Universitätsklinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie ... · BLS-AED-SRC Algorithmus 2015...

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Universitätsklinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie BeSiC – Berner Simulations- & CPR-Zentrum Handbuch Pediatric Basic Life Support mit Frühdefibrillation Leben retten für jedermann/-frau

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Universitätsklinik für Anästhesiologie und SchmerztherapieBeSiC – Berner Simulations- & CPR-ZentrumHandbuch Pediatric Basic Life Support mit Frühdefibrillation

Leben retten für jedermann/-frau

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 5

2 Medizinisch-rechtliche Aspekte 6

3 Bereit zur Hilfeleistung 6

4 Risikosituationen für Herzkreislaufstillstand beim Kind 7

5 Überlebenskette 8

6 Reanimations-Richtlinien 2015 BLS-AED-SCR Algorithmus nach ILCOR Co STR* 9

7 Einzelmassnahmen des BLS 14

8 Koordination Thoraxkompression und Beatmung 18

9 Defibrillation 20

10 Erfolgreiche Wiederbelebung 23

11 Überlebenswichtiges bei Notfällen im Alltag 25

12 Reanimation beim Neugeborenen 24

13 Sauerstoffapplikation 30

14 Abkürzungen 33

15 Glossar 34

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1 Einleitung

Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems stellen in den westlichen Ländern die häufigste Todesursache bei

Erwachsenen dar. Ungefähr die Hälfte der Patienten, welche an einer Herz-Kreislauferkrankung sterben, erleiden

einen plötzlichen Herztod. Die Überlebenschancen der Opfer liegen zwischen 5 und 10%, v.a. weil anwesende

Laien nicht sofort mit Wiederbelegungsmassnahmen beginnen bis die Rettungskräfte vor Ort eintreffen. Auch

in den Spitälern besteht Verbesserungsbedarf. Nach Eintreten des Kreislaufstillstandes verringert sich die Über-

lebenschance um 7–10% pro Minute, wo keine Reanimationsmassnahmen (Herzdruckmassage und Beatmung,

Defibrillation) getroffen werden.

Beim Erwachsenen wird ein Herz-Kreislaufstillstand in etwa einem Drittel der Fälle durch Kammerflimmern

verursacht, während bei Kindern die primäre Atemstörung mit nachfolgender Bradykardie zur Asystolie im

Vordergrund steht. Auch bei Kindern kann Kammerflimmern, wenn auch deutlich seltener, vorkommen.

Im vorliegenden Manual wird die Reanimation (Basic Life Support) von Erwachsenen und Kindern ab 1 Monat

beschrieben.

Häufiges Leitsymptom einer lebensbedrohlichen Störung ist die Bewusstlosigkeit. Innerhalb von wenigen

Sekunden (10–12 Sek.) nach eingetretenem Kreislaufstillstand wird der Patient bewusstlos und fällt zu Boden.

Von diesem Moment an entscheiden rasche und gezielte Massnahmen über den Behandlungserfolg.

Zu Beginn aller notfallmedizinischen Massnahmen steht daher ein einfach aufgebauter Handlungsablauf.

Dieser muss innerhalb kürzester Zeit Auskunft über das Vorhandensein und die Qualität der vitalen Funktionen

(Bewusstsein, Atmung, Kreislauf), sowie konkrete Massnahmen beschreiben.

Die praktischen Massnahmen der kardio-pulmonalen Reanimation sind einfach und können von Gesundheits-

fachpersonal wie auch von Laien problemlos durchgeführt werden. Die Überlebenschancen eines Patienten im

HKL Stillstand erhöhen sich, wenn Disponenten von Notrufzentralen (z.B. 144) die vor Ort Anwesenden telefo-

nisch zur Thoraxkompression anleiten damit mit CPR-Massnahmen bereits vor Eintreffen der Rettungskräfte

begonnen wird.

Es hat sich gezeigt, dass videoassistierte CPR-Trainings und traditionelle Kurse bezüglich Qualität der erbrachten

Fertigkeiten (Skills: Thoraxkompression und Beatmung) gleichwertig sind. Entscheidend für die wirksame

Ersthilfe ist die regelmässige Repetition von CPR-Massnahmen. In traditionellen Kursen werden die eigentlichen

Skills vertieft, und insbesondere die Teamarbeit und Handlungsabläufe in konkreten Fallbeispielen trainiert. Das

persönliche Selbstlern-Kit mit dazugehöriger DVD dient dem Training von CPR-Skills in breiten Bevölkerungs-

schichten. Weil damit regelmässiges, selbständiges Training möglich ist, bildet das Training mit dem persönlichen

Selbstlern-Kit die Grundlage der Reanimationsschulung am Inselspital und an der Universität Bern (Personal &

Medizinstudenten). Mit persönlichen Selbstlern-Kits ergibt sich über die Schulung von Angehörigen ein poten-

tiell beachtenswerter Multiplikatoreffekt. Teilen sie ihre Übungspuppen also im privaten Umfeld!

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2 Medizinisch-rechtliche Aspekte

Nach Art. 128 des StGB ist jedermann verpflichtet, Hilfe zu leisten, wenn ein Mensch in unmittelbarer Lebens-

gefahr schwebt. Die Pflicht zur Hilfe besteht dann, wenn sie nach den Umständen zumutbar ist. Unterlassung

der Nothilfe ist nur bei Vorsatz, nicht aber bei Fahrlässigkeit strafbar. Aus medizinischer Sicht sind das Ergreifen

von BLS-Massnahmen inklusive Anwendung des AED nach entsprechender Schulung bzw. Anleitung unter-

stützenswert. Das Bundesgesetz ermöglicht einen bedenkenlosen Einsatz von AED’s durch alle Bevölkerungs-

schichten.

Von grosser Wichtigkeit ist die Haftung, wenn ein Patient oder eine Drittperson durch den Einsatz eines AED zu

Schaden kommt. Ein genereller Schutz vor Schadenersatzansprüchen bei Nothilfe (wie in vielen Staaten der USA)

besteht bei uns nicht. Die schweizerische Rechtsprechung orientiert sich am bestmöglichen Nutzen für den

Geschädigten, was bei Handeln nach bestem Wissen und Gewissen beim Patienten im Herzkreislaufstillstand

immer das Ergreifen von BLS-Massnahmen und Einsatz des AED’s bedeutet!

3 Bereit zur Hilfeleistung

In den letzten Jahrzehnten wurden beachtliche medizinische und didaktische Erfolge im Bereich Reanimation

erreicht. Die Überlebensraten mit gutem neurologischem Outcome blieben aber trotz aller Bemühungen bei ca.

4–5%. Dies hat nicht zuletzt mit einer nach wie vor tiefen Ersthelfer-Rate durch Anwesende von Patienten mit

einem Herzkreislaufstillstand zu tun. Das wichtigste ist, möglichst rasch Hilfe zu leisten. Nehmen Sie sich fol-

gende Punkte zu Herzen:

• Gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Seien Sie wenn immer möglich die erste und schnellste Person, die Erste

Hilfe leistet unabhängig von Ihrem Alter, Herkunft oder Geschlecht.

• Seien Sie mutig: Je grösser die Gruppe Zuschauender, desto weniger wird in der Regel erste Hilfe geleistet

• Aus dem Auge aus dem Sinn: Es konnte gezeigt werden, dass in nichtbeobachteten Situationen deutlich

weniger geholfen wird, als bei beobachteten Notfällen. Zeigen Sie sich hilfsbereit, auch wenn Sie unsicher sind,

wie dramatisch die Situation sein könnte.

• Übung macht den Meister: Je öfters wir etwas üben, desto eher wenden wir es auch an. Wiederholen Sie

CPR-Massnahmen daher so oft wie möglich, mindestens aber alle 2 Jahre wieder.

• CPR-Massnahmen bei Kindern stellen eine besonders grosse Hürde dar. Die Sorge durch Ersthelfermassnah-

men für das Kind nachteilige Fehler zu begehen sind unbegründet.

• Angst ist ein schlechter Berater: Ihre Hilfsbereitschaft bewirkt immer Gutes. Denken Sie daran, nur Nichtstun

ist falsch.

