Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte ... · Neu-Aspermont. von Ant. Mooser...
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Untervazer Burgenverein Untervaz
Texte zur Dorfgeschichte
von Untervaz
1935
Neu-Aspermont
Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.
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1935 Neu-Aspermont Anton Mooser Bündner Monatsblatt, Nr. 6. 1935. Seite 161-174 und 193-218
Neu-Aspermont.
von Ant. Mooser Maienfeld.
I.
Hart am alten Weg1 nach den Alpen der Gemeinden Jenins, Maienfeld und
Fläsch und der einstigen Walsersiedelung Stürvis steht eine halbe Stunde ob
dem Dorf Jenins, 350 m über der Talsohle, die Ruine der Burg Neu-Aspermont
(Fig. 1 des zweiten Stammsitzes der Herren gleichen Namens. Ihre
namengebende Stammburg, die alte Aspermont, stand auf einer Felsnase zwei
Stunden unter Chur ob dem bischöflichen Gut Molinära.2
Die Lage der Burg war nicht ringsum sturmfrei. Vom nahen Berghang aus
konnte sie überhöht werden, um mit Wurfmaschinen Steinblöcke und Feuer auf
das Dach zu werfen. Zwischen Hang und Berchfrit (Turm 1, vgl. den
Grundriss) war auch genügend Raum zur Aufstellung von Mauerbrechern. Der
Berchfrit ist allem Anschein nach wirklich, wahrscheinlich 1499 bei der
zweiten Eroberung der Burg gerammt worden (siehe weiter unten). Die Stelle,
an welcher der Mauerbrecher in Tätigkeit gesetzt wurde,
S: 162: ist an der nördlichen Ecke gut sichtbar. Statt den Mauerkern, die Rustica, mit
Bruchsteinquadern oder Findlingen neu zu verkleiden, begnügte man sich
damit, die Bruchstelle nur mit Hohlziegelbrocken notdürftig auszuflicken. Der
Berchfrit, ein 20 m hoher Bau mit schönem Bruchsteingefüge, bildete den
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Schild der Burg. Sein Standort, ein Kalkschieferhöcker voller Risse, wurde
seiner unsoliden Struktur wegen zu einem bastionartigen Bollwerk (Grundriss
8) mit Mauerwerk ummantelt, einbezüglich der Nordkante des Turmes bis an
die Abortgrube (7).
Fig. 1. Neu-Aspermont. Ansicht von Süden.
Dieser Schutzbau des Turmes mit bergwärts abfallender, in Mörtel gelegter
Pflasterplatte, ist nicht als ehemaliges Verteidigungswerk zu betrachten. Die
enge, türähnliche Öffnung im Burghofbering an der östlichen Turmecke ist
später Ausbruch.
Der älteste Bautrakt, der Berchfrit, ist wahrscheinlich schon im 12. Jahrhundert
vom letzten Udalrichinger, Graf Rudolf v. Bregenz, erbaut worden. Er starb
zwischen 1146 und 11 57 und wird urkundlich Graf in Rätien genannt. Der
Berchfrit, ein Wohnturm mit siebenfacher Stockwerkteilung, war ursprünglich
um zwei Geschosse niedriger und mit Zinnen bekrönt.
S: 163:
Fig. 2. Grundriss von Aspermont.
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S: 164: Der Grundriss, ein unregelmässiges Viereck, variiert im Innern von 5,90 bis
6,30 m Seitenlängen. Die nördliche Turmwand ist fast doppelt so stark als die
drei andern Wände. Der ursprüngliche Turmeingang, eine enge, hohe,
rundbogig überwölbte Pforte, öffnet sich in der westlichen Wand, zirka 12 m
über dem Baugrund. Sie führte ins vierte Stockwerk. Welche
Aufstiegvorrichtung zu dieser hochgelegenen Pforte führte, bevor der Palas mit
dem Treppenhausschacht angebaut wurde, ist nicht festzustellen. Das unterste
Turmgelass, ein in Fels vertieftes Verliess, ist vollständig mit Schutt gefüllt,
war ohne Belichtung und nur durch das sog. Schmachtloch in der Decke
zugänglich. Die erste Etage, wohl auch zum Gefängnislokal bestimmt, empfing
etwas Licht durch eine nach innen stark erweiterte Scharte in der Südwand.
Zwei schräg aufwärts geführte Luftkanäle quadratischen Querschnittes
durchbrechen hart unter der ehemaligen Decke die Nordwand. Auf späten
Durchbruch (1499) deutet die Türöffnung, welche den Sulèr (Korridor,
Hausflur) mit diesem Raum verband. Die Türschwelle liegt in ziemlicher Höhe
über dem Fussboden der Hausflur. Die Verbindung fand demnach mittelst
gestaffeltem Aufstieg statt. Das zweite Geschoss, ohne Türverbindung mit dem
Treppenhaus, erhielt das Tageslicht nur durch ein kleineres Fenster. Durch eine
ebenfalls nachträglich ausgebrochene Türöffnung betrat man vom Treppenhaus
aus über vier in der Mauerdicke ansteigende Stufen das dritte Stockwerk.
Dieses war Süd-Nord durch eine starke Holzwand in zwei ungleich grosse
Räume getrennt, Wohnstube und Schlafkemenate, erstere mit sehr grossem,
letztere mit kleinerem Fenster, beide mit zurückstehenden Brüstungen und
Nischensitzen.
Im östlichen Abteil, das allem Anschein nach als Schlafzimmer für den
Burgherrn diente, ist in die nördliche Turmwand der Hohlraum eines Aborts
ausgespart. Die Brille (Sitzbrett) ist noch vollständig erhalten und durch den
kennzeichnenden Ausschnitt erkenntlich, für welches Geschlecht dieser Lokus
bestimmt war. Auf die östliche, weissgetünchte Wand sind breite schwarze
Schrägstreifen gemalt, die vom Fussboden bis an die Zimmerdecke reichten.
Schwarze Wedel im Barockstil zierten die Stichbogen von Fenster und Abort.
Das andere Abteil war zur Wohnstube eingerichtet, in deren Nordwestecke ein
grosser Ofen stand. Dieser wurde vom Treppen haus aus geheizt.
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S: 165: Die Feuermündung öffnet sich in tiefer, mannshoher Nische. Beim Bau des
Ofens wurde in der Nordwand des Turmes eine Nische ausgespart, um Raum
zu gewinnen für eine Ruhebank zwischen Wand und Ofen. Der Rauchkanal
dieses Ofens ist in die äussere Mauerflucht gegen das Treppenhaus
ausgebrochen. Nur mit Schieferplatten abgewandet, zieht dieser Rauchabzug,
sog. Rauchfuchs, in geringer Steigung nach der Ostecke des Treppenhauses,
wo er in das Kamin eines andern Ofens mündete. Die Anlage weist in eine Zeit,
in welcher die Kamintechnik noch auf niedriger Stufe stand.
Das vierte Geschoss, ein ungeteilter Raum, wurde durch ein einziges grosses
Fenster belichtet, mit einem kleinern die darüber liegende fünfte Etage. Wie
diejenigen im dritten Geschoss sind deren Nischen auch mit Sitzen versehen.
Sämtliche Fensteröffnungen des Berchfrits durchbrechen dessen südliche
Wand, nur das fünfte Geschoss erhielt noch durch ein kleines, quadratisches
Fenster, das über dem einstigen Dach des Palas die westliche Turmwand
durchbricht, etwelche Tageshelle. Der aus Tuff gehauene Fenstereinbau mit
frühgotischem Profil ist noch intakt. Im übrigen sind diese Tuffsteingewände
am Berchfrit und Palas zum grossen Teil ausgebrochen.
Mit einer Bedürfnislokalität war auch die fünfte Etage ausgestattet, deren
Raum gleich derjenigen im dritten Stock in die Mauerdicke der nördlichen
Turmwand ausgespart ist. Die Sohlen der Abzugskanäle hatten der Mauerflucht
vorstehenden Bretterbelag. Wenn auch bei vielen Burgen bei hinlänglicher
Mauerstärke der Hohlraum des Abortes in diese ausgespart wurde, so war dies
ursprünglich im Turm Aspermont nicht der Fall, der Erkerabtritt vertrat hier
anfänglich den Nischenlokus. Das Gefüge der Vermauerung zeichnet sich stark
von demjenigen des Turmes ab.
Primitiv und unfair war die Einrichtung, wenn nur ein Rundholzknebel die
Brille vertrat. Mancherorts hatte dieser Knebel, ohne auf einer dünnen
Mauerbrüstung aufzuliegen, keine andere Auflage als mit seinen Stümpfen in
der Mauer.
Das sechste Stockwerk in der Höhe zweier Geschosse wurde, wie bereits
erwähnt, erst nach der Zerstörung von 1499 aufgestockt und diente als Rüst-
und Schiesskammer. Gegen Süden stand dieser Raum offen mit einer über die
Mauer ausladenden, zwei Etagen hohen Laube, von welcher aus der
Torzwinger (5, siehe Grundriss) bestrichen werden konnte.
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S: 166: Die südliche Turmwand zeigt nämlich von dieser Höhe bis zu ihrer Krone nicht
die geringste Spur einer Verzahnung mit einer einst zu gleicher Höhe
aufgeführten Südwand. Die Aufstockung dieses zweistockhohen
Obergeschosses springt im Innern des Turmes (die Zinnen abgerechnet)
zurück. Der Zinnenkranz ist an der Ost- und Nordwand noch erhalten. Je eine
grosse Türöffnung durch die mittleren Zinnenlücken führte auf einen
Wehrgang, der mit der Laube über dem Torzwinger zusammenhing. Die
Zinnenlücken beidseitig genannter Türöffnungen sind zu Nischen ausgespart,
jede von einer Schlüsselscharte mit Stockziegeleinbau durchbrochen.
Statt einer Diele, die das siebente Geschoss vom sechsten geteilt hätte, zog sich
an den drei Turmwänden (Ost, West und Nord) eine Galerie (Umgang) hin, die
mit der erwähnten Laube in Verbindung stand. Hier ist in der Nordwand wieder
eine Nische mit Backstein eingebauter Schlüsselscharte. Die westliche
Turmwand ist nicht mehr in ihrer ursprünglichen Höhe erhalten. Ihre Krone
senkt sich von derjenigen der Nordwand bis auf diejenige der Südwand. Nur
vom Palas aus besehen, erweckt diese Abschrägung den Anschein, der Turm
sei mit einem Pultdach gedeckt gewesen. Es sind an der Ostwand nicht die
geringsten Spuren vorhanden, dass ein Pultdach weder vor noch nach den
Wiederherstellungsarbeiten nach der Zerstörung von 1499 den Turm deckte.
Irreführend ist die Hohlziegelabdeckung dieser Mauerkrone. Doch die Lage
dieser Ziegel lenkt von der Annahme ab, es handle sich hier um ein ehemaliges
Pultdach. Hätte ein solches bestanden, so würden die Ziegel nach Süden und
nicht nach Westen gegen den Palas abwassern. Die Abdeckung dieser
Mauerkrone mit Hohlziegeln ist eine Erhaltungsarbeit aus dem Jahr 1863. Der
Käufer der Ruine, Hauptmann Ernst Rhomberg aus Dornbirn, liess analog der
noch erhaltenen Abdeckung der östlichen und nördlichen Turmwand die
westliche mit der nämlichen Ziegelform vor weiterem Zerfall sichern.
Dass der Turm und wahrscheinlich auch der Palas schon vor 1499 mit sog.
Pripen-Hohlziegeldächern gedeckt waren, beweisen die vielen Bruchstücke
solcher Ziegel, die zum Ausbessern schadhafter Stellen im Innern des Turmes
und im Palas zum Ausbau der Laibungen neu ausgebrochener Türöffnungen
Verwendung fanden. Die Ziegler diesseits der Alpen formten und brannten den
S: 167: Hohlziegel schon vor 900 Jahren. Hieraus darf aber nicht gefolgert werden,
Aspermont sei schon vor Anfang an mit diesem Bedachungsmaterial
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eingedeckt worden. Wenn auch am Südhang der rätischen Alpen schwere
Steinplatten zur Bedachung verwendet wurden, so ersetzten herwärts des
Alpenkammes grosse, unter Latten mit schweren Steinen belastete Schindeln
die harte Bedachung.
Ohne Verband (Verzahnung) lagert sich westlich an den Turm der Palas an.
Aus zwei Trakten bestehend, ist der südliche, weit grössere das ältere Bauwerk.
Wenn auch nicht gleichzeitig mit dem Berchfrit aufgeführt, so bekunden
bauliche Einzelheiten in frühgotischem Stil immerhin, dass die Erbauung des
südlichen Traktes spätestens ins 13. Jahrhundert zu verlegen ist.
