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Unter dem Vampirmond

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Amanda Hocking

Unter dem VampirmondVerführung

Aus dem Amerikanischen von Anne Emmert

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cbt ist der Jugendbuchverlagin der Ver lags grup pe Ran dom House

Verlagsgruppe Random House fsc-dEu-0100das für dieses Buch verwendete

fsc®-zertifizierte Papier Super Snowbrightliefert Hellefoss As, Hokksund, Norwegen.

Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform

1. Auflage 2011© 2010 by Amanda Hocking

die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel »fate«

© 2011 für die deutschsprachige Ausgabecbt Verlag in der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Übersetzung: Anne EmmertLektorat: frauke Heithecker

umschlaggestaltung: bürosüd°, München, Artwork: Birgit Gitschier

he ∙ Herstellung: AnGsatz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

druck: GGP Media GmbH, PößneckIsBN: 978-3-570-16136-4

Printed in Germany

www.vampirmond.de

www.cbt-jugendbuch.de

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Ka pi tel 1

Die war me Som mer luƒt strich durch die fens ter und er füll-te das Auto mit dem wür zi gen duft des Parks und dem dröh-nen den Lärm der Au to bahn. Ner vös auf der un ter lip pe knab-bernd starr te ich nach drau ßen, wo Kin der auf ei ner Wie se spiel ten. Ob wohl Milo nur ein paar Run den auf dem Park-platz dre hen woll te, mal te ich mir in ner lich schon aus, wie er die Kont rol le über das fahr zeug ver lor und die Klei nen über den Hau fen fuhr.

Mein jün ge rer Bru der Milo war ge ra de sech zehn ge wor-den und re de te von nichts an de rem mehr als dem füh rer-schein. die se neue Be geis te rung fürs Au to fah ren schrieb ich aus schließ lich Jacks Ein fluss zu, der mit sei nen Lu xus ka ros sen gern zu schnell durch die stadt ras te. Als mein Bru der den Lam borgh ini von Jacks fa mi lie zum ers ten Mal zu Ge sicht be kam, war es um ihn ge sche hen. der ita li e ni sche sport wa-gen ver fehl te sei ne Wir kung nicht – nicht ein mal bei ei nem schwu len Tee na ger.

da ich, ob wohl ich ein ein halb Jah re äl ter war als Milo, mei-nen füh rer schein im mer noch nicht hat te, er hielt er sei ne fahr stun den von Jack. und das mach te mir Angst.

Mit ei ner rie sen haf ten son nen bril le auf der Nase saß Jack auf dem Bei fah rer sitz und gab sich äu ßerst wort karg. »da mit fährt er«, sag te er und deu te te auf das Gas pe dal. »Also tritt drauf, und los geht’s.« das war al les.

Milo, zum Glück eher von der vor sich ti gen sor te, bat Jack um wei te re Aus füh run gen, doch die Ant wor ten blie ben vage. Wahr schein lich lag es an Jacks Mü dig keit. Es war hell lich ter

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Nach mit tag, und die Au gust son ne strahl te auf uns he rab – ei-gent lich ide a le Be din gun gen für eine fahr stun de, doch Jack mach te das son nen licht einfach nur grog gy. Er kam aus dem Gäh nen gar nicht mehr he raus.

Jack war nicht ge ra de das, was man als nor mal be zeich nen wür de. Ich moch te ihn wirk lich, mehr so gar, als mir guttat. Ob wohl er al les an de re als ein klas si scher schön ling war, war er auf sei ne ganz per sön li che Art at trak tiv, hat te leuch ten de blaue Au gen, stän dig verwu schel tes sand far be nes Haar und ma kel los ge bräun te Haut.

dass Jack und sei ne fa mi lie in je der Hin sicht komp li ziert wa ren, hat te ei nen gu ten Grund: sie wa ren Vam pi re.

Ich hät te sie na tür lich nie meinen Bru der treffen las sen, wenn sie ge fähr lich ge we sen wä ren. Zu ge ge ben, ge nau ge nom-men wa ren sie ge fähr lich, da sie uns mit Leich tig keit hät ten um brin gen kön nen, wenn sie es ge wollt hät ten. Aber ich war mir ziem lich si cher, dass sie es nicht woll ten. das mensch li-che Blut, von dem sie leb ten, be zo gen sie aus Blut ban ken und von spen dern.

Vam pi re müs sen ei nen Men schen nicht leer sau gen, bis er stirbt, ob wohl sie das kön nen und manch mal auch tun. Jack hat te noch nie man den um ge bracht, aber er war ja auch noch ein re la tiv jun ger Vam pir. Bei sei ner Ver wand lung war er vier-und zwan zig ge we sen, und das lag erst sech zehn Jah re zu rück. Zum Ver gleich: sein Bru der Ezra hat te über drei hun dert Jah re auf dem Bu ckel, Pe ter fast zwei hun dert.

