Ungarische Grammatik () || DIE WORTZUSAMMENSETZUNG

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DIE WORTZUSAMMENSETZUNG Allgemeines (§ 102) Die andere wichtige Art der Wortschöpfung ist die Wort- zusammensetzung. Sie besteht im allgemeinen darin, daß zwei — meistens verschiedene, mitunter aber dieselben — W ö r t e r zu einem einzigen Wort gefügt werden. (So entstand aus traktor und kerek die Zusammensetzung traktor [kerek oder aus der Wiederholung von mär das neue Wort mär-1mär.) Die Analogie beruht — wie bei der Wortbildung — auch hier auf dem Vorbild der vorhandenen Wörter von ähnlicher mor- phematischer Struktur. (So für die erste Zusammensetzung die älteren Wör- ter wie r<5ka|lyuk, kapu|kulcs; für die andere solche wie ki-|ki, egy-|egy.) Nicht selten sind jedoch auch heute Zusammensetzungen, in denen die oft gemeinsam verlauteten Wörter der Sätze allmäh- lich verschmelzen, ohne daß in diesem Prozeß die Analogie bereits vorhandener Zusammensetzungen nennenswerter wirksam würde. (So ent- stand 6szre|vesz, egyet|6rt und mehr noch egyszer|egy, csak|nem.) Außer den Regeln des heutigen Prozesses der Wortzusammensetzung müssen wir uns im folgenden auch mit den älteren grammatischen Merk- malen befassen, die sich in den bereits fertigen zusammengesetz- ten Wörtern widerspiegeln. Entsprechend der Tradition der ungarischen Grammatik werden aber auch die Bildungsweise von geminalen »Zusammensetzungen« und die Relationen zwischen den Gliedern der fertigen Zwillingswörter im Abschnitt über die Wortzusammensetzung abgehandelt. Zwar entstehen die Zwillingswörter anders als die eigentlichen zusammengesetzten Wörter, ihre Wortelemente verhalten sich aber in mehrfacher Hinsicht so, wie die Glieder der übrigen Zusammensetzungen. (Solche Zwillingswörter sind ζ. B. ejnye-|bejnye, entstanden aus der Unterteilung von ejnye, des weiteren zireg-|zörög aus zörög.) Die Wortzusammensetzung (auch die geminale Zusammensetzung) ist wie die Wortbildung im Ungarischen eine althergebrachte Art der Wortschöpfung. Ihre relative Produktivität — und Bedeutung — ist (diesmal abgesehen von der geminalen Zusammensetzung) in den letzten zwei Jahrhunderten rapide ge- wachsen. Besonders bedeutend wurde die auf bloßer morphologischer Analogie, auf einmal erfolgende Zusammensetzung; das allmähliche Zusammen- wachsen von Wörtern auf Grund des gemeinsamen Gebrauchs im Satz geht im Ver- hältnis dazu stark zurück. Die der Zusammensetzung entgegengesetzte Art der Wortschöpfung ist eine Form der Wortkürzung (Abstraktion). Das Kompositum besteht gewöhnlich aus zwei Gliedern — aus dem Vorderglied und dem Nachglied —, die zumeist jeweils einfache Wörter Brought to you by | Heinrich Heine Universität Düsseldorf Authenticated | 134.99.128.41 Download Date | 10/30/13 6:16 AM

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DIE WORTZUSAMMENSETZUNG

Allgemeines

(§ 102) Die andere wichtige Art der Wortschöpfung ist die W o r t -z u s a m m e n s e t z u n g . Sie besteht im allgemeinen darin, daß zwei — meistens verschiedene, mitunter aber dieselben — W ö r t e r zu einem e i n z i g e n W o r t gefügt werden. (So entstand aus traktor und kerek die Zusammensetzung traktor [kerek oder aus der Wiederholung von mär das neue Wort mär-1mär.) Die Analogie beruht — wie bei der Wortbildung — auch hier auf dem Vorbild der vorhandenen Wörter von ähnlicher mor-phematischer Struktur. (So für die erste Zusammensetzung die älteren Wör-ter wie r<5ka|lyuk, kapu|kulcs; für die andere solche wie ki-|ki, egy-|egy.) Nicht selten sind jedoch auch heute Zusammensetzungen, in denen die o f t g e m e i n s a m v e r l a u t e t e n W ö r t e r d e r S ä t z e a l l m ä h -l i c h v e r s c h m e l z e n , ohne daß in diesem Prozeß die Analogie bereits vorhandener Zusammensetzungen nennenswerter wirksam würde. (So ent-stand 6szre|vesz, egyet|6rt und mehr noch egyszer|egy, csak|nem.)

Außer den Regeln des heutigen Prozesses der Wortzusammensetzung müssen wir uns im folgenden auch mit den älteren grammatischen Merk-malen befassen, die sich in den bereits fertigen z u s a m m e n g e s e t z -t e n W ö r t e r n widerspiegeln.

Entsprechend der Tradition der ungarischen Grammatik werden aber auch die Bildungsweise von g e m i n a l e n »Zusammensetzungen« und die Relationen zwischen den Gliedern der fertigen Z w i l l i n g s w ö r t e r im Abschnitt über die Wortzusammensetzung abgehandelt. Zwar entstehen die Zwillingswörter anders als die eigentlichen zusammengesetzten Wörter, ihre Wortelemente verhalten sich aber in mehrfacher Hinsicht so, wie die Glieder der übrigen Zusammensetzungen. (Solche Zwillingswörter sind ζ. B. ejnye-|bejnye, entstanden aus der Unterteilung von ejnye, des weiteren zireg-|zörög aus zörög.)

Die Wortzusammensetzung (auch die geminale Zusammensetzung) ist wie die Wortbildung im Ungarischen eine althergebrachte Art der Wortschöpfung. Ihre r e l a t i v e P r o d u k t i v i t ä t — und Bedeutung — ist (diesmal abgesehen von der geminalen Zusammensetzung) in den letzten zwei Jahrhunderten rapide ge-wachsen. Besonders bedeutend wurde die auf bloßer m o r p h o l o g i s c h e r Analogie, auf einmal erfolgende Zusammensetzung; das allmähliche Zusammen-wachsen von Wörtern auf Grund des gemeinsamen Gebrauchs im Satz geht im Ver-hältnis dazu stark zurück.

Die der Zusammensetzung entgegengesetzte Art der Wortschöpfung ist eine Form der W o r t k ü r z u n g (Abstraktion).

Das Kompositum besteht gewöhnlich aus zwei Gliedern — aus dem Vorderglied und dem Nachglied —, die zumeist jeweils einfache Wörter

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ALLGEMEINES ÜBER DIE ZUSAMMENSETZUNG 137

sind (traktor|ker£k, mär-|mär). Doch kann sowohl das erste als auch das zweite Glied des Kompositums an sich schon ein zusammengesetztes Wort sein (traktorjkerek| jgyartas bzw. sziv||bel|härtya). Ebenso können beide Glieder an sich schon Komposita sein (ferfi|ruha-||nagy|kereskedes); ja es gibt mitunter noch kompliziertere mehrfache Zusammensetzungen (motor|-kerek|par-| |alkat|resz).

Von anderer Art sind die aus drei Gliedern auf einmal zusammengesetzten Wörter (piros-|feher-|zöld). — Mitunter können Wörter von einem Wortgefüge (Syntagma) insgesamt als erstes Glied mit einem dritten Wort als Nachglied zusammengesetzt werden (ipari tanulo + iskola -*• ipari|tanul0||iskola). — Auch kann ein neues Wort zugleich durch B i l d u n g u n d Z u s a m m e n s e t z u n g entstehen (so die gelegentliche Wortschöpfung meg\|piros|ceruzäz aus der attributiven Fügung piros ceruza).

