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TRENDING TOPICS VERLAGSSPEZIAL Von Smart Cars, Smart Energy und der übrigen ver- netzten Welt der Dinge. S. 10 Quantencomputer sind die neuen Superrechner – sie könnten den KI-Trend weiter befeuern. S. 38 Wie eine Technologie das Internet und eine gesamte Branche revolutioniert. S. 62 Virtuelle Welten erobern unseren Alltag und eröffnen ungeahnte Perspektiven. S. 78 INTERNET OF THINGS KÜNSTLICHE INTELLIGENZ BLOCKCHAIN VIRTUAL REALITY

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T R E N D I N G TO P I C S

VERLAGSSPEZIAL

Von Smart Cars, Smart Energy und der übrigen ver-

netzten Welt der Dinge.S. 10

Quantencomputer sind die neuen Superrechner – sie könnten

den KI-Trend weiter befeuern.S. 38

Wie eine Technologie das Internet und eine gesamte

Branche revolutioniert.S. 62

Virtuelle Welten erobern unseren Alltag und eröffnen

ungeahnte Perspektiven.S. 78

I NTE R N ET OF TH I NG S KÜ N STLICH E I NTE LLIG E N Z B LOCKCHAI N VI RTUAL R EALITY

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G T

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Abbildung: © SKD, Foto: M. Lange

1645Erdglobus

Willem Jansz. Blaeu

IM DRESDNER ZWINGER

MATHEMATISCHPHYSIKALISCHER

tgl.10 –18 Uhr, außer Mo.

SALON

WWW.SKD.MUSEUM

Sponsored bySponsored by MedienpartnerMedienpartnerHauptfördererHauptfördererGefördert durch

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Editorial

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T RENDI NG TOPIC S

EditorialLiebe Leserinnen und Leser,

was bezeichnen wir heute nicht alles als Megatrend – Globalisierung, Klima-wandel, Urbanisierung. Und im gleichen Atemzug fällt fast immer auch der Begriff Digitalisierung. Völlig zu Recht, denn die tiefgreifenden Veränderun-gen, die die Digitalisierung mit sich bringt, werden nicht nur uns, sondern auch unsere Kinder und Kindeskinder prägen. Und die Geschwindigkeit, mit der die Digitalisierung Teil unseres Lebens wird, nimmt zu: Während das Telefon 75 Jahre brauchte, um 100 Millionen Nutzer zu erreichen, schaffte Instagram das in etwas über zwei Jahren. Auch beim Thema Mobilität tut sich viel: Bis 2020 sollen Prognosen zufolge weltweit 250 Millionen Autos mit In-ternetanschluss auf den Straßen unterwegs sein. Somit wäre rund jedes fünfte Fahrzeug vernetzt.

Beispiele wie diese lassen schon ahnen, wie viele verschiedene Aspekte unter dem Schlagwort digitaler Wandel subsummiert sind. „Trending Topics“ haben wir daher dieses Magazin genannt – und blicken auf die zwölf wichtigs-ten Digitalisierungstrends der kommenden Jahre. Das Internet of Things darf dabei genauso wenig fehlen wie Cybersecurity, Künstliche Intelligenz oder Virtual Reality.

Die vielen Gespräche, die wir in den vergangenen Monaten geführt haben, zeigen, dass nicht überall alles nach Plan läuft und manchmal sogar die Vorbehalte überwiegen. Aber ein gewisser Grundoptimismus, eine Neu-gier auf die Dinge, die noch kommen werden, ist allerorten spürbar. So etwa beim deutschen Stararchitekten Ole Scheeren, der uns in der Heftmitte einen Ausblick auf die Arbeitswelt der Zukunft gibt. Oder bei der IBM-Managerin Martina Koederitz, die über die komplexen Herausforderungen der Digitali-sierung für die Wirtschaft spricht. Und nicht zuletzt bei den Unternehmen in Sachsen, die wir im Rahmen dieses Kooperationsprojektes kennenlernen und auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten durften. Dass im östlichsten Bundesland Deutschlands mit so viel Hochdruck an der digitalen Zukunft gearbeitet wird, hat uns dazu bewogen, Persönlichkeiten, Unternehmen und Produkte an bestimmten Stellen im Magazin gesondert vorzustellen – in einer „Inspirationals“-Serie.

In diesem Sinne: Lassen auch Sie sich inspirieren – wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre.

Ihre Redaktion

WILLKOM M E N

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T RENDI NG TOPIC S

Inhalt

Inhalt

S. 9Was, wenn der Kühl-schrank die falsche Milch bestellt hat?One Question, One Answer

S. 10Das nächste InternetVon Smart Cars, Smart Energy und der übrigen vernetzten Welt der Dinge.

S. 13Online firstTrends & Fakten im Überblick

S. 14Revolution in TurnschuhenDas Start-up Staffbase krempelt die Mitarbeiter-kommunikation um.

S. 18Inspirational LeadersDigitalisierungs- strategien und Zukunfts-visionen: sechs Weg- bereiter im Fokus.

S. 26Mit Honigtöpfen gegen HackerCyberangriffe sind für Firmen und den Staat gleichermaßen eine Bedrohung.

S. 30Ein Hoch auf die CommunityVom studentischen Start-up zum europäi-schen Marktführer.

S. 34Inspirational CompaniesSmarte Unternehmens-ideen auf dem Weg in die digitale Zukunft.S. 6

Digitale (R)EvolutionTrends & Fakten

S. 22Computer über- nehmen das SteuerAutonome Mobilitätskon-zepte verändern unsere Idee der Fortbewegung.

S. 24Machen Maschinen eigentlich weniger Feh-ler im Straßenverkehr?One Question, One Answer

S. 38Ein neuer QuantensprungVerhelfen Quanten-computer der Künst-lichen Intelligenz zum Durchbruch?

S. 39»Wenn ich an Künstliche Intelligenz denke …«Acht Experten teilen ihre Bedenken und ihre Hoffnungen.

S. 41»Wir könnten auf sie verzichten, aber warum sollten wir?«Weshalb wir keine Angst vor Künstlicher Intelligenz haben müssen.

S. 42Future in 100 WordsVier Visionäre werfen einen Blick in die digitale Zukunft.

01Internet of Things (S.8)

03Mobility & Logistics(S.20)

04Cyber- security(S.25)

05E-Commerce(S.29)

06Künstliche Intelligenz(S.36)

02Social Media(S.12)

TRENDING TOPICS

S. 74

S. 14

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T RENDI NG TOPIC S

Inhalt & Collaborators

S. 73Wie viele Daten braucht der Mensch?One Question, One Answer

S. 74Macher mit Mission„Astro-Alex“ hat auf der ISS ein ungewöhnliches Experiment im Gepäck.

S. 78Virtuelle Welten neu gedachtWie ein Hidden Champion aus dem Erzgebirge mit 360-Grad-Kameras Maßstäbe setzt.

S. 81Index

S. 62Gekommen, um zu bleibenWie die Blockchain schon heute ganze Branchen in Hysterie versetzt.

S. 66Stadt der ZukunftDer Weg zum Ideal der Smart City: Gibt es ein Patentrezept?

S. 70Inspirational ItemsAcht innovative Gegen-stände, die unsere Welt ein bisschen ein-facher machen.

S. 53Der Mensch als Diri-gent und ProblemlöserIndustrie 4.0 ist eine deutsche Erfolgs-geschichte.

S. 57Sind Roboter die bes-seren Arbeitskollegen?One Question, One Answer

S. 58Neue Chancen für analoge ProdukteTraditionelles Handwerk und Digitali-sierung stehen nicht im Widerspruch.

S. 47Höher, weiter, schneller ist das CredoWarum ein Unternehmer aus Chemnitz genau auf die Trends aus dem Silicon Valley schaut.

ANJE JAGER / Illustrator

Die gebürtige Niederländerin und Wahl-Berlinerin war lange Jahre als Grafikerin und Designerin tätig, bevor sie sich wieder ihrer „first love“ – dem Zeichen und Malen – zuwandte. Mit der Liebe zur Porträtmalerei verbindet Anje Jager in ihren Illus-trationen mühelos Realismus und künstlerische Sensibilität. Sie ist für internationale Kunden wie „Harper’s Bazaar“ oder „Monocle“ tätig.

Kinvara Balfour / Director & Moderator

Regisseurin und Moderatorin Lady Kinvara Balfour beschäftigt sich vor allem mit den Themen Design, Technologie und Trends. Die Britin ist Schöpferin von „The Visionaries“, einer Serie von Mini-Filmen, die sie einzig auf dem iPhone aufzeichnete. Für eine Kooperation mit Apple interviewte sie Größen aus der Fashionwelt. Sie berät Tech-Start-ups beim Businesseinstieg und war als Executive Producer an einer Dokumentation über den ver-storbenen Designer Alexander McQueen beteiligt.

ANITA MRUSEK Creative Director

Anita Mrusek arbeitet als Freelance Creative Director in ihrem Studio in Berlin Neukölln. Mit Schwerpunkt Corporate Publishing und Editorial Design verantwortet sie für Verlage und Agenturen Entwicklun-gen und Relaunches von Kundenmagazinen. Sie hat eigene Mode-magazine publiziert und als Creative Direc-tor die Ausgabe von „Trending Topics“ ent-wickelt und designt.

THOMAS MEYER Photographer

Thomas Meyer lebt und arbeitet in Berlin. Er ist für internationale Ma gazine und Kunden tätig, war Fotograf der F.A.Z.-Kampagne „Da-hinter steckt immer ein kluger Kopf“. Seit 2017 fotografiert Meyer für die Stiftung Bauhaus in Dessau und unterrich-tet unter anderem an der Ostkreuzschule für Fotografie. Seine Werke sind regelmäßig in Aus-stellungen zu sehen.

GENE GLOVER Photographer

Gene Glover ist seit vie-len Jahren für große deutsche Zeitungen und Magazine tätig. In den vergangenen zehn Jahren wurde der gebürtige New Yorker vor allem als Por-trät- und Reportagefoto-graf bekannt. Cover- und Titelgeschichten, unter anderem für „Wired“ oder „The New York Times Magazine“, gehören zu seinem Portfolio. Neben der redaktionellen Arbeit konzentriert sich Glover auch auf Projekte im Werbe- und Corporate-Bereich.

07Smart Systems

(S.46)

09Blockchain(S.61)

10Smart Infrastructure(S.65)

11Big Data(S.72)

08Industrie 4.0(S.52)

12Virtual Reality(S.76)

COLLABORATORSS. 20

S. 78

S. 20

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T RENDI NG TOPIC S

6Trends & Fakten

Digitale (R)Evolution:Digitale Innovationen durchdringen (fast) alle Bereiche des Alltags. Sie verändern die Art und Weise zu arbeiten und zu kommunizieren. Viel mehr noch: Sie verändern unser Leben.

der deutschen Internetnutzer verwenden heute soziale Netzwerke für ihre private Kommunikation, fand das

Statistische Bundesamt heraus. Vor zehn Jahren waren soziale Netzwerke in Deutschland noch kein Thema.

der Deutschen setzen noch immer auf Brett- oder Gesellschaftsspiele als Freizeitbeschäftigung.

40 Prozent spielen lieber Video- und Computerspiele.

55 Prozent

Zwei Drittel

FR E I Z E IT

Um

zu erreichen, brauchte das Telefon 75 Jahre. Instagram nur 2,2 Jahre.

100 Millionen Nutzer

(Quelle: Report „Key Issues for Digital Transformation in the G20“; OECD)

(Quelle: VuMA 2017; Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse)

der Smartphone-Nutzer aus Deutschland verwenden bereits Gesundheits-Apps, ergab eine Befragung von Bitkom Research.

45 Prozent

G E SU N D H E IT

wird der digitale Gesundheitsmarkt bis zum Jahr 2020 welt-weit anwachsen, schätzt Roland Berger. Das entspricht einem

durchschnittlichen Wachstum von jährlich 21 Prozent seit 2015.

Wearables werden im Jahr 2022 ausgeliefert, prognostizieren die Analysten der International Data

Corporation. Für Umsatz sollen dann vor allem Smartwatches mit einem geschätzten Marktanteil von

38,3 Prozent sorgen.

Auf über

Knapp

200 Milliarden US-Dollar

220 Millionen

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T RENDI NG TOPIC S

7Trends & Fakten

BAN KI NG

von insgesamt 2 250 befragten Bankkunden in neun Ländern – darunter auch Deutschland – geben an, keinen

persönlichen Kontakt mehr zu ihrer Bank zu haben. Dennoch erachten ebenfalls zwei Drittel der Verbraucher

eine langfristige Beziehung mit ihrer Hausbank als wichtig.

Zwei Drittel

(Quelle: Whitepaper „Today’s Financial Consumer: Open for Business“; CGI)

der Deutschen können sich laut Fraunhofer IAO mit einem Assistenz-Roboter

als Haushaltshilfe anfreunden. Vor allem bei anstrengenden und sich wiederholenden

Tätigkeiten soll er unterstützen.

der hiesigen Verbraucher können sich laut Bitkom Research schon heute vorstellen,

ein selbstfahrendes Auto zu kaufen.

Knapp

Kryptowährungen sind auf der Plattform Coinmarketcap.com im Jahr 2018 gelistet. Von diesen

erreichen über 1 000 einen täglichen Handelsumsatz von jeweils über 10 000 US-Dollar.

Über

4 500

LE R N E N

TECH NOLOG I E N

der Schulleiter und Lehrer in Deutschland sind davon überzeugt, dass digitale Medien

die Attraktivität ihrer Schule steigern werden.

70 Prozent(Quelle: Studie „Monitor Digitale Bildung“; Bertelsmann Stiftung)

Bis zum Jahr 2025 wird der Markt für Künstliche Intelligenz mehr als

wert sein, schätzt das amerikanische Marktforschungsunternehmen Constellation Research.

100 Milliarden US-Dollar

bundesweit regelmäßig digitale Medien ein, so eine Studie von Bitkom Research.

Im Unterricht setzt aber im Schnitt nur jede

20. Schule

(Quelle: „JIM-Studie 2017“; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest)

verbringen deutsche Jugendliche täglich am Computer oder im Internet, um für die Schule zu arbeiten.

Etwa

45 Minuten

Bundesbürgern erledigen ihre Bankgeschäfte bereits online, hat der Digitalverband Bitkom in einer

Verbraucherumfrage herausgefunden.

Mehr als

drei von vier

drei Viertel

31 Prozent

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T RENDI NG TOPIC S

Internet of Things

TRENDING TOPICS

Internetof Things

01

short cut / Internet der Dinge, englisch: Internet of Things (IoT) / Gegenstände werden durch den Einbau von Mikrochips „smart“ und tauschen sich über das Internet mit anderen Ob-jekten und Computern aus / Systeme agieren automatisch ohne menschliches Zutun / Herausforderung: IoT bietet Angriffsplatt-form für Hacker / 25 Milliarden IoT-Devices bis zum Jahr 2020 / Wirtschaftlicher Nutzen wird auf 2 Billionen US-Dollar geschätzt

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T RENDI NG TOPIC S

9Internet of Things

ONEQUESTION

ONEANSWER

( PROF. DR . CHRISTIAN MONTAG, Heisenberg-Professor für Molekulare Psychologie an der Universität Ulm, er forscht die

biologischen Grundlagen der menschlichen Persönlichkeit . )

Was, wenn der Kühlschrank die falsche

Milch bestellt hat?

»Tatsächlich handelt es sich um ein Szenario, das durch IoT Realität wer-

den könnte. Grundsätzlich wird sich aus Datenschutzgründen die Frage

ergeben, ob nicht, wie beim eigenen Laptop, die Webcam abgeklebt wird, um

generell auf einen solchen Service zu verzichten. Ansonsten: Auf zu Fuß

in den Supermarkt!«

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Internet of Things

Das nächste Internet

Der neue Mobilfunkstandard 5G, der voraussichtlich 2020 kommt,

macht das mobile Internet schneller und zuverlässiger – und

ermöglicht so gänzlich neue Anwendungen. Von Smart Cars, Smart Energy und der übrigen

vernetzten Welt der Dinge.TExT

Bor iS Kar KowSKi

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Internet of Things

7,6 Milliarden Menschen auf der Erde, das macht perspektivisch rund 7,6 Milliarden Smartphones, die ans Internet angeschlossen werden. Derzeit gibt es allerdings erst 2,5 Milliarden Smartpho-nes. Klingt viel, sind aber Peanuts im Vergleich zu dem, was kommt. Denn wenn das Internet der Dinge (IoT) Wirklichkeit wird, werden mehrere Hundert Milliarden Geräte miteinander vernetzt sein. Nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Kühlschränke und Autos, sondern alle Maschinen. Werden diese miteinander vernetzt und tauschen sie Informationen in Echtzeit aus, so werden gänz-lich neue Anwendungen in der Produktion, in der Logistik, in der Medizin, in der Energiewirtschaft, in der Landwirtschaft, im Handel möglich. Fern-OPs, die intelligente Verkehrsführung und voll-automatisierte Produktion inklusive intelligenter Logistikketten sind nur einige der Ideen, an deren Realisierung jetzt schon gearbeitet wird. Das In-ternet verändert so seinen Charakter grundlegend: vom Konsum von Informationsangeboten hin zur Steuerung dank permanenten Datenaustauschs.

Ein großer Vorteil: Viele Entscheidungen können dezentral getroffen werden. So müssen selbst-fahrende Autos nicht mit Superrechnern und einer Vielzahl Sensoren ausgerüstet werden, sondern kön-nen auch die Daten von Ampeln, Verkehrskameras und anderen Fahrzeugen auslesen oder gar direkte An-weisungen von zentralen Verkehrsleitsystemen verar-beiten – und die eigenen Daten an diese zurücksenden. Doch noch mehr wird sich verändern: Professor Frank Fitzek von der TU Dresden, einer der führenden Köp-fe im Bereich 5G, erläutert: „5G wird nicht nur die Maschine-zu-Maschine-, sondern auch die Echtzeit-kommunikation zwischen Menschen und Maschinen ermöglichen. Dadurch entstehen voll kommen neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Roboter und Mensch arbeiten nicht mehr nebeneinander, sondern künftig miteinander. Der Mensch kann so zum Bei-spiel einen intelligenten Handschuh anziehen und die-sem Klavierspielen beibringen – das der Handschuh dann wiederum einem Laien beibringt.“

KOMPLExE ZUSAMMENARBEIT

Damit solche und ähnliche Visionen umgesetzt wer-den können, müssen etliche Hürden genommen werden. Wichtigste Voraussetzung ist ein schnelle-res, zuverlässigeres mobiles Internet. Das soll, so die Mobilfunkanbieter, ab 2020 in Deutschland Realität werden. 5G ist dann nicht nur 100-mal schneller als der bisherige LTE-Standard, sondern reagiert zudem viel prompter. Eine Latenzzeit von nur einer Milli-sekunde erlaubt Echtzeitübertragungen auch über größere Entfernungen. Der Mensch benötigt für die

Verbindung vom Auge zum Kopf etwa die zehnfache Zeit. Doch das Netz muss auch zuverlässig sein, da-mit selbstfahrende Autos oder Paketdrohnen nicht orientierungslos werden. Das erfordert nicht nur eine flächendeckende Funkverbindung, sondern auch dezentrale Systeme, die den Ausfall eines Ver-bindungsknotens schnell kompensieren können. Und schließlich dürfen die Mobilfunkverbindungen der Zukunft nur einen Bruchteil des Stroms verbrauchen, der heute benötigt wird – sonst würde der permanen-te Datenstrom der Geräte untereinander rasch Akkus leersaugen und das Energienetz überlasten.

An vielen Stellen wird an der Realisierung von 5G gearbeitet. So hat die Deutsche Telekom in Berlin erste Antennen für den Betrieb von 5G unter echten Bedingungen freigeschaltet. In der Innen-stadt entsteht gerade ein ganzes 5G-Cluster. Ebenso intensiv wird bereits am Zusammenspiel von Hard-ware, Software und Kommunikationsschnittstelle im Hinblick auf die Anwendung gearbeitet. Dr. Patrick Grosa vom Smart Systems Hub in Dresden erklärt die Komplexität: „Früher mussten sich meist nur die Hersteller eines neuen Produkts auf einen Standard einigen, beispielsweise das Format einer CD. Für das IoT müssen sich jedoch Hersteller unterschiedlichster Branchen mit den Anbietern der Telekommunikati-onsinfrastruktur und den Softwareprogrammierern einigen. Idealerweise gleich auf globalem Niveau.“ Der Hub erleichtert darum den Austausch und die Entwicklung gemeinsamer Lösungen über Branchen- und Technologiegrenzen hinweg.

ENERGIE FLExIBEL NUTZEN

5G und das Internet der Dinge haben das Potential, auch unsere Energieversorgung umzukrempeln. Im 5G Energy Hub, einer Kooperation der TU Dres-den mit der RWTH Aachen, werden dazu derzeit die Grundsteine gelegt. Das Ziel ist eine dezentrale, flexible Energienutzung. Statt starrer Energieerzeu-gung und -verbräuche soll künftig ein System von Erzeuger und Verbraucher – ob Privathaushalt oder Produktionsunternehmen – Angebote und Bedarfe dank flexibler Speicher zum Ausgleich bringen. Dr. Joachim Seifert von der TU Dresden erklärt: „So können die Schwankungen bei erneuerbaren Energi-en an einem stürmischen Tag besser geglättet werden, weil das Überangebot zwischengespeichert oder um-gewandelt und erst an einem anderen, windstilleren Tag abgerufen werden kann.“ Frank Fitzek betont: „Ohne 5G ist die Energiewende gar nicht zu realisie-ren.“ Aber auch sonst erwartet sich Fitzek viel von dem „nächsten Internet“: „Die Menschen können sich auf ihre Innovationskraft konzentrieren, denn Maschinen werden die repetitiven Aufgaben übernehmen.“ ■

Die totale Vernetzung

Nicht nur Menschen, auch unbelebte Objekte werden immer häufiger

miteinander verknüpft. Für Unternehmen bietet das die

Chance, neue Geschäfts-modelle aufzubauen und mehr Umsatz zu generie-ren – etwa mit vernetzten

Produkten und Diensten. Als größter Profiteur gilt

das verarbeitende Gewerbe mit einer großen Anzahl potentiell vernetzbarer

Geräte und Maschinen. Eine ähnliche Entwicklung sehen Experten für die Versorger-

und Logistikbranche.

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T RENDI NG TOPIC S

Social Media

TRENDING TOPICS

SocialMedia

02

short cut / Soziale Medien, englisch: Social Media / Digitale Technologien, Webseiten, Wikis, Apps oder Netzwerke, über die sich User im Internet vernetzen, Inhalte erstellen und diese austauschen / User-generated Content und Many-to-Many-Kommunikation / Von Hashtags (#) bis Likes: Zentrales Merkmal ist die Interaktivität im Web 2.0 / Informationsbeschaffung läuft heute mehr über Social Media denn klassische Medien

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T RENDI NG TOPIC S

laut Spredfast mehr 18- bis 49-Jährige als das dortige Kabelfernsehen.

In den USA erreicht

Youtube

der Einzelhandelskäufe werden heute über Facebook inspiriert. Das hat der „Social Audience

Guide 2018“ herausgefunden.

30 Prozent

Social Media

13

ON LI N E FI R ST

deutsche Internetnutzer in Facebook & Co. – und will es auch in Zukunft tun. Das Smartphone wird für die

Suche nach Nachrichten immer wichtiger.

Laut einer Bitkom-Studie informiert sich jeder

Schon heute vernetzen sich die Menschen weltweit über soziale Medien schneller als jemals zuvor. Ereignisse

werden rasend schnell verfolgt, kommentiert und bewertet. Das geschieht gefühlt oft in unter

einer Minute.

