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Umbau und Ko: Umweltgerechtes Bauen mit Kompetenz

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Umbau und Ko: Umweltgerechtes Bauen mit Kompetenz

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UMBAU UND KO

Hans-Jürgen Lindemann(Hrsg.)

Energiebilanz Umbauen

Umweltgerechtes Bauen mit Kompetenz: Module der Aus- und Weiterbildung mit europaweiter Zertifizierung

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Impressum

Herausgeber: OSZ Bautechnik IISchulleiter: Helmut HoffmannProjektleitung: Dr. Hans-J. LindemannOberstufenzentrum Bautechnik 2Driesener Straße 2210439 Berlin

http://[email protected]

© Berlin, März 2007

Der Inhalt der Broschüre unterliegtder alleinigen Verantwortung des obengenannten Verfassers und spiegeltnicht die Sichtweisen der NationalenAgentur beim BiBB wider.

Projektkoordination: BGZ Berliner Gesellschaft fürinternationale Zusammenarbeit mbHPohlstraße 6710785 Berlin

Telefon ++49 (30) 80 99 41 11Telefax ++49 (30) 80 99 41 20

[email protected]

Satz /Layout: Detlev PuschDruck:

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Einführung: Das Projekt Umbau & Ko

KOMPETENZSTANDARDS UND ZERTIFIZIERUNG

Kompetenzen und Zertifizierung im Projekt UMBAU & KOKompetenzmatrix für das Modul DachZertifizierungsstandard Modul DachZertifikatAnalyse der Umsetzung einer zukunftsgerechten Zertifizierung

MODULE

Module, Grundlagen einer praxisnahen GestaltungLern- und Arbeitsaufgabe des OSZ Bautechnik II BFW Cottbus: Lern- und Arbeitsaufgabe zum Modul Dach

TRAINERLEITFADEN

ZAWH Belgien: Trainerleitfaden zur Kompetenz „Dämmung – Innen“BFW Cottbus: Trainerleitfaden für das Modul Dachgeschossausbau

REGIONALE ANALYSEN

Belgien: Der Bausektor – Grundausbildung, Weiterbildung und selbständige Tätigkeiten Neue Qualifikationsanforderungen beim energieeinsparenden BauenOberstufenzentrum Bautechnik II

Die Eisblockwette

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Inhalt

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DAS PROJEKT UMBAU & KO

Das Projekt Umbau und Ko setzt an der aktuellen Diskussion um Energieeinspar-maßnahmen an. Statt hoher Energierechnungen geht es um die Investition inZukunftstechnologien bei der Gebäudesanierung. Dies ist traditionell ein Feldkleiner und mittlerer Firmen. Damit geht es bei der Energiedebatte auch um dieSchaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen. Ziel muss es sein, die Energiebilanzeines Gebäudes genauso wie die der einzelnen EU-Länder umzubauen. DieserUmbau ist nur mit qualifizierten Facharbeitern möglich.

Das Projekt Umbau und Ko setzt bei der Qualifizierung des Fachpersonals an, umden Umbau der Energiebilanz bewältigen zu können. Baufirmen und Facharbei-ter können Ihre erworbene Kompetenz nur dann zielgerichtet nutzen, wenn siezertifiziert ist. Zertifizierung bedeutet dabei zunächst einmal nichts anderes alsdie Anerkennung erworbener Kompetenz, das Sichtbarmachen des Könnens. Indem Projekt wurde exemplarisch eine in den beteiligten EU-Partnerländern ein-heitliche Zertifizierung erarbeitet. Dazu wurde ein Referenzrahmen, ein Kompe-tenzstandard erstellt, der mit den Überlegungen zu einem neuen europäischenQualifikationsrahmen (EQR) kompatibel ist. Die Projektmitarbeiter gestalteten aufder Basis des gemeinsamen Referenzrahmens Module, die Aus- und Weiterbildungs-träger in die Lage versetzen, Fachkräfte entsprechend der hohen Anforderungenhochgedämmter Gebäude zu qualifizieren. Dazu mussten zunächst Regionalana-lysen erstellt werden, um den Qualifizierungsbedarf abschätzen zu können.

Alle entwickelten Module haben eine einheitliche Struktur und ermöglichendadurch eine gegenseitige Anerkennung erworbener Kompetenz. Eine Zertifizie-rungsstrategie, die den Anforderungen des neuen EQR gerecht werden kann,wurde exemplarisch entwickelt und erprobt. Das stößt naturgemäß an die Gren-zen der bestehenden gesetzlichen Grundlagen der hergebrachten Zertifizierungs-und Anerkennungssysteme in den einzelnen Ländern. Die Diskussion in einemProjekt des Programms Leonardo da Vinci um Zertifizierung im Rahmen des EQRkann bestehende Strukturen nicht grundlegend verändern, wohl aber die Not-wendigkeit einer Weiterentwicklung im Sinne eines europäischen Transfersystemserworbener Kompetenz deutlich machen. Damit schaffen die beteiligten Partnerin ihrem jeweiligen Umfeld die Basis für die Debatte um den und die Gestaltungdes europäischen Qualifikationsrahmens.

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QualifizierungWeiterbildung

ModuleZertifizierung =

Verstehen, was jemand kann

GebäuderichtlinieEnergiebilanz

Altbau = High – TechGebäude als System

Gute BeratungQualifizierte Facharbeit

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Bild 1

Das OSZ Beutechnik II nimmt an dem europäischen Prozess aktiv teil. In schuli-schen Lernbüros setzen sich junge Auszubildende, Bauzeichner und TA für DV/Bauwesen (Technische Assistenten für Datenverarbeitung, Bereich Bauwesen), mitProblemen der energietechnischen Sanierung von Gebäuden auseinander. Sieerarbeiten Sanierungsvorschläge bis hin zur Bauantragsstellung. Damit schaffenSie sich gute Voraussetzungen für ein Studium der Architektur oder des Bauinge-nieurwesens. Da sie mit moderner und aktuelle Software lernen, können Sie inder Praxis oft bestehen, wie die Erfahrungen der Betriebspraktika zeigen. An einerHöherqualifizierung des Fachpersonals im Bauwesen führt kein Weg vorbei. Dieanziehende Konjunktur macht den Mangel an qualifizierten Ingenieuren sichtbar.Dafür bieten vollschulische Bildungsgänge mit handlungsorientierten Lernphasenin Betrieb und Schule gute Voraussetzungen. Unser Partner, das BFW des Bauin-dustrieverbandes mit dem Kompetenzzentrum für nachhaltiges Bauen in Cottbus,qualifiziert Facharbeiter mit Weiterbildungsangeboten für die neuen Aufgaben inder Baupraxis. Da für eine Zertifizierung erworbener Kompetenzen in Deutschlanddie Kammern zuständig sind, stand uns die Handwerkskammer Berlin im Projektmit Rat und Tat zur Seite. Ein europäischer Bildungsraum der Berufsbildung ist nurmöglich, wenn alle Partner der Aus- und Weiterbildung mit einem transparentenZertifizierungssystem ein Weiterlernen einerseits und eine Integration in denArbeitsmarkt andererseits auf allen Stufen erworbener Kompetenz ermöglichen.

Dazu hat das Projekt einen bescheidenen Beitrag geleistet. Auf den folgendenSeiten stellen wir ausgewählte Ergebnisse vor.

Die Diskussion mit Partnern aus Belgien, Polen und Dänemark hat die Mei-nungsbildung entscheidend beeinflusst. Auf dem Weg zu einem differenziertenaber in der Zertifizierung und Darstellung erworbener Kompetenz einheitlicheneuropäischen Berufsbildungssystem sind wir einen Schritt voran gekommen.

Berlin, März 2007

Helmut Hoffmann / Dr. Hans-J. Lindemann

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I. Das Projekt Umbau & Ko, Ziele und Maßnahmen

Zielstellung des Projektes ist die Erarbeitung von Kompetenzstandards mit einerauf den EQR (europäischen Qualifikationsrahmen ausgerichtete Zertifizierungs-strategie zur kompetenten energetischen Gebäudesanierung.

Die mit einer entsprechenden Zertifizierung nachgewiesenen Kompetenzensollen von den Partnerländern gegenseitig anerkannt werden können, wenn dieVoraussetzungen über ein einheitliches Referenzsystem bezogen auf den EQR auchauf der normativen Ebene gegeben sind. Das Projekt leistet Vorarbeiten für einegrenzüberschreitende Zertifizierung.

Hierzu wurden exemplarische einzelne Module erarbeitet, die zusammenge-nommen alle zur energetischen Gebäudesanierung notwendigen Themenkreisebehandeln.

Die erarbeiteten Module stellen ein Angebot, insbesondere für die Weiterbil-dung von Facharbeitern dar. Sie sind in angepasster Form aber auch als Zusatz-qualifikation von Auszubildenden/Lehrlingen sowie im Rahmen der Meister- undPolierausbildung nutzbar.

Durch die Modularisierung der Lernergebnisse und der zugehörigen Inhalte mitdem Bezug auf definierte zu erwerbende Kompetenzen ist eine Durchlässigkeit inden unterschiedlichen Systemen der Aus- und Weiterbildung der Partnerländergrundsätzlich gegeben.Die Module wurden getestet und überarbeitet. Sie sind in der Praxis aller Aus- undWeiterbildungsträger der Bauwirtschaft nutzbar.

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II. Struktur des Projektes

Die für eine energieeffiziente Sanierung zu betrachtenden Gebäudebestandteilewerden in 5 Themenfelder zusammengefasst. (Bild 1)Von den 5 Themenfeldern wurden im Rahmen des Projektes 4 von den Projekt-partner bearbeitet.

Modul Dachgeschossausbau DeutschlandModul Außenwand und Fassade BelgienModul Türen und Fenster PolenModul Heizungstechnik und Warmwassererzeugung Dänemark

Bild 2

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Um das unterschiedliche Ausgangsniveau sowie die unterschiedlichen Arbeitsbe-reiche der Lehrgangsteilnehmer zu berücksichtigen, ist es notwendig entspre-chende Zielgruppen zu definieren. (Bild 2)Die Zielgruppendefinition basiert im Wesentlichen auf dem fachlichen Ausgangs-niveau der Teilnehmer.

Aufbauend auf dieser Systematik wurden Module für die Weiterbildung von Fach-arbeitern entwickelt.

Diese Facharbeitermodule können auch als Grundlage zur Erarbeitung weitererModulen dienen, zur

– Zusatzqualifizierung von Auszubildenden/Lehrlingen sowie zur – Qualifikation von Meistern/ Polieren und Technikern

Bild 3

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Die jeweiligen Zielgruppen befinden sich auf einen als gleichrangig zu bezeich-nendem Qualifikationsniveau, bezogen auf den EQR auf einer Niveaustufe.

Dabei ist zu beachten, dass die Auszubildenden in ihrer Ausbildung den jeweilsaktuellen Entwicklungsstand sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen alsauch die technische Entwicklung vermittelt bekommen, sie jedoch in der Regelnicht auf umfangreiche praktische Erfahrungen zurückgreifen können.

Die Facharbeiter verfügen bereits über entsprechende praktische Erfahrungen,ihr Kenntnisstand über die rechtlichen Rahmenbedingungen und die bauphysi-kalischen Grundlagen sind jedoch nicht immer auf dem neuesten Stand. (Umset-zung des „lebenslangen Lernens“ beginnt.)

Diesen Unterschieden ist bei der Durchführung der Module, z.B. durch entspre-chende Schwerpunktsetzungen, Rechnung zu tragen

Die Inhalte der Module orientieren sich an den realen Abläufen bei der Sanie-rung von Bestandsgebäuden.

Das in Bild 3 dargestellte Schema dient als Strukturierungshilfe bei der Ausar-beitung der Module.

Das Schema enthält die wesentlichen inhaltlichen Schwerpunkte eines Moduls.Die unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Schwerpunkte richtet sich zum

einem nach der Zielgruppe des jeweiligen Moduls als auch nach den Vorrausset-zungen in den durchführenden Ausbildungsstätten.

Bild 4

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Bild 5

Ausgehend von den oben genannten Voraussetzungen wurde das Projekt wie inBild 4 dargestellt gegliedert.

Die Module werden hierbei in einzelne Kompetenzfelder und thematische Bau-steine gegliedert, um eine bessere inhaltliche Vorbereitung sowie ggf. eine zeit-lich und räumliche Trennung der Inhaltsvermittlung zu ermöglichen.

Bei dem Modul Heizung und Warmwasserbereitung handelt es sich um einModul, das von seiner technischen Komplexität her, nicht für eine Vermittlung vontiefgründigem Wissen für die Bauhauptgewerke geeignet ist. Hier geht es um dieVermittlung von Überblicks- und Zusammenhangswissens.

Ein Überblick über die Funktionsweise der technischen Anlagen und derenStellenwert innerhalb der Gebäudesanierung ist für das allgemeine Verständnisder mit der EU-Gebäuderichtlinie aufgeworfene Thematik einer systemischenBetrachtung des gesamten Gebäudes von großer Bedeutung.

Des Weiteren kann mit einer effizienten Heizungsanlage, unter Einbeziehungder Nutzung regenerativer Energien, ein hohes Energieeinsparpotential erschlos-sen werden.

Aus diesem Grunde erfolgt die Adaptierung dieses Moduls für die Zielgruppeder Auszubildenden und Facharbeiter der Bauhauptgewerke nur mit den Baustei-nen theoretische Grundlagen (Überblick) und Schnittstelle, Kommunikation.

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Um das erlernte Wissen und die erworbenen Fertigkeiten und Fähigkeiten inter-national übertragbar zu machen, ist es notwendig diese übersichtlich und allge-mein verständlich darzustellen.

Die unter den Partnern des Projektes Umbau und Ko vereinheitliche Grundla-ge eines Moduls ist der Kompetenzstandard und die ausgearbeitete Kompetenz-matrix.

Hierbei handelt es sich um allgemeingültige Handlungskompetenzen, die ineiner Kompetenzübersicht (Matrix) dargestellt werden.

Bild 6

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KOMPETENZSTANDARDS UND ZERTIF IZ IERUNG

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KOMPETENZEN UND ZERTIFIZIERUNG IM PROJEKT UMBAU & KO

Jede Zertifizierung bedarf klarer Grundlagen. Diese dienen in erster Linie dazu, dassalle Beteiligten unter einem Zertifikat das Gleiche verstehen und eine möglichstpräzise Vorstellung darüber haben, was die Fachkraft kann. In dem Projekt UMBAU& KO schlägt das Projektteam zunächst ein Kompetenzmodell vor, das mit denbereits vorliegenden Modulen kompatibel ist und sich in die aktuelle Debatte umeuropaweit kompatible Kompetenzen eingliedert. Damit nimmt das ProjektteamBezug auf den Vorschlag eines europäischen Qualifikationsrahmens.

Weiterhin müssen Kompetenzen überprüfbar sein, die „Performancekriterien“ oderRahmenvorgaben für die Überprüfbarkeit der erworbenen Kompetenzen müssenklar benannt werden.

Es wird zunächst ein Vorschlag zur Überprüfung und Zertifizierung der in denModulen ausgewiesenen Kompetenzen vorgestellt. Darauf folgt die Vorstellungund Gliederung des Kompetenzstandards, der für ein Modul jeweils zu formulie-ren ist. Letztendlich wird das diesem Standard zugrunde liegende Kompetenzmo-dell erörtert. Im zweiten Teil wird das Kompetenzmodell und die Konzeption derKompetenz vor dem Hintergrund des deutschen Berufsbildungsstandards unddem Standard, den der europäische Qualifikationsrahmen EQR (European Qualifi-cation Framework EQF) vorgibt, beschrieben.

1. Kompetenzen, Kompetenzmodell und Zertifizierung

Das Projekt UMBAU & KO schlägt dazu Folgendes vor:

Das Projekt definiert in Übereinstimmungmit den Vorgaben des EQR drei Kompe-tenzbereiche: Sachkenntnisse, Fertigkei-ten und die zu erwerbende Handlungs-kompetenz.

Eine Überprüfung der erworbenen Kom-petenz findet anhand der drei Kompe-tenzbereiche statt. Die genaue Form, inder die neu erworbene Kompetenz ge-zeigt werden soll, wird im jeweiligenStandard vermerkt. Damit liegen danndie Prinzipien fest, nach denen der

Standard für die jeweils erworbene Kompetenz eines im Projekt erarbeitetenModuls beschrieben werden kann.

Die Beschreibung des Standards erfolgt im Sinne eines gemischten In- und Out-putsystems über die Beschreibung der Lernvoraussetzung, einiger Prinzipien desLernens im Sinne des Prinzips der Handlungsorientierung und der im Modul neuerworbenen Kompetenz. Unter Kompetenz ist Folgendes zu verstehen: Kompeten-zen werden verstanden als Fähigkeiten, Methoden, Wissen, Einstellungen undWerte, deren Erwerb, Entwicklung und Verwendung sich auf die gesamte Lebens-zeit eines Menschen beziehen. Sie sind an das Subjekt und seine Befähigung zuverantwortlichem Handeln gebunden. Eine Kompetenzanalyse für die Module fin-det innerhalb des Projekts auf der Basis des erworbenen Wissens, Könnens undberuflichen Handelns auf dem Kompetenzniveau einer in der Regel dreijährigenAusbildung statt. Der im Projekt Umbau und KO vorgelegte Standard mit der vor-gestellten Präsentation der Kompetenz in der Matrix für einen Modul folgt dereuropäischen Bildungstradition, in welcher Lerninhalte, Lernprozesse und Lern-ergebnisse curricular aufeinander abgestimmt und entsprechend beschriebenwerden. Der Standard basiert auf einer in Ausbildungs- und Fortbildungsordnun-

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gen fixierten Beruflichkeit, die in ihrer Ganzheitlichkeit Input-, Prozess- und Out-comeorientierung gleichermaßen gewichtet.

Der Standard für die in einem Modul erworbene Kompetenz beinhaltet demnach:

1. Eingangsvoraussetzungen der Lernenden2. Dauer des Moduls, Lernorganisation und Lernzeit3. Beschreibung der jeweiligen Kompetenz in den drei definierten Kompetenzbe-

reichen Wissen, Fertigkeiten und Handlungskompetenz (siehe Matrix desModuls, letzte Spalte).

4. Kriterium für die Prüfung der jeweiligen Kompetenzbereiche des Moduls5. Zuordnung zu den Niveaustufen des European Qualifikation Framework (EQF)6. Grundlagen der Zertifizierung / Institution bzw. zuständige Stelle, die das Zer-

tifikat ausstellt.

Das Projekt bezieht sich auf die Grundlagen und Vorschläge des EQF. Lernen wird dort folgendermaßen beschrieben: „Der Begriff „Lernen“ bezeichneteinen kumulativen Prozess, in dessen Rahmen sich der Einzelne Kenntnisse vonwachsendem Komplexitäts- und Abstraktionsgrad (Begriffe, Kategorien, Verhal-tensmuster oder Modelle) und/oder Kompetenzen sukzessive aneignet. DieserProzess erfolgt informell, zum Beispiel in der Freizeit, und in formalen Arrange-ments, einschließlich des Arbeitsplatzes“ (Kommission 2005, S. 13). Mit der For-mulierung von Lern- und Arbeitsaufgaben, mit dem Bezug auf das Prinzip derHandlungsorientierung in der Gestaltung der Module zielt der Vorschlag auf einensubjektbezogenen Lernansatz, der Kompetenzentwicklung als individuelle Befä-higung zum selbst gesteuerten Lernen in einem gemäßigt konstruktivistischenSinne definiert. Als charakteristische Merkmale lassen sich anführen:

• Lernen ist nur bei aktiver Beteiligung der Lernenden möglich. Eine gewisse Moti-vation wird mit der Teilnahme am Modul unterstellt. Beim Lernen übernimmtder Lernende Steuerungs- und Kontrollaufgaben. Im Modul ist kein Lernen ohneeine gewisse Selbststeuerung zur Lösung der Lern- und Arbeitsaufgaben mög-lich. Der berufliche Erfahrungs- und Wissenshintergrund der Lernenden findetBerücksichtigung. Subjektive Interpretationen finden statt. Lernen erfolgt inspezifischen arbeitsbezogenen Kontexten, so dass der Lernprozess als situati-onsbezogen bezeichnet werden kann.

• Lernen ist immer auch ein sozialer Prozess, da Aufgaben interaktiv in Gruppenbearbeitet werden.

In den Modulen des Projektes Umbau und Ko können und sollen die Lernendenihre durch ihren Abschluss bescheinigte und durch die Arbeit erworbene Kompe-tenz erweitern. Module können unter Beachtung der jeweils vorher erworbenenKompetenz flexibel belegt werden. Das Modul „Dach“ wird demnach einmal alsZusatzqualifikation für Facharbeiter angeboten und ist dann eine Zusatzqualifi-kation zur im Gesellenbrief ausgewiesenen Qualifikation. In einem zukünftigmodularisierten System der Weiterbildung im Bauwesen ist damit grundsätzlichdie Voraussetzung zur Anerkennung auf die Ausbildung zu einer Stufe der Weiter-bildungsberufe gegeben.

Das gleiche Modul kann für Meister auf einer höheren Niveaustufe angebotenwerden. Die Erweiterung der Kompetenz auf dem Meisterniveau ist demnach wei-ter zu fassen und auf einem höheren Komplexitäts- und Abstraktionsgrad zu ge-stalten. Im Projekt wird dies durch eine umfassendere und tiefere Beratungskom-petenz realisiert. Die Thematik z.B. energieeinsparenden Bauens stellt sich demGeschäftsführer eines kleinen Betriebes oder dem Meister anders als dem Fach-arbeiter dar.

Dieser Ansatz sei am Beispiel des Moduls „Dach“ erläutert:Das vorgelegte Modul „Dach“ wird von Facharbeitern mit Gesellenbrief oder auchAuszubildenden am Ende ihrer Ausbildung in Erwartung der Anerkennung alsFacharbeiter nach Abschluss der Gesellenprüfung besucht.Als Eingangsvoraussetzung sind zwei Modi denkbar:

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MODUS A: Ein Zimmermann besucht das Modul „Dach“. Für ihn wäre die im Modulerworbene Kompetenz eine Erweiterung seiner Kompetenz sowohl in horizonta-ler wie auch in vertikaler Richtung.Einerseits erweitert der Zimmermann seine Kenntnisse - die als Sachkenntnissebezeichnet werden - in horizontaler Richtung: Er macht sich mit den Grundlagender Energieeinsparverordnung auf der Basis der EU - Gebäuderichtlinie und derAnwendung der höheren Anforderungen im Dach vertraut. Er erlernt die erforder-lichen Fertigkeiten zum Einbau der Dämmung unter Beachtung der gefordertenStandards der Energieeinsparverordnung und des fachgerechten Einbaus unterBeachtung der bauphysikalischen Gegebenheiten im Dach. Andererseits erweitert er in vertikaler Hinsicht seine Kompetenz, indem er eigen-ständig energieeinsparende Maßnahmen nach den Vorgaben der Ingenieure undArchitekten in seinem Fachgebiet umsetzen kann. Er ist ferner in der Lage, Bau-herren und von ihm beauftragtes Personal auf der Baustelle zu beraten. Das Zertifikat wird folglich der Niveaustufe IV zugeordnet, wobei das Team desProjektes UMBAU & KO davon ausgeht, dass die Facharbeiterqualifikation der StufeIII im EQF zuzuordnen ist.

MODUS B: Das Modul „Dach“ können auch Maurer, Betonbauer, Tiefbauer etc.besuchen. Sie erwerben eine erweiterte Kompetenz, allerdings nicht auf ihremFachgebiet. Aus diesem Grund kann man sagen, dass sie ihre Kompetenz in hori-zontaler Richtung erweitern. Die erweiterte Kompetenz ist folglich der Stufe IIInach EQF zuzuordnen. Sie wären als Facharbeiter auf Grund ihrer Voraussetzun-gen nicht in der Lage, die im Modus A beschriebene spezifische erweiterte Hand-lungskompetenz, die fachgerechte Ausführung und auch die Beratung in der Pra-xis umzusetzen, da ihnen die dazu erforderlichen spezifischen Voraussetzungenfehlen. Umgekehrt gilt: Im Modul „Außenwandkonstruktionen“ erweitert derMaurer und Betonbauer seine Kompetenz in vertikaler Richtung auf der Niveau-stufe IV, während der Zimmermann eine nur horizontale Erweiterung erfährt. Indiesem Sinne greifen Inputfaktoren wie die Lernvoraussetzungen und Outputfak-toren der neu erworbenen Kompetenz ineinander. Prozessfaktoren kommen zurAnwendung, indem im Lernprozess unterschiedlich schwierige Lern- und Arbeits-aufgaben zu bearbeiten sind und die erworbenen Kompetenzen in verschiedenenBeratungssituationen gezeigt werden müssen.

Ein Modul hat eine Dauer von mindestens 40 Stunden. Das Lernen wird hand-lungsorientiert gestaltet, vorbereitete Lern- und Arbeitsaufgaben sind mit der Hil-festellung der Ausbildungsmeister und phasenweise auch eigenständig zu bewäl-tigen. Handlungsorientiertes Lernen umfasst immer auch Phasen der Reflexion,womit die Lernkompetenz erweitert wird. Ferner eignen sich diese Phasen, neuerworbenes Wissen und Können in vorhandene berufliche Erfahrungen einzubin-den. Gleichzeitig wird die berufliche Erfahrung unter der Maßgabe neuen Wissensreflektiert und systematisiert.

Zur Überprüfung der Kompetenzen sind im Standard für die Überprüfung Hinwei-se zu jedem aufgeführten Kompetenzfeld zu machen. Die Kompetenzen könnenauf folgende Art und Weise geprüft werden: Da das Modul problemorientiert mitLern- und Arbeitsaufgaben gestaltet ist, können Fertigkeiten im Vollzug der Auf-gaben beobachtet werden. Zur Dokumentation kann beispielsweise ein Beobach-tungsbogen herangezogen werden. Die Sachkenntnisse können durch Prüfungs-aufgaben (ein Frage- bzw. Kontrollbogen mit einigen Aufgaben) überprüft werden.

Anders sieht es bei der erweiterten Handlungskompetenz im Modus A aus, bei deres zu einer Zertifizierung auf der Stufe IV führt: Hier werden zwei Möglichkeitenvorgeschlagen:

Entweder findet am Ende des Moduls ein Beratungsgespräch statt, wobei der Ler-nende einen Kunden zu beraten hat und das Thema vom Ausbildungsmeisterfestgelegt wird. Es könnte z.B. gefragt werden, worin die Vorzüge einer Dämmungnach ENEV im Dachbereich liegen, und wie diese vor dem Hintergrund der neuenEU-Gebäuderichtlinie zu beurteilen ist.

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Oder aber es wird eine kleine Unterweisung realisiert, sofern unter den Lernen-den solche mit unterschiedlichen Berufen sind. Zimmerleute bereiten eine kleineUnterweisung für Maurer und Betonbauer im Modul „Dach“ vor, wobei sie ihnendie spezifischen Sachkenntnisse ihres Fachgebietes unter Beachtung der neuerworbenen Kompetenz vermitteln. Ein Beispiel: Was ist zu tun, wenn eine 20 cmdicke Dämmung fachgerecht eingebaut werden soll, die Sparren aber nur eineHöhe von 18 cm haben.

Beratungs- und Unterweisungsaufträge sind problemorientiert zu gestalten. Diezur Beratung oder Unterweisung erarbeiteten Dokumente können gleichzeitig alsDokumentation für die Zertifizierung dienen.

Die der Zertifizierung vorausgehende Prüfung der Kompetenz kann in den Lern-prozess innerhalb des Moduls integriert werden. Auch hier greifen wiederumInput- und Outputfaktoren ineinander: Ein Beratungsgespräch innerhalb derLerngruppe ist Lernen der einen (Maurer u.a.) und Performance der anderen Teil-nehmer (Zimmerleute). Im Standard sind die Anforderungen an Beratung undUnterweisung auszuweisen. Die Erarbeitung des erforderlichen Sachwissens hatneben der Unterweisung auch im Sinne selbstständi-gen Lernens zu erfolgen.

