Unterwegs in den Südkarpatenmond scheint d Thn & o f-ten. e Wegzeicn sind sofort fn — endlich...

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Unterwegs in den Südkarpaten Eine Wanderung durch Paring, Carpatanii und Fagaras Daniel Wolf Vorbemerkung Nach vielen Reisen und Wanderungen nach Rumänien und in den Karpaten schreibe ich nun zum ersten Mal einen Reisebericht. Der Bericht wurde erstmals im Outdoor- Forum outdoorseiten.net als Reisebericht unter dem Titel “Unterwegs in den Südkar- paten” veröffentlicht. Nachfragen, Bemer- kungen und konstruktive Kritik sind dort erwünscht und erbeten. Der Reisebericht und die Fotos sind lizen- siert unter CC BY-NC-SA 3.0 (Namensnen- nung – Nicht-kommerziell – Weitergabe un- ter gleichen Bedingungen). Anfahrt Am 22. Juli 2010 war es endlich wieder soweit: Auf in die Karpaten. Nachdem ich in den letzten beiden Jahren wegen Kindern und Arbeit nicht nach Rumänien gefahren bin, konnte ich mir nun 18 Tage arbeits- und kinderfrei aushandeln. Auf dieser siebten Tour ins für mich “gelobte Land”konnte ich meinen Bruder W. mit seinen holden 16 Jahren vom Computer weglocken und meinen Freund C. (24) vom Doppelkopf-Stammtisch berreden, mitzufahren. Erstes Ziel in diesem Jahr war die Stadt Petrosani von wo aus wir in das Parang-Gebirge wollten, eines der alpineren Karpatengebirge, allerdings nicht sehr groß. Von dort aus wollten wir in das Capatanii-Gebirge überwechseln und dann, soweit noch Zeit ist, zum Fagaras weiterziehen. Karten für den Fagaras hatte ich noch vom Dimap-Verlag und für das Parang ließ ich sie mir zuschicken. Um dann allerdings festzustellen, dass sie nur die Gegend zwischen Petrosani und der gebirgsque- renden Straße Transalpina umfasst. Für das Capatanii scheinen keine Karten mehr käuflich erwerbbar zu sein. Nach längerer Recherche fand ich jemand, der sich die Mühe gemacht hat, alle Karten, 1

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  • Unterwegs in den SüdkarpatenEine Wanderung durch Paring, Carpatanii und Fagaras

    Daniel Wolf

    Vorbemerkung

    Nach vielen Reisen und Wanderungen nachRumänien und in den Karpaten schreibeich nun zum ersten Mal einen Reisebericht.Der Bericht wurde erstmals im Outdoor-Forum outdoorseiten.net als Reiseberichtunter dem Titel “Unterwegs in den Südkar-paten” veröffentlicht. Nachfragen, Bemer-kungen und konstruktive Kritik sind dorterwünscht und erbeten.Der Reisebericht und die Fotos sind lizen-siert unter CC BY-NC-SA 3.0 (Namensnen-nung – Nicht-kommerziell – Weitergabe un-ter gleichen Bedingungen).

    Anfahrt

    Am 22. Juli 2010 war es endlich wiedersoweit: Auf in die Karpaten. Nachdemich in den letzten beiden Jahren wegenKindern und Arbeit nicht nach Rumäniengefahren bin, konnte ich mir nun 18 Tagearbeits- und kinderfrei aushandeln. Aufdieser siebten Tour ins für mich “gelobteLand”konnte ich meinen Bruder W. mitseinen holden 16 Jahren vom Computerweglocken und meinen Freund C. (24)vom Doppelkopf-Stammtisch berreden,mitzufahren. Erstes Ziel in diesem Jahrwar die Stadt Petrosani von wo aus wirin das Parang-Gebirge wollten, eines deralpineren Karpatengebirge, allerdings nichtsehr groß. Von dort aus wollten wir indas Capatanii-Gebirge überwechseln unddann, soweit noch Zeit ist, zum Fagarasweiterziehen.

    Karten für den Fagaras hatte ich nochvom Dimap-Verlag und für das Parang ließich sie mir zuschicken. Um dann allerdingsfestzustellen, dass sie nur die Gegendzwischen Petrosani und der gebirgsque-renden Straße Transalpina umfasst. Fürdas Capatanii scheinen keine Kartenmehr käuflich erwerbbar zu sein. Nachlängerer Recherche fand ich jemand, dersich die Mühe gemacht hat, alle Karten,

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    file:www.outdoorseiten.nethttp://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php?46093http://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php?46093http://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php?46093http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/

  • die anno-dazu-mal in der Reihe “Muntiinostri”erschienen sind, hochauflösend ein-zuscannen. Im CopyShop druckten wir nundiese Scans sowohl für das Parang als auchdas Capatanii-Gebirge in der Größe A1sowie bunt und in Farbe aus und ließensie mit 25µ-starker Folie laminieren. ZumGlück besitze ich einen 80l-Rucksack, indem die eingerollten Karten neben dem3-Mann-Zelt einen wunderbar geschtztenPlatz fanden. Für das Parang-Gebirgehatten wir nun zwei Karten dabei: Eineaktuelle und eine 25-jährige, dafür hatteletztere den Vorteil, dass sie die Umge-bung bis Curmatura Oltetului umfasst,von wo aus dann die Capatanii-Streckeanschloss. Genausowenig aktuell, dafüraber immerhin überhaupt etwas in denHänden. Leider wurde damals vergessen,eine Maßstabsangabe aufzudrucken.

    Die Hin- und Rückfahrt war ganz tradi-tionell mit der guten alten Eisenbahn, dochnun in der Luxusvariante “Schlafwagen”.Keine durchwachten Nächte mehr imSitzwagen, keine Kamikaze-Fahrer vonder Mitfahrgelegenheit und erst rechtnicht tagelanges Daumenkühlen an derAutobahn.

    Nach München ging es schnell und zügigmit dem ICE, dort stiegen wir dann inden Schlafwagen nach Bukarest, den wiretwa 17 Stunden später in Simeria wiederverließen. Da wir einiges an Verspätunghatten, konnten wir auch hier erst einenspäteren Zug nehmen, so dass wir erstgegen halb elf in Petrosani eintrafen.

    Diese Stadt haben wir ohne viel Fe-derlesens schnell wieder verlassen: Dererste Taxifahrer, den wir fragten, botan, uns für 10 Euro zum Hotel Rusu zubringen. Dankbar nahmen wir an und

    schon ging es bergauf und hinein in dasParang. Gegen 23:00 Uhr erreichen wir dasHotel Rusu. Ab hier gilt offiziell dann einFahrverbot für Autos und der Weg bergaufist nur mehr ein Feldweg. Da wir nicht imHotel nächtigen wollen, aber auch nichtdirekt davor unser Zelt aufschlagen wollen,ziehen wir los: Bergan in Richtung CabanaI.E.F.S.

    Es ist klarer Sternenhimmel, der Voll-mond scheint und Thymian & Oregano duf-ten. Die Wegzeichen sind sofort gefunden— endlich wieder auf dem roten Band un-terwegs! Ganz klassisch rumänisch geht derWanderweg auch den kürzesten, d.h. steils-ten Weg: Immer unter der Seilbahn entlang.Nach einer Stunden sind stehen wir dannkurz vor der Siedlung, die inzwischen umdie Cabana entstanden ist, und stellen dasZelt auf.

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  • (a) Im Schlafwagen nach Rumänien (b) Was wollte der Künstler hiermit sagen???

    Foto 1: Transit durch Ungarn . . . es ist immer noch flach wie ein Holzbrett

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  • Foto 2: Rumänien aus dem Zugfenster

    Foto 3: Erste Berge!

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  • 1. Tag

    Morgens als wir aus dem Zelt klettern,geniessen wir den Ausblick und das Früh-stück, dass uns von nun an die nächsten16 Tage begleiten wird: Milchpulver, Scho-komüsli und Kaffee bzw. wahlweise Tee.Ebenso wie auch die folgenden Urlaubstagebereite ich das Frühstück vor, bevor ich diebeiden Jungspunde aus den Schlafsäckenbekommen.

    Frühstücken, Zelt einpacken und dannstarten wir zum Paringul Mare, mit 2519m der höchste Berg des Parang und derdritthöchste Berg Rumäniens. In derCabana I.E.F.S lassen wir uns noch einmaldie Wasserflaschen nachfüllen, dann steigenwir weiter ins Gebirge hinauf.

    Leider macht sich nun die Fußsohlemeines Bruders bemerkbar, die er sich zweiTage vorher am Sprungbrett im Freibadaufgeschnitten hat. Nicht tief, dafür aberdie komplette Länge zwischen Zehballenund Ferse. Die nächsten drei Tage wirdes mit Wunddesinfektionsspay saubergehalten und mit einer Kompresse undsowie Tape abgedeckt. Tatsächlich verheiltes dann irgendwann. Leider verdirbt esW. damit aber doch etwas die Freude amWandern.

    Der Kollege vom Doko-Stammtisch be-merkt nach einigen hundert Höhenmetern,dass sein Rucksack nicht richtig sitzt. Wirpacken um, wir stellen im die Nackengurteenger. Nichts hilft so richtig, es zieht immermehr im Nacken und schnürt ihm dannirgendwann auch die Schulterblätter ab.Erst bei diesem Hinweis komme ich darauf,dass er vielleicht seinen Tragegurt lockernsollte, wenn der Rucksack so stramm sitzt.Dies ginge nicht, die hat er doch festgenäht.

    . . . Gut, so wird die die Näharbeit wiederrückgängig gemacht und danach ist derTragekomfort doch um einiges höher.Warum er diesen Tipp, den es irgendwoim Internet oder bei seinen Buni-Freundengab, anwendete, ist mir bis heute ein Rät-sel. Aber so waren wir um eine Erfahrungreicher: Nähe niemals Deine Rucksacktra-geriemen fest! Dass das Tragesystem einesvon Miltec nachgebauten Armeerucksacksnicht wirklich komfortabel ist, begleitetuns aber noch den gesamten Urlaub.

    So schufteten wir uns an diesem Tag erstden Cirja (2405 m) hoch, bevor es weiterzum Parang Mare geht. Es ist nun dochschon später am Tage, als eingeplant. Aberdie Gesamtfitness der Gruppe kann halt,wenn man nicht in einer Gegend wohnt undvorher nicht gemeinsam unterwegs gewesenist, erst on “tour”getestet werden. Kurz vordem Cirja in der Nähe der Schutzhütte gibtes Mittagessen: Knäckebrot und Speck.Eine Kombination, die sich den gesamtenUrlaub gut bewährt hat.

    Ab diesem Zeitpunkt zieht es leiderimmer mehr zu und in der Ferne ist aucherstes Gewittergrollen zu hören. So treibeich meine Wanderkollegen etwas an, da ichkeine Lust habe, ein Gewitter-Notbiwakirgendwo auf dem Berg zu machen, sonderngerne noch bis zum Lacul Mindra unter-halb und etwas nord-westlich des ParingMare kommen möchte. Beliebt mache ichich damit aber nicht unbedingt.

    Irgendwann stehen wir dann tatsächlichauf dem Berg, geniessen Bananenchips unddie Aussicht, soweit es im aufwallendenNebel möglich ist, bevor es im Eiltempobergab geht.Am Sattel Gruiu ist dann aber endgültig

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  • Foto 4: Erster Morgen im Parang

    Foto 5: Auf dem Weg zum Parangul Mare

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  • Foto 6: Blick zurück beim Weg auf den Parangul Mare

    Foto 7: Auf dem Parangul Mare

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  • die Puste raus. Den Abstieg von 200 mzum See verweigern die beiden Wander-kumpanen, insbesondere da auf dem Sattelschon eine Zeltstelle hergerichtet ist. MeinHinweis auf die exponierte Lage bei demaufziehenden Gewitter kommt leider wegender müden Beine und schmerzenden Füssekein Gehör.

    So erbarme ich mich und steige alleinzum See, um Wasser für das Abendessenzu holen. Bei der Gelegenheit wasche ichmich nach der langen Zugfahrt und demersten Wandertag ausführlich und horchedabei auf das Donnergrummeln. Obenam Sattel wieder angekommen wird nochAbendessen gekocht, ein paar Runden Skatgespielt und Tee getrunken, danach gehtes ins Bett. Zwischenzeitlich begrüßen wirnoch zwei andere Wandersleut, die abernoch zum See absteigen.

    Pünktlich zum Einschlafen legt auch dasGewitter los. Etwa zwei Stunden spätergegen 23:00 Uhr halten wir es im Zelt nichtmehr aus. Mittlerweile ist es mehrmalsnur einige hunder Meter entfernt in denParangul Mare eingeschlagen, ebenso inden See unterhalb. Das drei Meter nebenunserem Zelt ein eiserner Wegweiser steht,gibt uns auch nicht gerade mehr Sicherheit.Vor lauter Elektrizität in der Luft stehendie Haare zu Berge.