Whatsapp hat

tägliche Nutzer. Tendenz steigend. Wer nicht über Whatsapp kommunizieren will, findet Alternativen,

die mit einer sicheren Datenverschlüsselung werben: zum Beispiel Telegram oder Threema.

34 Millionen

fünfte

der befragten Deutschen sind dagegen, dass ihre Daten von Anbietern gespeichert werden, ergab eine Studie des

Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln.

Rund

73 Prozent

Laut der Social-Media-Agentur Spredfast nutzen, gestalten oder konsumieren mehr als

Menschen rund um den Globus Social Networ ks. Die wichtigsten sind: Facebook, QQ, Youtube, Instagram,

Snapchat, Twitter, Pinterest und Linkedin.

3 Milliarden

werden 80 Prozent der Bevölkerung ein digitales Online-profil besitzen. Grund hierfür wird die flächendeckende Ausbreitung neuer Technologien sein, die das Web auch

in die entlegensten Orte der Welt bringen wird.

Experten des Weltwirtschaftsforums prophezeien: Bis

2023

Menschen weltweit regeln laut jüngsten Zahlen von Tencent, Chinas größtem Internetkonzern, ihr gesamtes

Leben mit dessen Messenger-App Wechat. Auf die Daten hat die chinesische Regierung vollen Zugriff.

1 Milliarde

der Deutschen nutzen Share-Economy: Sie teilen Unterkünfte, Dateien, Musik, Autos. Experten von PwC erwarten einen Anstieg

des Marktvolumens auf über 24 Milliarden Euro.

39 Prozent

der unter 35-Jährigen nutzen Whatsapp, Facebook und Co., um sich zu verabreden und Aktivitäten zu koordinieren.

Das sind die Ergebnisse einer Postbank-Studie.

85 Prozent

Die Umsätze mit Smartphone und Co. machen 2018 bei Google fast

am weltweiten mobilen Werbemarkt aus, bei Facebook liegt der Anteil bei knapp 25 Prozent.

34 Prozent

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T RENDI NG TOPIC S

14Social Media

Das Start-up Staffbase krempelt mit seiner App

die Mitarbeiter- kommunikation um.

REVOLUTION IN TURNSCHUHEN

TExT

SaBi n e Si mon

FOTOS

G e n e G love r

B I LDE R

1Die richtige Idee zur richtigen

Zeit. Seit der Gründung 2014 hat sich der Umsatz von

Staffbase fast verfünffacht.

2„Es darf gelacht werden“:

Die Geschäftsführer Frank Wolf, Lutz Gerlach und Martin Böhringer (v.l.) stellen natürlich

(k)ein Foto für die Presse.

1

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15Social Media

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T RENDI NG TOPIC S

Social Media

Wir nehmen am Tag rund 100-mal unser Smartpho-ne in die Hand, checken Mails, chatten, werfen bei Instagram einen Blick aufs Leben der anderen. Alles läuft digital, über Social-Media-Kanäle, über Face-book oder Twitter zum Beispiel. Auch beruflich sind wir längst online, in Netzwerken wie Linkedin oder mit web basierten Messenger-Diensten wie Slack. Die Digitalisierung hat in kürzester Zeit fast alles verän-dert – vor allem unsere Kommunikation. Das gilt fürs Privatleben ebenso wie für die Arbeitswelt.

Grundsätzlich aber ist die interne Kommuni-kation in vielen Unternehmen noch relativ statisch – selbst in Zeiten von dezentralen Teams, die zeit-lich flexibel von unterschiedlichen Orten aus arbei-ten. Zwar gibt es inzwischen Social Intranets, doch weniger als die Hälfte aller Angestellten mit einem Zugang nutzt diese täglich. Und je nach Branche werden Mitarbeiter ohne PC-Arbeitsplatz oder Fir-men-Mailadresse gar nicht erreicht. 70 Prozent der Beschäftigten hierzulande bleiben digital unsichtbar. Wie also mitteilen, dass der Parkplatz nach dem Um-bau nächste Woche wieder angefahren werden kann oder dass die Geschäftsentwicklung alle Erwartungen übertrifft? Möglich wäre hier eine Massenmail. Aber die ist weder emotional noch erfüllt sie wohl eines der wichtigsten Kriterien, damit Firmennews über-haupt gelesen werden: die Relevanz.

Mobiles Intranet per App / Das brachte den Wirtschaftsingenieur Frank Wolf auf die Idee für ein neues Unternehmen. Der 43-Jährige sammelte wäh-rend seiner Zeit bei der Telekomtochter T-Systems Multimedia Solutions einige Erfahrung mit dem The-ma Intranet. „Ich hatte regelmäßig mit Unternehmen zu tun, die das Problem hatten, alle ihre Mitarbeiter zu erreichen. Der Bedarf war da, wir mussten einfach nur den richtigen Zeitpunkt erwischen. Und der kam mit der Verbreitung des Smartphones.“ 2014 grün-dete er gemeinsam mit Wirtschaftsinformatiker Mar-tin Böhringer und dem Betriebswirt Lutz Gerlach Staffbase. Die App des Chemnitzer Start-ups basiert auf dem Prinzip, das Intranet eines Unternehmens in eine Art Social-Media-Kanal zu übertragen. Zugleich einfach wie genial. Denn das eigene Smartphone ist mit Abstand der Kommunikationskanal mit der wei-testen Reichweite. Zu den Kunden der ersten Stun-de gehören unter anderem T-Systems, Siemens oder Viessmann. Auch Adidas nutzt eine personalisierte Mitarbeiter-App aus der Softwareschmiede.

Das Geschäftsmodell funktioniert als Soft-ware-as-a-Service. Die mobil verfügbare Intranet- und Mitarbeiter-Software ist eine Art Baukasten-system, das sich Unternehmen individuell gestalten können. Mit nur wenigen Klicks. Wie in einem Content-Management-System werden Inhalte über

eine Browseranwendung aufbereitet und verwaltet. Staffbase stellt den Kunden ihre Plattform zur Ver-fügung und übernimmt den kompletten technischen Support. Gehostet wird in Deutschland. Die Kosten, die je nach Mitarbeiterzahl variieren, werden über eine monatliche Gebühr abgerechnet. „Updates und App-Store-Management erledigen wir“, erklärt Mar-tin Böhringer.

Die App, im Look der jeweiligen Firma anpassbar, laden sich die Mitarbeiter dann aufs Smartphone und melden sich nach einer Regis-trierung passwortgeschützt an. Das stellt sicher, dass Firmeninterna auch wirklich intern bleiben. Wie bei Facebook kann man dann von überall aus News lesen, kommentieren und liken – in einem Unternehmenskanal oder geschlossenen Channels. Es gibt Mitarbeiter- und Telefonverzeichnisse, Ar-beitszeiterfassung, den Download der Gehaltsab-rechnung, den Speiseplan der Kantine. Es können Dokumente, Standortplaner für Konferenzräume, Schulungsvideos oder Fotos hochgeladen werden, Push-Nachrichten informieren in Echtzeit. Wer

B I LDE R

3Wer für eine Besprechung

mal mehr Ruhe braucht, kann sich in kleinere Meeting-

Rooms zurückziehen.

4Wer bei Staffbase arbeitet, tritt morgens den Dienst

im schicken Loft an. Nerven-nahrung gibt’s in Form von

Obst und Schokolade.

5Viel Glas, viel Licht, viel Kom-munikation: Die Mitarbeiter

sitzen nah beieinander. Beton-platten an den Decken sollen

den Lärmpegel senken.

6Manches muss einfach

analog bleiben. An der Magnet-wand hängen Postkarten,

Flyer und schlaue Sprüche.

3

4

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T RENDI NG TOPIC S

Social Media

bereits ein Social Intranet hat, kann die App von Staffbase problemlos integrieren, auch die Einbin-dung anderer individueller Plug-ins ist möglich.

Neue Unternehmenskultur / Die App erfüllt noch eine weitere wichtige Funktion: Employer-Bran-ding. „Mitarbeiter müssen sich heute mehr denn je mit ihrem Job identifizieren können. Das ist ganz wichtig für die Integration neuer und die Bindung vorhande-ner Arbeitskräfte“, sagt Böhringer und denkt dabei vor allem an junge Leute wie die Millennials oder die Ge-neration Z. Und an ihre gewachsenen Anforderungen an Arbeitgeber und die Unternehmenskultur. Da geht es zum Beispiel um die strikte Trennung von Arbeit und Privatleben, um Feedback und Wertschätzung – und irgendwie auch um Sinnhaftigkeit. Warum ma-che ich meinen Job überhaupt? „Ich muss das vorle-ben, vor allem in der Führungsebene. Das macht ein Umdenken nötig“, sagt Böhringer. Mit dem richtigen Instrument könne man alle Mitarbeiter gleichzeitig „abholen“: vom Manager bis zum Außendienstler. Bei Staffbase geht das mehrsprachig. Unterstützt werden Inhalte in mehr als 30 Sprachen, die Benutzeroberflä-che gibt es in acht – inklusive Chinesisch.

„Wir verwenden unsere App natürlich auch selbst“, sagt Böhringer, während er noch schnell eine Nachricht an den Kollegen absetzt. Hierfür nutzt er die Desktop-Version der Staffbase-App. Böhringer hätte natürlich auch aufstehen können, denn die Wege bei Staffbase sind kurz – auch zwi-schen dem CEO und den einzelnen Teams, die aus Softwareentwicklern, Kundenbetreuern, Marketing- oder Sales-Spezialisten bestehen. Es gibt flache Hier-archien im jungen und internationalen Team, dessen Altersdurchschnitt ungefähr bei 30 Jahren liegt. Man duzt sich, flexible Arbeitszeitmodelle sind etabliert.

Gearbeitet wird im schicken Loft, wer will kann sich mit dem Laptop aufs Sofa hocken. „Das wollen wir uns bewahren, so lange es geht“, sagt der 33-Jähri-ge. Das sei schließlich Teil des Produkts. „Die gro-ßen Konzerne wollen sich eine Scheibe von uns abschneiden, wollen sich mehr als Start-up fühlen. Dieses Gefühl verkaufen wir mit der App gleich mit.“ Zum Kunden geht es deshalb auch in T-Shirt und Turnschuhen. Staffbase sei oft der Wegbereiter für eine neue interne Kommunikationsstrategie und fast schon für den Führungsstil. „Ich kann als CEO mit einer Massenmail keine strategische Kommunikation machen. Das funktioniert heute nicht mehr.“

Die Softwarelösung kommt an, bei inzwischen rund 250 Kunden in Deutschland und auf der ganzen Welt. Das Team an den Standorten Chemnitz, Dresden und Köln ist gut ausgelastet. Seit der Gründung habe man sich jedes Jahr verdoppeln können, sagt Böhrin-ger. Um dem wachsenden Kundenstamm gerecht zu werden, wollen die drei Geschäftsführer das Team von rund 90 Mitarbeitern in Deutschland um 100 neue Kollegen erweitern. Seien es zu Gründungszeiten eher Softwareentwickler gewesen, suche man derzeit vor al-lem Unterstützung in den Bereichen Marketing, Sales und Kundenbetreuung. Das schafft Arbeitsplätze und stärkt die Wirtschaftsregion rund um Chemnitz, die auch schon einige andere Software-Start-ups wie Prud-sys, Intenta oder Baselabs hervorgebracht hat. Und auch Dresden bietet Potential, vor allem aufgrund der Nähe zur TU oder dem dort ansässigen 5G Lab.

Die Strategie von Staffbase wird derweil in-ternationaler: Neben dem bereits bestehenden Büro mit acht Mitarbeitern in New York soll ein weiteres in London hinzukommen. Man denke das Thema ohnehin global, sagt Böhringer. „Wir wollen Markt-führer werden. Derzeit haben wir das beste Produkt dafür – auch wenn die Konkurrenz natürlich nicht schläft.“ Dass die Idee von „mobile first“ in der Mit-arbeiterkommunikation ankommt, zeigt auch das große Interesse der Investoren. Kürzlich konnte Staffbase in einer dritten Finanzierungsrunde acht Millionen Euro für die Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter-App gewinnen. Der globale Risikokapi-talgeldgeber e.ventures ist neben Capnamic Ventures und Kizoo Technology Capital nun neuer Haupt-investor. Ein kluger Schachzug, der neue Geldgeber selbst hat beste Beziehungen ins Silicon Valley. ■

Das ist typisch Start-up. „Das wollen wir uns bewahren, so

lange es geht“, sagt Martin

Böhringer und nimmt auf

einem quietsch-gelben Stuhl

Platz. „Das Ge-fühl verkaufen wir mit der App

gleich mit.“

FAKTEN // Standorte: Chemnitz, Dresden, Köln, New York / Gründungsjahr: 2014 / Mitarbeiter: 90 / Geschäfts-führung: Martin Böhringer (CEO), Frank Wolf (CMO), Lutz Gerlach (COO) / Mission: Mit einer Mitarbeiter-App die Unternehmenskultur revolutionieren

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T RENDI NG TOPIC S

18Inspirational Leaders

Rainer Gläß hat große Visionen für den Einzelhandel

Software für Handelsunternehmen: Das ist seit Jahr-zehnten die Kompetenz von Rainer Gläß. Als Firmengrün-der hat er sein Unternehmen GK Software – 1990 als Zwei-Mann-Unternehmen mit Geschäftspartner Stephan Kronmüller in Schöneck/Vogtland gegründet – zu einem Global Player im Bereich Retail-Software gemacht. GK Software erzielte laut Geschäftsbericht im Jahr 2017 gut 90,5 Millionen Euro Umsatz. Über 150 Firmenkunden in mehr als 50 Ländern nutzen die Softwarelösungen aus Südwestsachsen, bei denen alle Kasseninformationen di-rekt an die Buchhaltung, das Beschaffungswesen oder die IT weitergeleitet werden. „Die Technologie wird für Han-delsunternehmen zum entscheidenden Faktor“, sagt Gläß. Er sieht den Trend zu mobilen Geräten als einen der wich-tigsten Innovationstreiber für den Einzelhandel. „Wir be-finden uns in einer Umbruchphase von einer traditionellen Welt stationären Handels hin zu Omni-Channel-Prozessen. In dieser Gemengelage müssen alle Händler ihren Platz neu definieren.“ Seine Vision bringt der Firmengründer, der seit 2015 dem Digital-Gipfel der Bundesregierung angehört, auf den Punkt: „Wo wir sind, ist vorn!“ In aller-erster Linie sei das ein Anspruch an ihn selbst, aber auch an sein leistungsfähiges Team. Und das soll sich wohlfüh-len am Firmensitz in Schöneck: So hat die Geschäftsfüh-rung ein Innovation-Center geschaffen, es gibt ein Café, Lounge-Bereiche, After-Work-Skiing und ein Fitnesscenter. Dass Gläß seiner Heimat verbunden ist, zeigt sein vielfälti-ges Enga gement, darunter die Implementierung eines di-gitalen Schulkonzepts für das Sportgymnasium in Klin-genthal. Als nächstes großes Thema für die Branche hat Gläß Künstliche Intelligenz identifiziert: „Der Handel sucht nach Optimierungen bei immer größer werdender Komple-xität wie riesigen Datenmengen“, erklärt er. So ist es nur logisch, dass GK Software 2017 mehrheitlich die Prudsys AG aus Chemnitz übernommen hat, einen der führenden Anbieter agiler KI-Technologien für den Omni-Channel-Handel. www.gk-software.com

Inspirational Leaders Digitalisierungsstrategien und Zukunfts-visionen: sechs Wegbereiter im Fokus

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Benjamin Kleemann-von GerSum& SaBi n e Si mon

Katja Hillenbrand macht Trinkwasser smart

Wasser, Gebäudetechnik und Digitalisierung – das sind zentrale Zukunftsthemen für Katja Hillenbrand, Geschäftsführerin der Micas AG

aus Oelsnitz im Erzgebirge. „Von der Wasserzuleitung über verschiedenste Anwendungen im Gebäude bis zur Abwasserleitung begleiten wir mittels ausgefeilter Sensoren und eines smarten IoT-Pakets das Wasser durchs

Gebäude“, sagt die gebürtige Baden-Württembergerin im Gespräch. Im Jahr 2000 gegründet, hat sich Micas durch kontinuierliches Wachstum zu

einem international tätigen mittelständischen Marktführer im Bereich kunden spezifischer OEM-Sensorlösungen entwickelt. Visionen für die

Zukunft? Die Unternehmerin hat viele: beispielsweise vorausschauende Instandhaltung, intelligente Wasserbereitstellung oder zentrales

Wassermanagement in der Cloud. Und ganz selbstverständlich investiert Hillenbrand, selbst Mutter von zwei Kindern, in die Zukunft der Mitarbeiter

und ihrer Familien: Seit vielen Jahren bereits gibt es einen Betriebs-kindergarten und einen Hort. www.micas.de

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T RENDI NG TOPIC S

Inspirational Leaders

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Brigitte Voit bringt Forschung und Unternehmen zusammen

Auch die Wissenschaft schöpft das enorme Potential der Digitalisierung aus: „Diese ist Treiber in der Materialwissenschaft“, sagt Chemikerin Brigitte Voit. Die Mitbegründerin von Dresden-concept, einem Modell der erfolgreichen Zusammenarbeit universitärer und außeruniversitärer Forschung, ist wissenschaftliche Direktorin des Leibniz-Institutes für Polymerforschung (IPF) Dresden und Professorin für Organische Chemie der Polymere an der TU Dresden. „Hightechmaterialien für Zukunfts-technologien können mittels intelligenter Auswertung von großen Mengen an Materialdaten schneller und effizienter entwickelt werden“, erklärt sie. Datenströme werden also auch in Forschungsbereichen, die bislang beson-ders praxisnah geprägt waren, immer wichtiger. Gleichzeitig bestehe die Herausforderung, Materialien individueller an die jeweilige Anwendung und an den Benutzer anzupassen und sie damit adaptiv zu gestalten. Voit arbei-tet mit Kollegen und Mitarbeitern daran, Sachsen als Wissenschaftsstandort weiter voranzubringen. www.ipfdd.de

Gesche Weger macht die Digitalisierung nachhaltig

Wollte man die Vision von Packwise-Geschäftsführerin Gesche Weger zusammenfassen, würde sie wohl folgendermaßen lauten: „Digitalisierung schafft Nachhaltigkeit.“ Das Unternehmen mit Sitz in Dresden vernetzt die Prozessindustrie und bietet eine unabhängige Onlineplattform für die opti-male Wiederverwendung und Verwertung von Industrieverpackungen. Das Ziel: Die Anzahl der Zyklen, die eine Transportverpackung durchläuft, soll maximiert werden. In Zeiten des globalen Handels sowie immer schneller und kom plexer werdender Handelsströme leisten Weger und ihr Team einen wichtigen Beitrag zur Schonung von Ressourcen: „Wir schaffen im Unterneh-men intelligente und automatisierte Kreisläufe, in denen entleerte Contai-ner und Fässer auf minimalen Transportwegen organisiert sind. Mit Hilfe der Digitali sierung verschaffen wir unseren Kunden aus den Branchen Che-mie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie einen transparenten und direkten Zugang zu wiederverwertbaren Industrieverpackungen.“ www.packwise.de

Dr. Paul Brandenburg sichert Zugang auf Patientenverfügungen

Wie bestimme ich, was medizinisch unternommen werden soll, wenn ich entscheidungsunfähig bin? Und wie

bekommen Ärzte Zugriff zu meiner Patientenverfügung? Auf diese Fragen

fand der ehemalige Notarzt Dr. Paul Brandenburg in Leipzig eine Lösung. Sein E-Health-Start-up Dipat hinter-

legt online Patientenverfügungen, die im Notfall über das Smartphone

abrufbar sind. Das funktioniert über einen Aufkleber auf der Versi-

chertenkarte. „Fast alle nicht-digitalen Patientenverfügungen kommen viel

zu spät im Krankenhaus an und sind inhaltlich ungenau, so dass sie nutz-

los sind“, erklärt Brandenburg.www.dipat.de

Gerhard Fettweis sorgt für flächendeckendes Mobilfunknetz

Was bringt einem das modernste Smartphone, wenn man kein Netz hat?

Dieser Frage widmet sich Professor Gerhard Fettweis. Er kam 1994 aus

dem Silicon Valley – dort war er unter anderem für IBM tätig – an die TU

Dresden und ist seither Inhaber des Vodafone Stiftungslehrstuhls. „Wir

erforschen Methoden, die Geschwin-digkeit der Mobilfunknetze weiter vor-

anzutreiben sowie Durchbrüche für die flächendeckende Versorgung zu errei-

chen“, sagt er. Im 5G-Lab forscht ein interdisziplinäres Team aus 20 ver-

schiedenen Forschungsbereichen an Schlüsseltechnologien für die Aktivie-

rung von 5G. Unterstützt wird die Initiative von Unternehmen wie Bosch

oder Deutsche Telekom. Fettweis ist zudem CEO des kürzlich gegründeten Barkhausen-Instituts, das sich mit der

Industrie-Digitalisierung beschäftigt.www.5glab.de

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T RENDI NG TOPIC S

Mobility & Logistics

Keine Science-Fiction

Mit elektrischen Taxis quer über die Stadt zum nächsten

Termin fliegen? Wenn es nach dem Start-up Volocopter

geht, könnte das Realität werden. Noch schafft das Flugtaxi nur 27 Kilometer, aber das Team aus dem

badischen Bruchsal bastelt weiter an einer Ergänzung zu anderen Nahverkehrs-mitteln. Daimler, Intel und

Internet-Unternehmer Lukasz Gadowski haben

schon investiert.

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Mobility & Logistics

TRENDING TOPICS

Mobility &Logistics

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short cut / Mobility & Logistics, deutsch: Mobilität & Logistik / Ziel: Individualverkehr und Güterströme koordinieren und realisieren / Eine der wichtigsten Wachstumsbranchen der Zukunft / Mobilitäts-Apps stellen je nach Präferenz schnellste, sauberste oder günstigste Verbindung zusammen / Trends: auto-nomes Fahren über alle Verkehrsträger hinweg, die Suche nach um-weltfreundlichen, kostengünstigen und leistungsstarken Antrieben

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Mobility & Logistics

Es ist die entscheidende Frage, die alle interessiert. Sie wird auch Toralf Trautmann immer wieder ge-stellt: Wann kommen denn die autonom fahrenden Autos? Trautmann, Professor für Kfz-Mechatronik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW Dresden), antwortet dann gern mit einer Gegenfrage: Was genau man denn unter auto-nomem Fahren verstehe? „Man denkt ja sehr schnell an futuristische Vehikel ohne Lenkrad. Dabei ist der Begriff wesentlich vielschichtiger“, so der Experte. „Autonome Autos gibt es ja heute schon, allerdings in ganz unterschiedlichen Ausprägungen.“

Trautmann ist Nutzer einer Teststrecke für autonomes Fahren, die seine Hochschule direkt ne-ben dem Technikum für Fahrzeugtechnik installiert hat. Seit 2017 rollt dort unter anderem ein mit Sen-sorik und Messtechnik ausgestatteter BMW i3 über einen 50 mal 70 Meter großen Rundkurs. Traut-mann möchte herausfinden, wie man testen kann, ob solche Autos für den Straßenverkehr zugelassen wer-den dürfen. „Autonomie bedeutet, dass Sie als Fahrer Verantwortung an die Maschine abgeben. Aber das ist kein Entweder-oder, sondern ein Prozess, der ver-schiedene Grade an Selbststeuerung unterscheidet.“

ANFäLLIG FüR STöRUNGEN

Um diesen Grad zu bestimmen, hat sich ein System aus sechs Leveln eingebürgert. Level null heißt, die Maschine übernimmt keinerlei Eingriffe; bei Level fünf steuert das Fahrzeug in jeder Situation voll-

kommen autonom. „Serientauglich sind im Au-genblick lediglich teilautonome Systeme auf Level zwei, in dem das Auto einzelne Aufgaben für den Fahrer übernehmen kann“, so Trautmann. Dazu gehörten etwa Spurhaltefunktionen oder Stauas-sistenten, die bei zähem Verkehr ohne Eingriff des Fahrers das Steuer übernehmen können. Für mehr Autonomie reiche es noch nicht, die Umfeldsenso-rik sei zu anfällig für Störungen.

