Vergleich von Erträgen regionaler Windräder bis...

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Vergleich von Erträgen regionaler Windräder bis 2015 Peter Schalajda Zusammenfassung Wie laufen die bestehenden Windräder in unserer Region? Wie verändern die geplanten Windräder am Rohrenkopf und am Glaserkopf die Situation? Je mehr Windräder in unserer Region in Betrieb sind, auf desto mehr Erfahrungen können wir aufbauen, um die Windverhältnisse in unserer Region zu beurteilen. Damit können wir immer zuverlässiger vorhersagen, wie hoch die zu erwartenden Erträge bei neuen Standorten sind. Das schützt vor Fehlinvestitionen bzw. vor Situationen, wie sie am Standort Fröhnd passierten. Im Internet habe ich die Ertragsdaten von 26 Windrädern zwischen Offenburg und Lörrach gefunden und miteinander verglichen. Die meisten sind unter www.oekostrom-freiburg.de zu finden. Dazu kommt das Bürgerwindrad Brandenkopf und das Bürgerwindrad der Stadtwerke Emmendingen auf dem Weissmoos. So kann ich die Erträge von 26 Windrädern vergleichen, die im Jahr 2015 zusammen 69,75 Mio kWh regenerativen und regionalen Strom erzeugt haben. Es handelt sich um 9 Einzel-Windräder, der Rest sind Windparks mit 2 bis 6 Windrädern. Bei Schopfheim-Gersbach hat die EWS-Schönau im Gemeindewald auf dem Rohrenkopf mit dem Bau eines Windparks mit 5 Windrädern (5 Enercon E115) begonnen, die ab Ende des Jahres 2016 rund 40 Mio kWh pro Jahr Windstrom erzeugen sollen. Auf der Gemarkung Hasel hat die EnergieDienst zusammen mit der EnBW im Staats- und Gemeindewald auf dem Glaserkopf am 7.12.2015 beim Landratsamt Lörrach einen Genehmigungsantrag für 5 Windräder (5 Vestas V126) gestellt, die bis März 2017 in Betrieb gehen und rund 35 Mio kWh pro Jahr erzeugen sollen. Die beiden Windparks bei Gersbach sollen mit ca. 75 Mio kWh pro Jahr mehr Strom produzieren als die betrachteten 26 Windräder, deren Ergebnisse ich hier vorstelle. Betrachtet man den Landkreis Lörrach, wo derzeit nur ein Windrad in Fröhnd läuft mit einem Jahresertrag von rund 2 Mio kWh, wird innerhalb der nächsten 15 Monate die Windstromproduktion mit den 10 neuen Windrädern auf ca. 77 Mio kWh pro Jahr ansteigen! Das Ersetzen des alten Windrads durch ein modernes auf dem Weissmoos zeigt eindrucksvoll, welche Potentiale in so einer Modernisierung stecken: die Erträge stiegen von 0,77 Mio kWh pro Jahr auf 4,3 Mio kWh (5,6-fach) in 2014 und 5,8 Mio kWh (7,5-fach) in 2015. Am Ende gehe ich kurz auf wirtschaftliche Aspekte ein. 1/16

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Vergleich von Erträgen regionaler Windräder bis 2015

Peter Schalajda

Zusammenfassung

Wie laufen die bestehenden Windräder in unserer Region? Wie verändern die geplanten Windräder am Rohrenkopf und am Glaserkopf die Situation?

Je mehr Windräder in unserer Region in Betrieb sind, auf desto mehr Erfahrungen können wir aufbauen, um die Windverhältnisse in unserer Region zu beurteilen. Damit können wir immer zuverlässiger vorhersagen, wie hoch die zu erwartenden Erträge bei neuen Standorten sind. Das schützt vor Fehlinvestitionen bzw. vor Situationen, wie sie am Standort Fröhnd passierten.

Im Internet habe ich die Ertragsdaten von 26 Windrädern zwischen Offenburg und Lörrach gefunden und miteinander verglichen. Die meisten sind unter www.oekostrom-freiburg.de zu finden. Dazu kommt das Bürgerwindrad Brandenkopf und das Bürgerwindrad der Stadtwerke Emmendingen auf dem Weissmoos. So kann ich die Erträge von 26 Windrädern vergleichen, die im Jahr 2015 zusammen 69,75 Mio kWh regenerativen und regionalen Strom erzeugt haben. Es handelt sich um 9 Einzel-Windräder, der Rest sind Windparks mit 2bis 6 Windrädern.

