uzern onzertsaal 2020 Samstag, 2. Mai 2020 | 19.30 Uhr Die ......Raymond Lefèvre Marche des...

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9 März & April 2020 Die Österreicher erforschten das Jodeln und erklären seine Geschichte und wie es überlebte Brennpunkt Ein Innsbrucker Forscherteam hat nun die historischen Ent- wicklungen des Jodelns in der Schweiz und in Tirol vergli- chen. Ihre Studien zeichnen erstmals die bewegte Geschichte des Jodelns und des Jodellieds von den Alpen des 19. Jahrhun- derts bis zu seiner neuen Popularisierung im urbanen Raum der Gegenwart nach. Im 19. Jahrhundert, nachdem Tiroler Sängergruppen das Jodeln international bekannt und populär gemacht hatten, wurde das Tiroler Lied mit Jodelteil auch in der Schweiz be- liebt. Hundert Jahre später, Anfang des 20. Jahrhunderts, gründeten Schweizer Jodelexperten den Eidgenössischen Jodlerverband EJV, um das schweizerische Jodeln zu fördern und um den unerwünschten Einfluss aus Tirol, der Tirolerei genannt wurde, einzudämmen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das Jodellied ausge- hend von Tirol bereits in Europa und den USA populär ge- worden. Die Bemühungen der Schweizer, ihre Volksmusik zu fördern, erfolgten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zu einer Zeit, als nationalistisches Denken erstarkte. So wur- de das Jodeln seit Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr für politische Zwecke instrumentalisiert. «Zudem wurde das Jodeln von einigen Jodelexperten als urdeutsches Kulturgut definiert», erläutert Raymond Ammann von der Universität Innsbruck. In dem soeben abgeschlossenen und vom Wis- senschaftsfonds FWF geförderten Projekt «Tirolerei in der Schweiz» hat der Musikethnologe die historische Entwick- lung des Jodelns in Tirol und der Schweiz unter anderem in Hinblick auf gesellschaftliche Aspekte untersucht. Identitätsstiftende Funktion So zeigen Raymond Ammanns Forschungen etwa, dass das Jodeln in Tirol zu Zeiten der Napoleonischen Kriege identi- tätsstiftende Funktion erfüllte, wo es als akustisches Symbol für die Rebellion gegen die französischen und bayrischen Truppen fungierte. In der Schweiz wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts eigens Volksmusikfeste, wie die Unspunnenfes- te in Interlaken, veranstaltet, um die eigenen Volkstraditionen hochleben zu lassen und um die Stadt- und Landbevölkerung zu vereinigen. Solche Massnahmen sicherten das Überle- ben des Jodelns in der Schweiz. Doch konkrete Schritte, um die schweizerische Jodelart stärker zu fördern und das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Schweiz beliebt ge- wordene Tiroler Lied mit Jodelteilen zurückzudrängen, wur- den erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Gründung des Eidgenössischen Jodlerverbands unternommen. Vom Patriotismus zum Befreiungsschrei In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts benutzten die Re- gierungen Volks- und Jodellieder in beiden Ländern für ihre Zwecke, bekanntlich aus unterschiedlichen Beweggründen. In Österreich wurde das Singen und Jodeln während des Nationalsozialismus zu einer patriotischen Gewissenssa- che und vom Regime auf verschiedene Weise unterstützt. In der Schweiz erschien 1943 die erste schriftliche Anleitung (Schulungsgrundlage) für Jodeln, die es in eine eigene, von der deutsch-österreichischen zu unterscheidende Form brin- gen wollte, um auf dieser Ebene die nationale Identität zu bekräftigen und die Distanz zu den nationalsozialistisch ge- prägten Staaten zu unterstreichen. Später, in den 1960er- und 1970er-Jahren, wurde das Jodeln von den Stadtbewohnern als musikalischer Patriotismus angesehen und interessierte den Grossteil der urbanen Bevölkerung nicht. In den vergangenen Jahren jedoch hat das Jodeln eine über- raschende Interessenszunahme unter neuen Vorzeichen er- fahren. Mehr noch als das – es war noch nie so populär wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts und findet nun auch Anhän- gerinnen und Anhänger in einer urbanen Mittelschicht. Das Jodeln, Dudeln und Juchzen hat in den modernen Lifestyle Einzug gefunden und wird ganz ohne Berührungsängste mit Wandern und auch mit Yoga, Qi Gong oder Pilates kombiniert und als therapeutisches Mittel nach dem Motto «Jodle dich frei» eingesetzt. «Das Jodeln ist heute verbindend und dient nicht mehr zur Abgrenzung», bestätigt Raymond Ammann. Menschen, die sich neu dafür interessieren, verstehen das Jo- deln nicht als Mittel der kulturellen Abgrenzung und Identi- tätsbildung, sondern als eine Möglichkeit, um neue persönli- che, musische Erfahrungen – sowohl alleine als auch in einer Gruppe – zu sammeln. Einmal Weltmusik und retour Wie es zu diesem Trend kommen konnte, erklärt der Wissen- schaftler anhand der jüngeren Musikgeschichte. «Aus dem Austropop ging die Neue Volksmusik hervor, mit anfangs sa- tirischen Inhalten, und die in den 1990er-Jahren durch ihren Heimatbezug und ihre musikalische Intensität bei den Zuhö- rern Gemütsbewegungen auslöste.» Gleichzeitig habe es die Welle der Weltmusik gegeben, erklärt Ammann. Das brachte mit sich, dass die Menschen offener für Popularmusik aus fremden Regionen wurden, was wiederum das Interesse an musikalischen Exotismen aus der nahen Umgebung weck- te. «Bei dieser neuen Jodelbegeisterung kann es schon mal vorkommen, dass sich in einem internationalen Workshop Teilnehmer aus Österreich, der Schweiz und Deutschland vereinen und für einen Jodeldialog über Grenzen hinweg eintreten.» Die Ergebnisse des abgeschlossenen Projekts werden in dem Buch «Tirolerei in der Schweiz» nachzulesen sein, das im Frühjahr 2020 im Universitätsverlag Wagner erscheint.