Das zusammengesetzte Wort läßt sich übrigens — besonders wenn es sich um Typen handelt, die im Satz allmählich zusammenwachsen — von den freien Wort-fügungen oft nur schwer unterscheiden (nagy|erdemü, aber: nagy befolyäsü; soha|-sem, aber: sehol sem).

Ein in beiden Gliedern v e r d u n k e l t e s Kompositum zählt in der Gegen-wartssprache zu den einfachen Wörtern (ferj, magyar). Ist nur das eine Glied des Kompositums verdunkelt (iegr|nap, Aoi|nap), so gehört es zu den Ü b e r g a n g s -w o r t k a t e g o r i e n .

Das gemeinsame Nachglied von einigen ihrer Etymologie nach zusammen-gesetzten Worttypen wurde oder wird zu einem Bildungssuffix (in dieser Wandlung ziemlich weit fortgeschritten: ezivbeli, f&fajta; auf einer anfänglicheren Stufe: fagy|-mentes). Ebenso wurden oder werden solche Glieder von Komposita zu Flexions-endungen (so das Relationssuffix kor in Wortformen wie hat&or,).

Auf Grund seiner B e d e u t u n g läßt sich das Kompositum von der entsprechenden Wortfügung oft ziemlich eindeutig unterscheiden. In sol-chen Fällen drückt manches neue Wort nicht nur die Summe der Bedeutungen seiner Gliedwörter aus, sondern gewinnt einen von ihnen mehr oder minder abweichenden Sinn. (So bedeutet bor|izü nicht einfach 'nach Wein schmek-kend').

Andererseits gibt es Komposita, bei denen die Bedeutung des Komposi-tums von der Zusammensetzung der Begriffe seiner Glieder nicht oder kaum abweicht (sötet)kek, tojäs| feher je). Diese Zusammensetzungen sind zum Teil sogenannte b e d e u t u n g s v e r d i c h t e n d e (bedeutungzusam-menfassende) Komposita; die beiden — ohne Zeichen und Flexionssuffix — zusammengesetzten Wörter erfassen in ihrer Einheit den Sinn einer kom-plizierteren Wortfügung (kristaly|tiszta, atom|korszak).

Eine andere Gruppe der Zusammensetzungen bzw. die Mehrheit der Zwillingswörter zeichnet sich im Unterschied zu den entsprechenden ein-fachen Wörtern vor allem durch die unterschiedliche Intensität der W o r t -s t i m m u n g (düs|gazdag) bzw. der B e d e u t u n g s n u a n c e aus (csiga|biga ist in seiner spielerischen, verniedlichenden Stimmung von csiga unterschieden).

Die meisten Komposita sind auch morphologisch neue Wörter. Das offenbart sich teils darin, daß nur das Nachglied affigiert wird (bü|bänatioZ, rüg|kapalAa£; szivre|hat00£, cgyetjert^e/j. Diese Eigenschaft deutet bei bestimmten Typen der zusammengesetzten Wörter auch die I n t e n s i -t ä t d e r Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t ihrer Glieder an, denn bei lockereren Zusammensetzungen werden beide Glieder affigiert (többe-| kevesb^, bvyai-|baja£, ^kente-\fente). Es gibt aber auch Komposita, die vor

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bestimmten Zeichen und Flexionssuffixen in ihre Glieder zerfallen (növ|nap, aber: nevera nap '̂a [heute auch: n6v|napow]J.

Andererseits werden die meisten Zusammensetzungen auch hinsichtlich der B e t o n u n g als ein Wort genommen. Sind sie in der Satzfolge hoch-tonig, so fällt der Hauptakzent auf die erste Silbe des Vordergliedes (dus\-gazdag, rMgf|kap41). Die weniger festen Zusammensetzungen zeigen mit-unter die gleiche Betonung ihrer Glieder (janudrban-|/e6rudrban), manch-mal aber ein Schwanken des Hochtons (^arhatnak-|kelhetnek oder Jarhat-nak-|&e/hetnek; oda-|vissza oder oda-|uissza). Die erste Silbe des Nachgliedes trägt jedoch meistens auch dann den phonetischen Nebenton, wenn im Satz nur das Vorderglied den Wortton hat (Ugxsu| öiigrälhattok itt 'Da könnt ihr springen und herumtollen').

In der folgenden Abhandlung der Wortzusammensetzung und der Kom-posita wurde der Stofl n i c h t n a c h W o r t a r t e n gegliedert (wie im Abschnitt über die Wortbildung), weil die wortartlichen Belange für die ungarische Wortzusammensetzung bloß zweitrangig sind. Statt dessen wird vor allem untersucht, ob zwischen dem ersten und dem zweiten Glied eine der s y n t a k t i s c h e n G r u n d r e l a t i o n e n , also K o o r d i n a -t i o n (sug-|bug, ki-|ki) oder S u b o r d i n a t i o n (egyet|6rt, szemre|-hanyas) deutlich wird; oder ob eine dieser Relationen nicht gegeben ist, weil die Komposition auf mehr äußerlichen Faktoren beruht: etwa nur auf dem s t ä n d i g e n Nebeneinander der Glieder im Satz (egyszer|egy, soha|sem). Der erste Typus stellt die o r g a n i s c h e , der zweite die a n-o r g a n i s c h e Komposition dar. Dementsprechend unterscheiden wir organische und anorganische Komposita.

Wir untersuchen auch hier nur die h ä u f i g e r e n bzw. p r o d u k t i v e r e n Typen.

Die organische Zusammensetzung

(§ 103) Die aus der K o o r d i n a t i o n der Glieder zusammen-gesetzten Wörter entstehen auf dreierlei Weise: A) durch R e d u p l i k a -t i o n eines Wortes, B) durch g e m i n a l e »Zusammensetzung« und C) durch die V e r d o p p e l u n g v o n z w e i v e r s c h i e d e n e n W ö r t e r n . Sind die Glieder auch jedes für sich eine Einheit des leben-digen Wortschatzes, so gehören sie im allgemeinen zur s e l b e n W o r t -a r t . (Das durch Reduplikation entstandene Adverb mär-1 mar besteht aus einem einzigen, eben reduplizierten Adverb, ebenso ki-|ki aus der Redupli-kation eines substantivischen Pronomens. Im Zwillingswort dirmeg-|dör-mög ist nur das zweite Glied auch selbständig gebraucht, doch kann auch das erste Glied als Verb flektiert werden: dirmegeif-|dörmögöii; das aue zwei auch gesondert lebendigen Verben zusammengesetzte ken-|fen ist auch als Kompositum ein Verb.)

A) Unter R e d u p l i k a t i o n verstehen wir die u n v e r ä n d e r -t e oder in geringem Maße m o d i f i z i e r t e W i e d e r h o l u n g eines Wortes, das redupliziert eine neue Einheit des Wortbestandes bildet.

a) Die Reduplikation in u n v e r ä n d e r t e r Form beruht auf der häufigen, s t i l i s t i s c h bezweckten Wortwiederholung im Satze (Sz£p, szep . . . 'Schön, schön . . .; Schön und gut'). Solche Reduplikationen können einen besonderen N a c h d r u c k vermitteln (no|no, ni|ni); eine einfache

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DIE ORGANISCHE ZUSAMMENSETZUNG 139

W i e d e r h o l u n g anzeigen (n0ha-|neha, olykor-|olykor); eine S t e i -g e r u n g (igen-|igen, alig-|alig); eine d i s t r i b u t i v e Nuance (öt-|öt, mäs-|mäs); u. a. m. Mitunter aber hat das zusammengesetzte Wort eine andere Bedeutung als das einfache (egy-|egy, mar-1mär).

Wenngleich das eine produktive Art der Wortschöpfung ist, handelt es sich doch zumeist um gelegentliche Bildungen, die eben darum nicht allzu häufig sind, ausgenommen die Numeralien; immerhin spielen im Sprach-gebrauch einige bereits eine ziemlich wichtige Rolle (ki-jki, mär-1mär, no|no).

