Ungereimtes

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Man kann sich nicht auf alles einen Reim machen.

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Rolf Kirsch

Ungereimtes

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Es war am Neujahrstagoder einige Tage später

jedenfalls im Januarals er dachte

den Entschluss fasstesich vornahm

im Taunusoder in der Eifel

vielleicht auch im Hunsrückmöglicherweise im Westerwald

jedenfalls in einem großen Waldgebietmitten im Waldkaum erreichbar

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versteckteine Hütte zu bauen

oder zu erwerbenoder zu mieten

vielleicht zu pachtenjedenfalls zu beziehenin der Überzeugung

vielleicht im Glaubenjedenfalls in der Annahme

auf diese Weisedem Lärm der Zivilisation

zukünftigaus dem Wege zu gehenjedoch in der Gewissheit

das Geräusch in seinem Kopfwürde bleiben

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Du hast lange nicht mehr angerufen jawas war losging es dir nicht gutich kann dich gut verstehenauch ich habe manchmalsolche Tageda möchte ich mit niemandem sprechenniemanden hörenund sehenaber was war denn mit dirsprich dich ruhig ausdu kannst mir alles sagensprechen hilft manchmalman muss sich mal richtig aussprechenalles sagenwas einen bedrücktdie Seele frei machenden Gedanken ihren Lauf lassenalso sagwas istwas immer du sagstbei mir ist es gut aufgehobenich habe Verständnis für alleswirklich

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am bestendu setzt dich erst einmalnimmst einen bequemen Sessellehnst dich zurückatmest tief durchund fängst einfach an zu sprechenwie es dir in den Sinn kommtvon Anfang anoder wie du möchtestich höre nur zubin schweigsamund höre nur zuund wenn du dich ausgesprochen hastwirst du sehenwird es dir besser gehenganz bestimmtdu kannst dich auf mich verlassenbin schweigsam wie ein Grabwir kennen uns doch schoneine lange Zeites gibt doch so etwaswie eine Basis zwischen unseine Vertrauensbasiseine gewisse Sympathieeine gemeinsame Wellenlänge

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denk ich dochalso losraus mit der Sprachehab' keine Hemmungenwas du auch sagstich bin einiges gewohntich kann einiges schulternkannst du mir glaubenwas es auch istdas dich bedrücktmeine Toleranz ist grenzenloshaben mir schon viele bestätigtund meine Geduldauchsitzt du gutalsodann fang jetzt anich höre nur zualsodu hast lange nicht angerufenwarum ich hatte kein Interesse....wie bitteund das mir

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und du wagst esmir das ins Gesicht zu sagenohne jede Hemmungohne jede Rücksichtauf meine Gefühlealso wirklichdu solltest mich in Zukunftmit deinen Anrufen verschonen

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Sie mögen mir glaubenoder nichtaber neulich in der Stadtsah ich meinen Opawie er geradeum die Ecke verschwandmeinen Opader schon über zwanzig Jahre tot istwie gesagtSie können mir glaubenoder nichtich ihm also nachund auf seine alten Tagenahm er noch ganz schön Tempo aufich dachteso eine Gelegenheit kommt nicht wiederjemanden zu fragender schon alles hinter sich hatwie ist es denn sowenn man tot istdas würden wir doch alle gerne wissenwas dann noch kommtwenn da überhaupt was kommtHimmel HölleFegefeuer und das alles

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also rief ichOpa OpaSie können es mir glaubenoder nichtder Opa drehte sich umund sagteach Junge du bist esschön dich zu sehenund ich fragte ihnwie geht es dir sowie soll es mir schon gehenwenn man alles hinter sich hates geht eben wie es gehtdann haben wir noch etwas geplaudertüber dies und dasaber Neues konnte ich ihm nicht erzählener wusste schon allesund hatte über alles eine Meinungeine gute Meinungeine richtige Meinungdie richtige Meinungdenn dawo ich binsagte mein Opahat man die Weisheit mit Löffeln gefressen

