Vorbericht zur PMR-Expo 2016 in Köln - pmev.de · PMR – PROFESSIONAL MOBILE RADIO 16 NET 11/16...

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PMR – PROFESSIONAL MOBILE RADIO 16 NET 11/16 Zu prophezeien, dass sich das Tactilon Dabat – ein Kombigerät aus Android- Smartphone und Tetra-Funkmodul aus dem Hause Airbus Defence and Space (Stand D01) der Aufmerksam- keit der Messebesucher sicher sein kann, ist kaum ein Risiko. Das war schon auf der Critical Communicati- ons World im Frühjahr in Amsterdam so. Nun wird das Bi-Terminal erstmals auch in Deutschland gezeigt. In Konkurrenz zum Tablet- Polizeicomputer Aber die Durststrecke bis zur tatsächli- chen Marktverfügbarkeit ist noch lang. Hieß es auf der CCW 2016 noch „lieferbar Anfang 2017“, so geht der Flugzeugbauer nun mit der Aussage auf die PMR-Expo 2016: „Das Gerät soll Ende 2017 auf den deutschen Markt gebracht werden.“ Nicht zu vergessen, der dann sicherlich erst noch anstehende Zertifizierungspro- zess für den Tetra-Endgeräteteil. Wenn das alles gut geht, kommt das Kombigerät dann in Konkurrenz zu je- weils separaten Lösungen im Streifen- wagen der Polizei: Sprachkommuni- kation über das Tetra-Funkgerät, Da- tenkommunikation über Tablets. So kommen z.B. schon heute bei der Po- lizei in Niedersachsen 500 Tablets mit BizzTrust for Android – eine sichere Datenübertragungsvariante, entwickelt von Fraunhofer SIT – zum Einsatz. Ei- ne für diese Nutzung erklärte Absicht lautet, die vertraute PC-Umgebung auf der Polizeidienststelle im mobilen Einsatz auf Tablets nachzubauen – ein starkes Argument. Und so ist es der- zeit schwer zu sagen, wer am Ende den Polizeieinsatz gewinnt: Smart- phone-Feeling für den Streifenpolizis- ten oder Amtsstube auf Rädern mit je- weils separatem Einbaufunkgerät und Polizeicomputer? Oder beides? Auch der Hinweis ist notwendig, dass die Datenübertragung in beiden Fällen dank Verschlüsselung sicher gemacht werden kann, aber streng genommen eben nicht einsatzkritisch ist, sofern für die Breitbandkommunikation nicht wenigstens zusätzlich gehärtete, kom- merzielle LTE-Netze eingesetzt werden. Gerade darüber mehr auf der PMR- Expo zu erfahren, dürfte das Ziel vieler Besucher sein. Es ist zu befürchten, dass sie auch in diesem Jahr ent- täuscht werden. Auch Vodafone ist sicherlich nicht wegen Tetra oder DMR nach langer Pause erstmals wie- der Aussteller auf dem PMR-Bran- chentreff – Stand D23. Erinnerungen an GSM-BOS werden wach. Die eigentliche Nachricht, mit der Air- bus auf der PMR-Expo zu punkten be- Breitband durch die Hintertür Vorbericht zur PMR-Expo 2016 in Köln Kurz vor der PMR-Expo, am 4. November, star- tete Airbus das Applikations-Entwickler-Pro- gramm SmarTWISP für das Tactilon Dabat ... (Foto: Airbus Defence and Space) Frank Backasch Veranstalter EW Medien und Kon- gresse ruft zur 16. PMR-Expo vom 22. bis 24. November in Halle 10.2 auf die Koelnmesse (www.pmrexpo.de). NET hielt am Ansatz der Vorjahre fest, Aussteller im Vorfeld zu befragen, mit welchen Produktneuerungen in diesem Jahr zu rechnen ist. Nicht, um ein üppiges Programm, Messe, Branchentreff, PMR-Kongress, Leitstellenkongress, Fachtagung „PMR für Versorgungsunternehmen“ und die begleitenden Fachforen in einem hastigen Stakkato zusammen- zufassen. Dazu sind auch die Interessen der Besucher zu ver- schieden. Es geht um eine Auswahl, eine Orientierung auf besondere Momente und Neuvorstellungen, soweit sie bereits im Vorfeld der Messe von den Unternehmen gegenüber der Redaktion bekanntgegeben wurden. Frank Backasch ist Herausgeber der NET in Woltersdorf bei Berlin ... und kündigte mit TARANIS Smart von ESG die Verfügbar- keit einer ersten App an (Quelle: ESG Elektronik- system- und Logistik- GmbH)

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Zu prophezeien, dass sich das TactilonDabat – ein Kombigerät aus Android-Smartphone und Tetra-Funkmodulaus dem Hause Airbus Defence andSpace (Stand D01) der Aufmerksam-keit der Messebesucher sicher sein

kann, ist kaum ein Risiko. Das warschon auf der Critical Communicati-ons World im Frühjahr in Amsterdamso. Nun wird das Bi-Terminal erstmalsauch in Deutschland gezeigt.