Morphologisch unveränderte Reduplikationen, die zu einem Komposi-tum verschmolzen sind, tragen den T o n gewöhnlich auf dem ersten Glied ("mar-1mär); eine parallele (reduplizierte) Betonung tri t t höchstens in dem auch gliedweise flektierten Typus öt-|öt und möglichenfalls in ki-|ki auf (Ö/nek-ötnek [öinek-ötoek] jut egy kilo 'auf je fünf kommt/entfällt ein Kilo').

b) Die morphologisch veränderte Reduplikation erstellt eine sog. figura etymologica, die an die geminale »Zusammensetzung« erinnert: diese Bildungen kommen meistens auf einmal — aus dem zum Nachglied gewor-denen Wort ausgehend — zustande. Das am V o r d e r g l i e d auftretende Bildungselement kann im Verhältnis zum Nachglied oder dessen Stamm die Form tön/ton aufweisen (nöttön-\no, fogyton-\iogy) bzw. s f£örös-|körül, i>^7&s-|vegig, wwos-|untalan) oder anders (vigestelen-\vegig, örökkön-1örökke).

Diese Art der Zusammensetzung ist n i c h t m e h r p r o d u k t i v ; ebenso ist die H ä u f i g k e i t dieser Wortschöpfungen nicht allzu groß.

Im Verhältnis zur B e d e u t u n g des Nachgliedes drücken sie im allgemeinen nur ein s t i l i s t i s c h e s Mehr, gewöhnlich eine Steigerung aus.

Bei vielen Zusammensetzungen tragen beide Glieder den gleichen T o n ('örökkön-|örökk6; futton-\fut); manche werden aber auf zweierlei Weise betont f&örös-|körül, seltener: &örös-|£örül). Das erste Glied dieser reduplizierenden Komposita kann mit den Z e i c h e n und F l e x i o n s -s u f f i x e n des ganzen Wortes nie gesondert gefügt werden (nöttön-|nö-ninek, reges -1 regie&6<5/).

B) Unter g e m i n a l e r Z u s a m m e n s e t z u n g verstehen wir die besondere Wortschöpfungsmethode, die ein Wort mit seiner — l a u t -l i c h r e g e l m ä ß i g a b g e w a n d e l t e n — F o r m v a r i a n t e zu einem neuen Wort, einem Z w i l l i n g s w o r t verbindet. Die G l i e -d e r u n g des auch ursprünglich vorhandenen Wortes kann p h o n e -t i s c h dreierlei sein:

a) Die V o k a l e des neuen Gliedes sind im Unterschied zu den V e l a r e n des Grundwortes P a l a t a l e , bzw. mit den I l l a b i a l e n des Grundwortes verglichen L a b i a l e (für den ersten Typus: dimbes-| dombos zu dombos, giz|gaz zu gaz, izeg-|mozog zu mozog; für den zweiten Ty-pus: dirmeg-|dörmög zu dörmög, girbe|görbe zu görbe, zireg-|zörög zu zörög).

b) Das neugeschöpfte Glied kann sich vom ursprünglichen durch die K o n s o n a n t e n unterscheiden. Ζ. B. wenn der a n l a u t e n d e — im allgemeinen l a b i a l e — Konsonant des letzteren am Anfang f e h l t (ici|pici zu pici, irul-|pirul zu pirul); wenn dem ursprünglichen Wort ein zweites Glied angefügt wird, darin an Stelle des anlautenden Konsonanten ein l a b i a l e r Konsonant t r i t t (csonka|bonka zu csonka, ejnye-|bej-

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nye zu ejnye); bzw. im neuen Glied vor den Anlaut vokal ein l a b i a l e r Konsonant g e s e t z t w i r d (Andi-|Bandi zur Koseform Andi von Andräs, Anna-|Panna zu Anna).

c) Die zwei zuvor angeführten Lautrelationen können auch k o m b i -n i e r t werden, so daß das neue Glied in seinen Vokalen und Konsonanten a b w e i c h t (idres-|fodros zu fodros; ireg-|forog zu forog).

Die geminale Komposition weicht somit als Wortschöpfungsprozeß von der regelmäßigen Zusammensetzung wesentlich ab; ihre Produkte — die e c h t e n Zwillings Wörter — sind jedoch mit den echten Komposita in mehrfacher Hinsicht verwandt. So schon in ihrer Struktur, insofern sie aus z w e i E l e m e n t e n bestehen; des weiteren darin, daß der T o n zumeist auf das erste Glied fällt (£ci|pici; obschon die Betonung auch schwanken kann: izeg-|mozog oder izeg-jmozog); außerdem sind sie — wie die meisten koordinierenden Zusammensetzungen von selbständigen Wör-tern — entweder eng verschmolzen und werden nur am N a c h g l i e d s u f f i g i e r t (lim|lomoi, tarka|barka,sa<7 [wie bü|bänato/]); oder ist ihre Struktur weniger straff, so daß beide Glieder suffigiert werden (dim-be£-|dombo£, dirmegie-|dörmög<e [wie kicsii-|nagyo/]) bzw. die Suffigierung schwankt (dirib|darabra oder diribre-1darabra [wie hir|nevere oder hirere-) nevere]). Gehören die Glieder zu unflektierbaren Wortarten, so nimmt ihre lexikalische Form selbstverständlich weder weitere Zeichen noch Suffixe an (ζ. B. das Adverb derrel-|durral, immel-|ämmal mit verdunkelten Elemen-ten; das als Interjektion gebrauchte ejnye-|bejnye).

S e m a n t i s c h betrachtet, ist bei den meisten echten Zwillingswör-tern nur das eine Glied ein a u c h s e l b s t ä n d i g l e b e n d i g e s Wort mit besonderer Bedeutung (vgl. die angeführten Beispiele). Mitunter hat jedoch keines der Glieder einen selbständigen Sinn. Das sind meistens onomatopoetische Wortschöpfungen (c0k|mok, csip-|csup, csihi-|puhi).

Durch ihre besondere Lautwirkung drücken diese Zwillingswörter oft ein be-stimmtes s t i l i s t i s c h e s Mehr aus, so ζ. B. eine nachdrückliche H e r v o r -h e b u n g (csonka|bonka, dinom|dä,nom); die D e m i n u t i o n , Verniedlichung, Zer-gliederung des Bedeutungsinhalts (tipeg-|topog, gidres-|gödrös, csip-|csup); eine Ste i -g e r u n g bzw. Intensivierung (ici|pioi, irinyo-lpirinyo). Im allgemeinen eignet diesen Zusammensetzungen auch eine verspielte Stimmungsnuance, weshalb sie in der Kindersprache und im familiären Sprachgebrauch bevorzugt werden. Die Sprache der Volksmärchen ist an solchen Wörtern besonders reich.

C) a) Eine Gruppe der aus z w e i s e l b s t ä n d i g e n Wörtern gebildeten e c h t e n k o o r d i n i e r e n d e n K o m p o s i t a zeigt in der p h o n e t i s c h e n Relation der Gliedwörter eine enge Verwandt-schaft mit den Zwillingswörtern (dül-|ful, azik-|fazik, ag-|bog). Da es sich hier um ein a l l m ä h l i c h e s Z u s a m m e n w a c h s e n von Wörtern handelt, die schon vorher ihre besondere Bedeutung hatten, nennen wir diese Zusammensetzungen u n e c h t e Zwillingswörter.

Die A f f i x e fügen sich meistens zu beiden Gliedern, besonders bei den zahlreichen Verben dieser Gruppe (sugtatok-\bugtatoL·). Dementspre-chend tritt bei diesen Zusammensetzungen die gesonderte B e t o n u n g der einzelnen Glieder — oder höchstens die schwankende einmalige Beto-nung des einen oder des anderen — häufiger auf (CÄi'Zlämlottak-[vi/lamlot-tak; e%tak-|6%tak, mitunter: sii<7tak-|bugtak).