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dann hab ich gesagtdann kannst du mir auch sagenwie das istwenn man alles hinter sich hatmit Himmelmit Höllemit dem Fegefeuergibt es dashabe ich gefragtund Opa sagteund machte ein weises Gesichtund dann eine Pauseund wieder ein weises Gesichtdas Fegefeuermein Jungedas Fegefeuer istwenn man so weise geworden istwie ichdie dummen Sachen zu ertragendie hier bei euch jeden Tag erzählt werdenohne reagieren zu könnendas ist das Fegefeuer

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Vor kurzem habe ich den Breckmayer getroffender aus den neuen Häuserndie vor sieben Jahren gebaut worden sindwenn der erst einmal anfängtzu erzählendann kann der nicht wieder aufhörenin einem fortman kommt selbst gar nicht zu Wortund zwischendurch atmet er immer nur ganz kurzdamit er auch sicher istdass man nicht dazwischen kommtich sag immerjeder kann ja erzählen was er willaber dann muss man auch so fair seinden anderen auch mal zu Wort kommen zu lassenaber der Breckmayer kann das nichtzum Verrecken nichterzählt dies und erzählt dasam Anfang ist man ja noch interessiertob es etwas Neues gibtdas man noch nicht gehört hataber mit der Zeitarbeitet man nur noch daraneinen Gedanken zu entwickelnder zum Thema passt

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aber kaum hat man was parathat der Breckmayer schon das Thema gewechseltund man muss neu überlegenund wenn man das ein paar Mal durch hatdann gibt man aufman wird ganz müdeman hört gar nicht mehr zunickt immer nur mit dem Kopfdamit der Breckmayer denktder Kerl ist ja interessiertschnell noch eine neue Geschichte nachschiebenund noch eineund noch eineund wenn man bald krank geworden istvom Weghörenund Rumstehendann plötzlichdann plötzlich sticht der Breckmayer zuwie aus dem Nichtsund stellt eine Frageund was meinst du dazuund macht ganz große Augenso fragende Augenund man hat die ganze Zeit weggehörthat dem Breckmayer seinen Wortschwall

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ausgehaltenertragenerduldethat müde Knie gekriegtvom Rumstehenund rumgerätseltwie spät es wohl istohne d'raufzusehenund dann plötzlichwie aus heiterem Himmelfragt der Breckmayerund was meinst du dazuund dann steht man dawie ein begossener Pudelhat schon Stunden nicht mitgekriegtworum es eigentlich gehtund soll wie aus der Pistole geschossen sagenwas man meintwozu denn um Gottes willenund um den Breckmayer nicht zu verletzensagt man dannweiß ich auch nichtoderkann man so oder so sehenich kann dir sagen

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das ist eine Demütigungdas geht an die Nierenda will man höflich seinden anderen so nehmen wie er istmit all seinen Ticksund dann so wasda geht man nach Hausewie ein begossener Pudelüberlegt sich nochwas könnte der Breckmayer zum Schluss gesagt habenund welche Meinung hätte ich dazu haben sollendie dem Breckmayer gefallen hättedamit Schluss ist mit dem Geschwätzalso ehrlichman versucht ja immer alles richtig zu machenaber beim Breckmayer ist das verdammt schweroder nichtwie - kann man so oder so sehen

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Sag malich hab da mal 'ne Frageaber ehrlich antwortenwann hast du zum letzten Malin deinem Lebeneinen Kugelschreiber gekauftja einen Kugelschreiberbist in einen Laden gegangenhast dich dahin gestelltund gesagtich hätte gerne einen Kugelschreibersiehst duich auch nichtKugelschreiber braucht man nicht zu kaufenKugelschreiber kriegt man umsonstim Reisebürovon der Versicherungvon der Tageszeitungin der Sparkassein der Lotto- und Toto-Annahmestellebei Hinz und Kunzbei Kugelschreibern ist der Kommunismusschon ausgebrochenjedem nach seinen Bedürfnissenund wenn du mal keinen Kugelschreiber hast

