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1 Bernd Senf Und es gibt sie doch! Die Geldschöpfung der Banken aus dem Nichts Entgegnung auf Gero Jenner’s Buch „Wohlstand und Armut“ (April 2011) Im neuen Buch von Gero Jenner mit dem Titel „Wohlstand und Armut“ wird der Bogen der Betrachtungsweise weit gespannt. Dem hoch gesteckten Anspruch einer „Allgemeine(n) Theorie über Eigentum, Geld, Güter und Staat“ (so der Untertitel des Buches) werden seine Ausführungen nicht immer gerecht – und teilweise auch nicht dem strengen Maßstab, den Jenner an andere anlegt. Zum Teil sind es sehr anregende und herausfordernde Gedanken und Interpretationen zu den wesentlichen Triebkräften des Wirtschaftens und zu verschiedenen seiner Ansicht nach falschen und irreführenden – Theorien darüber. Streckenweise gleitet das Niveau seiner Argumentation aber auch ab auf die Ebene entstellender Wiedergabe anderer Theorien und auf die Ebene plumper Polemik. Nachdem alle anderen Lösungsversuche zur Überwindung oder künftigen Vermeidung von Krisen der Wirtschaft, der Gesellschaft und des Staates als untauglich abqualifiziert werden, bleibt als einziger Ausweg seine Forderung nach einem „Neuen Fiskalismus“: einer progressiven Konsumsteuer, deren Steuersätze mit wachsenden Konsumausgaben deutlich ansteigen sollen. (Auf diese Forderung werde ich in diesem Artikel allerdings nicht eingehen, weil ich mich auf seine Argumentation bezüglich der Geldschöpfung konzentrieren will.) Es kreisste der Berg – und geboren ward eine Maus! Verklärung der Eigentumsgesellschaft (des Kapitalismus) Sein Buch beinhaltet unter anderem einen Vergleich zwischen Solidargesellschaft, Befehlsgesellschaft und Eigentumsgesellschaft unter dem Aspekt ihrer materiellen Produktivität sowie der Verteilung von materiellem Reichtum und Macht. Unter Würdigung von Gunnar Heinsohns und Otto Steigers Buch „Eigentum, Zins und Geld“, die ihre Theorie selbst als „Kopernikanische Wende in der Ökonomie“ 1 verstehen, sieht auch Gero Jenner „die Eigentumsgesellschaft als Motor des Wohlstands“ an (S. 35). Alle anderen Gesellschaften ‐ die Stammesgesellschaften, die Feudalgesellschaften mit Sklaven oder Leibeigenen oder die kommunistische Befehlsgesellschaft – hätten nicht im Entferntesten so viel Produktivität und Wohlstand hervorgebracht wie die Eigentumsgesellschaft (die von anderen als „Marktwirtschaft“ oder „Kapitalismus“ oder „kapitalistische Marktwirtschaft“ bezeichnet wird): 1 http://www.berndsenf.de/pdf/Heinsohn_Steiger.pdf

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BerndSenf

Undesgibtsiedoch!

DieGeldschöpfungderBankenausdemNichtsEntgegnungaufGeroJenner’sBuch„WohlstandundArmut“

(April2011)

ImneuenBuchvonGeroJennermitdemTitel„WohlstandundArmut“wirdderBogender Betrachtungsweise weit gespannt. Dem hoch gesteckten Anspruch einer„Allgemeine(n) Theorie über Eigentum, Geld, Güter und Staat“ (so der Untertitel desBuches) werden seine Ausführungen nicht immer gerecht – und teilweise auch nichtdemstrengenMaßstab,den Jenneranandereanlegt.ZumTeilsindessehranregendeundherausforderndeGedankenundInterpretationenzudenwesentlichenTriebkräftendes Wirtschaftens und zu verschiedenen – seiner Ansicht nach falschen undirreführenden–Theoriendarüber.

Streckenweise gleitet das Niveau seiner Argumentation aber auch ab auf die Ebeneentstellender Wiedergabe anderer Theorien und auf die Ebene plumper Polemik.NachdemalleanderenLösungsversuchezurÜberwindungoderkünftigenVermeidungvonKrisenderWirtschaft,derGesellschaftunddesStaatesalsuntauglichabqualifiziertwerden, bleibt als einzigerAusweg seine Forderungnach einem „NeuenFiskalismus“:einerprogressivenKonsumsteuer,derenSteuersätzemitwachsendenKonsumausgabendeutlichansteigensollen. (AufdieseForderungwerde ich indiesemArtikelallerdingsnicht eingehen, weil ich mich auf seine Argumentation bezüglich der Geldschöpfungkonzentrierenwill.)EskreisstederBerg–undgeborenwardeineMaus!

VerklärungderEigentumsgesellschaft(desKapitalismus)

Sein Buch beinhaltet unter anderem einen Vergleich zwischen Solidargesellschaft,Befehlsgesellschaft und Eigentumsgesellschaft unter dem Aspekt ihrer materiellenProduktivität sowie der Verteilung von materiellem Reichtum und Macht. UnterWürdigung vonGunnarHeinsohnsundOtto SteigersBuch „Eigentum, Zins undGeld“,dieihreTheorieselbstals„KopernikanischeWendeinderÖkonomie“1verstehen,siehtauchGero Jenner „dieEigentumsgesellschaft alsMotordesWohlstands“ an (S. 35).Alleanderen Gesellschaften ‐ die Stammesgesellschaften, die Feudalgesellschaften mitSklavenoderLeibeigenenoderdiekommunistischeBefehlsgesellschaft–hättennichtimEntferntesten so viel Produktivität und Wohlstand hervorgebracht wie dieEigentumsgesellschaft(dievonanderenals„Marktwirtschaft“oder„Kapitalismus“oder„kapitalistischeMarktwirtschaft“bezeichnetwird):

1http://www.berndsenf.de/pdf/Heinsohn_Steiger.pdf

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„Die Stammesgesellschaften des Schenkens und Teilens haben es nie zu hohen Kulturengebracht,dieFeudalgesellschaften fallendurch fehlendeDynamikbishin zurStagnationund Versteinerung auf... Dagegen hat die Eigentumsgesellschaft,wo immer sie entstand,ein wahres Feuerwerk an geistigen Ideen, praktischen Erfindungen und politischerDynamikgezündet.“(S.35)

Die entscheidenden Antriebe seien Egoismus und Konkurrenz, die auch von Jenner –ähnlichwievonAdamSmith–alsnaturgegebenangesehenwerden:

„EineVerklärungderGesellschaftendesSchenkensundTeilens istebensozweifelhaftwiedieMarxsche Entfremdungsanalyse.“ (S. 40) „DasBild vomaltruistischenMenschen, denmanzwarheutekaumfindet,deraber inderVergangenheitvorgeherrschthabe,erweistsich bei näherem Hinsehen als pseudowissenschaftliche Fata Morgana. Es blendet dieAußenmoraleineroftblutigenFeindschaftgegenüberdenFremdenaus.“(S.45)

„Der Unterschied zwischen Stammes­ und Eigentumsgesellschaft ist daher in Wahrheitkeineswegs so zu verstehen, dass es in der ersten nur aufopfernden Altruismus, in derzweiten nur noch den berechnenden Egoismus gäbe, sondern dass sich im ersten FallEgoismus und Wettbewerb kollektiv auf Außenstehende richten. In derEigentumsgesellschafthatsichdiesesVerhältnisverschoben.DerselbstloseAltruismuslebtinFreundschaftundFamiliefort,währendEgoismusundKonkurrenznunauchinnerhalbder eigenen Gesellschaft als zulässig gelten, wobei sich diese Haltung aber mit einervergleichsweisegeringenFeindseligkeitgegenüberAußenseiternverbindet.“(S.45)

„ImVergleichzwischendamalsundheutehabensichnichtdieMenschenundihreAntriebeverändert ­wasschondeswegenunwahrscheinlichwäre,weilwirgenetischmitunserenVorfahrenvorzehntausendJahrenidentischsind...VordiesemHintergrunderscheintnichtnur die Vision eines nur teilenden und schenkenden Menschen als bloßes Konstruktsondern auch die Aufhebung der Entfremdung, um eben zu diesem Idealzustandzurückzukehren.“(S.45)

DasisteineMengeHerrschaftsideologieundHerrschaftslegitimationaufeinmal!

IgnoranzgegenüberderMatriarchatsforschung

Mit den umfänglichen und hervorragend recherchierten Erkenntnissen derMatriarchatsforschung–etwavonHeideGöttner‐Abendroth2‐,dievomMainstreamderGeschichtsforschung und Anthropologie und wohl auch von Gero Jenner einfachignoriert werden, lassen sich solche Aussagen in keinsterWeise vereinbaren, ebensowenigwiemitdenForschungenvonJamesDeMeoüberdiehistorischeEntstehungundAusbreitung von Gewalt und seiner „Saharasia‐These“3. In über die ganze WeltverbreitetenmatriarchalenGesellschaftenstanddasGemeinwohlanobersterStelle,undes gab eine liebevolle Verbundenheit zwischen den Menschen und eine spirituelleVerbundenheit zur Natur, zu Mutter Erde und zum lebendigen Universum. Ganz imGegensatz dazu sind patriarchale Gesellschaften geprägt von offener und/oder

2http://www.hagia.de/

3http://www.berndsenf.de/pdf/emotion10SaharasiaThese.pdf

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strukturellerGewaltgegenüberMenschenundgegenüberderNatur.UndderUmschlaginPatriarchatundGewalt istgerademalandiesechstausendJahrealt–soaltwiedieweiträumige Verwüstung der Erde. Näheres über einen möglichen Zusammenhangzwischen Verwüstung und Entstehung von Gewalt findet sich bei DeMeo in seinemumfänglichenWerk„Saharasia“4.ImÜbrigenzeigenneuearchäologischeAusgrabungeninCarnal/Peru,dassdieältestenbislangentdecktenPyramiden‐HochkulturenkeinerleiSpurenvonGewalt–wedernachinnennochnachaußen–aufweisen.5

IndemJennerdenEgoismus,dieKonkurrenzunddieGewaltalsetwasNaturgegebenesundindenmenschlichenGenenVerankertesdarstellt,trägtermitdazubei,bestehendeHerrschafts‐ und Gewaltverhältnisse zu legitimieren und die Suche nach derenÜberwindungvonvornhereinzudiskreditieren.WieerallenErnsteszuderBehauptungkommen kann, die Eigentumsgesellschaft weise eine vergleichsweise geringeFeindseligkeit gegenüber Außenseitern auf (siehe oben) – und dies angesichts vonKolonialismus, Imperialismus, Neokolonialismus und der in diesem Zusammenhanggeführten Kriege und Völkermorde – zeugt für meine Begriffe nicht vonwissenschaftlicherSeriosität,sondernvonideologischerSchönfärberei.DieGewaltwarnichtnurderGeburtshelferdesKapitalismus,sondernauchdessenständigerBegleiter.6

DerkrankeWohlstand7

Und im Übrigen: Was ist das für ein Wohlstand, den uns die Eigentumsgesellschaftbescherthat,wennerwesentlichbegründetistaufmaterieller,emotionaler,spirituellerundkulturellerEntwurzelungvonMilliardenvonMenschenundaufderZerstörungderLebensgrundlagen auf diesem Planeten? Handelt es sich nicht vielmehr um eine seitmindestens zweihundert Jahren praktizierte gigantische Bilanzfälschung, bei der alseinzelwirtschaftlicherGewinnoderalsgesamtwirtschaftlichesWachstumerscheint,wastatsächlichaufsystematischemRaubbauanMenschenundNaturbegründetist?8Steuertdiese Art von Zivilisation angesichts von Weltfinanzkrise, Gewalteskalation undKlimakatastrophenicht immerunübersehbarer ihremEnde entgegen? „West‐End“hatClaudia von Werlhof eines ihrer neuen Bücher zur Kritischen Patriarchatsforschungbetitelt.9

DieRefeudalisierungderEigentumsgesellschaft

Nun stimmtGero Jenner nicht nur einen Lobgesang auf die Eigentumsgesellschaft an,wieesHeinsohn/SteigerinerstaunlichunkritischerWeisegetanhaben.Fürsiezähltjanur die von ihr entfachte Dynamik der Produktivitätssteigerung – ungeachtet derwachsenden Polarisierung der Gesellschaft in Arm und Reich und der sich

4http://www.orgonelab.org/cart/xdemeo.htm

5http://www.youtube.com/watch?v=UZCmPb8dt_g&NR=1

6http://www.blip.tv/file/3161638/sowiehttp://blip.tv/file/3139063

7http://www.berndsenf.de/pdf/Der%20kranke%20Wohlstand.pdf

8http://www.berndsenf.de/pdf/TanzUmDenGewinn.pdf

9http://www.pbme‐online.org/index.php/planetary‐movement‐for‐mother‐earth‐movimiento‐planetario‐para‐la‐pachamama/deutsch/

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verschärfendenKrisentendenzenaufvielenanderenGebieten.Jennerhatsichvielmehr– bei aller Würdigung von Heinsohn/Steiger – zu einem ihrer schärfsten KritikerKritikerentwickelt.ImGegensatzzuihnenkommterzuderThese:

„Es gibt nicht nur die Wohlstand schaffende, sondern auch die ihn wieder zerstörendeEigentumsgesellschaft.“ (S. 38) Beide Tendenzen würden zeitlich aufeinander folgen:„EigentumsgesellschaftenimAufbruchkönneneinhohesMaßanGleichheitverwirklichenunddadurchdieGesamtheitderBevölkerungzurMitarbeitmotivieren...“(S.38)

Ab einem „gewissen Punkt x“ würde sie jedoch eine wachsende Ungleichheit hervortreiben und eine Reichtumsanhäufung nur noch in wenigen Händen auf Kosten derBevölkerungsmehrheitbewirken.ErnenntdiesenProzessinAnlehnunganJeanZieglereinen„schleichendenundunterschwelligenProzessder´Refeudalisierung´“.(S.39)

„SolangedieEigentumsgesellschaft ihreWohlstandsverheißungenfüralleerfüllt,nehmendieMenschendiegeringereSolidaritätundgrößereemotionaleKälteinKauf,dochwenndiesesModellseinVersprechenaufmateriellenWohlstandnichtlängereinzulösenvermagund stattdessen nur noch psychische Kälte verbreitet, dann ist es in seiner Existenzgefährdet.“(S.39)

Und darüber macht sich Gero Jenner als ein glühender Verfechter derEigentumsgesellschaft offenbar Sorgen. Er möchte wohl – im übertragenen Sinn –einerseits die stimulierende Wirkung der Drogen (Egoismus und Konkurrenz)bewahren und andererseits die selbstzerstörerische Wirkung der Drogensuchteindämmen.Obdasgelingenkann?

