpassungsprozes-sen sowie zu möglichen Effekten beim Überschreiten des Kulminationspunk-tes („overreaching“ bzw. „overtraining“) etc. Des Weiteren kann durch die Ver-bindung einzelner Grenzerträge für ver-schiedene Leistungsausprägungen (z. B. werden durch Leistungsdiagnostiken Optimalwerte in Abhängigkeit indivi-dueller Voraussetzungen analysiert) der verbundene Grenzertrag für eine kom-plexe Leistungsausprägung modelliert werden (Fröhlich et al., 2007).

Überträgt man die Implikationen des Funktionsmodells von Anpassungskapa-zität und Grenzertrag auf die sportliche Praxis, so müssten sich in den ersten Trai-ningseinheiten bzw. bei Anfängern zu-nächst sehr deutliche Leistungszuwäch-se nachweisen lassen, während in fortlau-fenden Trainingsprozessen der Leistungs-zuwachs (Erträge) geringer ausfallen soll-te. Dies scheint zwar trivial und dem All-

Leistungs-fähigkeit

Individuelles, aktuellesAusgangsniveau bzw.durchschnittliches Be-anspruchungsniveau(ca. 30–50 %)

t1.1 -t1.2

t0

t1 t2 t3 t4 t5

t2.1 - t2.2t3.1 - t3.2 t4.1 - t4.2

Zeit

Motorische Entwicklung im

Sinne von Plastizität

Individuelle, genetisch determinierte,maximale, willkürliche Leistungsfähigkeit bzw.Funktionsfähigkeit

Individuelle Anpassungsreserve t2

Anpassungsreserve t1

Anpassungsreserve t3

Anpassungsreserve t4

∆ Funktionsreserve t1

−∆ Funktionsreserve t3

K

−∆ Funktionsreserve t4

∆ Funktionsreserve t2

∆ x∆ t

Individuelle

f =

∆ x∆ t

f = > 0 = positive Adaptation

aktuelleFunktionskapazität

Autonom geschützte Reservedes Organismus (5–10%)

Individuelle

Individuelle

Rückgang derLeistungsfähigkeitdurch Detraining"overreaching" oder"overtraining"

Abb. 48FunktionsmodellvonAnpassungskapazitätundGrenzertragalsRahmenmodellfürTrainingsanpassungen

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Hauptbeiträge

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tagsverständnis von Trainingsadaptation zu entsprechen sowie durch zahlreiche empirische Studien hinreichend belegt zu sein, wird jedoch durch kein entspre-chendes trainingstheoretisches Rahmen-modell auf diese Weise explizit erklärt und dargestellt.

Fazit und Ausblick

Die vorliegenden Erörterungen zur Refle-xion der Trainingswissenschaft als Wis-senschaftsdisziplin, zum Gegenstand der Trainingswissenschaft sowie zu ökonomi-schen Überlegungen im Rahmen der trai-ningswissenschaftlichen Interventions-forschung in Theorie und Praxis sind als Diskussionsbeitrag zur weiteren Ergrün-dung trainingswissenschaftlicher Prozes-se zu verstehen.

Durch die Anwendung ökonomi-scher Überlegungen wurde versucht, die trainingswissenschaftliche Fundie-rung in Theorie und Praxis, anhand eines Rahmenmodells für Trainingsad-aptationen, zu erweitern. Der allgemei-nen Forderung, trainingswissenschaftli-che Probleme interdisziplinär zu unter-suchen und Wissensbestände anderer Disziplinen zu integrieren (Willimczik, 2003), kommt der vorliegende Beitrag nach, indem die Bearbeitung trainings-wissenschaftlicher Aspekte um die Per-spektive der Ökonomik erweitert bzw. ergänzt wurde.

Derzeit steht die Verknüpfung von ökonomischen und trainingswissen-schaftlichen Betrachtungen jedoch erst am Anfang der wissenschaftlichen Be-arbeitung. Aus Sicht des Autors wären weitere Forschungsbemühungen anzu-stellen, um die Tragweite der skizzier-ten Überlegungen abschätzen zu kön-nen. Vertreter beider Wissenschaftsdis-ziplinen sind somit aufgerufen, den For-schungsgegenstand „sportliches Trai-ning“ weiter zu ergründen. Die Trai-ningswissenschaft als angewandte em-pirische ganzheitliche Wissenschaft muss in diesem Kontext jedoch nicht nur die Anschlussfähigkeit an die Praxis berücksichtigen, sondern sie muss wis-senschaftlichen und ethischen Implika-tionen (Merton, 1985) genügen. In An-lehnung an die Überlegungen von Em-rich (2006, S. 166) liegt die Zukunfts-

aussicht der Trainingswissenschaft dar-in begründet, Geltungsbereiche, Sicher-heitsniveaus und Anwendungsbereiche trainingswissenschaftlicher Aussagen zu erweitern und empirisch – theore-tisch fundiert – zu begründen, statt sich zur alleinigen Magd der Praxis zu ma-chen (Albert, 1972b). Dies bedeutet, die Trainingswissenschaft muss mittels wis-senschaftstheoretischer Begründungen über die speziellen und allgemeinen Erfahrungsregeln (Trainingsprinzipi-en, Handlungsregeln, singuläre Erfah-rungsbezüge) der Trainingslehre hin-ausreichen, um als Wissenschaftsdiszi-plin verortet werden zu können. Eine Trainingswissenschaft, die auf der Ebe-ne der Beschreibung von Handlungs-anweisungen stehen bleibt, verliert langfristig die Legitimation als wissen-schaftliche Disziplin. Institutionell wird sich die Trainingswissenschaft im wis-senschaftlichen, universitären Kontext nur dann behaupten können, wenn sie u. a. die unterschiedlichsten Trainings-prozesse und deren Adaptationsmecha-nismen, theoriegeleitet und durch em-pirische Studien abgesichert, erklären kann. Hierbei ist die Trainingswissen-schaft nur den rein wissenschaftlichen Kriterien, wie sie der sog. Grundlagen-forschung zugeschrieben werden, ver-pflichtet („Universalismus“, „Kommu-nismus“, „Uneigennützigkeit“, „Orga-nisierter Skeptizismus“; Merton, 1985, S. 90 ff.). Sie darf ihren Anwendungsbe-zug jedoch nicht leugnen. Diesen Spa-gat teilt sie mit anderen anwendungs-orientierten Wissenschaften oder Dis-ziplinen.

Darüber hinaus sollte die transdis-ziplinäre Trainingswissenschaft theo-retische Anleihen in anderen Diszi-plinen machen und transformativ auf den genuinen Gegenstand, das sport-liche Training, die sportliche Leistung und den sportlichen Wettkampf, an-wenden. Albert (1972b) hat in diesem Kontext bereits sehr früh darauf hin-gewiesen, Resultate und Methoden der verschiedenen Disziplinen füreinander fruchtbar zu machen und das jeweili-ge Potenzial für den weiteren Erkennt-nisfortschritt zu nutzen. Letztendlich ist die Scientif ic Community aufgeru-fen, die empirische Modellprüfung so-

wie deren Güte zur Erklärung abzu-schätzen.

Korrespondenzadresse

PD Dr. Michael FröhlichSportwissenschaftlichesInstitut,UniversitätdesSaarlandesUniversitätCampusGebäudeB8.1,66123Saarbrü[email protected]

Interessenkonflikt. DerkorrespondierendeAutorgibtan,dasskeinInteressenkonfliktbesteht.

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