Väter in Elternzeit – Eine Analyse der Mikrozensen 1999-2007 · geschlechtlichen Arbeitsteilung...

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Väter in Elternzeit – Eine Analyse der Mikrozensen 1999-2007 Esther Geisler & Michaela Kreyenfeld 6. Nutzerkonferenz Forschung mit dem Mikrozensus: Analysen zur Sozialstruktur und zum sozialen Wandel 15. Oktober 2009

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Väter in Elternzeit –

Eine Analyse der Mikrozensen 1999-2007

Esther Geisler & Michaela Kreyenfeld

6. Nutzerkonferenz Forschung mit dem Mikrozensus:

Analysen zur Sozialstruktur und zum sozialen Wandel15. Oktober 2009

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1992 1,51994 2,11996 2,31998 2,72000 2,62002 2,42004 2,72006 3,32007 10,52007/08 13,7

Anteil Männer an allenPersonen, die Erziehungs-bzw. Elterngeldgeld beziehen

Anmerkung: 1992-2006 nur Erstanträge

Quelle: Statistisches Bundesamt

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Studien zu Vätern in Elternzeit

Internationale Studien• Analysen mit Registerdaten zur Inanspruchnahme von Elternzeit

(Chronholm 2002; Sundström und Duvander 2002; Byrgen und Duvander 2006; Naz 2007; Lappegard 2008)

Studien für Deutschland• Einstellungen von Männern und Betrieben zu Elternzeit und

Erziehungsgeld (Vaskovics und Rost 1999; Rost 1999; Beckmann 2001; Institut für Demoskopie Allensbach 2005)

• Qualitative Studien zu Vätern in Elternzeit bzw. Arbeitsteilung im Haushalt (Vaskovics und Rost 1999; Oberndorfer und Rost 2002; Döge und Behnke 2004; Kassner und Rüling 2005)

• Evaluation des Elterngeldes (RWI 2008, 2009)

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Forschungsfrage

• Welche Faktoren bestimmen die Inanspruchnahme von Elternzeit bei Vätern?

• Wie haben sich diese Faktoren mit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 verändert?

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1986 Einführung Erziehungsurlaub 10 MonateErziehungsgeld 600 DM/10 Monate

2007Einführung Elterngeld 67 % des vorherigen

Nettoeinkommensbzw. 300 € für Nichterwerbstätige

2001Umbenennung Erziehungsurlaub in ElternzeitFlexibilisierungErziehungsgeld 600 DM / 2 Jahre

900 DM / 1 Jahr

1992Verlängerung des Erziehungsurlaubs auf 3 Jahre, Erziehungsgeld 600 DM / 18 Monate

ab 1993: 600 DM / 2 Jahre

Mikrozensus 1999-2007

Familienpolitische Rahmenbedingungen

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Theoretische Vorüberlegungen

Ökonomischer Ansatz

• Person mit höher Humankapitalausstattung entscheidet sich aufgrund höherer Opportunitätskosten für Erwerbsarbeit(Becker 1993; Manser und Brown 1980; Ott 1992)

� Männer mit geringer Qualifikation sollten eher in Elternzeitzu finden sein

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Theoretische Vorüberlegungen

Soziologische Ansätze

• Erwerbsentscheidungen werden determiniert durch kulturelle Leitbilder (Pfau-Effinger 1998, 2000)

• Die Bedeutung von „gendered moral rationalities“ für Vaterschaft, Mutterschaft und Erwerbstätigkeit (Duncan und Edwards 1997)

• „Socio-economic modernization … brings growingemphasis on self-expression values, which in turn lead to growing demand for … gender equality“ (Inglehart und Welzel 2005)

• Bildung als Schubkraft des Wertewandels

• Höher Gebildete haben modernere Einstellungen zur geschlechtlichen Arbeitsteilung (Alwin et al. 1992; Bolzendahl und Myers 2004; Brewster und Padavic 2000; Hofäcker 2007)

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0% 25% 50% 75% 100%

Kind leidet, wennMutter erwerbstätig

Mann bei Karriereunterstützen wichtiger

als eigene Karriere

Mann sollte arbeiten,Frauen sich um

Haushalt kümmern

Verheiratete Frauensollten nicht arbeiten,wenn Jobs begrenzt

Hochschulabschluss

Berufsabschluss

Kein Abschluss

Anteil an Männern, die ganz oder teilweise zustimmen

Theoretische Vorüberlegungen

Einstellungen von Männern zur geschlechtlichen Arbeitsteilung

Quelle: ALLBUS 2004

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Theoretische Vorüberlegungen

(1) Hypothese zum Geschlechterrollenwandel

Hoch qualifizierte Männer sind die Träger „neuer Geschlechterrollen“ und sind häufiger in Elternzeit zu finden

(2) Relative-Ressourcen-Hypothese

Männer, die schlechter qualifizierter sind als ihre Partnerinnen nehmen häufiger Elternzeit.

(3) Hypothese zum Einfluss des Elterngeldes

Durch die Einführung eines adäquaten Einkommensersatzes sind höher qualifizierte Männer im Jahr 2007 häufiger in Elternzeit als in der Zeit davor.

