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1 Juliane Hasenbring, Praktikantin an der Deutschen Botschaft Paris 31.01.2011 Vergleich der Exzellenzinitiativen in Deutschland und Frankreich 1. Hochschulwesen: Status quo 2. Exzellenzinitiativen 2.1. Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen 2.1.1 Förderlinien 2.1.1.1 Graduiertenschulen 2.1.1.2 Exzellenzcluster 2.1.1.3 Zukunftskonzepte 2.1.2 Förderkriterien 2.1.3 Verfahren 2.1.4 Evaluierung 2.1.5 Kritik an der Initiative 2.2. Exzellenzinitiative in FRA 2.2.1 Exzellenzcluster 2.2.1.1 Initiatives d’Excellence (IDEX) 2.2.1.2 Exzellenzlabore (LABEX) 2.2.1.3 Forschungsinstitute (IRT) 2.2.1.4 Universitäts-Krankenhaus-Verbundinsitute (IHU) 2.2.1.5 Plateau de Saclay 2.2.1.6 Instituts Carnot 2.2.1.7 Verwertung der Forschungsergebnisse/ Technologietransfer 2.2.2 Thematische Exzellenzprojekte 2.2.2.1 Exzellenzausstattung (EQUIPEX) 2.2.2.2 Thematische Exzellenzinstitute zur Erforschung CO 2 -freier Energien (IEED) 2.2.2.3 Luft- und Raumfahrttechnik 2.2.2.4 Gesundheit und Biotechnologien 2.2.2.5 Nukleartechnik 2.2.3 Allgemeine Resonanz 3. Vergleich beider Initiativen

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Juliane Hasenbring, Praktikantin an der Deutschen Botschaft Paris 31.01.2011

Vergleich der Exzellenzinitiativen in Deutschland und Frankreich

1. Hochschulwesen: Status quo

2. Exzellenzinitiativen

2.1. Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft

und Forschung an deutschen Hochschulen

2.1.1 Förderlinien

2.1.1.1 Graduiertenschulen

2.1.1.2 Exzellenzcluster

2.1.1.3 Zukunftskonzepte

2.1.2 Förderkriterien

2.1.3 Verfahren

2.1.4 Evaluierung

2.1.5 Kritik an der Initiative

2.2. Exzellenzinitiative in FRA

2.2.1 Exzellenzcluster

2.2.1.1 Initiatives d’Excellence (IDEX)

2.2.1.2 Exzellenzlabore (LABEX)

2.2.1.3 Forschungsinstitute (IRT)

2.2.1.4 Universitäts-Krankenhaus-Verbundinsitute (IHU)

2.2.1.5 Plateau de Saclay

2.2.1.6 Instituts Carnot

2.2.1.7 Verwertung der Forschungsergebnisse/ Technologietransfer

2.2.2 Thematische Exzellenzprojekte

2.2.2.1 Exzellenzausstattung (EQUIPEX)

2.2.2.2 Thematische Exzellenzinstitute zur Erforschung

CO2-freier Energien (IEED)

2.2.2.3 Luft- und Raumfahrttechnik

2.2.2.4 Gesundheit und Biotechnologien

2.2.2.5 Nukleartechnik

2.2.3 Allgemeine Resonanz

3. Vergleich beider Initiativen

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Abkürzungsverzeichnis

AERES Agence d'évaluation de la recherche et de l'enseignement supérieur

ANR Agence nationale de la recherche

CGI Commissaire général à l’investissement

CPU Conférence des présidents d'université

EQUIPEX Equipements d’excellence

IDEX Initiative d’Excellence

IEED Instituts thématiques d’excellence énergies décarbonnées

IHU Instituts Hospitalo-Universitaires

IRT Instituts de Recherche Technologique

LABEX Laboratoires d’Excellence

PRES Pôles de recherche et d’enseignement supérieur

SATT Sociétés d’Accélération du Transfert de Technologie

SNRI Stratégie nationale de recherche et d’innovation

1. Hochschulwesen: Status quo

Beschäftigt man sich heutzutage mit dem Hochschulwesen, sieht man sich mit dem Thema

der Exzellenz konfrontiert.

Die Förderung von Forschung und universitärer Bildung durch Exzellenzinitiativen beruht

auf einem neuen Verständnis von Hochschulbildung in Europa, insbesondere aber in DEU

und FRA, welches auch durch das Aufkommen verschiedener Rankingsysteme und das

Abschneiden der Universitäten der jeweiligen Länder verstärkt wird.

Auf EU-Ebene stellt die „Europe 2020 Flagship Initiative – Innovation Union“, eine 10-

Jahres-Initiative der Europäischen Kommission, die am 03. März 2010 zur Belebung der

Wirtschaft der Europäischen Union gestartet wurde, fest, dass das Bildungssystem der EU-

Staaten verbessert werden müsse – und zwar in Richtung Exzellenz. Es bedürfe

Universitäten von weltweiter Bedeutung, um Wissenschaftler aus dem Ausland anzuziehen

und um Innovationen zu fördern. Weiteres Handlungsfeld sei die Forschung, die im Sinne

der Innovation einer breiteren Vernetzung der Wissenschaften untereinander sowie v.a. mit

der Wirtschaft bedürfe. Das schlechte Abschneiden der europäischen Universitäten in den

internationalen Rankings zeige die Notwendigkeit der Hochschulreformen.

Dennoch ist das Konzept der Exzellenz mehrdeutig. Bezieht sich das Konzept auf die

Bildung, die Forschung oder auch die Innovation und damit auf den wirtschaftlichen

Rahmen?

2003 publizierte die Jiao Tong Universität das erste Shanghai-Ranking. Die Indikatoren

sind quantitativer Natur (z.B. Anzahl der Nobelpreise, Anzahl der Zitierungen von

Forschern). Die ersten Plätze teilen sich die amerikanischen Topuniversitäten Harvard,

Berkeley, Stanford. 2010 ist die Universität Paris 6 auf Platz 39 die erste französische

Universität und auf Platz 52 die LMU München die erste deutsche Universität im Ranking.

Im Times Higher Education World University Ranking 2010-2011 liegt die École

Polytechnique als erste französische Hochschule auf Rang 39, die Universität Göttingen als

erste deutsche Universität auf Platz 43, während die Spitzenpositionen von US-

amerikanischen und britischen Universitäten besetzt werden.

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Dennoch gilt es, hinsichtlich der Rankings die Schwierigkeit in der Messung der Qualität

der Lehre zu konstatieren. Bemisst man die Bedeutung der Forschung zu hoch, sind die

technischen Universitäten und die Ausbildung in der Lehre unterbewertet. Auch ein

Parameter wie die Demokratisierung des Studienzugangs kommt in den Rankings nicht

vor.

Fragen lässt sich auch, wie eine Klassifizierung, die von westlichen Industrieländern

konzipiert und dominiert wird, dazu beitragen kann, das Entstehen qualitativer

Hochschulsysteme in Schwellenländern anzuregen.

2. Exzellenzinitiativen

Die Regierungen vieler Länder reagieren auf die jeweilige Positionierung in den Rankings

mit Initiativen zur Förderung von Hochschule und Forschung.

In DEU ist bereits die zweite Programmphase der Exzellenzinitiative angelaufen, die am

23.05.2005 verabschiedet wurde. In FRA befindet sich die im Rahmen der Großen

Staatsanleihe angekündigte Exzellenzinitiative in einigen Fördelinien noch in der

Ausschreibungsphase. Die Ergebnisse für die Hauptlinie der französischen Exzellenz-

initiative werden für Juli 2011 erwartet..

2.1. Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von

Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen

DEU zählt 394 Hochschuleinrichtungen, davon 104 Universitäten. In 2009 studierten

1,996 Mio. Studenten in DEU, zwei Drittel davon an Universitäten.

Die Entstehungsgeschichte der deutschen Exzellenzinitiative beginnt mit der SPD-

Klausurtagung in Weimar am 05. und 06.01.2004. Die ausgearbeiteten „Weimarer

Leitlinien Innovation“ sehen durch die Schaffung von Spitzenhochschulen und

Forschungszentren, die mit internationalen Hochschulen wie Harvard und Stanford

konkurrieren sollen, eine Modifizierung der Hochschullandschaft vor. Auch aufgrund der

hohen Kosten, die die Etablierung solcher Hochschulen bedeuten würde, wurde von der

Idee der reinen „Eliteuniversität“ Abstand genommen.