Ähnlich sieht es Robin Streiter, Geschäftsfüh-rer des Start-ups Naventik. „Es gibt ja heute schon durchaus beeindruckende Demonstrationen autono-men Fahrens, wenn etwa Messebesucher am Flugha-fen in einen selbststeuernden Shuttlebus steigen, der sie zum Veranstaltungsort bringt“, so Streiter. „Was man dabei aber gern vergisst: Dahinter steckt immer ein immenser Aufwand. Die Branche ist noch deutlich davon entfernt, die Systeme wirklich stabil zu machen gegen alle möglichen Einflüsse von außen.“ Naventik arbeitet genau daran. Das 2017 gegründete Unter-nehmen, eine Ausgründung der TU Chemnitz, hat eine Software entwickelt, die es Fahrzeugen ermög-licht, ihre Position im Verkehr genauer zu bestimmen. „Wir denken ja alle, unsere GPS-Systeme würden das schon leisten, aber das ist ein Trugschluss“, erklärt Streiter. In Wahrheit sei das Signal zu verrauscht für ein autonom agierendes System.

NEUE BAHNTECHNOLOGIEN

Zwar wird das Thema autonomes Fahren vor allem im Automobilkontext diskutiert, doch auch im Zug-, Schiffs- und Luftverkehr arbeitet man an Lösungen. Im sächsischen Annaberg-Buchholz betreibt die TU Chemnitz ein Forschungszentrum, das sich mit den Potentialen hochautomatisierten Fahrens für den Zug-verkehr beschäftigt. Der „Smart Rail Connectivity

Autonome Mobilitätskonzepte verändern unsere Idee der Fortbewegung grundlegend.

Computer übernehmen das Steuer

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KlauS lü Be r

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T RENDI NG TOPIC S

Mobility & Logistics

Autonomie wird uns Vorteile

bei der Sicher-heit bieten.

Aber sie allein wird nicht das Problem der

hohen Verkehrs-belastung in

unseren Städten lösen.

Campus“ umfasst unter anderem das seit Januar 2018 installierte erste digitale Stellwerk Europas und eine Teststrecke, auf der ein Einsatz von Umfeldsensorik, ähnlich wie im Automobilbereich, erprobt wird.

„Auf der Schiene ist die Situation natürlich et-was anders als auf der Straße“, erklärt Sören Claus, der das Projekt als technischer Leiter betreut. „In geschlos-senen Systemen wie etwa U-Bahnnetzen ist hochau-tomatisiertes Fahren schon heute im Normalbetrieb möglich. Und im offenen Schienennetz haben wir schon lange einen hohen Grad an Automatisierung erreicht.“ Von einer vollautonomen Steuerung sei man allerdings noch ähnlich weit entfernt wie auf der Stra-ße. „Das liegt auch an den viel größeren Sicherheits-anforderungen.“ Trotzdem ist Claus überzeugt, dass es sich lohnt, in autonom agierende Systeme auf der Schiene zu investieren. „Wir könnten Netze effizien-ter nutzen, besser überwachen, Instandhaltungs- und Energiekosten deutlich reduzieren.“

LöSUNGEN FüR FLUGZEUG & SCHIFF

Auch was die Luftfahrtsbranche angeht, sollen auto-nome Steuerungssysteme neuen Mobilitätskonzepten zum Durchbruch verhelfen. Unter dem Stichwort Urban Aerial Mobility (UAM) arbeitet der Konzern Airbus an der Entwicklung von selbststeuernden Flug-taxis. Das deutsche Start-up Volocopter hatte bereits auf der Cebit 2018 einen Mini-Hubschrauber vor-gestellt – mit 18 Rotoren, vollständig redundanten Antriebssträngen und einer intelligenten autonomen Steuerung. Andreas Knie, Mobilitätsforscher am Wis-senschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, ist aller-dings skeptisch: „Das hört sich natürlich erstmal sehr innovativ an. Aber erstens ist die Bepackungsdichte der Luft vergleichsweise begrenzt, und zweitens be-

nötigen Sie ein Vielfaches an Transportenergie als auf dem Boden. Ein Massenverkehrsmittel wird das wohl nicht werden.“

Bliebe noch die Schifffahrt. Kürzlich hatte das norwegische Start-up Massterly den Betrieb eines elek-trisch betriebenen und mit autonomer Steuertechnik ausgestatteten Containerschiffs angekündigt. Ab 2020 soll das Schiff unbemannt operieren, überwacht von mehreren Kontrollzentren an der Küste. Auch Länder wie Finnland, Australien und China investieren in die Technologie; in der EU wurde bereits ein Forschungs-projekt zum Thema durchgeführt.

Autonome Mobilität ist ohne Frage ein span-nendes Zukunftsthema, glaubt Andreas Knie. Den-noch dürfe man nie die Frage des Nutzens aus dem Blick verlieren. „Autonomie wird uns Vorteile in be-stimmten Teilbereichen bieten. Aber sie allein wird zum Beispiel nicht das Problem der hohen Verkehrs-belastung in unseren Städten lösen.“ Ähnlich sieht das auch Toralf Trautmann von der HTW Dresden. „Es ist vielleicht gar kein Vorteil, jedes Auto überall voll autonom fahren zu lassen“, so der Forscher. Man könnte Selbststeuerung in Situationen einsetzen, die der Steuerungstechnik der Systeme entgegenkommen und den Menschen dort wieder ins Spiel bringen, wo der Sicherheitsaufwand am größten ist. „Stellen Sie sich vor, Sie rufen ein Robotaxi. Das E-Mobil parkt an einer Ladestation, rollt langsam, sicher und vollau-tonom bis zu Ihrer Haustür. Dann steigen Sie ein und fahren selbst weiter.“ Man hätte so quasi nebenbei eine Lösung für ein weiteres drängendes Problem pa-rat: den Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektro-mobilität. Statt immer mehr Stationen bauen zu müs-sen, könnte man den Ladevorgang den autonomen Fahrzeugen gewissermaßen selbst überlassen. ■

B I LDE R

1Umfangreiches Projekt:

Experten der HTW Dresden erforschen das autonome

Fahren für den innerstädtischen Verkehr. Zum Einsatz kommen dabei auch Sensorsysteme zur

Umfelderfassung.

2Digitales Stellwerk:

In Annaberg-Buchholz beschäftigt sich ein

Forschungszentrum der TU Chemnitz mit den Potentialen

hoch automatisierten Fahrens für den Zugverkehr.

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24Mobility & Logistics

ONEQUESTION

ONEANSWER

( PROF. DR . JULIAN NIDA-RüMELIN , Philosoph und Kulturstaatsminister a .D. , lehr t seit 2004 an der

Ludwig-Maximilians-Universität München. )

Machen Maschinen eigentlich weniger

Fehler im Straßen-verkehr?

»Die sichersten Systeme kombinieren Mensch und Maschine. Das gilt für den Piloten im Flugzeug, den Bahn-

führer im digital vernetzten Bahnverkehr, und das wird auch bis auf weiteres im hochautomatisierten Fahren so

bleiben. Fahrerloses Fahren wird die Ausnahme auf besonders präparierten

Teilstrecken bleiben.«

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Cybersecurity

TRENDING TOPICS

Cyber-security

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short cut / Cybersecurity, auch IT-Sicherheit oder um-fassender: Informationssicherheit / Konzept, um jegliche Art von digitalen Daten und Informationssystemen, Soft- und Hardware zu schützen / Essentiell für mittelständische Unternehmen und Start-ups, da diese vermehrt zur Zielscheibe von Cyberattacken werden / Besonders betroffen sind gegenwärtig auch Unterneh-men aus der Energiewirtschaftsbranche

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Cybersecurity

MIT HONIGTöPFEN GEGEN HACKER

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Cybersecurity

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Das Licht geht aus, der Kühlschrank streikt, der Fern-seher sendet ein schwarzes Bild. Kaum ein Szenario bereitet den Deutschen mehr Angst als ein landes-weiter „Blackout“. Die Furcht davor mag übertrieben sein. Doch dass kritische Infrastrukturen wie Energie-versorger angreifbar sind, ist eine Tatsache. So warnt etwa das Bundesamt für Sicherheit in der Informa-tionstechnik (BSI) vor Hackerangriffen auf deutsche Energieversorger. Die Unternehmen, so das BSI, seien Ziel einer großangelegten Cyber-Angriffskampagne. In einigen Fällen verschafften sich die Angreifer Zu-griff auf die Büronetzwerke der Unternehmen. In Produktions- oder Steuerungsnetzwerke drangen die Hacker allerdings nicht vor. Für Franziska Leitermann vom Dresdener IT-Unternehmen Cloud & Heat kein Grund zur Entwarnung. „Das aktuelle Beispiel der großangelegten Hackerangriffe auf Energieversorger zeigt einmal mehr die Gefahren, denen große Unter-nehmen und Behörden ausgesetzt sind.“

Die Zahlen sind in der Tat beängstigend. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom entstand Unter-nehmen hierzulande in den Jahren 2015 und 2016 jährlich ein Schaden von 55 Milliarden Euro durch Cyberattacken. Etwa jedes zweite Unternehmen war schon einmal von Spionage, Sabotage oder Daten-diebstahl betroffen. Die Folgen können weitrei-chend sein: Bei 17 Prozent der Unternehmen wur-den sensible digitale Daten wie Mails, Finanz- oder Kundendaten entwendet. Bei 11 Prozent waren es Patente oder Informationen aus Forschung und Entwicklung. Behörden und Unternehmen werden deutlich häufiger attackiert als noch vor Jahren. „Oft merken Firmen viel zu spät, dass Daten abge-flossen sind“, sagt Teresa Ritter, Referentin Sicher-heitspolitik beim Bitkom. „Die Dunkelziffer ist also erheblich.“ Auch aus Angst vor Imageschäden hän-gen Unternehmen einen Schadensfall ungern an die große Glocke. „Ein entdeckter Schaden sollte aber

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G u i do walte r

I LLUSTRATION

1Gefährliche Hacks:

Je digitalisierter die Wirtschaft, desto intelligenter gehen auch die Hacker vor. Unternehmen

werden seit geraumer Zeit deutlich häufiger attackiert als

noch vor Jahren. Aber auch Behörden trifft es regelmäßig.

Cyberangriffe sind für Unter-nehmen und staatliche Institutionen

gleichermaßen eine Bedrohung. Datenverschlüsselungen müssen

fortlaufend verbessert werden, um im Katz-und-Maus-Spiel gegen

Hacker nicht abgehängt zu werden.

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T RENDI NG TOPIC S

Cybersecurity

umgehend bei staatlichen Stellen gemeldet werden, damit diese ein Lagebild erstellen können“, erklärt Ritter. „Andere Unternehmen bekommen so die Möglichkeit, sich zu schützen.“

ABSOLUTE SICHERHEIT

GIBT ES NICHT

Eine IT-Attacke kann für Unternehmen existenzge-fährdende Dimensionen annehmen. Durch einen Hackerangriff auf A.P. Møller-Mærsk, die größte Con-tainer-Reederei der Welt, entstand 2017 ein Schaden von geschätzten 300 Millionen US-Dollar. Angreifer legten die Firma mit Erpressersoftware zeitweise lahm. Auch der Nivea-Hersteller Beiersdorf wurde bereits at-tackiert und beziffert den Umsatzausfall durch einen Hackerangriff auf 35 Millionen Euro. „Absolute Si-cherheit gibt es nicht“, sagt Oliver Nyderle, Leiter Di-gital Integrity Solutions bei T-Systems Multimedia So-lutions. Informationssicherheit sollte ihm zufolge als fortwährender Prozess begriffen werden. „Sicherheit im Unternehmen muss gelebt werden“, sagt Nyderle. Und das nicht nur in Unternehmen, sondern auch in politischen Institutionen, die im Fokus der Bürger stehen und besonders hohe Ansprüche an Vertraulich-keit, Verfügbarkeit und Integrität ihrer verarbeiteten Daten haben. Der „Bundestags-Hack“ von 2015, bei dem mutmaßlich russische Hacker Daten im Umfang von 16 Gigabyte stahlen, rief gar den Generalbundes-anwalt auf den Plan. „Vorfälle wie der Bundestags-Hack haben gezeigt, dass die IT-Systeme politischer Institutionen ein äußerst interessantes Angriffsziel darstellen“, sagt Nyderle. Auch das sächsische Ver-waltungsnetz verzeichnet immer wieder Spähangriffe.

Die Behörden entschieden sich daher, eine „Honig-falle“ aufzustellen: „Honey Sens“, zusammengesetzt aus „Honeypot“ und „Sensoren“, ergänzt bestehende Sicherheitsarchitekturen von Behörden- oder Unter-nehmensnetzwerken. „Die Software simuliert über Sensoren im Netz verwundbare und damit für An-greifer attraktive Schwachstellen, die sogenannten Honigtöpfe“, sagt Karl-Otto Feger, Beauftragter für Informationssicherheit des Freistaates Sachsen. „Die-se Hackerfallen zeichnen bei einem verdächtigen Zu-griff auf das Netz alle Datenströme auf und leiten sie an einen Zentralserver zur Prüfung und Alarmierung weiter.“ Die „Honigtöpfe“ sammeln so wertvolle In-formationen, um das IT-System gegen unbefugtes Eindringen von außen zu schützen. „Durch 'Honey Sens' können Angriffe in Echtzeit bemerkt, der Ur-sprung des Angriffs identifiziert und entsprechende Gegenmaßnahmen sofort eingeleitet werden“, sagt Feger. Erste Unternehmen setzen diese Lösung in-zwischen ein. Die enge Zusammenarbeit mit Sach-sen beim Einsatz und in der Weiterentwicklung von „Honey Sens“ ist derzeit bundesweit einzigartig.

KATZ-UND-MAUS-SPIEL GEGEN

POTENTIELLE HACKER

In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung indus-trieller Steuerungssysteme müssen die Abwehrmaß-nahmen Schritt halten. Cybersecurity wird in einer immer vernetzteren Produktionswelt noch wichti-ger. Aber wie schützen wir die Smart Factory, deren Kernstück die Software ist und die Industrie 4.0 sowie umfassende Datenanalysen erst ermöglicht? „Es ist wichtig, die Smart Factory physisch und softwareseitig gegen oft unsichtbare Cyberangriffe zu schützen“, sagt Leitermann von Cloud & Heat. „Das kann physisch durch Private-Cloud-Lösungen geschehen, aber auch durch besondere Schutzmaß-nahmen bei Public-Cloud-Angeboten.“

Fest steht, dass Datenverschlüsselungen fort-laufend verbessert werden müssen, um im ständigen Katz-und-Maus-Spiel gegen potentielle Hacker nicht abgehängt zu werden. Das wird sich auch mit Blick auf die Zukunft nicht ändern. „Interessante Entwicklun-gen gibt es im Bereich der Künstlichen Intelligenz“, so Leitermann. KI-Firewalls könnten Verhaltensanalysen von Angreifern durchführen und selbständig dazuler-nen. Und hochspezialisierte Quantencomputer könn-ten Verschlüsselungen durchführen, die so komplex sind, dass nur ein weiterer Quantencomputer diese wieder entschlüsseln kann. Entscheidend aber bleibt der menschliche Faktor. Auch in Zukunft braucht es gut geschulte und ausgebildete Mitarbeiter, die mit den steigenden Ansprüchen an die Technologien mit-wachsen können. ■

I LLUSTRATION

2Präventiv: Neben der Ver-

schlüsselung der Daten sollen auch smarte Sicherheits-

systeme Hacker abwehren. Die Software „Honey Sens“ simuliert typische Netzwerk-

dienste mitsamt potentiell lukrativen Angriffszielen – und

stellt so „Hackerfallen“.

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E-Commerce

TRENDING TOPICS

E-Commerce

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short cut / Electronic Commerce, kurz: E-Commerce, auch elektronischer Handel / Das Bewerben, An- und Verkau-fen von Waren und Dienstleistungen im Internet / Händler fah-ren Omni-Channel-Strategie mit Shops und Marktplätzen / Interaktion mit dem Kunden über mobile Devices rund um die Uhr möglich / Verschiebung vom stationären Handel hin zu E-Commerce / B2C-E-Commerce-Umsätze laut Prognosen im Jahr 2020 bei rund 77 Milliarden Euro

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E-Commerce

Ein Hoch auf die CommunityVom studentischen Start-up

zum europäischen Marktführer: Warum das Social-Commerce-

Unternehmen Spreadshirt so vieles richtig gemacht hat.

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E-Commerce

Einkaufen geht heute online: Das schicke Paar Schu-he oder die neue High-End-Kamera sind mit dem Smartphone nur einen Klick entfernt. Unkompli-ziert und rund um die Uhr. Kein Wunder, dass der E-Commerce-Umsatz durch die Decke geht. Jeder achte Euro im Einzelhandel wird deutschlandweit im Internet ausgegeben. Standards setzen Ebay oder Amazon, aber auch kleinere Firmen spielen ganz oben mit. Spreadshirt zum Beispiel. 2002 gegründet, gehört das Leipziger Unternehmen zu den weltweit führenden E-Commerce-Plattformen für den On-Demand-Druck. Das liegt einerseits am Produkt. Wirklich jeder trägt T-Shirts. Anderseits bestimmt auch der Absatzkanal über den Erfolg: „In einer Welt, in der Tech und E-Commerce alles sind, ist das Konzept entscheidend“, sagt Philip Rooke, CEO von Spreadshirt, und meint damit das veränderte Kauf-verhalten der Konsumenten.

Wer bei Spreadshirt ordert, wünscht sich schnelle Verfügbarkeit und Individualität. Auf dem Marktplatz und in Tausenden Shops bieten Verkäufer auf Provisionsbasis Merchandising oder Designs vor allem für T-Shirts und Accessoires an. Kunden ha-ben zudem die Möglichkeit, Produkte nach eigenen Wünschen zu gestalten, mit individuellen Entwürfen oder Motiven aus der Community. Den Rest über-nimmt der Onlinehändler: vom Druck bis zum Ver-sand. Das, was bei Spreadshirt passiert, könnte man als Social Commerce bezeichnen: Der Konsument wird zum Produzenten. Eine Idee, die ankommt bei den Usern und gut 80 000 aktiven Verkäufern. 2017 lieferte das Unternehmen fast fünf Millionen Pro-dukte aus, erwirtschaftete rund 107 Millionen Euro.

NUR EIN KLICK

Wollte man Vergleiche ziehen, ist Spreadshirt-Grün-der Lukasz Gadowski so etwas wie der Steve Jobs der deutschen Start-up-Szene. Was der gebürtige Pole anfasst, wird irgendwie gut: Lieferheld, Mister Spex, Brands4Friends oder StudiVZ. Spreadshirt gründete

der heute 40-jährige Tech-Entrepreneur noch wäh-rend seiner Studienzeit – und verdiente so seine erste Million. Für ein Projekt sollte Gadowski seinerzeit ein Kasseler Textildruckunternehmen, das Jahre vor-her sein eigenes Abi-Shirt bedruckt hatte, strategisch beraten. Keine leichte Aufgabe, denn das Bedrucken von Einzelstücken lohnte sich kaum und war noch dazu sehr teuer für die Kunden. Nachdem er Pro-zesse optimiert und geraten hatte, „irgendwas mit dem Internet zu machen“, kam Gadowski auf die Idee für ein eigenes Business: einen Onlineservice für Merchandising-Anbieter und Kunden gleicherma-ßen. Jeder sollte bei ihm Bekleidung und Accessoires mit Wunschmotiven bedrucken lassen können. Mit Investoren sah es zunächst aber schlecht aus. Trotz-dem baute Gadowski in einer Kellerecke der Han-delshochschule Leipzig die erste Spreadshirt-Website. Diplom-Ingenieur Matthias Spieß kam ihm zu Hilfe, und 2002 gründeten die beiden die Spreadshirt GbR. Weil sie keinen einzigen Cent zur Verfügung hatten, finanzierten sie sich in den ersten Jahren nur durch T-Shirt-Verkäufe. Aus eigener Kraft wuchs Spread-shirt von Monat zu Monat um durchschnittlich 15 Prozent. Das Unternehmen expandierte in die USA. Neue Mitarbeiter kamen hinzu, bald schon musste eine größere Produktionsstätte her.

Das ist nun mehr als zehn Jahre her. Inzwi-schen ist Spreadshirt global unterwegs, in 18 Ländern weltweit. Gadowski und Spieß sitzen nur noch im Aufsichtsrat. Produziert wird neben Leipzig in Leg-nica (Polen), dem tschechischen Krupka, im ameri-kanischen Greensburg und in Las Vegas. Bei aller In-

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1Ein Blick in die Produktion:

Hergestellt werden die Shirts beispielsweise im tschechi-

schen Krupka, bevor sie auf die Reise zum Kunden gehen.

2Lunch with a View: Zum Mittag-essen geht es bei Spreadshirt

rauf auf die Dachterrasse.

3Hier wurden früher Eisen-

bahnkräne montiert: das Headquarter im Leipziger

Stadtteil Plagwitz.

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Individualität

Das, was bei Spreadshirt passiert, könnte man als

Social Commerce bezeich-nen: Der Konsument wird

zum Produzenten. Eine Idee, die ankommt bei den Usern

und gut 80 000 aktiven Verkäufern.

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T RENDI NG TOPIC S

E-Commerce

B I LDE R

4Work in Progress:

Vom Einzelstück bis zur Sammelbestellung kann das

Leipziger Unternehmen alles liefern.

5CEO Philip Rooke: Der gebür-tige Brite sammelte vor seiner Zeit bei Spreadshirt bei Tesco

(Großbritannien) wichtige Erfahrungen in Sachen

E-Commerce.

6Alle Farben und Größen:

Damit die Bestellungen zeitnah bedruckt werden können, gibt’s

im Lager T-Shirts auf Vorrat.

7Spreadshirt arbeitet über-wiegend mit Digitaldruck,

aber auch Folien bringen das Wunschmotiv oder den Lieb-lingsspruch aufs Accessoire.

Das Smart-phone wird

zum ständigen Begleiter, die Filiale zum begehbaren Onlineshop. Es geht um

Inszenierung der Produkte

– und um Einkaufs-

erlebnisse.

ternationalität bleibt Spreadshirt seinen Wurzeln treu. Und die liegen nun mal in Sachsen. Leipzigs Stadtteil Plagwitz mit seinen kleinen Cafés, dem Bäcker um die Ecke und der lebhaften Künstler- und Alternativszene ist da so etwas wie der feste Boden unter den Füßen im schnelllebigen Online-Zeitalter.

Und rasend schnell ist vor allem die Art und Weise, wie Kunden heute einkaufen: Das Produkt der Wahl ist im Netz nur noch einen Klick entfernt. Der Einzelhandel muss darauf reagieren – mit per-sonalisierbaren Produkten und mit einer auf die Vor-lieben der Konsumenten zugeschnittenen Auswahl. Denn die unterscheiden längst nicht mehr zwischen stationär oder online. Das Stichwort hier: Multi-channel-Shopping. Vor allem der US-Handel hat das längst erkannt. Das Smartphone wird zum ständigen Begleiter, die Filiale zum begehbaren Onlineshop. Es geht um Inszenierung der Produkte – und um Einkaufserlebnisse. Gekauft wird letztlich vor allem online. Oder eben doch im Laden, der – Apple macht es vor – inzwischen ohne Kassensysteme auskommt. Bezahlt wird übers Smartphone des Verkäufers, der Kassenbeleg kommt, wenn gewünscht, per E-Mail.

