Urgeschichtliches Ritualgeschehen am Hohlen Stein bei ... · PDF file-blöcke grau;...

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  • Urgeschichtliches Ritualgeschehen am Hohlen Stein bei Schwabthal

    Stadt Bad Staffelstein, Landkreis lichtenfels, Oberfranken

    Felsformationen auf der Nrd lichen Frankenalb und ihre rituelle Nutzung in der Urgeschichte sind Thema eines von der Oberfrankenstiftung gefrderten Forschungsprojektes, welches in Kooperation der Professur fr Ur- und frhgeschichtliche Archologie der Universitt Bamberg und des Lehrstuhls fr Vor- und Frhgeschichtliche Archologie der Universitt Wrzburg durchgefhrt wird. Nach den schon zwischen 2003 und 2007 ergrabenen Pltzen Motzenstein bei Wattendorf und Rothensteine bei Stbig bildete der Hohle Stein nahe Schwabthal den Auftakt zur Untersuchung weiterer markanter Felstrme, -blcke und -massive, deren archologische Substanz sowohl durch Erosionsvorgnge als auch durch Raubgrber oft gefhrdet ist. Der ca. 10 m hohe und 20 x 15 m breite Hohle Stein mit dem bezeichnenden tunnelartigen, natrlich entstandenen Durchgang (Abb. 10) liegt exponiert stlich einer steil nach Westen abfallenden Dolomitklippe. Nur etwa 200 m weiter sdlich befindet sich eine schon seit dem 19. Jahrhundert bekannte Sied lung der Bandkeramik, von welcher bis dato zahlreiche Steinartefakte, aber nur wenige Keramikfragmente als Lesefunde stammen. 1962 barg Hermann Mauer bei einer kleinen Sondage unmittelbar am Hohlen Stein band keramische und nicht nher datierbare urgeschichtliche Scherben sowie Tierknochen .

    Im Herbst 2007 begann zunchst die geophysikalische Prospektion des bandkeramischen Siedlungsareals, deren Messbild die typischen Nordwest-Sdost orientierten hausbegleitenden Lngsgruben sowie zahlreiche runde und ovale Strukturen zeigte. Um Hinweise zu Befunderhaltung und Datierung zu erlangen, folgte die exemplarische Ausgrabung einer rundlichen Anomalie. Sie entpuppte sich als ca. 2 x 1,8 m groe, maximal noch 40 cm tiefe Grube, deren dunkle, schluffig-tonige Verfllung Mahlsteinfragmente, Hornsteinbruchstcke, Rotlehm, Holzkohleftitter und nur wenige Keramikfragmente enthielt. Eine Scherbe mit Randzier aus drei horizontalen Stichreihen, von der die obere in Einzelstich-, die beiden unteren in Furchenstichtechnik ausgefhrt sind, datiert den Befund an das Ende der Bandkeramik (Stufe Meier-Arendt V). Bei den im Sommer und Herbst 2008 angelegten Grabungsschnitten am eigentlichen Forschungsobjekt, dem Hohlen Stein (Abb. 9), wurde insbesondere darauf Wert gelegt, ganz untersch ied Iiche Situationen am Fels zu erfassen, so z. B. den Bereich des tunnelartigen Durchgangs (Schnitte 2 und 20), eine kleine Hhle am nrdlichen Ende des Felsblocks (Schnitt 3), den Hang vor der langgezogenen Ostwand (Schnitte 4 und 18) und die der bandkeramischen Siedlung zugewandte Sdseite (Sch nitt 17).

    9 Schwabthal, Hohler Stein. Blick von No rden aufdie Felsformalion. Am linken unieren Bildrand der Eingang zur kleinen Hhle (Schnill 3). im rechten Bildleil der Felsdurchgang.

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  • 10 Schwablhal, Hohler SIein. Lageplan der Grabungsschnille. Wichligsle Schnille hellblau; oberlgige Dolomiifelsen oder -blcke grau; Hhenunlerschied des Gelndes von dunkelbraun (528 m . NN) bis gelb (52/ 111 . NN) nuancierl.