Am 26.01.2004 wurde das Konzept „Brain up! DEU sucht seine Spitzenuniversitäten“ von

BM’in Bulmahn eingebracht, das wegen der Konzentration der Gesamtförderung auf

lediglich fünf Hochschulen kritisiert wurde. Aufgrund mangelnder Konsensfähigkeit

zwischen Bund und Ländern bzgl. der Gesamtförderung von Hochschulen wurde der

Fokus auf projektbezogene Programme gelegt, die sich an bereits geförderten

Graduiertenschulen und Sonderforschungsbereichen orientieren und nicht mehr komplette

Hochschulen umfassen sollten. Die am 23.05.2005 verabschiedete „Exzellenzinitiative

des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an

deutschen Hochschulen“ rekurriert auf die Beschlussfassung der Bund-Länder-

Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (29.03.2004), die bereits drei

Förderlinien vorsieht, wobei die endgültige Verabschiedung durch die gleichzeitigen

Verhandlungen zur Föderalismusreform verzögert wurden. Die DFG wurde in Kooperation

mit dem Wissenschaftsrat mit der Durchführung der Exzellenzinitiative beauftragt. Die

erste Runde lief von 2006-2011.

Mit der Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern gemäß Artikel 91b Abs. 1

Nr. 2 des Grundgesetzes über die Fortsetzung der Exzellenzinitiative des Bundes und der

Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen vom

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04.06.2009 wurde die Fortführung der Exzellenzinitiative beschlossen; die Förderperiode

wurde ebenfalls auf fünf Jahre festgelegt.

2.1.1 Förderlinien

Mit der Exzellenzinitiative streben der Bund und die Länder die nachhaltige Stärkung

des Wissenschaftsstandorts DEU, die Verbesserung seiner internationalen Wettbe-

werbsfähigkeit und die Herausbildung von Spitzen im Universitäts- und Wissen-

schaftsbereich an. Interdisziplinarität, Nachwuchsausbildung und Forschung sollen auf ein

neues Qualitätsniveau gehoben werden. Die Zusammenarbeit von Hochschulen und

außeruniversitären Forschungseinrichtungen soll intensiviert werden.

Ein weiteres Kernelement ist die Rekrutierung „exzellenter“ Wissenschaftler. Die

Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Gleichstellung von Männern und Frauen sind

weitere Zielvorstellungen.

In den ersten beiden Förderrunden wurden 39 Graduiertenschulen, 37 Exzellenzcluster

und 9 Zukunftskonzepte1 bewilligt. Im Verfahren antragsberechtigt waren die

Universitäten. Insgesamt wurden Anträge von 37 Universitäten bewilligt. An finanziellen

Mitteln wurden 1,9691 Mrd. Euro zugesagt, die sich zu 59,9% auf die Förderlinie

Exzellenzcluster, zu 28,7% auf die Förderlinie Zukunftskonzepte und zu 11,4% auf die

Graduiertenschulen verteilen. Die Summe wird zu 75% vom Bund und zu 25% von dem

jeweiligen Sitzland der Universität getragen.

Für die dritte Ausschreibungsrunde wurde das Fördervolumen um 30% auf rund 2,7 Mrd.

Euro erhöht. Für diese Auswahlrunde, die im März 2010 begann und am 01.09.2010 endete

werden erste Ergebnisse für März 2011 erwartet.

2.1.1.1 Graduiertenschulen

Die Graduiertenschulen sind ein Instrument zur Förderung des wissenschaftlichen

Nachwuchses, das bestmögliche Promotionsbedingungen in einem breiten,

interdisziplinären Wissenschaftsgebiet ermöglichen soll.

Als Förderkriterien sind die Qualität eines übergreifenden Forschungs- und

Studienprogrammes in Profil bildenden Wissenschaftsfeldern, die Attraktivität für in- und

ausländische Absolventen sowie die bestmögliche Betreuung und die Herstellung einer

frühstmöglichen Selbstständigkeit des Wissenschaftsnachwuchses anzuführen.

Die in der ersten Förderlinie ausgewählten Graduiertenschulen lassen sich in zwei Typen

untergliedern: die themenzentrierten Graduiertenschulen und die Strukturbilder. Die

ersten sind in ihrer Ausrichtung auf ein übergeordnetes Thema fokussiert, während eine

1 Die Förderquoten nach der Vorselektion auf Basis der eingereichten Skizzen lagen bei 47%

(Graduiertenschulen), 46% (Exzellenzcluster) und 64% (Zukunftskonzepte).

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interdisziplinäre Zusammensetzung der Doktorandenschaft besteht. Der Typ der

Strukturbilder ist weniger auf ein Themenfeld konzentriert, stattdessen sind die

Graduiertenschulen strukturell in die Hochschule integriert, wobei diese Formen der

Integration auch hochschulübergreifend konzipiert sein können. Der Fokus liegt auf der

Weiterentwicklung der Doktorandenausbildung an der jeweiligen Hochschule, nicht auf

dem gemeinsamen Forschungsfeld.

Graduiertenschulen wurden in der ersten und zweiten Förderrunde mit durchschnittlich

einer Mio. Euro jährlich gefördert. In der Fortsetzung der Exzellenzinitiative wurde eine

bedarfsorientierte Skalierung festgelegt. Jährlich können Universitäten mit Mitteln von 1

bis 2,5 Mio. Euro gefördert werden.

2.1.1.2 Exzellenzcluster

Die Exzellenzcluster sollen dazu beitragen, international sichtbare und konkurrenzfähige

Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen mit exzellenten Ausbildungs- und

Karrierebedingungen zu etablieren, und forcieren gleichzeitig die Vernetzung und

Kooperation innerhalb der Wissenschaft. Dabei nehmen sie eine wichtige Position in

der strategischen und thematischen Planung einer Universität und ihrer Prioritätensetzung

ein und dienen der Profilschärfung.

Der Begriff „Cluster“ orientiert sich am ökonomischen Konzept der Bündelung der

Aktivität von Akteursgruppen, um so Skaleneffekte zu nutzen sowie Produktivität,

Innovation und die Entwicklung neuer Geschäftsfelder zu fördern. Es gilt der Gedanke,

unkonventionelle Ideen zu unterstützen.

Die Exzellenzcluster wurden in der ersten Förderlinie mit 6,5 Mio. Euro jährlich gefördert.

In der zweiten Förderlinie ist auch hier eine Skalierung von 3 bis 8 Mio. Euro jährlich

vorgesehen.

2.1.1.3 Zukunftskonzepte

Die Zukunftskonzepte sollen dem Ausbau der universitären Spitzenforschung dienen und

die Universität im internationalen Rahmen konkurrenzfähiger machen. Förderungsfähig

sind alle Maßnahmen, die die Universitäten in die Lage versetzen, ihre international

herausragenden Bereiche weiterzuentwickeln bzw. zu ergänzen, und die dazu beitragen,

sich im internationalen Wettbewerb in der Spitzengruppe zu positionieren.

Eine maximale Förderung von 12 Zukunftskonzepten ist vorgesehen; in der zweiten

Förderrunde wird eine Förderung von bis zu fünf Neuanträgen angestrebt. Gefördert

werden können Universitäten jedoch nur, wenn sie bereits für mindestens eine

Graduiertenschule und ein Exzellenzcluster die Sprecherrolle wahrnehmen, wobei das

Zukunftskonzept sich auf die Universität als ganze, aber auch auf einzelne Fakultäten

beziehen kann und thematisch nicht von den übrigen Förderlinien abhängig ist. Der Antrag

wird von einer einzelnen Universität gestellt.

Die Zukunftskonzepte werden mit rund 142 Mio. Euro jährlich gefördert; eine Obergrenze

für das jährliche Fördervolumen eines Konzeptes ist in der 2. Programmphase nicht mehr

vorgesehen.

2.1.2 Förderkriterien

Die für alle drei Förderlinien gültigen, allgemeinen Kriterien sind die Exzellenz von

Forschung und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf mindestens

einem breiten Wissenschaftsgebiet, das Gesamtkonzept zur Vernetzung der Disziplinen

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und zur internationalen Vernetzung in der Forschung sowie universitätsübergreifende

bzw. außeruniversitäre Kooperationen.

Daneben wird auch die Gleichstellung von Mann und Frau in der Wissenschaft und deren

Förderung berücksichtigt.

2.1.3 Verfahren 2

Die Auswahl der geförderten Anträge verläuft in zwei Stufen, der Absichtserklärung mit

Projektskizze und der Antragsstellung. Eine vierzehnköpfige Fachkommission bereitet

die Entscheidung über die Graduiertenschulen und Exzellenzcluster im wissenschaftlichen

und fachlichen Rahmen vor. Die Auswahl der Anträge für die Zukunftskonzepte wird von

der Strategiekommission3 vorbereitet. Fachkommission und Strategiekommission bilden

die Gemeinsame Kommission4.