KLEIDUNG ALS FORM VON SOCIAL MEDIA

Mittlerweile sind mehr als 750 Menschen für Spreadshirt tätig, rund 350 davon in der Leipziger Firmenzentrale: von Kundenberatern über Frontend-Architekten, Juristen und Marketingexperten bis hin zu Mitarbeitern in der Produktion. Man hat ver-sucht, sich den Start-up-Charakter zu bewahren. In der alten Fabrikhalle an der Gießerstraße, wo einst

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E-Commerce

Mobile End-geräte haben einen erheb-

lichen Einfluss auf das Kauf-

verhalten; fast 30 Prozent

des Online- umsatzes

werden derzeit durch Käufe

mit dem Smart-phone erzielt.

Eisenbahnkräne montiert wurden, geht es entspannt zu. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter liegt ir-gendwo bei 30. Die meisten tragen Shirts, mancher läuft barfuß oder in Socken. Die Türen zu den Groß-raumbüros stehen offen, draußen im Flur trifft man sich zum Quatschen am Kaffeeautomaten. Bereits vor Jahren hat man eine Feel-Good-Managerin eingestellt. Stefanie Frenking, ebenfalls verantwortlich fürs Recrui-ting, bringt ein bisschen Silicon Valley nach Leipzig. Denn Wohlfühlmanager kennt man sonst eher nur von großen Tech-Firmen wie Facebook oder Google. „Es geht darum, die Leute happy zu machen. Wir ver-bringen schließlich viel Zeit im Büro“, sagt Frenking und erzählt von Wandertagen, Sprachkursen, flexiblen Arbeitszeiten oder Yoga. Zum Lunch geht es auf die Dachterrasse. Gesprochen wird Englisch, die gemein-same Sprache von Mitarbeitern aus 27 Nationen.

CEO Philip Rooke kam 2009 zu Spreadshirt, zunächst als Leiter der Abteilung Sales und Mar-keting. 2011 rückte der gebürtige Brite zum CEO auf. Und er weiß, wovon er spricht. Vor Spreadshirt war Rooke Teil des Managements der britischen Su-permarktkette Tesco, die als einer der Vorreiter des E-Commerce gilt. Was Spreadshirt kann, bringt Rooke auf den Punkt: „Es reicht heute nicht mehr aus, etwas zu teilen, zu liken oder zu twittern. Man muss seine Botschaft auf der Brust tragen.“

Der Traffic in Spreadshirts Community ist hoch: Pro Woche werden mehr als 200 000 neue Designs hochgeladen. Zusammengerechnet wurden bisher gut zwei Millionen Quadratmeter T-Shirt-Flä-che bedruckt, was etwa der Fläche von 280 Fußballfel-dern entspricht. Tendenz steigend. Das Internet macht die Kombination von Massenproduktion und Einzel-stück möglich. Ob T-Shirts, Poster und Wandbilder, Tassen, Hoodies oder Baby-Strampler: Geordert wird im Shop alles, was man sich vorstellen kann. Und was erlaubt ist. Spreadshirt propagiert die freie Meinungs-äußerung, eine Abteilung prüft dennoch hochgelade-ne Dateien. Sind sie nicht als Marke geschützt und enthalten weder illegale noch hetzerische Inhalte, wer-den sie freigegeben – und stehen der Community zur Verfügung. Bedruckt werden die Baumwollshirts dann an den fünf Produktions standorten mit unterschiedli-chen hochwertigen Drucktechniken – je nach Anfor-derung. Danach wird die Ware in alle Welt verschickt.

NEUE EINKAUFSERLEBNISSE

SCHAFFEN

Dass heute niemand mehr um die Optimierung seiner Webinhalte für die Darstellung auf mobilen Endge-räten herumkommt, verdeutlicht folgende Statistik: Mehr als 40 Prozent aller Bestellungen kamen 2017 bei Spreadshirt über Smartphones. Das belegen auch

aktuelle Zahlen des Handelsverbandes Deutschland: Fast 30 Prozent des Onlineumsatzes werden derzeit durch Käufe mit dem Smartphone erzielt. Und selbst wer stationär kauft, informiert sich vorher im Netz. Auch Sprachassistenten spielen dabei eine immer größere Rolle. Letztlich geht es immer auch um eine Vereinfachung und Erleichterung des Einkaufserleb-nisses. Stichwort: Künstliche Intelligenz. Der Einsatz von algorithmischen Entscheidungen im Handel ist vielfältig. Von personalisierten Produktempfehlungen über intelligente Preisgestaltung bis hin zu Chatbots und Promotion-Robotern – welche Technik sich hin-ter welcher Lösung verbirgt, ist für den Kunden erst einmal zweitrangig. Hauptsache, er kommt schnell und einfach an sein Lieblingsprodukt.

Die neuen Trends im E-Commerce verfolgt auch Philip Rooke ganz genau, der die Reichweite von Spreadshirt weiter steigern will. In Konkurrenz steht er dabei vor allem mit Amazon. Auf den Online-Riesen und seinen Marketplace entfielen 2017 bereits 46 Prozent des Onlineumsatzes in Deutschland. Der Onlinehändler setze Standards, die kleine E-Com-merce-Unternehmen nur schwer halten könnten, so Rooke. „Wir müssen kontinuierlich hart daran arbei-ten, unsere Kundenservices und Lieferzeiten zu ver-bessern, um mit Amazon konkurrieren zu können.“ Und der CEO hat noch ein weiteres großes Ziel: Als Nächstes will das Unternehmen von Leipzig aus den asiatischen Markt erobern. ■

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FAKTEN // Standort: Leipzig / Gründungsjahr: 2002 / Mitarbeiter: rund 750 weltweit, davon ca. 350 am Haupt-sitz in Leipzig / Geschäftsführung: CEO Philip Rooke / Mission: E-Commerce-Plattform für den On-Demand-Druck von Kleidung und Accessoires

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T RENDI NG TOPIC S

Inspirational Companies

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Inspirational CompaniesSmarte Unternehmensideen auf dem Weg in die digitale Zukunft

Trainingsgeräte für Chirurgen

Künstliche Schädel aus dem 3-D-Drucker, an denen Chirurgen schwierige Operationen trainieren können: Die Phacon GmbH aus Leipzig hat sich auf 3-D-Modelle für die präoperative Planung speziali-siert. Mehr als 100 Kliniken beliefern Robert Haase und Hendrik Möckel mit ihren digitalen Trainingsmodel-len. 2017 feierte das Unternehmen sein zehnjähriges Bestehen. Die Modelle simulieren Operationen unter realistischen Bedingungen, das Trainingssystem besitzt eine realistische Haptik und ein paten-tiertes Detektionssystem: Sobald der Operateur einen Fehler macht, ertönt ein akustisches Signal.www.phacon.de

Schlaue Frühwarnsysteme

Smart Maintenance bedeutet Instand-haltung mit Köpfchen, damit Produk-tionsanlagen durch ein „intelligentes“ Frühwarnsystem rechtzeitig gewartet werden, bevor sie ausfallen. Kom-plexe Systeme und komplizierte Technologien zu automatisieren ist der Anspruch der Wolkensteiner LSA GmbH Leischnig. Geschäftsfüh-rer Steffen Leischnig hat sich der Zuverlässigkeitssteigerung von Arbeits- und Produktionssystemen verschrieben. Die Innovationen ent-stehen in einer Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die das Unter-nehmen in Kooperation mit den technischen Hochschulen der Regi-on, verschiedenen Forsch ungs-instituten sowie anderen Unterneh-men verwandter Branchen betreibt. www.lsa-gmbh.de

Mentale Auszeit am Arbeitsplatz

Weniger Stress, bessere Konzentra-tion und Leistungsfähigkeit: Das verspricht das digitale Mentaltrai-ning, das Lukas Stenzel und Robin Maier vom Leipziger E-Health-Start-up Mindance entwickelt haben. Es richtet sich an Unternehmen, die Mentalcoaching in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement und die Personalentwicklung einbinden wol-len. Mit der App können Mitarbeiter auf eine Vielzahl von Mentaltrai-nings zugreifen. Kurze Audioübun-gen sollen die Leistungsfähigkeit fördern und helfen, Stress zu redu-zieren. Mit ihrer Idee hat es Mind-ance 2017 in das Mentoring-Pro-gramm des Spin-Lab-Accelerators der Leipziger HHL und der AOK Plus geschafft. Mit einem kleinen Team arbeitet die Firma derzeit an der Weiterentwick lung ihrer App. Bald schon soll es den Mentaltrai-ner für die Hosentasche geben. www.mindance.de

Hochgradig automatisiert

Wer hat es gebaut? Beim Blick auf den Stecker der elektrischen Zahn-bürste im heimischen Badezimmer steht dort in vielen Fällen Folgendes geschrieben: Unger. Der System- lieferant aus Sehmatal im Erzgebirge ist auf die Konfektion von Kabeln und Leitungen spezialisiert – im be-triebseigenen Sondermaschinenbau werden darüber hinaus vollautomati-sche Fertigungsanlagen entwickelt. Der Familienbetrieb übernimmt so unter anderem die kundenindividuel-le Verpackung der hergestellten Waren. Mit 240 Mitarbeitern ist die Unger Kabel-Konfektionstechnik GmbH & Co. KG der größte Arbeitge-ber im Ort, kürzlich investierte Inha-ber Ronny Unger zwölf Millionen Euro in ein vollautomatisiertes Hochregallager. In den denkmalge-schützten Firmengebäuden einer alten Textilfabrik wohnt jetzt mo-dernste Industrie-4.0-Technologie. www.unger-kabelkonfektion.de

PHACON

LSA

M I N DANCE

U NG E R KAB E LKON FE KTION

TExT

CHriStiane Zimmer

I LLUSTRATION

an dr É GottSCHalK

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Inspirational Companies

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Testcenter Digitalisierung

In Görlitz machen Roboter den Eignungstest, wird das autonome Fahren auf Herz und Nieren geprüft oder die Wirksamkeit von Car- sharing-Modellen unter die Lupe genommen, damit die Autos auch genau dort stehen, wo die App es vorgibt. Am Rande des Freistaates Sachsen werden die Weichen für die Digitalisierung gestellt, denn SQS, ein Anbieter von Services im Bereich Qualitätssicherung für digitale Geschäftsprozesse, betreibt hier eines seiner wichtigsten Test-zentren. Für die Region ist SQS ein wichtiger Motor. Mit Fachkräften aus der Region im Dreiländereck mit Po-len und der Tschechischen Republik zeigt das Unternehmen, wie Integ-ration und Zusammenarbeit der Kulturen in der Praxis funktionieren.www.sqs.de

Frisches Obst für schlauen Strom

Ein intelligentes Stromnetz – das ist die Vision von Kiwigrid. Seit 2011 betreibt das Dresdner Unter-nehmen eine Managementplattform für den Energieverbrauch. Mit dem System bestehend aus Software- und Hardwarelösung kann der Nutzer Solarstromanlagen, Energie-speicher oder E-Mobil-Ladestatio-nen überwachen und aus der Ferne steuern. Über das Internet können Geräte wie Stromzähler, Akkus, Speicher, Windräder und andere Maschinen miteinander kommuni-zieren und sich vernetzen. Auf den Namen Kiwigrid kam Gründer Carsten Bether übrigens, weil ihn der Kranz aus feinen, strahlenförmi-gen Linien und dunklen Punkten der Kiwi-Frucht an Energienetze – englisch: Grids – erinnerte. Nach Apple und Blackberry kommt mit Kiwigrid somit frisches Obst aus Sachsen in die IT-Welt.www.kiwigrid.com

Next Generation Digital Signage

Wenn George Clooney aus dem Schaufenster heraus mit den Augen zwinkert oder ein digitaler Ladenassistent die Details zu dem Produkt erläutert, das der Kunde gerade in der Hand hält, dann ist mitunter Sensape beteiligt. Denn auf derartige Infotainment-Systeme setzt das Leipziger Start-up. 2015 haben Matthias Freysoldt und Artur Lohrer ihr Unternehmen gegründet – ein Spin-off der HHL Leipzig, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Die „Sensape Visual Retail Solution“ kombiniert einen klassi-schen Digital-Signage-Ansatz mit Künstlicher Intelligenz und Augmen-ted Reality. Die selbstlernende Bildbearbeitungssoftware reagiert auf ihre Umgebung und interagiert mit Passanten. www.sensape.com

Revolution für den Joghurtbecher

Rund 3,5 Millionen Tonnen thermo-geformte Verpackungen – vom Joghurtbecher bis zur Blister-Verpa-ckung – werden jährlich allein in Europa produziert. Der dafür benö-tigte Energieaufwand ist enorm. Umso interessanter ist die Erfindung des 2016 gegründeten Start-ups Watttron. Das Dresdner Unterneh-men produziert ein Heizsystem, das 30 Prozent Material und Energie bei der Herstellung von Kunststoffver-packungen einspart. Dabei werden über einzelne, individuell geregelte Heizkreise Temperaturfelder auf der Kunststoffoberfläche erzeugt, wo-durch das Formverhalten der Kunst-stofffolie gezielt gesteuert werden kann. Das Resultat ist eine verbes-serte Produkt qualität bei gleichzeiti-ger Reduktion der Foliendicke. Watt-tron ist ein Spin-off des Instituts für Verarbeitungsmaschinen und Mobile Arbeitsmaschinen der Technischen Universität Dresden und des Fraun-hofer-Instituts für Verarbeitungsma-schinen und Verpackungstechnik. Für das System erhielt Watttron den Deutschen Verpackungspreis und den IQ Innovationspreis 2017. www.watttron.de

KIWIG R I D

S E N SAPE

SQS

WATTTRON

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Künstliche Intelligenz

TRENDING TOPICS

KünstlicheIntelligenz

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short cut / Künstliche Intelligenz (KI), englisch: Artifi-cial Intelligence (AI) / Selbstlernende Computerprogramme, die in speziellen Bereichen übermenschliche Fähigkeiten erreichen / Systeme vergleichen riesige Datenmengen und entwickeln da-raus Algorithmen, um selbständig Entscheidungen treffen zu können / Spannungsfeld: Was können Maschinen genauso gut oder besser als Menschen? / Amerikanische und asiatische Tech- Unternehmen beherrschen jüngste KI-Fortschrittswelle

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Künstliche Intelligenz

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Künstliche Intelligenz

Die Aufgabe ist eigentlich wie geschaffen für eine Künst-liche Intelligenz (KI): Lieber Computer, bitte führe mich in meinem Auto staufrei durch die Stadt. Vor allem Bewohner von Megacities würden sie dafür lieben. Autofahrer in Los Angeles, Spitzenreiter eines interna-tionalen Stau-Rankings der Firma Inrix, steckten 2017 sage und schreibe 102 Stunden im Verkehr fest.

Nun glaubt man es kaum, angesichts all der Erfolgsmeldungen zu den Fähigkeiten von KI – aber das Stau-Problem ist noch nicht wirklich lösbar. Es ist zu komplex, die Anzahl an Möglichkeiten so gewaltig, dass selbst der aktuell schnellste Super-computer nicht in der Lage wäre, die beste Route in einer angemessenen Zeit zu errechnen. Er bräuchte Hunderte von Jahren, um alle notwendigen Kalkula-tionen durchzuführen.

Massive Investitionen / Allerdings besteht Hoffnung, dass sich genau dies nun bald ändern könnte. Seit kurzem lotet der Automobilkonzern VW in Zusammenarbeit mit Google aus, wie sich solche Verkehrsflussoptimierungen in Zukunft viel schneller lösen ließen. Zum Einsatz kommen soll dabei eine neue Generation von Computern, die Quantencom-puter. Lange waren diese Maschinen, die grundlegend anders funktionieren als klassische Rechner, nur The-orie. „Nun beobachten wir den Einstieg von Organi- sationen, die in der Lage sind, die Systeme so zuver-lässig zu bauen, dass man von ernstzunehmenden Rechenmaschinen sprechen kann“, sagt Frank Wil-helm-Mauch, Professor für Quanten- und Festkör-pertheorie an der Universität Saarbrücken. „Das sind im Augenblick Google, IBM, Microsoft und Intel, aber auch die Europäische Union hat sich entschie-den, massiv in die Technologie zu investieren.“

Anders als ein herkömmlicher Computer ar-beitet ein Quantencomputer nicht mehr mit Bits, sondern mit Quantenbits, kurz Qubits. Während

Bits nur jeweils den Wert Null oder Eins annehmen können, ist es Qubits aufgrund quantenphysikalischer Gesetze möglich, den Zustand Null, Eins oder beide Zustände gleichzeitig anzunehmen. Zudem können zwei Quantenbits so miteinander verschränkt wer-den, dass eine Operation an einem der beiden augen-blicklich auch das andere beeinflusst. Diese beiden Besonderheiten sind der Grund dafür, dass ein Quan-tencomputer gewisse Aufgaben sehr viel schneller und mit weniger Bits erledigen kann. „Schon ab 50 funktionierenden Qubits sprechen wir von Quanten-überlegenheit“, so Wilhelm-Mauch. „Dann ist der Quantencomputer, zumindest bei bestimmten Aufga-ben, schneller als jeder klassische Supercomputer.“

Ungeklärte Fragen / Was die Anzahl funk-tionierender Qubits angeht, ist Wilhelm-Mauch optimistisch. „Ich denke, die magische Schwelle von 50 dürften wir schon im Laufe des nächsten Jahres erreichen.“ Viel unklarer sei allerdings, wann die ers-ten praktischen Anwendungen von den hoffnungs-voll erwarteten Geschwindigkeitssteigerungen durch Quanteneffekte profitieren. „Auf den augenblick-lichen kleinen Quantencomputern werden kleine Versionen erprobt. Bis diese aber industrielle Skala haben, vergehen je nach Use-Case möglicherweise noch Jahrzehnte.“ Auch sei noch nicht ausgemacht, welches Hardwaresystem sich durchsetzt. Wilhelm-Mauchs Favorit sind supraleitende Schaltkreise, gekühlt auf –270 Grad Celsius. Andere Forscher basteln an Qubits aus Ionen oder Atomen, die schon bei Zimmertemperatur funktionieren.

Müssen wir uns also doch noch gedulden, bis uns quantencomputerbasierte Systeme staufrei durch den Verkehr lotsen können? Möglicherweise ja, meint der KI-Experte Hans Christian Boos, CEO der Frankfurter Firma Arago: „Wir haben es hier mit Fluidsimulationen zu tun, die kann man natürlich quantentechnisch rechnen, aber im Augenblick ist noch nicht einmal unser theoretisches Wissen über solche Systeme besonders ausgereift.“ Die Vision des VW-Google-Projekts, nämlich mit Hilfe des Quan-tencomputers für jedes einzelne Auto in Echtzeit be-rechnen zu können, wann es besser rechts oder links abbiegen sollte, hält er noch für relativ realitätsfern.

Viel entscheidender ist für Boos, dass der Quantencomputer einen Ausweg für ein drängendes Hardwareproblem bei klassischen Computern bietet. „Bislang konnten wir uns darauf verlassen, dass sich die Rechenleistung im Verhältnis zur eingesetzten Energie alle 18 bis 24 Monate verdoppelt.“ Doch dieses sogenannte Moore'sche Gesetz stößt bald an physikalische Grenzen. „Der Quantencomputer wird uns helfen, den Rhythmus beizubehalten. Für KI-Anwendungen ist das essentiell.“ ■

Anders als ein

herkömmlicher Computer

arbeitet ein Quanten-

computer nicht mehr mit Bits, sondern mit Quantenbits.

Verhelfen Quantencomputer der Künstlichen Intelligenz zum Durchbruch?

Ein neuer Quantensprung

TExT

KlauS lü Be r

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Künstliche Intelligenz

»Wenn ich an Künstliche Intelligenz

denke …

… begrüße ich die Chance, unsere Arbeitswelt sowohl in Fabriken als auch im Büro zu vereinfachen. Infor-

mationen stehen schnell und aufbereitet zur Verfügung, Ressourcen werden passend eingesetzt – so können Belastungen frühzeitig vermieden werden. KI hat

aber unsere menschliche Fähigkeit, komplexe Entschei-dungen zu treffen, bereits ein- und überholt, hier müssen

ethische und rechtliche Regeln Schritt halten. Persönlichkeitsrechte und die Möglichkeit, das letzte

Wort zu haben, müssen wir schützen.«

( Prof. Dr. Angelika Bullinger-Hoffmann leitet seit April 2012 die Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der TU Chemnitz. )

… sehe ich, dass Künstliche Intelligenz ganze Industrien und ihre Arbeitsweisen verändern wird – ähnlich der Erfin-dung der Dampfmaschine oder der Einführung von Strom. Das kommt uns allen zugute, und ich bin überzeugt, dass

KI sehr viele positive Veränderungen bewirken wird. Natürlich stellt diese Transformation auch die Gesellschaft vor Heraus-

forderungen, denn Relokalisierung von Arbeit erfordert höherwertige Bildung und wirtschaftlichen Ausgleich an

die Länder, an die vormals outgesourct wurde.«

( Dr. Ramin Assadollahi ist CEO und Gründer von ExB Labs, einem Labor für die Entwicklung innovativer Sprachverarbeitungsprodukte mit Sitz in München. )

… denke ich an sprechende Dinge, doch nicht nur an Alexa und Siri, sondern an alle Gegenstände, die mit Minisensoren bestückt und drahtlos mit einem Server verbunden sind, der mir aktuelle Informa-tionen schickt. Dadurch entsteht ein intelligentes Ambiente. Vor allem aber wird Künstliche Intelligenz, besser als ich es je vermöchte, die natürliche Intelligenz meiner Mitmenschen analysieren, ihre Ge-danken offenlegen und ihr Verhalten voraus-sagen. Wenn diese sich selbst mit Hilfe Künstlicher Intelligenz vor diesen Analysen schützen werden, beginnt der nächste Schritt der Evolution: die Hyper-Intelligenz. Künstliche Intelligenz ist nicht zuletzt die technische Antwort der transhumanen Sehnsucht des Menschen.«

( Prof. Dr. h.c. mult. Peter Weibel ist seit 1999 Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien ZKM in Karlsruhe. Als Künstler ist er vor allem durch seine Arbeiten im Bereich der Medien- und Computerkunst bekanntgeworden. )

RAMIN ASSADOLLAHI

PETERWEIBEL

ANGELIKA BULLINGER- HOFFMANN

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Künstliche Intelligenz

… sehe ich zunächst die digitale Transfor-mation als Ganzes, die für einen grund-legenden Wandel in Wirtschaft und Gesell-schaft sorgt. Künstliche Intelligenz bietet Chancen für völlig neue Anwendungen. Deutschland verfügt über wichtige Schlüs-selindustrien und kann bei dieser Entwick-lung eine führende Rolle übernehmen. Klar ist aber auch: Für kritische Anwendungen brauchen wir robuste und sichere Lösungen.«

( Prof. Dr. Philipp Slusallek ist Forschungsbereichsleiter Agenten und Simulierte Realität beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche

Intelligenz DFKI in Saarbrücken. )

… denke ich in erster Linie an die aufregende Zeit, die vor uns liegt. Am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz

arbeiten wir derzeit an einer KI-Vision, die Arbeitsplätze und Wohlstand sichern soll. Und die europäische Initiative Claire, die über

1000 Wissenschaftler hinter sich sammelt, wird künftig KI-Forschung bündeln, Maschinelles Lernen mit tatsächlichem inhalt-

lichem Verstehen verbinden und so Fortschritte liefern.«

( Yvonne Hofstetter ist als Sachbuchautorin Trägerin des 53. Theodor Heuss Preises und Geschäftsführerin der Teramark Technologies GmbH in München. )

… dann daran, dass es zwei Lager gibt: die einen, die glauben, man müsse maximal viele Daten sammeln und sie nur durch eine KI

schieben, damit Wunder geschehen. Das ist die Mehrheit der Anwen-der. Die erfahrenen Forscher hingegen wissen, dass KI nur mit guten

mathematischen Modellen und Konzeptarbeit für spezielle Anfor-derungen wirklich leistungsfähig wird. Die besten Erfahrungen habe ich damit gemacht, wenn KI mit anderen Verfahren integriert wurde.«

… kommen mir die Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft, Akzeptanz und Verantwortung in den Sinn. Start-ups,

Investoren, Unternehmen, Bürger schauen mit unterschiedli-chen Erwartungen auf KI. Neugier und Technikbegeisterung

treffen auf Ängste vor Kontroll- oder Arbeitsplatzverlust. Es gilt zu untersuchen, wie Mensch und Maschine zusammen-

arbeiten können und welche Kompetenzen nötig sind, um mit KI eine lebenswerte Zukunft zu gestalten«

( Professor Dr. Thorsten Posselt ist Leiter des Fraunhofer-Zentrums fürInternationales Management und Wissensökonomie IMW in Leipzig und Professor für

Innovationsmanagement und Innovationsökonomik an der Universität Leipzig. )

… freue ich mich auf die vielen schönen Anwendungen, die uns eine Massen-Indi-vidualisierung in der digitalen und klassi-schen Welt ermöglicht. Und gleichzeitig warne ich davor, das Missbrauchspotential, das sich aus der Kombination von virtuell unendlich zur Verfügung stehender Rechen-kapazität, umfassenden Datenbeständen und skalierbaren statistischen Algorithmen offensichtlich ergeben kann, überzube-werten. Ein Dialog von transparenter Tech-nik und offener Gesellschaft wird nötig sein, um die Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz in die richtigen Bahnen zu lenken.«

( Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Lehner leitet die Database TechnologyResearch Group an der Technischen Universität Dresden. )

( Dr. Rutger Wijburg ist Managing Director bei Infineon Dresden. )

WOLFGANG LEHNER

RUTGER WIJBURG

YVONNEHOFSTETTER

THORSTEN POSSELT

PHILIPP SLUSALLEK

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41Künstliche Intelligenz

Professor Rudolph, viele glauben, beim Thema Künst­liche Intelligenz ginge es darum, dass Maschinen künftig die Welt beherrschen. Ist das tatsächlich so?