Brü der wa ren sie streng ge nom men kei ne. Bei Vam pi-ren läuft das an ders ab. Wenn ein Mensch ver wan delt wird, ver bin det sich sein mensch li ches Blut mit dem des Vam-pirs. Ezra hat te Pe ter zum Vam pir ge macht, und Pe ter dann Jack. da durch wa ren sie auf un ge wöhn li che Art mit ei nan-

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der ver bun den. Pe ter, oder bes ser ge sagt sein Blut, fühl te sich zu dem zu mir hin ge zo gen. Auf grund die ser An zie hung moch-ten mich auch Jack und Ezra – Jack viel mehr, als gut für ihn war.

Jack hät te uns nie ab sicht lich in Ge fahr ge bracht, doch er hat te kei n Gespür für die Ver letz lich keit des mensch li chen Kör pers. Wenn wir ei nen un fall ge baut hät ten, so hät te er zu dem erst mich und dann Milo ge ret tet, und auch das be ru-hig te mich nicht ge ra de.

»Bist du si cher, dass das heu te der rich ti ge Tag zum Üben ist?«, frag te ich Milo. Im Rück spie gel sah ich, wie er die Au-gen ver dreh te.

»Wir kön nen dich auch nach Hau se brin gen«, fauch te er mich an.

Trotz sei nes Al ters hat te Milo noch ein rich ti ges Kin der ge-sicht mit Paus ba cken und run den brau nen Au gen. Wenn er mir droh te, wirk te er mehr wie ein trot zi ges Klein kind als wie ein Tee na ger.

»Al ice, das wird schon«, ver sprach Jack und un ter drück te ein Gäh nen.

»Au ßer dem bin ich der Ver nünf ti ge von uns bei den«, rief mir Milo in Er in ne rung. »Haupt sa che, ich kom me klar.«

Ge schla ge ne zwan zig Mi nu ten stan den wir schon auf dem Park platz. Milo hat te Jack eine Er klä rung für so gut wie je den schal ter und He bel im Auto ab ge run gen. Jack hat te über pro-por ti o nal viel Zeit auf die Er läu te rung des Ra di os und der sitz-hei zung ver wandt, was im Au gust na tür lich be son ders an ge-bracht war. Milo wur de lang sam ner vös.

Als er das Auto end lich in Be we gung setz te, blieb mir fast das Herz ste hen. Milo fuhr ein mal quer über den Park platz, wo-bei er mehr mals völ lig un nö tig auf die Brem se stieg.

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»und jetzt hoch schal ten«, sag te Jack. Milo ge horch te.»Viel leicht ist er noch nicht so weit.« Ich beug te mich vor,

zwi schen die bei den Vor der sit ze.»Al ice!«, fuhr Milo mich an.Jack schob die son nen bril le so weit nach un ten, dass er

mich über die fas sung hin weg an se hen konn te. »Al ice, wenn du nicht Ruhe gibst, müs sen wir dich wirk lich nach Hau se brin gen. und ich ver spre che dir, ich las se Milo fah ren.«

»Na gut, na gut!« Ich hob be schwich ti gend die Hän de und ließ mich in den sitz zu rück fal len.

Milo zog sei ne Run den über den Park platz, wo bei er im mer wie der an hielt und neu an fuhr. Nach und nach wur de sein fahr stil flüs si ger, und ich konn te mich tat säch lich ein we nig ent span nen.

schließ lich war ich ja da bei, weil ich mich um mei nen klei-nen Bru der küm mern woll te. Jacks An ge bot, mich un sterb lich zu ma chen, hat te ich vor läu fig ab ge lehnt, weil ich noch nicht be reit war, Milo im stich zu las sen.

Als Jack wie der laut stark gähn te, wur de ich von sei ner Mü-dig keit an ge steckt. Jack fum mel te am Ra dio he rum, und plötz-lich brüll ten The cure aus dem Laut spre cher. Ich woll te ge-ra de da rauf hin wei sen, dass die Mu sik Milo ab len ke, als die ser selbst das Ra dio aus mach te.

Jack warf ihm von der sei te ei nen ge kränk ten Blick zu. »so kann ich mich nicht kon zent rie ren«, er klär te Milo.

»siehst du?« Jack ließ den Kopf müde ge gen die Kopf stüt ze fal len. »du brauchst dir um den Jun gen wahr lich kei ne sor-gen ma chen.«

»dir ist das je den falls nicht zu ver dan ken«, mur mel te ich. Jack dreh te sich zu mir um und warf mir sein i ro nischs tes Lä-cheln zu. »Was ist denn?«, frag te ich.

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»Weißt du, ei nes Ta ges musst du auch Au to fah ren ler nen.« Jacks Grin sen wur de brei ter, als ich das Ge sicht ver zog. »Was denn? du hast doch nicht etwa er war tet, dass ich dich bis in alle Ewig keit durch die Ge gend kut schie re, oder?«

»Nein. Aber heu te fan gen wir nicht an«, sag te ich.»Ja ja, du hast ja schließ lich alle Zeit der Welt.« Jack kon-

zent rier te sich wie der auf Milo.Er hat te sei ne wach sen de un ge duld zu ver ber gen ver sucht,

doch mir konn te er nichts vor ma chen. Ich spür te al les, was er fühl te, was manch mal echt un heim lich war. Er woll te mich mög lichst bald zum Vam pir ma chen. Ob wohl er wuss te, dass ich es auch woll te, setz te er mich aber nicht un ter druck, auch wenn es ihm schwer fiel.