Im Bewilligungsausschuss, der sich aus der Gemeinsamen Kommission und den

Wissenschaftsministern des Bundes und der Länder zusammensetzt, werden die jeweiligen

Minister des Bundes (16 Stimmen) und der Länder (16 Stimmen) am Prozess beteiligt. Mit

39 zu 32 Stimmen hat die Gemeinsame Kommission die Mehrheit der Stimmen im

Bewilligungsausschuss.

2.1.4 Evaluierung

Das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) wurde mit dem

programmbegleitenden Monitoring der Exzellenzinitiative beauftragt.

Der in der Exzellenzvereinbarung verankerte Bericht der Gemeinsamen Kommission zur

Exzellenzinitiative, der als Grundlage für die Entscheidung zur Fortsetzung der

Exzellenzinitiative dient, basiert auf iFQ-Daten5. Gemäß diesem Bericht hat die

Exzellenzinitiative eine große struktur- und profilbildende Wirkung und fördert

interdisziplinäre, fakultätsübergreifende Kooperationen innerhalb und außerhalb der

Universität und dient der Internationalisierung deutscher Hochschulen. Es findet eine

internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in-

und ausländische Studierende und Wissenschaftler attraktiv werden lässt, statt. Die

Gleichstellung von Mann und Frau sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird

durch die Initiative verbessert.

Die Graduiertenschulen sind als Qualifizierungsinstrument und Ort des

interdisziplinären, fakultätsübergreifenden Dialogs zu werten. Insbesondere die

Kooperation innerhalb der Universitäten und mit außeruniversitären

Forschungseinrichtungen werden durch die Graduiertenschulen unterstützt.

Die Exzellenzcluster dienen laut Bericht der strategischen Planung und der

Profilschärfung der Hochschulen. Die Exzellenzinitiative hat auch hier zu Vernetzungen

innerhalb der Wissenschaftslandschaft beigetragen.

Die Zukunftskonzepte stärken die Universität insgesamt und dienen der Integration. Auch

hier lässt sich die Verbesserung in der Zusammenarbeit zwischen Universitäten und

2 s. Anhang

3 Die Strategiekommission setzt sich aus sechs Mitgliedern der Wissenschaftlichen Kommission des

Wissenschaftsrates und sechs Nichtmitgliedern, die vom Vorsitzenden des Wissenschaftsrates im

Einvernehmen mit den aus der Wissenschaftlichen Kommission gewählten Mitgliedern berufen werden,

zusammen. 4 Die Gemeinsame Kommission setzt sich zu ca. 20% aus ausländischen Experten zusammen; 15 der

30 Mitglieder sind Angehörige von Universitäten oder Forschungsinstituten im Ausland. 5 Die Daten sind unter http://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Papers/GWK-Bericht-

Exzellenzinitiative.pdf verfügbar.

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außeruniversitären Forschungseinrichtungen erkennen. Die Universitäten sind zudem

handlungsfähiger geworden, indem sie neue Wege der Selbstverwaltung gehen.

Hinsichtlich der Personalrekrutierung erweist sich, laut Evaluierung, das deutsche

Gehaltsniveau als gering konkurrenzfähig. Der Mangel an geeigneten Kandidaten sei ein

weiterer Faktor, der zu Problemlagen führe.

Fünf Jahre einer Förderung seien jedoch kein ausreichender Rahmen um die Auswirkungen

einer Exzellenzinitiative abschließend beurteilen zu können.

2.1.5 Kritik an der Initiative

Neben den Befürwortern sind auch kritische Stimmen wahrnehmbar. Diese richten sich

einerseits gegen den Begriff der Elite sowie gegen das Verfahren der

Antragsbegutachtung. Andererseits wird der Drittmittelzuwachs kritisiert, der die

Wettbewerbsbedingungen verzerre und zur Ausbildung von Monopolen führe.

Insbesondere die Gewinner der Förderlinie Zukunftskonzepte, die sog.

„Exzellenzuniversitäten“, verzeichnen einen Zuwachs an Drittmitteln, der die Frage nach

der nachhaltigen Finanzierung der neugeschaffenen Strukturen aufdrängt, sobald der Status

als Exzellenzuniversität langsam an Bekanntheit einbüßt.

Eine Umfrage des iFQ im Frühjahr 2010 unter deutschen Professoren ergab, dass fast ein

Drittel der Respondenten die Exzellenzinitiative weder für Forschung noch für Lehre für

ein geeignetes Mittel hält, um den Wissenschaftsstandort DEU zu stärken.

Insbesondere die Gewerkschaft Ver.di spricht sich gegen die Exzellenzinitiative aus. Ver.di

kritisiert den Paradigmenwechsel, der deutlich mache, dass es darum ginge, die

Universitäten als Marken zu kreieren; Prestige und symbolisches Kapital werde so vor

wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn gestellt. Die Förderung von Monopolen sieht Ver.di

als innovationsfeindlich an, da Innovation einer gewissen Breite bedürfe.

Insbesondere im Hinblick auf die zweite Runde der Exzellenzinitiative kritisiert sie die

Beschränkung der geförderten Universitäten auf maximal 12, davon höchstens fünf

Neuanträge, sodass sieben Universitäten ihren Förderstatus beibehalten könnten. Weiterhin

führten, so Ver.di, die frühen Ausschreibungsfristen zu einem Mangel an verwertbaren

wissenschaftlichen Ergebnissen der ersten Förderphase.

2.2. Exzellenzinitiative in FRA

Das französische Hochschulsystem verzeichnet mehr als 2.230.000 Studenten, wovon

zwei Drittel an einer der 83 französischen Universitäten eingeschrieben sind. Die

Forschung findet hauptsächlich in den Hochschuleinrichtungen bzw. in nationalen

Forschungsorganisationen (CNRS, INSERM, INRA, etc.) statt.

Die französische Hochschullandschaft ist einer Reihe von Reformen unterworfen. Neben

dem Bologna-Prozess, der europaweit die Einführung des dreistufigen Abschlusssystems

(Licence-Master-Doktorat) vorsieht (Réforme LMD, 2002), wirkt das Gesetz für die

Forschung (April 2006) 6

auf das Hochschulsystem ein. Dieses Gesetz brachte die nationale

Forschungsagentur (ANR), die – in Anlehnung an die Deutsche Forschungsgemeinschaft –

über die Finanzierung von Forschungsprojekten entscheidet, sowie eine Institution zur

Evaluierung des Hochschulwesens und der Forschung (AERES)7 hervor, die die bereits

6 Loi de programme pour la recherche“

7 Von 2007 – 2010 hat AERES die gesamte französische Universitätslandschaft in vier Wellen

evaluiert. Die Evaluierung gliedert sich in drei Phasen: Vorbereitung, Expertise sowie Elaborierung und

Veröffentlichung des Berichtes. Die Methodologien zur Evaluierung der Licence- und Masterprogramme,

sowie der Doktorandenschulen wurden auf Basis der gewonnen Erfahrungen im Laufe der vier Jahre

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bestehenden Evaluationseinheiten zusammenfasst. Weiterhin sieht das Gesetz die

Clusterung von Hochschuleinrichtungen vor, indem diese sich zu Lehr- und

Forschungsclustern8 (PRES) zusammenschließen. Bis Ende 2010 sind insgesamt 17 dieser

Zusammenschlüsse entstanden. Neben den PRES finden auch im Bereich der

Spitzenforschung (RTRA9) und der Gesundheit (RTRS

10) Zusammenschlüsse zu

thematischen Netzwerken statt.

Das 2007 erlassene Gesetz zur Freiheit und Verantwortung der Universitäten soll den

Universitäten zu mehr Autonomie verhelfen. Es modifiziert die Verwaltung der

Universitäten, indem es ihnen weitere Kompetenzen und Verantwortungen zuspricht. Dies

ist insbesondere in der Budgetierung der Fall, indem den Hochschulen ein Globalbudget

zugesprochen wird, sodass vor allem als Novum die Personalrekrutierung im

Entscheidungsrahmen der Universität liegt. Die Mittelzuweisung ist von nun an – in

bescheidenem Rahmen – unter anderem von der Leistung der Universität abhängig.

Weiterhin können die Universitäten Volleigentümer an ihren Immobilien werden.

Zum 01.01.2011 haben 75 der 83 französischen Universitäten diesen Autonomiestatus in

Anspruch genommen.

