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www.tu-dortmund.de/unizet | [email protected] Zukunftsweisend: Als gemeinsames Promotionskolleg der Technischen Universität Dortmund sowie der Universitäten Bielefeld und Düsseldorf startet am 1. April das eu- ropaweit größte »Graduiertencluster für Industrielle Biotechnologie«. Seite 7 03-04/09 | Nr. 407 Grenzenlos: Mit »Distance Learning« beschäf- tigt sich das EU-Projekt »ICT- LEAP«, das unter anderem Studierenden in Palästina den Zugang zu Lehrveranstaltun- gen erleichtern soll. Seite 3 Skeptisch: Kreationismus: Die Fachgruppe Biologie und ihre Didaktik der TU Dortmund hat zu diesem The- menkomplex eine internationale Fachtagung an der Technischen Universität Dortmund organisiert. Seite 4 BCI: Exzellente Lehre und Forschung Bayer stiftet Lehrstuhl für Apparatetechnik an der TU Dortmund. D ie neue Stiftungsprofessur wird in den ersten fünf Jahren mit 750.000 Euro von der Bayer AG finanziert und anschließend von der Technischen Universität Dortmund getragen. Bis zum Wintersemester 2009/10 soll sie im Rah- men einer internationalen Ausschreibung besetzt werden. „Mit dieser Professur kann die Technische Universität im Bio- und Chemieingenieurwesen nun das ge- samte wissenschaftliche Spektrum abde- cken – von der Grundlagenforschung über die Prozess- und Anlagentechnik bis hin zur apparativen Umsetzung“, sagte Rek- torin Prof. Ursula Gather anlässlich der Unterzeichnung der Fördervereinbarung in Dortmund. „Die neue Bayer-Stiftungs- Prof. Gabriele Sadowski, Dekanin der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen.Prof. Ursula Gather, Rektorin der TU Dortmund, Prof. Gerhard Schembecker, Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen Dr. Wolfgang Plischke, Mitglied des Vorstands der Bayer AG, zuständig für Innovation, Technologie und Umwelt, Dr. Achim Noack, Geschäftsfüh- rer Bayer Technology Services (v.l.n.r.) professur passt damit optimal in das Pro- fil der Fakultät, welche die größte ihrer Art in Europa ist.“ Dr. Wolfgang Plischke, im Vorstand der Bayer AG verantwortlich für Innovation, Technologie und Umwelt, erläuterte: „Die Kooperation mit der TU Dortmund ist ein weiterer Schritt beim Ausbau unserer strategischen Exzel- lenz-Netzwerke mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Für ein Unter- nehmen wie Bayer, das auf Innovationen und Technologieführerschaft setzt, ist ein exzellent ausgebildeter Ingenieurnach- wuchs von hoher Bedeutung.“ Die Ap- paratetechnik wird in Zukunft eine noch bedeutendere Rolle bei der Planung und beim Bau von chemischen Produktions- »Research School Education and Capabilities«: Interdiszplinäre Doktorandenausbildung gestartet I n Anwesenheit von Dr. Michael Stück- radt, Staatssekretär im NRW-Innovati- onsministerium, wurde am 20. März die »Research School Education and Capa- bilities«, ein gemeinsames Graduierten- kolleg der Universität Bielefeld und der TU Dortmund, eröffnet. Schwerpunkt der Forschungsschule ist es, eine empirische Bildungsforschung weiterzuentwickeln, die auf eine gerechte Gesellschaft zielt. Dazu wird ein innovatives interdiszipli- näres Forschungs- und Ausbildungskon- zept für strukturierte Promotionsstudien aufgebaut, das komplexe Prozesse von Bildung, Erziehung, Lernen und Kompe- tenzerwerb am Beispiel von Bildungspro- zessen in der Gesellschaft, in den Famili- en, in Kindergärten und Schulen vernetzt betrachtet. Die »Research School Edu- cation and Capabilities« ist eine von 17 Forschungsschulen, die herausragende Studierende schnell und systematisch zur Promotion führen sollen und mit Un- terstützung des Landes seit dem Winter- semester 2008/2009 aufgebaut werden. Die Forschungsvorhaben beschäftigen sich zum Beispiel mit dem Einfluss der unterschiedlichen Familien beim Über- gang von der Schule in den Beruf oder mit den Auswirkungen des Miteinanders der Kinder und Lehrkräfte auf das Sprachen- lernen in Kindergarten und Grundschule. Für die methodisch statistischen Ausbil- dungszwecke wird im Rahmen der For- schungsschule eine gemeinsam konzi- pierte Längsschnittstudie durchgeführt. Mit diesem zukunftsorientierten Ansatz will die Forschungsschule eine internati- onal führende Rolle in der empirischen Forschung zur Bildungsgerechtigkeit übernehmen. Zu diesem Zweck arbeitet die »Research School Education and Ca- pabilities« mit vielfältigen Kooperations- partnern, zum Beispiel mit dem »Max- Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin« oder der »Laborschule Bielefeld«, zusammen. Die Hoffnung, mit dieser Themenstellung attraktiv für exzellente deutsche und ausländische Studierende zu sein, hat sich erfüllt, wie Anzahl und Qualität der eingegangenen Bewerbun- gen um das monatliche Stipendium in Höhe von 1.300 Euro beweisen. Die Be- anlagen spielen. Modularisierte Anlagen, ein Schwerpunkt des neuen Lehrstuhls, sollen für mehr Flexibilität und damit für eine bessere Wirtschaftlichkeit sorgen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Mikro- verfahrenstechnik, mit deren Hilfe Pro- duktionsanlagen im Kleinstmaßstab ent- wickelt werden können. Die neue Professur passt optimal ins Profil der Fakultät. Die TU Dortmund zählt neben der RWTH Aachen, der TH Karlsruhe, der Universität Erlangen-Nürnberg und der Universität Stuttgart zu den führenden Hochschu- len für Bio- und Chemieingenieurwesen in Deutschland. In den vergangenen Jah- ren stammten mehr als 25 Prozent des Ingenieurnachwuchses der Bayer GmbH in Deutschland von der TU Dortmund. Für die Rekrutierung des Ingenieurnachwu- ches ist im Bayer-Konzern die Service- gesellschaft Bayer Technology Services zuständig. Sie bildet das technologische Rückgrat des Konzerns und steht für eine Vielzahl von Innovationen. Der neue Bayer-Stiftungslehrstuhl ist auch ein Bestandteil des Engagements von Bayer für Bildung und Ausbildung. Das Unternehmen bildet traditionell in großem Umfang selbst aus und macht Schulabgänger ohne ausreichende Qua- lifikation fit für die Aufnahme einer Be- rufsausbildung. Über die »Bayer Science & Education Foundation« fördert der Le- verkusener Konzern zudem junge Men- schen auf allen Etappen ihres persönli- chen Bildungsweges. So unterstützt die Bayer-Stiftung innovative Schulprojekte und vergibt Stipendien an talentierte Schüler und Studierende. Hervorragende Forscher zeichnet sie mit wissenschaft- lichen Ehrenpreisen aus. Inhaltliche Schwerpunkte sind jeweils die Naturwis- senschaften, Medizin und Technik. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Gerhard Schem- becker, Ruf: 755-2338, Infos: www.bayer. de und www.bayertechnology.com sowie www.tu-dortmund.de Die Apparatetechnik wird in Zukunft eine noch bedeutendere Rolle bei der Planung und beim Bau von chemischen Produktionsanlagen spielen (Foto: Bayer AG). teiligung von 20 hochqualifizierten und hochangesehenen Wissenschaftlern aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen garantiert ein exzellentes Promotions- programm. Insgesamt bietet sie bis zu 50 Doktoranden eine breite hochschul- und professionsorientierte Berufsperspek- tive. Mit einem professionellen Assess- mentverfahren sind bereits 25 junge Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgewählt worden und haben ihre Arbeit begonnen; die ersten Veranstaltungen des anspruchsvollen Studienprogramms wurden bereits durchgeführt Kontakt: Anne Meyer-Hannes, Ruf: 28219110, E-Mail: [email protected] dortmund.de Nach Redaktions- schluss Die Vorteile einer dezentralen Ener- gieversorgung liegen auf der Hand: Die Nähe zum Endverbraucher ermöglicht verlustarme kurze Übertragungswege. Das Forschungsprojekt »SMEDEA« am Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft der Fakultät Elek- trotechnik und Informationstechnik soll Wege und Standards erarbeiten, wie die gemessenen Daten von neuen elektronischen Zählern für die Steue- rung und den wirtschaftlichen Betrieb vernetzter dezentraler Energieerzeu- ger genutzt werden können. NRW- Wirtschaftsministerin Christa Thoben überreichte am 30. März persönlich den Bewilligungsbescheid über eine Förderung in Höhe von 370.000 Euro.

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Die März/April 2009-Ausgabe der unizet der Technischen Universität Dortmund

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www.tu-dortmund.de/unizet | [email protected]

Zukunftsweisend:Als gemeinsames Promotionskolleg der Technischen Universität Dortmund sowie der Universitäten Bielefeld und Düsseldorf startet am 1. April das eu-ropaweit größte »Graduiertencluster für Industrielle Biotechnologie«.

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03-04/09 | Nr. 407

Grenzenlos: Mit »Distance Learning« beschäf-

tigt sich das EU-Projekt »ICT-LEAP«, das unter anderem Studierenden in Palästina den Zugang zu Lehrveranstaltun-

gen erleichtern soll.

Seite 3

Skeptisch:Kreationismus: Die Fachgruppe Biologie und ihre Didaktik der TU Dortmund hat zu diesem The-menkomplex eine internationale Fachtagung an der Technischen Universität Dortmund organisiert.

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BCI: Exzellente Lehre und ForschungBayer stiftet Lehrstuhl für Apparatetechnik an der TU Dortmund.

Die neue Stiftungsprofessur wird in den ersten fünf Jahren mit 750.000 Euro von der Bayer AG finanziert

und anschließend von der Technischen Universität Dortmund getragen. Bis zum Wintersemester 2009/10 soll sie im Rah-men einer internationalen Ausschreibung besetzt werden. „Mit dieser Professur kann die Technische Universität im Bio- und Chemieingenieurwesen nun das ge-samte wissenschaftliche Spektrum abde-cken – von der Grundlagenforschung über die Prozess- und Anlagentechnik bis hin zur apparativen Umsetzung“, sagte Rek-torin Prof. Ursula Gather anlässlich der Unterzeichnung der Fördervereinbarung in Dortmund. „Die neue Bayer-Stiftungs-

Prof. Gabriele Sadowski, Dekanin der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen.Prof. Ursula Gather, Rektorin der TU Dortmund, Prof. Gerhard Schembecker, Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen Dr. Wolfgang Plischke, Mitglied des Vorstands der Bayer AG, zuständig für Innovation, Technologie und Umwelt, Dr. Achim Noack, Geschäftsfüh-rer Bayer Technology Services (v.l.n.r.)

professur passt damit optimal in das Pro-fil der Fakultät, welche die größte ihrer Art in Europa ist.“ Dr. Wolfgang Plischke, im Vorstand der Bayer AG verantwortlich für Innovation, Technologie und Umwelt, erläuterte: „Die Kooperation mit der TU Dortmund ist ein weiterer Schritt beim Ausbau unserer strategischen Exzel-lenz-Netzwerke mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Für ein Unter-nehmen wie Bayer, das auf Innovationen und Technologieführerschaft setzt, ist ein exzellent ausgebildeter Ingenieurnach-wuchs von hoher Bedeutung.“ Die Ap-paratetechnik wird in Zukunft eine noch bedeutendere Rolle bei der Planung und beim Bau von chemischen Produktions-

»Research School Education and Capabilities«: Interdiszplinäre Doktorandenausbildung gestartet

In Anwesenheit von Dr. Michael Stück-radt, Staatssekretär im NRW-Innovati-onsministerium, wurde am 20. März die

»Research School Education and Capa-bilities«, ein gemeinsames Graduierten-kolleg der Universität Bielefeld und der TU Dortmund, eröffnet. Schwerpunkt der Forschungsschule ist es, eine empirische Bildungsforschung weiterzuentwickeln, die auf eine gerechte Gesellschaft zielt. Dazu wird ein innovatives interdiszipli-näres Forschungs- und Ausbildungskon-zept für strukturierte Promotionsstudien aufgebaut, das komplexe Prozesse von Bildung, Erziehung, Lernen und Kompe-tenzerwerb am Beispiel von Bildungspro-zessen in der Gesellschaft, in den Famili-en, in Kindergärten und Schulen vernetzt

betrachtet. Die »Research School Edu-cation and Capabilities« ist eine von 17 Forschungsschulen, die herausragende Studierende schnell und systematisch zur Promotion führen sollen und mit Un-terstützung des Landes seit dem Winter-semester 2008/2009 aufgebaut werden. Die Forschungsvorhaben beschäftigen sich zum Beispiel mit dem Einfluss der unterschiedlichen Familien beim Über-gang von der Schule in den Beruf oder mit den Auswirkungen des Miteinanders der Kinder und Lehrkräfte auf das Sprachen-lernen in Kindergarten und Grundschule.