Bei Schopfheim-Gersbach hat die EWS-Schönau im Gemeindewald auf dem Rohrenkopf mitdem Bau eines Windparks mit 5 Windrädern (5 Enercon E115) begonnen, die ab Ende des Jahres 2016 rund 40 Mio kWh pro Jahr Windstrom erzeugen sollen. Auf der Gemarkung Hasel hat die EnergieDienst zusammen mit der EnBW im Staats- und Gemeindewald auf dem Glaserkopf am 7.12.2015 beim Landratsamt Lörrach einen Genehmigungsantrag für 5 Windräder (5 Vestas V126) gestellt, die bis März 2017 in Betrieb gehen und rund 35 Mio kWh pro Jahr erzeugen sollen.

Die beiden Windparks bei Gersbach sollen mit ca. 75 Mio kWh pro Jahr mehr Strom produzieren als die betrachteten 26 Windräder, deren Ergebnisse ich hier vorstelle.

Betrachtet man den Landkreis Lörrach, wo derzeit nur ein Windrad in Fröhnd läuft mit einem Jahresertrag von rund 2 Mio kWh, wird innerhalb der nächsten 15 Monate die Windstromproduktion mit den 10 neuen Windrädern auf ca. 77 Mio kWh pro Jahr ansteigen!

Das Ersetzen des alten Windrads durch ein modernes auf dem Weissmoos zeigt eindrucksvoll, welche Potentiale in so einer Modernisierung stecken: die Erträge stiegen von 0,77 Mio kWh pro Jahr auf 4,3 Mio kWh (5,6-fach) in 2014 und 5,8 Mio kWh (7,5-fach) in 2015.

Am Ende gehe ich kurz auf wirtschaftliche Aspekte ein.

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Motivation

Die Energiewende in Bürgerhand hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und die großen Stromkonzerne zum Umdenken und Umlenken gezwungen. Unsere Bundesregierung redet viel von der Energiewende, gleichzeitig bremst sie aber die Erneuerbaren Energien aus so gut sie kann. Man denke nur an die eingebrochenen Installationszahlen beim Solarstrom, ganz zu schweigen von den bundesweit zig-tausenden Arbeitsplätzen in kleinen und mittleren Solarfirmen, die heute nicht mehr vorhanden sind.

Trotzdem ist bei vielen Bürgern der Wille ungebrochen, die Energiewende voranzubringen.So haben sich z.B. Bürger rund um den Blauen zur Genossenschaft „Bürgerwindrad Blauen Erneuerbare Energien eG“ zusammengeschlossen, um auf einem der - laut Windatlas - besten Windstandorte im Landkreis Lörrach einen Windpark zu bauen.

Strom aus Windkraft kann einen wesentlichen Anteil unserer Stromversorgung liefern. Windenergie ist eine effektive erneuerbare Energie. Mit einem Windrad werden Millionen kWh Strom pro Jahr erzeugt. Windenergie ist eine preisgünstige erneuerbare Energie. Eine kWh kann für rund 8 Ct erzeugt werden (bei Offshore-Anlagen liegt die Einspeisevergütung derzeit bei 15 Cent pro kWh!).

Wenn man Bürgerwindräder bauen will, muß man sich gut über Windräder informieren, damitdas Geld, das die Bürger einer Genossenschaft anvertrauen, auch gut und im Sinne der beteiligten Bürger angelegt ist. Deshalb beobachten wir genau, was sich in unserer Region inSachen Windkraft tut.

Diese Schrift soll - im Rahmen unserer ehrenamtlichen und unbezahlten Arbeit - einen Beitrag dazu leisten, um die Leistungsfähigkeit von Windrädern in unserer Region zu beurteilen.

Die betrachteten Windräder und Windparks

Die meisten Ertragsdaten aus unserer Region sind im Internet unter www.oekostrom-freiburg.de zu finden. Es handelt sich um Anlagen mit Bürgerbeteiligung in Form von GmbH & Co KGs. Nicht nur die monatlichen Ertragsdaten sind einsehbar, auch die Verfügbarkeit der Windräder. Die Ökostromgruppe Freiburg, insbesondere Herr Markowsky, hat auch unter den schwierigen Bedingungen der Teufelschen Ära die Windkraft in unserer Region vorangebracht.

Weitere Ertragsdaten sind unter http://buergerwindrad-brandenkopf.de/ zu finden, ebenfalls eine GmbH & Co KG, an der 76 Bürger beteiligt sind. Dieses Windrad liefert sehr gute Erträge und braucht den Vergleich mit baugleichen Windrädern an der Nordseeküste nicht zu scheuen!

Die Ertragswerte des neuen Windrads auf dem Weissmoos findet man unter https://swe-emmendingen.de/2014/09/04/monatsertraege-20132014-der-windkraftanlage-e101-auf-dem-weissmoos/. Dort sind sogar Tageswerte veröffentlicht.

