Von gestern für heute -...

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98 YACHT 2/2006 Von gestern für heute Z ugegeben, die Prospektabbildung der Bora 838 BS zeigt keinen Aus- bund an Ästhetik. Je nach Stand- punkt kann das Boot gar altbacken wir- ken, und dieser ändert sich auch nur we- nig, wenn man das Schiff in natura sieht. Schlank der Rumpf, mit ausgeprägtem Deckssprung, hoch der Aufbau, schmal die Seitendecks, tief das Cockpit, dazu ei- ne altmodische Topptakelung mit Baby- stag, großem Vorsegel und geringen Trimmmöglichkeiten. So was baute man Anfang der achtziger Jahre. Der Eindruck wird bestätigt. Als Kor- moran, gezeichnet von dem polnischen Konstrukteur Aleksander Powalajew, machte das Schiff bereits in den siebziger Jahren im Osten Furore. Irgendwann nach der Wende entdeckten einige junge Verblüffend: Unter Segeln glänzt die Bora 838 bei Starkwind. Sie segelt zwar mittelmäßig schnell, aber sehr ruhig und sanft polnische Bootsbauer die ausgedienten Bauformen, möbelten sie gründlich auf und gründeten 1998 die Werft Jawa-Yacht in Warschau (die inzwischen mehr als sieben verschiedene Bootstypen fertigt). Dort wurde aus der Kormoran die Bora entwickelt, mit verbessertem Unterwas- serschiff, längerer Wasserlinie und einem – für die Schwertausführung – lang durch- laufenden, flachen Kiel. Auch die Decks- form mit dem Kajütaufbau wurde über- arbeitet (eine neue Decksgestaltung mit breiteren Laufdecks ist in Vorbereitung, Premiere in Düsseldorf), und die Fenster- partie bekam ein Facelifting. Alles gut und schön, doch warum machte man sich die ganze Mühe und konstruierte nicht gleich ein neues Boot? Waren die Formenkosten der entscheidende Faktor? Andreas Wozniak, Deutschland-Ver- treter der Bora 838, gibt die Antwort: „Es waren die lange erprobten, außerordent- lich guten See- und Segeleigenschaften, die dazu führten, dass die Kormoran neu aufgelegt wurde. Gerade weil man heut- zutage in dieser Klasse keine ausgespro- chenen Fahrtenboote mit hohem Sicher- heitspotenzial und sehr großer Seetüch- tigkeit mehr baut, sah die Werft hier eine Marktlücke.“ Selten solide Bauweise Dass die polnischen Bootsbauer die- sem hehren Anspruch gerecht wurden, wird schon nach einem kurzen Check der Bora klar: So was Solides gibt’s heute im Kleinbootsektor praktisch kaum noch. Und das betrifft vor allem die Bauausfüh- Sie ist schwer, unmodern und wirkt verbaut. Aber sie bietet auch gute Qualität, viel Platz und überrascht unterwegs. Hat das wieder aufgelegte Schiff eine Chance am Markt?

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Von gestern für heute

Zugegeben, die Prospektabbildungder Bora 838 BS zeigt keinen Aus-bund an Ästhetik. Je nach Stand-

punkt kann das Boot gar altbacken wir-ken, und dieser ändert sich auch nur we-nig, wenn man das Schiff in natura sieht.Schlank der Rumpf, mit ausgeprägtemDeckssprung, hoch der Aufbau, schmaldie Seitendecks, tief das Cockpit, dazu ei-ne altmodische Topptakelung mit Baby-stag, großem Vorsegel und geringenTrimmmöglichkeiten. So was baute manAnfang der achtziger Jahre.

Der Eindruck wird bestätigt. Als Kor-moran, gezeichnet von dem polnischenKonstrukteur Aleksander Powalajew,machte das Schiff bereits in den siebzigerJahren im Osten Furore. Irgendwannnach der Wende entdeckten einige junge

Verblüffend: Unter Segeln glänzt die Bora 838 bei Starkwind. Sie segelt zwar mittelmäßig schnell, aber sehr ruhig und sanft

polnische Bootsbauer die ausgedientenBauformen, möbelten sie gründlich aufund gründeten 1998 die Werft Jawa-Yachtin Warschau (die inzwischen mehr alssieben verschiedene Bootstypen fertigt).Dort wurde aus der Kormoran die Boraentwickelt, mit verbessertem Unterwas-serschiff, längerer Wasserlinie und einem– für die Schwertausführung – lang durch-laufenden, flachen Kiel. Auch die Decks-form mit dem Kajütaufbau wurde über-arbeitet (eine neue Decksgestaltung mitbreiteren Laufdecks ist in Vorbereitung,Premiere in Düsseldorf), und die Fenster-partie bekam ein Facelifting. Alles gut undschön, doch warum machte man sich dieganze Mühe und konstruierte nicht gleichein neues Boot? Waren die Formenkostender entscheidende Faktor?