    So ziehen wir die Regensachen an undsteigen im strömenden Regen, bei kräftigenGewitterblitzen und Donnergrollen die200m zum See hinab. Leider habe wirnur eine Taschenlampe im Durcheinandergefunden, so dass der Abstieg etwas längerdauert. Unten angekommen kriechen wirunter die großen Steinbrocken, die durchandere Wetter- und Witterungsereignisseen masse im Tal liegen.

    Nach einiger Zeit beginnt W. aller-dings aufgrund fehlener Unterbekleidungzu zittern und zu bibern. So klopfe beiden beiden Wandersleut am Zelt an undbitte für ihn um Obdach. Sie rutschen inihrer Dackelhütte zusammen, geben ihmtrockene Kleidung und Unterkunft. C.Und ich ziehen uns wieder unter die Steinezurück. Gegen zwei Uhr sind auch wir dannendgültig durchgeweicht und -gefroren.Das Gewitter ist inzwischen etwas weiter-gezogen, aber immer noch beeindruckenuns die Blitze und das Donnergrollenrunterherum. So holen wir W. aus demZelt der beiden rumänischen Ungarn underhalten zusammen mit ihm noch 300 mlvon Opas gutem Selbstgebrannten. Dieanderen 200 ml sind schon die Kehlen derdrei heruntergflossen, um aufzuwärmenund aufzulockern. Den Gesprächen undGelächter, das aus dem Zelt erschall, warendie drei aber durchaus gut vergnügt. Nunsteigen wir wieder zu unserem Zelt auf undverkriechen uns in unsere Schlafsäcke.

    Leider zeigt sich nun, das auch klitzeklei-ne Senken bei Gewittergüssen mit Wasservolllaufen können. Doch zum Glück gibt esaußer etwas feuchten Thermarest-Matten,da das Wasser zwischen Unterplane undZeltboden gelaufen ist, keinen nennenswer-ten Wasserschäden. Dafür aber ausreichendSchlamm im Vorzelt. Doch das ist uns indiesem Moment erst einmal egal. Einge-rollt, auf den Donner gelauscht und einge-schlafen. . .

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  • Foto 8: Still ruht der See . . . Lacul Mindra

    Foto 9: Blick vom Lacul Mindra hinauf zum Sattel Gruiul

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  • 2. Tag

    Morgens sieht die Welt wieder in Ordnungaus. W. wird allerdings noch 2 Tagebrauchen, um den Gewitter-Schock zuverarbeiten.

    Während C. noch einmal zum Seehinabsteigt, um Trinkwasser zu holen, sichzu waschen und den beiden Ungarn dieausgeliehenen Dinge (außer Opas Bestem,der uns noch bis in den Fagaras begleitenwird) zurückzubringen, b(e)reiten wirbeiden anderen Matten und Schlafsäckezum Trocken aus und das Frühstück vor.Nach Schokomüsli und Kaffee wir das Zeltabgebaut, ein letztes Winken in das Talund weiter geht es.

    Das heutige Tagesziel ist kürzer gesteckt,da wir zum einen von der dritten kurzenNacht in Folge nun doch etwas müde sind.Auch der starke Aufstieg des Vortages for-dert seinen Tribut. Die Wettervorhersageist zudem auch nicht die beste. Bis ins Taldes Lacul Cilcescu soll es gehen.

    Pünktlich zum Aufbruch zieht dannauch der Nebel auf. Die erste Zeit reißt esimmer noch einmal auf. Doch bald laufenwir kontinuierlich in der dicken Suppe unddie Aussicht beschränkt sich auf wenigeMeter. Irgendwann setzt dann auch einNieselregen ein, der bis abends anhält.Aber auch wenn das Wetter nicht somitspielt, wie wir es uns bei der Planungerträumten - es ist wunderbar wiederunterwegs zu sein. Das Laufen tut gut, ab-seits jeglichen Alltags- und Arbeitsstresses.Ruhe herrscht! Und sobald der Wolken-nebel nur ein wenig Sicht erlaubt, sehenwir, in welch wunderbaren Landschaft wirunterwegs sind.Aufgrund des Nebels verlieren wir auch

    zweimal den Weg. Hier, hinter dem Pa-ringul Mare, wo keine Tagestouristenmehr unterwegs sind, ist die Auszeichnungzwar noch ausreichend gut. Aber derWanderweg hat sich zu einem kleinenPfad verringert. Den breit ausgetretenenWeg haben wir seit gestern Nachmittaghinter uns gelassen. Ebenso wie auch dieanderen Menschen. Gestern gab es nocheinige Tagestouristen, zumindest bis zumCirja. Andere Langstreckentouristen sahenwir außer abends nicht. Heute begegnenunsnur zwei Hirten.

    Kurze Tagesstrecke und wenig Verweil-pausen, da es im kühl-feuchten Nebel beigeringer Aussicht wenig verlockend ist zuRasten. So erreichen wir schon gegen 16:00Uhr unser Tagesziel, den Sattel PiatraTaiata, wo wir den Kammweg verlassenund ins Tal hinabsteigen.

    Wir steigen nicht weit in das Tal hinab,sondern bleiben auf Höhe der beidenkleinen, unbenannten Seen. Da die Gegendziemlich morastig ist, braucht es eine Zeit,bis wir einen Rastplatz finden. Doch danndrohnen wir, einer Burg gleich auf einerkleinen Anhöhe zwischen den Seen.

    Angenehmerweise beschließt der Regensich für den Abend zurückzuziehen, so dasswir das Zelt in Ruhe aufbauen können. Undso können wir den Abend in Ruhe undzumindest ohne Feuchtigkeit von oben ge-nießen. Nachts plattert es allerdings wie-der kräftig. Der Abend geht mit Zeltauf-bau, ausruhen, essen, einigen Skatrundenund zeitigem zu Bett-Gehen schnell herum.

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  • Foto 10: Morgendlicher Ausblick: Ach wie schön ist Panama Rumänien

    Foto 11: Morgendlicher Ausblick II

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  • Foto 12: Morgendlicher Blick auf den Lacul Mindra.(Der rote Fleck ist das Zelt der beidennächtlichen Helfer)

    Foto 13: Berge im Nebel I

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  • Foto 14: Berge im Nebel II

    Foto 15: Blick zum Sattel Piatra Taiata

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  • Foto 16: My home is my castle

    Foto 17: Lacul Cilcescu

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  • 3. Tag

    Der Morgen ist glücklicherweise wiederregenfrei, wenn auch noch immer bewölkt.Aber so können wir wenigstens die Aussichtin diesem wunderschönen, menschenver-lassenem Tal beim morgendlichen Müsligeniessen.

    Währenddessen laufen unterhalb unsereAnhöhe drei Tagestouristen vorbei undbeginnen mit dem Aufstieg zum SattelPiatra Taiata. Etwa anderthalb Stunden,nachdem wir gepackt haben und selbstwieder auf den Sattel gestiegen sind,kommen die drei uns aus Richtung derTransalpina entgegen. Diese Straße wollenwir heute erreichen und - je nach Wetterla-ge - queren, um ins Capatanii-Gebirge zugelangen oder ihr folgend in das SkiresortRinca abzusteigen.

    Die drei Rumänen verblüffen uns nungleich zweimal. Zum einen Fragen sie uns,ob wir eine Karte der Gegend besitzen,in die sie gerne einen Blick werfen wollen.Eigentlich wollten sie zum Paringul Marewandern, hatten aber den Eindruck, demroten Band in die falsche Richtung gefolgtzu sein. Diese Frage ist schnell beantwortet:JA! Wie, bitte, kann man ohne Karte auf-brechen? Aber es werden nicht die einzigensein, die uns in diesem Urlaub um einenBlich auf unsere Karten bitten werden.

    Zum anderen fängt der eine nun an,einen unteren Teil seines T-Shirts abzu-schneiden. Was bitte schön wird das denn?Die Erklärung wird schnell gegeben: Er hatein schmerzendes Knie und möchte sich ausdem T-Shirtstreifen einen Stützverbandbinden. Über unsere Elastikbinde freut ersich sehr, bietet sie seinem schmerzendemKnie doch mehr Halt. Nun muß er aller-

    dings bauchfrei durch das Gebirge laufen.Außer einer Windjacke hat er nicht mehrBekleidung dabei.

    Sicherlich nicht sehr angenehm, denninzwischen ist es wieder zugezogen undder Nieselregen hat wieder eingesetzt. Wirlassen sie auf dem Sattel zurück, wandernweiter und haben sie wegen des Nebels baldaus den Augen verloren. Hoffentlich habensie sich entschieden, wieder abzusteigenund auf den Paringul Mare zu verzichten.

    Für uns wird der Tag auch immerungemütlicher. Der Regen setzt kaum nochaus, dafür bekommen wir auch noch Wind.Die als grandios beschriebene Aussicht aufdem Satea Mare (2365 m) entfällt: Die 10m kommen nicht in die Wertung.Am frühen Nachmittag erreichen wir dieTransalpina. Inzwischen strömt der Regenund so entscheiden wir uns, nach Rincaabzusteigen. Erst einmal geht es abernoch einmal bergauf zu Urdele (2228 m),danach stetig bergab. Mitterweile sind wirauch durchgeweicht. Die Schuhe haben dieWasserdichtigkeit durch das stundenlangeLaufen im nassen Gras schon länger aufge-geben.

    Wegen des strömenden Regens packeich die Kamera auch nicht mehr aus. Zusehen gibt es sowieso wenig. Im Regenwird das Gehen auch zur meditativenAngelegenheit, bei der sich jeder in sichselbst zurückzieht und wir so vor uns hintrotten.Unsere Hoffnung, auf der Straße eineMitfahrgelegenheit zu finden, zerschlägtsich mit der Zeit. Es gibt zwar einigenVerkehr, doch der besteht vorrangig ausBaustellen-LKWs. Die Transaplina wirdasphaltiert. Nur noch wenige hundertMeter sind Schotterstraße. Die Bilder, die

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  • Foto 18: Der Autor beim morgendlichen Kaffee & Müsli

    Foto 19: Rückblick ins Tal - auf der Anhöhe mittig im Bild haben wir gezeltet

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  • Foto 20: Der Nebel vor dem Regen danach

    wir uns vorab bei Google Earth anschautensind, obwohl nur ein oder zwei Jahre alt,kräftig überholt.Als wir Rinca dann erreichen, wissen wirauch, warum so wenig sonstiger Verkehrunterwegs war: Die Straße war wegen derBauarbeiten (eigentlich) gesperrt.Auch Rinca hat sich gegenüber den Er-wartungen, die ich aufgrund der Karte ausden 80ern hatte, deutlich vergrößert. Essind viele, viele Neubauten entstanden,anscheinend wurde/wird Rinca zum Win-tersportort entwickelt.Wir sind klatternass und müde. Die letztenStunden sind wir sehr zügig und fastohne Pause gewandert. So stoppen wir amersten Hotel am Dorfeingang. Nagelneugebaut und den Eindruck erweckend,dass wir es uns eigentlich nicht leistenmöchten. So gehe ich erst einmal alleineins Hotel. Um die Lage zu checken und dieInhaber nicht sofort zu erschrecken. Ein

    älterer Herr empfängt mich, der gebrochenEnglisch spricht. Ich frage nach einemZimmer für drei Leute. Er zweigt mir einDoppelzimmer: Alles funkelt noch wiefrisch ausgepackt, es gibt Dusche, heißesWasser, Heizung und TV. Das Zimmer soll100 Lei pro Nacht ( 25 Euro) kosten. ProPerson?Nein, insgesamt.Als ich noch einmal nach einem Zimmer fürdrei Menschen frage, möchte er wissen, wiealt wir denn sind. Zwei Erwachsene undein Teenager. Ja, dann könnten wir dochauch zu drittt in dem Doppelbet schlafen,in dem wir uns z.B. für quer hinein legen.Für 100 Lei?Ja!Abgemacht!Als wir dann zu dritt ins das Hotel stamp-fen, werden wir trotz, dass wir vor Wasserund Schlamm triefen und de “Teenager”sichals ein nicht gerade kleiner und/oder

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  • hagerer Kerl entpuppt, freundlichst emp-fangen. Regenjacken, -hosen und Überzügewerden in den Heizungskeller zum trocknengebracht. Die Schuhe mögen wir aber bittean der Eingangstür ausziehen, zum Zimmertragen und dort, ebenso wie die Rucksäckeauf dem Balkon lagern.

    Es ist wunderbar. Dieser freundlicheEmpfang, das warme Zimmer und die nunfolgende heiße Dusche. Danach werdenunsere feuchten Sachen im Zimmer drap-piert, damit sie wieder trocknen. Leiderwaren meine Hinweise beim Packen, dassalles im Rucksack nochmals in Plastik-tüten verpackt werden soll, nicht richtigangekommen (“Ja, aber der Schlafsack hatdoch schon eine Hülle”- dito für Matte unddiverses Klamotten), so dass es einiges zutrocknen gibt.

