Unterrichtsbaustein - bildung-lsa.de · Klasse der Wunsch an sie herangetragen, ... dies auf der...

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Unterrichtsbaustein PRIMA KLIMA oder "Es war einmal ein Hase mit einer roten Nase und einem blauen Ohr. Das kommt ganz selten vor. Die Tiere wunderten sich sehr: Wo kam denn dieser Hase her? ..." (Helme Heine) Jessica Verdiére Dr.-Frank-Gymnasium Staßfurt Inhalt Übersicht Ziele, Aufgaben und Ablauf Ergebnisse Strukturierte Gesamtplanung Literatur- und Quellenverzeichnis Anlagen

Transcript of Unterrichtsbaustein - bildung-lsa.de · Klasse der Wunsch an sie herangetragen, ... dies auf der...

Unterrichtsbaustein PRIMA KLIMA oder "Es war einmal ein Hase mit einer roten Nase und einem blauen Ohr. Das kommt ganz selten vor. Die Tiere wunderten sich sehr: Wo kam denn dieser Hase her? ..." (Helme Heine) Jessica Verdiére Dr.-Frank-Gymnasium Staßfurt

Inhalt

Übersicht

Ziele, Aufgaben und Ablauf

Ergebnisse

Strukturierte Gesamtplanung

Literatur- und Quellenverzeichnis

Anlagen

Übersicht

beteiligte Fächer

Klassenleiterstunden, fächerunabhängig

Thema Der Einsatz von Ich-Botschaften beugt Konflikten vor.

Schulform Gymnasium

Schuljahrgang Schuljahrgang 6, aber auch 5 ist möglich.

Schule Dr.-Frank-Gymnasium Staßfurt

www-Adresse www.dr-frank-gymnasium.de

beteiligte Lehrkräfte Jessica Verdière und andere Klassenleiterinnen und Klassenleiter

Kontakt

Stadtbadstr. 3 39418 Staßfurt

Tel.: 03925/622085 Fax: 03925/930024

e-mail: [email protected]

Schülerzahl Klassenstärke (20 bis 25)

zeitlicher Umfang 45 bis 90 min

Lernorte Klassenraum

Bezug zu den Rahmenricht-linien

Entwicklung der Persönlichkeit: Stärkung der sozialen und kommuni-kativen Kompetenz

Ziele

Die Schülerinnen und Schüler - lernen die Funktionsweise von Kommunikation kennen,

- wissen, dass Du-Botschaften (Beschimpfungen) zur Eskalation, zum Konflikt führen,

- können Du-Botschaften entschlüsseln und erkennen, dass sie häufig andere Inhalte enthalten,

- können bewusst Ich-Botschaften formulieren und einsetzen und

- können eigene Gefühle wahrnehmen und als Ich-Botschaft ausdrücken.

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keine Voraussetzungen notwendig

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Klassenraum, der groß genug ist, um einen Stuhlkreis oder Gruppen-tische aufzubauen

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- Erwerb von Kenntnissen über die Wirkung des eigenen Sprach-gebrauchs

- Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung - Stärkung der Teamfähigkeit und des Verantwortungsbewusst-

seins - Erlernen erster Konfliktbewältigungsstrategien

Ziele, Aufgaben und Ablauf

Bei dieser Stunde handelt es sich um eine Klassenleiterstunde zur Verbesserung des Klas-

senklimas, die keinem separaten Unterrichtsfach zuzuordnen ist, sondern unter dem Ge-

samtaspekt des Sozialverhaltens in Klassen steht.

Da die federführende Lehrerin dieses Unterrichtsbausteins an ihrer Schule für Mediation und

Konfliktmanagement zuständig ist, wurde von einer Klassenleiterin einer 6. Klasse der

Wunsch an sie herangetragen, eine Stunde in der gesamten Klasse zu moderieren, um so

eine Basis für die Verbesserung des Klassenklimas, der Umgangformen und des Verhaltens

der Schülerinnen und Schüler untereinander, v. a. während der kurzen, zehnminütigen Pau-

sen, zu schaffen.