Die in vielen Science-Fiction-Filmen heraufbe-schworenen Zukunftsszenarien, in denen die Menschheit von Maschinen unterjocht wird, halte ich mit Blick auf den heutigen Stand der Technik für extrem weit hergeholt. Ich will nicht ausschließen, dass in fernerer Zukunft Maschinen ein eigenständiges Bewusstsein und so etwas wie einen „Willen zur Macht“ entwi-ckeln. Für viel realer halte ich aber gegenwärtig die Gefahr, dass Menschen KI-Systeme für ihre Zwecke missbrauchen oder dass durch deren fehlerhafte Programmierung ungewollt Schaden entsteht. Hier ist einerseits die Politik gefordert, sinnvolle Rahmenbedingungen zu schaffen, andererseits kann auch die KI-Forschung selbst durch die Entwicklung von Sicherungsmecha-nismen basierend auf ethischen Grundprinzipi-en wertvolle Beiträge leisten.

Können Sie den Begriff KI in ein paar kurzen, vereinfachten Sätzen auf den Punkt bringen?

Anliegen der KI-Forschung ist es, Computer mit Fähigkeiten auszustatten, die man eigent-lich nur intelligenten Wesen zutraut. Man unterscheidet zwischen „schwacher KI“, bei der es um die Lösung spezieller Probleme geht, und „starker KI“, deren Ziel es ist, allgemeines in-telligentes Verhalten auf menschlichem Niveau zu erreichen. Während Computer schon heute bestimmte – auch komplexe – Aufgaben besser als der Mensch bewältigen, etwa das Schach-spiel, ist nach wie vor unklar, ob und wie sich starke KI erreichen lässt.

Müssen wir uns also nicht vor KI fürchten? Nicht mehr und nicht weniger als vor dem technischen Fortschritt allgemein, wenn Sie mich fragen.

Zur Person

Sebastian Rudolph ist seit April 2013 Professor für

Computational Logic im Institut für Künstliche Intelli-

genz an der Fakultät In-formatik der Technischen Universität Dresden. Er

beschäftigt sich vorrangig mit Künstlicher Intelligenz und hier vor allem mit dem Forschungsgebiet Wissens-

repräsentation und logi-sches Schließen – also der

Darstellung von mensch-lichem Wissen in Compu-

tersystemen und der Berechnung logischer

Konsequenzen aus diesem Wissen.

»Wir könnten auf sie verzichten, aber warum sollten wir?« Weshalb wir keine Angst vor Künstlicher Intelligenz haben müssen – ein Interview mit Professor Sebastian Rudolph vom Institut für Künstliche Intelligenz an der TU Dresden.

Stellen wir uns vor, es sei das Jahr 2050. Wie werden sich Wirtschaft, Arbeit und Leben wohl durch KI verändert haben?

So langfristige Vorhersagen liegen in der Regel weit daneben. Es ist aber realistisch anzunehmen, dass viele Lebensbereiche automatisiert sein werden, vom Verkehr über die Kommunikation mit Behörden bis hin zur Planung komplexer Abläufe. Dies wird natürlich Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt mit sich bringen, aber solche Phasen gab es auch früher schon, zum Beispiel im Zuge der Industrialisierung. In jedem Fall ist zu erwarten, dass KI den Menschen von einer Vielzahl lästiger Pflichten befreien wird.

Denken Sie an Unternehmen wie Google, Apple, Facebook, Tencent oder Baidu: Sind wir in Deutsch­land und Europa längst abgehängt, wenn es um Themen der Digitalisierung geht?

Der Markt im IT-Bereich ist unglaublich schnell-lebig. Viele der genannten Unternehmen haben von der Gründung bis zur wirtschaftlichen Weltmacht nur zehn Jahre gebraucht. Deutsch-land hat einen gesunden IT-Mittelstand, und wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja daraus der nächste Global Player – die geeignete digitale Infrastruktur und günstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen vorausgesetzt.

Was kann KI, was der Mensch nicht auch selbst erledigen könnte?

Bei KI geht es um Aufgaben, die auch Menschen bewältigen können, zum Beispiel das Erkennen unerwünschter E-Mails oder das Führen von Fahrzeugen. Ziel der KI-Technologie ist es aber, zuverlässiger und schneller als der Mensch zu sein und ihn zu entlasten. Hier gibt es eigent-lich keinen wirklichen Unterschied zu anderen technischen Hilfsmitteln, wie etwas Naviga-tionssystemen. Wir könnten auf sie verzichten, aber warum sollten wir? ■

I NTE RVI EW

SaBi n e Si mon

T RENDI NG TOPIC S

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T RENDI NG TOPIC S

Arbeiten, Leben, Wirtschaft, Gesundheit: Vier Visio-näre werfen einen Blick in die digitale Zukunft.

FUTURE IN 100 WORDS

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T RENDI NG TOPIC S

Future in 100 Words

UNSER LEBEN / »Manche sagen, dass Technologien unser Leben zum Schlechteren wandeln. Ich glaube, sie wandeln es zum Besseren. Die Ankunft eines so radikalen Konzepts wie des World Wide Web (Danke, Sir Tim Berners-Lee) und mit ihm Google haben die Welt re-volutioniert. Informationen für alle frei und verfügbar zu machen – das ist eines der größten Geschenke, das sich die Menschheit je selbst gemacht hat und machen kann. Das Ergebnis? Chancengleichheit und Bildung, die grundsätzlich inklusive und nicht diskriminierend sind und die sich frei über alle Altersgrup-pen, Nationen und Kulturen hinweg erstrecken, führen zu einem grund-legend neuen Gefühl der Selbst-ermächtigung. Für alle. Jetzt und in Zukunft.«

UNSERE ARBEITSWELT / »Mein Leben ist gleichzeitig explizit physisch und digital vernetzt: reisend zwischen zehn Städten auf drei Kontinenten und verbunden mit meinen Büros in drei Zeitzonen. Laptop, Smart-phone, Tablet und Headphones: die gelebte Realität des digitalen Office. Im Kontext der digitalisier-ten (Arbeits-)Welt fällt Raum eine neue Bedeutung zu: Es ist das Büro als Sozial- und Begegnungsraum, das neue Qualitäten und Struktu-ren fordert. Unser Entwurf für das Mediengebäude Collaborative Cloud in Berlin ist ein Beispiel, wie Ar-beitsplätze der Zukunft konzipiert sein können: im Spannungsfeld zwischen fokussierter Arbeit und direkter Teilnahme am gemein-schaftlichen Austausch im physisch erlebbaren Raum der Cloud.«

( L ADY KINVAR A BALFOUR is t Regisseur in , Produzent in , Autor in und Sprecher in . Ihre Arbe i ten s ind im Bere ich Technologie , Mode , Theater und F i lm zu f inden . S ie is t Exper t in für Tech- und Consumer t rends . )

( OLE SCHEEREN is t e in g lobal t ä t iger Archi tek t mi t deutschen Wurze ln und Gründer von Büro Ole Scheeren , dessen pre isgekrönte Bauten urbane Lebensräume neu ges ta l ten . )

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T RENDI NG TOPIC S

Future in 100 Words

UNSERE GESUNDHEIT / »Die Gesund-heitsbranche gilt als der Bereich, in dem es die größten Veränderungen geben wird: Krankenhäuser werden durch KI oder Quantencomputer bis zu 30 Prozent ihrer Kosten einspa-ren. Menschen erhalten durch intel-ligente Zahnbürsten Echtzeitdaten über ihren Körperzustand, die The-rapie erfolgt über Medical Food. Doch das ist erst der Anfang. Mit Gen-Editing und der Produktion von Ersatzteilorganen entstehen gerade Technologien, die unser Leben radi-kal verlängern werden. Falls diese in den nächsten 80 Jahren marktreif werden, wird mein heute dreijähri-ger Sohn vermutlich mehr als 120 Jahre alt. Und Elon Musks Millionen-investments in die Hirn-Computer-Schnittstelle macht es möglich, das menschliche Hirn in einen Computer hochzuladen.«

UNSERE WIRTSCHAFT / »Mit der Digitalisierung werden die Heraus-forderungen für die Wirtschaft komplexer: Branchen rücken näher zusammen und gleichzeitig werden täglich 2,5 Trillionen Bytes Daten erzeugt. Zukunft haben die Orga-nisationen, die diese Daten strate-gisch nutzen. Aber mit 80 Prozent aller geschäftsrelevanten Daten passiert heute ... nichts. Deshalb braucht es intelligente Lösungen zur Datenanalyse und Auswertung, sei es für eine personalisierte Kundenansprache, vorausschau-ende Planung oder für mehr Trans-parenz in der Supply-Chain. In der Nutzung von KI-Lösungen liegt die Zukunft der Wirtschaft – und dem Einsatz von Plattformen, auf denen die Daten ausgetauscht werden. Datenökonomie + Platt-formökonomie = Zukunft!«

( SVEN GáBOR JáNSZKY is t Zukunf ts forscher und Chairman des größten Zukunf ts forschungsinst i tu ts Europas „2B Ahead Think Tank“ mit Sitz in Leipzig . )

( MARTINA KOEDERITZ war sei t 2011 Vorsi tzende der Geschäf ts führung von IBM in Deutschland . Sei t 2018 leitet sie als Global Industry Managing Director den Industr ie - und Automobi lsek tor bei IBM . )

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T RENDI NG TOPIC S

Smart Systems

TRENDING TOPICS

SmartSystems

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short cut / Smart Systems / Intelligente Integration von Einzelkomponenten und neuen Materialien / In immer kleiner werdenden Bauteilen sind immer mehr Funktionen abgebildet und ermöglichen so immer anspruchsvollere Anwendungen / Herausforderung: zunehmende Komplexität und Interdisziplina-rität / Chancen vor allem im Bereich der Medizintechnik durch verbesserte Diagnose, Therapie und Überwachung

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47Smart Systems

Höher, weiter,schneller ist das Credo

TExT

CH r iSti na lyn n di e r

FOTOS

tHomaS m eye r

1

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T RENDI NG TOPIC S

48Smart Systems

BIOGRAPHY

Tino Petsch, 1967 geboren, gründete im Jahr 2002 die 3D-Micromac AG und leitet diese seitdem als Vorstand und Hauptaktionär. Das Unternehmen mit Sitz in Chem-nitz ist auf Lasermikrobearbeitung spezialisiert. Die wichtigsten Kunden stammen aus der Photovoltaik-, Halbleiter-, Glas- und Displayindustrie sowie aus der Mikrodiagnostik und Medizintechnik. Petsch setzt sich besonders für den Wissenstransfer zwischen Hoch- schulen und Industrie ein, 2012 wurde er als Sachsens Unternehmer des Jahres ausgezeichnet.

2

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T RENDI NG TOPIC S

Smart Systems

Herr Petsch, Präzision ist für Sie …Beruf und Leidenschaft. Wir entwickeln Ma-schinen für die Lasermikrobearbeitung – da geht es um Mikrometer, also Tausendstel Millimeter. Oder anders ausgedrückt: Das Haar einer Frau ist in der Regel 60 Mikrometer dick, das Sechzigstel eines Haardurchmessers entspricht also der Präzi-sion, mit der wir typischerweise arbeiten.

Sie haben die 3D­Micromac AG im Jahr 2002 gegrün­det – seitdem hat sich das Unternehmen vom Start­up zum führenden Spezialisten für die Lasermikrobearbei­tung entwickelt. Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis?

Dass Veränderungen sein müssen. „Höher, weiter, schneller“ mag abgedroschen klingen, aber es ist das Credo, das in dieser Branche vorherrscht. Nur wer sich ständig weiter antreibt, kann Produkte anbieten, die auch international gefragt sind. Ich versuche, überall ein offenes Ohr zu haben: bei der unternehmenseigenen Prozessentwicklung, an unserem Standort im Silicon Valley, bei den Endkunden in Asien, bei Herstellern auf verschiedenen Messen weltweit. So reifen neue Ideen heran, so entstehen gemein-same Entwicklungsprojekte mit Kunden. ➔

Warum ein Unternehmer aus Chemnitz genau

auf die Trends aus dem Silicon

Valley schaut.

B I LDE R

1Gründer Tino Petsch hat die 3D-Micromac AG von einem Start-up zu einem führenden Laserspezialisten entwickelt.

2Lösungen für die Photovoltaik-industrie: Tino Petsch vor einer microCELL™-Anlage zur Laser-

bearbeitung von Solarzellen.

3 Produkt-Showroom:

Am Hauptsitz in Chemnitz können sich Kunden einen

Überblick über die Lasersyste-me verschaffen.

3

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T RENDI NG TOPIC S

Smart Systems

Sie sind auch im Bereich der additiven Fertigung tätig, viele Ihrer Kunden kommen aus dem Silicon Valley.

Richtig. Das ist ein spannendes Feld, auch wenn die Technologie des industriellen 3-D-Drucks an sich nicht neu ist. Aber wir haben sie von der Makro- auf die Mikrowelt über-tragen. Es ist uns gelungen, die Schichtstärken von 100 auf 1 Mikrometer zu verringern. Das „Micro Laser Sintering“ ermöglicht das Erstellen kleinster metallischer Objekte – etwa für den Einsatz in der Medizintechnik – auf Ba-sis von Metallpulver. Unsere Rohstoffe sind also im Grunde Pulver und Daten.

Was sind weitere digitale Trends, die vom Silicon Valley aus getrieben werden?

Der ganze Bereich rund um Near-Field-Com-munication wird einen Boom erleben. Diese drahtlose Übertragungstechnik dient dem Da-tenaustausch zwischen Geräten auf einer Distanz von wenigen Zentimetern. Für die Über-tragung steht auf der einen Seite das Smartphone und auf der anderen ein „Tag“ – also ein RFID-Chip, auf dem Daten gespeichert sind, die mit dem Handy ausgelesen werden können. So eröffnen sich nicht nur immer neue Marketing-möglichkeiten, die Produkte werden auch rückverfolgbar und fälschungssicher.

Produktpiraterie bleibt also ein großes Thema? Definitiv. Der Kunde eines unserer Kunden ist ein bekanntes Weingut in Kalifornien. Eines Ta-ges mussten die Verantwortlichen feststellen, dass sie in China dreimal so viel Wein verkaufen, als sie überhaupt in Amerika produzieren. Nachfor-schungen zeigten dann, dass es für die Flaschen einen Zweit- und Drittmarkt gibt – billiger Wein wird in die teuren Originalflaschen gefüllt und weiterverkauft. Das ist natürlich höchst image-schädigend. Jetzt arbeitet das Weingut mit einem

„Tag“, der beim Aufdrehen der Flasche zerstört wird. Käufer des Weins können also mit ihrem Smartphone auslesen, ob die Flasche schon mal geöffnet wurde. Und zusätzlich erhalten sie über den „Tag“ weitere Informationen, etwa zur optimalen Trinktemperatur oder passenden Speisen. Da wir mit unseren Maschinen diese „Tags“ herstellen, bin ich optimistisch, dass noch einige unserer Geräte in Zukunft gebraucht werden.

Eine besondere Herausforderung vieler Branchen ist auch die fortschreitende Miniaturisierung, gepaart mit den steigenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit von Elektronikbauteilen. Was heißt das für Sie?

Die Miniaturisierung spielt uns in die Hände. Je kleiner die Produkte, desto präziser muss gearbeitet werden. Bei Chips etwa startet jetzt die Integration in die dritte Dimension. Das heißt, es gibt nicht nur einen Chip, der eine größere Grundfläche einnimmt, sondern meh-rere Chips, die übereinander gestapelt werden. In der Halbleiterindustrie gilt diese sogenannte 3-D-Integration als erfolgversprechender Weg, zu kompakteren und leistungsstärkeren elekt-ronischen Geräten gerecht zu werden. Um die Verbindungen und Durchgänge zwischen den Chips herzustellen und zu analysieren, braucht es wiederum Laserprozesse.

Ihr Exportanteil liegt bei 75 Prozent, Sie sind oft im Ausland unterwegs. Wie gehen andere Länder mit Veränderungen durch die Digitalisierung um?

Ich kann schon deutliche Mentalitätsunter-schiede erkennen. Die Deutschen sind nach wie vor recht konservativ, während die Ameri-kaner Veränderungen und Innovationen gegen-über viel offener sind. In den USA erhalten auch kleinere Unternehmen und Start-ups eine Chance, neue Produkte bei Branchenriesen vorzustellen – während hierzulande erstmal Kennzahlen wie Firmengröße und Kapitalaus-stattung im Vordergrund stehen. Andererseits sind die Amerikaner im Prozess selbst auch sprunghafter. Da werden schon mal die Anfor-derungen an eine Maschine verändert, während diese sich bereits im Bau befindet. Die Asiaten dagegen sind sehr genau, möchten alles spezifi-zieren. Auch das hat etwas Gutes, lässt aber im anschließenden Designprozess weniger Raum für kreative Ideen. Aber egal, ob in Europa, den USA oder Asien: Am Ende zählt, dass das Pro-dukt funktioniert und die Unternehmen damit Geld verdienen.

»Die Miniaturisierung spielt uns in die Hände. Je kleiner die Produkte, desto präziser muss gearbeitet werden.«

B I LDE R

4Innovative Technologie: Das

microDICE™-System dient der Vereinzelung von Halbleiter-

wafern in einzelne Chips.

5Blick in den Innenraum:

Die microSTRUCT™-Lasersysteme kommen vor

allem in der Produktent-wicklung und angewandten

Forschung zum Einsatz.

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T RENDI NG TOPIC S

Smart Systems

Wie wird sich unsere Welt verändern, wenn immer mehr Geräte vernetzt sind?

Kaum vorstellbar, was in Zukunft noch alles möglich sein wird. Es sind schon heute extrem viele Dinge miteinander vernetzt – auch wir Menschen. Für mich stellt sich die Frage: Was passiert, wenn künftig immer mehr Roboter die Arbeit des Menschen übernehmen? Der Mensch braucht auch weiterhin einen Sinn im Leben.

Diese Entwicklungen machen Ihnen Sorgen? Nein, Sorgen per se nicht. Als Ingenieur sehe ich in der Technik immer mehr Chancen als Risiken. Dennoch wirft die Digitalisierung gesellschaftliche Fragen auf, die es in den kommenden Jahren zu diskutieren gilt. Klar ist aber auch: Schon immer waren die Men-schen skeptisch, wenn neue Entwicklungen ihren Lauf nahmen. Eine gewisse Grundskepsis ist gut, aber sie darf nicht lähmen. Das gilt übrigens auch für die hiesige Gesetzgebung, die Trends oft hinterherhinkt. Wenn wir in Deutschland zu langsam sind –, zum Beispiel auch, was die juristischen Weichenstellun-gen für das autonome Fahren angeht – dann müssen wir mit Nachteilen im internationalen Wettbewerb rechnen.

Auf dem Smart­Systems­Campus in Chemnitz hat 3­D­Micromac das inzwischen dritte Gebäude bezogen, Sie beschäftigen rund 200 Mitarbeiter. Wohin geht die Reise?

In den vergangenen Jahren haben wir uns voll und ganz auf Wachstum konzentriert, um im Markt eine bestimmte kritische Masse zu errei-chen. Das ist uns nun gelungen. Wir haben ein Nischensegment besetzt und sind unter den kleinen Anbietern sozusagen die Größten. In Zukunft geht es darum, die Rentabilität zu steigern. Wir müssen Speck anfressen – für die Zeit, in der es die Konjunktur nicht so gut mit uns meint.

Wie digitalaffin sind Sie selbst in Ihrer Freizeit? Da muss ich nicht lange überlegen – Smart-phone und Tablet sind immer in Reichweite. Außerdem arbeite ich viel am Computer, ich produziere nebenbei Reise- und Naturfilme. ■

FAKTEN // Standorte: Chemnitz, San José (USA), Wuxi (China) / Gründungsjahr: 2002 / Mitarbeiter: rund 200 / Vorstand: Tino Petsch, Uwe Wagner / Mission: Innovative Laserprozesse für die industrielle Fertigung

»Eine gewisse Grund-skepsis ist gut, aber sie darf nicht lähmen.«

4

5

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T RENDI NG TOPIC S

Industrie 4.0

TRENDING TOPICS

Industrie4.0

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short cut / Industrie 4.0; auch vierte industrielle Revo- lution / Begriff geht auf ein „Zukunftsprojekt“ der Bundesre-gierung zurück / Industrielle Produktion wird mit moderner Informationstechnik verzahnt / Ziel: optimales Zusammenwir-ken von Mensch, Maschine und IT / Neue Stufe der Organisation und Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette / Bis 2020 will die deutsche Industrie jährlich 40 Milliarden Euro investieren

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T RENDI NG TOPIC S

53Industrie 4.0

Industrie 4.0 ist eine deutsche Erfolgsgeschichte.