»soll ich auf die stra ße fah ren?« Milo war an der Park platz-aus fahrt ste hen ge blie ben und sah Jack fra gend an.

Jack schüt tel te den Kopf. »Tut mir leid, Klei ner.« Milo mach te ein ent täusch tes Ge sicht. »du hast das für den An-fang wirk lich gut ge macht, aber ich bin ziem lich er le digt, und ich glau be, dei ne schwes ter hat auch ge nug für heu te.«

Jack stieg aus, um mit Milo den Platz zu tau schen. Er mur-mel te et was vom son nen licht. dass er T-shirt und shorts trug und da mit die Haut der son ne aus setz te, mach te die sa che nicht eben an ge neh mer für ihn. doch das war sei ne stan dard-be klei dung, so gar im Win ter.

An die sem Tag hat te er sich für ein wei ßes T-shirt ent schie-den, das mit Ton band kas set ten in Ne on far ben be druckt war. dazu trug er schwar ze dic kies und rosa chucks. Er ent sprach nicht ge ra de dem Bild, das ich mir von ei nem Vam pir ge macht hät te, doch er pass te oh ne hin in kei ne schub la de.

Kaum saß er auf dem fah rer sitz, han tier te er am Ra dio he-rum, bis Mexi can Ra dio von Wall of Voo doo er klang. Milo ver-

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zog das Ge sicht, doch er war schließ lich nicht in den Acht zi-gern auf ge wach sen wie Jack.

Als wir vor dem sand stein haus hiel ten, in dem Milo und ich wohn ten, be dank te sich Milo noch ein mal und stieg dann aus. Ich woll te noch eine Mi nu te al lein mit Jack re den. des-halb griff ich zwi schen den sit zen nach vor ne und stell te das Ra dio lei ser.

»dan ke, dass du ihm ge hol fen hast. das hat ihm wirk lich gutge tan.«

»Gern ge sche hen.« Jack warf mir ein Lä cheln zu, das al ler-dings ein we nig matt wirk te. Vam pi re sind eben nacht ak tiv.

»du musst wahr schein lich los.« Ich öff ne te den Gurt. »se-hen wir uns mor gen?«

»Nein, ich gehe doch mit Ezra auf Ge schäfts rei se«, rief er mir in Er in ne rung. »Aber in zwei Ta gen bin ich wie der da. Wir müs sen ja nur ein paar Pa pie re un ter zeich nen.«

In den ver gan ge nen Mo na ten war Jack Ezra zu neh mend zur Hand ge gan gen. sie be sa ßen ein paar un ter neh men im Aus-land und eine Men ge Ak ti en. Hin und wie der ging Ezra für ein paar Tage auf Rei sen, und Jack hat te sich dazu durch ge-run gen, ihn zu be glei ten. da er sein Auto zu schrott ge fah ren hat te, hat te Ezra da rauf be stan den, dass Jack sich das Geld für das nächs te selbst ver dien te.

»Ach so. Okay. Also … ruf mich an, wenn du wie der da bist.«

»Tu ich doch im mer.« Jack grins te mich an, und ich stieg aus.

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Ka pi tel 2

Jack wohn te in ei nem wun der schö nen Haus am see. Es hat te den für die Ge gend ty pi schen quad ra ti schen Grund riss, dazu aber Bal ko ne und ei nen Turm zwi schen dem Haupt ge bäu de und der Ga ra ge. Ob wohl ich schon so oft dort ge we sen war, schüch ter te mich das Anwesen im mer noch ein we nig ein.

Im som mer hiel ten sich die Vam pi re mehr im Haus auf als drau ßen, denn die Hit ze lag ih nen nicht. Milo und ich da ge-gen wa ren viel in ih rem Gar ten. Wir fau lenz ten auf der stein-ter ras se, schwam men oder saus ten mit den Jet-skis über den see. da Milo und ich viel im und auf dem Was ser wa ren, hat te uns Mae Ba de sa chen zum Wech seln be sorgt, die sie im Haus für uns auf be wahr te.

Es war be reits spä ter Abend. Ich hat te mir ge ra de im Ba-de zim mer ei nen fri schen Ba de an zug an ge zo gen. Als ich, das Hand tuch noch um ge bun den, in die Kü che kam, saß Milo be-reits in der Ba de ho se an der Kü chen in sel, aß Trau ben und half Mae beim Obst schnei den.

Mae war bei ih rer Ver wand lung zum Vam pir acht und zwan-zig ge we sen, äl ter also als die an de ren drei. Ihre Haut war ma-kel los und weiß wie feins tes Por zel lan. die gold blon den Lo-cken hat te sie lo cker hoch ge steckt, und über dem Ba de an zug trug sie eine Koch schür ze. Ihre freund li chen Au gen strahl ten, wäh rend sie mit Milo plau der te.

da Milo her vor ra gend ko chen konn te, half er ihr als eine Art stell ver tre ten der Kü chen chef bei der Zu be rei tung der Mahl zei ten für uns. Als Vam pir aß sie na tür lich nichts. Nor-ma ler wei se wä ren mir die Zu satz ar beit und die Kos ten, in die

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sich Mae für Milo und mich stürz te, pein lich ge we sen, aber es war nicht zu über se hen, dass sie spaß da ran hat te.