In Konkurrenz zum Tablet-Polizeicomputer

Aber die Durststrecke bis zur tatsächli-chen Marktverfügbarkeit ist nochlang. Hieß es auf der CCW 2016 noch„lieferbar Anfang 2017“, so geht derFlugzeugbauer nun mit der Aussageauf die PMR-Expo 2016: „Das Gerätsoll Ende 2017 auf den deutschenMarkt gebracht werden.“ Nicht zuvergessen, der dann sicherlich erstnoch anstehende Zertifizierungspro-zess für den Tetra-Endgeräteteil.Wenn das alles gut geht, kommt dasKombigerät dann in Konkurrenz zu je-weils separaten Lösungen im Streifen-wagen der Polizei: Sprachkommuni-kation über das Tetra-Funkgerät, Da-tenkommunikation über Tablets. So

kommen z.B. schon heute bei der Po-lizei in Niedersachsen 500 Tablets mitBizzTrust for Android – eine sichereDatenübertragungsvariante, entwickeltvon Fraunhofer SIT – zum Einsatz. Ei-ne für diese Nutzung erklärte Absicht

lautet, die vertraute PC-Umgebungauf der Polizeidienststelle im mobilenEinsatz auf Tablets nachzubauen – einstarkes Argument. Und so ist es der-zeit schwer zu sagen, wer am Endeden Polizeieinsatz gewinnt: Smart-phone-Feeling für den Streifenpolizis -ten oder Amtsstube auf Rädern mit je-weils separatem Einbaufunkgerät undPolizeicomputer? Oder beides? Auchder Hinweis ist notwendig, dass dieDatenübertragung in beiden Fällendank Verschlüsselung sicher gemachtwerden kann, aber streng genommeneben nicht einsatzkritisch ist, sofernfür die Breitbandkommunikation nichtwenigstens zusätzlich gehärtete, kom-merzielle LTE-Netze eingesetzt werden.Gerade darüber mehr auf der PMR-Expo zu erfahren, dürfte das Ziel vielerBesucher sein. Es ist zu befürchten,dass sie auch in diesem Jahr ent-täuscht werden. Auch Vodafone istsicherlich nicht wegen Tetra oderDMR nach langer Pause erstmals wie-der Aussteller auf dem PMR-Bran-chentreff – Stand D23. Erinnerungenan GSM-BOS werden wach.Die eigentliche Nachricht, mit der Air-bus auf der PMR-Expo zu punkten be-

Breitband durch die HintertürVorbericht zur PMR-Expo 2016 in Köln

Kurz vor der PMR-Expo, am 4. November, star-tete Airbus das Applikations-Entwickler-Pro-gramm SmarTWISP für das Tactilon Dabat ...

(Foto: Airbus Defence and Space)

Frank Backasch

Veranstalter EW Medien und Kon -gresse ruft zur 16. PMR-Expo vom22. bis 24. November in Halle 10.2auf die Koelnmesse (www.pmrexpo.de).NET hielt am Ansatz der Vorjahre fest,Aussteller im Vorfeld zu befragen, mitwelchen Produktneuerungen indiesem Jahr zu rechnen ist. Nicht, um ein üppiges Programm,Messe, Branchentreff, PMR-Kongress,Leitstellenkongress, Fachtagung„PMR für Versorgungs unternehmen“und die begleitenden Fachforen ineinem hastigen Stakkato zusammen -zufassen. Dazu sind auch dieInteressen der Besucher zu ver -schieden. Es geht um eine Auswahl,eine Orientierung auf besondereMomente und Neuvorstellungen,soweit sie bereits im Vorfeld derMesse von den Unternehmengegenüber der Redaktionbekanntgegeben wurden.