Das Klassenklima wird wesentlich vom Umgangston bestimmt, deshalb wurde der hier do-

kumentierte Baustein über das Funktionieren von Kommunikation erprobt. Das Hauptziel der

Stunde bestand darin, die Kommunikation der Schülerinnen und Schüler weg von der Be-

schimpfung und hin zu der Formulierung von Ich-Botschaften zu lenken. Dazu war es not-

wendig, erste Anstöße zur Reflexion über das eigene Verhalten und v. a. über den sprachli-

chen Umgang mit den Klassenkameradinnen und -kameraden zu geben. Damit sollte die

Grundlage dafür geschaffen werden, dass die Klassenleiterinnen und Klassenleiter diesen

Anstoß weiter ausbauen, indem sie zum Beispiel mit ihren Schülerinnen und Schüler an der

Entwicklung von Klassenregeln arbeiten.

Bedeutsam für diese Unterrichtsstunde war deshalb die Erkenntnis darüber, wie eigene Aus-

sagen auf Andere wirken und wie der Einzelne seine Aussagen formulieren kann, so dass

sie nicht negativ auf das Gegenüber wirken und folglich zu Konflikten führen.

Die Stunde setzt voraus, dass die verantwortliche Lehrkraft – sofern sie die Klasse nicht

selbst leitet – Rücksprache mit der Klassenleiterin bzw. dem Klassenleiter nimmt. Bei allen

Klassen, in denen die federführende Lehrerin ihren Baustein erprobte, hat sie diese Rück-

sprache gehalten und sich über die Ziele und Wünsche der Lehrkraft sowie die Klassensitu-

ation zuvor informiert.

Der Unterrichtsbaustein wurde entlang folgender Struktur erprobt:

1. Einleitung

Zu Stundenbeginn stellte sich die Lehrerin der Klasse vor und nannte den Grund ihres Er-

scheinens. Sie brachte den „Hasen mit der roten Nase“ ins Spiel (Anlage 1: Zeichnung). Bei

diesem Hasen handelt es sich um die Figur eines allseits beliebten und lehrreichen Kinder-

buches. Er sollte den Schülerinnen und Schülern vor Augen führen, dass jeder Mensch an-

ders ist und dass diese Einzigartigkeit völlig in Ordnung ist. Der Hase diente in der Unter-

richtsstunde also nur als Gedankenanstoß, das Thema Mobbing einer einzelnen Person

wurde hier nicht bewusst zum Thema der Stunde. Der Hase sollte nur Akzeptanz und Tole-

ranz symbolisieren und im Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler halten.

Die Zeichnung des Hasen verblieb nach der Unterrichtsstunde in der Klasse und diente als

Anker, d. h. er sollte die Schülerinnen und Schüler noch nach der Stunde an die erarbeiteten

Ergebnisse erinnern und ihnen die Inhalte und Verhaltensmodelle dauerhaft vor Augen füh-

ren.

In einem zweiten Schritt wurde im Stuhlkreis gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern

die Situation geklärt, d. h. die Klassensituation analysiert und beschrieben sowie gute und

schlechte Eigenschaften der Klasse zusammengetragen. Diese Phase war wenig planbar,

da die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler immer nur vage antizipiert werden können.

Meistens – das ist aber von der Vorbereitungsleistung der Klassenlehrerin bzw. des Klas-

senlehrers abhängig – waren die Schülerinnen und Schüler in der Lage, ihre Situation gut

einschätzen und feststellen zu können, dass es in den Pausen zu laut ist, man in den Pau-

sen nicht entspannen kann, es immer wieder zu Beschimpfungen und Streitereien kommt,

Federmappen weggenommen werden etc.

In dem Fall, dass den Schülerinnen und Schülern nur unzureichend bewusst war, wozu

diese Unterrichtsstunde organisiert wurde, analysierte die durchführende Lehrkraft den Ist-

Soll-Zustand, indem die Schülerinnen und Schüler darum gebeten wurden, die Situation in

der Klasse zu schildern: zuerst das Positive (was kann die Klasse gut), dann die Dinge, die

nicht gut klappen.

Man kann die negativen Dinge auch auf Karten schreiben lassen, da so die Anonymität ge-

wahrt bleibt, aber es ist zu bedenken, dass dieser Reflexions- und Aufschreibeprozess bei

Schülerinnen und Schülern der Schuljahrgänge 5 und 6 recht lange dauert. In der Regel sind

Kinder dieser Altersstufen sehr gesprächsbereit und teilen sich offen und ehrlich mit, so dass

die schriftliche Abfrage nur in Ausnahmefällen notwendig ist.

