Vorbereitung - International Center€¦ · Semesterstudienaufenthalt im SoSe 2017 an der...

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Semesterstudienaufenthalt im SoSe 2017 an der University of Kobe, Japan von Sophia Roland, Lehramtsstudentin Vorbereitung Japan - das Land der aufgehenden Sonne, Sushi, Manga und Anime. Mein Wissen über Japan hielt sich vor meinem Aufenthalt ziemlich in Grenzen. Für mich bedeutete Japan, als ich mich für einen Studienaufenthalt bewarb, zunächst einmal Abenteuer und Herausforderung. Die Bewerbung für ein Auslandssemester erfolgt ca. ein Jahr im Voraus entweder über die Fakultät oder das International Center. Ich bewarb mich zusätzlich für ein PROMOS-Stipendium, später erhielt ich jedoch eine Zusage für das japanische JASSO-Stipendium, das mit ca. 700 Euro im Monat einen Großteil meiner Kosten in Japan deckte. Einige Wochen vor meinem Aufenthalt beantragte ich außerdem ein Studentenvisum beim japanischen Konsulat und kümmerte mich um Anträge für das Wohnheim, den Flug und die ersten Einführungsveranstaltungen, die ich in Japan besuchen wollte. Das ist in den letzten Tagen vor dem Aufenthalt natürlich einiges an Stress, aber die Universität hilft, wo sie kann. Außerdem erhalten internationale Studenten zur Unterstützung einen/eine Tutor/in in Japan, was natürlich bei den ersten Schritten unglaublich hilfreich ist. Einige Tipps fürs Packen: Adapter für japanische Steckdosen mitnehmen! Den Föhn kann man ruhig zuhause lassen falls er nicht für eine Netzspannung für 100V geeignet ist (steht meist auf dem Stecker). Das Wohnheim und Port Island Wie die meisten anderen internationalen Studenten war ich in der International Residence der Universität Kobe auf Port Island untergebracht. Port Island ist mit dem Port Liner an die Stadt Kobe angebunden, dieser fährt direkt zur zentralen Station Sannomiya. Zu Fuß läuft man ca. eine Stunde mit Blick auf das Meer. Vom Flughafen Osaka aus nimmt man entweder den Bus nach Sannomiya und dann den Port Liner nach Minatojima oder Kita Futo, die Fähre direkt nach Port Island und anschließend den Port Liner oder bucht den MK Skygateshuttle, der einen direkt vor die Tür des Wohnheims bringt. Ich hatte einen D-Type-Raum: Diese Räume sind nicht sehr groß. Die Ausstattung umfasst Küche, Bad, Schreibtisch und Bett. Ich habe das Bettzeug (Bettlaken, Decke und Kissen) gemietet. W-LAN gibt es in der Lobby und den Lernräumen im Erdgeschoss. Auf Port Island gibt es einen IKEA, mehrere Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel und einen 100Yen-Shop, wo man Haushalts- und Schreibwaren sehr günstig bekommt. Zwar ist die künstliche Insel nicht sehr belebt, aber hat seinen ganz eigenen Industrie-Charme. Ein Abstecher zum Ufer lohnt sich auf jeden Fall. Von keinem anderen Ort hat man einen besseren Blick auf den Hafen und die Stadt. Gerade im Sommer ist dort der ideale Ort für ein entspanntes Picknick. Erste Schritte in Japan Am Anfang gibt es eine Menge zu tun: man muss sich beim Amt melden, verschiedene Versicherungen abschließen, einen Handyvertrag machen, ein Konto eröffnen, Kurse wählen und Einführungsveranstaltungen besuchen. Häufig bekommt man Briefe, die einen erstmal ratlos da stehen lassen. Das ist wirklich überfordernd und ohne Sprachkenntnisse kommt man sie die meiste Zeit ziemlich dumm vor. Ohne meine Tutorin, die mich im Rahmen eines universitätseigenen Tutorenprogramms persönlich betreute, hätte ich vieles gar nicht geschafft. Bei vielen Verträgen muss eine gültige japanische Handynummer angegeben werden, die meisten Dokumente sind außerdem auf Japanisch und die Englischkenntnisse sind meistens auch nicht wirklich ausreichend. Man muss sich auch an die Kultur gewöhnen: Die Japaner sind sehr zurückhaltend, höflich und es