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Zumeist sind die Glieder s i n n v e r w a n d t e Wörter, wodurch ihr Verschmelzen zu einer Einheit nur gefördert wird. Die Bedeutung der Zusammensetzung weicht von der ihrer Gliedwörter im allgemeinen auch nicht ab; immerhin ist sie allgemeiner oder weist eine andere, akzentuierte Nuance auf (szöröstül-|böröstül; ken-|fen).

S t i l i e t i s c h haben die unechten Zwillingewörter annähernd den gleichen Wert wie die echten: teils drücken sie eine I n t e n s i v i e r u n g , eine Steigerung (dzik-|fäzik, sir-|ri), teils eine D e m i n u t i o n , Zergliederung aus (csurran-|csep-pen, fur-|farag).

Diese zusammengesetzten Wörter sind ständige und organische (selb-ständige) Einheiten des Wortschatzes. Wenngleich diese Weise der Wort-schöpfung kaum noch produktiv ist, sind die unechten Zwillingswörter heute noch ziemlich häufig.

b) Die ungarische Sprache weist eine ansehnliche Zahl von w e n i g e r s t r a f f e n k o o r d i n i e r e n d e n Z u s a m m e n s e t z u n g e n auf, die heute noch reichlich entstehen. Sie bilden den Übergang zwischen den unechten Zwillingswörtern und den echten koordinierenden Komposita. Diese entstehen i n n e r h a l b d e s S a t z e s durch das allmähliche Zusammenwachsen von Gliedern syntaktischer Fügungen. Ihre W o r t -a r t betreffend gibt es unter ihnen Verba (üt-|ver, el-|hal); Substantiva (orszäg-|viläg, vege-|hossza); Adjektiva und (auch) adjektivisch gebrauchte Partizipien (hires-|neves, hegyes-|völgyes bzw. szänt0-|vetö, csüsz0-|mäsz0); Numeralien (nyolc-|tiz, hüsz-|harminc); Adverbien bzw. Verbaladverbien (itt-|ott, fei-1 aid bzw. sülve-|föve). Zu den Adverbien gehören noch einige in phraseologischen Einheiten erstarrte, ursprünglich relationssuffigierte Substantiva (kezzel-|labbal, tüzzel-|vassal); zu den Adjektiven gehören die Bezeichnungen der Fahnenfarben (kek-|zöld; auch dreigliedrig: piros-| feher-|zöld).

Aus der weniger straffen Struktur dieser Komposita erklärt sich auch, daß einige von ihnen g e l e g e n t l i c h e Wortschöpfungen darstellen: sie können im Satz wann immer neugebildet werden und sind nicht ständige Einheiten des Wortschatzes, also auch keine lexikalischen Einheiten (kek-| zöld, hatvan-|hatvanöt).

M o r p h o l o g i s c h unterscheiden sie sich von den unechten Zwil-lingswörtern darin, daß sie — von fallweise parallelen Affixen abgesehen — zumeist k e i n e p h o n e t i s c h e Ä h n l i c h k e i t aufweisen. Die flektierbaren Komposita dieses Typus nehmen aber, wie die unechten Zwil-lingswörter im allgemeinen, mit beiden Gliedwörtern die Zeichen bzw. Flexionssuffixe an (ütsz-|versz, öttel-\hauttal). Doch gibt es einige Ausnah-men (piros-|feher-|zöldrej; desgleichen Schwankungen (boldog-|boldogta-laannak oder boldognak-| boldogtalamwi&).

Der T o n fällt meistens parallel auf beide Glieder, wenn sie im Satz überhaupt betont sind und die Glieder auch semantisch hinreichend aus-geprägte Einheiten sind (£izen-|Mszan, vegrre-|valahara). Trotzdem ist — mitunter schwankend — auch die einheitliche Betonung mit dem Nebenton auf dem Nachglied nicht selten (7ö66-|kevesebbszer; £iz-|hüsznak oder tiz-nek-|Awsznak).

In s e m a n t i s c h e r Hinsicht gibt es — wie bei den unechten Zwillingswörtern — auch unter ihnen sinnverwandte Komposita (üt-|ver,

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hires-|neves). Dagegen haben andere (eszik-|iszik, süt-|föz) nur einen paral-lelen Wortsinn. Viele Gliedwörter dieser Zusammensetzungen haben jedoch eine adversative Bedeutung (el-|hal, apraja-|nagyja, ide-|oda). Der Wort-sinn der Komposita kann mitunter von dem der einzelnen Glieder ziemlich abweichen. (So bezieht sich süt-|föz heute auf alle Küchenarbeiten; έΙ-\1ιαΙ [valamiert] erfaßt 'er/sie/es hat Sehnsucht [nach etwas]' schlechthin.)

Die aus numeralischen Gliedwörtern gebildeten Komposita tragen eine mehr oder minder i n d e f i n i t e numeralische Bedeutung (öt-|hat, nyolcadik-|tizedik). Ein anderer, internationaler Typus dieser gelegentlichen Komposition drückt die Bedeutung 'von . . . bis/zu' aus (a folyöirat janudr—mdrciusi szäma 'die Januar— März-Nummer der Zeitschrift'; a budapest—bicsi üt 'der Weg Budapest — Wien'). — In der Dichtersprache sind gelegentliche Kompositionen mit s t i l i s t i s c h e n Nuancen der nachdrücklichen Hervorhebung sehr häufig. In diesen Kompositionen werden meistens nur die Nachglieder affigiert (Ktnos-keservesen felneveltek etwa: 'Sie erzogen es mit Mühe und Not'; A drasztikus-igazat csodältuk benne [ = Babitsban; Lßrinc Szab0] 'Wir bewunderten in ihm [ = in Babits] das Drastisch-Wahre').

c) Die e c h t e n k o o r d i n i e r e n d e n K o m p o s i t a unter-scheiden sich von den Zusammensetzungen der vorausgegangenen Kategorie dadurch, daß die Gliedwörter zu einer strafieren morphologischen und möglichenfalls auch semantischen E i n h e i t verschmelzen. Heute ist die-ser Typus der Komposition kaum produktiv und von mittlerer Häufigkeit. Was die W o r t a r t dieser Komposita anbelangt, finden sich unter ihnen Verba nur noch vereinzelt (rügjkapäl); umso häufiger Substantiva und Adjektiva (bu|bdnat, hir|nev bzw. dus|gazdag, £des|büs); in ziemlich reicher Zahl auch Adverbien (körül|belül, ma|holnap).

M o r p h o l o g i s c h ist die Verschmelzung zu einer Einheit teils durch die durchgehende A f f i g i e r u n g am Wortauslaut angezeigt (rüg|kap01ta&, bii|bänatos), teils durch den H a u p t t o n auf dem ersten Glied Cr%|kap41tak, 2m|banatos).

S e m a n t i s c h weisen die Gliedwörter dieser Komposita im großen die unter b) angezeigten Relationen auf, d. h., sie sind dem Wortsinn nach synonym (bü|bänat), adversativ (jön-|megy) bzw. parallel (kezes|labas, szant0|vetö, beide mehr substantivisch). Die Bedeutung des neuen Wortes weicht aber oft von jener der Gliedwörter ab, so daß das Kompositum einen neuen BegriS bezeichnet (huza|vona nicht 'Hin und Her', sondern 'Hader, Zwist, Zank'; ma|holnap nicht '[über] heute oder morgen', sondern 'in kurzem, alsbald'; szanto|vet6 nicht 'Ackernder und Säender; der ackert und sät', sondern 'Ackerbauer, Landmann').