»Wo ist Ezra?«, frag te ich und sti bitz te mir eine Trau be. Mae rühr te ei nen dip aus frisch kä se und Jo ghurt an. dazu schnitt sie Äp fel, Bir nen und Erd bee ren.

»Er hat sich hin ge legt«, er wi der te Mae mit ih rem freund li-chen bri ti schen Ak zent. »Er hat ei nen klei nen Jet lag von der Rei se.«

Wie Jack und Mae war auch Ezra un glaub lich at trak tiv. sei-ne freund li chen Au gen hat ten die war me far be dunk len Ma-ha go nis. die Haut war wie bei Jack und Pe ter son nen ge bräunt, das sand far be ne Haar mit blon den sträh nen durch zo gen. Am ein drucks volls ten an Ezra war aber sei ne tie fe, un glaub lich klang vol le stim me. Er hat te ei nen kaum noch wahr nehm-ba ren bri ti schen Ak zent, da auch er wie Mae aus Eng land stamm te, doch er leb te schon seit über zwei hun dert Jah ren nicht mehr in Eu ro pa.

durch die zwei flüg li ge Glas tür, die vom Ess zim mer auf die Ter-ras se führ te, sah ich Jack drau ßen mit sei ner Py re nä en hün din Mat ilda he rum to ben. Im Licht der Ter ras sen be leuch tung zeich-ne ten sich an Brust und Rü cken deut lich sei ne Mus keln ab, wäh-rend er mit dem Hund über den Bo den kul ler te. Auf den har-ten stei nen der Ter ras se hät te er sich schlim me Prel lun gen und blaue fle cken ho len müs sen, doch ihm mach te das nichts aus.

»Al ice, willst du mal pro bie ren?«, lenk te mich Mae von Jack ab. sie hielt mir eine Ap fel schei be mit dip ent ge gen.

Ich schüt tel te den Kopf. »Nein, dan ke. Mir wird kalt hier drin. Ich glau be, ich gehe lie ber raus.«

»Ich kom me gleich nach«, sag te Milo, den Mund vol ler Obst.»Okay.« Ich nick te und ging durch die Glas tür hi naus in

die Nacht.

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Jack hat te mit Mat ilda die Ter ras se ver las sen, war aber im Licht des Voll mon des gut zu se hen. Ob wohl es drau ßen viel wär mer war als im Haus, be hielt ich das Hand tuch um. Ich ging über die Ter ras se zu dem klei nen Ra sen stück, das zwi-schen Haus und see lag.

Als Mat ilda mich sah, stürm te sie auf mich zu. da sie Vam-pi re ge wohnt war, die mit der Wucht ih res Ge wich tes gut zu-rechtka men, hät te sie mich si cher um ge wor fen, doch Jack über hol te sie und warf sich mit ei nem Hecht sprung auf die Hün din. An schlie ßend stand er auf, klopf te sich das Gras von der Ba de ho se und grins te mich an.

»du willst wohl mit Hand tuch ba den?«, neck te er mich.»Viel leicht.« Ich zog das Hand tuch fes ter um mich, und er

lach te.Mat ilda schnüf fel te aus gie big an mir he rum, ehe sie zu dem

schluss kam, dass bei mir nichts zu ho len war, und mit we deln-dem schwanz da vonzu ckel te.

Jacks Au gen glänz ten spitz bü bisch. Nach dem ich ei nen som mer lang im mer wie der in den see ge wor fen wor den war, wuss te ich ge nau, was die ser Blick zu be deu ten hat te. Ich ließ das Hand tuch fal len, dreh te mich um und rann te auf den Holz steg. das spiel war er öff net.

Ich schaff te es fast bis zum Ende des stegs, da spür te ich sei-ne star ken Arme um mei ne Tail le. Ich kreisch te und ließ mich ein mal von ihm im Kreis dre hen, ehe er mich im ho hen Bo-gen in den see schleu der te. Mit ei nem lau ten Plat schen lan-de te ich im Was ser.

dann nahm Jack An lauf, sprang, flog über mich hin weg und klatsch te hin ter mir ins Was ser. Er jauchz te laut, als hät te er nicht ge nau die sen sprung schon Tau sen de Male ge macht.

»Jack!« Mae stand an der Ter ras sen tür. »Mach ein biss chen

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lei ser, sonst ru fen die Nach barn wie der die Po li zei.« Es war ein Mitt woch und schon nach Mit ter nacht. die Nach barn hat ten um die se Zeit wirk lich lie ber ihre Ruhe.

»Ge nau, Al ice«, sag te Jack.»Ach du.« Ich ver dreh te die Au gen. »Ich ma che nicht halb

so viel Lärm wie du.«Jack lach te und schwamm in lan gen Zü gen auf das schwar-

ze Was ser hi naus. Lang sam dreh te er sei ne Krei se, wäh rend ich mich auf dem Rü cken trei ben ließ und hi nauf blick te zum Voll mond und den glit zern den ster nen.