Im Januar 2008 übergab die Kommission zur Freisetzung des französischen Wachstums11

unter der Leitung von Jacques Attali ihren Bericht mit Empfehlungen und Vorschlägen zur

Ankurbelung der französischen Wirtschaft an StP Sarkozy. Darin wird die Gründung von

10 großen Hochschul- und Forschungsclustern in realer und virtueller Form vorgeschlagen.

Die Finanzierung soll, gemäß des Vorschlags, insbesondere auf Basis von Kooperationen

zwischen privatem und öffentlichem Sektor erfolgen. Ausbildung, Wissenstransfer und

Innovation sind laut der Kommission zentrale Aspekte für die Ankurbelung der

französischen Wirtschaft. Der Nachfolgebericht, Ambitionen für 10 Jahre12

, der Mitte

Oktober 2010 veröffentlicht wurde, soll die Wege für den Ausstieg Frankreichs aus der

Krise aufzeigen. Auch hier wird die Favorisierung der Autonomie der Universitäten und

die Kooperationen zwischen privatem und öffentlichem Sektor sowie zwischen den

Universitäten zur Verbesserung der Innovationsstärke Frankreichs und die Schaffung von

Clustern von internationaler Bedeutung vorgeschlagen. Die Ausgaben im Bereich der

höheren Bildung im Rahmen der Großen Staatsanleihe wertet die Kommission als Schritt

in die richtige Richtung.

Im Februar 2008 wurde die Opération Campus, die als „Vorläufer“ der mit der Großen

Staatsanleihe erfolgten Exzellenzinitiative zu sehen ist, gestartet. Dieser Plan sah zur

Steigerung der Attraktivität der französischen Universitäten die Schaffung von 12

modifiziert. Die Evaluierung erfolgt für die verschiedenen Disziplinen Naturwissenschaft und Technologien;

Lebens-, Gesundheits-, und Ökowissenschaften; Recht, Wirtschaft und Verwaltung; sowie Sozial- und

Geisteswissenschaften, für Universitäten und Forschungseinheiten, sowie für Licence, Master und

Doktorandenschulen.

Eine Gesamtbewertung einer Universität findet nicht statt. Die Bewertungsskala der Evaluierung

reicht von A+ bis C. (Bericht verfügbar unter http://www.aeres-evaluation.fr/Actualites/Actualites-de-l-

agence/AERES-2010-Analyses-regionales-des-evaluations-realisees-entre-2007-et-2010) 8 PRES : Pôles de recherche et d’enseignement

9 RTRA: Réseaux thématiques de recherche avancée

10 RTRS : Réseau Thématique de Recherches et de Soins

11 Commission pour la libération de la croissance française. Der Bericht ist unter

http://www.liberationdelacroissance.fr/files/rapports/rapportCLCF.pdf verfügbar. 12

Une ambition pour dix ans; verfügbar unter

http://www.liberationdelacroissance.fr/files/rapports/CLCF_Rapport_2010_Une_ambition_pour_dix_ans.pdf

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Exzellenzcampus vor. Die dafür vorgesehenen 5 Mrd. Euro wurden durch den Verkauf von

drei Prozent staatlicher EDF-Aktien akquiriert13

.

Die ausgewählten 12 Projekte umfassen 46 Universitäten, 40 andere Einrichtungen mit

Hochschulstatus und alle wichtigen staatlichen Forschungseinrichtungen. Sie betreffen

760.000 Studierende und 24.000 Forscher. Sechs der 17 PRES werden durch die Operation

Campus gefördert.

Neun Campus werden zusätzlich als zukunftsträchtig bzw. innovativ14

gefördert. Der

Raum Ile-de-France konnte sich mit insgesamt 5 Projekten (drei Campusprojekte, sowie

ein campus promotteur und ein campus innovant) qualifizieren und erhält somit eine

Förderung von 2,07 Mrd. Euro. Die Infrastrukturarbeiten sollen von Mitte 2012 bis 2015

andauern.

Der Bericht von Phillipe Aghion (2010)15

, der sich auf die universitäre Exzellenz und die

Erfahrungen ausländischer Universitäten bezieht, ist ein weiterer Schritt im Prozess der

Entstehung der französischen Exzellenzinitiative. Der Bericht zeigt die Korrelation von

Autonomie und Exzellenz. Exzellenz sei an finanzielle Mittel und Anreize in Form von

Leistungsbemessungen gebunden. Gemäß Forschungsministerin Pécresse folgen die

französischen Initiativen der letzten Jahre diesen Merkmalen.

Die Finanzierung der Exzellenzinitiative erfolgt aus Mitteln, die im Rahmen der Großen

Staatsanleihe (Grand Emprunt) bereit gestellt werden. Insgesamt werden 21,9 der 35 Mrd.

Euro für Projekte im Forschungs- und Hochschulbereich zur Verfügung gestellt, wobei der

Großteil der Gelder lediglich als Kapitaldotation ausgegeben wird, sodass nur die

Zinserträge konsumierbar sind. Die Ausschreibungen der Großen Staatsanleihe, die die

Universitäten betreffen, werden durch die ANR koordiniert und finden in zwei Wellen

(2010, 2012) statt.

Die Fördermaßnahmen gliedern sich in zwei Komplexe: die Exzellenzcluster 16

und die

thematischen Exzellenzprojekte17

.

13

Da der Verkauf lediglich 3,7 Mrd. freistellte, sind in der Exzellenzinitiative der Großen

Staatsanleihe 1,3 Mrd. für die Opération Campus einkalkuliert. 14

Campus prometteurs et innovants 15

Aghion ist Wirtschaftsprofessor mit Lehrstuhl in Harvard und Vorsitzender der berichtenden

Kommission, die sich aus hochrangigen Persönlichkeiten aus Universität und Forschung zusammensetzt und

war bereits Mitglied der Kommission Attali. 16

Pôles d’excellence 17

Pôles thématiques d’excellence

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2.2.1 Exzellenzcluster

Mit den Exzellenzclustern sollen Institutionen, nicht thematische Felder gefördert werden.

Die Gesamtförderung beträgt 15,35 Mrd. Euro und soll dazu dienen, die Transformation

des Hochschul- und Forschungssystems zu beschleunigen, sowie französische Campus

zu schaffen, die im internationalen Raum sichtbar sind, über neue

Verwaltungsstrukturen verfügen und Innovation offen gegenüber stehen.

Allgemeine Kriterien für die Projektauswahl sind wissenschaftliche Qualität und

innovativer Charakter des Projekts, Offenheit gegenüber der

Wissenschaftsgemeinschaft, strukturbildende Kraft im Hinblick auf die internationale

Sichtbarkeit, Kohärenz mit der Nationalen Strategie für Forschung und Innovation

(SNRI)18

, Auswirkungen im sozioökonomischen Rahmen und auf die Bildung, Strategien

der Verwertbarkeit der Forschungsergebnisse und des Wissentransfers sowie Effekte

auf die Drittmitteleinwerbung.

2.2.1.1 Exzellenzinitiative (IDEX)

Die Exzellenzinitiative ist mit einer Förderung von 7,7 Mrd. das Kernelement der

Exzellenzcluster19

. Die Schaffung von 5-10 pluridisziplinären Exzellenzclustern im

Hochschul- und Forschungswesen mit Weltrang wird anvisiert. Diese Cluster sollen sich

aus Kooperationen von Universitäten, Grandes Écoles, Forschungseinrichtungen und

Unternehmen auf einem kohärenten territorialen Gebiet zusammensetzen.

18

Stratégie nationale de recherche et d’innovation (SNRI): Die Strategie definiert die nationalen

Prioritäten in der Forschung. Die drei Achsen sind in diesem Kontext Gesundheit, Versorgung, und

Biotechnologien; Ökotechnologien und das Feld der Information, Kommunikation und Nanotechnologie. 19

Die Förderung entspricht einer Kapitaldotation, die nach Ablauf der Initiative bei den Universitäten

verbleibt, jedoch auf einem Konto bei der Agence France Trésor hinterlegt werden muss.

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Bewerbungsberechtigt sind bereits bestehende sowie für die Bewerbung eingegangene

Zusammenschlüsse, die über den Charakter einer juristischen Person verfügen.

Die Bewerber müssen ihre Exzellenz innerhalb der Forschung und ihr Bemühen um eine

erhöhte Wettbewerbsfähigkeit in der wissenschaftlichen Produktion, ihre Exzellenz in der

Lehre und ihre Innovationsfähigkeit nachweisen. Daneben sind die territoriale

Verankerung sowie die Kooperationen mit Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft von

Bedeutung. Internationale Sichtbarkeit und die Art und Qualität der Verwaltung sind

weitere Kriterien. Die geförderten Projekt müssen ein hohes wissenschaftliches Potential

verbunden mit internationaler Präsenz sowie einem hohen Potential im Hinblick auf

Partnerschaften, eine exzellente Politik im Bereich der Ausbildung auf Master- und

Doktorandenniveau und starke Internationalisierungsbestrebungen aufweisen.