    11 Schwablhal, Hohler SIein. Schnill 3, Planum 4 von Norden. Der elwas dunklere Bereich vor dem Hhleneingang zeigle die hchsle Konzenlralion der Menschen- bz w. Tierknochen .

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    Am Fu der Durchgangshhle wiesen die Schnitte 2 und 20 einen stark zerklfteten und mit zum Teil mchtigen Dolomitversturzblcken durchsetzten Untergrund auf, wobei die meist mit dunkelbraunem , schluffig-tonigem Sediment gef Ilten Zwischenbereiche bis in eine Tiefe von 60 cm Fundmaterial fhrten. Neben sptmittelalterlichen bis neuzeitlichen Keramikbruchstcken im oberen Horizont lieen sich fr die Urgeschichte die Eisenzeit (vermutlich Hallstattzeit), Bronzezeit, Schnurkeramik und Bandkeramik belegen. Das Material war, abgesehen von frhneolithischen Scherben und Steingertefragmenten im untersten Niveau, stark durchmischt, was bedeuten knnte, dass es im Laufe der Zeit immer wieder Bodenei ngriffe gab. Jedoch besteht auch die Mglichkeit, dass ltere, schon durchmischte Funde aus verschiedenen Epochen, die sich zuvor im Felsdurchgang oder auch aufdem Felsgipfel befanden, zu einem spteren Zeitpunkt an dieser Stelle einsedimentiert wurden. Da bei nahezu allen signifikanten Objekten eine dreidimensionale Einmessung mit Tachymeter erfolgte, lsst die weitere Auswertung der Daten eine przisere Entschlsselung der Ablagerungsgeschichte durchaus erwarten. Inder untersten Fundschicht fielen zudem mehrere Teile des Geweihs eines kapitalen Rothirsches auf. Am Nordende des Hohlen Steins ffnet sich eine kleine, ca. 1 m breite und etwa 2 m inden Felsen hineinfhrende Hhle, von deren Vorplatz nach Hennann Mauers Beschreibung keramisches Fundgut stammt. Schon nach ca. 20 cm Bodenabtrag trat direkt vor der Hhle eine grere Menge an nicht im Verband liegenden und zum Teil fragmentierten Menschen- und Tierknochen sowie stark zertrmmerte Siedlungskeramik bronzezeitlicher Machart zutage (Schnitt 3). Diese Fundzusammensetzung lie sich aufeiner Flche von 2,5 x 2 m bis in 60 cm

    Tiefe verfolgen, ohne dass Hinweise auf eine Grube vorlagen (Abb. 11). Mglich erscheint eine Schichtbildung durch lngerfristige Nutzung des Ortes. Die menschlichen Knochen lassen sich nach einer ersten Sichtung mindestens drei Individuen zuordnen, wobei sowohl Erwachsene als auch Jugendliche bzw. Kinder vertreten sind. Bemerkenswert ist ferner der Nachweis mehrerer Beckenknochen von Ften. Offenbar feh len Teile der Skelette, und die Knochen befanden sich in vielen Fllen in stark zerspl ittertem bzw. zerbrochenem Zustand, was unter Umstnden auf spteren Dolomitversturz zurckzufhren ist. Den genauen Charakter dieser ungewhn lichen Knochen- bzw. Scherbenansammlung mssen anthropologische und archozoologische Gutachten sowie die detaillierte Keramikanalyse erhellen. Eine exaktere Datierung ist wegen des Fehlens von Feinkeramik und Metallgegenstnden nicht mglich, jedoch weisen mehrere Blockrnder eher in die Mittel- bis Sptbronzezeit. Schnitt 4 am Hang vor der besonders imposanten Ostwand schrte von Beginn an die Hoffnung auf Fundstcke, die sich auf dem Gipfel bzw. einem erhhten Plateau an der Felswand befunden haben mssen. Sie wurde nicht enttuscht, zeigte sich doch schnell stark zerscherbte Keramik der Eisenzeit, Bronzezeit und Schnurkeramik. Insgesamt fielen die Nachweise dieser Epochen aber eher sprlich aus, wohingegen berraschenderweise zahlreiche verzierte Scherben der Band keram i k ans Tageslicht gelangten , welche von mindestens 15 Gefen stammen drften. Als weitere Funde lassen sich verbrannte und unverbrannte Tierknochen, ein Reibstein, Dechselfragmente und Silices anfhren. Hufig trennten Lagen aus verstrztem Dolomitgerll die bis in eine Tiefe von 70 cm nachweisbaren Funde. Am oberen Teil des Hanges lie sich ein dunklerer Befund mit Holzkohleeinschlssen beobachten, der auf Feuer auf dem FeIsgipfel hindeutet. Die Kombination von Gefen, Tierknochen und dem Hinweis von Feuern auf dem Hohlen Stein kann als sicherer Beleg fr die Ausbu ng ritueller Ttigkeiten gelten, welcher fr das Frhneolithikum in dieser Art an solch einem Ort bislang singulr sein drfte. Die Mehrzahl der typologisch datierbaren