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Zu ihrem Windrad schreiben die Stadtwerke Emmendingen SWE auf ihrer Homepage:

„Im Südschwarzwald, auf dem Weißmoos, unweit von Schweighausen errichtete die von unsgegründete Gesellschaft – SWE Bürgerwind I GmbH & Co. KG – eine Windkraftanlage mit einer Leistung von 3.000 kW und einer Nabenhöhe von ca. 135 Metern.

Wie bereits beim erfolgreichen Bürger-Solar-Projekt konnten sich Bürger, Unternehmen und Vereine an einer rentablen Klimaschutzmaßnahme beteiligen. Um jedem die Investition in regenerative Energien zu ermöglichen, wurde neben der Betreiber-Gesellschaft auch die Emmendinger Bürgerenergiegenossenschaft initiiert.

Die Windkraftanlage wird jährlich über 5 Millionen kWh ökologisch sauberen Strom erzeugenund ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Die produzierte Menge an Ökostrom reicht für mehrals 1.433 Haushalte und erspart der Umwelt über 4.231 Tonnen CO2.“

Die hier gewählte Auswahl der Windräder ist unvollständig. So weiß ich z.B. von einem weiteren Windrad auf dem Brandenkopf (das wohl nicht so gut läuft) und von 3 Windrädern in St. Peter, von denen mir keine Daten vorliegen. Auf der Hornisgrinde standen bis vor kurzem 2 Windräder, die nun durch ein größeres (Enercon E70) ersetzt wurden. Auch von diesen liegen mir keine Erträge vor. Aber einen Großteil der Windräder unserer Region wird von diesem Ertragvergleich erfaßt.

Es fällt auf, dass in unserer Region Windräder mit Bürgerbeteiligung die große Mehrheit darstellen: die Energiewende als Bürgerbewegung!

Während die Betreiber von Bürgerwindrädern ihre Daten veröffentlichen, haben große Kapital-Anleger offenbar wenig Interesse daran, ihre Daten preiszugeben. Aber nur mit öffentlichen Daten kann die öffentliche Diskussion über gute und schlechte Standorte geführt werden und Erfahrungen für zukünftige Projekte genutzt werden.

Das älteste Windrad ist eine Seewind 750/52 mit 65 m Nabenhöhe und Rotordurchmesser 52m. Es wurde 1998 auf dem Weissmoos errichtet und lieferte Strom bis 2013. Dann wurde es durch eine Enercon E101 ersetzt mit 135m Nabenhöhe.

Die meisten Windräder stammen von der Firma Enercon. Nur die Anlagen von Lahr, Kippenheim, Ettenheim, und Mahlberg sind Nordex-Anlagen. Sie liegen räumlich nahe beieinander.

In diesem Jahr werden auf dem Rohrenkopf bei Gersbach 5 Enercon E115 aufgebaut, auf dem Hasler Glaserkopf 5 Vestas V126.

Die neuen Windräder Rohrenkopf und Glaserkopf erhöhen die Anzahl der Windräder von 26 auf 36, Rotorfläche und Erträge werden durch diese beiden Windparks in etwa verdoppelt.

Für das Jahr 2003 habe ich 15 Windräder in meiner Liste, für 2015 sind es 26 Windräder.Rotorflächen, installierte Leistung und Gesamt-Erträge sind in der folgenden Liste aufgeführt.

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Verfügbarkeit der Windräder

Was nützt ein guter Standort und ein gutes Windrad, wenn es wegen einer Wartung oder technischen Defekten keinen Strom produzieren kann?

Die Ökostromgruppe Freiburg veröffentlicht nicht nur die monatlichen Erträge ihrer Windparks, sondern auch die monatlichen Verfügbarkeiten. Die Verfügbarkeit liegt in der Regel im Jahresdurchschnitt bei rund 98%.

Dankenswerterweise sind in den Verfügbarkeits-Diagrammen der Ökostrom oft Hinweise enthalten, warum es zum Ausfall der Windstrom-Produktion kam. Dies vermittelt ein realistisches Bild vom Betrieb der Windräder.

Vom Brandenkopf werden keine Verfügbarkeiten veröffentlicht. Diese Anlage hat so hohe Erträge, dass man von einer hohen Verfügbarkeit ausgehen kann. Vor kurzem teilte mir der Betreiber mit, dass die technische Verfügbarkeit des Bürgerwindrads Brandenkopf bei rund 98% liege.

Versuch, einen regionalen Windindex zu bilden, um die unterschiedlichen Wind-Jahre miteinander zu vergleichen

Der Wind ist jedes Jahr anders, so dass die Windjahre nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Auch an einem guten Standort ist der Ertrag in einem schlechten Windjahr geringer als in einem guten Windjahr. Um die Jahre miteinander vergleichen zu können, gibt es einen „Windindex“ für jedes Jahr, der angibt, wie die Winderträge in dem betreffenden Jahr vom 10-Jahresmittel abweichen.