Für die methodisch statistischen Ausbil-dungszwecke wird im Rahmen der For-schungsschule eine gemeinsam konzi-

pierte Längsschnittstudie durchgeführt. Mit diesem zukunftsorientierten Ansatz will die Forschungsschule eine internati-onal führende Rolle in der empirischen Forschung zur Bildungsgerechtigkeit übernehmen. Zu diesem Zweck arbeitet die »Research School Education and Ca-pabilities« mit vielfältigen Kooperations-partnern, zum Beispiel mit dem »Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin« oder der »Laborschule Bielefeld«, zusammen. Die Hoffnung, mit dieser Themenstellung attraktiv für exzellente deutsche und ausländische Studierende zu sein, hat sich erfüllt, wie Anzahl und Qualität der eingegangenen Bewerbun-gen um das monatliche Stipendium in Höhe von 1.300 Euro beweisen. Die Be-

anlagen spielen. Modularisierte Anlagen, ein Schwerpunkt des neuen Lehrstuhls, sollen für mehr Flexibilität und damit für eine bessere Wirtschaftlichkeit sorgen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Mikro-verfahrenstechnik, mit deren Hilfe Pro-duktionsanlagen im Kleinstmaßstab ent-wickelt werden können.

Die neue Professur passt optimal ins Profil der Fakultät.

Die TU Dortmund zählt neben der RWTH Aachen, der TH Karlsruhe, der Universität Erlangen-Nürnberg und der Universität Stuttgart zu den führenden Hochschu-len für Bio- und Chemieingenieurwesen in Deutschland. In den vergangenen Jah-ren stammten mehr als 25 Prozent des Ingenieurnachwuchses der Bayer GmbH in Deutschland von der TU Dortmund. Für die Rekrutierung des Ingenieurnachwu-ches ist im Bayer-Konzern die Service-gesellschaft Bayer Technology Services zuständig. Sie bildet das technologische Rückgrat des Konzerns und steht für eine Vielzahl von Innovationen.

Der neue Bayer-Stiftungslehrstuhl ist auch ein Bestandteil des Engagements von Bayer für Bildung und Ausbildung. Das Unternehmen bildet traditionell in großem Umfang selbst aus und macht Schulabgänger ohne ausreichende Qua-lifikation fit für die Aufnahme einer Be-rufsausbildung. Über die »Bayer Science

& Education Foundation« fördert der Le-verkusener Konzern zudem junge Men-schen auf allen Etappen ihres persönli-chen Bildungsweges. So unterstützt die Bayer-Stiftung innovative Schulprojekte und vergibt Stipendien an talentierte Schüler und Studierende. Hervorragende Forscher zeichnet sie mit wissenschaft-

lichen Ehrenpreisen aus. Inhaltliche Schwerpunkte sind jeweils die Naturwis-senschaften, Medizin und Technik.

Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Gerhard Schem-becker, Ruf: 755-2338, Infos: www.bayer.de und www.bayertechnology.com sowie www.tu-dortmund.de

Die Apparatetechnik wird in Zukunft eine noch bedeutendere Rolle bei der Planung und beim Bau von chemischen Produktionsanlagen spielen (Foto: Bayer AG).

teiligung von 20 hochqualifizierten und hochangesehenen Wissenschaftlern aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen garantiert ein exzellentes Promotions-programm. Insgesamt bietet sie bis zu 50 Doktoranden eine breite hochschul- und professionsorientierte Berufsperspek-tive. Mit einem professionellen Assess-mentverfahren sind bereits 25 junge Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgewählt worden und haben ihre Arbeit begonnen; die ersten Veranstaltungen des anspruchsvollen Studienprogramms wurden bereits durchgeführt

Kontakt: Anne Meyer-Hannes, Ruf: 28219110, E-Mail: [email protected]

Nach Redaktions-schluss

Die Vorteile einer dezentralen Ener-gieversorgung liegen auf der Hand: Die Nähe zum Endverbraucher ermöglicht verlustarme kurze Übertragungswege. Das Forschungsprojekt »SMEDEA« am Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft der Fakultät Elek-trotechnik und Informationstechnik soll Wege und Standards erarbeiten, wie die gemessenen Daten von neuen elektronischen Zählern für die Steue-rung und den wirtschaftlichen Betrieb vernetzter dezentraler Energieerzeu-ger genutzt werden können. NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben überreichte am 30. März persönlich den Bewilligungsbescheid über eine Förderung in Höhe von 370.000 Euro.

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Seite 2 03-04/09 | Nr. 407unizet | Campus und Leben

Liebe Leserinnen und Leser,

blicken Sie mit mir heute einmal hinter die Kulissen der TU. Das vordergrün-dige Bild kennen Sie ja: Hier agieren Wissenschaftler, Mitarbeiter der Ad-ministration und Studierende. Doch diese Akteure sind auf vielerlei Helfer angewiesen, die meist im Hintergrund bleiben. Sie sitzen nicht auf Podien, empfangen keine Preise und stehen selten in der Zeitung.

Ich denke hier etwa an unsere Fah-rer. Oder an Techniker, Gärtner und andere Handwerker. Ich meine auch Hausmeister, Pförtner, Nachtwächter und Raumpfl eger. All die nicht zu ver-gessen, die für unser leibliches Wohl sorgen.

Diese Menschen arbeiten meist im Verborgenen. Nur manchmal wird ihr Wirken besonders sichtbar: Erinnern Sie sich nur an die schweren Schäden, die der sturzartige Regen im Juli 2008 angerichtet hat. Dank dem Einsatz vie-ler Helfer sind die Spuren größtenteils beseitigt. Doch auch im Alltag sind die-se Mitarbeiter unverzichtbar. Ohne sie würde keine Vorlesung pünktlich be-ginnen. Aufzüge würden stehen blei-ben, der Campus verwildern. Kein Brief würde ankommen, kein Forschungs-antrag kopiert werden.

All diesen Akteuren möchte ich heute einmal besonders danken. Dafür, dass bei uns fast immer alles so reibungs-los funktioniert. Ohne Sie, liebe Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter, könnte unsere Universität nicht so erfolgreich arbeiten.

Danke!

Ihre

Ursula Gather

Neue Öffnungszeiten zur Vorlesungszeit: Unibibliothek ist künftig auch am Sonntag für ihre Leserinnen und Leser da.

Ehrendoktorwürde für Carl DjerassiWissenschaftler wird erstmals für sein literarisches Werk geehrt.

Carl Djerassi, Professor an der Stanford University und einer der höchstausgezeichneten Chemiker

weltweit, wird am 23. April mit der Eh-rendoktorwürde der Technischen Univer-sität Dortmund ausgezeichnet. Bekannt wurde Carl Djerassi vor allem als „Vater“ (oder wie er gerne sagt „Mutter“) der »Pil-le«. Der 1923 in Wien geborene Wissen-schaftler hat nach seiner Flucht im Jahr 1938 in den Vereinigten Staaten eine rasante wissenschaftliche Karriere ge-macht, die unter anderem durch zwanzig Ehrendoktorate internationale Anerken-nung fand. Der Dortmunder Ehrendoktor-titel ist dennoch eine Besonderheit: Es ist der erste für sein literarisches Werk. Vor genau zwanzig Jahren erschien der erste Roman Carl Djerassis, »Cantor`s Dilem-

ma«, mit dem er seine neue Karriere als viel beachteter Romancier, Dramatiker und Autobiograph begann. Das Genre, das er für sich begründete, nennt er „Sci-ence-in-Literature“. In seiner Prosa und seinen Theaterstücken stehen Forscher und wissenschaftliche Probleme im Mit-telpunkt der Handlung und beweisen seine These, dass sich die Natur-wissenschaften in einer gewis-sen Art von Kultur – Djerassi spricht von „Stammeskultur“ – vollziehen. Gleichzeitig geht es ihm darum, Fragen der Wissenschaft im öffentli-chen Raum der Literatur zu thematisieren. Termin: 23. April, 17 Uhr, im Audimax der TU Dortmund

Mit dem Beginn der Vorlesungszeit stellt die Universitätsbibliothek ihre Öffnungszeiten um. Ab dem

14. April gelten folgende Zeiten: Zentral-bibliothek: Montag bis Freitag von 7 bis 1 Uhr, Samstag/Sonntag von 9 bis 1 Uhr, Feiertage geschlossen. Nach einer Pro-bephase von knapp eineinhalb Jahren mit einer durchgängigen 24-Stunden-Öffnung (außer an den Sonn- und Fei-ertagen) werden nun die nächtlichen Öffnungszeiten reduziert zugunsten der Öffnung am Sonntag. Die Grundlage für diese Entscheidung sind die nächtlichen Nutzungszahlen und das Feedback der Studierenden. Die konkreten Nutzungs-zahlen der Probephase zeigten, dass der Lesesaal bis in die späten Abendstunden sehr gut besucht war, die Nutzungszah-len der Nacht hingegen sanken drastisch ab. Im Durchschnitt saßen um 3 Uhr mor-gens 24 Nutzer und um 5 Uhr nur noch 15 Nutzer im Lesesaal. Besonders die zahl-

Die Zukunft in einem Zug: Wissenschaftsaus-stellung macht in Dortmund Station

Wie sieht die Energieversorgung der Zukunft aus? Wohin entwickeln sich Wissenschaft und Technik? Welche Zukunftstechno-logien gibt es schon heute? Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich die Wissenschaftsausstellung »Expedition Zu-kunft«, die in einem Sonderzug von April bis November dieses Jahres durch Deutschland tourt. Mit zahlreichen Exponaten,

interaktiven Installationen und spannenden Hintergrundinformationen können die Besucherinnen und Besucher in dem 300 Meter langen Ausstellungszug Forschung hautnah erleben. In zwölf Themenwagen werden – ausgehend von globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Energieverknappung und demografi scher Entwicklung – aktuelle Forschungstrends dargestellt und langfristige Perspektiven für Mensch und Gesellschaft aufgezeigt. Die von der Max Planck Gesellschaft organisierte Ausstellung macht in 60 Städten Station. Am Dortmunder Hauptbahnhof hält der Zug vom 17. bis zum 19. Mai. Die Themenwagen sind wochentags von 9 Uhr bis 18 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 10 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Hintergrund des Projekts ist das 10. Wissenschaftsjahr des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), das sich 2009 unter dem Titel »Forschungsexpedi-tion Deutschland« mit der Rolle von Wissenschaft und Forschung für die Gesellschaft auseinandersetzt. Seit dem Jahr 2000 bringen das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Initiative Wissenschaft, im Dialog (WiD) mit dem Wissenschaftsjahr, der Öffentlichkeit jährlich wechselnde Themen aus Forschung und Wissenschaft nahe.

reichen Kommentare der Nutzerinnen und Nutzer im UB-Blog, bei der letzten Umfrage im Jahr 2008 und in persönli-chen Gesprächen zeigten, dass die meis-ten Studierenden lieber sonntags in der Bibliothek arbeiten möchten, als tief in der Nacht. Mit den neuen Öffnungszei-ten ändern sich auch die Servicezeiten im Ausleihzentrum. Ab dem 14. April sind die Ausleihe, Rückgabe, Anmeldung und Ab-holung von Fernleihen eine Stunde früher möglich. Die Servicezeiten enden in der Woche einheitlich um 19 Uhr. Der Dienst-leistungsabend am Donnerstag entfällt. Die Öffnungszeiten des Ausleihzentrums im Überblick: Montag bis Freitag: 7 bis 19 Uhr, Samstag 9 bis 16 Uhr, Sonntag geschlossen. Die Erweiterung der Öff-nungszeiten der Universitätsbibliothek wird durch einen Pforten- und Empfangs-dienst ermöglicht, der die Aufsicht in den Bibliotheksräumen übernimmt. Diese Serviceverbesserung ist eine Maßnahme

zur qualitativen Verbesserung von Studi-um und Lehre. Die Bibliothek reagiert mit der Sonntagsöffnung auf die weiterhin hohe Nachfrage nach Lese- und Arbeits-plätzen und der Nutzung der Bibliothek als Lernort. Die Bibliothek wird täglich von über 3.000 Nutzern besucht. Auch für Bürger der Stadt Dortmund und der na-hen und fernen Umgebung steht dieses Angebot zur Verfügung. Mit den neuen Öffnungszeiten von nun 122 Stunden in der Woche bleibt die Universitätsbiblio-thek Dortmund die Hochschulbibliothek mit den längsten Regelöffnungszeiten in NRW. Informationen zu den Nutzungs-möglichkeiten fi nden sich im UB-Blog: http://www.ub.uni-dortmund.de/ubblog/nachts-wieder-schlafen-sonntags-in-die-bibliothek.