Kapitalismus:SpaltungderGesellschaftvonAnfangan

Dass die Eigentumsgesellschaft im Aufbruch angeblich ein hohes Maß an Gleichheitverwirkliche und dadurch die Gesamtheit der Bevölkerung zur Mitarbeit motiviere,erscheintmirangesichtsderhistorischenEntwicklungdesFrühkapitalismusinEnglandgeradezualseinHohn.WieKarlMarxinseinemHauptwerk„DasKapital“(Band1)undFriedrich Engels in seinem Buch „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ausführlich dokumentiert haben, war die Gewalt nicht nur der Geburtshelfer desKapitalismus, sondern sein ständiger Begleiter in Form von offener und strukturellerGewalt. Im englischen Frühkapitalismus trieb er eine fast unvorstellbareMassenverelendunghervor,wie esder globaleKapitalismusnochbisheute in großenTeilenderWelt tut.10Dasses inMitteleuropaundspäterauch inanderenTeilenWelt(aber bei weitem nicht in allen) zu wachsendem materiellem Wohlstand großerBevölkerungsteile kam, waren überwiegend soziale Errungenschaften, die durch dieArbeiterbewegung hart errungen wurden. Und eben diese Errungenschaften sind imZugederGlobalisierung inGefahr, immermehrunterdieRäderzukommen.BeiGeroJenner liest sich das hingegen so, als sei der vorübergehend wachsende Wohlstandbreiter Bevölkerungsteile eine Segnung der Eigentumsgesellschaft (in ihrer

10http://www.blip.tv/file/3161638/sowiehttp://blip.tv/file/3139063

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Aufbruchphase) selbst, als sei er systemimmanent und geradezu einWesensmerkmalderEigentumsgesellschaft.

MateriellerÜberschussalsGrundlagevonErsparnis,KreditundInvestition

EinGedanke,dersichdurchweiteTeiledes400‐Seiten‐BuchesvonGeroJennerzieht,istdie Frage nach denÜberschüssen, die eineGesellschaft über dieKonsumgüter hinausproduziert–unddiedierealwirtschaftlicheGrundlagefürErsparnis,Kredit,InvestitionundWachstumbilden.Das schließtdieFrage ein, inwelcherFormdieseÜberschüsseentstehenund inwelcherWeiseundvonwemübersieverfügtwird.BeiMarxheißendiese Überschüsse allgemein – bezogen auf unterschiedliche Gesellschaftsformen –„Mehrprodukt“, das im Kapitalismus die besondere Form des „Mehrwerts“ annimmt.Angeeignet wird nach Marx der gesamtgesellschaftliche Mehrwert aufgrundkapitalistischer Eigentumsverhältnisse: in Form von Unternehmergewinn durch dieEigentümer der Produktionsmittel, in Form von Zins durch die Eigentümer desGeldkapitalsundinFormvonGrundrente(=Bodenrendite)vondenBodeneigentümern.„Mehrwert“ ist dabei der Oberbegriff, während Unternehmergewinn, Zins undGrundrenteverschiedeneAbzweigungendavonsindundunterschiedlichenKlassenvonEigentümernzufließen.

Obwohl sichGero Jenner immerwiederaufMarxbezieht,verwendeterdenzentralenBegriffderMarxschenKapitalismusanalyse,denBegriff „Mehrwert“,andersalsMarx11selbst, ohne ausdrücklich darauf hinzuweisen. Für Jenner ist Mehrwert gleichUnternehmergewinn,demerdenZinsalseigenständigeGrößegegenüberstellt.AufderGrundlage dieser Begriffe kommt er zu einer Unterscheidung zwischen„Börsenwirtschaft“und„Bankenwirtschaft“:

„In derBörsenwirtschaft stellenGeldvermögensbesitzer ihrGeld einemUnternehmer zurVerfügung, der es in Maschinen etc. investiert und ihnen dafür eine Quittung, einesogenannteAktie,übergibt ... InderBankenwirtschaft stellenGläubiger ihrGeld füreinefestgelegte Frist zur Verfügung, damit Geschäftsbanken es an ihrer statt weiterreichen,zumBeispielanUnternehmen.“(S.55)

Vermögensanhäufungen können sich demnach nicht nur aus Zinserträgen ergeben,sondern ebenso aus Renditen, das heißt aus Anteilen am „Mehrwert“ (genauer: amUnternehmergewinn). Wirtschaftstheorien, die die wachsenden Vermögen in denHändeneinerMinderheitausschließlichaufdenZinszurückführen,seienebensofalschund einseitig wie solche, die sie ausschließlich aus dem „Mehrwert“ ableiten. Zu denersteren zählt er die Theorie von Heinsohn/Steiger sowie die Zinskritik von SilvioGesell,zudenzweitenzählterdieTheorievonMarx(unddieswohlvorallemaufgrundseinereigenenverengtenInterpretationdesMarxschenBegriffs„Mehrwert“).Sichselbstbetrachtet er als denjenigen, der als Erster das Wirtschaftsgeschehen aus demZusammenwirken von „Börsenwirtschaft“ und „Bankenwirtschaft“ interpretiere unddadurchüberhaupterstverständlichmache.

DieFixierungaufnureinenAspekthabenichtnurzufalschenDiagnosen,sondernauchzufalschenLösungsvorschlägengeführt:BeiSilvioGesellzumBeispielzuderForderungnach grundlegenden Korrekturen des Geldsystems, bei Marx zu der Forderung nach

11NähereszuMarxunterhttp://www.berndsenf.de/BlindenFleckenOekonomie.htm

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Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln. Bei Heinsohn/Steiger stellesich erst gar nicht die Frage nach Alternativen, weil sie von der Überlegenheit derEigentumsgesellschaft gegenüber allen anderen Formen des Wirtschaftens überzeugtsind.

Mich selbst ordnet Jenner fälschlicherweise den Gesellianern zu und übersieht dabei,dass ichschon1998eineSynthesezwischenMarxundGesellangeregthabe–undeinÜberbrücken der tiefen Gräben zwischen Marxisten und Gesellianern, wobei beideSeiten die Verabsolutierung und Dogmatisierung ihrer reinen Lehre überwindenmüssten.12FürdieMarxistenwärewichtigzuerkennen,dassnichtnurdieSphärederProduktion von Mehrwert (die kapitalistischen Produktionsverhältnisse) vonBedeutungist,sondernauchdasGeld‐undZinssystemsowiedieGeldschöpfung.FürdieGesellianer oder Freiwirtschaftler wäre es wichtig zu erkennen, dass neben demGeldsystemauchdieProduktionsverhältnisseundderdarinangelegteKonfliktzwischenLohnarbeit und Kapital (zwischen den Nichteigentümern und den Eigentümer vonProduktionsmitteln)einewesentlicheRollespielt.

UnterscheidungzwischenWertschöpfungundWert­Abschöpfung

Anstatt den Zins bzw. das Geldkapital als die Quelle der Wertschöpfung und desMehrwerts zu deuten, sollte von den Freiwirtschaftlern eingeräumt werden, dass dieQuelle der Wertschöpfung im Produktionsprozess liegt – und der Zins lediglich einRechtstitel aufWert‐Abschöpfung darstellt. Das trifft übrigens ebenso zu für das vomBankensystemzusätzlichgeschöpfteGeld,dasalsAnspruchaufTeiledesSozialproduktsgeltend gemachtwerdenkannundunterbestimmtenBedingungen andereAnsprücheandasSozialproduktzurückdrängt.

Marx hätte insofern recht, als die Quelle der Wertschöpfung und des Mehrwerts imProduktionsprozess liegt (allerdings nicht nur in der Ausbeutung der menschlichenArbeitskraft, sondern auch der Natur). Gesell hätte insofern recht, als dasGeltendmachen von exponentiell wachsenden Zinsforderungen – und zwar ohneRücksicht auf entstandene Gewinne oder Verluste – immer mehr Schuldner in denZusammenbruchtreibt,weildasWachstumdesSozialproduktsmitdemWachstumderZinslastenaufDauernichtSchritthaltenkann.DieProbleme liegen insofernsowohl inder Produktion als auch in der durch Geld vermittelten Zirkulation von Warenbegründet,undnicht„entweder...oder“

DieVerselbständigungderFinanzmärkte

Übrigens habe auch ich die Börsenwirtschaft und die Verselbständigung derFinanzmärktegegenüberderRealwirtschaftmitinmeineErklärungderWeltfinanzkriseeinbezogen und damit das Platzen der Spekulationsblasen schon 2004 – lange vorZuspitzungderKrise ‐ voraus gesagt.13 InmeinemBuch „DerTanzumdenGewinn“findetsicheinlangesKapitelmitderÜberschrift„BörsenfieberundkollektiverWahn“14,

12http://www.berndsenf.de/pdf/Synthese%20zwischen%20Marx%20und%20Gesell.pdf

13http://www.berndsenf.de/pdf/GeldflussRealwirtschaftFinanzmaerkte.pdf

14http://www.berndsenf.de/pdf/SENF_Tanz‐Kap.D.pdf

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indemichversuchthabe,dieentsprechendeDynamikabzuleiten.AnderBildungdiesergigantischen Spekulationsblasen hat allerdings die Geldschöpfung des Bankensystems(der Zentralbanken wie der Geschäftsbanken) einen ganz wesentlichen Anteil. UndgenaudieserZusammenhangwirdvonGeroJennermitgroßerVehemenzundzumTeilauchmiterstaunlicherPolemik–auchgegenübermeinerSichtweise–bestritten.ErhältdieThesevonderGeldschöpfungdesBankensystemsausdemNichtsfüreinenMythosundfürgrobeIrreführung, jasogarfüreinebewussteundböswilligeTäuschung–undnimmt die Banken gegenüber dieser These engagiert in Schutz. Aber auch nachgründlicherPrüfungseinerArgumentekommeichzudemSchluss:

Esgibtsiedoch–dieGeldschöpfungdesBankensystemsausdemNichts!

Diese meine Meinung will ich im Folgenden begründen, indem ich zunächst auf dieArgumente von Gero Jenner eingehe und sie entkräfte und danach meine eigeneErklärungbringe–unterHinweisaufandereVeröffentlichungenvonmir, indenenichdieZusammenhängeausführlicherabgeleitethabe.

KontroversenumdieGeldschöpfungderZentralbanken

Mit denjenigen Ökonomen, die die Kreditschöpfung aus dem Nichts für eine RealitäthaltenunddieseAuffassungaufdieeineoderandereArtbegründen,ziehtGeroJennerhartinsGericht:

„Die ökonomische Wissenschaft kennt bis heute die Urzeugung von Krediten – ihreEntstehungausdemNichts.VonMises, Schumpeter,der früheKeynes,Riese,Huffschmid,Senf,HuberundvieleanderehängendemIrrtuman.AnderewiederspäteKeynes,Gesell,CreutzsowieHeinsohnundSteigerhabendenDenkfehlerdurchschaut“(S.153).

BezogenaufmeinePersonbzw.meineSichtweiseschreibter:

„Bernd Senf, ebenfalls Ökonomieprofessor und Verfasser der Schrift <Der Nebel um dasGeld>trägtseinerseitszurVerbreitungvonNebelbei.“(S.155)

VielleichtistseineKritikjaauchberechtigt.WassindseineArgumente,undwasistvonihnenzuhalten?

GeroJennerüberGeldschöpfungs­Ökonomen

„DieVorstellung, dass es in derGeldwirtschaftmöglich sei, dieGesetzederPhysikaußerKraft zu setzen, indemman wie der Zauberer auf dem Jahrmarkt Geld aus dem Nichtsschafft,gehörtindenBereichderMärchen.“(S.152)

„Esmussals sonderbargelten, dassüberdieHerkunft vonKreditenbisheutediegrößteUnklarheit,umnichtzusagen,einestarkverbreiteteVerwirrungderKöpfeherrscht,undzwargeradeindenKöpfenmancherWirtschaftswissenschaftler.InderBiologiewürdesichjeder lächerlich machen, der nach Darwins Evolutionstheorie noch allen Ernstes dieTheorie von einerUrzeugung lebenderWesen vertritt. Es spricht daher nicht gerade fürdenFortschrittderökonomischenWissenschaft,dasseinige ihrergrößtenVertreternochim 20. Jahrhundert darauf bestanden und einige von ihnen selbst heute noch daraufbestehen, dass es so etwas wie eine Urzeugung von Krediten gebe, sprich derenHervorzauberungausdemNichts.“(S.153)

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„Und zu vollends abenteuerlichen Behauptungen versteigen sich die Professoren JosephHuberundJamesRobertson:<Heute...wird95%desneugeschöpftenGeldesnichtmehrinFormstaatlichenBargeldes (MünzenundBanknoten), sondernvondenGeschäftsbankenemittiert.>“

„KreditgeldschöpfunggehörtzudenThemen,diewieAtlantis,dasPerpetuumMobileundüberhaupt alle Spielarten der Esoterik eine magische Anziehungskraft auf Phantastenausüben – glücklicherweise. So werden sie davon abgehalten, ihre Neigungen zuFanatismus und empirisch unbeschwertem Gedankenflug auf gefährlichere Artauszuleben.“(S.162,Fußnote2)

„DieTheoretikerdesGeldessindvonjehersosehraufdasGeldselbstfixiert,dasssieimmerwieder dem grundlegenden Irrtum verfallen, Geld und Kredit als eine von den DingenlosgelösteSubstanzzubetrachten,obwohlsiedochimmernurrealeWerterepräsentiert.“(S.166)

„IndemAugenblick,womaninKreditendassieht,wassienotwendigimmersind,nämlichÜberschussgeld,dasaufdemVorhandenseinvonÜberschussgütern(überschüssigerArbeitund überschüssigen Produktionsmitteln) beruht, löst sich die Fata Morgana multiplerKreditschöpfung augenblicklich in Nichts auf. Neue Einlagen können immer nur dannentstehen, wenn sie einen Geldüberschuss repräsentieren. Weil Geldüberschüsse abernichtsanderes sindalsmonetarisierteRealüberschüsse, lassen sie sich immernur soweitmobilisieren,wiedie letzteren ineinerWirtschaft innerhalbeinesbestimmtenZeitraumstatsächlichvorhandensind–niedarüberhinaus.EinGläubigerkannnichtalsneueEinlageeinzahlen,waseralsÜberschussgarnichtbesitzt.“(S.166ff)

KeineKrediteohnevorherigeErsparnis?