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4 Risikosituationen für Herzkreislaufstillstand beim Kind

Atem- und Herzkreislaufstillstand (kurz HKS beim Kind) ereignen sich äusserst selten aus heiterem Himmel. Sie

sind Folge einer voraus gegangenen Erkrankung, bei welcher die Lebensgefahr nicht erkannt wurde, dadurch ist

die Überlebenschance nach Eintreten des HKS sehr klein. Somit sind prophylaktische Massnahmen notwendig.

Diese beinhalten das Kennen und Erkennen von Risikosituationen, die zum HKS führen können (siehe unten).

Befindet sich ein Kind in einer solchen Risikosituation, sollen Warnzeichen eines drohenden HKS sorgfältig gesucht

werden. Dies sind Zeichen der Atemnot, der erschwerten Atemarbeit, Zeichen des Schocks und Zeichen einer

drohenden Bewusstlosigkeit. Werden solche Zeichen gefunden, müssen sofort entsprechende Massnahmen

ergriffen werden, um einem HKS vorzubeugen. Diese Massnahmen umfassen Elemente des Basic Life Support.

4.1 Risikosituationen für Herzkreislaufstillstand

Nach Alter

Neugeborenes (bis 28. Lebenstag) Infektionen (36%), Frühgeburtlichkeit (28%),

Perinatale Asphyxie = Pulslosigkeit (23% der Mortalität)

Säugling/Kleinkind Sudden Infant Death Syndrome = plötzlicher Kindstod

Respiratorische Ursachen (Fremdkörper-Aspiration,

infektiöse Obstruktion der Atemwege, Pneumonie),

Sepsis/Brechdurchfall (Schock)

Kind/junger Erwachsener Trauma/Intoxikation/selten primäre Dysrhythmien

Erwachsener > 40jährig Kardiale Ursachen

Nach Sedation/Analgesie

Postoperativ, nach Kurzeingriffen, nach Untersuchung in Sedation

4.2 Warnzeichen des bevorstehenden Herzkreislaufstillstandes

Zeichen der respiratorischen Insuffizienz

• Tachypnoe (terminal Bradypnoe, Apnoe)

• Dyspnoe mit Nasenflügeln, Einziehungen

• Tachykardie (terminal Bradykardie)

• Unruhe (terminal Apathie)

• Zyanose nur als Spätzeichen

Zeichen des Schocks

• Tachypnoe

• Tachykardie (terminal: Bradykardie)

• Kühle Peripherie, Oligurie

• Unruhe (terminal Apathie)

• Arterielle Hypotension als Spätzeichen

Zeichen des Koma

• Bewusstseinsverlust, GlasgowComaScale (GCS) (trotz Schmerzapplikation keine verbale Antwort,

kein Ausführen von Befehlen). GCS siehe Anhang.

• Bradypnoe/Periodische Atmung/zentrale Apnoe

• Obstruktive Atmung/Apnoe

(Atemtyp: Schaukelatmung, Sekretanschoppung, Kollabieren der Atemwege, schlaffer

Muskeltonus)

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5 Überlebenskette

Die Rate von überlebenden Menschen nach Kreislaufstillstand ohne schwere Folgeschäden ist noch sehr klein

(5–10%). Nur mit einer lückenlos funktionierenden Überlebenskette kann diese ansteigen.

Die vier Glieder der Überlebenskette sind:

1. Rasche Erkennung von Warnzeichen eines drohenden HKL Stillstandes und Erkennen des HKL Stillstandes,

sofortige Alarmierung

2. Sofortiger Beginn mit BLS (Thoraxkompression und Beatmung)

3. Frühdefibrillation mittels AED

4. Weitergehende Versorgung und Transport ins Spital

Überlebensraten von 20–30% können erreicht werden, wenn die Überlebenskette lückenlos funktioniert.

Dafür ist eine möglichst flächendeckende Ausbildung der Bevölkerung in BLS-AED-Anwendung, die offensive

Verbreitung von AED-Geräten an häufig frequentierten öffentlichen und privaten Orten sowie der Aufbau

eines speziellen «First Responder»-Netzwerks notwendig.

Merke im Spital:

• Wird sofort der Schwesternnotruf ausgelöst und anschliessend BLS durchgeführt.

• Das Stationsteam informiert unverzüglich das hausinterne Notfallteam.

(Im Kinderspital: Sucher 184-6545; Frauenklinik Kinderchirurgie 8080; Erwachsene 9999).

• Wird sofort und parallel zum BLS auch PALS eingeleitet.

• Überprüfen ob dem Kind Medikamente mit kardiorespiratorisch depressiver Wirkung (z.B. PCA-Pumpen,

Morphin-Perfusor etc.) verabreicht werden, welche unter Umständen zum HKS führten. Daher sollten sie

unverzüglich gestoppt werden:

– Benzodiazepine (Dormicum, Valium, Temesta) und Chloralhydrat

– Opiate (Morphin, Fentanyl, Pethidin, Tramal, Nubain)

– Antiepileptika (Phenytoin, Phenobarbital)

BLS-AED-SRC Algorithmus 2015 nach ILCOR CoSTR*

Quellen: Travers AH, et al., 2015 *International Consensus on Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care Science With Treatment

Recommendations. Part 3: adult basic life support and automated external defibrillation: Circulation. 2015;132 (suppl 1):S51–S83. Maconochie IK, et al., 2015 International Consensus on Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care Science with Treatment

Recommendations Part 6: Pediatric basic life support and pediatric advanced life support,, Resuscitation 95 (2015) e147–e168

30 Thoraxkompressionen (100 – 120 /min) gefolgt von 2 Beatmungsstössen

oder Thoraxkompressionen ohne Beatmung

AED trifft ein Anweisungen des Geräts folgen

Schnelle Umgebungskontrolle ob sicher (v.a. bezüglich Intoxikationen und Strom)

Nach Hilfe rufen Alarmierung Tel. 144

AED holen oder anfordern

Achte auf: Thoraxkompression 5 – 6 cm

bzw 1/3 Brustkorbdurchmesser bei Kindern

minimale Unterbrechung Druckpunkt in der Mitte des

Brustkorbs Komplette Entlastung Beatmung: Thoraxbewegungen

sichtbar!

Bewusstlose Person Fehlende oder abnormale Atmung

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Notfallteam rufen oder nach 1 Minute CPR

144 oder 112 rufen

Lebensrettende Basismaßnahmenbeim Kind

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1111

6.2 Der Ablauf im Einzelnen bei plötzlichem Kollaps

6.2.1 Selbstschutz

Nur lebende Retter retten Leben! Vor jeder Hilfeleistung die Situation auf Gefahrenquellen wie z.B. Strom,

Rutschgefahr, Ansteckungsrisikeneinschätzen und Selbstschutz sicherstellen. Keine Defibirillation in nassem

Umfeld (nasser Fussboden im Bad). Für einen wirksamen Selbstschutz sollten sofern verfügbar immer Hand-

schuhe und Beatmungsmasken mit Hygienefilter verwendet werden.

6.2.2 Bewusstseinskontrolle

Laut ansprechen und Klopfen auf die Schulter, dann kneifen. Beim Neugeborenen primär Rücken oder

Fusssohle massieren.

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6.2.3 Atmung beurteilen: Atmung normal?

1. Atemwege freimachen durch Kopfreklination und Kinn anheben (eine Hand auf der Stirn, die Finger der

anderen Hand heben das Kinn an, von der Seite ausgeführt). Keine Zeit verlieren mit Fremdkörpersuche.

Falls Fremdkörper vorhanden, Mund ausräumen. Mund nur bei sichtbarem FK ausräumen.

Merke: Bei Verdacht auf HWS-Verletzung keine Kopfreklination sondern nur Kinn anheben.1

2. Atmungskontrolle durch Hören, Sehen, Fühlen (Ohr am Gesicht, Blick gegen Brust und Abdomen = Thorax-

exkursion) während zwei eigenen Atemzügen (5 bis max.10 sec).

Falls keine normale Atmung:

Alarmieren!

Beachte:

Eine Schnappatmung des Säuglings und

Kleinkindes entspricht einer funktionellen

Apnoe!

1 Laien: Immer Kopfreklination und Kinn anheben, auch bei Traumapatienten

Erwachsene & Kinder Kleinkinder & Säuglinge

Kopfreklination mit eröffnetem, oberem Atemweg. Bei Säuglingen und Kleinkindern ein Tuch

unter die Schultern legen, auf Kopfmittel-

stellung/Neutralposition achten.