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dann gehst duin den nächsten Tabakladenauch wenn du nicht rauchstund fragsthaben Sie einen Kugelschreiber für michvon mir aus auch mit Aufdruckvon Ihrem Tabakshopdann sagt der Tabakladenverkäuferhier haben Sie gleich drei Stückkann man immer gebrauchenund so kommt esdass duwenn du keine Kugelschreiber mehr hastnoch nicht malin den nächsten Laden gehen musstoder zur Tankstelleoder zur Imbissbudeoder zum nächsten Kioskneindas brauchst du nichtdu gehst einfach in die Kücheziehst irgendeine Schublade aufgarantiertliegen da ein paar Kugelschreiber

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Ich ein Maulwurftue meine Pflicht

grabe meine Gängeblind für vielesunwillkommenund ab und zu

meistens nachtswühle ich einen Haufen

auf einer Wiesedie mir nicht gehört

nur manchmalschaue ich heraus

grüße mit moin moinwas heißt

ich habe dich gesehenwas heißt

nur keine Lügenwas heißt

näher bitte nichtmoin moin

meistens nachtswühle ich einen Haufen

gemacht mit meinem Kopf

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und Maulaus dem Boden

meiner TageWochen und Jahreauf dieser Wiese

die mir nicht gehört

Worthügelschön schön

ich mache immer neueHaufen aus Zeichen

schön schönich mache immer neue

auf meiner Wiesedie mir nicht gehört

bin ohne Sorgegern alleinohne mehr

sehr gern alleinnützlich nützlich

und genießmit Wohlbehagen

meinen Schutz

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Ich bitte um Verständnisleider nicht möglichich würde ja gerneaber mir sind die Hände gebundendie Vorschriftensind schließlich für alle daAusnahmen sind da leider nicht möglichich verstehe Sie jawenn es nach mir gingegerne sehr gernelieber heute als morgenaber ich bin auch nurein Rädchen im Getriebemuss tun was meine Pflicht istschwer genug oftkönnen Sie mir glaubengerade in Fällen wie den Ihrenwäre ich gerne behilflichaber ich darfkeinen Präzedenzfall schaffenwenn ich in Ihrem Fall nachgäbewas ichwenn ich allein zu sagen hättegerne sehr gerne tun würdedann käme gleich der Nächste

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und würde sich darauf berufendass es schon einmal einen Fall gegeben hätteIhren Fall nämlichin welchem ich anders entschieden hättegegen die Vorschriftwürde eventuell einen Klageweg beschreitenum zu seinem Recht zu kommenso sieht das ausman muss auch mal weiter denkenwelche Folgen das haben kannwenn ich Ihnen jetzt helfen würdewas ich gerne tun würdealsoich bitte um Verständnisich verstehe Sie jaaber Sie müssen auch mich verstehenes geht nun mal nichtauch wenn ich wolltedie Vorschrift Sie verstehenlässt leider keinen Spielraumnicht den geringstendafür müssen Sie Verständnis habensehen Sienein Sie müssen kein Mitleid mit mir habenich habe diesen Beruf ja gewollt

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und übe ihn gerne ausder Umgang mit Menschen liegt mir wirklichdanke der Nächste bitte

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Neulich war ich im Baumarkteinen Dübel besorgeneinen ganz bestimmtender auch an Decken aus Rigips hältderwenn man das Loch gebohrt hatund den Spezialdübel reingesteckt hathinter der Rigipsplatte ausspreiztund so nicht mehr 'rausgehtegalob du 'was Schweres dranhängst oder nichtso einen Dübel wollte ich haben aus dem Baumarktaber das Problem fängt schon anim Baumarkt einen solchen Dübel zu findenbei den vielen verschiedenen Dübelndie es da gibtaber das Schlimmste istdass du dich gar nicht konzentrieren kannstbeim Spezialdübel-Suchendenn dauernd ist da so eine Musikvon allen Seitendiedeldum diedeldumdu musst ja genau aufpassendass du nicht den falschen Dübel nimmst

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aber immer diedeldum diedeldumstimmt die Größediedeldumstimmt der Durchmesserdiedeldum diedeldumstimmt die Länge des Schaftesdiedeldum diedeldumlieber guck ich noch mal nach im anderen Regaldiedeldum diedeldübeldumman wird noch ganz rammdösigvon dem Diedeldübeldumman gäb was diedeldrumwenn jetzt mal einer dieses Diedeldum abschalten könntewenigstens so langebis ich diesen Spezialdübeldum gefunden habewenigstens so langeaber neinimmer weiter geht dieses Diedeldumin die Kleidungunter die Hautins Gehirndiedeldum diedeldübeldum Dübel noch mal