2. Erarbeitung

Als nächster Schritt erfolgte ein theoretischer Teil, in dem die Lehrkraft den Schülerinnen und

Schülern erklärte, wie Kommunikation im Idealfall funktioniert (Anlage 2: Echte Kommunika-

tion). Anschließend ging es darum, den Schülerinnen und Schülern zu verdeutlichen, dass

Beschimpfungen immer in einer Überkreuzkommunikation enden und eine echte Kommuni-

kation unmöglich machen (Anlage 3: Überkreuzkommunikation).

Mit Hilfe des Arbeitsblattes (Anlage 4: Arbeitsblatt, Übung 1) sollte den Schülerinnen und

Schülern bewusst werden, wie häufig Beschimpfungen im Alltag vorkommen. In vielen Situa-

tionen nehmen sie sie schon gar nicht mehr wahr. Sie wurden ermuntert, eigene Beispiele zu

nennen. Und das fiel ihnen nicht schwer – im Gegenteil – in der Regel wurden viele Beispiele

gefunden. In dieser Unterrichtsphase kam es gelegentlich zu Situationen (z. B. Bericht von

durch Dritte geäußerten Schimpfwörtern), in denen die Schülerinnen und Schüler eine

Hemmschwelle überschritten und ggf. etwas peinlich berührt waren. Manchmal bekam man

sehr krasse Beispiele zu hören, v. a. zu verbalen Äußerungen von Eltern gegenüber ihren

Kindern. Hier ist mit dem entsprechenden Fingerspitzengefühl vorzugehen oder ggf. auch ein

Elterngespräch zu suchen. Ein nicht unwichtiger Aspekt ist, dass man weiß, welche Be-

schimpfungen aktuell auf dem Schulhof grassieren, welche Konflikte immer wieder auftreten.

Dies könnte einen Hinweis auf das Schulklima geben.

Teilweise sorgte dieser Teil der Analyse für Erheiterung unter den Schülerinnen und Schü-

lern. Die Stimmung wurde aber wieder ernsthaft, als nach den Gefühlen gefragt wurde, die

diese Beschimpfungen bei ihnen auslösen. Auch hier gab es verschiedene Reaktionen.

Manche versuchten "cool" zu erscheinen und behaupteten, dass die Beschimpfungen ihnen

nichts ausmachen. Häufig stellte sich auf Nachfrage aber heraus, dass sie enorm genervt

oder bedrückt sind und nicht mehr hinhören. Hier greifen Selbstschutzmechanismen. Die

meisten Schülerinnen und Schüler waren bereit, ihre negativen Empfindungen zu äußern

und die Beschimpfungen als eindeutig negativ zu bewerten. Erstaunlich war bei dieser

Phase, wie differenziert und bilderreich die erst zehn- bis zwölfjährigen Mädchen und Jungen

bereits ihre Gefühle beschreiben konnten.

An dieser Stelle wurde die Übung 2 des Arbeitsblattes (Anlage 4) eingebunden. Dazu war es

jedoch dringend notwendig und sicherzustellen, dass die Klasse die beschriebenen Spielre-

geln auch befolgt. Sollte dies der Klasse nicht gelingen, ist die Übung abzubrechen, damit

sensible Schülerinnen und Schüler nicht emotional verletzt werden.

Im nächsten Schritt übersetzten die Schülerinnen und Schüler unterstützt durch die Lehrkraft

fiktive Beschimpfungen in Ich-Botschaften. Hierzu wechselten sie in der Übung 3 des Ar-

beitsblattes (Anlage 4) die Perspektive und überlegten, was die schimpfende Person viel-

leicht eigentlich ausdrücken wollte. Dabei stellten sie fest, dass nicht alle Beschimpfungen

persönlich und wirklich „böse“ gemeint sind, sondern Ängste und Sorgen verschleiern kön-

nen.

Diese Übung des Perspektivenwechsels kann von den Schülerinnen und Schülern auf dem

Arbeitsblatt in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit durchgeführt werden.

Beispiel:

DU-Botschaft der Mutter: "Du fauler Hund".

ICH-Botschaft der Mutter: "Ich habe Angst, dass du nicht versetzt wirst."

Die Ich-Botschaft hat einen klaren Inhalt, auf den die Schülerinnen und Schüler mit echter

Kommunikation reagieren können, statt zu denken "lass mich in Ruhe" (Überkreuzkommuni-

kation).