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9März & April 2020

Die Österreicher erforschten das Jodeln und erklären seineGeschichte und wie es überlebte

Brennpunkt2020 KKL Luzern | Konzertsaal

Samstag, 9. Mai 2020 | 19.30 Uhr

DIRECTED BY WIL SALDENGLENN MILLER ORCHESTRA

JUBILAUMSTOURDas einzigartige Glenn Miller Orchestra bricht zu seiner grossen Jubiläums- tour durch Europa auf: Wil Salden und seine Musiker feiern das 35-jährige Bestehen des Glenn Miller Orchestra. Mit rund 5000 Konzerten hat es in diesen Jahren das Publikum begeistert. Das Orchestra und die Vocalgroup «The Moon-light Serenaders» versetzen das Publikum zurück in die Zeit der 1930er und 1940er Jahre. Dabei erklingen Titel wie What A Wonderful World, Blue Moon, Moonlight Serenade, Everybody Loves My Baby, In The Mood und mehr.

Samstag, 2. Mai 2020 | 19.30 Uhr

Enrique CrespoTrumpets Of Jericho–Gian Battista MantegazziBellinzona–Julius FucíkDie Regimentskinder–Ferdinand Huber Otto von Greyerz Joseph BovetDie schönsten Schweizer LiederLueget, vo Berg und TalEs het es Schneeli gschnyetLe ranz des vaches–

Swiss Army Drum CorpsShowblock–Wilhelm August JurekDeutschmeister Regimentsmarsch–Kenneth J. AlfordArmy Of The Nile–Julius FucíkFlorentiner Marsch–––––––––

Jean-François MichelTower Music–Komponist unbekanntPorilaisten marssi–

GALAKONZERT SCHWEIZER ARMEESPIEL

Swiss Army Central Band Swiss Army Drum Corps Major Aldo Werlen LEITUNG Roman Lombriser LEITUNG

Kilian Rosenberg MODERATION

John Philip SousaThe Liberty Bell–Swiss Army Drum CorpsShowblock–TraditionellDie schönsten Schweizer LiederGuggisbergliedDu fragsch mi, wär i bi–

Raymond LefèvreMarche des gendarmes de Saint-Tropez–Lale AndersenLili Marleen–

Karl L. KingBarnum & Bailey‘s–Peter I. TschaikowskyKrönungsmarsch für Zar Alexander III.–

