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Die endlose Gewaltspirale gegen die Guaraní-Kaiowá Der ländliche Süden Brasiliens ist von riesigen Viehweiden, Zuckerrohr- und Sojamonokulturen geprägt. Mit Gewalt versuchen Großgrundbesitzende ihre Einflussgebiete auszuweiten. Dem stehen die Indigenen mit ihren Forderungen nach Recht auf Land im Wege. Landkonflikte eskalieren. Landgrabbing hat in Brasilien seit 2008 stark zugenommen. Seither stieg auch die Gewalt gegen die Guarani-Kaiowá, einem indigenen Volk in der Provinz Matto Grosso do Sul. 390 Morde wurden bereits an Guarani und Kaiowá verübt. Seit Sommer 2015 nimmt die Gewalt erneut zu. In weni- ger als drei Monaten kam es zu 15 bewaffneten Überfällen auf indigene Dörfer durch paramilitärische Einheiten. Brasilien: Rückschritte in Sachen Menschenrechte Der Repräsentant der Guarani-Kaiowá Eliseu Lopes berichtete im September 2015 bei den Vereinten Nationen in Genf von den Menschenrechtsverletzungen, die sein Volk tagtäglich erleidet, sowie von den Morddrohungen an indigene VertreterInnen. „Eine Kuh ist in Brasilien mehr wert, als ein Indigener“ resümiert Eliseu frustriert. Eliseu selbst erhält täglich Morddrohungen. Vertreibung durch " Entwicklung" „Die Guarani-Kaiowá kämpfen seit über 40 Jahren um ihr Land“ betonte Eliseu vor den UN-SonderberichterstatterInnen. Je mehr Brasiliens Land „entwickelt“ wurde und die Agrarwirtschaft große Flächen beanspruchte, desto mehr wurden die Indigenen verdrängt oder in staatliche Indianerreservate gepfercht. „Nur die Demarkation der indigenen Ländereien kann die Gewalt beenden“ und dem Landgrabbing Grenzen setzen. Die Prozesse der Landabsicherung sind allerdings unter der aktuellen Regierung von Dilma Rouseff fast zum Stillstand gekommen. Und damit trägt die Regierung eindeutig Verantwortung für die Tragödie der Kaiowá. Genf, 2015: E Repräsentant

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Rinder beanspruchen 23 Millionen Hektar der Provinz Matto Grosso do Sul während die Guarani-Kaiowá nur 20.000 Hektar besitzen.

Die endlose Gewaltspirale gegen die Guaraní-KaiowáDer ländliche Süden Brasiliens ist von riesigen Viehweiden, Zuckerrohr- und Sojamonokulturen geprägt. Mit Gewalt versuchen Großgrundbesitzende ihre Einfl ussgebiete auszuweiten. Dem stehen die Indigenen mit ihren Forderungen nach Recht auf Land im Wege. Landkonfl ikte eskalieren.

Landgrabbing hat in Brasilien seit 2008 stark zugenommen. Seither stieg auch die Gewalt gegen die Guarani-Kaiowá, einem indigenen Volk in der Provinz Matto Grosso do Sul. 390 Morde wurden bereits an Guarani und Kaiowá verübt. Seit Sommer 2015 nimmt die Gewalt erneut zu. In weni-ger als drei Monaten kam es zu 15 bewaffneten Überfällen auf indigene Dörfer durch paramilitärische Einheiten.

Brasilien: Rückschritte in Sachen MenschenrechteDer Repräsentant der Guarani-Kaiowá Eliseu Lopes berichtete im September 2015 bei den Vereinten Nationen in Genf von den Menschenrechtsverletzungen, die sein Volk tagtäglich erleidet, sowie von den Morddrohungen an indigene VertreterInnen. „Eine Kuh ist in Brasilien mehr wert, als ein Indigener“ resümiert Eliseu frustriert. Eliseu selbst erhält täglich Morddrohungen.