Die Zuordnung zu Niveaustufen ist für Facharbeiterdie Stufe III nach EQF in fremden Fachgebieten und dieStufe IV im eigenen Fachgebiet. Qualifikationen umfas-sen nach dem vorliegenden Vorschlag des europäi-schen Qualifi- kationsrahmens gem. der Stufe 3 „einebreite Allgemeinbildung und fachspezifische prakti-sche sowie grundlegende theoretische Kenntnisse;außerdem umfassen sie die Fähigkeit, Aufgaben nachAnweisung auszuführen. Lernende lernen eigen-verantwortlich und verfügen über gewisse praktischeErfahrungen in einem spezifischen Arbeits- oder Lern-bereich. Qualifikationen der Stufe 4 umfassen signifi-kante fachspezifische praktische und theoretischeKenntnisse und Fertigkeiten. Darüber hinaus umfassensie die Fähigkeit, fachspezifische Kenntnisse, Fertigkei-ten und Kompetenzen anzuwenden, Probleme selbstständig zu lösen und ande-re zu beaufsichtigen. Lernende lernen selbstgesteuert und verfügen über prakti-sche Arbeits- und Lernerfahrungen in üblichen oder neuen Zusammenhängen“(Kommission 2005, S. 56).

Für Meister und Poliere gilt: Die Zuordnung für Module in Fachgebieten außer-halb der eigenen Kompetenzbereiche ist die zur Stufe IV, sonst im Sinne erwei-terter vertikaler Kompetenz die zur Stufe V.

Zertifizierung (von Kompetenzen): Das Team von UMBAU & KO geht von dem Ver-ständnis einer Zertifizierung aus, wie sie im EQF niedergelegt ist. Zertifizierungmeint die „formelle Validierung von Kenntnissen, Know-how und/oder Kompe-tenzen des Einzelnen im Gefolge eines standardisierten Bewertungsverfahrens.Die Zertifizierung schließt mit der Verleihung einer (anerkannten) formalen Qua-lifikation (Befähigungsnachweis, Bescheinigung, Diplom, Zertifikat oder Zeugnis)durch eine akkreditierte ausstellende Stelle oder Behörde“ (Kommission 2005, S. 56).

Das Zertifikat wird zunächst von der ausbildenden Stelle ausgestellt. Nach denBefragungen von UMBAU & KO liegen bei deutschen Handwerkskammern Erfah-rungen mit Zeugnissen und Teilnahmebescheinigungen vor, nicht jedoch mit Zer-tifikaten im Sinne der Anerkennung von Teilkompetenzen. Dieser Vorschlag desProjektes UMBAU & KO umfasst folglich die Initiierung von Gesprächen mit Kam-mern und zukünftigen Akkreditierungsstellen darüber, die vom Projekt vorgeleg-ten Module für andere Weiterbildungsberufe anzuerkennen.

Die Absolvierung der Module kann z.B. auf die Ausbildung zum Gebäudeener-gieberater oder als Studienleistung für Fachhochschulstudien (Bachelor) aner-kannt werden. Die Ausbildungszeit der derzeitigen Kurse der Kammern bzw. dieStudiendauer würde sich dementsprechend reduzieren. Hier liegt es an den Kam-mern, die Ausbildungslehrgänge transparent zu gestalten und erworbene Teilqua-lifikationen anzuerkennen, wenn ein Zertifikat der bei anderen Anbietern absol-

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vierten Module vorgelegt werden kann. Mit der Einführung der Bachelorstudien-gänge haben Fachhochschulen eine wesentliche Voraussetzung für die Anerken-nung bereits erworbener Kompetenzen geschaffen.

Kompetenzstandard: Diesen Überlegungen liegt ein Verständnis von Kompetenzzu Grunde, nach dem die im Modul zu erreichenden Lernergebnisse in Form vonQualifikationsstandards formuliert werden. Das ist in den vorgelegten Modulenexemplarisch durchgeführt worden. Kompetenzen sind in drei Kompetenzberei-chen ausgewiesen. Kompetenz wird global als die Fähigkeit verstanden, Wissen,Verstehen und Fertigkeiten anzuwenden, wobei wir von Handlungskompetenzsprechen. (Wir gehen hierbei nicht vom deutschen Verständnis beruflicher Hand-lungsfähigkeit aus, weil das eine Einschränkung für die anderen Partner wäre.Deshalb sprechen wir von Handlungskompetenz.)

Es geht darum, Arbeitsrollen, wie sie im Beschäftigungssystem vorkommen unddurch berufliche Standards umschrieben werden, ausfüllen zu können.

Allerdings reduziert sich Kompetenz dabei nicht auf Kenntnisse, Arbeitstechni-ken, Fertigkeiten und Verhalten in der Theorie, sondern das Team von UMBAU &KO geht von komplexen Handlungssituationen aus, in denen die Elemente vonKompetenz zur praktischen Anwendung kommen. Die zum Lernen gestaltetenArbeitssituationen, die über Lern- und Arbeitsaufgaben beschrieben sind, verei-nen in diesem Konzept die Elemente von Kompetenz mit dem Kontext, in dem sieausgeführt werden. Die handlungsorientierte Anlage der Module stellt sicher, dassdie erworbenen Kompetenzen gezeigt (Performance) werden müssen. Das Kon-zept von Kompetenz vereint, integriert und wendet laufend das Sachwissen, dieFertigkeiten und Fähigkeiten in problemorientierten, den Arbeitsprozessen ent-lehnten, und über die Aufgabenstellungen initiierten und didaktisch aufbereitenHandlungssituationen an. Die beim Lernen aufgebaute Kompetenz ist in diesemSinne laufend Resultat der Integration aller genannten Elemente.

Im Folgenden wird das pragmatisch formulierte Konzept von Kompetenz mit demdeutschen Berufsbildungsstandard und dem Konzept des EQF abgeglichen.Gemeinsamkeiten sollen herausgestellt, Unterschiede benannt werden.

2. Kompetenzen, deutscher Berufsbildungsstandard und EU Qualifikationsrahmen

Der deutsche Berufsbildungsstandard, der zwar als solcher in den gesetzlichenGrundlagen nicht bezeichnet wird, lässt sich folgendermaßen beschreiben: SeitMitte der neunziger Jahre werden Neuordnungsverfahren in der dualen Berufs-ausbildung nach dem einheitlichen Standard der beruflichen Handlungskom-petenz gestaltet. Handlungskompetenz entfaltet sich als Fachkompetenz, sozialeund personale Kompetenz, wobei die Methodenkompetenz als transversale Kom-

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petenz aller drei Kompetenzbereiche anzusehen ist. Das Lernen wird als ganzheit-liches Lernen an unterschiedlichen Lernorten begriffen. Auf der Seite der Outco-mes, der Lernergebnisse, wird eine alle Kompetenzbereiche umfassende berufli-che Handlungskompetenz geprüft. Standardisiert sind auf der Seite der Outcomes,der Lernergebnisse als Prüfungsanforderungen genauso wie auf der Seite der Inputsdie Dauer der Ausbildung und der Ausbildungsrahmenplan. Weiterbildungsberu-fe und Ausbildungsberufe sind formal in einheitliche Stufen gefasst – der Gesel-lenbrief ist formal gesehen für alle Berufe gleich -, wenn auch der technologi-sche Wandel Abschlüsse in der Praxis je nach Ansehen und zugeordneter„Qualität“ in einem hierarchischen System erscheinen lässt. Dem Zimmermannund Fachinformatiker wird jeweils ein hohes Niveau zugeschrieben.

Mit dem EU-Qualitätsrahmen für Transparenz legt die EU einen ersten Entwurf füreinen EU-weiten Qualifikationsrahmen vor. Kernelemente dieses Qualifikations-rahmens sind 8 Niveaustufen, in die auch berufliche Abschlüsse zukünftig einge-ordnet werden.

Fünf Niveaustufen (die Stufen 1–5) betreffen eine Standardisierung beruflicherQualifikationen. Dem Ansatz liegt ferner eine kompetenzbasierte Aus- und Wei-terbildung zugrunde.

Der deutsche Berufsbildungsstandard hingegen geht von einer Gesamtkompetenz1

aus. Anders das Verständnis, das dem EQF zu Grunde liegt. Kompetenzen undKompetenzerwerb sind meistens in Modulen gebündelt. Eine berufliche Qualifi-kation wird als Anhäufung von einzeln erworbenen Kompetenzen, meist inberufsbezogenen Aus- oder Weiterbildungsmodulen erlangt, ausgewiesen. Kompetenzstandards sind im britischen und schottischen System (von dort ist dervorliegende Entwurf stark beeinflusst) einzelkompetenzbezogen.

Ich verweise auf die Kommission 2005, S. 14: „Kompetenz umfasst:

1. kognitive Kompetenz, die den Gebrauch von Theorien/Konzepten einschließt,aber auch implizites Wissen (tacit knowledge), das durch Erfahrung gewonnenwird;

2. funktionale Kompetenz (Fertigkeiten, Know-how), die zur Ausübung einerkonkreten Tätigkeit erforderlich ist;

3. personale Kompetenz, die das Verhalten/den Umgang in/mit einer gegebenenSituation betrifft;

4. ethische Kompetenz, die bestimmte persönliche/soziale Werte umfasst“

Der Begriff wird in dem EU-Vorschlag von 2005 umfassend gebraucht, als Ausdruckder Fähigkeiten des Einzelnen, die verschiedenen Elemente seines Wissens undKönnens, seiner Fertigkeiten, selbstgesteuert, implizit oder explizit und in einembestimmten Kontext zu bündeln. Aus der Perspektive zentraleuropäischer Ländermit ausgeprägten Berufsausbildungssystemen einer geregelten dualen Erstausbil-dung lässt sich als kleinster gemeinsamer Nenner die von Heidemann und Krusein dem EU-Projekt „VALID“ Ende der neunziger Jahre auch in europäischen Nach-barländern gängige Begrifflichkeit heranziehen: „Mit Kompetenz wird meist dieFähigkeit bezeichnet, eine Aufgabe richtig auszuführen, es steht die situations-spezifische Handlungsfähigkeit in der Arbeitspraxis im Vordergrund. In analyti-scher Betrachtung hat Kompetenz mindestens zwei verschiedene Dimensionen:praktische Fertigkeiten und Kenntnisse/ Wissen von Zusammenhängen“ (Heide-mann, Kurse 1999, S. 13). Diese Elemente finden sich auch in dem EU-Vorschlagwieder.

Der Aspekt der Selbststeuerung ist für das Konzept der Kompetenz wichtig, da erein Kriterium für die Grundlage der Unterscheidung zwischen verschiedenenKompetenzstufen bietet. Dem Aspekt der Lernkompetenz kommt damit eine großeBedeutung zu. Hinter der Betonung der Selbststeuerung liegen aber tiefe inhalt-liche Differenzen zum deutschen Standard. Wenn auch auf der rein fachlichenEbene Lernkompetenz und selbstgesteuertes Lernen in Deutschland große Bedeu-

21 Umbau und Ko: Kompetenzen und Zertifizierung Oberstufenzentrum Bautechnik II

1 In Deutschland wird derKompetenzbegriff von dem derQualifikation unterschieden.Bereits der deutsche Bildungs-rat hat hierzu bereits 1974deutlich Position bezogen.Danach bezieht sich die Kom-petenz als – immer vorläufiges– Ergebnis der Kompetenzent-wicklung auf den einzelnenLernenden und seine Befähi-gung zu eigenverantwortli-chem Handeln in privaten,beruflichen und gesellschaftli-chen Situationen. Unter Quali-fikation hingegen werden Fer-tigkeiten, Fähigkeiten undWissensbestände im Hinblickauf ihre Verwertbarkeit ver-standen, d.h. Qualifikation istprimär aus Sicht der Nachfrageund nicht des Subjektsbestimmt. In Anknüpfung andiese Positionen hat sich seitden 1980er Jahren der Erwerbeiner ganzheitlichen berufli-chen Handlungskompetenz alsübergeordnete Zielsetzung vorallem in der beruflichen Erst-ausbildung durchgesetzt.Genauer wird die beruflicheHandlungskompetenz als Ein-heit von Fach-, Sozial- undHumankompetenz definiert(Kultusministerkonferenz,1999, S. 9). Andere Kompe-tenzbegriffe bzw. -bereichewie Methodenkompetenz,Lernkompetenz und kommuni-kative Kompetenz sind dieserBestimmung eines umfassen-den Kompetenzbegriffs subsu-miert. 01

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tung haben, muss man auf der Systemebene noch immer von der Verantwortungder Sozialpartner für die Qualifizierung ausgehen.

Die Weiterbildung baut zwar auch in Deutschland auf Eigeninitiative undSelbststeuerung, aber der Weiterbildungstarifvertrag der Sozialpartner, wie z.B.bei der Metallindustrie in Baden-Württemberg2, folgt der Linie geteilter Verant-wortung zwischen Individuum und Sozialpartnern.

Übereinstimmung lässt sich auch in Bezug auf die Lernkompetenz herstellen,indem auf die erweiterte berufliche Handlungskompetenz mit der reflexivenHandlungsfähigkeit, wie sie Dehnbostel ausführt, Bezug genommen wird. Mit derreflexiven Handlungsfähigkeit sind Qualität und Souveränität des Handlungsver-mögens angesprochen. Die individuelle, selbstgesteuerte Anwendung erworbenerKompetenzen ist reflexiv auf Handlungen und Verhaltenweisen zu beziehen,ebenso auf Arbeits- und Sozialstrukturen. Reflexivität meint dabei die bewusste,kritische und verantwortliche Einschätzung und Bewertung von Handlungen aufder Basis von Erfahrungen und Wissen. Reflexive Handlungsfähigkeit heißt,sowohl über die Strukturen und Umgebungen als auch über sich selbst zu reflek-tieren.

Dieser Anspruch besteht prinzipiell in der betrieblichen und außer- bzw. überbe-trieblichen Bildungsarbeit. Die real bestehenden Begrenzungen dieses Anspruchs,aber auch die Möglichkeiten seiner Einlösung sind im Rahmen der Analyse kon-kreter Handlungsfähigkeit herauszuarbeiten.

Der Vorschlag der EU ist in drei Hauptkompetenzfelder gegliedert: Kenntnisse, Fer-tigkeiten und ‚persönliche und fachliche Kompetenzen’. Letztere gliedern sich inSelbstständigkeit und Verantwortung – was der Personalkompetenz im deutschenAnsatz nahe kommt -, in Lernkompetenz, in Kommunikationskompetenz und insoziale Kompetenz – auch im deutschen Ansatz beruflicher Handlungskompetenzso als soziale Kompetenzen vorhanden und in die fachlichen und beruflichenKompetenzen.

Hier ist die Gliederung in Teilkompetenzbereiche abweichend. Der EU-Vor-schlag spricht neben der Basis der Kenntnisse und der Fertigkeiten von fachlichenund beruflichen Kompetenzen.

Ein Blick in die vorgelegten Kriterien weist auf den höheren Stufen beruflichenKönnens am ehesten auf eine Problemlösekompetenz. In vertikaler Richtungunterscheidet der Vorschlag Kenntnisse und Fertigkeiten und im Sinne der Hand-lungskompetenz die Anwendung von Kenntnissen und Fertigkeiten in der Lösungvon Problemen und der Verantwortung gegenüber untergebenen Mitarbeitern. Indem Vorschlag der EU steht trotz der verbalen Ausführungen (s.o.) nach wie vorein eher hierarchisches Verständnis der Mitarbeiterführung im Vordergrund,gegenüber dem Teamgedanken moderner Produktion.

Der Erwerb eines bestimmten Kompetenzniveaus kann als Fähigkeit einer Persongesehen werden, ihre Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen einzusetzenund zu kombinieren, je nach Kontext, Situation oder Problemstellung unter-schiedlichen Anforderungen. Mit anderen Worten: Das Kompetenzniveau einerPerson bestimmt sich durch ihre Fähigkeit, mit Komplexität, Unvorsehbarkeit undVeränderung zurechtzukommen.

Dieses Verständnis von Kompetenz schlägt sich in den im Dokument beschrie-benen EQF-Referenzniveaus nieder.

Anstelle des in Deutschland gebräuchlichen Berufsverständnisses spricht der EU-Qualifikationsrahmen von beruflicher Qualifikation. Wenn auch der EU-Qualifika-tionsrahmen in dieser Hinsicht noch offen ist und in erster Linie ein Verfahren deroffenen Koordinierung auf ein gemeinsames Bezugssystem festlegt, so liegen ihmin der aktuellen Debatte neben den Differenzen im Verständnis von Kompetenzauch auf der Systemebene einige Konstruktionsmerkmale zugrunde, die demdeutschen Berufsbildungsstandard entgegenstehen.

Der Beruf im deutschen Verständnis ist eine soziale Konstruktion. Diesen Gedan-ken findet man in der Konstruktion beruflicher Qualifikation in dem EU-Dokumentnicht. Der Standard ist im deutschen System ein Berufsstandard, der in den Ord-

22 Umbau und Ko: Kompetenzen und Zertifizierung Oberstufenzentrum Bautechnik II

2 Der Weiterbildungstarifver-trag der Tarifpartner im Tarif-bezirk Stuttgart war die erstetarifvertragliche Regelungumfassender Qualifizierung inder betrieblichen Weiterbil-dung infolge ständigen tech-nologischen und strukturellenWandels. Er regelt, dass jähr-lich mit jedem Mitarbeiter oderGruppen der Mitarbeiter einGespräch über Qualifikations-anforderungen geführt wird.Die Ergebnisse dieser Gesprä-che sind die Grundlage für diePlanung weiterer Qualifizie-rung. Die Regelung der Qualifi-zierung als Pflichtbestandteilregelmäßiger Aktivitäten vonBetriebsrat und Geschäftslei-tung ist neu. Vgl.: Tarifvertragzur Qualifizierung, zwischenVerband der Metall- und Elek-troindustrie Baden-Württem-berg e.V. – Südwestmetall -,Stuttgart und der IG MetallBezirksleitung Baden-Würt-temberg Bezirk Baden-Würt-temberg, IGM – Ba-Wü, Stutt-gart, Böblingen, 6/20

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nungsgrundlagen des Berufsbildes, der Ausbildungsordnung, dem schulischenCurriculum und den Prüfungsanforderungen beschrieben und festgelegt ist. DieGrundlagen der Weiterbildung sind in ähnlicher Weise geregelt. Der Beruf istneben dem damit verbundenen Qualifikationsverständnis, wie gesagt, ein sozia-les Konstrukt. Berufsabschlüsse sind die Basis des deutschen Tarifsystems, dasArbeitsbeziehungen in einem sehr tief greifenden Regelwerk gestaltet. Das deut-sche Tarifvertragsgesetz ist eines der kürzesten Gesetze mit sehr weitgehendenAuswirkungen: Es legt die Regelungskompetenz in die Hände der organisiertenVertretung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Berufe sind die Grundlage der ver-traglichen Einigungen.

Der EU-Qualifikationsrahmen hingegen beschreibt ein in Niveaustufen geglieder-tes System berufsbezogener standardisierter Kompetenzen. Ein Bündel von Kom-petenzen ergibt eine auf dem Arbeitsmarkt verwertbare Qualifikation. Die inModulen gebündelten Kompetenzen werden gerade in höheren Niveaustufenauch über eine fiktive Lernzeit beschrieben.

Das zugrunde liegende Konzept ist eine Kompetenzbeschreibung mit zugeordne-ten (Prüfungs-)Standards und auf einer höheren Abstraktionsebene zugewiese-nen Punkten in einem System von Kreditpunkten (ECVET). Flexibilität wird inDeutschland über ganzheitliches Handeln und Lernen erworben, nicht über adhoc anzueignende Kompetenzen. Die deutsche Berufsausbildung mit ihrer Aus-bildung umfassender beruflicher Handlungskompetenz baut bezogen auf dasjeweilige konkrete Handeln im Betrieb auf ein System „vorgelagerter“, breit ange-legter Kompetenzentwicklung, während modularisiertes, kompetenzbasiertesTraining seinen Ursprung in der Weiterbildung und damit in der nachgelagerten,zeitnahe eng an betrieblichen Qualifikationsanforderungen orientierten Kompe-tenzentwicklung hat.

Es sei darauf hingewiesen, dass mit der Entwicklung eines deutschen nationalenQualifikationsrahmens als Teil eines EU-Qualifikationsrahmens ein neues bzw.modifiziertes System von Standards für die Ausweisung und Zertifizierung beruf-licher Kompetenzen, ihre Bewertung mit Kreditpunkten und ihre Einordnung indie Niveaustufen nach und nach entwickelt werden wird. Das Projekt UMBAU & KOgliedert sich in diese Entwicklung ein und zeigt am Beispiel energieeinsparendenBauens grenzüberschreitend die Möglichkeiten und Grenzen einer einheitlichenAusweisung erworbener Kompetenz in der beruflichen Fort- und Weiterbildung.

Die Standards, die dem EU-Qualifikationsrahmen zugrunde liegen werden, lassensich als Rahmenkonzept mit den Elementen der Niveaustufen, den zu entwickeln-den Niveaukriterien (level descriptors), der Modulbildung oder Gliederung in Aus-bildungsschritte, der Zuordnung von Standards zu Teilkompetenzen oder gebün-delten Einzelkompetenzen, der schrittweisen, konsekutiven Zertifizierung dieserTeil- oder Einzelkompetenzbündel sowie einer starken Orientierung auf Outcome-kriterien bisher erst rudimentär beschreiben.

Das Projekt nimmt Bezug auf den EU-Qualifikationsrahmen, ohne dass dienationalen Qualifikationsrahmen bereits erarbeitet wären. Damit verbunden istauch die Tatsache, dass es noch keine nationalen Beschreibungen (leveldescrip-tors) der EU-Niveaustufen im Bezug zu nationalen anerkannten Berufsstandardsgibt.

Aus diesem Grunde kann der hier vorgelegte Vorschlag nur eine Annäherungsein, der in den beteiligten Ländern mit Vorlage der nationalen Qualifikations-rahmen zu überarbeiten ist. Deshalb legen wir einen pragmatisch formuliertenEntwurf mit folgenden drei Kompetenzfeldern vor:- Sachkenntnisse und Wissen - Fertigkeiten - Handlungskompetenz.

Ein solcher Ansatz ist bezogen auf einzelne Aus- und Weiterbildungsmodule mitden ersten EU-Vorgaben und dem deutschen Berufsbildungsstandard kompatibel.Diese Kompatibilität gilt mit der formulierten Einschränkung. In einem Modul –wie im Projekt erarbeitet - erworbene Kompetenz ist als extra zertifizierte Zusatz-qualifikation als in sich abgegrenzte teilqualifikation beschreibbar. Sie erweitert

23 Umbau und Ko: Kompetenzen und Zertifizierung Oberstufenzentrum Bautechnik II

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berufliche Handlungskompetenz. Das Projekt legt ferner ein gemischtes Input-und Outputsystem vor, dass die Kompetenzentwicklung in den Modulen über Ein-gangsvoraussetzungen und die Anlage der Module gestaltet. Die Handlungskom-petenz wird über die konkrete Ausgestaltung handlungsorientierten Lernens mitLern- und Arbeitsaufgaben näher bestimmt und einer Überprüfung zugänglichgemacht.

Hans-Jürgen Lindemann

3. Literatur:

Dehnbostel, Peter (2001): Perspektiven für das Lernen in der Arbeit. In: Arbeitsge-meinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung e.V. / Projekt Qualifikations-Entwicklungs-Management (Hrsg.): Kompetenzentwicklung 2001. Tätigsein – Ler-nen – Innovation. Münster, S. 53-93

Dehnbostel, P. (2006): Lernen im Prozess der Arbeit. Materialien für den berufs-begleitenden internetgestützten Masterstudiengang Bildungsmanagement (MBA),Carl von Ossietzy Universität. Hrsg.: Anke Hanft. Oldenburg

Heidemann, Winfried, Kruse, Wilfried (1999): VALID-Leonardo-Projekt, Bewertungund Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen, Hrsg.: Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf, März 1999

KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN: AUF DEM WEG ZU EINEM EUROPÄI-SCHEN QUALIFIKATIONSRAHMEN FÜR LEBENSLANGES LERNEN (SEK (2005) 957), Brüssel,den 8.7.2005

Reetz, Lothar (1993): Schlüsselqualifikationen – Selbstorganisation – Lernorgani-sation. In: Schlüsselqualifikationen – Selbstorganisation – Lernorganisation,Dokumentation eines Symposions in Hamburg (Materialien zur Berufsbildung,Band 4), hrsg. von Beiler, Jürgen; Lumpe, Alfred; Reetz, Lothar, Hamburg, Feld-haus 1994

Syben, Gerd (2002): Fachkräftebedarf und berufliche Qualifizierung in der Bau-wirtschaft bis 2010, Abschlussbericht, Bremen 2002

Tarifvertrag zur Qualifizierung, zwischen Verband der Metall- und ElektroindustrieBaden-Württemberg e.V. – Südwestmetall -, Stuttgart und der IG Metall Bezirks-leitung Baden-Württemberg Bezirk Baden-Württemberg, IGM – Ba-Wü, Stuttgart,Böblingen, 6/2001

24 Umbau und Ko: Kompetenzen und Zertifizierung Oberstufenzentrum Bautechnik II

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Anhang:

Kurze Zusammenfassung der Qualifikationsniveaus

1 Qualifikationen der Stufe 1 umfassen grundlegende allgemeine Kenntnisse undFertigkeiten sowie die Fähigkeit, in einem strukturierten Kontext einfache Aufga-ben unter direkter Anleitung auszuführen. Die Entwicklung von Lernkompetenzerfordert eine strukturierte Unterstützung. Diese Qualifikationen sind nichtberufsspezifisch und werden oft von Personen angestrebt, die noch keine Quali-fikation besitzen.

2 Qualifikationen der Stufe 2 umfassen ein begrenztes Spektrum an im Wesentli-chen konkreten und allgemeinen Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen.Die Kompetenzen werden in einem angeleiteten Kontext angewandt. Lernendelernen bis zu einem gewissen Grad eigenverantwortlich. Einige dieser Qualifika-tionen sind berufsspezifisch, die meisten umfassen jedoch eine allgemeine Vor-bereitung auf Arbeit und Lernen.

3 Qualifikationen der Stufe 3 umfassen eine breite Allgemeinbildung und fachspe-zifische praktische sowie grundlegende theoretische Kenntnisse; außerdem um-fassen sie die Fähigkeit, Aufgaben nach Anweisung auszuführen. Lernende lerneneigenverantwortlich und verfügen über gewisse praktische Erfahrungen in einemspezifischen Arbeits- oder Lernbereich.

4 Qualifikationen der Stufe 4 umfassen signifikante fachspezifische praktische undtheoretische Kenntnisse und Fertigkeiten. Darüber hinaus umfassen sie die Fähig-keit, fachspezifische Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen anzuwenden,Probleme selbstständig zu lösen und andere zu beaufsichtigen. Lernende lernenselbst gesteuert und verfügen über praktische Arbeits- und Lernerfahrungen inüblichen oder neuen Zusammenhängen.

5 Qualifikationen der Stufe 5 umfassen breit angelegte theoretische und prakti-sche Kenntnisse einschließlich Kenntnissen, die für einen spezifischen Arbeits-oder Lernbereich relevant sind. Darüber hinaus umfassen sie die Fähigkeit,Kenntnisse und Fertigkeiten zur Entwicklung strategischer Lösungen für genaudefinierte abstrakte und konkrete Probleme anzuwenden. Die Lernkompetenz aufdieser Stufe ist Grundlage für autonomes Lernen, und die Qualifikationen stützensich auf operative Interaktionen in Arbeits- und Lernsituationen einschließlichPersonenführung und Projektleitung.

