Von DESALPES · ist, kann ich nicht leicht in Worte fassen. Darum mache ich ein paar Beispiele....

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August 2017 DESALPES Von Achtsamkeit im «Des Alpes» Liebe Leserin, lieber Leser Achtsamkeit ist heute in aller Munde. So oft, dass ich manchmal fürchte, die Achtsamkeit verkommt von einer schlagkräftigen Lebenseinstellung zu einem ausgelutschten Schlagwort. Ich wollte deshalb von unseren Mitarbeitenden wissen, wie sie «Achtsamkeit» in ihre Arbeit und in den Umgang mit unseren Seniorinnen und Senioren einbinden. Schliesslich ist das achtsame Miteinander und Leben gerade in einem Pflegeheim besonders wichtig. Was dabei herausgekommen ist, lesen Sie auf den folgenden Sei- ten. Zum Teil haben wir Spannendes und Unerwartetes entdeckt, zum Teil haben die Berichte unsere Gedanken und Arbeitsweisen bestätigt. Vor allen Dingen haben wir aber gemerkt, dass es eigentlich ganz leicht ist, achtsam zu sein. Man muss alles einfach nur achtsam tun. Christof Schranz, Heimleiter

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August 2017

DESALPESVonAchtsamkeit im «Des Alpes»

Liebe Leserin, lieber Leser

Achtsamkeit ist heute in aller Munde. So oft, dass ich manchmal fürchte, die Achtsamkeit verkommt von einer schlagkräftigen Lebenseinstellung

zu einem ausgelutschten Schlagwort. Ich wollte deshalb von unseren Mitarbeitenden wissen, wie sie «Achtsamkeit» in ihre Arbeit und in

den Umgang mit unseren Seniorinnen und Senioren einbinden. Schliesslich ist das achtsame Miteinander und Leben gerade in

einem Pflegeheim besonders wichtig.

Was dabei herausgekommen ist, lesen Sie auf den folgenden Sei-ten. Zum Teil haben wir Spannendes und Unerwartetes entdeckt, zum Teil haben die Berichte unsere Gedanken und Arbeitsweisen

bestätigt.

Vor allen Dingen haben wir aber gemerkt, dass es eigentlich ganz leicht ist, achtsam zu sein. Man muss alles einfach nur achtsam tun.

Christof Schranz, Heimleiter

Achtsamkeit in der Pflege Für ältere Menschen ist es nicht immer einfach, sich pflegen zu lassen. Auf Hilfe angewiesen zu sein, und ist diese noch so diskret, kann belasten. Wie wichtig Achtsamkeit darum in der Pflege ist, kann ich nicht leicht in Worte fassen. Darum mache ich ein paar Beispiele. Schon beim Eintreten des Zimmers gehen wir achtsam vor. Ein freundliches Lächeln und ein ehrlich gemeintes «Hallo, wie geht’s?» hat schon manche Kummerfalte von der Stirne weichen lassen. Das richtig temperierte Wasser beim Waschen ist nicht nur für die Körperhygiene wichtig. Das warme Nass ist auch ein wohltuender Seelenbalsam.

Wenn sich Menschen auf die Toilette begleiten lassen müssen, ist der anschliessend gut gerichtete Rock oder die wieder passend sitzende Hose wichtig für das Selbst-wertgefühl. Auch eine schöne Frisur für die Dame oder eine saubere Rasur für den Herrn sind mehr als kleine Alltagsgriffe. Sie ermöglichen der Seniorin, dem Senior, die eigene Persönlichkeit zu zeigen.

Alte Menschen sind keine Springinsfelde mehr. Sie bewegen sich langsam und brau-chen auch für kurze Wege Zeit. Können sie diese nicht mehr alleine gehen, nehmen wir sie an der Hand und begleiten sie geduldig ans Ziel. Eine Bein- oder Fussmassage am Ende des Tages oder eine Honigmilch in einer schlaflosen Nacht hat schon viele getröstet.

In der Pflege treffen wir ebenso auf die Angehörigen unserer Schutzbefohlenen. Auch für diese ist die Situation nicht immer einfach. Ein freundliches Lächeln hilft viel. Wir haben ein offenes Ohr, wenn Angehörige ihre Wünsche und Sorgen kundtun. Nicht, weil es irgend- jemand halt tun muss; sondern weil wir mit Fürsorge pflegen und betreuen wollen. So, wie wir es uns auch wünschen würden, wäre das «Des Alpes» unser Zuhause.

Christa Colella

Achtsamkeit in der Alltagsgestaltung und Aktivierung Nach einem Leben voller Tatendrang kommt einmal der Tag, an dem der Körper nicht mehr

so kann, wie er will. Auf diesen Tag folgt irgendwann der Eintritt in ein Pflegeheim. Materi-ell reisen die Seniorinnen und Senioren mit leichtem Gepäck. Emotional tragen sie aber

einen grossen Rucksack mit sich; gefüllt mit Erinnerungen, Hoffnungen und kulturellen Vorstellungen. Wir können diesen Rucksack von blossem Auge nicht sehen, wissen aber, dass er da ist.