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6.2.4 Alarmieren

6.2.5 Thoraxkompression/Überprüfen indirekter Lebenszeichen

Bei bewusstlosem Patienten ohne Lebenszeichen, sofortiger Beginn mit BLS. Professionelle Helfer machen

vorher noch eine kurze Pulskontrolle (während max. 10 Sek.).

Zwei Finger an der Halsschlagader auf Höhe des Pulskontrolle an der A. Brachialis (Oberarm Innen-

Schildknorpels, (vorsicht: Glomus caroticus). seite, unter dem M. biceps brachii). Die Arteria

Carotis eignet sich erst bei älteren Kindern.

Bei fehlendem Puls oder Unklarheit ob Puls vorhanden unverzüglicher Beginn mit Thoraxkompression.

6.2.6 Defibrillation - AED

Sobald ein AED vorhanden ist, wird dieser eingeschaltet und die Klebeelektroden aufgeklebt. Für Kinder > 10 kg

Körpergewicht (KG) Erwachsenenelektroden, für Kinder < 10 kg KG Kindergrösse verwenden. Bei fehlenden

Kinderelektroden, darf der AED mittels Erwachsenenelektroden für alle Altersklassen benutzt werden. Bei

Säuglingen < 1 Jahr ist ein Defibrillator mit einem manuellen Modus zu bevorzugen

Sind 2 Helfer anwesend, führt einer Thoraxkompression und Beatmung durch, während der andere den AED

startet und gemäss Audio-Anweisungen des Gerätes vorgeht. Ist nur ein Helfer vor Ort und ein AED in Griffnähe,

soll der Helfer vor Beginn der Thoraxkompression den AED anschliessen und starten. Wenn kein AED verfügbar

ist, sofort mit CPR beginnen bis die Rettungskräfte oder ein AED eingetroffen sind.

BLS wird solange durchgeführt bis die Rettungskräfte oder ein Arzt vor Ort eintreffen, bzw. bis der Helfer

erschöpft ist (Reanimationen in abgelegenen Gebieten, wo Rettungskräfte einen sehr langen Anfahrtsweg

haben).

Alarmieren:

– Rettungsdienste 144

bzw. am Inselspital

– Rea Team Kinderklinik 184 6545

– Rea Team Kinder Frauenklinik 8080

– Rea Team Anästhesie 9999

Erwachsene Säuglinge & Kleinkinder

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7 Einzelmassnahmen des BLS

7.1 BeatmungDer Patient liegt auf dem Rücken, der Kopf wird überstreckt (durch Anheben des Kieferwinkels), wobei die

Zunge nach vorne verlagert und der obere Atemweg frei wird.

Es wird nur soviel Atemzugvolumen insuffliert, dass sich der Thorax-Abdomen-Bereich des Patienten gut sichtbar

hebt. Ein Atemstoss über ca. 1 sec. verabreichen. Bei zu schneller oder zu grosser Insufflation besteht die Gefahr

der Magenblähung mit Beeinträchtigung der Beatmung und Gefahr der Aspiration. Der Erfolg der Beatmung

wird während jedes Atemstosses durch das Beobachten der Thorax-Abdomen-Exkursion kontrolliert.

Bei nicht erfolgreicher Beatmung (fehlende Thorax-Abdomen-Exkursionen) können die Atemwege durch eine

ungenügende Überstreckung des Kopfes (Kopfreklination) oder (selten) einen Fremdkörper verlegt sein.

Bei Kleinkindern kann die Zunge in den Gaumen zurückfallen und die Atemwege verlegen, deshalb den Kopf

altersentsprechend lagern. Die Atemwege des Säuglings (< 1 Jahr) müssen durch Neutralstellung des Kopfes

freigemacht werden. Besonders bei Kleinkindern ist an Fremdkörper in den Atemwegen zu denken. Bei Schul-

kindern und Adoleszenten muss wie beim Erwachsenen, auf eine ausreichende Reklination des Kopfes geachtet

werden.

Sind keine Hilfsmittel greifbar, so wird eine Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase -Beatmung durchgeführt. Die

Mund-zu-Mund Beatmung ist vorzuziehen, da sie wirkungsvoller ist (erhöhter Atemwegswiderstand durch die

Nase). Falls die Mund-zu-Mund bzw. Mund-zu-Nase Beatmung für den Helfer nicht gelingt oder nicht zumutbar

ist, kann darauf verzichtet werden. In diesem Fall wird ununterbrochen Thoraxkompression durchgeführt.

Professionelle Helfer sollen nicht auf die Beatmung verzichten. Sie verfügen über Hilfsmittel, welche einen

sicheren Schutz vor Körperflüssigkeiten des Patienten gewährleisten (siehe nächste Seite).

Mund-zu-Mund-Beatmung. Beim Säugling und Kindern < 1 Jahr

Handhaltung wie im Bild dargestellt, Mund-zu-Mund und Nase.

zusätzlich wird die Nase des Patienten zugeklemmt. Beim Kind > 1 Jahr: Mund-zu-Mund oder

Mund zu Nase.

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Zum Schutz vor Körpersekreten des Patienten soll wenn immer möglich mit einer Einwegventilmaske

(z.B. Kissenmaske) beatmet werden. Falls vorhanden, soll auch Sauerstoff verabreicht werden; Zum Beispiel mit

Hilfe eines Sauerstoff-Katheters, der unter die Maske gelegt wird. Der Sauerstofffluss muss > 10 l/min betragen.

Handhaltung der Maske auf dem Gesicht des Patienten,

pro Beatmungsstoss 1 sec. bis Thorax sich sichtbar hebt.

In Beatmung erfahrenes Fachpersonal wählt einen altersentsprechenden Beatmungs-Beutel inkl. Sauerstoff-

reservoire und Maske sowie passendem Sauerstoffanschluss. Bei Kleinkindern ist auf Fremdkörper zu achten.

EC-Griff:

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7.2 ThoraxkompressionEffektive Thoraxkompressionen bilden das Kernstück und die Voraussetzung für eine erfolgreiche Reanimation.

Sie sollen möglichst am entblössten Oberkörper erfolgen und so wenig wie möglich unterbrochen werden. Wenn

möglich soll der Helfer, welcher die Thoraxkompression durchführt, alle 2 Minuten gewechselt werden.

7.2.1 Druckpunkt

Der Patient wird auf den Rücken gelagert (s.u.). Der ideale Druckpunkt2 liegt auf einer Linie zwischen den

Brustwarzen. Diese Fläche entspricht ungefähr der unteren Hälfte des Brustbeins. Dies gilt sowohl für Kinder als

auch für Erwachsene.

7.2.2 Korrekte Händeposition

Erwachsene & Kinder: Die Handballen werden übereinander gelegt, die Finger bleiben abgespreizt ohne den

Brustkorb zu berühren. Die Finger beider Hände ineinander verschränken. Die Arme sind gestreckt, die Schultern

des Helfers senkrecht über dem Brustbein.

Frontalansicht: Handballen übereinander Seitenansicht: Schultern senkrecht über dem

auf dem Thorax, Finger gespreizt ohne Sternum des Patienten, Drehpunkt Hüftge lenk,

Patientenkontakt, Arme gestreckt. Arme senkrecht und gestreckt, Knie des

Helfers an Patienten anlehnend.

Kleinkinder & Säuglinge: Der Druckpunkt liegt auf einer Linie mit den Brustwarzen, die Drucktiefe beträgt 1/3

des Thoraxdurchmessers und das zeitliche Verhältnis Kompression zu Dekompression liegt bei 1:1.

2 Der Druckpunkt unmittelbar auf dem Schwertfortsatz geht mit einer erhöhten Verletzungsgefahr der Oberbauchorgane einher. Schäden entstehen sofort beim ersten, falsch platzierten Stoss. Deshalb empfiehlt es sich von Anfang an, korrekt und «einschleichend» zu massieren.

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Herzmassage: Herzmassage:

Daumen-Technik 2-Finger-Technik

(Zweihelfer-Methode) (Einhelfer-Methode)

Herzmassagetechnik: Daumen- bzw. 2-Finger-Technik oder Einhand- bzw. Zweihandtechnik.