Der Baugrund der beiden Palastrakte liegt um eine Stockwerkhöhe tiefer als
der des Turmes. Über eine Treppe (jetzt mit Schutt überdeckt) betrat man aus
dem nur 3 m breiten Burghof3 durch eine über 2 m hohe und 1,30 m breite,
flachgedeckte Pforte den Sulèr (Hausflur). Der Türsturz besteht aus einem
halbkreisförmigen Findling. Die Türe hing an eisernen Kloben. Das
Treppenhaus schachte sich über dem Sulèr zwischen Turm und Palas, nur
durch zwei Fenster von Süden belichtet (wovon das eine später vermauert
wurde), bis ins vierte Stockwerk des Palas auf. Die 0,85 m starke Mauer,
welche die Hausflur und den Treppenschacht vom Südtrakt trennte, ist bis zur
Erdgeschosshöhe eingestürzt.
In der ersten Etage über der Hausflur sind in der östlichen Ecke noch Reste
eines einst kuppelförmig überwölbten Backofens, dessen Kamin den
Rauchkanal (Rauchfuchs) des Ofens im Turm aufnahm. Auf einer (innern)
Grundfläche von 6,50 x 8,80 m steigt das Mauerwerk des Südtraktes noch drei
Stockhöhen über den einstigen Kellerraum. Nur durch eine einzige Scharte in
der Südwand drang frische Luft in dieses Erdgeschoss. Dieses liegt um
Stockhöhe tiefer als dasjenige im Turm.
Das zweite Geschoss teilte sich ehemals in vier Räume (Schlafkemenaten?).
Von diesen erhielten nur drei Luft und etwas Licht von aussen. Diese wurden
durch schartenähnliche Fensteröffnungen nur schwach belichtet.
S: 168: Zwei dieser Luft- und Lichtspender durchbrechen die Süd- und drei die
schmale Westwand. Ihre Nischen erweitern sich stark nach innen, die
Laibungen sind weiss gestrichen, mit gemalten, innen schwarzkonturierten,
chromgelben Friesen umrahmt. Die Fensterrahmen waren in der Mitte der
Mauerdicke angebracht.
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Die dritte Etage umfasste einen einzigen Raum, wohl den Rittersaal.
Anfänglich durch vier Fenster belichtet, zwei gegen Süden und eines gegen
Westen, wurde das östliche in der Südwand nachträglich vermauert. Die
westliche Fensteröffnung sowie die nächste in der Südwand sind mit
breitgefaçten Tuffsteingewänden eingerahmt. Vor einigen Jahrzehnten zeigten
die Stichbogen dieser Fensternischen noch künstlerisch gemaltes polychromes
gotisches Blumenrankenwerk. Am Stichbogen des westlichen Fensters ist die
Malerei noch erhalten, wenn auch etwas verblichen. In alle drei Nischen sind
beidseitig Sitze eingebaut. Bruchstücke grünglasierter Reliefofenkacheln im
Innern der Palasmauern weisen darauf hin, dass im Rittersaal sehr
wahrscheinlich ein Winterthurer Kachelofen aus dem Anfang des 16.
Jahrhunderts stand.4
Das Dachgeschoss, dessen Mauerwerk nicht mehr in der ursprünglichen Höhe
erhalten ist, wurde nur von je einem Fenster in der Süd- und Westwand
belichtet. Die innere Mauerflucht springt um ein Beträchtliches zurück, was
aber hier keineswegs als nachträgliche Aufstockung zu betrachten ist.
Der nördliche, im Innern nur 3 m breite Palas (4, Grundriss) wurde vermutlich
im letzten Dezennium des 13. Jahrhunderts von Freiherrn Johann v. Vaz
aufgeführt. Auch die Schutzbauten (8 und 9, Grundriss) an Turm und Palas
dürften diesem Dynasten zugeschrieben werden (siehe weiter unten). Der Bau
hat keine Verzahnung mit dem Südtrakt und erstreckt sich auf dessen ganze
Länge. Die Mauerstärken variieren in der Basis von 1,80—2,75 m.
Fünf Geschosse hoch, liegt das unterste Gelass um seine ganze Höhe tiefer als
das Erdgeschoss im südlichen Trakt. Von der Hausflur aus führte eine Treppe
durch eine 1,32 m breite Stichbogentüre in diesen tiefgelegenen Raum, der
wohl als Weinkeller gedient haben mag. Eine zweite Türe verband die beiden
Keller.
S: 169: Diese zwei Kellerverbindungen wurden selbstredend erst beim Bau des
Nordpalas ausgebrochen. Drei Scharten spendeten frische Luft, zwei von
Norden und eine durch die schmale Westwand (Fig. 3). im unter der Scharte
dieser Wand wird diese durch einen hölzernen, mit dem Däxel ausgehöhlten
und einem Brett abgedeckten Känel durchstochen. Um eine Küchenschütt-
steinrinne kann es sich hier nicht handeln, da es ausgeschlossen ist, dass im
dunkeln Keller eine Kochfeuerstelle stand.
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Fig. 3.
Nicht nur in jedem Männerkloster, sondern auch auf jeder grössern Herrenburg
amtierte ein Kellermeister, sehr wahrscheinlich auch einer auf Neu-Aspermont,
deren Herren Weinberge in Jenins, Malans und Maienfeld besassen. In guten
Weinjahren fehlte es jedenfalls nicht an vollen Fässern auf Aspermont.5 Zu
welchem Zweck mag nun der erwähnte Känel (Rinne), der die Fortsetzung
eines Schüttsteines im Keller bildete, gedient haben? Jedes Fass wird, wenn es
des Inhaltes entleert ist und frische Füllung stattfindet, notwendigerweise
sauber ausgespült. Der Schüttstein diente also in erster Linie zur Aufnahme des
Spülwassers. Aber auch noch zu diskreten Verrichtungen wird dieser Ausguss
benutzt worden sein, wenn es Not und Bedürfnis erheischten. Burgherren und
Kellermeister waren immer trinkfeste Kumpane. An grossen Zechereien selbst
in Kellern nahm man damals
S: 170: so wenig Anstoss wie heutzutage, und was für direkte Folgen übermässiger
Alkoholgenuss zeitigt, darüber ist Schweigen geboten.6
Im zweiten Geschoss befindet sich in der Westwand eine Schartennische mit
schräg durch die Mauer geführter Scharte (Fig. 4) mit Sicht auf den kurzen
Wehrgang über der kleinen Pforte in den Zwinger (6, Grundriss). In der
Nordwand wieder eine Schartennische 1,60 m hoch, 80 cm breit und 85 cm
tief. Die Scharte durchbricht hier von der rechten Nischenleibung aus in
geknickter Achse die Wand (Fig. 5).
Fig. 4. Fig. 5.
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Eine 2,10 m hohe, 97 cm breite und 1,35 m tiefe Schartennische ist in die
Ostwand ausgespart, deren 1,25 m hohe Scharte nachträglich bis auf ein
quadratisches Luftzugloch vermauert wurde.
Im dritten Geschoss in der nämlichen Wand ein Nischenlokus mit Abzugskanal
in die Abortgrube (7, Grundriss). Gegenüber in der Westwand grosses
Rundbogenfenster mit Seitenbänken. Hart daneben ein vermauertes Fenster mit
flacher Decke.
Eine Rundbogentüre im vierten Stock, die auf einen Erkerabtritt über der
Abortgrube führte, und eine kleine Fensteröffnung durchbrechen in diesem
Stockwerk die Nordwand. Diese hat bis zum vierten Geschoss eine Stärke von
1,80 m und geht durch starken Absatz im Obergeschoss und Dachstock in
schwächere Aufstockung über, was jedoch kein Hinweis ist, dass hier eine
nachträgliche Höherführung des Baues stattfand. Die Wohn- und
Schlafkemenaten waren auf die drei obern Geschosse verteilt. Fünf
Türöffnungen verbanden die beiden Trakte, ohne die schon erwähnten zwei
Kellertüren. Das zweite Geschoss vom Südtrakt des Palas und des
Treppenhauses standen mit der dritten Etage des Nordpalas mit je einer
Türöffnung in Verbindung, deren nur
S: 171: aus dünnen Brettern bestehende Abdeckung kein gutes Zeugnis ablegen für
eine solide Bauweise. Diese zwei Durchbrüche mögen auf den Neubau der
Burg nach der Zerstörung von 1499 hinweisen. Zur Verbindung des dritten
Stockes des Südpalas in den vierten des nördlichen dienten zwei hohe, schmale
Rundbogeneingänge, die ursprünglich, als der Nordpalas noch nicht aufgeführt
war, auf Aborte führten. Die fünfte Türe öffnete sich zuoberst im Treppenhaus
hart am Turm in den Dachstock des Nordtraktes. Ausser den schon erwähnten
Scharten in den untersten Gelassen durchbrechen noch fünf im Lichten stark
variierende Öffnungen die Nordwand des Nordpalas. Eine Fensteröffnung im
dritten Geschoss zeigt einen stark angebrannten Pfosten, der vom Brand von
1499 zeugen mag. Im nämlichen Stockwerk wurde ein ehemaliger Ausgang auf
einen Erkerlokus, der sich senkrecht über einer der Luftscharten des Kellers
befand, zu einer Fensterkammer mit kleiner Lichtöffnung eingerichtet.
Im vierten Geschoss eine hohe, flachgedeckte, einst weite Türöffnung, die
durch Einbau neuer Leibungen stark verringert wurde, vermutlich ehemaliger
Ausgang auf einen Balkon. Ohne Dach und Boden hängt hier mit kleinem
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Guckloch gegen Norden der gemauerte Erker eines Abortes.7 Zwischen diesem
und der (vermutlichen) Balkontüre durchbrechen eine grosse Fensternische und
nahe an der östlichen Schmalseite noch eine Scharte die Wand. Im Dachstock
führte eine Türe auf eine Laube, die sich bis an die nördliche Ecke des Baues
hinzog.
Interessant ist das gewaltige Kreuz, das mittelst mehrmaligem Mörtelbewurf
hergestellt die steinsichtige Nordfront ziert. Bei westlichem Regen tritt dieses
rätselhafte Kreuz besonders deutlich in Sicht.8 Das gelbe Kreuz9 im roten Feld
der Grafen von
S: 172: Aspermont, deren Stammherrschaft unweit der Stadt Metz liegt, steht kaum mit
demjenigen auf der Burgmauer von Aspermont in Zusammenhang. Vielleicht
könnte letzteres auf die Zugehörigkeit der Ritter v. Aspermont zum
Johanniterorden hindeuten, dessen Wappen in Rot ein weisses Kreuz zeigt. Auf
eine Länge von 41,50 m lagert sich südlich und westlich der Burg der Zwinger
(5, 6 und 6, Grundriss) vor, dessen Bering noch fast vollständig erhalten ist.
Fig. 6. Neu-Aspermont. Ansicht von Norden.
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Dieser Schutz- und Trutzbau dürfte die jüngste Anlage der Burg sein. Durch
die stichbogig überwölbte Toröffnung von 2,25 m Höhe und 1,45 m Breite in
der schmalen Ostfront des Beringes betrat man einen nur 3,10 m breiten Hof
(5, Grundriss). Die Torflügel drehten sich in Pfannen der hölzernen Schwelle
und solchem Sturz. Zur Abriegelung dienten zwei Riegelbalken. Die Stärke der
Mauer beträgt hier 1,50 m.
S: 173: Die Ostflucht und 7,5 m der Südfront des Beringes steigen bereits zur
doppelten Höhe der Fortsetzung des Mauerzuges an. Hier befand sich auf der
abgesetzten Mauer wenn nicht gerade eine Torwartstube, so doch mindestens
ein gedeckter, abgeschlossener Gang als Unterkunft bei jeder Witterung für den
Torwart. Als Ausguck auf den Burgweg dienten ihm fünf kleine Lucken mit
stark nach aussen gesenkter Bank, zwei öffnen sich über dem Tor und ehemals
drei in der Südflucht, wovon eine durch Ausbruch der Mauer verschwunden ist.
Der enge, korridorartige Hof erstreckt sich auf eine Länge von 13 m, wo er
durch eine Quermauer mit enger Türöffnung abschliesst. Die Fortsetzung
dieses engen Zwingers verengt sich an der Südwestecke des Palas zu einst
leicht absperrbarem Schlupf. Eine kleine, vorspringende Ecke am Fuss des
Bollwerkes (9, Grundriss) zeugt von einer ehemaligen Sperre. Hier öffnet sich
auf die ganze Breite des südlichen Palas die in spitzen Winkel auslaufende
Fortsetzung des Zwingers. In diesen springt das kuppelartig mit Mauerwerk
übermantelte Bollwerk (9, Grundriss) vor, dessen Kern ein Schieferkalkfelsen
bildet.
Die Südmauer des Beringes krönen auf eine Länge von 15 m sechs Zinnen.
Lucken wie Zinnen deckten Hohlziegel, wovon noch Reste vorhanden sind.