    Anschließend geht es ins hauseigeneRestaurant. Außer uns ist nur noch eineFamilie mit zwei kleinen Kindern im Hotelanwesend. Ob sie nun aber Gäste sind oderzur Besitzerfamilie gehören, erschließt sichuns nicht ganz.Frittierte Kartoffelspalten, Schnitzel,Krautsalat und Bier frisch, kräftigend undes ist kein Essen aus der Tüte. Wir sind’szufrieden und zahlen dafür auch 90,- Lei.Irgendwie müssen wir den Zimmerpreis jawieder ausgleichen.Auf dem Zimmer gibt es dann den ob-ligatorischen Abendskat, diesmal mitBeschallung durch rumänische und ukrai-nische Musiksender.Schlafen!

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  • 4. Tag

    Pausetag.

    Zum einen müssen die Sachen trocknen,zum anderen regnet es draußen in Strömen.Bei so einem Wetter jagt man keinen Hundvor die Tür. Obwohl: Die rumänischenHunde kommen gar nicht erst ins Haus.Wir verbringen den Tag mit ausschla-fen, Skat spielen, quatschen und essen.Nebenbei erkunden wir die ukrainischenund rumänischen Musikcharts in dem wiralle sechs Musiksender hoch- und runterzappen.

    Abends geht es wieder ins hauseigeneRestaurant. Da die Auswahl sowieso nurzwischen Schweine- und Geflüpgelschnitzelmit fritierten Kartoffeln und Krautsalatbesteht, bestellen wir uns wieder dasGericht vom Vorabend. Allerdings istheute der Hausvater nicht anwesend, sodass wir mit der Hausmutter (75 Jahre) insGespräch kommen. Da sie allerdings keinEnglisch spricht, haben wir viel Spaß beimgegenseitigen Gesten erraten.

    Jedenfalls schließt sie uns so sehr insHerz, dass sie für jeden von uns zwei großeEierkuchen backt und dick mit Blaubeer-marmeladen bestreicht. Zudem beharrt siedarauf, dass diese ein Geschenk sind undauf keinen Fall bezahlt werden sollen.

    Kassiert wird heute von der Köchin(Tochter?) und so können wir doch einkleines Trinkgeld loswerden. Gesternscheiterte es an dem Hausherren, der unsdeutlich darauf hinwies, dass er kein An-gestellter sei, sondern Besitzer des Hotels.Wir seien seine Gäste und Trinkgeld seiunangemessen. Auch gut. Heute Abendfreut sich die Köchin über das kleine

    Zubrot. Und Oma ist sowieso begeistertvon uns.

    In den Abendnachrichten, die wir imRestaurantfernseher verfolgen, sehen wir,dass es wieder einmal Überschwemmungenin Rumänien gibt. Der Wetterbericht gibtglücklicherweise aus, dass es besser werdensoll. Was uns auch noch einmal bestätigtwird.

    Wir packen soweit wie es möglich ist, wol-len wir am nächsten Tag doch zeitig aufbre-chen, um soweit wie möglich zu kommen,bevor der nachmittägliche Regen einsetzt.Danach gibt es wieder rumänische Chartsund Skat, dann gehts ins Bett.

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  • 5. Tag

    Wir stehen zeitig auf, packen die restlichenDinge ein und genehmigen uns wiedereinmal Schokomüsli aus dem Blechnapf.Danach verabschieden wir uns von denbeiden Frauen. Die Hausmutter versichertuns noch einmal, dass der Regen aufhört,wünscht uns viel Glück und hat für jedenauch noch einen Schmatzer auf die Wangeparat. So freundlich verabschiedet, geht esfröhlich beschwingt hinaus zur Tür.

    Erst einmal heißt es, wieder bis auf denPass aufzusteigen. Je höher wir kommen,desto deutlicher wird, dass das Tief dervorhergehenden Tage noch nicht völlig ausden Bergen verschwunden ist. Wir sehenschon von unten, dass die Gipfel noch inden Wolken liegen. Mit jeden Höhenmeternimmt auch der Wind zu. Gleichzeitigweht er aber auch die Wolken hinweg, sodass wir eine herrliche Aussicht bekommenund feststellen können, was wir zwei Tagezuvor im Regenwetter alles nicht sehenkonnten.

    Wir folgen der Transalpina bis auf denKamm. Dort zweigt dann wieder dasRote Band in Richtung Osten ab. DieBerge sind zunehmend weniger alpin,wie auch die Karte es ausgezeichnet.Das Carpatanii ist dann mit etwa 1800bis 2000 m und geschwungenen, grünenBergrücken eher ein Mittelgebirge. Zudemsind hier der Karte nach und auch denBildern auf Google Earth zufolge, sehrviele Schäfer unterwegs, was breitere Pfa-de und Wege auf dem Kamm zur Folge hat.

    Außerdem sind nun keine große Aufstie-ge mehr vor uns. Jeder nächste Gipfel wirdnun nicht mehr höher als der vorherrigesein. Wir kommen gut vorwärts und rech-

    nen damit, unser anvisiertes Tagesziel, diegroße Schäferei Curmatura Oltetului zuerreichen.

    Unterwegs treffen wir mehrere Schäfermit ihren Herden. Einziges Problem ist,dass uns seit dem Abschied vom Hotelvier Hunde folgen. Sie lassen sich nichtverjagen, ziehen aber die Hirtenhundean. Zum Glück halten sie soviel Abstandzu uns, dass wir von den Hirtenhundennicht beachtet werden und ruhig unserenWeg gehen könne. Auch rufen die Schäferschnell die Hunde zurück.

    Im Laufe des Tages wird der Wind aberimmer stärker und auch die Wolkendichteerhöht sich stark. Gegen Mittag scheintwieder starker Regen aufzuziehen, so dasswir das Außenzelt aufstellen und darin ras-ten. Eigentlich wollen wir darin abwettern,aber der Regen lässt auf sich warten.

    So verpacken wir nach einer Stunde dasZelt und ziehen weiter. Der Wind ist abermittlerweile so stark, dass wir den direktenAufstieg auf den Micaia, der sehr steil istund direkt an einem steilen Abhang erfolgtvermeiden wollen. Durch den Wind denTritt zu verlieren und dann den Abhanghinunter zu segeln, ist uns doch zu riskant.

    Laut der Karte sollen der Hirtenwegspäter in einen anderen Weg münden,der dann wieder auf den Roten-Band-Wanderweg kommt. Soweit die Theorie.Leider liegen doch mindestens 25 Jahrezwischen Kartenentstehung und heutigerRealität. Der zweite Hirtenweg kommt undkommt nicht. Als dann klar ist, dass unsereKarte an Aktualität eingebüßt hat, steigenwir “von hinten”auf den Micaia (2170 m).Oben ist die Sicht nun auf weniger als 5Meter eingeschränkt und der Wind wandelt

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  • Foto 21: Neu erbaute Transalpina

    Foto 22: Blick zurück auf Rinca und W. beim Luft holen. Das gelbe Haus vorne rechtswar unser Hotel “Cabana Rinca”.

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  • Foto 23: Auf, auf in Richtung Capatanii

    Foto 24: Blick zurück in Richtung Transalpina

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  • Foto 25: Blickfang Schafherde

    Foto 26: Was für Aussichten!

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  • Foto 27: Auf breiten Wegen läuft es sich leicht

    Foto 28: Ausblick genießen. . .

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  • Foto 29: . . . während es hinter uns zuzog

    Foto 30: Wolken senken sich auf die Häupter

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  • sich zum Sturm. Aufrecht zu gehen wirdschwierig, wir müssen uns richtig in denWind legen, um vorwärts zu kommen.Zwei Lerchen, die wir aufscheuchen, wer-den schon bei einer Flughöhe von 30 cmabgetrieben und verweht.

    Nach langem Suchen finden wir eine roteMarkierung, aber leider keine zweite, dieuns zeigt, wo der Abstieg wäre. Wir suchenund suchen. Immer entlang des steilenAbhang, der meistens eine Steilwand ist.Aber es gibt keinen Weg, der gangbar er-scheint. Bis wir wieder dort stehen, von wowir aufgestiegen sind. Also wieder zurückauf den Gipfel und eine zweiter Versuch.Der Regen, der einsetzt, macht die Sucheauch nicht leichter. Auf der Karte scheintdie Lösng so nahe zu liegen, hier oben imRegen und Sturm ist sie weit weg.

    Auf einen dritten Versuch verzichtenwir. Vor allem W. fehlt inzwischen dieKraft, noch länger herumzustiefeln. Sostiegen wir wieder auf bekanntem Wegeab. Hundert Höhenmeter weiter unten istder Sturm dann wieder abgeflaut. Untensuche ich einen Weg um den Berg herum.Aber es gibt nichts, dass ich den Jungs beidiesem Wetter, um dieser Zeit und ihrerfehlenden Kraft zumuten will. Leider gibtes auch keine wirklich gerade Stelle für dasZelt und vor allen Dingen besitzen wir nurnoch einen halben Liter Wasser und habenkeine Quelle. Wir gehen in dorthin, wo wirvorher einen Hirten mit seiner Herde imWald verschwinden sahen. Am Waldrandhaben sie meistens ihre Nachtpferche undHütten. Dort wird es auf jeden Fall Wassergeben und vielleicht auch eine gerade Stellezum Zelten. Ich brüte noch einmal überder Karte, dann sehe ich eine Lösung,denn auf den Berg bekomme ich die Jungsnicht mehr: Die Hirtenhütten sind aber

    zur Versorgung meistens per Weg ins Talverbunden. So frage ich die Schäfer, die ge-rade beim Melken sind. Tatsächlich, es gibteine Weg hinunter, der dann auf den Wegnach Malaia führt. Die Hüttenumgebungist allerdings so von achselhohem Ampferumwuchert und durch den Regen und dieSchafe sehr verschlammt und zugesch...,dass wir beschliessen, hinabzusteigen unduns weiter unten einen Schlafplatz zusuchen.

    Die Entscheidung, eine Etappe säternoch einmal in das Capatanii aufzusteigenoder aber schon in den Fagaras weiterzuzie-hen, wird auf den nächsten Tag verschoben.Nun gibt es auch etliche Quellen, so dasswir uns satt trinken können und auchgleich noch einen späten Nachmittagssnackzu uns nehmen.

    Unterhalb der Hütte ist wieder einmalKahlschlaggegen. So etwas habe ich schonverschiedenen Gebirgen in Rumänien gese-hen. Die jährlichen zwei bis drei größerenÜberschwemmungen wundern mich nicht.Ich frage mich nur, wieviel Tote es nochgeben muß, bis die rumänische Regierungvernünftige Abholz- und Nachpflanzungen-regelungen erläßt bzw. diese entsprechendumsetzt und kontrolliert. Wir rutschenden Weg hinunter, der nun zum Holzrü-cken dient und mehr als knöchelhoch ausSchlamm besteht. Dreimal furten wir aufunserem Weg hinab den gleichen Bach. Erist zum Glück nicht tiefer als einen halbenMeter, aber aufgrund des Regens sehr, sehrschnell. Wir finden aber immer Stellen, andenen wir uns Trittsteine legen können,so dass wir ohne nasse Hosen hinüberkommen.

    Gegen 19:00 Uhr erreichen wir dann denForstweg im Tal am westlichen Ende des

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  • Foto 31: Auf schlammigen Wegen bergab

    Lacul Petrimanu. Neben den Holzstapelnmachen wir ein kurze Verschnaufpause. Indiesem Moment kommt ein großer leererHolztransporter daher. Wir nutzen dieChance und fragen, ob er denn tatsächlichheute noch in Richtung Malaia fährt under Platz für uns hätte. Die Antwort fälltpositiv aus. Allerdings sollen wir uns nochdrei Stunden gedulden, denn muss beladenwerden.So entzünden wir ein Feuer und kochenKaffee. Gegen halb elf sind dann sowohlder Transporter als auch der Hänger (über-)laden. Unsere Rucksäcke werden zwischenVerladekran und Holzstämme geklemmt,wir selbst dürfen aber in die Fahrerkabine.Der Beifahrer, C. und ich quetschen unsauf die Liege. W. darf luxuriös auf demBeifahrersitz thronen. Damit es nichtzu sehr verschlammt, haben wir unsereWanderstiefel ausgezogen, was aber derFahrerkabine eine interessante Duftnote

    gibt.