7.2.3 Kompressionstechnik

Der Helfer drückt mit dem Gewicht des Oberkörpers mit einer Frequenz von mindestens 100 (max.120) pro Min.

auf den Thorax mit Drehpunkt: Hüfte. Die Hände bleiben immer mit dem Patienten in Kontakt, und der Thorax

muss zwischen zwei Kompressionen vollständig entlastet werden. Das Verhältnis Kompressionszeit zu Dekom-

pressionszeit beträgt 1:1, damit ein maximaler Blutfluss erzielt wird. Es wird laut gezählt «1 und 2 und 3», da die

einsilbigen Worte ein zeitliches Verhältnis von 1:1 wiedergeben und eine Koordination mit weiteren Helfern

verbessern.

Patienten werden immer im Spitalbett belassen und auf der normalen Spitalmatratze massiert. Das Bett wird

ganz heruntergefahren, um dem Helfer die Arbeit für die Thoraxkompression zu erleichtern. Es sind keine

weiteren Hilfsmittel unter dem Rücken notwendig.

7.2.4 Fehler und deren Folgen

Fehler Folgen

Falscher Druckpunkt und/oder Rippen-, Sternumfraktur, Verletzung innerer

ungenügende Krafteinwirkung Organe, ungenügender Effekt

Einknicken in der Ellenbeuge Kraftverlust, Ineffizienz

Hüpfen oder Federn auf Thorax3 Verlust des optimalen Druckpunktes

Finger auf Thorax seitlich abgestützt Innere Verletzungen, Sternum-Rippenfraktur

Kurzer, stossartiger, zu schneller Druckimpuls Ineffizienz, Frakturgefahr

Zu schnelle oder langsame Frequenz Ineffizienz

Inkomplette Entlastung4 Ineffizienz

3 Hüpfen und Federn führen zu einer Verschiebung des Druckpunkts und erhöhen die Gefahr von Rippen- & Knorpelfrakturen

4 Kontinuierlich erhöhter intrathorakaler Druck behindert den venösen Rückfluss

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8 Koordination Thoraxkompression und Beatmung

Im Rahmen des Basic Life Support werden beim Kreislaufstillstand Thoraxkompression und Beatmung abwechs-

lungsweise angewendet, idealerweise durch zwei Helfer.

8.1 Ablauf

1. Verhältnis Thoraxkompression: Beatmung = 30:2, d.h. 30 Thoraxkompressionen, dann 2 Beatmungsstösse im

Wechsel. Thoraxkompressionsfrequenz > 100/Min.

2. Unterbrüche sollten nicht länger als 10 Sekunden dauern.

Unterschiede zwischen Erwachsenen und Säuglingen

Erwachsene Säuglinge (> 1 Monat–1 Jahr) &

Kleinkinder

Herzdruckmassage Zielfrequenz pro Minute > 100 > 100–120

Handposition für HDM Zwei Hände 2 Finger bis 1–2 Hände

(je nach Grösse)

Druckpunkt Zwischen den Mamillen

Thoraxkompression: Beatmung 30:2 Einhelfer: 30:2, Zweihelfer 15:2*

* Bei professionellen Helfern wird ein Verhältnis 15:2 empfohlen (Zweihelfermethode).

Der SRC Algorithmus erwähnt dies nicht, da er sich v.a. an die breite Bevölkerung richtet.

8.2 Zweihelfermethode

Die Zweihelfermethode ist immer vorzuziehen.

1. Helfer 1 ist auf Thoraxhöhe und sucht wie oben beschrieben den optimalen Druckpunkt für die Thorax-

kompression auf.

2. Helfer 2 überstreckt den Kopf und legt die Kissenmaske seitlich an.

3. Sofort beginnt Helfer 1 mit der Thoraxkompression und dem Zählen «1 und 2 und 3 und 4 und 5 bis ..... 30».

Nach 30 Thoraxkompressionen mit einer Frequenz von mind. 100/min folgen übergangslos 2 Beatmungs-

stösse (Verhältnis Massage: Beatmung = 30:2). Nach 2 Min. wenn möglich einen Wechsel der Helfer vorneh-

men, um einer Ermüdung und der daraus möglicherweise resultierenden insuffizienten Thoraxkompression

vorzubeugen.

4. Solange der Atemweg nicht gesichert ist (Tubus in der Luftröhre oder Larynxmaske/Larynxtubus), darf die

Inspiration nicht mit einem Herzmassagestoss behindert werden, hingegen ist die «forcierte Exspiration»

durch den ersten Massagestoss unproblematisch (Synchronisation).

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8.3 EinhelfermethodeDie Einhelfermethode kann entweder von der Seite oder über den Kopf ausgeführt werden. In beiden Fällen

findet kein Positionswechsel des Helfers zwischen Beatmung und Massage statt. Diese Methode wird angewen-

det, wenn kein zweiter Helfer verfügbar ist oder während der Zeit, in welcher alarmiert und Material (AED)

bereitgestellt wird.

Einhelfermethode von der Seite:

1. Druckpunkt auf Thorax bestimmen und 30 Thoraxkompressionen applizieren.

2. Wechsel zum Kopf. Nach Überstrecken des Kopfes werden 2 Atemstösse mit der

Kissenmaske oder Mund-zu-Mund/Mund-zu-Nase gegeben

Zweihelfermethode von je einer Seite:

100Zeit bis zum Eintreffen der professionellen Retter

80

40

20

0

302015105

Zeit bis zur Defibrillation (min)

Übe

rlebe

nsra

te in

%

0

60

20

9 Defibrillation

9.1 EinleitungEin Kreislaufstillstand tritt bei Erwachsenen häufig durch ein Kammerflimmern («Fibrillieren» = eine ungeordnete

elektrische Aktivität der Herzmuskelzellen) ein. Ein von aussen zugeführter starker Stromstoss kann zur Wieder-

herstellung einer geordneten Herzmuskelaktivität (Herzmuskelkontraktion) führen. Diese Massnahme nennt

man «Defibrillation». Je rascher nach Auftreten des Kammerflimmerns defibrilliert wird, desto besser sind die

Chancen des Patienten, zu einem suffizienten Kreislauf zurückzufinden und ohne Schaden zu überleben.

Überlebenschance durch Frühdefibrillation:

Die Überlebenschance vermindert sich um 7–10% pro Minute

Die hohe Verfügbarkeit und Anwendung von AED’s erhöht die Überlebensraten deutlich. Seit 1997 ist die

Frühdefibrillation mittels AED Bestandteil des Basic Life Support für Professionals und Laien.

Häufig sind AED’s im öffentlichen Raum (Bahnsstationen, Flughäfen, Einkaufszentren, Sportstadien, Flugzeuge

etc.) vorhanden. Sie sind so platziert und beschriftet, dass sie ähnlich wie Feuerlöscher auch von ungeschulten

Personen benützt werden können. Oft wird beim Entfernen des Gerätes aus der Halterung ein Alarm bei speziell

ausgebildeten First Respondern oder einem professionellen Rettungsdienst ausgelöst. In den Spitälern sollten

die Bettenstationen ebenfalls einen AED haben.

9.2 DurchführungDie Defibrillation mittels AED soll so rasch wie möglich erfolgen, d.h. sobald ein Gerät verfügbar ist. Ist nur ein

Helfer zur Stelle soll dieser das Gerät einschalten und die Elektroden am Patienten aufkleben. Ist ein Gerät in der

Nähe des Patienten (Sichtweite) soll der erste Helfer vor Beginn der CPR das Gerät holen. Sind zwei Helfer vor

Ort, beginnt der eine mit der Thoraxkompression und Beatmung, während der andere den AED in Betrieb

nimmt. Das weitere Vorgehen richtet sich nach der gesprochenen Anleitung des Gerätes.

Vor jedem Auslösen des Schocks muss der Bediener eine laute, deutliche Warnung aussprechen und sich davon

überzeugen, dass niemand den Patienten berührt.

Jede nicht behebbare technische Störung führt zum Abbruch des Defibrillationsschemas und konzentriert sich

auf die sofortige Durchführung von BLS-Massnahmen.

Nach jeder Defibrillation folgen während 2 Minuten BLS-Massnahmen, erst dann erneute Rhythmuskontrolle

gemäss Anweisung des AED-Gerätes. Falls kein weiterer Schock empfohlen wird, Pulskontrolle; bei fehlendem

Puls BLS.

21

9.3 AED in besonderen Situationen

Wasser und Nässe:

Wegen der Leitfähigkeit des Wassers besteht die Möglichkeit eines Stromübertritts an Helfer und Umstehende.