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Semesterstudienaufenthalt im SoSe 2017 an der University of Kobe, Japanvon Sophia Roland, Lehramtsstudentin

VorbereitungJapan - das Land der aufgehenden Sonne, Sushi, Manga und Anime. Mein Wissen über Japan hielt sich vor meinem Aufenthalt ziemlich in Grenzen. Für mich bedeutete Japan, als ich mich für einen Studienaufenthalt bewarb, zunächst einmal Abenteuer und Herausforderung. Die Bewerbung für ein Auslandssemester erfolgt ca. ein Jahr im Voraus entweder über die Fakultät oder das International Center. Ich bewarb mich zusätzlich für ein PROMOS-Stipendium, später erhielt ich jedoch eine Zusage für das japanische JASSO-Stipendium, das mit ca. 700 Euro im Monat einen Großteil meiner Kosten in Japan deckte. Einige Wochen vor meinem Aufenthalt beantragte ich außerdem ein Studentenvisum beim japanischen Konsulat und kümmerte mich um Anträge für das Wohnheim, den Flug und die ersten Einführungsveranstaltungen, die ich in Japan besuchen wollte. Das ist in den letzten Tagen vor dem Aufenthalt natürlich einiges an Stress, aber die Universität hilft, wo sie kann. Außerdem erhalten internationale Studenten zur Unterstützung einen/eine Tutor/in in Japan, was natürlich bei den ersten Schritten unglaublich hilfreich ist.

Einige Tipps fürs Packen: Adapter für japanische Steckdosen mitnehmen! Den Föhn kann man ruhig zuhause lassen falls er nicht für eine Netzspannung für 100V geeignet ist (steht meist auf demStecker).

Das Wohnheim und Port IslandWie die meisten anderen internationalen Studenten war ich in der International Residence der Universität Kobe auf Port Island untergebracht. Port Island ist mit dem Port Liner an die Stadt Kobe angebunden, dieser fährt direkt zur zentralen Station Sannomiya. Zu Fuß läuft man ca. eine Stunde mit Blick auf das Meer. Vom Flughafen Osaka aus nimmt man entweder den Bus nach Sannomiya und dann den Port Liner nach Minatojima oder Kita Futo, die Fähre direkt nach Port Island und anschließend den Port Liner oder bucht den MK Skygateshuttle, der einen direkt vor die Tür des Wohnheims bringt. Ich hatte einen D-Type-Raum: Diese Räume sind nicht sehr groß. Die Ausstattung umfasst Küche, Bad, Schreibtisch und Bett. Ich habe das Bettzeug (Bettlaken, Decke und Kissen) gemietet. W-LANgibt es in der Lobby und den Lernräumen im Erdgeschoss. Auf Port Island gibt es einen IKEA, mehrere Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel und einen 100Yen-Shop, wo man Haushalts- und Schreibwaren sehr günstig bekommt. Zwar ist die künstliche Insel nicht sehr belebt, aber hat seinen ganz eigenen Industrie-Charme. Ein Abstecher zum Ufer lohnt sich auf jeden Fall. Von keinem anderen Ort hat man einen besseren Blick auf den Hafen und die Stadt. Gerade im Sommer ist dort der ideale Ort für ein entspanntes Picknick.

Erste Schritte in Japan Am Anfang gibt es eine Menge zu tun: man muss sich beim Amt melden, verschiedene Versicherungen abschließen, einen Handyvertrag machen, ein Konto eröffnen, Kurse wählen und Einführungsveranstaltungen besuchen. Häufig bekommt man Briefe, die einen erstmal ratlos da stehen lassen.Das ist wirklich überfordernd und ohne Sprachkenntnisse kommt man sie die meiste Zeit ziemlich dumm vor. Ohne meine Tutorin, die mich im Rahmen eines universitätseigenen Tutorenprogramms persönlich betreute, hätte ich vieles gar nicht geschafft. Bei vielen Verträgen muss eine gültige japanische Handynummer angegeben werden, die meisten Dokumente sind außerdem auf Japanischund die Englischkenntnisse sind meistens auch nicht wirklich ausreichend. Man muss sich auch an die Kultur gewöhnen: Die Japaner sind sehr zurückhaltend, höflich und es

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gibt viele unausgesprochene Regel, die man natürlich nicht alle sofort wissen kann und die vielleicht auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Aber keine Sorge! Selbst wenn man auf der Rolltreppe auf der falschen Seite steht oder jemanden zur Begrüßung kurzerhand umarmt, wird mannicht unfreundlich darauf aufmerksam gemacht oder angepöbelt. Am Anfang ist die Verständigung mit Händen und Füßen und die vollkommen andere Kultur natürlich erstmal eine ganz schöne Herausforderung. Aber sobald ich neue Leute kennenlernte, merkte ich, dass es auch vielen Anderen ähnlich ging wie mir.