    Der Forstweg ist ausgesprochen schmal,links geht es steil hinunter in den See,rechts sind steile Felswände. Gespanntwarten wir, wie der große LKW samtAnhänger diesen Weg fahren will. Biszu dem Zeitpunkt, wo sich Fahrer undBeifahrer mehrmals und kräftig bekreu-zigen, waren wir noch relaxed, dennimmerhin fahren sie den Weg täglich. Nunschlucken wir doch. Dann geht es los imSchritttempo. Immer wieder schiebt sichdie Fahrerkabine weit über den Abgrundhinaus, damit der Bogen für die nächsteRechtskurve weit genug ist, damit auchder Anhänger folgen kann. Zudem ist esseit einer Stunde auch schon stockdunkelund es nieselt noch immer. Die vielen,nicht gerade kleinen, Schlaglöcher bringenden Transporter zusätzlich immer wiederkräftig ins schaukeln. Die Schwingungen

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  • sind beeindruckend. Während für uns diesAufregung ausreichend ist, schaltet derBeifahrer die Innenbeleuchtung an, umzusammen mit dem Fahrer immer wenner einen Blick frei hat die Papiere für dieHolzlieferungen des Tages durchzusehen.Glücklicherweise wird der Weg nach undnach besser. Ab der Staumauer ist er dannauch, mehr schlecht als recht, befestigtund ab Ciungetu asphaltiert. Als dann diekleine Straße auf die DN 7a mündet, wirdgestoppt. Der Fahrer muss nach Malaia,der Beifahrer hat seinen Jeep hier stehen,denn wer wohnt in Voineasa.

    Unterkunft in Malaia? Ja, es gibt wohlPensionen, die sind nun aber zu. Immerhinist es schon nach Mitternacht. In Voineasagibt es aber ein Hotel, dass uns nochaufnehmen könnte. Er würde uns auchhinfahren. Gut, bevor wir ein Risikoeingehen. Wir sind schrecklich müde undhaben wenig Lust im Dunklen und imNieselregen, dass Zelt noch aufbauen zumüssen.

    Es gibt ein großes Danke an den LKW-Fahrer, dann quetschen wir uns mit denRucksäcken in den Jeep. Denn leider istder Kofferraum schon voll. Unterwegswird fleissig telefoniert. Dann fährt er unstatsächlich nicht nur bis nach Voineasasondern noch bergauf bis vor das Hotel.Damit ist es aber mit der Gastfreund-schaft noch nicht zu Ende. Die Telefonatedienten dazu, die Rezeption auf unsereAnkunft vorzubereiten. Er checkt uns einund bringt uns noch bis aufs Zimmer.Die Gastfreundschaft der Rumänien istdoch immer wieder überraschend. Wasbringt einen Holztransporteur dazu, dreiwildfremde Männer nachts durch dieGegend zu fahren, ins Hotel zu bringenund ihnen beim Einchecken zu helfen? Er

    geht erst wieder, als er sieht, dass wir nunvernünftig untergebracht sind. Immerhinist es nun fast 1:00 Uhr! Auch das leckereEierkuchen-Geschenk des Vortages ist soein Beispiel.

    Der Preis beträgt nun 130,-Lei, dafür gibtes aber auch drei Betten. Das Hotel istein riesiger Komplex aus Ceausescu-Zeiten,seitdem wurde augenscheinlich auch nichtmehr renoviert. Es ist zwar sauber, dafüraber wirklich absolut zerschlissen. WarmesWasser gibt es auch nicht. So duschen C.und ich eben kalt. Dann geht es schnell insBett - morgen ist ein neuer Tag.

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  • 6. Tag

    Ich träume wunderbar von reißendenGebirgsbächen. Laut und wild. Irgendwannerwache ich, und stelle fest, dass daswilde Rauschen aus dem Bad kommt.Als ich nachsehe, stelle ich fest, dass dasheiße Wasser in Strömen läuft. Das Badgleicht mittlerweile schon einem türkischenHammm. In der Nacht hatten wir wohlden Heiß-Wasserhahn offen gelassen, alsnicht herauskam. Nun läuft es kräftig. Ichdrehe ab und lege mich wieder hin, es isterst halb acht. Nach dem gestrigen Tagmüssen wir nicht übermäßig früh aufstehen.

    Gegen acht Uhr kann ich dann dochnicht mehr schlafen. Die Gedanken, wiewir nun weitermachen wollen, kreisen mirim Kopf. Gestern Abend war Konsens,dass wir nun doch gleich in den Fagarasweiter ziehen und nicht noch einmal in dasCapatinii aufsteigen. Hierfür sind wir mitunserem jetzigen Aufenthaltsort, Voineasa,auch etwas weit ab. Aber wie kommen wirvon Voineasa nach Brezoi, wo wir Essennachkaufen und mit dem Zug weiter inRichtung Fagaras fahren wollten?

    Sicherlich, es gibt die Straße DN 7a, diebeide Orte miteinander verbindet. Aberwie oft am Tag fahren wohl Busse? Ichbeschließe, erst einmal an der Rezeptionnachzufragen. Es ergibt sich, dass nach9:00 ein Bus direkt vom Hotel in Voineasanach Brezoi fährt (unterwegs von TirguJiu nach Sibiu).

    So wecke ich die beiden Jungs. Nachmeiner Erzählung freut sich W. auf einwarme Dusche. Leider hat die Hotelleitungdas heiße Wasser schon wieder abgestellt.Es bleibt ihm ebenfalls nur kalt zu duschen.

    Auf das Frühstück im Hotel wird ver-zichtet. Draußen kaufen wir uns frischeBrötchen, Wurst und Coca-Cola, genießendie warme Sonne, die heute vom fastblauen Himmel scheint und essen auf einerParkbank.

    Der Kleinbus kommt und bringt uns inanderthalb Stunden nach Brezoi. Das er-wartete Dorf entpuppt sich als kleine Stadt.Aufgrund der Karte hatte ich weniger er-wartet. In einem der drei Supermärkte imOrt, der das gesamte mitteleuropäischeWarenprogramm führt, kaufen wir einigeBrote und Brotaufstriche. Frühstück undAbendbrot für die kommende Woche habenwir noch in den Rucksäcken. In der Pla-nung waren wir davon ausgegangen, dass eshier weniger zum Einkaufen gibt, weshalbwir ausreichend Proviant für die 14 Tageim Gebirge dabei haben wollten. Abzüglichvon etwas Brot und Schmierage, die inRumänien im noch so kleinen Dorfkonsumerhältlich ist. nun gut, so haben wir wohlnun enige Kilogramm mehr als notwendigdurch die ersten Berge geschleppt.

    Anschließend wandern wir die dreiKilometer zum Bahnhof Lotru, der derBahnhof für Brezoi und Umgebung ist. DieStichstrecke der Bahn nach Brezoi hinein,war nie für den Personennahverkehr ausge-baut und mittlerweile sowieso stillgelegt.

    Das Wandern in der Mittagssonneverlangt uns einigen Schweiß ab. Aufdem Bahnhof erfahren wir dann, dass dieBahnauskunft der Deutschen Bahn richtigist. Der nächste Zug in Richtung Nordenmit Halt in Valea Marului, von wo auswir in den Fagaras starten wollen, fährterst gegen 17:00 Uhr. Zurück in den Ortmöchte aber niemand von uns laufen. Dienächsten Stunden verbringen wir auf dem

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  • Foto 32: Blick vom Hotelbalkon

    Bahnhof. Halten die Füße in die Sonne,quatschen und relaxen.

    Der Zug trifft pünktlich ein und bummeltanschließend gemütlich das Olttal hinauf.

    Kurz nach 18:00 Uhr steigen wir inValea Marului aus. Vor drei Jahren warich überrascht, nun weiß ich, dass unshier nichts und niemand erwartet. Außerdem Streckenwärterhäuschen gibt es rund-herum keine menschliche Behausung. DieFernstraße, die durch das Olttal führt, istjenseits des Flusses und nicht zu erreichen,da es keine Brücke gibt.

    Wir gehen den inzwischen ziemlichzugewachsenen Feldweg in RichtungNorden einige hundert Meter entlang.Dort, wo er etwas breiter ist und eineKurve beschreibt, ist ausreichend Platzfür unser Zelt. Morgen beginnt hier der

    direkte Aufstieg in Richtung Westen inden Fagaras. Außerdem fließt hier nochein kleines Bächlein. Das Wasser enthältreichlich Trübstoffe, aber zum Abwaschenreicht es. Trinkwasser haben wir reichlichvom Bahnhof Lotru mitgebracht.

    Nachdem Zeltaufbau wird ein kleinesLagerfeuer entzündet, auf dem das ersteRührei aus dem Trockenei gebraten wird,dass wir dabei haben. Dazu gibt es fri-schen Pfefferminztee von der Minze, dieam Bachlauf in Unmengen und hüfthochwächst.

    Dann etwas Skat im Lagerfeuerschein, sohaben wir einen sehr romantischen Abendam Fuße des Fagaras. Nur die Stechfliegenstören, aber mit Autan lassen sie sich halb-wegs abhalten. Das Zelt ist glücklicherweiseungezieferfrei.

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  • Foto 33: Unsere Bummelbahn das Olttal hinauf nach Valea Marului

    Foto 34: So wird aus Trockenei auf dem Lagerfeuer Rührei

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  • 7. Tag

    Es geht hinauf. Der Aufstieg vom BahnhaltValea Marului hinauf in den Fagaras istanstrengend, begibt er doch bei etwa 360m. Auch ist der Wanderweg nicht mehrmarkiert und die Dimap-Karte zeigt dieGegend nur bis zu einem Punkt, weiteröstlich liegt, als bis dahin, wo wir heutegehen wollen.

    Zum Glück kenne ich die Gegend nochvon vor drei Jahren. Damals war der Pfadetwas mehr begangen und mit orangenPlastikstreifen in den Bäumen markiert,von denen wir aber in diesem Jahr sogut wie keinen mehr finden. Wir steigendie Wiese in Richtung Westen hinauf,die gleich rechter Hand hinter unseremZeltplatz beginnt. Erst entlang eines altenStacheldrahtes, dann kommt man auf einenWaldweg oberhalb eines Steinbruches.Dieser führt wieder in den Wald. Imgroßen und ganzen muss eigentlich immernur den Bergrücken bergauf gefolgt undhinaufgestiegen werden.

    Nach einiger Zeit kommt man aus demWald und über eine Wiese, die einmaldas Nachtquartier für einen Schäfer mitseinen Schafen gewesen ist. Leider ist dieseFläche schon lange nicht mehr bewirtschaf-tet, so dass man nun durch achselhohenAmpfer und Brennessel wandern muss.Erste Brombeerranken machen sich schonbemerkbar.

    Dann geht es wieder in den Wald und aufden nächsten Bergrücken. Hier im Waldgibt es eine Senke, in die hinabgestiegenwerden muss. Wer wissen will, ob er dierichtige Senke hinabgestiegen ist, schau,ob er diese wunderschönen Tulpen an denBuchen findet.

    Es folgt wieder ein steiler Aufstieg, danngeht es wieder hinaus aus dem Wald. Hiergibt es wieder eine verlassene Hirtenhütte,die etwas entfernt und rechter Hand desWanderweges liegt. Nahe dabei ist eineQuelle, so dass auch für ausreichend Trink-wasser gesorgt ist.

    Gegen halb vier erreichen wir das Domi-zil, dass als heutige Tagesetappe auserkorenwar. Die Hütte wird aufgeräumt (Wer inaller Welt schleppt Bockwurstgläser undvolle Geschirrspülmittelflaschen auf denBerg. Und vor allem: Wer lässt sie dortdann herumliegen?).

    Wir sind geschafft vom Aufstieg. Insbe-sondere W., dem eine alte Kriegsverletzungim linken Knie wieder etwas zu schaffenmacht. C. hat seit dem schnellen Abstiegnach Rinca im strömenden Regen in seinennassen Bundeswehrstiefeln Blutblasenunter einigen Zehnägeln, die das Wandernnicht unbedingt versüßen. Glücklicherweiseverleiden sie es ihm aber auch nicht sosehr, dass er nicht weitergehen möchte.Gleiches trifft auf W. zu. Dafür ist dasUnterwegs-Sein und diese Gegend viel, vielzu schön.

    Auch der rumänische Wetterfrosch lagmit seiner Prognose richtig. Nicht nur ges-tern im Tal herrschte eitel Sonnenschein,sondern auch heute den gesamten Taglang. Wenn man sich von hier oben ausumschaut, dann weiß man wieder ganzgenau, warum man sich diese elendigePlackerei vom Bahnhof hier herauf angetanhat. Dafür ist man unterwegs, die anderenErscheinungen gehören mit dazu. OhneRegen wäre die Sonne nicht zu genießen.Anschließend entzünden wir ein Feuerauf der Feuerstelle und braten wieder

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  • Foto 35: Blick zurück auf den Bahnhalt Valea Marului

    Rührei, wollen wir die das Trockenei dochnicht weiter durch das Gebirge schleppen,immerhin gibt es noch ausreichend vomguten Drytech Real. Dazu gibt es wiederPolenta in Milch und mit vielen schönenKräutern gekocht, frischen Pfefferminzteeund einen traumhaften Abendhimmel. Esist menschenleer und wir sind weit obenin den Bergen mit einem traumhaftenAusblick.

    Abends nutze ich die Chance, um mirden Schweiß vom Vortag und dem heutigenAufstieg abzuwaschen. Wer weiß, wann wirwieder einen Zeltplatz haben, an dem wiralleine sind. Immerhin sind wir nun imFagaras.

