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Untersuchung und Beurteilung von Lebensmitteln Di¨ atmarmelade Institut f¨ ur Lebensmittelchemie

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Untersuchung und Beurteilung von Lebensmitteln

Diatmarmelade

Institut fur Lebensmittelchemie

Praktikum LC Teil IV

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 3

2 Analysen 52.1 Sinnesprufung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52.2 Aschegehalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2.2.1 Durchfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52.2.2 Messwerte/Berechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2.3 Aschenalkalitat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62.3.1 Durchfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62.3.2 Messwerte/Berechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2.4 Losliche Trockenmasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.4.1 Durchfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.4.2 Messwerte/Berechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2.5 Zucker - qualitativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.5.1 Durchfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.5.2 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

2.6 Fructose, Glucose, Saccharose - quantitativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.6.1 D-Glucose/D-Fructose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.6.2 Saccharose/D-Glucose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

2.7 Sußstoffe - qualitativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132.7.1 Durchfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142.7.2 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

2.8 Farbstoffe - qualitativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152.8.1 Durchfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162.8.2 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

2.9 pH-Wert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.10 Pektin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

2.10.1 Durchfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182.10.2 Messwerte/Berechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

3 Auswertung/Beurteilung 21

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Praktikum LC Teil IV

1 Einleitung

Die vorliegende Marmelade ist eine Diat-Konfiture extra aus Aprikosen von K-classic. Fur dieUntersuchung wurden am 18.10.2005 etwa 200 g der Konfiture im Originalglas mit Etikett er-halten.

Abschrift des Etiketts:

K-classic Aprikose, Konfiture extra, Diat

brennwertvermindert (50% weniger Kalorien)55 g Fruchte in 100 g, 30 g Zucker in 100 g1 BE entspricht 45,0 g

Fur Diabetiker geeignet. Zur besonderen Ernahrung beiDiabetes mellitus im Rahmen eines Diatplans. In 100 gKonfiture werden 60 g Zucker durch 24 g Fructose u.Sußstofflosung ersetzt.

Zutaten Aprikose, Fructose, WasserGelierungsmittel: PektinSauerungsmittel: CitronensaureSußstoffe: Natriumcyclamat, Saccharin

Nahrwerte Brennwert 485 kJ (115 kcal)Eiweiß 0,5 gKohlenhydrate 27,0 gFett 0,1 g

Mindesthaltbarkeitsdatum: 11.06.2005

Konfiture Extra ist die streichfahige Zubereitung aus Zuckerarten, nicht konzentrierter Pulpeaus einer oder mehreren Fruchtarten und Wasser. Fur deren Herstellung aus Aprikosen betragtdie verwendete Menge Pulpe mindestens 45%. Das Erzeugnis muss eine losliche Trockenmas-se von 60% aufweisen, außer wenn der Zucker ganz oder teilweise durch Sußungmittel (nachZusatzstoffzulassungsverordnung Anlage 2) ersetzt ist. Im Fall des vorliegenden Untersuchungs-guts trifft letzteres zu.[1]Es handelt sich um ein diatetisches Lebensmittel, welches aber abgesehen von der speziellenZusammensetzung zur Erzielung des diatetischen Zwecks im ubrigen vollstandig den Anforde-rung der KonfV entsprechen muss.[1][§4 III. C]

Spezielle Anforderungen an diatetische Lebensmittel sind in der Diatverordnung geregelt. Sodurfen beispielsweise weder d-Glucose, Invertzucker, Disaccharide, Maltodextrine noch Gluco-sesirup zugesetzt werden. Anstelle dieser Stoffe sind Fructose und Sußungsmittel (nach ZZulV)zugelassen.[2]

Weitere Regelungen zum vorliegenden Produkt trifft die Zusatzstoffzulassungsverordnung. Sosind fur Konfiture extra keinerlei Farbstoffe (außer Saft aus roten Fruchten) zugelassen. Da es

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Praktikum LC Teil IV

sich um eine fur Diabetiker geeignete brennwertverminderte Konfiture handelt, ist ein Zusatzvon Sorbit (E420), Mannit (E421), Isomalt (E953), Maltit (E965), Lactit (E966) und Xylit(E967) erlaubt und auch Sußstoffe konnen eingesetzt werden. Hierbei sind aber die jeweiligvorgeschriebenen Hochstmengen zu beachten: Acesulfam-K (E950, bis 1000 mg/kg), Aspartam(E951, bis 1000 mg/kg), Cyclamat (E952, bis 1000 mg/kg), Saccharin und seine Salze (E954,bis 200 mg/kg) und Neohesperidin DC (E959, bis 50 mg/kg).Um die Konsistenz der Konfiture zu erreichen, wird Pektin eingesetzt, welches in der Regeleinem Gesamtgehalt von 1-5% am Enderzeugnis ausmacht. Als Verdickungsmittel durfen Alg-insaure und ihre Salze (E400 bis E404), Agar-Agar (E406), Carragen (E407), Johannesbrot-kernmehl (E410), Guarkernmehl (E412), Xanthan (E415) und Gellan (E418) zu jeweils 10 g/kgzugegeben werden. Fur die Ausbildung eines optimalen Gels aus Zucker und Pektin ist auchder Sauregehalt (pH = 2,9 bis 3,1) entscheidend, welcher durch den Zusatz von Citronensaure(E330), Milchsaure (E270), Apfelsaure (E296) und L(+)-Weinsaure erreicht werden kann. DieZusatzstoffzulassungverordnung trifft auch Regelungen zum Einsatz von Konservierungsmittelin Konfituren, wobei folgende Stoffe erlaubt sind: Benzoesaure und Benzoate (E210 bis E213,bis 500 mg/kg) und Sorbinsaure und Sorbate (E200, E202, E203, bis 1000 mg/kg). Zugelas-sen sind auch sonstige Zusatzstoffe, wie Festigungsmittel (Calciumlactat, Calciumcitrat) undSchaumverhuter (Mono- u. Diglyceride von Speisefettsauren, Dimethylpolysiloxan).[3][D IV-5]

Anhand der vorgestellten Vorschriften fur das Erzeugnis wird ein Analyseplan erarbeitet, des-sen Ergebnisse in diesem Protokoll dargelegt sind. Nach der Sinnesprufung erfolgen qualitativeAnalysen auf Zuckerarten, Sußstoffe und Farbstoffe mittels Dunnschichtchromatographie. Dielosliche Trockenmasse wird nach LMBG §35 41.00-1, der Pektingehalt, der Aschegehalt unddie Aschenalkalitat nach [4] bestimmt. Fur die quantitative Untersuchung der Zucker Fructose,Glucose und Saccharose werden enzymatische Methoden angewandt.