Einewesentliche Grundlage seiner Überlegungen ist, dass Kredite nur aus vorherigerErsparnisentstehenkönnen,undErsparniskanngesamtwirtschaftlichbetrachtetnichtaus dem Nichts hervor gezaubert werden, sondern muss in der Realwirtschaft alsÜberschussüberdengesamtwirtschaftlichenKonsumerwirtschaftetwordensein:

„In Geldwirtschaften gerinnenmaterielle Überschüsse zumonetären Ersparnissen. Zwarkann Geld beliebig nachgedruckt und in diesem Sinn aus dem Nichts hervor gebrachtwerden(aha!B.S.),abersolchesGeldähneltdemNichtsdannauchnotwendigdarin,dasses nichts wert ist. Alles Drucken von Willkürgeld, das nicht durch zusätzlichevolkswirtschaftlicheLeistunggedecktist,hatinderPraxiszurFolge,dassbestehendesGelddadurchimUmfangdesneuhinzukommendeninflationiert,alsoentwertetwird.“(S.152)

Diese Argumentation ist verwirrend. Zunächst einmal wird eingeräumt, dass es alsodochsoetwaswieeineGeldschöpfungausdemNichtsgebenkann,zumBeispieldurchzusätzliches Gelddrucken und In‐Umlauf‐Bringen durch die Zentralbank. Dann wirdwiederumbehauptet,dassdiesesGeldnichtswertsei.Nehmenwireinmalan,dasausdem Nichts geschöpfte Geld fließe dem Staat zu, der damit zusätzliche staatlicheNachfrage nach Sozialprodukt entfaltet. Wenn es sich um eine Wirtschaft mitArbeitslosigkeit und unausgelasteten Kapazitäten handelt, können davon Impulse zumehrAuslastungundmehrBeschäftigungausgehen,unddarausentstehenzusätzlicheEinkommenundzusätzlicheNachfrage.Dasbedeutet:Eskönnendadurchbisherbrach

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liegende volkswirtschaftliche Ressourcen mobilisiert werden. Das ist ja einGrundgedankederBeschäftigungstheorievonKeynes.

Auf diese Weise können zum Beispiel öffentliche Infrastrukturprojekte finanziertwerden,dieohnedieseGeldschöpfungnichtfinanzierbarwärenunddiedazubeitragen,die Produktivität der Gesamtwirtschaft zu steigern. Man kann deswegen auch von„produktiverKreditschöpfung“ sprechen–einGedanke,wie ihnschonAnfangder30erJahredes20. Jahrhunderts inDeutschland vonWilhelmLautenbach formuliertwurde(Lautenbach‐Plan)15. Bei dessenUmsetzunghätte die damaligeMassenarbeitslosigkeitwirksam bekämpft und die Machtergreifung Hitlers vielleicht verhindert werdenkönnen. Im Unterschied zu Keynes, dessen Theorie erst (1936) später – zu spät –veröffentlicht wurde, legte Lautenbach Wert auf eine produktive Verwendung derGelder,währendKeynessogarsinnloseoderdestruktiveVerwendung(fürRüstungundKrieg)alswirksamesMittelderWirtschaftsbelebungansah–unddabeiimUnterschiedzuLautenbachweltberühmtwurde.16

FürdenStaatunddieGesellschaftwäreeineproduktiveWirtschaftsbelebungmehralsNichts.ProblematischwirdeinesolchePolitikaufDauernurdann,wennderStaat fürdasihmzufließendeGeldZinsenzahlenmussunddieZinslastenstärkerwachsenalsdasSozialprodukt und die Steuereinnahmen, so dass der Staat immer tiefer in dieStaatsverschuldunggerät–wieesimbestehendenGeldsystemderFallist.17(DeswegenistesauchmehralsnureineÜberlegungwert,obdemStaatdasGeldinwohldosiertemMaß nicht auch zins‐ und tilgungsfrei zufließen könnte – geschöpft durch eine zwaröffentliche,abervonderRegierungunabhängigeInstitution:die„Monetative“.18)

ZwangssparendurchInflation

AberauchwenndieKapazitätenausgelastetsindundVollbeschäftigungherrscht,würdezusätzlichgeschöpftesundandenStaat fließendesGeld fürdenStaatmehralsNichtsbedeuten: Er könnte damit zusätzliche Nachfrage entfalten und einengesamtwirtschaftlichenNachfrageüberhangbewirken–mitderFolgevonInflation.Dasaber bedeutet ein Zurückdrängen der privaten Konsum‐ und Investitionsnachfrage(derenKaufkraftdurchdieInflationentwertetwird)beigleichzeitigemVordrängendesStaates. Der kann auf diese Weise wachsende Teile des begrenzten Sozialproduktskaufen, sei es für zivile öffentliche Projekte oder auch für Rüstung und Krieg. DieGeldschöpfung zugunsten des Staates hätte in diesemFall keine volkswirtschaftlichenÜberschüsse hervor gezaubert, wohl aber den Anteil des Staates am SozialprodukterhöhtunddenderprivatenNachfragerelativvermindert.DenprivatenKonsumentenundInvestorenwäredadurcheindurchInflationvermitteltes Zwangssparenauferlegtworden.

15http://www.bueso.de/seiten/zepp/hzl0302.htm

16NähereszuKeynesin:http://www.berndsenf.de/BlindenFleckenOekonomie.htm

17http://www.berndsenf.de/ZinssystemUndStaatsbankrott.htm

18http://www.monetative.de

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GeldschöpfungundWert­Abschöpfung

Dasneu inUmlaufgebrachteGeld, auchwennesausdemNichtsgeschöpftwurde, istzwar selbst keine zusätzlicheWertschöpfung,wohl aber beinhaltet es dieMöglichkeitzurWert‐Abschöpfungdurchdiejenigen,diediesesGeldzuerstindieHandbekommenund verausgaben. Jedenfalls gilt das solange, wie dieses Geld von anderenWirtschaftsteilnehmernalsZahlungsmittelakzeptiertwird.MankannsolchesGeldzwarals„Willkürgeld“bezeichnen,weilesnichtdurchzusätzlichesSozialproduktgedecktist.AberesunterscheidetsichreinäußerlichnichtvondembisherimWirtschaftskreislaufbefindlichen Geld undwird gesamtwirtschaftlich in gleicherWeise nachfragewirksamwiedas„echteGeld“.

Das zusätzlich geschöpfte Geld kann imPrinzip auch anderenWirtschaftsteilnehmernzufließen,undsiekönnendamitentsprechendEinflussgewinnenbzw.–wennes sichum verzinste Kredite handelt – in die Verschuldung gegenüber den Geldschöpferngeraten. Wenn sie ihren Schuldendienst (Zinsen und Tilgung) nicht vertragsgemäßerfüllen,kannderGläubigeraufdiedinglicheSicherheitdesSchuldnerszurückgreifenund sie zwangsversteigern lassen.Das sindwiederum sehr realeKonsequenzen einesKredits,auchwenndasdafürbereitgestelltGeldausdemNichtsgeschöpftwurde.19

AlldieseAspektewerdenvonGeroJennervölligausgeblendet,indemersichinseinemselbst gebauten Dogma verfangen hat: dass nämlich die Grundlage aller KreditevorausgegangeneErsparnisseinmüsse.DieMöglichkeit,dassgesamtwirtschaftlichdiefür Investitionen erforderlichen Überschüsse entweder durch Mobilisierung bisherbrach liegender Ressourcen oder durch inflationäres Zwangssparen erzeugt werdenkönnten (wie eben dargelegt), liegen außerhalb seines Blickfeldes. Ob eine solchezusätzlicheGeldschöpfungerstrebenswertundfunktionsgerecht istodernicht, isteineganzandereFrage.AberihreMöglichkeitzubestreitenoderihreBedeutungzuleugnen,verbaut das Verständnis von damit zusammenhängenden Fehlentwicklungen und dasHinterfragenvonhöchstfragwürdigenPrivilegienderGeldschöpfer.

IstdieGeldschöpfungbeiderFEDinrichtigenHänden?

GeroJenneristinseinerArgumentationaberauchnichtkonsequent,sondernzumTeilwidersprüchlich.AnandererStelleschreibtervon:

„traumatischenErfahrungenmitdemMissbrauchdesGeldschöpfungsprivilegsdurchdenStaat, die überall in modernen Eigentumsgesellschaften dazu führten, dass eine ihrererstenundwichtigstenMaßnahmendarinbestand,demStaatdiesesPrivilegzuentreißenundesentwederinprivateHändezulegen(FED)oderindieeineröffentlichenInstitutionwiederBundesbankbzw.EZB,derenUnabhängigkeit vondenWeisungender jeweiligenRegierungzumindestjuristischgarantiertist.“(S.144)

Damitwirdvon ihmeingeräumt,dassesdasGeldschöpfungsprivileggibtundgegebenhat,dasssieabernurdannproblematischsind,wennsieinderHanddesStaatesliegen,weildieser sie immerwiedermissbrauchthabe.WelcheinSegen,dassdiesePrivilegedemStaatentrissenwordensind!WerallerdingsdieamerikanischeGeldgeschichteauch

19http://www.berndsenf.de/pdf/Kreditbedarf,%20Verschuldung%20und%20Enteignung.pdf

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nur einigermaßen kennt20 und die Umstände, unter denen die FED 1913 unterTäuschung der Öffentlichkeit und des Kongresses auf denWeg gebrachtwurde, kanneinen solchenLobgesangaufdieFEDnuralsHohnempfinden.Vor20 JahrenwareinsolchesUnwissennochverzeihlich,weilwenig InformationenüberdieGeschichtederFEDundihreproblematischeRollebisindieGegenwartbekanntwaren.Inzwischenistaber so viel aufgedeckt und darüber publiziert worden, dass man den Blick davoreigentlichnichtmehrverschließenkann,esseidenn,man ist inbestimmte Interesseneingebunden.NichtzuletztihreRolleimZusammenhangderWeltfinanzkrise2008unddes Fütterns von Spekulationsblasenmit aus demNichts geschöpftemGeld sollte dasVertrauen und den blinden Glauben an die FED gründlich erschüttert haben. EinbisschenistdaswohlauchbeiGeroJennergeschehen,wennerschreibt:

„SosinddieUSAineinembestimmtenUmfangbereitsdazuübergegangen,Willkürgeldzuerzeugen, um dies schnell und in größtmöglichem Umfang in ein krisengeschütteltesBankensystem und in die Realwirtschaft zu pumpen.“ (S. 135) Und was ist mit denspekulativenFinanzmärkten?

AllerdingslasteterdiesdemamerikanischenStaatoderderamerikanischenRegierungan, die die FED unter einen entsprechendenDruck gesetzt habe. Unter Bezug auf dieHyperinflation1923 inDeutschlandunddie inflationäreGeldschöpfungderdamaligenReichsbankschreibter:

„Dieses unselige Beispiel zeigt bis heute auf lehrbuchartige Weise, welch furchtbareWirkungenderStaatdadurchherbeiführenkann,dasserdieZentralbankzurErzeugungvonWillkürgeldzwingt.LeiderbestehtGrundzuderBefürchtung,dassBedrohungen,diewirbishernurausderVergangenheitkennen, inzwischenwieder rechtnaherücken.“ (S.135)

Kannesnichtauchumgekehrt sein,dassdieZentralbankdenStaatunterDrucksetzt,sich mit neuem geschöpftem Geld immer mehr zu verschulden und sich in immerstärkereAbhängigkeit vomBankensystemzubringen?Einigesdeutetdaraufhin, dassdieMachtverhältnissezuweilenauchsogelagertsindbzw.waren:NachRecherchenvonStephenZarlengawurdedieprivate(!)DeutscheReichsbankabMitte1922vondenbisdahingeltendenstaatlichenKontrollenweitgehendbefreit–undhaterstvondaaneinezügellose Geldschöpfung betrieben, die in kurzer Zeit in die Hyperinflation von 1923trieb. In denUSA sind es dieweitgehend private FED und die sie tragenden privatenGroßbanken,diewesentlichenEinflussaufdieRegierungausüben–übrigensauchaufdieRegierungObama.21

Wenn immerwiedervonder „UnabhängigkeitderNotenbanken“alsoberstemPrinzipeines soliden Geldsystems geredet wird, ist bezeichnender Weise immer nur dieUnabhängigkeit gegenüber dem Staat, der Regierung oder dem Parlament (alsogegenüber den demokratischen Institutionen) die Rede. Die höchst problematischeAbhängigkeit vom privaten Bankensystem und einer damit verbundenenFinanzoligarchierücktdamitausdemBlickfeldderÖffentlichkeit.Erst in jüngsterZeit

20ZumBeispielStephenZarlenga:DerMythosvomGeld–DieGeschichtederMacht“,

G.EdwardGriffin:DieKreaturvonJekyllIsland;EllenHodgson‐Brown:DerDollar‐Crash

21http://video.google.de/videoplay?docid=115518968024068011

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wirddieseAbhängigkeitvorallemimInternet,aberauchinmehrerenBücherninFragegestellt undwerdenAlternativen dazu gesucht.22 Die Verklärung der FED durch GeroJennerträgtindeswenigdazubei,LichtindiesesdunkleKapitelderGeldgeschichteund–gegenwartzubringen,ganzimGegenteil.