Die Goldene Marschparade

www.obrassoconcerts.ch | Tickethotline 041 361 62 62

Tickets ab CHF 38.–

Tickets ab CHF 40.–

MILLER+MARSCHPARADE_20_A4.indd 1 22.01.20 08:01

Ein Innsbrucker Forscherteam hat nun die historischen Ent-wicklungen des Jodelns in der Schweiz und in Tirol vergli-chen. Ihre Studien zeichnen erstmals die bewegte Geschichte des Jodelns und des Jodellieds von den Alpen des 19. Jahrhun-derts bis zu seiner neuen Popularisierung im urbanen Raum der Gegenwart nach. Im 19. Jahrhundert, nachdem Tiroler Sängergruppen das Jodeln international bekannt und populär gemacht hatten, wurde das Tiroler Lied mit Jodelteil auch in der Schweiz be-liebt. Hundert Jahre später, Anfang des 20. Jahrhunderts, gründeten Schweizer Jodelexperten den Eidgenössischen Jodlerverband EJV, um das schweizerische Jodeln zu fördern und um den unerwünschten Einfluss aus Tirol, der Tirolerei genannt wurde, einzudämmen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das Jodellied ausge-hend von Tirol bereits in Europa und den USA populär ge-worden. Die Bemühungen der Schweizer, ihre Volksmusik zu fördern, erfolgten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zu einer Zeit, als nationalistisches Denken erstarkte. So wur-de das Jodeln seit Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr für politische Zwecke instrumentalisiert. «Zudem wurde das Jodeln von einigen Jodelexperten als urdeutsches Kulturgut definiert», erläutert Raymond Ammann von der Universität Innsbruck. In dem soeben abgeschlossenen und vom Wis-senschaftsfonds FWF geförderten Projekt «Tirolerei in der Schweiz» hat der Musikethnologe die historische Entwick-lung des Jodelns in Tirol und der Schweiz unter anderem in Hinblick auf gesellschaftliche Aspekte untersucht.

Identitätsstiftende FunktionSo zeigen Raymond Ammanns Forschungen etwa, dass das Jodeln in Tirol zu Zeiten der Napoleonischen Kriege identi-tätsstiftende Funktion erfüllte, wo es als akustisches Symbol für die Rebellion gegen die französischen und bayrischen Truppen fungierte. In der Schweiz wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts eigens Volksmusikfeste, wie die Unspunnenfes-te in Interlaken, veranstaltet, um die eigenen Volkstraditionen hochleben zu lassen und um die Stadt- und Landbevölkerung zu vereinigen. Solche Massnahmen sicherten das Überle-ben des Jodelns in der Schweiz. Doch konkrete Schritte, um die schweizerische Jodelart stärker zu fördern und das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Schweiz beliebt ge-wordene Tiroler Lied mit Jodelteilen zurückzudrängen, wur-den erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Gründung des Eidgenössischen Jodlerverbands unternommen.

Vom Patriotismus zum BefreiungsschreiIn der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts benutzten die Re-gierungen Volks- und Jodellieder in beiden Ländern für ihre

Zwecke, bekanntlich aus unterschiedlichen Beweggründen. In Österreich wurde das Singen und Jodeln während des Nationalsozialismus zu einer patriotischen Gewissenssa-che und vom Regime auf verschiedene Weise unterstützt. In der Schweiz erschien 1943 die erste schriftliche Anleitung (Schulungsgrundlage) für Jodeln, die es in eine eigene, von der deutsch-österreichischen zu unterscheidende Form brin-gen wollte, um auf dieser Ebene die nationale Identität zu bekräftigen und die Distanz zu den nationalsozialistisch ge-prägten Staaten zu unterstreichen. Später, in den 1960er- und 1970er-Jahren, wurde das Jodeln von den Stadtbewohnern als musikalischer Patriotismus angesehen und interessierte den Grossteil der urbanen Bevölkerung nicht. In den vergangenen Jahren jedoch hat das Jodeln eine über-raschende Interessenszunahme unter neuen Vorzeichen er-fahren. Mehr noch als das – es war noch nie so populär wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts und findet nun auch Anhän-gerinnen und Anhänger in einer urbanen Mittelschicht. Das Jodeln, Dudeln und Juchzen hat in den modernen Lifestyle Einzug gefunden und wird ganz ohne Berührungsängste mit Wandern und auch mit Yoga, Qi Gong oder Pilates kombiniert und als therapeutisches Mittel nach dem Motto «Jodle dich frei» eingesetzt. «Das Jodeln ist heute verbindend und dient nicht mehr zur Abgrenzung», bestätigt Raymond Ammann. Menschen, die sich neu dafür interessieren, verstehen das Jo-deln nicht als Mittel der kulturellen Abgrenzung und Identi-tätsbildung, sondern als eine Möglichkeit, um neue persönli-che, musische Erfahrungen – sowohl alleine als auch in einer Gruppe – zu sammeln.

