„Verhungernde kennen kein Restrisiko
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Neurologische Entwicklung
Studien in Mexiko zufolge gibt es Hinweise, dass es in der
neurologischen Entwicklung von Kindern aus Gebieten mit
ehemals starker DDT-Nutzung zu Beeinträchtigungen
kommen kann. Der intensive Kontakt der Mutter mit dem
Insektengift während der Schwangerschaft beeinflusst
sowohl die psychomotorische als auch die mentale
Entwicklung des Kindes negativ.12,13
Trotz der Anreicherung von DDT in der Muttermilch wirkt sich
das Stillen des Kindes jedoch immer noch günstig auf dessen
Entwicklung aus.13
Malaria
Die lebensbedrohliche Tropenkrankheit Malaria wird durch den Stich der Anopheles-
mücke übertragen.
Durch das Besprühen von Hauswänden mit DDT wird versucht, die Anzahl an
Neuansteckungen gering zu halten. Laut einem Bericht der National Academy of
USA hat „DDT in weniger als 2 Jahrzehnten das Leben von 50 Millionen
Menschen vor dem Malariatod bewahrt“.4 Aufgrund seines unvergleichbaren Erfolges
wird DDT trotz der Zunahme an Resistenzen und gesundheitlicher Risiken seit 2006
wieder ausdrücklich von der WHO zur Malariabekämpfung empfohlen.5
Was ist DDT?
Unsere Befragung der Studenten an der Universität zu Lübeck ergab, dass 38% noch nie etwas von DDT
gehört haben. Sagt DDT Ihnen etwas?
Hinter dem Begriff Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) verbirgt sich ein in den 40er Jahren entwickeltes
Insektizid, das bis zum Verbot 1972 im Kampf gegen zahlreiche Gliederfüßer, insbesondere gegen die
Anophelesmücke, eingesetzt wurde. Die Malaria übertragende Mücke wird getötet, indem DDT das zentrale
Nervensystem angreift.1 Die preiswerte Herstellung in Verbindung mit der effektiven Wirkung brachten dem
Erfinder Paul Müller 1948 den Nobelpreis ein. Nachdem vielfältige Nebenwirkungen des DDT bekannt
wurden, wird es heute ausschließlich in Malariagebieten eingesetzt.2
38%
62% Ja
Nein
Fragestellung: „Sagt Dir DDT etwas?“
Teilnehmer (n) = 362
„Verhungernde kennen kein Restrisiko“6
Indira Ghandi, ehem. Ministerpräsidentin von Indien
zum Einsatz von DDT gegen Malaria
Onkologische Aspekte
Das epidemiologische Krebsinstitut in Kopenhagen führte 2012 eine Studie
durch, deren Ziel der Nachweis eines Zusammenhanges zwischen der
Anreicherung von DDT und seinen Abbauprodukten im Fettgewebe und dem
Risiko für das maligne Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) war. Das Resultat:
Menschen mit erhöhten DDT-Werten im Fettgewebe erkrankten nachweislich
häufiger an NHL.3
Gerlinde Brüggemann, Janina Eden, Mira John,
Christoph Max, Yasin Sari, Dora Schreiber
Tutorin: Maria Elisabeth Wramp
Abb. 1
[1] Roscher, E. & Juds, V. (2012): DDT - Dichlordiphenyltrichlorethan. Bayerisches Staatsministerium der Justiz und für Verbraucherschutz.
http://www.vis.bayern.de/ernaehrung/lebensmittelsicherheit/unerwuenschte_stoffe/ddt.htm (Zugriffsdatum: 17.12.2012).
[2] Neumann, H.-G. (1972): DDT in der Umwelt: Gefahr für unsere Gesundheit? Chemie in unserer Zeit, 6:83-86.
[3] Bräuner, E.V. et al. (2012): A prospective study of organochlorines in adipose tissue and risk of non-Hodgkin lymphoma. Enviromental Health Perspectives,
120:105-111.