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2 Analysen

2.1 Sinnesprufung

Die vorliegende Marmelade hat eine glanzend-orange, naturlich anmutende Farbe und weistkleine Fruchtstucke auf. Sie riecht sußlich und fruchtig nach Aprikose, schmeckt aber weitest-gehend nur sehr suß mit einer kleinen fruchtigen Note, die aber die verwendete Frucht kaumerkennen lasst. Die Textur ist glatt, weich und musig und hinterlasst ein angenehmes Mund-gefuhl.

2.2 Aschegehalt

Der Begriff Asche bezeichnet den Ruckstand, der bei der vollstandigen Verbrennung der orga-nischen Bestandteile eines Lebensmittels unter festgelegten Bedingungen entsteht. Dabei ver-bleiben die Mineralstoffe (zum Teil als Carbonate) zuruck. Die ubliche Veraschungstemperaturbetragt 550◦C, da bei hoheren Temperaturen Alkalichloride fluchtig sind, was nur zur Bestim-mung der Mehltype (ϑ=900◦C) erwunscht ist.Der Aschegehalt stellt eine wichtige Kennzahl zur Qualitatsbewertung dar, denn mit Kenntnisdes durschnittlichen Aschegehalts von Aprikosen lasst sich der Fruchtanteil der zu untersuchen-den Konfiture ermitteln.

2.2.1 Durchfuhrung

Nach [4]. Drei Quarzglasschalen werden uber dem Bunsenbrenner gegluht, im Exsikkator ab-gekuhlt und gewogen. Je etwa 15g der Konfiturenprobe einwiegen, im Trockenschrank bei 105◦C2h eindampfen und anschließend uber dem Bunsenbrenner vorveraschen. Die Schalen nun fur3h in den Muffelofen mit 550◦C stellen und danach abkuhlen lassen. Die Asche mit wenigWasser anfeuchten und Kohleteilchen mit einem Glasstab zerdrucken. Die Vortrocknung undVeraschung werden solange wiederholt, bis die Asche vollstandig weiß ist.

2.2.2 Messwerte/Berechnungen

Der prozentuale Gluhruckstand (Aschegehalt) G berechnet sich nach folgender Formel:

G[%] =m2 − m1

E· 100

m1 . . . Masse der leeren Schale in gm2 . . . Masse von Schale und Probe nach Veraschung in gE . . . Probeneinwaage in g

m1 in g E in g m2 in g Aschegehalt G in %20,6894 15,6390 20,7408 0,32921,8045 15,4100 21,8549 0,32715,6721 14,1700 15,7184 0,327

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Der Aschegehalt der Aprikosenkonfiture von K-classic betragt also 0,33%.Nach [5] verbleibt beim Veraschen von Aprikosen ein Gluhruckstand von etwa 0,75%, woraussich ein Fruchtanteil der Konfiture von 44% ableiten lasst.

2.3 Aschenalkalitat

Die Aschenalkalitat bezeichnet den Gesamtgehalt an alkalisch reagierenden Stoffen, wie zumBeispiel Carbonaten, die im Gluhruckstand enthalten sind.[4] Auch anhand dieses Wertes konn-te der Fruchtanteil uberpruft werden.

2.3.1 Durchfuhrung

Nach [4]. Nach beendeter Veraschung der Probe wird der Ruckstand mit 10 mL Schwefelsaure(0,05 mol/L) versetzt und zur Vertreibung von CO2 bis zum Sieden erhitzt. Mit heißem destil-lierten Wasser wird der Inhalt der Quarzglasschale nun in einen Erlenmeyerkolben uberfuhrt.Die Rucktitration erfolgt anschließend mit einer Natriumhydroxid-Maßlosung (0,1 mol/L) ge-gen den Indikator nach Tashiro von violett nach grun. Die Natronlauge wird mit einer 0,1molaren Salzsaure eingestellt.

2.3.2 Messwerte/Berechnungen

A =(a − b · T) · 0, 1

E· 100

A . . . Aschenalkalitata . . . Vorlage an Schwefelsaure (0,05 mol/L) in mLb . . . Verbrauch an NaOH (0,1 mol/L) in mLT . . . Titer der NaOH0,1 . . . Umrechnung auf mmol (c(NaOH=0,1 mmol/mL))E . . . Probeneinwaage in g

Einstellung der NaOH (Vorlage: 10 mL 0,1 M HCl)

Verbrauch 1 9,95 mLVerbrauch 2 10,00 mL

⇒ T=1,003

E in g a in mL b in mL Gesamtalkalitat in mmol/100g15,6390 10 5,15 3,0915,4100 10 5,10 3,1714,1700 10 5,15 3,41

Es ergibt sich eine durchschnittliche Gesamtalkalitat von 3,2 mmol NaOH pro 100 g Probe bzw.von 3,2 mL 1N NaOH/100 g.

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2.4 Losliche Trockenmasse

Die losliche Trockenmasse wird nach der Refraktometermethode §35 LMBG 41.00-1 bestimmtund leitet sich aus dem Brechungsindex der Konfiture ab. Da das Erzeugnis nur einen sehrgeringen Anteil an Aminosauren, Salzen, Fetten, Flavonoiden und Alkoholen aufweist, beein-flussen diese Substanzen den Brechungsindex nur vernachlassigbar gering, weshalb sich aus demEndwert direkt der Gesamtzuckergehalt angeben lasst.

2.4.1 Durchfuhrung

Nach [6]. Etwa 10 g der Konfiture werden in ein Becherglas eingewogen und mit 25 mL destillier-tem Wasser versetzt. Man lasst 3 Minuten sanft kochen und uberfuhrt die Losung mit Wasserin einen gewogenen Kolben. Nun fugt man noch Wasser bis zu einem Gesamtgewicht von etwa50 g hinzu, bestimmt die exakte Masse von Probe und Wasser und filtriert nach 20 Minutendurch einen Faltenfilter. Das Filtrat wird nun zur refraktometrischen Vermessung verwendet.Dabei kann die losliche Trockenmasse direkt an der Skala in Gewichtshundertteilen (Prozent)abgelesen werden. Zum Vergleich wird die Konfiturenprobe auch unbehandelt aufgetragen undder zugehorige Wert bestimmt.