Zudem kann der Flüssigkeitsfilm auf der Brust des Patienten die Effektivität des Stromimpulses herabsetzen,

wenn der Strom aufgrund des niedrigen Widerstandes über den Flüssigkeitsfilm abfliesst. Aus diesen Gründen

wird empfohlen, einen Patienten vor Anwendung des AED in eine trockene Umgebung zu bringen und den

Brustkorb abzutrocknen.

Medikamentenpflaster:

Generell sollten Pflaster vor Aufkleben der AED-Elektroden entfernt werden. Zu vermeiden ist auf jeden Fall, dass

die Elektroden auf oder unmittelbar neben dem Pflaster angebracht werden, da einerseits die Effektivität der

Defibrillation herabgesetzt sein kann und andererseits kleine Brandwunden entstehen könnten. Bei Nitro-

glyzerinpflaster besteht sogar Explosionsgefahr.

PM/ICD-Geräte:

Diese Geräte, deren Aggregat bei den meisten Patienten als Vorwölbung unterhalb des Schlüsselbeins sicht- und

tastbar ist, stellen grundsätzlich keine Kontraindikation für die Anwendung eines AED dar. Allerdings ist zu

beachten, dass die Elektroden in einem Abstand von mindestens 2,5 cm angebracht werden, da sonst die

Effektivität der Defibrillation vermindert sein, oder das implantierte Gerät beschädigt werden kann. Die Funktion

des implantierten Herzschrittmachers/ICD muss nach AED-Anwendung in jedem Fall überprüft werden.

Schwangerschaft:

BLS, Frühdefibrillation und ACLS-Massnahmen wie bei einer Nicht-Schwangeren. Bei Hochschwangeren einen

Keil unter die rechte Hüfte der Frau legen, damit bei Reanimationsmassnahmen in Rückenlage der gravide

Uterus den Blutrückfluss zum Herzen nicht behindert (Cavakompressionssyndrom).

9.4 AED-Bedienung

1. Patient ist bewusstlos, atmet nicht, und hat keinen Puls

2. Gerät einschalten

3. Aufforderungen befolgen:

Elektroden aus Verpackung entfernen

Schutzfilm abziehen

Elektroden wie angegeben auf Brustkorb aufkleben (nach Entfernen der Kleidung ev. Trocknung

der Haut oder Rasieren starker Brustbehaarung)

Elektrodenstecker neben dem blinkenden Licht in die Dose stecken

Wenn möglich ununterbrochene Thoraxkompressionen während dem Aufkleben der Elektroden

4. Wenn Defibrillation (Schock) empfohlen:

Warnung «Schock» und Kontrolle, dass niemand im Kontakt mit Patienten ist

Schockknopf drücken (falls der Schockknopf nicht innert 30 Sek. gedrückt wird, entlädt sich das

Gerät automatisch).

A

B

A

B

22

9.5 Technische Aspekte

Die Energie wird sogenannt biphasisch abgegeben, d.h. der Strom fliesst in der ersten Phase von A nach B

und in der zweiten umgekehrt. Die Defibrillation wird damit effizienter und gewebeschonender (weniger

Postdefibrillationsarrhythmien). Ausserdem wird der Energiebedarf pro Defibrillation gesenkt, was sich auf

die Lebensdauer der Batterie auswirkt.

Das Gerät überprüft seine Funktionstüchtigkeit selbständig in regelmässigen Abständen. Eine Fehlfunktion wird

durch ein blinkendes rotes Signal angezeigt. Die Art des Fehlers erscheint im Display.

Die meisten AED’s sind auf Thoraxwiderstände von 25–180 Ω festgelegt. Es werden je nach Hautwiderstand

140–160 Joule abgegeben (bei monophasischer Defibrillation 200–360 Joule). Mit speziellen Kinderelektroden

können die Geräte auch bei Kindern und Säuglingen angewendet werden. Kinderelektroden reduzieren die

abgegebene Energie, da bei Kindern die Defibrillationsenergie dem Gewicht angepasst werden sollte (2–4 J/kg).

Sind keine Kinderelektroden vorhanden, darf ein Kind auch mit Erwachsenen-Elektroden defibrilliert werden.

Die Klebeelektroden werden in diesem Fall auf den Rücken und auf dem Brustkorb angebracht.

Anhand eines internen Analyseprogramms unterscheidet das Gerät zwischen Rhythmusstörungen, bei denen

«Schock empfohlen» wird und solchen, bei denen «Schock nicht empfohlen» wird. Das Gerät kann Störfaktoren,

sogenannte Artefakte, feststellen und die Elektrodenkontaktqualität via Hautwiderstandsmessung (Impedanz-

messung) beurteilen. Treten Artefakte auf, wird die Analyse abgebrochen, was vom Gerät akustisch mitgeteilt

wird.

Heutige Geräte können die Artefakte durch Thoraxkompression und Beatmung noch nicht ausfiltern, so dass für

die automatische Rhythmusanalyse die Thoraxkompression unterbrochen werden muss. Dies ist denn auch der

Nachteil des AED’s gegenüber manuellen Defibrillatoren. Weitere mögliche Störungsquellen sind: Patient wird

bewegt oder geschüttelt, Radio- und Elektrointerferenzen aus der Umgebung. Spontanbewegungen oder

Spontanatmung des Patienten werden ebenfalls registriert.

2323

9.6 Dokumentation und AuswertungWenn immer möglich, sollten CPR-Einsätze mit Anwendung eines AED dokumentiert und durch Fachexperten

ausgewertet werden. Diese Dienstleistung bieten oft die CPR-Schulungsteams oder die CPR-Teams des jewei-

ligen Hauses an.

9.7 Spezielle Hinweise für den BLS-AED Ablauf am InselspitalDer BLS-AED Ablauf ist in allen Situationen wo ein kollabierter bewusstloser Patient versorgt werden muss

anwendbar. Alle Spitalmitarbeitenden mit Patientenkontakt sollen eine vitale Gefährdung insbesondere einen

Kreislaufstillstand eines Menschen rasch erkennen und umgehend die nötigen Massnahmen ergreifen können.

Für Kinder unter 1 Jahr sind AED Geräte nur zugelassen, wenn kein manueller Defibrillator zur Verfügung steht.

Spitäler müssen zudem personell, organisatorisch und ausrüstungsmässig dafür sorgen, dass Reanimationsteams

rund um die Uhr rasch zur Stelle sind. Insbesondere ist sicherzustellen, dass Patienten mit Herzkreislaufstillstand

möglichst ohne Zeitverlust defibrilliert werden können. Am Inselspital wird z.B. das Reanimationsteam für

Erwachsene durch die Universitätsklinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie (KAS) bereit gehalten und ist

unter der Nummer 9999 erreichbar. Die Kinderklinik unterhält für die Kinder ein eigenes Reanimationsteam,

welches durch die Abteilung für pädiatrische Intensivmedizin bereit gehalten wird. Es ist unter der Nummer

184 6545 erreichbar (Kinderchirurgie in der Frauenklinik: 8080). Sowohl Organisation wie die Notrufnummern

sind allen Mitarbeitenden bekannt.

Vorbeugen ist besser als Heilen. Ein Medizinisches Notfallteam (MET = Medical Emergency Team) sollte zur

raschen Beurteilung von Patienten zur Verfügung stehen. Damit können Patienten in kritischem Zustand früh-

zeitig erkannt werden, also bevor ein Kreislaufstillstand eintritt. Das MET Team soll bei folgenden Warnzeichen

rasch gerufen werden (Grenzen gelten für die Erwachsenen, bei Säuglingen und Kindern auf Grund des Alters

adaptieren): Bedrohter Luftweg (karchelnde Atmung, Einziehungen), Atemfrequenz < 8 oder > 30, Herzfre-

quenz < 40 oder > 130, Sauerstoffsättigung < 90% trotz Sauerstoffgabe, systolischer Blutdruck < 90 mmHg,

Abfall des Glasgow Coma Score < 13 oder Verschlechterung um ≥ 2 Punkte oder die Besorgnis des Teams

(«Patient gefällt mir nicht»). Am Inselspital ist bei akuter Allgemeinzustandsverschlechterung das MET Team

für Kinder unter 181 6545 und für Erwachsene unter der Nummer 181 5588 erreichbar.

10 Erfolgreiche Wiederbelebung

Mit BLS alleine kann fast nie ein Spontankreislauf wiederhergestellt werden. Schnappatmung5 kann u.U. auch

bei effizienter Thoraxkompression auftreten oder anhalten, ohne dass ein Spontankreislauf vorhanden ist.