Den Zinnen entlang lief innen ein Wehrgang, der an einem Mauerpfeiler
abschloss. Dieser ist nicht als Zinne zu betrachten. Er ist in geringerer
Dimension und über Zinnenhöhe aufgeführt. An diesen Pfeiler schloss sich
eine Holzwand an, die einen Oberbau über dem südlichen Teil des Zwingers
gegen Süden abschloss und vermutlich als Heulege diente. Der zweite Pfeiler,
der auf dem in stumpfer Spitze zusammenstossenden Beringe stand und den
Abschluss der Holzwand bildete, ist abgeworfen.
Dass der südliche Teil des Zwingers in halber Höhe unterteilt war, bezeugen
die Löcher in der Mauer, in denen die Unterzugbalken ruhten. Ein schräg an
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der Mauer ansteigender Streifen ohne Verputz weist darauf hin, dass hier die
Wange einer Treppe anlehnte, die auf den Heuboden führte.
Der nordwestliche Mauerzug des Beringes ist sozusagen vollständig erhalten.
Hart am Bollwerk durchbricht eine Rundbogentüre den Bering. Diese wurde
absichtlich an diese Stelle verlegt. Der enge Durchgang zwischen Mauer und
Bollwerk in den Zwinger erleichterte die Abwehr bei einem feindlichen
Überfall. Zur wirksameren Verteidigung der zinnenbekrönten Pforte diente
innen über dieser ein Wehrgang.
S: 174: Noch ist der geringe Rest einer Traverse bemerkbar, die den Hang zwischen
Zwinger und dem Jeninser Mühlbach absperrte, der zirka 7 m (in der
Horizontale) nördlich der Burg in tief ausgeschliffenem Felsenrinnsal rauscht.
Möglich wäre es, dass von der Nordecke der Burg aus, dem alten Weg entlang,
sich ebenfalls eine Mauer bis an den Bach hinzog, um dieses Areal
abzuschliessen. Bestärkt wird man in dieser Annahme durch eine kristallhelle
Quelle, die hier entspringt.
Die zwei Krag- (Zahn-) Steine an der Ostecke des Bollwerkes am Turm (siehe
Ansicht) lassen vermuten, dass, wenn nicht eine Mauer mit Tor die enge
Passage zwischen Burg und Fels abschloss, so doch bei dem Bau des
Bollwerkes eine Wegsperre geplant war. Hier mussten die Walser ab Stürvis
durch, wenn sie mit beladenen Saumtieren ins Tal stiegen.10 Mancher wird im
Vorbeigang mit Ingrimm an den Turm hinaufgeschaut haben. War er ja zu
jeder Zeit verpflichtet, dem Burgherrn mit Schild und Speer zu dienen, wenn
dieser in eine Fehde zog oder einen Raubzug unternahm.
Am Südhang unter der Burg zeigt man noch den Platz des ehemaligen Gartens,
in welchem die Burginsassen nebst Blumen auch nutzbare Kräuter und
Wurzeln für die Hausapotheke sowie Gemüse pflanzten: Kohl, Spinat,
Knoblauch und Schnittlauch, Zwiebeln, Rüben, Bibernelle etc., aber auch
Salbei, Fenchel, Maseran, Petersilie, Ysop und Schöllkraut.
S: 193: Fortsetzung in Heft 7
II. Die Ritter von Aspermont, churbischöfliche Unterschenken.
Diese hat man bis anhin unbestritten als alträtischen Ursprungs betrachtet. Im
Burgenbuch von Graubünden S. 172 wird die Vermutung geäussert, die
Aspermont könnten ein Zweig des alträtischen Geschlechtes der Trimons sein.
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Diese Hypothese ist m. E. fallen zu lassen, und zwar aus folgenden Gründen:
Die v. Trimons erscheinen urkundlich schon 765 und verschwinden zur Zeit
des Bischofs Remedius (erwähnt 800-804). Die Ritter v. Aspermont treten erst
im 12. Jahrhundert auf, und die Taufnamen der Trimons: Paulus, Ovilio,
Theoderia, Julianus, Victor und Vigelius, suchen wir vergebens unter den
Rittern v. Aspermont.11 Wie sich gewisse Krankheiten und Charakter-
eigenschaften in den Sippschaften vererben, so auch die Taufnamen.12
S: 194: C. Muoth kommt mit seiner Annahme der Abstammungsfrage ziemlich nahe,
indem er die Aspermont für eine Seitenlinie der schwäbischen Grafen von
Kirchberg betrachtet, deren namengebende Burg im württembergischen
Oberamt Laupheim liegt.13 Diese Grafen treten Ende des 11. Jahrhunderts in
die Geschichte ein. In den grossen Verwandtschaftskreis der süddeutschen
Grafenhäuser der Burchharde, Veringen, Nellenburger,14 Urach-Achalm14 und
Udalrichinger (Bregenzer) gehörend, besassen sie in Churrätien viele
Privatgüter im äussern Prättigau, zu Malans, Jenins, auf Valtanna und in
Trimmis, zu Igis und auf Davos, Alpweiden auf Stürvis ob Maienfeld sowie die
Burgen Falkenstein ob Igis und Kapfenstein (Obersansch) ob Küblis.
Schon im 12. Jahrhundert sind die Ritter v. Aspermont im Besitz der
kirchbergischen Güter zu Trimmis (Trimons), Says-Valtanna, Molinära und
Fröwis. Sie sassen erstlich auf der Burg Alt-Aspermont als churbischöfliche
Ministerialen, deren Herkunft und Abstammung meines Wissens noch nie
Gegenstand eingehender Forschung gewesen. Da urkundliche Belege über ihre
Herkunft fehlen, so sind wir auf Vermutungen angewiesen.
Unter den Ministerialen der Staufer und der Grafen v. Kirchberg erscheinen die
Ritter v. Walsee,15 Stammsitz die gleichnamige Burg und Stadt im Oberamt
Laupheim. Mit diesen Edelingen v. Walsee führen nun die Aspermont das
höchst seltene Wappen: in Schwarz einen weissen (silbernen) Balken.16
S: 195: Die auffallende Gleichheit der Taufnamen: Chuonrad, Eberhard,17 Heinrich,
Ulrich, Agnes und Margreth, die sich bei den Aspermont wie bei den Walsee18
finden, lässt auf Stammeseinheit schliessen. Auch die nahen Beziehungen der
Staufer zu den Aspermont weisen darauf hin, dass letztere aus Schwaben
stammten, also deutscher Herkunft waren. Nach ihrer Übersiedelung auf
Aspermont nannten sie sich fortan nach diesem Sitz.
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Sofortige Namensänderung bei Sitzwechsel war beim Feudaladel nichts
Seltenes. Tatsache ist, dass ein Teil des hohen und niedern Adels während der
Hohenstaufenzeit (1080-1268) aus Schwaben in Churrätien einwanderte und
sich festsetzte.19
Nehmen wir also die Herkunft der Ritter v. Aspermont aus Tatsache an, so
muss hingegen die Nachricht in Seb. Münsters Cosmographie,20 ein Friedrich
v. Aspermont habe 938 an einem Turnier in Meidenburg teilgenommen, ins
Reich der Fabeln verwiesen werden. Dass Kaiser Heinrich I. (919-936) die
Turnierspiele in Deutschland eingeführt, beruht auf später, unkritischer
Geschichtsschreibung. Diese Ritterspiele fanden erst im 12. und 13.
Jahrhundert aus Frankreich in deutschen Landen Eingang. Das erste urkundlich
nachweisbare Turnier auf deutscher Erde fand 1217 in Würzburg statt. In den
rätischen Urkunden erscheinen die Aspermont fast durchwegs mit dem Titel
"milites", Ritter.
In der Domkirche zu Chur hatten sie vor dem Altar des hl. Oswald ihre
Erbbegräbnisstätte. Mit Swicardus (Swigger, Schwicker Schweighard) de
Asperomonte erscheint 1120 der Erste dieses Namens in der rätischen
Geschichte.
S: 196: Er bekleidet das bischöfliche Viztumamt über die Herrschaft Aspermont ob der
Landquart, der Dorfsiedelungen Trimmis, Zizers, Igis und Untervaz. Die Titel
"nobilis" und "militiae dux", die ihm in der betreffenden Urkunde beigelegt
werden, sind unzutreffend. Im genannten Jahr schenkt er zum Heil seiner Seele
dem Kloster Pfäfers 100 Mark Gold aus seinem Privatvermögen. Er und sein
Bruder Ulrich v. Aspermont sind 1149 Zeugen in einem Rechtsstreit zwischen
der Kirche zu Chur und Rainardus de Castrisis (Reinhard v. Cästris).21
Auf dem Hoftag zu Konstanz am 4. März 1153 erteilte Kaiser Friedrich I. an
Schwigger I. den bedenklichen Auftrag, den Mailändern den Befehl zu erteilen,
von jeder weitern Bedrückung der Stadt Lodi abzustehen. Unter höchst
schwierigen Umständen erledigte er sich mit Klugheit und Umsicht dieser
heiklen Mission. In den darauffolgenden mailändischen Kriegen diente er
Kaiser Friedrich als tüchtiger Feldhauptmann.22 Er starb in hohem Alter 1175.23
Ob Burkhard v. Aspermont, dessen das Churer Totenbuch unterm 8. Mai im
letzten Viertel des 12. Jahrhunderts gedenkt, ein Bruder Schwikers I. war, ist
nicht sicher, aber wahrscheinlich.24 Kurz vor seinem Tode schenkt er der
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Kirche zu Chur ein ihm gehörendes Gut zu Untervaz. Schwiker I. hatte drei
Söhne, Ulrich IL, Heinrich L, Schwiker II. und eine Tochter namens Hagnesa
(Agnes), deren Todestag unterm 9. Mai (Mitte des 12. Jahrhunderts) im Churer
Jahrzeitbuch vermerkt ist.
Schwiker II. juvenis (der Jüngling I ist 1163 Zeuge einer Schenkung der beiden
Schwestern Irmengard und Hedwig v. Tarasp, Klosterfrauen, an das
Frauenkloster Münster (im Münstertal).25 Mit seinem Bruder Ulrich ist
Schwiker II. um 1170 Zeuge in einem Tauschbrief des Churer Domkapitels um
Güter mit den Vögten v. Matsch.26 Schwiker II. erscheint 1170 zum letzten
Mal, als Bischof Egino dem Kloster Münster einige Besitzungen schenkt.27
S: 197: Im nämlichen Jahr tritt Ulrich II. wieder als Zeuge auf, als Herzog Friedrich28
von Schwaben, Kaiser Friedrichs I. Sohn, dem Kloster St. Luzius gestattet,
Güterschenkungen von jedem seiner Ministerialen anzunehmen, die sich in
dasselbe aufnehmen lassen.29 Ulrich IL und sein Bruder Heinrich L, der wie ihr
Vater auch das Viztumamt verwaltete, waren Schützlinge der beiden
Hohenstaufen Kaiser Friedrich I. (1152-1190 und Heinrich VI., dessen Sohn
(1190-1197 Dieses Brüderpaar verweilt am 16. Mai 1170 am kaiserlichen Hof
in Meiningen als churbischöfliche Zeugen. Kaiser Friedrich empfängt von
Bischof Egino die Schirmvogtei des Bistums Chur zu Lehen für seinen Sohn
Herzog Friedrich und befreit ihn dafür von allem Hof- und Reichsdienst.30 In
Gegenwart Kaiser Friedrichs I. Barbarossa sitzt Heinrich I. v. Aspermont 1286
mit den Churer Dienstmannen Conrad v. Mecen (Medezen, Masein), Ulr. v.
Juvalt und And. v. Marmels als Pfalzrichter an einem Lehensgericht zu St. Luzi
in Chur.31 Unter den bischöflichen Ministerialen, welche 1192 gegen eine
Klage über das Lehen am Meierturm des Luzi-Stiftes Einspruch erhoben, war
auch Vicedominus Heinrich.32
Alle drei Brüder sind Ende 1100 tot. Für den Vicedominus Heinrich I. ist der
Todestag unterm 26. Juli 1198 eingetragen.33 Vier Jahre vor seinem Tod tritt er
am 22. Mai 1194 mit noch sechs rätischen Edelingen zu Chur zum letzten Mal
als Zeuge auf. Kaiser Heinrich VI. übergibt auf seinem Zuge nach Italien unter
genanntem Datum dem Kloster St. Luzi die ihm vom Ritter Rüdiger von
Limpach resignierte Kirche zu Bendern (im heutigen Liechtenstein).34
Vicedominus Heinrich schenkt (1198) kurz vor seinem Ableben der Churer
Kirche sein Landgut in Maladers Schanfigg).35
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S: 198: In einem Tauschvertrag (datiert St. Gallen 1210, ohne Tagesdatum y zwischen
Propst Schwigger von Churwalden und Ritter Albero v. Tinzen um Güter zu
Lupino (Maienfeld) und in Scanevikko (Schanfigg) erscheinen Egino und
Kanonikus Conrad I. v. Aspermont, mutmasslich Söhne des Viztums Heinrich
I. Conrad war zu Castiel begütert. In diesem Vertrag erscheint noch ein
Dominus (Herr) Conrad II. v. Aspermont. Ersterer starb am 15. April 1223.36
Um diese Zeit erscheinen noch eine Ottilie v. A. 7 1227 und Schwicker III. v.