Die Finanzierung erstreckt sich auf eine vierjährige Probephase und wird nach an einer

Anschubfinanzierung zunächst durch die jährlichen Kapitaleinkünfte einer Dotation bzw.

Anlage gedeckt, die von ANR verwaltet wird. Erst nach der Evaluierung der Probephase

geht die Verwaltung der Kapitaleinlage definitiv an die IDEX-geförderten Projekte über.

Die IDEX sind mit den weiteren Initiativen (Infrastruktur im Bereich Gesundheits- und

Biotechnologie, EQUIPEX, IHU, IRT, SATT) kombinierbar, d.h. dass sich Universitäten

und Zusammenschlüsse auf mehrere der Initiativen bewerben können. Lediglich die Fonds

der Exzellenzlabore sind nicht mit jenen der IDEX kumulierbar, da diese die Finanzierung

der Labore bereits enthalten.

Die Auswahl der Bewerber erfolgt in zwei Phasen. Das Ministerium für Hochschulen

und Forschung koordiniert und nimmt auf der Grundlage der allgemeinen

Zulässigkeitsprüfung durch ANR die Bewerbungen an. AERES nimmt z.T. eine Evaluation

der Institute z.B. im Bereich der Labore vor. Ein Expertengremium aus Wissenschaft und

Wirtschaft wertet die Dossiers fachlich aus. Eine internationale Jury20

schlägt dem

leitenden Gremium des Forschungsministeriums und dem Generalkommissar für

Investitionen im Rahmen der Großen Staatsanleihe (CGI)21

, René Ricol, der beim

Premierminister angesiedelt und für die Gesamtkoordination der Ausgaben der Großen

Staatsanleihe verantwortlich ist, die Projektklassifizierung und deren mögliche

Finanzierungen in Form eines Berichts vor. Der CGI wählt die Projekte und

Finanzierungsmodelle aus; die ANR legt die Ausführungsbestimmungen fest und publiziert

die Ergebnisse.

Die Bewerbungsfrist für die IDEX endete am 7.1.2011; erste Ergebnisse, werden nach der

Auswahl der anderen Initiativen (LABEX, IHU, IRT/IEED, SATT) im Sommer 2011

erwartet.

2.2.1.2 Exzellenzlabore (LABEX)

Die Exzellenzlabore sollen der Steigerung der Exzellenz und des innovativen Charakters

der wissenschaftlichen Forschung, des Technologietransfers und der internationalen

Sichtbarkeit der französischen Forschung dienen. Weiterhin sollen sie die Master- und

Doktorandenausbildung verbessern und die Dynamik innerhalb der Einrichtungen steigern.

Bewerben können sich Forschungseinheiten, thematische Forschungsnetzwerke und

Forschungsinstitute von sehr hoher wissenschaftlicher Qualität, die von AERES bestätigt

werden muss.

20

Als Präsident der Jury der IDEX ist der Schweizer Jean-Marc Rapp, derzeitiger Präsident der

European University Association, ernannt worden. 21

CGI: Commissaire général à l’investissement

Page 12: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

12

Labore werden mit insgesamt 1 Mrd. Euro gefördert, die ebenfalls als „nicht

verbrauchbare“ Dotation ausgegeben wird, d.h. dass den Laboren – neben der

Startfinanzierung – nur die Zinserträge zur Verfügung stehen. Die Förderdauer beträgt 10

Jahre. Die Förderung von 50 Laboren ist vorgesehen. Eine Zwischenevaluation ist

vorgesehen. 239 Projektanträge wurden eingereicht, Ergebnisse werden für Anfang 2011

erwartet. Die zweite Welle soll 2012 lanciert werden.

2.2.1.3 Forschungsinstitute (IRT)

Die IRT sind interdisziplinäre Plattformen mit Campusstruktur, die die Kompetenzen von

Industrie und öffentlicher Forschung auf Basis eines Co-Investments zusammenbringen

und Partnerschaften zwischen öffentlichem und privatem Sektor fördern sollen. Die

Projekte sollen die Zusammenarbeit vom Innovationsprozess bis zum Prototyping

umfassen und auf dieses Weise die themenspezifische Exzellenz international sichtbar

machen. Die Förderung für 4-6 IRT wird anvisiert und umfasst 2 Mrd. Euro (75%

Kapitaldotation, 25% Subvention), wobei die staatliche Beteiligung an der

Gesamtfinanzierung unter 50% liegen muss.

Erste Ergebnisse sind für März 2011 vorgesehen.

Ein Beispiel für einen IRT-Kandidaten ist das IRT Jules Vernes, das in der Loire-Region in

der Nähe von Nantes entstehen und in der Erforschung von Verbundbaustoffen, Metallen

und hybriden Strukturen tätig werden soll. Verwertung soll die Forschung im Schiffbau,

der Nuklearkraft und den erneuerbaren Energien, der Luftfahrt und im allgemeinen

Transportwesen finden.

Auf 70.000m2 wird die Entstehung eines Clusters, das 1.000 Studenten aufnimmt und

5.000 feste Stellen anbietet, angestrebt. Eine jährliche Anmeldung von 40 bis 60 Patenten

wird neben der Gründung von 100 Start-ups prognostiziert.

Die Partner des IRTs kommen aus Forschung und Universität (z.B. CEA, Ecole des Mines

de Nantes, Université de Nantes), Institutionen (z.B. Région Pays de la Loire) und der

Industrie (u.a. Airbus, Alstom, EADS, Wettbewerbscluster EMC2, PSA Peugeot Citroën).

Über 500 Millionen Euro des Budgets des IRT Jules Vernes wird von regionalen

Institutionen und privaten Investoren finanziert.

Daneben bestehen Beziehungen zu Projekten der Förderlinie Exzellenzausstattung und

Exzellenzlabors, sodass eine effiziente Einbindung in die Projekte der Großen

Staatsanleihe gegeben ist.

2.2.1.4 Universitäts-Krankenhaus-Verbundinstitute (IHU)

Die mit 0,85 Mrd. Euro geförderten IHU sollen zur Schaffung von max. 5 zukünftigen

Exzellenzclustern auf dem Gebiet Forschung, Pflege, Ausbildung und Technologien

im Gesundheitsbereich beitragen.

Die fünf geförderten Cluster sollen die internationale Konkurrenzfähigkeit der

französischen Forschung, die Attraktivität für die Pharma-, die Biotechnologie- und die

Gesundheitstechnologieindustrie sowie die Verwertung und den Wissenstransfer erhöhen.

Bewerben können sich Forscher aus Universitäten, Universitätskliniken,

Gesundheitszentren oder Forschungseinrichtungen.

Die Finanzierung seitens ANR wird durch einen Fonds gesichert, der zusätzliche Mittel für

neue Projekte bereitstellt und auf diese Weise insbesondere die Ausstattung im Bereich der

anwendungsorientierten und innovativen Forschung fördert. 80% der an die IHU

Page 13: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

13

zugeteilten Gelder sind Kapitaleinlagen, während 20% zur direkten Verfügung stehen. Die

IHU nehmen den Status einer Stiftung ein.

Ergebnisse werden für März 2011 erwartet, 19 Anträge sind eingereicht worden.

2.2.1.5 Plateau Saclay

In einer gesonderten Linie der Großen Staatsanleihe wird das Plateau de Saclay, das

bereits mit 850 Mio. Euro in der Opération Campus gefördert wird, mit einer weiteren

Förderung von 1 Mrd. Euro bedacht. Ziel ist es, in Saclay eines der Forschungs- und

Innovationszentren von Weltrang zu schaffen, das neben exzellenten Wissenschaftlern

über eine ebensolche Ausstattung verfügt. Synergieeffekte, die von einer starken

Verwaltung und einer Wissenschaftsgemeinschaft flankiert werden, sollen genutzt werden.

Zu diesem Zweck sollen auch mehrere Grandes Écoles aus Paris auf das außerhalb von

Paris gelegene Plateau umziehen22

. Das mit dem ÖPNV noch schwer erreichbare Plateau

soll ebenfalls von den Planungen zum Großprojekt „Grand Paris“ profitieren, das eine neue

Metrolinie um Paris vorsieht. Saclay ist forschungspolitisch schon seit Jahrzehnten im

Gespräch. StP Sarkozy ist der erste, der sich nun mit den entsprechenden Mitteln an die

Schaffung eines französischen Silicon Valley wagt.