Kommt durch BLS und Frühdefibrillation der Kreislauf wieder in Gang, ist dies durch unspezifische Lebenszeichen

(Änderung der Gesichtsfarbe, beginnende Spontanatmung spontane Bewegungen, engere Pupillen, etc.)

ersichtlich. In diesem Fall, Patienten weiter überwachen und umgehend professionelle Weiterbetreuung sicher-

stellen (falls nicht bereits erfolgt). Der AED bleibt am Patienten angeschlossen, er überwacht fortlaufend den

Herzrhythmus. Ein Wiederauftreten eines Kammerflimmerns wird sofort automatisch erkannt.

5 Schnappatmung ist weder eine normale noch adäquate Atmung und somit kein sicheres Zeichen für einen vorhandenen Kreislauf

24

11 Überlebenswichtiges bei Notfällen im Alltag

11.1 Verdacht auf Fremdkörper-Aspiration (FK-Aspiration):Typisch für eine Fremdkörperaspiration sind plötzlicher Hustenanfall (z.B. beim Essen oder Spielen), Griff zum

Hals, unter Umständen leiser Husten und Stimmverlust, obstruktive Atmung und Zeichen der respiratorischen

Insuffizienz.

Die Technik der FK-Entfernung besteht in der Imitation des physiologischen Hustenstosses durch eine schnelle

Serie von 5 starken, raschen Stössen. Beim Säugling sind dies 5 Rückenschläge gefolgt von 5 Thoraxkompres-

sionen jeweils in Kopftieflage; dabei muss der Kopf mit der einen Hand fixiert werden (adaptiertes Heimlich-

Manöver). Ab 1-jährig wird 5x das Heimlich-Manöver durchgeführt, d.h. Oberbauchkompressionen.

Rückenschlag beim Säugling:

25

12 Reanimation beim Neugeborenen

12.1 Ein für BLS/PALS trainiertes Team und entsprechendes Material ist bei jeder Geburt im Inselspital einsatzbereit.

BLS- bzw. PALS-Massnahmen werden beim Neugeborenen früher eingesetzt als beim älteren Kind. Ziel ist es,

beim Neugeborenen die Apnoe bzw. einen HKS zu vermeiden. BLS wird gestartet, wenn das Neugeborene auf

Kneifen kaum reagiert, sehr langsam oder gar nicht mehr atmet (bradypnoisch bzw. apnoisch) und zunehmend

bradykard wird.

Nach Geburt gilt (Puls wird über Nabel beurteilt):

1. bei einer Bradykardie von < 100 Herzfrequenz pro Min. wird mit der Maskenbeatmung begonnen.

2. falls nach 30 Sekunden Maskenbeatmung die Herzfrequenz < 60 bleibt, soll zusätzlich die Herzmassage

begonnen werden.

3. falls nach weiteren 30 Sek. die Herzfrequenz < 60 bleibt, wird Adrenalin (Nabelvenenkatheter) appliziert!

Adrenalin aufgezogen gemäss Standard-Konzentration = 1ml Adrenalin (=1mg) + 9ml NaCl 0,9% = 10ml

(=100mcg/ml, davon 0,1ml–0,3ml/kg iv (=10–30µg/kg), intratracheal bis 1ml/kg (=100µg/kg)

4. Weiteres Prozedere gemäss BLS/PALS

Bei mekoniumhaltigem Fruchtwasser soll schon nach der Kopfentwicklung des Neugeborenen der Pharynx

abgesaugt werden. Beim apnoischen und nicht oder schlecht reagierenden (keine/kaum Reaktion auf Kneifen)

Neugeborenen soll vor Maskenbeatmung intratracheal abgesaugt werden. Dabei wird das Neugeborene

oro-tracheal intubiert (Grösse 2.5 bis 3.5) und danach der Absaugschlauch über einen sog. Mekonium-Adapter

direkt an den Tubusansatz konnektiert. Die Vakuumvorrichtung darf dabei –100 mmHg Sog nicht unterschreiten.

Merke: zur Durchführung von BLS/PALS nach Geburt wird der APGAR-Score nicht benötigt.

Oberbauchkompression beim Klein- und Schulkind:

26

12.2 Überblick Pediatric Advanced Life Support PALS

Im Spital wird zum BLS so rasch wie möglich auch mit PALS begonnen. Daher ist es sinnvoll, dass medizinisches

Personal am Inselspital den Aufbewahrungsort und das Material des vereinheitlichten Notfallsets kennt sowie

folgende PALS Massnahmen unterstützen kann:

• Atmung

Das Kind im HKS wird unverzüglich mit 100% O2 mit Maskenbeatmung beatmet. Sobald das Kind wieder

spontan atmet, kann befeuchteter Sauerstoff auf verschiedene Arten zugeführt werden:

1. Systeme, wo Raumluft beigemischt und somit maximal 50% FiO2 generiert wird: z.B. Trichter, Nasenkatheter

(0.5–4 L/min Flow) oder die einfache O2-Maske (6–10 L/min Flow).

2. Systeme, welche 95% FiO2 liefern: z.B. Maske mit Reservoir (10–15 L/min Flow) oder das Sauerstoffzelt

( > 10–15 L/min Flow um CO2 auszuwaschen). Bei Sekretanschoppung soll der nasopharyngeale Raum

effizient abgesogen werden. Die optimale Absaugtiefe wird gemessen am Nasen-Ohr-Abstand (Cave

Blutungen, Hustenattacke).

Folgendes Material soll aus dem Notfallset bereitgestellt werden:

Absaugmaterial für den Atemweg, Güdel und Intubationsmaterial.

• Kreislauf

Der pädiatrische Defibrillator wird organisiert (Standorte sind APIB, Notfallzentrum Kinderkliniken, OPS, Frauen-

klinik, vor dem Aufwachraum). Das Material zum intravenösen bzw. intraossären Zugang wird vorbereitet.

Volumen-Beutel werden bereitgestellt: d.h. mit Makrobesteck angestochen, ein 3-Wegehahn über die Infusions-

verlängerung angehängt und das ganze Infusionssystem luftleer gemacht.

Adrenalin soll unverzüglich aufgezogen werden:

Standard-Konzentration = 1ml Adrenalin (=1mg) + 9ml NaCl 0,9% = 10ml (=100mcg/ml)

Standard-Dosierung = 0,1ml/kg KG iv (=10µg/kg)

• Monitoring

Ein kontinuierliches Monitoring ist indiziert bei Verdacht auf alle Risikosituationen (akute Verschlechterung) oder

in der Post-Reanimationsphase nach Wiederdeinsetzen der Spontanatmung und des Kreislaufs. Zum Standard-

monitoring beim Kind gehören: EKG, Pulsoximetrie, nicht-invasive Blutdruckmessung sowie die zentrale Tempe-

raturmessung.

27

12.3 Stabile SeitenlageBewusstlose Patienten mit erhaltener Atmung und Kreislauf (z.B. bei gewissen Intoxikationen, Hypoglykämie,

bei Hirnschlag oder nach epileptischem Anfall) können bis zum Eintreffen der Rettungskräfte in Seitenlage

gedreht werden. Dies schützt vor Magensaftaspiration und hält den Atemweg offen.

Diese Lagerung darf bei dringendem Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung nicht durchgeführt werden!

Die wichtigsten Schritte:

Seitlich an den Bewusstlosen knien, Knie Gestreckten Arm des Patienten unter sein Gesäss

des Patienten auf der Helferseite anwinkeln, schieben. Gegenüberliegenden Arm zu sich holen.

leicht zur Gegenseite drücken, so dass sich

sein Gesäss etwas anhebt.

An Schulter und Becken (Gürtel?) packen und Dabei vor allem den Kopf des Patienten schützen.

kräftig zum eigenen Körper ziehen. Bei gesicherter Kopflage Drehung vollenden, Hand

vor das Kinn legen, Arm der gegenüberliegenden

Seite am Schultergelenk herausziehen und Ellen-

bogengelenk leicht anwinkeln.

28

12.4 KoronarsyndromBei Patienten mit Arteriosklerose der Herzkranzarterien (Koronargefässe) können sich akute Durchblutungsstö-

rungen einstellen, welche das Risiko eines Herz-Kreislaufstillstandes stark erhöhen und zum akuten Herz-Tod

führen können. Diese Krankheitsbilder werden unter dem Begriff «akutes Koronarsyndrom» zusammengefasst.

