Unsere Kenntnisse und Anschauungen über die elektrolytische Bildung der Ueberschwefelsäure

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1826 Jodothyrin angiebt -- ein wenig des Pulvers im trocknen Reagensglas mit concentrirter Schwefelsiiure und erhitzt, so entweichen Joddiimpfe- Professor K o c h e r , Bern, hatte die Giite mit dem Caseojodin Versuche bei Strumen anzustelleu; er hatte sehr gute Resultate mit demselben, unter anderem in einern Fall, wo Jodothyrin ganz erfolg- 10s geblieben war. Dagegen war es nach den auf Eocher’s Klinik gemachten Versuchen von -E. Worm s e r ebensowenig wie daa Jodo- thyrin im Stande, bei thyreoidektomirten Hunden die acute Tetanie und den Tod zu verhiiten’). In lhnlicher Weise, wie oben beschrieben, lassen sich bromhaltige Eiweisskorper herstellen. Diese jod- und brom-haltigen Eiweisskiirper- sollen weiter untersucht werden. Die Farbwerke vorm. Meister, Lucius & Briining, Hiichst a. M., haben in liebenswiirdiger Weise das Material zu den medici- nischen Versuchen hergestellt. 328. Frans Riohare: Unsere Kenntniese und Ansahauungen uber die elektrolytische Bildung der Uebera ohwefeleaure. (Eingegsogen am 19. Juli.) Hr. W. Nerns t erwahut in seinem Vortrage *die elektrolytische Zersetzung wiissriger Losungen< auf S. 1561 dieses Jahrgangs der *Berichte< die Bildung der Ueberschwefelslure sls ein typisches Bei- spiel fiir die Aneinanderlagerung zweier abgeschiedener Ionen, und nennt dabei die Namen zweier Autoren, welche die Bildung der Ueberschwefelstiure untersucht und erkliirt haben. Ich erlaube mir auf meine alteren Arbeiten hinzuweisen, in welchen Beides bereite in aller Vollstandigkeit geschehen war. In meiner Inauguraldissertation (Berlin 1884; Wie d e m. Ann. 24, 183 [ 18851) habe ich gezeigt, bei welcher Versuchsanordnung und welchen Maassregeln man regelrnassige Zahlen fiir die Bildung der Ueberschwefelsaure erhalt, und wie diese von der Temperatur, der Dauer des Stromschlusses, der Strorndichtigkeit und der Concentration der Saure abhangt. Auch die gleichzeitige Bildung von Ozon und Wasserstoffsuperoxyd habe ich in dieser Arbeit eingehend behandelt. In Bezug auf letzteres wies ich dann in einer weiteren Reihe von Versuchen (Wiedem. Ann. 81, 91% [1887]) nach, dass es gegeniiber anderweitiger Behauptung in den von mir beobachteten Fallen un- zweifelhaft an der Anode (nicht an der Kathode) entstanden war, und zwar durch einen secundlren, rein chemischen Process aus der I) Archiv f. d. ges. Physiologie, 1897, Bd. 67, S. 529, 531.

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Jodothyrin angiebt -- ein wenig des Pulvers im trocknen Reagensglas mit concentrirter Schwefelsiiure und erhitzt, so entweichen Joddiimpfe-

Professor K o c h e r , Bern, hatte die Giite mit dem Caseojodin Versuche bei Strumen anzustelleu; er hatte sehr gute Resultate mit demselben, unter anderem in einern Fall, wo Jodothyrin ganz erfolg- 10s geblieben war. Dagegen war es nach den auf E o c h e r ’ s Klinik gemachten Versuchen von -E. W o r m s e r ebensowenig wie daa Jodo- thyrin im Stande, bei thyreoidektomirten Hunden die acute Tetanie und den Tod zu verhiiten’).

I n lhnlicher Weise, wie oben beschrieben, lassen sich bromhaltige Eiweisskorper herstellen. Diese jod- und brom-haltigen Eiweisskiirper- sollen weiter untersucht werden.

Die Farbwerke vorm. M e i s t e r , L u c i u s & Br i in ing , Hiichst a. M., haben in liebenswiirdiger Weise das Material zu den medici- nischen Versuchen hergestellt.

328. Frans Riohare: Unsere Kenntniese und Ansahauungen uber die elektrolytische Bildung der Uebera ohwefeleaure.

(Eingegsogen am 19. Juli.) Hr. W. N e r n s t erwahut in seinem Vortrage *die elektrolytische

Zersetzung wiissriger Losungen< auf S. 1561 dieses Jahrgangs der *Berichte< die Bildung der Ueberschwefelslure sls ein typisches Bei- spiel fiir die Aneinanderlagerung zweier abgeschiedener Ionen, und nennt dabei die Namen zweier Autoren, welche die Bildung der Ueberschwefelstiure untersucht und erkliirt haben. Ich erlaube mir auf meine alteren Arbeiten hinzuweisen, in welchen Beides bereite in aller Vollstandigkeit geschehen war.