KontroversenumdieGiralgeldschöpfungderGeschäftsbanken

Nochumstrittenerundnochmehr tabuisiertalsdieGeldschöpfungderZentralbankenist das Thema „Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken aus demNichts“. TatsächlichherrschtzudiesemKapitelnochmehrVerwirrung.GeroJennergehtnurkurzaufeinigeÖkonomen und ihre diesbezügliche Sichtweise ein: Ludwig von Mises, John MaynardKeynes, Schumpeter,HajoRiese, JörgHuffschmid,Hans‐ChristophBinswanger, JosephHuber, James Robertson, Bernd Senf. Allen bescheinigt er, dass sie in der Frage derGeldschöpfungvölligaufdemHolzwegseien:

„Dabei hätte es nur einiger historischer Kenntnisse bedurft, um die Absurdität dieserPositionbloßzulegen...ImmergingeinebedeutendewirtschaftlicheEntwicklungausdemSchutzdesprivatenEigentumsundderdadurcherzieltenÜberschussakkumulationhervor,aber nirgendwo dadurch, dass sich eine Bank dazu entschloss, ‚Geld aus demNichts’ zuschöpfen.“(S.156)

BesserkommendaschonHeinsohn/Steigerweg,undvielbesserHelmutCreutz:

„HeinsohnundSteigergebührtdasVerdienst,dienotwendigerealeDeckungdesGeldesalsfundamentalesAxiomderEigentumsgesellschaftbesondersbetontzuhaben.Leiderhabensie es nicht für nötig gehalten, die (angeblich! B.S.) längst vorhandenen statistischenBeweise zu zitieren, die sich etwa im geldtheoretischen Werk von Helmut Creutz <DasGeldsysndrom> nachlesen lassen. Überprüft man die Sparguthaben und die gewährtenKredite für den gesamten Geschäftsbankenbereich, so ergibt sich ein unzweideutigesErgebnis: Die Kreditgewährungen der Banken gehen nie über die Summe der von denKundenhinterlegtenEinlagenhinaus.“(S.157)

SichtguthabenberuhennurzumkleinenTeilaufSichteinlagen

DamitisteinederscheinbartragendenSäuleninderArgumentationvonHelmutCreutzangesprochen,mitderermeint,dieThesevonderGeldschöpfungderGeschäftsbankenaus dem Nichts widerlegt zu haben. Ich werde nachher zeigen, dass diese Säule beinäherer Betrachtung in sich zusammen bricht, weil Creutz einer Begriffsverwirrungaufgesessen ist, die er zwar selbst nicht zu verantworten hat, die aber in dieentsprechenden Statistiken der Bundesbank eingeflossen ist: dass nämlich etwas als„Sichteinlage“bezeichnetwird,waszumTeilüberhauptnichtaufEinlagenvonBargeldberuht,sondernlediglichaufeinemBuchungsvorgang:„Buchgeld“!

Abervorher sei erst einmalnochbetont, dass ichmitHelmutCreutzundGero Jennerdarinübereinstimme,dassdie involkswirtschaftlichenLehrbücherngelehrte „Theorieder multiplen Kreditschöpfung“ – bei aller mathematischen Exaktheit und Eleganz –Unsinnist.IchselbsthabedasschoninmeinemBuch„DerNebelumdasGeld“1996auf

22ZumBeispielRonPaul:BefreitdieWeltvonderUS‐Notenbank(2010)

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denSeiten159–162begründet.Gero JennerbehandeltseineKritikandieserTheorieaufdenSeiten162–168seinesBuches„WohlstandundArmut“.

DiefalscheTheoriedermultiplenKreditschöpfung

Um es hier noch einmal kurz anzudeuten, worum es in dieser Theorie geht und aufwelchenAnnahmensieaufgebaut ist:AusgangspunktderModellüberlegungen ist eineEinzahlung eines Bankkunden in Höhe von 100 Euro in bar auf sein Girokonto. DieGeschäftsbankwürdediesenBetrag–abzüglicheinerMindestreservevonzumBeispiel10%‐alsKreditausleihen(also90Euro)–etwaaneinenBauherrn,derdamitAufträgeaneineBaufirmavergibtundbezahlt.

DieBaufirmawürdediese90EurogleichwiederzurBankbringenundaufihrGirokontoin bar einzahlen, woraus eine weitere Kreditvergabe in Höhe von 81 Euro erfolgenwürde(90Eurominus10%Mindestreserve)usw.

VonRundezuRundewürde–aufgrundderjeweilsabgezogenenMindestreserve–derjeweils neue Kredit geringer ausfallen, das heißt die neuen Kreditvergaben würdenimmermehr abebben. Zähltmannunalle abebbendenKreditbeträge einerunendlichlangen Kette zusammen, so erhält man – dank der mathematischen Formel einerunendlichen Reihe – einen endlichen Betrag, in diesem Beispiel das 10fache deranfänglichen Einzahlung. Ganz allgemein ist es immer der Kehrwert desMindestreservesatzes:bei1/10das10fache,bei1/20das20facheusw.DiesesErgebniswird„multipleKreditschöpfung“genannt.WelcheinWunder!

Wenn aber die Voraussetzungen dieses Modells und die ihm zugrunde liegendeFragestellung entweder realitätsfern und/oder unsinnig sind, kann auch einemathematischexakteFormelzukeinemsinnvollenErgebnisführen.EskommtamEndenur wieder das heraus, was am Anfang an Annahmen in das Modell hinein gestecktwurde,nur inetwasverwandelterForm:RealitätsferneundUnsinn.Das istbei einemFleischwolf im Prinzip nicht anders: Aus Rindfleisch kann man schließlich nur eineRindsboulettemachen,undausSchweinefleischnureineSchweineboulette.

RealitätsfernistschonmaldieAnnahme,dassdasBauunternehmendievomBauherrnerhaltenenErlöseinbarbekommenwirdunddassesdiesesGeldgleichwiederzurBankbringt, anstatt vielleicht erst einmal seine Bauarbeiter und Lieferanten davon zubezahlen.Undunsinnig istdieFrage, aufwelchenBetrag sichdieabebbendenKrediteüberunendlichlangeZeitaufsummieren.ÖkonomischeGrößenbeziehensichimmernurauf endliche Zeiträume, zum Beispiel 1 Jahr oder 10 Jahre usw., aber niemals aufUnendlich.

Was wäre denn aus den ersten 100 Euro geworden, wenn sie nicht bei der Bankeingezahlt, sondern in bar weiter gereicht worden wären vom ersten zum zweitenWirtschaftsteilnehmer,vomzweitenzumdritten, ...vomelftenzumzwölfteninnerhalbeinesJahres?DannwärendamitinsgesamtUmsätzein12facherHöhe,alsoimUmfangvon 1.200 Euro bezahlt worden, also das 12fache des anfänglichen Betrages. Das hataber mit Geld‐ oder Kreditschöpfung nicht das Geringste zu tun, sondern mit derUmlaufgeschwindigkeitdesGeldes,dieindiesemBeispiel12beträgt.Fastgenausoistes,wenndasGelddurchdieBankfließt.Kompliziertererscheintesalleindadurch,dasshiernoch der mysteriöse Mindestreservesatz mit ins Spiel und in die Modellrechnungkommt.WasdessenSinnseinsoll,wirdoftmalsnochnichteinmalerklärt.

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BezüglichderMindestreservenmüssteeigentlichunterschiedenwerdenzwischendengesetzlichen Mindestreserven, die den Geschäftsbanken von der Zentralbank auferlegtwerden (und früher zu DM‐Zeiten im Zusammenhang der Mindestreservepolitik einebedeutende Rolle spielten) und den banktechnischen Mindestreserven, die dieGeschäftsbanken aus eigenen Liquiditätsgründen als Reserve für eventuelleBarabhebungenundBargeldbewegungenhaltensollten.AufjedenFallwirddurchdieseArtderKreditvergabedieGeldmengenichterhöht.UnddieUmlaufgeschwindigkeitdergesetzlichenMindestreservenwird – gegenüber dem Fluss von Bargeld – sogar nochdrastischvermindert,denndiesemüssenbeiderZentralbankstillgelegtwerden.

WennmanalsodieTheoriedermultiplenKreditschöpfunganpiekst,platztsiewieeineschillerndeSeifenblase.UngeachtetdessenwirdsieseitJahrzehntenimmerundimmerwieder in volkswirtschaftlichen Lehrbüchern und in Prüfungen geprüft, und bei denStudierenden und den daraus vielleicht heranwachsendenWirtschaftsexperten bleibtderEindruck,siehättendasPhänomenderGeldschöpfungimPrinzipverstanden.Sogardie Deutsche Bundesbank bezieht sich in ihren Veröffentlichungen auf diese falscheTheorie.

DieVerschleierungdesWesentlichen:KreditschöpfungausdemNichts

Mit dieser Theoriewird aber der falsche Eindruck vermittelt, jede Kreditvergabe vonGeschäftsbanken sei gegründet auf jeweils vorangegangenen Einzahlungen oderEinlagen(abzüglichderMindestreserven).Undgenaudas istnicht immerderFall.DieMöglichkeit der Geschäftsbanken, über die Einzahlungen oder Einlagen hinausSichtguthabenzuschaffenundsiealsKreditezuvergeben,wirddurchdieTheoriedermultiplenKreditschöpfungvonvornhereinausgeblendet‐unddamitverschleiert.UnddasistnichtirgendeineNebensache,sondernetwasganzWesentliches:DiezusätzlicheKreditschöpfung der Geschäftsbanken aus dem Nichts – zusätzlich zu dem von derZentralbankinUmlaufgebrachtenBargeld.

Eine falscheund irreführendeTheoriederGeldschöpfungbedeutetabernicht,dassesdieGeldschöpfungnichtgibt.AuseinerfalschenTheoriederPlanetenbewegungenkannja auch nicht gefolgertwerden, dass es die Planetenbewegungen nicht gibt.WährendHelmut Creutz und Gero Jenner zu dem Ergebnis gekommen sind, es gebe keinezusätzlicheKreditschöpfungderGeschäftsbanken,behaupteich:esgibtsiedoch.NuristsieanderszubegründenalsmitderfalschenTheoriedermultiplenKreditschöpfung.

DasAnrühreneinesTabus

Damit scheine ich ein Tabu angerührt zu haben, was mir selbst unter Kritikern desGeldsystem–wiedenFreiwirtschaftlern–zumTeilheftigsteReaktionenbescherthat,zum ersten Mal für mich spürbar auf einer Geldkonferenz in Steyerberg 2001. DortwurdeichbeimeinendiesbezüglichenAusführungenineinerschwererträglichenWeiseständig unterbrochen, übrigens auch von Gero Jenner, der damals zeitweise die Rolledes Moderators übernommen hatte. Etliche Jahre danach gab es bei den „MündenerGesprächen“ schon eine deutlich größere Aufgeschlossenheit und Toleranz unter denanwesenden Freiwirtschaftlern, und ich hatte dieMöglichkeit,meine Sichtweise ohneUnterbrechung in einem einstündigenVortrag zu begründen.Noch bis in jüngste Zeitbekomme ich allerdings hin und wieder E‐mails von Fanatikern aus derFreiwirtschaftsszene(esgibtsiedortleiderauch),indenenichals„absoluterVollidiot“oder ähnlich beschimpft werde, weil ich immer noch die These von der

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„KreditschöpfungderGeschäftsbankenausdemNichts“vertrete,obwohlsiedochlängstwiderlegtsei.

Gero Jenner, mit dem ich zwischenzeitlich einige längere Gespräche mit intensivemGedankenaustausch hatte und der mein Buch „Der Nebel um das Geld“ vor einigenJahrenmir gegenüber fast überschwänglich gewürdigt hat, ist in seinemBuch in eineerstaunlichePolemik zurück gefallen, die fürmichwie einBlitz ausheiteremHimmelkam.Soschreibter:

„Die Buchgeldschöpfung nach Senf („Reservegeldschöpfung“) ist logisch abwegig undempirisch widerlegt.“ (S. 162) „Kreditgeldschöpfung gehört zu den Themen, die wieAtlantis,dasPerpetuumMobileundüberhauptalleSpielartenderEsoterikeinemagischeAnziehungskraft auf Phantasten ausüben – glücklicherweise. So werden sie davonabgehalten,ihreNeigungzuFanatismusundempirischunbeschwertemGedankenflussaufgefährlichereArtauszuleben.“(S.162,Fußnote2)

Damit bin offensichtlich ja auch ich gemeint. Deutlich gemäßigter schreibt er einigeSeitenspäter:

„Der Berliner Ökonomie­Professor Bernd Senf versteht die Giralgeld­ oderBuchgeldschöpfung jedoch in einem ganz anderen Sinn (als die Theorie der multiplenKreditschöpfung,B.S.).Esfälltmirschwer,ihnzukritisieren,denneristeinerderWenigen,die gegen denwirtschaftswissenschaftlichenMainstream anschwimmen und sich großesVerdienstinderAufdeckungder„BlindenFleckenderÖkonomie“erwerben.Leiderleideterin puncto Geldschöpfung selbst anBlindheit. Zwarmacht er demLeser zunächst einmalklar,warum er nach langem inneremRingen (Quelle? B.S.) die auch von ihm bis dahingläubigübernommeneTheoriedermultiplenKreditschöpfungablehnenmüsse.Dochstattnun auf die vermeintliche Geldschöpfung bei Geschäftsbanken überhaupt auf Distanz zugehen, bringt er eine eigene Theorie hervor. Damit ist es ihm leider gelungen, dievorherrschendeVerwirrungnochwesentlichzuvergrößern.“(S.168f)

Auf Seite 169 wird meine Theorie der Giralgeldschöpfung zum Teil unkorrektwiedergegeben.MirwerdendabeiauchBegriffeunterstellt,dieichselbstnieverwendethabe, zum Beispiel der Begriff „Schaumblasenkredit“. Am besten gebe ich an dieserStellemalmitmeineneigenenWortenwieder,was ichmitdieserTheoriemeine,undzwaranhandeineseinfachenBeispiels.

MeineSichtweisezurGiralgeldschöpfung:

Angenommen,einBankkundezahlt100EuroBargeldbeiseinerBankaufseinGirokontoeinundbekommtdafür100Eurogutgeschrieben.DadurchentstehteinGuthaben,überdaserjederzeitverfügenkann,zumBeispielbargeldlosdurchÜberweisungoderdurchBarabhebung (am Bankschalter oder am Geldautomaten). Man spricht hiervon“Sichteinlagen“, weil dieses Guthaben durch Einlagen = Bareinzahlung begründetwurdeundaufkurzfristig(aufkurzeSicht)darüberverfügtwerdenkann.