In der dun kel heit wag te ich es nicht, mich weit vom ufer zu ent fer nen. Mich quäl ten schreck li che Vi si o nen von un-sicht ba ren Mons tern, die aus der Tie fe des schwar zen sees auf-tauch ten und mich mit Haut und Haa ren auf fra ßen.

Kur ze Zeit spä ter ge sell te sich Milo zu uns. Mae blieb in der Kü che und schnip sel te wei ter Obst. sie gab sich im mer größ te Mühe, uns mit gu tem Es sen zu ver wöh nen. Ob wohl wir nur zu zweit wa ren, koch te sie wie für eine gan ze Kom pa-nie. An ge sichts der vol len schüs seln fiel be son ders auf, dass die an de ren nichts aßen. Milo aber hat te bis lang noch nichts dazu ge sagt.

Er hat te tat säch lich noch nicht be merkt, dass sie kei ne Men schen wa ren, was mich wirk lich er staun te. Jack hat te sei-ne par a nor ma len fä hig kei ten dis kret vor ihm ver bor gen, doch Milo war ein klu ger Jun ge. Ich ver mu te te, dass er Ver dacht schöpf te, je doch nichts sag te, weil er die sa che für un ge fähr-lich hielt und mir den spaß nicht ver der ben woll te.

»Es ist wirk lich herr lich heu te Nacht«, sag te Milo. Er ließ sich wie ich auf dem Rü cken trei ben und be wun der te den Nacht him mel.

»Es ist ein fan tas ti scher som mer.«

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»Ich kann gar nicht glau ben, dass er schon fast vor bei ist«, seufz te Milo.

»Er in ne re mich nicht da ran!«, sag te ich schau dernd.In drei Wo chen soll te die schu le wie der an fan gen. Milo

ver such te mir weis zu ma chen, dass sich da mit für mich nicht viel ver än dern wür de, doch das stimm te na tür lich nicht. Ich konn te nicht mehr die gan ze Nacht mit Jack ver brin gen. Bald wür de die Käl te ein set zen und schnee fal len. und Milo wür de mich an trei ben, mei ne Haus auf ga ben zu ma chen.

Et was pack te mich und zog mich nach un ten. Ehe ich auch nur schrei en konn te, schlug schon das Was ser über mir zu sam-men. Vor mei nem in ne ren Auge er schien das Bild ei nes grau-en haf ten see un ge heu ers, das mei ne see le fres sen woll te. Ich schlug wild um mich und be kam et was zu fas sen, das sta bil und gleich zei tig weich war.

In die sem Mo ment hob mich Jack an die Was ser o ber flä che. Keu chend klam mer te ich mich an ihn. Als ich ihn lei se la-chen hör te, war mir klar, dass er es ge we sen war, der mich am Knö chel nach un ten ge zo gen hat te. Ich wuss te ja aus Er fah-rung, dass Jack ei nen Rie sen spaß da ran hat te, mich zu Tode zu er schre cken.

Ich hät te ihm eine kle ben oder zu min dest mit ihm schimp-fen sol len, doch in der Ge bor gen heit sei ner Arme war al les schnell wie der ver ges sen. Er press te sei ne Brust ge gen mei ne und kam nicht um hin, den wil den Herz schlag zu spü ren, der ihn in den Wahn sinn trieb.

Als ich ihm in die sanf ten blau en Au gen sah, blieb mir die Luft weg, dies mal al ler dings nicht aus sau er stoff man gel. Er lä-chel te mich un si cher an, wäh rend sei ne Kör per tem pe ra tur an-stieg und mei ne Haut zum Glü hen brach te.

Nor ma ler wei se hät te er mich in die sem Au gen blick auf Ab-

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stand brin gen müs sen, doch er be hielt mich im Arm. Ich beug-te mich zu ihm vor, in der Hoff nung, ei nen un schul di gen Kuss zu er gat tern.

»Hey! seht mal! Eine stern schnup pe!«, rief Milo.die un ter bre chung brach te Jack zur Be sin nung. Er lös te sich

von mir und schwamm da von. Jack woll te mit al len Mit teln ver-hin dern, dass zwi schen uns et was au ßer Kont rol le ge riet – wenn es sein muss te, stieß er mich so gar mit al ler Kraft von sich. Al-ler dings fiel es ihm im mer schwe rer, Ge las sen heit zu be wah ren.

Ich hat te ihn zwar nie da nach ge fragt, doch sei ne Kör per-tem pe ra tur stieg of fen bar im mer nur dann an, wenn wir kör-per li chen Kon takt hat ten. Bei dem ein zi gen lei den schaft li-chen Kuss, den wir je mals ge wech selt hat ten, hat te sich sei ne Haut an ge fühlt, als stün de sie in flam men.

»Hast du sie ge se hen?«, frag te Milo.Ich woll te schon eine spitze Be mer kung ma chen, weil mein

Bru der mir ei nen der sel te nen Mo men te al lein mit Jack ru i-niert hat te, doch dann sah ich, dass er ver zückt in den Him-mel starr te. Er kon zent rier te sich völ lig auf den Nacht him mel und hat te gar nicht ge merkt, dass er ge stört hat te.