Frank Backasch ist Herausgeber der NET in Woltersdorf bei Berlin

... und kündigte mitTARANIS Smart vonESG die Verfügbar-keit einer ersten Appan

(Quelle: ESG Elektronik-system- und Logistik-

GmbH)

Breitband durch die Hintertür

absichtigt, ist der Anfang Novembererfolgte Start eines globalen Applikati-ons-Entwickler-Programms namensSmarTWISP für das Tactilon Dabat unddie gesamte Produktfamilie TactilonSuite. Ganz auf dieser Linie liegt dieangekündigte Präsentation der neuenApp TARANIS Smart von ESG (Elektro-niksystem- und Logistik-GmbH, www.esg.de). Die App erlaubt Anbieteran-gaben zufolge insbesondere Polizistenbei Einsätzen vor Ort oder im Kom-mandoraum den permanenten Zugriffauf ein gemeinsames, aktuelles Lage-bild der Operation. Die Einsatzkräftesind auf einer Karte eingetragen undkönnen via Funkgerät verschlüsseltmiteinander kommunizieren. Zudemkönnen Fotos, Videos und andere Da-ten übertragen werden. Außerdemunterstützt die Anwendung Gruppen-Chats.

Leitstelle der Zukunft

Gleich mehrere Leitstellenanbieter(und der Leitstellenkongress) habendie Integration des 2018 startendeneCall-Notrufs als Herausforderungausgemacht, setzen aber auch andere

Schwerpunkte. So zeigt MotorolaSolutions (Stand C12) auf der PMR-Expo sein Virtual-Reality-basiertesLeitstellenkonzept (siehe auch Beitragab S. 23). Ebenso stellt das Unterneh-men sein Command-Central-Portfoliofür eine bessere Situationseinschät-zung und Entscheidungsfindung vor –während und nach dem Einsatz, inder Leitstelle und auf der Straße.

DMR mit Zugkraft

Hytera Mobilfunk (Stand E02) bringtdas PD985 nach eigenen Angaben als„neuen Star in der DMR-Handfunk-geräteklasse“ mit nach Köln. Zu denEigenschaften des Endgerätes zählen:• Einzelfrequenz-Repeater-Modus: über

einen Slot wird das Signal empfan-gen, über den anderen Slot das Sig-nal mit der gleichen Frequenz imDMO-Modus übertragen, um so dieReichweite zu vergrößern;

• Bluetooth 4.0: auch die Program-mierung des Funkgerätes über denKurzstreckenfunk ist möglich;

• neue Rauschunterdrückung: sorgtfür bessere Audioqualität, Audio-ausgangsleistung 2,5 W;

• intelligenter Akku: reduziert Lade-zeit und vereinfacht Kontrolle derLade- und Lebensdauer;

• Micro-SD-Speicher: mit bis zu 32Gbyte für 576 h Audioaufnahme.

Als weiteres Highlight der eigenen Exposition hebt das Unternehmen aus Bad Münder die neue Tetra-Out-door-Basisstation DIB-R5 outdoor her-vor. Sie ist prädestiniert für die Monta-ge an Masten und Mauern sowie inTunneln und besticht mit einem sehrniedrigen Energieverbrauch (lt. Hyteranur ca. 3.500 kWh/Jahr im Vergleichzu ca. 12.300 kWh/Jahr für eine übli-che Basisstation).Dass der DMR-Standard Zugkraft aufdie Entwickler von Betriebsfunkge-räten ausübt, beweist Kenwood(Stand B19) mit seiner weiterent-wickelten NX-5000-Garätefamilie. AlsWeltneuheit bezeichnet das Unter-nehmen die Tatsache, dass die Geräte

DMR-Handfunk-gerät PD985

(Foto: Hytera)

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neben den Protokollen NXDN undP25 nun auch kompatibel zur eu-ropäischen Funknorm Digital MobileRadio sind. Dabei lassen sich die ein-zelnen NX-5000-Funkgeräte so pro-grammieren, dass sie gleichzeitig mitzwei digitalen Protokollen und analo-gem FM arbeiten können. Wählbarsind die Kombinationen: FM/DMR/NXDN, FM/NXDN/P25 oder FM/DMR/P25. Von praktischem Wert für dendeutschen Markt ist das Nebeneinan-der von FM, DMR und NXDN in einemNetz. Es dürfte die Marktakzeptanzvon Betriebsfunklösungen des japani-schen Anbieters hierzulande deutlichstärken, weil es Schluss macht mit derdigitalen Sonderrolle, die den Nex -edge-Geräten bisher anhaftete. DasUnternehmen hebt hervor: Die Kom-patibilität mit der DMR-AIS-IP-Konso-lenschnittstelle erleichtert das Mana-gement der Funkgeräte, und dieMöglichkeit zur Anrufunterbrechungist für Sicherheitspersonal von beson-derer Bedeutung. Digitale DMR-Da-