Kontakt: Norbert Gövert, Ruf: 755-4051, E-Mail: [email protected]

Aus dem NRW-Ministerium

Das Land hat mit den Universitäten und Fachhochschulen in staatlicher Trägerschaft in den Zielvereinbarun-gen für die Zeit von 2007 bis 2010 die Grundzüge für die leistungsbe-zogene Mittelverteilung vereinbart. Als leistungsbezogenes Budget wird eine halbe Milliarde Euro verteilt. Die Verteilung erfolgt getrennt nach Fachhochschulen und Universitäten. Berücksichtigt werden dabei die Ab-solventenzahl (Uni: 50 Prozent; FH 85 Prozent), die Drittmittelausgaben (Uni: 40 Prozent; FH: 15 Prozent) und bei den Universitäten mit weiteren 10 Prozent die Promotionsquote. Der ma-ximale Verlust, den eine Hochschule in einem Haushaltsjahr tragen muss, ist auf 1,5 Prozent ihres Gesamtzuschus-ses aus Grund- und Leistungsbudget beschränkt. Rund 1,7 Milliarden Euro der laufenden Mittel, die die Hoch-schulen vom Land neben den Mieten für die Hochschulgebäude erhalten, sind als Grundbudget garantiert und bleiben für die gesamte Laufzeit der Zielvereinbarungen unverändert. „Die-ses Anreizsystem ist nicht statisch und belohnt besondere Anstrengungen von Hochschulen“, sagte Innovationsmi-nister Prof. Andreas Pinkwart.

Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart reiste am 22. März gemein-sam mit einer hochkarätig besetzten Delegation nach Moskau. Ziel war es, Kooperationen zwischen russischen und nordrhein-westfälischen Hoch-schulen und Forschungseinrichtun-gen auszubauen. Auf dem Programm standen Gespräche mit führenden russischen Forschern und Wissen-schaftspolitikern. Begleitet wurde der Minister von Prof. Ursula Gather, Rek-torin der Technischen Universität Dort-mund, von Prof. Ulrich Radtke, Rektor der Universität Duisburg-Essen, von Prof. Elmar Weiler, Rektor der Ruhr-Universität Bochum sowie von Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorsitzender des Vorstands des Deutschen Zent-rums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Seit 2007 betreibt die Landesregie-rung als Kooperationsstelle die »Inno-vationsbrücke NRW – Russland« mit je einem Ansprechpartner in Moskau und in Nordrhein-Westfalen.

Flyer mit Zahlen,Daten und Fakten

Über 22.000 M e n s c h e n studieren an der TU Dort-mund in 16 F a k u l t ä t e n . Schon 1900 beantragte die Stadt die Er-richtung einer H o c h s c h u l e, 1966 wurde der Grundstein zur heutigen

Universität gelegt – dies sind nur ein paar der Zahlen, Daten und Fakten, die man in dem neuen gleichnamigen Flyer nachle-sen kann.Die Chronik gewährt einen Blick auf alle Ereignisse, die für die Technische Universität Dortmund von Bedeutung waren. Zu beziehen ist der Flyer ab sofort im Referat für Öffentlichkeitsarbeit unter der Rufnummer: 755-5524

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Seite 303-04/09 | Nr. 407 unizet | Lernen und Lehren

Dies und Das

Die Fakultät für Mathematik der Tech-nischen Universität Dortmund veran-staltete ihren 13. Schülerzirkel. Hier sollte an Mathematik interessierten Schülerinnen und Schülern der Ober-stufe die Möglichkeit geboten werden, erste Einblicke in die Hochschulma-thematik zu erhalten. Themen des Schülerzirkels waren diesmal »Das Volumen von Fässern« und »Geheime Botschaften«. Die Veranstaltungen fanden vom 9. bis 19. März an sechs Nachmittagen jeweils von 16.30 bis 18 Uhr statt.

Die TU Dortmund begrüßt die Initiati-ve der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zur Vergabe von Studienplätzen und wird sich dem geplanten Verfahren anschließen. Der Vorschlag der HRK sieht u.a. vor, dass örtlich zulassungs-beschränkte Studiengänge zukünftig mit Hilfe eines dialogorientierten Ser-viceverfahrens vergeben werden. Bis die Infrastruktur für dieses Verfahren erstellt ist, schlägt die HRK eine Über-gangslösung vor, die von Bundesminis-terin Prof. Annette Schavan, Vertretern der Kultusministerkonferenz sowie Hochschulleitern erarbeitet wurde. Die TU Dortmund sieht in der HRK-Initiati-ve eine gute Ergänzung zu den bereits vor Ort getroffenen Maßnahmen. Schon jetzt hat die TU durch Optimierung in-terner Prozesse Bewerbungsverfahren zügig und reibungslos durchgeführt. Die bundesweit einheitlichen Termin-vorgaben ermöglichen eine bessere Abstimmung und werden die Transpa-renz der Zulassungsverfahren weiter erhöhen. An der Beantwortung noch offener Detailfragen, insbesondere zu dem Verhältnis zwischen Internetbör-se und universitätsinternen Bewer-bungsverfahren wird sich die TU aktiv beteiligen. Hier besteht vor allem für komplexe Studiengänge mit mehreren Studienfächern noch Klärungsbedarf.

Mit »Distance Learning« Grenzen überwindenWissenschaftler wollen kulturelle Unterschiede überwinden.

Professor Andreas Liening, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftswissen-schaft und ihre Didaktik an der TU

Dortmund, veranstaltete vom 12. bis 15. Februar im Rahmen des EU-Projektes »ICT-LEAP« eine internationale Konferenz rund um das Thema Distance-Learning (Fernunterricht). Ziel der Konferenz ist es, die an die Situation in Palästina ange-passten innovativen Lernkonzepte weiter zu entwickeln und deren endgültige Um-setzung zu koordinieren. Auf diese Weise soll den Studierenden in Palästina trotz der im Nahen Osten vorherrschenden Si-

tuation der Zugang zu Lehrveranstaltun-gen erleichtert bzw. ermöglicht werden.

Das Kürzel »LEAP« steht somit nicht nur für »LEArning Pentagram« (wegen der fünf beteiligten Universitäten), sondern auch für das „Überwinden von Hürden“. Teilnehmer sind neben der TU Dortmund auch Universitäten aus Schweden, Jorda-nien und insbesondere aus den Palästi-nensischen Autonomiegebieten.

Wenn von Palästina die Rede ist, denken viele Menschen direkt an die blutigen

Auseinandersetzungen, die diese Regi-on seit Jahrzehnten erschüttern. Viele Studenten haben es dort gerade in die-sen Tagen sehr schwer, die Universität zu erreichen. Doch wie ist es überhaupt möglich, unter solch schwierigen Bedin-gungen zu studieren? Diese Frage stellen sich neben jordanischen und palästinen-sischen Wissenschaftlern auch Forscher der schwedischen Universität Umeå und der TU Dortmund. Die europäischen Wis-senschaftler teilen im Bereich der Lehre zum Glück nicht die Probleme ihrer pa-lästinensischen Kollegen. Dennoch ha-ben auch sie zum Teil mit erheblichen Hindernissen zu kämpfen. So leben die Studierenden der Universität Umeå über ganz Schweden verteilt. Vor allem in den Wintermonaten ist es deshalb für viele Studierende kaum möglich, regelmäßig zu den Lehrveranstaltungen zu erschei-nen. An der TU Dortmund machte sich der Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaft und ihre Didaktik dagegen Gedanken, wie man auch Berufstätigen ein Studium er-möglichen kann. Die ideale Lösung für all diese Probleme bietet Fernunterricht via Internet.

Aufbau von Wissenschaftsnetzen sehr wichtig

Der »Distance-Learning«-Ansatz der fünf beteiligten Universitäten ermöglicht jun-gen Menschen ein Studium in Nahost, so dass das Wort »LEAP« (überspringen) fast eine wortwörtliche Bedeutung bekommt. „Wir wollen aber nicht nur räumliche

Grenzen überwinden, sondern durch un-seren Ansatz des vernetzten Lernens und den Aufbau von Wissensnetzwerken auch einen Beitrag zur Überwindung von kultu-rellen Unterschieden leisten und zur Ver-ständigung beitragen“, erklärt Professor Liening zu den weiteren Zielen des Pro-jekts. Mit neuen wissenschaftlichen An-sätzen zum »Distance-Learning« und den in Dortmund entwickelten wirtschaftsdi-daktischen Konzepten zur Integration

InfoDas internationale Forschungsvorhaben »ICT-LEAP« widmet sich der Entwicklung und Umsetzung innovativer Lernarrangements auf Grundlage von Computer- und Netzwerktechnologien. Daher soll »ICT-LEAP« durch den integrativen Aufbau einer hard- und softwaretechnischen Infrastruktur, inhaltlicher Pilotveranstaltungen (im Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens) und deren prototypische Umsetzung in der Bildungspraxis einen Beitrag leisten, die oben angeführten Barrieren bzw. Restriktionen zu überwinden. Das übergeordnete Ziel besteht in der Bereitstellung eines möglichst offenen Zugangs nicht nur zu den Hochschulen der arabischen Partnerländer, sondern über die EU-Partner als Multiplikatoren auch zum interna-tionalen Hochschulwesen.

Das Forschungsprojekt »ICT-LEAP« wird im Rahmen des Bildungsprogramms »TEM-PUS« der Europäischen Gemeinschaft im Zeitraum vom 1. September 2005 bis zum 31. August 2008 mit dem Geschäftszeichen »CD_JEP-32162-2004« gefördert. Die Förderung für das Forschungsprojekt wurde Mitte letzten Jahres noch einmal um ein Jahr (bis zum 31. August 2009 verlängert). Das Projekt wird in Kooperation von fünf internationalen Universitäten, dem namensgebenden »Learning Pentagram«, durchgeführt. Dazu zählen: die Universität Umeå, Schweden, die Universität He-bron, Palästinensische Autonomiegebiete, die Al-Quds Universität, Jerusalem, Pa-lästinensische Autonomiegebiete, die Jordan University of Science and Technology, Jordanien sowie die Technische Universität Dortmund

von Neuen Medien in Lernprozessen leis-tet vor allem der Lehrstuhl von Professor Liening einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Vorhabens. (Fakultät)

Kontakt: Prof. Dr. Andreas Liening, Lehr-stuhl Wirtschaftswissenschaft und ihre Didaktik, , Ruf: 755-5260, E-Mail: andre-as.liening.uni-dortmund.de, Infos: www.wiso.tu-dortmund.de/wd/de/content/forschung/eLearning/ict-leap.html.

Editionspreis ging an eine Kunststudentin

Das Foto zeigt Professorin Bettina van Haaren mit der Kunststudentin Anne Bekker, die die diesjährige Gewinnerin des mit 1.000 Euro dotierten Editionspreis Kunst der TU Dortmund ist. Die Jury, besetzt mit Vertretern des Instituts für Kunst und Materi-elle Kultur und des Rektorats wählte aus der Fülle von eingereichten Arbeiten Anne Bekkers druckgraphische Reihe »mimicri« aus. Die Original-Grafiken dienen jetzt in limitierter Auflage dem Rektorat als wertvolles Gastgeschenk. Zusätzlich zierte ein Motiv bereits die Neujahrs-Grußkarte der Uni Dortmund. Wie der Titel bereits vermu-ten lässt, nimmt die Linolschnittarbeit »mimicri« Anleihe in der Natur. Dabei setzt die 23-jährige Studentin verschiedene pflanzliche und tierische Fragmente in Beziehung und kreiert neue, teilweise surreale und objekthafte Verbindungen. In der Kombination von pastellig zurückhaltender und aggressiver Farbgebung sowie im Prozess des ex-perimentellen Schichtens der einzelnen Elemente mit matter Aquadruckfarbe, ahmt sie die Natur künstlich nach und entwickelt gleichzeitig neue Formen. Anne Bekker ist seit dem Jahr 2004 Studentin des Instituts für Kunst und Materielle Kultur der TU Dortmund. Ihre Interessenschwerpunkte liegen in der Malerei und Graphik sowie im interdisziplinären Arbeiten. In ihrer praktischen künstlerischen Tätigkeit konzentriert sich die Studentin auf eine Fragmentierung und Neuzusammensetzung der Welt. So führt sie in malerischen und graphischen Auseinandersetzungen natürliche und von Grund auf künstliche Objekte zusammen (Foto: rechts oben)

Uhde-Preis für drei Dortmunder Diplomanden

Insgesamt sieben Diplomanden der TU Dortmund und der FH Dortmund sowie zwei Mitarbeiter der Uhde GmbH wurden am 12. März in einer Feierstunde mit dem Hans-Uhde-Preis ausgezeichnet. Nach Grußworten von Klaus Schneiders, Vorsitzender der Uhde-Geschäftsführung, und Prof. Ursula Gather, TU-Rektorin, hielt Prof. Metin Tolan, TU-Prorektor für Forschung, den Festvortrag zum Thema »Geschüttelt nicht gerührt – James Bond und die Physik«. Von der Technischen Universität Dortmund konnten sich freuen: Dipl.-Ing. Katja Albers, Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen (Thema: Extraktion von Paclitaxel und Baccatin III aus dem Überstand einer Taxus-Zellkultur, Dipl.-Ing. Marius Erver, Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik (Thema: Grundlagenbasierte Entwicklung einer Testsequenzsammlung zur visuellen Beur-teilung der Darstellungsqualität digitaler Displaytechnologien, Dipl.-Inform. Robin D. Fink, Fakultät Informatik (Thema: Untersuchung hybrider Akteurskonstellationen mittels Computersimulation), Dipl.-Ing. Kai Nadler, Fakultät Maschinenbau, (Thema: Teilchenorientrierte Modellierung der Strömungsverhältnisse in einer Wälzkolben-vakuumpumpe). Die 1986 von Hans Uhde eingerichtete Stiftung verfügt mittlerweile über ein Vermögen von 1.000.000 Euro. Zweck der Stiftung, die von der Gesellschaft der Freunde der TU Dortmund betreut wird, ist die Förderung der Wissenschaft, Erzie-hung und Bildung. Dazu werden jährlich hervorragende Studien- und Schulleistungen durch die Verleihung einer Goldmedaille, eines Geldpreises und einer Urkunde ausge-zeichnet (Foto rechts unten v.l.: Robin D. Fink, Ursula Gather, Marius Erver, Hans Uhde, Kai Nadler, Metin Tolan und Bodo Weidlich).