Achtsam nehmen wir uns jedem Bewohnenden an. Wir respektieren dabei die emotionale sowie körperliche Tagesform und richten die Alltagsgestaltung und das Aktivierungsprogramm daraufhin aus. Wir wollen mithelfen, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten unserer Bewohnenden zu erhalten oder zu verbessern. Es ist uns aber genauso wichtig, mit den Seniorinnen und Senioren geschenkte Momente, ja geschenkte Tage, achtsam zu erleben.

Hierbei sind unsere freiwilligen Helferinnen eine grosse Stütze. Mit einem Lachen und fleissigen Händen bringen sie Freude nach innen und aussen. Oftmals gelingt es den Seniorinnen und Senioren dann, ihren bis dahin verschlossenen Lebensruck-

sack zu öffnen und uns Einblicke zu gewähren. Und plötzlich verstehen wir, warum die gefühlt 100 Mal geflickte Gitarre so wichtig ist oder warum Dinge, die eigentlich

in den Abfall gehörten, noch länger auf dem Tisch liegen bleiben sollen. Unter Acht-samkeit verstehen wir auch den wertschätzenden Umgang mit den Angehörigen. Es ist

wunderbar, wenn diese auf Besuch kommen oder uns auf Ausflüge begleiten.

All diese achtsam gelebten Momente ermöglichen unseren Seniorinnen und Senioren einen Lebensabend mit Lichtblicken in einer Zeit, in der sich der Körper auf den Abschied vorbereitet.

Margrit Luterbacher

Achtsamkeit in der HeimkücheDer Appetit kommt mit dem Essen? Das mag andernorts zutreffen. Bei uns beginnt der Appetit aber schon bei der Zubereitung der frischen Zutaten. Wir sind ein Team von 3 Köchen und wechseln uns bei der Arbeit ab. Pro Tag bereitet ein Koch im «Des Alpes» für rund 50 Personen das Essen zu.

Nebst dem Mittag- und Abendessen serviert unsere Küche feine Znünis und Zvieris. «Gluschtig», gerne mal süss aber doch auch immer wieder gesund. Zu unseren Gästen gehören natürlich die Bewohner. Gerne begrüssen wir aber auch Angehörige oder ältere Personen aus der Umgebung, die zwar noch alleine wohnen, aber nicht mehr immer alleine für sich kochen mögen.

Zudem freuen wir uns immer sehr, wenn wir für einen Bewohner und seine Angehörigen einen Jubiläumsschmaus zaubern können. Unsere Küche ist international. Da gibt es vom bodenständigen Emmentaler Bauernteller bis zum exotischen Riz Casimir alles. Gerne der Saison und den Wünschen der Seniorinnen und Senioren entsprechend.

Ältere Menschen vertragen nicht mehr jede Speise so gut wie früher. Darum berei-ten wir für diese bei Bedarf individuell angepasste Kostformen zu. Das Essen soll schliesslich nicht schwer aufliegen, sondern Freude und Appetit auf die nächs-te Mahlzeit machen. Um zu wissen, ob wir dabei auf dem richtigen Weg sind, besuchen wir unsere Gäste bei einem täglichen Rundgang im Spei-sesaal. Wir hören zu, wenn unsere Esser Wünsche äussern, und freuen uns natürlich auch über ein Lob, wenn es schmeckt.

So leben und essen wir im «Des Alpes» wie in ei-ner grossen Familie, in der der Mittagstisch zum Treffpunkt für das Miteinander wird.

Ruedi Aebersold

Achtsamkeit im Garten Als mich der damalige Heimleiter David Zim-mermann vor nun mehr als 16 Jahren fragte, ob ich Lust hätte, ihm im «Des Alpes»-Garten zu hel-fen, hätte ich nicht geglaubt, heute immer noch mit so viel Liebe und Herzblut all die Rabatten, Kübel und Kistli in den buntesten Farben zu bepflanzen.

Es ist eine wunderschöne, kreative und erfüllende Auf-gabe, die nicht nur mir, sondern auch den Bewohnerinnen und Bewohnern des «Des Alpes» viel Freude bereitet. Ab und zu bringe ich aus den Bergen Enzianen, Alpenrosen und Töneni mit. Die sind gerade für Seniorinnen und Senioren aus ländlicheren Gegenden eine besondere Augenweide. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner spazieren bei schönem Wetter ums Haus, naschen von den Trau-ben und erfreuen sich an der Blumenpracht, welche sich entsprechend der Jahreszeit immer wieder neu entfaltet. Wollen die Rüstigen unter den Bewohnern noch mithelfen, geht das am besten im Mai beim Bepflanzen der Balkonkistli. Wer dann genau hinsieht, bemerkt, dass das Leuchten in den Augen der Seniorinnen und Senioren das Leuchten der Blumen in den Kistlis überstrahlt. Gut, vielleicht auch deswegen, weil das fleissige Einpflanzen der Blumen zum Schluss mit einem Kafi Schnaps und Cervelats belohnt wird.