»Nein, tut mir leid, die habe ich ver passt«, sag te ich.»Be stimmt kommt noch eine«, ver si cher te Milo, der wohl

das Be dau ern in mei ner stim me ge hört hat te.Klar moch te ich stern schnup pen, doch ge gen ei nen Kuss

mit Jack ka men sie nicht an. »Hof fent lich«, er wi der te ich nur.Ich schwamm noch ein biss chen, wäh rend Jack, der mitt ler-

wei le Übung da rin hat te, mich zu ig no rie ren, wie der mit Ma-tilda spielte. die arme Mat ilda stand am Ende des stegs und bell te, weil sie nicht ins Was ser woll te. Milo, der des ster nen-guc kens müde war, half Jack da bei, den Hund dazu zu brin gen, ins Was ser zu sprin gen.

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Plötz lich hat te ich kei ne Lust mehr zu schwim men. Nach dem Ad re na lin schock, den erst der Bei na he tod durch das see-un ge heu er und dann der Bei na he kuss mit Jack aus ge löst hat-ten, war ich müde und aus ge laugt. Mir war klar, dass mir Jack eine Wei le aus dem Weg ge hen wür de. Ob wohl mir der Ab-lauf mitt ler wei le ver traut war, hat te ich mich noch lan ge nicht da mit ab ge fun den.

»Ich gehe mal wie der rein und sehe nach, ob Mae Hil fe braucht«, sag te ich zu nie mand Be stimm tem. Mat ilda war oh-ne hin viel in te res san ter als ich.

Als ich das Ende des stegs er reicht hat te, hör te ich hin ter mir ein Plat schen und die Tri umph ru fe der bei den Jungs. Ma-tilda war end lich ge sprun gen. Wenn es für mich und Jack nur auch eine so ein fa che Lö sung ge ge ben hät te.

Ich wi ckel te mir das Hand tuch wie der um und ging durch die Ter ras sen tür ins Haus. In der durch die Kli ma an la ge er-zeug ten ark ti schen Käl te stell ten sich mir sämt li che Haa re auf. Aus der ste reo an la ge röhr te Amy Wine house, für die Mae jüngst eine schwä che ent wi ckelt hat te. Jack woll te sie im mer dazu be we gen, sich die ak tu el len charts an zu hö ren, doch über Amy Wine house und No rah Jones war sie noch nicht hi naus-ge kom men.

Mae tanz te durch die Kü che und be nutz te ei nen Pfan nen-wen der als Mik ro fon. Ob wohl mir die sa che mit Jack noch nach ging, muss te ich la chen.

»Oh mein Gott!« Mae leg te sich die Hand aufs Herz und sah mich mit ih ren gol de nen Au gen ver le gen an. »du hast mir viel leicht ei nen schre cken ein ge jagt!«

»Hast du mich denn nicht he rein kom men hö ren?«, fra gte ich, wäh rend sie die ste re o an la ge lei ser dreh te. »Ich dach te im mer, ihr hättet über mensch lich gute Oh ren?«

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»Ja, schon, wenn wir auf pas sen«, er wi der te Mae und lä chel-te mich ver schämt an. das Obst war fer tig ge schnit ten und auf der Kü chen in sel nett an ge rich tet, und als ich he rein ge platzt war, hat te Mae ge ra de sau ber ge macht.

»Kann ich dir hel fen?«»Nein, zieh dir erst mal was über«, er wi der te sie. Tat säch lich

zit ter te ich vor Käl te. »Au ßer, du willst noch mal ins Was ser.«»Oh, ganz si cher nicht«, er wi der te ich grim mig. das war in

dem Mo ment er le digt, als sich Jack von mir ab ge wandt hat te.»Ich glau be, ich zie he mich auch schnell um.« sie band sich

die schür ze ab.»du brauchst nicht we gen mir hier zu blei ben.« Ich hob ab-

weh rend die Hand. »du kannst hi naus ge hen und noch eine Run de schwim men, wäh rend ich sau ber ma che.«

»Quatsch.« Mae lach te und leg te die schür ze auf die Ar-beits plat te. sie hät te mich nie sau ber ma chen las sen. »Wenn du und Ezra im Haus seid, wüss te ich nicht, was ich da drau-ßen bei den Jungs zu su chen hät te. die be wer fen sich wahr-schein lich mit frö schen.«

so weit war sie von der Wahr heit gar nicht ent fernt. Wenn sie un ter sich wa ren, mu tier ten Jack und Milo zu dum men klei-nen Jun gen. Ein mal, in ei ner Re gen nacht, hat te ich sie bei ei-nem schlamm du ell im Gar ten er wischt. Es sah aus wie eine schnee ball schlacht, nur mit schlamm. Bei de amü sier ten sich kö nig lich, bis Milo am gan zen Kör per vol ler blau er fle cken war, weil Vam pi re er heb lich stär ker wer fen kön nen als sech-zehn jäh ri ge Weich ei er.