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das ist nicht zum Aushaltenich nehme jetzt einfach irgendeinen Diedeldübelund feil mir den zuhause zurechtganz in Ruheohne diedeldübeldum diedeldumwird schon passenund da sollen Wissenschaftler festgestellt habendass dieses Diedeldum in den Kaufläden und Baumärktendie Kauflust anreizen sollbei mir nichtoder ist das so gemeintdass man beim Diedeldum Diedeldummeistens vor lauter Diedeldumdösigkeit das Falsche kauftund noch mal wiederkommen mussbis man den richtigen Diedeldübel gefunden hat

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Einerseitssollte man nicht vergessenzu erwähnendass man die Dingeaus mehr als einem Blickwinkelsehen mussandererseitsmuss daran erinnert werdendass ein Gesichtspunkt alleinnicht ausreichtum alle Facettendeutlich werden zu lassendeshalbund nur deshalbplädiere ich dafüreinen festen Standpunkt einzunehmender es ermöglichtden Sachverhalt von allen Seitenauf die es ankommtumfassend und ausgewogenzu beleuchtennur sowerden wir der Angelegenheitdie einerseits mit großem Interessevon der Bevölkerung aufgenommen wurde

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andererseitsaber auch von einer Minderheitvon einer kaum erwähnenswerten Minderheitder wir einerseitsdurchaus Beachtung schenken wollenandererseits aber auchnicht den Stellenwert einräumen wollenvielmehr könneneigentlich müssenmüsstenin dem Sinne gerechtdass alle Aspekteich betone alleeiner Betrachtung zugeführt werdendie einerseits nicht vermissen lässtdass auch nur ein Aspekt unberücksichtigt bleibtandererseitsaber auch betontdass die gesamte Angelegenheitin ihrer Komplexitätvon allen Seitengenügend abgeklopft wirddahingehenddass niemandder hier involviert ist

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behaupten kannseine Beweggründeseien unberücksichtigt gebliebenzum Schluss bleibt festzuhaltenauch in dieser Angelegenheitmuss ein fester Standpunkt eingenommen werdenohne zu wackelnund zu weichenein Herumlavieren bringt uns nicht weiteres sei denndass einerseits noch Argumentevorgebracht werdendie bislang noch nicht berücksichtigt wurdenwerden konntenandererseits die Zeit für ein gründliches Studiumder Angelegenheitbislang nicht zur Verfügung standsei eseinerseits aus der zwingenden Beschäftigungmit anderen Dingenandererseits aus dem verständlichen Bedürfnis des Menschendie Dinge vor sich herzuschiebenaber so kommen wir nicht weitereinerseits

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muss jede Diskussion auch mal ein Ende habenandererseitsgilt der Spruchdenke bevor du handelstes sei denn...

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Schon gehört Folsäure soll gegen Alzheimer gut seinich weiß nichtwie die das immer rauskriegendie Wissenschaftlerda geben die über Jahre den Menschen Folsäureich hoffe die fragen die vorherjeden Tag - ein Tässchen Folsäure gefällig1000 Leute am Tag müssen Folsäure trinkenjeden Tagund das muss ja alles kontrolliert werdendass nicht einer mal sagtich hab die Folsäure sowas von sattich schütte die einfach in einen Blumenpottdann kriegt die Blume wenigstens keinen Alzheimerspäter malnein das muss genau kontrolliert werdenProtokoll und allesjeden Tagund dann muss es ja noch eine Kontrollgruppe gebenwieder 1000 Manndie auf keinen Fall Folsäure trinken dürfenauch nicht in kleinen Mengen