Sei’s drum: Blumen und Menschen sind in einem gleich. Sie gedeihen, wenn man achtsam und respektvoll mit ihnen umgeht. Mich erfüllt dies zutiefst und darum hoffe ich, noch möglichst lange den Alltag der Menschen im «Des Alpes» mit Blumen verschönern zu können.

Ursula Hellenbart

Achtsamkeit in der AdministrationWenn ich den Alltag in der Administration betrachte, sehe ich zuerst eher Routine als

Achtsamkeit. Natürlich müssen Formulare sorgfältig ausgefüllt oder Telefone freundlich angenommen werden. Das Verwalten verschiedenster Unterlagen bedingt Pflicht-

gefühl und das Organisieren von Vorhersehbarem und Unvorhersehbarem verlangt ein aufmerksames Naturell. Bei all dem steht aber weniger die Achtsamkeit im Vordergrund, sondern mehr die Effizienz. Trotzdem erleben auch wir täglich acht-same Höhepunkte: Ein fröhliches Lächeln und ein herzhafter Gruss an jemand Vorübergehendes bereichert nicht nur dessen, sondern auch unseren Augen-

blick. Unsere Bürotür ist immer offen und wir freuen uns über jeden Besuch.

Wir geben vor dem Computer, am Telefon oder von Angesicht zu Angesicht unser Bestes und bemühen uns dabei, die Bewohner und Bewohnerinnen stets achtsam in den Vordergrund zu stellen – und das ist meist gar nicht so schwer.

Susann Frei / Tanja Gyger

Achtsamkeit im technischen Dienst

Wir sind die Techniker vom Dienst und somit verantwortlich dafür, dass im und ums Haus alles läuft. Unsere Tage erleben wir dabei ganz unterschiedlich. An vielen sind wir fast nur in

der Werkstatt oder im Park anzutreffen. Wir flicken dieses, renovieren jenes und bauen Neues.An anderen Tagen sind wir unterwegs.

Wo wir aber auch sind und was wir gerade tun; Achtsamkeit ist immer gefragt. In unserem Fall nun weniger in Bezug auf den bewusst gelebten Moment. Wir achten auf den sicheren Umgang mit Maschinen und Geräten

oder auf die fachgerechte Handhabung technischer Einrichtungen.

Das zwischenmenschliche Miteinander kommt aber auch bei uns nicht zu kurz. Ein gutes Wort hier, ein Lob da und ein rechtzeitig erteilter Hinweis hat schon so manche Arbeit besser werden lassen oder einen Unfall verhindert.

Manchmal ist unsere Achtsamkeit auch unangenehm. Zum Beispiel dann, wenn wir etwas zu beanstanden haben. Das ist aber immer nur im Sinne der Sache. Schliesslich sollen sich unsere Bewohnerinnen und Bewohner sowie alle anderen Mitmenschen zu jeder Zeit gefahrlos in den Räumen und auf dem Gelände des «Des Alpes» bewegen können. Das ist unser Beitrag, den wir vom technischen Dienst mit Achtsamkeit zum Wohlergehen aller leisten können.

Thomas Kappeler / Gideon Blatter

Achtsamkeit im Hausdienst Eine schöne und freundliche Umgebung ist wichtig für ein zufriedenes Gemüt. Ein sauberes und aufgeräumtes Haus macht Freude. Es verhindert aber auch Unfälle, in dem Stolperfallen zum Beispiel gar nicht erst entstehen. Oder das Ausbreiten von Krankheiten, weil Keime auf unseren hygienisch reinen Flächen keine Chance haben.

Wir achten auf das tägliche Befinden der Bewohnerinnen und Bewohner. Gerne nehmen wir uns Zeit für ein «Päuschchen» und hören achtsam zu. Damit wir verstehen, was unser Gegenüber sagt. Auch Schweigen, kann manchmal viel ausdrücken. Wir servieren das Znüni oder Zvieri und helfen natürlich mit, wenn sich der vertrackte Joghurtdeckel nicht öffnen lassen will.

Das gehört zum schönsten Teil unserer Aufgaben: Loben, Lachen, Helfen. Dass wir dabei von jeder Seniorin und von jedem Senior stets wieder etwas dazulernen, ist schlussendlich das Tüpfelchen auf dem i.

Slavica Martinovic

Pflegeheim Des Alpes | Seestrasse 297 | CH-3658 MerligenTel. +41 (0)33 251 22 12 | Fax +41 (0)33 251 22 28 | [email protected] | www.wohnen-desalpes.ch