Die Universität und die Kurse Vom Wohnheim bis zur Uni ist man eine ganze Weile unterwegs. Zunächst nimmt man den Port Liner nach Sannomiya und steigt dort in den local train ( Achtung! Die Expresszüge überspringen die Station) nach Rokko Station. Von dort aus kann man entweder den Bus zur Uni nehmen oder läuft den Berg hoch. Leider gibt es kein Semesterticket, sodass man täglich ca. 10 Euro für die Fahrt bezahlt. Im Sommer kommt man bei dem feuchtwarmen Klima meistens ziemlich verschwitzt an, die Aussicht über die Stadt und das Meer vom International Center aus entschädigen allerdings für einige Mühen und im April blühen die Kirschblüten. Die Kurswahl findet in den ersten beiden Semesterwochen statt, sodass man in Ruhe vor Ort seine Kurse erst einmal besuchen und dann entscheiden kann, ob man sie belegen will.Ich besuchte einen Kurs zur cultural industry in Japan, einen Kurs zur japanischen Philosophie und einen Kurs über japanische Feste und Rituale. Diese und andere Kurse wurden im Rahmen eines universitären Programms in englischer Sprache angeboten. Für nähere Informationen zu einem meiner Kurse findet sich hier ein Interview: https://www.youtube.com/watch?v=j8hs3XfcUa8&t=169s Zusätzlich dazu belegte ich drei Sprachkurse in Japanisch. Da ich keinerlei Vorkenntnisse hatte, kam ich automatisch in den Anfängerkurs und musste keinen Sprachtest machen. Das Tempo ist dennoch sehr zügig. Am besten wäre es gewesen, hätte ich zumindest Hiragana (die japanische Silbenschrift) und Katakana ( die japanische Silbenschrift für englische Wörter) schon vorher gelernt. Oftmals fehlen den Dozenten auch die nötigen Englischkenntnisse, um die Grammatik zu erklären, sodass man sich Einiges auch selbst aneignen muss. Viele belegen auch Intensivkurse und heben dadurch das Niveau in den Anfängerkursen ziemlich an. Trotzdem war es eine sehr interessante Erfahrung, eine neue Sprache so intensiv neu zu lernen und trotz der Schwierigkeiten habe ich es bis zur Prüfung geschafft.

Das Semester ist in Kobe in zwei Quartale unterteilt. Deshalb gibt es in den Kursen kleinere Zwischenprüfungen in der Mitte des Semesters. Die Prüfungen waren allerdings in meinem Feld nicht so schwer wie in Deutschland und deshalb gut machbar.

Bei sämtlichen Fragen hilft einem das International Center weiter und auch die Fakultätsbüros versuchen bei allen Angelegenheiten zu helfen.

Kobe Kobe ist eine Millionenstadt, die jede Menge zu bieten hat. Obwohl es hier nicht so viele Touristen gibt, hat sie trotzdem internationales Flair: Es gibt hier das europäische Stadtviertel Kitano mit altenVillen ausländischer Händler und Diplomaten, das Kobe Rindfleisch ist weltbekannt und seit Neustem spielt auch Lukas Podolski für den lokalen Fußballverein. Trotzdem kann man hier ganz authentisch Japan erleben: Zwischen Hochhäusern und Leuchtreklamen findet man noch den ein oder anderen Tempel, Ramen-Restaurants, Spielhallen undkaum Touristen. Häufig haben wir uns abends in einem Izakaya in Sannomiya getroffen, das ist eine typisch japanische Kneipe, in der man günstig Getränke und Essen bekommt. Auch der Besuch in der Karaokebar gehört zu einem Aufenthalt in Japan dazu.