2.2.1.6 Carnot Institute

Seit 2006 wurden gemäß des Forschungspaktes 33 Forschungseinheiten als Institut Carnot

ausgezeichnet. Diese Institute fördern nach dem Vorbild der Fraunhofer-Gesellschaft den

Technologietransfer, die Schaffung von Kooperationen zwischen öffentlichen Laboren und

Unternehmen sowie die Optimierung der Zusammenarbeit von Forschung und

sozioökonomischen Akteuren.

Im November 2010 ist eine nächste Wettbewerbsrunde eingeleitet worden. Erste

Ergebnisse für Carnot II sollen Mitte 2011 vorliegen. Die ausgezeichneten Institute werden

für vier Jahre mit einer Kapitaleinlage von 500 Mio. Euro zusätzlich zum ANR-Budget

gefördert. Weiterhin besteht die Möglichkeit zur projektspezifischen Förderung.

2.2.1.7 Verwertung der Forschungsergebnisse/ Technologietransfer

Eine gesonderte Förderlinie soll zu einer besseren Effizienz bei der Verwertung der

Forschungsergebnisse beitragen, die sich in Lizenzen, industriellen Partnerschaften, der

Gründung von Unternehmen und der Vereinfachung der Mobilität von Forschern im

öffentlichen Sektor hin zur Privatwirtschaft und umgekehrt niederschlagen soll.

Zur Förderung stehen eine Milliarde Euro bereit. Davon sind 900 Mio. für die Gründung

einer begrenzten Anzahl von Gesellschaften vorgesehen, die den Technologietransfer

beschleunigen sollen (SATT23

) und sich aus Zusammenschlüssen von Forschungs-

einrichtungen und -organisationen zusammensetzen. In der ersten Förderphase sollen sechs

SATT-Projekte gefördert werden; mit der zweiten Phase soll diese Anzahl auf zehn

Projekte anwachsen. Ziel ist es, eine Gesamtheit der Verwertungseinheiten zu schaffen, um

so der Zerstückelung der Strukturen ein Ende zu setzen. Ergebnisse werden für Anfang

2011 erwartet.

Neben den Dienstleistungen zur Verwertung ist insbesondere die Projektimplemen-

tierungsphase von Erfindungen Hauptaktivitätsbereich der SATT.

22

Dies betrifft Agro ParisTech, die École centrale de Paris, die École nationale de la statistique et de

l'administration économique und einen Teil des Gesundheits- und Biologieclusters der Universität Paris-Sud. 23

SATT : Sociétés d’Accélération du Transfer de Technologie

Page 14: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

14

50 Mio. Euro sind zur Unterstützung von max. fünf thematischen Verwertungskonsortien

vorgesehen.

Weitere 50 Mio. Euro sollen dem Patent-Programm „Fonds France Brevets“ zugeführt

werden. Dieser Fonds soll dem Erwerb und dem Unterhalt der Rechte am geistigem

Eigentum im Rahmen von öffentlicher und privater Forschung und dessen

Kommerzialisierung dienen.

2.2.2 Thematische Exzellenzprojekte

Im Gegensatz zu den Exzellenzclustern sind die thematischen Exzellenzprojekte

themengebunden. Sie erweitern die Initiative insofern, als dass diese explizit auf die

Verbesserung der Ausstattung abzielen und nicht der reinen Projektunterstützung dienen

sollen.

2.2.2.1 Exzellenzausstattung (EQUIPEX)

Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der wissenschaftlichen Disziplinen zu sichern,

bedarf es qualitativ hochwertigen Forschungsmaterials.

Die Förderung umfasst 1 Mrd. Euro und betrifft einerseits Forschungsausstattungen von

mittlerem Umfang (1-20 Mio. Euro); andererseits die Förderung der Betriebskosten, die

spätestens zum 01.01.2020 endet.

Die Themen der SNRI werden prioritär gefördert. Der Zugang soll der betreffenden

wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Industrie, die sich an den Amortisierungs- und

Unterhaltskosten beteiligen, ermöglicht werden. Kooperationen zwischen Hochschul- und

Forschungseinrichtungen und Unternehmen sollen auf diese Weise gefördert werden.

Die Ergebnisse24

der ersten von drei Runden wurden im Januar 2011 bekannt gegeben. 339

Projektanträge wurden eingereicht; 52 Projekte werden gefördert. Regional sind die

Regionen Ile de France (Beteiligung an 32 Projekten) und Rhône-Alpes (Beteiligung an 14

Projekten) am stärksten vertreten.

Mit 29% werden Projekte im Bereich Biologie-Gesundheit am meisten Projekte gefördert

(Nanotechnologien: 19%; Energie: 17%, Umweltwissenschaften: 15%; Geistes- und

Sozialwissenschaften: 10%; Informatik: 10%).

2.2.2.2 Thematische Exzellenzinstitute zur Erforschung

CO2-freier Energien (IEED)

Die IEED sind interdisziplinäre Plattformen mit Campusstruktur, die die Kompetenzen von

Industrie und öffentlicher Forschung auf Basis eines Co-Investments zusammenbringen,

die thematische Exzellenz international sichtbar machen und diese auf neuen Märkten

positionieren sollen.

Die Projekte sollen die Zusammenarbeit vom Innovationsprozess bis zum Prototyp

umfassen. Die IEED sind auf den Bereich der kohlenstofffreien Energien spezialisiert.

Thematisch umfasst die Förderung Forschung und Entwicklung in solchen

Themengebieten der Energie, die sich positiv auf das Klima auswirken können; somit u.a.

im Bereich der Energieeffizienz von Gebäuden, der Geothermie, der intelligenten

Energienetze, des Wasserstoffs, der Solarenergie und der Energiespeicherung.

24

Ergebnisse sind unter http://www.enseignementsup-recherche.gouv.fr/cid54722/investissements-d-

avenir-340-millions-d-euros-pour-les-52-laureats-de-la-premiere-vague-de-l-appel-a-projet-equipements-d-

excellence.html einsehbar.

Page 15: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

15

Die Förderung von 5-10 IEED ist vorgesehen und umfasst 1 Mrd. Euro, davon 750 Mio.

Euro als Kapitaldotation und 250 Mio. Euro in Form von Subventionen.

Erste Ergebnisse sind für März 2011 vorgesehen.

2.2.2.3 Luft- und Raumfahrttechnik

Im Bereich der Raumfahrt wird mit 500 Mio. Euro die Realisierung von Projekten der

nationalen Raumfahrtagentur CNES25

finanziert. Ziel ist es, den französischen Beitrag,

insbesondere an den Vorbereitungen des Projekts Ariane 6 und an der Entwicklung von

Satelliten im europäischen Luft- und Raumfahrtsektor zu erhöhen.

Weitere 1,5 Mrd. Euro erhält das französische Forschungsunternehmen ONERA26

auf

nicht kompetitiver Basis zur Finanzierung der Erforschung der Luftfahrt und der

Industrialisierung von neuen Technologien in Form von Prototypen.

2.2.2.4 Gesundheit und Biotechnologien

Ziel der mit 1,55 Mrd. Euro dotierten Förderung, die von ANR ausgegeben wird, ist es, die

Forschung im Bereich der Gesundheit, der Entwicklung von Biokraftstoffen zur

Verbesserung der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und im Bereich der

nachhaltigen Entwicklung, insbesondere für Innovationen in der Landwirtschaft, zu

unterstützen.

Eine Ausschreibungslinie sind Kohortenstudien (von mindestens 6 Jahren Dauer) als

Referenzinstrument der Gesundheitsforschung. Die eingereichten Kohortenstudien müssen

Forschungs- und Anwendungsprojekte von Hochschul- und Forschungseinrichtungen sein,

deren Ergebnisse ebenfalls für Unternehmen zugänglich sein sollen.

Geförderte Projekte müssen sich thematisch in die Strategie der Allianz Aviesan27

eingliedern. Die Förderdauer für die bereits ausgewählten Projekte beträgt 10 Jahre28

.

Weiterhin sollen die Verbesserung der nationalen Infrastruktur in der Gesundheits- und

Biologieforschung und die Ausarbeitung nationaler und europäischer road-maps für große

Infrastrukturprojekte im Bereich der Lebenswissenschaften unterstützt werden. Mit den

Mitteln können die Ausstattung, ein Teil der Fixkosten für Errichtung und Betrieb, die

Entwicklung notwendiger Technologien und die Kapazitätssteigerung sowie der Erhalt von

Datenbanken finanziert werden.