Die Forscher entwickeln Lernkonzepte für Studierenden in Palästina.

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Studiengang Soziale Gerontologie: Abschied und Neubeginn zugleich

Gesunde Kinder: TU kooperiert mit Gesundheitsamt

Experten diskutieren Kreationismus–Die Ablehnung der Evolutionstheorie ist kein rein US-amerikanisches Problem.

Kreationismus – die Ablehnung zen-traler wissenschaftlicher Grund-aussagen der Evolutionstheorie –

ist kein rein US-amerikanisches Problem. Auch in den europäischen Ländern lässt sich zunehmend Skepsis gegenüber der Evolutions- und der Wissenschaftstheorie nachweisen. Die Fachgruppe Biologie und ihre Didaktik an der TU Dortmund hat, ge-fördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), zu die-sem Themenkomplex eine internationale Fachtagung organisiert. In Dortmund dis-kutierten am 20. Februar Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und sieben verschiedenen europäischen Ländern den wissenschaftlichen Be-deutungsrahmen der Evolutions-theorie und ihre gesellschaftliche Akzeptanz sowie die daraus resul-tierende Wissenschaftsfeindlichkeit. Alle Vortragenden, zu ihnen zählen unter anderem der Wissenschafts-theoretiker Prof. Gerhard Vollmer, der Wissenschaftshistoriker Prof. Thomas Junker, der Evolutionsbiologe Prof. Ralf Sommer und der Politikwissenschaft-ler Prof. Werner Patzelt, sind ausge-wiesene Experten auf ihrem Gebiet und darüber hinaus auf dem Gebiet des Tagungsthemas bereits in Er-scheinung getreten. Den Auftakt bei der Tagung machte die EU-Politikerin Anne Brasseur aus Luxenburg, die maßgeblich verantwortlich ist für den Bericht im Europarat: „Über die Ge-fahren des Kreationismus in der Bildung in Europa“. Moderiert wurde die Tagung von dem Ethnologen Prof. Dr. Christoph

Antweiler. Der Experte für Evolutionsdi-daktik ist national wie international ein gern gesehener Gastredner bei der fä-cherübergreifenden Annäherung an die wissenschaftsskeptischen Einstellung der jungen Generation. Eigene Untersu-chungen an der Technischen Universität Dortmund und an der Hacettepe Univer-sität in Ankara belegen die hohe Skepsis von Lehramtsstudierenden an den bei-den Universitäten und damit auch die Ablehnung von Wissen-schaft. So haben Grafs Unter-s u c h u n g e n gezeigt, dass in Deutschland jeder siebte Lehramts-

In einem Kooperationsprojekt unter-suchen der Gesundheitsforscher Prof. Günter Eissing von der TU Dortmund

und das Gesundheitsamt zurzeit die Ver-änderung der Gesundheit Dortmunder Kinder. Die Stadt und andere Träger wie die BKK Hoesch haben in den letzten Jahren viele Aktivitäten gestartet, damit Kinder in dieser Stadt gesund aufwach-sen können. Ziel ist dabei vor allem, die körperliche Fitness zu verbessern und den Anteil übergewichtiger Kinder zu senken. Ob diese Aktivitäten erfolgreich sind, ist eine der Kernfragen des Projekts. In der Studie soll erfasst werden, ob Ver-besserungen von Gesundheit und Fitness sichtbar werden. Weiterhin interessiert die Forscher, in welchem Alter Überge-wicht bei Kindern entsteht.

Bis April werden 500 dreijährige Kinder untersucht. Die Untersuchung entspricht weitgehend der Schuleingangsuntersu-chung, zu der die Kinder drei Jahre später wieder kommen. Diese beiden Untersu-chungen werden miteinander verknüpft, um die langfristige Entwicklung beurtei-len zu können. Die Untersuchung besteht aus einem einfachen Motoriktest (seit-wärts hüpfen), dem Messen von Körper-gewicht und Körpergröße und einem klei-nen Sprachtest. Die erste Untersuchung vor einem Jahr mit den damals Dreijäh-rigen zeigte, dass der Anteil der überge-wichtigen Kinder mit drei Jahren gegen-über dem Alter von einem Jahr bereits zugenommen hat. Zudem besitzt das soziale Umfeld in diesem Alter bereits einen Einfluss. Bei der jetzt gestarteten Untersuchung interessiert die Wissen-schaftler nun, ob der Anteil übergewichti-ger Kinder in Dortmund gestoppt werden konnte oder ob eine weitere Zunahme von Jahrgang zu Jahrgang auftritt. Wichtiger Unterstützer dieser Untersuchung ist die Betriebskrankenkasse Hoesch. Die BKK Hoesch leistet hiermit einen Beitrag zur

Prävention in Dortmund; nur durch die Förderung können die Personalkosten für die Durchführung der Untersuchung finanziert werden. Durch die Zusam-menarbeit mit dem Fachbereich Statistik der Stadt Dortmund wird die Anonymität sichergestellt. Die Eltern von Dreijährigen in Dortmund wurden in den letzten Tagen über die Untersuchung informiert. Die angeschriebenen Eltern werden gebe-ten, mit ihrem Kind zur Untersuchung zu kommen. Nur dann kann die Studie aus-sagekräftig sein. (Fakultät)

Kontakt: Prof. Günter Eissing, Ruf: 755-2805, E-Mail: [email protected]

Die offiziellen Verabschiedung des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengangs »Soziale Gerontologie« fand am 12. März im Campus-Treff der TU Dortmund statt. Höhepunkt der Veranstaltung war die Diplom-Übergabe an die 18 Absolventinnen und Absolventen durch Armin Laschet, NRW-Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration (3. v. l.).

Dr. Renate Kensbock vom Gesundheitsamt und Moritz Fleck bei der Untersuchung im vergangenen Jahr

Prof. Schulz-Zander ist Jurorin des Bildungsmedienpreises.

Die besten Bildungsmedien für Schulunterricht, privates Lernen, berufliche Bildung und Studium

sind auf der Bildungsmesse »didacta« in Hannover am 11. Februar mit dem Deutschen Bildungsmedienpreis »digita 2009« ausgezeichnet worden. Aus rund 80 eingereichten Lernsystemen, Medien-paketen, Computerprogrammen und On-line-Angeboten wählte die Jury die zwölf Gewinner des »digita 2009«. Die Jury, der Professorin Renate Schulz-Zander vom Institut für Schulentwicklungsforschung (Foto) angehört, setzt sich aus Wissen-schaftlern, Fachleuten aus Bildung und Wirtschaft sowie Publizisten zusammen. Träger des Deutschen Bildungsmedien-Preises sind das IBI – Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft an der TU Berlin, die Zeitschrift »bild der wissen-schaft« und die Stiftung Lesen. Schirm-herrin des »digita 2009« ist die Nieder-sächsische Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann.

Der »digita« im Bereich Studium ging an das Produkt »e-Xplore Technical Eng-lish« (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Sprachenzentrum). Der »Dynamic Power Trainer« (imc infor-mation multimedia communication AG, Saarbrücken) – ein Produkt zur Gestal-tung von E-Learning-Kursen – wurde mit dem »digita« in der Kategorie Didak-tische Werkzeuge ausgezeichnet. In der Kategorie Organisationsmanagement ging der Preis an »edunite« (ascaion AG, Zürich-Neerach), ein Online-Portal für Schulen, das Planungs-, Kommunika-tions- und Verwaltungswerkzeuge zur

Verfügung stellt. Den Sonderpreis verlieh die Jury dieses Jahr an Zukunft@Bphil, die Education-Projekte der Berliner Phil-harmoniker (Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz). Das Produkt »Wikis im Fach-unterricht« (Markus Märkl, Klaus Himpsl, Claudia Summer) wurde mit dem INTEL-Förderpreis ausgezeichnet. (Institut)

Kontakt: Prof. Renate Schulz-Zander. Ruf: 755-5502, E-Mail: [email protected], Infos: http://www.digita.de/)

student die Evolution nicht akzeptiert. Mit der Ablehnung der Evolution geht auch eine Ablehnung der Wissenschaft als sinnvolles Erkenntnisinstrument ein-her. (Fakultät)

Kontakt: Prof. Dittmar Graf, Fachgruppe Biologie und Didaktik der Biologie, Ruf: 755-6527

Initiator Prof. Dittmar Graf

Der Studiengang, der seit 1998 Prak-tikerinnen und Praktikern aus der Altenpolitik und Altenarbeit mit ei-

nem Hochschulabschluss die Möglichkeit bot, ein Diplom in Sozialer Gerontologie zu erwerben, „schließt seine Tore“. Grund: die Umstellung auf gestufte Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor und Mas-ter im Rahmen des »Bologna-Prozesses«. Höhepunkt der Abschiedsveranstaltung am 12. März war die Diplom-Übergabe an die 18 Absolventinnen und Absolven-ten durch Armin Laschet, NRW-Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration.

Allerdings bedeutet die Verabschiedung des weiterbildenden Diplomstudiengangs

nicht etwa das Ende des Dortmunder Mo-dells. „Wir machen weiter, nur im anderen Gewand. Gemeinsam mit der Ruhr-Uni-versität Bochum bringen wir gerade den Masterstudiengang »Alternde Gesell-schaften« auf den Weg. Unterstützt wer-den wir dabei von der Mercator-Stiftung in Essen“, so Prof. Gerhard Naegele.

Der Start des neuen Masterstudiengangs, dessen Konzipierung im Rahmen des Ko-operationsprojektes »Gesellschaftlicher Wandel und Zukunft des Alterns« ent-stand, ist zum Wintersemester 2010/2011 geplant. Das Dortmunder Modell unter der Leitung von Prof. Gerhard Naegele wurde damals mit dem Ziel eingeführt, „Innova-tionen in der praktischen Altenpolitik und

–arbeit über die Köpfe derjenigen zu be-wirken, die die Praxis machen.“ Insgesamt hat der Studiengang fünf Durchläufe ab-solviert und fast 80 Studierende zum Abschluss als Diplom-Sozialgerontologe bzw. -Sozialgerontologin geführt. Die Ab-solventinnen und Absolventen sind heute bundesweit in unterschiedlichen Funkti-onen und Einrichtungen tätig, viele davon in leitenden Positionen. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, so die Einschätzung der Absolventen und des Lehrpersonals. Dies sei nicht zuletzt der hervorragenden Un-terstützung des Dortmunder Zentrums für Weiterbildung geschuldet. (Fakultät)

Kontakt: Dr. Manuela Weidekamp-Mai-cher, Ruf: 755-2826

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Nachwuchssorgen an deutschen Hochschulen Forscherteam untersucht den Zusammenhang zwischen Kinderlosigkeit und Beschäftigungsbedingungen.

Rehabilitationswissenschaften: Neuer Stipendienpreis fördert künftig Theorie-Praxis-Bezug, und Studie begutachtet Städtische Einrichtungen.