A., Kustos und Kanonikus. Dieser vergabt um 1250, seinem Todesjahr, der
Marien- (Dom-) kirche zu Chur den vollen Ertrag seines Gutes zu Umbliges
(Malix).37 Conrad II. hatte einen Sohn namens Ulrich III., der sich dem
geistlichen Stand widmete und als Canonicus Curiensis 1229 starb.
Ritter Ulrich IV. v. A. ist 1215 Zeuge, als Graf Otto v. Tirol die Vergabungen
des Klosters zu Münster im Münstertal bestätigt.38 Am 17. August 1219 leitet
er mit 13 andern rätischen Edelingen zu Plurs den Friedensschluss zwischen
Bischof Arnold II. (v. Matsch) von Chur und der Stadt Como.39 Mit seinem
Vater Ruodger (Rüdiger, Rudolf) war er 1220 zu Chur Zeuge bei der
Schenkung eines Prädiums (Grundstück) an das Kloster St. Luzi.40
S: 199: Im nämlichen Jahr bezeugt er den Verkauf von Propst Reinold und Konvent St.
Luzi eines Teiles vom Weingarten bei der St. Martinskirche in Chur zur
Vergrösserung des Friedhofes.41 Eine Besitzfrage zu Sagens zwischen ihm und
dem Domkapitel wurde am 22. Februar 1227 entschieden.42 Er und sein Sohn
Eberhard I. sind im Juli 1231 zu Chur Zeugen, als Freiherr Heinrich I. v.
Belmont dem Konvent St. Luzi den vierten Teil der Alp Ramuz (Churer
Ochsenalp) schenkt, nachdem die beiden Ritter Marquart Buccus und Albero v.
Tinzen darauf verzichtet hatten.43 Kurz vor seinem Tod 1241 vergabt er der
Churer Kirche jährlich 10 Schilling von seinem Landgut zu Trimons.44
Ritter Hugo v. Reichenberg (Burg bei Taufers in Tirol) schenkt am 10. Juni
1232 beim Kreuz zwischen Chur und Ems dem Kloster Churwalden ein
Prädium zu Sagens. Unter den neun rätischen ritterlichen Zeugen steht
Eberhard I. v. A. erst an siebenter Stelle.45 Er starb am 17. September 1284.
Ulrich V. v. A., wahrscheinlich ein Sohn des obengenannten Egino, bezeugt am
11. November 1228 zu Glurns in Tirol als Zweiter in der Zeugenreihe den
Vertrag zwischen Bischof Berchtold I.46 und Graf Alb recht v. Tirol betreff der
Burgen Ober-Montani47 im Vintschgau zwischen Schlanders und Latsch, und
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Steinsberg bei Ardez im Unterengadin.48 Als Erster in der Reihe der weltlichen
Zeugen erscheint Ulrich V. am 12. März 1239, als Walter IV. v. Vaz, sein Sohn
Walter V.49 und Marquard v. Vaz, des erstem Neffe, dem Kloster Churwalden
zum Heil ihrer Seelen Güter zu Paspels und den Kirchenschatz daselbst
schenken. In dieser Urkunde wird Ulrich "Senior" genannt.50
S: 200: Mit Bischof Volkard51 lag er im Streit betreffs Einkünften, Zinsen und Bussen
im Vintschgau. 1242 fiel der Entscheid zu beidseitiger Nutzniessung.52 Zu
seinem und seiner Vorfahren Seelenheil schenkt er zu Chur am 10. November
1252 dem Kloster St. Luzi verschiedene ihm gehörende Liegenschaften auf
Davos und im Rheintal.53
Er sass, wie seine ritterlichen Ahnen, auf der Burg Alt-Aspermont, die er
seinerzeit auf Lebensdauer zu Lehen erhalten hatte. Als letzter bischöflicher
Viztum aus dem Geschlecht der Aspermont schliesst er die Linie auf dem alten
Stammsitz. 1275 ist er nicht mehr unter den Lebenden. Burg und Herrschaft
Aspermont fiel als heimgefallenes Lehen an das Bistum zurück. Am 6. Juli
1275 übergibt Bischof Conrad III. (aus dem Geschlecht der Freiherren v.
Belmont) an Walter V. v. Vaz die Feste Alt-Aspermont nebst den Höfen
Molinära, Trimmis und Tomils zu lebenslänglicher Nutzniessung. Unter den
weltlichen Zeugen sind an erster Stelle die Herren Heinrich II. und sein
jüngerer Bruder Egilolf, Söhne Eberhards I. v. Aspermont, unterschrieben.54
Eine Linie der Aspermont sass schon früh auf der Burg Neu-Aspermont, die sie
von den Freiherren v. Vaz bis zum Tode des Letzten dieses mächtigen
Dynastenhauses zu Lehen trugen. Dieses Lehen umfasste nebst den Dörfern
Jenins und Malans die Burgen Aspermont und Klingenhorn, den ganzen Strich
Bergland vom Piz Vilan bis auf den St. Luzisteig mit den Walsersiedelungen
Stürvis (Maienfelder Alp), Heuberg (Jeninser Untersäss), Fadella (Jeninser
Ochsenberg), Vatscherinerberg (Maienfelder Ochsenberg), Rofels und Mutzen
(zwei Weiler ob Maienfeld), die Alpen Ortensee und Urdensee in Radaufis (die
heutige Guscha über der Festung St. Luzisteig, Jeninser Mittelsäss ,
Fläscheralp, gemeiniglich Fläschertal genannt) und kam erst durch eine
Vazische Heirat in ihren vollen Besitz.
Dieser Landstrich, dem die Bezeichnung "Herrschaft Aspermont" beigelegt
wurde, war ein Teil des Heiratsgutes, das die Gräfin Adelheit v. Montfort55
ihrem Gemahl Walter IV. v. Vaz in die Ehe brachte.
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S: 201: Der andere Teil der Mitgift erstreckte sich im Prättigau vom Dalvazzabach bei
Küblis bis zur Ausmündung des Tales am Grenzstein "Sazzfrida" hinter
Malans. Auch dieses Gebiet kam später durch Heirat an die Aspermont.
Wann die Aspermont in den Besitz der genannten Herrschaft gelangten, erhellt
aus keiner Nachricht. Wahrscheinlich sass bereits Ulrich IV. (1219) auf der
neuen Aspermont, wenn nicht schon sein Vater Rüdiger. Sicher ist, dass
Eberhard I. mit seinen Söhnen Heinrich (IL), Egilolf und Eberhard (II.) dort
florierten. Vater Eberhard wird am 5. Oktober 1252 zum Schiedsrichter
gewählt zur Vermittlung der Streitigkeiten zwischen Bischof Heinrich III. und
der Kirche Chur mit Vogt Egno III. v. Matsch.56 Mit seinem gleichnamigen
Sohn tritt er zu Bregenz am 25. April 1255 als Zeuge auf. Walter V. v. Vaz
bestätigt dem Kloster Salem die Schenkungen seines Vaters und Grossvaters
und fügt noch neue Vergabungen bei.57 Genannte drei Brüder Urkunden am 2.
Februar 1259 bei Graf Hartmann d. J. v. Kyburg auf der Burg Kasteln im
Aargau.58 Bei der abermaligen Bestätigung Walters V. v. Vaz der Vergabungen
seines Vaters und Grossvaters an das Stift Salem zu Feldkirch am 28. April
1259 figurieren an der Spitze der langen Zeugenreihe: Eberhard I. und sein
Sohn Heinrich.59 Mit Walter V. v. Vaz und andern Edelingen bezeugt Eberhard
I. am 11. Oktober 1259 die Jahrzeitstiftung des Ritters Beroll v. Wangen an den
Altar Santa Maria in der Domkirche.60
Auf Neu-Aspermont wurde Bischof Heinrich III.61 von Eberhard I. und seinen
drei Söhnen jahrelang in Haft gehalten. Es war in der ersten Zeit der
langjährigen blutigen Fehden zwischen den blutsverwandten Grafenhäusern
Montfort und Werdenberg. Die Ritter v. Aspermont hielten damals zu den
Grafen v. Werdenberg, auf deren Seite auch der landhungrige Habsburger, der
spätere König Rudolf I. stand. Im Treffen bei Triesen 1260 unterlagen die
Montfort. Bischof Heinrich, damals nur noch "Erwählter", muss sich auch an
diesem Fehdezug beteiligt haben. Auf der Flucht über die St. Luzisteig nach
Chur wurde er verhaftet und auf Neu-Aspermont geführt.
S: 202: Nach Verzicht auf jede Klage von Propst Burkhart, Dekan Ulrich und des
ganzen Domkapitels gegen Ritter Eberhard I. und seine Söhne wegen der
Gefangenschaft Bischof Heinrichs erhielt dieser am 20. Juni 1264 die
Freiheit.62
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Am Tag der Übergabe (6. Juli 1275, siehe weiter oben) der Burg Alt-
Aspermont nebst den Höfen Molinära, Trimmis und Tomils von Bischof
Konrad an Walter V. v. Vaz verzichtet letzterer auf alle Pfandschaften, die er
vom Hochstift zu Bivio (Stalla), Chur, Lenz, Reams und Tomils hatte. Die
Brüder Heinrich und Egilolf v. Aspermont sind wieder die ersten unter den
weltlichen Zeugen.63 Unter gleichem Datum macht Walter V. v. Vaz
Schenkungen an das Hochstift für den Fall seines kinderlosen Ablebens. Unter
dieser eventuellen Vergabung sind auch die Eigenleute inbegriffen, die Walter
an Eberhard II. v. Aspermont übergeben hatte.64
Die drei Brüder v. Aspermont bezeugen im nämlichen Jahr den Verkauf eines
Weingartens zu Malans an das Kloster Sankt Johann im Thurtal (im heutigen
Obertoggenburg).
Eberhard II. ist 1276 mit Bischof Konrad Spruchrichter in den Kastvogtei-
angelegenheiten des Stiftes Pfäfers mit dessen Schirmvogt Freiherrn Heinrich
dem Ältern v. Wildenberg auf Freudenberg bei Ragaz.65
Am 26. November 1277 weilt Eberhard II. als Zeuge zu Maienried (Bern, im
heutigen Bezirk Signau). Eine drückende Schuldenlast zwang die Gräfin Anna,
Tochter des verstorbenen Grafen Eberhard v. Kiburg-Laufenburg, den Söhnen
König Rudolfs, Albrecht, Hartmann und Rudolf, die Stadt Freiburg für 3040
Mark Silber zu verkaufen.
S: 203: Die Linie Habsburg-Laufenburg war so tief in Schulden geraten, dass Eberhard
und sein Bruder ausserstande waren, die Begräbniskosten von 7 Mark Silber in
barer Münze für ihren Vater zu bezahlen. Ein zweiter Zeuge aus Rätien war
Graf Hugo I. v. Sargans.66
Bei der Verzichtleistung des Grafen Rudolf I. v. Montfort-Feldkirch67 als Vogt
seiner Neffen, der Kinder seiner Schwester Adelheit v. Matsch, und Vogt
Ulrich II. v. Matsch auf die Besitzungen (Güter und Leute) des verstorbenen
Konrad v. Moosburg zu Gunsten des Grafen Meinhard v. Tirol am 10. Februar
1283 zu Laas im Vintschgau figuriert Eberhard II. v. Aspermont wieder als
Erster unter den ritterlichen Zeugen.68 Als Zeugen ersten Ranges sind alle drei
Brüder wieder zugegen, als Freiherr Heinrich III. v. Räzüns am 20. Februar
1283 dem Bistum Chur seinen Eigenmann Ulrich Ingold, Bürger von Chur,
samt dessen Kinder, Haus und Hof daselbst für 33 Mark Silber verkauft.69
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Bischof Friedrich I. (aus dem Hause Montfort) bestätigt am 16. Juni 1283 das
von seinem Vorgänger, Bischof Konrad II. an Freiherrn Walter V. v. Vaz
verliehene Leibgeding der Burg Alt-Aspermont und der Höfe Molinära,
Trimmis und Tomils. In der weltlichen Zeugenreihe funktionieren die drei
Brüder v. Aspermont erst in zweiter Linie. Ihnen stehen voran, weil sozial um
eine Stufe höher stehend, die gräflich-montfortschen Brüder Rudolf I. v.