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auch nicht zusammen mit dem anderen Essen oder Trinkenauch das muss kontrolliert werdendass die von der Kontrollgruppenichts trinken und essenwo Folsäure drin sein könnteund das jeden Tagund das über Jahreund nach all den Jahren guckt man mal nachwer hat Alzheimer und wer nichtund da hat man festgestelltdass die mit der Folsäureweniger Alzheimeralso nicht überhaupt nichtsondern nur wenigerAlzheimer haben als diedie keine Folsäure getrunken habenwieviel weniger weiß ich auch nichtetwas wenigerdas ist das Ergebnissoll ich nun auch jeden Tag Folsäure trinkendamit ich keinen Alzheimer kriegewo das doch auch gar nicht so sicher istda trinke ich mein Leben lang Folsäureund dann krieg ich vielleicht doch Alzheimer

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was vielleicht auch nicht schlecht istwenn man das Leben endlich vergessen kanndas man sich täglich mit dem Glas Folsäure versaut hatschmeckt ja vielleicht auch gar nichtdie Folsäureund vielleicht kommt in zwei Wochenein Wissenschaftler und sagter hätte herausgefundenin jahrelangen Studiendass die Einnahme von Folsäureerhebliche Schäden an der Bauchspeicheldrüse machtund diese Leute im Schnitt eher sterben als diedie keine Folsäure getrunken habenvielleicht sterben die so frühdass die gar kein Alzheimer kriegen könnenkönnte ja seinob die Wissenschaftler das mal geprüft habenund wenn dann in 20 Jahren mal ein anderer Wissenschaftler kommtder genau das Gegenteil herausgefunden hatund du willst den ersten Wissenschaftler verklagenweil du die ganzen Jahre Folsäure getrunken hast

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willst die Kosten von der Folsäure wieder rein holenund Schmerzensgeld haben wegen der kaputten Bauchspeicheldrüsedann heißt es plötzlichder Wissenschaftler ist nicht mehr geschäftsfähigist im Heim und hat Alzheimer

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Ich komme vom Sonntag herwir sind schon vorausgefahren

wir wollten zuerst seinim flachen weiten Land

die welligen Ebenenim warmen Frühling sehen

ohne Wäldernur wenige Bäume

nur da ist helle Musikwo das Geschwätz

nicht ist

Ich weißbald werden sie folgen

und die Ebene bevölkernmit Leibern und Lärm

aber noch ist Zeites ist zum ersten Male

dass es gelangzuerst zu sein

ich erinnere mich an die Maledie wir zu spät

und unwillkommen warenverscheuchende Blickedenen wir gehorchten

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um der Kühle zu weichen

Ein einziges Mal zuerstein Glück

dass es gelangahnend

dass die Zeit zu enden drohtdie Musik schwingt noch über dem Gras

und bewegt es immer schnellerim Wunsche

noch vor dem Endeausklingen zu können

ungute Hoffnunges möge gelingen

Sie folgen schonund werden das Land betreten

die Musik verlärmenund das Gras zerknicken

das gute Lebendas sie suchen

werden sie auch hiernicht finden

da sie niemalsallein sein können

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Sind zurückseit drei Tagen schonja so ein Urlaubund wenn es nur zwei Wochen sindist ab und zu mal nötigzur Erholungum die Seele frei zu strampelnund den Wind durch das Gehirn blasen zu lassenzur Erholungund damit man auch mal was anderes siehtTapetenwechsel sozusagennein war ganz primaauch das Wetter hat mitgespieltim Großen und Ganzen jedenfallsund die Unterkunftwir hatten zwei Zimmer mit Balkonmit Blick auf die Bergeauch zufriedenstellendkann man nicht anders sagengut das Essen man kennt das jagibt hier und damal was auszusetzenaber im Großen und Ganzenzufriedenehrlich

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viel gewandertauch mal bei Regenich sag ja immeres gibt kein schlechtes Wettersondern nur falsche Kleidungwird ja gesagtwichtig ist jadass man überhaupt mal was anderes siehtdass man mal raus kommt aus dem Alltagklar hatten wir Stausauf der HinfahrtFrankfurter Kreuzdann auch hinter Würzburgdann wieder um IngolstadtMünchen sowiesoauf der Rückfahrt genau soaußer Ingolstadtda war kein Staudichter Verkehr ja - aber kein Staumuss man Verständnis für habenandere brauchen auch mal Veränderungwollen auch mal wegwollen rausmal was anderes sehengeht allen so