Vertreibung durch

"Entwicklung"„Die Guarani-Kaiowá kämpfen seit über 40 Jahren um ihr Land“ betonte Eliseu vor den UN-SonderberichterstatterInnen. Je mehr Brasiliens Land „entwickelt“ wurde und die Agrarwirtschaft große Flächen beanspruchte, desto mehr wurden die Indigenen verdrängt oder in staatliche Indianerreservate gepfercht. „Nur die Demarkation der indigenen Ländereien kann die Gewalt beenden“ und dem Landgrabbing Grenzen setzen. Die Prozesse der Landabsicherung sind allerdings unter der aktuellen Regierung von Dilma Rouseff fast zum Stillstand gekommen. Und damit trägt die Regierung eindeutig Ver antwortung für die Tragödie der Kaiowá.

Die Guarani-Kaiowá sind mit knapp 50.000 Menschen eine der größten der 305 indigenen Völker Brasiliens.

Genf, 2015: Eliseu Lopes ist Genf, 2015: Eliseu Lopes ist Repräsentant der Guarani-Kaiowá.Repräsentant der Guarani-Kaiowá.

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… damit wir mit den

Guarani-Kaiowá um ihre Rechte

kämpfen können.

Verletzung des Rechts auf NahrungDas Landgrabbing beraubt die Kaiowá ihrer letzten Rückzugsgebiete. Ohne Land können sie ihrer einst vielfältigen Nahrungsmittelbeschaffung nicht mehr nachgehen, wie Fischen, Jagen, Sammeln von Wildfrüchten und Ackerbau. Heute sind 90 % der Kaiowá von Lebensmittelhilfen abhängig. Sie leiden unter Hunger, Unterernährung und dadurch bedingten Krankheiten.

VertreterInnen der Guarani-Kaiowá haben 2015 vermehrt öffentlich auf ihre dramatische Situation aufmerksam ge-macht. Ende September reiste eine Delegation nach Genf zu den Vereinten Nationen. Im Oktober sprachen sie in Washington bei der Sitzung der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte über ihre Lage. Auch mit den europäischen FIAN-Sektionen trafen sie sich um gemeinsame Aktivitäten zu koordinieren. Für 2016 ist eine Rundreise in Europa geplant um Gespräche mit politischen Entscheidungstragenden wie zum Beispiel mit dem Europäischen Parlament zu führen und diese zum Handeln auf-zufordern.

Internationale Menschenrechtsarbeit zur Unterstützung der Guarani-Kaiowá

Die spirituelle Beziehung zum Land ist den Kaiowá wichtig. Sie wollen in Harmonie mit Mensch, Umwelt in Harmonie mit Mensch, Umwelt und spirituellen Kräften leben.und spirituellen Kräften leben.

Die Unterernährung ist besonders bei den Kindern dramatisch - zwischen 2004 und 2008 starben 80 Kaiowá-Kinder an Hunger. 2008 starben 80 Kaiowá-Kinder an Hunger.

Versuche der LandrücknahmeDie Situation ist für die Kaiowá unerträglich: Hunger, übervolle Indianerreservate und rassistische Gewalt belas-ten den Alltag. Land ist jedoch nicht nur ein materielles Gut, sondern auch lebenswichtig um Kultur, Identität und auch gemeinschaftlichen Zusammenhalt zu wahren. „Vom Land aus strömt Kraft in uns. Wenn wir das Land nicht zurückgewinnen wird unser Volk zerstört“ erklärt der indigene Lehrer Carlos Eliezer. „Die Jugend hat ansonsten keine Lebensperspektive.“ Da die Demarkation ihrer Gebiete kaum Fortschritte macht, besetzten sie ihre traditionellen Territorien, um so ihre Rechte einzufordern.

FIAN fordert ein sofortiges Ende der Gewalt gegen die Guarani-Kaiowá. Der Staat muss den Schutz der Kaiowá gewährleisten und die Demar kationen zügig abschließen. Nur diese kann die Gewalt an den Kaiowá stoppen und dem Recht auf Nahrung Geltung verschaffen.