(Kommission 2005, S. 56)

25 Umbau und Ko: Kompetenzen und Zertifizierung Oberstufenzentrum Bautechnik II

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26 Umbau und Ko: Kompetenzmatrix für das Modul Dach BFW in Cottbus

KOMPETENZMATRIX FÜR DAS MODUL DACH

Die im Projekt entwickelten Module wurden nach dem Kompetenzstandard gestal-tet. Die Kompetenzmatrix beschreibt den Modul. Es werden Kompetenzen und Teil-kompetenzen festgelegt, die an Hand der zugeordneten Fachinhalten ausgebildetwerden.

Erarbeitet vomKompetenzzentrum fürnachhaltiges Bauen desBFW in Cottbus

Kompetenzfeld

1. Kompetenzfeld:

Dämmstoffe in derrichtigen Stärke fach-gerecht einbauen

2. Kompetenzfeld:

Die Luftdichtigkeit derKonstruktion herstel-len

3. Kompetenzfeld:

Kommunikation

Teilkompetenzen

zusätzliche konstruktiveMaßnahmen zur Erhö-hung der möglichenDämmstoffstärke aus-führen

Durchdringungen inLuftdichtigkeitsschichtenDampfbremsen herstel-len und anarbeiten

Erläuterung der Not-wendigkeit von Wärme-dämmung und Luft-dichtigkeiten

Erläuterung des kon-struktiven Aufbaus vonwärmegedämmtenDachkonstruktionen

Erläuterung der techno-logischen Reihenfolge

Erläuterung vonSchnittstellen zuanderen Gewerken

Maßnahmen und tech-nische Möglichkeitenzur Qualitätssicherung

Zertifizierung

Die Zertifizierungerfolgt als zugelasseneWeiterbildungsmaß-nahme nach AZWVZulassungsnummer244808 und aufGrundlage des vorlie-genden Zertifizierungs-standards in denBereichen Kenntnisse,Fertigkeiten undKommunikation

Die Zertifizierungerfolgt als zugelasseneWeiterbildungsmaß-nahme nach AZWVZulassungsnummer244808 und aufGrundlage des vorlie-genden Zertifizierungs-standards in denBereichen Kenntnisse,Fertigkeiten undKommunikation

Kenntnisse, Fertigkeiten

– Verschiedene konstruktive Möglichkeiten– Holzgüte, Schnittklassen, Holzfeuchte– Holzschutz– Befestigung- und Verbindungsmittel– Werkzeuge– Arbeitschutzbestimmungen– Zuschnitt der Hölzer– Befestigung der Hölzer– Abfallvermeidung, Abfallentsorgung– Auswirkungen einer mangelhaften Leistungs-

ausführung– Keine Bestimmung der statischen Tragfähigkeit

der Gesamtkonstruktion– Keine Bemessung der Befestigungs- und Ver-

bindungsmittel

– Vermeidung von Durchdringungen– Herstellen von Durchdringungen– Verschiedene Möglichkeiten der Ausbildung von

Durchdringungen– Materialien und deren Eigenschaften– Formteile– Einbauvoraussetzungen, Untergründe, klimati-

sche Verhältnisse– Anforderungen an die Abdichtung einer Durch-

dringung

– Grundlegende Prinzipien der EnEV– Funktionsweise von Wärmedämmungen– Notwendigkeit der Luftdichtigkei

– Funktionsweise von Warm- und Kaltdächern– Schichtenaufbau– Funktion der einzelnen Schichten– Verwendete Materialien und deren Eigenschaften

– Reihenfolge des Einbaus der einzelnen Bauteil-schichten

– Voraussetzungen für deren Einbau– Arbeitsschritte

– Notwendige Vorleistungen anderer Gewerke– Einbindung der haustechnischen Installationen

– Zielstellung eines Blower Door Tests– Zielstellung des Einsatzes der Thermografie

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Facharbeitermit Berufserfahrungim Dachgeschoss-ausbau in den Berufen:TrockenbaumonteurZimmererDachdecker

ZugelasseneWeiterbildungsmaß-nahme nach AZWVZulassungsnummer244808

3 4 vertikal 40 Stunden 16 Stunden 24 Stunden

ZERTIFIZIERUNGSSTANDARD MODUL DACH

27 Umbau und Ko: Zertifizierungsstandard Modul Dach BFW Cottbus

VoraussetzungenBedingungen

Facharbeiterin den Berufen:TrockenbaumonteurZimmererDachdecker

VorhandeneNiveaustufe nach EQR

3

ErlangteNiveaustufenach EQR

3

Qualitäts-richttung

horizontal

Moduldauer

40 Stunden

Selbst-studien-anteil

0 Stunden

Präsenz-anteil

40 Stunden

Grundlage derZertifizierung

Zugelassene Wei-terbildungsmaß-nahme nach AZWVZulassungsnummer244808

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28 Umbau und Ko: Zertifizierungsstandard Modul Dach BFW Cottbus

Kompetenzfeld Prüfthemen Prüfkriterien Prüfungsform

1.Dämmstoffe in derrichtigen Stärkefachgerecht einbauen

Notwendigkeit derWärmedämmungund die Folgen einermangelhaftenWärmedämmung

Unterscheidung vonDämmstoffen nachihren Eigenschaftenund ihrerVerwendung

Kenntnisse derEinbautechnologie

Fertigkeiten zumEinbau der Dämm-stoffe mit notwen-digen Vorarbeiten

– Kann die rechtlichen und normativen Grundlagennennen

– Kennt die Funktion einer Wärmedämmung – Kennt die Folgen einer mangelhaften Wärmedäm-

mung

– Kennt verschiedene Dämmstoffe– Kann Dämmstoffe beurteilen hinsichtlich ihrer Wär-

medämmeigenschaften und ihrer Brandschutzeigen-schaften

– Kann Dämmstoffe beurteilen hinsichtlich ihrer öko-logischen Verträglichkeit

– Kennt die Verwendungsmöglichkeiten der unter-schiedlichen Dämmstoffe

– Kennt Einbauvorschriften für unterschiedlicheDämmstoffe

– Kennt verschiedene Möglichkeiten zur Erhöhungder möglichen Dämmstoffdicke

– Kennt die Voraussetzungen für den Einbau derDämmstoffe, insbesondere Notwendige Vorarbeitenanderer Gewerke

– Kennt die Vor- und Nachteile dieser Möglichkeiten– Hat Kenntnisse über den notwendigen Holzschutz– Kennt die Möglichkeiten zum Transport und zur

Lagerung von Dämmstoffen– Kennt die Entsorgungsmöglichkeiten für Dämm-

stoffreste

– Benutzt die richtigen Werkzeuge zur Verarbeitungder Dämmstoffe

– Kann Dämmstoffe richtig zuschneiden– Kann Dämmstofe korrekt einbauen

Schriftliche Prüfungmultiple choise

Schriftliche Prüfungmultiple choise

Schriftliche Prüfungmultiple choiseArbeitsprobe

Arbeitsprobe

Zertifizierungsstandard Modul Dach

Die Zertifizierungsmatrix ist der Standard für die erworbene Kompetenz. Die Matrixentspricht in der Struktur und im Aufbau der Kompetenzmatrix. Zu den erworbenenKompetenzen werden die Prüfungskriterien angegeben. Mit dieser Matrix kanndie Kompetenzprüfung durchgeführt werden. Die Matrix dient gleichzeitig alsStandard zur Überprüfung der Institution. Ein Akkreditierungsrat kann mit demStandard feststellen, ob die Zertifizierung auf einer fachlich angemessenen Basisdurchgeführt wird. Es kann mit der Kompetenzmatrix und der Zertifizierungsma-trix festgestellt werden, ob die Institution fachlich angemessen ausbildet.

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29 Umbau und Ko: Zertifizierungsstandard Modul Dach BFW Cottbus

Kompetenzfeld Prüfthemen Prüfkriterien Prüfungsform

2.Die Luftdichtigkeitder Konstruktionherstellen

Notwendigkeit derLuftdichtigkeit unddie Folgen einermangelhaftenLuftdichtigkeit derKonstruktion

Unterscheidung vonMaterialien für Luft-dichtigkeitsschichtennach ihren Eigen-schaften und ihrerVerwendung

Kenntnisse derEinbautechnologie

Fertigkeiten zumEinbau von Luftdich-tigkeisschichten mitAnschlüssen undDurchdringungen

– Kann die rechtlichen und normativen Grundlagennennen

– Kennt die Grundlagen der Wasserdampfdiffusion– Grundlegende Kenntnisse über die Druckverhältnisse

im Gebäude– Kenntnisse über den Zusammenhang von Luft-

strömungen und Feuchtetransport– Kennt mögliche Folgen einer mangelhaft ausgeführ-

ten Dampfbremse/ Luftsperre

– Kennt den Unterschied zwischen Luftsperre, Dampf-bremse und Dampfsperre

– Kennt die wesentlichen Kennwerte für Dampfbrem-sen und Dampfsperren insbesondere den sd Wert

– Kennt unterschiedliche Materialien und kann diesehinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile vergleichen

– Kann zwischen Luft- und Windsperre unterscheidenund kennt die Lage von Luftsperren in der Konstruk-tion

– Kennt verschiedene Materialien zur Abdichtung vonLuftdichtigkeitsschichten

– Kann Abdichtungsmaterial in Abhängigkeit vomMaterial der Luftsperre auswählen

– Kennt verschiedene Materialien und KonstruktiveAusführungen für Anschlüsse an Umfassungsbauteileunter Berücksichtigung

– Kann Konstruktive Ausführungen in Abhängigkeitvom Material der Luftsperre und vom anzuschließen-den Bauteil auswählen

– Kennt Möglichkeiten zur Abdichtung von Durchdrin-gungen der Luftsperre

– Kann unterschiedliche Materialien für Luftdichtig-keitsschichten zuschneiden und verlegen Arbeits-probe

– Kann Materialstöße mit Luftsperren fachgerechtabdichten

– Kann Anschlüsse an Umfassungsbauteile luftdichtherstellen

– Kann Durchdringungen fachgerecht anarbeiten

Schriftliche Prüfungmultiple choise

Schriftliche Prüfung multiple choise

Schriftliche Prüfung multiple choiseArbeitsprobe

Zertifizierungsstandard Modul Dach

Arbeitsprobe

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30 Umbau und Ko: Zertifizierungsstandard Modul Dach BFW Cottbus

Kompetenzfeld Prüfthemen Prüfkriterien Prüfungsform

3.Kommunikation

Die Notwendigkeiteiner Wärmedäm-mung und der Luft-dichten Ausführungder Konstruktionerläutern

Mögliche Folgeneiner mangelhaftenLeistungsausführungnennen

Notwendige Hand-lungsabläufe undArbeitsschritte zurLeistungsausführungerläutern

Möglichkeiten zurQualitätskontrollekennen und erläutern

– Prinzipien der EnEV nennen– Notwendigkeit von Wärmedämmungen erläutern– Notwendigkeit der Luftdichtigkeit erläutern– Den Begriff Luftdichtigkeit erklären

– Mögliche folgen einer mangelhaften Wärmedäm-mung nennen

– Den Begriff Wärmebrücke erklären– Mögliche folgen einer mangelhaften Luftdichtigkeit

nennen– Den Begriff einer Leckage erklären

– Arbeitsschritte beim Einbau von Wärmedämmungennennen

– Arbeitsschritte beim Einbau von Luftdichigkeits-schichten nennen

– Herstellung Luftdichter Anschlüsse am Beispiel erläu-tern

– Mögliche Fehlerquellen bei der Leistungsausführungnennen

– Funktionsweise einer BlowerDoor erläutern– Anwendungsbereiche der Bauthermografie nennen

Prüfungsgespräch

Zertifizierungsstandard Modul Dach

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31 Umbau und Ko: Zertifikat

DAS ZERTIFIKAT

Im Projekt wurde ein Zertifikat entwickelt, dass die erworbenen Kompetenzen

zum energiesparenden bauen auch visuell gut darstellt. Das Zertifikat ermöglicht

eine Kumulation erworbener Kompetenz. Jede Institution, die ein Modul anbietet,

durchführt und den Teilnehmern anschließend zertifiziert, trägt das im Zertifikat

ein. Das Piktogram wird ergänzt und zeigt so den Kompetenzzuwachs.

Stufe Tätigkeit Kursbeschreibung Credit Stunden

06/2007Fachkraft für umweltgerechtes Bauen im BestandIAWM B-4700 Eupen06/2007ZAWM B-4750 Sankt Vith

6 F globale Wärmeverlustberechnung 3 166 D Belüftung: Wärmerückgewinnung 3 16

03/2007Kompetenzzentrum D-01754 Cottbus

6 C Oberflächentemp.: Fensterlaibung 2 86 B Wand-Bodenpl.: Wärmeverlust 2 86 A Thermographie der Dachhaut 2 8

12/2006ZSBD PL-Poznan

5 C Spez. Wärmeverluste: Laibungen 2 1608/2006

4 C Spez. Wärmeverluste: Laibungen 2 1606/2006ATC International DK-8000 Aarhuus

5 E Einbau von Solaranlagen 3 1602/2006

4 E Einbau von Solaranlagen 3 1612/2005

Thomas GilessenName

Herbesthaler Strasse 137Strasse

BB--44770000 LLoonnttzzeennWohnsitz

18/07/1971geb.

LiégeGeburtsort

999-98-5197Pass-Nr.

IAWMIn den Loten 3A

B-4700 Eupen

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Polen - Zwizek Rzemiosa PolskiegoBeruflich erworbene Qualifikationen im KurssystemAnwendung von energiesparenden Techniken im BauwesenSystem – Prozedur – Instrumente

(Nach Korrektur und rechtlicher Anpassung an die seit April 2006 in Polen gel-tenden Vorschriften)

Bestätigung des Erwerbs beruflicher Qualifikationen auf Landesebene

1. Auf Landesebene ist der Hauptentscheidungsträger der Staat, der gemäß seinerMacht für ein rechtliches Landessystem sorgen so wie die dazugehörige interna-tionale Kooperation fördern kann. Hierzu gibt es drei Partner:

– Staat (1.)– Arbeitgeberorganisationen, Wirtschaftsselbstverwaltung (2.)– Arbeitgeberorganisationen, Gewerkschaften (3.)

Das Thema der Bewertung der außerschulisch erworbenen Berufsqualifikationenvon Mitarbeitern sollte sich in den Arbeitsverträgen oder in den Branchenverein-barungen widerspiegeln, was später seine Fortsetzung direkt in den Arbeitsvor-schriften und der Arbeitsvergütung wieder findet.

Das Verfahren der Bildung von Tarifabkommen oder Branchenvereinbarungengeht über die Rahmen dieser Ausarbeitung hinaus und hat seine eigene Rechts-form.

1.1.1 Die Rolle des Staates ist Festlegung der Berufsstandards, die Festlegung der Stan-dards der Berufsqualifikationen, die Festlegung des Zertifizierungssystems vonQualifikationen und die Benennung der akkreditierten Zertifizierungsinstitutio-nen. Am Beispiel Polens kann man feststellen, dass dieses Problem auf der Regie-rungsebene gelöst werden muss, z.B. in Form einer Ministerratsverordnung, dadiese Problematik im Interessenbereich von drei Ministerien liegt, d.h. des Minis-teriums für Bildung und Wissenschaft, des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums,und zusätzlich im Interessenbereich aller kompetenten Ressorts die heutzutageden Begriff „Beruf“ bestimmen. Die Arbeiten der Regierung sollten in der Einver-nehmung mit den gesellschaftlichen Partnern – den Vertretern von Arbeitgebernund Arbeitnehmern von der ersten Stufe der Grundlagen bis zum Endprodukt ver-laufen, was der einfachste Weg zur Lösung des Problems der Anerkennung vonDokumenten ist.

Umbau & KO: Zertifizierung 11Die Landesvorschriften sollen Vereinbarungen enthalten, welche die Landesebe-ne betreffen:

- Zertifizierungssystem und Benennung von Institutionen und Organisationenwelche zertifizierungsberechtigt sind,

- Voraussetzungen für die Zertifizierung,- Bestimmung von Zertifizierungsresultaten, Benennung von Dokumenten und

ihre Bedeutung (Wichtigkeit).

Die auf der Landesebene getroffenen Entscheidungen sind für die Unternehmenbindend.

2. Arbeitgeberorganisationen, Berufsselbstverwaltungen und wirtschaftliche Selbst-verwaltungen, die landesweiten Charakter haben, sind natürliche Partner desStaates auf der Etappe der Bildung von Systemen der Berufsstandards, Qualifizie-rungsstandards mittels Lösungsvorschlägen, Beurteilungen der Projekte, Hilfe bei

ANALYSE DER UMSETZUNG EINER ZUKUNFTSGERECHTEN ZERTIFIZIERUNG

32 Umbau und Ko: Kompetenzen und Zertifizierung Oberstufenzentrum Bautechnik II

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der Einführung durch Einwirkung auf die Arbeitgeberverbände. In Polen – ähn-lich wie in anderen europäischen Staaten gibt es keine Pflicht bei der Vereinigungvon Arbeitgebern in Arbeitgeberorganisationen, was die Einführung des Systemserschwert, da es die Beeinflussung der Arbeitgeberorganisationen einschränktund somit die Notwendigkeit von staatlichen Regelungen begründet ist.

3. Arbeitnehmerorganisationen – die Gewerkschaften sind natürliche Partner aufder Etappe der Bildung von Systemen der Berufsstandards und der Qualifizie-rungsstandards mittels Lösungsvorschlägen, Beurteilung von Projekten, Hilfe beider Einführung. Aufgabe der Gewerkschaften auf dieser Ebene ist auch die Aus-wirkung auf ihre Partner d.h. die Arbeitgeberorganisationen damit das Problemder Qualifikationen mit dem Vergütungssystem und dem Prämiensystem imUnternehmen verbunden wird, was sich in den Tarifbestimmungen und Bran-chenvereinbarungen wieder spiegeln sollte.

4. Von der polnischen Handwerkerorganisation werden Qualifizierungsdokumente inForm von Gesellenbriefen und Meisterbriefen ausgestellt. Sie werden – nur nachden Prüfungen von den Handwerkskammern laut der Vollmacht der staatlichenRechtsakten – des Handwerksgesetzes, der Ausführungsverordnung des Bildungs-ministers ausgestellt. Diese Dokumente bestätigen die Berufsqualifizierung undsind im staatlichen Qualifizierungssystem eingebunden - sie entsprechen denZeugnissen eines qualifizierten Arbeiters (Berufstitel) und dem Meisterdiplom,welches von den Kuratorien nach der bestandenen Prüfung vor einem staatlichenKreisprüfungsausschuss ausgestellt werden. In der Handwerkerorganisation giltdie Grundregel, dass Bescheinigungen ausgestellt werden, welche die Teilnahmean Kursen, Schulungen und Seminaren die von den Innungen und Handwerks-kammern organisiert wurden, bestätigen. Die Handwerkskammern führen Bücherder durchgeführten Gesellenprüfungen und Meisterprüfungen und die Form die-ser Dokumentationen wurde vom Bildungsminister festgelegt. Auch die staatli-chen Prüfungen sind nach Vorschriften des Bildungsministers registrierpflichtig,die ausgestellten Bescheinigungen müssen vom Prüfungs-/Kursorganisator regis-triert werden. Der Polnische Handwerkerverband führt keine und wird in Zukunftkeine Register der von den Handwerkskammern ausgestellten Dokumente führen,da es dafür weder Rechtsgrundlagen noch sachliche Begründungen gibt. Im pol-nischen Rechtssystem muss eine Person, welche ein Unternehmen gründet, keineNachweise seiner beruflichen Qualifikationen liefern. Polnische Staatsbürger, wel-che Dokumente besitzen, die ihre beruflichen Qualifikationen bestätigen und vonausländischen Handwerkskammern ausgestellt wurden, sollten sie legalisieren.Dies bedeutet eine Bestätigung der Authentizität von Gesellenzeugnissen odereines Meisterdiploms mittels einer entsprechenden Klausel auf der Rückseite desDokumentes vom Polnischen Handwerkerverband, und später eine Bestätigungvom Polnischen Auswärtigem Amt.

Umbau & KO: Zertifizierung 12

Die Angelegenheit der gegenseitigen Anerkennung von Dokumenten durch Part-nerstaaten ist schwer zu lösen, da es sich hier um verschiedene Rechtssystemeund unterschiedliche wirtschaftliche Prozesse handelt. Vereinbarungen zwischenPartnerorganisationen ohne Einbindung in das staatliche System werden keineEffekte bringen.(…)

Der vollständige Text ist auf der Webseite www.umbau-und-ko.eu abrufbar.

33 Umbau und Ko: Kompetenzen und Zertifizierung Oberstufenzentrum Bautechnik II

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MODULE

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MODULE, GRUNDLAGEN EINER PRAXISNAHEN GESTALTUNG

Module sind Teile eines Ganzen: „Jedes System besteht aus einer Vielzahl vonModulen (....), wovon jedes Einzelne zum Funktionieren des gesamten Systemsbeiträgt oder gar unerlässlich ist“.1

Eine einheitliche Definition des Modulbegriffes ist bis heute weder in der inter-nationalen noch in der deutschen Debatte vorhanden. Die anzutreffenden Defi-nitionen sind - genau wie die des jeweiligen Kompetenzbegriffes - kontextge-bunden. Es geht darum, in dem Projekt für den Kontext der zu entwickelndenModule eine Definition zu finden und umzusetzen, eine Definition mit der dasProjekt zum einen gut arbeiten kann und die zum anderen weitgehend denAnforderungen der aktuellen berufspädagogischen Debatte entspricht. Es gibtzwei wesentliche Kriterien: Von Modulen sprechen wir im engen Sinne immerdann, wenn es zu einem Modul eine Alternative gibt und somit eine Gesamtqua-lifikation auf unterschiedlich gestalteten Lernwegen erreicht werden kann. Fernerist die Zertifizierung jedes einzelnen Moduls ein wichtiges Kriterium. Sind die Kri-terien nicht erfüllt, sprechen wir nach meinem Verständnis nicht von Modulen,sondern in der Regel von Bausteinen. Bausteine können auch Teile eines Modulssein. Es ist möglich, ein Modul aus unterschiedlichen Bausteinen zusammenzu-setzen.

Modularisierung kommt in zwei Grundvarianten vor: als generelles Ordnungsprinzip beruflicher Kompetenzen, oder aber als didaktisches Gestaltungsprinzip.

Ausgangspunkt dabei ist die Frage, was genau zerlegt bzw. in Module unterteiltwerden soll. Werden Qualifikationen als Anforderung aus dem Arbeitsprozessmodularisiert oder aber wird ein Lernprozess modularisiert?

Im ersten Fall modularisiert man ausschließlich Lernergebnisse. Wird Modula-risierung als generelles Ordnungsprinzip verstanden, handelt es sich um zerleg-bare und in sich abgeschlossene und damit zertifizierbare Teilqualifikationen.Man modularisiert ausschließlich Lernergebnisse im Hinblick auf ihre Verwertbar-keit im Arbeitsprozess und dieser ist – je nach Methode seiner Erfassung – dieReferenzgröße für die Modulschneidung und Modulgestaltung.

Im zweiten Fall, beim didaktischen Gestaltungsprinzip, werden hingegen Qua-lifikationsbündel, meist ausgedrückt als Lernziele oder Lernfelder bzw. Lernberei-che, in Lerneinheiten oder –abschnitte zerlegt und nach ausbildungs- und/odercurricularen Prinzipien gebündelt. Dies geschieht vornehmlich nach Kriterien derLernorganisation, der gesammelten Erfahrung mit Ausbildung sowie Konzeptendidaktischer Gestaltung von Lernumgebungen und Lernorten.

Die erste Variante zerlegt, wie ausgeführt, eine Gesamtqualifikation in Teilquali-fikationen. Diese wiederum werden als Lernergebnisse bzw. Kompetenzen be-schrieben. Sie werden einzeln geprüft und zertifiziert. Die Summe der zertifizier-ten Teilkompetenzen ergibt nach einem vorgegebenen Standard – verstanden alsAnforderungsprofil gezeigter Handlungsdispositionen, auch Performance genannt –eine anerkannte Gesamtqualifikation, die auf dem Arbeitsmarkt verwertbar ist.

Die zweite Variante zerlegt den Lernprozess in Lerneinheiten nach curricularenund didaktischen Prinzipien. Die Prüfung erlernter Kompetenzen ist in aller Regelmehr oder weniger eng mit dem System der Aus- und Weiterbildung verbundenund erfolgt über eine Abschlussprüfung. Der Unterschied dieses als stärker„input-gesteuert“ bezeichneten Systems besteht in der nachgeordneten undzusammenfassenden Bewertung der Lernergebnisse einzelner Module: Sie sindkeine Teilqualifikationen mit eigener Zertifizierung, und in diesem Sinne für sichgenommen wertlos. Erst als Ganzes ergeben sie die nötigen Qualifikationen füreinen Abschluss.

In der Praxis haben wir es heute in den meisten Fällen mit einer dritten Varian-te zu tun, die eine Kombination der vorgestellten Varianten darstellt. Es handeltsich dabei um eine Kombination oder vielmehr Erweiterung der ersten Variante,und damit um ein sowohl input- wie auch output-gesteuertes System von Modu-len. Module werden auf der Outputebene, der Ebene erworbener Kompetenzen

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1 Sellin, Burkhard: Berufsbil-

dung in Europa: Auf dem Weg

in ihrer Modularisierung? CEDE-

FOP Panorama 1994, S. 2

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als einzeln zertifizierbare Kompetenzbündel verstanden. Sie beziehen sich aufzerlegte Tätigkeiten, sind also einerseits Teil eines Tätigkeitszusammenhanges, derin Kompetenzen oder Teilkompetenzen ausgedrückt wird. Auf der anderen Seitebeschreiben Module auch Eingangsqualifikationen sowie Lerninhalte, eine sinn-volle Strukturierung der Inhalte sowie Handlungszusammenhänge, in denen dieHandlungen ausgeführt werden sollen.

Ich fasse zusammen: Ein Modul verstehen wir als eine selbstständige, in sichabgeschlossene (Aus- bzw.) Weiterbildungseinheit, die eine bestimmte Größeaufweist und sowohl über einen voraussetzungsdefinierten Eingang (Lernvoraus-setzungen) wie auch über einen kontrollier- bzw. zertifizierbaren Ausgang (Lern-ergebnis) verfügt. Das Lernergebnis soll als Bündel von Kompetenzen beschriebensein. Die Module sind durch die Lernenden entweder frei oder eingeschränktwähl- und kombinierbar und führen zu flexiblen Qualifikationen auf unter-schiedlichem Niveau. Auf diese Weise beziehen sie sich auf die individuellenVoraussetzungen der Fachkräfte, auf berufliche Anforderungen und nicht zuletztauf gesellschaftliche Anforderungen.

Beispiel: Wir erarbeiten ein Modul für Facharbeiter des Bauhauptgewerbes (indi-viduelle Voraussetzungen), die fähig sein sollen, bestimmte – das heißt von unsnach einer Tätigkeitsanalyse zu bestimmende - Wärmedämmmaßnahmen an derGebäudehülle, insbesondere an Außenwandkonstruktionen, fachgerecht (beruf-liche Anforderung an die Tätigkeit) und gemäß den Anforderungen der EU-Gebäu-derichtlinie und der ENEV (gesellschaftliche Anforderung) auszuführen.

Weiterhin ist es erforderlich, sich auf ein pragmatisch anwendbares Verständnisvon Kompetenzen zu verständigen. Aus pädagogischer Sicht sind Kompetenzen inder deutschen Tradition des Bildungssystems als dem Menschen eigentümliche(subjektive) Fähigkeiten oder auch Handlungsdispositionen anzusehen, die erunabhängig von einer speziellen Handlungssituation aufweist.2

Im Gegensatz dazu verstehen wir unter Qualifikationen die angemessene Bewäl-tigung konkreter Anforderungen eines Tätigkeitsbereiches in bestimmten konkre-ten Arbeitssituationen.