Ich habe einen einfachen regionalen Windindex für die letzten 10 Jahre berechnet.Dazu habe ich die 6 Windräder bzw. Windparks ausgewählt, - von denen Ertragswerte der letzten 10 Jahre vorliegen,- bei denen es keine Änderungen an den Windrädern gab und

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inst. Leistung Rotor ErträgeJahr Anz WEA MW ges m² Mio kWh2003 15 24,6 55.575 16,22004 16 26,6 59.468 30,02005 19 31,6 72.740 28,62006 21 35,6 80.658 42,02007 21 35,6 80.658 50,12008 21 35,6 80.658 47,72009 22 37,1 86.194 40,72010 23 39,4 86.194 42,02011 24 41,7 90.153 45,42012 24 41,7 95.434 56,02013 25 47,0 101.322 49,22014 26 50,0 117.346 54,52015 26 50,0 117.346 69,7

ab 2016 31 65,0 169.915 110,0ab 2017 36 81,5 232.260 147,0

- deren Gesamtverfügbarkeit 2006-2015 über 95% lag.

3 Verfügbarkeitswerte fehlen mir (Kippenheim 2007 und 2008, RWFreiburg 2013). Die entsprechenden Erträge deuten aber darauf hin, dass die Verfügbarkeit im üblichen Rahmen lag. Die Anlage FreiamtK hatte in 2010 eine Verfügbarkeit von 69% wegen eines Schadens am Hauptlager. Dieser Ertrag ging nicht in die Berechnung ein.

Zur Kontrolle die Verfügbarkeiten (sie gehen nicht in die Berechnung des reg. Index ein):

Mit den Jahreserträge in Mio kWh

erhält man für den regionalen Index in %

Leider zeigt der Vergleich der Ertragsdaten aus unserer Region mit dem „IWR-Windindex fürdas Binnenland“ erhebliche Abweichungen. Offensichtlich ist dieser Windindex zu großräumig und nur bedingt auf unsere Region anwendbar.

Der „selbstgestrickte“ regionale Windindex zeigt, dass die Jahre 2012 und 2015 mit 101%

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% verfügbar Brandenkopf Yach FreiamtK RWFreiburg Fröhnd Kippenheim2006 x 97 99 99 94 992007 x 98 99 98 98 x2008 x 99 99 99 95 x2009 x 99 99 98 98 982010 x 98 69 99 98 892011 x 99 99 99 99 982012 x 97 99 98 99 942013 x 99 97 x 99 942014 x 98 99 98 99 992015 x 98 97 98 98 98

„Index“ Brandenkopf Yach FreiamtK RWFreiburg Fröhnd Kippenheim „reg.Index“ IWR-Index2006 112,7 118,0 108,1 110,7 94,7 115,1 110 x2007 114,1 107,1 122,9 118,2 133,4 119,0 119 x2008 112,7 117,9 108,6 114,5 113,9 115,0 114 101,72009 98,7 101,0 93,7 93,8 93,1 96,7 96 90,82010 85,6 88,9 67,3 91,6 88,2 87,4 88 74,92011 92,2 95,7 88,2 88,2 88,0 88,0 90 102,32012 98,4 97,9 104,2 103,6 107,4 97,5 101 99,62013 97,5 87,1 89,7 90,8 92,1 91,9 92 94,52014 91,1 87,2 83,0 85,0 81,0 85,6 85 96,72015 97,0 99,2 101,5 103,7 108,3 103,9 102 x

Mio kWh Brandenkopf Yach FreiamtK RWFreiburg Fröhnd Kippenheim2006 2,345 3,611 2,525 14,509 1,917 2,2132007 2,374 3,278 2,872 15,483 2,700 2,2872008 2,344 3,609 2,538 14,998 2,307 2,2102009 2,053 3,092 2,188 12,285 1,886 1,8592010 1,781 2,720 1,572 12,006 1,785 1,6792011 1,918 2,928 2,061 11,562 1,782 1,6922012 2,046 2,996 2,434 13,568 2,174 1,8732013 2,028 2,664 2,096 11,895 1,864 1,7662014 1,895 2,669 1,939 11,138 1,640 1,6452015 2,017 3,035 2,371 13,583 2,192 1,996

Mittel 2,080 3,060 2,336 13,103 2,025 1,922

und 102% normale Windjahre waren, in denen man die prognostizierten Erträge erwarten kann. Dagegen waren die Jahre 2006-2008 deutlich windstärker, die übrigen Jahre windschwächer.