Mae ging kopf schüt telnd da von, um sich um zu zie hen. Ich folg te ihr und ging in das Ba de zim mer ge gen über von ih rem schlaf zim mer, wo ich mei ne Klei der ge las sen hat te. Mae hät-te mir lie bend gern mehr Klei der besorgt, wenn ich es er laubt

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hät te. Nach dem sie jahr zehn te lang nur Kla mot ten für Jungs ge kauft hat te, freu te sie sich über je den Ein kaufs bum mel, den sie mit mir ma chen konn te. der Ba de an zug, den ich zum Trock nen auf die Ba de wan ne leg te, hat te über hun dert dol-lar ge kos tet – und da von hat te sie mir drei stück ge kauft. sie be schenk te mich so reich, und ich konn te mich nicht re van-chie ren.

Ich trock ne te mir die trie fen den Haa re und zog mich an. Als ich mir ge ra de das Ge sicht wusch, er tön te von drau ßen ein schrei. da ich, als ich den Was ser hahn zu mach te, Mae nach Jack ru fen hör te, lief ich so fort in die Kü che.

drau ßen schrie Jack – er klang ent setz lich.Mae war schon auf der Ter ras se, als ich an die Glas tür kam.

Jack stand meh re re Me ter von ihr ent fernt, nä her am see ufer. Als ich an Mae vor bei lau fen woll te, pack te sie mich am Arm. sie war krei de bleich.

Es war zu dun kel, als dass ich hät te se hen kön nen, was los war, doch mich pack te das blan ke Ent set zen. Et was schreck-li ches war ge sche hen, und Jack hat te ein mör der schlech tes Ge wis sen.

»Ezra!«, brüll te Jack, der wie an ge wur zelt da stand. »Ezra!«»Ich hole ihn«, flüs ter te Mae ner vös. sie drück te mei nen

Arm so fest, dass es wehtat. »Al ice, du bleibst hier. Rühr dich nicht vom fleck. Ich bin gleich wie der da.«

»Be eil dich!«, fleh te Jack sie an, aber da war sie schon weg.Ich war te te. da sich mei ne Au gen an die dun kel heit ge-

wöhn ten und zu dem et was Mond licht durch die Zwei ge des na hen Bau mes fiel, sah ich, dass Jack et was auf den Ar men trug, ein schlaf fes Bün del. Mir stock te der Atem.

so fort dach te ich, es sei Mat ilda. Viel leicht hat ten es die Jungs zu wild ge trie ben, und ihr war et was zu ge sto ßen. Ich

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kann es nicht er tra gen, wenn Tie re lei den müs sen, und Jack wuss te das.

doch dann hör te ich Mat ilda ne ben Jack win seln. In ih-rem klitsch nas sen wei ßen fell prang ten dunk le fle cken, denn et was tropf te von dem Bün del, das Jack in den Ar men hielt.

Ich hät te es er ken nen müs sen, doch mein Ge hirn wei ger te sich, das Bild zu ver ar bei ten. In mei nem Kopf dreh te sich al les. Ich war ori en tie rungs los, so, als bli cke ich von gro ßer Höhe auf die Welt hi nab. Ich konn te mir kei nen Reim auf das ma-chen, was ich vor mir sah.

Ein Wind stoß fuhr durch die Bäu me und setz te die Äste in Be we gung. das Mond licht fiel nun ge nau auf Jack und die Ge-stalt in sei nen Ar men. Ich sah das Ge sicht, die Au gen wa ren nach in nen ver dreht.

»Milo!«, schrie ich. Mae leg te bei de Arme um mich, ge ra de recht zei tig, um mich zu rück zu hal ten.

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Ka pi tel 3

Ezra rann te an uns vor bei zu Jack und Milo. Im mer wie der rief ich kla gend Mi los Na men, ob wohl ich doch wuss te, dass das nichts än dern wür de, denn al les, was ich sah, war mein klei ner Bru der, der blut ü ber strömt und schlaff in Jacks Ar-men hing.

»Bring ihn rein«, sag te Ezra.Jack drück te Milo an sich wie ein ver letz tes Kind, wäh rend

er ihn ins Haus trug. Ezra schirm te mich vom Ge sche hen ab, in dem er sich zwi schen Jack und mir hielt. Ver ge bens wehr te ich mich ge gen Mae, die mich zu rück hielt, und schrie sie an. Ich weiß nicht ein mal mehr, was ich ihr al les an den Kopf warf.

»Es wird al les gut, Lie bes«, ver si cher te mir Mae, doch mir ent ging nicht das Zit tern in ih rer stim me. »Ezra weiß, was zu tun ist.«

Hilfl os be ob ach te te ich durch die Ter ras sen tür, wie Ezra mit ei ner ra schen Be we gung den Kü chen tre sen leer feg te. Jack leg-te Milo auf die Ar beits plat te und trat ei nen schritt zur sei te, so dass Ezra mei nen Bru der un ter su chen konn te.

Ich konn te nicht hö ren, was sie sag ten, doch sie sa hen al-les an de re als glück lich aus. schließ lich ver zog Ezra den Mund und schüt tel te den Kopf.

»Nein!«, schrie ich. Mae ließ mich los.Ich stürz te ins Haus. Ehe ich bei Milo war, pack te mich

Jack mit bei den Ar men. Auf sei ner nack ten Haut ver misch-ten sich Was ser und Mi los Blut zu ei nem glit schi gen film. Ich schlug ihm hart ge gen die Brust und ver such te, mich sei nem Griff zu ent zie hen.