Andreas Wozniak, Deutschland-Ver-treter der Bora 838, gibt die Antwort: „Eswaren die lange erprobten, außerordent-lich guten See- und Segeleigenschaften,die dazu führten, dass die Kormoran neuaufgelegt wurde. Gerade weil man heut-zutage in dieser Klasse keine ausgespro-chenen Fahrtenboote mit hohem Sicher-heitspotenzial und sehr großer Seetüch-tigkeit mehr baut, sah die Werft hier eineMarktlücke.“

Selten solide BauweiseDass die polnischen Bootsbauer die-

sem hehren Anspruch gerecht wurden,wird schon nach einem kurzen Check derBora klar: So was Solides gibt’s heute imKleinbootsektor praktisch kaum noch.Und das betrifft vor allem die Bauausfüh-

Sie ist schwer, unmodern und wirkt verbaut. Aber sie bietet auch gute Qualität, viel Platzund überrascht unterwegs. Hat das wieder aufgelegte Schiff eine Chance am Markt?

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stelligt. Dazu noch die Fock um ein Dritteleingedreht, und nichts kann das Schwer-gewicht erschüttern. Munter bahnt es sichseinen Kurs über die aufgewühlte Flens-burger Innenförde, während die Crew imtiefen Cockpit hinter der gut schützendenSprayhood absolut sicher sitzt.

Dieses Schwertschiff segelt wirklichwie ein steifes Kielboot. Unerschütterlichläuft es gegen die Wellen an, wird dank derschlanken Rumpfform und des weich ein-setzenden Vorschiffs kaum aufgebremstund produziert wenig Spritzwasser.

5,7 Knoten am Wind, 6,8 mit halbemWind – das liegt eben oberhalb der theo-retischen maximalen Rumpfgeschwindig-keit. Die Verlängerung der Wasserliniescheint der neuen Bora gut getan zu ha-ben. Dass der Wendewinkel mit 92 Gradnicht eben klein war, hatte seinen Grundwohl auch in der etwas beutelig stehen-den, eingerollten Genua und an dem kur-zen Kabbelseegang.

Das Senkruderblatt wurde relativ kleindimensioniert. Seine Fläche reicht abervoll und ganz aus, da es zum einen sehrtief geht, zum anderen das Boot absolutausgetrimmt segelt. Ruderdruck ist dakaum zu spüren, und wenn man die Pinnekurzfristig loslässt, schießt das Schiff nichtsogleich in die Sonne, sondern hält dankdes langen Flachkiels seinen Kurs bei – ei-ne ideale Voraussetzung für das Fahrten-segeln zu zweit oder einhand.

Trotz dieser Gutmütigkeit des Manö-vrierverhaltens unter Segeln dreht dasBoot zügig und schnell durch die Wende.Man kann die Bora 838 BS (BS steht fürBallastschwert) also durchaus als agil be-zeichnen, soweit dies die Manövrierfähig-keit betrifft. Auf dem Rückweg zum Ha-fen muss der Motor, ein Zweizylin-

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rung. Die Laminatstärke richtet sich nachdem Motto: Lieber etwas zu dick als zudünn. Entsprechend hoch fällt das Ge-samtgewicht mit 3,4 Tonnen aus. Über-zeugend ist auch das Oberflächenfinishder GFK-Bauteile, nirgends ließ sich eineunsaubere Verarbeitung entdecken.

Desgleichen wird nicht bei den seege-rechten, hochwertig aus rostfreiem Stahlgefertigten Beschlägen gespart, ob diesnun die Klampen, die mustergültige Jütt-einrichtung (Option) zum Mastlegen, diehöhenverstellbare Stütze achtern im Cock-pit für den gelegten Mast oder den stabi-len Ruderkopf für die hochklappbare Pin-ne mit Auf- und Niederholer für das Ru-derblatt betrifft. Alles ist praxisgerecht undstark gebaut.