Im Jahr 2004 hatten an nordrhein-west-fälischen Hochschulen 74 Prozent des wissenschaftlichen Mittelbaus keine

Kinder. Dies fand ein Dortmunder For-scherteam um Prof. Sigrid Metz-Göckel in einer Studie über Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler in NRW heraus. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt »Wissen- oder Elternschaft?« untersu-chen die Wissenschaftlerinnen nun den Zusammenhang zwischen Kinderlosig-keit und Beschäftigungsbedingungen an deutschen Hochschulen in acht Bun-desländern. Im Vergleich zu Ländern wie Frankreich oder Schweden ist die Ge-burtenrate bei Personen mit einer Hoch-schulbildung in Deutschland sehr niedrig. Dies betrifft in ganz besonderem Maße Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-ler an Hochschulen. Und das trifft nicht nur auf Frauen zu, sondern auch Männer haben zunehmend keine Kinder. Wegen der oftmals schwierigen Beschäftigungs-verhältnisse – befristete Verträge oder Teilzeit – im wissenschaftlichen Mittel-bau rechnet das Team mit einer weiteren Zunahme der Kinderlosigkeit in dieser Statuspassage. Die Daten zu den Eltern bzw. Kinderlosen werden ermittelt auf der Basis von etwa 85.000 Beschäftigten aus acht Bundesländern.

Auch Männer sind betroffen.

Im Unterschied zu anderen Erhebungs-verfahren wie des Sozioökonomischen Panels (SOEP) und des Mikrozensus stützt das Forscherteam seine Aussa-gen nicht auf Stichproben, sondern auf eine Vollerhebung. Möglich gemacht hat dies eine außergewöhnliche Kooperati-on mit den Landesämtern für Besoldung und Versorgung von acht ausgewählten

schwieriger, präzise Angaben über Kin-der von Beschäftigten an Hochschulen zu erhalten. Für politische Intentionen und Interventionen zugunsten familien-freundlicher Hochschulen stelle die un-zureichende Datenlage zu den Eltern eine merkwürdige Schieflage dar, so Sigrid Metz-Göckel.

Die Untersuchung »Wissen- oder Eltern-schaft? Kinderlosigkeit und Beschäfti-gungsbedingungen an Hochschulen in Deutschland« wird unter der Leitung von Prof. Sigrid Metz-Göckel am Hochschul-didaktischen Zentrum durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie dem europä-ischen Sozialfonds (ESF) im Programm »Frauen an die Spitze« mit einer Lauf-zeit bis November dieses Jahres finan-ziert. Das Projekt knüpft an Ergebnisse aus der Studie »Junge Elternschaft und Wissenschaftskarriere« an, das im HWP-Programm von Nordrhein-Westfalen und der Technischen Universität Dortmund

gefördert wurde und sich auf die Uni-versitäten in Nordrhein-Westfalen be-schränkt hat.

Buchveröffentlichung: Sigrid Metz-Göckel/Christina Möller/Nicole Auferkorte-Michaelis: »Wissen-schaft als Lebensform – Eltern un-

erwünscht? Kinderlosigkeit und Beschäftigungsverhältnisse des wis-

senschaftlichen Personals aller nord-rhein-westfälischen Universitäten«, Bar-bara Budrich Verlag Opladen 2009 http://www.budrich-verlag.de/pages/details.php?ID=174 (HDZ)

Kontakt: Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel, E-Mail: [email protected], Christina Möller, Ruf: 755-5537 oder 22632376

Die engere Verzahnung von Theorie und Praxis ist seit langem das Ziel der erfolgreichen Kooperation zwi-

schen der Fakultät Rehabilitationswis-senschaften der TU Dortmund und der »Evangelischen Stiftung Volmarstein«. Ein weiterer Baustein dieser Zusammen-arbeit wird der neue von beiden Part-nern ausgelobte »Volmarstein Stipen-dienpreis« sein, mit dem herausragende Leistungen der Studierenden honoriert werden. Diese neue Form der Zusam-menarbeit startete am 16. Februar mit der offiziellen Unterzeichnung des Ko-operationsvertrags durch den Vorstand der »Evangelischen Stiftung Volmarstein« sowie durch die Leitung der TU Dortmund, vertreten durch die Dekanin der Fakultät »Rehabilitationswissenschaften«, Prof. Elisabeth Wacker.

Angelehnt an das Motto der Technischen Universität Dortmund »Mensch und Tech-nik« entsteht eine Kooperation zweier be-deutender Einrichtungen, die Menschen mit Behinderung oder chronischer Er-krankung unterstützen: Die TU Dortmund bringt sich über ihre Fakultät Rehabilita-tionswissenschaften als Wissenschafts-partner ins Spiel – sie ist europaweit die größte Fakultät, die sich ganz den Fragen der Pädagogik und Rehabilitation für die-sen Personenkreis widmet. Die »Evange-lische Stiftung Volmarstein« widmet sich seit 1904 dem „Dienst am Nächsten“. Ihr Aufgabengebiet umfasst die Orthopädi-sche Klinik Volmarstein, das Evangeli-sche Krankenhaus Hagen-Haspe, sta-tionäre, teilstationäre und ambulante Angebote der Behindertenhilfe für Kin-der, erwachsene und alte Menschen in

Wetter, Hagen, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und in Mecklenburg-Vorpommern, eine Förderschule für behinderte Kinder, das »Berufsbildungswerk« und das »Werner-Richard-Berufskolleg«, die Werkstatt für behinderte Menschen in Wetter und Hagen-Berchum, das Forschungsinstitut Technologie und Behinderung, die Ambu-lanten Dienste und Beratungsstellen, die integrative Rehabilitationsmedizin sowie die Martinskirchengemeinde.

Ein besonderer Baustein der Kooperation soll künftig der »Volmarstein Stipendien-preis« sein. Dieser wird an Studierende der Fakultät vergeben, um herausragen-de Studierende im Forschungsgebiet der Rehabilitationstechnologie oder ver-wandten Gebieten zu fördern. Dabei kön-nen auch Studienleistungen gewürdigt werden, welche in Kooperation mit der »Evangelischen Stiftung Volmarstein« entstanden sind. Bei diesen Leistungen steht im Vordergrund, Forschung und Praxis für alltagsrelevante, technologie-

Pfarrer Jürgen Dittrich, Vorstandssprecher der Evangelischen Stiftung Volmarstein (vor-ne links) und Reha-Dekanin Prof. Elisabeth Wacker (vorne rechts) unterzeichneten den Kooperationsvertrag. Student Roland Breker und Prodekan Prof. Christian Bühler (stehend v. l.) freuen sich auf die Zusammenarbeit mit der Stiftung.

Dies und Das

Die Wirtschafts- und Sozialwissen-schaftliche Fakultät hat Dr. Ute Fischer am 28. Januar die Lehrbefugnis für das Fach Soziologie erteilt. Dr. Ursula Rei-nermann (Fakultät 12) feiert am 1. Mai ihr 40jähriges Dienstjubliläum.

Vom 3. bis 11. Februar war Prof. Jun Yamana von der Gakugei-Universität Tokyo zu Gast am Lehrstuhl für All-gemeine Erziehungswissenschaft von Prof. Lothar Wigger. Während sei-nes Aufenthaltes veranstaltete er ein Kompaktseminar mit dem Titel »Bil-dung und Erziehung in Japan heute«, das die Studierenden zu einer verglei-chenden Perspektive aktueller Erzie-hungsprobleme in Deutschland und Japan anregte. Im Rahmen seines öf-fentlichen Vortrags »Erziehungsräume in Japan« beeindruckte Prof. Yamana die Anwesenden mit seiner historisch-systematischen Darstellung des Mo-dernisierungsprozesses japanischer Erziehung am Beispiel der räumlichen Gestaltung des Schulunterrichts. Sein auf Foucaults Theorie gestützter an-spruchsvoller und zugleich anschau-licher Vortrag war für Professoren und Studierende gleichermaßen anregend. Neben dem Vergleich deutscher und japanischer Erziehung und der Ge-schichte der deutschen Reformpäda-gogik sind Kinder- und Jugendbücher ein weiterer Forschungsschwerpunkt des japanischen Wissenschaftlers. In-sofern waren die Arbeitsstelle für ma-terialgebundene experimentelle Spiel-pädagogik der Fakultät 12 sowie die Kinder- und Jugendbuchsammlung der Unibibliothek von großem Interesse für den japanischen Gast. Insgesamt bo-ten die Veranstaltungen und die vielen wissenschaftlichen Gespräche für alle Beteiligten die Möglichkeit über den „Tellerrand“ der eigenen (Fach-) Kultur hinaus zu blicken. (Fakultät

nahe Fragestellungen zu verbinden und kritisch zu reflektieren. Der neue Stipen-dienpreis wird daher für besondere Leis-tungen bei der Überführung von theoreti-schen Konzepten und wissenschaftlichen Denkansätzen in angewandte Rehabilita-tion vergeben, welche der Förderung und Entwicklung eines selbstbestimmten Le-bensstils mit hoher Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen dienen. Dafür sind Reflektionen in folgenden Be-reichen denkbar: Ersten: Wie das Leben von Menschen mit Behinderungen durch

technische Hilfen erleichtert, verschö-nert, angenehmer gemacht werden kann. Zweitens: Analyse und Beachtung von Wohlfühlgewohnheiten, Bedürfnissen und Wünschen von Menschen mit Behin-derungen. Drittens: Selbstverwirklichung und Lifestyle durch Unterstützung mit Rehabilitationstechnik, universellem De-sign und Barrierefreiheit. (Fakultät)

Kontakt:Daniela de Wall-Kaplan, Ruf: 755-2891, E-Mail: daniela.dewall@tu- dortmund.de

Wie es um die Barrierefreiheit öffent-licher Gebäude bestellt ist, hat die TU Dortmund in einer breit angelegten Studie untersucht. Dazu wurden über hundert öffentliche Gebäude in sieben nordrhein-westfälischen Städten un-ter die Lupe genommen, darunter rund zwanzig Verwaltungsgebäude, Schulen, Sport- und Freizeitstätten in Dortmund. Methodik und Ergebnisse der Studie für den Bereich der Stadt Dortmund stell-ten Prof. Christian Bühler und Architekt Martin Philippi im Februar gemeinsam mit Stadtdirektor Ullrich Sierau und der städtischen Behindertenbeauftragten Christiane Vollmer beim Ortstermin an drei der untersuchten Gebäude vor. Ull-rich Sierau: „Die Untersuchung bestä-tigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und auch schon einiges erreicht haben. Sie zeigt uns aber auch, wo wir noch besser werden müssen und gibt uns dazu Vorschläge an die Hand.“

Bundesländern. Dem Projekt wurden die anonymisierten Personal- und Kinder-daten des wissenschaftlichen Personals für 2006 (sowie ältere Vergleichsjahre) für eine Analyse bereitgestellt. Dieser Zu-gang war aufgrund der föderalistischen Struktur in den Ländern aufwändig und langwierig, da auf die Einhaltung der da-tenschutzrechtlichen Vorgaben geachtet werden musste. Mittlerweile liegen dem Forschungsteam alle Perso-naldaten vor, und zwar des gesamten wissenschaftli-chen Personals der Universi-täten und Fachhochschu-len der Bundesländer Baden-Württemberg, R h e i n l a n d - P f a l z , Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Sach-sen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen, differenziert nach Sta-tus und Geschlecht. Damit können erstmalig äußerst präzise Zahlen über Eltern und Kinderlose an den Hochschulen vorgelegt werden.

Forschungsfragen sind: Wie hoch ist die tatsächliche Kinderlosig-keit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an bundesdeut-schen Hochschulen? Welche Unter-schiede zeichnen sich ab zwischen den Geschlechtern, den Status-gruppen, den Hochschultypen und Altersgruppen? Im Mittelpunkt der Analyse stehen die Zusammenhän-ge zwischen Beschäftigung (Umfang und Dauer), Hochschultyp (Universität oder Fachhochschule), Statusgruppe (wissenschaftlicher Mittelbau oder Professor/innen), Geschlecht, Alter und Kinderlosigkeit bzw. Anzahl der

Kinder. Es werden Datensätze aus unter-schiedlichen Jahren herangezogen, um Entwicklungsverläufe aufzuzeigen. Die präzise Ermittlung der Kinder und ihre Zuordnung zu Eltern bestimmter Berufs-gruppen ist – kaum zu glauben – für die demografische Forschung in Deutschland ein großes Problem. Die amtliche Hoch-

schulpersonalstatistik ent-hält bisher keine Daten zu den Kindern, diese fallen

lediglich bei den Lan-desämtern für Besol-dung an. Da mit der Tarifumstellung die

Kinder nicht mehr erfasst werden, wird es künftig umso

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Die TU trauert um

Dr. rer. nat. Walter H. R. Ehrenstein, der nach schwerer Krankheit am 30. Janu-ar dieses Jahres im Alter von 58 Jah-ren verstarb. Dr. Ehrenstein hat seine wissenschaftliche Tätigkeit am Leib-niz-Institut für Arbeitsforschung im Jahre 1985 in der Abteilung »Sinnes- und Neurophysiologie« begonnen. Sein Interesse galt den Gesetzmäßig-keiten der menschlichen Wahrneh-mung und ihrer Bedeutung für die be-rufliche Arbeit. Daneben hatte er ein ausgeprägtes Interesse an Fragen der Wissenschaftsgeschichte. Der Vor-stand der Forschungsgesellschaft für Arbeitsphysiologie und Arbeitsschutz, der Direktor, der Betriebsrat und die Belegschaft des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung sowie die TU Dort-

mund werden ihn als Men-schen und Wis-s e n s c h a f t l e r vermissen und ihm ein ehren-des Andenken bewahren.