tendienste und die Fernüberwachungsind weitere wichtige Vorteile.Icom (Stand B03) zeigt erstmals aufdem deutschen Markt die weiterent-wickelte Generation digitaler IDAS-Betriebsfunkgeräte (IDAS – Icom Digi-tal Advanced System) nach den Stan-dards NXDN und dPMR. Der Herstellerhebt hochwertiges Design, erstklassi-ge Performance und viele durchdach-te Features hervor. Basierend auf einerflexiblen und upgradebaren Multipro-tokollplattform (erweiterbar aufNXDN Trunking, dPMR Mode 3 Trun-king, mit P25 oder auch mehr Kanäle,2.000 oder 4.000). Die Modelle verfü-gen über Bluetooth und sind mithochauflösenden Farb-LC-Displays er-hältlich. Eine DES-Verschlüsselungsteht zur Verfügung, auch AES-Ver-schlüsselung mit OTAR-Funktion istoptional möglich. Mit OTAP (Over theAir Programming) lassen sich dieGeräte geänderten Erfordernissenüber die Luftschnittstelle anpassen.Die Handfunkgeräte verfügen überBewegungssensoren, eingebaute GPS-Empfänger, sind wasserdicht undstaubgeschützt (IP68).Dass auch schmalbandige PMR-Da-tendienste für Telematikaufgaben imM2M-Zeitalter durchaus geeignet seinkönnen, stellt E-Message (StandB08) unter Beweis. Schon vor einigerZeit konnte der Anbieter von Paging-

Diensten mit seinem Strompager beiStromnetz Berlin, ein zu Vattenfallgehöriger Energieverteilnetzbetreiber,punkten. Nach Unternehmensanga-ben setzt der Energieversorger denstadtweiten Rollout fort. Neu ist dieNachricht, dass sich diese Lösung nunauch als „weitaus am besten geeigne-tes Werkzeug“ für die Steuerung vonWindrädern bei Westnetz (RWE-Ver-bund) bewährt hat, wie E-Messagemitteilte. Auf der Messe in Köln solldarüber hinaus ein weiterer Herstellerdes Strompagers bekanntgegebenwerden.

+++ Hytera gab bekannt, dass dasUnternehmen zusammen mit seinembaltischen Partnerunternehmen Fimafür den litauischen EnergieversorgerESO ein DMR-Netz errichten wird.Das DMR-System diene der 24/7-In-spektion und Wartung des landeswei-ten Stromnetzes von ESO in Litauen.

+++ Radiodata stellt als neuen Bau-stein seines Fernwirkfunks für Versor-gungsunternehmen DIPRAcontrol dasDatenfunkmodem Radium vor (Bild),ein DMR-Tier-3-Endgerät für den Fre-quenzbereich 146 bis 174 MHz. Spe-zielle Datenreduktionsverfahren in DIPRAcontrol erlauben nach Herstel-lerangaben eine besonders effizienteÜbertragung der FernwirkprotokolleIEC 60870-5-101/-104. Die Berück-sichtigung der Schutzziele der DIN

ISO/IEC 27001 mache das neue Mo-dem besonders für Smart-Grid-An-wendungen geeignet. Die kompakteBauweise ermögliche platzsparendesMontieren auf Hutschienen, Monta-geplatten und in 19”-Rahmen. Fürden Einsatz in rauen Umgebungenwird die Variante Radium-R in derSchutzart IP65 angeboten.

+++ Die Mineralölraffinerie Ober -rhein (Miro) in Karlsruhe, nach eige-nen Angaben Deutschlands größteRaffinerie, wird künftig über einDMR-System von Radiodata funken.Drei Basisstationen mit jeweils neunKanälen in DMR-Tier-3-Gleichwel-lentechnik bilden das Rückgrat die-ses Kommunikationssystems. DenAuftrag erhielt die B. Schmitt MobileGmbH. Sie kooperiert bei Planungund Realisierung mit Radiodata. Circa850 Atex-Handfunkgeräte von Hyterawerden im Netz aktiv sein.

+++ Weil die Critical Communicati-ons World 2017 weit weg – in Hong -kong – ausgetragen wird, legt derVeranstalter zusätzlich eine CriticalCommunications Europe auf – vom7. bis 9. Februar 2017 in Kopenhagen.