Montfort-Feldkirch und Ulrich I. v. Montfort-Bregenz, sowie des erstem Sohn,
Hugo IV.70
Für ihren am 17. September 1284 verstorbenen Vater Eberhard I. schenken die
drei Brüder an dessen Todestag drei Saum Wein zum Genüsse der Bruderschaft
vom Domkapitel, Heinrich ein Saum aus seinem Weinberg in Maienfeld,
Egilolf und Eberhard je ein Saum von ihren Reben in Malans.71 Ein Jahr später
(1. Juli 1285) sind Egilolf und Eberhard II. Zeugen beim Vertragsabschluss
zwischen Bischof Friedrich I. und dessen Dienstmann
S: 204: Jakob v. Castelmur über den Nachlass seines Oheims, des Raubritters Conrad
v. Castelmur.72
Zum letzten Mal erscheint Eberhard II. als Zeuge mit seinem Bruder Egilolf73
am 5. Juni 1288 zu Burgeis im Vintschgau. Bischof Friedrich I. vermittelt
einen Vergleich betreffs Erbschaftsteilung zwischen den Vettern
(Geschwisterkindern) Egno IV. (Egenlin) und Ulrich IL, Vögten v. Matsch.74
Bei den Zerwürfnissen der stammverwandten Grafenhäuser Montfort und
Werdenberg kam es zu langjährigen Fehden. Auf Seite der Werdenberg stand
der ehr- und eroberungssüchtige König Rudolf v. Habsburg. 1273 auf den
römisch deutschen Königsthron erhoben, benutzte er die ihm hiedurch zuteil
gewordene Macht bei jeder Gelegenheit, auf Kosten anderer seine Stammlande
zu vergrössern. Schon lange hatte dieser ländergierige Habsburger sein
lüsternes Auge auf die Besitzungen der ihm an Macht überlegenen Grafen v.
Montfort gerichtet. Als der Abt von St. Gallen, Graf Wilhelm I. v. Montfort,
sich des Königs Absichten standhaft entgegensetzte, kam es zum offenen
Krieg. Die Klage einiger junger Mönche, die dem Abte gram waren, kam dem
Habsburger sehr gelegen. Er schenkte den Zuträgern williges Gehör. Sein Hass
und Machthunger brachte es dahin, dass Abt Wilhelm abgesetzt und der
Kirchenbann und die Reichsacht über ¦ihn verhängt wurde. Der Abt fand in
seinen Brüdern, dem Bischof Friedrich I. von Chur und Graf Hugo III. v.
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Montfort-Tettnang, treue Helfer. Auch die Ritter v. Aspermont standen dieses
Mal auf Seite der Montfort. Bischof Friedrich sammelte zu Chur sein
Kriegsvolk, an dessen Spitze er mit Heinrich v. Griessenberg, seines Bruders,
Graf Rudolfs I. v. Montfort-Feldkirch Tochtermann, im Winter 1288 über die
St. Luzisteig zog. Feldhauptmann war Ritter Eberhard II. v. Aspermont. In
Kleinmels bei Balzers schloss sich ihnen Freiherr Heinrich v. Frauenberg, der
Minnesänger ab Gutenberg, an. Verheerend drangen sie in das Gebiet des
Grafen Rudolf II. v. Werdenberg-Sargans ein.
S: 205: Auf dem Rückzug mit Beute beladen, stellte sich ihnen am 5. Januar 1289 in
der Au bei Balzers Graf Hugo II. v. Werdenberg-Heiligenberg und die Ritter v.
Schellenberg mit ihren Harsten entgegen. Es kam zum Treffen, in welchem
Bischof Friedrich unterlag. Er selbst und der Griessenberger wurden gefangen
und von Graf Hugo im Turm seiner Burg Werdenberg eingekerkert. Nach
anderthalbjähriger Gefangenschaft fasste der Bischof den kühnen Entschluss,
sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Er fertigte aus dem Bettzeug ein
Seil, um sich an diesem durch die Fensteröffnung seiner Turmzelle zu flüchten.
Das Seil zerriss, und der Bischof fiel zu Tode, 3. Juni 1290. Der Griessenberger
erlangte die Freiheit erst nach dreijähriger Gefangenschaft, und Abt Wilhelm
fand Zuflucht auf der churbischöflichen Burg Alt-Aspermont, wo er bis zum
Tode König Rudolfs 1291 verweilte.
Sein Bruder, Ritter Egilolf, überlebte ihn bereits 15 Jahre. Obwohl der
Ritterwürde teilhaftig geworden und mit den Regeln und Gesetzen und
abgelegten Gelöbnissen der Ritterschaft wohl vertraut, setzte sich Egilolf über
deren Vorschriften wie ein Raubritter hinweg.
Des Ritters erste Tugend war die Gottseligkeit. Er soll Gott fürchten, verehren,
lieben und ihm unwandelbar dienen, stets bereit sein, für die Kirche Gut und
Blut einzusetzen. Der Schutz aller Schwachen und Hilflosen, ganz besonders
der Witwen und Waisen, war eine der ersten Ritterpflichten. Im Kriege war er
schuldig, seine Soldaten in strenger Mannszucht zu halten, dass sie nicht das
Huhn der Witwe und den Hund des Schäfers töteten und keine mutwilligen
Beschädigungen verübten. Jede Lüge, auch die geringste, galt für unaustilgbare
Schmach. Zur Lüge gehörte der Wortbruch.
Nach dem tragischen Ende Bischof Friedrichs wurde Berchtold III., der letzte
Graf v. Heiligenberg, als Berchtold II.75 zum Nachfolger gewählt. Er war ein
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Schwestersohn des Grafen Hugo I. v. Werdenberg,76 dem er 1277 die
Grafschaft Heiligenberg für eine geringe Summe verkaufte. Bei dieser
Bischofswahl hatten
S: 206: wohl der blutsverwandte Werdenberger und des letztern Freund und Gönner,
König Rudolf, ihren Einfluss geltend gemacht. Der Habsburger hatte den Kauf
der Herrschaft Heiligenberg77 vermittelt.
Die Freunde des verunglückten Bischofs Friedrich standen der Wahl
Berchtolds wie es scheint feindlich gegenüber, besonders der Ritter Egilolf v.
Aspermont. Nach Raubritterart fiel dieser mit seinem Sohn Ulrich VI. v.
Aspermont und etlichen gleichgesinnten Kumpanen raubend und wüstend in
bischöfliches Gebiet. Neben verschiedenen Gewalttätigkeiten, die sie am
Hochstift verübten, raubten sie im Prättigau auf Seewis und Fanas Vieh und
Getreide, besonders schädigten sie zu Schiers die Güter des Domkapitels.
Bischof Berchtold belegte die Räuber mit dem Bann. Am 21. Juni 1291 kam
ein Vergleich zustande, laut welchem sie des Bannes entlassen wurden. Statt
die Übeltäter zur Entschädigung anzuhalten, schenkt er an deren Stelle dem
Domkapitel zur Schadloshaltung ein Haus in Chur. Die Räuber auf Aspermont
legten das Versprechen ab, das Hochstift sechs Jahre lang in Ruhe zu lassen.
Egilolf ist am 4. Februar 1291 zu Konstanz mit 33 schwäbischen Edelingen für
König Rudolf Bürge. Dieser schuldete dem Grafen Rudolf II. v. Montfort-
Feldkirch noch den Restbetrag von 954 Konstanzer Silbermark auf das Gut vor
der Bregenzer Klause, das er vom Grafen käuflich erworben hatte.78 Am 30.
Oktober 1291 ist er in Zuoz Zeuge, als die Brüder Caspar und Romedi v.
Ponte-Sarraceno (Pontresina) ihren ganzen Kornzehnten, den sie vom Hochstift
Chur zu Lehen trugen, an Andr. v. Planta verpfändeten.79 Für den Ritter Ulr. v.
Flums verbürgt sich Egilolf im Dezember 1292 zu Chur, als dieser von Bischof
Berchtold II. Güter in Zizers zu Lehen empfängt.80 Zum zweiten Mal ist Egilolf
Bürge für Ulr. v. Flums, als Berchtold II. diesem am 8. Dezember 1294 Burg
und Herrschaft Flums verpfändet.81
S: 207: Egilolf besass von seinen Vorfahren Grundbesitz in Maienfeld, der
wahrscheinlich an Lehensgüter des Klosters Churwalden grenzte, dem er, wie
es scheint, nicht freundnachbarlich gesinnt war. Am 23. August 1295 gelobt er
in Chur, den Konvent in dessen Besitzungen zu Maienfeld nicht zu
beunruhigen.82
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Sein Bruder Heinrich hatte ihm 1282 am 19. September die Burg Maginvelt
(Maienfeld) mit allen Zugehörden nach Erbrecht vermacht.83 Die Aspermont
besassen Maienfeld nur als Erblehen84 von den Freiherren v. Vaz, über das sie
mit Bewilligung des Lehensherrn nach Erblehensrecht frei verfügen konnten.
Wie lange die Aspermont im Besitz von Maienfeld waren, wissen wir nicht.
S: 208: Vor Wegzug der Aspermont aus unserer Gegend fiel Maienfeld an das Haus
Vaz zurück. Kunigunde, die ältere Tochter Donats, des letzten Freiherrn v.
Vaz, brachte nach dessen Tod, 1338, fast ausschliesslich alles, was Vazisches
Allod (Eigen) war, ihrem Gemahl, Graf Friedrich V. v. Toggenburg, in die Ehe.
Bei einem Abkommen vom 21. Dezember 1295, laut welchem Bischof
Berchtold mit den freiherrlichen Brüdern Johann und Donat v. Vaz in deren
Burg zu Maienfeld die hinterlassenen Kinder von fünf verstorbenen
Dienstmannen und fünf "gehüsid" teilen, ist auch Egilolf Zeuge.85
1296 waren die sechs Jahre abgelaufen, für deren Zeitraum sich Egilolf eidlich
verpflichtet hatte, sich aller Feindseligkeiten gegenüber dem Domkapitel zu
enthalten (siehe weiter oben). Kaum war diese Frist verstrichen, so liess der
Herr von und zu Aspermont seiner Rachsucht und Raublust wieder die Zügel
schiessen. Mit seinen Schergen drang er nochmals raubend in die Besitzungen
des Domkapitels im Prättigau. Bischof Berchtold exkommunizierte Egilolf und
dessen Freunde zum zweiten Mal.
Am 27. Mai 1296 kam zu Chur ein Vergleich zustande: Der Bischof verfuhr
diesmal nicht mehr so gnädig mit dem Übeltäter wie vor sechs Jahren. Dieser
musste den Geschädigten für das Geraubte 16 Mark 6 Pfd. Berner Meraner
Münze in zwei Terminen entrichten, wofür Bürg- und Giselschaft zu stellen
waren. Egilolf verpflichtet sich zudem noch eidlich, das Kapitel nicht mehr zu
schädigen und innerhalb 14 Tagen zu bewirken, dass die Zehnten in Sauns und
Senatis den gewöhnlichen Zins von 24 Schafzehnten dem Kapitel auf künftigen
Herbst für den geraubten Schafzehnten entrichten. Unter den Zeugen ist
Egilolfs Vetter, Ulrich IV. v. Aspermont, an zwölfter Stelle genannt.86
S: 209: Egilolf ist am 6. Oktober 1299 zu Ragaz Obmann bei der Schlichtung der
Kompetenzüberschreitungen, die sich der Klostervogt Heinrich d. J. v.
Wildenberg auf Freudenberg gegenüber dem Konvent Pfäfers zuschulden
kommen liess. Egilolfs Siegel hängt als drittes an der Urkunde. Vor ihm
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siegeln sein Schwiegersohn Graf Rudolf II. v. Werdenberg-Sargans und
Freiherr Heinr. v. Güttingen aus dem Thurgau.87
Zum letzten Mal urkundet Egilolf mit seinem Sohn Ulrich VII. dem spätern
Johanniter, als Zeuge zu Chur am 22. September 1303. Gaudenz der Ältere v.
Plantär, Stadtammann von Chur, resigniert dem Bischof Siegfried 9 Pfd.
mailisch, die er aus dem Zoll zu Chur zu Lehen hatte.88
Egilolf, der gestrenge Herr, wie er in der Urkunde von 1303 genannt wird, starb
noch im nämlichen Jahr, mit ihm sein Sohn, der Kanonikus und Subdiakon
Schwiker IV. Für ihr Seelenheil wurden 16 Pfd. mailisch jährlich bestimmt.89
Als mutmasslich leibliche Nachkommen Egilolfs sind auf der Stammtafel
eingereiht: Eberhard III. in den Urkunden erscheint er auch unter dem Namen
"Eberlin". Er wird in den Urkunden weder Herr noch Ritter genannt. Fraglich
ist seine Vermählung mit einer Freiin v. Vaz. Seine mutmasslichen
Geschwister waren: vorgenannter Schwicker IV., Kanonikus, ein Geschwister
starb jung, eine Schwester, deren Name unbekannt, fraglich zweite Gemahlin
Graf Rudolfs II. v. Werdenberg-Sargans, starb 1322.