Dies und Das

25 Jahre im Dienst: Marika Giebel (Lehrstuhl Biomaterialien) am 1. Ap-ril, Klaus-Dieter Heinrich (Institut für Roboterforschung) am 9. April, Tho-mas Reinsch (ITMC) am 7. März, Petra Schlager (ITMC), am 1. Januar und Dr. Manfred Thibud (ITMC) am 15. März

Das Institut für Umformtechnik und Leichtbau richtete am 12. März einen Workshop zum Thema »Impulsum-formung« aus. Es handelte sich dabei bereits um die 8. Veranstaltung in ei-ner Reihe von nationalen und interna-tionalen Workshops und Konferenzen. In diesem Jahr wurden insbesondere erste Ergebnisse aus dem DFG-Paket-antrag »Methodenplanung für qua-si-statisch-dynamisch kombinierte Umformprozesse« vorgestellt und mit thematisch passenden Vorträgen an-derer Universitäten und Unternehmen ergänzt.

Ab dem 3. Februar ist der Humboldt -preisträger Prof. Thomas J. Weiler von der Vanderbilt University in Nashville (USA) an der Fakultät Physik zu Gast. Weiler, der im Jahr 2008 den Hum-boldt-Preis für seine e n t s c h e i -denden Bei-träge zum Verständnis der starken Wechselwir-kung zwi-schen den Quarks im Atomkern und seine Forschungen auf dem Gebiet der Astroteilchen- und Neutrinophysik erhielt, plant in Dort-mund neue Arbeiten in Kooperation mit den Forschungsgruppen von Prof. Heinrich Päs, Prof. Ewald Reya und Prof. Wolfgang Rhode.

Dr. Arnd Jenne und sein Team von der Fakultät Raumplanung konnten sich im Hochschulwettbewerb zum Wis-senschaftsjahr 2009 mit ihrem Projekt »Immobilie-vor-Ort« einen Platz unter den besten 15 Projektideen sichern und freuen sich nun über 10.000 Euro. Unter dem Oberthema »Alltagstaug-lich?« hat das Team vom Fachgebiet Gewerbeplanung ein Projekt auf die Beine gestellt, dass Schüler der gym-nasialen Oberstufe an das Thema »Im-mobilien- und Stadtentwicklung« her-anführen soll. Kontakt: Dr. Arnd Jenne, Ruf: 755-7845

Fachtagung zu innovativen Zerspanungsprozessen

»Patent-Ticket«: Busse und Bahnen für ÄltereMit öffentliche Verkehrsmitteln den Alltag selbstbestimmt gestalten

Busse und Bahnen für Ältere – mehr als nur Barrierefreiheit. Dies war das Thema einer Fachtagung, die am 12.

März am Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung (VPL) von Prof. Christian Holz-Rau ausgerichtet wurde. Anlass war der Abschluss des Forschungsprojektes »Das PatenTicket – Modellhafte Mobili-tätsdienstleistungen für ältere Menschen durch Empfehlungsmarketing im ÖPNV«. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist für ältere Menschen ein wichtiger Bei-trag zur Sicherung des selbstbestimm-ten Alltags. Gleichzeitig sind Ältere eine relevante Zielgruppe für Verkehrsunter-nehmen. Aber welche Bedürfnisse haben Ältere und mit welchen Konzepten kann ihnen der Zugang zu öffentlichen Ver-kehrsmitteln erleichtert werden, thema-tisierte Christian Holz-Rau zum Auftakt die Bedürfnisse älterer Menschen im Hin-blick auf Mobilität und Erreichbarkeit.

ÖPNV ist für Ältere sehr wichtig.

In verschiedenen Forschungsprojek-ten der vergangenen Jahre wurden am Fachgebiet Verkehrswesen und Ver-kehrsplanung Untersuchungen zur Mo-bilität Älterer oder zum Thema ÖPNV und Daseinsvorsorge durchgeführt. Aus den Ergebnissen können zielgruppen-spezifische Ansätze abgeleitet werden. Matthias Fiedler von Rupprecht Consult – Forschung & Beratung GmbH berichte-te von Forschungsergebnissen aus dem Projektkontext »Older People and Public Transport – Challenges and Chances of an Ageing Society«. Für die European Me-tropolitan Transport Authorities (EMTA)

wurden Herausforde-rungen und Konse-quenzen des demographischen Wandels sowie mehr als 20 gute Beispiele aus ganz Europa zur Mobilität Älterer mit öffentli-chen Verkehrsmitteln bewertet. Anschlie-ßend wurde das Projekt »Das PatenTicket – Modellhafte Mobilitätsdienstleistungen für ältere Menschen durch Empfehlungs-marketing im ÖPNV« vorgestellt. Stamm-kundinnen und Stammkunden ab 60 Jah-re suchten sich ein ÖPNV-unerfahrenes, mindestens 60 Jahre altes »Patenkind« und unterstützten es drei Monate lang bei der ÖPNV-Nutzung. Die Evaluation des Projektes zeigte eine überraschende Erfolgsquote: Rund 30 Prozent der »Pa-tenkinder« hatten inzwischen eine Seni-

oren-Jahreskarte abonniert, ein weiteres Drittel nutzt Busse und Bahnen häufiger als zuvor. Birgit Kasper von der TU Dort-mund, Steffi Schubert von bkforschung und Jürgen Toepsch von den Kölner Ver-kehrsbetrieben stellten das Projektde-sign und die Ergebnisse zur Diskussion. Johanna Balthesen und Bianca Kaczor vom Kreisverwaltungsreferat Mobilitäts-management in München präsentierten die aktuelle Strategie des Direktmarke-tings für ältere Menschen. Auf diesem Weg soll die Ressourcen sparende Mobi-lität älterer Menschen gefördert und die gesellschaftliche Teilhabe unterstützt werden. Inhaltlich besteht eine Orientie-rung am Konzept der Mobilitätsberatung

für Neubürgerinnen und Neubürger, das sich bereits bewährt hat. Das »Bärenti-cket« ist ein Konzept des Verkehrsver-bundes Rhein-Ruhr, das der Zielgruppe der Älteren zur Sicherung der Mobilität dient. Heinz Hauschildt und Reinhard Merkel berichteten über die inzwischen gewonnenen Erfahrungswerte. Welche Aspekte haben sich bewährt und welche könnten weiterentwickelt werden – so-wohl im Hinblick auf die Verkehrsmittel-nutzung der Älteren als auch im Hinblick auf betriebswirtschaftliche Ergebnisse. (Fakultät)

Kontakt: Birgit Kasper, Ruf: 755-4822, E-Mail: [email protected]

Klimagerechte Architektur:Abschied von Helmut Müller

Den Lehrstuhl »Klimagerechte Ar-chitektur« hatte Prof. Helmut Mül-ler 16 Jahre lang inne. Die Fakultät

würdigte ihn in einer Feierstunde am 18. Februar anlässlich seines Ausscheidens aus dem Universitätsdienst für sein gro-ßes Engagement in Forschung und Lehre und seine Verdienste im internationalen Kontext. Prof. Müller selbst wies in sei-nem Abschiedsvortrag zum Thema »Ent-wicklungen in der klimagerechten Archi-tektur« ein letztes Mal in seiner Funktion als Universitätsprofessor auf die Bedeu-tung des energieeffizienten Bauens im Blick auf die globale Zukunft hin.

Schon Ende der 70er Jahre waren Ener-gieeffizienz und Lichttechnik Schwer-punkte in Prof. Müllers beruflichem Le-ben. Nach seinem Architekturstudium an der TH Hannover und der Universität Stuttgart sowie dem folgenden DAAD-Stipendium in London kehrte er zur Pro-motion nach Stuttgart zurück und wurde dort 1981 mit dem Dissertationspreis ausgezeichnet. Seine Mitarbeit bei ei-nem renommierten Kölner Unternehmen für gebäudetechnische Gesamtplanung seit 1979 galten u.a. bereits den Themen Lichttechnik und rationelle Energiever-wendung. Zehn Jahre hatte Helmut Müller eine Professur am Fachbereich Architek-tur der Fachhochschule Köln im Lehrge-biet Baustofflehre/-technologie inne und gründete und leitete darüber hinaus dort das Institut für Licht- und Bautechnik (ILB). 1993 übernahm Prof. Müller den neu eingerichteten Lehrstuhl »Klimagerechte Architektur« der Fakultät Bauwesen. Als besonders reizvoll, so Prof. Müller, habe er seine Tätigkeit innerhalb des Dortmun-der »Modells Bauwesen« empfunden, da gerade die Aufgabe der klimagerechten Architektur nur in enger Kooperation von

Architekten und Ingenieuren gelöst wer-den könne. Kooperation spielte für Prof. Müller eine große Rolle. So pflegte er in der Forschung die Zusammenarbeit mit Universitäten in Europa und Afrika. In der Lehre entstand – gemeinsam mit der Fakultät Elektroingenieurwesen – der Studienschwerpunkt »Integration erneu-erbarer Energien in Gebäuden« und eine Vernetzung mit sechs europäischen Uni-versitäten. Im Rahmen des EU-Projektes »PREA – Promoting Renwable Energies in Africa« wurden in Zusammenarbeit mit vier europäischen Partnern an drei Part-neruniversitäten des südlichen Afrikas die Masterkurse »Integration of Rene-wable Energies in Buildings« eingeführt. International von herausragender Bedeu-tung waren Kooperationen mit den Fakultäten der Univer-sität Dar es Salaam (Tanzania) und der Semyung-Univer-sität Seoul (Süd-Korea). Die Studie-renden werde er besonders vermissen, sagte Prof. Müller bei seinem Abschied. Ihm werde ihr Elan, ihr Inter-esse und das gemeinsame Besprechen der Problem-s t e l l u n g e n fehlen. Die-ses Kom-p l i m e n t gaben die Studieren-den ihm zu-rück (Fakul-tät)

Mit der Veranstaltung »Innovative Zerspanung: Prozess – Simula-tion – Optimierung« setzte das

Institut für Spanende Fertigung (ISF) am 10. und 11. März die Tagungsreihe »Fachgespräch zwischen Industrie und Hochschule« fort. Die Tagung widmete sich den Fragen und Problemstellungen zu Prozessen und Werkzeugen, Maschi-nen und dem informationstechnischen Umfeld. Das ISF verpflichtet sich mit der Veranstaltung in besonderer Weise dem Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Industrie und Hochschule. Au-ßerdem wurde im Rahmen der Tagung die »Otto-Kienzle-Gedenkmünze« der »Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik« (WGP), die höchste nationale Auszeichnung auf dem Gebiet der Fertigungstechnik, verliehen.

Die Fachvorträge der Tagung, in denen ne-ben Vertretern der Hochschule insbeson-

Nicht nur für Seniorinnen und Senioren ein Problem: schlecht leserliche und unübersichtliche Schalter und Fahrpläne

dere Werkzeug- und Maschinenhersteller sowie Anwender zu Wort kamen, zeigten aktuelle Potenziale für den Werkzeug- und Formenbau, die Luft- und Raumfahr-tindustrie sowie für die Automobilindus-trie auf. Außerdem gaben die Referenten neue Strategien und Entwicklungen in den Bereichen der Bearbeitung moderner Stähle, Leichtbau- und Verbundwerkstof-fe wieder und beschrieben die Notwen-digkeiten der Simulation und Optimierung zur Gestaltung sicherer Fertigungspro-zesse. Umfangreiche praktische Vorfüh-rungen im Versuchsfeld rundeten die Tagung ab. Die zweitägige Veranstaltung bot ausreichende Gelegenheiten für Dis-kussionen sowie den Austausch von Wis-sen und Erfahrung. (Institut)

Kontakt: Jens Rautenberg, Institut für Spanende Fertigung, Ruf: 755-5814, E-Mail: [email protected], Infos: www.isf.de/veranstaltungen/2009_tagung

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Seite 703-04/09 | Nr. 407 unizet | Natur und Technik

Doktoranden-kolleg stärkt Informatik.

Forschungsprojekt zur Sicher-heit von Stromnetzen gestartet

In 80 Tagen durch Deutschland: Dortmunder Wissenschaftler errechnen optimale Route.