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Daten

Daten

• Mikrozensus (Originalmaterial per Ferndatenverarbeitung) 1999-2007 (gepoolt)

Stichprobe

• Männer

• Alter 18-45

• mit Kindern im Alter 0-3 in der Familie

• in heterosexueller Partnerschaft

Methode

• Logistische Regression

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Daten

Fallzahlen

122.0384.0778.336626108.999Absolut

1003,36,80,589,3Gesamt

1002,96,40,790,12007

1003,18,10,688,22006

1003,18,90,587,52005

1003,58,70,587,32004

1003,47,90,688,22003

1003,66,50,589,52002

1003,55,10,491,02001

1003,65,10,490,92000

1003,35,50,490,91999

NEPerwerbslosElternzeiterwerbstätig

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Abhängige Variable: in Elternzeit / nicht in Elternzeit

Erklärende Variablen:

• Bildung (kein Abschluss, Berufsausbildung, FH/Uni)

• Relative Bildung (beide kein Abschluss, beide Berufsausb., beide Uni, Frau<Mann, Frau>Mann)

• Jahr (1999-2000, 2001-2003, 2004-2006, 2007)

• Sektor (privat, öffentlich)

• Befristung (befristetes Arbeitsverhältnis, unbefristetes Arbeitsverhältnis)

• Relatives Alter (Partnerin gleich alt, Partnerin 2-6 J. jünger etc.)

• Kontrollvariablen: Region, Staatsangehörigkeit, Alter, Familienform Anzahl der Kinder unter 18 Jahren, Alter des jüngsten Kindes, Geschlecht des jüngsten Kindes

Variablen

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Multivariate Ergebnisse

BildungKein Abschluss 1,12Berufsausbildung 1FH/Uni 1,00

Modell 1

Weitere Variablen: Jahr, Region, Staatsangehörigkeit, Alter, Familienform, Anzahl der Kinder, Alter des jüngsten Kindes, Geschlecht des jüngsten Kindes, Art des Arbeitsvertrags, Sektor

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Multivariate Ergebnisse

BildungKein Abschluss 1,12Berufsausbildung 1FH/Uni 1,00

Bildung Befragter & PartnerinBeide kein Abschluss 0,89 Beide Berufsausbildung 1Beide FH/Uni 1,45 ***Frau < Mann 0,52 ***Frau > Mann 2,44 ***

Modell 1 Modell 2

Weitere Variablen: Jahr, Region, Staatsangehörigkeit, Alter, Familienform, Anzahl der Kinder, Alter des jüngsten Kindes, Geschlecht des jüngsten Kindes, Art des Arbeitsvertrags, Sektor

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Multivariate Ergebnisse

Art des Arbeitsvertrags

Befristet 0,53 ***

Unbefristet 1

Selbstständig 0,50 ***

Sektor

Privat 1

Öffentlich 1,36 ***

Weitere Variablen: Jahr, Region, Staatsangehörigkeit, Alter, Familienform, Bildung, Anzahl der Kinder, Alter des jüngsten Kindes, Geschlecht des jüngsten Kindes, Betriebsgröße, Altersunterschiede zw. den Partnern, Bildung & Bildung der Partnerin

Modell 2

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Multivariate ErgebnisseModell 2

Weitere Variablen: Region, Staatsangehörigkeit, Alter, Familienform, Anzahl der Kinder, Alter des jüngsten Kindes, Geschlecht des jüngsten Kindes, Art des Arbeitsvertrags, Sektor, Bildungsunterschiede zw. den Partnern, Altersunterschiede zw. den Partnern

Jahr1999-2000 12001-2003 1,102004-2006 1,20 2007 1,66 ***

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Multivariate Ergebnisse

Weitere Variablen: Region, Staatsangehörigkeit, Alter, Familienform, Anzahl der Kinder, Alter des jüngsten Kindes, Geschlecht des jüngsten Kindes, Art des Arbeitsvertrags, Sektor

Bildung des Befragten * Jahr

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

kein Abschluss Berufsausbildung Hochschulabschluss

Od

ds

ra

tio

2007

1999-2006

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Multivariate Ergebnisse

Weitere Variablen: Region, Staatsangehörigkeit, Alter, Familienform, Anzahl der Kinder, Alter des jüngsten Kindes, Geschlecht des jüngsten Kindes, Art des Arbeitsvertrags, Sektor, Altersunterschiede zw. den Partnern

Bildung des Befragten * Bildung der Partnerin * Jahr

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

beideHochschulabschluss

Frau < Mann beideBerufsausbildung

beide kein Abschluss Frau > Mann

Od

ds

rati

o

2007

1999-2006

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Fazit

Hypothese zum Geschlechterrollenwandel• Keine direkte Bestätigung, dass hoch qualifizierte Männer

Vorreiter in der Inanspruchnahme der Elternzeit sind

Relative-Ressourcen-Hypothese• Relative Bildung ist ein starker Prädiktor der Inanspruchnahme

der Elternzeit von Vätern.

Hypothese zum Einfluss des Elterngeldes

Hoch qualifizierte Väter sind im Jahr 2007 wesentlich häufiger in Elternzeit als in der Zeit davor.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!