Im Kontext des Projektes sei unter Kompetenz die Fähigkeit, eine Arbeitsaufgaberichtig auszuführen, verstanden. Es steht die situationsspezifische Handlungsfä-higkeit in der Arbeitspraxis im Vordergrund. Für die Untersuchung der auszufüh-renden Tätigkeiten hat Kompetenz mindestens zwei verschiedene Dimensionen:praktische Fertigkeiten und Kenntnisse, konkretes Fachwissen sowie das Wissenvon Zusammenhängen.

Kompetenz meint in diesem Zusammenhang und im Sinne beruflicher Hand-lungskompetenz die Fähigkeit, eine Arbeitshandlung effizient und gut, d.h. dengeforderten Tätigkeitsanforderungen entsprechend, auszuführen.

Ich schlage zur Beschreibung der Module folgende Gliederung vor:

1. Kompetenzen: Leitfrage: Was kann die Fachkraft nach Absolvierung des Moduls?Beschreibung der Kompetenzen, die mit dem Modul erreicht werden sollen.Dazu gehört auch eine klare Abgrenzung des Kompetenzbündels dieses Modulsgegen das anderer Module (Einordnung des Moduls in eine Modulstruktur). ZumKompetenzbegriff sei auf das Papier Kompetenzen und Zertifizierung verwiesenim Projekt Umbau und Ko.

2. Prüfung: Wie soll die neu erworbene Kompetenz gezeigt werden (Performanceund Performance-criteria)? Wie sollen die Kompetenzen geprüft werden, damitzertifiziert werden kann? Wer zertifiziert? Hierzu gehört aus meiner Sicht eineMusteraufgabe oder die Beschreibung mehrerer Aufgaben, die zu erfüllen sind.An dieser Stelle ist zu klären, ob sich jemand zur Zertifizierung anmelden kann,ohne das Modul in der Institution belegt zu haben. Eine klare Beschreibung derAufgaben, die ausgeführt werden sollen, lässt die Zertifizierung zu. Denkbar istauch, das jemand nur einen oder zwei Baustein(e) eines Moduls belegt, weiler sich bereits anderweitig zum Teil qualifiziert hat.

3. Kontext / Situationsbeschreibung: kurze Beschreibung des Handlungszusam-menhangs, in dem die Tätigkeiten ausgeführt werden sollen. Kurze Beschrei-

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2 Sellin, Burkhard: Berufsbil-

dung in Europa: Auf dem Weg

in ihrer Modularisierung?

CEDEFOP Panorama 1994, S. 2

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bung der Anforderungen an die Tätigkeiten wie z.B. Qualitätskriterien, sowiedes gesellschaftlichen Hintergrundes – z.B. ENEV in der Fassung von 2002,Gebäuderichtlinie der EU, Hinweis auf Klimaziele.

4. Zugeordnete Fertigkeiten und Inhalte: Auflistung der Fertigkeiten und dererforderlichen Kenntnisse (Fachinhalte), die erlernt werden sollen.

5. Lernvoraussetzungen: Angabe zu den Voraussetzungen. Dazu gehört auch,welche Module dem zu absolvierenden Modul vorausgehen, wenn nach eini-ger Zeit mehrere Module zum Thema erstellt worden sind. Beispiel: „DiesesModul richtet sich an (z.B.) Fachkräfte, die den Facharbeiterabschluss habenund über einige Jahre Berufserfahrung verfügen.“ Oder: „Voraussetzung ist dieAbsolvierung des Grundmoduls „Grundlagen der Energieeinsparung durch dieAußenhülle(...) und zugehörige Berechnungsverfahren gem. ENEV“.

Es sei an dieser Stelle offen gelassen, ob methodische Hinweise in eine Modulbe-schreibung aufgenommen werden sollen. Das gehört im Sinne einer Outcomeori-entierung genau genommen nicht in die curriculare Beschreibung des Moduls.Dies ist der Lernorganisation zuzurechnen. Es ist allerdings sinnvoll, einen Hin-weis auf ein handlungsorientiertes Lernen oder auch ganzheitliches Lernen auf-nehmen. Wichtig ist dieses bei der Prüfung der Kompetenzen: Wenn das Projekteine Musteraufgabe zur Prüfung der Kompetenz vorlegt, ergibt sich daraus, ob einTeil der Prüfung handlungsorientiert erfolgt. Darüber ist indirekt ein Methoden-hinweis gegeben, denn wenn in der Prüfung eine Handlung, z.B. eine Beratungausgeführt werden soll, muss auch handlungsorientiert oder in einem kleinenAusbildungsprojekt oder mit Lern- und Arbeitsaufgaben ganzheitlich ausgebildetwerden.

Was ist zu tun und worüber muss sich das Projekt verständigen, bzw. welche ein-heitlichen Normen sind aufzustellen? 1. Auf welchen Niveaustufen entwickeln die Projektmitarbeiter Module? Beispiel:Für Auszubildende als Zusatzqualifikation, Facharbeiter mit Berufserfahrung,Meister – hier ist vor allem zu klären, ob die Voraussetzungen zwingend überformale Ausbildungsstufen beschrieben sind oder stellen wir z.B. sehr erfahreneFacharbeiter, die sich bereits weiterqualifiziert haben und Fachkräfte auf derMeisterebene (Poliere) gleich?2. Welchen zeitlichen Umfang sollen Module haben? (z.B. 40, 80 Stunden – 120Stunden)3. Soll ein Modul in zwei oder drei Bausteine gegliedert werden können?4. Wie beschreiben wir ein Modul – Gliederung s.o.

Es sind Setzungen erforderlich, um das Projektziel einer einheitlichen Gestaltungeinhalten zu können. Diese Setzungen sind die Voraussetzung für eine einheitli-che Zertifizierungsstrategie.

Hans-J. Lindemann

37 Umbau und Ko: Module Oberstufenzentrum Bautechnik II

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LERN- UND ARBEITSAUFGABE DES OSZ BAUTECHNIK II

Angebot für energieeinsparende Maßnahmen

Berlin, 26. 9. 2006

AAuussggaannggssllaaggee:: Sie haben den Auftrag, das Bezirksamt Pankow als Bauherren zuberaten. Die Schule wird neu gebaut. Dabei bleibt das Werkstattgebäude stehen,soll aber in energietechnischer Hinsicht verbessert werden. Das Werkstattgebäudewird nach dem Umzug in das neue OSZ-Gebäude an das Bezirksamt zurückgege-ben. Der Bauherr möchte das Gebäude in energietechnischer Hinsicht so umbauen,dass es den in der neuen Energieeinsparverordnung von 2002 vorgesehenen Stan-dards entspricht. Der Bauherr ist ökologisch sehr interessiert und möchte Energieeinsparen, möglicherweise auch über die in der Energieeinsparverordnung gefor-derten Werte hinaus. Allerdings weiß der Bauherr noch nicht, was an Kosten aufihn zukommt. Ihr Team hat die Aufgabe, dem Bauherrn einen Vorschlag zu unter-breiten. Grundriss, Ansichten und Schnitte sind zu zeichnen, da im Archiv nichtvorhanden. Informieren Sie sich über die vorhandene Außenwandkonstruktionund die Fenster. Wenn Sie die Tür/en einbeziehen wollen, können Sie das tun –für die Note 1 unerlässlich.

AArrbbeeiittssaauuffttrraagg:: Erarbeiten Sie einen Vorschlag für eine Verbesserung der Wärme-dämmmaßnahmen gemäß der EnEV aus dem Jahre 2002. Sie sollen einen Ener-giepass erstellen. Kalkulieren Sie die Kosten für Ihren Vorschlag. Die von Ihnengewählten Maßnahmen zur Verbesserung der Energiebilanz sind vor dem Hinter-grund der entstehenden Kosten zu begründen. Gehen Sie davon aus, dass dieHeizung erneuert werden muss – allerdings nur der Kessel. Wählen Sie eine neueAnlage und erkundigen Sie sich nach den Kosten – pauschale Angabe der Kostenreicht aus.

Legen Sie eine repräsentative Bauherrenmappe vor – jede/r einzeln.

Teilaufträge:11.. EErrsstteelllleenn SSiiee eeiinn AAuuffmmaaßß..Zur Durchführung des Aufmasses werden drei Aufmaßgruppen gebildet. Entsen-den Sie in jede Aufmassgruppe mindestens ein Mitglied Ihres Teams. Die Ver-messung des Gebäudes wird an zwei Tagen durchgeführt.1. Tag: A-Gruppe 1: Vorderseite, Süd-, Ostseite, rechte Seite (Giebel) des Gebäudes

Gebäude, zugehörige Innenmaße1. Tag: A-Gruppe 2: Rückseite (Straßenseite) des Gebäudes, linke Seite (Giebel)

Gebäude, zugehörige Innenmaße1. Tag: A-Gruppe 3: Dachkonstruktion, außen und innen

Höhenmaße, Detailmaße aller Fenster und Türen

Aufmaß: 27/10/2006 / Vorbereitung am 26. 10. 2006 Stellen Sie sicher, dass Sie dasGebäude in der Gounodstraße am 26. 10. betreten können. Stellen Sie sicher, dassSie alle notwendigen Messinstrumente zur Hand haben.

Erster Arbeitsauftrag: Bilden Sie drei Aufmassgruppen.

Bevor Sie mit dem Aufmaß beginnen, erstellen Sie in Ihrem Stammteam bitte einenArbeitsplan. Dieser Arbeitsplan ist vor Beginn der Aufmassarbeiten in Kopie abzu-geben.

22.. TTeeiillaauuffttrraagg:: Zeichnen Sie im Team den Grundriss ohne die Außenkanten derWände. (Jede/r gibt alle fünf Pläne ab.) Es sind ferner ein Längsschnitt nahe derStraßenseite, ein Längsschnitt der Hofseite sowie Querschnitte an unterschiedlichenStellen des Gebäudes zu zeichnen. Jedes Teammitglied reicht entweder einengeforderten Längsschnitt oder zwei Querschnitte ein. Ferner sind mindestens zweiDetailzeichnungen zu erstellen, ein Detail bezieht sich auf den Anschluss derWärmedämmung an das neue Fenster. Teilen Sie die Arbeit ein und vereinbarenSie, wer im Team welche Schnitte zeichnet. Erstellen Sie ferner eine Checkliste, mit

38 Umbau und Ko: Module Oberstufenzentrum Bautechnik II

Im OSZ Bautechnik IIwerden TechnischeAssistenten für Daten-verarbeitung / BereichBauwesen ausgebildet.Im 3. Ausbildungsjahrlernen die Auszubilden-den in einem Bausteinzur Energieeinsparungdie Planungsgrundlagenfür energieeinsparendeMaßnahmen beim Neu-bau und in der Gebäu-desanierung kennen.Wir präsentieren dielern- und Arbeitsaufga-be, die die Auszubil-denden in den Test-phasen bearbeitenmussten.

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der Sie die fertigen Zeichnungen überprüfen können. Das Ergebnis Ihrer Arbeits-besprechung (Arbeitsplanung für die Zeichnungen) und die zugehörige Checklisteist vor Beginn der Arbeit an den Zeichnungen abzugeben.

33.. TTeeiillaauuffttrraagg:: Erstellen Sie einen Vorschlag für Wärmedämmmaßnahmen. Einezusätzliche Wärmedämmung ist einzubauen: a) alle Außenwände – wählen Sieeine Außenwandkonstruktion, b) Decke oder Dach und c) im Bereich der Fensterund Türen. Jedes Teammitglied wählt unterschiedliche Fenster. (Einzelleistung)Jede/r erarbeitet seinen Vorschlag. Sie können sich im Team bei der Arbeit gegen-seitig unterstützen.

Ihre Ergebnisse geben Sie bitte in das Rechenschema zur Erstellung des Ener-giepasses ein. Die Rechnung ist als Kopie und Diskette oder CD einzureichen bzw.dem Lehrer zu kopieren.

44.. TTeeiillaauuffttrraagg:: Vervollständigen Sie die Zeichnungen, wenn Sie die Außenwand-konstruktion und die Dämmung für das Dach sowie Fenster und Türen gewählthaben

55.. TTeeiillaauuffttrraagg:: Kalkulieren Sie die Kosten für das Aufbringen bzw. die Einbau derWärmedämmung. Überlegen Sie, wie der Außenputz – je nach Wandkonstruktion- dann zu gestalten ist. Ferner sind die Kosten für die Erneuerung von Fenster undTüren zu kalkulieren.

Ihrer Mappe sind die Prospekte der gewählten Fenster und Türen beizufügen.

ZZuussaattzzaauuffttrraagg ((ffüürr ddiiee NNoottee 11 uunnvveerrzziicchhttbbaarr)):: Im Gebäude in der Maurerwerkstattist eine Tür, die nach den Wärmedämmmaßnahmen die alte volle Breite habensoll. Überlegen Sie, wie das zu lösen ist. Wie ist der Anschluss der Wärmedäm-mung an den neuen Türrahmen zu gestalten? (Bitte mit Detailzeichnung einrei-chen)

ZZeeiittvvoorrggaabbee:: Abgabe TA 42: Dientag, 27. 11. 2006 bis 12:00 Uhr

Ihnen stehen zur Bearbeitung jeweils wöchentlich 4 Zeitstunden zur Verfügung.Sie haben auch die Möglichkeit darüber hinaus in der Lernfirma zu arbeiten.

UUnntteerrssttüüttzzuunnggsslleeiissttuunngg ddeess LLeehhrreerrss:: Während der Bearbeitungszeit finden an ins-gesamt zwei Tagen jeweils 60 Minuten lang Unterrichtsstunden zu spezifischen,für die Bearbeitung des Themas wichtigen baufachlichen Fragen statt.Sie können ferner als Team bei ihrem Lehrer Beratung von insgesamt 60 min. ein-fordern. Sie können ferner Themen vorschlagen, die in den 2 x 60 min behandeltwerden sollen.

AArrbbeeiittsspprroodduukkttee:: EEiinnee rreepprräässeennttaattiivvee MMaappppee ffüürr ddeenn BBaauuhheerrrreenn• Anschreiben an den Bauherren, Baubeschreibung• Grundriss, vier Ansichten, ein Längsschnitt oder zwei Querschnitte, 2 Details, je

nach Absprache im Team• Dokumentation der Arbeitsplanung: Arbeitsplanung des Teams, Ihre eigene

ArbeitsplanungVolumenberechnung, Flächenberechnung, Wärmebedarf – U – Werte (Berech-nungen) - Energiepass• Kostenkalkulation für die Wärmedämmmaßnahmen der Wände und des

Decken- / Dachbereiches – nur Materialkosten, Fenster ( Material- + Lohnkos-ten für den Einbau der Fenster – Ausbau und Entsorgung der alten Fenster -pauschal pro Fenster – erkundigen Sie sich, wie Sie die alten Fenster entsorgen.)

• Zusammenstellung einer Arbeitsmappe mit allen Unterlagen• Kennzeichnung von Einzelarbeiten bei den Zeichnungen (Arbeitsbeleg)• ZZuussaattzzaauuffttrraagg:: Detailzeichnungen für den Bereich der Außentüren, Kostenschät-

zung für die besonderen Baumaßnamen im Türbereich

39 Umbau und Ko: Module Oberstufenzentrum Bautechnik II

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AArrbbeeiittssppllaannuunngg::

1. Informieren Sie sich, welche Fenster Sie beschaffen und einbauen können, wel-che Materialien beim Bau des Gebäudes verwendet wurden und welche Lamb-da-Werte für die vorhandenen Bauteile folglich anzusetzen sind.

2. Sie haben die Möglichkeit, Anbieterfirmen bzw. Baumärkte zu besuchen bzw.diese anzurufen. Sie können sich Angebote für Fenster einholen und auch aufbereits vorhandene zurückgreifen. Falls Sie die Schule verlassen, haben Sie sichvorher bei dem betreuenden Lehrer abzumelden.

3. Überlegen Sie vor dem Aufmass, welche Informationen Sie benötigen. Überle-gen Sie auch, welche Aufmassutensilien Sie benötigen.

4. Sie können sich im Team bei der Arbeit gegenseitig unterstützen. Gefordert istallerdings jeweils Ihr Arbeitsprodukt. Wenn Sie im Team identische Arbeitspro-dukte abgeben, aus denen Ihre Einzelleitung nicht zu erkennen ist, führt daszu Punktabzug. Wählen Sie also Wände und die Dämmung im Dachbereich so,dass Sie eine eigene Wahl treffen.

5. Sie können das Kostenangebot auch per Hand /Taschenrechner berechnen odermit einer Exceltabelle vorlegen.

6. Der betreuende Lehrer steht Ihnen für Rückfragen zur Verfügung. Sie erhalteneine Beratung allerdings nur, wenn Sie sie anfordern.

Besondere Hinweise

Jede/r gibt eine eigene Mappe ab. Die Kooperationim Team ist gestattet. Es ist allerdings sicher zu stel-len, dass jede/r im Team entweder die Dach- dieWand- oder die Fußbodenlösung eigenständig erar-beitet. Teams mit nur zwei Mitgliedern vernachläs-sigen den Fußboden und setzen einen U-Wert von0,51 an.

40 Umbau und Ko: Module Oberstufenzentrum Bautechnik II

BBeewweerrttuunngg::Arbeitsmappe und Diskette oder CD mit allen Zeich-nungen und einer Bewertung der gewählten Kon-struktion, mindestens 50 % sind für eine ausreichen-de Leistung erforderlich.

Die Note „sehr gut“ wird nur vergeben, wenn derZusatzauftrag bearbeitet wird.

Die Note geht als Teil der Vornote in das Prüfungser-gebnis ein.

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Weiterbildung Facharbeiter

Situationsbeschreibung: Die Familie Müller aus Cottbus besitzt ein Haus, dasum 1970 errichtet wurde.Das bisher ungenutzte Dachgeschoss soll zu Wohn-zwecken ausgebaut werden. Zur Sicherstellung einerausreichenden Belichtung und Belüftung der entste-henden Wohnräume ist es notwendig, das zweiDachflächenfenster einbaut werden.Vor fünf Jahren erfolgte eine Neueindeckung desDaches mit Dachziegeln und diffusionsoffener Unter-spannbahn.

Westansicht des Hauses

Bestandsaufnahme Dämmstoffe: Keine Dämmstoffe in derDachkonstruktion

Art der Dachkonstruktion: PfettendachstuhlDachneigung 50°

Sparren: Querschnitt 10/18 lichter Abstand 80 cm

Drempel: Mauerwerk Höhe 48 cm

Aufgabe Erarbeiten Sie einen Vorschlag zum Ausbau des Dach-geschosses!

Beachten Sie die Wünsche der Bauherren nach derVerwendung nachhaltiger und ökologisch verträgli-cher Baustoffe!

Stimmen Sie Ihren Vorschlag mit den Bauherren abund realisieren Sie ihn!

Überprüfen Sie die Qualität der Leistungsausführung,insbesondere die Luftdichtheit, und protokollierenSie die entsprechenden Tests!

BFW COTTBUS: LERN- UND ARBEITSAUFGABE ZUM MODUL DACH

41 Umbau und Ko: Module BFW Cottbus

Diese Lern- und Arbeits-

aufgabe basiert auf der

Kompetenzmatrix des

Modul Dach, siehe Seite 26

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Durchführungsphasen

Informationsphase 1. • Informieren Sie sich über• Vorschriften und Normen• Konstruktionen und Materialien• Schadensbilder an vorhandenen Konstruktionen• Sanierungs- und Erneuerungsmöglichkeiten• Möglichkeiten zur Qualitätskontrolle

Planungsphase 2. • Erarbeiten Sie eine mögliche Ausbauvariante undlegen Sie eine Konstruktion fest

• Fertigen Sie Detailzeichnungen für den Dachquer-schnitt sowie alle notwendigen Anschlüsse an

• Wählen Sie notwendige Materialien und Werkzeugeaus und legen Sie die Arbeitsabläufe fest

Entscheidungsphase 3. Besprechen Sie Ihren Vorschlag mit den Bauherrenund stimmen Sie das weitere Vorgehen ab

4. Koordinierung der auszuführenden Arbeiten unterBeachtung der Schnittstellen angrenzender Gewerke (Elt. / HLS )

Ausführungsphase 5. Einrichten der Baustelle und Bereitstellung dergeplanten Materialien und Werkzeuge

6. Ausführung der geplanten Arbeiten

Kontrollphase 7. Qualitätskontrolle der ausgeführten Arbeiten• Kontrolle durch messtechnischen Mittel wie z.b.

Blowerdoor oder Thermografie

Bewertungsphase 8. Auswertung des gesamten Arbeitsauftrages• Bauabnahme und Abnahmeprotokoll

42 Umbau und Ko: Module BFW Cottbus

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1. Teilaufgabe

Konstruktive Maßnahmen zur Erhöhung der möglichen Dämmstoffdicke

Erarbeiten Sie für das auszubauende Objekt Lösungen zur Erhöhung maximal mög-lichen Dämmstoffdicke für eine Ausführung als Zwischen- und/oder Untersparren-dämmung.

Beraten Sie den Bauherren hinsichtlich der möglichen Lösungen, wählen Sie ge-meinsam mit ihm eine Variante aus und realisieren Sie diese.

Vorhandener Dachaufbau

1 - Dachziegel 2 - Lattung 4 x 6 cm3 - Konterlattung 2,4 x 4,8 cm4 - Unterdeckbahn sd- Wert< 0,20m5 - Sparren

Hinweise

Anforderungen an das HolzHolzschutzStatik des GebäudesAnforderungen an die Verbindungsmittel (auch statische)Aufwand zur AusführungWerkzeuge

Literatur und Hilfsmittel

TabellenbücherLehrbücherHerstellerunterlagen, SystemlösungenModelleggf. Internet- oder Intranetrecherchen

43 Umbau und Ko: Module BFW Cottbus

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2. Teilaufgabe

Einbau von Dämmstoffen zwischen und unter die Sparren

Erarbeiten Sie für das auszubauende Objekt Lösungen für den Einbau von Dämm-stoffen unterschiedlicher Art. Der Einbau soll als Zwischen- und/oder Unterspar-rendämmung erfolgen.

Beraten Sie den Bauherren hinsichtlich der möglichen Lösungen, wählen Siegemeinsam mit ihm eine Variante aus und realisieren Sie diese.

Vorhandener Dachaufbau

1 - Dachziegel 2 - Lattung 4 x 6 cm3 - Konterlattung 2,4 x 4,8 cm4 - Unterdeckbahn sd- Wert< 0,20m5 - Sparren

Hinweise

Anforderungen an die DämmstoffeÖkologie, NachhaltigkeitHolzschutzBrandschutzSchallschutzEinbautechnologieVoraussetzungen zum EinbauAufwand zur AusführungEntsorgung von AbfällenWerkzeuge

Literatur

TabellenbücherLehrbücherHerstellerunterlagen, Systemlösungen

44 Umbau und Ko: Module BFW Cottbus

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3. Teilaufgabe:

Einbau von Luftdichtigkeits- und Dampfbremsschichten

Erarbeiten Sie für das auszubauende Objekt Lösungen für den Einbau von Luft-dichtigkeitsschichten unterschiedlicher Art.

Beraten Sie den Bauherren hinsichtlich der möglichen Lösungen, wählen Siegemeinsam mit ihm eine Variante aus und realisieren Sie diese.

Vorhandener Dachaufbau

1 - Dachziegel 2 - Lattung 4 x 6 cm3 - Konterlattung 2,4 x 4,8 cm4 - Unterdeckbahn sd- Wert< 0,20m5 - Sparren

Hinweise

Anforderungen an die Luftdichtigkeitsschicht/ DampfbremseAnordnung der SchichtÖkologie, NachhaltigkeitHolzschutzEinbautechnologieVoraussetzungen zum EinbauAufwand zur AusführungEntsorgung von AbfällenWerkzeuge

Literatur und Hilfsmittel

TabellenbücherLehrbücherHerstellerunterlagen, SystemlösungenModelleggf. Internet- oder Intranetrecherchen

45 Umbau und Ko: Module BFW Cottbus

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4. Teilaufgabe

Herstellen von Anschlüssen der Luftdichtigkeitsschichten und Dampfbremsen

Erarbeiten Sie für das auszubauende Objekt Lösungen für die Herstellung vonAnschlüssen der Luftdichtigkeitsschichten untereinander und an Umfassungsbau-teile.

Beraten Sie den Bauherren hinsichtlich der möglichen Lösungen, wählen Siegemeinsam mit ihm geeignete Varianten aus und realisieren Sie diese.

Hinweise

Art/ Material der Luftdichtigkeitsschicht/ DampfbremseAnforderungen an die Ausführung der AnschlüsseArt des anschließenden BauteilsÖkologie, NachhaltigkeitEinbautechnologieVoraussetzungen zur Herstellung des AnschlussesAufwand zur AusführungEntsorgung von AbfällenWerkzeuge

Literatur und Hilfsmittel

TabellenbücherLehrbücherHerstellerunterlagen, SystemlösungenModelleggf. Internet- und Intranetrecherchen

46 Umbau und Ko: Module BFW Cottbus

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5. Teilaufgabe

Herstellen und Anarbeiten von Durchdringungen in Luftdichtigkeitsschichtenund Dampfbremsen

Erarbeiten Sie für das auszubauende Objekt Lösungen für die Herstellung und dasAnarbeiten von notwendigen Durchdringungen der Luftdichtigkeitsschichten.Schlagen Sie Maßnahmen zur Minimierung der Anzahl der Durchdringungen vor.Beraten Sie den Bauherren hinsichtlich der möglichen Lösungen, wählen Siegemeinsam mit ihm geeignete Varianten aus und realisieren Sie diese.

Hinweise

Art/ Material der Luftdichtigkeitsschicht/ DampfbremseAnforderungen an die Ausführung der DurchdringungenArt des Durchdringenden BauteilsÖkologie, NachhaltigkeitEinbautechnologieVoraussetzungen zum EinbauAufwand zur AusführungEntsorgung von AbfällenWerkzeuge

Literatur und Hilfsmittel

TabellenbücherLehrbücherHerstellerunterlagen, SystemlösungenModelleggf. Internet- oder Intranetrecherchen

47 Umbau und Ko: Module BFW Cottbus

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Leitfragen für die Informationsphase

1. Ermitteln Sie, ob bei den gegebenen Voraussetzungen die Anforderungen derEnEV mit dem Einbau einer Zwischensparrendämmung erfüllt werden kön-nen!

• Welche Anforderungen stellt die EnEV?• Welchen prinzipiellen Aufbau besitzt ein wärmegedämmtes Dach?• Welche Funktion haben die einzelnen Schichten dieses Aufbaus?• Wie erfolgt die Bemessung der einzelnen bauphysikalisch relevanten Bauteil-

schichten?• Welche Folgen kann eine falsche Materialauswahl oder eine mangelhafte Verar-

beitung haben?• Welche Möglichkeiten gibt es die fachgerechte Ausführung der Leistungen zu

überprüfen und mögliche Fehlerquellen aufzuspüren?

2. Erarbeiten Sie einen Konstruktionsvorschlag, der es ermöglicht eine größereDämmstoffdicke einzubauen!

• Welche Konstruktionen gibt es?• Welches Material wird für die einzelnen Konstruktionen benötigt?• Welche Werkzeuge werden benötigt?• Welche Vor- und Nachteile besitzen die einzelnen Varianten?

3. Wählen Sie einen geeigneten Dämmstoff aus!

• Welche Dämmstoffe kommen für einen Einbau in die Konstruktion infrage?• Wie unterscheiden sich die Eigenschaften und die Umweltverträglichkeit der

einzelnen Dämmstoffe voneinander?• Welche Werkzeuge werden zur Verarbeitung der einzelnen Dämmstoffe benötigt?• Wie werden die einzelnen Dämmstoffe gelagert und transportiert?• Wie werden sie verarbeitet?

4. Wählen Sie ein geeignetes Material als Dampfbremse und Luftdichtigkeits-schicht aus!

• Welche Materialien können als Dampfbremse/ Dampfsperre und als Luftdichtig-keitsschicht eingesetzt werden?