BankinterneÜberweisungenohneBargeldbewegung

Für bargeldlose Überweisungen von Kunde A an den Kunden B innerhalb derselbenBank bedarf es keiner Bargeldbewegung, sondern lediglich einer Umbuchung vomKontodesAaufdasKontodesB.DasSichtguthabenistvonAnachBgewandert,undmitihmdasRechtauf jederzeitigeVerfügungdarüber inbaroderbargeldlos.So istesmit

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allen bankinternen Überweisungen, bei denen die Kunden ihr Konto bei der gleichenBankhaben.

BankexterneÜberweisungenmitBargeldbewegungnurinHöhedesSaldos

Handelt es sich hingegen um bankexterne Überweisungen, zum Beispiel von A beiGeschäftsbank GB‐1 an den Kunden C bei Geschäftsbank GB‐2, dann müsste diebargeldlose Überweisung begleitet sein von einer entsprechenden Bargeldbewegungvon GB‐1 nach GB‐2. Wenn allerdings in der Gegenrichtung eine Überweisung vonKundeDbeiGB‐2andenKundenAbeiGB‐1stattfindet,könnenbeideBargeldströmegegeneinanderaufgerechnetwerden,undesbrauchteBargeldnur inHöhedesSaldoszwischen Abfluss und Zufluss, also nur zu einem Bruchteil der Überweisungsbeträgebewegt zu werden. Darüber hinaus müsste die Bank noch Bargeldreserven füreventuelle Barabhebungen der eigenen Kontoinhaber halten (banktechnischeMindestreserven) – und zusätzlich noch die von der Zentralbank oder vom GesetzvorgegebenengesetzlichenMindestreserven,diebeiderZentralbankstillgelegtwerden.

ÜberschussreservealsGrundlagefürdieSchaffungzusätzlicherSichtguthaben

WennallesinallembeiGB‐1dieerforderlichenBarreservenerfahrungsgemäßmaximal1/3 des Volumens der anfänglichen 100 Euro Bareinzahlung (und der dabeientstandenenSichteinlage)betragen–nurumeineinfachesZahlenbeispielzunennen‐,dann blieben imNormalbetrieb der Bankgeschäfte 2/3 des ursprünglich eingezahltenBargeldes unangetastet – und wären insofern Überschussreserve. Eigentlich müsstegesetzlichgeklärtwerden,wemdiesesBargeldgehört:DemBankkundenA–bzw.nachÜberweisung dem Kunden B usw., oder aber der Bank? Bei Einlagerungen vonWertgegenständen oder Wertpapieren in ein Depot liegen die Verhältnisse klar: DerInhalt des Depots gehört dem Bankkunden und darf von der Bank nicht angetastetwerden.Bei Sichteinlagen sinddieEigentumsverhältnissedemgegenüber rechtlichniegeklärt worden. Und solange es gesetzlich nicht verboten ist, kann die Bank gutenGewissensnach ihremeigenenGutdünkenüberdieÜberschussreserveverfügen,ohnedenKundendarüberinformierenzumüssen.

Sie könnte zum Beispiel das überschüssige Bargeld als Kredit an Kreditnehmerausleihen,oderaber–nochgenialer–alsMindestreservefürdieSchaffungzusätzlicherSichtguthabenverwenden.ImvorliegendenBeispielkönntesieaufderGrundlagevon2x33,33EurozusätzlicheSichtguthabeninHöhevon2x100Euroschöpfen.

DieseGuthabenkönnendenKreditnehmernEundFaufihrGirokontogebuchtwerden(alsBuchgeldoderGiralgeld),unddiekönnenbaroderunbardarüberverfügen.FürdieBank ist damit die Verpflichtung oder Verbindlichkeit verbunden, im gegebenenRahmen entsprechende Überweisungen durchzuführen bzw. Barabhebungen zuermöglichen – was in der Bankbilanz auf der Passivseite erscheint. Gleichzeitigentstehen damit Forderungen der Bank gegenüber den Schuldnern E und F aufBedienung des Kredits bzw. der Schuldmit Zinsen, Tilgung und dinglicher Sicherheit.Diese Forderungen erscheinen in der Bankbilanz auf der Aktivseite. Durch diegenannten Vorgänge und ihre entsprechende Verbuchung hat also eine„Bilanzverlängerung“stattgefunden,undallesscheintmitrechtenDingenzugegangenzusein.

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„Sichteinlagen“ohnezusätzlicheBareinlagenoderBareinzahlungen

Entscheidend ist, dass die Guthaben von E und F nicht durch zusätzliche Bareinlagenoder Bareinzahlungen entstanden sind, sondern allein durch Buchungsvorgänge.Ungeachtet dessen werden auch sie in den Bankbilanzen und daraus abgeleitetenStatistikenals „Sichteinlagen“bezeichnet, alsogenaumitdemgleichenBegriffwiedieanfänglichenSichteinlagenvonA,denentatsächlicheBareinlagenoderBareinzahlungenzugrundelagen.DergleicheBegriffwirdverwendetfürzweivölligverschiedeneSchuhebzw. für Sichtguthaben, deren Grundlagen und deren Entstehung völlig verschiedensind.Dasnenneich„Begriffsverwirrung“.ImGrundeisteseinEtikettenschwindel.WennfürÄpfelundBirnen,dieoffensichtlichunterschiedlichsind,dergleicheBegriff„Äpfel“verwendet würde, wäre das auch nicht in Ordnung. Denn man könnte dann beidebegrifflich nicht mehr von einander unterscheiden und unterläge in einer darauserstellten Buchhaltung oder Statistik dem Irrtum, es handele sich bei beiden um dasGleiche.

Demgegenüber möchte ich unterscheiden zwischen „tatsächlichen Sichteinlagen“ und„vermeintlichen Sichteinlagen“ (die tatsächlich nur „zusätzlich geschaffeneSichtguthaben“ ohne zusätzliche Bareinlagen oder Bareinzahlungen sind). Bei denzusätzlich geschaffenen Sichtguthaben handelt es sich entsprechend um zusätzlicheGiralgeldschöpfung, die inunseremBeispiel alsKredit anEundF inUmlauf gebrachtwird.Mankönntesichsogarfragen,obdieBankmitdiesemselbstgeschöpftenGiralgeldauchihreAngestellten,dieBaufirmenihrerBankgebäudeoderauchWertpapierebishinzuStaatsanleihenbezahlenundsichaufdieseWeiseTeiledesSozialproduktsaneignenund erheblichen Einfluss gewinnen kann. Damit ist nicht gesagt, dass sie durchGeldschöpfungselbstWerteschöpft,wohlaber,dasssiedadurchWerte,dieanderswoproduziertwordensind,abschöpfenkann.DasgehtallerdingsnurimGleichschrittmitanderenGroßbanken,weilansonstenbankexterneÜberweisungenohneentsprechendeRückflüsse sehr bald an ihre Grenze stoßen würden. Es sei denn, die Bank könnteandere Banken – auf welche Weise auch immer – zur Annahme dieses zusätzlichgeschöpften Geldes bringen oder zwingen (sowie es im internationalenMaßstab dieUSAdurchdieSonderrolledesDollaralsWeltgeldJahrzehntelanggetanhabenundesbisheutenochtun).23

DieganzenZusammenhängesindaufsogenialeArtverschleiert,dassdaseigentlichkeinZufall sein kann. Indem nämlich die „tatsächlichen Sichteinlagen“ mit den „zusätzlichgeschaffenen Sichtguthaben“ bilanziell und statistisch in einen Topf geworfen undgleichermaßenals„Sichteinlagen“bezeichnetwerden,entstehtderfalscheEindruck,alssei das Volumen der vergebenen Kredite niemals größer als die Einlagen. Es ist jatatsächlich auch nicht größer als die Summe aus „tatsächlichen Sichteinlagen“ +„vermeintlichen Sichteinlagen (=„zusätzlich geschaffene Sichtguthaben“). Würde manaberdasKreditvolumeninsVerhältnissetzennurzuden„tatsächlichenSichteinlagen“,dannwürdesichherausstellen,dassessichumeinVielfacheshandelt,dassesalsoeinezusätzlicheKreditschöpfunggibt,zusätzlichzudenBareinlagenoderBareinzahlungen.Das ist gemeint mit dem Begriff „Giralgeldschöpfung (oder Kreditschöpfung) derGeschäftsbankenausdemNichts“.

23http://quorum.blip.tv/posts?view=archive&nsfw=dc

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DietatsächlichenSichteinlagenlassensichvondenvermeintlichenSichteinlageninderStatistiknichtunterscheiden!

HelmutCreutzundGero Jenner sind inderBegriffsverwirrung, die sie selbst nicht zuvertreten haben, stecken geblieben wie in einem Labyrinth. Würde eine begrifflicheTrennungin„tatsächlicheSichteinlagen“und„vermeintlicheSichteinlagen“(=zusätzlichgeschaffene Sichtguthaben“) vollzogen und gesetzlich durchgesetzt, würde mit einemMal das bisher verschleierte Phänomen der zusätzlichen Giralgeldschöpfung bzw. derKreditschöpfung der Geschäftsbanken in aller Klarheit auch in den Statistiken inErscheinungtreten.

EinigeBundesbankerhabendieProblematikerkannt

DerlangjährigeVizepräsidentderDeutschenBundesbang,OttmarIssing,hatschonmaleinenVorschlagindieseRichtunggemacht.Ersprachvon„passiverGuthabenschaffung“aufgrund von Bareinzahlung und „aktiver Guthabenschaffung“ aufgrund von bloßerBuchung.24SeineÜberlegungenhierzusindabermeinesWissensnichtweiterdiskutiertworden. Ein anderes langjähriges Mitglied des Zentralbankrats der DeutschenBundesbank,RolfGocht,hatschoninden70erJahrensehrklardieFunktionsweiseundProblematik der Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken heraus gearbeitet undinsoweit dringende Reformen des Geldsystems gefordert, und zwar in seinem Buch„KritischeBetrachtungenzurnationalenund internationalenGeldordnung“.ZuseinemeigenenErstaunenundUnverständniswurdediesesRichtungweisendeBuchsowohlinBanken‐ und Zentralbankkreisen als auch in der Wirtschaftswissenschaft und in denMedienvölligignoriert.

Auch der weltberühmte amerikanische Geldtheoretiker Irving Fisher (der übrigensSilvioGesellundWörglsehrgewürdigthat)hatinderWeltwirtschaftskrisenach1929erkannt, dass die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken als wesentlicherKrisenverstärker gewirkt hatte. Er forderte daraufhin an Stelle des damaligen 10%‐Geldes(nur10%desGiralgeldeswarendurchBargeldgedeckt)ein100%‐Geld.25

Das hier diskutierte Beispiel mit einem (gesetzlichen plus banktechischen)Mindestreservesatzvon1/3habeichübrigensnurderEinfachheithalbergewählt,weilessichauchgrafischgutveranschaulichenlässt(wieichdiesim„TanzumdenGewinn“und in meinen Vorträgen zu diesem Thema getan habe). Es sollte damit nur dasGrundprinzip heraus gearbeitet werden. In der Realität kann der Mindestreservesatzauch viel geringer sein, abhängig vom Verhältnis zwischen Barzahlungen undbargeldlosenZahlungen.BeieinemMindestreservesatzvon1/10wäredasPotentialandaraufaufgebautenSichtguthabendas10fache,bei1/20das20facheusw.

GrenzenderGiralgeldschöpfung

ObesallerdingszurAusschöpfungdiesestheoretischenPotentialskommt,hängtvonmehrerenFaktorenab,unteranderemdavon,ob

• dieGeschäftsbankengenügendSchuldnerfinden,dieihnendieKrediteabnehmen

24Näheresim„TanzumdenGewinn“,S.97

25IrvingFisher:100%‐Money–100%‐Geld

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• andereWirtschaftsteilnehmerdasGiralgeldderjeweiligenGeschäftsbankalsZahlungsmittelakzeptieren

• esgesetzlicheBeschränkungengibt,diedasmaximaleKreditvolumenzumBeispielimVerhältniszumEigenkapitalderBankenbegrenzen.

Daraus wird schon erkennbar, dass die Giralgeldschöpfung von den Geschäftsbankennicht insUnendlicheausgeweitetwerdenkann.Dennsiebenötigen immernocheinenmehroderwenigergroßenSockelanBargeldoderZentralbankgeld,dassienichtselbstschöpfen können, sondern entweder über Bankkunden und deren Einzahlungenbeziehen oder sich von anderen Banken bzw. von der Zentralbank als Kredit gegenZinsenleihenmüssen.

ZurFunktionderMindestreserven

IchkommenochmalaufGeroJennerzurück,dermirein„MissverständnisgegenüberderFunktion vonReserven“unterstellt. „GeschäftsbankenhaltenReserven grundsätzlichmitder Absicht vor, dieGuthaben der Gläubiger zu schützen. Senf gebraucht den AusdruckMindestreservendemnachineinemirreführendenSinn.“(S.170,Fußnote2)

IchbetrachtediebanktechnischenMindestreservenalseinMittelderGeschäftsbanken,für den Fall von Barabhebungen bzw. Bargeldbewegungen für den Saldoausgleich beiÜberweisungen sich selbst vor Illiquidität, also Zahlungsunfähigkeit zu schützen. DiegesetzlichenMindestreservenwerden ihnendarüberhinausausanderenGründenvonderZentralbankauferlegt.ZuDM‐ZeitenhatzumBeispieldieDeutscheBundesbankdieVeränderung des gesetzlichen Mindestreservesatzes als geldpolitisches Instrumenteingesetzt(Mindestreservepolitik),wieichdiesausführlichinmeinemBuch„DerNebelumdasGeld“aufS.164fbeschriebenhabe.DiesesInstrumentspielt inderGeldpolitikderEZBpraktischkeineRollemehr.DieGuthabenderGläubiger,alsoderBankkunden,dieGeldbeiderBankangelegthaben,werdenaufganzandereWeisegeschützt–odersollten geschütztwerden:durchentsprechendenRisikoaufschlagbeidenKreditzinsenfürriskanteAusleihungenunddieBildungentsprechenderRücklagen.