Um dieses Prinzip der Ich-Botschaften, die immer eine echte Kommunikation nach sich zie-

hen, zu festigen, war nun der Moment gekommen, dies auf der Flipchart (Anlage 5) in einer

Art Gegenüberstellung von Du- und Ich-Botschaften zu unterlegen. Die Tabelle sollte diesen

Unterschied in der Kommunikation deutlich zeigen.

Die Übungen 2 und 3 des Arbeitsblattes können auch jetzt erst bearbeitet werden, das hängt

von der Konzentrationsfähigkeit der Klasse ab.

3. Sicherung

Zur Sicherung der Ergebnisse, formulierten die Schülerinnen und Schüler mit eigenen Wor-

ten die Funktion von Ich-Botschaften. Je nach verbleibender Zeit nannten sie Beispiele.

Die Übung 4 des Arbeitsblattes (Anlage 4) wurde als Hausaufgabe aufgegeben. Man kann

sie auch noch im Unterricht selbst erledigen lassen – dies hängt vom geplanten Zeitrahmen

(45 oder 90 Minuten) ab.

Nach der ersten Erprobung dieses Unterrichtsbausteins hörten auch andere Kolleginnen und

Kollegen von der "Prima-Klima"-Stunde und baten die Lehrerin, auch in ihrem Unterricht zu

erscheinen und die Stunde durchzuführen. Die Stunde wurde folglich mehrmals gehalten und

auch auf den Schuljahrgang 5 angepasst. Das Grundprinzip dieser Stunde blieb immer be-

stehen, aber die einzelnen Schritte wurden je nach Klasse variiert.

Ergebnisse

Durch den Unterrichtsbaustein haben die Schülerinnen und Schüler etwas über eine funktio-

nierende Kommunikation gelernt und sie wissen nun, welche Effekte Du- und Ich-Botschaf-

ten erzielen können. Das Gelernte muss natürlich weiter geübt werden, bis eine selbstver-

ständliche und verinnerlichte Anwendung möglich ist. Die Schülerinnen und Schüler verfügen

nun über die Kompetenz und auch das Selbstvertrauen, bei einem Gesprächspartner, der

schimpfend Du-Botschaften verwendet, nachzufragen, wie er sich gerade fühlt oder warum

er schimpft, um so sein Gegenüber zu einer Ich-Botschaft einzuladen.

Wichtig ist v. a., dass die Schülerinnen und Schüler durch den Perspektivenwechsel erfahren

haben, dass nicht jede schimpfende Person tatsächlich eine negative Meinung über den Be-

schimpften hat. Das ist zum einen tröstlich, zum anderen eröffnet auch dieses Wissen die

Möglichkeit nachzufragen. So werden Frust und Konflikte reduziert.

Im Nachgang bilden die Kenntnisse über die Funktion von Ich-Botschaften in der Regel die

Grundlage für die Weiterentwicklung eines guten Klassenklimas. Wichtig ist, dass die Klas-

senleiterinnen und Klassenleiter nach der Stunde die Ideen und Ergebnisse aufgreifen und

weiterverarbeiten, zum Beispiel zu Klassenregeln für ein gutes Miteinander.

Beispiel:

DU-Botschaft: " Max ist doof, Max nervt."

ICH-Botschaft: " Ich möchte nicht, dass Max meine Federtasche wegnimmt."

Wenn es in der Klasse Auseinandersetzungen gibt, kann die Klassenlehrerin bzw. der Klas-

senleiter immer wieder darauf verweisen, dass bei einem klärenden Gespräch Ich-Botschaf-

ten verwendet werden. Hier beginnt der Dialog, der Konfliktlösung möglich macht.

Die Erprobung des hier dokumentierten Unterrichtsbausteins fand in einem sehr knappen

Zeitrahmen statt. Die Lehrerin würde heute mindestens eine Doppelstunde einplanen, um die

Möglichkeiten von kooperativen Lernformen zu nutzen. Als Präsentationsform wären außer-

dem sehr gut anspruchsvollere Rollenspiele vorstellbar, die die echte Kommunikation und

die Überkreuzkommunikation veranschaulichen.