Die einschlägigen Adverbien sind teils aus sog. g e k o p p e l t e n A d v e r -b i a l i e n entstanden und heben die Umstandsbestimmung nachdrücklich hervor (ide|bent, ide|kint; oda|bent, oda|kint).

(§ 104) Die s u b o r d i n i e r e n d e , n i c h t s y n t a k t i s c h e — auf einmal vollzogene — K o m p o s i t i o n ist überaus produktiv und auch in den letzten zwei Jahrhunderten eine immer häufigere Art der Wort-schöpfung. Die Komposita dieser Art lassen die syntaktische Relation ihrer Glieder durch keinerlei Zeichen oder Affixe erkennen: es sind u η b e-z e i c h n e t e Komposita.

a) Die u n b e z e i c h n e t e n o b j e k t b e z o g e n e n (transiti-ven) Komposita werden aus einem Substantiv — bzw. aus einem substanti-visch gebrauchten anderen Wort — als Vorderglied und aus einem mit ö/ό

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DIE ORGANISCHE ZUSAMMENSETZUNO 143

gebildeten Partizip als Nachglied besonders leicht erstellt. Diese Zusammen-setzungen sind meistens Adjektiva oder Substantiva und bezeichnen gegebe-nenfalls eine bestimmungsgemäße Tätigkeit, Wirksamkeit, Funktion (hdz|-örzö, igaz|mondö); aber auch Berufsnamen bzw. Namen von Institutionen (minös<$g|ellenörzö; sortis|tenyesztö); Geräte- und Werkzeugnamen (ceru-za|hegyezö). — Manchmal steht als Nachglied ein mit dem Suffix t, tt abge-leitetes Partizip (oder ein daraus entstandenes Adjektiv), doch ist diese Art der Wortschöpfung heute kaum noch produktiv (&et|ünt, viläg|latott). — Dasselbe gilt auch von den Komposita, deren Nachglied ein Verbaladverb auf ve/va ist (fog|csikorgatva).

Ziemlich viele Komposita dieses Typus entstehen aus mit es/äs abgelei-teten Substantiven als Nachglied zur genaueren Bezeichnung einer Tätigkeit (allat|gondozas, zene|oktatäs; auch als literarische Wortschöpfung: lassü tekintethordozdssal etwa: 'den Blick langsam streifen lassend', eigtl.: 'mit langsamem Blicktragen'); mitunter als Name eines Ereignisses, Brauches (Mz|avatas, kukorica|fosztäs); vereinzelt auch als Bezeichnung des Ergeb-nisses bzw. des Ortes der Tätigkeit (Megnyilt a kipkiällitds 'Die Gemälde-ausstellung ist/wurde eröffnet').

Diese Kompositionen können manchmal auch als p o s s e s s i v i s c h e Zu-s a m m e n s e t z u n g e n — d. h. Kompositionen mit dem Possessivattribut — auf-gefaßt werden (hdz|avatäs; vgl. weiter unten).

Manche Komposita, die ihrer Form nach als Ergebnis einer nicht syntaktischen Zusammensetzung erscheinen, sind in W i r k l i c h k e i t durch eine syntaktisch bedingte Verschmelzung entstanden, nur daß dieser Prozeß vor sehr langer Zeit er-folgte, als das Objekt des Verbalnomens noch nicht affigiert war bzw. sein mochte (fa|vägö). Später entstanden gerade auf Grund der morphologischen Analogie zu sol-chen Komposita zu hunderten ähnliche transitive Zusammensetzungen.

b) Die u n b e z e i c h n e t e n p o s s e s s i v i s c h e n K o m p o -s i t a sind im Wortschatz ebenfalls reichlich vertreten und entstehen auch gegenwärtig in großer Zahl. Im allgemeinen sind beide Glieder dieser Zusammensetzungen Substantiva (elnök|helyettes, traktor|kerek). Jene Kompositionen, die deverbale Ableitungen mit es/äs zum Nachglied haben und deren Grundwort ein intransitives Verb ist, entsprechen den Bildungen auf Grund des »subjektiven« Genitivs im Lateinischen und gehören zu die-ser Gruppe der Komposita: das als Vorderglied stehende Possessivattribut bezeichnet nämlich das aktive Subjekt (fej|fajas, torok|gyulladas).

Die Komposita, die ähnliche, jedoch aus transitiven Verben mit dem Suffix tel/tal gebildete Nachglieder haben, sind zwiespältig: entweder gelten sie als objektbezogene Zusammensetzungen (s. oben); oder aber sind sie als possessivische Zusammensetzungen ähnlich denen mit »objektivem« Genitiv im Lateinischen zu betrachten, in denen das Genitivattribut das Objekt der Tätigkeit bezeichnet (haz|avatas, haz|vetel). Mitunter sind auch die Kom-posita von ähnlichem Charakter, deren Nachglied eine Ableitung mit dem Suffix 6/ό ist (villany|kapcsolo, ein objektbezogen zusammengesetztes Wort, nämlich aus villanyt kapcsolö 'das Licht [einschaltend'; jedoch kann es als eine possessivische Komposition interpretiert werden auf Grund von a vil-lany kapcsoloja 'der Schalter des Lichtes/Stromes').

c) U n b e z e i c h n e t e a d v e r b i a l e K o m p o s i t a entstehen seit der Mitte des 18. Jahrhunderts immer häufiger; in den früher entstan-denen Wörtern gibt es jedoch kaum vereinzelte Beispiele dafür. Der Wort-

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144 DIE ORGANISCHE ZUSAMMENSETZUNG

art nach sind sie zumeist Adjektiva (gondjterhes, munka| keptelen, remeny|-teljes). Das Nachglied dieser Komposita ist mitunter eine Ableitung mit einem Bildungssuffix von Partizipien (rövid|lato; gond|terhelt). Seltener sind diese Wörter Substantiva bzw. substantivisch gebrauchte Wörter (ar-viz|karosult, nyugdij jjogosult). Mitunter finden sich unter ihnen gekürzte Zusammensetzungen (föld|közel; tav|irat).

Bei den einschlägigen Adjek t iven gelten die Nachglieder kepes, mentes immer mehr als Bildungssuffixe (harc|kepes, selej t |mentes) . — Kompos i ta m i t den Nach-gliedern bö, dua, gazdag, kepes, keptelen, mentes , szegeny, teljes u. ä . en ts tanden seit der Sprachneuerung, n ich t zuletzt un t e r dem E i n f l u ß d e s D e u t s c h e n . D a r u m wurden solche Komposi t ionen von der S p r a c h p f l e g e lange Zeit durch-wegs verworfen; m a n empfah l an Stelle dieser Zusammensetzungen adverbiale Wort -fügungen m i t Relat ionssuff ixen (valamiben bö, gazdag, szegeny 'reich bzw. a r m an e twas ' ; valamire kepes, keptelen 'einer Sache fähig bzw. unfähig ' ; valamitöl mentes ' frei von e twas ' ; valamivel te l jes 'voll einer Sache' usw.). Neuerdings sind aber die im Sprachgebrauch schon fes t verzwurzelten Komposi t ionen dieser A r t dem Gehör der Sprachpfleger n icht mehr so verpönt .

Das substant ivische Vorderglied der Komposi ta , die partizipiale Ablei tungen mi t t , t t zum Nachglied haben , bezeichnen mi tun te r den Handelnden , den Ausübenden der Tät igkei t (gond|terhelt , nap | sü tö t t ) . Diese Komposi t ionen sind andererseits m i t den subjektbezogenen Kompos i t a verwandt , die verbalnominale-verbale Nach-glieder haben (nap |sütöt te) .