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alles in allemim Großen und Ganzensehr zufriedensehrgut die Betten etwas zu weichaber im Großen und Ganzenmuss man auch darüber mal wegsehen könnensolche Kleinigkeitensoll man sich den Urlaub nicht verderben lassenwenn man mal eine Nacht nicht richtig schläftman braucht ja am nächsten Tag nicht so früh raus wie zuhauselegt man mal einen Mittagschlaf einman hat ja Zeitalle Zeit der Weltkann man sich ja dann auch mal erlaubennein wir sind frohdass wir wieder zuhause sindman freut sich ja nach einem Urlaubimmer wieder auf zuhausegeht jedem sowenn man aus dem Urlaub kommtist es zuhause richtig schönwarum ist man überhaupt weggefahrenhat es hier doch so schön

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weiß wo die Sachen alle sindkennt sich auskann tun und lassen was man willkein Frühstück zu festgelegten Zeitenwir hatten nur Frühstück gebuchtBuffetaber dass es zuhause am schönsten istdas weiß man zu schätzenwenn man mal weg warfür ein paar Tagedann freut man sich wieder auf zuhauseund denktdas hättest du auch billiger haben könnenohne Packereiohne Stausohne zu weiche Bettenohne Regenwetter vielleichtach hier war es die ganze Zeit schönkann man mal sehenmanchmal denk ichman ist verrücktdass man das alles so mitmachtnur deswegendamit man sich auf zuhausefreuen kann

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Wenn Sie zehn Minuten Zeit habendann würden wir Ihnen gerne ein paar Fragen stellenfür eine Umfragedie wir durchführenim Auftrag des CKWdes Instituts für Meinungsumfragensicher schon gehörtdanke das ist netthaben Sie schon einmal Urlaub in der Türkei gemachtwie fanden Sie die Unterbringungund die Verpflegungwelches Auto fahren Siehaben Sie einen Hundhaben Sie Kinderwie viele davon sind Mädchenwie viele Stunden Schlaf haben Sie in der Nachtdurchschnittlich

sind Sie derzeit arbeitslossind Sie verheiratetzum wievielten Malebesitzen Sie ein Hausoder eine Wohnung

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oder wohnen Sie zur Mietewenn Sie Ihre aktuelle Stimmung einschätzenwürden Sie sagenSie sind jetztheiteroder angespanntoder gelangweiltnein amüsiert kann ich nicht ankreuzenSie müssen sich schon entscheidenheiter angespannt oder gelangweiltärgerlich geht auch nichtich habe hier nur drei Felderheiter angespannt oder gelangweiltMehrfachnennung ist möglichangespannt und gelangweiltgutangespannt und gelangweilteine Frage nochmehr angespannt oder mehr gelangweiltdie Anspannung nimmt zugutwaren Sie vor dieser Umfrage weniger angespannt als jetztoder waren Sie zu dem Zeitpunkt mehr gelangweilt als angespannt

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wir müssen das fragender Fragebogen ist nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten erstellt wordenwenn Sie morgen über unser Gespräch nachdenkenwerden Sie dannmehr heitermehr angespannt odermehr gelangweilt seinMehrfachnennung ist möglichwütend geht nichtdas kann ich nicht ankreuzenzornig geht auch nichtheiterangespannt odergelangweiltMehrfachnennung ist ja möglichwie von mir aus heiterSie werden also morgen heiter seingut wenn Sie meinenich kreuze das hier anwichtig ist ja nurdass überhaupt etwas angekreuzt istweil sonst die Computerauswertung stocktdanke für Ihre Mitwirkung

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im Namen des CKWsicher schon gehörtja sichernein im Auftrage der Bundesregierungnatürlich aus Steuermittelnwas denn sonstnein ich kann heiter jetzt nicht mehr ändernund zornig war ja ohnehin nicht möglichdanke für Ihre Mitwirkungist ja doch schnell gegangenIhre Meinung war uns wichtig