2.4.2 Messwerte/Berechnungen

M =mges

E· W

M . . . losliche Trockenmasse in %mges . . . Gewicht von Probe und Wasser in gE . . . Einwaage in gW . . . am Refraktometer abgelesener Gewichtsanteil in %

mges in g E in g W in % losliche Trockenmasse in %50,59 10,12 8,00 39,9951,39 10,12 7,75 39,35

Die direkte Bestimmung des Wertes der unbehandelten Konfiture ergab einen Gehalt von 38,5%,welcher annahernd mit dem Mittelwert 39,7% aus der nach der Vorschrift durchgefuhrten Be-stimmung ubereinstimmt. Der Gesamtzuckergehalt sollte also etwa 40% betragen.

2.5 Zucker - qualitativ

Zur Identifizierung der Zucker mittels Dunnschichtchromatographie wird die Probe gelost undauf einer Kieselgelplatte getrennt. Die Detektion erfolgt durch Anfarben der Platte mit einemTauchreagenz. Die meisten Zucker zeigen eine charakteristische Farbung.

2.5.1 Durchfuhrung

Nach [7]. Um die Probenlosung fur die DC herzustellen werden ca. 2,5 g der Probe in 100 mLdest. Wasser gelost und filtriert. Die Dunnschichtchromatografie wird in einer Normalkammer

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auf einer Kieselgelplatte (Kieselgel 60) durchgefuhrt. Als Fließmittel verwendet man Aceto-nitril/Wasser (85+15 (v/v)). Die Hohe der Fließmittelfront betragt 13 cm. Es werden ca. 10µL Probenlosung und 5 µL Vergleichslosung aufgetragen. Als Vergleichslosung werden Malto-se, Glucose, Saccharose, Fructose, Lactose beim ersten Lauf und Arabinose, Maltose, Glucose,Fructose, Saccharose, Lactose, Galacturonsaure beim zweiten Lauf aufgetragen. Nach der DCwird die Kieselgelplatte an der Luft getrocknet und anschließend getaucht. Das Tauchmittelwird wie folgt hergestellt: Man lost 0,4 g Diphenylamin in 20 mL EtOH 96%ig und 0,4 mLAnilin in 20 mL EtOH 96%ig. Kurz bevor das Tauchmittel benotigt wird, werden beide Losun-gen zusammengemischt und mit 4 mL H3PO4 85%ig versetzt. Die ganze Losung wird nun nochim Verhaltnis 1:1 mit EtOH 96%ig verdunnt und kann so zum Tauchen eingesetzt werden.Nach dem Tauchen wird die DC-Platte bei 80-90◦C im Trockenschrank erhitzt bis Farbfleckezu erkennen sind.

2.5.2 Ergebnis

Nach der ersten DC wurde folgendes Ergebnis erhalten:

Es ist schwer die Zucker, die in der Probe enthalten sind, eindeutig zu identifizieren, da die Pro-be schlecht getrennt vorliegt (nur einen großer Fleck ist zu erkennen). Dies liegt wahrscheinlichdaran, dass die Probe zu konzentriert ist. Deshalb wird noch einmal eine DC durchgefuhrt, beider die Probelosung verdunnt aufgetragen wird.

Nach der zweiten DC ergab sich folgendes Ergebnis:

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Die Untersuchungsprobe hat die Bezeichnung”Probe CS“. Die Probenlosung wurde bei dieser

DC in den Verdunnungen 1:5 und 1:10 aufgetragen. Diesmal erfolgt eine besssere Trennung derZucker und es ist eine Identifizierung der in der Probe enthaltenen Zucker moglich.

Zucker Rf FarbeArabinose 0,42 blauMaltose 0,15 blau-violettGlucose 0,28 grunFructose 0,32 rot

Saccharose 0,21 braun-violettLactose 0,14 blau-violett

Galacturonsaure 0,08 hellgrau/blau

Probefleck(von oben nach unten) Rf Farbe Zucker

1 0,32 rot Fructose2 0,29 grun Glucose3 0,21 braun-violett Saccharose4 0,16 blau-violett Maltose5 0,09 hellgrau/blau Galacturonsaure

In der Probe sind also folgende Zucker enthalten: Fructose, Glucose, Saccharose, Maltose undGalacturonsaure. Die Galacturonsaure stammt aus dem der Konfiture zugesetzten Pektin.

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2.6 Fructose, Glucose, Saccharose - quantitativ

Die quantitativen Bestimmungen spezieller Zuckerarten erfolgt enzymatisch. Dafur stehen zweiEnzym-Test-Combinationen der Firma Boehringer zur Verfugung, welche beide auf einem UV-Test beruhen. Zum einen werden D-Glucose und D-Fructose bestimmt und zum anderen Sac-charose und D-Glucose.

2.6.1 D-Glucose/D-Fructose

Beide Zucker werden durch das Enzym Hexokinase (HK) unter Verbrauch von ATP und Bildungvon ADP zu Glucose-6-phosphat (G-6-P) bzw. Fructose-6-phosphat (F-6-P) phosphoryliert.

D-Glucose + ATP + HK −→ G-6-P + ADP (1)D-Fructose + ATP + HK −→ F-6-P + ADP (2)

G-6-P wird dann in Gegenwart von Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase durch Nicotinamid-adenin-dinucleotid-phosphat (NADP) zu Gluconat-6-phosphat oxidiert, wobei eine Reduktionvon NADP zu NADPH erfolgt.

G-6-P + NADP+ + G6P-DH −→ Gluconat-6-phosphat + NADPH + H+ (3)

Die hierbei wahrend der Reaktion gebildete NADPH-Menge ist der D-Glucose-Menge aqui-valent und kann durch Messung der Absorption bei 365 nm bestimmt werden. Um nun denFructoseanteil zu bestimmen, wird das in der Losung vorhandene F-6-P mittels Phosphoglucose-Isomerase (PGI) in G-6-P uberfuhrt, was zu einem erneuten Ablauf von Reaktion (3) fuhrt.