Die Komposi ta , die m i t den unbezeichneten adverbia len Kompos i ta verwandt sind, aber in den diesen nahegelegenen Grenzbereich der (substantivisch kompara t iven) a t t r ibu t iven bzw. syntak t i sch genauer n icht analysierbaren subordinierenden Kom-posit ionen fallen, v e r g l e i c h e n die im Nachglied genannte Qual i tä t oder Sache m i t dem im Yorderglied genann ten Ding (k6|kemeny, ver |vörös; cedrus | te rmet , viräg |arc) .

S y n t a k t i s c h g e n a u e r n i c h t a n a l y s i e r b a r e sub-ordinierende Komposita entstehen in wachsender Zahl. Zumeist sind sowohl ihre Vorder- als auch ihre Nachglieder Substantiva. Das Vorderglied beschränkt bzw. präzisiert den Begriffskreis des Nachgliedes; ob es sich jedoch hierbei um eine attributive oder adverbiale bzw. eine andere syntag-matische Relation handelt, kann man nicht ermitteln, weil die Kompositio-nen eine Bedeutungsintensivierung ergeben (ön|gyulladas; villany|tüzhely; nyugdij-|korhatär). — Mit bestimmten Nachgliedern entstehen besonders viele ähnliche Zusammensetzungen wie ipar, jelölt, muvesz(et), politika, tdrs, tudomäny, tudos u. a. m. (elelmiszer|ipar, nep|müvesz[et], zene|tanär, nyel ν | tudomäny).

Einige der einschlägigen Kompos i ta sind völlig f r e m d e Wörter , die höchstens in ihrer Lau t fo rm »madjarisiert« wurden (szociälfpolitika, ku l tur |n ivo ~ d . Sozial-polit ik, Kul turn iveau) . Mi tun te r könnte das erste Gliedwort in der gegebenen F o r m als selbständiges Wor t gar n ich t existieren (kultiir, szociäl); d a r u m behäl t die Sprache o f t die entsprechenden a t t r ibu t iven Fügungen bei (szocialis [ = ta rsada lmi] biztositas 'Sozialversicherung'; kul tural is [ = müveltsegbeli] szinvonal 'Kul turn iveau ' ) .

Übrigens sind ähnliche Zusammensetzungen, deren Glieder ausschließlich ungarische Wör te r sind, zumeist Lehnübersetzungen (fog|orvos zu d . Zahnarz t ; ü r | ha j0 zu d. Raumschif f ; vi läg |hdborü zu d . Weltkrieg).

(§ 105) Die s u b o r d i n i e r e n d e , s y n t a k t i s c h b e d i n g -t e ( a l l m ä h l i c h e ) K o m p o s i t i o n erweist sich meistens als eine unproduktivere Art der Wortschöpfung. Dementsprechend sind solche Komposita auch etwas seltener. Das Verschmelzen der Gliedwörter setzt meistens in häufigen S y n t a g m e n ein. Unter diesen gibt es sowohl

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DIE ORGANISCHE ZUSAMMENSETZUNG 145

bezeichnete wie unbezeichnete Komposita, je nachdem, ob die syntagma-tische Relation durch Zeichen oder Suffixe auch morphologisch erkennbar ist.

a) In den s u b j e k t b e z o g e n e n Komposita steht das Vorder-glied in Subjektrelation zum Nachglied und ist zwangsläufig unbezeichnet. Komposita mit verbalnominalen Ableitungen als Nachglied entstehen heute weniger (haszna|vehetö, agya|lägyult; sziv|szorongva); dasselbe gilt auch für Zusammensetzungen, die andere adjektivische oder adjektivisch-prono-minale Nachglieder haben (fele|mas, fej|fäj6s).

Dagegen vermehrt sich — wenngleich mäßig — die Zahl der Komposita mit halb verbalnominalen, halb verbalen Nachgliedern heute noch (munkdslakta kerület 'Arbeiterbezirk', eigtl.: 'von Arbeitern bewohnter Bezirk'). Wörter dieses Typus (nap|sütötte) berühren sich einigermaßen mit der entsprechenden Gruppe der nicht-eyntaktisch bedingten, unbezeichneten adverbialen Komposita (nap|sütött). — Das einzige heutige Verb, das ein subjektbezogenes Kompositum ist, nämlich menny|-dörög, geht auf die Kürzung von menny|dörges zurück.

b) Bezeichnete o b j e k t b e z o g e n e Komposita gibt es kaum. Das sind nur einige Verba (egyet|ert, j<3t|all) sowie deren nominale Deriva-tionen; des weiteren Substantiva (semmit|teves, reszt|vevö) bzw. adjekti-visch gebrauchte partizipiale Formen (semmit|mond0).

c) Durch Relationssuffixe bezeichnete a d v e r b i a l e Komposita sind h ä u f i g e r und die P r o d u k t i v i t ä t dieser Art der Wort-schöpfung ist heute noch größer. Das sind hauptsächlich Substantiva mit Ableitungen auf es/äs bzw. tel/tal als Nachglied (üjja|6pit6s, figyelembe|ve-tel); manchmal substantiviert mit partizipialen Ableitungen als Nachglied (napra|forg<5; enni|val0).

Komposita dieser Art mit verbalem Nachglied — die also zu den Verben zählen — gibt es mehrere (egybe|olvad, eszre|vesz, jovä|hagy); noch größer ist die Zahl der — mitunter adjektivisch gebrauchten — Partizipien (nagy-ra|vägyo, j0l|nevelt). Nur wenige Komposita dieser Art haben als Nachglied ein Adjektiv (szäzszor|sz6p) bzw. ein Verbaladverb (karon|fogva).

Zu den syntaktisch bedingten, allmählich verschmolzenen adverbialen Komposita gehören auch die mit A d v e r b i e n als Vorderglied, obschon sie im Auslaut keines Relationssuffixes bedürfen. Unter diesen zusammen-gesetzten Wörtern haben viele als Nachglied ein Substantiv oder ein sub-stantiviertes Wort (ältal|ut, együtt|erzes, messze|lato); mitunter ist das Nachglied ein Partizip — wenigstens seinem Ursprung nach (benn|lako, reg|mült) oder ein echtes Adjektiv (benn|fentes).

Bei den Komposita mit verbalem Nachglied ist das als Vorderglied stehende Adverb seiner Funktion nach mehr oder minder ein V e r b a l -p r ä f i x (elöre|fut, hatra|nez, haza|ter); zugleich fungiert auch das Verbal-präfix oft als Adverbiale, insofern es (auch) auf eine Bestimmung verweist (el|fut, ki|dob, le|taszit).

Unter den heutigen V e r b a l p r ä f i x e n hat nur meg seine ursprüngliche Bedeu-tung der Richtungsangabe völlig verloren.

Es ist auf die allmähliche, syntaktisch bedingte Verschmelzung zurückzuführen, daß viele heutige Wortverbindungen im Grenzbereich der Wortfügung und der Komposition liegen, d .h . Ü b e r g a n g s f o r m e n darstellen, und daß bei gramma-tisch verwandten Wendungen an der einen die Komposition bereits vollzogen wurde, während sie bei der anderen noch aussteht. (So steht dem Kompositum figyelembe|-vötel noch das Syntagma figyelembe vesz 'er/sie/es beachtet, nimmt/zieht in Betracht,

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gegenüber; von verbalen [partizipialen] Wortgefügen wie häzhoz szällit 'er/sie/es liefert ins Haus ' bzw. häzhoz szätllitö 'ins Haue liefernd' usw. abweichend, verschmelzen solche Fügungen mi t dem Ableitungssuffix äs mehr und mehr zu Kompositionen: a te j käzhozezdllitdsa 'die Lieferung von Milch ins Haus' .) —Manche Adverbien können in verbalen Zusammensetzungen sowohl präfixartige Vorderglieder als auch adver-biale Bestimmungen des Verbs sein (elöre|fut, aber: elöre sejt 'er/sie/es ahnt [es] im voraue').

d) Unter den a t t r i b u t i v e n Komposita sind die mit q u a l i -t a t i v e m und q u a n t i t a t i v e m Attribut unbezeichnet. Unter diesen zusammengesetzten Wörtern kann man die syntaktisch bedingten, allmählich verschmelzenden und die nichtsyntaktischen Kompositionen nicht unterscheiden. Diese Zusammensetzung ist sehr produktiv und häufig.

