VermBB 1 2016 · ronomische-geodätische Messungen (vgl. Vermessung Brandenburg Heft 2/2015) zu...

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1 ermessung Brandenburg 1/2016 Vorwort Denk mal Am 16. Februar 2016 fand auf dem Telegrafenberg in Potsdam die „Spenden-Ouvertüre für den Hel- mert-Turm“ statt. Ziel der Veranstaltung war es, einen Auftakt für die Restaurierung und Wieder-in- Funktion-Setzen des Helmert-Turms und des umgebenden Emsembles von Observatorien für ast- ronomische-geodätische Messungen (vgl. Vermessung Brandenburg Heft 2/2015) zu setzen. Eine sehr gelungene und beeindruckende Veranstaltung! Mit einem Feuerwerk an Wissen und Erfahrungen referierten Dr. Johannes Ihde und Dr. Ludwig Grunwaldt über den Helmert-Turm und seine Bedeutung für die europäischen Triangulationen und als Satellitenstation. Dabei wurde nicht nur die Geschichte des Turmes selbst lebendig, sondern die Geschichte der europäischen Gradmessungen und die Anfänge und ersten Erfolge der Satelliten- beobachtung (Ich empfehle die nachlesenswerten Dokumentationen unter http://www.dvw-lv1.de). Viele der Zuhörer hatten sicherlich persönliche Erinnerungen an diese Entwicklungen und ihre Prota- gonisten, an die sie anknüpfen konnten. Viele staunten über die wissenschaftlichen Leistungen mit aus heutiger Sicht sehr bescheidener technischer Ausstattung (z. B. der programmierbare Tischrechner EMG-666 mit 8 kB Gesamtspeicher für Programme und Daten). Allen wurde deutlich vor Augen ge- führt, dass auch geodätische Forschung und Arbeiten unmittelbar von den politischen Umständen des 20. Jahrhunderts mit Kriegen, der deutschen Teilung und der Spaltung Europas geprägt waren. Und sicherlich haben sich auch einige Zuhörer gefragt, wie das Wissen und die Erfahrungen der Vortragenden und der von ihnen erwähnten Kollegen für uns bewahrt und weiterhin erfahrbar und nutzbar gemacht werden können. Das Wort Denkmal geht auf Martin Luther zurück, in dessen Schriften es sich erstmals nachweisen lässt. Dort hat es die Bedeutung „Gedächtnisstütze“. In diesem Sinne kann uns der Helmert-Turm in vielfacher Hinsicht ein Denkmal sein: wissenschaftlich, geodätisch, technisch, architektonisch, aber auch politisch und gesellschaftlich. Denn so fasste es Dr. Ihde am Schluss seines Vortrags zusammen: „Der Helmert-Turm Potsdam ist kein technisches Denkmal schlechthin. Der Helmert- Turm ist ein Symbol der Erdwissenschaften, der Geodäsie, der internationalen Kooperation in den politischen Stürmen des 20. Jahrhunderts.“ Auch wenn nicht alles Wissen und alle Erfahrungen erhalten werden können – Denkmäler sind nicht nur eine Gedächtnisstütze, sondern können neugierig machen und dazu anregen, die Ge- schichte dieses Denkmals und das damit verbundene Wissen zu aktivieren und sogar zu vertiefen. Freuen wir uns also auf den restaurierten und reaktivierten Helmert-Turm! Beate Ehlers

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1ermessung Brandenburg 1/2016

Vorwort

Denk mal

Am 16. Februar 2016 fand auf dem Telegrafenberg in Potsdam die „Spenden-Ouvertüre für den Hel-mert-Turm“ statt. Ziel der Veranstaltung war es, einen Auftakt für die Restaurierung und Wieder-in- Funktion-Setzen des Helmert-Turms und des umgebenden Emsembles von Observatorien für ast-ronomische-geodätische Messungen (vgl. Vermessung Brandenburg Heft 2/2015) zu setzen. Eine sehr gelungene und beeindruckende Veranstaltung!

Mit einem Feuerwerk an Wissen und Erfahrungen referierten Dr. Johannes Ihde und Dr. Ludwig Grunwaldt über den Helmert-Turm und seine Bedeutung für die europäischen Triangulationen und als Satellitenstation. Dabei wurde nicht nur die Geschichte des Turmes selbst lebendig, sondern die Geschichte der europäischen Gradmessungen und die Anfänge und ersten Erfolge der Satelliten-beobachtung (Ich empfehle die nachlesenswerten Dokumentationen unter http://www.dvw-lv1.de). Viele der Zuhörer hatten sicherlich persönliche Erinnerungen an diese Entwicklungen und ihre Prota-gonisten, an die sie anknüpfen konnten. Viele staunten über die wissenschaftlichen Leistungen mit aus heutiger Sicht sehr bescheidener technischer Ausstattung (z. B. der programmierbare Tischrechner EMG-666 mit 8 kB Gesamtspeicher für Programme und Daten). Allen wurde deutlich vor Augen ge-führt, dass auch geodätische Forschung und Arbeiten unmittelbar von den politischen Umständen des 20. Jahrhunderts mit Kriegen, der deutschen Teilung und der Spaltung Europas geprägt waren. Und sicherlich haben sich auch einige Zuhörer gefragt, wie das Wissen und die Erfahrungen der Vortragenden und der von ihnen erwähnten Kollegen für uns bewahrt und weiterhin erfahrbar und nutzbar gemacht werden können.

Das Wort Denkmal geht auf Martin Luther zurück, in dessen Schriften es sich erstmals nachweisen lässt. Dort hat es die Bedeutung „Gedächtnisstütze“. In diesem Sinne kann uns der Helmert-Turm in vielfacher Hinsicht ein Denkmal sein: wissenschaftlich, geodätisch, technisch, architektonisch, aber auch politisch und gesellschaftlich. Denn so fasste es Dr. Ihde am Schluss seines Vortrags zusammen: „Der Helmert-Turm Potsdam ist kein technisches Denkmal schlechthin. Der Helmert-Turm ist ein Symbol der Erdwissenschaften, der Geodäsie, der internationalen Kooperation in den politischen Stürmen des 20. Jahrhunderts.“

Auch wenn nicht alles Wissen und alle Erfahrungen erhalten werden können – Denkmäler sind nicht nur eine Gedächtnisstütze, sondern können neugierig machen und dazu anregen, die Ge-schichte dieses Denkmals und das damit verbundene Wissen zu aktivieren und sogar zu vertiefen. Freuen wir uns also auf den restaurierten und reaktivierten Helmert-Turm!

Beate Ehlers