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»Lass mich los!«, schrie ich. »Er ist mein Bru der! und du hast ihn um ge bracht!«

»Er ist nicht tot«, sag te Ezra. Über rascht stell te ich mei ne Ge gen wehr ein.

»Was stimmt denn dann nicht?« Jack lo cker te sei nen Griff, ließ mich aber nicht ge hen. »Könnt ihr ihm nicht hel fen? sol-len wir den Not arzt ru fen?«

»Ich glau be nicht, dass der ihn ret ten kann«, er wi der te Ezra.»Aber ge nau wisst ihr es nicht!« Ich starr te Milo an.

Ab ge se hen von dem vie len Blut sah er ein fach nur aus, als schlie fe er. »Ich rufe ei nen Kran ken wa gen! Wo ist mein Handy?«

Ich woll te mich auf die su che ma chen, doch Jack ließ mich im mer noch nicht los.

»Al ice«, sag te Ezra. »Al ice.«»Wa rum un ter nehmt ihr denn nichts?«, schrie ich ihn an.

»Wir müs sen doch et was tun!«»Wir wol len es ja«, wi der sprach Ezra. »Aber Milo hat sich

das Ge nick ge bro chen und sein schä del ist ver letzt. selbst wenn er über lebt, wird er wahr schein lich ei nen Ge hirn scha-den da von tra gen und ge lähmt sein.«

»Also lasst ihr ihn ein fach ster ben?«, frag te ich un gläu big.»das hat doch nie mand ge sagt«, sag te Mae. Ich dreh te mich

zu ihr um. sie schien mit sich zu rin gen.»Wir könn ten es mit dem Kran ken haus pro bie ren«, sag te

Ezra, der be ob ach te te, wie sich Mi los Brust korb sanft hob und senk te. »Oder … wir ver wan deln ihn …«

»In ei nen Vam pir?« Ich hielt die Luft an.Jack ließ mich end lich los und trat ei nen schritt zur sei-

te. Als ich den Blick von Milo los rei ßen konn te, sah ich, dass Jack Trä nen in den Au gen stan den.

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»Es tut mir so leid, Al ice«, sag te er mit er stick ter stim me.»sein Herz schlag wird lang sa mer.« Ezra sah mich an. »du

musst eine Ent schei dung fäl len, Al ice. schnell.«»Wenn er ein Vam pir wird, dann wird er nicht ster ben?«,

frag te ich, über rascht da rü ber, dass ich über haupt ei nen Ton he raus brach te. Mir fiel so gar das At men schwer.

»Nicht, wenn wir es recht zei tig schaf fen«, er wi der te Ezra zö-gernd. »Aber ga ran tie ren kann ich es nicht. Wenn er schon zu schwach ist, könn te ihn der Biss um brin gen.«

»du meinst, ihr wollt ihn ret ten, aber viel leicht tö tet ihr ihn auch?« der Raum be gann sich zu dre hen. Jack leg te den Arm um mich.

»Es tut mir leid«, sag te Ezra nur.»Ich kann es tun«, er bot sich Jack, der wuss te, dass mir

das die Ent schei dung leich ter ma chen wür de. Er ging ei nen schritt auf Milo zu. »Wenn du willst, tue ich es.«

»Tu es«, flüs ter te ich hei ser.»Bist du si cher?« Ezra sah mich mit erns tem Blick an.Ezra woll te eine kla re Ent schei dung, doch dazu war ich

nicht in der Lage. Ich steck te in ei nem Zu stand zwi schen schock und Hys te rie. Trä nen ström ten mir über die Wan gen und misch ten sich mit dem Blut, das an mir kle ben ge blie ben war, als Jack mich fest ge hal ten hat te.

Milo lag auf der Ar beits plat te, mit schwa cher At mung und im mer lang sa mer wer den dem Puls. Wenn es ge sche hen muss-te, dann so fort. so weit ich es ab schät zen konn te, war es Mi-los ein zi ge chan ce.

»Es wird al les gut, Lie bes.« Mae leg te mir ei nen Arm um die schul ter. Ich hät te sie am liebs ten weg ge sto ßen, doch dazu fehl te mir die Kraft.

»Wir wer den se hen«, flüs ter te ich. Jack kram te in der schub-

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Amanda Hocking

Unter dem Vampirmond - VerführungBand 2

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Paperback, Klappenbroschur, 304 Seiten, 13,5 x 21,5 cmISBN: 978-3-570-16136-4

cbt

Erscheinungstermin: Oktober 2011

Alice hat die perfekte Balance zwischen ihrem normalen Leben und dem Leben mit einemHaufen hochattraktiver Vampire gefunden – glaubt sie. Doch als ein tragischer Unfall passiert,steht Alice erneut vor der Wahl: Jack oder Peter? Jack liebt sie, doch Peter hat nach einemuralten Gesetz ausschließlichen Anspruch auf Alice. Denn Alice ist durch ihr Blut an Petergebunden, auch wenn Peter sie hasst. Ihre Entscheidung birgt Konsequenzen, die sich Alice inihren schlimmsten Albträumen nicht vorgestellt hätte …