Die Qualität des substantivischen Nachgliedes kann durch ein sub-stantivisches Attribut als Vorderglied präzisiert werden (fenyö|fa, rendör|ör-szem); besonders stehen Stofinamen als Attribut (bör|kabät, hö|ember); aber auch adjektivische und partizipiale Formen als attributives Vorderglied (6gi|test, öntött|vas). In den letzteren Formen kann das Nachglied des Verbalnomens das tätige Subjekt bezeichnen (moso|gep); oder das Objekt der Tätigkeit (moso|szövet); deren Mittel bzw. Gerät (moso|por); deren Ort (mos0|konyha); u. a. m.

Das Wort ηδ als Nachglied von zusammengesetzten weiblichen Berufsnamen steht seiner Funktion nach den Bildungssuffixen sehr nahe (kapus|nö).

Mitunter ist das produktive Vorderglied der Komposita dieser Gruppe — zu-mindest als At t r ibut — kein selbständiges Wort : al, bei, köz, kül, magän usw. (al|ber-iet, bel|kereskedelem, köz|ügy).

Die eingeführten Beispiele mi t einem Substantiv als Vorder- und Nachglied ge-hören teils zugleich in die Gruppe der syntaktisch genauer n i c h t a n a l y s i e r -b a r e n subordinierenden Komposita. Außerdem sind die komparativen Zusammen-setzungen mit substantivischem Attr ibut als Vorderglied (h0| feher, v6r|vöröe) auch mit den unbezeichneten adverbialen Komposita in Beziehung zu bringen.

Das pronominale Vorderglied ez/az drückt in attributiver Funktion eine starke Hervorhebung aus (ez|uttal, az|nap). Das numeralische Vorder-glied egy hat auch die Bedeutung 'ebenso, gleich' (egy|idös, egy|alakü); doch fungiert es auch als Quantitätsangabe mit seiner Grundbedeutung (egy|-napos). Auch das Pronomen minden kann als Vorderglied die Quantität angeben (minden|nap); usw.

Der unter den R e d u p l i k a t i o n s f o r m e n abgehandelte Typus reges- |rögi wird auf Grund des Vordergliedes in der Fachliteratur mitunter zu den subordinieren-den attr ibutiven Komposita gezählt.

Der Unterschied zwischen den unbezeichneten qualitativ- und quantitativ-attributiven Komposita und den entsprechenden S y n t a g m e n ist eben wegen der Zeichenlosigkeit der Zusammensetzungen sehr of t fließend: so stehen Kompositio-nen mi t Stoffnamen, des weiteren mit den Adjektiven f6 oder nagy und kis als attri-butives Vorderglied zumeist an der Schwelle zwischen den beiden Kategorien (vas|ka-ηάΐ, aber: öntöt t |vaskandl 'gußeiserner Löffel'; fö|vezer, aber: f6 iränyit6 'Hauptleiter, Hauptdispatcher, Hauptverteiler ' ; kis|fiü und kis fiü|gyermek 'kleiner Knabe/Sohn').

Aus p o s s e s s i v i s c h e n Syntagmen verschmolzene Komposita gibt es nur wenige und heute entstehen solche kaum mehr. Hierher gehören nämlich b e z e i c h n e t e Komposita: so mit dem possessiven Personal-suffix am Nachglied (tandcs|häza, toj&s|feh&r;e); mitunter ist das Vorder-

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DIE ORGANISCHE ZUSAMMENSETZUNG 147

glied mit dem Pluralzeichen versehen (örülte£|hä.za); oder auch mit dem possessiven Personalsuffix (haz4m|fia, hazäii£|fia).

e) Unter den sonstigen subordinierenden Komposita sind vor allem die aus früheren p o s t p o s i t i o n a l e n F ü g u n g e n hervorzuheben. Die meisten sind Adverbien (az|elött, rend|szerint); manchmal Adverbien und Substantiva (d61|elött, deljut&n); Eigennamen (Dunän|tul, Tisz4n|-innen); Konjunktionen (az|[u]tdn, mindazon141tal). Es gibt auch Kom-posita mit postpositionalem adjektivischem Nachglied (föld|alatti, munka | n^lküli).

Es ist für alle subordinierenden Komposita ziemlich kennzeichnend, daß ihre w o r t a r t l i c h e Z u g e h ö r i g k e i t im Falle der Ver-schiedenartigkeit der Gliedwörter durch das N a c h g l i e d bestimmt wird. (So ist menny|dörög ein Verb, menny|dörges ein Substantiv, v6r|sze-geny ein Adjektiv. Dagegen ist wegen der wortartlichen Affinität bzw. des Wortartwechsels rend|szerint ein Adverb, tinta|tart<5 ein Substantiv, 61et-re|valö ein Adjektiv.)

Als Worteinheit sind sie im allgemeinen auch durch die — einmalige — S u f f i g i e r u n g am Wortende erkennbar (v6r| vörösei, tinta|tart0£) ; vor allem aber durch den — einmaligen — H a u p t t o n am Wortanfange (u^r|vöröset,ii»ta|tart0k). — BeidenKompositamit V e r b a l p r ä f i x e n und präfixartigen Adverbien als Vorderglied können die Glieder der Beto-nung und der Wortfolge entsprechend auch g e t r e n n t vorkommen (le se jön 'er/sie/es kommt nicht einmal herunter'). Diese Komposita sind also in morphologischer Beziehung den S y n t a g m e n ähnlich.

Der posseseivieche Kompositionstypus n^v|nap ist bei der Personalsuffigierung des ersten Gliedes trennbar (nevemnapja [oder n6v|napom] 'mein Namenstag'; neved napja [oder növ|napod] 'dein Namenstag'; usw.). Desgleichen sind zusammengesetzte Verba mitunter trennbar, wenn ihr erstes Glied (Adverb-Verbalpräfix) mit Personal-euffixen oder Komparationszeichen affigiert wird (hozzd|ceap, aber suffigiert: hozzAm csap 'er/sie/es wirft/echleudert/echlägt [es] mir [etwa: an den Kopf]'; hozzäd csap . . dir . . .'; usw.). Auch wenn das erste Glied einiger zusammengesetzter Adjektiva ge-steigert werden kann (j6|szivü, aber: jobb szivü [oder j<S|szivübb] 'gutherziger').

Die w o r t a r t l i c h e Zugehörigkeit der heutigen subordinierenden Komposita ist auch je nach Untergruppe zumeist g e m i s c h t . Unter denen, die im Satz allmählich mit dem Adverbiale verschmelzen, finden wir — vor allem wegen der Zusammensetzungen mit Verbalpräfixen und präfixartigen Adverbien als erstes Glied — relativ viele V e r b a , Verbal-nomina oder deverbale Substantiva. Sonst aber überwiegt bei allen Typen das N o m e n , vor allem Substantiv und Adjektiv — substantiviertes oder adjektiviertes Partizip; nur ausnahmsweise gibt es unter ihnen Nume-ralien. Ebenso sind Adverbium bzw. Verbaladverb — von den verbalpräfi-gierten abgesehen — in kleinerer Zahl unter solchen Komposita vertreten.

S e m a n t i s c h ist es für alle subordinierenden Zusammensetzungen kennzeichnend, daß bei ihrer Verlautung zumeist die der Bedeutung der Gliedwörter entsprechende Komponente bewußt wird, jedoch in einer be-sonderen, kombinierten, aber e i n h e i t l i c h e n Bedeutung. (Das Kom-positum gyors|forral0 bezeichnet ein bestimmtes Gerät; motor|szerelö einen bestimmten Berufszweig; usw.)