GeroJennerschreibtweiter:

„TatsächlicherfülltderBegriffderMindestreservenbeiProfessorSenfeinenganzanderenZweck.Wäreerkonsequent vorgegangen,hätte er zuderBehauptunggelangenmüssen,dassGeschäftsbankenKrediteinbeliebigerMengemitselbstgeschöpftemGeldfinanzieren(wassonichtstimmt!Sieheweiteroben,B.S.)EinederartigeAnnahmewürdedenFaktenjedochsosehrwidersprechen,dasssichProfessorSenfnacheinerhalbwegseinleuchtendenBegründungdafürumsehenmusste,warumeinederartigunbegrenzteGeldvermehrunginder Praxis noch nie beobachtet wurde. Nach eigenem Dafürhalten (das ist eineUnterstellung! B.S.) ist ihm das wohl genau dadurch gelungen, dass er die gesamtenSichtguthaben einer Geschäftsbank zur ‚Mindestreserve’ erklärt (gemeint ist wohl dieanfängliche Bareinzahlung! B.S.). Damit verschafft er sich den Vorteil, das Volumen desvermeintlich geschöpften Geldes nach einer einfachen Formel berechnen zu können. Inseinem Beispiel multipliziert er die Sichtguthaben einfach mit 3 und gelangt so zu dengeschöpftenWerten.“(S.171)

SokompliziertundumständlichdenktvielleichtGeroJenner.MeineArtistdasjedenfallsnicht.

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GeroJennersEntstellungmeinerSichtweise

IndenvorangegangenenAbschnitt sindsovieleEntstellungenmeinerArgumentationenthalten,dassesmirschwerfällt,diesesKnäuelzuentwirren:

1) Dass durch die Geldschöpfung eineWertschöpfung stattfindet, habe ich selbst niebehauptet, im Gegenteil: Ich lege großen Wert auf die begriffliche UnterscheidungzwischenWertschöpfungeinerseits (die imProduktionsprozessaufderGrundlagederAusbeutung menschlicher Arbeitskraft und der Natur) und Wert‐Abschöpfungandererseits. Geldschöpfung schafft Rechtstitel zur Wertabschöpfung, die an andererStelle–ebenimProduktionsprozess–geschöpftodergeschaffenwerden.

2)MirwerdenvonGeroJennerMotivationenundTricksereienunterstellt,nurumeinesonst unhaltbare Theorie noch irgendwie krampfhaft retten zu wollen. Ich denke,hinreichend deutlich gemacht zu haben, wie ich mir die Schöpfung zusätzlicherSichtguthabenüberdasMaßanBareinzahlungenhinauserkläre.DieBegriffsverwirrungbzw.derEtikettenschwindelhierzuliegenwoanders,wieichobenaufgezeigthabe.

IndemStilgehtesmunterweiter:

„Wie oben gesagt, brauchen die Banken seit Einführung des Euro nur noch 2%Mindestreserve vorzuhalten. Nach seiner Theorie müssten sie daher im Stande sein, biszum50fachenanGiralgeld zu ‚schöpfen’, dasheißt für jedeeingezahlteSichteinlagevon100 Euro könnten bei ihnen ganze 5000 Euro an urgezeugtem Geld hervorgebrachtwerden.“(S.171)

Auchdas ist eine falscheWiedergabemeinerTheorie. Ichhabegeradedargelegt,dassdie gesetzlichen Mindestreserven nur einen Teil der gesamten Mindestreservenausmachen. Den anderen Teil bilden die banktechnischen Mindestreserven zurmöglichstenSicherungdereigenenZahlungsfähigkeitderBanken.ImÜbrigenhabeichweiter oben – und übrigens auch schon im „Tanz um den Gewinn“ im Kapitel„Kontroversen um das Geld“ – auf weitere begrenzende Faktoren derGiralgeldschöpfung hingewiesen, was Gero Jenner entweder nicht zur Kenntnisgenommenoderunterschlagenhat.

„AberauchwennwirnurvonderSchöpfungaufgrundvonSichteinlagen(undnichtauchnochvonSpareinlagen,B.S.)ausgehen,müsstederAutordieserTheoriesichbewusstsein,dass eine Hyperinflation von unvorstellbaren Ausmaßen die augenblickliche Folgederartiger Kreation wäre. Der Multiplikator von 50 für den Giral...bereich würde dasGeldvolumenzueinergewaltigenBlaseaufblähen.“(S.171)

Auch dazu habe ich im „Tanz um den Gewinn“ schon einiges geschrieben (S. 100),seinerzeitinEntgegnungaufHelmutCreutz.DieGiralgeldschöpfunghatsichjanichtaufeinenSchlagentwickelt,unddasvondenGeschäftsbankenzusätzlichgeschöpfteGeldistnichtplötzlich zurZentralbankgeldmenge hinzugekommen.Dannhätte es inderTateineÜberflutungdesWirtschaftskreislaufsmitGeld(Bargeld+Giralgeld)gebenmüssen.Indem es sich aber in der Geschichte des Geldes erst allmählich heraus gebildet undausgeweitet hat, konnte der Sockel an Bargeld entsprechend vermindert werden, sodassdiegesamteGeldmengeM‐1nichtnotwendigüberdasgewachseneSozialprodukthinausschießenmusste.

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GeldschöpfungundBörseninflation

Dem ist noch hinzuzufügen, dass die gesamte Geldmenge ja nicht nur in derRealwirtschaftalsNachfragenachGüternundDienstleistungenwirksamwird,sondernzunehmendauch auf denFinanzmärkten.DiesenZusammenhanghabe ich ausführlichim „Tanz um den Gewinn“ in dem Kapitel „Börsenfieber und kollektiver Wahn“behandelt.UndgenauandenFinanzmärktenhatsich imZugederWeltfinanzkriseauferschreckendeWeisegezeigt,dasssichgigantischeSpekulationsblasengebildethatten,die schließlich mit dramatischen Folgen platzen mussten. Spätestens vor diesemHintergrundsolltedochdieFrageeindringlichgestelltundbeantwortetwerden:Woherkamen eigentlich diese Unsummen von Geld, die durch steigende Nachfrage nachWertpapieren,Devisen,Rohstoffen, LebensmittelnundDerivatendieseBlasenerzeugthaben?Undwoher kamen dieHunderte vonMilliarden Euro und die vielen BillionenDollarallein fürdieBankenrettungsschirme?UndwoherdieUnsummenfürdenEuro‐Rettungsschirm zur Abwendung von Staatsbankrotten der davon bedrohten Euro‐Länder? Die Antwort lautet: Aus der dramatisch ausgeweiteten Geldschöpfung desBankensystems,derZentralbankenwiederGeschäftsbanken.

WirhabenweltweitlängsteineInflationdurchlebt:einBörseninflation,eineAufblähungder Kurse unter völligem Realitätsverlust, losgelöst und abgehoben von denrealwirtschaftlichenGrundlagen.Nurdasssiebeiunsnicht„Inflation“genanntundalsGefahr betrachtet, sondern als immer neue Erfolgsmeldungen von den BörsenplätzenderWeltgefeiertwird.

Fast alle Wirtschaftsexperten waren überrascht, als es 2008 zum Super‐Gau desWeltfinanzsystemskam.Angeblichkonntedasniemandvoraussehen.Abermitmeiner–nach Gero Jenner angeblich so absurden – Theorie einschließlich der Theorie derGiralgeldschöpfung habe ich lange vorher mindestens die grobenEntwicklungstendenzenbishinzumgroßenKnallaufgezeigt.UndgeradeineinerZeit,inder sich die Realitätstauglichkeit dieser Sichtweise auf beeindruckendeWeise gezeigthat,werdeichvonJennermitungewöhnlicherHeftigkeitattakiert.

FalscheAnalogiezwischenBanknotenschöpfungundGiralgeldschöpfung?

EsgibtübrigenseineerstaunlicheAnalogiezurSchöpfungzusätzlicherBanknotenausdemNichtsbeimseinerzeitigenÜbergangvonderGoldwährungzurPapierwährung.26Für Gero Jenner ist diese Analogie und die damit veranschaulichte Theorie derGiralgeldschöpfungallerdingsreinerUnsinn:

„WiekommteszudiesermerkwürdigenTheorie?SenfhatsichvoneinerfalschenAnalogiedazuverführenlassen.ErverweistaufdasBeispiel jenesflorentinischenKaufmanns(vondembeimirniedieRedewar!B.S.),derineinemKellergewölbeGoldbarrenverwahrt,aufdie er dann Quittungen ausstellt und als eine Vorform von Geldnoten in den Handelbringt.27 Der schlaue Kaufmann weiß aus Erfahrung, dass allenfalls der dritte Teil derGoldbarrenauchtatsächlichwiedereingelöstwird.DaherkannerunbesorgtdenkühnenSchritt vollziehen, das Dreifache von Noten (also in dreifach höherem Wert als den

26SiehehierzumeinBuch:DerTanzumdenGewinn,S.76–81undS.88‐96.

27MeineVersionhierzufindetsichim„TanzumdenGewinn“aufS.76‐81

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tatsächlich vorhandenen Goldbarren entspricht) in den Handel zu bringen – in derbegründetenHoffnung,dassdiesesÜberziehennichtauffliegt.“(S.173)

Na also! Auch wenn es eine sehr verzerrte Wiedergabe meiner Darstellung –angereichertmiteigenenPhantasienvon Jenner– ist, sokommtdochderwesentlichePunktnocheinigermaßendurch:dassnämlichderflorentinischeKaufmann(beimiristesderGoldschmiedbzw.dieGeschäftsbank)inderLageist,mehrBanknoten(übrigensauf demWegüberKredit! B.S.) inUmlauf zu bringen, als anGoldreserven vorhandensind:BanknotenschöpfungausdemNichts–überdaseingelagerteGoldhinaus!Jennerist hier so nah an dem wesentlichen Punkt, schreckt aber dann wohl doch vor denKonsequenzendieserErkenntniszurück,wennerschreibt:

„BehältermitdieserErwartungrecht,dannhaterfreilichkeineswegsGeldausdemNichtsgeschaffen.(Doch!B.S.)IstdieWirtschaftnämlichsostarkgewachsen,dassderdurchdiehinzukommenden Noten vergrößerten Geldzirkulation eine entsprechend vergrößerteZirkulationderGüterentspricht,soistdieNotenausgabezwarnichtdirekt,nämlichdurchGold,wohl aber indirekt besichert, also durch die größerewirtschaftliche Aktivität.“ (S.173)

VermengungvonGeldschöpfungundWertschöpfung

Aufeinmalgehtesihmnichtmehrdarum,obüberdenBetragdeseingelagertenGoldeshinausBanknotengeschöpftund inUmlaufgebrachtwordensind(alsoGeldschöpfungbetriebenwurde),sonderndarum,obinderRealwirtschaftzusätzlicheWertegeschöpftwurden.GeldschöpfungundWertschöpfung,zweiganzverschiedeneVorgänge,werdenhiermiteinandervermengt!

„WenndagegenkeinWachstuminderGütersphärebesteht,hatderKaufmannWillkürgeldausgegeben.ErsetztdadurcheineInflationinGang,welchedieschonvorhandenenNotenumexaktzweiDrittelentwertet.Dannwirdeszueinem‚Run’aufdieBank(dasGewölbedesKaufmanns)geben–was vorher funktionierte, fliegtplötzlichals Schwindel auf.“ (S.173)

Egal, obmandas zusätzlichgeschöpfteGeldnachträglich „Willkürgeld“nennt, aufdenentsprechendenBanknotenlässtsichdasnichterkennen,weilsiegenausoaussehenwiedie erste Banknote, die noch zu 100% durch Goldeinlagen oder Goldeinzahlungengedeckt war. Obwohl ihre Grundlagen sehr verschieden sind, haben sie das gleicheAussehen.DiezweizusätzlichenBanknotenentsteheneinfachnurdurchBedruckenvonPapier – ohne zusätzliche Goldeinlagen! Darin lag die Täuschung oder der Schwindel.Aberer funktioniert,solangeeskeinermerkt.Underwarnochnichteinmalkriminell,solangeernichtdurchentsprechendeGesetzeverbotenwurde.

ZinsenaufselbstgeschöpftesGeld–istdaskorrekt?

Aber selbstwenn das Sozialprodukt und die damit einhergehendeWertschöpfung imGleichschritt mit der zusätzlichen Geldschöpfung wächst, ist diese Art derGeldschöpfung problematisch. Sie stellt dann zwar die gesamtwirtschaftlicherforderlicheGeldmengebereit,dieeinePreisstabilitätermöglicht(alsowederInflationnoch Deflation). Aber für die Bereitstellung dieses zusätzlich geschöpften GeldesverlangendieprivatenGeldschöpfer vondenKreditnehmerneinenKreditzins,undimErnstfallnehmensiediesenbeiNichtbedienungderSchuldganzlegalihrEigentumweg–ohnedassdasübrigens„Enteignung“genanntwürde.

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Ganz analog verhält es sich imVerhältnis vonBargeldundGiralgeld.Wieso soll dieseAnalogieverkehrtsein?DasMusterdesVerhältnissesvonGoldundBanknotenlässtsich1:1daraufübertragen!IchhabemichnichtzueinerfalschenAnalogieverführenlassen,sonderneinerichtigeAnalogieverwendet,oder‐wieichesliebernennenwürde:eine„funktionelleIdentitätbeigleichzeitigenUnterschieden“gesehen.GeroJennersiehtdasanders:

GlaubenssätzestattwissenschaftlicheArgumentation

„In jedem Fall ist der Unterschied zwischen dem florentinischen Kaufmann und derheutigenGeschäftsbankvongrundlegenderArt.DererstereverhältsichähnlichwieeineheutigeZentralbank,wennsieaufseriöseWeisezusätzlicheNoteninUmlaufbringt.Sietut dies nämlich nur, wenn in Zeiten des Wachstums der Ausgabe neuer Noten eingestiegenewirtschaftlicheAktivität entspricht. Sie schafft alsodurchauskeine fiktivenWerte.DieEmpfängerderNotenkönnen realeGüter in gleichbleibenderMengedafürerwerben.“(S.174)

Das ist allerdings keine wissenschaftliche Argumentation, sondern in mehrfacherHinsichteinGlaubensbekenntnisfolgenderArt:

„1)IchglaubeandieseriöseGeldemissionvonZentralbanken.