Einmal Weltmusik und retourWie es zu diesem Trend kommen konnte, erklärt der Wissen-schaftler anhand der jüngeren Musikgeschichte. «Aus dem Austropop ging die Neue Volksmusik hervor, mit anfangs sa-tirischen Inhalten, und die in den 1990er-Jahren durch ihren Heimatbezug und ihre musikalische Intensität bei den Zuhö-rern Gemütsbewegungen auslöste.» Gleichzeitig habe es die Welle der Weltmusik gegeben, erklärt Ammann. Das brachte mit sich, dass die Menschen offener für Popularmusik aus fremden Regionen wurden, was wiederum das Interesse an musikalischen Exotismen aus der nahen Umgebung weck-te. «Bei dieser neuen Jodelbegeisterung kann es schon mal vorkommen, dass sich in einem internationalen Workshop Teilnehmer aus Österreich, der Schweiz und Deutschland vereinen und für einen Jodeldialog über Grenzen hinweg eintreten.» Die Ergebnisse des abgeschlossenen Projekts werden in dem Buch «Tirolerei in der Schweiz» nachzulesen sein, das im Frühjahr 2020 im Universitätsverlag Wagner erscheint.

2020KKL Luzern | Konzertsaal

Samstag, 9. Mai 2020 | 19.30 Uhr

DIRECTED BY WIL SALDENGLENN MILLER ORCHESTRA

JUBILAUMSTOURDas einzigartige Glenn Miller Orchestra bricht zu seiner grossen Jubiläums- tour durch Europa auf: Wil Salden und seine Musiker feiern das 35-jährige Bestehen des Glenn Miller Orchestra. Mit rund 5000 Konzerten hat es in diesen Jahren das Publikum begeistert. Das Orchestra und die Vocalgroup «The Moon-light Serenaders» versetzen das Publikum zurück in die Zeit der 1930er und 1940er Jahre. Dabei erklingen Titel wie What A Wonderful World, Blue Moon, Moonlight Serenade, Everybody Loves My Baby, In The Mood und mehr.

Samstag, 2. Mai 2020 | 19.30 Uhr

Enrique CrespoTrumpets Of Jericho–Gian Battista MantegazziBellinzona–Julius FucíkDie Regimentskinder–Ferdinand Huber Otto von Greyerz Joseph BovetDie schönsten Schweizer LiederLueget, vo Berg und TalEs het es Schneeli gschnyetLe ranz des vaches–

Swiss Army Drum CorpsShowblock–Wilhelm August JurekDeutschmeister Regimentsmarsch–Kenneth J. AlfordArmy Of The Nile–Julius FucíkFlorentiner Marsch–––––––––

Jean-François MichelTower Music–Komponist unbekanntPorilaisten marssi–

GALAKONZERT SCHWEIZER ARMEESPIEL

Swiss Army Central Band Swiss Army Drum Corps Major Aldo Werlen LEITUNG Roman Lombriser LEITUNG

Kilian Rosenberg MODERATION

John Philip SousaThe Liberty Bell–Swiss Army Drum CorpsShowblock–TraditionellDie schönsten Schweizer LiederGuggisbergliedDu fragsch mi, wär i bi–

Raymond LefèvreMarche des gendarmes de Saint-Tropez–Lale AndersenLili Marleen–

Karl L. KingBarnum & Bailey‘s–Peter I. TschaikowskyKrönungsmarsch für Zar Alexander III.–

Die Goldene Marschparade

www.obrassoconcerts.ch | Tickethotline 041 361 62 62

Tickets ab CHF 38.–

Tickets ab CHF 40.–

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