Bei einzelnen Gruppen dieser Komposita, vor allem bei denen, die attributiv mit Stofinamen, Adjektiven bzw. Numeralien zusammengesetzt

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148 O R G A N I S C H E B Z W . A N O R G A N I S C H E Z U S A M M E N S E T Z U N G

und die im allgemeinen noch sehr neu sind, bleibt die Bedeutung ziemlich e y n t a g m a t i s c h , d. h. gegliedert (nylon |kesztyü, tiz|napos; ür|haj0, tandcstag | j elölt).

Die anorganische Zusammensetzung

(§ 106) EB kommt heute nur noch selten vor, daß Wörter, die im Satz lange und wiederholt aufeinanderfolgen, o h n e miteinander in syn-tagmatischer Relation zu stehen, allmählich verschmelzen. In manchen Fällen gibt es zwischen den Gliedern des entstehenden Kompositums über-haupt k e i n e d i r e k t e g r a m m a t i s c h e B e z i e h u n g , wie ζ. B. in den aus den ersten zwei Wörtern eines Textes gebildeten Zusammen-setzungen (egyszer|egy, hiszek|egy). In anderen Fällen ist das wiederholte oder ständige gemeinsame Vorkommen der Gliedwörter durch ihre besonde-re s y n t a k t i s c h e F u n k t i o n bedingt. Dadurch entstehen zumeist neue K o n j u n k t i o n e n , P a r t i k e l n und P r o n o m i n a (Pronominaladverbien). Sie sind teils Kompositionen von Negationswör-tern und einem anderen Wort (nem|csak, nem|igen, ha|nem), teils aber Zusammensetzungen der konzessiven Partikeln bar, akär mit Pronomina bzw. Pronominaladverbien als Nachglied (bar|ki, bär|merre; akär|hany, akär|hol). In einer weiteren Gruppe dieser Komposita ist der demonstrative Hinweis des Hauptsatzes und die Konjunktion des Nebensatzes verschmol-zen (ügy|hogy, ügy|mint; hierher gehören auch die Relativpronomina wie aki, ami als ältere Komposita). Manchmal führt auch die Verbindung von zwei Konjunktionen zur Entstehung neuer Komposita (es]pedig, mint|hogy, mint|ha). Das sind im allgemeinen bereits straff zusammengesetzte Wörter, teils schon verdunkelte Komposita- So ist auch ihre Bedeutung vom ur-sprünglichen Wortsinn der Kompositionsglieder oft schon beträchtlich abgedrückt (de|hogy ist eine Art Negation, im Gegensatz zum Glied de; hogy|ne ist eine Bejahung, wo doch ne eine Negation ausdrückt).

Komposita wie ugy-|ahogy, annyira-|amennyire weisen eine besondere l o c k e r e Kompositionsstruktur auf und sind zum Teil als Kompositions-typus auch mit den koordinierenden Komposita verwandt; auch diese zu-sammengesetzten Wörter sind (wie ugy|hogy usw.) aus dem demonstrativen Hinweis des Hauptsatzes und der Konjunktion des Nebensatzes entstanden, jedoch aus gleichen (adverbialen) Satzteilen wie die rein koordinierenden Komposita vom Typus itt-|ott. Diese Wörter werden sowohl mit einmaligem als auch mit zweifachem T o n gebraucht {Agy-|ahogy, %y-|ahogy).

Die Wörter von S ä t z e n oder Satzfragmenten, besonders die häufig als Z i t a t e gebraucht werden, verschmelzen oft zu zusammengesetzten Substantiven, fallweise auch zu Adjektiven oder anderen Wörtern (ne|-felejcs, fogd|meg, mit|ugrä[l]sz; nem|törödöm).

Literatur: Benkö, LAszlö, Α szöösszetetel mint az irodalmi nyelv alakulasanak fokm0r<5je 'Die Komposition als Maßstab der Gestaltung der Literatursprache' (Nyr. LXXXVI, 45 — 52); Deme, L., Α jelöletlen hatdrozös összetetelek kerdesehez 'Zur Frage der unbezeichneten adverbialen Komposita' (MNy. XLIX, 140—56); Fäbiän-, P., Α szöalkotäs kerdesei 'Die Fragen der Wortschöpfung' II. (MNyelvh.2

149 — 60); Fäbiän, P.—SzathmAri, I. —Tebestyeni, F., A magyar stilisztika väzlata 'Abriß der ung. Stilistik' (1958, 231—4); Gr£t3Y, L., Az összetetel meghatarozäsänak

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LITERATUR DER ZUSAMMENSETZUNG 149

kerdesehez 'Über die Definition der Zusammensetzung' (MNy. LIII , 69 — 76); KELE-MBN, J . , Szempontok az ikerszök vizsgälatähoz 'Gesichtspunkte zur Untersuchung der Zwillingswörter' (MNy. XXXV, 236—47); Ikeritessel es ikeritesböl valö kivdläesal magyaräzott neveinkröl 'Uber die ung. Namen, die durch geminale Zusammensetzung und Absonderung davon abgeleitet werden' (Bärczi-Eml. 256 — 9); KOVAXOVSZKY, M., Nyelvünk belsö fejlemenyeinek nyelvhelyessegi kerdesei 'Die Fragen der Sprachpflege bezüglich der inneren Bildungen der ung. Sprache' (NyFK. 169 — 72); KuBfNYi.L.: Α jelöletlen hatärozös összetetelek kerdesehez 'Zur Frage der unbezeichneten adver-bialen Komposita' (MNy. L, 198 — 200); B. LÖRINCZY, ]£., Szintaktikailag pontosan nem elemezhetö összetett szavainkröl 'Über die syntaktisch genau nicht analysier-baren Komposita' (MNy. LYI, 63 — 75); Α mellerendelö összetetelek osztdlyozäsänak kerdesehez 'Zur Klassifikation der koordinierenden Komposita' (Pais-Eml. 161—4); Α szöösszetetel es az összetett szavak leirö vizsgällatänak nehäny mödszertani kerd^ee 'Einige Fragen der Methodik bei der beschreibenden Untersuchung von Komposition und Komposita' (NyelvtTanulm. 117—42); PAPP, I., Α szcialkotäs problemdi 'Probleme der Wortschöpfung' (MNyj. IX, 3 — 31); PAIS, D., Kerdesek es szempontok a βζό-összetetelek vizsgälatähoz 'Fragen und Gesichtspunkte bezüglich der Untersuchung von Komposita'(MNy. XLVHI, 135 — 54); Peldak a hangutänzö ikeritesre 'Beispiele für die onomatopoetische geminale Komposition' (MNy. L, 274—9); Peldäk a hang-rend νάΐΐό osztödäsos ikeritesre 'Beispiele für die geminale Komposition mit Wechsel der Vokalordnung' (MNy. LV, 458 — 61); Az dzik-fäzik, irkäl-firkäl tipusu ikeritesek 'Die geminalen Kompositionen vom Typus dzik-fdzik, irkäl-firkäl' (MNy. LVII, 76 — 8); Reszletek a hatärozös összetetelek fejezeteböl 'Aus dem Kapitel über die adverbialen Kompositionen' (MNy. LVII, 266 — 73); PROHÄSZKA, J . , A mondani-valö-felek csalädjar61 'Über die Gruppe der Wörter wie mondanivalö' (Bärczi-Eml. 302 — 6); RÄcz, E., Ikeritessel alakult becezöneveinkröl 'Über die geminal zusammen-gesetzten Kosenamen' (ASzeg. 1958, 43 — 8); SIMONYI, ZS., Α szavak összetötele a magyarban 'Die Wortzusammensetzung im Ungarischen' (Nyr. IV, 102 —11).

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