Rainer Zietlow hat mit einem erdgas-betriebenen VW Caddy schon den ganzen Globus umrundet sowie den

Himalaya überquert – und es damit in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Inzwischen ist der Auto-Abenteurer zu seiner nächsten großen Fahrt aufgebro-chen; in 80 Tagen will er allen 800 deut-schen Erdgas-Tankstellen einen Besuch abstatten. Insgesamt ca. 18.000 Kilome-ter muss er dazu hinter sich bringen. Wie der Abenteurer diese Strecke mit mög-lichst niedrigem Erdgasverbrauch be-wältigen kann, hatte ein Forschungsteam der Technischen Universität Dortmund zuvor herausgefunden. Wie die Forscher die optimale Route berechnet haben und wie der Abenteurer bislang damit gefah-ren ist, erläuterten sie am 16. Februar bei ihrem Zwischenstopp in Dortmund. Das Ziel für das Team vom Lehrstuhl für Ver-kehrssysteme und -logistik von Prof. Uwe Clausen war klar: mit möglichst wenigen gefahrenen Kilometern die 800 Tankstel-len in ganz Deutschland anzusteuern. Dabei achteten die Wissenschaftler auch darauf, dass sie Strecken auswählten, auf denen Rainer Zietlow und sein Beifahrer, der Fotograf Franz Janusiewicz, einen möglichst niedrigem Erdgasverbrauch erreichen könnten. „Bei einer Strecke mit mehr als 800 Stationen ist dies ein schwe-res Optimierungsproblem“, verriet der Projekt-Koordinator an der TU Dortmund, Sascha Wohlgemuth. Den Wissenschaft-lern ist es jedoch mit Hilfe verschiedener Verfahren gelungen, einen möglichst effi-zienten Tourenplan zu erstellen. „Dieser kommt der verbrauchsoptimalen Strecke zwischen allen Tankstellen sehr nahe“, so Prof. Uwe Clausen. Zur Lösung wurde ein

Promotion auf international höchstem NiveauEuropaweit größtes Graduiertencluster für Industrielle Biotechnologie gestartet

Erfolgreiche Zusammenarbeit: Auto-Abenteurer Rainer Zietlow und Prof. Uwe Clausen von der TU Dortmund.

diskretes Optimierungsmodell entwickelt und mittels mathematischer Verfahren gelöst. Das Erdgasauto, ein VW Passat mit 150 PS, wird während seiner Mara-thonfahrt auch das einzige Erdgasfeld Deutschlands im Münsterland besuchen und bei einem Autofahrer Station ma-

chen, der mit seinem privaten Erdgas-Fahrzeug bereits über 400.000 Kilometer zurückgelegt hat.

Kontakt: Prof. Uwe Clausen, Ruf: 755-6335, Sascha Wohlgemuth, Ruf: 755-7335

Die Technische Universität Dort-mund verbucht erneut einen Er-folg in einem zukunftsweisenden

Forschungsgebiet: Am 1. April startet das »Graduiertencluster für Industrielle Biotechnologie« als gemeinsames Pro-motionskolleg der TU Dortmund und der Universitäten Bielefeld und Düsseldorf. Das europaweit größte Doktoranden-programm auf diesem Forschungsfeld ist eingebettet in das NRW-Netzwerk »CLIB2021« Cluster Industrielle Biotech-nologie“. Sprecherhochschule der einzig-artigen Doktorandenausbildung ist die TU Dortmund. Das bis Dezember 2012 laufende Programm ermöglicht insge-samt 84 Nachwuchswissenschaftlern – 28 davon in Dortmund – eine Promotion auf international höchstem Niveau. Mit 4,1 Millionen Euro fördert das nordrhein-westfälische Innovationsministerium das 7,2 Millionen Euro teure Programm. Die restlichen Mittel setzen sich aus Eigen-anteilen der Hochschulen und Beiträgen der im »CLIB2021« organisierten Bio-technologie-Unternehmen zusammen.

International erstklassig

„Mit dem neuen Graduiertencluster sind die TU Dortmund und ihre beiden Partnerhochschulen international ers-te Adressen für hochqualifizierten For-schungsnachwuchs in der industriellen Biotechnologie“, freut sich TU-Rektorin Prof. Ursula Gather. Und Prof. Gerhard Schembecker, Sprecher des neuen Pro-motionskollegs betont, dass vor allem die enge Verzahnung mit der industriellen Praxis ein Alleinstellungsmerkmal der neuen Graduiertenausbildung darstellt. „Die Ausrichtung der Forschung auf in-

dustrierelevante Fragestellungen und die Einbindung von Unternehmen in die Aus-bildung sind integrale Bestandteile des Promotionsstudiums“, sagt der Inhaber des Lehrstuhls für Anlagen- und Prozess-technik der Fakultät Bio- und Chemiein-genieurwesen der TU Dortmund.

In Dortmund arbeiten die Bio- und Che-mieingenieure mit so renommierten Part-nern wie Bayer oder Evonik zusammen. Aber auch kleine Hightech-Unternehmen aus dem Umfeld der TU Dortmund, wie beispielsweise die Wittener »bitop AG« oder die im BioMedizinZentrumDortmund (BMZ) beheimatete »InterMed Discovery GmbH«, stehen auf der Liste der Koope-rationspartner. Die Hochschulen profitie-ren hier von den Kontakten im Netzwerk »CLIB2021«, das die chemische Industrie,

junge biotechnologische Unternehmen sowie wissenschaftliche Institute aus NRW vereint und vom Bundesforschungs-ministerium mit 20 Millionen Euro geför-dert wird. Die Auswahl der 84 Teilnehmer des Promotionsstudiengangs erfolgt im Rahmen einer internationalen Ausschrei-bung, für die sich hochqualifizierte Stu-dierende unter anderem aus den Berei-chen Chemie, Biologie, Verfahrenstechnik oder Medizin bewerben können. Geför-dert werden die Nachwuchsforscher mit einem monatlichen Stipendium in Höhe von 1.500 Euro. Thematisch stützt sich das Cluster auf vier Technologiebereiche: Im Bereich »Polyomics« beschäftigt sich das Forschungsprogramm mit der Fra-ge, wie Prozesse innerhalb der Zelle so beeinflusst werden können, dass sie ge-zielt gewünschte Produkte generieren. Im

Rahmen des Bereichs »Expression« wird untersucht, wie diese Produkte durch die Zellwände transportiert und so beispiels-weise als neue Katalysatoren oder En-zyme genutzt werden können. Im dritten Bereich, der »Biokatalyse«, wird versucht, diese in den Zellen hergestellten Produk-te – oder aber gleich die ganze Zelle – für neue chemische Reaktionen zu nutzen, um zum Beispiel aus nachwachsenden Rohstoffen Vorprodukte für Kunststoffe herzustellen. Aufgabe des Bereichs »Auf-arbeitung« ist es schließlich, geeignete Verfahren zu erarbeiten, um Nebenpro-dukte oder Verunreinigungen, die bei den biochemischen Reaktionen entstehen, abzutrennen. (Fakultät)

Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Gerhard Schembe-cker, Ruf: 755-2339

Wissenschaftlicher Nachwuchs: Promotion auf international höchstem Niveau bietet das neue Graduiertencluster.

Schwerwiegende Störungen in den elektrischen Übertragungsnetzen verursachen oftmals großflächi-

ge Stromausfälle, wie beispielsweise die europaweite Störung im November 2006. Das Anfang 2009 gestartete Forschungs-projekt »ICOEUR« (Intelligent Coordinati-on of Operation and Emergency Control of EU and Russian Power Grids) will in den nächsten drei Jahren wesentliche An-wendungen für Technologien zur Verbes-serung des Betriebs und der Sicherheit großer elektrischer Energietransportnet-ze weiterentwickeln. Der Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft an der Technischen Universität Dort-mund arbeitet als Konsortialführer mit 22 Partnern aus der Europäischen Union und Russland zusammen. Das Team um Lehrstuhlinhaber Prof. Christian Rehtanz ist dabei an fünf von sechs Arbeitspake-ten beteiligt und kümmert sich um Pro-jektmanagement und Koordination. Die Aufgabe des Projektleiters übernimmt Lehrstuhl-Mitarbeiter Ulf Häger. Zwei-mal jährlich kommen die Projekt-Partner zusammen, das Abschlusstreffen im Dezember 2011 wird in Dortmund statt-finden. Die internationale Kopplung von elektrischen Energietransportnetzen bietet eine Reihe von Vorteilen bei der Betriebssicherheit, bei der Integration von erneuerbaren Energien oder auch für den Energiehandel. Aus diesen Grün-den wurde das europäische Verbundnetz (UCTE) seit seiner Einführung im Jahr 1951 ständig erweitert. Um Netze dieser Größenordnung störungsfrei betreiben zu können, sind innovative Verfahren und Technologien notwendig, die im Rahmen von »ICOEUR« weiterentwickelt werden

sollen. In diesem Zusammenhang ist ei-ner der Forschungsschwerpunkte die Weiterentwicklung einer dynamischen »Weitbereichsmessung«, basierend auf zeitsynchronisierten Zeigermessungen im Hinblick auf die Erfassung und Detek-tion gefährlicher Netzzustände. Hierbei erfolgt die Messung von Strom und Span-nung an entfernten Orten zeitsynchro-nisiert durch ein GPS-Satellitensignal. Ein weiteres Forschungsthema ist die Entwicklung von innovativen Schutzsys-temen, die mit Hilfe der dynamischen Weitbereichsmessung im Störungsfall automatische Gegenmaßnahmen einlei-ten. So könnte beispielsweise eine geziel-te Netztrennung zwischen zwei System-bereichen eine Ausbreitung einer Störung von einem gestörten Netzbereich in einen ungestörten Netzbereich verhindern. Die Basis für dieses Europäisch-Russische Forschungsprojekt bildet eine gemeinsa-me politische Entscheidung, die wissen-schaftliche und technische Kooperation zu stärken. Im Energiebereich wurden zwei Themengebiete ausgewählt, zum ei-nen elektrische Transportnetze und zum anderen Biomasse zur Kraft-Wärme-Kopplung. Die Ausschreibung wurde im Jahr 2008 veröffentlicht, und die einge-reichten Angebote wurden sowohl von der Europäischen Kommission als auch von der Russischen Behörde für Wissen-schaft und Forschung, »FASI«, begutach-tet. Das »ICOEUR«-Projekt wurde als das beste Angebot sowohl auf russischer als auch auf EU-Seite bewertet.

Kontakt: Ulf Häger, LS für Energiesysteme und Energiewirtschaft, Ruf: 9700-981, E-Mail: [email protected]

Die »Informatik-Ruhr«, ein Zusammen-schluss der Informatiker der TU Dort-mund, der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen veran-stalteten am 9. und 10. März erstmals ein gemeinsames Doktorandenkolleg. Mit dieser Veranstaltung stellten die drei Hochschulen der »Universitätsallianz Metropole Ruhr« die Weichen für eine noch intensivere forschungsorientier-te Kooperation. Wichtiges Ziel des Dok-torandenkollegs war die Bildung eines persönlichen Netzwerkes zwischen den Nachwuchswissenschaftlern. Den Dok-torandinnen und Doktoranden der »Infor-matik Ruhr« steht nun eine Plattform zur Verfügung, die den wissenschaftlichen Austausch über die engeren fachlichen Grenzen der Teildisziplinen der Informa-tik hinaus ermöglicht. Außerdem bot das Kolleg eine ausgezeichnete Gelegenheit, um Informationen zu Karrierewegen in Wirtschaft und Wissenschaft vorzustel-len und persönliche Perspektiven für die Zeit nach der Promotion zu diskutieren. 28 Doktorandinnen und Doktoranden beteiligten sich an diesem ersten Kol-leg. Der Erfahrungsaustausch unter den Doktorandinnen und Doktoranden wur-de ergänzt durch eingeladene Referen-ten aus der Praxis. „Diese Veranstaltung ist ein weiterer maßgeblicher Schritt zur Vernetzung der Informatikbereiche im Ruhrgebiet“, betonte Tagungsleiter Prof. Gernot A. Fink von der Fakultät für In-formatik der TU Dortmund. „Für unsere Promovierenden bietet diese Form des themenübergreifenden Erfahrungsaus-tausches eine Quelle für neue Ideen und eine Möglichkeit, persönliche Kontakte zu knüpfen.“ (Jesse) Kontakt: Dr. Norbert Jesse, Fakultät nformatik, Ruf: 755-6221, E-Mail: [email protected]

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Seite 8 03-04/09 | Nr. 407unizet | Wissenschaft und Praxis

Impressum

Herausgeber: Technische Universität Dortmund, 44221 Dortmund (Referat für Öffentlichkeitsarbeit) Chefredak-tion: Angelika Willers (Wi), Ruf: 755-5449, E-Mail: [email protected] Layout: Angelika Willers Weitere Mitarbeit: Sylvia Ebbes (Ver-trieb), Jürgen Huhn (Fotos), Gabriele Scholz (Redaktionsassistenz) Internet: www.tu-dortmund.de/unizet Basis-gestaltung: grimm.design, Düsseldorf ISSN: 1439-1198

unizet erscheint neun Mal im Jahr während der Vorlesungszeit.

Motiviert, kompetent – chancenlos?Gründungsneigung ist bei Migrantinnen deutlicher größer als die Gründungsquote.