Erträge Im folgenden die Jahreserträge in Mio kWh von 3 Standorten:

Man sieht: die Erträge sind sehr unterschiedlich, da die Windräder unterschiedlich groß sind bzw. weil es sich beim Brandenkopf und bei Yach um einzelne Windräder handelt, bei RWFreiburg aber um einen Windpark mit 6 Windrädern. Das Verhältnis der Erträge, d.h. der Verlauf der Balkenhöhe ist ähnlich.

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Vergleich unterschiedlich großer Windräder

Um die unterschiedlich großen Windräder oder Windparks miteinander zu vergleichen, mussman sie auf eine geeignete Bezugsgröße zurückführen. Diese Bezugsgröße ist bei Windrädern die Rotorfläche: je größer die Rotorfläche, desto größer der Stromertrag. Genauer gesagt: eine Verdoppelung der Rotorfläche führt zu einem doppelten Stromertrag.So hat das Windrad auf dem Tännlebühl vom Typ E101 mit einem Rotordurchmesser von 101 m eine Rotorfläche von 8.012 m². Das Windrad in Fröhnd vom Typ E70 mit einem Rotordurchmesser von 71 m hat eine Rotorfläche von 3.959 m², das ist etwas weniger als diehalbe Rotorfläche der E101.

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Also: eine Vergrößerung des Rotordurchmessers von 71 m auf „nur“ 101 m führt zu einer Verdoppelung des Stromertrags. Eine Vergrößerung auf 126 m Rotordurchmesser (geplante Vestas V126 auf dem Glaserkopf in Hasel) vergrößert die Rotorfläche auf 12.469 m², also das 3,1-fache des 71m-Rotors. Entsprechend größer ist der Stromertrag der V126.

Für den Vergleich unterschiedlicher Windräder und Windparks muß man also den Jahresertrag pro m² Rotorfläche betrachten. Da die mittlere Windgeschwindigkeit mit der Höhe zunimmt, spielt auch die Nabenhöhe bei den Erträgen eine wichtige Rolle (siehe Repowering am Standort Weissmoos).

Die meisten der dargestellten Anlagen waren von 2007 bis 2015 in Betrieb. Nur der Windpark Hornberg ist erst seit 2010 ganzjährig in Betrieb, das Windrad swe-Weissmoos erst ab 2014.

Das folgende Diagramm zeigt, welche Windräder 2015 am besten waren:

Das Windrad Yach (E70, 65m, 2003), der Windpark FreiamtS (2xE70, 85m und 1xE82, 138m) und das Windrad am Brandenkopf (E58, 70m) waren 2015 die besten Windräder. Es sind (bis auf die E82 in Freiamt) ältere und relativ kleine Anlagen mit Nabenhöhen von 65m bis 85m. Offensichtlich sind diese Standorte sehr gut.

Leider liegen mir für FreiamtS nur die Erträge für den gesamten Windpark vor. Es wäre interessant zu sehen, wie sich die Nabenhöhe der E82 von 138m auf den Ertag auswirkt.

Der Standort swe-Weissmoos gehört 2015 ebenfalls zur Spitzengruppe mit 723 kWh pro m². Mit dem alten, kleineren Windrad kam der Standort im Mittel nur auf 361 kWh pro m² (siehe unten).

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Der Standort St. Peter liefert über Jahre stetig gute Erträge.

Die neueren Anlagen Hornberg (2xE82, 98m, ab 7/2009) und Tännlebühl (E101, 135m, ab 7/2014) liegen 2015 bei über 600 kWh pro m².

Wenn man weiß, dass das Windrad in Fröhnd sich finanziell gerade so trägt, es aber nach 10Betriebsjahren immer noch keine Ausschüttungen an die beteiligten Bürger gegeben hat, dann fragt man sich, wie die Windparks Kippenheim, Ettenheim und Lahr mit solchen Erträgen finanziell dastehen.

Die folgende Grafik zeigt die kWh pro m² Rotorfläche für alle Anlagen:

Bei der Rangfolge der m²-Erträge zeigt sich, dass es immer die gleichen Windräder sind, die die höchsten Erträge liefern und entsprechend sind es immer die gleichen Windräder, die hinten liegen. Das heißt: ein guter Standort ist entscheidend.

Aber das Bespiel Weissmoos zeigt: mit modernen Windrädern und großen Nabenhöhen können auch an einem mittelmäßigen Standort attraktive m²-Erträge erzielt werden. Ob das Beispiel Weissmoos Allgemeingültigkeit hat, kann ich nicht beurteilen.

Repowering am Standort Weissmoos

Auf dem Weissmoos wurde 2013 ein relativ kleines Windrad (Südwind SW52, Nabenhöhe 60m) der Ökostromgruppe Freiburg aus dem Jahr 1998 im Jahr 2013 durch eine Enercon E101 mit 135m Nabenhöhe ersetzt. Der neue Betreiber des Windrads ist nun die „SWE Bürgerwind I GmbH & Co. KG“.