2)Ichglaubedaran,dassdiefrühereGeldschöpfungzusätzlicherBanknotenaufseriöseArterfolgte,alsoimGleichschrittmitderrealwirtschaftlichenWertschöpfung.“

Und wenn nicht? Welches Interesse und welche Kompetenz sollten denn „derflorentinische Kaufmann“ bzw. private Geschäftsbanken seinerzeit gehabt haben, ihreGeldschöpfung an irgendwelchen gesamtwirtschaftlichen Zielen zu orientieren. Ihrausschließliches Interesse war ihr eigenes Geschäft. So wie früher die zusätzlichenBanknotenvondenprivatenGeldschöpfernzumTeilaufDeubelkommrausinUmlaufgebracht wurden (bis der Schwindel aufflog), so haben es später zum Teil dieZentralbankenbetrieben–undbetreibeneszumTeil schonwieder,wieetwadieFEDunter Greenspan undBernanke und die EZBmit ihremAufkaufmaroder griechischerStaatsanleihen gegen neu gedrucktes Geld. Und wieso soll es mit den heutigenGeschäftsbanken anders sein als mit dem „florentinischen Kaufmann“, nur weil manauch an ihre Seriosität glaubte? Man hat das viel zu lange getan, bis mit derWeltfinanzkrisederganzeSchwindelaufflog!AberersteinmalweitermitGeroJenner:

„Eine Geschäftsbank hingegen, die (auf welcher Grundlage auch immer) einemKreditnehmer ein Sichtguthabenmit einer von ihr kreierten Buchgeldsumme einrichtet,muss ihren Kreditnehmer anschließend mit realen Werten bedienen, das heißt mitZentralbankgeld, das sie selbst nicht schaffen kann. Auch Überweisungen an andereBanken werden stets in Zentralbankgeld abgerechnet (aber nur in Höhe des Saldos inZentralbankgeldbeglichen!B.S.).MitanderenWorten,sotrickreichGeschäftsbankenauchvorgehenmögen,dieZaubereivonGeldausdemNichtsistihnenschlechthinverwehrt.“(S.174)

FehlerüberFehlerinderArgumentation

IndieserArgumentationistsoungefährallesfalsch!

Erstens ist es überhaupt nicht egal, „auf welcher Grundlage auch immer“ einemKreditnehmer ein Sichtguthaben gut geschriebenwird. Erfolgt dies auf derGrundlage

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einervorangegangenenBareinzahlung,dannisteskorrekt.ErfolgteshingegenaufderGrundlageeinerBuchungohnezusätzlicheBareinzahlung,dannistesfragwürdig.

Zweitens muss die Geschäftsbank ihre Kreditnehmer im Durchschnitt nicht in vollerHöhederSichtguthabenmitZentralbankgeldbedienen,sondernnurmiteinemBruchteilin Höhe der Barabhebungen. (Darin unterscheidet sie sich nicht prinzipiell von dem„florentinischenKaufmann“,derdieInhaberseinerBanknotenauchnichtinvollerHöhemitGoldbediente.)

DrittensbrauchtsiefürbankinterneÜberweisungengarkeinBargeldzubewegen,undfür bankexterne Überweisungen nur in Höhe des Saldos zwischen Abflüssen undZuflüssen von anderen Banken. Insgesamt reicht also nur ein Bruchteil desGesamtvolumensderSichtguthabenalsBargeldaus, solangekeinungewöhnlicherundunerwarteter Ansturm auf die Banken einsetzt. Dann nämlich fliegt erst der ganzeSchwindelauf.

Worin liegt also der angeblich prinzipielle Unterschied zwischen derBanknotenschöpfunginfrüherenZeitenundderGiralgeldschöpfunginspäterenZeiten?Abgesehenvonden technischenUnterschiedenzwischenDruckenvonPapiergeldundEintippen von Zahlen in den Computer bei Giralgeld gibt es keinen Unterschied! DieSchlussfolgerung, die Gero Jenner aus seiner fehlerhaften Argumentation zieht, istdeshalbnichttragfähig:

„SelbstwenndieGeschäftsbankeneswollten,sindsieaußerstandeGeldausdemNichtszuerzeugen.DieseMöglichkeitstehtalleindenZentralbankenoffen.“(S.174)

Immerhin! Ganz zu Anfang war ja bei Gero Jenner noch die Rede davon, dass esGeldschöpfungausdemNichtsüberhauptnichtgebenkönne.TrotzseinerfehlerhaftenArgumentationkommterunerschütterlichzueinemscheinbarunwiderlegbarenFazit:

„Manchem mag es seltsam erscheinen, dass einem Nebenthema wie der Geldschöpfungdurch die Geschäftsbanken in diesem Buch ein so breiter Raum gewidmet ist. Aber diesgeschieht nicht ohne Grund. Es hat sich gezeigt, dass selbst eminente Köpfe unter denökonomischenWissenschaftlernindiesemPunktnochabenteuerlicheVorstellungenhegen:einBeweisdafür,wiewenigselbstgrundsätzlicheFragenbisheralsabschließendgeklärtgeltenkönnen.UnddochhandeltessichhierumErkenntnissevonbedeutenderReichweite.Für jede Ökonomie und ökonomische Wissenschaft macht es einen fundamentalenUnterschied, ob sich Werte wie im Schlaraffenland durch Zauberei aus dem Nichtserschaffen lassen oder ob man eine derartige Möglichkeit in jedem denkbarenWirtschaftssystem grundsätzlich verwirft... Umso wichtiger scheint es mir, durch einegründliche Diskussion der verschiedenen Arten der bei Geschäftsbanken angeblichmöglichenUrzeugungzueinerabschließendenBeurteilungzugelangen.DieseaberliefertunseinErgebnisvongrößterEindeutigkeit:EshateinesolcheUrzeugungniegegebenundkannsienichtgeben.“(S.176)

„MandientderWahrheitnicht,wennmandieGeschäftsbanken...magischerPraktikenderUrzeugungverdächtigt,derensieschlichtundeinfachnichtfähigsind.“(S.176)

Ichmussmichwohldemnachfastschonentschuldigen,dassichdievonGeroJennerfürabgeschlossenerklärteDiskussionnocheinmalneuaufgerollthabeundsein„Ergebnisvon größter Eindeutigkeit“wieder grundsätzlich in Frage stelle und zu demErgebnis

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komme: Und es gibt sie doch! Die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken aus demNichts.

IstGiralgeldüberhauptGeld?

NatürlichkönntemanjetztnochumBegriffestreiten:Istdassogenannte„Giralgeld“(dieSichtguthaben) überhaupt Geld? Was ist überhaupt Geld? Was macht den Wert desGeldesaus?WodurchistGeldüberhauptgedeckt?AufeinigedieserFragenbinichkurzim „Tanz um den Gewinn“ eingegangen (S. 52f). Hier will ich mich auf die Fragebeschränken,obGiralgelddennnunGeldistodernicht.

HelmutCreutz legte schon in seinemBuch „DasGeldsyndrom“großenWertdaraufzubetonen,dassalleindasBargeld(GeldscheineplusMünzen)gesetzlichesZahlungsmittelsei, während das Giralgeld lediglich ein Anspruch des Kontoinhabers gegenüber derBankaufAuszahlunginbar(bzw.aufbargeldloseÜberweisung)sei.EineForderungaufGeldseiabernicht identischmitdemGeldselbst. (DaswarübrigensmitdenfrüherenBanknoten auchmal so: Siewaren auch nur ein Anspruch auf Einlösung in Gold undnicht das Gold selbst.) Andererseits wird von der Bundesbank bzw. der EZB dieGeldmengeM‐1definiertalsSummevonBargeld+„Sichteinlagen“.

Für mich scheint im Zusammenhang mit gesamtwirtschaftlichen Betrachtungenwesentlich zu sein, dass sowohl mit Bargeld als auch mit Giralgeld Nachfrage nachTeilen des Sozialprodukts entfaltet werden kann – ebenso wie Nachfrage nachFinanzproduktenandenFinanzmärkten(zumBeispielAktien,Staatsanleihen,Devisen,Derivateusw.).AußerdemkönnenmitGiralgeldSchuldenundSteuerschuldenbeglichenwerden. Es erfüllt also – ebenso wie das Bargeld – die Funktion eines allgemeinenZahlungsmittels – auch wenn es bislang nicht in den Status eines „gesetzlichenZahlungsmittels“erhobenwurde,waseigentlichlängstüberfälligwäre.SogarderStaatlässt seine Steuern in Giralgeld bezahlen und lehnt es sogar ab, dafür Bargeldanzunehmen. Das zeigt, dass die Unterscheidung von Bargeld als gesetzlichesZahlungsmittel einerseits und Giralgeld als Forderung auf gesetzliches ZahlungsmittelandererseitsvonderRealitätdesZahlungsverkehrsundvonderallgemeinenAkzeptanzdesGiralgeldeslängstüberholtundantiquiertist.

Egal ob bar oder unbar, beides wird gleichermaßen nachfragewirksam und erfülltinsoweit die Funktion von Geld. Also ist es so gesehen auch nicht verkehrt, von„Giralgeldschöpfung“ zu sprechen, wenn es sich um die Schaffung zusätzlicherSichtguthabenhandeln,denenkeinezusätzlichenBareinzahlungenzugrundeliegen.

Geldschöpfung„ausdemNichts“bedeutetnichtunbegrenzteGeldschöpfung

DerzweitevonmanchenkritisierteBegriff istderderGeldschöpfung„ausdemNichts“.Dieser Begriffweckt auch den Zorn von Gero Jenner, und er lässt sichmehrmalsmitHohnundSpottdarüberaus.MitdemBegriff„ausdemNichts“habeichselbstallerdingsnie gemeint, dass es deswegen eine unendliche Geldschöpfungsmöglichkeit für dieGeschäftsbanken gäbe. (Für die Zentralbanken gibt es sie übrigens schon!) Solange esnoch Barzahlungen gibt – und eine entsprechende Bargeldeinlösegarantie derGeschäftsbanken auf Sichtguthaben ‐ , bedarf es immer eines gewissen mehr oderweniger kleinen Sockels von Bargeld, auf dem ein vielfach größerer Überbau anGiralgelderrichtetwerdenkann.

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Ein gewisser Bruchteil des Giralgeldes muss als verfügbares Bargeld bei denGeschäftsbankenvorhanden sein, bzw. siemüssen sichdiesesBargeld irgendwieüberEinzahlungen von Bankkunden, über Kredite von anderen Geschäftsbanken oder vonder Zentralbank beschaffen. (Im Englischen heißt ein solches Geldsystem deswegen„fractionalbankingsystem“.)DieGiralgeldschöpfungkannalsogarnichtinsUnendlichegehen, wie das von Gero Jenner unterstellt wird. Darauf habe ich übrigens auch inmeinem„TanzumdenGewinn“unterderÜberschrift„GrenzenderGiralgeldschöpfungderGeschäftsbanken“(S.92ff)schonimJahr2004hingewiesen.

Aber offenbar hat Jenner immermalwiederTeilemeinerArgumentation, die nicht insein Bild vonmir als vermeintlichem Geldschöpfungsspinner passen, übersehen oderunterschlagen.ZuweilenkamesmirbeiderLektüreseinesBuchessovor,alshabeersich inmeinerPersoneinenPappkameradenaufgebaut,aufdenereinschlagenkann–wasimmerdietieferenBeweggründedafürseinmögen.

AutonomeGeldschöpfungderGeschäftsbankenüberdasZentralbankgeldhinaus

Mit dem Begriff „Geldschöpfung aus dem Nichts“ ist jedenfalls gemeint, dass dieGeschäftsbanken in der Lage sind, Giralgeld zusätzlich zu dem inUmlauf befindlichenBargeld zu schaffen, das nur zu einemBruchteilmit Bargeld unterlegt sind. Vielleichtwäre der Begriff „zusätzliche Geldschöpfung“ oder „autonome Geldschöpfung derGeschäftsbanken“wenigermissverständlichundwenigerprovokativ.DieentscheidendeAussageistjedenfalls:

DieGeschäftsbankensind–ingewissenGrenzen–inderLage,einenerheblichenTeilderFinanzierunggesamtwirtschaftlicherNachfrageinderRealwirtschaftundan den Finanzmärkten autonom zu schöpfen, und dies, ohne in irgend einegesamtwirtschaftlicheVerantwortungeingebundenzusein.

Sokannesdazukommen,dasssie inBoomphasenaufDeubelkommrauszusätzlichesGiralgeld schöpfen und als Kredite in den Wirtschaftskreislauf bringen – unterVernachlässigung von Sicherheitsanforderungen an solideKreditvergabe,während sieinPhasenvonCrashinsGegenteilverfallenundeineKreditklemmehervorrufen,diedieKrise noch weiter verstärkt. Diese Erkenntnis bildet auch den Hintergrund für dieForderungnacheiner

„Monetative–GeldschöpfunginöffentlicheHand!“28

...weilnichtseinkann,wasnichtseindarf

Weil dieser Sachverhalt der autonomen Kreditschöpfung der Geschäftsbanken soungeheuerlichist,wirderwohleherdemÜberbringerderNachrichtangelastetalsdemSystemselbst.Eskanneinfachnichtsein.Denn–soGeroJenner:

„Würdedas stimmen,würdendieBanken ingroßemStilkriminelleGeschäftebetreiben.“(S.169)

28http://www.monetative.de

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Aberkriminellistjanuretwas,wasgegengeschriebeneGesetzeverstößt.UndbisherhatesmeinesWissens keineGesetze gegeben, die eine solche Praxis vonBankgeschäftenverboten hätten. Dafür hat vermutlich die Bankenlobby durch Jahrhunderte hinweggesorgt. Und sie hat vielleicht auch dafür gesorgt, dass die Zusammenhänge durchBegriffsverwirrung, Verklausulierung und Tabuisierung so im Nebel verschleiertbleiben,dasskaumnoch jemanddiebestehendeBankenpraxisüberhauptgrunsätzlichinFragestellt.Eshandeltsichebeneinfachnurum„banküblicheGeschäfte“.Dochwie’sda drin aussieht, geht niemanden was an: Bankgeheimnis Geldschöpfung!29 Und werdiesesTabuanrührt,bekommtebenschnellmaleinsdrauf–undseiesnurdurchdenweitverbreitetenReflex,dassnichtseinkann,wasnichtseindarf.