Vorwettbewerbliche Demonstrationsmodelle und Prototypen sollen in Co-Finanzierung

mit Unternehmen und Lokalkörperschaften finanziert werden. Im Bereich der

agroindustriellen Biotechnologie und der Bioressourcen werden Projekte zur

Pflanzenzüchtung, zur Verwertung von pflanzlicher Biomasse und ihre Transformation

durch Entwicklung von Biokatalysatoren gefördert. Im Bereich der Nanobiotechnologie

liegt der Fokus auf Beiträgen zur Nanomedizin und Nanoökotoxikologie. Die geförderten

25

CNES : Centre national d'études spatiales 26

ONERA : Office National d'Études et de Recherches Aérospatiales 27

Allianz für Lebens- und Gesundheitswissenschaften (Alliance pour les sciences de la vie et de la

santé)

AVIESAN wurde am 8. April 2009 im Rahmen der französischen Forschungs- und

Innovationsstrategie (SNRI) gegründet. Sie soll eine verstärkte Synergie zwischen den verschiedenen

Akteuren in FRA ermöglichen und dazu beitragen, die Verwertung von Ergebnissen der

Grundlagenforschung zu verbessern, und ein kohärentes und umfassenderes Bild von der französischen

Forschung auf internationaler Ebene zu liefern. ( http://www.aviesan.fr/fr/aviesan/accueil/toute-l-

actualite/orientations-strategiques-des-itmos) 28

Am 25.01.2011 wurden die 10 Kohortenstudien, die mit einer Kapitaldotation von 200 Millionen

Euro für 9 bis 10 Jahre gefördert werden sollen, bekannt gegeben. An 7 der 10 Studien ist INSERM

beteiligt; insgesamt wurden 44 Anträge eingereicht. Ergebnisse sind unter http://media.enseignementsup-

recherche.gouv.fr/file/Fiches_Cohortes/43/1/Publication_Resultats_Cohortes_MESR_167431.pdf verfügbar.

Page 16: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

16

Projekte sollen bestehende Projekte komplementär ergänzen und insbesondere Ergebnisse

liefern, die später industriell umgesetzt werden können. Die Schaffung und der Schutz von

geistigem Eigentum ist ein weiteres Ziel, wobei juristische, ethische, anthropologische und

philosophische Fragestellungen hinsichtlich des Umgangs mit dem Leben die Forschung

begleiten sollen.

Die geförderten Projekte im Bereich der Bioinformatik sollen die Disziplinen Biologie,

Informatik und Mathematik zusammenbringen. Ziel ist es, neues Wissen durch Modelle

und Simulationen biologischer Prozesse (Neurowissenschaften, in vitro/in vivo) und

Entwicklungen in der Logistik der Bereiche Gesundheit, Biologie, Agronomie und Umwelt

zu generieren.

2.2.2.5 Nukleartechnik

Die mit einer Mrd. Euro dotierte Förderlinie konzentriert sich auf drei Hauptthemen: die

Entwicklung effizienterer Reaktoren der vierten Generation (650 Mio. Euro), die

experimentelle Analyse zur Alterung von Kernreaktoren (250 Mio. Euro) und die

Forschung nach Lösungen zum Umgang mit Atommüll (100 Mio. Euro). Die ersten

beiden Linien werden durch das Kommissariat für Kernenergie und alternative Energien

(CEA)29

betreut. Durch den Bau des Reaktors Jules Horowitz im CEA-Zentrum

Cardache verfügt es über einen Forschungsreaktor, der die Bewertung von Brennstoffen

und Materialien der verschiedenen Kernreaktoren ermöglicht. Die Finanzierung erfolgt

durch eine Kooperation mit öffentlichen Organisationen und der Industrie.

Die Forschung zum Umgang mit Atommüll führt ANDRA30

durch. Die Finanzierung wird

von industriellen Partnern komplettiert.

3. Vergleich beider Initiativen

3.1 Gegenstand der beiden Initiativen

Ein Vergleich beider Initiativen ist aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungsphasen

nur begrenzt möglich. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass auf französischer Seite

noch wenige Ergebnisse vorliegen bzw. kein Auswahlverfahren komplett durchlaufen

wurde, ist ein Vergleich mit einer Initiative, die bereits ihre erste Runde absolviert hat,

schwierig. Weiterhin führt die Strukturierung beider Initiativen zu einem Mangel an

Vergleichbarkeit, da die französische Förderlinie eine Vielzahl thematischer und

institutioneller Elemente vereint, während die deutsche Initiative sich auf drei thematisch

unabhängige Förderlinien (Graduiertenschule, Exzellenzcluster, Zukunftskonzepte)

beschränkt.

Entsprechend der Strukturgrafik (s. Kap. 2.2) besteht die französische Initiative dagegen

aus insgesamt 12 Programmelementen. Neben der zentralen Förderlinie IDEX werden in

gesonderten Ausschreibungen Labore und Geräteausstattungen gefördert. Augenmerk liegt

zudem auf der Verwertung von Forschungsergebnissen, für die auf frz. Seite 3,5 Mrd.

29

CEA : Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives 30

ANDRA: Agence nationale de gestion des déchets radioactifs: ANDRA ist die in FRA für die

Entsorgung und vor allem Endlagerung der in FRA anfallenden radioaktiven Abfälle tätige zuständige

nationale Agentur

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17

Euro zusätzlich bereitgestellt werden. Neben kompetitiven umfasst diese auch nicht

kompetitive Projekte. So werden z.B. dem südlich von Paris gelegenen Plateau Saclay

Mittel in Höhe von einer Milliarde Euro zugesprochen, während andere Projekte wie z.B.

die Exzellenzlabore auf Wettbewerbsbasis ausgeschrieben werden.

3.2 Ziele

Die Ziele der beiden Exzellenzinitiativen sind ähnlich. Durch die französische IDEX sollen

5-10 Spitzencluster entstehen. In der ersten Runde der deutschen Exzellenzinitiative

wurden 9 Universitäten mit den besten Zukunftskonzepten, 39 Graduiertenschulen und 37

Exzellenzcluster mit dem expliziten Ziel der Nachwuchsförderung ausgewählt und

gefördert.

In FRA liegt der Fokus nicht unmittelbar auf Nachwuchsförderung, wenngleich die IDEX-

Projekte sich im Gegensatz zu den deutschen Förderlinien auch an Bachelorstudenten und

nicht erst an Doktoranden richten. Dennoch werden wie auch auf deutscher Seite Konzepte

zur forschungsorientierten Lehre als Kriterium in die Bewertung miteinbezogen. Die

Gleichstellung von Mann und Frau, die in der Projektbewertung der deutschen

Exzellenzinitiative ein weiteres Kriterium ist, findet auf französischer Seite kein

Äquivalent.

Dahingegen ist die Verwertung der Forschungsergebnisse, verbunden mit

Kooperationen zwischen privatem und öffentlichem Sektor ein zentrales Moment der

französischen Initiative, das innerhalb der deutschen Initiative geringen Niederschlag

findet.

Mit der deutschen Exzellenzinitiative wird die nachhaltige Stärkung des

Wissenschaftsstandorts DEU, die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit

und der Sichtbarkeit der Spitzen im Universitäts- und Wissenschaftsbereich angestrebt.

Auf französischer Seite soll die Exzellenzinitiative

- das Bild der französischen Wissenschaft im Ausland verbessern

- die besten Studenten, Forscher und Lehrenden anziehen

- signifikant zur Steigerung des Wachstums FRAs beitragen

- Innovation als auch Technologietransfer in Richtung Unternehmen vorantreiben und

- insgesamt die französische Hochschul- und Wissenschaftslandschaft durch

Kooperationen zwischen Universitäten, Grandes Écoles und

Forschungsorganisationen transformieren.

3.3 Verfahren

Hinsichtlich des Antragsverfahrens und der Projektbewertung wird in beiden Ländern eine

externe, internationale Jury eingesetzt. Die letztlich zu treffenden Entscheidungen

unterliegen in FRA allerdings stärker dem politischen Einfluss, da die Förderentscheidung

durch den beim Premier Ministre angesiedelten Generalkommissar für Investitionen im

Rahmen der Großen Staatsanleihe (CGI)31

getroffen wird. Die Position des Kommissars

31

CGI: Commissaire général à l’investissement : Der Generalkommissar überwacht die Kohärenz der

staatlichen Investitionspolitik und bereitet die Regierungsentscheidungen vor. Ein Überwachungskomitee

berichtet jährlich über die Durchführung und die Evaluation des Investitionsprogramms.