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Hier sieht man deutlich, zu welchen Ertragssteigerungen das Ersetzen von alten Windrädern durch neue, größere und modernere Windräder („Repowering“) führt: von 0,77 Mio kWh pro Jahr (Mittelwert 2003-2012) auf 5,79 Mio kWh in 2015.

Dies ist zum einen auf die größere Rotorfläche zurückzuführen (alt 2.124 m², neu 8.012 m²). Aufgrund der größeren Rotorfläche wäre ein Ertrag von (0,77 Mio kWh *8.012m²/2.125m² =) 2,90 Mio kWh pro Jahr zu erwarten. Im Jahr 2014 lag der Ertrag aber bei 4,3 Mio kWh und in2015 sogar bei 5,79 Mio kWh. Das liegt vor allem an der größeren Nabenhöhe des neuen Windrads (alt 60 m, neu 135 m) sowie an technischen Verbesserungen. Im folgenden Diagramm erkennt man dies an einem größeren Wert für den Ertrag pro m² Rotorfläche. Dieser stieg mit dem Repowering von im Mittel 361 kWh pro m² (2003-2012) auf 723 kWh pro m² in 2015!

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Aufgrund der Ergebnisse bis 2012 hätte ich gesagt, dass der Standort Weissmoos mit seinen 361 kWh/m² ein eher schlechter Standort ist. Ich bin überrascht, dass durch die größere Nabenhöhe und die modernere Technik nun an diesem Standort Erträge von 723 kWh/m² möglich wurden und der Standort damit klar zu den guten Standorten zählt.

Windräder im Landkreis Lörrach

Das Windrad in Fröhnd ging im Juli 2007 in Betrieb. Es wurden zuerst 2 Windräder aufgebaut. Vor dem Bau der Windräder gab es keine Windmessung an dem Standort. Als Ertragsprognose wurden 3,29 Mio kWh pro Windrad angegeben, was 831 kWh/m² entspricht. Mit 780 kWh pro m² war Yach 2015 das beste regionale Windrad, das ein 102%-Windjahr war (siehe oben). Laut Prognose hätte Fröhnd das beste Windrad der Region sein sollen, tatsächlich lag der Wert 2015 bei 554 kWh pro m². Möglicherweise waren die mittleren Windjahre vor 2007 windstärker, was die Fehleinschätzung etwas relativiert.

Einer der beiden Fröhnder Standorte war deutlich schlechter als der andere. Im November 2008 wurde das Windrad an dem ungünstigeren Standort abgebaut und weiterverkauft.

Da die Stromerträge deutlich geringer ausfielen als die Windgutachten vorhersagten, ist die finanzielle Lage der Fröhnder GmbH & Co KG schwierig. Bisher konnten die beteiligten Bürger nur Verlustzuschreibungen geltend machen. Bis heute wurde noch nichts an die Teilhaber bzw. Kommandantisten ausbezahlt.

Aber immerhin: das Windrad erzeugt jedes Jahr rund 2 Mio kWh regenerativen und regionalen Strom.

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Die Windstromproduktion im Landkreis Lörrach wird sich - wenn alles wie geplant läuft - in den nächsten 15 Monaten deutlich ändern: wenn die 5 Windräder auf dem Rohrenkopf Ende diesen Jahres in Betrieb gehen und rund 40 Mio kWh pro Jahr liefern. 3 Monate später, im März 2017 sollen dann die 5 Windräder auf dem Glaserkopf rund 35 Mio kWh Windstrom pro Jahr produzieren.

Die prognostizierten Erträge ergeben bezogen auf die Rotorfläche Werte von 761 kWh/m² (Rohrenkopf) und 595 kWh/m² (Glaserkopf). Sie erscheinen mir als plausibel. Sie fügen sich gut ein in die 2015er Erträge pro m² Rotorfläche der anderen regionalen Windräder.

Diese Stromerträge muß man mit den regionalen Stromverbräuchen vergleichen:

jährlicher Stromverbrauch:Landkreis Lörrach 1.600 Millionen kWh Stadt Schopfheim 90 Millionen kWh Hasel 2,2 Millionen kWh Gersbach 1,5 Millionen kWh

geplante Windstromproduktion: Rohrenkopf 40 Millionen kWh Glaserkopf 35 Millionen kWh

(Quellen: Energieagentur des Landkreises Lörrach, Stadt Schopfheim, Gemeinde Hasel und Infos zu den Windparks)

Das bedeutet: die Orte Gersbach und Hasel versorgen heute die Region mit Fleisch von Gersbacher Weiderindern, mit Milch, Quark und Käse, mit Holz und Hackschnitzeln und in Zukunft auch mit 75 Mio kWh regenerativem und regionalem Windstrom!