So weit versöhnt, ist der Besucher nunauf die Segeleigenschaften des aufpolier-ten Oldtimers gespannt. Wie würde sichdas Schwertboot mit seinem dicht unter-halb der Wasserlinie platzierten Bleibal-last bei den herrschenden 6 Windstärkenbenehmen? Schließlich geht das Schiffmit seinem flachen Kiel, in den 750 Kilo-gramm Blei eingebracht wurden, bei auf-geholtem Schwert lediglich 57 Zentime-ter tief. Und auch das abgesenkte Stahl-schwert mit einem Gewicht von rund 70Kilogramm vergrößert das aufrichtendeMoment nur unwesentlich.

Sauber segelnde SchwertversionTatsächlich: Das probeweise gesetzte

Vollzeug überfordert bei 6 Beaufort dasSchiff, was durchaus üblich ist. In Böenwar das Boot nicht zu halten und luvtedurch, es sei denn, die Großschot wurderechtzeitig gefiert. Das Verringern der Se-gelfläche ist mithilfe des Einleinen-Reff-systems schnell und unkompliziert bewerk-

Komfortabel: Die von Mittelcockpityachtenbekannten Hecksitze sind hochklappbar

Sinnvoll: Ein breiter Stahlbügel bildet eineKombination aus Bugtritt und Ankergalgen

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Boot bereits mehr als die rechnerischeRumpfgeschwindigkeit.

Überraschende AgilitätBeim Manövrieren im Hafen gibt es

eine weitere Besonderheit: Da die Pinnemehr als 90 Grad zur Seite gelegt werdenkann, ist auch das Ruderblatt über diesenWinkel hinaus anstellbar. Der Propeller-strom wird dann vom Ruderblatt nichtnur zur Seite, sondern auch leicht nachvorn umgelenkt, wodurch ein Rückschub

der-Diesel mit 14 PS von Yanmar, seineSchubkraft unter Beweis stellen. Läuft eroder läuft er nicht? Doch, die Nadel desDrehzahlmessers hält ihre Position. Aberdie Wind- und Wellengeräusche sind lau-ter als das leise Brummeln der Maschine.Im Leerlauf erstirbt das Motorengeräuschfast gänzlich, und man muss aufpassen,dass man den Starterknopf nicht erneutbetätigt. Die Schallisolierung verdient eingroßes Wort: perfekt. Mit 6,9 Knoten ge-messenem Maximal-Speed erreicht das

entsteht. Ergebnis: Die Bora 838 BS lässtsich auf dem Punkt innerhalb einerSchiffslänge drehen. Ein Bugstrahlruderwäre da absolut überflüssig.

Das Stahlschwert kann mit einigerKraftanstrengung noch von Hand auf-geholt werden. Ansonsten hilft die Self-tailing-Fallenwinsch auf dem Kajütdach.Das Schwertfall läuft vom Schwertkastendurch ein Rohr in der Kajüte auf das Ka-jütdach und wird dort zu Hebelklemmen(gutes Fabrikat von Lewmar) achtern auf

uTECHNISCHE DATEN (WERFTANGABEN)

Konstrukteur . . . Aleksander Powalajew/Jawa-YachtCE-Entwurfskategorie . . B (küstenferne Gewässer)Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8,38 mLWL (Wasserlinienlänge) . . . . . . . . . . . . . . . . 7,54 mBreite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,55 mTiefgang ohne/mit Schwert . . . . . . . . . 0,57/1,55 mGewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,0 tBallast/-anteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,82 t/27,3 %Großsegel (Standard) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16,2 m2

Rollgenua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18,0 m2

Segeltragezahl (Standardbesegelung) . . . . . . . 4,05 Motor . . . . . 2-Zylinder-Yanmar-Diesel, 14 PS/10 kWRumpf- und Decksbauweise Rumpf GFK-Massiv-laminat auf Polyesterbasis (Iso-Harz) im Handauflege-verfahren. Deck Sandwich mit PU-Schaum, verstärktesMassivlaminat unter allen Beschlägen. Innenschaleneinlaminiert. Bleiballast im Kielkasten vergossen