Page 18: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

18

stützt sich dabei natürlich auf die Evaluierung und Klassifizierungen der Projektanträge

durch die Jury, die wiederum von einem Expertengremium unterstützt wird. Innerhalb der

deutschen Exzellenzinitiative ist das Expertengremium explizit an der

Entscheidungsfindung beteiligt, indem es mit 39 zu 32 Stimmen die Mehrheit im

Bewilligungsausschuss stellt.

Antragsberechtigt sind in der deutschen Exzellenzinitiative ausschließlich Universitäten

und Universitätskooperationen (z.B. LMU/TU München), während in FRA in einem Teil

der Förderlinien auch Verbundprojekte von Hochschuleinrichtungen,

Forschungseinrichtungen und Unternehmen möglich und auch gewünscht sind.

Insbesondere schickt die französische Initiative Zusammenschlüsse von Forschungs- und

Hochschuleinrichtungen in den Wettbewerb, hier v.a. die Hochschul- und

Forschungscluster (PRES)32

, während die deutsche Initiative lediglich einzelne

Universitäten miteinander konkurrieren lässt. Die französische Exzellenzinitiative strebt

insbesondere auch die Schaffung von Kooperationen mit Unternehmen an und zielt in

diesem Kontext besonders auf die Drittmitteleinwerbung ab. So ist z.B. die Finanzierung

der Projekte innerhalb der IEED durch den Staat auf lediglich 49% beschränkt.

Die allgemeinen Auswahlkriterien sind in beiden Initiativen ähnlich, dennoch orientieren

sie sich in der französischen Initiative an bereits vorliegenden Ergebnissen, wie z.B.

Evaluationen durch die Evaluierungsagentur AERES33

. Die französische Exzellenz-

initiative orientiert sich an der Nationalen Strategie für Forschung und Innovation34

(SNRI) und fokussiert sich dementsprechend auf die Bereiche Gesundheit, Biotechnologie;

Umwelttechnologie sowie Information, Kommunikation und Nanotechnologie, während

die deutsche Exzellenzinitiative im Gegensatz dazu thematisch nicht an die High Tech

Strategie gebunden, sondern themenoffen angelegt ist, d.h. allgemein „innovative Ideen“

fördert.

Hinsichtlich der Förderdauer ist die französische Exzellenzinitiative auf zehn Jahre, die

beiden Förderrunden der deutschen Exzellenzinitiative auf jeweils fünf Jahre ausgelegt.

3.4 Finanzierung und Evaluierung

Die Projektfinanzierung der französischen Exzellenzinitiative basiert größtenteils auf

Kapitaldotationen, von denen – neben einer individuell festgelegten Anschubfinanzierung

– nur die Zinserträge verwendbar sind, während in der deutschen Exzellenzinitiative eine

jährliche Zuwendung festgelegt ist. Durch die Erfahrungen der ersten Runde der

Exzellenzinitiative wurden für die zweite Runde in DEU Finanzierungsbandbreiten

veranschlagt, um die Besonderheiten der einzelnen Fächer besser berücksichtigen zu

können.

Die französische Exzellenzinitiative strebt die Schaffung von Kooperationen mit

Unternehmen an und zielt in diesem Kontext besonders auf Drittmittel-Einwerbung ab.

So ist z.B. der Anteil des Staates an der Finanzierung der thematischen Exzellenzinstitute

32

PRES : Pôles d’enseignement et de recherche 33

AERES : Agence d'évaluation de la recherche et de l'enseignement supérieur 34

SNRI : Stratégie nationale de recherche et d’innovation

Page 19: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

19

zur Erforschung CO2-freier Energien35

auf lediglich 49% bemessen, der Rest muss von der

Privatwirtschaft kofinanziert werden.

In der deutschen wie auch in der französischen Exzellenzinitiative ist die Evaluierung der

selbigen vorgesehen. Die deutsche Exzellenzinitiative wurde durch die DFG und den

Wissenschaftsrat evaluiert; diese Evaluation stellte eine Grundlage für die Fortsetzung der

Initiative dar. Für den weiteren Verlauf sind die DFG und der Wissenschaftsrat

aufgefordert, der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz bis zum 30.06.2015 einen Bericht

über den Programmverlauf und die Auswirkungen für geförderte und nicht geförderte

Hochschulen zu erstellen, der für den weiteren Umgang mit der Initiative als

Entscheidungsgrundlage dienen soll.

Eine Evaluierung der französischen Exzellenzinitiative ist nach vier Jahren vorgesehen.

Diese Evaluierung ist jedoch projektspezifisch und entscheidet über die Fortführung oder

den Abbruch des jeweiligen Einzelprojekts.

5. Anhang

5.1 Tabellarischer Vergleich beider Initiativen

5.2 Begutachtungs- und Entscheidungsverfahren

35

IEED : Instituts thématiques d’excellence énergies décarbonnées

Page 20: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

20

DEU FRA

Ziele -Stärkung des Wissenschaftsstandorts

- Anhebung der Qualität des Hochschul-

und Wissenschaftsstandortes in der

Breite

- Verbesserung der internationalen

Wettbewerbsfähigkeit

und Sichtbarkeit

- Förderung des wissenschaftlichen

Nachwuchses

- Förderung der Spitzenforschung

- projektbezogener Ausbau der

universitären Spitzenforschung

- Schaffung von Forschungs- und

Universitätszentren mit Weltrang

- Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit

- Erhöhung der Kooperationen zwischen

Hochschul-, Forschungseinrichtungen

und Unternehmen; Partnerschaften

zwischen öffentlichem und privatem

Sektor

- Erhöhung der Verwertung von

Forschungsergebnissen,

Technologietransfer

- Positionierung in zentralen

Forschungsfeldern

Förderlinien Graduiertenschulen

Exzellenzcluster

Zukunftskonzepte

-Exzellenzcluster (hierunter fällt u.a. die

Exzellenzinitiative der Universitäten)

-Thematische Exzellenzprojekte

- Forschung im Bereich Luftfahrt,

Nuklearkraft, CO2-freie Energien

Förderkriterien

- Exzellenz von Forschung und in der

Förderung des wissenschaftlichen

Nachwuchses

in mind. einen breiten

Wissenschaftsgebiet

- Gesamtkonzept zur Vernetzung der

Disziplinen, internationale

Forschungsvernetzung

- universitätsübergreifende bzw.

außeruniversitäre Kooperationen

- hohes wissenschaftliches Potential,

internationale Sichtbarkeit und

Anziehungskraft

- effiziente Governance

- Kooperationen (Wissenstransfer,

Verwertung der

Wissenschaftsergebnisse)

- Wirtschafts- und sozioökonomische

Beziehungen

- exzellente Nachwuchsförderung

- Internationalisierungsbestreben

Antragssteller,

Empfänger der Fördermittel

Universitäten, universitäre

Zusammenschlüsse

- Universitäten, z.T. auch

Verbundprojekte (Antragsteller)

- Agence nationale de la recherche

(ANR) als Verwalter der Mittel der

IDEX in der Probephase

Auswahlverfahren

- zweistufiges Auswahlverfahren

- internationale Expertenjury

- fachliche Entscheidung

-kompetitive und nichtkompetitive

Förderlinien

- zweistufiges Auswahlverfahren

- internationale Expertenjury

- politische Entscheidung auf Basis

fachlicher Grundlage

Förderhöhe

Gesamthöhe: 2,72 Mrd. Euro

-jährliche Ausschüttung

-Finanzierungsbandbreiten

Gesamthöhe: 21,9 Mrd. Euro

-Finanzierung durch Kapitaleinlagen

(mehrheitlich) und Ausschüttungen

-IDEX: 7,7 Mrd. (Kapitaleinlage)

Förderdauer 5 Jahre (die zweite Förderungsrunde

läuft 2011-2017)

10 Jahre

Grundlage

Verwaltungsvereinbarung zwischen

Bund und Ländern gem. Art. 91 b, Abs.1

Nr. 2 GG über

die Fortsetzung der Exzellenzinitiative

des

Bundes und der Länder zur Förderung

von Wissenschaft und Forschung an

deutschen

Hochschulen (ExV II)

Loi de finances rectificative n°2010-237

Page 21: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

21

5.2 Begutachtungs- und Entscheidungsverfahren

5.2.1 DEU

Page 22: Vergleich der jeweiligen Exzellenzinitiativen in ... · internationale Rezeption der Exzellenzinitiative, die die deutschen Universitäten für in- und ausländische Studierende und

22

5.2.2 FRA