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Bezogen auf den Landkreis ist die gesamte Windstromproduktion von 77 Mio kWh pro Jahr dann 4,8% des Stromverbrauchs (derzeit 0,1%). Nach dem Willen der Landesregierung sollen bis 2020 10% des Stromverbrauchs im Land mit Windenergie gedeckt werden.

Der Landkreis hat weitere Potentiale für die Windstromerzeugung. Insbesondere der Blauen bei Malsburg-Marzell ist - laut Windatlas - einer der besten Standorte für einen Windpark im Landkreis Lörrach. Dass sich dort in Sachen Windkraft - trotz beharrlichem Bemühen von Verein und Genossenschaft „Bürgerwindrad Blauen“- nichts tut, ist ein Trauerspiel, zumal dieser vielversprechende Wind-Standort bereits durch einen Funkturm, Parkplätze, ein Gasthaus und viel Trubel am Wochenende bereits vorbelastet ist.

Andere Standorte wie der Zeller Blauen, der Wasen (Schlöttleberg, Hohe Stückbäume) oder der Munzenberg bei Kandern haben bei den aktuellen Stromvergütungen eine grenzwertige Wirtschaftlichkeit.

Wirtschaftlichkeit

Die Investitionskosten für das im Juli 2014 in Betrieb gegangene Windrad Tännlebühl, eine E101 mit 135m Nabenhöhe, werden in der Projektbeschreibung mit 4,95 Mio Euro angegeben (http://oekostrom-freiburg.de/index.php?id=120). Ich nehme an, darin sind alle Kosten enthalten, auch Zuwegung, Stromanschluss, Planungs- und Finanzierungskosten.

Ein weiteres aktuelles Beispiel ist das Windrad swe-Weissmoos, ebenfalls eine E101 mit 135m Nabenhöhe. Im Prospekt (Download auf der Internetadesse „https://swe-emmendingen.de/umwelt-projekte/buerger-wind-projekt/“ auf der Seite ganz unten) werden 5,05 Mio Euro Gesamtkosten angegeben und eine Pacht von 20.000 Euro pro Jahr. Der Prospekt enthält auf den Seiten 16 und 17 eine ausführliche Ertragsprognose, auf Seite 14 wird die prognostizierte Rendite mit 6% angegeben und auf Seite 15 die prognostizierten Ausschüttungen (das Windrad ist vollständig finanziert, man kann sich nicht mehr daran beteiligen - am Rohrenkopf ist das noch möglich!).

Beim Bau des Windrads kam es zu Verzögerungen, so dass es fast ein Jahr später als geplant in Betrieb ging. Für die Ertragsprognose wird ein jährlicher Strom-Ertrag von 5,19 Mio kWh pro Jahr angenommen. Im Jahr 2014 (regionales 85%-Jahr) hatte das Windrad 4,3Mio kWh und im Jahr 2015 (regionales 102%-Jahr) 5,8 Mio kWh Windstrom produziert.

Übertragen auf die neuen Windräder bei Gersbach bedeutet das: dort werden für die 10 Windräder zusammen mindestens 50 Mio Euro investiert, eher mehr, weil diese Windräder größer und damit teurer sind. Wenn man 8 Cent pro kWh Strom an Ertrag ansetzt, stehen derInvestition von ca. 50 Mio Euro rund 6 Mio Euro jährlich an Einnahmen gegenüber (75 Mio kWh je 8 Ct pro kWh).

Schon diese kurze Überschlagsrechnung zeigt, dass trotz Kosten für Wartung, Zinsen, Versicherungen, Rückbau-Rücklagen, Pachten und sonstigen Betriebsaufwendungen Gewinne erzielt werden können.

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Die Gemeinde Hasel hat öffentlich gemacht, dass sie pro Windradstandort eine Pacht von 20.000 Euro pro Jahr erhält. 3 Standorte liegen im Gemeindewald, das ergibt 60.000 Euro Pachteinnahmen pro Jahr. Über einen Zeitraum von 20 Jahren erhält die Gemeinde Hasel Pachteinnahmen von 1,2 Mio Euro. Dazu kommen weitere Pachteinnahmen, die Privatwald-Besitzer in Hasel und Umgebung für Zuwegung und Kabeltrassen erhalten.

Ein guter Standort allein ist aber noch keine Garantie für einen wirtschaflichen Betrieb. Ein Windrad an einem sehr guten Standort kann aufgrund sehr hoher Infrastrukturkosten (Zuwegung, Netzanschluß, Fundamentgründung, Wasserhaltung usw.) und/oder hoher Betriebsauflagen (schall-/schattenreduzierter Betrieb, Fledermausabschaltung, Eisabwurf-Abschaltung usw.) gegenüber einem windschwachen Standort unwirtschaftlicher sein.