    C. folgt meinem Beispiel. Es ist mitt-lerweile schon nach neun Uhr und esdämmert stark. Während er nun so, wieAdam ihn erschuf in Bachnähe steht und

    sich abspült, schallt vom Wanderweg einRuf hinüber: “Hallo, gibt es da Wasser?”.Er hatte die beiden Gestalten kurz vorherentdeckt und sich ein Handtuch um dieHüfte geschlungen. Die Frage wird rufendbejaht.

    Kurze Zeit später haben sich R. und S.aus München zu uns durch den Ampferhindurch geschlagen. Sie freuen sich wahn-sinnig über das Wasser. Die beiden sinderst gegen 16:00 Uhr mit dem Zug aus Sibiuin Valea Marului eingetroffen und hatten,wegen des fehlenden Kartenausschnittesund mangelnder Kenntnis der Gegendnicht ausreichend Wasser dabei. Nachdemsie sich satt getrunken haben, schlagensie ihre Zelte auf dem Kamm neben demWanderweg auf. Zu uns in die Hütte ansFeuer wollen sie aber nicht kommen.

    So rollen wir nun zu später Stunde unsere

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  • (a) Durch unwegsame Wälder. Links am Baumist eine der wenigen Wegauszeichnungen

    (b) Schäfers Wiesen. Dies gingen sich noch pro-blemlos und waren wegen zweier Motorrad-Crossfahrer, die vor uns unterwegs waren,leicht zu sehen

    Foto 36

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  • Foto 37: Aufstieg über verlassene Wiesen

    Foto 38: Tulpen im Buchenwald

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  • Foto 39: Müde? Jaaaa! Dennoch schafft es W. noch, uns einen Pfad von der Hütte zuQuelle durch den Ampfer zu schlagen.

    Foto 40: Ausblick von der Schäferhütte. Rechter Hand der Kamm mit dem Wanderweg.

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  • (a) Unser Nachtdomizil (b) Die Hütte wird beheizt

    Foto 41

    Foto 42: Kochen auf offenem Feuer

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  • Foto 43: Abendstimmung

    Foto 44: Nächtlicher Blick ins Tal

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  • Schlafsäcke in der Hütte aus und schauendurch die Lücken in Wand und Dächer inden Sternenhimmel.

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  • 8. Tag

    Morgens geht es zeitig raus, wollen wirdoch heute bis zum Lacul Avrig wandern.Es liegen viele Höhenmeter und Kilometervor uns.

    Das Wetter zeigt sich zum Tagesbeginnaber wieder von seiner besten Seite. DieNacht unterm Sternenhimmel war zwarromantisch, für die Mücken boten wiraber einen Mitternachssnack an. Die losen,klappernden Blechplatten auf dem Dachhaben zusätzlich die Romantik etwasgeschmälert. Summa summarum habenwir ein kleines Schlafdefizit. Egal, gesättigtund wohlgemut starten wir.

    An den Zelten von R. und J. legen wireinen kurzen Stopp ein und leihen unseine Pinzette, um die Reste einer Zeckeunter W.s Knie , die wir gestern nur teilsheraus bekamen, richtig zu entfernen. Diebeiden wollen den Tag ruhig angehen. Soverabschieden wir uns und ziehen los.

    Der Wanderweg führt wieder – typischrumänisch – direkt und schnörkelos bergan.Ein letztes Mal wandern wir im Wald, be-vor wir auf genau 1600 m am Pietrelor dieWaldgrenze hinter uns lassen. Außerdembefinden wir uns nun in einer Gegend, dieauch auf der Karte verzeichnet ist. Ober-halb der Waldgrenze ist die Aussicht genial.

    Ab dem Abzweig nach Sebesu de Josist der Weg auch ausgezeichnet. Er wärejedoch nicht mehr zu verfehlen, ist er nundoch gründlich und sehr breit ausgetretenund außerdem, leider, von ausreichendMüll markiert. Ein leidiges Thema, dassuns nun hin und wieder auch die Touretwas vermiest. Ich verstehe die Menscheneinfach nicht, die ihren Müll nicht bis zum

    nächsten Mülleimer tragen können. . .

    Unter uns sind wir zwar weiterhin, dochwissen wir nun immer Menschen um uns.Seien es die beiden Holländer, die einmalvor und einmal hinter uns wandern, seienes andere Wanderer, die wir aus der Ferneerspähen oder die Hirten. Jedes Seitentalist von einer anderen Schafherde okkupiertund den dazugehörigen Schäfern undHunden. Wir haben ein paar freundlicheKontakte.

    Verwundert sind wir, als wir zwei Schäfertreffen, die nicht so wirken, als würdensie ihre Rente aufbessern oder kurz davorstehen, welche zu beziehen. Diese beidensind erst Ende zwanzig/Anfang dreißigund außerdem das erste Mal, dass es mirpassiert spricht einer von ihnen (gebro-chen) Deutsch: “Ich Arbeit Bottrop!”Ahja. Warum er es nun allerdings vorzieht,wieder Schafe zu weiden, bleibt mir einRätsel. Schöner ist die Arbeit ganz sicher,doch der Verdienst dürfte doch um einigesgeringer ausfallen.

    Am Nachmittag kommen wieder Wolkenauf und auch der Wind pfeift uns wiederkräftig um die Ohren. Doch wir trotzendem Wind, immerhin regnet es nicht. Dafürmacht W. sein Knie zu schaffen. Er erhälteine Stützbandage, die das Weiterwandernangenehmer macht.

    Irgendwann erreichen wir den Suru(2283 m) und ersteigen ihn sogar noch,zwar schon deutlich langsamer als wir amMorgen unterwegs waren, aber nun könnenwir oberhalb des breit ausgetretenen Wegeseinem kleineren Pfad bis zum Fuße desBudislavu (2343 m) folgen.

    Während C. und W. etwas länger pausie-

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  • Foto 45: An der Waldgrenze 1

    Foto 46: An der Waldgrenze 2

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  • Foto 47: Blick zurück beim Aufstieg zum Pietrelor

    Foto 48: Der Empfang auf dem Fagaras-Hauptkamm

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  • Foto 49: Hat jemand diese Schafe mit Lemmingen gekreuzt?

    Foto 50: Der Weg ist nicht mehr zu verfehlen. . .

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  • Foto 51: . . . und gibt grandiose Aussichten frei.

    ren, setzte ich mich schon ab und wandereschon voraus zum Avrig-See (Freck-See);habe ich doch vom letzten Mal noch inErinnerung, wie eng es dort am Abendmit Zeltplätzen wurde. So erreiche ichden See nach dem steilen Abstieg alsdritter Zeltplatzanwärter und kann unsein wunderbares Plätzchen direkt am Seeaussuchen. Bis die beiden anderen eintref-fen, steht das Zelt dann auch schon. Dasvorausgehen war eine gute Entscheidung,ist es abends dann zwar nicht sehr voll,doch acht Zelte sind hier für die Nachtversammelt. Immerhin ist Hochsaison imFagaras.

    Nachdem wir am Morgen unser restlichesEipulver und auch, bis auf eine Reservepor-tion, die Polenta an R. und J. verschenkten,um die Rucksäcke zu erleichtern, ist ab heu-te Drytech Real angesagt. Im Sonderange-bot gab es nur die Varianten “Nudeln Bolo-

    gnese”, “Wolfsfisch Risotto”und “Chili ConCarne”. Diese wird es nun abwechselnd anden Abenden der nächsten Woche geben.Am Abend klart es wieder auf, so dass wirnoch einen schönen Ausblick auf das Avrig-Tal erhalten, während wir essen, waschenund unseren Abendskat spielen.

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  • Foto 52: Blick hinab zum Avrig-See

    Foto 53: Diesen Weg werden sie kommen – Blick den Abstieg zum Avrigsee hinauf.

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  • Foto 54: Abendstimmung am Avrigsee.

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  • 9. Tag

    Weiter geht es. Wieweit, dass wissen wirnoch nicht. Die beiden Aufstiegstage habendem Knie von W. zugesetzt. Aber jetztschon wieder abzusteigen, wo wir geradeerst richtig auf dem Kamm angekommensind, widerstrebt allen von uns. So sehenwir einen Abstieg zur Negiou-Hütte undeinen Pausetag zur Regeneration als guteLösung an.

    So wandern wir über den Garbova (2188m) und den Scara (2306 m), bevor wirmittags an der Schutzhütte im Scara-Sattelden Kammweg verlassen und dem blauenKreuz folgend zur Negiou-Hütte hinab-steigen. Zur Entscheidung beigetragen hatauch, dass es wieder kräftig zugezogenhat und wir wieder im Nebel mit 5 mSichtweite unterwegs waren.

    Nachdem wir einige Höhenmeter hinab-gestiegen sind, haben wir die Wolkengrenzehinter uns gelassen und sehen wenigstenswieder etwas. Der Weg war zu diesemZeitpunkt allerdings nicht die beste Wahl.Ja, er ist gut ausgezeichnet und führtdurch eine schöne Landschaft. Aber leiderist er bis dato noch nicht abgeweidet.

    Das Gras steht hüfthoch und ist aufgrunddes Nebels & Nieselregens klitschnass. Wirsind es auch bald, nachdem wir einige Zeitin diesen Wiesen gewandert sind. Trotz derRegenkleidung die Grashalme massierendas Wasser wunderbar durch die Kleidung.Die Laune wird dadurch auf jeden Fallnicht angehoben und so kommen wir amNachmittag nass wie die Pudel und mit we-nig fröhlicher Laune an der Negiouhütte an.

    Zimmer gibt es glücklicherweise noch,denn zum Zeltaufbau haben wir keineLust. Die Hüttenwirte sind so freundlich,uns ein Sechs-Bett-Zimmer zu vermieten,in dass sie außer uns aber niemandeneinquartieren. Der Preis ist dennoch amSechs-Bett-Zimmer orientiert (27 Lei proPerson (?)) und nicht am Drei-Bett-Zimmer. Sehr zuvorkommend.

    Wir hängen unsere Wanderklamottenzum Trocknen (alles andere ist zum Glücktrocken geblieben) auf und legen uns zueinem Spätnachmittagsschlaf nieder. Dannkaufen wir uns jeder eine heiße (!) Dusche,seit dem Hotel in Rinca die erste.

    Abends gönnen wir uns dann das Tages-gericht der Hütte und für jeden ein Bier.Gemütlich ist es ja hier. Abends klart esdann wiederum auf und der Negiou ist inseiner ganze Pracht und in der Abendsonnezu bewundern. Traumhaft!!!

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  • Foto 55: Morgennebel

    Foto 56: Aufstieg aus dem Tal des Avrigsees im Nebel 1

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  • Foto 57: Aufstieg aus dem Tal des Avrigsees im Nebel 2

    Foto 58: Ab Ende des Tales wird es hell!

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  • Foto 59: Von Norden stauen sich die Wolken am Scara-Gipfel. . .

    Foto 60: . . . während nach Süden der Blick frei ist.

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  • Foto 61: Blick zurück auf den Scara, dahinter der Garbova.

    Foto 62: Rückblick 2

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  • Foto 63: Scara-Kamm. Diese Suppe kam dann auch auf den Kamm . . . während wir insie hinabstiegen. Linkerhand und mittig im Bild ist die Schutzhütte auf demScara-Kamm zu erkennen.

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  • 10. Tag

    Wir schlafen bequem in den Betten, sobequem, dass C. und W. auch gegen 08:00Uhr noch nicht wach sind. Mich hält abernichts mehr im Bett: Draußen ist herrlichesWetter und ich beschließe, die beidenSchlafmützen im Bett zu belassen undalleine auf den Negiou zu wandern.

    Am Vorabend hatten wir beschlossen,erst einmal einen Pausentag auf derNegiou-Hütte einzulegen und W.s Knieein Chance zu Erholung zu geben. C.ist von seinen BW-Wanderstiefeln unddem dazugehörigen Rucksack ebenfallsgeschafft. Zwei seiner Zehnägel sind nunschon tiefblau, so dass er ebenfalls einenPausetag einer Tageswanderung vorzieht.

    Falls wir am nächsten Tag weiterwandern

    wollten, so hat mein Tagesausflug auch denVorteil, dass ich mir die Route via StrungaCiobanului (Schäferscharte) zurück zumRoten Band und dem Kammwanderwegohne großes Gepäck anschauen kann.Einen Überstieg über den Negiou wollenwir, falls es weitergeht, mit großem Gepäckund zugunsten W.s Knie vermeiden. Sowandere ich kurz nach 09:00 Uhr mitleichtem Gepäck und frohen Mutes ineinem herrlichen Sommermorgen los.

    Ich folge erst dem Blauen Dreieck undspäter dem Roten Kreuz. Nach einiger Zeithole ich kurz vor der Strunga Ciobanuluieine österreichische Reisegruppe ein, dieeine Hüttenwanderung unternehmen undheute bis Balea Lac wandern wollen. Siesind mit zwei alten Hasen und einemrumänischen Wanderführer unterwegs, diemir in der nächsten Zeit viel über denFagaras erzählen.