Y - BEWERTUNG

Die Bora ist solide, verlässlich, küstentauglich,kann aber ihr Alter nicht verleugnen

uKonstruktion und Konzept

Å Robuste Bauausführung

Å Konsequentes Fahrtenboot

Í Antiquierter Riss, unmodernes Rigg

uSegelleistung und Trimm

Å Sehr gutes Seeverhalten

Í Kaum Trimmmöglichkeiten

uAusbau und Ausrüstung

Å Hoher Fahrtenkomfort, sehr viel Stauraum

Å Kompletter, sauberer Holzausbau

Å Permanente Jütteinrichtung als Option

Í Kein Cockpit-Motorluk

uSEGELLEISTUNGEN (O. ABDRIFT U. STROM)

Am Wind (ca. 46 Grad) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,7 kn60 Grad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,4 kn90 Grad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,8 kn130 Grad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,5 knWindgeschwindigkeit . . . . . . . . . 17–22 kn/5–6 Bft.Wellenhöhe ca. 0,5 m

uPREIS UND WERFT

Grundpreis ab Werft (ohne Motor) . . . . 35 916 EuroPreis segelfertig (nach YACHT-Def.) . . . 47712 EuroGarantie/Garantie gegen Osmose . . . . . . 1/5 JahreWerft Jawa-Yacht, 03-042 Warszawa/Polen; www.jawa-yacht.com.plVertrieb Yachthandel Wozniak, 24259 Westensee,Tel./Fax 0431/530 8222; www.yachthandel-wozniak.de

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Gelungen: Die Bora bietet reichlich Stau-raum, der dazu noch gut erreichbar ist

Verbesserbar: Die Zugänglichkeit des Mo-tors von vorn ist gut, von achtern nicht

Sauber: Der Ausschnitt für die Bilge zeigt,wie sauber Kanten bearbeitet sind

Die Linien wirken zwar antiquiert, aber das Schiff steht für Bootsbauer-Ehre und

Seltene Form: Das Schiff ist schmal undlang, aber dennoch rund und buttig

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dem Dach umgeleitet, sodass es vom Cockpitaus bedient werden kann, wie alle sonstigenFallen, Trimm- und Reffleinen auch. Wich-tig, aber durchaus keine Selbstverständlich-keit: Das Schwert klappert in aufgeholtemZustand nicht im Schwertkasten!

Die Werft bietet auch eine Flossenkiel-Ausführung mit 1,30 Meter Tiefgang an, dieBora 838 B. Hier entfallen der lang durch-laufende Flachkiel samt Schwert und aufhol-barem Ruderblatt, und der Bleiballast ist ineiner Bombe im Kielfuß konzentriert – einefortschrittliche Konstruktion. Sie ist vorzu-ziehen, wenn ausschließlich auf Seerevierengesegelt werden soll.

Beim ersten Blick un-ter Deck ist es wieder da,das Häusleboot-Gefühlder Siebziger: dunklesMahagoni-Holz vom Ka-jütdach bis zu den Kojen.Die Einrichtung wirkt ir-gendwie antiquiert, düs-ter und verbaut. Erstwenn man auf der brei-ten Backbordkoje Platzgenommen und die Füßeneben dem gewaltigenSchwertkasten unter demKajüttisch verstaut hat,offenbaren sich einem dieunbestreitbaren Vorzügedieses Komplettausbaus:Alle für das Fahrtensegeln wichtigen Dingefinden Platz in den zahlreichen Schapps,Staukästen, Schwalbennestern und Backs-kisten. Und damit das Staugut nicht heraus-fallen kann, sind alle Schapps mit solidenTüren oder Klappen gesichert.

Saubere HolzverarbeitungDabei hat man auch nicht am Holz-Fi-

nish gespart: Die Mahagoni-Furniere sindsauber geschliffen und matt lackiert. Eckenwerden abgerundet und mit Umleimern ver-sehen, Schapptüren erhalten Holzrahmen,kurz: ein anspruchsvoller Ausbau. Die Werftbietet als Alternative eine Version mit hel-lerer Eiche an. Sie lässt die Kajüte sicherlichfreundlicher wirken.