In meiner Inauguraldissertation (Berlin 1884; Wie d e m. Ann. 24, 183 [ 18851) habe ich gezeigt, bei welcher Versuchsanordnung und welchen Maassregeln man regelrnassige Zahlen fiir die Bildung der Ueberschwefelsaure erhalt, und wie diese von der Temperatur, der Dauer des Stromschlusses, der Strorndichtigkeit und der Concentration der Saure abhangt. Auch die gleichzeitige Bildung von Ozon und Wasserstoffsuperoxyd habe ich in dieser Arbeit eingehend behandelt. In Bezug auf letzteres wies ich dann in einer weiteren Reihe von Versuchen (Wiedem. Ann. 81, 91% [1887]) nach, dass es gegeniiber anderweitiger Behauptung in den von mir beobachteten Fallen un- zweifelhaft an der Anode (nicht an der Kathode) entstanden war, und zwar durch einen secundlren, rein chemischen Process aus der

I) Archiv f. d. ges. Physiologie, 1897, Bd. 67, S. 529, 531.

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prim& gebildeten Ueberschwefelsaure. Die spiiteren Experimentalunter- sachungen, die elektrol ytische Bildung der Ueberschwefelsaure betreffend, haben meine Resultate bestiitigt und h e n wenig Neues hinzugefiigt.

Meine Anschauung iiber den .Vorgang bei diesem Processe, von welcher ich mit Vergniigen sehe, dass auch Hr. N e r n s t sich i h r abschliesst, habe ich in diesen Berichten 21, 1673 [1888] zuerst aus- gesprochen'): Zwei Ionengruppen SOAH vereinigen sich zu Sg 0 3 H2. Ioh habe damals darauf hingewiesen, in welchem Zusammenhange die Bildung der Ueberschwefelsaure mit der Veranderlichkeit der Ueberfiihrungszahlen stehen kann; ich gedenke diese Frage dem- nbhs t wieder aufzunehmen.

Ferner miichte ich zu den Beobachtungen von Hrn. G l a s e r , dass bei stejgender elektromotonscher Kraft die Stromstarke bei Platinelektroden in verdiionter Sc hwefelsliure f i r 1.08 Volt pliitzlich stark ansteigt, bemerken, dass dies schon von H e l m h o l t z ge- funden wurde (Wiedemann ' s Annalen 11, 737 - 759 [1880]; Wissensch. Abh. 1, 903, 918); in einer mit Hrn. C a r l L o n n e s aus- gefiihrten Untersuchung (Zeitschr. f. physik. Chem. 20, 145 [l896]) habe ich dies bestatigt und nachgewiesen, dass bei derselben elektro- motorischen Kraft auch die Bildung von Wasserstoffsuperoxyd an der Kathode durch Reduction gelosten neutralen Sauerstoffs beginnt, auf welchen Process nachweisbar bis zu 819 der gesammten Strombildung entfallen kann.

G r e i f s w a l d , Physik. Institut der Universitiit, 17. Juli 1897.

529. O t t o Fieoher und Eduard Hepp: Ebwirkung von Chlorphoephor auf Roeindon und Aposafktmon, (Iingegangen am 21. Ju l i ; mitgeth. in der Sitzung von Hm. W. Marckwsld.)

Lost man 1 Mol. Rosindon in der fiinffachen Menge Phosphor oxychlorid und setzt 1 Mol. Phosphorpentachlorid zu, so tritt rasch Reaction ein. Man destillirte nach einiger Zeit dae Oxychlorid fast volletlindig ab und wusch den gelben Riickstand mit Aether. Man ethalt so in quantitativer Ausbeute ein r8thlich-gelbes krystallinisches Phlver, welches einige Male aus wenig Alkohol umkrystallisirt, schiine, riithlich-gelbe, metallisch glaozende Bliittchen bildet. Die Verbindung ist ein Salz, welches sich leicht mit echon gelber Farbe in Wasser liist; auch in Alkohol ist dasselbe ziemlich leicht loslich, dagegen nicht in Aether oder Ligroi'n. Aether scheidet dasaelbe daher aus der alkoholischen Liisung ab. Die salzartige Natur verriith sich auch dadurch, dass durch Kochstllz die concentrirte wiissrige Lijsung sue-

1) Vgl. auch Richarz, Zeitschr. f. physik. Chem. 4, 18; 1889.