F-6-P + PGI −→ G-6-P (4)

Nach Stillstand der Reaktion wird wiederum der gebildete NADPH-Gehalt ermittelt, welchernun der D-Fructose-Menge aquivalent ist.[8]

2.6.1.1 Durchfuhrung

Nach [8]. Es werden etwa 0,25 g der Konfiturenprobe in einen 100-mL-Messkolben eingewogen,welcher dann bis zur Marke mit Wasser aufgefullt wird. Nach dem Mischen wird die Losungfiltriert und direkt eingesetzt.Das Enzymkit enthalt verschiedene Losungen, die, wie in der zugehorigen Anleitung beschrie-ben, nacheinander eingesetzt werden. Dabei handelt es sich bei Losung 1 nach Verdunnungmit Wasser um eine Losung aus Triethylaminpuffer, NADP, ATP, MgSO4 und Stabilisato-ren. Flasche 2 enthalt eine Suspension aus den Enzymen Hexokinase und Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase und in Flasche 3 befindet sich das Enzym Phosphoglucose-Isomerase.Es wird nach folgendem Schema gearbeitet, wobei mit der Probe eine Zweifachbestimmungerfolgt:

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In Kuvetten pipettieren Leerwert ProbeLosung 1 1,00 mL 1,00 mLProbelosung - 0,10 mLbidest. Wasser 2,00 mL 1,90 mLmischen, nach etwa 3 min Extinktionen der Losungen messen (E1),Reaktion starten durch Zugabe vonSuspension 2 0,02 mL 0,02 mLmischen, Stillstand der Reaktion abwarten (ca. 10-15 min) und Ex-tinktionen der Losungen messen (E2), anschließend zugebenSuspension 3 0,02 mL 0,02 mLmischen, nach 10-15 min Extinktionen der Losungen messen (E3)

2.6.1.2 Messwerte/Berechnungen

Probe 1 Probe 2Einwaage in g 0,2466 0,2636

E1 -0,012 0,013E2 0,085 0,114E3 0,422 0,451

c[g/100g] =V · MG

ǫ · d · v · m · 100· ∆E

V . . . TestvolumenMG . . . Molekulargewicht der Zuckerǫ . . . Extinktionskoeffizient bei 365 nmd . . . Schichtdicke der Kuvettev . . . Probevolumen

∆E . . . Extinktionsdifferenzm . . . Einwaage in g

Daraus ergeben sich fur die Glucose- bzw. Fructosekonzentration folgende Gleichungen:

c[g/100g]Glucose =3, 02 · 180, 16

3, 5 · 1 · 0, 1 · mi · 100· (E2,i − E1,i)

c[g/100g]Fructose =3, 04 · 180, 16

3, 5 · 1 · 0, 1 · mi · 100· (E3,i − E2,i)

Probe 1 Probe 2 Mittelwertc[g/100g]Glucose 6,114 5,956 6,0c[g/100g]Fructose 21,38 20,01 20,7

Die Probe weist demnach einen Glucosegehalt von 6% und einen Fructosegehalt von etwa21% auf.

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2.6.2 Saccharose/D-Glucose

Die Glucosebestimmung beruht auf dem gleichen Prinzip, wie die Nebeneinanderbestimmungvon Glucose und Fructose. Es wird also aus Glucose G-6-P gebildet, welches mit NADP alsOxidationsmittel zu Gluconat-6-phosphat oxidiert. Die dabei gebildete NADPH-Menge ist derGlucosekonzentration aquivalent. Der Gehalt an Saccharose kann nach Inversion dieser mittelsβ-Fructosidase bestimmt werden.

D-Glucose + ATP + HK −→ G-6-P + ADP (1)G-6-P + NADP+ + G6P-DH −→ Gluconat-6-phosphat + NADPH + H+ (2)Saccharose + H2O + β-Fructosidase −→ D-Glucose + D-Fructose (3)

Die gebildete D-Glucose reagiert nun nach den Reaktionen (1) und (2) weiter und es kommterneut zur Bildung von NADPH, welches dem Saccharosegehalt entspricht. Das NADPH wirdin allen Fallen am Absorptionsmaximum bei 365 nm bestimmt.[8]

2.6.2.1 Durchfuhrung

Nach [8]. Die Test-Combination beinhaltet in Flasche 1 eine Losung aus Triethylaminpuffer,NADP, ATP, MgSO4 und Stabilisatoren und in Flasche 2 eine Enzymsuspension aus Hexokinaseund Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase. Die 3. Losung besteht aus Citratpuffer, β-Fructosidaseund Stabilisatoren.In einen 100-mL-Messkolben etwa 0,5 g Konfiture einwiegen und dann den Kolben mit Wasserzur Marke aufgefullen. Nach Filtration kann die erhaltene Losung ohne Verdunnung direkt zurUntersuchung eingesetzt werden. Es wird eine Doppelbestimmung durchgefuhrt.

In Kuvetten Leerwert Probe Leerwert Probepipettieren Saccharose Saccharose D-Glucose D-GlucoseLosung 3 0,20 mL 0,20 mL - -Probelosung - 0,10 mL - 0,10 mLmischen, 15 min bei 20◦C stehen lassen, Zugabe vonLosung 1 1,00 mL 1,00 mL 1,00 mL 1,00 mLbidest. Wasser 1,80 mL 1,70 mL 2,00 mL 1,90 mLmischen, nach etwa 3 min Extinktionen der Losungen messen (E1),Reaktionen starten durch Zugabe vonSuspension 2 0,02 mL 0,02 mL 0,02 mL 0,02 mLmischen, Stillstand der Reaktion abwarten (ca. 10-15 min) und Ex-tinktionen der Losungen messen (E2)

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Praktikum LC Teil IV

2.6.2.2 Messwerte/Berechnungen

Probe 1 Probe 2Einwaage in g 0,5831 0,5523

E1,Saccharose 0,019 0,011E2,Saccharose 0,287 0,291E1,Glucose 0,013 0,019E2,Glucose 0,225 0,240

c[g/100g] =V · MG

ǫ · d · v · m · 100· ∆E

V . . . TestvolumenMG . . . Molekulargewicht der Zuckerǫ . . . Extinktionskoeffizient bei 365 nmd . . . Schichtdicke der Kuvettev . . . Probevolumen

∆E . . . Extinktionsdifferenzm . . . Einwaage in g

Daraus ergeben sich fur die Saccharose- bzw. Glucosekonzentration folgende Gleichungen:

c[g/100g]Saccharose =3, 02 · 342, 30

3, 5 · 1 · 0, 1 · mi · 100· ((E2 − E1)Saccharose,i − (E2 − E1)Glucose,i)

c[g/100g]Glucose =3, 02 · 180, 16

3, 5 · 1 · 0, 1 · mi · 100· (E2,Glucose,i − E1,Glucose,i)

Probe 1 Probe 2 Mittelwertc[g/100g]Saccharose 2,837 3,155 3,00c[g/100g]Glucose 5,652 6,220 5,94

Die Probe weist demnach einen Saccharosegehalt von 3% und einen Glucosegehalt von etwa6% auf.