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  • Scherben weist durch die Anwendung von Kamm- und Furchenstich sowie feiner Kreuzschraffur in die jnger- bzw. jngstbandkeramischen Stufen IV und V nach Meier-Arendt (Abb. 12). Allerdings deuten vereinzelte Motive wie z. B. ein mit Federkielstichen geflltes Band oder grob ausgefhrte Leiterbnder auf die ersten Aktivitten whrend einer lteren oder mittleren Phase der Bandkeramik. Des Weiteren konnten in einem rundl ichen, durch Erosion entstandenen Felsloch auf dem Gipfel wenige urgeschichtliche Scherben geborgen werden, wobei die Metallzeiten, die Schnurkeramik und die Bandkeramik vertreten sind. Der schmale Suchschnitt 17 vor der Sdseite des Hohlen Steins erbrachte berwiegend unverzierte Fein- und Grobkeramik des Frhneolithikums, dazu wenig Rotlehm sowie zwei fragmentierte Dechsel, sodass an diesem Platz vielleicht eher produktivere Ttigkeiten stattgefunden haben, die aber durchaus mit den rituellen Handlungen am Felsen verknpft gewesen sein knnen. Allerdings ist temporres Siedeln sdlich des Hohlen Steins nicht grundstzl ich auszuschlieen. Mehrere auffllige Langhgelstrukturen konzentrieren sich unmittelbar stlich bzw. nordstlich des Hohlen Steins . Da die geomagnetischen Ergebnisse eine anthropogene Entstehung vermuten lieen, sollte ein 2 m breiter Schnitt durch eines dieser Objekte Klrung schaffen (Schnitt 5). Unter einem bis zu 40 cm starken Horizont mit Dolomitgerllen befand sich eine maximal 15 cm mchtige Lssschicht mit wenigen Keramik- und Steinfunden, weiche mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Endneolithikum datieren. Damit ist lediglich klar, dass die Hgel durch Menschenhand und nicht vor dem 3. Jahrtausend v. Chr. errichtet wurden. Die genaue Funktion bleibt letztendlich un

    bekannt, jedoch sprechen Form, exakte Ausrichtung und die Beschaffenheit der Befunde deutlich gegen eine lnterpretation als einfache Lesesteinhaufen. Am Oberhang nrdlich des Hohlen Steins konnten Spuren einer schnurkeramischen Siedlung aufgedeckt werden, wobei allerdings die Masse der aussagefhigen Befunde nahezu vollstndig der Erosion zum Opfer gefallen war (Schnitt 9). Lediglich eine langschmale Grube mit etwas Keramik, Rotlehmstcken und Silices sowie eine mutmaliche Pfostengrube mit schluffiger Verfllung zeichneten sich als sichere Strukturen ab. Dagegen reprsentieren unregelmige Ansammlungen von Dolomitgerllen mit Konzentrationen von Steingerten und Werkabfllen vielleicht Reste befestigter Hausbereiche oder Werkpltze. Bei Betrachtung der Siedlungslage am Osthang und dem Bezug zum Fels offenbaren sich deutliche Parallelen zum Fundort Wattendorf-Motzenstein . Die Grabungen am Hohlen Stein bei Schwabthai schaffen du