Das Leitsymptom des akuten Koronarsyndroms kann akuter, starker Brustschmerz sein, klassischerweise hinter

dem Brustbein. Der Schmerz kann sich auch ausstrahlend in den Hals oder den linken Arm, und verbunden mit

unbestimmter Angst oder Engegefühl äussern. Oft präsentieren sich Koronarpatienten auch mit Oberbauch-

schmerzen.

Die Krankheitsbilder «Instabile Angina Pectoris» und «Herzinfarkt» werden unter dem Begriff «akutes Koronar-

syndrom» zusammengefasst. Ob sich ein Herzinfarkt entwickelt, hängt von Dauer und Ausmass der koronaren

Durchblutungsstörung ab. Davon zu unterscheiden ist die sog. Stabile Angina Pectoris, welche durch chronische

Einengungen der Koronargefässe verursacht wird und sich durch belastungsabhänige Brustschmerzen äussert,

welche in Ruhe sofort verschwinden. Patienten mit stabiler Angina pectoris haben jedoch ein erhöhtes Risiko für

ein akutes Koronarsyndrom.

Kammerflimmern kann sowohl bei instabiler Angina Pectoris als auch beim akuten Herzinfarkt auftreten. Meist

flimmert das Herz in den ersten Stunden nach Beginn der Symptome. Deshalb stirbt die Hälfte der Patienten mit

akutem Herzinfarkt innerhalb der ersten Stunden.

Patienten mit den oben erwähnten Symptomen (akutes Koronarsyndrom) müssen daher rasch einer geeigneten

kardiologischen Behandlung zugeführt werden.

12.5 Hirnschlag/Cerebral StrokeDer «Hirnschlag» wird am häufigsten durch akute Durchblutungsstörungen des Gehirns, seltener durch Hirnblu-

tungen verursacht. Während es bis vor einigen Jahren beim Hirnschlag wenig therapeutische Möglichkeiten gab,

besteht heute an Spezialkliniken die Möglichkeit, verschlossene Hirngefässe wieder durchgängig zu machen.

Dadurch kann das Ausmass des Hirnschadens begrenzt, oder sogar verhindert werden. Diese modernen Thera-

piemöglichkeiten müssen innert 3–6 Stunden nach Auftreten der Symptome durchgeführt werden. Auch beim

Hirnschlag ist demzufolge eine rasche Behandlung durch Spezialisten überlebenswichtig!

Einfache Tests ermöglichen es, Patienten mit akutem Hirnschlag zu erkennen um dann rasch die geeignete

Therapie zu ermöglichen.

Leitsymptom sind akut aufgetretene Störungen der Motorik oder Sensibilität (Schwäche einer oder mehrerer

Extremitäten, Gefühlsstörungen). Meistens sind die Patienten ansprechbar, Augen offen, reagieren auf Schmerz-

reize.

Achtung: Ein Hirnschlag, beeinträchtigt oft auch das Sprachzentrum, so dass die Patienten nicht mehr richtig

sprechen können.

Auch Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder können einen Hirnschlag/Cerebral Stroke erleiden, der sich dann

ebenfalls in neurologischen Ausfällen wie Bewusstseinsstörungen, Lähmungserscheinungen oder Krämpfen

präsentiert.

29

Untersuchung bei Schulkindern, Adoleszenten und Erwachsenen

1. Aufforderung, beide Arme horizontal nach vorne zu strecken und während mindestens 10 Sekunden

zu halten:

Normal: Bei Hirnschlag:

Arme werden gehalten oder sinken beide leicht ab Absinken eines Armes (Zeichen der Halbseiten-

(symmetrisch). lähmung oder -schwäche).

2. Aufforderung an den Patienten, die Zähne zu zeigen (beide Mundwinkel nach hinten zu ziehen):

Normal: Bei Hirnschlag:

Beide Mundwinkel werden symmetrisch nach Ein Mundwinkel bleibt vorn (Zeichen der

hinten gezogen. Hirnnervenlähmung oder -schwäche).

3. Patienten Worte nachsprechen lassen:

• Normal: Patient spricht die Worte normal aus (nicht verwaschen)

• Bei Hirnschlag: Sprache verwaschen, verwendet falsche Wörter oder kann gar nicht sprechen

30

13 Sauerstoffapplikation

Eine zentrale Bedeutung im Basic Life Support und generell in der Behandlung von Patienten mit gefährdeten

Vitalfunktionen hat die Gabe (Applikation) von Sauerstoff. Im Folgenden sind einige praktische Hinweise

zusammengefasst.

13.1 Wirksamkeit der verschiedenen Sauerstoff-Verabreichungsformen

Je nach Applikationsart können unterschiedliche inspiratorische Sauerstoffkonzentrationen erreicht werden.

O2 Fluss l/min Inspiratorische O2 Konzentration (%)

Nasenkanüle/O2 Brille Maske ohne Reservoir Maske mit Reservoir

1 24

2 28

3 32

4 36

5 40

6 44 60 60

7 60 70

8 60 80

9 60 90

10 60 100

Bei chronischer Lungenerkrankung mit Ateminsuffizienz wird oft vor Sauerstoffapplikation gewarnt, da bei

einigen dieser Patienten die Atmung nicht durch den CO2 Partialdruck, sondern durch den O2 Partialdruck

gesteuert wird. Sauerstoffgabe würde bei diesen Patienten theoretisch den Atemantrieb schwächen und

zu einer Atemdepression führen. Diese Zustände sind jedoch sehr selten. Sauerstoff soll deswegen keinem

Patienten mit Atemnot vorenthalten werden. Allerdings müssen Patienten mit chronischer Lungenerkrankung,

denen Sauerstoff gegeben wird, einige Stunden überwacht werden, damit eine Atemdepression mit Bewusst-

seinseintrübung nicht verpasst wird.

13.2 Tipps & Tricks zum BeatmungsbeutelDer Beatmungsbeutel bietet einen guten Schutz vor Krankheitsübertragungen vom Patienten auf den Helfer.

Beachten sie dabei, dass das O2-Reservoir immer ganz mit Sauerstoff gefüllt ist, und die Sauerstoffzufuhr am

richtigen Ansatz befestigt wurde.

Beatmungsbeutel mit Sauerstoff zusammen Korrekter Anschluss der Sauerstoffzufuhr

verwenden am Reservoirbeutel

31

13.3 SauerstoffquellenIn Spitälern wird der Sauerstoff meistens aus festinstallierten Wandanschlüssen bezogen. Für den Transport

von Patienten sind Sauerstoff-Flaschen notwendig.

Wandspender: Inbetriebnahme:

Am weissen Drehknopf nach links

(im Gegenuhrzeigersinn) drehen, um

gewünschten O2-Flow (l/min) einzustellen

Alte Flasche: Inbetriebnahme:

1. Haupthahn 1. O2-Bombe öffnen, am Schlüssel nach links

2. Manometer (Flaschendruck) (im Gegenuhrzeigersinn) drehen

3. Flowmeter mit Drehknopf 2. Flaschendruck am Manometer ablesen

4. Feststellschraube 3. Am weissen Drehknopf nach links

(im Gegenuhrzeigersinn) drehen, um

gewünschten O2-Flow (l/min) einzustellen

Neue Flasche:

1. Indiaktor für Flaschenöffnung 2. Manometer (Flaschendruck)

Inbetriebnahme:

1. Weisses Rad nach links (im Gegenuhr- zeigersinn) von 0 auf I drehen (Farb- wechsel von Rot auf Grün).

2. Flaschendruck am Manometer ablesen (siehe Frontansicht). 3. Inneres Rad nach rechts (im Uhrzeiger- sinn) drehen um gewünschten O2 Flow (l/min) einzustellen.

Der Sauerstoff ist in Flaschen komprimiert. Der Manometerdruck ist dabei proportional dem Füllungszustand. Die effektiv verfügbare Sauerstoffmenge berechnet sich aus dem Flaschendruck und dem Flaschenvolumen: Beispiel: Volumen (5 Liter) x Druck (200 bar) = 1000 Liter O2 bei Atmosphärendruck (= 1 bar). Kennt man den zu applizierenden Sauerstoff Fluss (z.B. 15 l/min) so kann auf einfache Art die Zeitspanne berechnet werden, wie lange die in einer Flasche noch vorhandene Menge reicht. Beispiel: Flaschendruck 100 bar, Flaschenvolumen 5 Liter, Fluss 10 l/min: Vorrat reicht für 50 Minuten.