2.7 Sußstoffe - qualitativ

Marmeladen und Konfituren konnen Sußungsmittel zugesetzt werden. Darunter versteht manZuckeraustauschstoffe und Sußstoffe. Sußstoffe sind Sußungsmittel, die eine hohere Sußkraft alsSaccharose besitzen, aber einen geringeren Nahrwert als diese aufweisen.[3]

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Praktikum LC Teil IV

Substanzname Sußkraft (bezogen auf Saccharose)[4] Strukturformel

Acesulfam-K 80-250fach

N

SO2

O

O

CH3

K

Aspartam 200fach

OCH3

O

NH

O

NH2OH

O

Cyclamat 25fach

NHSO3H

Saccharin 700fachSO2

NH

O

2.7.1 Durchfuhrung

Nach [9]. Fur die Probenaufarbeitung wiegt man ca. 5 g Probe in ein Becherglas ein und versetztsie mit ca. 20 mL Wasser. Damit der pH-Wert der Losung kleiner 3 ist, wird mit Kaliumhydro-gensulfat angesauert. Diese wassrige Losung wird dreimal mit je 20 ml Essigsaureethylester imScheidetrichter ausgeschuttelt. Die organischen Phasen werden vereinigt, uber Natriumsulfatgetrocknet und am Vakuumrotationsverdampfer bei 70◦C eingedampft. Der entstandene Ruck-stand wird mit 1 mL MeOH/H2O (1:1 (v/v)) aufgenommen.Die Probelosung und die Referenzlosungen werden auf die Platte aufgetragen. Als Referen-zen werden Saccharin, Acesulfam-K und Cyclamat eingesetzt. Die Dunnschichtchromatografiewird in einer Normalkammer auf einer Polyamidplatte durchgefuhrt. Als Fließmittel verwendetman Xylol/n-Propanol/Eisessig/Ameisensaure (45+6+7+2 (v/v/v/v)). Die Hohe der Fließ-mittelfront betragt 10 cm. Zur Detektion wird eine 0,1%ige Losung von Dichlorfluoreszin inEthanol/Wasser (1+1 (v/v)) verwendet. Die DC-Platte wird in das Detektionsmittel getaucht,getrocknet und im UV-Licht bei 366 nm betrachtet.

2.7.2 Ergebnis

Nach der DC wurde folgendes Ergebnis erhalten:

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Praktikum LC Teil IV

ReferenzenSußstoff Auftragstelle Rf-Wert

Saccharin a 0,32Cyclamat c 0,17

Acesulfam-K d 0,08

An den Stellen b und e wurde jeweils die Probenlosung aufgetragen. An der Stelle b wurde dieProbe unverdunnt aufgetragen und an der Stelle e mit einer 1:1 Verdunnung. An der Stelle ewar keine bzw. nur noch eine sehr schwache Fluoreszenz zu beobachten.Es wurde nur die Probe ausgewertet die an der Stelle b aufgetragen wurde:

Probenflecke(von oben nach unten) Rf-Wert Sußstoff

1 0,32 Saccharin2 0,18 Cyclamat3 0,08 Acesulfam-K

In der untersuchten Konfiture befinden sich also Saccharin, Cyclamat und Acesulfam-K.

2.8 Farbstoffe - qualitativ

Einige Lebensmittel werden gefarbt um Farbverluste und Farbveranderungen bei der Verarbei-tung und Lagerung auszugleichen. Es ist allerdings verboten, Lebensmittel zu farben um Mangelzu verdecken oder wertvolle Bestandteile vorzutauschen (z.B. Ei, Kakao). Als Lebensmittel-farbstoffe konnen naturliche Farbstoffe, synthetische organische Farbstoffe und anorganischePigmentfarbstoffe eingesetzt werden. Am haufigsten werden Farbstoffe naturlichen Ursprungs

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verwendet. Die Zahl der verwendeten synthetischen Farbstoffe ist gering.[10]Zur Identifizierung der Farbstoffe wird eine Dunnschichtchromatografie durchgefuhrt. Hierzuwerden die wasserloslichen Farbstoffe zuerst an Polyamidpulver adsorbiert. Die Farbstofflosungmuss fur die Adsorption am Polyamidpulver sauer sein, da die meisten Farbstoffe im Saurenbestandiger gegen den oxidativen Abbau sind. Nach der Adsorption werden die Farbstoffe mit-tels ammoniakalischer Losung wieder desorbiert und aufkonzentriert. Diese Losung wird mitReferenzfarbstoffen zur Identifizierung auf eine Kieselgelplatte aufgetragen.

2.8.1 Durchfuhrung

Nach [7]. Fur Probenaufarbeitung werden ca. 5 g Probe in 30 mL Wasser und 5 mL 10%igerKaliumhydrogensulfat-Losung gelost. Die unloslichen Bestandteile werden abfiltriert. Man gibtnun zur angesauerten Probenlosung ca. 1 g Polyamidpulver und erhitzt das Gemisch zum Sie-den. Die Losung wird noch 10 Minuten stehen gelassen, damit die Farbstoffe am Polyamidadsorbiert werden. Das Polyamidpulver wird mit Hilfe einer Fritte getrennt und das hierbeierhaltene Filtrat kann verworfen werden. Um das Polyamidpulver von storenden Begleitstoffenzu reinigen, wird einmal mit 50 mL heißer 5%iger Essigsaure und mindestens 150 mL sieden-dem dest. Wasser gewaschen. Zur Desorption der Farbstoffe werden nacheinander 2 mal 5 mLmethanolische Ammoniaklosung (konz. NH3/MeOH 5+95 (v/v)) und 3 mL MeOH in die Frit-te gegeben und direkt in einen kleinen Kolben eluiert. Die erhaltene Farbstofflosung wird mitEssigsaure schwach angesauert, um eventuell alkaliinduzierte Zersetzungen der Farbstoffe zuvermeiden. Die Losung wird nun im Trockenschrank auf ca. 1 mL eingeengt und kann dann zurDC verwendet werden.Die Dunnschichtchromatographie wird in einer Normalkammer auf einer Kieselgelplatte (Kie-selgel 60) durchgefuhrt und als Fließmittel Ethylacetat/Methanol/konz. Ammoniak/Wasser(60+18+5+12 (v/v)) eingesetzt. Die Hohe der Fließmittelfront betragt 10 cm. Auf die Startliniewerden ca. 1 µL Vergleichslosung und ca. 2 µL Probenlosung aufgetragen. Als Vergleichslosungwerden verwendet:

• E127 (Erythrosin, rot)• E110 (Gelborange, orange)• Erioorange (orange)• Chrysoin (gelb)• E111 (Orange GGN, orange)• E104 (Chinolingelb, gelb)• E102 (Tartrazin, gelb)• E132 (Indigotin I, blau)• E124 (Ponceau 4 R, rot)

2.8.2 Ergebnis

Nach der DC wurde folgendes Ergebnis erhalten:

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Die Probe wurde 2 mal aufgetragen und jeweils mit”Probe CS“gekennzeichnet. In dieser Probe

wurden mit Hilfe der DC keine Farbstoffe gefunden. Dies wurde schon nach der Adsorption amPolyamidpulver vermutet, da keinerlei Farbung des Polyamidpulvers festgestellt werden konnteund auch die aufgetragene Probenlosung nahezu farblos war.

2.9 pH-Wert

Der pH-Wert ist bei Lebensmitteln, denen Pektin als Geliermittel fur die Quellung zugesetztist, entscheidend. So gelten als Standardbedingungen fur die Bildung eines stabilen Gels Pek-tingehalte kleiner 1%, Zuckergehalte von 58 - 75% und pH-Werte zwischen 2,8 bis 3,5.[11]Zur Bestimmung des pH-Wertes werden ca. 5 g Probe mit 5 mL Wasser verdunnt und dieseMischung am pH-Meter vermessen.[12] Dabei ergab sich ein pH von 3,2.

2.10 Pektin

Pektin (griech. pektos - fest, geronnen) ist ein Polysaccharid das uberwiegend aus (1→4)-verknupfter α-D-Galacturonsaure besteht. Die Hauptkette hat allerdings Abschnitte in denenL-Rhamnose angereichert ist. In geringen Mengen kann Pektin auch d-Galactane, L-Arabinoseund Arabinogalactane in kovalenten Bindungen an das Galacturonan enthalten. Die Carboxyl-gruppen der Galacturonsaurereste konnen mit Methanol verestert sein.[11] Man kann somitzwischen hochverestertem Pektin (Veresterungsgrad großer 50%) und niederverestertem Pektin(Veresterungsgrad zwischen 5%-50%) unterscheiden.Pektin kommt vor allem in Pflanzen vor. Hier findet man es in allen festen Bestandteilen(Stangel, Blute, Blatter). Die Pektine sind in den Mittellamellen und primaren Zellwandenenthalten und ubernehmen dort eine festigende und wasserregulierende Funktion. Pektin wirdin vielen Produkten als Gelier-, Verdickungs- und Stabilisierungsmittel eingesetzt.[13]Wenn man Pektin in Wasser lost, werden die Sauregruppen der Galacturonsaurereste depro-

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Praktikum LC Teil IV

toniert. Aufgrund der negativen Ladungen kommt es zu elektrostatischen Abstoßungen und esbilden sich um die einzelnen Ladungstrager Hydrathullen aus. Damit das Pektin geliert, mussendie elektrostatischen Abstoßungen und die Hydrathulle uberwunden werden. Zum einen konnenmehrwertige Kationen mit den anionischen Gruppen Chelate bilden, so dass sich ein dreidimen-sionales Netz ausbildet und ein Gel entsteht. Zum anderen konnen die anionischen Saurerestedurch Saurezugabe wieder protoniert werden. Somit sinkt die elektrostatische Abstoßung zwi-schen den Pektinketten. Durch Zugabe von Zucker werden die Hydrathullen des Pektinmolekulsabgebaut, da Zucker eine wasserziehende Wirkung besitzen. Somit kann sich das Pektinmolekulstellenweise nahern und es werden Wasserstoffbrucken ausgebildet (z.T. werden die Zuckermo-lekule mit eingebunden) und es entsteht ein dreidimensionales Netzwerk und somit ein Gel.[13]Pektin kann man photometrisch bestimmen. Hierzu wird das Pektin zuerst durch Fallung mitEtOH aus der Konfiture isoliert und der Ruckstand mit verdunnter NaOH extrahiert. DurchZusatz von Carbazol und Schwefelsaure wird es in ein orange-rotes Kondensationsproduktuberfuhrt und photometrisch bei 525 nm bestimmt. Zur Erstellung der Kalibriergeraden dienteine Galacturonsaureanhydrid-Stammlosung.

2.10.1 Durchfuhrung

Nach [4]. Damit das Pektin photometrisch bestimmt werden kann, muss es zuerst isoliert wer-den. Dazu werden 4 g der Probe in ein Zentrifugenglas eingewogen. Man fugt ca. 12 mL Wasserund ca. 30 mL heißen 96%igen EtOH hinzu und stellt diese Losung bei 85◦C fur 10 Minutenins Wasserbad (gelegentlich mit dem Glasstab umruhren). Anschließend werden noch etwa 10mL EtOH hinzugefugt und alles 15 Minuten zentrifugiert.Die uberstehende Losung wird verworfen und der ganze Reinigungsschritt mit 63%igem EtOHwiederholt.Der durch die Zentrifugation erhaltene Niederschlag wird unter Zusatz von dest. Wasser ineinen 100-mL-Maßkolben uberfuhrt, mit 5 mL NaOH (1 mol/L) versetzt und mit dest. Wasseraufgefullt. Es wird gut durchmischt und 15 Minuten stehen gelassen. Nun wird abfiltriert undje 1 mL des Filtrats in 2 Reagenzglaser gegeben. In eines der beiden Reagenzglaser gibt man0,5 mL EtOH und in das andere werden 0,5 mL der Carbazol-Losung (0,1 g Carbazol in 100mL EtOH 96%ig) gegeben.Im Reagenzglas mit Filtrat und EtOH befindet sich nun die Vergleichslosung und im Reagenz-glas mit Filtrat und Carbazol befindet sich die Probenlosung.Um den Fehler der durch die Carbazol-Losung auftreten kann zu vermindern, wird zur Ermitt-lung des Blindwertes (man verwendet Wasser statt Filtrat) ein Reagenzglas mit 1ml Wasserund 0,5 mL EtOH und ein Reagenzglas mit 1 mL Wasser und 0,5 mL Carbazol-Losung gefullt.Anschließend gibt man, unter Schutteln innerhalb von 7 Sekunden (damit die Temperatur auf85◦C steigt), in alle Reagenzglaser je 6 mL H2SO4. Die Reagenzglaser werden noch einmal fur5 Minuten ins Wasserbad (85◦C) gestellt und dann auf Raumtemperatur abgekuhlt.Die Losun-gen konnen nun photometrisch bei 525 nm vermessen werden. Es wird jeweils die Probenlosunggegen die Vergleichslosung gemessen. Fur den Blindwert wird die Losung, die nur Wasser undEtOH enthalt gegen die Losung, welche Wasser und Carbazol-Losung enthalt vermessen.Um den Pektingehalt bestimmen zu konnen, muss eine Kalibriergerade erstellt werden. Dazustellt man als erstes eine Galacturonsaureanhydrid-Stammlosung her (Galacturonsaureanhydrid