Eberlin wird erstmals genannt als Schuldner von 5 Mark in einem rätischen
Schuldenverzeichnis aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Leider sind die
Namen der Gläubiger der vielen Schuldner durch Verstümmelung dieses
wertvollen Dokumentes in Wegfall gekommen.90 Eberlin ist am 7. Januar 1320
auf der Burg Schauenstein am Heinzenberg Zeuge, als Bertha, Witfrau Herrn
Schwickers Tumb v. Neuenburg (bei Untervaz) und ihr Sohn Ulrich allen
Besitz verkaufen, den Ritter Ulrich v. Flums sel. im Dorf Präz (Heinzenberg)
hatte, um 54 Mark an Joh. v. Schauenstein. Unter den acht Zeugen ist Eberlin
v. Aspermont der dritte in der Zeugenreihe.91
S: 210: Mit seinem Vetter, Herrn Ulrich VI. v. Aspermont, Ritter, und noch drei andern
rätischen Rittern ist Eberlin am 20. August 1320 Tröster für das Domkapitel
von Chur. Dieses schliesst mit den Brüdern Conrad, Friedrich, Johannes,
Schwiglin, Andreas und Peter Planta einen Vertrag über die Sicherstellung der
Summe, die diese ihm zur pfandweisen Erwerbung der Burg Greifenstein bei
Filisur geliehen haben.92
Auf der Burg Räzüns verbürgen sich am 2. April 1335 die Brüder Heinz und
Simon Streiff gegen die freiherrlichen Brüder Walther, Christoph, Heinrich und
- 26 -
Donat v. Räzüns um 350 Mark für Hans Streift, der von den Brüdern v. Räzüns
aus der Gefangenschaft freigelassen wird, aber sich auf bestimmten Termin
wieder zu stellen hat. Eberlin v. Aspermont partizipiert als Hinterbürge mit 50
Mark als Höchstbeteiligter an dieser Bürgschaftssumme. Von den sieben
Siegeln, die an der Urkunde hängen, ist dasjenige von Eberlin das dritte93.
Während der Zeit, als Egilolf auf Aspermont florierte, kam am 30. November
1284 zwischen Bischof Friedrich I. dem Montforter und den minderjährigen
Söhnen Walters V. v. Vaz, Johann94 und Donat, kurz nach ihres Vaters
Ableben (4. November 1284) ein Vertrag zustande, laut welchem keiner der
Kontrahenten "uf dem Bühel zer niwen Aspermunt gebuwe".95 Über
bischöfliche Rechte an der Burg Neu-Aspermont gibt keine Urkunde
Aufschluss. Dass die Freiherren v. Vaz durch eine montfortische Heirat als
Rechtsnachfolger der Grafen v. Montfort in den Besitz des Prättigaus und der
Herrschaft Maienfeld bis und mit der St. Luzisteig gelangten, ist schon
erwähnt. Die Grafen v. Montfort mögen sich damals beim Übergang genannten
Gebietes an das Haus Vaz ein gewisses Recht an der Burg Neu-Aspermont
vorbehalten haben. Hiezu kam noch das Ministerialverhältnis der Ritter v.
Aspermont zum Bistum. Volljährig geworden, setzte sich Johann v. Vaz über
den Vertrag vom 30. November 1289 hinweg und liess an Neu-Aspermont
S: 211: Schutz- und Trutzbauten aufführen. Bischof Siegfried96 legte Protest ein gegen
den Vertragsbruch des Vazers.97 Man einigte sich bei einem Schiedsgericht zu
Konstanz am 19. März 1299. Das Urteil verpflichtete den Vazer, die Neubauten
auf Neu-Aspermont abzutragen.98 Er kehrte sich jedoch nicht an den
Schiedsspruch.99 Die beanstandeten Fortifikationen blieben stehen.
Ulrich VII. junior, Ritter, jüngerer Bruder Eberlins (Eberhards III.) v.
Aspermont, trat in den Ritterorden der Johanniter. Unter dem Titel "junior
milites" (Ritter) ist er in Chur am 23. Februar 1302 Zeuge, als Bischof
Siegfried Güter des Hochstiftes zu Zernez um 55 Silbermark an Conrad Planta,
Sohn des Andreas Planta in Zuoz, verkauft.100 1303 siegelt er den Verkauf des
siegbergschen Gutes bei Dornbirn.101 Als Komtur zu Feldkirch siegelt er in
Lindau am 16. Oktober 1318 mit noch sieben Edelingen den Verkauf des Gutes
Mühlebach (im Kirchspiel Torenbüren [Dornbirn] das Joh. v. Sigberg für sich,
seine Mutter und Geschwister notgedrungen um 250 Mark an Ritter Ulrich I.
- 27 -
den Alten v. Ems veräussert. Komtur Ulrich v. Aspermont ist der Jüngste unter
den Zeugen. Sein Siegel hängt als letztes an der Urkunde.102
Die Söhne seines Bruders Eberlin, Ulrich IX. und Eberhard IV., überlassen ihm
und seinem Ordenshaus103 zu Feldkirch 1347 alle ihre Rechte an dem Hof zu
Schan (Liechtenstein). Aber noch im gleichen Jahr ist er Alleinbesitzer dieses
Gutes.104
Eberhard II. v. Aspermont, der als bischöflicher Feldhauptmann am 5. Januar
1289 im Treffen bei Balzers erschlagen wurde, hinterliess zwei Söhne, Ulrich
VI. und Conrad III. (f 1329). Der Sohn des letztern, Ulrich VIII. widmete sich
dem geistlichen Stand
S: 212: und starb als Kanonikus im gleichen Jahr wie sein Vater. Mit ihm erlosch ein
Zweig der Aspermont im Mannesstamm. Seine Schwester Margareta war
zweimal verheiratet. In zweiter Ehe mit Ulrich I. dem Alten v. Ems.
Genannter Ulrich VI. v. Aspermont erscheint öfters in Urkunden. Als
bischöflicher Landvogt über die vier Dörfer Trimmis, Untervaz, Zizers und Igis
und Pfleger des Bistums residiert er auf der alten Stammburg Alt-Aspermont.
Auf der bischöflichen Burg Churburg105 im Vintschgau ist er am 8. Juli 1297
Zeuge, als die Vettern (Geschwisterkinder), die Vögte Ulrich II. und Egno IV.
v. Mätsch, ihr väterliches Erbe teilen, das sie bisher gemeinsam besassen.106 Er
ist Zeuge, als Freiherr Donat v. Vaz am 16. Dezember 1300 dem Bischof
Siegfried den Empfang von 306 Mark als Auslösungssumme für die
Reichsvogtei in der Stadt Chur bescheinigt.107
Von seinen Vorfahren war die Nutzniessung von Liegenschaften des Klosters
Churwalden auf Gebiet von Maienfeld auf ihn übergegangen: alljährlich aus
einem Weinberg ein Fuder Wein, der Ertrag zweier Mannsmahd Wiesen auf
Panx108 und der Nutzen von drei Jucharten Acker im Schentenar.109 Im
Einverständnis mit dem Konvent und dessen Propst Berchtold III lässt er am 1.
Oktober 1307 zu Chur diese Liegenschaften frei, ledig und los. Mit ihm siegelt
Bischof Siegfried.110 Im nämlichen Jahr ist er zu Chur Zeuge, als Ritter Ulrich
v. Strassberg111 die leibeigenen Brüder Rudolf und Hupald genannt de Karden
um 24 Mark dem Konvent Churwalden verkauft.112
S: 213: Er bezeugt am 8. Februar 1308 zu Chur den Verschrieb eines Erbzinslehens um
ein Haus für Heinrich Gladiator.113
- 28 -
Am 10. Juni 1311 weilt Ulrich in Meran. Margareta v. Vaz, Schwester Donats
und Witwe des Vogtes Ulrich II. v. Mätsch,114 verzichtet im Namen ihres
unmündigen Sohnes Ulrich III. von Mätsch mit Zustimmung Graf Conrads v.
Kirchberg und Ulrichs VI. v. Aspermont im Beisein vieler Edelinge auf die
Vogtei über das Kloster Marienberg.115 Mit Zustimmung des Kapitels verleiht
Abt Johann II. die Vogtei an König Heinrich von Böhmen, worauf dieser Frau
Margareta116 und ihren Sohn Ulrich damit zurückbelehnt.
Wieder tritt er in Chur als Zeuge auf. Dompropst Rudolf von Montfort bestätigt
am 4. März 1312 den Verkauf des Strassberger Hofes Wolfratz.117 Von diesem
Datum an bis 1327 fehlen urkundliche Nachrichten über ihn. In der Eigenschaft
als Pfleger des Bistums willigt er mit Dekan Friedr. v. Erdingen118 am 4.
Dezember 1327 zu Zuoz in die Verpfändung Bischof Johanns I. von zwei
Rindern für 60 Mark an Conrad Planta in Zuoz.119
Durch Krieg und Fehden mit Freiherrn Donat v. Vaz war das Hochstift schon
unter Bischof Johanns Vorgänger, Rudolf II. von Montfort, schwer geschädigt
worden. Bischof Johann I. aus dem Konstanzer Geschlecht der Pfefferhard
wurde am 12. Juni 1325 von Papst Johann XXII. zum Bischof von Chur
ernannt.120
S: 214: Um das Bistum aus der misslichen Finanzlage zu heben, sah sich Bischof
Johann genötigt, Besitzungen und Gefälle zu verpfänden.
Schon am 21. Januar 1326 entlehnte er auf der Fürstenburg121 von Konrad
Planta 100 Mark, um diese Burg von seinem Vorgänger Rudolf II., dem
nachherigen Bischof von Konstanz, einlösen zu können.122
Ulrich VI. v. Aspermont ist bis zu seinem Tode als Pfleger des Bistums,
Burgvogt von Alt-Aspermont und Fürstenburg bei allen Verpfändungen
Bischof Johanns und dessen Nachfolgers anwesend. So versetzt der Bischof zu
Chur am 22. Dezember 1327 mit Willen und Gunst des Dekans Friedrich v.
Erdingen, des Kapitels und des Ritters Ulrich v. Aspermont, des Pflegers, dem
Peter v. Süs Einkünfte zu Schuls, Fetan, Steinsberg, Steins, Quarda, Ganda123
und Giarsun.124 Unter gleichem Datum versetzt der Bischof dem Ritter Johann
Planta Einkünfte ab dem zur Burg Greifenstein gehörenden Hof zu Bergün,125
sowie für 800 Mark an Ulrich v. Aspermont die Burgen Alt-Aspermont und
Fürstenburg.126
- 29 -
Auf der Fürstenburg urkundet am 6. Juni 1328 Bischof Johann, dass er mit
Zustimmung des Dekans Friedr. v. Stenzingen und des Kapitels dem Ritter
Ulrich v. Aspermont für geliehene 800 Mark die bischöflichen Burgen
Fürstenburg und Alt-Aspermont zu Pfand versetzt habe. Ulrich v. Aspermont
bleibt im Besitz der Burgen, bis die 800 Mark zurückbezahlt sind. Dafür darf er
jährlich 80 Mark Zins aus den Gütern des Bistums im Wiesgau beziehen. Als
Burgvogt von Fürstenburg erhält er jährlich 225 Mütt127 Getreide, 225 Schott127
Käse, 5 Banzen127 Wein und 40 Ellen Tuch. Als Burgvogt von Alt-Aspermont
bekommt er 70 Scheffel Mehl Churer Mass, 10 Schilling128 2 Saum Landwein
und 4 Schafe.
S: 215: Wird ihm die geliehene Summe teilweise zurückbezahlt, so sollen für je 100
Mark an jährlichem Zins 10 Mark abgezogen werden.129 Zwölf Tage später
stellt Ulrich v. Aspermont dem Bischof für die Pfandsumme vom 6. Juni einen
Revers aus.130
Inzwischen hatte sich Ulrich mit Margareta v. Vaz, Witwe Ulrichs II. v.
Matsch, verehelicht. Sie brachte ihm das Vorderprättigau von der Klus bis an
den Dalvazzabach mit den Burgen Solavers und Castels in die Ehe. Am 20.
August 1328 vermacht er seiner Gemahlin für den Fall, dass sie ihn überlebe,
die ihm vom Bischof Johann schuldigen 100 Mark und gestattet ihr, zwei
Drittel der Summe zu Gutem zu verwenden.131
Bischof Johann stirbt am 23. Mai 1331 in der Gefangenschaft auf der Burg
Tüfelsruggen.132 Sein Nachfolger, Ulrich V. aus dem Geschlecht der Ribi von
Lenzburg, urkundet am 20. Januar 1333,133 wie sein Vorfahr, Bischof Johann,
dass er dem edlen Ritter Ulrich v. Aspermont die Burgen Fürstenburg und Alt-
Aspermont für 800 Mark verpfändet habe. Ulrich fordert 323 Mark
Schadenersatz, was zu einem Streit führte, den Graf Albrecht v. Werdenberg-
Heiligenberg dahin entschied: Der Aspermonter soll dem Bischof die
Fürstenburg sogleich zurückgeben, sobald ihm dieser 400 Mark auszahlt.