Wiso-Tagung: Netzwerke im Mittelstand als Strategie

Eine Strategie mittelständischer Unternehmen ist der Zusammen-schluss zu einem Netzwerk oder ei-

ner Supply Chain mit gleichberechtigten, autonomen Partnern. Hierdurch können sie den Großen der Branche im Wettbe-werb auf Augenhöhe begegnen, ohne die Vorzüge des Mittelstandes aufzugeben. Das funktioniert in einem turbulenten Branchenumfeld aber nur dann, wenn sich die Partner aufeinander abstimmen. Doch wie bekommt man die beteiligten Mittelständler unter einen Hut, wenn sie ihre Selbstständigkeit bewahren und möglichst wenige vertrauliche Informa-tionen preisgeben wollen? Am Lehrstuhl für Produktion und Logistik von Prof. Ralf Gössinger wurde ein neuer Ansatz er-forscht, der dieses Problem aufbauend auf zwei Grundideen löst. Stimmen die beteiligten Netzwerkpartner sich nicht ab, dann ergibt sich anstelle eines ge-schlossenen Miteinanders ein ungeord-netes Nebeneinander, aus dem extrem nervöse logistische Prozesse resultieren: Maschinen müssen häufig umgerüstet, Material muss häufig aus- und eingela-gert sowie transportiert werden, Sicher-heitsbestände müssen erhöht werden, und die Zulieferer müssen auf Zuruf re-agieren. Um Nervosität zu vermeiden und Netzwerksynergien voll zu erschließen, ist ein mittelfristiger unternehmens-übergreifender Kapazitätsabgleich er-forderlich. In seinem Lösungsansatz für die Balance zwischen Autonomie und Abhängigkeit setzt Ralf Gössinger genau an diesem Kapazitätsabgleich an. Die zur Nachfrageerfüllung erforderliche Kapazi-tät wird aus zwei Quellen gespeist. Län-

Der Wunsch nach Selbstständigkeit ist bei Frauen mit Migrationshin-tergrund stark ausgeprägt. Trotz-

dem ist die Gründungsquote von Migran-tinnen nach wie vor deutlich geringer als deren Gründungsneigung. Derzeit wird nur jedes vierte Unternehmen von Frauen gegründet. Bei Migrantinnen ist die Quote noch einmal um ein Drittel geringer. Grün-de dafür sucht zurzeit ein Forscherteam der TU Dortmund. Im Rahmen der inter-nationalen Tagung »Motiviert, kompetent – chancenlos?«, auf der die Resultate des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten For-schungsprojekts »Unternehmensgrün-dungen durch Migrantinnen« präsentiert wurden, stellte das Team ebenfalls seine Ergebnisse vor.

Gerade der Migrationshintergrund bringt unternehmerische Vorteile mit sich, wie beispielsweise sprachliche und kulturel-le Kompetenzen. Obwohl also Existenz-gründungen durch Migrantinnen sowohl für die wirtschaftliche Entwicklung des Standortes Deutschland als auch für die Integration von Migrantinnen von großer Bedeutung sind, gibt es auf die Frage nach den Ursachen dieser Gründungs-zurückhaltung nur wenige gesicherte Er-kenntnisse.

An dieser Stelle setzt das Projekt »Unter-nehmensgründungen durch Migrantin-nen« an, das von der Technischen Univer-sität Dortmund in Zusammenarbeit mit der WWU Münster, der Stiftung Zentrum für Türkeistudien an der Universität Duis-burg-Essen, der gaus gmbh – medien

bildung politikberatung Dortmund sowie der Unique-Gesellschaft für Arbeitsge-staltung, Personal- und Organisations-entwicklung mbH Berlin, durchgeführt wird. Seit Oktober 2006 wird das Projekt vom BMBF im Themenschwerpunkt »Po-wer für Gründerinnen – Maßnahmen zur Mobilisierung des Gründungspotenzials von Frauen« gefördert. Ziel ist die Un-terstützung von Gründerinnen mit Mig-rationshintergrund. Um die Probleme bei Existenzgründerinnen und die Wirkung des Migrationshintergrundes für das Gründungspotenzial und den faktischen Gründungsverlauf von Unternehmen zu analysieren, wurden mehr als 300 Grün-derinnen befragt. Dabei wurden neben sozialen und kulturellen insbesondere auch geschlechtsspezifische Unterschie-de berücksichtigt. Im Fokus standen dabei Migrantinnen türkischer und pol-nischer Herkunft in den Regionen Berlin und Ruhrgebiet. Darüber hinaus beglei-tete und beriet das Forscherteam mehr als ein Dutzend konkreter Gründungsvor-haben von Frauen mit Migrationshinter-grund

300 Gründerinnen wurden vom Forscherteam befragt

Die Ergebnisse der Studie wurden im Rahmen der Tagung »Motiviert, kompe-tent – chancenlos?« der Fachöffentlich-keit vorgestellt. Im Austausch mit den „Betroffenen“ wurden die unterschied-lichen Facetten des Gründungsgesche-hens diskutiert. Dabei stand die Frage

im Mittelpunkt, mit welchen Konzepten und mit welchen Instrumenten die Grün-dungsberatung zu einer Erhöhung der Gründungsquote von Frauen mit Migra-tionshintergrund beitragen kann.

Dr. Ute Fischer von der TU Dortmund ging in dem Zusammenhang auf die Rolle von Beratern und Beraterinnen im Gründungsprozess ein. Sie verdeutlichte, dass eine fallspezifische Beratung einem zielgruppenspezifischen Beratungsan-satz vorzuziehen sei. Die beiden Arbeits-Die Macher vom »Der Vorleser«

danken Architektur-Archiv.

Als Kate Winslet den Oscar für ihre Hauptrolle in der Verfilmung von Bernhard Schlinks Roman »Der

Vorleser« entgegennahm, dachte sie wohl nicht mehr an ein kleines, aber feines Ar-chiv an der TU Dortmund, das ihre große Bühne mit ausgestattet hatte. Doch was wäre die größte Schauspielkunst einer Filmdiva, wenn nicht das entsprechende Filmset für eine passende Atmosphäre sorgen würde? Das dachten sich auch die Macher des »Vorlesers«, und als es darauf ankam, eine typische Wiederauf-bauatmosphäre zu schaffen, da konnten sie gar nicht umhin, das A:AI um ent-sprechende Leihgaben anzufragen. Denn dieses Archiv ist auf Architekten- und Ingenieursnachlässe der Nachkriegszeit spezialisiert. Wenn auch als Prophet im eigenen Lande noch weithin unerkannt, so schallt sein Ruf doch bis nach Holly-wood – und so kam die unausweichliche Anfrage nach Fotografien von typischen Wiederaufbausituation ins Haus.

Das A:AI gibt es seit 1995 an der Fakultät Bauwesen, es wird dort vom Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Architektur mitbetreut, verfügt aber über keinerlei eigene Ausstattung. Im Laufe seiner kur-zen Geschichte konnte es bereits über 40 Nachlässe akquirieren, Nachlässe, die sonst nicht selten auf der Müllhalde ge-landet wären, da sich kein weiteres Spe-zialarchiv in Nordrhein-Westfalen um sie gekümmert hätte. Und das nicht, weil sie bedeutungslos gewesen wären: zu den Beständen zählen etwa der Nachlass des zweifachen Fakultätsgründers an der TU Dortmund, Harald Deilmann, ebenso wie der seines Ingenieurkollegen Stefan Pol-onyi. Architekten des frühen 20. Jahrhun-derts wie Hans Junghanns finden sich hier ebenso wie aktuelle Größen, etwa der Dortmunder City-Ring-Preisträger Eck-hard Gerber. In jüngster Zeit ist es gelun-gen, eine breite Allianz zur Unterstützung

dieses Archivs aufzubauen, darunter die Landesregierung NRW, die Stadt Dort-mund, die Stiftung Deutscher Architek-ten, die bereits ein Graduiertenkolleg zur Erforschung der Bestände finanziert, und weitere Institutionen. Allein, es fehlt nach wie vor an Räumen, um das kostbare Ar-chivgut zu lagern, und an Personal, um es zu katalogisieren und wissenschaft-lich zu bearbeiten. Wie prekär die Situ-ation in der Architekturüberlieferung im Lande ist, zeigt das Unglück des Kölner Stadtarchivs: es ist die einzige Samm-lung in NRW, die über einen vergleichba-ren Umfang von Architekturnachlässen verfügt. Wenn auch die Zukunft des A:AI in NRW noch ungewiss ist, so hat es sich nun doch schon seinen Platz in der hall of fame Hollywoods erobert. Wer das im Kino erleben möchte, besuche den „Vorle-sers“ und warte auf den Abspann, in dem dem Archiv für Architektur und Ingenieur-baukunst NRW gedankt wird. Die wahren Kenner der Filmszene diskutieren noch heute, ob Kate Winslet den Oscar ihrer Schauspielkunst oder dem unvergleichli-chen Filmset verdankt. (Fakultät)

wissenschaftler Georg Ciesinger (gaus gmbh, Dortmund) und Dr. Rüdiger Klatt (TU Dortmund) erklärten, dass es inzwi-schen erfolgreich erprobte Instrumente zur Beratung von Gründerinnen mit Mig-rationshintergrund gibt. Im Rahmen des Projektes wurde zum Beispiel ein »Grün-dungs-Wiki« entwickelt, in dem sich Grün-derinnen über ihre Erfahrungen austau-schen können, sowie ein Instrument zur Selbstbeurteilung der Gründungskompe-tenzen, mit besonderer Berücksichtigung interkultureller Kompetenzen. Zugleich

gerfristig von den Beteiligten freigehalte-ne Kapazität bildet einen Kapazitätspool, aus dem die erwartete Nachfrage erfüllt wird. Für Nachfrage, die über die Erwar-tungen hinausgeht, kann kurzfristig bei den Partnern Kapazität reserviert wer-den. Anreize zur Kapazitätsreservierung erhalten die Netzwerkunternehmungen durch einen dynamischen Preismecha-nismus, der sich an der Nachfrage- und Auslastungssituation, der Fristigkeit der Reservierung und der tatsächlichen Nutzung der freigehaltenen Kapazität orientiert. Die Forscher erhielten für ih-ren Ansatz auf internationalen und na-tionalen Tagungen eine äußerst positive Resonanz. Ein Aufsatz dazu wird in der angesehenen Fachzeitschrift »Interna-tional Journal of Production Economics« in diesem Jahr erscheinen. Das Manage-ment von Produktions- und Logistikpro-zessen in Netzwerken mittelständischer Unternehmungen ist auch eines der zen-tralen Themen der Tagung »Supply Chain Management im Mittelstand« der WiSo-Fakultät, die vom 18. bis 19. Juni Wissen-schaftler und Praktiker zusammenführt. Die Tagung will Wege aufzeigen, wie mit-telständische Unternehmen ihre Liefer-ketten besser gestalten können. Dazu werden namhafte Referenten aus Theorie und Praxis erwartet, unter anderem der „Produktions-Papst“ Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Wildemann (TU München) und der frühere Stanford-Professor Dr. Ulrich W. Thonemann (Uni Köln).

Kontakt:Prof. Ralf Gössinger, Ruf: 755-3224, E-Mail: [email protected]

gingen sie auf ein häufig zu erkennendes Missverhältnis zwischen tatsächlichen Gründungsvoraussetzungen und selbst gesetzten Gründungszielen der angehen-den Unternehmensgründerinnen ein. „Ein Grund für die überdurchschnittlich hohe Gründungsneigung ist eine häufig gefühl-te oder real vorhandene doppelte Diskri-minierung in der Arbeitswelt, nämlich als Frau sowie als Migrantin. Die Migrantin-nen sehen infolgedessen keine Chancen auf beruflichem Erfolg an ihrem Arbeits-platz und gehen deshalb in die Selbstän-digkeit“, so Klatt. Der Forscher verdeut-lichte weiter, dass die außergewöhnlich hohe Gründungsneigung eigentlich eine gute Voraussetzung für Gründungserfolg sei, dass aber eine schlecht vorbereite-te „Selbständigkeit um jeden Preis“ das Risiko des Scheiterns erhöhe. Eine, die sich getraut hat, ist Anca Renn (kleines Foto). Die Rumänin lebt in Gelsenkirchen und berät Unternehmen bei ihren Geschäf-ten mit ihrem Hei-matland. (Unizet)

Kontakt: Dr. Rüdiger Klatt, Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Arbeitssozio-logie, Ruf: 477-37930, E-Mail: [email protected], Dr. Ute Fischer, Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Arbeitssoziologie, Ruf: 755-3294,E-Mail: [email protected]

Existenzgründungen von Migrantinnen und Migranten prägen die Dortmunder Münsterstraße.

Nicht die Rollen von Cannes, aber dafür jede Menge Pläne in Pappe. (Foto: Annette Bohn)