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Praktikum LC Teil IV

wird im Folgenden immer mit GA abgekurzt). Es werden 60,8 mg Galacturonsaure-Monohydratin einen 500-mL-Maßkolben eingewogen, mit 2 mL 0,25 M NaOH versetzt und mit dest. H2Obis zur Marke aufgefullt. Die GA-Stammlosung hat somit eine Konzentration von c=100,91mg/mL. Anschließend werden fur die GA-Vergleichslosungen jeweils 10 mL, 20 mL, 30 mL,40 mL, 50 mL und 60 mL der Stammlosung in einen 100-mL-Maßkolben gefullt und mit dest.Wasser aufgefullt. Diese Losungen werden genauso behandelt wie die Pektinfiltrate der Probeund auch photometrisch vermessen. Aus den Werten der GA-Vergleichslosungen kann die Ka-libriergerade erstellt werden, die man zum Auswerten der Pektinmenge in der Probe benotigt.

2.10.2 Messwerte/Berechnungen

In der folgenden Tabelle sind die Konzentrationen und die gemessenen Extinktionen der ein-zelnen GA-Vergleichslosungen aufgelistet:

Volumen der GA-Stammlosung in mL GA in µg/mL Extinktion0 0 0,03610 10,09129 0,11320 20,18258 0,16730 30,27387 0,29740 40,36516 0,38450 50,45645 0,47560 60,54774 0,557

Man erhalt die folgende Kalibriergerade:

Kalibriergerade y = 0,0089x + 0,0216

R2 = 0,9936

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0 10 20 30 40 50 60 70Galacturonsäureanhydrid in µg/ml

Ext

inkt

ion

.

Nach der ersten Messung wurde festgestellt, dass die Probelosung zu konzentriert ist. Es wurdedeshalb eine neue Bestimmung mit einer 1:10 verdunnten Probelosung durchgefuhrt. Fur dieProben wurden die folgenden Extinktionen gemessen und aus der Kalibriergeraden das GA inµg/mL bestimmt.

Einwaage der Probe in g Extinktion GA in µg/mL4,0131 0,217 21,963,9437 0,227 23,084,1602 0,256 26,34

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Praktikum LC Teil IV

Um den Pektingehalt der Probe in mg GA/g Probe zu erhalten muss folgendes gerechnet wer-den:

P =GA · 100 · 10

E · 1000P . . . Gehalt an Pektin in mg GA/g Probe

GA . . . µg GA/mL Filtrat (entnommen aus der Kalibriergeraden)E . . . Einwaage in g

10, 100 . . . Verdunnungsfaktoren1000 . . . Umrechnungsfaktor von µg auf mg

Einwaage der Probe in g GA in µg/ml P in mg GA/g % GA in der Probe4,0131 21,96 5,47 0,553,9437 23,08 5,85 0,594,1602 26,34 6,33 0,63

Der durchschnittliche Pektingehalt betragt also etwa 0,6%.

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Praktikum LC Teil IV

3 Auswertung/Beurteilung

Fur die Zuammenfassung der Ergebnisse sollen jeweils die Vertrauensintervalle angegeben wer-den. Dazu ist es notwendig fur die Untersuchungsergebnisse den Mittelwert und die Standard-abweichung zu berechnen, sowie einen t-Test durchzufuhren.

x =

xi

nx . . . Mittelwertxi . . . Einzelergebnisse einer Methoden . . . Anzahl der Einzelergebnisse einer Methode

s =

(xi − x)

n − 1s . . . Standardabweichungxi . . . Einzelergebnisse einer Methodex . . . Mittelwertn . . . Anzahl der Einzelergebnisse einer Methode

∆x =t · s√

n∆x . . . Vertrauensintervallt . . . Faktor aus t-Verteilung fur P=0,95:

f = 2 ⇒ t = 4, 30f = 3 ⇒ t = 3, 18

s . . . Standardabweichungn . . . Anzahl der Einzelergebnisse einer Methode

Daraus ergeben sich die in der folgenden Tabelle aufgefuhrten Werte.

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Parameter IST SOLLAschegehalt in % (0,33±2 · 10−3) 0,41 [5] bzw. 0,44 [14]

Aschenalkalitat in mL 1N NaOH/100g (3,22±0,31) 3,72 bzw. 4,80 [14]

losliche Trockenmasse in % (39,7±1,4) keine Referenz fur Diatkonfiture

Zuckerarten Fructose Fructose [15] und [Etikett]

Glucose Glucose [15]

Saccharose Saccharose [15]

Maltose Maltose [15]

Fructosegehalt in g/100g (20,7±3,0) 24,0 [Etikett] + 0,48 [15]∗

Glucosegehalt in g/100g (6,0±0,3) 0,95 [15]∗

(5,9±1,2)

Saccharosegehalt in g/100g (3,1±0,7) 2,8 [15]∗

Sußstoffe Saccharin Saccharin [Etikett]

Cyclymat Cyclamat [Etikett]

Acesulfam-K — [Etikett]

Farbstoffe — — [3]

pH-Wert 3,2 2,9 bis 3,1 [3]

Pektingehalt in % (0,59±0, 08) 0,5 [15]∗ naturlicher Gehalt der Zucker in der Aprikose (Fruchtanteil berucksichtigt)