[4] Falbe, J. & Regitz, M. (1990): Römpp Lexikon Chemie. 9. Auflage. Version 1.2. Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag.
[5] World Health Organisation (2011): WHO Global Malaria Programme. World Malaria Report 2011.
[6] Bützer, P. (2009): Der ökologische Sündenfall DDT.
http://www.buetzer.info/fileadmin/pb/pdf-Dateien/DDT.pdf (Zugriffsdatum: 17.12.2012).
[7] Kelce, W.R. et al. (1995): Persistent DDT metabolite p,p'-DDE is a potent androgen receptor antagonist. Nature, 375:581-585.
[8] Odenwald, M. (o.J.): Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen durch Umweltgifte bedroht - Ungewollte Kinderlosigkeit in bestimmten Berufen mittlerweile
auffallend häufig / Vermehrte Fehlgeburten registriert.
http://www.toxcenter.de/artikel/Fortpflanzungsfaehigkeit-des-Menschen-durch-Umweltgifte-bedroht.php (Zugriffsdatum: 17.12.2012).
[9] Zhuang, S. et al. (2012): Distinct mechanisms of endocrine disruption of DDT-related pesticides toward estrogen receptor α and estrogen-related
receptor γ. Environmental Toxicology and Chemistry, 31:2597-2605.
[10] Longnecker, M.P. et al. (2001): Association between maternal serum concentration of the DDT metabolite DDE and preterm and small-for-gestational-age
babies at birth. The Lancet, 358:110-114.
[11] Perry, M.J. et al. (2006): A prospective study of serum DDT and progesterone and estrogen levels across the menstrual cycle in nulliparous women of
reproductive age. American Journal of Epidemiology, 164:1056-1064.
[12] Torres-Sánchez, L. et al. (2007): In Utero p,p'-DDE Exposure and Infant Neurodevelopment: A Perinatal Cohort in Mexico. Environmental Health
Perspectives, 115:435-439.
[13] Eskenazi, B. et al. (2006): In Utero Exposure to Dichlorodiphenyltrichloroethane (DDT) and Dichlorodiphenyldichloroethylene (DDE) and
Neurodevelopment Among Young Mexican American Children. Pediatrics, 118:233-241.
[Abb. 1] Hay, S. (2006): PLoS Medicine. 3:473; Guerra, A. et al. (2007): Malaria Journal. 6:17; Guerra, A. et al. (2008): PLoS Medicine. 5:38.
Copyright: Licensed to the Malaria Atlas Project (MAP; www.map.ox.ac.uk) under a Creative Commons Attribution 3.0 License (http:/creativecommons.org).
DDT und seine Auswirkungen auf das ungeborene Leben
DDT wirkt als hormoneller Störfaktor. Bei Männern erlangt es die Funktion eines
potenten Androgen-Rezeptor-Antagonisten, sodass es zu einer Abnahme der
Spermienzahl kommen kann.7 Des Weiteren wird eine vorzeitige akrosomale
Reaktion ausgelöst, infolge dessen verliert das Spermium seine Befruchtungs-
fähigkeit. Bereits 1-10ng DDT/ml Körperflüssigkeit, eine Konzentration, wie sie heute
mittlerweile bei vielen Männern nachgewiesen wird, kann den Spermien signifikant
schaden.8
Bei Frauen wirkt DDT als Östrogen-Agonist; der Eisprung wird verhindert.9 Eine
Anreicherung der DDT-Abbauprodukte in den Follikeln sowie in den Keimzellen ist
bewiesen.8
Eine erhöhte Exposition von DDT steht möglicherweise im Zusammenhang mit
einem vorzeitigen Schwangerschaftsabbruch.10 Ursächlich scheint ein Abfall von
Östrogen und Progesteron zu einem Zeitpunkt, der entscheidend für den Erhalt der
Schwangerschaft ist.11
hohes Risiko moderates Risiko kein Risiko
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