Grundsätzlich ist auch bei Bürgerwindrädern zu beachten, dass es unternehmerische Beteiligungen sind, die immer Chancen, aber auch Risiken enthalten.

Mit dem neuen EEG verschlechtert die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Windenergie. Dazu kommen große Unsicherheiten für Investoren, weil immer noch nicht klar ist, wie die geplanten Ausschreibungsverfahren gestaltet werden, obwohl sie 2017 eingeführt werden sollen. Diese Verunsicherung des Marktes ist offensichtlich Teil der Strategie der Bundesregierung. Ob eine im Ausschreibungsverfahren erzielte Einspeisevergütung ausreichend für einen wirtschaftlichen Betrieb eines geplanten Windparks ist, zeigt sich erst nach der Ausschreibung. Da aber bei Windenergieprojekten erhebliche Mittel in die Projektvorbereitung investiert müssen, um die Voraussetzungen für die Ausschreibung zu erfüllen, steigt das Risiko für die Investoren. Kapitalkräftige Firmen können sich das leisten. Für Bürgerenergiegenossenschaften wird es unter diesen Bedingungen immer schwieriger, am Ausbau der Windenergie teilzuhaben.

Beim Ausbremsen der Solarenergie war die Bundesregierung so „erfolgreich“, dass der Ausbau der Solarenergie nun deutlich unter dem gewünschten Ausbaukorridor der Bundesregierung liegt. Gleichzeitig schaut sie tatenlos zu, wie die umweltschädliche Kohleverstromung weiterhin auf hohem Niveau läuft - trotz aller Bekenntnisse zu Klimaschutzund Energiewende.

Schlussbemerkung

Diese Ausarbeitung entstand ehrenamtlich und ohne Bezahlung. Meine Motivation dafür ist, die Energiewende in Bürgerhand erfolgreich voranzubringen und dabei auf den Erfahrungen anderer Bürgerenergie-Projekte aufzubauen. Mein ausdrücklicher Dank gilt allen Windrad-Betreibern aus der Region, die ihre Daten im Internet der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen,insbesondere der Ökostromgruppe Freiburg.

Ich danke allen, die diese Ausarbeitung kritisch durchgesehen haben, für ihre Anregungen und Hinweise.

Hasel, im Januar 2016Peter SchalajdaGründungsmitglied Bürgerwindrad Blauen eV und Vorstand der Genossenschaft „Bürgerwindrad Blauen Erneuerbare Energien eG“

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Internet-Adressen

Ertragsdaten:www.oekostrom-freiburg.dehttp://buergerwindrad-brandenkopf.de/https://swe-emmendingen.de/2014/09/04/monatsertraege-20132014-der-windkraftanlage-e101-auf-dem-weissmoos/

auf diese Ertragsdaten wurde ich erst vor kurzem aufmerksam gemacht:www.windkraft-tennenbronn.de.

Prospekt Windrad Weissmoos mit Ertragsprognosenhttps://swe-emmendingen.de/umwelt-projekte/buerger-wind-projekt/auf der Seite ganz unten ist der Download für den Prospekt

Video vom Bau einer Enercon E70 auf der Hornisgrinde im September 2015 (ca. 7 min):http://manugrafie.net/windkraftanlage-auf-der-hornisgrinde.html

Fotos vom Bau und Flügeltransport Windrad E101 in Weissmoos 2013 z.B. unter:http://swe-emmendingen.de/2013/09/04/die-rotorblatter-des-swe-burgerwindrads-wurden-zur-baustelle-auf-den-weismoos-geliefert/http://swe-emmendingen.de/2012/11/16/turmbau-am-186-meter-hohen-swe-burgerwindrad-hat-begonnen/

zum Windpark Hasel (Glaserkopf):https://www.enbw.com/unternehmen/konzern/energieerzeugung/erneuerbare-energien/windkraft-an-land/windpark-hasel/projektdetails.html

in Kürze soll zum Windpark Rohrenkopf eine Internetseite der EWS freigeschaltet werden.

Weitere Infos zu den Windparks Rohrenkopf und Glaserkopf unter:www.windkraft-dialog.de

www.bue r gerwindrad-blauen.dewww.bwblauen.de

Internetseiten, auf denen Anlagedaten veröffentlicht werden:

http://www.transnetbw.de/de/eeg-kwk-g/eeg/eeg-anlagendaten

http://www.ednetze.de/cms/einspeiser/informationen/eeg-jahresabrechnung.php

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