Damit ihm aber wegen der Burggesässe134 kein Schaden mehr erwachse und
das Pfandgut sich nicht mehre, gibt ihm der Bischof einstweilen Alt-Aspermont
und die Walsersiedlung Says (ob Trimmis) samt dem bischöflichen Gutshof
Molinära unterhalb dieser Burg, den bischöflichen Zoll und das Umgeld135 zu
Chur. Doch soll der Ritter dieses alles zurückstellen, wenn ihm der Bischof 723
Mark auszahlt.136
- 30 -
S: 216: Ob diese Ablösung stattfand, ist fraglich, denn am 13. März 1333 segnete
Ulrich VI. v. Aspermont das Zeitliche. Er hinterliess keine Leibeserben und
wurde in der Gruft seiner Väter vor dem Altar des hl. Oswald im Dom zu Chur
beigesetzt. Eine Stiftung seiner Vettern Ulrich IX. und Eberhard IV. v.
Aspermont verpflichtete die Domkustodi, ein ewiges Licht vor genanntem
Altar zu unterhalten.137
Das Heiratsgut, das ihm seine Gemahlin Margareta v. Vaz, verwitwete v.
Matsch in die Ehe brachte, fiel an sie zurück. Das Leibgeding, das ihr Ulrich
vermacht hatte, bestand in Eigenleuten, Höfen, Weingärten, Wiesen, Äckern
und Zehnten in der Herrschaft Aspermont unter der Landquart, vornehmlich zu
Malans. Der alte aspermontsche Besitz im Prättigau, der unstreitig früh durch
eine Heirat aus dem Haus Vaz an Aspermont übergegangen, muss nach dem
Tod Ulrichs VI. v. Aspermont 1333 als Erbe an die Brüder Rudolf IV. und
Hartmann III. Grafen v. Werdenberg-Sargans gekommen sein. Aber auch das
Ableben Donats v. Vaz um 1337/38 brachte ihnen Teile seiner
Hinterlassenschaft. Ihre Mutter war vermutlich eine v. Aspermont, und Rudolf
hat sich mit Ursula v. Vaz, Donats jüngerer Tochter, vermählt.138
Die Brüder Ulrich IX. und Eberhard IV. v. Aspermont traten auch einen Teil
der Hinterlassenschaft ihres 1333 verstorbenen Vetters Ulrich v. Aspermont an.
Dessen Witwe Margareta v. Vaz verblieb das Wittum (Witwengut) und das
Leibgeding.
Am St. Niklaustag 1338 verkaufen diese Brüder dem Grafen Friedrich V. v.
Toggenburg, der Kunigunde v. Vaz, Donats ältere Tochter, zur Gemahlin hatte,
und Vogt Ulrich III. v. Matsch, Sohn der Witwe Ulrichs v. Aspermont aus ihrer
ersten Ehe mit Vogt Ulrich II. v. Matsch, ihr Land "vor dem Stein Sazzfrida der
vor Fragenstein (Frackstein) gelegen, und alles, was sie im Prättigau von ihrem
Vetter Ulrich v. Aspermont geerbt an Leuten, Gütern, Rechten und Einkommen
um 1000 Pfd. Pfg. Constanzer Münze".
Schon vor dem Jahr der Teilung, am 4. September 1344, auf der Burg Wynegg
mit Graf Friedrich V. v. Toggenburg hat der Vogt v. Matsch Güter und Zehnten
zu Jenins, Malans, im Vorderprättigau, Igis, Zizers und Trimmis an sich
gebracht, - denn am Samstag nach St. Johannes dem Täufer 1344 Juni 28. zu
Bibrach
- 31 -
S: 217:
Wappen derer v. Riet nach der
Zürcher Wappenrolle.
tut der Ritter Walter v. Stadion kund, dass er an Ulrich v. Matsch für 93 Mark
verkauft habe alle Erbschaft und Rechte, welche er und sein Bruder Ludwig
von Eberhard IV. v. Aspermont gekauft, und alle Güter, welche der edlen Frau
Margareta v. Vaz gehört haben von dem frommen Ritter Ulrich v. Aspermont,
ihrem Gemahl.139 Ludwig v. Stadion und Eberhard v. Aspermont bestätigen
und siegeln diesen Verkauf.140 Nachdem die Brüder Ulrich und Eberhard v.
Aspermont ihren Besitz in Rätien veräussert hatten, wanderten sie ab. Ersterer,
vermählt mit Margareta v. Landenberg-Greifensee, zog in das Städtchen
Grüningen in der Landschaft Zürich und bewohnte von 1347 bis 1368 einen
Turm ausserhalb der Stadtmauer, dem er den Namen Aspermont gab.141 Sein
Sohn Ulrich X. sass mit seiner Gemahlin Margareta Meyer v. Windegg zu
Richenburg im Land Schwyz. 1360 zog dieser nach Zürich, wo er 1363 das
Bürgerrecht erwarb. Vater und Sohn verkaufen 1368 das Dorf Richenburg.142
Mit Ulrich X. v. Aspermont erlischt um 1377 das Geschlecht auf
Schweizerboden. Das Erbe fiel an die Landenberg-Greifensee.
Eberhard IV. v. Aspermont verehelichte sich mit Elisabeth v. Riet, einer
Schwäbin. Diese bringt ihm die Burgen Riet bei Tettnang, Bleichach bei
Immenstadt sowie mehrere andere Herrschaftsgüter in die Ehe. Schon 1364,
vielleicht infolge der montfortisch-werdenbergischen Fehden (1339-1391 war
er genötigt, für 600 dargelehnte Goldgulden einen Teil der Besitzungen an
Conrad v. Wolfurt zu verpfänden. Noch im gleichen Jahr muss er die Feste Riet
an Graf Heinrich II. von Montfort-Tettnang verschreiben, und 1366 verkauft er
die übrigen Güter. So folgten in kurzer Zeit die Rietschen Güter in der
Bodenseegegend den Stammbesitzungen in Rätien.
- 32 -
S: 218: Bei dem völlig verkommenen Wohlstand seines Hauses entsagt Ulrichs XI.
Sohn Eberhard 1376 allen seinen Rechten am Grab seiner Väter im Dom zu
Chur, entledigt sich sogar des Stammwappens und nimmt dasjenige seiner
Mutter an. In pietätloser Weise verdeutscht er noch seinen alten,
wohlklingenden Namen "Aspermont" zu Rauenberg. Unter dieser Bezeichnung
erscheint er 1389-1394 als Grundbesitzer zu Torenbüren (Dornbirn) in
Vorarlberg.143
Anmerkungen: 1 Der neue, fahrbare, bei der Ruine viel höher und bergwärts angelegte Weg wurde von 1908
bis 1911 gebaut. 2 Ein Schloss d'Aspremont steht in Piemont. Von diesem führt eine Linie der Sury von Solothurn
das Prädikat d'Aspremont. Hauptmann Franz Jos. Alex. Amanzius Sury erwarb sich diese
Bezeichnung durch tapfere Verteidigung dieses Schlosses im sardinischen Krieg 1742. HBLS. 3 Die zerfallene, ohne Mörtel aufgeführte Quermauer zwischen Tor und Burgeingang darf nicht
als einstiges Hindernis gegen eindringende Feinde betrachtet werden. Während des
Alpwegbaues hatten die Arbeiter hier eine Kochbaracke eingerichtet. 4 Die Winterthurer Hafnereien lieferten das Material zu Kachelöfen
bis in die Hochtäler Graubündens. 5 In Jenins zeigt man noch heute den ehemaligen Burgtorkel. Mitunter war ein solcher in der
Burg selbst untergebracht, so auf der wohlerhaltenen, nie zerstörten Marxburg hoch über der
Stadt Braubach am Rhein. Die sehr alte Presse ist noch vollständig erhalten. 6 Vorrichtungen für letztern Zweck finden sich zur Genüge in den Weinkneipen in der
Drosselgasse in Rüdesheim am Rhein. 7 Prof. Dr. H. R. Rahn hielt diesen Erker für eine Pechnase (Gusserker), und ich voreilig bei der
Beschreibung des Turmes Bernegg im Schanfigg (Bündn. Monatsbl. 1923) für einen
Backofen. - An Bedürfnislokalitäten fehlte es somit auf Neu-Aspermont nicht, wenn wir in
dieser Hinsicht die grosse Ganerbenburg Montfort in der Rheinpfalz in Vergleich ziehen. In
den sieben separaten Wohngebäuden dieser Burg hausten seinerzeit gleichzeitig 15
Ritterfamilien, denen ein einziger Abort zur Verfügung stand. 8 Ein gleicharmiges, viel kleineres Kreuz ziert die Südfront.
9 Unter der einfachen Bezeichnung "ein Kreuz" versteht man in der heraldischen Terminologie
ein solches, das mit den Enden der vier Arme an die Schildränder stösst. Das Schweizer
Kreuz wird als "schwebendes" angesprochen. Seine Arme berühren die Schildränder nicht. 10
Der Bergler allein, gewöhnlich mit dem Räff auf dem Rücken, wird immer den nähern, wenn
auch viel steilern Ab- und Aufstieg benutzt haben, entweder durch das Glecktobel oder über
den sog. Kamm und den Furnisgang (dieser ist schon seit vielen Jahren durch Abwitterung
des morschen Felsens ungangbar), wo er auf seinem Gang mit seinen Stammesgenossen am
Vatscherinerberg und Rofels zusammentraf.
im Original beginnt hier die Numerierung neu. 11
Bündn. Monatsblatt 1918. 12
Der Erstgeborne wurde gewöhnlich auf den Namen des väterlichen, der zweite nach dem
mütterlichen Grossvater getauft, und erst der dritte erhielt den Namen des Vaters. Starb der
Erstgeborne vorzeitig, dann vererbte sich von da an ein Taufname, der durch die Mutter in
die Familie gekommen, wenn nicht der dritte Sohn der Fortpflanzer des Geschlechtes wurde.
Bei den Grafen v. Montfort, Werdenberg-Heiligenberg und Werdenberg-Sargans sind die
Namen Rudolf, Wilhelm und Ulrich vom mütterlichen Grossvater genommen.
- 33 -
13
Bündner Geschichte in elf Vorträgen, S. 72. Chur 1902. 14
Ende des 11. und anfangs des 12. Jahrhunderts besassen die Grafenhäuser Achalm und
Nellenburg Allodien zu Malans, Maienfeld und Fläsch, die sie den Klöstern Zwiefalten bei
Ulm und St. Salvator in Schaffhausen schenkten. Graf Otto II. v. Kirchberg hatte diese Güter
laut Erbfolge, doch widerrechtlich an sich gebracht und längere Zeit als eigen betrachtet.
Nachdem er und seine Söhne auf diese Aneignungen verzichteten, bestätigte Kaiser Friedrich
(der Rotbart) am 26. April 1189 die Schenkungen der Achalm und Nellenburg an genannte
Klöster. Vgl. Stälin, Wirtembergische Geschichte Bd. II S. 410 und C. Muoth, Bündn. Gesch.
in elf Vorträgen, S. 70 u. 71. 15
M. Doblinger, Die Herren v. Walsee (Arch. f. östr. Gesch. 1906. 16
Unter zirka 1000 Wappen des Feudaladels deutscher Zunge ist dieser Schild nur sechsmal
vertreten. 17
Der Name Eberhard kommt bei dem schwäbischen Feudaladel häufig vor, in Rätien nur bei
den Aspermont. (?)
18 In dem Schirmbrief, datiert Altdorf (Schwaben) 25. Dezember 1179, von
Herzog Friedrich V. v. Schwaben für das Stift Kreuzungen erscheinen
neben vielen andern Zeugen Bischof Bruno von Chur, auch zwei v.
Walsee, Eberhard und Bertolt. Cod. dipl. II. Nr. 138. 19
In diesen Zeitabschnitt fällt die Gründung von zirka 70 deutschen Burgen (auf Gebiet des
heutigen Kantons Graubünden) neben der schon bestehenden grossen Zahl mit romanischen
Namen. Churrätien war damals noch fast ausschliesslich von Rätoladinern und Rätoromanen
bewohnt. Seine Grenzen erstreckten sich in jener Zeit östlich, westlich und nördlich weit über
das Gebiet der spätem Drei Bünde hinaus. 20
Basel 1555, ins Deutsche übersetzt 1629. 21
Cod. dipl. I. Nr. 122. 22
Cod. dipl. I. S. 200. 23
W. v. Juvalt. Necr. Cur. 24
Ibidem. 25
Hidber, Urk.-Sammlung. 26
Urb. d. Domkap. S. 9. 27
Hidber, Beilage Nr. 52. 28
Herzog Friedrich nahm am Kreuzzug seines Vaters teil. Dieser ertrank, wie bekannt, am 10.
Juni 1190 bei Seleukia im Fluss Calycadnus (Saleph). Herzog Friedrich zog mit dem Heer
weiter gegen Jerusalem und starb am 20. Januar 1191 bei der Belagerung von Akkon (St.