Daran, dass diese fort- geschrieben wird, arbeiten

Forschung und Industrie tatkräftig mit. Zur Zukunfts-

vision einer menschenleeren Fabrik muss es dabei nicht

zwangsläufig kommen. ➔

DER MENSCH ALS DIRIGENT UND PROBLEMLöSER

TExT

G u i do walte r

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Industrie 4.0

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T RENDI NG TOPIC S

Industrie 4.0

Es sirrt, klickt und klappert leise. Und alle Roboter und Maschinen wissen genau, was zu tun ist. Die technischen Abläufe der kleinen Fertigungsstraße wirken wie eine perfekt eingeübte Choreographie. Die der Mensch nur noch überwacht. Die Zukunft der industriellen Fertigung erleben Besucher einer Modellfabrik, die Wissenschaftler der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Dresden aufgebaut haben. In der mit moderner Sensorik ausgestatteten Mini-Fabrik arbeiten Robotermodu-le und autonome Transportfahrzeuge zusammen. „Die Modellfabrik dient als Testumgebung, in der Forschungseinrichtungen und Partner aus der In-dustrie ihre Komponenten im Zusammenspiel er-proben können“, sagt Prof. Dr. Dirk Reichelt von der HTW. Besuchern bringt er die Modellfabrik anhand von Workshops näher. „Die häufigste Frage der Teilnehmer ist: ,Wo soll ich denn mit der Digi-talisierung anfangen?‘“

Vielen Unternehmen in Deutschland ist die Verzahnung der industriellen Produktion mit moder-ner Informations- und Kommunikationstechnik be-reits gelungen. Doch das Tempo erhöht sich, und wer auf den Märkten auch in Zukunft erfolgreich sein will, muss seine Anlagen noch intelligenter machen. „Industrie 4.0 ist in den Fabriken angekommen, aber die digitale Transformation der Industrie ist noch lange nicht geschafft“, sagt Sven Zehl vom Digital-verband Bitkom. „Viele Unternehmen zögern noch, ihren kompletten Maschinenpark umzurüsten.“ Da die Mehrheit der Firmen bereits aber eine Industrie- 4.0-Strategie für das Gesamtunternehmen besitzt, stellt sich die Frage nach dem „Ob“ für die deutsche Industrie aber längst nicht mehr. Der Umsatz mit Lösungen für die Industrie 4.0 stieg 2017 dem Bit-kom zufolge um 21 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Ab 2018 liegt die Marke bei über 7 Milliarden Euro.

Die Zahlen und die vollen Auftragsbücher der Indus-trieunternehmen zeigen die Potentiale der Digitalisie-rung in den Fabriken auf. Die stärkste Steigerung bei der Nachfrage nach entsprechenden Lösungen ver-zeichnet der Sektor derzeit im Maschinen- und An-lagenbau. Wie Industrie 4.0 Werte für Unternehmen schaffen kann, demonstrierte Bosch auf der Hanno-ver Messe am Beispiel eines selbstlernenden Systems. Das Unternehmen fertigt weltweit an elf Standorten Bremsregelsysteme. Wenn etwa eine Schweißstation in Indien ein halbes Prozent besser arbeitet, wird dies an allen anderen Stationen des weltweiten Netzwerks automatisch visualisiert und kann entsprechend an-gepasst werden. Durch eine Vernetzung der Fabriken und Maschinen gelang es Bosch, binnen fünf Jahren die Produktivität zu verdoppeln.

KOLLEGE COBOT

In der nächsten Stufe der Digitalisierung werden „Cobots“ („collaborative robots“) eine größere Rolle spielen. Die fortgeschrittenen Modelle des Esslinger Herstellers Festo kommen auch in der Modellfabrik der HTW in Dresden zum Einsatz. „Cobots unter-stützen Menschen bei der Arbeit und übernehmen insbesondere körperlich anstrengende Arbeiten“, sagt Reichelt. „Wir arbeiten aktuell an einem Demonstra-tor für einen Cobot-Arbeitsplatz, bei dem der Cobot den jeweiligen Mitarbeiter und dessen Bewegungen am Arbeitsplatz erkennen kann.“

Ein weiterer Zukunftstrend erwächst für die Industrie mit dem „Digital Twin“. Dabei handelt es sich um das virtuelle Abbild einer Maschine oder Fer-tigungsstraße. Als dreidimensionales CAD-Modell mit allen Eigenschaften und Funktionen des echten Vorbilds begleitet der digitale Zwilling den Prozess

B I LDE R

1Smarte Fertigung: Infineon, hier Dresden, will alle internationa-len Standorte künftig wie eine große virtuelle Fabrik steuern.

2Zusammenspiel zwischen

Mensch und Maschine: Das Unternehmen will keinesfalls

auf Mitarbeiter verzichten.

3Testumgebung:

Die Mini-Fabrik der HTW in Dresden bildet teilautoma-tisierte Fertigungsprozesse

realitätsnah ab.

Vielen Unter-nehmen in

Deutschland ist die Verzahnung der industriellen Produktion mit moderner Infor-

mations- und Kommunikati-

onstechnik bereits gelun-

gen. Das Tempo wird sich

dennoch weiter erhöhen.

3

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T RENDI NG TOPIC S

Industrie 4.0

vom ersten Entwurf über die Produktion und Wei-terentwicklung bis hin zum Recycling. „Die virtuel-len Kopien der Anlagen erlauben frühzeitig Vorher-sagen über das künftige Verhalten einer Anlage in der Produktion“, sagt Reichelt. „So lassen sich bereits bei der Planung der Smart Factory wesentliche Leis-tungsparameter bestimmen.“ Auch bei der voraus-schauenden Wartung spielt der digitale Zwilling eine wichtige Rolle. Hier liegt ein hohes Potential, um die Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen zu erhö-hen und ungeplante Ausfälle zu minimieren.

„Digital Twins für Produkte oder Ferti-gungsstraßen sind für uns auch ein Thema, aber wir denken noch einen Schritt weiter“, sagt Christoph Schumacher von Infineon in Dresden. „In Zukunft wollen wir alle internationalen Fertigungsstand- orte von Infineon wie eine einzige große virtuelle Fabrik steuern.“

Derzeit sind vielerorts aber noch ältere Industrieanlagen die Realität. Doch auch diese lassen sich für das digitale Zeitalter nachrüsten. Eine einfache „Retrofit“-Lösung, die als Ergänzung an der bestehenden Maschine installiert wird, reicht oft dafür aus. So lassen sich über einen Impulszäh-ler mit zusätzlichem Minicomputer Informatio-nen über produzierte Stückzahlen schneller und einfacher ermitteln. „Die Kunst liegt häufig darin, den passenden Sensor und das Messsystem zu fin-den“, sagt Reichelt. „In der Modellfabrik können wir typische Szenarien im Vorfeld erproben und später schnell auf die jeweiligen industriellen Szenarien anpassen.“

FABRIK OHNE MENSCHEN?

Anpassen muss sich auch der Mensch. Dass durch die zunehmende Automatisierung Roboter und au-tonome Fahrzeuge menschliche Arbeitskräfte erset-

zen werden, ist ebenso unbestritten wie der Umstand, dass dadurch neue, häufig qualifiziertere Stellen ge-schaffen werden. „Die Zukunftsvision einer komplett menschenleeren Fabrik sehe ich mittelfristig nicht“, sagt Schumacher. „Wegen der Automatisierung sieht unsere Fabrik heute zwar ganz anders aus als vor zehn Jahren. Und in den nächsten zehn Jahren kommen weitere deutliche Veränderungen auf uns zu. Aber auch in Zukunft werden wir Mitarbeiter in der Fer-tigung benötigen.“

Sicher ist, dass mit dem verstärkten Einsatz von Cobots und Assistenzsystemen in der Fertigung Menschen in ihrer Tätigkeit unterstützt und ent-lastet werden. In der smarten Fabrik von morgen werden Maschinen, Materialien und Werkzeuge untereinander in Echtzeit kommunizieren. „In so einer Smart Factory werden die Menschen immer häufiger die Rolle eines Dirigenten und Problem-lösers übernehmen“, sagt Reichelt. „Auch mit einer fortschreitenden Automatisierung und Vernetzung der Fabrik werden neue und höherwertige Arbeits-plätze entstehen.“

Die Digitalisierung und Industrie 4.0 sind für Deutschland sogar eine Chance, in der Vergangen-heit ins Ausland verlagerte Arbeitsplätze zurückzu-holen. Denn durch den Einsatz von Robotern und Künstlicher Intelligenz gewinnt der Produktions-standort deutlich an Attraktivität. Die Produktion in einer Smart Factory hierzulande erlaubt eine flexible und schnelle Fertigung von individuellen Produk-ten mit kleinen Losgrößen. Und ein weiterer Aspekt differenziert Deutschland von anderen Ländern: die enge Zusammenarbeit von führenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit Kompetenzen in den Bereichen Hardware, Software und Konnektivi-tät – also den wesentlichen Treibern für die Realisie-rung von künftigen Industrie-4.0-Konzepten. ■

Die Digitali-sierung ist für Deutschland eine Chance, ins Ausland verlagerte

Arbeitsplätze zurückzu-

holen. Durch den Einsatz von Robotern und

KI gewinnt der Produkti-onsstandort deutlich an

Attraktivität.

4.061 4.858+19,6%

2015 2016 2017 2018

5.870+20,8%

7.187+22,4%

Umsatz mit Industrie 4.0 steigt auf 7 Milliarden Euro. Deutscher Markt für 4.0-Lösungen 2015–2018 (in Millionen Euro)(Quelle: Industrie 4.0 – Zukunft der Produktion; Bitkom)

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T RENDI NG TOPIC S

Industrie 4.0

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ONEQUESTION

ONEANSWER

( RAÚL ROJAS, Mathematiker und Professor für Informatik an der Freien Universität Berlin . Er leitet das

Dahlem Center for Machine Learning and Robotics . )

Sind Roboter die besseren Arbeits-

kollegen?

»Die besseren Arbeitskollegen sind Menschen – nicht die Maschinen.

Ein Hammer beispielsweise kann ja auch keine Freundschaft mit einem

Handwerker schließen. Bei aller Intelligenz des Roboters: Wir wissen

doch, dass in seinem Blech kein Bewusstsein steckt. Roboter fürchten

sich nicht, sie fühlen nichts, sie wissen nichts.«

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Digital Business

Die Zukunft ist klar vorgezeichnet: Die Digitalisie-rung schreitet voran, die Arbeit von Menschen wird mehr und mehr von Software übernommen. Das gilt für unzählige Branchen. Aber auch für jene, die von ursprünglichem Handwerk leben? In Sachsen profi-tieren viele Unternehmen von teils jahrhundertealten Traditionen. Aufwendige Handarbeit gehört zu ihrem Markenkern. Das Zusammenwirken von Vergangen-heit und Zukunft organisieren sie ganz unterschiedlich.

In der Porzellanmanufaktur Meissen beispiels-weise hat sich an den wesentlichsten Arbeitsschritten in über 300 Jahren Geschichte nicht so viel geändert – dazu gehört nach wie vor das Geschick von Spezialis-ten, vom Drehen bis zum Bemalen einer Tasse. Doch rund um das Handwerk laufen längst digitale Prozesse ab. 2015 wurde ein Steuerungssystem eingeführt, mit dem unter anderem Aufträge geplant und Bestände kontrolliert werden. Der Arbeitsaufwand habe sich etwa um die Hälfte verringert, so Manufakturspre-cherin Sandra Jäschke. „Für solche Schritte gibt es keinen Zettelkasten mehr.“ Das Firmenarchiv wurde ebenfalls digital aufbereitet. Die Manufaktur hat ei-nen Schatz von 30 000 historischen Formen – die sind häufig Inspiration für aktuelle Kollektionen und kön-nen in der Datenbank leichter recherchiert werden. Auch der Meissen-Onlineshop wird gerade mit neuen Features ausgestattet. Schon jetzt kann man dort das gesamte Sortiment der Manufaktur finden, einen Teil auch bestellen. „Wir erwarten durch den Relaunch des Onlineshops auch Verkaufszuwächse“, sagt Jäsch-ke. „Der größte Teil unserer Produkte wird aber nach wie vor über unsere Boutiquen und Fachhändler ver-kauft. Hochwertiges Porzellan möchten viele Kunden nicht im Internet kaufen.“

Onlinegeschäft wichtige Ergänzung / Ähn-liche Erfahrungen macht auch die Uh renbranche, die den kleinen Ort Glashütte im Erzgebirge bekannt-gemacht hat. Zu den Vorreitern dort gehört Nomos Glashütte. „Wir brauchen hochwertiges Handwerk und die Vorzüge der Digitalisierung“, sagt Firmen-sprecherin Anna Jasper. Der 2010 gestartete Online-

Ihr Markenkern ist das traditionelle Handwerk, ihre Wege in die Zukunft sind unterschiedlich. Und doch zeigen Unter-nehmen immer wieder, dass Tradition und Digitalisierung in keinem Widerspruch stehen.

Neue Chancenfür analoge Produkte

TExT

dor e e n r e i n Har d

B I LDE R

1Digitalisierung trifft auf

Handarbeit: Nomos Glashütte nutzt Technik vor allem dort, wo es auf das Tausendstel

eines Millimeters ankommt.

2Jeder kennt Uhren aus Glas- hütte: Die kleine Stadt nahe

Dresden ist weltberühmt, die Uhrmacher zählen zu den

Besten ihrer Zunft.

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Digital Business

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Digital Business

shop gehörte zu den Ersten in der Branche. „Damit bedienen wir vorrangig ausländische Märkte, in denen wir noch nicht im Fachhandel vertreten sind. Durch den Ausbau der Onlinepräsenz wächst unsere Marken-bekanntheit, und davon profitieren auch unsere statio-nären Händler.“ Durch Software werden zudem Ar-beitsabläufe optimiert. Beim Design helfen digitalisierte Verfahren, etwa der 3-D-Druck bei der Erstellung von Prototypen. In der Produktion kom-men CNC-gesteuerte Maschinen zum Einsatz. „Die setzen wir an jenen Stellen ein, wo es nicht nur aufs Hundertstel, sondern auf das Tausendstel eines Milli-meters ankommt“, erklärt Jasper.

Auch die Uhrenmanufaktur A. Lange & Söhne ruht sich nicht auf der Vergangenheit aus. „Tradition und Digitalisierung ist für uns kein Wi-derspruch“, sagt Geschäftsführer Wilhelm Schmid. Das Lange-Sortiment ist aufwendiger im Hand-werk – und kostspieliger. Das Onlinegeschäft sei ein wichtiger Markt, den man genau beobachte, ebenso die Wünsche der Kunden, so Schmid. Diese wollen bisher allerdings lieber persönlich einkaufen. Der Preis für eine Uhr beginnt bei 14 000 Euro. „Unse-re Erfahrungen zeigen, dass in diesem Bereich noch kein breites Onlinegeschäft stattfindet“, sagt Schmid. Der Direktverkauf in 19 Boutiquen und an über 200 Verkaufspunkten weltweit sei nach wie vor wichtiger. „Wir bedienen uns digitaler Mittel in den Bereichen, die nicht unseren Markenkern, das Handwerk, berüh-ren“, so Schmid, „oder, wo uns der Kundenwunsch stark fordert. Wenn morgen alle online kaufen wollen, sind wir bereit.“ In der Produktion assistiert zumindest

Software. Viele Informationen sind online abrufbar, angefangen bei den Arbeitsschritten für die Uhrma-cher bis hin zu Uhren-Datenbanken. Sollte ein Exem-plar in 100 Jahren einen Check benötigen, gibt es für jedes Modell eine digitale Akte.

Kunsthandwerk als Markenkern / Eben-falls im Erzgebirge, bei Wendt & Kühn, einem Her-steller von Holzfiguren und Spieldosen, geht man zurückhaltender um mit der Digitalisierung. Vor allem der Markenkern – das Kunsthandwerk – soll gestärkt werden. Einige Bereiche wie die Lagerung werden per Computer gesteuert. Und es gibt ein di-gitales Firmenarchiv mit historischen Dokumenten, die wertvoll sind für das Marketing. Die Herstellung der berühmten Engel ist nach wie vor ursprüngliches Handwerk. „Da geht es um nichts anderes als um Pinsel, Farbe, Holz. Jede Figur ist ein Einzelstück“, sagt Sprecher Thomas Rost. Dieser Unikat-Gedanke wurde bewusst auch auf den Verkauf übertragen, und so gibt es statt eines konventionellen Online-shops seit 2017 ein selektives Portal. Dort bestellen vor allem die 750 Fachhändler für ihre Geschäfte. Kun- den können Produkte zwar ebenfalls auf der Seite aus-wählen, aber nur über Umwege im Netz bestellen. „Es ist ein recht starkes Regime, aber sichert dem Han-del Wertigkeit und Gleichbehandlung – und unserer Marke ihre Qualität“, sagt Rost. Das Unternehmen kann sich ein solch spezielles Modell leisten. Der Um-satz von Wendt & Kühn hat sich seit 2012 um 25 Pro-zent gesteigert. Viele Figuren, die neu im Sortiment er-scheinen, sind Sammlerstücke und in den Geschäften schnell ausverkauft – wie in alten Zeiten. ■

B I LDE R

3Ursprünglich: Wendt & Kühn,

ein Hersteller von Holz- figuren und Spieldosen, ist in Sachen Digitalisierung eher

zurückhaltend.

4Feiner Pinselstrich: Das

Markenzeichen der Porzellan-manufaktur Meissen wird

per Hand auf jedes einzelne Stück aufgetragen.

5Meissener Handwerkskunst: Beim Bossieren werden die

einzelnen Figurenteile zu einem Modell der fertigen

Figur zusammengefügt.

„Wir bedienen uns digitaler

Mittel in den Bereichen,

die nicht unseren

Markenkern, das Handwerk,

berühren.“

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T RENDI NG TOPIC S

Blockchain

TRENDING TOPICS

Block-chain

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short cut / Blockchain, technisch: dezentrale Datenbank / Basistechnologie und zentrale Innovation der Kryptowährung Bitcoin / Daten werden im gesamten Netzwerk verteilt und chro-nologisch in Transaktionsblöcken gespeichert / Disruptives Potential: keine zentrale Instanz notwendig, sondern direkter elektronischer Transfer von Werten möglich / Finanzindustrie forscht intensiv an Anwendungsmöglichkeiten

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T RENDI NG TOPIC S

Blockchain

2013 wurde der Informatiker Andreas Ittner auf ein Paper aufmerksam, das bereits seit 2008 durch das Internet geisterte. Darin behauptete ein ominöser Autor namens Satoshi Nakamoto, ein fälschungssi-cheres Online-Bezahlsystem erfunden zu haben, das ohne Banken auskommt. Titel der Veröffentlichung: „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“. „Ich musste das dreimal lesen, aber irgendwann hat es Klick gemacht, und da wusste ich: das könnte eine große Sache werden.“

Ittner, Professor für Informatik/Verteilte In-formationssysteme an der Hochschule Mittweida bei Chemnitz, fing an, Kollegen für den Text zu begeis-tern und gründete ein interdisziplinäres Kompetenz-zentrum mit aktuell 15 Professuren. „Wir schauen uns nicht nur die Technik an, sondern berücksich-tigen auch betriebswirtschaftliche und rechtliche Aspekte.“ Ein Aufwand, der seiner Meinung nach unbedingt gerechtfertigt ist. Schließlich gehe es im Kern um nichts Geringeres als die Neuerfindung des Internets.

Blockchain Competence Center Mittweida nennt sich die neu geschaffene Einrichtung an Ittners Hochschule, benannt nach einer im Paper vorgestell-ten Technologie namens Blockchain, gewissermaßen das Herzstück des Digitalgeldes Bitcoin, das seit seines exorbitanten Kursanstiegs Ende 2017 in aller Munde ist. Es handelt sich dabei um eine spezielle Datenbank,

die wie ein digitales Kassenbuch sämtliche Transaktio-nen speichert und dabei dezentral organisiert ist. Ihren Namen trägt sie aufgrund ihrer Struktur, einer Kette aus verschlüsselten Datenblöcken. Entscheidend ist, dass das Journal vom Netzwerk der User aktuell gehal-ten und verifiziert wird. Auf eine zentrale Instanz ist es nicht mehr angewiesen.

NEUE ENTWICKLUNGSSTUFE

DES INTERNETS

Obwohl die Blockchain im Verbund mit Bitcoin ent-wickelt wurde, ist die Datenbank überaus vielseitig einsetzbar. Als verteiltes Buchführungssystem, auch Distributed Ledger Technologie (DLT) genannt, kann sie nämlich auch ganz andere Werte verwalten: Informationen über Grundstücke, Gesundheitsda-ten, Pass-Informationen, Vertragsbedingungen oder Lieferketten beispielsweise. „Die Blockchain wird das Fundament der Digitalisierung sein, wenn es um Werte und Güter geht“, ist sich Ittner sicher und prognostiziert eine neue Entwicklungsstufe des In-ternets. „Lange hatten wir es mit einem Internet der Daten zu tun. Das wird gerade ersetzt und ergänzt durch das Internet der Dinge. Die Blockchain wird uns das Internet der Werte bringen.“

Und all das – wie bei Bitcoin – ohne Zwi-scheninstanz, die Vertrauen schafft. Das System generiert das Vertrauen selbst, es wird zur „Trust

Gekommen, um zu bleiben

Wie die Blockchain – die Technologie hinter der Digital- währung Bitcoin – das Internet

revolutionieren könnte und schon heute dabei ist, ganze Branchen

in Hysterie zu versetzen.TExT

KlauS lü Be r

I LLUSTRATION

Sind sie die Zukunft? Block-chains – spezielle Datenbanken

– können Transaktionsdaten ohne eine zentrale Kontrollin-

stanz verwalten.

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Blockchain

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T RENDI NG TOPIC S

Blockchain

Machine“, wie der „Economist“ die Technologie nannte. So weit die Vision. Doch ist die Blockchain schon reif für konkrete Anwendungen? Im Augen-blick herrsche noch viel Hype um die Technologie, gibt Ittner zu. „Seit Gründung unseres Kompetenz-zentrums haben wir jeden Tag ein bis zwei Anfra-gen von Unternehmen, die glauben, unbedingt eine Blockchain-Lösung zu benötigen.“ Dabei sei das im Augenblick noch in den wenigsten Fällen gerecht-fertigt. „Man will einfach auf keinen Fall etwas ver-passen. Also legt man sich erstmal einen Hammer zu und sucht dann krampfhaft nach einem Nagel. Das ist schon etwas verrückt.“

Andranik Tumasjan, Professor für Manage-ment und Digitale Transformation an der Universität Mainz, beobachtet aktuell zwei Entwicklungsstränge. „Auf der einen Seite haben wir die Vision dezentraler Geschäftsmodelle, wie sie im Grundkonzept der Bit-coin-Blockchain angelegt ist und wie sie inzwischen von immer mehr Start-ups angestrebt werden.“ Viel-versprechende Ansätze sieht er etwa im Energiesek-tor. So wäre es möglich, mit Hilfe der Blockchain-Technologie Mikropayment-Systeme aufzusetzen. Die Besitzer einer Solaranlage könnten ihren Strom etwa zum Laden einer Paketdrohne zur Verfügung stellen oder direkt an den Nachbarn verkaufen. Ab-gerechnet würde über automatisierte, elektronische Verträge, sogenannte Smart Contracts.

GEFäHRLICHE ABHäNGIGKEIT

VON GROSSEN PLAYERN

Auf solche Smart Contracts setzt auch das Start-up Slockit, ebenfalls beheimatet in Mittweida bei Chemnitz. „Das ist kein Zufall“, so Firmengrün-der Christoph Jentzsch. „Wir profitieren sehr stark von der Initiative der Hochschule, aber auch von der lokalen Politik und Wirtschaft, das Thema Blockchain in der Region groß zu machen.“ Slockit entwickelt Lösungen, die vernetzte Geräte mit ei-ner Zugangsberechtigung über Smart Contracts in der Blockchain steuerbar machen, und zwar – ganz nach der revolutionären Grundidee – ohne Mittels-mann. Wer zum Beispiel sein Auto, seine Wohnung oder sein Fahrrad vermieten möchte, kann das über Slockit direkt tun. Ein smartes Schloss steuert sämt-liche notwendigen Aktionen – und zwar exakt nach den Bedingungen, die man in einem Smart Con-tract festgelegt hatte.