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Das Spiel ist ausDas Plappern hat ein Ende

wir hören nunwas wahr ist

und sind bereitdie bittere Pille

die wir bislang nicht kanntenzu schlucken

die zu heilen vorgibtwas die Spieler hinterließen

Wenn diese Medizin nicht hilftso bleibt die Rechnung offen

wird vorgelegt von den Verlierernden Spielern

die mit üblichem Geplappervon Schuld und Vorwurf

frei sich schwätzen wollenAuch dieses Spiel

steht auf dem Spielund wird gewonnen

von Verlierern

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Hast du auch in der Zeitung gelesendass viele Leute die krank sindganz dringend Organe brauchenalso Herz oder Niere und so weiterund dass es so wenig Organspender gibtdie bereit sindwenn sie gestorben sindund ihr Herz oder ihre Niere nicht mehr brauchenvorher in einem Ausweis erklären sollendasswenn man gestorben istnachträglich damit einverstanden istdass man das Herz oder die Niere herausnehmen kannfür diedie das noch gut gebrauchen könnenalso im Grundeist das ja 'ne gute Sacheselber kann man mit den Organen ja nichts mehr anfangenwenn man gestorben istund wenn man anderen helfen kann damitprima Sacheaber ich weiß nicht genauob nicht ein Haken dabei ist

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man weiß ja nichtwas nach dem eigenen Tod noch so alles auf einen zukommtstell dir mal vordu bist totirgendwann trifft es einen ja dochdann steht man vor dem Himmelstorund klopft oder schelltund Petrus macht auf und sagtach Sie sind esgute Reise gehabtich weiß Sie wollen hier 'reinaber die Sache ist soaus Ihrer Akte geht hervordass Sie erklärt habenIhre Organe zu spendenwenn Sie mal tot sindund mit Ihrem Einverständnisist Ihnendas heißt Ihrem Körpernun das Herz rechtzeitig entnommen wordenund jetzt haben wir ein Problemhier dürfen nur Leute 'reindie tot sinddas heißt

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ganz tot sinddas trifft für Sie leider nicht zuIhr Herz lebt nochund wieist einem jungen Mann eingepflanzt wordender kann in 5 Monaten wieder Handball spielenund wenn man dann antwortetaber ich kann doch auch nicht wieder zurückdann sagt Petrus vielleichtverstehen Sie uns dochVorschrift ist Vorschriftaber da sich solche Fällewie Sie einer sindin letzter Zeit häufenhaben wir eine ZwischenlösungSie müssen jetzt leider in die Warteschleifebis der junge Handballer auch soweit istaber wir haben hier einen gemütlichen Warteraummit Illustriertenkommen Sie erst einmal rein so und nun sag ich dirdiese Sache könnte mich daran hinderneinen solchen Ausweis auszufüllen

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wer will schon jahrelang im Wartezimmer sitzenund alte Illustrierten lesen

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Entschuldigen Siedass wir Sie zuhause störenan ihrem Feierabendwohlverdientaber es ist wichtigwir wollendass Sie zufrieden sindund deswegen erkundigen wir unsin regelmäßigen Abständenob Sie zufrieden sindmit dem Abonnement unserer Zeitschriftdie Sie schon einige Zeit beziehenist der Vertriebsweg störungsfreidanke das freut unses ist uns schon daran gelegendass wir wissendass alles in Ordnung istwussten sie auch schondass unser Verlagshausnicht nur diese Zeitschrift publiziertsondern aucheine Fernsehzeitschriftein Boulevardjournalein regelmäßiges Bastelheft mit Bastelbeilageneine Computerzeitschrift mit CD

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wären Sie an dem Bezugeiner dieser Zeitschrifteninteressiertals guter Kundekönnen wir Ihnen ein besonderes Angebot machenwenn Sie alle Zeitschriftenunseres Verlagshauses abonnierenliefern wir in den ersten sechs Monaten frei Hauswenn Sie nur eine weitere Zeitschrift bestellenauch dann sind wir in der Lagediese Zeitschrift für die ersten drei Monatebezugsfrei zu liefernist das ein AngebotIhren Namen haben wir ja schonIhre Kontonummer auchnichtwirklich nichtbitte haben Sie Verständnis dafürdass wir dieses Angebotnur bis zum Ende des Monats machen könnendanach müssten Sie den Bezugspreis in voller Höhe bezahlenvon Anfang anSie möchten nicht