Zu den Materialien im Anhang:

Bei den Materialien handelt es sich bis auf das Arbeitsblatt um Plakate (Zeichenblock). Nach

einigen Erprobungen ist zu empfehlen, statt auf Plakate auf Flipcharts zurückzugreifen, da

man darauf entsprechend groß gestaltete Präsentationen noch besser lesen kann. Mit der

Visualisierung auf Papier zu arbeiten ist auf jeden Fall empfehlenswert – man kann es vorbe-

reiten und mehrmals verwenden. Außerdem verliert man keine Zeit, da das Aufhängen von

Flipcharts schneller geht als jeder Tafelanschrieb. Zudem können sie bei Bedarf im Raum

hängen bleiben.

Zum Zeitrahmen:

Diesem Baustein liegt eine Unterrichtsstunde (45 Minuten) zu Grunde. Eventuell ließe er sich

auch in 90 Minuten umwandeln, so wäre es möglich, sich für die einzelnen Schritte mehr Zeit

zu nehmen.

STRUKTURIERTE GESAMTPLANUNG

Zeitansatz Beschreibung der Unterrichtsgestaltung Materialien

Einleitung

5 bis 10 min Vorstellung der durchführenden Lehrkraft und des Anliegens des Unterrichtsbausteins

Vorstellung des Hasen mit der roten Nase und dem blauem Ohr als Symbol für Akzeptanz und Toleranz (der Hase verbleibt anschließend zur Erinnerung an das Gelernte als Anker in der Klasse)

Analysieren und Beschreiben der Klassensituation, insbesondere bezogen auf Kommunikation und Pausensitua-tion (Positives/Negatives/Was sollte sich ändern?) – Ist-Soll-Zustand

Anlage 1: „Zeich-nung Hase“ Stuhlkreis

Erarbeitung

25 bis 30 min

Erläuterung der Grundprinzipien der Kommunikation durch die Lehrkraft

Erläuterung der Überkreuzkommunikation als Quintessenz von Beschimpfungen und Ursache der Unmöglichkeit gelingender Kommunikation

Unterrichtsgespräch: Sichten von Beispielen (Arbeitsblatt) für Beschimpfungen im Alltag und Zusammentragen von Beispielen aus den eigenen Alltagserfahrungen

Reflektieren der durch Beschimpfungen ausgelösten Gefühle und Empfindungen

Übung in Dreiergruppen: Schülerinnen und Schüler sammeln in einer Übung Erfahrungen zum Erleben des Aussprechens und des Aufneh-mens von Beschimpfungen unter Einhaltung der Spielregeln

Übung in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit (Unterstützung durch die Lehrkraft): Schülerinnen und Schüler analysieren Du-Botschaften und übersetzen sie in Ich-Botschaften

Auswertung der Übungen 2 und 3 im Plenum:

Festigung der Bedeutung von Du- und Ich-Botschaften im Gespräch und mithilfe einer Flipchart

Anlage 2: „Echte Kommunikation“

Anlage 3: „Über-kreuzkommunika-tion“

Anlage 4: „Arbeits-blatt“, Übung 1

Anlage 4: „Arbeits-blatt“, Übungen 2 und 3

Anlage 5: Du-/Ich-Botschaften

Sicherung

10 bis 15 min

Unterrichtsgespräch: Schülerinnen und Schüler erklären, wie sie mit Ich-Botschaften Konflikte vermeiden können und nennen eigene Beispiele

Hausaufgabe: Übung 4 des Arbeitsblattes

Anlage 4: „Arbeits-blatt“, Übung 4

Literatur- und Quellenverzeichnis

Diepold, Siga (Hrsg.): Die Fundgrube für Klassenlehrer. Das Nachschlagewerk für jeden Tag. Berlin 1997

Edling, Lars: Schülerinnen lösen ihre Konflikte. Eine einfache Methode. Lichtenau 2006

Heine, Helme: Der Hase mit der roten Nase. Weinheim 2009

Kasper, Horst: Lehrerhandbuch Konfliktmanagement. Im Garten des Menschlichen. Lichte-nau 2004

Kasper, Horst: Streber, Petzer, Sündenböcke. Wege aus dem täglichen Elend des Schüler-mobbings. Lichtenau 2004

Miller, Reinhold: "Halt' s Maul, du dumme Sau!" Schritte zum fairen Gespräch. Lichtenau 2006

Miller, Reinhold: "Halt' s Maul, du dumme Sau!" Von der Beschimpfung zum fairen Gespräch. Lichtenau 2005

Palmowski, Winfried: Der Anstoß des Steines. Systemische Beratungsstrategien im schuli-schen Kontext. Ein Einführungs- und Lesebuch. Dortmund 1995