(Immerhinhatschonmal1968einUS‐amerikanischesGerichtderKlageeinesKlägersstatt gegeben, der sich gegen die Zwangsversteigerung seines Hauses durch seineGläubigerbank zur Wehr gesetzt hatte. Er berief sich darauf, dass ein Kredit auf derGrundlage selbst geschöpften Geldes für die Bank keinen Anspruch auf Zinsen undTilgung – und bei Nichterfüllung: auf Zwangsversteigerung – begründen kann. DasGericht inMinnesotaerklärtenacheinemspektakulärenProzessdieForderungenderBank aus selbst geschöpftem Geld für null und nichtig.30 Die meisten Mitglieder desGerichtswaren bei Anhörung des Bankvertreters völlig verblüfft, dass solche Art vonKreditschöpfungausdemNichtszurnormalenBankpraxisgehört.)

Aber istnichtauchdasZinssystemetwasUngeheuerliches?MerkwürdigerWeisewirddessen Problematik von Gero Jenner klar gesehen und mit großem Engagement inverschiedenen seiner Veröffentlichungen angeprangert – während die meisten derÖkonomen schon bei diesem Thema reflexartig abschalten. Allerdings drischt erinzwischen auf diejenigen Individuen und Gruppen ein, die nach Wegen derÜberwindung des Zinssystems suchen und sich dabei auf Ideen von Silvio Gesellbeziehen. Für Jenner, der selbst einmal ein Anhänger von Gesell war, sind dasinzwischen alles nur „Gutmenschen undWeltvereinfacher, Narren und Idealisten“ (soder Titel eines seiner Rund‐mails vom14.04.2011) imUmfeld der INWO (= InitiativeNatürlicheWirtschaftsordnung), die er in einer Rundmail vom 16.04.2011 umgetaufthat in „InitiativeNotorischWirklichkeitsfremderOrdensbrüder“. Und selbst über denvon ihm lange Zeit hoch verehrten Helmut Creutz zieht er inzwischenmit Hohn undSpott her. In einerweiterenRundmail vom16.04.11nennt er ihn „AufklärerundDonQuijote“.GötzWerner,derIdeengeberfürein„BedingungslosesGrundeinkommen“wirdvon Jenner in seinen Rundmails besonders heftig attackiert mit Überschriften wie:„Einem Standbild pinkelt man nicht ans Bein“, „Die 1000‐Euro‐Pille oder wie manDenken einschläfert“ und „Rattenfänger mit dem Evangelium für die Schwachen imGeiste“.

WarumdieserSpottgegenGeldreformer–undwarumgeradejetzt?

WelcheineAnwandlungvonHohnundSpotthatGeroJenneralleinimApril2011–nochnachVeröffentlichungseinesBuches„WohlstandundArmut“–erfasst. Istergekränkt,weildasBuchwenigerBeachtunggefundenhatalsvonihmerhofft?WodochscheinbareinzigundalleinerdenabsolutenDurchblickunddieeinzigrichtigeLösunghat.Aberist

29http://www.berndsenf.de/pdf/Bankgeheimnis%20Geldschoepfung%204.pdf

30http://www.constitutionalconcepts.org/creditriver.htm

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esnichtmerkwürdig,dasserdenSpottgeradegegenüberdenenausschüttet,diejeweilsnachbestemWissenundGewissennachWegenherausaustiefenKrisenvonWirtschaftundGesellschaftsuchen–anstattdasserwesentlicheAkteurederWeltfinanzkrise–wiedie Zentralbanken und Geschäftsbanken – kritisch beleuchtet und ihre fragwürdigenund indichtenNebel gehülltenPraktikenmit aufzudeckenversucht?Unddass er sichgleichzeitigmitdenjenigenStrukturenund Institutionen identifiziertundsie inSchutznimmt,diewesentlichenAnteilamSuper‐GaudesWeltfinanzsystemshaben?

Glass­Steagall­ActundTrennbankensystem

Da sind offizielle Kommissionen des US‐amerikanischen Kongresses in ihrerAufbereitung von Weltfinanz‐ und Weltwirtschaftskrisen schon wesentlich weitergekommen: 1933 die Pecora­Kommission und 2011 die Angelides­Kommission31, diejeweilsingroßerKlarheitundEindringlichkeitdiefragwürdigenPraktikenvonBankenund Rating‐Agenturen aufgezeigt haben. Sie haben auch deutlich auf die Problematikeiner Vermengung von Kreditvergabe (für die Realwirtschaft) und spekulativenGeschäftenderInvestmentbankenandeninternationalenFinanzmärktenhingewiesen.Die Erkenntnisse und Einschätzungen der Pecora‐Kommissionwurden zur GrundlagefüreinentsprechendesGesetzunterPräsidentFranklinD.Roosevelt,daseineTrennungzwischen Kreditbanken und Investmentbanken („Trennbankensystem“) vollzog (dersogenannte„Glass­Steagall­Act“).

Als dieses Gesetz 1999 unter Präsident Clinton fast unbemerkt von derÖffentlichkeitwieder aufgehoben wurde (die war derweil mit dem Sexskandal Clinton/Lewinskibeschäftigt), war der Weg frei für die Überflutung der internationalen spekulativenFinanzmärkte mit und aus dem Nichts geschöpften Dollar und für die spekulativenExzesse,die immermehr indieWeltfinanzkrisehineintriebenundvonderFEDunterAlanGreenspanundBenBernankegefüttertwurden. (To feed, fed, fedheißtübrigens„füttern“) Deshalb wird von der Angelides‐Kommission unter anderem auch dieWiedereinführung des Glass‐Steagall‐Acts bzw. eines Trennbankensystems gefordert,was bisher allerdings von der Finanzlobby im amerikanischen Kongress erfolgreichabgewehrt wurde. (Diese Forderungen wurden schon lange vorher in den USA vonLyndon LaRouche und in Deutschland von der kleinen Partei der BüSo erhoben, dieleideraufanderenGebietenhöchstfragwürdigePositionenvertreten.)

Es gibt noch viel zu tun, um Licht in das Dunkel des Bankensystems und desWeltfinanzsystemszubringenoderdenNebelumdasGeldinsoweitzulichten.DasBuchvonGeroJennerscheintmirdazujedenfallswenighilfreichzusein,ganzimGegenteil:EsmachtdenNebelnurnochdichterunddiskreditiertdiejenigen,diesichumweitereAufklarungbemühen.

GeschöpftesGelddurchSchuldnereigentumgedeckt?

Nochein letzterEinwandzurThesevonder „GeldschöpfungausdemNichts“sollhierkurz angesprochen werden: Ist nicht auch das geschöpfte Geld immer dann gedeckt,wenn es auf dem Weg über Kredit in Umlauf kommt? Und zwar durch die vomGeldschöpfer – im Gegenzug zur Geldemission – herein genommene ForderunggegenüberdemSchuldner?Undderdamit verbundenenVerpflichtungdes Schuldners

31Siehezubeidem:http://www.bueso.de

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zurVerzinsung,TilgungunddinglichenAbsicherungdesKreditsmitseinemEigentum?Das ist ja die Sichtweise vonHeinsohn/Steiger, auf derenEigentumstheorie sichGeroJennerzumTeilbezieht.DasbeleihbareEigentumvonSchuldnernwürdedemnachdieletztendliche – und vielleicht einzig relevante – Deckung des Geldes. Ohneverpfändbares Eigentum gäbe es keinen Kredit, und ohne Kredit kaum Investitionen,undohne InvestitionenkeineProduktivitätssteigerungundkeinWirtschaftswachstumundWohlstand.

Der Sinn dieser Art von Gelddeckung könnte darin liegen, dass das Wissen um diedrohendeZwangsversteigerungunddenEigentumsverlust imFallevonNichterfüllungdesSchuldendienstesdenSchuldnerzueinerWirtschaftsleistungantreibtundaufdieseWeisedasSozialproduktentsprechenderhöhtwird.EinesolchenachträglicheDeckungdes Geldes durch Sozialprodukt wäre zwar wünschenswert, ist aber durchaus nichtgarantiert,wiediewachsendenZahlenvonInsolvenzenundKonkurseninsbesondereinKrisenzeiten zeigen. Dann bliebe für den Gläubiger bzw. den Geldschöpfer noch derTrost, dass er im Ernstfall auf das Eigentum des Schuldners zurückgreifen und eszwangsversteigern kann, um sich mit dem Verkaufserlös mindestens die nochausstehendeForderungzuholen.

Aberauchdasistnichtgarantiert,wennderVerkaufserlösderverpfändetenObjektevielweniger einbringt als vorher an Bewertung zugrunde gelegt wurde. In diesem FallerfährtderGläubigereinenVerlust,denereigentlichinseinerBilanzausweisenmüsste,dies abernicht immer tut, sondern ihn stattdessenverschleiert.DassdiesePraxisderBilanzfälschung, der Schönfärberei von längst faul gewordenen Krediten (besser:Forderungen)weit verbreitet Praxis imBankensystem ist, hat dieWeltfinanzkrise fürvieleerschreckendundüberraschendzuTagegefördert.UnddasistnichtnurdieFolgevonGier oder gar kriminellenMachenschaften, sondern es ist systemimmanent, es istnotwendige Folge der Dynamik des Zinssystemsmit seinen exponentiell wachsendenGeldvermögenundSchulden.

DennexponentiellwachsendedinglicheSicherungenkannesaufDauergarnichtgeben,und alsomüssen sie im Durchschnitt immer unsicherer undwackeliger werden, wasman zwar eine Zeitlang noch durch alle möglichen Schwindeleien überdecken undverbergen kann, aber nicht auf Dauer. Irgendwann löst sich die Spannung zwischenTäuschung und Realität, und dann kommt es zu Enttäuschung, Entsetzen und bösemErwachen–weilmanvorherdieWarnungenderKritikereinfachnurignorierthat.

Damit sollte sich auch die Illusion eines durch Eigentum gedeckten Geldes im Nichtsaufgelöst haben. Nun ist man ja hinterher immer schlauer, aber ich kann für michgeltendmachen,dassichgenaudieseProblematikschon1999inmeinemlangenArtikel„Die kopernikanischeWende in derÖkonomie?“ über dasBuch vonHeinsohn/Steiger„Eigentum,ZinsundGeld“sogesehenundausführlichbegründethabe(S.14ff).32

StaatsanleihenalsDeckungdesGeldes?

Und selbst wenn vom Geldschöpfer für neu geschöpftes Geld Staatsanleihen hereingenommenwerden, ist dies keine unerschütterliche Garantie für eine solide DeckungdesGeldes.Denneshängt ganzdavonab, obund inwieweitderbetreffendeStaat auf

32http://www.berndsenf.de/pdf/Heinsohn_Steiger.pdf

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DauerinderLageist,seineStaatsschuldvereinbarungsgemäßmitZinsenzubedienen–unddiefälligwerdendeTilgungdurchentsprechendeNeuverschuldungzufinanzieren.Wie die Kette von drohenden Staatsbankrotten allein im Euro‐Raum (Griechenland,Irland,Portugal,...)zeigt,könnenauchganzeStaatenzusäumigenSchuldnernwerden–und dies nicht nur in der Dritten Welt. Da nützt ihnen auch wenig der hoheitlicheRückgriff auf die Staatsbürger, die letztendlich für die Staatsschuld bürgen: durchSteuererhöhungen und Kürzung öffentlicher Leistungen. Denn irgendwann sind dieGrenzen der Belastbarkeit und des Zumutbaren erreicht, und Regierungen mit allzurigorosen „Sparprogrammen“ werden durch Massenproteste, Streiks und Wahlen –mindestens in Demokratien – gestürzt. (Selbst Diktaturen können unterMassenprotestenhinweggefegtwerden,wiedie jüngstenEntwicklungen inNordafrikazeigen.)AuchsolchedrohendenStaatsbankrottewarenimwesentlichenvorauszusehen,wiesichinmeinemArtikel„ZinssystemundStaatsbankrott“von1996zeigt.33

Die Illusion, dass geschöpftes Geld durch Staatsanleihen gedeckt sei, löst sich alsoebenfalls im Nichts auf. Während ich dies hier schreibe, wird sogar erstmals in derGeschichtederUSAunddesDollardieKreditwürdigkeitdesUS‐StaatshaushaltsvonderRating‐AgenturStandard&Poor’sherabgestuft.Esistjaohnehinabsurd,dieSicherheitneu geschöpften Geldes darin sehen zu wollen, dass es durch immer mehrStaatsanleihen–dasheißt jadurchwachsendeStaatsschulden(!)– „gedeckt“ sein soll.DaskannaufDauernurendenwie„DesKaisersneueKleider“.

Schlussbetrachtung

GeldschöpfungausdemNichtsgibtesnicht?Doch,esgibtsie!Entgegendem„Ergebnisvon größter Eindeutigkeit“ von Gero Jenner und trotz seiner Polemik gegen etlicheAndersdenkende. Und alle vermeintlichen Deckungen – bis auf die des realenSozialprodukts – zeigen sich bei näherer Betrachtung als Illusion: Des Kaisers neueGelder! Dass auch die Golddeckung als vermeintlich tragfähige Grundlage einesGeldsystemseinMythosist,habeichim„NebelunddasGeld“ausführlichabgeleitet.34

WasalsobleibtalsAusweg?

1)DieÜberwindungdesZinssystemsmitseinenlangfristigdestruktivenFolgen

2)Monetative–GeldschöpfunginöffentlicheHand!

3)Trennbankensystem–TrennungzwischenKreditbankenundInvestmentbanken

4) Ausstieg aus der „monetären Kernspaltung“ – der Spaltung des Geldes inTauschmittelundSpekulationsmittel.35

33http://www.berndsenf.de/ZinssystemUndStaatsbankrott.htm

34InKapitel3„FunktionsweiseundProblematikderGoldwährung“,S.21‐52

35Siehehierzu„DerTanzumdenGewinn“,S.150‐200

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