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wirklich nichtwir hatten bis jetzt ein angenehmes Gesprächich denke nichtdass Sie so streng werden müssennur weil wir uns danach erkundigenob mit dem Bezug unserer Zeitschriftalles in Ordnung istwann dürfen wir Sie wieder anrufen

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Zeit habenZeit vertreibenZeit totschlagenZeit verlierenZeit gewinnen

beizeitenZeit sparenrechtzeitig

Zeit gut machenzeitig

mit der Zeit gehenZeit einteilen

zu meiner Zeitzu deiner Zeitzu aller Zeitkeine Zeitzeitlebens

damalsheutejetzt

jederzeitnoch vor der Zeit

zeitlos

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Machen Sie es gutwas meinen Sie

ich sagte machen Sie es gutzum Abschied sozusagen

ach soaber was soll ich gut machen

wie bitteSie sagten zu mirsozusagen zum Abschiedmachen Sie es gutund ich fragte Siewas soll ich gut machen

das weiß ich doch nichtmachen Sie es einfach gut

wenn Sie mir sagensozusagen zum Abschiedmachen Sie es gutdann müssen Sie docheine Vorstellung davon habenwas ich gut machen soll

aber das müssen Sie doch selbst wissenwas Sie gut machen wollen

aber ich will doch gar nichts gut machenSie sind es doch der mir gesagt hatetwas gut zu machen

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ich habe Ihnen doch nicht gesagtetwas gut zu machenich habe Ihnen gewünschtzum Abschied sozusagenmachen Sie es gut

mir kam es aber nicht vorwie ein Wunschsondern mehr wie eine Anweisungeine Anordnungetwas gut zu machenund deswegen fragte ichwas ich gut machen sollich will Ihnen gerne behilflich seinwenn Sie mir nur sagenwas ich gut machen soll

wissen Siewenn man sichzum Abschied sozusagenwünschtmachen Sie es gutdann bedeutet das nichtdass man etwas gut machen soll

bedeutet es nichtneines bedeutet einfach

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machen Sie es gutzum Abschied sozusagendass Sie alles was Sie machengut machen sollenalso eigentlichnicht gut machen sollensondern

sondernsondern Sie sollen alleswas Sie machen... es ist nur eine Redensart

es ist also nur eine Redensartja es ist nur eine Redensart

es heißt also gar nichtdass ich etwas machen soll

genau das heißt esich soll also gar nichts machen

sollen Sie nichtaber Sie haben gesagtmachen Sie es gutzum Abschied sozusagenaber gemeint haben Siedass ich nichts machen soll

nein das habe ich nicht gemeintich habe gemeint

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indem ich sagtemachen Sie es gutzum Abschied sozusagenlassen Sie es sich gut gehenwenn Sie etwas machenegal wasSie brauchen gar nichts zu machenSie können aber auch etwas machenwenn Sie wollen

aber wenn ich etwas machedann soll ich es gut machen

nicht unbedingtwenn ich sagemachen Sie es gutzum Abschied sozusagendann meinte ichdann meinte ich......wissen Sie wasmachen Sie doch was Sie wollen

wenn Sie wünschenmache ich gerne was ich willhoffentlich kann ich es auchso gut machenwie Sie erwarten

es ist mir vollkommen gleichgültig

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ob Sie machen was Sie wollenoder nichtund ob Sie es gut machenwenn Sie machenwas Sie wollenoder nicht

das ist Ihnen gleichgültigdas ist mir vollkommen gleichgültig

aber als Sie mir sagtenmachen Sie es gutzum Abschied sozusagenklang es nicht soals sei es Ihnen gleichgültigSie waren sogar sehr freundlichund nettals Sie mir sagtenmachen Sie es gut

es ist nur eine Redensarteine Redensartohne tiefere Bedeutungbegreifen Sie dochman sagt es einfach somachen Sie es gutals Redensartzum Abschied sozusagen

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man meint nichts damitman sagt es einfachnur so dahinum was zu sagenum irgendetwas zu sagenzum Abschied sozusagen...

...wissen Sieich muss jetzt unser Gespräch abbrechenich habe noch einiges zu erledigenich muss jetzt wirklich weitermachen Sie es gut

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