• Wie unterscheiden sich diese Materialien hinsichtlich ihrer bauphysikalischenund mechanischen Eigenschaften?

• Wie werden sie verarbeitet?• Welche Werkzeuge werden zu ihrer Verarbeitung benötigt?

5. Wählen Sie ein geeignetes Material zur Stoßverklebung der Dampfbremse/Luftsperre!

• Welche Materialien können zum Einsatz kommen?• Wie werden sie verarbeitet?

6. Wählen Sie ein geeignetes Material zur Herstellung von Anschlüssen derDampfbremse/ Luftsperre an Umfassungsbauteile und Durchdringungen!

• An welche Bauteile muss die Dampfbremse/ Luftsperre angeschlossen werdenund aus welchem Material können diese bestehen?

• Welche Materialien werden zur Herstellung dieses Anschlusses eingesetzt?• Wie sind diese Materialien zu verarbeiten?• Welchen Einfluss haben Temperatur- und Feuchtigkeitsänderungen sowie Bau-

werksbewegungen auf die Anschlüsse und deren Ausführung?

48 Umbau und Ko: Module BFW Cottbus

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TRAINERLEITFÄDEN

Zur Einweisung der Ausbilder und Dozenten sind Trainerleitfäden entwickelt worden.Sie finden hier die Trainerleitfäden der unterschiedlichen Länder. Die darin ent-haltenen Positionsbezeichnungen beziehen sich auf die Dokumente der Module.Der deutsche Beitrag zum Modul Dach ist anders aufgebaut als der aus Belgien.Beide Formen sind in der Weiterbildungspraxis üblich. Der Trainerleitfaden desBFW Cottbus – siehe weiter unten – enthält eine relativ enge methodische Vor-gabe. Dies resultiert aus dem Typ von Lern- und Arbeitsaufgabe, den die Kollegendes Kompetenzzentrums für nachhaltiges Bauen in Cottbus erarbeitet haben.

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TRAINERLEITFADEN ZUR KOMPETENZ „DÄMMUNG – INNEN“

Modul 02.1.3 Im Anschlussbereich Dach dämmen und sperren

Referent Fachlehrer Xy des ZAWM

Teilnehmerkreis Lehrlinge 3. Lehrjahr „Bauschreiner“ / PraktikantenIn der Grundausbildung

Qualifizierungsziel Sensibilisierung

Der/die Teilnehmer/in kennt:Einbau von Dicht-, Sperr-, und Dämmstoffen im Anschlussbereich „Dach“, hinsichtlich des Energie-effizienten Bauens

Dauer der Qualifizierung Unterrichtseinheiten1. theoretische Kenntnisse,2. praktische Fertigkeiten,3. Aufgaben16 Stunden

Vorkenntnisse Einbauen von Dämmstoffen

Kosten pro Teilnehmer

50 Umbau und Ko: Trainerleitfaden ZAWH Belgien

ZAWH BELGIEN

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Theoretische Kenntnisse

Bausteine Inhalte

Theoretische Grundlagen 2.1.3.1.+- 40% der Zeitvorgabe - Bestandsaufmass

- Zeichnen des Bestandsaufmasses- technische Beschreibung der konstruktiven Form- Katalogisierung der bestehenden Wandaufbauten

2.1.3.2.- Dämmen im Anschlussbereich Wand-Dach- Unterschiedliche Baustoffe und deren Auswirkun-

gen auf den Bestand

2.1.3.3.- Einbautechniken der unterschiedlichen Dämmung

2.1.3.4.Wasserdampfdiffusion

Demonstrationen/Übungen 2.1.3.1.1.1. Aufmass des Bestands erstellen2. Zeichnen des Bestandsaufmasses3. Beschreiben der konstruktiven Form des Bestands4. Katalogisieren der Materialien des bestehenden

Bestands

2.1.3.2.1.- unterschiedliche Dämmschichten einbauen können- Dämmung nach gesetzlichen Vorgaben einbauen

können- ungeeignete Fallbeispiele korrigieren und beheben- die Auswirkungen der Lösungen auf den Bestand

hin dokumentieren- Zusatzmaßnahmen ermitteln und eigenständig

treffen

2..1.3.3.- Vor- und Nachteile unterschiedlicher Dämmstoffe

erklären und begründen,- Anwendungsbeispiele unterschiedlicher Dämm-

techniken kommentieren,

2.1.3.4.- Die Notwendigkeit der Luftdichtigkeit erkennen

und nach spezifischem Fallbeispiel argumentieren,- Die Notwendigkeit der Dampfbremse und –sperre

anhand spezifischen Fallbeispiel argumentierenund erklären,

51 Umbau und Ko: Trainerleitfaden ZAWH Belgien

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Praktische Fertigkeiten

Bausteine Inhalte

Arbeit am Objekt 2.1.3.1.1 bis 2.1.3.1.2+- 60% der Zeitvorgabe - Handhabung der unterschiedlichen Messinstru-

mente, Nutzung der Messinstrumente- Anwendung der allgemeinen Zeichenpraktiken,

(Perspektiven, Parallelprojektionen, Schnittzeich-nungen, usw.…)

2.1.3.3.1 bis 2.1.3.3.2- Neue Dämmungen in Bezug auf bestehende

Situationen einbauen können,- die Einbautechniken beherrschen, verstehen und

anwenden,

2.1.3.4.1. bis 2.1.3.4.4- Die Luftdichtigkeit an den Anschlussbereichen

zwischen Wand und Dach herstellen- eine Dampfbremse und –sperre an den

Anschlussbereichen fachgerecht herstellen könnenund begründen,

- die unterschiedlichen Materialzusammenstellun-gen insbesondere mit der Unterspannbahnabstimmen,

- diverse Anschlüsse an Stößen und Durchdringun-gen herstellen können,

Beratungsfähigkeit

Beratungsgespräch mit Bauherrn oder Mitarbeiterdurchführen

Methode Simulation

52 Umbau und Ko: Trainerleitfaden ZAWH Belgien

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TRAINERLEITFADEN FÜR DAS MODUL DACHGESCHOSSAUSBAU

Die Durchführung des Moduls Dachgeschossausbau erfolgt in Form einer Projekt-aufgabe.

Die maximale Gruppengröße richtet sich nach den Bedingungen in den Ausbil-dungseinrichtungen, besonders für die Durchführung des praktischen Teils derAusbildung sind entsprechende Voraussetzungen nötig. (Dachgeschosse oder Teilevon Dachgeschossen z. B. Sparrenlagen)

Bei fehlenden Möglichkeiten zur Durchführung der bauphysikalischen Prüfungenund Messungen können alternativ auch entsprechende Lehrfilme eingesetzt wer-den.

Die Lern- und Arbeitsaufgabe ist in 5 Teilaufgaben gegliedert.Es ist günstig den theoretischen Teil der einzelnen Teilaufgaben von je einer

Gruppe Auszubilden bearbeiten und die Ergebnisse dann vor der Gruppe präsen-tieren und diskutieren zu lassen.

Die Aufgabenstellung enthält Leitfragen zur Orientierung, diese können auch alsGrundlage für Leittexte genutzt werden. Je nach Ausgangsniveau der Teilnehmerwird die Unterrichtsform gewählt.

53 Umbau und Ko: Trainerleitfaden BFW Cottbus

BFW COTTBUS

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Trainerleitfaden

Modul: DachgeschossausbauZielgruppe: Weiterbildung FacharbeiterZeit: 40,00 Stunden (5 Tage)

Thema mit Selbststudium nur Präsenz

1. Einleitung 0,50 h 0,50 h

1.1 Einweisung in die Aufgabenstellung PM, PM,Ovh 0,40 h Ovh 0,40 h

1.2 Einteilung der Gruppe in Team’s Bea 0,10 h Bea 0,10 h

2. theoretische Kenntnisse 25,00 h 17,00 h

2.1 EnEV und Gebäudeenergiepass Ovh 2,00 h Ovh 4,00 hZiel der EnEV Bea BeaStruktur der EnEVBegriffserläuterungen zur EnEVGeltungsbereich der EnEVBeeinflussung des Energieverbrauches eines Gebäudes durch die unterschiedlich wirkenden FaktorenGebäudeenergiepassSelbststudienzeit zur Vorbereitung Sc, FB 3,00

2.2 Grundlagen der Bauphysik, Wärme- und Feuchteschutz Ovh 4,50 h Ovh 8,00 hWärmetransport durch Bauteile Bea BeaTemperatur-Verlauf in Bauteilen AB ABWasserdampf-Diffusion MS MSTauwasserbildung Mo MoWärmebrückenSelbststudienzeit zur Vorbereitung Sc, FB 5,00 h

2.4 Dachkonstruktionen Ovh 0,50 h Ovh 1,00 hUnterscheidung von Dächern hin- Bea Beasichtlich ihrer tragenden Konstruktion Mo MUnterscheidung von Dächern hinsichtlich ihrer DachhautSelbststudienzeit zur Vorbereitung Sc, FB 2,00

2.5 Überblick wärmegedämmte Ovh, 0,50 h Ovh, 1,00 hDachkonstruktionen: Kaltdächer, Bea BeaWarmdächer, Umkehrdächer Mo, Int Mo, Int

Selbststudienzeit zur Vorbereitung Sc, FB 2,00

2.6 Berechnung der erforderlichen AB 1,50 h AB 3,00 hDämmstoffdicke für eine ZwischensparrendämmungBerechnung des vorhandenen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) für eine DachkonstruktionBerechnung des erforderlichen Wärmedurchlasswiderstandes (R-Wert) für eine ZwischensparrendämmungSelbststudienzeit zur Vorbereitung Sc, FB 4,00

54 Umbau und Ko: Trainerleitfaden BFW Cottbus

Verzeichnis

der Abkürzungen

Ovh - Overhead

Bea - Beamer

PM - Projektmappe

V - Versuch

AB - Arbeitsblatt

P - praktische Übung

Int - Intenet

Mod - Modelle

Vid - Video

MS - Materialsammlung

FB - Fachbuch

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Thema mit Selbststudium nur Präsenz

3. Bauschäden 1,50 h 2,00 h

3.1 Schäden an ausgebauten 1,00 h 1,50 hDachgeschossen: Schadensbilder, Schadensursachen

3.2 Schadensbeseitigung, -vermeidung 0,50 h 0,50 h

4. Bauphysikalische Versuche, Test’s 1,50 h 2,00 hund Messungen

4.1 Wasseraufnahme von und Wasser- AB 1,00 h AB 1,50 htransport in Baustoffen V VMessung der kapillaren Steighöhe von Wasser in BaustoffenAbsolute Wasseraufnahme von BaustoffenWasserabgabe von Baustoffen

4.2 Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen AB, V 0,50 h AB, V 0,50 h

5. selbstständiges Bearbeiten 8,50 h 15,50 hder Aufgabenstellung

5.1 Bearbeitung d. theoretischen Aufgaben AB, Int 2,50 h AB, Int 2,50 h5.2 Präsentation der Ergebnisse 1,00 h 1,50 h

der Aufgabenbearbeitung durch die Team’s5.3 Ausführung der geplanten Leistungen P 2,50 h P 8,50 h5.4 Präsentation der Ergebnisse der

praktischen Arbeit durch die Team´s 1,00 h 1,50 h5.5 Blower Door Messungen Vid, 1,00 h Vid, 1,00 h

AB, V AB, V5.6 Aufnahmen mit der Aufnahmen

mit der Thermokamera V 0,50 h V 0,50 h

6. Zertifizierung 3,00 h 3,00 h6.1 Zertifizierungsaufgaben bearbeiten 2,50 h 2,50 h6.2 Abschluss, Übergabe Zertifikate 0,50 h 0,50 h

55 Umbau und Ko: Trainerleitfaden BFW Cottbus

Verzeichnis

der Abkürzungen

Ovh - Overhead

Bea - Beamer

PM - Projektmappe

V - Versuch

AB - Arbeitsblatt

P - praktische Übung

Int - Intenet

Mod - Modelle

Vid - Video

MS - Materialsammlung

FB - Fachbuch

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REGIONALE ANALYSEN

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BELGIEN: DER BAUSEKTOR –

Grundausbildung, Weiterbildung und selbständige Tätigkeiten

Abstract

Die föderale Struktur Belgiens wirkt sich unmittelbar auf die Ausbildung im Bau-sektor aus. In beiden untersuchten Gemeinschaften – der deutschsprachigen undder französischen – besteht eine rein schulische Ausbildung im Sekundarschul-wesen und eine duale mittelständische Ausbildung. In der DDeutschsprachigenGGemeinschaft (DG) ist jedoch die mittelständische Ausbildung wesentlich stärker.In beiden Gemeinschaften spiegeln acht Tätigkeitsbereiche den Bausektor sowohlin der Erstausbildung wie in der Weiterbildung wieder. In der DG hat das ZAWMEupen mit sieben angebotenen Berufen die größte Angebotspalette, wohingegendie Berufsausbildung der Sekundarschulen sich ausschließlich auf einen Berufkonzentriert. Die Gesetzgebung des föderalen Mittelstandsministeriums hat durchdie Auflistung von 42 geschützten Berufen die Ausbildungsgänge und die entspre-chenden wirtschaftlichen Tätigkeiten stark reglementiert. Die erforderliche Aner-kennung aufgrund fachlicher und betriebswirtschaftlicher Qualifikation bei derzuständigen Behörde, dem Unternehmensschalter, wurde jedoch durch neueregesetzliche Regelungen aufgeweicht.

Einleitung

Ziel der Untersuchung

Die folgende Bestandsaufnahme gibt einen ersten Überblick über die professio-nellen Ausbildungsmöglichkeiten und die Weiterbildungsangebote im Bausektor,sowie die entsprechenden Zertifikate. Anschließend wird dargestellt, welcherechtlichen Anforderungen an jemanden gestellt werden, der im Bereich des Bau-sektors als Unternehmer aktiv werden will. Es wurden Daten der französischenGemeinschaft und der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens ausgewertet. Diefranzösische Gemeinschaft spiegelt mit ca. 3.8 Mio. Einwohnern knapp die Hälfte derBevölkerung Belgiens wieder. Die Ausbildungsstruktur in der zweiten großenBevölkerungsgruppe Belgiens, der flämischen Gemeinschaft (ca. 5.5 Mio. Einwoh-ner), ist jener der französischen Gemeinschaft sehr ähnlich. Die Ausbildungsstruk-tur der deutschsprachigen Gemeinschaft unterscheidet sich deutlich von den bei-den anderen Gemeinschaften, auch wenn ihre Bevölkerung nur rund 70.000Einwohner betrifft.

Bei der Untersuchung der Berufsausbildungen in Belgien sind einerseits dieföderale Struktur des Landes und andererseits die traditionellen kulturellen Aus-bildungssektoren zu berücksichtigen.

Der grundlegende Aufbau des belgischen Ausbildungssystems

Die föderale Struktur Belgiens eignet die Verantwortung für den Bereich derAusbildung drei autonomen Gemeinschaften zu, die die Organisation des Unter-richtswesens selbständig durchführen. Diese drei Gemeinschaften sind: die Com-munauté Française (Französische Gemeinschaft), die Vlaamse Gemeenschap (Flä-mische Gemeinschaft) und die Deutschsprachige Gemeinschaft.

Die traditionellen Ausbildungssektoren unterscheiden sich aufgrund der kultu-rell unterschiedlichen Geschichte: in der DDeutschsprachigen GGemeinschaft (DG) istdas duale Ausbildungssystem vom zahlenmäßigen Verhältnis sehr stark vertreten.Darüber hinaus genießt es hohes Ansehen, während dieser Ausbildungssektor beiden anderen Gemeinschaften eher randständig ist. In der französischen wie derflämischen Gemeinschaft wird der meiste Anteil an Berufsausbildungen in denBerufsschulen des Sekundarschulwesens wahrgenommen. Die mittelständische

57 Umbau und Ko: Regionale Analysen Belgien

Eine Bestandsaufnahmezur Bildungssituation inder Französischen undder DeutschsprachigenGemeinschaft Belgiens

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Lehre oder die Meisterausbildung des dualen Systems spielt in diesen Systemeneine geringere Rolle.

Die föderalen Richtlinien für die beruflichen Ausbildungen werden vom föderalenMinisterium des Mittelstandes wahrgenommen. Im Bausektor gibt es 42 geschütz-te Berufe; deren Ausübung und Anforderungen in Sachen Unternehmensgründungsind vom föderalen Mittelstandsministerium gesetzlich geregelt. Die Ausbildungin diesen Berufen untersteht jedoch der autonomen Aufsicht des zuständigenMinisters der jeweiligen Sprachengemeinschaft. Alle drei Gemeinschaften habenals Ausführungsorgan und Aufsichtsbehörde für die duale Berufsausbildungjeweils ein Institut geschaffen, welches die Ausbildung im dualen System (Lehre,Meister und ggf. Berufspraktikum) überwacht und koordiniert. In der Deutsch-sprachigen Gemeinschaft ist dies das IAWM (Institut für die Aus- und Weiterbil-dung im Mittelstand und in kleinen und mittleren Unternehmen), in der franzö-sischen Gemeinschaft ist das IFAPME (Institut pour la formation alternante despetites et moyennes entreprises) und in der flämischen Gemeinschaft das VIZO(Vlaams Instituut voor het Zelfstandig Ondernemen). Dem jeweiligen Gemein-schaftsinstitut als Aufsichtsbehörde sind als Ausbildungsorte für die theoretischeund praktische schulische Ausbildung im dualen System die sogenannten Zentrenfür die Aus- und Weiterbildung des Mittelstands zugeordnet (ZAWM).

Die Ausbildung in den beruflichen Schulen ist in das technische Sekundarschul-wesen integriert. Wer nach der 6-jährigen Primarschule in einer solchen techni-schen Schule anschließend 6 Jahre den sog. technischen Qualifikationsunterrichtbesucht und erfolgreich abschließt, erhält ein Fachabitur, das zu allen Studienberechtigt. Wer 6 Jahre den sog. beruflichen Unterricht besucht, erhält einenNachweis seiner fachlichen Qualifikation und kann ein 7. Jahr absolvieren und sodieses Fachabitur „A 2“ erhalten, jedoch mit eingeschränkter Hochschulreife. Indiesem Zusammenhang wird ein Befähigungsnachweis für den entsprechendenFachbereich, z.B. Schreiner, ausgehändigt. Die beruflichen Schulen sind demjeweiligen Ministerium für das Unterrichtswesen zugeordnet.

Bestandsaufnahme der Ausbildungen

Ausbildungen in der Französischen Gemeinschaft

Die berufliche Ausbildung im Ganztagssekundarschulwesen der FranzösischenGemeinschaft einschließlich der betreffenden Institutionen in der Region Brüsselumfasst ein Spektrum von 20 Ausbildungsgängen an 135 Schulen. Diese 20 Ausbil-dungsgänge decken zum einen die klassischen Gewerke am Bau ab, wie Bau-schreiner, Sanitär- / Gas- und Heizungsinstallation. Darüber hinaus werden Aus-bildungsgänge angeboten, die allgemeine Bauausbildungen umfassen, wie etwadie Organisation am Bau und den Bereich „Konstruktion“. Dazu kommt derBereich der Renovierung. Diese Unterrichte umfassen sowohl Lehrgänge aus den42 geschützten Berufen (z.B. Schreiner) wie auch Lehrgänge, die den geschütztenBerufen nicht eindeutig zugeordnet werden können, z.B. „Parachevement dubatiment“ (Fertigstellung von Gebäuden).

Die duale Ausbildung: Dem Institut pour la formation alternante des petites etmoyennes entreprises (IFAPME) sind 14 Ausbildungszentren (Berufschulen) zuge-ordnet, die sowohl die Gesellenausbildung wie die Meisterausbildung anbieten.Acht Berufe konnten hierbei den Bauberufen zugeordnet werden: Menusier-char-pentier (Bauschreiner-Zimmermann), Installateur de fermetures de baies (Kon-strukteur von Rundbögen), constructeur de chassis et portes en pvc et aluminium(Türen- und Fensterbauer für Rahmen aus Aluminium und PVC), Maçon-beton-neur (Maurer-Betonhersteller), Couvertures non-metalliques (Dachdeckungen fürNichtmetall), Installateur Sanitaire (Sanitärinstallateur), Installateur en chauffagecentral (Heizungsinstallateur) und Installateur electricien (Elektroinstallateur).Jeder dieser Berufe wird in wenigstens einem der 14 Zentren ausgebildet. Die ein-schlägigen klassischen Berufe wie Bauschreiner-Zimmermann und die Installa-teurberufe werden in mehreren Zentren, wenn nicht allen, angeboten. Ähnlichverhält es sich mit den Meisterkursen.

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Schüler des Baufachs im Ganztagsschulwesen können hier ihre fehlende Pra-xiserfahrung in einem sog. Berufspraktikum (bis zu zwei Jahren) ergänzen undwerden dem Sozialstatut des Praktikanten zugeordnet. Es ist möglich, vom Facha-bitur kommend, umgehend in dieser Praktikumszeit den Meisterkurs zu belegen.

In Zusammenarbeit mit den Sektorenfonds, sprich den Einrichtungen, die imAuftrag der Sozialpartner die Pflichtabgaben der Arbeitnehmer und Arbeitgeberfür Weiterbildung verwalten, sowie dem FOREM (Arbeitsamt) wurden eigens Kom-petenzzentren (z.B. Grace-Hollogne bei Lüttich) errichtet, die sich ausschließlichmit der Ausbildung in den Bauberufen befassen.

Das FOREM (Arbeitsamt) ist mit seinen Weiterbildungs-, Umschulungs- undQualifizierungsmaßnahmen in der Französischen Gemeinschaft noch vor der klas-sischen Lehrlingsausbildung erster Fachkräfteausbilder für den Baubereich.

Ausbildungen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG)

Im Bereich der deutschsprachigen Gemeinschaft befinden sich zwei Sekundar-schulen, die das berufliche Abitur mit einem Befähigungsnachweis anbieten. DasRobert-Schumann-Institut befindet sich im Norden der DG, in der Gemeinschafts-hauptstadt Eupen. Das Technische Institut der Bischöflichen Schule hat seinen Sitzim Süden der DG, in dessen urbanem Zentrum Sankt Vith. Sowohl das Robert-Schumann-Institut wie das Technische Institut bieten einen beruflichen Befähi-gungsnachweis oder das technische Abitur nur für einen Bereich des Bausektorsan, nämlich den Schreinerbereich (ca. 50 – 60 Schüler in allen Jahrgängen).

DDuuaallee AAuussbbiilldduunngg::

Dem Institut für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand und in kleinen und mitt-leren Unternehmen (IAWM) sind zwei Ausbildungszentren zugeordnet, das ZAWMin Sankt Vith und das ZAWM in Eupen. Diese beiden Zentren bieten einerseits fürden Bereich der Gesellenausbildung die folgenden acht einschlägigen Berufe an:Bauschreiner, Bauklempner, Sanitärinstallateur, Heizungsinstallateur, Elektroin-stallateur, Maurer, Dachdecker und Hersteller aus Rahmen für Alu und PVC. Vondiesen acht Berufen werden in Sankt Vith angeboten: der Bauschreiner und derHersteller für Rahmen aus Alu und PVC. Während letzterer im Zentrum Eupen nichtangeboten wird, gibt es hier Kurse der Gesellenausbildung für die sieben ande-ren Berufe.

In der Meisterausbildung kommen im Zentrum Eupen in fast allen einschlägi-gen Bauberufen, jedoch teils zyklisch, Kurse zu Stande. Das ZAWM Sankt Vith bie-tet neben dem Bauschreinermeister zudem regelmäßig den Meisterkurs „Reno-vierung alter Bausubstanz“ an. Über die einschlägigen Bauberufe hinaus könnenMeisterkurse in anderen Bereichen des Bausektors angeboten werden. Dem Meis-terkurs Heizungsinstallateur ist als Zugangsvoraussetzung z.B. der einjährige Aus-bildungsgang „Fachkraft für Energie- und Heizungstechnik“ vorgeschaltet.

Die duale mittelständische Ausbildung in der DG ist um eine pragmatischeZusammenarbeit mit den Nachbargemeinschaften und –regionen bemüht. Es be-suchen z.B. Lehrlinge aus Betrieben der DG Zentren in der Französischen Gemein-schaft und umgekehrt. Auch finden gemeinsame Ausbildungen mit den Partnernder Euregio Maas-Rhein (Handwerkskammer in Aachen oder Berufskollegs in Nie-derländisch Limburg) oder der Großregion Saar-Lor-Lux statt. Ein Beispiel: dergrenzüberschreitende Meisterkurs zum Anstreicher-Bodenverleger-Dekorateur.

Weiterbildungsangebote

Die folgenden Kurse sind eine erste Bestandsaufnahme der Angebotspalette. Auchwerden auf Wunsch von Unternehmen und Verbänden oft spezifische Weiterbil-dungsgänge entwickelt.

Der Fonds de Formation Professionelle de la Construction (FFC) in Lüttich bietetin 27 beruflichen Bereichen des Bauwesens Weiterbildungen an. Die wichtigstenBereiche sind: Vitrier (Glaser), Plafonneur (Pflasterer/Estrichleger), Monteur deChauffage Central (Heizungsinstallateur), Peintre-Decoratuer (Maler-Anstreicher),Maçon (Maurer) und Menusier-Charpentier (Bauschreiner-Zimmermann). DieDauer und Intensität der Kurse ist unterschiedlich und reicht vom eintägigenSeminar bis zum mehrmonatigen Lehrgang. Der Fonds bezuschusst aus seinen

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Mitteln die Angebote der anerkannten Weiterbildungsanbieter und die involvier-ten Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Höhe und Art dieser Unterstützung wirdvon den Sozialpartnern auf föderaler Ebene in den Rahmentarifabkommen fest-gelegt.

Das Arbeitsamt der deutschsprachigen Gemeinschaft ist in Zusammenarbeit mitdiesem Fonds der Bauwirtschaft (FFC) und anderen Kooperationspartnern Trägervon 100 Weiterbildungsangeboten im Bereich Bau. Die meisten Kurse umfassen 32bis 60 Unterrichtsstunden. Einige Angebote sind nur eintägig. Schwerpunkt desAngebotsspektrums ist die Bautechnik. Es folgen: das Mauerwerk, Ausbau ein-schließlich Heizungsbau, Stahlbetonbau und Stahlbau, Straßen- und Kanalbau,Tiefbau, der Umgang mit Baumaschinen, Bedachung und Sicherheit. Andere Kursewerden grenzüberschreitend mit Ausbildungszentren in Deutschland oder Trägerübergreifend mit den mittelständischen ZAWM angeboten. Das Arbeitsamt der DGbetreibt im Rahmen seines Umschulungs- und Berufsbildungsauftrags eine eige-ne Maurerschule (derzeit in Recht, Eifel).

Die ZAWM in Sankt Vith und Eupen bieten unter anderem Seminare zu „Ener-gieeffizientes Bauen“, „Schadensfreie Installation im Stein- und Holzhaus“,„Treppenbau“, „Technisches Zeichnen am PC“, „Sicherheitsschulungen“, oder„Kurse für Gabelstapler- und Kranfahrer“ an. Das Angebotsspektrum umfasst auchfolgende Kurse: im Rahmen der Meisterausbildung Heizungsinstallateur -„Ölbrennerwartung und Feuerungstechnik“, „Regelungstechnik“, „Gasgeräte-technik“, „Befähigungskurs für Erdgasinstallateure“, „Zertifizierung gesetzlicherSicherheitskoordinatoren am Bau“. Darüber hinaus: „Solthermschulung für Archi-tekten“ (Zulassungszertifizierung für Solar- und Energiespartechniken).

Zertifikate

Die gängigen Abschlüsse in den Bauberufen sind schulische (technisches Facha-bitur oder beruflicher Befähigungsnachweis), duale (Geselle oder Meister) odersolche, die durch Umschulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen erworben wur-den.