Wie der Informatiker Ittner sieht auch Jentzsch die Chance auf eine Quasi-Neuerfindung des Internets – eine Neuerfindung, die im Grunde eine Rückbe -s innung auf jene Utopie wäre, die von Anfang an im Kern der Technologie angelegt war: das dezent-rale Netzwerk. „Wir haben uns in eine gefährliche

Abhängigkeit von großen Playern gebracht“, so Jentzsch. „Wenn Google sich von heute auf morgen entscheiden würde, seine Server abzuschalten, würde uns das in große Schwierigkeiten bringen.“ Mit der Blockchain hätte man dagegen die Möglichkeit, „das Web nochmals neu zu generieren, als von Grund auf dezentrale Struktur.“

Nun haben nicht nur auf Disruption gepolte Start-ups, sondern auch etabliertere Firmen, beson-ders aus der Finanz-, Versicherungs- und Logistik-branche, das Thema Blockchain für sich entdeckt. Allerdings, so Blockchain-Experte Andranik Tumas-jan von der Uni Mainz, werde die Technologie im Enterprise-Kontext bisher noch nicht dazu einge-setzt, radikal neue Geschäftsmodelle zu erschließen, sondern vielmehr, bestehende zu optimieren. So arbeitet das Digital Trade Chain Consortium, ein Verbund aus aktuell sieben europäischen Banken und IBM, an einer Plattform namens Wetrade, das den internationalen Handel für mittelständische Unternehmen erleichtern soll. Die Idee: Alle Ver-tragskomponenten, von der Rechnungsstellung über die Zollunterlagen bis hin zur Auslieferung, wären über die Blockchain darstellbar.

POTENTIAL FüR WEITERE

AUTOMATISIERUNG

Wie man das Datenmanagement von Lieferketten noch weiter optimieren kann, dazu forscht unter an-derem auch das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS in Dresden.

Schon heute werden kleine Funk-Transpon-der, sogenannte RFID-Tags zur automatisierten Identifikation und Sendungsnachverfolgung von Waren eingesetzt. Integriert man Sensoren in die Tags, lassen sich Zustandsdaten wie Temperatur, Druck und Feuchtigkeit ermitteln. „Hier sehen wir das Potential für weitere Automatisierung“, so Mo-nika Beck vom Fraunhofer IPMS. „Denkbar wä-ren zum Beispiel automatische Qualitätsprüfungen beim Wareneingang auf Basis der gewonnen RFID- Sensordaten aus Fertigung und Transport. Die Be-dingungen für die Prüfungen könnten in Smart Con-tracts festgehalten werden.“

Ob und wann die Blockchain-Technologie tatsächlich zur großen Revolution führen wird, zu einem neuen Internet der Werte, wird sich zeigen. Ihr „Plateau of Productivity“, so das US-Marktfor-schungsunternehmen Gartner in seinem aktuellen jährlichen Innovationsreport, werde die Blockchain in fünf bis zehn Jahren erreichen. Für Andreas Ittner jedenfalls steht fest: „Ich bin zu 110 Prozent davon überzeugt, dass die Blockchain eine Technologie ist, die gekommen ist, um zu bleiben.“ ■

Smarte Schlösser

Das Start-up Slockit will mit seiner Idee den Alltag

erleichtern. Schlösser, die über Bluetooth oder ähnliche Schnittstellen

verfügen, können mit Hilfe der Blockchain-Lösung

geöffnet und geschlossen werden: Wohnungen, Autos oder Fahrräder kann man

so ohne persönlichen Kon-takt vermieten und mieten. Per App lässt sich so etwa ein Fahrrad auswählen und

bezahlen. Am Fahrrad selbst wird das Schloss via

Bluetooth entsperrt. www.slock.it

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T RENDI NG TOPIC S

Smart Infrastructure

TRENDING TOPICS

SmartInfrastructure

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short cut / Smart Infrastructure; auch „intelligente In-frastruktur“ / Wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Infrastrukturbereiche werden durch digitale, smarte Techno-logien miteinander vernetzt / Ziel: nachhaltiger Umgang mit Ressourcen, Verbesserung der Lebensqualität / Forschungsfeld mit großem Zukunftspotential / Aktuelle Anwendungsfelder: Energiewirtschaft, Gesundheitsversorgung, „Smart City“

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T RENDI NG TOPIC S

Smart Infrastructure

STADT derZukunf t

Herausforderung Megacity

Im Jahr 2050 werden zwei Drittel der Weltbevöl-

kerung in Städten leben, so aktuelle Schätzungen der Vereinten Nationen. Diese Entwicklung macht auch

vor europäischen Städten nicht halt. Um die Stadt-

entwicklung zu optimieren, geht Paris daher neue Wege: Die französische Metropole

erfasst die öffentlichen Chats und Posts ihrer Ein-

wohner und weiß so, was diese bewegt.

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Smart Infrastructure

Überall auf der Welt arbeiten Städte daran, sich dem Ideal einer Smart City anzunähern. Gibt es ein Patentrezept?

TExT

Ste fan i e H utSCH e n r e ute r

Fehlende Parkplätze, verstopfte Straßen, überteuerte Mieten – weil die Stadtverwaltung die öffentlichen Chats und Posts ihrer Bürger erfasst, weiß sie, was die Einwohner bewegt. Ein selbstlernender Algorithmus clustert aktuelle Kommentare der Bürger anonym nach Themen. Was nach Science-Fiction klingt, ist in Tel Aviv und Paris bereits Realität. Beide Städte sind Kunden des Start-ups Zen City, das mit einer neuar-tigen Software die Diskussionsthemen findet und da-mit Kommunen unterstützt, die Sorgen ihrer Bürger zu erkennen und besser zu verstehen. Die städtischen Behörden können dann entsprechend gegensteuern.

Das Modell reiht sich in eine Vielzahl digita-ler Einzellösungen ein, die Städte auf der ganzen Welt derzeit umsetzen. Mit Hilfe neuer technischer Mög-lichkeiten wollen sie zu Smart Cities werden, also zu intelligenten Städten. Davon versprechen sie sich,

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Smart Infrastructure

die großen Herausforderungen der Zukunft in den Griff zu bekommen. Denn vielen urbanen Räumen droht ein Verkehrsinfarkt, der Klimaschutz zwingt sie, ihre Energie- und Wasserversorgung zu überden-ken. Und das schneller als so manchem Stadtplaner lieb ist, denn die Einwohnerzahlen steigen. Aller Vo-raussicht nach werden bis zum Jahr 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben, wie aktuelle Zahlen der Vereinten Nationen belegen.

Die Bürger als Partner / Grundsätzlich geht es bei der Entwicklung der Smart City um eine „Erneuerung von nicht mehr funktionsfähigen In-frastrukturen“, sagt Elke Pahl-Weber, Professorin für Bestandsentwicklung und Erneuerung von Sied-lungseinheiten an der TU Berlin. Entscheidend für die Zukunft sei, dass „die Städte das sich momentan mit der Digitalisierung öffnende Fenster der Gele-genheit auch tatsächlich nutzen. Wir brauchen eine Vernetzung der Infrastrukturen – technisch, finanzi-ell und betrieblich. Die werden wir nur mit Digita-lisierung herstellen können.“ Durch die Vernetzung der verschiedenen Bereiche des urbanen Lebens kön-nen Städte grüner, sicherer und lebenswerter werden. Pahl-Weber betont aber auch, dass es kein Smart-Infrastructure-Rezept gebe, das man an allen Orten gleichermaßen implementieren könne. „Die Tech-nologien müssen an die Eigenheiten der jeweiligen Stadt angepasst werden.“

Digitale Lösungen müssen sich also am tatsäch-lichen Bedarf der Stadtbewohner orientieren, „und der lässt sich nicht mit Standardumfragen erheben“,

sagt Pahl-Weber. Leipzig beispielsweise – mit einem jährlichen Zuwachs von 10 000 Einwohnern eine der am stärksten wachsenden deutschen Großstäd-te – entwickelte im Austausch mit Experten aus der Wissenschaft, mit lokalen Unternehmen und An-wohnern ein Pilotkonzept für den „Leipziger Wes-ten“. Unter anderem sieht dieses vor, die Abwärme von Industrieanlagen zum Beheizen von Wohnungen zu nutzen. „Auch BMW mit seiner Speicherfarm aus gebrauchten Elektroautobatterien auf dem Leipziger Werksgelände ist mit im Boot“, erzählt Projektleite-rin Beate Ginzel vom Leipziger Amt für Stadterneu-erung und Wohnungsbauförderung. Überschüssige grüne Energie, etwa von Photovoltaikanlagen aus dem Quartier, soll künftig in der Speicherfarm zwi-schengelagert werden. „Diese Vernetzung von Akteu-ren und Technologien, wie es in Smart-City-Ansätzen angestrebt wird, ist bisher in einem Quartierskontext nie gedacht worden“, so die Projektleiterin. Für die Umsetzung der smarten Quartierlösung ist die Stadt allerdings auf Fördermittel angewiesen. Unterstüt-zung gibt es zum Beispiel über EU-Programme, die die Gelder in einem Wettbewerbsverfahren an das beste Konzept vergeben. Angesichts der Vielzahl an Beiträgen schätzt Beate Ginzel die Gewinnchancen für Leipzig realistisch ein. „Wir hoffen daher, dass bald vom Bund eine Förderinitiative für solche inter-disziplinären Ansätze kommt.“

Durch die Vernetzung der verschiedenen Bereiche des

urbanen Lebens können Städte grüner, sicherer

und lebens- werter werden.

1

2

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T RENDI NG TOPIC S

Smart Infrastructure

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B I LDE R

1Inkubator: In der Gläsernen

Manufaktur in Dresden können Start-ups ihre zukunfts-

weisenden Mobilitätsideen bis zur Marktreife entwickeln.

2Digitale Lösungen:

Elke Pahl-Weber, Professorin für Bestandsentwicklung

und Erneuerung von Sied-lungseinheiten an der TU

Berlin, forscht an der Zukunft der Innenstädte.

Smarte Innovationen / Das, was Leipzig für Bestandsgebiete erdacht hat, wendet die Stadt auch auf drei neu entstehende innerstädtische Quar-tiere an. Martin Richter vom sächsischen „Smart Infrastructure Hub“ findet, dass andere Städte von Leipzig lernen können: „Es ist ein ganz entschei-dender Punkt, dass die Kommunen die Potentiale der Digitalisierung erkennen und auch annehmen und durchführen.“ Das meint auch Andreas Franke, Geschäftsführer der VNG Viertelenergie GmbH. Wenn kleinere und mittlere Gemeinden Smart-City-Konzepte nicht allein umsetzen wollen, unterstützt er sie mit dem im Juli 2017 gegründeten Tochterunter-nehmen der Leipziger VNG AG in Kooperation mit der Tilia GmbH bei der Quartiersentwicklung. In Abstimmung mit kommunalen Vertretern wird part-nerschaftlich ein Quartierskonzept erstellt, das alle energetischen Infrastrukturbereiche einbezieht – von der dezentralen Energieversorgung über schnelles Internet und Elektromobilität bis hin zur LED-Stra-ßenbeleuchtung – „hersteller- und energieträgerneu-tral, von der Konzeption über die Investition bis hin zum Betrieb der Anlagen“, wie Franke betont.

Die Basis des Ganzen ist schnelles und flächen-deckend vorhandenes Internet. Beim Breitbandausbau gibt es hierzulande in einigen Regionen noch Nach-holbedarf, smarte Ideen hingegen sind vorhanden. „In Deutschland haben wir eine hervorragende Landschaft

für Forschung, für Entwicklung, für Innovation. Wir müssen das nur mehr nach außen tragen“, sagt Martin Richter, der mit dem erfolgreichen Start-up-Unter-stützungsprogramm Spin-Lab – The HHL Accelerator als Teil des „Smart Infrastructure Hub“ das Ziel ver-folgt, die lebhafte Szene in Leipzig und Dresden mit Playern aus Wirtschaft und Wissenschaft zu vernetzen.

Beispiel Elektromobilität / In der Gläser-nen Manufaktur in Dresden ermöglicht Volkswagen mit dem „Future Mobility Incubator“ ausgewählten Gründern, ihre zukunftsweisenden Ideen bis zur Marktreife zu entwickeln. Eines dieser Start-ups ist Charge X. Das junge Gründertrio mit Team testet seit März 2018 Prototypen eines erweiterbaren Lade-systems für Elektroautos, das die Autos wie mit einer Mehrfachsteckdose lädt – allerdings nicht gleichmä-ßig, sondern nacheinander mit einem selbstlernen-den Algorithmus. Jedes Fahrzeug wird nach seinem vorher ermittelten Grundbedarf mit Strom „be-tankt“. Der Vorteil: Die Ladesäulen sind günstiger als bisherige Modelle, weil sowohl die komplexe Installa-tion als auch teure Hardware entfallen. „Die Lösung eignet sich besonders für Häuser im urbanen Raum, in denen Unternehmen Ladestationen für Mitarbei-ter, aber auch Wohnungseigentümergemeinschaften Ladestationen für die Bewohner installieren möch-ten“, sagt Tobias Wagner, einer der drei Gründer.

Die Stadt Dresden ist generell den neuen smarten Technologien gegenüber sehr offen. Unter anderem hat sie Teile ihres Straßennetzes als Testfeld für selbstfahrende Fahrzeuge geöffnet. Ab September 2018 will auch der Ridesharing-Dienst Clever Shut-tle seinen Fahrdienst auf Dresden ausweiten. Bisher ist das 2014 gegründete Start-up in Berlin, Hamburg, Leipzig, München und Stuttgart unterwegs. Fahrgäste mit ähnlichen Routen werden über eine App zu Fahr-gemeinschaften gebündelt und von Fahrern in Autos mit Wasserstoff- oder Elektroantrieb an ihr gewünsch-tes Ziel befördert. Damit ist der Dienst eine günstige Alternative zum Taxi oder dem privaten Auto. Das helfe auch der Stadt beim Verhindern von Staus, so die These von Fabio Adlassnigg, Sprecher von Clever Shuttle: „Denn wollen wir mit der Forderung einer le-benswerten, gesünderen und schöneren Stadt wirklich Ernst machen, bedarf es einer drastischen Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs.“ ■

Der grüne Fahrdienst

Weniger Autos, weniger Feinstaub: Das ist das

Ziel der drei Firmengrün-der von Clever Shuttle. Das Start-up setzt auf

das Prinzip des Ridesha-ring, gebucht werden die

umweltfreund lichen Autos über eine Smartphone-App.

Ein Algorithmus bündelt Fahrgäste mit ähnlichen Routen, mehrere Nutzer teilen sich somit ein Auto

samt Fahrer.www.clevershuttle.de

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T RENDI NG TOPIC S

70Inspirational Items

Inspirational ItemsAcht innovative Gegenstände, die unsere Welt ein bisschen einfacher machen.

Selbstbestimmt leben

Wer im Jahr 2018 in Deutschland geboren wird, wird im Schnitt rund 80 Jah-re alt. Tendenz steigend. Smarte Lösungen, die es möglich machen, lange Zeit selbstbestimmt im eigenen Zuhause zu leben, sind deshalb gefragt. Ein kluges System ist Rica von IO Care. Das Start-up machte seine Anfänge im Accelerator der HHL Leipzig Graduate School of Management. Die Sen-sorbox Rica, die Aktivitäten von pflegebedürftigen Senioren analysiert und bei Abweichungen Angehörige oder Pflegepersonal informiert, funktioniert einfach: mit einem Bewegungssensor und einer Leuchte. Der Sensor in der eigenen Wohnung erlernt Bewegungsgewohnheiten und ist über Mobil-funk oder WLAN mit einer Leuchte in der Wohnung einer Vertrauensperson verbunden, die die Lichtbotschaften empfängt: Werden die Bewegungsge-wohnheiten als „normal“ gedeutet, wird Grün angezeigt. Abweichungen, die sich etwa durch einen Sturz ergeben, sind Gelb oder Rot. www.iocare.de

Computermodelle im Operationssaal

Am Innovationszentrum für computerassistierte Chirurgie (ICCAS) der medizinischen Fakultät der Uni Leipzig wird an der Medizin der Zukunft geforscht. Seit der Gründung 2005 wurden einige Neuerungen auf den Weg gebracht: vom Ultraschall für die Krebszellenforschung bis hin zum Messgurt für die Vor-Ort-Überwachung bei Unfallopfern. Entwickelt wurde auch ein „intelligenter“ Operationssaal. Computer unterstützen den Operateur mit zusätzlichen Informationen während der OP, die – basierend auf Computermodellen – Entscheidungen erleichtern sollen. Eine Neuheit ist zudem die „Magische Linse“, die es gestattet, mit Hilfe eines iPads bereits vor dem Eingriff ins Innere des Patienten zu sehen, um beispielsweise den Schnitt optimal zu setzen. Grundlage hierfür sind MRT- und CT-Daten. www.iccas.de

Mehr Unabhängigkeit für Blinde

Sich in einer unbekannten Umge-bung zu orientieren ist für blinde Menschen quasi unmöglich. Künst-liche Intelligenz, eine Kamera, Lautsprecher, Sensoren – und das alles verpackt in einer smarten Brille – sollen das ändern. Entwi-ckelt wird dieses Navigations-system, das Sehbehinderten Un-abhängigkeit und mehr Sicherheit verschaffen soll, vom Start-up AI Serve Technology, das im Acce-lerator der HHL Leipzig gefördert wurde.Ist die Brille marktreif, wäre das ein Quantensprung für Millionen Menschen.www.aiserve.co

Mit Algorithmen gegen Depressionen

Die Nutzung moderner Sensortech-nik kann dabei helfen, Menschen mit depressiven Erkrankungen zu behandeln. An einer IT-Lösung arbei-tet der Softwareentwickler Adesso gemeinsam mit der Universität Leip-zig im Rahmen des Forschungs-projekts „Steady“. Dabei erfasst ein Fitnessarmband Biodaten des Pati-enten, zum Beispiel Schlafdauer und -qualität. Algorithmen werten die Daten aus und setzen sie zu indivi-duellen Informationen in Beziehung. Ziel ist es, entstehende depressive Episoden frühzeitig zu erkennen.www.biomedical-data-science.org

I LLUSTRATION

anj e jaG e r

TExT

CHriStina lynn dier, Benjamin Kleemann-von GerSum

& SaBi n e Si mon

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T RENDI NG TOPIC S

71Inspirational Items

Reisen 4.0

Blätterte man früher in Reisekatalogen, buchen heutzutage die meisten Menschen ihren Urlaub online. Oder ersetzen diesen vielleicht gleich durch ein animiertes Abenteuer, wie das der japanischen First Airline, die virtuelle Flüge nach New York anbietet – inklusive Sightseeing und Bordessen. Das grundsätzlich veränderte Nutzerverhalten brachte Diginetmedia aus Schneeberg, einen der größten Virtual-Reality-Anbieter im Touristiksegment, auf eine Idee: Wie wäre es, schon vor Urlaubsantritt das Zimmer sehen zu können? Und wie können sich Reisebüros wichtige Marktanteile im hart umkämpften Tourismussektor sichern? Diginetmedia bedient sich Technologien für virtuelle Realität und bringt die Urlaubsunterkunft oder das Kreuzfahrtschiff auf kompatible VR-Brillen. Das Konzept kommt gut an: Mehr als 10 000 Reisebüros und sechs Reedereien greifen bereits auf das Portal zu. www.diginetmedia.de

Unterstützung aus der Ferne

Unsere Großelterngeneration steht vor einem Dilemma: Smartphones sind ihr zu kompliziert, ein Seniorenhandy empfindet sie als stigmatisierend. Mit den Enkeln Hunderte Kilometer entfernt ohne Skype und Whatsapp in engem Kontakt zu bleiben, wird damit nicht leichter. Eine Lösung bietet die Asina-App der Dresdner Exelonix GmbH. Der übersichtliche Bildschirm erleichtert den Einstieg in die digitale Welt. Ein weiterer Pluspunkt: Bei der Konfiguration können Enkel auch aus der Ferne unterstützen. Verwaltet wird das Tablet nämlich über ein Webportal. Mittels Login-Daten können Angehörige oder Freunde verschiedene Einstellungen, Adressen und Telefonnummern, die Einteilung des Medikamentenplans, den Upload von Fotos oder die Anordnung der Apps auf dem Startbildschirm vornehmen. Ein weiteres Zubehör ist das Blutdruckmessgerät, das die Daten als Grafik auf dem Tablet aufbereitet. Inzwischen gibt es die Software auch losgelöst vom Tablet für alle gängigen Smartphones. www.exelonix.com

Neuer Werkstoff für die Baubranche

Viermal leichter und sechsmal tragfähiger als Stahl: Carbonbeton könnte schon bald das Bauwesen revolutionieren. Bis 2021 soll der neue Ver-bundstoff die Marktreife erzielen – dann könnten Carbonfasern den Stahl ersetzen, der mit Beton ummantelt aktuell noch in Gebäuden oder bei Brücken zum Einsatz kommt. Da ganze Bauwerke künftig so viel dünner konstruiert werden können, sind Materialeinsparungen von bis zu 50 Pro-zent möglich – ein wichtiger Schritt für die Baubranche mit ihrem hohen Ressourcen- und Energieverbrauch. Das langfristige Ziel: Bei Neubauten sollen mindestens 20 Prozent der Stahl- durch Carbonbewehrungen ersetzt werden. Damit das gelingt, arbeiten mehr als 160 Partner aus Wissenschaft und Praxis zusammen – einer der führenden Köpfe ist Professor Manfred Curbach vom Institut für Massivbau der TU Dresden. Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die Bedeu-tung der Carbonbeton-Technologie erkannt und fördert das Projekt mit 43 Millionen Euro. www.bauen-neu-denken.de

Das alternative Fahrradschloss

Noch immer werden die meisten Fahrräder mit schweren Stahlketten und Bügelschlössern gegen unliebsame Diebe gesichert. Die Leipziger Gründerinnen Alexandra Baum und Suse Brand haben mit ihrem Produkt Tex-lock innerhalb von acht Monaten eine flexiblere und leichtere Alter-native entwickelt. Das Textilseil besteht aus mehreren Lagen moderner Hightechfasern, die aufgrund ihrer Eigenschaften auch in der Raumfahrt oder Autoindustrie zum Einsatz kommen. Der Verbund von Seil, ösen und Verschluss ist mit der Widerstandskraft einer Stahlkette vergleichbar. Dass die ersten Reaktionen nach der Markteinführung des jungen Produkts nicht nur positiv ausfielen, nehmen die Unternehmerinnen als Ansporn: Im nächsten Entwicklungsschritt spielen neben besserem Diebstahlschutz auch Elektronik, Alarm und Sensorik eine Rolle. www.tex-lock.com

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T RENDI NG TOPIC S

Big Data

TRENDING TOPICS

BigData

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short cut / Big Data / Daten als Rohstoff der Zukunft / Allein im Internet der Dinge werden 2020 voraussichtlich 20 Milliarden Geräte miteinander kommunizieren / Die Ver-netzung produziert Unmengen an Daten / Aus Big Data formen selbstlernende Algorithmen Smart Data / Die Datensätze ver-sorgen uns mit Strom, treffen Anlageentscheidungen, optimie-ren Werbung oder erkennen Hackerangriffe

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T RENDI NG TOPIC S

Big DataBig Data

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ONEQUESTION

ONEANSWER

( DR . THOMAS VOLLMOELLER ist seit 2012 CEO des Karrierepor tals xing. )

Wie viele Daten braucht der

Mensch?