    An der Strunga Ciobanului habe ichZeit, etwas zu rasten, während die Gruppedie Schäferscharte durchsteigt. Danachsteige ich hindurch: Ohne große Rucksäckemacht die Kraxelei richtig Spaß!

    Aber auch mit den großen Rucksäckendürfte es nächstentags zu schaffen sein,auch wenn es sich weiter oben ziemlichverengt - was mit sich mit der Breite mei-ner Lastenkraxe eventuell nicht verträgt.Doch das werde ich sehen, wenn es soweitkommen sollte.

    Den Abstieg von der Schäferschartebleibe ich noch hinter der Gruppe. Dochdann verabschiede ich mich und ziehealleine und zügig weiter. Nun sind auchwieder Wolken aufgezogen, die der Fels-landschaft südlich der Schäferscharte einenmordoresken Charakter verleihen.

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  • Foto 64: Blick zurück auf die Negiou-Hütte

    Foto 65: Ausblick kurz vor der Schäferscharte

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  • Foto 66: Schäferscharte voraus (inkl. österreichischer Wandergruppe)

    Foto 67: Durch diese schmale Gasse muss er kommen – Blick zurück in die StrungaCiobanului

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  • Foto 68: Erweiterter Rückblick

    Foto 69: Unheimliche Gegend. . .

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  • Foto 70: . . . zum Glück ohne Golum

    In einer sehr gespenstischen Umgebungverzehre ich meine Mittagsmahlzeit undbeobachte dabei von unten soweit es dieWolkenlücken zulassen die Teufelsscharte(Strunga Dracului). Sie sieht beeindru-ckend aus! Vor allem bemerke ich aber,wie sich unten und oben der Verkehr staut.Da ich ungern längere Zeit warten möchtebis ich hinaufsteigen kann, beschliesseich, über die/den Damenscharte/-kamin(Strunga Doamnei) zu wandern.

    Kurze Zeit später vereinigt sich dieWegmarkierung "Rote Kreuz"mit dem"Roten Bandünd ich bin nun wieder aufdem Hauptkamm und wende mich west-und bergaufwärtes. Nach kurzer Zeit stoßeich auf den Abzweig des Gelben Bandes,das den Ümweg"via Damenscharte zumNegiou markiert, dem ich folge.

    Der Aufstieg klappt problemlos. Derkleine Umweg macht mir gegenüber derWarterei an der Strunga Dracului undder längeren Kraxelei ebendort, nichtsaus. Bald bin ich wieder auf dem RotenBand und steige weiter Richtung Negiouauf. Am Einstieg zum Teufelskamin wer-fe einen kurzen Blick hinein und wendeich mich dann wieder in Richtung Tagesziel.

    Um halb eins erreiche ich den Negiou-Gipfel und kurze Zeit verabschiedet sichauch die Reisegruppe, die sich bei meinerAnkunft dort aufhielt. Nun habe ichtatsächlich den Gipfel für gute 20 Minutenfür mich alleine! Seit ich mich wieder aufdem Kammwanderweg befinde, habe ichdn Eindruck, das ich andere Menschenso häufig treffe wie in jeder x-beliebigenEinkaufsmeile. Doch nun ist Ruhe! DieWolkendecke ist auch nicht allzudicht,so dass ich immer wieder wunderbare

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  • Foto 71: Einstieg in die Strunga Doamnei

    Foto 72: Immer wieder zwischendrin: Wunderschöne Aussichten I

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  • Foto 73: Wunderschöne Aussichten II

    Foto 74: Da stehen sie an am Teufelskamin

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  • Ausblicke auf die umliegenen Berge undTäler habe.

    Als dann die nächste Reisegruppe denGipfel bestiegen hat, mache ich michwieder auf den Weg; möchte ich doch auchnicht zu spät in der Hütte zurück sein.Ich steige westwärts ab, da ich dann überdas Blaue Band wieder auf den Weg inRichtung Negiou-Hütte kommen kann.

    Beim Abstieg vom Gipfel treffe ich auf R.und ihren Vater. Die Wiedersehensfreudeist groß. Wir unterhalten uns etwas. Siewollen heute nur noch zum Calcun-See undmorgen weiter zum Balea Lac. Ich wünscheihnen viel Erfolg und steige weiter ab.

    An der Abzweigung zum Blauen Bandtreffe ich dann die Entscheidung, dochnoch ins Kirchendach (Custura Saratii)einsteigen und dann hinter dem Scara-Gipfel wie am Vortag via Blaues Kreuzzur Negiou-Hütte zu wandern. Eine Ent-scheidung, die ich dann doch noch bereuenwerde!

    Anfangs macht die Kraxelei im Kirchen-dach Spaß es geht erst einmal abwärts,doch wird es von Schritt zu Schritt an-spruchvoller. Insbesondere da ich ansonstennicht klettere und auch nicht absolut hö-henfest und schwindelfrei bin. Ich bin sehrfroh darüber, nur einen Tagesrucksackdabei zu haben. Wie es Menschen schaffen,diese Strecke mit einem richtigen Wander-rucksack zu durchsteigen, ist mir ein Rätsel.

    Am tiefsten Punkt des Custura Saratiitreffe ich die Entscheidung, dem RotenBand nicht auf den Scara-Gipfel zu folgen,sonden - da sich Wanderroute geradean der Nordseite des Grates befindet -direkt und querfeldein zur Negiou-Hütte

    hinabzusteigen. Bitte, liebe Leserinund lieber Leser, folgt dieser meiner

    Wanderroute nicht!

    Nun steige ich nämlich durch ein Ge-röllfeld mit teils menschengroßen, losenSteinblöcken. Es dauert lange, bis ichmeinen Weg finde und ich bin froh, keinegrößeren Steine oder gar eine Lawineausgelöst zu haben. Zwischendurch sinddie Wolken so dicht zugezogen, dass dieOrientierung schwierig ist. Gerade dann,wenn ich auf einmal an Abgründen stehe,wo ich zuerst nicht weiß, wo entlang esweitergehen könnte. Also bitte: Nichtnachmachen!

    Irgendwann bin ich heraus aus demFeld. Ich folge dann Schafpfaden, diemich dann nach einiger Zeit auch auf denausgeschilderten Blauen Band-Weg füh-ren, den ich ursprünglich nehmen wollte.Wer mit großen Wanderrucksäcken vomScara-Gipfel zum Negiou-Gipfel möchte,sollte entweder südwärts von Scara-Gipfelin das Tal absteigen (Gelbes Band) unddort dem Blauen Band wieder bergauf zumKammwanderweg folgen. Oder den Umwegüber die Negiou-Hütte (Blaues Kreuz)machen. Oder aber sehr höhen-, tritt- undschwindelfest sein, wenn er in das CusturaSaratii einsteigt.

    Nachdem ich dann den Wanderwegwieder unter den Füssen hatte, dauert esauch nicht mehr lange, bis ich gegen fünfUhr wieder in der Cabana ein- und meineWanderkameraden wieder traf. Diese freu-ten sich, mich wohlbehalten und munterzu sehen und nun nicht mehr Offiziersskatspielen zu müssen. Ihrem körperlichenBefinden hatte der Pausetag gut getan.Wir könnten uns noch einmal ein Essenvom Hüttenwirt. Dann nutzen die Wärme

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  • Foto 75: Gipfelkreuz

    (a) Aufstieg zum Negiou wenn der Wanders-mann von Westen kommt

    (b) Auf dem Weg in Richtung Kirchendach

    Foto 76: Zwei Bilder: a) Bild1, b) Bild2

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  • Foto 77: Einstieg ins Kirchendach

    Foto 78: Blick zurück auf den allerletzten Ausläufer des Geröllfeldes

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  • und Beleuchtung in der Gaststube, umunsere allabendliche Skatrunde gemütlichzu gestalten und genossen den grandiosenAusblick von der Hütte in Richtung Kamm.

    Der Beschluss stand auch fest: Wir wolenuns am nächten Tag in Richtung Balea Lacauf den Weg machen!

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  • Foto 79: Abendlicher Ausblick in schwarz-weiß

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  • 11. Tag

    Heute sind die Knie von W. und die Zehenvon C. zumindest soweit wieder hergestellt,dass sie eine Weiterwanderung für möglichhalten. So brechen wir zeitig auf, haben wirals Fernziel doch den Gemsensee (LaculCapra) im gleichnamigen Sattel oberhalbdes Transfagaras und dem Balea-See.

    Wie ich schon am Vortag alleine voraus-gegangen war, so sind wir nun in RichtungSchäferscharte unterwegs. Mit den Rucksä-cken dauert es länger als so leicht bepacktwie ich es am Vortag war, aber wir sindfrohen Mutes. Der Himmel zeigt nureinige kleine Wolken und so sind wir imstrahlendem Sonnenschein unterwegs. Vorder Strunga Ciobanului ( 2300 m) machenwir eine kurze Rast und verstauen dieWanderstöcke. Währenddessen beobachtenwir ein kleine Herde von Gemsen aufdem Schneefeld nebenan. Bisher habe ichsie im Fagaras noch nie beobachten können!

    Dann geht es in die Scharte. Zuerststeigt W. auf, der den leichtesten Rucksack

    hat und außerdem am trittsichersten undhöhenfestenstens von uns ist.

    Als zweites folge ich. Es geht zwarmühsamer mit dem großen Rucksack,aber es ist machbar. Doch dann, kurz vordem höchsten Punkt bleibe ich mit demRucksack stecken. Die Scharte ist doch zueng, muss man sich kurz vor dem Gipfeldurch einen schmalen Kamin zwischen derWand und einem großen Gesteinsblockzwängen. Was nun? W. steht einen Meterüber mir und sieht mein Dilemma. Er setztseinen Rucksack ab. Dann gibt er mir dieAnweisung, ein Stück hinabzurutschen,den Rucksack zu entkeilen und mit vielSchwung oberhalb der Gesteinskante zuwuchten. Das Vorhaben gelingt mir tat-sächlich. Dann spüre ich, wie W. meinenRucksack am Gestell der Lastenkraxe an-packt und ihn samt mir zu sich hinaufzieht.Geschafft!

    Als letztes steigt nun auch C. in denKamin. Auch er schafft es problemlos nachoben, während ich mich schon wieder anden Abstieg mache. Auf der Südseite istzwar keine Kraxelei notwendig, doch gehtes steil bergab auf einen Kiesel-Geröllfeld.

    Jedem Fussaufsetzen geht ein vorsich-tiges Testen auf mögliches Abrutschenvoraus, so dass der Abstieg länger dauertals der Abstieg. Diese Problematik war miram Vortag gar nicht richtig aufgefallen,war ich hier doch leicht beschwingt wieein junger Gamsbock in großen Schrittenhinabgesprungen. Nach 40 Minuten habenwir den Durchstieg geschafft und sindunten angekommen. Es gibt eine kleinePause und wir können uns zur Feierdes Durchstiegs der Schäferscharte eineSchokolade. Hernach geht es weiter aufdem Roten Kreuz und im wahrsten Sinne

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  • Foto 80: Unterwegs mit morgendlicher Frische

    Foto 81: Wortlos schön

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  • Foto 82: Und immer wieder einmal ein Blick zurück. . .

    Foto 83: . . . und auch nach Westen

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  • Foto 84: Schäferscharte voraus - im Großen & Ganzen

    Foto 85: Schäferscharte voraus - im Besonderen und Genauem

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  • Foto 86: Gemsen!

    Foto 87: W. beim Aufstieg in der Schäferscharte

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  • (a) W. kurz vor dem Abstieg (b) W. im Abstieg

    Foto 88

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  • des Wortes über Stock und Stein - wobeies kaum Stöcke, dafür aber um so mehrSteine gibt.

    Die Wanderstöcke haben wir noch garnicht wieder ausgepackt; muss doch immerwieder die eine oder andere größere Stufeoder ein Gesteinsblock erklommen oderhinabgestiegen werden. So geht es, bis wirwieder auf den Kammwanderweg stossen.Nun ist es auch bis zum Lacul Caltun nichtmehr weit.

    Es ist aber nun auch deutlich anzumer-ken, dass wir in jenem Teil des Fagarassind, der zu den am stärksten begangenengehört. Viele Tagestouristen kommen unsmit leichtem Gepäck entgegen, die einenTagesausflug vom Balea Lac zum Negioumachen. So säumt auch wieder verstärktMüll unseren Weg und am Lacul Caltunkönnen wir ganze Anhäufungen davonbewundern.

    Nach dem kurzen Abstieg zum Caltun-See (2135 m) geht es dann wieder bergaufzum Laitel (2390 m), wobei hier die letztenMeter eine ziemliche Herausforderung dar-stellen. So gibt es oben eine längere Pauseund wieder einen kleinen Snack, währendwir die grandiose Aus- und Rundumsichtgenießen, die uns der fast wolkenloseHimmel beschert.