Die Gesellenausbildung umfasst in der Regel 3 Jahre und kann bei fachlich-schulischer Vorbildung der Einsteiger amtlich verkürzt werden. Mindestvorausset-zung zum Einstieg ist ein Alter von 15 Jahren und das Bestehen/Besuchen deszweiten Sekundarschuljahres (8.Klasse). In der Regel ist das derzeitige Einstieg-salter jedoch 17.5 Jahre im Mittel. Die Meisterausbildung kann unmittelbar imAnschluss an die Berufsausbildung erfolgen und umfasst ca. 800 Unterrichtsstun-den über zwei Jahre verteilt. Der Meisterbrief ist nie alleinige Zugangsmöglichkeitzur Selbständigkeit in einem (Bau)Beruf.

Im Auftrag des föderalen Mittelstandsministeriums prüft eine Behörde, näm-lich der sogenannte Unternehmensschalter (französisch: Guichet unique d’Entre-prises) im Falle einer Unternehmensgründung oder –niederlassung die formaleQualifikation oder Berufseignung der Gründer. Die Qualifikation kann sowohl imdualen System (Meister) wie im technischen und beruflichen Sekundarganztags-schulwesen erzielt werden. Als generell dritte Möglichkeit zur Erlangung einesberuflichen Abschlusses kann jeder Bürger eine Fachprüfung bei der föderalenJury Central (Zentraler Prüfungsausschuss) wahrnehmen. Ein solcher Qualifikati-onsnachweis in Verbindung mit Berufserfahrung kann auch ohne Meisterbrief zurSelbständigkeit führen.

Die Zertifikate werden von den jeweiligen Ausbildungsorten, d.h. Sekundar-schule oder Ausbildungszentrum, ausgehändigt. Dabei werden die Schulen abervon ihren Aufsichtsbehörden und den zugeordneten Ministerien überwacht. ImFall des dualen Systems ist die betreffende Aufsichtsbehörde das Institut (IAWMbzw. IFAPME) welches dem zuständigen Minister der Deutschsprachigen Gemein-schaft unterstellt ist, derzeit der Minister zuständig für Ausbildung, Beschäftigung,Soziales und Tourismus. Im Sekundarschulwesen ist die Aufsichtsbehörde dasUnterrichtsministerium der jeweiligen Gemeinschaft.Die Weiterbildungsangebote mögen zwar mit Teilnahmezertifikaten versehensein; die Gesetzgebung für die geschützten Berufe sieht jedoch vor, dass nur dieeinschlägigen Lehrgänge der dualen und beruflichen Ausbildung, d.h. Gesellen-

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und Meisterbrief bzw. technisches Abitur mit Befähigungsnachweis, zu einer fach-lichen Qualifikation im geschützten Beruf ermächtigen. In diesem Sinne sind alleWeiterbildungsangebote, egal welches Trägers, lediglich eine Zusatzqualifizierungfür bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt bzw. zur persönlichen fachlichen Wei-terqualifizierung. Andererseits eröffnet der Weg über die Prüfung bei der Jury Cen-tral immer noch die Möglichkeit, sich auch über das Fachwissen einer solchenWeiterbildung für die Aktivitäten im geschützten Markt formell zu qualifizieren.

Die formellen Anforderungen für die Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt

Die weitaus meisten Fachkräfte, ob aus schulischer oder dualer Ausbildung bzw.bei Umschulung oä qualifiziert, sind als Arbeitnehmer in der Baubranche tätig.Die besten Arbeitsmarktchancen, zumindest in der Deutschsprachigen Gemein-schaft Belgiens, bieten sich den Absolventen der mittelständischen dualen Aus-bildung. Nach den Schulabgängerstatistiken des Arbeitsamtes (Abgänger 2003)werden mehr als 92% der fertigen Gesellen innerhalb von 1.5 Monaten fest aufdem Arbeitsmarkt vermittelt, wobei der hohe Fachkräftebedarf besonders im Baunoch Ergebnisse über diesem Mittelwert aller Berufe ergibt, nämlich ca. 95%.

Insbesondere für Arbeitnehmer bieten sich lukrative Berufsperspektiven auchim benachbarten Ausland (z.B. Luxemburg), qualifizierte Baufachkräfte sind einExportschlager der Region. Als Plus ist dabei klar die Mehrsprachigkeit und inter-kulturelle Erfahrung in der Grenzregion zu werten.

Die Anforderungen in Sachen Zertifizierung und Zusatzqualifikation an Arbeit-nehmer ist maßgeblich durch den freien Arbeitsmarkt gegeben.

Um sich im Bereich der Baubranche als Selbständiger zu betätigen, muss man –wie oben beschrieben – einerseits fachliche Kompetenzen nachweisen, anderer-seits bedarf es entsprechender Betriebsführungskenntnisse. Wenn man sich imBereich des Bausektors beruflich engagieren will, sind die 42 geschützten Berufezu beachten. Diese Liste der 42 Berufe umfasst nicht nur die Berufe an sich, son-dern legt auch gesetzlich fest, wer welche fachliche Tätigkeit überhaupt anbietendarf. Eine entsprechende detaillierte Beratung hierzu bieten die Existenzgrün-dungsberater. Jemand, der beispielsweise für Schreinertätigkeiten eine Zulassungbesitzt, darf auf der Baustelle keineswegs Elektroinstallationsarbeiten anbieten.Der Unternehmensschalter (Guichet d’Entreprises) überprüft die fachliche Ausbil-dung (z.B. Diplome), die entsprechenden Betriebsführungskenntnisse und nimmtden entsprechenden Eintrag ins Handelsregister / die ZUD (Zentrale Unterneh-mensdatenbank) wahr.

Allgemeine Anforderungen: Betriebsführungskenntnisse

Seit dem 1. 1. 1999 sieht die gesetzliche Regelung in Belgien fünf mögliche Wegezum Nachweis der Betriebsführungskenntnisse vor:

a. Allgemeinbildende Diplome: ein allgemeines (A 1) oder technisches/beruflichesAbitur (A 2) Abitur, das vor dem 30.9.2000 datiert oder ein Abitur nach dem30.9.2000, welches einen Nachweis über entsprechende wirtschaftliche Kennt-nisse verfügt. Es ist geplant, diesen Zugangsweg zukünftig einzuschränken.

b. Ein Meisterbrief: das Bestehen des ersten Kursjahres in den Allgemeinkennt-nissen (Betriebsführungskenntnisse) oder ein spezifischer Schnellkurs Betriebs-führungskenntnisse

c. Die externe Prüfung (Jury Central)d. Berufserfahrung in Leitungspositionen: Nachweis einer Tätigkeit von 5 Jahren

als nebenberuflicher Selbständiger oder von 3 Jahren als vollständig Selbstän-diger

e. Ergänzung durch den Lebenspartner oder Familienangehörige: Ergänzung derBetriebsführungskenntnisse durch einen Lebenspartner (Nachweis von 6Monaten gemeinsamer Wohnung – keine Ehegemeinschaft nötig); ein Famili-enmitglied ersten, zweiten oder dritten Grades (sic!).

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Da nur die geschützten Berufe den Nachweis der fachlichen Kompetenz verlan-gen, kann man sich mit einem dieser Nachweise der Betriebsführungskenntnissegrundsätzlich schon beruflich selbstständig machen. Allerdings erfordern dieTätigkeiten im hier behandelten Baubereich in der Regel einen entsprechendenfachlichen Nachweis.

Fachliche Kompetenz

Der Nachweis der fachlichen Kompetenz ist notwendig, damit man in einemTätigkeitsbereich eines der 42 geschützten Berufe selbständig aktiv werden kann.Der Nachweis dieser Fachkenntnisse kann folgendermaßen erbracht werden:

a. Gesellenbrief in einem der 42 Berufe (lediglich die Tätigkeit als Zentralhei-zungsinstallateur erfordert den Meisterbrief)

b. Das technische Fachabitur oder den beruflichen Befähigungsnachweis ergänztdurch das siebente Jahr im entsprechenden Sekundarschulbereich

c. Praxiserfahrung: 1.) als Arbeitsnehmer - Nachweis von 5 Jahren Berufspraxis imentsprechenden Bereich als Selbstständiger

d. Externe Fachprüfung Jury Central: Es sind keine formellen Fachdiplome erfor-derlich.

Somit ist die fachliche Qualifikation einerseits stark an die zwei traditionellenAusbildungswege gebunden. Andererseits eröffnen die fachliche Praxiserfahrungoder die Prüfung bei der Jury Central eine Möglichkeit für informelle fachlicheQualifikation.

Die sozialökonomischen Ansätze im Bau

Die Baubranche mit ihren entsprechenden Ausbildungsfächern und –möglichkei-ten bietet den Bestrebungen der Sozialökonomie und der Integration bildungs-und sozial benachteiligter junger Menschen ein interessantes Spektrum an Schu-lungs- und Beschäftigungsfeldern. Vor diesem Hintergrund entwickelt dieDeutschsprachige Gemeinschaft Belgiens derzeit ein Projekt (genannt SOBAU), daszum einen schwer vermittelbaren und aus den Berufsbildungsrastern gefallenenJugendlichen eine betreute praktische Ausbildungsmöglichkeit im Bau (Maurer-handwerk, Renovierung alter Bausubstanz, Grundfertigkeiten des Schreinerhand-werks …) bietet. Zum anderen wird die Nutzung (durch Renovierung) alter Bau-substanz in ländlichen Gegenden Sekundärziel dieses geplanten Sozialbetriebessein.

Bei solchen sozialökonomischen Vorhaben arbeiten in Belgien meist verschie-dene kompetente Aus- und Weiterbildungsträger (bei SOBAU z.B. Ministerium,Arbeitsamt und Mittelstand) mit Sozialinstitutionen (Ministerien, Aufnahmestruk-turen,…) zusammen.

Für Personen mit einer Behinderung ist ebenfalls die klassische duale Gesel-lenausbildung zugänglich. Es werden verschiedene Begleitmaßnahmen derDienststelle für Personen mit Behinderung der DG in Kooperation mit IAWM undZAWM angeboten.

62 Umbau und Ko: Regionale Analysen Belgien

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Zusammenfassung

Sowohl in der französischen wie der deutschsprachigen Gemeinschaft sind zweiSäulen der beruflichen Erstausbildung vorhanden – die rein schulische Berufsaus-bildung im Sekundarschulwesen wie die duale Ausbildung des Mittelstandes.FOREM und Arbeitsamt sind in der Folge zahlenmäßig wichtige Fachkräfte bilden-de und ausbildende Institutionen.

In beiden Gemeinschaften wird ein Spektrum von acht Haupttätigkeiten abge-deckt:

• Bauschreiner/Zimmermann• Heizungsinstallateur• Sanitärinstallateur• Dachdecker (nichtmetallisch)• Dachdecker (metallisch)• Maurer• Elektroinstallateur• Hersteller von Rahmen aus Aluminium und PVC

Diese acht Bereiche werden in beiden Gemeinschaften ebenfalls im Weiterbil-dungsbereich angeboten.

Die Weiterbildungen dienen dem Zweck, sich für den Arbeitsmarkt besser zuqualifizieren. Sie ersetzen jedoch nicht die Funktion der Erstausbildungen (imdualen Ausbildungssystem bzw. Sekundarschulwesen) als Fachqualifikation zurunternehmerischen Selbstständigkeit in einem der 42 geschützten Bauberufe. DieTätigkeiten dieser geschützten Berufe sind gesetzlich so genau festgeschrieben,dass man ohne die offizielle Anerkennung beim zuständigen Unternehmens-schalter kaum eine Möglichkeit hat, sich als Unternehmer im Bausektor zu etab-lieren. Andererseits bieten verschiedene neue gesetzliche Regelungen äußerst fle-xible Möglichkeiten der fachlichen Anerkennung.

Während in der französischen Gemeinschaft beide Ausbildungssysteme alleacht Tätigkeitsbereiche anbieten und schulische Abschlüsse (Vollzeit oder Teilzeit)die am weitesten verbreitete Qualifizierungsform darstellen, spielt in derdeutschsprachigen Gemeinschaft die duale mittelständische Ausbildungen dieentscheidende Rolle in der Bauindustrie.

Grundsätzlich ist die Aus- und Weiterbildung und Zertifizierung im Bauhand-werk in Belgien in ihrer Vielfalt, regionalen Unterschiedlichkeit und teilweisenDopplung der Angebote ein Spiegel der komplexen staatlichen und kulturellenStrukturen eines im Wandel befindlichen Föderalstaates, auf dem Weg vom Ein-heitsstaat und Einheitsbildungssystem zu einem Königreich der Regionen undGemeinschaften mit unterschiedlichem sprachlichen, (bildungs)kulturellen undwirtschaftlichen Hintergrund.

63 Umbau und Ko: Regionale Analysen Belgien

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1. Definition und Abgrenzung des Untersuchungsfeldes

Die Energieeinsparverordnung (EnEV) und die Europäische Gebäuderichtlinieschaffen neue Rahmenbedingungen für Bau und Betrieb von Gebäuden. Wurdedie Einsparung von Heizenergie bisher durch Verbesserung einzelner Komponen-ten des Gebäudes (vor allem der Heizungsanlage und der Luftdichtigkeit der Fens-ter) angestrebt, so erstrecken sich die Anforderungen an Energieeffizienz nunmehrauch auf das gesamte Gebäude, die Gebäudehülle und die technischen Anlagenzur Energieumwandlung. Durch diese integrierte Sichtweise entsteht die Notwen-digkeit, einen systemischen Ansatz zu entwickeln. Beim energieeffizienten Bauensowohl beim Neubau als auch beim Bauen im Bestand werden künftig nicht mehrdie Komponenten einzeln betrachtet werden können, sondern das energetischeVerhalten des gesamten Gebäudes.

Durch diesen neuen Ansatz sind auf allen Ebenen neue Qualifikationsanforde-rungen zu erwarten. Diesem Qualifikationsbedarf müssen neue Angebote beruf-licher Qualifizierung entsprechen. Um diese Angebote zielgenau entwickeln zukönnen, muss zunächst geklärt werden, welche neuen Anforderungen für welcheBerufsgruppen im Einzelnen tatsächlich entstehen und wie diese neuenWissensbestände in die Arbeitsprozesse von Bau und Betrieb eines Gebäudesintegriert werden. Aus dem Blickwinkel der Akteure dieser gebäudebezogenenProzesse (Bauherren, Nutzer einschließlich der Mieter, Architekten und Planer,bauausführende Unternehmen) können dann grundsätzlich zwei Ansatzpunkteder Integration neuer Wissensbestände und Kompetenzen unterschieden werden.• Die externe Beratung durch neu entstehende Spezialistenfunktionen; dies wird

im Folgenden als „Energieberatung“ bezeichnet. • Die Aneignung von Kompetenzen durch die Akteure selbst.

Aus dem Interesse der Bauwirtschaft an neuen, zusätzlichen Beschäftigungsmög-lichkeiten für bauausführende Unternehmen und besonders für gewerbliche Bau-fachkräfte erfolgt an dieser Stelle eine Konzentration der Betrachtung auf diejeni-gen Beschäftigtengruppen, die mit gewerblicher Berufsausbildung ins Erwerbslebeneintreten sowie auf den Ausbildungs- und Beschäftigungsbereich, der durch dieklassischen Bauberufe des Hochbaus gebildet wird. Dies entspricht zugleich auchdem Interesse der branchenbezogenen Bildungseinrichtungen an der Nutzungund Weiterentwicklung ihrer Bildungskapazitäten.

Die Untersuchungsfrage lautet dann zunächst, welche Einsatzfelder dieserBeschäftigtengruppen sich identifizieren lassen, welche Kompetenzen für welcheBeschäftigtenkategorie im Einzelnen neu erforderlich werden und schließlich, wiediese neuen Kompetenzen entstehen.

Von besonderem Interesse ist dabei auch das Feld der Energieberatung, weilhier für die absehbare Zukunft neue Beschäftigungsmöglichkeiten gesehen wer-den. Die Frage lautet dann, ob Beschäftigungsmöglichkeiten in der Energiebera-tung auch für Arbeitskräfte mit einer gewerblichen Berufsausbildung und daraufaufbauender, bauproduktionsorientierter beruflicher Fortbildung zugänglich seinwerden, und wenn ja, wie diese Beratung inhaltlich aussehen könnte und wel-che Bildungsangebote entwickelt werden müssten, um die Beschäftigten für dieseBeratungsleistungen auszustatten. Zugleich ist damit die Frage aufgeworfen, wel-che Notwendigkeiten der Aus- und Weiterbildung durch diese neuen Anforderun-gen gegeben sind.

Andersherum lautet die Frage, welche Chancen die auf die Bauwirtschaft bezo-genen Bildungseinrichtungen haben, sich mit einem Angebot zum Erwerb vonKompetenzen für energieeffizientes Bauen einschließlich der Energieberatung aufdem Bildungsmarkt zu positionieren.

NEUE QUALIFIKATIONSANFORDERUNGEN BEIM ENERGIEEINSPARENDEN BAUEN

64 Umbau und Ko: Regionale Analysen Deutschland

OberstufenzentrumBautechnik II

(Berufsfachschule, Fach-oberschule und Berufs-schule) BERLIN

OSZ Bautechnik II, Gustav-Adolf-Straße 66,13086 Berlin-Weißensee

Koordination:Prof. Dr. Gerhard SybenDr. Hans-Jürgen Linde-mannOSZ Bautechnik II

Die Studie entstand in der

Arbeitsgruppe Umbau und Co

(Leonardo) am Oberstufenzen-

trum Bautechnik II in der Zeit

von Januar bis Juni 2005. Mit-

arbeiter waren Prof. Dr. Gerhard

Syben, Frau Edith Gross,

Andreas Schembach-Brien,

Stephan Rogsch und

Dr. Hans-Jürgen Lindemann.

Die Interviews wurden in der

Zeit von 2/2005 bis 5/2005

durchgeführt. Das Forschungs-

design und die Fragebögen

wurden von Herrn Prof.

Dr. Gerhard Syben erstellt. Die

Auswertung und Erstellung des

Textes leistete Frau Edith Gross

in Zusammenarbeit mit Herrn

Prof. Dr. Syben und

Dr. Hans-J. Lindemann

Bremen und Berlin

im Juni 2005

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2. Methode

Durchführung der Befragung zur Ermittlung von Berufsfeldstrukturen, Tätigkei-ten und Qualifikationsanforderungen

Zur Untersuchung von Berufsfeldstrukturen, Tätigkeiten und Anforderungen an dieKompetenz sowie Bildungsangeboten, die zur Erzeugung der Kompetenz erfor-derlich sind, ist vom BAQ-Forschungsinstitut in einer Reihe von Studien in denvergangenen Jahren ein Forschungsansatz entwickelt worden, der auf einer Ver-knüpfung von Ergebnissen von empirischen Untersuchungen mit bildungstheore-tischen sowie bildungspolitischen Überlegungen beruht. Angesichts der generel-len Neuartigkeit und Unaufgeklärtheit des oben definierten Untersuchungsfeldeskonnte die Erhebung von Tätigkeiten, Qualifikationsanforderungen und Weiterbil-dungsnotwendigkeiten im Bezug auf energieeffizientes Bauen jedoch nicht ineine Kenntnis von Strukturen und Akteuren des Berufsfeldes eingebettet werden.Zugleich bestand aufgrund der Enge des Untersuchungsrahmens, der für diesekurze Vorstudie zur Verfügung stand, nicht die Möglichkeit, der empirischenUntersuchung von Tätigkeiten, Qualifikationsanforderungen und Notwendigkei-ten, Formen, Inhalten und Anbietern von Weiterqualifizierung eine Erkundungdes Berufsfeldes vorzuschalten. Vielmehr musste diese zugleich mit der empiri-schen Erhebung von Einzelinformationen vorgenommen werden.

Dazu wurde das Mittel des explorativen Experteninterviews gewählt. Damitkonnten einerseits die Fragen gestellt werden, die zur Ermittlung der im Zentrumdes Untersuchungsinteresses stehenden Sachverhalte geeignet waren. Anderer-seits bestand die Möglichkeit, in flexibler und der jeweiligen Interviewsituationangepasster Form auch den berufsfeldbezogenen Kontext der Antworten zuhinterfragen, wann immer dies zum Verständnis und zur Einordnung der gegebe-nen Informationen erforderlich erschien.

Aus diesem Grunde wurden offene Frageleitfäden verwendet und der flexiblenHandhabung der Interviewer überantwortet. Dies bedeutete, dass die Leitfädenzwar einen expliziten Duktus der Fragen enthielten, der einer erwartetenGesprächsfolge entsprach, dass dieser Duktus aber jederzeit variiert werden konn-te, wenn es der Gesprächsverlauf erforderte.

Ein solches Verfahren setzt geschulte und sachkundige Interviewer voraus. Ausdiesem Grunde wurden die Interviews jeweils von den für das Kurzprojekt ver-antwortlichen Personen des BAQ-Forschungsinstituts, Bremen und des Oberstu-fenzentrums Bau, Berlin, selbst und von besonders qualifi–zierten Mitarbeiterndieser Einrichtungen geführt. Das BAQ-Forschungsinstitut hat hierbei auch mitdem auf ökologisches und nachhaltiges Bauen spezialisierten Ensemble Pla-nungsbüro, Ottersberg, zusammengearbeitet. Beim ersten Interview haben BAQ-Forschungsinstitut und Oberstufenzentrum Bau, Berlin, zusammengearbeitet; dieweiteren Interviews wurden arbeitsteilig von jeweils einer der beiden Seitenübernommen.

Angesichts der erwähnten Unaufgeklärtheit des Untersuchungsfeldes war Fle-xibilität war auch bei der Auswahl der befragten Personen erforderlich. Einigeursprünglich geplante Interviews konnten mangels Verfügbarkeit der vorgesehe-nen Personen nicht geführt werden oder es stellte sich heraus, dass mit im Sinnedes Untersuchungsinteresses ergiebigen Informationen nicht zu rechnen war.Angesichts der erwähnten Enge des Untersuchungsrahmens wurde auf dieseGespräche zugunsten erwartbar ergebnisreicherer Interviews verzichtet. Zugleichergaben sich im Laufe der Erkundigungen aber auch neue, ursprünglich nichterwartete, Informationsmöglichkeiten, die im Sinne der geschilderten Flexibilitätin die Untersuchung eingebaut werden konnten. Insgesamt wurden die folgen-den Interviewpartner gewonnen.

• Zwei Vertreter einer regionalen Arbeitsgemeinschaft von Unternehmen in Nie-dersachsen-Bremen, die sich mit Herstellung und Vertrieb von Holzbauten inökologischer Bauweise befassen.

• Ein auf ökologische Holzbauten spezialisierten Firmenberater in Niedersachsen-Bremen.

• Ein Inhaber eines kleinen Hoch- und Tiefbauunternehmens in Niedersachsen-Bremen.

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• Ein Malermeister mit Zusatzqualifikation zum Energieberater in Berlin.• Zwei Vertreter von Energieberatungsagenturen in Berlin.• Ein Vertreter der Malerinnung in Berlin.• Ein Vertreter eines Energieanbieters in Berlin.

Damit wurde die ursprünglich geplante Zahl von acht Interviews um eines über-schritten. Die Interviews sollten auf Tonträger mitgeschnitten, anschließend tran-skribiert und zur Auswertung beim BAQ-Forschungsinstitut zusammengeführtwerden. Wegen technischer Defekte konnten die Mitschnitte jedoch bei einigenInterviews nicht vorgenommen werden; in diesen Fällen wurde unmittelbar nachdem Interview vom Interviewer ein ausführliches Gedächtnisprotokoll angefertigt,das dann Grundlage der Auswertung war.

Die Auswertung aller Interviews wurde abschließend vom BAQ-Forschungsin-stitut vorgenommen. Dort wurde auch zunächst ein Berichtsentwurf erstellt, mitdem Oberstufenzentrum Bau diskutiert und anschließend als Bericht über dieKurz-Vorstudie fertig gestellt.

3. Bisherige Einsatzfelder für energieeffizientes Bauen und fürEnergieberatung

3.1 Bisherige Weiterqualifizierung für die Gebäudeenergieberatung

„Energieberater“ ist keine geschützte Bezeichnung. In dem Bemühen um denAufbau von Kompetenz für dieses wichtige Feld haben sich verschiedene Einrich-tungen um entsprechende Weiterqualifizierungen, die auch zertifiziert werden,bemüht. Für das hier definierte Untersuchungsfeld von besonderer Bedeutung istdie Weiterqualifizierung der Handwerkskammern, die vor allem Handwerksmeis-tern und Unternehmensinhabern offen steht, in Einzelfällen allerdings auch vonqualifizierten Gesellen besucht wird. Dabei entstand, zunächst hauptsächlich inBayern, ein Kurs für „Energieberater im Handwerk“, während inzwischen auch derbundesweit verbreitete „Gebäudeenergieberater im Handwerk“ existiert. Die Zahlder zertifizierten Personen ist in der langfristigen Sicht in beiden Kursen seit derEinführung der Zertifikatskurse stetig, zuletzt sogar sprunghaft angewachsen;beim Gebäudeenergieberater im Handwerk gab es für das letzte Jahr, für dasDaten vorliegen, wieder einen leichten Rückgang (vgl. Tabelle 1).

Tabelle 1Absolventen der Weiterqualifizierung des Handwerks im Feld „Energiebera-tung“ 1994–2003

Jahr Gebäudenergieberater Energieberaterim Handwerk im Handwerk

1994 231995 1771996 1271997 40 2801998 45 1761999 204 1562000 220 1822001 709 1902002 905 3412003 839 501

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Aus- und Weiterbildungsstatistik, www.bibb.de

In Berlin hat die Malerinnung ein sehr starkes Interesse daran, dass ihre Betriebeauf dem Felde der Energieberatung künftig Marktanteile gewinnen. Dazu wird einübergreifendes, am besten staatlich oder durch die Kammern und Innungen

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organisiertes Konzept einer Energieberatung als hilfreich angesehen, wobei eineKombination mit Förderprogrammen für den Erfolg eines Konzeptes für unum-gänglich gehalten wird. Nach Aussagen der Malerinnung haben bisher 17 Inhabervon Malerbetrieben die Fortbildung zum Gebäudeenergieberater im Handwerkabsolviert. Daneben existiert ein Kurz-Kurs der Malerinnung für die Fortbildungzum Energieberater. Dieser umfasst 21 Unterrichtsstunden und ist bereits von einersehr hohen Zahl von Inhabern von Malerbetrieben absolviert worden.

Auf regionaler Kammerebene sind außerdem seit Beginn des neuen Jahrhun-derts an verschiedenen Stellen im Bundesgebiet neue Fortbildungsangebote mitder Möglichkeit eines zertifizierten Abschlusses für Facharbeiter entstanden, dieauf Spezialqualifikationen im Bereich des nachhaltigen Bauens gerichtet sind. DieBezeichnungen lauten „Fachkraft für Solartechnik“, „Fachkraft für ökologischesBauen“ und „Fachkraft für regenerative und Ressourcen schonende Energietech-nik“. Diese noch relativ neuen Angebote sind jedoch bisher erst von wenigen(zusammen maximal rund 100 im Jahr) Beschäftigten absolviert worden.

3.2 Institutionen der Energieberatung und des energieeffizienten Bauens

3.2.1 EnergieagenturenZur Durchsetzung der Klimaziele wurden Energieagenturen auf Bundes- und Lan-desebene gebildet; in den Ländern beschränkt sich dies allerdings auf rot-grüneLandesregierungen. Diese Strukturen haben sich grob gesagt in den vergangenen20 Jahren entwickelt. Sie sind inzwischen auch auf der EU-Ebene in der Diskus-sion. Energieberatungsstellen – ob unter diesem oder einem anderen Namen –sind in einigen Ländern Teil der Wirtschaftsförderung. In Deutschland sind aller-dings auch bestehende Agenturen wieder geschlossen worden. Auf der anderenSeite sind private Strukturen (gemeinnützige Vereine u.ä.) entstanden, die sich imPrinzip über den Markt finanzieren.