Der Aschegehalt einer Konfiture ist von deren Fruchtgehalt abhangig und sollte daher in dervorliegenden Aprikosenkonfiture, welche laut Etikett einen Fruchtanteil von 55% besitzt, etwashoher liegen als die ermittelten 0,33%. Auch die Aschenalkalitat ist ein wenig niedrig.Fur Diatkonfituren ist kein gesetzlicher Mindestwert fur die losliche Trockenmasse vorgeschrie-ben, so dass fur diesen Wert kein Soll-Ist-Vergleich moglich ist. Ein Teil der loslichen Trocken-masse ergibt sich aus den enthaltenen Zuckern, welche in diesem Fall Fructose, Glucose, Sac-charose und Maltose sind. Fructose ist der Hauptzucker in einer Diatkonfiture, wenn diese nichtausschließlich mit Sußungsmittel hergestellt wurde und alle anderen indentifizierten Zuckerar-ten kommen naturlich in der Aprikose vor.[15] Der ermittelte Fructosegehalt liegt niedriger alsauf dem Etikett angegeben, der Glucosegehalt allerdings ist um 5 g hoher als er eigentlich seinsollte. Die Aprikose enthalt etwa 1,7% Glucose[15], was in der fertigen Konfiture zu einem An-teil von ca. 1% fuhren sollte. Es ist damit nachgewiesen, dass dem Produkt zusatzlich Glucosezugesetzt worden ist. Der Saccharosegehalt liegt im Soll-Bereich.Es ist auch festzustellen, dass der Gesamtzuckergehalt aus Fructose, Glucose und Saccharosenur etwa 30% am Enderzeugnis ausmacht, aber die losliche Trockenmasse zu 40% bestimmtwurde. Diese Differenz von 10% muss durch Substanzen ausgelost sein, welche den Brechungs-index stark beeinflussen, bei den Untersuchen aber nicht weiter identifiziert wurden.Laut Etikettaufschrift sollten in der Diat-Aprikosenkonfiture nur Saccharin und Cyclamat alsSußstoffe eingesetzt sein, aber es stellte sich heraus, dass auch ein erheblicher Anteil (sehrgroßer Fleck auf der DC-Platte) an Acesulfam-K enthalten ist. Dieser Sußstoff ist zwar laut [3]erlaubt und da keine quantitative Untersuchung durchgefuhrt wurde, lasst sich nicht sagen, obder Grenzwert von 1000 mg/kg eingehalten wurde, aber da unter dem Punkt Sußstoffe auf demEtikett Acesulfam-K nicht auftaucht, ist es in dieser Konfiture nicht zulassig.

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Praktikum LC Teil IV

Es sind keine kunstlichen Farbstoffe im Untersuchungsgut enthalten, was den gesetztlichenRichtlinien[3] entspricht.Der pH-Wert liegt in einem fur die Pektinquellung optimalen Bereich und der Pektingehaltstimmt mit der Literaturangabe uberein.

Es ist abschließend festzustellen, dass die vorliegende Aprikosenkonfiture in dieser Zusammen-setzung nicht als

”Diat“-Produkt deklariert werden darf. Der zusatzliche Glucoseanteil konnte

bei Diabetikern wegen Insulinmangels zu schwerwiegenden Folgen fuhren. Durch diesen Zucker-zusatz lassen sich auch die verminderten Werte von Asche und Aschenalkalitat und damit auchvon Fruchtanteil und Fructosegehalt erklaren.Der Zusatz von Acesulfam-K hatte auf dem Etikett aufgefuhrt sein mussen, was nicht der Fallist.

Aus dem Gesamtzuckergehalt lasst sich aufgrund des minimalen Anteil an Fetten und Proteinenin Konfituren der Energiegehalt abschatzen. Insgesamt weist die vorliegende Aprikosenkonfitureeinen Kohlenhydratgehalt von rund 30 g/100 g auf und etwa 1 g sind 17 kJ bzw. 4 kcal.Also ergibt sich ein Energiegehalt von 510 kJ bzw. 120 kcal pro 100 g Erzeugnis, welchererwartungsgemaß hoher als die Etikettangabe ist.Eine Broteinheit entspricht 12,5 g Kohlenhydraten, so dass sich auch der Wert von 1 BE = 45g Konfiture, welcher so auf dem Etikett angegeben ist, nicht mehr als richtig einzustufen ist.Korrigiert ergibt sich Folgendes: 1 BE = 42 g.

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Praktikum LC Teil IV

Literatur

[1] Zipfel, Walter (Hrsg.) ; Rathke, Kurt-Dietrich (Hrsg.): Lebensmittelrecht. VerlagC.H.Beck Munchen, 2003. – Verordnung uber Konfiture und einige ahnliche Erzeugnisse(KonfV)

[2] Zipfel, Walter (Hrsg.) ; Rathke, Kurt-Dietrich (Hrsg.): Lebensmittelrecht. VerlagC.H.Beck Munchen, 2005. – Diatverordnung (DiatV)

[3] Nehring (Hrsg.): Handbuch der Lebensmittelzusatzstoffe. 20. aktuelle Lieferung. 2002

[4] Matissek, Reinhard ; Schnepel, Frank-M. ; Steiner, Gabriele: Lebensmittelanalytik.1. Auflage. Springer Verlag, Berlin, 1989

[5] www.nal.usda.gov/fnic/foodcomp/search/

[6] Amtliche Sammlung von Untersuchungsverfahren nach §35 LMBG. Beuth Verlag, Berlin,1993

[7] TU Dresden, Institut fur Lebensmittelchemie: Skript zum Praktikum LebensmittelchemieTeil III Dunnschichtchromatographie. 2005

[8] Biochemica. Bohringer, Mannheim, 1989

[9] www.chemie.uni-hamburg.de/lc/download/praktikumsskript%20ws05-06.pdf

[10] Franzke, Claus: Allgemeines Lehrbuch der Lebensmittelchemie. 3. Auflage. Behr Verlag,Hamburg, 1996

[11] Belitz, Hans-Dieter ; Grosch, Werner ; Schieberle, Peter: Lehrbuch der Lebensmit-telchemie. 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin, 2001

[12] Kap. 28B In: Schweizerisches Lebensmittelbuch. Bd. 2. 5. Auflage. EidgenossischeDrucksachen- und Materialzentrale, Bern, 1964

[13] www.wikipedia.org

[14] Schormuller, Josef (Hrsg.): Handbuch der Lebensmittelchemie. Springer Verlag, Berlin,1968

[15] Senser, Friedrich ; Scherz, Heimo ; fur Lebensmittelchemie Garching, Deut-sche F. (Hrsg.): Der kleine Souci Fachmann Kraut, Lebensmitteltabelle fur die Praxis. 2.Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1991

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