Walker, Jamie (Hrsg.): Mediation in der Schule. Konflikte lösen in der Sekundarstufe I. Berlin 2001

Anlagen

Anlage 1: Zeichnung Hase

Anlage 2: Echte Kommunikation

Anlage 3: Überkreuzkommunikation

Anlage 4: Arbeitsblatt

Anlage 5: Du-/Ich-Botschaften

Anlage 1: Zeichnung Hase

Anlage 2: Echte Kommunikation

vgl. Miller 2005, S. 5 – 14 und 2006, S. 3 – 10

Anlage 3: Überkreuzkommunikation

„Du dumme Sau!“ „Du kannst mich mal!“„Du dumme Sau!“ „Du kannst mich mal!“

vgl. Miller 2005, S. 5 – 14 und 2006, S. 3 – 10

Anlage 4 : Arbeitsblatt

„DER HASE MIT DER ROTEN NASE UND DEM BLAUEN OHR“

ODER

KOMMUNIKATION IM KLASSENRAUM

ÜBUNG 1: Beschimpfungen im Alltag – Beispiele

Auf dem Schulhof, Schüler/innen untereinander:

• „Du bist doch das größte Arschloch, das hier rumläuft.“

• „Du tickst ja wohl nicht richtig.“

• „Verpiss dich, du Schlampe.“

• „Mit Assis wollen wir nichts zu tun haben.“

Im Klassenzimmer, Lehrer/innen zu Schüler/innen:

• „Du gehörst in den Wald zum Holzhacken.“

• „Dafür bist du viel zu blöd.“

• „Du bist ja ein Fall für den Psychiater.“

• „Ihr seid nichts und aus euch wird auch nichts.“

• „Du geistige Magersucht, du Pickelface.“

Zu Hause, Eltern und Kindern:

• „Du fauler Sack, hast wieder nichts gelernt.“

• „Komm mir ja nicht mehr unter die Augen.“

• „Du bringst mich noch ins Grab.“

• „Hau ab, du Störenfried.“

Im Fernsehen, bei Talkshows:

• „Das ist doch völliger Quatsch, was Sie da sagen.“

• „Wie kann man nur so blöd sein …“

• „Also, mir reicht’ s jetzt mit Ihrem Geschwafel.“

• „Dümmer geht’s wohl nicht.“

ÜBUNG 2: Rollenspiel „Erfahrungen sammeln“

Arbeitet zu dritt. Schüler 1 erhebt Vorwürfe, Anschuldigungen und Beleidigungen.

Schüler 2 verhält sich entsprechend den Regeln. Schüler 3 achtet auf die Einhal-

tung der Regeln:

1. Schüler 2 hört zu.

2. Schüler 2 kann jederzeit STOPP sagen.

3. Schüler 2 gibt keine Antworten.

4. Schüler 2 sagt hinterher, wie er sich fühlt.

5. Dann Wechsel: Schüler 2 beschimpft, Schüler 1 hört zu usw.

ÜBUNG 3: Übersetzung von Du-Botschaften in Ich-Botschaften

Versuche herauszubekommen (zu übersetzen), was die Personen eigentlich mei-

nen, wenn sie folgendes sagen (Blatt):

• Lehrer: „Du Versager …“

• Mitschüler: „Du hast ja keine Ahnung, Mann …“

• Vater/Mutter: „Du Nichtsnutz, streng dich mehr an!“

ÜBUNG 4: Meine Du-Botschaften

Erinnere dich an beleidigende, verletzende Du-Botschaften, die du selbst schon

gebraucht hast und notiere sie (linke Spalte). Trage in der rechten Spalte ein, was

du eigentlich (von dir aus) sagen wolltest (Blatt).

Meine Du-Botschaft Meine eigentliche Ich-Botschaft

vgl. Miller 2005, S. 5 – 14 und 2006, S. 3 – 10

Anlage 5: Du-/Ich-Botschaften

Du Ich

„Du Arsch“

„Du tickst wohl nicht richtig“

„Du Blödi …“

→ „Ich bin wütend auf dich.“

→ „Ich verstehe dich nicht.“

→ „Ich weiß nicht, wie ich

dir das erklären soll.“

Merke:

Beschimpfungen beginnen mit „Du“.

Aussagen über eigene Gefühle beginnen mit „Ich“.