    Der Absteig ist dann leichter bewältigt,als es von oben aussah. Diejenigen, dieuns entgegenkommen, sind aber auchkräftig am kraxeln und schnaufen. Balddarauf sind wir an einem Felsstück, dasszusätzlich mit einem Drahtseil gesichert ist.Es ist sehr angenehm, nicht nur den Felszum anhalten zu haben. Ansonsten stelltdiese Kraxelstelle aber auch keine größereHerausforderung dar. Wir ziehen weiter, es

    geht sich ganz gut, auch wenn es immereinmal wieder bergauf und bergab gehenund wir somit einiges an Höhenmeternsammeln.

    Im Laufe des nachmittgas wird dasTempo dann entsprechend etwas lang-samer und die kurzen Verschnaufpausenhäufiger, doch liegen wir noch gut inder Zeit. Irgendwann kommt dann auchder Transfagaras und der Balea-See mitseiner Ansammlung an Hüten, Hotels undVerkaufsständen in Sicht. Bald sind wirdann auch am ersten Abzweig (BlauesBand), der vom Hauptkamm hinab zumBalea führt. Wir beschließen jedoch, nichthinabzusteigen uns die Höhenmeter zusparen und am Gemsensee zu zelten.

    Wir übersteigen den Paltinu-Gipfel(2399m) und wandern weiter in RichtungGemsen-See. Überraschenderweise ziehtsich der Weg jetzt doch ganz schön. Auchwenn der Ausblick schön und das wandernauf dem schmalen Kamm weiterhin spaßmachen. Aber es liegt doch schon einlanges Stück Weg hinter und noch einigeSchritte vor uns.

    Es ist nun schon später Nachmittag,die Füsse werden schwerer und so gibt esnoch einmal eine längere Pause ziemlichgenau oberhalb des Tunneleingangs vonTransfagaras. Dann wird gegen 18:00Uhr der letzte größere Aufstieg des Tageshinauf zum Iezeruloi-Gipfel (2417 m) inAngriff genommen. Morgens wäre unsder Höhenunterschied nicht so großartigvorgekommen, doch nun sind wir dochschon etwas länger unterwegs. Hinab zumLacul Capra geht es dann zügig. Herumum den See: Und tatsächlich, die beidenorangen Zelte, die ich von oben ausgemachthatte, gehören W. und ihrem Vater. Wir

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  • Foto 89: Fern-Sehen südlich der Strunga Ciobanului. . .

    Foto 90: . . . heute ohne Wolken & Nebel (den Laitel im Blickfeld)

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  • Foto 91: Über Steine . . . und noch mehr Steine

    Foto 92: Kurz vor dem Lacul Caltun

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  • Foto 93: Lacul Caltun von oben herab (und dem Laitel dahinter)

    Foto 94: Vom Lacul Caltun zurückschauend

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  • Foto 95: Rückblick zum Lacul Caltun und den Gipfel Caltun

    Foto 96: Grat-Wanderung

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  • Foto 97: Viel Weg voraus!

    Foto 98: Lacul Balea von oben - Es ist jede Menge los dort unten!

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  • Foto 99: Auf dem Kamm oberhalb von Lacul Balea und dem Transfagaras

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  • Foto 100: Blick zum Lacul Capra (Gemsen-See) vom Paltinului-Gipfel

    freuen uns über das Wiedersehen.

    Wir bauen schnell unser Zelt auf, dannwird Essen gekocht und anschließendsitzen wir in einem wunderschönen klaremGebirgs-Sommerabend und klönen mit R.und J.

    W. rafft sich noch einmal auf, rührtMilchpulver an und serviert uns eineSchoko-Paradiescreme! Na, wenn das malkein paradiesischer Abend ist. Auch wennuns die Füsse summen, sind wir einig,uns am nächsten Tag auf den Weg zurPodragu-Hütte zu machen. Sie liegt auchnicht allzuweit entfernt, so dass es einenAusgleich zum heutigen langen Tag gebenwird.

    Allerdings liegen morgen auch die DreiSchritte des Tode ("La trei pasi de moarte)vor uns!

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  • 12. Tag

    Wir genießen einen traumhaften Morgenund brechen kurz vor R. & J. auf, die unswenig später folgen wollen. Das Tageszielist die Cabana Podragu, damit ist dieheutige Strecke nicht so lang wie gestern,dafür aber mit einigen Kraxelstellen ver-sehen. Vom Gemsensee aus geht es vorbeiam gleichnamigem Gipfel Capra (2494m), den wir aber nicht besteigen sondernsüdlich umgehen. Wenige Minuten späterist erst einmal Pause. Uns kommt eineSchafherde auf dem Wanderweg entgegen.Obwohl viele von ihnen auch ebenso wieunsere Wanderwegmarkierung einen rotenStreifen tragen, ist dennoch vorerst keinvorbeikommen. So drücken wir uns Schaffür Schaf durch die Herde. Die Tiere wissenaber auch nicht so richtig, wohin mit sich:Von vorne die Wanderer von hinten dertreibende Hirte und irgendwo weiter obennoch ein rufender Hirte. Irgendwann ist esgeschafft und der Weg wieder frei. Danngeht es zügig weiter.

    Einige Zeit später sind wir am Drachen-fenster (Fereastra Zmeilor), dem typischenFotomotiv auf dieser Strecke. Deswegengibt es von mir an dieser Stelle kein Fotodavon.

    Ein wenig später steht dann eine Gemseauf dem Wanderweg und ist so sehr imBlaubeer-Pflücken vertieft, dass sie sichlange Zeit von uns nicht stören lässt. Wirpausieren und beobachten das Tier. Damitgeben wir auch R. & J. die Chance, die nunaufgeholt haben, die Gemse zu beobachten.Doch dann wollen wir doch weitergehenund wandern langsam auf die Gemse zu,bis sie doch beschließt, einen direktenKörperkontakt mit uns zu vermeiden undsich auf und davon macht.

    Nun sind wir auch schon an der Kraxel-stelle "La trei pasi de moarte (Drei Schrittedes Todes). Doch heute sind wir ausgeruhtund frisch, so dass die Stelle keine größerenProbleme bereitet. Das letzte Mal sind wirhier abends vorbeigekommen und brauch-ten doch einige (Überwindungs-)Zeit fürdie Stelle.

    Wer sich eine derartige Kraxelei mitRucksack nicht zutraut, kann auch kurzvorher auf einen mit Blauem Kreuz mar-kierten Wanderweg abbiegen, der dieseStelle umgeht und direkt zur CabanaPodragu führt (zumindest lt. Karte selbstgegangen bin ich ihn noch nicht). Gedenk-kreuze an verunglückte Wanderer siehtman entlang des Kammweges ausreichend,also bitte bei Bedenken nicht zögern,andere (Um-)Wege zu wählen.

    Wir schaffen es alle fünf über die Stelleund dann geht es weiter. Inzwischen istam Horizont ein regelmässiges Grollen zuhören. Das gute Wetter der letzten beidenTage fordert nun wohl seinen Tribut.Noch ist es aber weit entfernt, so dass wirnicht zu Schutzhütte Fereastra absteigen,sondern weitergehen.

    Die Option, irgendwo in tiefere Lagenabzusteigen und das Zelt aufzubauen, umdas Gewitter abzuwarten, halten wir unsaber offen. Auf ein Gewittererlebnis direktauf dem Kamm hat keiner von uns Lust.Insbesondere W. nicht, dem die Nacht imParing-Gebirge noch gut in Erinnerung ist.

    Gegen Mittag ist es dann soweit: DasGewitter hat uns nun doch fast eingeholtund wir beschließen, ins Tal abzusteigen.Auf Schafpfaden geht es bergab, sie sindallerdings ziemlich steil und rutschig,

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  • Foto 101: Rückblick zum Gemsensee. . .

    Foto 102: ...und ein Blick voraus.

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  • Foto 103: Die laufende Wanderwegmarkierung "Rotes Band"

    Foto 104: Da gehen sie dahin - Schulterblick einige Zeit später.

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  • Foto 105: Gleiches Motiv ohne störende Schafherde und ein Zeitchen später.

    Foto 106: Die Stelle "La trei pasi de moarte ist der Felsbrocken in der Mitte des Bildes.

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  • Foto 107: Vorher mussten wir uns jedoch mit dieser Gemse auseinandersetzen

    Foto 108: So dicht bin ich noch nie herangekommen.

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  • Foto 109: Keine Gemse, sondern W. beim Überstieg der ersten Stelle.

    Foto 110: Teil zwei wird in Angriff genommen. . .

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  • Foto 111: . . . und bewältigt.

    so dass J. sich leider das Knie verzerrt.Auch C. rutscht einmal ab, kann sich abernoch abfangen, allerdings hat er nun auchkleinere Schürfwunden.

    W. und ich eilen voraus und beginnenschon einmal mit dem Zeltaufbau. Wieschön, dass unser Drei-Mann-Zelt so ge-räumig ist und das Außenzelt auch alleineaufzubauen ist. So sitzen wir bald zu fünftdarin und spielen Mau-Mau, während drau-ßen ein kräftiges Gebirgs-Sommergewittersich austobt. Später kochen wir noch Po-lenta, die wir mit Fisch aus der Dose undFischcreme aus der Tube essen. Irgendwieist es eine gemütliche Zeit. Wenn es nichtdunkel ist, sieht man die Blitze nicht sound außerdem sind wir tief genug, so dasswir uns auch nicht all zuviele Gedankenmachen.

    Etwa vier Stunden später sind wir

    wieder unterwegs und kraxeln quer-bergeinden Hang hinauf zum Kamm und demWanderweg. Dieser verläuft nun direkt aufder Kammspitze, so dass nun sehr wenigPlatz nach links & rechts ist. Schwieriggestaltet sich das Laufen etwas durch diePfützen und den Schlamm, der nun nachdem Regen auf dem Pfad sind. Allerdingsherrscht wieder bestes Wetter. Das hiereben ein kräftiges Sommergewitter tobte,ist nicht mehr zu merken.

    Wir übersteigen den Mircii-Gipfel (2461m), dann steigen wir auch schon in das Talund zum See Podul Giurgiuliu (2270 m)hinab.

    Doch erst einmal bin ich verwundert,dass der See so frei liegt. Vor fünf Jahrenwar zwar der See zu sehen, doch alles rundumher war mit einem großen Schneefeldbedeckt. Dabei waren wir damals sogar

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  • Foto 112: Gewittriges Wetter.

    Foto 113: Der Wanderweg auf dem Kamm nach dem Gewitterguss.

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  • Foto 114: Die Berge dampfen.

    Foto 115: Ein Blick zurück: Vom Plateau in der Mitte des Bildes, das der Wanderwegüberquert, sind wir hinab ins Tal gekraxelt, dass nun zu Füssen des Fotografenliegt.

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  • später im Jahr unterwegs. Ist es damalsoder heute nur eine jahreszeitliche Er-scheinung (gewesen) oder eine dauerhafteEntwicklung?

    Am See gibt es noch einmal eine kurzeSnack-Pause, dann nehmen wir das letzteStück Weg in Angriff. Zusammen mit R.& J. zu wandern macht Spaß, so gibt esneue Themen, über die wir uns unterwegsunterhalten können.

    An der Podragu-Hütte müssen wir einigeZeit suchen, bis wir einen Platz zum Zeltenfinden. Es sind zum einen viele andereWanderer/Zelter unterwegs und außerdemwollen wir auch nicht im Schlamm zelten.Doch es findet sich noch ein Platz, sowohlfür uns als auch für unsere bayrischenWanderkollegen.

    Danach treffen wir uns in der Po-draguhütte zum Abendessen. Sowohl dieVorsuppe als auch die Hauptspeise bestel-len wir uns alle zweimal (ebenso das Bier):zum ersten vor Hunger, zum zweiten,da das frisch gekochte Essen gegenüberdem Tütenessen doch besser schmecktund drittens weil das gemeinsame Sitzenund Quatschen in einer warmen Stube soangenehm ist.

    Erst als es draußen finster wird undauch im Gastraum kaum noch etwas zu se-hen ist, gehen wir zu unseren Zelten zurück.

    Morgen steht dann der Moldoveanu aufdem Programm!

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  • (a) Den Mircii im Blick. Dieses ist zu durchque-ren, bevor es wieder hinauf auf den Kammgeht, wo der Podragu-Sattel (2307 m) ist,von wo aus der Abstieg zu Podragu-Hütte(2136 m) beginnt.