Das Einrichtungskonzept wurde voll-kommen auf die Bedürfnisse der Fahrten-segler abgestimmt. Das Vorschiff bietet zweiPersonen zum Schlafen und Umziehen

Angemessen: Der WC-Raumnimmt nicht zu viel Platz ein

re und beweist Liebe zum Detail

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TEST Bora 838 BS

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Eng: Der Salon ist durch den Schwertkasten und die geringe Breite für ein über acht Me-ter langes Boot relativ knapp bemessen. Hinzu kommt die geringe Höhe von 1,73 Metern

Gelungen: Der Pantry fehlt es an nichts.Daneben liegt der Einstieg zur Hundekoje

ausreichend Platz und kann mit einer klei-nen Tür (Option) separiert werden. Fürpermanenten Durchsatz sorgt ein effek-tiver Dorade-Lüfter, und das schräg imvorderen Kajütaufbau eingelassene Vorlukkann in Lüfterstellung fixiert werden, oh-ne dass Regen auf die Kojen fällt. LangeSchwalbennester schlucken viel Staugut.

Der Salon bietet eine Höhe von 1,73Metern. Der WC-Raum backbord nebendem Niedergang ist nicht üppig, reichtaber aus. Er kann wahlweise mit einerChemietoilette oder einem See-WC mitFäkalientank ausgerüstet werden. Nebendem Handwaschbecken mit Stauschränk-chen öffnet sich nach achtern der sehrgeräumige und tiefe Ölzeugschrank.

Die Pantry gegenüber vom WC-Rauman Steuerbord ist analog zur Bootsgrößekompakt gehalten, bietet aber alles, wasnotwendig ist: einen zweiflammigen, halb-kardanisch aufgehängten Gas- oder Spiri-tuskocher, Spüle, eine kleine Arbeitsflächesowie gute Staufächer. Hinter der Pantrygelangt man nach einer kleinen Turn-übung in die Hundekoje – auch diese einRelikt aus guten alten Fahrtensegler-Zei-

ten. Aber man schläft prima darin, selbstbei Seegang und Krängung. Falls man aufdie Hundekoje nicht angewiesen ist, kannsie als großer Stauraum dienen, der sogarKlappräder schluckt.

So stehen auf der Bora insgesamt vierSchlafplätze zur Verfügung, da die Steu-erbord-Sofabank aufgrund der Pantry undeines vorgebauten Kleiderschranks zumSchlafen nicht lang genug ist.

Die fachmännisch eingebaute Maschi-ne lässt sich von vorn nach dem Hoch-klappen der breiten und stabilen Nieder-gangstreppe gut warten, und an entfern-tere Teile kommt man durch seitlicheLuks heran. Eine Wartung der achterenMotorelemente wie Getriebe und Stopf-buchse ist indessen kaum oder nur er-schwert möglich. Hier fehlt ein Luk.

Wie bereits gesagt, ist die Bauausfüh-rung sehr solide. Davon zeugt die Lami-natstärke, die im Handauflegeverfahrenunter Verwendung von Isophthalsäure-harz erreicht wird, sowie der Einbau vondrei getrennten Rumpf-Innenschalen, dienicht nur eingeklebt, sondern zusätzlichnoch festlaminiert werden. Unter allen

Beschlägen findet sich ein verstärktes Mas-sivlaminat von fünf bis zehn MillimeterDicke. Mit einer Gesamtbreite von 2,55Meter kann die Bora theoretisch noch ge-trailert werden. Doch mit Dieselmotor,Ausrüstung und Trailer dürften mehr als3,5 Tonnen zusammenkommen, sodassselbst starke Allrad-Pkw in der Zugleis-tung nicht reichen.

Fazit: Mit der Bora 838 BS kann manalt werden. Dafür spricht die in vielen Be-reichen überdimensionierte Bauausfüh-rung. Aufgrund der guten Seeeigenschaf-ten stehen der kleinen Fahrtenyacht alleGewässer offen. Lange Seetörns mit klei-ner Crew oder einhand sind möglich.

Wer sich an dem etwas antiquiertenRiss, veralteten Rigg und dem verbautenAmbiente nicht stört, ist mit dem robus-ten Kleinkreuzer gut bedient.

Harald Schwarzlose

Der Innenraum wird durch den schmalen Rumpf geprägt

Tests zu Vergleichsschiffen als PDF-Download plus viele weitere Infosim Internet: www.yacht.de/test@

boot Düsseldorf: Halle 16, Stand B 77

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