3.2.2 EnergieanbieterEnergieberatung war bislang im Wesentlichen konzentriert auf Heizungsanlagen.Hier spielten deshalb auch Energieanbieter und Hersteller von Heizungsanlageneine erhebliche Rolle. Energieanbieter bleiben in diesem Geschäft, wandeln aberihre Beratungsleistung in Richtung auf komplexe Systeme, die das gesamte Ge-bäude umfassen. Sie folgen damit dem systemischen Ansatz der EnEV und versu-chen, diesen in ihre jeweilige Geschäftsstrategie zu integrieren. Allerdings ist nochnicht endgültig entschieden, ob und in welcher Form sie endgültig zu einem sys-temischen Ansatz mit allen Konsequenzen übergehen.

3.2.3 Handwerksunternehmen und ihre OrganisationenDie Tätigkeit von Handwerksunternehmen und den Organisationen, die sie ver-treten, wird im Folgenden am Beispiel der Malerinnung Berlin dargestellt. Unter-nehmen des Berliner Malerhandwerks haben sich vor einiger Zeit Kompetenzenund Marktanteile auf dem Gebiete der Wärmedämmung erworben und bieten vorallem Wärmedämmverbundsysteme an. In diesem Marktsegment sind allerdingsauch Stukkateure tätig.

Gegenwärtig verhält es sich so, dass Beratung insbesondere im Bereich der Ein-und Zweifamilienhäuser nach den in der Malerinnung vorhandenen Erfahrungenüberwiegend als zusätzlicher Kostenfaktor wahrgenommen wird. Die Nachfrage istdaher bisher sehr gering. Kleine Unternehmen sehen daher hier gegenwärtig kei-nen Markt; das Marktsegment der größeren Bauvorhaben, für die auch ab 2006die EnEV greift, steht ihnen andererseits kaum offen, weil hierfür die normaleQualifikation eines Handwerksmeister auch mit der Zusatzqualifikation nicht aus-reicht. Hingewiesen wird auch auf die mit der Beratertätigkeit verbundenen Haf-tungsregelungen, die gerade Handwerksmeister oft davon abschrecken, sich ineinem solchen Bereich auf die Beratungstätigkeit einzulassen. Es wird daher auchbezweifelt, ob es wirklich ab 2006, wenn die Ausführung von Maßnahmen desenergieeffizienten Bauens nur noch bei Vorhandensein eines Energieberaters imUnternehmen zulässig ist, zu einem Ausbau von Tätigkeiten von Handwerksunter-nehmen in diesem Feld führen wird oder ob sich im Gegenteil die Handwerksun-ternehmen wegen der zu hoch gewordenen Anforderungen eher aus diesemBereich zurückziehen werden.

67 Umbau und Ko: Regionale Analysen Deutschland

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Außerdem schließt die Beratungsleistung von Energieberatern in Handwerksun-ternehmen häufig die Finanzierungsberatung und die Beratung im Hinblick aufFördermöglichkeiten nicht ein, was als wichtiges Hindernis für die Verbreitung vonMaßnahmen energieeffizienten Bauens und für den Erfolg von Handwerksunter-nehmen in diesem Felde gilt.

Auch sind bisher noch keine Erfahrungen damit gewonnen worden, aus Bera-tungsleistungen Anschlussaufträge (Wartungsverträge) zu generieren. Auch hierwirken derzeit die Kosten, z.B. für Gerüste, die bei Wartung von Fassaden erfor-derlich werden, hinderlich auf die Entwicklung dieses Marktsegments.

Die Effizienz der einzelbetrieblichen Bemühungen in der Energieberatung undder Marktdurchdringung durch Handwerksunternehmen könnte dadurch vergrö-ßert werden, dass Handwerksunternehmen miteinander kooperieren. Es scheintaber, dass diese Kooperation bisher noch (zu) wenig entwickelt ist. Dieses Defizitwird teilweise dadurch kompensiert, dass Gebäudeenergieberater oder Architek-ten die Leistungen verschiedener Unternehmen koordinieren und bündeln. Eswird erwartet, dass sich auf dem Markt die Beratung aus einer Hand und vondaher die Herausbildung einer koordinierenden Funktion des Energieberatersdurchsetzen wird.

3.2.4 BauunternehmenBauunternehmen sind durch die mit der EnEV verbundene Ausweitung der Anfor-derungen an energieeffizientes Bauen auf die Gebäudehülle betroffen. Nach allenErfahrungen sind die Voraussetzungen für die Entwicklung diesbezüglicher Kom-petenz im Holzhausbau größer als im Massivbau, da der Holzhausbau von seinerjüngeren Tradition her sowohl konzeptionell enger mit dem Gedanken des öko-logischen und nachhaltigen Bauens verbunden ist als auch praktisch durch denBaustoff „Holz“ bessere Voraussetzungen für energieeffizientes Bauen bietet.

3.2.5 ProduktherstellerEine besondere Rolle spielen Hersteller von Produkten, die im Rahmen energie-effizienten Bauens, vor allem auch beim Bauen im Bestand, verwendet werden(können). Diese Hersteller bieten Schulungen und andere Formen der Weiterbil-dung sowie schriftliches Informationsmaterial bis hin zu leicht anwendbaren Sys-temen für die Durchführung von Dämmwert-Berechnungen beim Kunden an. Siestellen für die bauausführenden Unternehmen eine wichtige Quelle der perma-nenten Weiterqualifizierung und Wissensaktualisierung und zugleich wichtigeMarketing-Instrumente dar, weil sie den Unternehmen erlauben, dem Endkun-den die Sinnhaftigkeit und Nützlichkeit von Maßnahmen Einsparung von Energieund Kohlendioxyd vor Augen zu führen.

4. Tätigkeiten im Zusammenhang mit Energieeinsparung

4.1 Energieberatung

4.1.1 Heizungen und HeizkostenTraditioneller Kern der Energieberatung sind technische Maßnahmen am Gebäu-de, insbesondere im Hinblick auf die Optimierung der Heizung (Heizanlage) unddie Heizkosten. Darin eingeschlossen ist gelegentlich die Nutzung der Solartech-nik. Für die Energieanbieter war dies zugleich der Anknüpfungspunkt ihres klas-sischen Geschäftsmodells, nämlich der Überzeugung von Endkunden, von Öl- aufGastechnik überzugehen. Energieberatung war unter diesen Umständen primärVerkaufsberatung. Dieses Interesse ist nicht verschwunden, es hat sich allerdingsmit der Einführung der EnEV hin zu einer Einbettung in eine umfassende undkomplexe Beratung über das gesamte energetische System des Gebäudes gewan-delt. Ob dies allerdings auch zu einer Ausweitung der Beratung über technischeSysteme in Richtung z. B. auch auf Dämmung führt, ist derzeit noch offen, weildie betriebswirtschaftliche Konsequenz einer solchen Ausweitung noch unklar ist,d.h. man weiß noch nicht, was eine solche Beratung kosten müsste. Auch wer-den seitens der Kunden noch selten Fragen nach der Gebäudehülle gestellt.Sobald das vom Markt nachgefragt werden sollte, ist man jedoch vorbereitet, Spe-

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zialisten weiterzuqualifizieren, die dann auch den Energiepass ausstellen kön-nen.

Neben der Weiterqualifizierung für die Berechnung und Ausstellung einesEnergiepasses wird seitens der Energieanbieter mit externen Beratern auf Werk-vertragsbasis zusammengearbeitet. Im Falle solcher externer Berater wird auchsog. „cross-selling“ angewendet, d.h. es werden gleichzeitig mit der Energiebe-ratung auch andere Produkte des Energieanbieters oder Produkte anderer Auf-traggeber verkauft.

Auch in der Beratungstätigkeit der Energieagenturen hat Energieberatung häu-fig die Heizkosten zum Anlass oder Ausgangspunkt. Dabei steht allerdings dieBeratung von Mietern oder die Moderation zwischen Wohnungsbaugesellschaftenund Mietern im Zusammenhang mit Problemen bei der Heizkostenabrechnung imVordergrund. Weiterhin tritt Beratung im Zusammenhang mit der Inanspruch-nahme von Fördermitteln auf. Tätigkeiten im Einzelnen sind Bauaufnahme,Berechnung des Energiebedarfs und Vorschläge für Modernisierung von Heizanla-gen.

Diese Form der Energieberatung der Energieberatungsstellen wird vor allem vonKommunen und Wohnungsgesellschaften einschließlich Hausverwaltungen undvon ihren Mietern sowie von kleinen und mittelständischen Gewerbebetrieben inAnspruch genommen. Hierbei handelt sich aber ausschließlich um Betriebe, dieals Nutzer von Heizungsanlagen den Rat der Energieagenturen suchen. Betriebedes Installationshandwerks, also Anbieter von Heizungsanlagen, sind dagegenbisher nicht als Nachfrager nach Beratungsleistungen in Erscheinung getreten. DasGleiche gilt für andere Unternehmen des Baugewerbes.

Private Bauherren (Ein- und Zweifamilienhäuser) kommen als Kunden derEnergieberatung vor, gegenwärtig allerdings noch selten. Einzelmieter gelten alsbesondere Zielgruppe. Sie treten vor allem im Zusammenhang mit Problemen derHeizkostenabrechnung in Erscheinung. Heizkostenabrechnungen sind für denEndkunden (Mieter) in der Regel intransparent. Häufig wurden die Mieter vonMieterberatungen an die Energieberatung verwiesen. Unterstützend für die Inan-spruchnahme der Energieberatung wirkte eine öffentliche Subventionierung derBeratung; nach deren Wegfall wirkt der Preis von 160 EUR prohibitiv.

Wichtig ist auch die Finanzierungsberatung, wobei die Angebote der Kreditan-stalt für Wiederaufbau eine zentrale Rolle einnehmen. Ein Hindernis in der Inan-spruchnahme von Energieberatung und der Umsetzung entsprechender empfoh-lener Maßnahmen wird in der langen Amortisationszeit der Fördergelder gesehen.

Prinzipiell sind auch Architekten eine Zielgruppe der Energieberatung. Sie gel-ten bei den Energieberatern aber als schwieriges Klientel („beratungsresistent“),weil sie sich selbst für bereits sehr kundig und kompetent halten. Ihnen wird aberfür die Zukunft eine zentrale Rolle auf dem Felde der Energieeinsparung an undin Gebäuden zugeschrieben.

Die Kundenstruktur der Energieberatung von Energieanbietern umfasst eben-falls die beiden genannten Gruppen des Wohnungsbaus (Wohnungsgesellschaf-ten und private Hausbesitzer), erstreckt sich daneben aber auch auf die öffentli-che Hand und die Großindustrie.

Ökologische Argumente, der Aspekt der Nachhaltigkeit oder das Klimaproblemspielen in der Energieberatung kaum eine Rolle. In der Beratung vor allem vonprivaten Hausbesitzern sind wichtige Argumente, deren Beherrschung verlangtwird, der Platzgewinn durch den Wegfall des Öltanks (ggf. auch Gewinn eines Kel-lerraums, der zusätzlich vermietet werden kann) und die Sauberkeit von Gas (ein-schließlich Geruchsbelästigung und Sauberkeit des Schornsteins). Dass Gas aucheine umweltfreundliche Technologie ist, steht an dritter Stelle. Die Beratung selbstist dann umfassende Beratung einschließlich von Wirtschaftlichkeitsberechnun-gen, für die es anhand pauschalierter Parameter vorgefertigte Rechenmodellegibt, die auf der Basis von Excel-Tabellen am Ort ausgeführt und deren Ergebnis-se in der Beratung präsentiert werden können.

4.1.2 Veränderungen durch die EnergieeinsparverordnungBei den Energieanbietern ist auch nach der Einführung der EnEV die Konzentrati-on der Beratung auf technische Fragen im Zusammenhang mit Heizungs- und Lüf-tungsanlagen und auf Maßnahmen zur Information über Erhöhung des Wirkungs-grades von Energie (Brennwerttechnik, Dämmung) nur wenig abgeschwächtworden. Der durch die EnEV intendierte Systemwandel sollte sich dadurch be-

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Page 68: Umbau und Ko: Umweltgerechtes Bauen mit Kompetenz und KO 4.pdf · UMBAU UND KO Hans-Jürgen Lindemann (Hrsg.) Energiebilanz Umbauen Umweltgerechtes Bauen mit Kompetenz: Module der

merkbar machen, dass es sich nunmehr um eine komplexe, auf das gesamteGebäude bezogene Beratung über die effiziente Nutzung aller Energiequellen(einschließlich Solarsysteme und Energieeinsparung) handelt. Vorsorglich ist mitder Weiterqualifizierung der bisher tätigen Energieberater begonnen worden, undauch die Beratungskapazität ist zum Teil deutlich ausgeweitet worden.

Genaue Vorstellungen über die Zukunft der Beratung nach in Kraft treten derEU-Einsparverordnung bestehen allerdings noch nicht. Insbesondere herrschenZweifel, ob sich die gegenwärtige Konzentration auf Heizungsanlagen und diedeutlich geringer gewerteten Aspekte der Gebäudehülle dadurch wirklich grund-legend ändern wird. Die Möglichkeiten einer Kooperation mit Unternehmen, dieihrerseits auf die Gebäudehülle spezialisiert sind, wird nicht ausgeschlossen,gegenwärtig aber nicht aktiv betrieben.

In der Malerinnung wird deutlich gesehen, dass für die Gebäudeenergiebera-tung unter den neuen Bedingungen eine zusätzliche Fortbildung erforderlich ist.Dies betrifft vor allem den Bereich des Marketing. Es herrscht allerdings die Auf-fassung, dass dieses Feld von den überwiegend sehr kleinen Malerbetrieben nichtzu bearbeiten ist. Die Malerinnung hat deshalb die Einrichtung einer entspre-chenden Dienstleistung für ihre Mitgliedsbetriebe ins Auge gefasst.

4.2 Tätigkeiten im Bauprozess

4.2.1 Herstellung von Komponenten und BauteilenBei der Herstellung von Rohbauten gilt Vorfertigung als wichtige Methode, dieEinhaltung von Maßtoleranzen und die Passgenauigkeit von Bauteilen zu verbes-sern. Dies hat für das energieeffiziente Bauen eine erhebliche Bedeutung. Im Ein-und Zweifamilienhausbau durch die Handwerksfirmen gibt es beim Massivbaujedoch nach wie vor keine Vorfertigung. Im Holzbau dagegen wird schon relativviel vorgefertigt. Hier sind es dann meistens Zimmerleute, sowohl Meister als auchFacharbeiter, die diese Arbeiten erledigen.

4.2.2 Montage und AufbauBei allen Bauteilen von Niedrigenergiehäusern entstehen neue Anforderungendurch stärkere Dämmstoffdicken und sorgfältiger auszuführende Anschlüsse,sowohl in Bezug auf Wärmebrücken als auch auf Luftdichtigkeit. Dies gilt sowohlfür den Neubau (Holzbau und Massivbau) als auch für das Bauen im Bestand.Diese Anforderungen sind jedoch in einigen Bereichen nicht neu und könnennach Auffassung von Experten nicht als direkte Folge der EnEV gelten. Vielmehrwurden Niedrigenergiehäuser im Holzbau und im Massivbau bereits vor der EnEVmit einem sehr hohen Energiestandard gebaut.

Bei der Montage im Holzrahmenbau werden keine ungelernten oder angelern-ten Helfer eingesetzt, höchstens Auszubildende. Im Massivbau arbeiten Poliere,im Holzbau in der Regel nicht.

In Bezug auf Fenster wurde als Veränderung im Zuge der EnEV festgestellt, dassvermehrt die Fachfirmen die Fenster montieren, weniger die (Roh-)Bauunterneh-men. Hier wird jetzt durchgängig auf Luftdichtigkeit geachtet.

4.2.3 Vertrieb und Beratung von Kunden durch bauausführende UnternehmenBei Niedrigenergiehäusern findet ein regelrechter Vertrieb statt, der auch mit derBeratung von Kunden verbunden ist. Er wird in der Regel vom Geschäftsführeroder – seltener – von eigens für den Vertrieb eingestellten Beschäftigten ausge-führt; Letztere kommen aus unterschiedlichsten Berufen. Das energetische Ver-halten des Gebäudes ist dabei ein zentrales Verkaufsargument.

4.2.4 Unterhaltung des GebäudesDie Unterhaltung des Gebäudes (Wartung, Pflege, Reparatur) erfolgt nur durchFacharbeiter und zwar durch Tischler (Fenster) und durch Installateure.

4.2.5 Veränderungen durch die EnergieeinsparverordnungDie Energieeinsparverordnung hat nach Auffassung der Spezialanbieter für Nied-rigenergiehäuser in Holzbauweise nicht zu prinzipiellen Veränderungen geführt,da die Wärmeschutzverordnung von 1995 bereits in die gleiche Richtung gewie-sen hat. Quantitativ ist allerdings durch die EnEV eine Zunahme der Nachfrage

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nach Beratung erfolgt. Experten sprechen sich dafür aus, die Beratung dadurcheffektiver zu gestalten, dass die Parameter, in denen Energieverbrauch gemessenwird, besser auf die Bedürfnisse und das Rezeptionsvermögen von Endkundenzugeschnitten werden (z.B. Liter Öl pro Quadratmeter Wohnfläche).

5. Beschäftigtengruppen

5.1 Energieberatung

5.1.1 Berufsgruppen und berufliche Herkunft der Personen, die in der Energiebe-ratung tätig sindGrundsätzlich kommen Energieberater aus den Ingenieurwissenschaften (vorallem aus der Elektro–technik). In Berlin war ein legendäres „Energieseminar“ ander Technischen Universität im Jahre 1979 der Ausgangspunkt für berufliche Kar-rieren, die in den Bereich der Energieberatung gemündet sind. Allerdings fehltden Ingenieuren nicht selten die Sozialkompetenz für den Umgang mit Kunden.Andererseits sind auch Personen mit sozialwissenschaftlicher Grundqualifikationim Felde der Energieberatung tätig, denen dann jedoch die erforderlichen tech-nischen Kompetenzen fehlen. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen sich Perso-nen mit nicht-technischer Grundqualifikation die für die Beratung erforderlichentechnischen Kompetenzen erfolgreich im Wege des Selbststudiums angeeignethaben.

Bei Energieanbietern, die umfassende Beratungsleistungen für Großkundenund für große Gebäude (z. B. Großwohnanlagen) anbieten, sind die Energiebera-ter ebenfalls Ingenieure mit einer speziellen Weiterqualifikation. Neuerdings wer-den Personen, die aus dem Baufach (Architekten, Meister) und nicht unbedingtaus dem Installationsfach kommen, speziell für die Beratung weiterqualifiziertund in der Beratung eingesetzt. Der Einsatz von Beratern richtet sich auch nachder Kundenstruktur. Für die Beratung der Großkunden werden vor allem inge-nieurwissenschaftlich geschulte Berater mit spezifischen Kenntnissen solcherGroßanlagen und Großsysteme eingesetzt.

Bei großen Energieanbietern findet die Rekrutierung für die geplante Auswei-tung der Beratung hausintern statt und zwar in den technischen Abteilungen, d.h.wiederum bei Personen mit technischer oder ingenieurwissenschaftlicher Grund-qualifikation. Auswahlkriterium sind jedoch eher Kompetenzen und Fähigkeitenund weniger das technische Wissen, das freilich als Grundlage vorausgesetzt wird.

In Handwerksbetrieben sind es vor allem die Meister (Betriebsinhaber), die alsEnergieberater weiterqualifiziert sind, in seltenen Fällen auch ein Geselle. Perso-nen mit Qualifikation als Handwerksmeister gelten prinzipiell als ausreichendkompetent, um Energieberatung durchzuführen. Bei ihnen wird jedoch ein struk-tureller Rollenkonflikt gesehen, weil sie als Unternehmensinhaber in der Regelzugleich selbst auch Anbieter von Produkten und Dienstleistungen sind, derenInanspruchnahme nicht nur Konsequenz der Beratung sein kann, sondern aus derSicht der Handwerksmeister gerade sein soll. Das Interesse am Anbieten von Bera-tungsleistungen kommt daher – aus durchaus nachvollziehbaren Gründen – inerster Linie aus dem Interesse am eigenen Geschäft und weniger aus übergeord-neten Motiven wie einem Beitrag zur Klimawende oder aus dem Interesse desKunden an der Einsparung von Kosten. Handwerksmeistern wird aus diesenGründen – nicht wegen der fachlichen Kompetenz – eine wirklich unabhängigeBeratung im Sinne der Rat suchenden Kunden nicht immer zugetraut.

Allerdings spielen auch beim Endkunden übergeordnete Motive in den seltens-ten Fällen wirklich eine Rolle; was zählt ist die konkrete, nachrechenbare Einspa-rung von Kosten. Falls eine Beratungsleistung das erreicht, ist es unerheblich, auswelchen Motiven heraus sie angeboten worden und ob damit seitens der bera-tenden Instanz ebenfalls ein ökonomischer Vorteil verbunden ist.

Aufgrund ihrer Rolle im Bauprozess und ihrer fachbezogenen Autorität wärenauch Architekten als Energieberater geeignet, falls sie sich wirklich inhaltlich mitdem Thema auseinander gesetzt haben. Ansonsten gibt es Vorbehalte gegenüberArchitekten gerade wegen ihrer allgemein hohen Fachkompetenz, weil diese sie

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gelegentlich unempfindlich für die Grenzen ihrer eigenen Kompetenz und resis-tent gegenüber der Anforderung nach Qualifikationsergänzung macht. Kooperation zwischen Architekten und Handwerksbetrieben findet zwar regelmäßigstatt, es gibt aber auch eine erhebliche Spannung zwischen den Planern und –fachkundigen – Handwerksmeistern, wobei aus der Sicht Letzterer den Architek-ten sowohl Anwendungs- und Erfahrungswissen als auch Kommunikationsfähig-keit und die Einsicht in die Begrenztheit der eigenen Kompetenz und in die Nütz-lichkeit arbeitsteiliger Kompetenzanwendung zugeschrieben wird.

Als hilfreich wird es auch angesehen, wenn sich Baustellenfachkräfte – Polie-re und Baufacharbeiter – für das Thema der Energieeinsparung sensibilisierenwürden, weil die Effektivität von Maßnahmen der Energieeinsparung durchausauch von der Qualität der Ausführung der energiesparenden baulichen Maßnah-men abhängt. Allerdings ist diese Wirkung begrenzt, weil die bauausführendenKräfte keinen Einfluss auf die entscheiden Prozesse der Planung, Gestaltung undtechnischen Ausstattung eines Gebäudes haben.

Hinweise darauf, dass es in der Energieberatung Beschäftigungsmöglichkeitenfür Arbeitskräfte mit gewerblicher beruflicher Grundqualifikation geben kann,wurden nicht gegeben. Dazu kann auch beigetragen haben, dass es derzeit daraufgerichtete Fortbildungsmöglichkeiten für diese Beschäftigtengruppen nicht gibt.Andererseits lässt sich logisch schlussfolgern, dass es im Zuge der häufigen An-wendung von Verfahren auch zu Standardisierungen, Vereinfachungen und zurHerausbildung von Routinen kommen kann, die den Einsatz von unterhalb desIngenieurniveaus ausgebildeten Arbeitskräften ermöglichen können. Hier bestehtalso noch ein erheblicher Forschungs- und Entwicklungsbedarf.

5.1.2 Faktische Qualifikationen Berater haben eine ausgesprochen hohe Fachkompetenz sowohl hinsichtlich vonGeräten und Anlagen sowie hinsichtlich von finanziellen Möglichkeiten der För-derung und Wirtschaftlichkeitsberechnungen.

Durch die Fortbildung zum Gebäudeenergierater im Handwerk werden umfas-sende Kenntnisse über den rechtlichen Rahmen erzeugt (Normen und Verordnun-gen der Energieeinsparung auf europäischer und nationaler Ebene). Insbesonde-re bei deren Anwendung im Bereich des Neubaus können die Ziele der EnEV durchdie damit befassten Fachfirmen auf der Basis der erzeugten Kompetenzen umge-setzt werden. Beim Bauen im Bestand insbesondere im Ein- und Zweifamilien-haussektor hingegen bestehen Probleme durch das Fehlen eines systemischenAnsatzes und einer Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren (Fachfirmen).Die Ausführungen beschränken sich daher – im Bereich der Malerbetriebe – aufdas Anbringen von Wärmedämmverbundsystemen. Kosten-Nutzen-Analysenkönnen prinzipiell ausgeführt werden, sind aber unpräzise, weil ein konkreterdetaillierter Nachweis der anderen Systemkomponenten nicht geführt wird.

5.1.3 Veränderungen der Tätigkeiten im Bauprozess durch die Energieeinsparver-ordnungGrundsätzlich werden Veränderungen der Tätigkeiten im Bauprozess durch dieEnEV nicht in erster Linie in der Forderung nach neuen technischen Qualifikatio-nen (Kompetenz im Umgang mit Geräten und Materialien, Beherrschung derHandhabung und der Abläufe) gesehen, sondern im Bezug auf soziale Kompeten-zen. Qualitativ habe sich, so wird argumentiert, in Bezug auf den Holzbau nichtsverändert. Man baue dickere Dämmschichten ein, das wirke sich aber nicht aufden Ablauf der Tätigkeiten aus.

Gestiegen sind aber die Anforderungen an die Genauigkeit beim Arbeiten (z. B.Einhaltung von Toleranzen) sowie sie Anforderungen an die Sorgfalt beim Arbei-ten (Vermeiden von Fehlern, die zu Funktionseinschränkungen führen können).Hier werden die entscheidenden neuen Anforderungen an die bauausführendenArbeitskräfte gesehen, die aus den Prämissen der EnEV erwachsen werden. Auchdie Anwendung neuer Technologien dient eher als Hilfsmittel zur Schaffung vonVoraussetzungen für die Arbeit der bauausführenden Arbeitskräfte und stelltweniger eine neue Anforderung an diese selbst dar. „Wir machen grundsätzlichBlower-door-Messungen vor dem Innenausbau. So lassen sich eventuelle Fehlerfeststellen, bevor es zu spät ist.“ Diese Antworten trifft sowohl auf den Holzbauals auch auf den Massivbau zu.

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6. Erforderliche Qualifikationen und Kompetenzen

6.1 Erforderliche Qualifikationen und Kompetenzen in der Energieberatung

6.2.1 Erforderliche KompetenzenIn der Energieberatung spielen neben den selbstverständlichen technischen Kom-petenzen (s. oben 4.1 und 5.1.1) vor allem soziale Kompetenzen eine zentraleRolle. Sie drücken sich in Kundenorientierung und Beratungskompetenz aus.Häufig werden Moderationsleistungen notwendig, von deren Gelingen der Erfolgvon Beratung und Problemlösung abhängt, so dass sie nicht ohne diese spezifi-sche Kompetenz erbracht werden können. Zugleich wird die Fähigkeit als beson-ders wichtig angesehen, die Grenzen der eigenen Kompetenz zu erkennen und zuwissen, wann man einen Kunden nicht mehr selbst beraten kann, sondern ihnan einen anderen Experten weitervermitteln muss.

Die Fähigkeit zur Beurteilung der Außenhülle unter übergeordneten energie-politischen Zielen ist bisher nicht sehr stark ausgebildet, wäre aber die Basis, aufder ein systemischer Ansatz entwickelt werden könnte. Dies muss verbunden wer-den mit einer Wahrnehmung der Zielorientierung und der „Philosophie“ der EnEV.Tatsächlich werden diese Anforderungen oft noch in rein technische Problemeumdefiniert und auf Einzelmaßnahmen reduziert. Auch gilt ein übergeordnetesVerständnis ökologischer Zusammenhänge als wichtige Kompetenz. Es wird aller-dings darauf hingewiesen, dass daraus kein „missionarischer Eifer“ erwachsendarf, weil dies einer an konkreten Sachverhalten und Nutzerinteressen orientier-ten Beratung eher hinderlich ist.