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Kobe hat außerdem zahlreiche Museen. Sehr zu empfehlen ist das Erdbebenmuseum, was sehr anschaulich über das Erdbeben in Kobe von 1995 informiert. Für Studenten gibt es den Happy Memory-Pass, der freien Eintritt in den Zoo und sämtliche Museen und Attraktionen in Kobe ermöglicht. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich diesen Pass von der Uni zu besorgen. Auch der Hafen von Kobe lohnt sich besonders abends, wenn alles in bunten Farben angestrahlt wird, für einen Besuch Kobe liegt zwischen Meer und Bergen. Von Sannomiya aus läuft man ca. eine Stunde zu den Ausläufern von Mount Maya. Dort merkt man gar nichts mehr von der Großstadt und kann z.B. mit der Seilbahn zum Herb Garden fahren oder den Wanderweg zu den Wasserfällen nehmen. Auch die Aussicht von Mount Maya oder Mount Rokko lohnt sich. Wer im Wandern geübt ist, kann auch über den Rokko nach Arima Onsen wandern. Das dauert zwar ca. 4 Stunden, aber man kann sich anschließend in den heißen Quellen entspannen. Wer lieber im Meer schwimmt, der kommt leicht mit dem Zug nach Suma beach. Das Zugsystem ist in Kobe zwar nicht einheitlich, aber sehr zuverlässig. So kommt man leicht nach Osaka, Himeji, Nara oder Kyoto.

Japan und die Japaner Ich kann nur empfehlen, so viel wie möglich zu reisen! Japan ist ein sehr komfortables Reiseland. Zwar muss man sich manchmal ohne Englisch durchschlagen, aber auf den öffentlichen Verkehr ist Verlass und die Menschen sind extrem höflich. Wenn man aus den großen Städten heraus kommt, merkt man, dass Japan auch eine wunderschöne und vielfältige Natur hat: Karibikstrand und Inseln,aber auch hohe Berge und Wälder. Häufig haben wir uns mit einigen Mitstudenten ein Auto gemietet, haben einen Reisebus gebucht oder sind mit einer günstigen Airline geflogen, aber auch allein zu reisen ist gar kein Problem. Diebstahl kommt eigentlich nicht vor, selbst wenn man sein Gepäck unbeaufsichtigt lässt und auch nachts habe ich mich immer sicher gefühlt. Das Reisen hat meinen Aufenthalt erst unvergesslich gemacht: Karaokesingen mit den Fischern auf einer einsamen Insel bei Okinawa oder die Aussicht vom Fuji trotz Höhenkrankheit gehören zu meinen besten Erinnerungen. Überall in Japan finden sich vending machines mit Getränken und 24-Stunden convenient stores lassen einen nirgendwo verhungern. Meistens werden dort Fertiggerichte oder Bentos angeboten und auf Wunsch sogar aufgewärmt. Und auch wenn man spät abends noch etwas besorgen muss, kann man sich darauf verlassen, dass der convenient store einen nicht im Stich lässt. Die Wörter, die man in Japan am meisten hört, sind „Danke“ und „Entschuldigung“. Selbst wenn man in der Bank seine Miete bezahlt, bedanken sich die Angestellten und verbeugen sich. Außerdem versuchen die Japaner immer zu helfen. Wenn man versucht Japanisch zu sprechen, erntet man häufig Begeisterung. Für viele individualistische Europäer wirkt die kollektivistische Orientierung der Japaner ein wenig befremdlich, aber mit ein wenig Offenheit lernt man auch die Vorteile kennen und schätzen.

Fazit Achtung dieser Aufenthalt könnte dein Leben verändern! Japan war eine tolle und einmalige Erfahrung, die mich persönlich weiter gebracht hat. Natürlich ist vieles anders und befremdlich und es braucht ein wenig Zeit bis man sich an alles gewöhnt. Aber alle schönen Erfahrungen und persönlichen Herausforderungen, die man bewältigt, entschädigen für die Startschwierigkeiten. Japan ist ein sicheres, sauberes und abwechslungsreiches Land und die beste Wahl für einen Auslandsaufenthalt in Asien. Bei Fragen zum Aufenthalt in Japan stehe ich gern zur Verfügung: [email protected]

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Bilder

Ikuta Shrine in Kobe

Aussicht von der Universität

Okinawa

Rehe streicheln in Nara