2

1

1

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Der Sauerstoff ist in Flaschen komprimiert. Der Manometerdruck ist dabei proportional dem Füllungszustand.

Die effektiv verfügbare Sauerstoffmenge berechnet sich aus dem Flaschendruck und dem Flaschenvolumen.

Beispiel: Volumen (5 Liter) x Druck (200 bar) = 1000 Liter O2 bei Atmosphärendruck (= 1 bar).

Kennt man den zu applizierenden Sauerstoff Fluss (z.B. 15 l/min) so kann auf einfache Art die Zeitspanne

berechnet werden, wie lange die in einer Flasche noch vorhandene Menge reicht.

Beispiel: Flaschendruck 100 bar, Flaschenvolumen 5 Liter, Fluss 10 l/min: Vorrat reicht für 50 Minuten.

Neue Flasche:

1. Indiaktor für Flaschenöffnung

2. Manometer (Flaschendruck)

Inbetriebnahme:

1. Weisses Rad nach links (im Gegenuhr-

zeigersinn) von 0 auf I drehen (Farb-

wechsel von Rot auf Grün)

2. Flaschendruck am Manometer ablesen

(siehe Frontansicht)

3. Inneres Rad nach rechts (im Uhrzeiger-

sinn) drehen um gewünschten O2 Flow

(l/min) einzustellen

3333

14 Abkürzungen

ACLS Advanced Cardiac Life Support

AED Automatischer externer Defibrillator

AHA American Heart Association

BZP Berufsbildungszentrum Pflege

BLS Basic Life Support

CPR Cardiopulmonary Resuscitation

CO2 Kohlenstoffdioxid (im normalen Sprachgebrauch auch Kohlendioxid)

ECC Emergency Cardiovascular Care

ERC European Resuscitation Council

HKL Herz Kreislauf

HKS Herz Kreislauf Stillstand

HWS Halswirbelsäule

ICD Implantable cardioverter-defibrillator, implantierbarer Defibrillator

KAS Universitätsklinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie

MET Medical Emergency Team

O2 Chemische Formel von molekularem Sauerstoff

PALS Pediatric Advanced Life Support

PBLS Pediatric Basic Life Support

PM Pacemaker, Herzschrittmacher

SRC Swiss Resuscitation Council

StGB Strafgesetzbuch

34 34

15 Glossar

A. carotis Arteria carotis, Halsschlagader

Abdomen Das Abdomen (zu Deutsch der Bauch) ist der Bereich des Rumpfes zwischen Brustkorb und

Becken

ACLS Advanced Cardiac Life Support:

erweiterte Massnahmen im Rahmen einer Reanimation, um einen Kreislaufstillstand zu be-

enden und die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln, medizinisches Gerät zur Behand-

lung von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen

AHA American Heart Association: amerikanische Non-Profit-Organisation, die sich mit der Präven-

tion und Therapie von kardiovaskulären Erkrankungen beschäftigt, www.americanheart.com

Alters-

kategorien • Neugeborenes (NG): bis zum 28. Lebenstag

• Säugling (SG): bis zum Ende des ersten Lebensjahr

• Kleinkind (KK): vom 1. bis zum 5. Lebensjahr

• Schulkind (SK): vom 6. bis zum 14. Lebensjahr

Analgesie Aufhebung der Schmerzempfindung

Anamnese Krankengeschichte

Apathie Teilnahmslosigkeit

APGAR-Score Zustandsdiagnostik des Neugeborenen

Apnoe Atemstillstand

Artefakt Durch äussere Einwirkungen veränderte Befunde

Arteriosklerore Systemerkrankung der Schlagadern (Arterien), die zu Ablagerungen von Blutfetten, Thromben,

Bindegewebe und in geringeren Mengen auch Kalk in den Gefässwänden führt. Wörtlich

übersetzt heisst Arteriosklerose bindegewebige Verhärtung der Schlagadern, umgangssprach-

lich auch Arterienverkalkung

Aspiration Eindringen von Stoffen in die Luftröhre

Asystolie Keine elektrische Herzaktivität. Von a- = ohne und Systole = Herzkontraktion. Man versteht

darunter einen Stillstand der elektrischen und mechanischen Herzaktion, der unbehandelt

innerhalb weniger Minuten zum Tod führt

BLS Basic Life Support: Basismassnahmen der Herz-Lungen-Wiederbelebung

Brachialarterie Oberarmarterie

Bradykardie Langsamer Puls (Herzfrequenz < 60/Min.)

Bradypnoe Verlangsamte Atmung

CPR Cardiopulmonary Resuscitation, deutsch:

Kardiopulmonale Reanimation = Herz-Lungen-Wiederbelebung

Defibrillation Behandlungsmethode gegen die lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, Kammerflim-

mern und Kammerflattern, bei der durch starke Stromstösse die normale Herzaktivität wieder

hergestellt werden soll. Das verwendete Gerät nennt man Defibrillator oder im Mediziner-

Jargon «Defi»

ERC European Resuscitation Council, europäische Non-Profit-Organisation, www.erc.edu

Gecuffter

Tubus Der Endotrachealtubus ist ein Kunststoffschlauch, der zur Sicherung des Atemwegs beim

bewusstlosen Patienten gebraucht wird; darüber kann bei Bedarf beatmet werden; der Cuff

verhindert eine Aspiration

Dyspnoe Atemnot

Dysrhythmie Rhythmusstörung

3535

Gravider

Uterus «Schwangere Gebärmutter»

Güdeltubus Wird über die Mundöffnung eingelegt. Durch die Form des Güdels wird der Zungengrund von

der Rachenhinterwand weggehalten. Damit wird der Atemweg beim Bewusstlosen offen

gehalten und es kann besser beatmet werden

Hypoglykämie Zu niedriger Blutzuckerwert

Hypotension Tiefer Blutdruck

Intoxikation Vergiftung

Intraossär Innerhalb des Knochen

Intratracheal Innerhalb der Luftröhre

Jugulim Stelle (Grübchen) oberhalb des Brustbeines und zwischen den beiden Schlüsselbeinen

Kammer-

flimmern Ungeordnete elektrische Aktivität der Herzmuskelzellen, lebensbedrohliche pulslose Herz-

rhythmusstörung

Kopfreklination Das Rückwärtsneigen des Kopfes

Koronar Adjektiv bzw. Bestandteil einiger medizinischer Begriffe, die sich auf die Herzkranzgefässe

beziehen. Koronare Perfusion = Blutfluss in den Herzkranzgefässen

M. pectoralis Brustmuskel

Medianschnitt «Median» bezeichnet eine Grenze zwischen zwei Hälften

Mekonium Erster Stuhlgang des Neugeborenen, Kindspech

MET Medical Emergency Team: Spezialisten Notfallteam, um Herzkreislaufstillstände und lebens-

bedrohliche Situationen frühzeitig zu erkennen und behandeln

Obstruktion Verschluss, Verstopfung

Oligurie Verminderte Harnausscheidung

Pharynx Rachen

Pneumonie Lungenentzündung

Respiratorische

Insuffizienz Ungenügende Atmung

Schock Lebensgefährliche Herz-Kreislauf-Schwäche

Schwertfortsatz Knöchern-knorpeliges unteres Ende des Brustbeins

Sedation Medikamentöse Dämpfung/Beruhigung

Sepsis Allgemeininfektion, Vergiftung des Organismus

SRC Swiss Resuscitation Council (schweizerische Vereinigung für Reanimation), www.resucitation.ch

Sternum Brustbein

Tachykardie Anstieg der Herzfrequenz über normalen Wert

Tachypnoe Beschleunigte Atmung

Trauma/

Traumapatient Verletzung/Patient mit einer Wunde, Verletzung oder Schädigung des Körpers

Thorax Brustkorb

1200

42_2

016_

07_1

2_ps

/mb

Inselspital

Universitätsklinik für Anästhesiologie und

Schmerztherapie

BeSiC – Berner Simulations- & CPR-Zentrum

CH-3010 Bern

Tel. +41 (0)31 632 27 22

www.anaesthesie.insel.ch/besic.html