Daneben wird die Fähigkeit gefordert, Finanzierungsinstrumente nicht nur zukennen, sondern auch verständlich und zugeschnitten auf den Wahrnehmungs-horizont eines Endkunden erklären zu können. In diesen Zusammenhang gehörtferner die Fähigkeit, Wirtschaftlichkeitsberechnungen vorzunehmen.

6.1.2 Erfahrungsgemäß auftretende Kompetenzdefizite Es wurde oben auf die komplementären Kompetenzvorteile und Kompetenzdefi-zite von Personen mit technikwissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicherGrundqualifikation hingewiesen. Beiden Gruppen fehlt traditionell ein dritterKompetenzbereich, nämlich die Fähigkeit, Wirtschaftlichkeitsberechnungen vor-zunehmen.

Typische Kompetenzdefizite bei Handwerksmeistern mit Fortbildung zumGebäudeenergieberater liegen auf dem Gebiet des Marketing sowie im Fehleneines systemischen Ansatzes.

6.2 Erforderliche Qualifikationen und Kompetenzen im Bauprozess

6.2.1 Erforderliche Kompetenzen

MaterialVon Arbeitskräften, die in der Bauausführung tätig sind, werden Kompetenzen beider Verarbeitung ökologischer Baustoffe erwartet. Diese Kompetenzen erstreckensich auf die Identifikation von Materialien und die Fähigkeit, diese den richtigenVerwendungszwecken zuordnen zu können. Darin eingeschlossen ist die Erwar-tung, dass die Beschäftigten fehlerhaftes Material erkennen und sonstige Feh-lerquellen und Mängel identifizieren können, welche die von der EnEV geforder-ten Eigenschaften des Gebäudes beeinträchtigen. Weiterhin wird erwartet, dassdie Beschäftigten die für die Arbeitsprozesse erforderlichen Werkzeuge und Gerä-te richtig auswählen und anwenden können.

Allerdings ändern sich durch die Einführung ökologischer Baustoffe die Anfor-derungen an die Kenntnis mechanischer und bauphysikalischer Materialeigen-schaften nicht grundsätzlich. Diese neuen Materialien stellen die Beschäftigtennicht prinzipiell vor neue Anforderungen. Die notwendigen Kompetenzen lassensich auf der Basis vorhandener Kenntnisse und Erfahrungen mit geringem Auf-wand weiterentwickeln.

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TechnologienVon Arbeitskräften, die in der Bauplanung oder in der Beratung von Bauplanernoder Bauherren tätig sind, wird eine grundlegende Kenntnis der technischenZusammenhänge und Hintergründe des energetischen Verhaltens von Gebäudenverlangt. Dazu gehören vor allem bauphysikalische Kenntnisse, speziell Kenntnis-se über Wärmebrücken und Schnittstellen sowie über Baustoffe und Bauelemen-te (besonders bei Fertigteilsystemen). Weiterhin sind anlagentechnische Kennt-nisse, besonders über Heizungssysteme, erforderlich. Von einigen Experten wurdebetont, dass eine grundlegende Kenntnis elektrotechnischer Zusammenhängesinnvoll ist, weil auf diesem Felde häufig nicht sichtbare Ursachen für zusätzlicheEnergiekosten liegen.

Bei bauausführenden Arbeitskräften sind Kenntnisse der und Erfahrung imUmgang mit Verbindungstechniken, Isolationstechniken, Lüftungstechniken undVerarbeitungsverfahren erforderlich.

Technologische Kompetenzen In der Bauausführung wird die Kompetenz zur Herstellung von Luftdichtigkeiterwartet. Ein besonderes Problem dabei bilden Anschlüsse, deren nachträglichesAnbringen stets mit dem Risiko verbunden ist, dass der bis dahin luftdichtenGebäudehülle durch unsachgemäße Durchbrüche oder Verbindungen Schwach-stellen hinzugefügt werden.

Soziale KompetenzenAuch bei den bauausführenden Tätigkeiten werden für die absehbare Zukunftweniger neue Anforderungen an technische Kompetenzen erwartet, als vor allemveränderte soziale Kompetenzen. Von besonderer Bedeutung sind Verhaltenswei-sen wie Sorgfalt, Genauigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

6.2.2 Erfahrungsgemäß auftretende Kompetenzdefizite Bei Arbeitskräften, die in der Bauausführung tätig sind, fehlt erfahrungsgemäßdie Kompetenz, Qualität wirklich beurteilen zu können. Auch steht das heutegeforderte Tempo der Bauausführung einer Konzentration auf Qualitätsaspekte imWege, so dass selbst vorhandene Qualitätskompetenz nicht immer zum Tragenkommt. Weiterhin haben diese Arbeitskräfte in Ausbildung und Berufsausübungin der Regel weniger stark ausgeprägte kommunikative Kompetenzen, was sichbei der Zunahme des Bauens im Bestand als hinderlich erweist.

6.2.3 Neue Kompetenzanforderungen der ZukunftBeim Bauen im Bestand kommen auch die Arbeitskräfte in der Bauausführungerheblich häufiger und intensiver in direkten Kontakt mit den Kunden. Diesehaben nicht nur ein intensiveres Gesundheitsbewusstsein entwickelt, sondernauch eine schärfere Wahrnehmung der Folgekosten von Baumaßnahmen. Es wirddamit gerechnet, dass sich diese Entwicklung weiter intensivieren wird. AuchBaufacharbeiter sollten deshalb in der Lage sein, zwar nicht Beratungstätigkeitenim eigentlichen Sinne zu leisten, aber doch Auskünfte und Erklärungen über ver-wendete Materialien und über den technischen, ökologischen und wirtschaftli-chen Zusammenhang einer Baumaßnahme geben zu können.

Dazu benötigen sie grundlegende Kenntnisse von bauphysikalischen Eigen-schaften, Verhaltensweisen, Gesundheitsverträglichkeit, Nutzungsdauern undEntsorgungskosten von Baumaterialien und insbesondere nachwachsenden Roh-stoffen (Hanf, Zellulose, Flachs, Schafwolle, Kork, Sisal, Schilf) sowie von Inhalts-und Zusatzstoffen. Weiterhin werden Kenntnisse der Möglichkeiten von Rückbau,Wiederverwertung und Entsorgung für nützlich gehalten. Dazu gehört weiterhinauch die Kenntnis von Gütesiegeln.

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6.2.4 Kompetenzen, die einen in Zukunft bedeutsamen Marktvorteil für Beschäf-tigte und Betriebe darstellen können

Die Bedeutung der Fachkompetenz

In der Projektgruppe des Projektes Umbau und Ko gab es eine Kontroverse überdie Bedeutung der Fachkompetenz der Baufacharbeiter. Übereinkunft bestand indem Punkt, dass den extrafunktionalen Kompetenzen, insbesondere der Kom-munikations- und Kooperationsfähigkeit eine besondere Bedeutung zukommt.

Die Praktiker waren allerdings der Auffassung dass bei hoch gedämmten Bau-teilen in der Sanierung ein besonderer fachlicher Qualifizierungsbedarf besteht,da es immer wieder zu Bauschäden bedingt durch Ausführungsfehler kommt.Dies gilt sowohl für das Wärmedämmverbundsystem wie auch für die Dämm-maßnahmen im Dach und beim Übergang von Wand und Dach. Aus diesemGrunde wurde in den Modulen abweichend von den Empfehlungen der Studieeine auch auf der Förderung von Fachkompetenz aufbauende Konzeption ent-wickelt. Dies kann der Tatsache geschuldet sein, dass in der Studie zu wenigExperten aus dem Bauhauptgewerbe befragt wurden.

Dr. Hans-J. Lindemann, März 2006

In der Bauausführung wird angesichts eines veränderten Kundenverhaltens in derKompetenz der Beschäftigten zur sorgfältigen und verantwortungsbewusstenArbeitsausführung sowie in der Kommunikationsfähigkeit auch ein Marktvorteilfür das Unternehmen gesehen, da ein gesundes Raumklima mehr und mehrgefragt wird und weil Nebenkosten für Energie und später Entsorgung mehr insGewicht fallen werden. Auch verlangen die Kunden immer häufiger auch für sieplausible und verständliche Erläuterungen geplanter oder angebotener Maßnah-men, was eine gesteigerte Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit zur Trans-formation technischer Sachverhalte in alltagsweltliche Sprachmuster beinhaltet.

Ein Konkurrenzvorteil auch für Handwerksbetriebe wird in der Möglichkeiteines umfassenden Angebots auf der Basis eines systemischen Ansatzes gesehen,also in der Ausbildung entsprechender Kompetenzen, die Hand in Hand mit einerMentalitätsveränderung hin zu einem kooperativen und strategischen Denkengehen.

7. Formen und Wege der Aneignung der erforderlichen Kompetenzen

7.1 Kompetenzaneignung für Tätigkeiten in der Energieberatung

Generell wird darauf hingewiesen, dass angesichts der vorwiegend fachsystema-tischen Ausrichtung der beruflichen Ausbildung an den Hochschulen eine pro-blemorientierte, disziplinübergreifende Fokussierung auf ein Thema wie „Ener-gie“ nicht erfolgt. Diese Kompetenz muss im Beruf erworben werden. Aus diesemGrunde gilt der Weiterbildungsbedarf allgemein als sehr hoch.

In diesem Zusammenhang wird bei Praktikern der Energieberatung die Auffas-sung vertreten, dass die erforderlichen spezifischen Kompetenzen für das ThemaEnergieberatung nur im Prozess der Arbeit angeeignet werden können. Die Aus-sage, dass sich auch Wirtschaftlichkeitsberechnungen nur oder besser „on thejob“ erlernen lassen, kann allerdings angesichts des Formalisierungsgradesbetriebswirtschaftlicher Wissensbestände in dieser Pauschalität nicht einfachübernommen werden.

Auch in den großbetrieblichen Strukturen der Energieanbieter, die mit inge-nieurwissenschaftlich vorgebildeten Beratern arbeiten, werden für die Aneignungder erforderlichen sozialen, kommunikativen und betriebswirtschaftlichen Kom-petenzen Konzepte des arbeitsintegrierten Lernens verfolgt. Dazu werden tatsäch-liche Beratungsvorgänge durch Supervision begleitet und in einer anschließendenReflexion aufgearbeitet. Auf der Basis dieser Erfahrungen sind dann formalisier-te, systematische Trainings entwickelt worden.

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Den existierenden Fortbildungen der Handwerkskammern wird in technischer undfachlicher Hinsicht ein hohes Niveau bescheinigt. Durch die Weiterbildung zumGebäudeenergieberater wird eine hohe technische Fachkompetenz erzeugt. Dieseumfasst auch Kenntnis und Beherrschung von Maßnahmen, bestimmte, bekann-te Probleme etwa bei Wärmedämmverbundsystemen zu beseitigen. Die Gebäude-energieberater des Handwerks sind damit aufgrund ihrer Fachkompetenz in derLage, in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld bis hin zu Wirtschaftlichkeitserwägungensehr genau zu begründen, warum bestimmte Maßnahmen sinnvoll sind und wassie bewirken.

Das eigene Kursangebot der Berliner Malerinnung zum Energieberater beinhal-tet technische Information zu Wärmedämmung, Brand- und Schallschutz,Anschlüsse und U-Wert-Berechnung. Dieser Kurs wird im Unterschied zu demAngebot der Handwerkskammer von der Innung selbst als nicht ausreichendbeurteilt, weil der Kursumfang von lediglich 21 Stunden (verglichen mit den 200Stunden des Kurses der Handwerkskammer) nicht ausreicht. Er dient lediglich alsGrundlegung. Die Zertifizierung wird daher als irreführend eingeschätzt.

Neuerdings wird in diesem Kurz-Kurs auch knapp auf die EnEV eingegangen.Dabei werden Grundlagen einschließlich der entsprechenden Berechnungsver-fahren sowie handwerkliche Kompetenzen zur Durchführung der Maßnahmenbehandelt; Letzteres allerdings in sehr geringem Umfange. Ein Kursangebot inBrandenburg profitiert davon, dass dort Teilnehmer aus unterschiedlichen Gewer-ken (vom Dachdecker über Holzbauer bis zum Installationshandwerk) vertretensind, wodurch ein breiter Erfahrungsaustausch hinsichtlich der Behandlung derAußenhaut des Gebäudes möglich ist. So findet z.B. regelmäßig eine Diskussionüber die Behandlung von Schnittstellen (Fenster, Dach) statt.

In den Kursen der Handwerkskammern werden weiterhin grundlegendeKenntnisse von Wirtschaftlichkeitsberechnungen vermittelt. Es wird allerdingsgesehen, dass die Anwendung solcher Kenntnisse vor allem Inhaber (Meister) ausKlein- und Mittelbetrieben wegen der hohen Arbeitsbelastung vor erhebliche Pro-bleme stellt, weil sie kaum Zeit finden, sich damit intensiv zu befassen. Die Ein-stellung von kaufmännischen Angestellten scheitert in Betrieben dieser Größe inder Regel an finanziellen Erwägungen. Prinzipiell sehen die Innungen die Bereit-stellung einer Dienstleistung auf diesem Gebiet als ihre Aufgabe an.

Ein anderes Thema, bei dem es einen erheblichen Nachholbedarf gibt, ist Mar-keting. Dies wirkt sich im Bereich des energieeffizienten Bauens dahingehendaus, dass die Beratung von Bauherren weit hinter den Möglichkeiten zurückbleibtoder aber gar nicht erfolgt. Eine Chance, energieeffizientes Bauen zu propagierenbleibt auf diese Weise ungenutzt.

Ein wesentlicher Kritikpunkt an der gesamten Weiterqualifizierung im Hand-werk ist die Konzentration auf einzelne, oft gewerkenspezifische Maßnahmen.Eine übergreifende Kompetenz, die das gesamte Gebäude betrifft, ist bisher nichtentwickelt worden. Auch Ansätze, übergreifende Kompetenz durch Unterneh-menskooperation herzustellen, sind bisher nicht erfolgreich gewesen, weil kurz-fristige Gewinnüberlegungen der Entwicklung einer langfristig angelegten Bera-tungsphilosophie im Wege stehen. Es existiert daher bisher hauptsächlichgewerkespezifische, aber keine gewerkeübergreifende Beratung. Außerdem gibtes die Vermutung, dass auch die bisherige Gebäudeenergieberatung sich für dieBetriebe noch nicht lohnt und sich auch nicht in Folgeaufträge umsetzt. Hinzukommt, dass Finanzierungsdienstleistungen bei den Malermeistern weitgehendunbekannt sind, so dass Beratung in dieser Richtung nicht stattfinden kann. DerZeitumfang der bisherigen Kurse für Gebäudeenergieberatung reicht jedoch nichtaus, diese Inhalte mit aufzunehmen und so eine breitere Kompetenz zu erzeu-gen.

An den Kursen zum Gebäudeenergieberater der Handwerkskammer beteiligensich die Inhaber der Malerbetriebe allerdings nur schleppend, wofür im Wesent-lichen die hohen Kosten (2.400 für 200 bis 220 Stunden) verantwortlich gemachtwerden. Da der gleiche Kurs im Berliner Umland für ein Zehntel des Preises ange-boten wird, nutzen Berliner Maler eher die Kurse in Brandenburg.

Eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Weiterqualifizierung spielen auchdie Fachpresse sowie schriftliches Informationsmaterial aus verschiedenen Quel-len. Weiterhin existiert innerhalb der Malerinnung ein Kommunikationsnetz, überdas Wissen und Erfahrungen weitergegeben werden.

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Eine weitere wichtige Informationsquelle sowohl für die Energieberatung alsauch für die ausführenden Betriebe sind Hersteller von Produkten, die – wenn-gleich natürlich aus Marketinggründen – ein zum Teil erhebliches Engagement inder Weiterqualifizierung der Betriebe zeigen. Umgekehrt gehört es zur Kompetenzvon Energieberatern, dass sie über die auf dem Markt befindlichen Geräte undandere Produkte der Hersteller Bescheid wissen und die Kunden darüber umfas-send und detailliert beraten können.

7.2 Kompetenzaneignung für Tätigkeiten in der Bauausführung

Die Umsetzung der EnEV in der Bauausführung erfordert vor allem Kenntnisse undKompetenzen, welche Berufsgruppen oberhalb der Facharbeiterebene betreffen.Auch in den Unternehmen des Baugewerbes richtet sich die Fortbildung, die diePlanung und Durchführung von Maßnahmen zur Verbesserung des Energiever-brauchs im Gebäude zum Gegenstand hat, in erster Linie an Inhaber und Füh-rungskräfte. Zwar bleiben auch Arbeitskräfte in der Bauausführung von den neuenAnforderungen energieeffizienten Bauens nicht völlig unberührt. Dennoch benö-tigen sie nur in geringem Umfange neue Kompetenzen. Höhere Qualifikationsan-forderungen, so dass etwa die heutigen Facharbeiter sich zu Technikern weiter-entwickeln müssen, wenn sie die Anforderungen erfüllen wollen, die mit derUmsetzung der EnEV gestellt werden, werden im Allgemeinen nicht gesehen. Einebesondere Aneignung von Kenntnissen und Kompetenzen für die Umsetzung derEnEV ist auf dieser Ebene nicht erforderlich, weil die Arbeit genau angewiesenwird und die zu verwendenden Materialien und Technologien auf der Basis derLektüre von Gebrauchsanweisungen und Bedienungsanleitungen von einemdurchschnittlichen Facharbeiter – gegebenenfalls mit einem überschaubaren Auf-wand für Weiterqualifizierung – beherrschbar sind.

Die normative Vorstellung, dass Weiterqualifizierung vor allem im Prozess derArbeit selbst stattfinden solle, wird durch die Praxis der Weiterqualifizierungbestätigt, die tatsächlich bisher im Wesentlichen als Aufbau von Erfahrungswis-sen im Arbeitsprozess stattfindet. Diese Form der Weiterqualifizierung im Prozessder Arbeit (on-the-job) wird zugleich als notwendig und in vielen Fällen auch alsausreichend betrachtet. Zur Ergänzung wird auf formale Weiterbildung (Lehrgang,Schulung) hingewiesen, die sinnvoll ist und bereits jetzt nachgefragt wird. DiesenKursen wird die Wirkung zugeschrieben, dass sie das vorhandene Erfahrungswis-sen mit einem theoretischen Hintergrund versehen. Angesichts der Neuartigkeitder auf energieeffizientes Bauen gerichteten Kenntnisse und Fähigkeiten siehtman jedoch Weiterbildungsmöglichkeiten eher in hausinternen Schulungen ent-sprechender Produktanbieter und im nicht-formalen Lernen (Eigenstudium z. B.von Fachliteratur, e-learning). Es sieht so aus, als werde dieses im Handwerk vonFacharbeitern noch verhältnismäßig wenig genutzt. Eigenstudium nimmt offen-bar generell bisher keinen großen Raum ein, allerdings ist es schwierig, dieseWeiterqualifizierungsaktivität wirklich zuverlässig zu erfassen und in ihrem quan-titativen Umfang zu bestimmen.

Zugleich wird darauf hingewiesen, dass die Weiterqualifizierung auch Grenzenhat, weil energieeffizientes Bauen sowohl im Neubau als auch beim Bauen imBestand breite Kompetenzen erfordert, die nicht durch einen einzelnen Berufabzudecken sind.

8. Anbieter von Weiterqualifikation

8.1 Energieberatung

Anbieter von Weiterqualifizierung vor Einführung der EnEV waren hauptsächlichHersteller von Heizungsanlagen. Die Gebäudehülle spielte bis dahin keine Rolle,weder für Anbieter noch für Nachfrager (Kunden).

Weiterqualifizierung für Gebäudeenergieberater werden bei den Handwerks-kammern oder von Innungen durchgeführt (Zertifikatskurse).

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Eine formalisierte Weiterqualifizierung für das Berufsfeld Energieberatung, diesich an Ingenieure und Architekten richten müsste, ist im Rahmen dieser kurzenStudie nicht erfasst worden.

8.2 Weiterqualifikation für Tätigkeiten in der Bauausführung

Weiterbildungseinrichtungen, die zusätzliche Kompetenzen für Arbeitskräfte inder Bauausführung vermitteln wollen, benötigen eine gute Organisationsstruktur,externe Referenten aus der Praxis und Räume sowie Objekte für praktische Übun-gen.Für die Fortbildung in bauausführenden Unternehmen gibt es einige Einrichtun-gen und Institutionen, die sich in erster Linie an Inhaber und Führungskräfte die-ser Betriebe, aber auch an ausführende Arbeitskräfte richten. Als Einrichtung mitbundesweitem Tätigkeitsbereich wurde der Arbeitskreis Ökologischer Holzbaugenannt. In Norddeutschland sind das e.u.z Energie- und Umweltzentrum Sprin-ge, die Target GmbH, Hannover und die Handwerkskammer Lüneburg tätig. DasBildungswerk Ver.di Niedersachsen, die LEB Ländliche ErwachsenenbildungWeser-Ems sind vorwiegend im Bundesland Niedersachsen tätig, die BremerEnergie-Konsens im Bundesland Bremen und die Akademie des HandwerksSchloss Raesfeld in Nordrhein-Westfalen.

9. Fazit

Das Ergebnis dieser kurzen explorativen Studie zeigt, dass die mit der Energienein-sparverordnung verbundenen Intentionen in den mit der Umsetzung befassten Ein-richtungen und Unternehmen zwar sorgfältig beobachtet werden, aber derzeit erstin Ansätzen zu neuen Strukturen und Verhaltensweisen geführt haben. Neue Anfor-derungen an die Kompetenz werden hauptsächlich bei Akteursgruppen gesehen, dieheute bereits über ein hohes Qualifikationsniveau verfügen. Für Fachkräfte mitbetrieblicher Berufsausbildung wird dagegen eine allmähliche Anpassung der Qua-lifikation im Prozess der laufenden Arbeit für weitgehend ausreichend gehalten.

Einsatzmöglichkeiten in der Energieberatung für Beschäftigte mit einer Grund-qualifikation als Bauarbeiter werden derzeit auch bei absolvierter Fortbildungnicht gesehen; hier dürfte es noch einen erheblichen Forschungs- und Entwick-lungsbedarf geben.

Inhaltlich sind es weniger technische Kompetenzen, deren Fehlen in derZukunft erwartet wird, als vielmehr soziale Kompetenzen; dies gilt für Beschäftig-te aller Kategorien. Bei ingenieurwissenschaftlich ausgebildeten Beschäftigtensind dies vor allem Kommunikationsfähigkeit, Kundenorientierung und die Fähig-keit zur Moderation. Daneben gibt es Defizit bei der Verknüpfung technischerKompetenzen mit der Kenntnis von Wirtschaftlichkeitsberechnungen und einerBeratung im Hinblick auf die Finanzierung von Maßnahmen. Handwerksmeistern,die sich zum Gebäudeenergieberater fortgebildet haben, wird ebenfalls eine hohetechnische Kompetenz bescheinigt. Die Kompetenzdefizite im Bereich der Wirt-schaftlichkeitsberechnung und des Marketing werden im Bereich des Handwerksnoch durch die strukturelle Überlastung der Meister, die in der Regel zugleichUnternehmensinhaber sind, verschärft. Bei Arbeitskräften in der Bauausführungbeinhaltet die Forderung nach Verbesserung der sozialen Kompetenz vor allem dieEntwicklung von Arbeitstugenden wie Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein, Qua-litätsorientierung und Aufmerksamkeit gegenüber möglichen Fehlerquellen. Noch wenig Erfahrungen gibt es mit der Umsetzung des von der Energieeinspar-verordnung geforderten systemischen Ansatzes. Unternehmen mit großbetriebli-chen Strukturen bereiten sich einerseits durch den Aufbau einer entsprechendenPersonalstruktur und andererseits durch die Nutzung von Möglichkeiten derUntervergabe von Leistungen und der zwischenbetrieblichen Arbeitsteilung aufdie Möglichkeit vor, dass der Markt künftig stärker Leistungen aus einer Hand for-dert. Im Bereich des kleinbetrieblich strukturierten Handwerks werden dagegendie Chancen von Unternehmenskooperation durch mangelnde Vertrautheit mitdiesem Instrument und fehlende Unterstützungsstrukturen behindert.

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DIE EISBLOCKWETTE

Die Idee

Anlässlich des Holzerlebnistages erging die Bitte des Kompetenzzentrums Holz andie Mitglieder, eine originelle Aktion zu starten.

Der Fachlehrer des ZAWM St.Vith, Herr Heinrich Eicher, hatte die Idee, ein gedämm-tes Holzhaus zu bauen und damit eine Eisblockwette durchzuführen.

Es ist allgemein bekannt, dass gut gedämmte Holzhäuser sehr wenig Heizenergiebenötigen. Deren Wärmeverlust ist gering, und sie sind gegen äußere Witterungs-einflüsse bestens geschützt. Doch was leisten sie wirklich? Bei der Enthüllung am24. Juni 2005 zeigt es sich.

Folgende spannende Fragen werden beantwortet:– Wie viel ist vom Eisblock geschmolzen?– Stimmt die Aussage: „Gedämmte Holzhäuser sparen Energie und schonen damit

die Umwelt.“– Ist überhaupt etwas vom Eisblock übrig geblieben?– Hat das gedämmte Holzhaus den Eisblock vor allen Witterungseinflüssen schüt-

zen können?– Hat es seinen Dienst getan?

Im Rahmen der Lehrlings- und Meisterausbildung im ZAWM St.Vith befasste sich dasExpertenteam, Heinrich Eicher, Alexander Keller und Hermann Dederichs, mit derEntwicklung der Holzständerkonstruktion. Sie sammelten Informationen und ent-warfen die Bauanleitungen.

Das Experiment

Einen Eiswürfel herzustellen, ist kinderleicht. Wasser in einen Eiswürfelbehältereinfrieren und fertig. Schwieriger wird es bei 2 Eisblöcken von 1m x 1m x 1m. DieWette startete am 10. Mai 2005 und lief bis zum 24. Juni 2005.

In dieser Zeit werden unter Eisblock-Experten heiße Diskussionen geführt, ob maneinen fast zwei Tonnen schweren Eisblock, eingeschlossen in eine gut gedämmte

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Holzrahmenkonstruktion, nach 45 Tagen noch als solchen erkennen kann oder nurnoch Gießwasser für die Geranien vorfindet.

Durch dieses Experiment sollen folgende Fragen beantwortet werden:– Wie viel ist vom Eisblock geschmolzen, bzw. ist überhaupt etwas vom Eisblock

übrig geblieben?– Stimmt die Aussage: „Gedämmte Holzhäuser sparen Energie und schonen damit

die Umwelt“?

Doch wo bekommt man so große Eisblöcke her und wie schafft mansie in das vorbereitete Holzhaus? Der Sponsor CUBIGLACE in Malmedyhat zwei Eisblöcke auf –25° gefroren.

Am 10. Mai 2005 wurde das aufwendige Projekt dann im Beisein derPresse vor dem Rathaus in St. Vith aufgebaut. In den 45 Tagen desExperimentes stellte wechselhaftes Wetter (von Frost- bis zu Hitze-perioden mit über 30°) das Experiment auf eine harte Probe. DasErgebnis wurde am 24. Juni 2005 gelüftet.

Ergebnis der Eisblockwette

Am 10. Mai 2005 wurden, im Beisein des Gerichtsvollziehers, Herrn Marc Schmitz,zwei Eisblöcke mit einem Gesamtgewicht von 1923 kg in einem isolierten Holzhauseingeschlossen und versiegelt.Am 24. Juni 2005 wurde das Holzhaus unter Aufsicht von Herrn Notar Edgar Huppertzgeöffnet und das verbliebene Eis gewogen.

Vom Eis sind demnach noch 1382 kg übrig geblieben, das entspricht 76,06% übriggebliebenes Eis. Der Eisverlust ist also 23,94 %.

Die Gewinner1. Preis: Erhard Jousten aus Halenfeld (Schätzung: 76,02%)2. Preis: Johannes Leuter aus Eupen (Schätzung: 76,00%)3. Preis: Martina Palm aus Büllingen (Schätzung: 76,00%)

80 Umbau und Ko: Die Eisblockwette