    (b) Der See Podul Giurgiuliu vom Mircii ausgesehen

    Foto 116

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  • Foto 117: Ausblick vom Mircii-Gipfel

    Foto 118: Blick zurück zum See Podul Giurgiuliu (dahinter der Mircii) vom Podragu-Sattel aus

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  • Foto 119: Die Cabana Podragu I

    Foto 120: Die Cabana Podragu II - eine der (oder die?) älteste Hütte im Fagaras (Baujahr1885)

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  • 13. Tag

    Ein schöner Tag steht an: Auf zum Mol-doveanu und dann bis etwa zum FereastraMare a Sambatei (Großes Fenster) als Ta-gesziel. Wir verabschieden uns von R. & J.,welche einen geruhsamen Morgen machenwollen und dann nur bis zur Schutzhütteunterhalb des Moldoveanu bzw. bis zumLacul Valea Rea, ebenda, wandern wollen

    Allerdings ist das absolut sonnige Wetternun passé, so dass wir (wieder einmal)dicht unter den Wolken unterwegs sind.Wenigstens laufen wir noch nicht direktim Nebel, es regnet nicht und hin- undwieder gibt es auch grandiose Fernsichten.Eigentlich noch ein recht angenehmesWanderwetter.

    Bis zum Fuße des Moldoveanu ist esnicht weit, so dass wir am späten Vormit-tag dort eintreffen. Hier machen wir einePause und nehmen unser zweites Frühstückein. Endlich habe ich auch wieder einmalHandyempfang, der in den letzten dreiTagen nicht gegeben war. Aber ich wollteauch nicht soviel testen, um den Akku, derohnehin schwach ist, zu schonen.

    Nun erhalten wir auch wieder Infos vondaheim. Eine etwas kryptische Meldunglautet: Haben unseren Urlaub abgebrochen[unsere Eltern waren zeitgleich zur Radtourin Estland]. Auto mit Totalschaden. A.geht es gut. Irgendetwas war passiert,aber was genau? Mit einem mulmigenGefühl gingen wir weiter. Noch wissenwir also nichts genaues, spekulieren bringtauch nichts und anscheinend ist auch nurdas Auto hinüber. Leider ist der Akkusehr schwach, so dass ich nur eine SMSverschicken kann, alles weitere wird sichdann später klären (müssen). Nachdem

    Urlaub haben wir dann erfahren, dassunser Bruder A. von der Straße abkam,sich mehrmals überschlug aber außer eini-gen Schnittwunden und Prellungen keineweiteren Schäden davon trug. Da müssenan diesem Morgen mehrere Schutzengel beiihm gewesen sein.

    Nun gilt es für uns erst einmal denMoldoveanu in Angriff zu nehmen. W. undich machen uns einen Spass daraus, denGipfel hinauf zu eilen. Ohne größere Pausesind wir in einer guten halben Stunde aufdem Nebengipfel Vistea Mare (2527 m)angekommen. Hier warten wir darauf, dassauch C. hinauf kommt.

    C. leidet immer mehr an den nicht richtigpassenden BW-Stiefeln. So hat er auchkeine Lust, den Abstecher zum Moldoveanu(2544 m) mitzumachen, sondern möchtelieber mit unseren Rucksäcken zusammenwarten, bis W. und ich das obligatorischeGipfelphoto in der Kamera haben. Somachen nur wir beide den Abstecher zumhöchsten Gipfel der Karpaten, bevor esdann wieder hinab geht. Die wenigenhundert Meter sind schnell gelaufen, vorallem da wir nun ohne Rucksäcke, wie diejungen Gazellen springen können.

    An der Schutzhütte Portita Vistei setzenwir uns dann in den Windschatten undSonnenschein und nehmen ein verspätetesMittagessen ein. Nach der ausführlichenPause geht es nun weiter. Allerdings istnun etwas der Wurm drin. Nach einigerZeit merkt nämlich W. das der zügigeAuf- und Abstieg am Moldoveanu zwarviel Spaß gemacht, aber seinem Knie allesandere als zuträglich gewesen ist. Und C.hat ja sowieso Zeh- und Rückenrobleme. Sosind beide nun etwas in ihrer Wanderfreudegehemmt.

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  • Foto 121: Ein Teil der Eselherde an der Cabana Podragu.

    Foto 122: Wieder auf dem Kammweg.

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  • Foto 123: Rückblick zum Sattel Podragu, von wo der Pfad zur Cabana Podragu vomKamm abzweigt.

    Foto 124: Snackpause mit Blick auf das wolkenverhüllte Tageshighlight.

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  • Foto 125: Ausblick nach Norden - hier fällt das Gebirge schnell und steil ab.

    Foto 126: Kurzer Blick nach unten während des Aufstiegs auf den Moldoveanu.

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  • Foto 127: Kurz unterhalb des Vistea Mare, dem Nebengipfel des Moldoveanu

    (a) Auf dem Weg zwischen Vistea Mare undMoldoveanu

    (b) Endlich: Das Gipfelkreuz

    Foto 128

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  • Foto 129: Aussicht von ganz oben.

    Foto 130: Dort wird unser Weg weiterführen - gut zu erkennen die Schutzhütte.

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  • Foto 131: Beim Abstieg in Richtung Schutzhütte Portita Vistei

    Foto 132: Mittagspause und Blick zurück zum Vistea Mare und Moldoveanu (linkerhand),unterhalb der Lacul Valea Rea.

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  • Am Nachmittag zieht dann ziemlich zü-gig wieder einmal ein Gewitter auf, so dasswir beschließen, nicht weiter zuwandern,sondern ein günstig gelegenes und gut zuerreichendes Tal nutzen, um schon gegen16:00 Uhr unser Zelt aufzustellen. Es warauch wieder einmal nicht zu zeitig, dennsobald wir im Zelt liegen, geht ein kräftigesHagelschauer los, der die Umgebung weißeinfärbt.

    Da erst zwei Stunden später das Wetteraufklart, wird nicht mehr weiter gewandert.Nachdem wir nun so zu einem unverhoff-tem Mittagsschlaf gekommen sind, nutzenwir die Zeit, um uns endlich wieder einmalausführlich zu waschen. Danach dann dasübliche Programm vom warmen Abend-mahl und einer abendlichen Skatrunde.

    Dann zeitig (weiter) schlafen!

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  • Foto 133: Nachmittags: Die Wolken werden dichter und dunkler, das Grollen nimmt zu.

    Foto 134: Trotzdem sind die Aussichten immer wieder überwältigend.

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  • Foto 135: In diesem Tal (südlich des Galbenele-Gipfels (2458 m), allerdings sehr vielweiter oben zelteten wir dann notgedrungen.

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  • 14. Tag

    Der Ofen ist aus! Es herrscht diesiges,nebliges Wetter und ein scharfer Windweht. W. & C. sind beide endgültig ausdem Rennen: Der eine wegen seinem Knieund der andere wegen seiner Zehen. Sieplädieren beide für einen Abstieg viaCabana Sambata. Bis nach Zarnesti wollenund können sie nicht mehr, obwohl wirmorgen Nachmittag (oder Abend) dortankommen müssten. Ein Anreiz ist auchnicht mehr vorhanden und richtig überzeu-gen kann und will ich sie nicht. Denn mitzwei gehbehinderten weiterzulaufen bringtweder die richtige Wanderfreude und birgtmöglicherweise auch Gefahren. Letztlichzählt bei solchen Unternehmungen auchimmer das schwächste Glied sowohl amKörper als auch in der Gruppe.

    So steht der Entschluss fest, am GroßenFenster den Abschied vom Fagaras zunehmen und den endgültigen Abstiegzu beginnen. Schade! So gibt auch meinvierter Besuch im Fagaras mir nicht dieMöglichkeit, den Kamm einmal komplettzu bewandern. Nun gut, wenigstens habeich nun alle Teilabschnitte mindestenseinmal gesehen. Den Rest der Strecke habeich vor fünf Jahren schon einmal gesehen.

    Bis zum Fereastra Mare a Sambatei(2191 m) braucht es noch etwas Zeit. DieFußlahmheit und das unangenehme Wetterfordern ihren Tribut.

    Der Abstieg selbst geht dann sehrzügig vonstatten. Bergab läuft es sichnaturgemäß schneller und außerdem habenwir nach wenigen Höhenmetern auch dieWolkendecke und den scharfen Wind überuns gelassen. Schritt für Schritt wird es nunschnell wärmer. An der Sambata-Hüttemachen wir Mittag, bevor es dann weiterhinab geht. Mittlerweile ist es schon richtigwarm. Wir merken nun wieder, dass wiruns jahreszeitlich doch im Hochsommerbefinden.

    Am Klosterkomplex Sambata wechselnwir die Klamotten. Zum Glück haben wiruns gestern gewaschen, so dass wir unsgetrauen, zu trampen. W. erbringt imübrigen den Beweis, dass man durchaus 14Tage in einer Adidas-Jogginghose wandernkann. Für die Stadt traut er sich nunaber doch, seine von den Eltern gestiftetenagelneue JW-Trekkinghose anzuziehen.Gottseidank der Geruch war nicht mehrauszuhalte.

    Wir haben tatsächlich Glück: Nacheiniger Zeit hält ein Auto. Obwohl sie inihrem Golf schon zu dritt sitzen, nehmen

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  • Foto 136: Seltsam, im Nebel zu wandern!//Einsam ist jeder Busch und Stein,//KeinBaum sieht den anderen,//Jeder ist allein.(H.Hesse)

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  • Foto 137: Rückblick zum Großen und Kleinen Fenster auf dem Fagaras Kamm (linkerbzw. rechter Sattel)

    Foto 138: Cabana Sambata (1401 m) in mittäglicher Ruhe.

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  • Foto 139: Abstieg entlang des Baches und durch die Wälder

    Foto 140: Rückblick zum Fagaras; im Vordergrund die Ansiedlung um den Touristikkom-plex Samabat (670 m) und das Kloster Brancoveanu

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  • sie uns und die großen Rucksäcke bisnach Sambata de Jos mit. Von hier auslaufen wir die 2km entlang der Fernstraßenach Voila, wo wir uns mit kaltem Bierversorgen und dann den Nachmittag imSchatten auf dem Bahnhof verbringen, umauf den spätnachmittaglichen Bummelzugnach Kronstadt/Brasov zu warten.

    In Kronstadt angekommen, muss icherst einmal feststellen, dass fünf Jahredoch eine lange, lange Zeit sind und vielVeränderung mit sich bringen. Schonbei der Einfahrt in die Stadt stelle ichfest, dass sich die Grundfläche der Stadtverdoppelt haben muss, so lange ziehensich die neu erbauten Gewerbegebiete mitall den Super-/Handwerker und sonstigenMärkten, die wir auch aus Deutschlandkennen.

    Als nächstes Stelle ich fest, dass dieStraßenbahn, die die erste Etappe zumCampingplatz gewesen ist, nicht mehrexistiert. Huch!?! Nun gut, den dafüreingerichteten Bus ausfindig zu machen,stellt keine so große Herausforderung dar,auch wenn meine Irritation erst einmalgroß gewesen ist.

    Bald kommen wir auf dem Campingplatzan. Er ist zwar sehr gut befüllt, doch einPlätzchen für uns findet sich noch. Wir ge-nießen die warmen Duschen und danachdas Abendbrot mit reichlich frischem Obst,dass wir zwischendurch noch einkauften.Nun haben wir noch zwei Tage für Sight-Seeing. So kann ich den Jungs wenigstensnoch etwas Kultur zeigen und wir dem vor-zeitigem Abstieg etwas abgewinnen.

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  • Foto 141: Bei der Einfahrt nach Brasov

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  • 15.-17. Tag

    Die nächsten beiden Tage nutzen wir, umdie Innenstadt von Kronstadt/Brasov an-zuschauen. Außerdem unternehmen wir am15. Tag noch Ausflüge zu den Kirchenbur-gen nach Tartlau/Prejmer und Honigberg/Harman, was sich mit den Kleinbussenwunderbar und einfach machen lässt. Am16. Tag sind wir dann mit der Bahn nochnach Rosenau/Rasnov gefahren, um diedortige Bauernburg anzuschauen. Werschon Kronstadt ist, sollte für diese Orteauf jeden Fall noch Zeit einplanen. Eslohnt sich!

    Am 17. Tag heißt es dann früh pa-cken, denn der Zug mit dem KurswagenBukarest-Brasov-Budapest-München ver-lässt um 8:30 Uhr den Bahnhof.

    Natürlich muss nun noch einmal Mur-

    phys Gesetz gelten: In der Nacht gehtein mächtiges Gewitter nieder, was denCampingplatz in eine Schlammwüste ver-wandelt und uns zwingt, dass klatschnassund verschlammt Zelt in aller Herrgotts-frühe und im Stockfinsteren einzupacken.Nichtsdestrotz sind wir pünktlich amBahnhof allerdings hat der Zug dann eineknappe Stunde Verspätung.

    Die nächsten 22 Stunden im Liegewagennach München geben uns gut Zeit, den Ur-laub noch einmal Revue passieren zu lassenund uns von den körperlichen Strapazen zuerholen. Leider gibt es diesen Kurswagen(zur Zeit?) nicht mehr. Schade er war einewunderbare Reisemöglichkeit, um sich aufeinen Wanderurlaub einzustimmen bzw.von einem gelungenem Urlaub Abschied zunehmen.

    Die letzten Stunden im ICE vergehendann fast wie im Fluge, so dass wir pünkt-lich zum Mittag nach 18 Tagen wieder da-heim einkehren.

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