»Die zentrale Frage ist viel- mehr, wie viel Transparenz über die

Verarbeitung persönlicher Daten herrscht. Besonders im deutsch- sprachigen Raum wollen Nutzer

digitaler Netzwerke die Hoheit über ihre Daten haben – diese zu

schützen ist eines der wichtigsten Anliegen unserer Zeit.«

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Big Data

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Macher mit MISSION

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Big Data

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„Astro-Alex“ hat bei seinem Aufenthalt auf der ISS ein ungewöhnliches Experiment im Gepäck.

„Horizons“ hat Astronaut Alexander Gerst seine zwei-te Mission auf der Internationalen Raumstation (ISS) getauft. Und neue Horizonte soll der Aufenthalt 400 Kilometer über der Erde in der Tat erschließen – auch in Sachen digitale Selbstvermessung. Denn Gerst hat mit Metabolic Space ein Experiment aus Sachsen an Bord, das den menschlichen Stoffwechsel analysiert. Das neuartige, am Körper getragene System wurde eigens für den Einsatz auf der ISS weiterentwickelt – in einem Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Luft- und Raumfahrttechnik der TU Dresden und der Leipziger Firma Cortex. 600 Gramm wiegt das Gerät, insgesamt fünfmal steigt Gerst damit über einen Zeitraum von sechs Monaten auf das Lauf-band der Raumstation, um Gesundheitszustand und Fitness zu testen. „Neben Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe misst das Gerät auch Ventila-tion, Herzfrequenz und Geschwindigkeit des Lauf-bands. So wissen wir, wie viel Luft er bei welchen

TExT

CH r iSti na lyn n di e r

Leistungsstufen benötigt“, erklärt Markus Siepmann, Geschäftsführer von Cortex. Auf der Grundlage die-ser Daten berechnen die Experten auf der Erde an die 100 weitere Parameter.

Damit liegt das Experiment ganz im (irdi-schen) Trend: Zu der enormen Menge an Daten, die schon jetzt etwa durch vernetzte Maschinen generiert wird, werden in Zukunft weitere Massen aus dem medizinischen Monitoring dazukommen. Für die Forschung könnte der Einsatz von Big-Data-Techno-logien durch das Zusammenspiel von Statistik, Ma-schinellem Lernen und Mustererkennung neue Er-kenntnisse ermöglichen. Diese erhoffen sich auch die Beteiligten des Metabolic-Space-Projekts: „Es geht nicht nur um die Bewertung der körperlichen Fitness von Astronauten – mit den Ergebnissen sollen auch künftige Weltraumtouristen auf ihren Flug ins Welt-all vorbereitet werden“, so Siepmann. Ihnen könnte dann ein smartes System an die Hand gegeben wer-den, um ihre körperliche Fitness vor, während und nach ihrem Aufenthalt im All zu erfassen. Völlig au-tark und ohne Zutun eines Arztes. Und dann ist da noch die bemannte Marsmission, die in den Jahren nach 2030 Wirklichkeit werden soll: Wenn sich eine Crew monatelang auf den Weg zum Mars macht, wird die Erhaltung der körperlichen Leistungsfähig-keit eine noch essentiellere Rolle spielen.

Cortex-Geschäftsführer Siepmann will zwi-schenzeitlich weiter forschen: Kleiner und leichter solle das derzeitige Gerät auch für die Anwendung auf der Erde werden und gleichzeitig noch mehr In-formationen liefern. Und ja, dass Alexander Gerst auf seiner Mission ein Cortex-Gerät benutzt, „macht einen schon stolz – und auch ein bisschen traurig, wenn es dann in der Erdatmosphäre verglüht“. ■

B I LDE R

1Aufbruch ins All: Alexander Gerst absolviert mehr als

50 europäische Experimente an Bord der ISS.

2Wiederholungstäter: Schon

2014 lebte und arbeitete der Geophysiker ein halbes

Jahr lang auf dem Außen-posten der Menschheit.

2

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T RENDI NG TOPIC S

Virtual Reality

TRENDING TOPICS

VirtualReality

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short cut / Virtual Reality; deutsch: Virtuelle Realität (VR) / Eine Realität, die nur virtuell existiert, in der man sich aber bewegen, die man erfahren und erfühlen kann / Virtuelle Welten erobern die Kunstszene und ermöglichen ungeahnte Perspektiven / VR-Kameras verwandeln Erlebtes in 360-Grad-Panorama- bilder / VR ist für Gamer der ultimative Kick, für Mediziner und Techniker die Zukunft

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T RENDI NG TOPIC S

77Virtual Reality

T RENDI NG TOPIC S

Schöne neue Welt

„Die Geburt der Venus“ kön-nen Besucher in den Uffizien

in Florenz bewundern – oder online: Eine italienische

Firma hat Botticellis Werk hochauflösend digitalisiert.

Das gewährt Einblicke, die mit bloßem Auge un-

möglich sind.

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78Virtual Reality

Wie ein Hidden Champion aus dem Erzgebirge mit 360-Grad-Kameras Maßstäbe setzt.

Virtuelle Welten neugedacht

TExT

SaBi n e Si mon

FOTOS

G e n e G love r

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Virtual Reality

Know-how im Detail / An Superlativen kommt Hartmut Clauß nicht vorbei, wenn er von seiner Arbeit berichtet: von Leonardo Da Vincis „Letztem Abendmahl“ in einer Auflösung von 16 Gi-gapixeln bis hin zu einem Panorama von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur mit knapp 900 Gigapi-xeln. Das ist nicht groß, das ist riesig. Ein Gigapixel entspricht etwa dem 50fachen der Auflösung einer Handkamera. Nein, die Mitarbeiter der Dr. Clauß Bild- und Datentechnik GmbH sind keine Fotogra-fen. Sie liefern vielmehr die Technik, die solche Foto-grafien möglich macht: höchstauflösende 360-Grad-Aufnahmesysteme. „Das Know-how steckt bei uns im Detail“, sagt Clauß.

Auf ein Stativ gespannt, können die Pano-ramaköpfe die zugehörige Kamera so ausrichten, dass das zu fotografierende Objekt automatisch Schritt für Schritt „abgetastet“ wird. Eine Gigapi-xelaufnahme dauert im Schnitt einige Minuten, wobei auch mehrere Belichtungsstufen oder multi-spektrale Inhalte erfasst werden können. Im Nach-gang setzt eine Software die unzähligen Einzelbilder wieder zusammen. Mit bloßem Auge ist diese De-tailtiefe nicht erreichbar. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, die Systeme gefragt: von virtuellen Touren für die Tourismusbranche, die mittels einer VR-Brille angesehen werden können, über Giga- pixel- und Industriefotografie bis hin zur Digitali-sierung von Kunstwerken. ➔

B I LDE R

1Genau ausgerichtet: Bevor die Systeme zum Kunden

gehen, werden sie akribisch getestet und kalibriert.

2In der Fertigung: Der „piXplo-rer“ produziert im Zusammen-

spiel mit einer Kamera auf Knopfdruck Panorama-bilder im Gigapixelbereich.

3Automatisierte Manufaktur:

Dem Unternehmen gelingt der Spagat zwischen automati-sierter Serienfertigung und

manueller Montage. Hier ein Blick in die automatische Leiterplattenbestückung.

4In Familienhand: Mit Hartmut Clauß geht das Unternehmen

in die zweite Generation.

Andere Blickwinkel:

Vor allem junge Menschen bekommen durch digi-

talisierte Kunst einen völlig

neuen Zugang zur Thematik.

2

4

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Virtual Reality

B I LDE R

5Kompatibel: Die Aufnahmen, die die Panoramaköpfe erzeugen, können auf allen VR-Brillen

angeschaut werden, zum Bei-spiel auf der Oculus Rift oder

der Samsung Gear VR.

6Außergewöhnliche Panoramen:

Die Gigapixelfotografie er-möglicht völlig neue Einblicke, zum Beispiel in die Grabkam-mer von Pharao Ramses VI.

im Tal der Könige in Ägypten.

7Das Leipziger Kunstkraftwerk

erweckt mit „Renaissance experience“ die Schätze der

Florentiner Uffizien mittels mo-dernster Technologie zu neuem Leben. Zu sehen sind 150 der

bedeutendsten Gemälde.

Panoramen und virtuelle Touren / 1996 gegründet, gehört das Unternehmen aus Zwönitz im Erzgebirge mittlerweile zu den Weltmarktführern in seinem Segment. Firmengründer Dr. Ulrich Clauß hat die operative Geschäftsführung vor wenigen Jahren an seinen Sohn Hartmut übertragen, leitet selbst aber noch immer die Entwicklungsabteilung. 15 Mitarbeiter sind im Familienunternehmen tätig, das alle nötigen Werks- und Bauteile seiner Pano-ramaköpfe – teilweise sogar die Kamera – selbst fertigt und in alle Welt verschickt.

Werden die Systeme schon seit einigen Jah-ren von Polizei und Sicherheitsbehörden genutzt – beispielsweise um virtuell begehbare Tatort- modelle zu erzeugen, zur fotografischen Spuren- und Beweissicherung oder in der Einsatz- und Fluchtwegeplanung –, entstehen auch neue Ansät-ze, etwa durch die Energiewende. Durch Gigapixel- fotografie könne die Wartung von Windkraft- anlagen zeit- und kostensparender ablaufen, erklärt Hartmut Clauß. „Rationelle Inspektionen ermög-lichen kürzere Prüfintervalle, und Materialschäden werden deutlich schneller erkannt.“

Kunst zum Anfassen / In den vergangenen Jahren sind viele Museen und Archive weltweit dazu übergegangen, ihre Schätze für die Ewigkeit zu digita-lisieren. Vor allem junge Menschen bekommen durch digitalisierte Kunst einen völlig neuen Zugang zur Thematik. Anfang 2018 etwa erwachten Werke aus den Florentiner Uffizien im Leipziger Kunstkraftwerk zum Leben. Daran beteiligt auch die Panoramaköpfe aus Zwönitz. Neben Projektionen auf den acht Me-ter hohen Wänden können Besucher mit Hilfe großer Touchscreens in Gemälde unter anderem von Sand-ro Botticelli, Caravaggio, Leonardo da Vinci, Raffael oder Michelangelo eintauchen, einzelne Bilder aufru-fen und hineinzoomen. Die Digitalisierung selbst hat das italienische Unternehmen Centrica initiiert.

Wenn es irgendwo auf der Welt um einen neu-en Rekord in Sachen Gigapixelfotografie geht, sind die Zwönitzer meist mit an Bord. Und Hartmut Clauß hat noch einiges vor: „In vielen neuen Einsatzgebieten setzt man auf unsere VR-Technologie. Wir arbeiten kontinuierlich an der Weiterentwicklung unserer Pro-dukte – und damit der ganzen Branche.“ ■

6

5

7

FAKTEN // Standort: Zwönitz / Gründungsjahr: 1996 / Mitarbeiter: 15 / Geschäftsführung: Hartmut Clauß / Mission: Mit 360-Grad-Kameras neue virtuelle Welten erschließen

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Register

R EG I STE R //

PE R SON E N

AAdlassnigg, Fabio 69Assadollahi, Ramin 39

BBalfour, Lady Kinvara 5, 43Baum, Alexandra 71Beck, Monika 64Berners-Lee, Sir Tim 43Bether, Carsten 35Böhringer, Martin 14, 16, 17Boos, Hans Christian 38Brand, Suse 71Brandenburg, Paul 19Bullinger-Hoffmann, Angelika 39

CClaus, Sören 23Clauß, Hartmut 79, 80Clauß, Ulrich 80Clooney, George 35Curbach, Manfred 71

FFeger, Karl-Otto 28Fettweis, Gerhard 19Fitzek, Frank 11Franke, Andreas 69Frenking, Stefanie 33Freysoldt, Matthias 35

GGadowski, Lukasz 20, 31Gerlach, Lutz 14, 16, 17Gerst, Alexander 75Ginzel, Beate 68Gläß, Rainer 18Grosa, Patrick 11

HHaase, Robert 34Hillenbrand, Katja 18Hofstetter, Yvonne 40

IIttner, Andreas 62, 64

JJanszky, Sven Gabor 44Jasper, Anna 58, 60Jäschke, Sandra 58Jentzsch, Christoph 64Jobs, Steve 31

KKnie, Andreas 23Koederitz, Martina 3, 44

LLehner, Wolfgang 40Leischnig, Steffen 34Leitermann, Franziska 27, 28Lohrer, Artur 35

MMaier, Robin 34Montag, Christian 9Möckel, Hendrik 34Musk, Elon 44

NNakamoto, Satoshi 62Nida-Rümelin, Julian 24Nyderle, Oliver 28

PPahl-Weber, Elke 68, 69Petsch, Tino 48, 49, 51Posselt, Thorsten 40

RReichelt, Dirk 55, 56Richter, Martin 69Ritter, Teresa 27, 28Rojas, Raúl 57Rooke, Philip 31, 32, 33Rost, Thomas 60Rudolph, Sebastian 41

SScheeren, Ole 3, 43 Schmid, Wilhelm 60Schumacher, Christoph 56Seifert, Joachim 11Siepmann, Markus 75Slusallek, Philipp 40Spieß, Matthias 31Stenzel, Lukas 34Streiter, Robin 22

TTrautmann, Toralf 22, 23Tumasjan, Andranik 64

UUnger, Ronny 34

VVoit, Brigitte 19Vollmoeller, Thomas 73

WWagner, Tobias 69Wagner, Uwe 51Weger, Gesche 19Weibel, Peter 39Wijburg, Rutger 40Wilhelm-Mauch, Frank 38Wolf, Frank 14, 16, 17

ZZehl, Sven 55

ORTE

AAachen 11Annaberg-Buchholz 22, 23

BBerlin 5, 11, 23, 43, 57, 68, 69Bruchsal 20

CChemnitz 5, 16, 17, 18, 22, 23, 39, 48, 49, 51, 62, 64

DDresden 11, 17, 19, 22, 23, 27, 35, 40, 41, 55, 56, 58, 64, 69, 71, 75

EErzgebirge 5, 18, 34, 58, 60, 78, 80

FFlorenz 77

GGlashütte 58Görlitz 35Greensburg 31

HHamburg 69Hannover 55

KKarlsruhe 39Kassel 31Köln 13, 17Krupka 31Kuala Lumpur 79

LLas Vegas 31Legnica 31Leipzig 19, 31, 32, 33, 34, 35, 40, 44, 68, 69, 70, 71, 75, 80London 17Los Angeles 38

MMainz 64Meißen 58, 60Mittweida 62, 64München 24, 39, 40, 69

NNew York 5, 17, 71

OOelsnitz 18

PParis 6, 67

SSaarbrücken 38, 40San Jose 51Schneeberg 71Schöneck 18Sehmatal 34Silicon Valley 5, 17, 19, 33, 49, 50Stuttgart 69

TTel Aviv 67

UUlm 9

VVogtland 18

WWolkenstein 34Wuxi 51

ZZwönitz 80

U NTE R N E H M E N & E I N R ICHTU NG E N

AAdesso 70Adidas 16Airbus 23AI Serve Technology 70A. Lange & Söhne 60Amazon 31, 33Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung Leipzig 68AOK Plus 34Apple 32, 35, 41Arago 38Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse 6

BBaidu 41Barkhausen-Institut 19Baselabs 17Beiersdorf 28Bertelsmann Stiftung 7Bitkom 6, 13, 27, 55, 56Blackberry 35Blockchain Competence Center Mittweida 62BMW 22, 68Bosch 19, 55Brands4Friends 31Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) 27

CCapnamic Ventures 17ChargeX 69Clever Shuttle 69Constellation Research 7Cortex 75Cloud & Heat 27, 28

DDahlem Center for Machine Learning and Robotics 57Daimler 20Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI Saarbrücken 40Deutsche Telekom 11, 19Diginetmedia 71Dr. Clauß Bild- und Daten- technik 79, 80Dresden-Concept 19

EEbay 31E.ventures 17Exelonix 71ExB Labs 39

FFacebook 13, 16, 33First Airline 71Fraunhofer IAO 7Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS in Dresden 64Fraunhofer-Institut für Verarbei-tungsmaschinen und Verpackungs- technik 35Fraunhofer-Zentrum für Internati-onales Management und Wissens-ökonomie IMW Leipzig 40Freie Universität Berlin 57Future Mobility Incubator 69

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Register

I M PR E SSU M

HerausgeberVerlagsspezial Trending Topics, Frankfurter Allgemeine Zeitung,© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2018

VerlagFrankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Hellerhofstraße 2 – 4, 60327 Frankfurt am Main, zugleich auch ladungsfähige Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten

GeschäftsführungThomas Lindner (Vorsitzender), Volker Breid

Verantwortlich für Anzeigen: Ingo Müller; für Anzeigenproduktion Andreas Gierth

ProjektleitungF.A.Z. Media Solutions Manufaktur, Philipp T. Meyer

Redaktion und GestaltungFAZIT Communication GmbH, Frankenallee 71 – 81, 60327 Frankfurt

RedaktionChristina Lynn Dier (verantwortlich), Stefanie Hutschenreuter, Boris Karkowski, Benjamin Kleemann-von Gersum, Klaus Lüber, Doreen Reinhard, Judith Reker, Sabine Simon, Juliane Streicher, Guido Walter, Christiane Zimmer

Creative DirectionAnita Mrusek

DruckWestdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH

KooperationDas Verlagsspezial Trending Topics entstand in Zusammen-arbeit mit dem Freistaat Sachsen, Sächsische Staatskanzlei, unter Koordination von Ketchum Pleon GmbH, Dresden.

FotonachweiseS. 1 Lennart Gäbel | S. 4 – 5 ESA/S. Corvaja, Gene Glover, Volocopter, Joachim Baldauf, Thomas Meyer, Franziska Rieder, Alex Bramall | S. 6 – 7 nadla/Getty Images | S. 10 RoseStudio/shutterstock | S. 14 – 17 Gene Glover | S. 18 – 19 Gene Glover, Micas, TU Dresden, Amac Garbe, Ronald Bonss, Dipat | S. 20 – 21 Volocopter | S. 22 – 23 HTW Dresden/Peter Sebb, Anne Schwe-rin | S. 26 iStock | S. 28 Brandon Laufenberg/iStock | S. 30 – 33 Spreadshirt | S. 34 – 35 André Gottschalk | S. 36 – 37 agsandrew/shutterstock | S. 39 Arvid Müller, Onuk, Michael Bader | S. 40 TU Dresden, Infineon, Heimo Aga, Fraunhofer IMW, Uwe Bellhäuser | S. 41 TU Dresden | S. 42 Alex Bramall | S. 43 Iwan Baan | S. 44 IBM Deutschland, Roman Walczyna | S. 47 – 51 Thomas Meyer | S. 54 Infineon | S. 55 HTW Dresden/Peter Sebb | S. 59 Nomos Glashütte | S. 60 Wendt & Kühn, Meissen/Klaus Tänzer | S. 63 buffaloboy/shutterstock | S. 64 slock.it | S. 66 Prasit photo/Getty Images | S. 68 – 69 Steven Lüdtke, Kai-Uwe Knoth | S. 70 – 71 Anje Jager | S. 74 ESA/S. Corvaja | S. 75 NASA/Getty Images | S. 76 – 77 Imagno/Getty Images | S. 78 – 79 Gene Glover | S. 80 Gene Glover, Salma Eldardiry, dpa

GGartner 64Gläserne Manufaktur Dresden 69Google 13, 33, 38, 41, 64GK Software 18

HHandelshochschule Leipzig (HHL) Graduate School of Management 31, 34, 35, 70Hochschule für Technik und Wirt-schaft (HTW) Dresden 22, 23, 55Hochschule Mittweida 62

IIBM 19, 38, 44, 64Infineon 40, 50, 55, 56Innovationszentrum für computer-assistierte Chirurgie (ICCAS) 70Instagram 13Institut der Deutschen Wirtschaft Köln 13Institut für Künstliche Intelligenz TU Dresden 41Institut für Luft- und Raumfahrt-technik der TU Dresden 75Institut für Massivbau der TU Dresden 71Institut für Verarbeitungs- maschinen und Mobile Arbeits- maschinen TU Dresden 35Intel 20, 38Intenta 17International Data Corporation 6IO Care 70Inrix 38

KKiwigrid 35Kizoo Technology Capital 17

LLeibniz-Institut für Polymerfor-schung (IPF) Dresden 19Lieferheld 31Linkedin 13, 16LSA 34Ludwig-Maximilians-Universität München 24

MMassterly 23Medienpädagogischer Forschungs-verbund Südwest 7Microsoft 38Mindance 34Mister Spex 31Møller-Mærsk 28

NNaventik 22Nomos Glashütte 58

OOECD 6

PPackwise 19Phacon 34Pinterest 13Porzellanmanufaktur Meissen 58Prudsys 17PwC 13

RRoland Berger 6RWTH Aachen 11

SSensape 35Siemens 16Skype 71Slack 16Slockit 64Smart Infrastructure Hub 69Smart Rail Connectivity Campus 22Smart Systems Hub 11Snapchat 13Spin Lab 34Spredfast 13Spreadshirt 30, 31, 32, 33Staffbase 14, 17Statistisches Bundesamt 6StudiVZ 31SQS 35

TTelegram 13Tencent 13, 41Teramark Technologies 40Tesco 32, 33Tex-lock 71Threema 13Tilia 69T-Systems Multimedia Solutions 16, 28TU Berlin 68TU Chemnitz 22, 39TU Dresden 11, 17, 19, 39, 40, 41, 71, 75Twitter 13, 16

UUnger Kabel-Konfektionstechnik 34Universität Mainz 64Universität Leipzig 39, 70Universität Ulm 9Universität Saarbrücken 38

VVNG Viertelenergie 69Viessmann 16Volkswagen 38, 69Volocopter 20, 23

WWatttron 35Weltwirtschaftsforum 13Wendt & Kühn 60Whatsapp 13, 71Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung 23

xXing 73

YYoutube 13

ZZen City 67Zentrum für Kunst und Medien ZKM Karlsruhe 39

2B Ahead Think Tank 443D-Micromac AG 48, 495G Energy Hub 115G-Lab 11, 17, 19

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Das Erzgebirge ist bodenständig und verhilft doch zum Höhenflug: So werden die Triebwerksteile des Airbus A380 mit einzigartigen Schweißmaschinen von pro-beam gebaut. Hier und bei über 400 weiteren Metallspezialisten der Region heißt es jeden Tag: Anpacken statt abwarten. Eben »Gedacht. Gemacht«

Neukirchen/Erzgebirge

erzgebirge-gedachtgemacht.de

Weltspitzegetauscht.

Wir haben Untertage gegen» ggg enee ntertantertanterta enntertantertantertaWir haben UWir haben Wir haben Wir haben ntertantertanterta

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GEDACHT. GEMACHT.

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ENTDECKE DEN INNOVATIONSGEIST IN DIR.

NEUGIER UND EXPERIMENTIERGEIST LIEGEN DEN SACHSEN IM BLUT. Aus Träumen werden Ideen, die kreative Köpfe in die Welt tragen. So wie die Forscher von Jymmin, die Sport und Musik auf eine völlig neue Art verbinden und damit bei Profi-Athleten und Reha-Patienten nachweislich Glücksgefühle freisetzen und Therapieerfolge erzielen. Mit 14 Hochschulen und rund 50 außeruniversitären Forschungseinrichtungen steht das traditionelle Erfinderland Sachsen heute mehr denn je für weltbewegende Innovationen und eine lebendige Start-up-Szene. Wie vielfältig die Perspektiven in Sachsen sind, erfahren Sie auf:

www.so-geht-sächsisch.de

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