Jean d'Acre) an einer Seuche, die im Heer grassierte. 29
Cod. dipl. I. Nr. 143. 30
Cod. dipl. I. Nr. 142. 31
Das Datum 1195 bei Hidber, Urk'reg. II. S. 428 ist falsch. Barbarossa weilte 1286 auf seinem
letzten Zug über den Lukmanier aus Italien nach Deutschland zum letzten Mal in Chur. Siehe
Dr. P. Iso Müller OSB. im Bündn. Monatsbl. 1934 S. 54. 32
Ferdinandeum XVI 24. 33
Necr. Cur. 34
Cod. dipl. I. Nr. 163. - Anlass zu dieser Schenkung gab eine von Campell I. S. 40 erzählte
Begebenheit. Der Ritter Rüdiger v. Limpach hatte zur Zeit der Kornernte sein einziges Kind,
einen Knaben, verloren. Dieser hatte sich in eine Garbenpyramide verkrochen, ohne dass die
Schnitter dessen gewahr wurden. Durch Anhäufung weiterer Garben erstickte der schlafende
Knabe. Nicht wissend, wohin sein Sohn gekommen, gelobte der Vater in seinem Schmerz, alle
seine Besitzungen dem Heiligen des Tages zu vergaben, an welchem sein Sohn lebend oder
- 34 -
tot gefunden werde. Am St. Luzius-Tag fand man die Leiche. Der Vater liess sie zu St. Luzius
beisetzen und erfüllte sein Gelübde. Ritter Rüdiger v. Limpach stammte vom gleichnamigen
Ort am Bodensee und sass auf dem Turm zu Bendern. 35
Necr. Cur. S. 73. 36
Necr. Cur. S. 140 und Cod. dipl. I. Nr. 177. 37
Necr. Cur. S. 62. 38
Eichhorn 72. 39
Cod. dipl. I. Nr. 136. 40
Cod. dipl. I. Nr. 189. 41
Cod. dipl. I. Nr. 194. 42
Urbar S. 19. 43
Cod. dipl. I. Nr. 205. 44
Necr. Cur. 7. 45
Cod. dipl. I. Nr. 209. 46
Berchtold entstammte dem schwäbischen Grafengeschlecht der Helfenstein, deren
namengebende Burg bei Geislingen stand. 47
Unter-Montani stand auf dem gleichen Bergrücken. Diese Burg wurde nie an das Bistum
Chur verpfändet. 48
Cod. dipl. I. Nr. 200. 49
Die am Schluss dieser Arbeit beigefügte Stammtafel der Freiherren v. Vaz berichtigt die
Bezifferung der verschiedenen Walter in der bis anhin in der Literatur über dieses
Dynastenhaus lückenhaft zusammengestellten Genealogie. 50
Cod. dipl. I. Nr. 213. 51
Von der Burg Neuenburg bei Untervaz. 52
Urkunde im Pfarrarchiv Meran. 53
Cod. dipl. I. Nr. 224. 54
Cod. dipl. I. Nr. 277. 55
Adelheid war die Tochter Graf Hugos I. v. Montfort, Stifter der Grafenhäuser Werdenberg
und Montfort. 56
Thommen. Urk. I. Nr. 58. 57
Cod. dipl. I. Nr. 228. 58
Zürcher Wappenrolle, neue Ausgabe. S. 53. 59
Cod. dipl. I. Nr. 236. 60
Urbar S. 27. 61
Bischof Heinrich, in der Stammfolge der Grafen v. Montfort der Erste dieses Namens, war ein
Sohn Graf Hugos I. v. Montfort. 62
Wartmann, Urk. Nr. 3. Heinrich wurde 1251 zum Bischof von Chur erwählt. Die Weihe
erhielt er erst 1265. Wahrscheinlich erklärt sich neben anderem auch aus der
Gefangenschaft die lange Hinausschiebung seiner Konsekrierung. Er starb am 11. November
1272. Im Cod. dipl. ist er durchwegs mit der Ziffer IV bezeichnet. Erst Heinrich v. Hewen
sitzt als Vierter dieses Namens auf dem rätischen Bischofsstuhl. 63
Cod. dipl. I. Nr. 276. 64
Cod. dipl. I. Nr. 278. 65
Wegelin, Regesten von Pfäfers, Nr. 101. 66
Zeerleder, Nr. 690. Thommen I. Nr. 92. Gesch. d. Fürstentums Liechtenstein, 2. Aufl. S. 146
u. f.
- 35 -
67
In der Stammfolge der Grafen v. Montfort der Zweite dieses Vornamens. 68
Cod. dipl. II. Nr. 17 und Thommen, Urk. I. Nr. 100. 69
Cod. dipl. II. Nr. 18. 70
Cod. dipl. II. Nr. 19. 71
Necr. Cur. S. 94. 72
Cod. dipl. II. Nr. 32. 73
Die Schreibweise dieses Namens in den Urkunden ist verschieden: Eglolf, Egelolf, Eigelolf
(abgekürzt Eigel, Egenolf und Eglof. 74
Cod. dipl. II. Nr. 44. Die Teilung fand erst um 1296 statt. Ulrich wurde 1309 von Egno
ermordet. 75
Der erste Bischof dieses Namens von Chur entstammte dem schwäbischen Grafenhaus der
Helfenstein, deren gleichnamige Burg bei Geislingen stand. Die Grafen v. Helfenstein sind
1525 ausgestorben. Berchtold I. wurde 1233 auf der Burg Reams ermordet. 76
J. G. Mayer nennt Berchtold II. irrigerweise einen Schwestersohn der Brüder Johann und
Donat v. Vaz. Gesch. d. Bistums Chur S. 259. 77
Die Burg Altheiligenberg wird urkundlich 1307 zum letzten Mal genannt und ist gänzlich
verschwunden. Das jetzige Schloss Heiligenberg ist ein Renaissancebau aus dem 16.
Jahrhundert. 78
Thommen I. Urk. Nr. 104. 79
Cod. dipl. II. Nr. 57. 80
Cod. dipl. II. Nr. 59. 81
Guler, Rät. Gesch.. Fol. 144. Egilolf figuriert erst als Dritter in der Reihe der neun rätischen
Zeugen. 82
Cod. dipl. II. Nr. 65. 83
Univeris et singulis presentium inspectoribus …. (etc. alles Latein im Kopialbuch des
Klosters St. Johann in Feldkirch (Vorarlb. Landesarchiv) S. 136/137.) 84
Kaiser Konrad II. der Salier, erliess am 28. Mai 1037 im Heerlager vor Mailand die
Konstitution, wodurch die kleinem mittelbaren Lehen erblich erklärt wurden. 85
Cod. dipl. II. Nr. 67. - Von den dreizehn Zeugen wird Egilolf erst an zehnter Stelle genannt.
Die neun vor ihm Genannten führen alle den Titel "Herr", was darauf hinweist, dass die
Aspermont nicht zum hohen Adel zählten. Die Väter der hinterlassenen Kinder waren:
Heinrich und Rudolf v. Haldenstein, Albrecht v. Strassberg, Wilhelm v. Brinzols und Ulr. v.
Canova. Unter den fünf "gehüsit" sind wahrscheinlich die Burgen Haldenstein, Lichtenstein,
Strassberg, der Turm Porta in Brienz und Canova (Neu-Süns) zu verstehen. 86
Thommen, Urk. Nr. 138. 87
Cod. dipl. II. Nr. 89 und Regesten von Pfäfers Nr. 113. 88
Cod. dipl. II. Nr. 110. 89
Necr. Cur. S. 114. 90
Wartmann, Urkunden. Siehe Einleitung IX. X, XI, XII und XIII. sowie Anhang I. 91
Wartmann. Urkunden, S. 21 Z. 28. 92
Thommen, Urk. II. Nr. 276. 93
Wartmann. Urk. S. 32 und 33. 94
Johann und Donat v. Vaz standen unter Vormundschaft ihres Oheims Graf Hugo I. v.
Werdenberg-Heiligenberg, eines Feindes seiner Blutsverwandten, der Grafen v. Montfort. 95
Cod. dipl. II. Nr. 25. 96
do.
- 36 -
97
Hier wird nur Johann genannt. Wahrscheinlich hatten die Brüder geteilt, so dass nur er und
nicht auch noch sein Bruder Donat des Vertragsbruches beschuldigt wurde. 98
Cod. dipl. II. Nr. 85. 99
Schiedsrichter waren Konrad, Propst und Chorherr zu St. Johann in Konstanz, Marquart v.
Schellenberg (zwei Burgen in Liechtenstein), Albrecht und Ulrich v. Klingeberg (Thurgau)
und Joh. v. Bodmann (Stammburg am Bodensee). 100
Cod. dipl. II. Nr. 102. 101
Rhomberg. 102
Cod. dipl. II. Nr. 174. 103
Das Johanniterhaus in Feldkirch wurde im September 1218 zu Ulm von Graf Hugo I. v.
Montfort gestiftet. 104
Archiv Feldkirch. 105
Die Churburg unterhalb der Malserheide über dem Dorf Schluderns verdankt ihre
Entstehung dem Bistum Chur. Bischof Heinrich III. v. Montfort erbaute sie zwischen 1253
und 1259 gegen die raub- und fehdelustigen Vögte v. Matsch. Die Burg sperrt das
Mätschertal. 1499 wurde sie von den Bündnern vergeblich belagert. 106
Thommen II. Nr. 141. 107
Katalog des Bischofs Flugi, S. 38. 108
Panx, grosser Wiesenkomplex unter Landquart und der Rohanschanze. 109
Schintenär. Schinetenär. Im Urbar von Churwalden "Scheutener". Dieser Flurname ist in
Maienfeld verschollen. 110
Cod. dipl. II. Nr. 121. 111
Die Ruine dieser Burg steht bei dem Dorf Malix, ursprünglich Eigen der Freiherren v. Vaz.
Später an die Habsburger übergegangen, wurde die Burg 1499 von den Bündnern zerstört. 112
Cod. dipl. II. Nr. 122. Die Urkunde trägt kein Tagesdatum. 113
Cod. dipl. II. Nr. 123. 114
Dieser Ulrich II. v. Matsch lässt 1304 den Abt Hermann von Marienberg enthaupten und
wird selbst von seinem Geschwisterkind Egno IV. v. Matsch 1309 ermordet. Laduner, Die
Vögte v. Matsch. 115
Das Kloster Marienberg bei Burgeis im Vintschgau ist eine Stiftung der Herren v. Tarasp.
Ulrich III. v. Tarasp verlegte um 1150 mit päpstlicher Erlaubnis das Kloster von St. Stephan
nach Marienberg. Hist.-Biogr. Lexikon der Schweiz. 116
Margaretas zweiter Gemahl war genannter Ulrich VI. v. Aspermont. Siehe weiter unten und
Stammtafel. 117
Cod. dipl. II. Nr. 149. 118
Unter der Bezeichnung Friedrich II. wurde er am 20. November 1368 vom Papst Urban V.
zum Bischof von Chur gewählt. Einige Chronisten nennen ihn "v. Nenzingen", so auch Th. v.
Mohr. 119
Cod. dipl. II. Nr. 215. 120
J. G. Mayer, Geschichte des Bistums Chur, I. S. 342. 121
Die Fürstenburg ist von dem 1272-1282 regierenden Churer Bischof Konrad III. v. Belmont
erbaut worden, wahrscheinlich zum Schutze des 1146 erbauten Klosters Marienberg. 122
J. G. Mayer, Geschichte des Bistums Chur, I. S. 343. 123
Ganda (Gonda), abgegangenes Dorf mit romanischer Kirchenruine zwischen Lavin und
Guarda. 124
Giarsun, kleine Nachbarschaft von Guarda. - Cod. dipl. II. Nr. 216. 125
Cod. dipl. II. Nr. 217.
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126
J. G. Mayer, Gesch. d. Bist. Chur, I. S. 344. 127
1 Mütt = 1 Scheffel = 50 Liter, Getreidehohlmass von 50 Kubikzentimeter, 1 Schott = 1
Käse, Banzen = ? 128
Der Wert des Schillings variierte stark nach Land und Zeit. 129
Thommen, Urk. II. Nr. 340. 130
Thommen, Urk. II. Nr. 341. 131
Thommen, Urk. II. Nr. 343. 132
Andere nennen sie Büffelsruggen, aber keiner gibt den Standort dieser Burg an. In Pipers
Burgenlexikon ist sie nicht aufgeführt. Tüfels- oder Büffelsruggen ist wohl volkstümliche
Bezeichnung. 133
J. G. Mayer, Gesch. d. Bist., I. S. 348. gibt das Datum 12. Januar 1332. 134
Wohnsitzrecht auf genannter Burg. 135
Eigentlich Ungeld. Eine unmoralische Abgabe von Einfuhr und Verkauf der Lebensmittel,
Zehr- und Verbrauchssteuer. 136
Thommen, Urk. II. Nr. 372. 137
Necr. Cur. S. 25 und Urbar S. 36. 138
Krüger. Die Grafen v. Werdenberg-Sargans. S. 387. B. Das aspermontische Erbe. 139
Krüger, Regesten Nr. 276, 288, 304 und 326. 140
Thommen, I. Urk. Nr. 424. 141
Chronik von Grüningen von H. Zeller - Werdmüller, Zürcher Burgen. 142
Cod. dipl. II. Nr. 143. 143
Feldkircher Gymnasialprogramm Nr. 31 und 35.
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