Verbindungsnetzbetreiber Westnetz nutzt denStrompager für die Steuerung von Windrädern

(Foto: E-Message)

PMR-News

(Fot

o: R

adio

data

)

Jetzt auch mit DMR, die Digitalfunkgeräte derNX-5000-Serie (Fotos: Kenwood)

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Advertorial

eCall schafft die Möglichkeit der auto-matisierten Notruflösung, gesteuertdurch im Fahrzeug eingebaute Senso-ren, um den Kontakt mit der örtlichenund organisatorisch zuständigen Not-rufleitstelle herzustellen. Eine manuel-le Auslösung durch die Fahrzeuginsas-sen ist in allen anderen Notsituationenebenfalls möglich. In beiden Fällenwerden durch die eCall-Fahrzeug -einrichtungen Detaildaten zur jeweili-gen Notsituation an die Leitstellenübermittelt.

Genormte Basisvorgaben

Diese Detaildaten sind in der eCall-Norm als Basisvorgaben (MSD – Mini-mum Set of Data) definiert. Mithilfedieser Daten verfügen die Hilfsorgani-sationen über wertvolle, zusätzlichunterstützende Informationen zur Ko-ordination und Steuerung der erfor-derlichen Hilfeleistungen.Die Norm EN 15722 legt die MSD-Dateninhalte fest. Es sind Informatio-nen zu Fahrzeugtyp und Energieart,und ob der eCall manuell oder auto-matisch ausgelöst wurde, enthalten.Durch die Übertragung der eindeuti-gen Fahrzeug-Identifikationsnummer(FIN) sind auch Datenabfragen in Da-tenbanken möglich. Diese Datenban-ken liefern detaillierte Informationenzum verunfallten Fahrzeugmodell unddessen Ausführung. Dies wiederumlässt eine Kombination mit sogenann-ten Rettungskarten zu. Die Einsatz-kräfte können sich so bereits bei derAnfahrt Informationen über die fahr-zeugspezifischen Elemente einholen. Eine weitere Verbesserung zur TR-

Notrufstandortdatenübermittlung er-gibt sich durch die Positionsdaten -übermittlung (GPS – Global Positio-ning System) zur noch genauerenOrtsbestimmung. Ergänzend dazuwird die Information zur Fahrtrichtungübermittelt. Optional können auchdie letzten zwei Fahrzeugpositionenunmittelbar vor eCall-Auslösung mit -übertragen werden. Für zukünftigeErweiterungen sind in den Spezifika-tionen freie Datenfelder vorgesehen. Die MSD werden dem Disponentenals Text angezeigt.Optional kann in den Funk- und Not-rufabfragesystemen die Fahrzeugposi-tion in einer Karte dargestellt werden.Nach der Auswertung der Daten wirdeine Sprechverbindung zwischen demFahrzeug und dem Disponenten her-gestellt. Eine Funktion zur erneutenmanuellen MSD-Abfrage im aktuellenGespräch ist vorhanden. Zu berück-sichtigen ist, dass für die Dauer derDatenübertragung (wenige Sekun-den) keine Sprechverbindung möglichist. Dies wird dem Disponenten signa-lisiert. Das Trennen eines eCall wirdvon der Leitstelle erfolgen.Selbst für einen Rückruf zum eCall-

Fahrzeug und dessen Insassen sindFunktionen vorbereitet. Die eCall-Fahrzeugeinrichtung, die grundsätz-lich als schlafendes System arbeitet,ist ab dem Zeitpunkt der erstmaligenNotrufauslösung für eine Dauer von60 min für die Leitstelle über das Mo-bilfunknetz erreichbar. Somit ist eineKontaktaufnahme für Rückfragen andie Fahrzeuginsassen und eine erneu-te MSD-Abfrage möglich.

Mehr zu eCall gibt es auf derPMR-Expo

Weiterführende Informationen zumThema eCall erhalten Sie bei EurofunkKappacher auf der PMR-Expo vom 22.bis 24. November in Köln (Halle 10.2,Stand E03) oder im Vortrag von Dr.Christian Kappacher am 24. Novem-ber auf dem Leitstellenkongress (Of-fenbachsaal) zum Thema: „Ein-führung des eCall – Maßnahmen zurErtüchtigung der Leitstellen“.

Die Einführung von eCallführt zu neuen Herausfor-derungen in der Leitstelle

(Foto: Maira Falconi)

Automatisierter Notruf – eCall startet 2018Der schon lange diskutierte eCall ist ab März 2018 für Neufahrzeuge in der EU verpflichtend und wird als integrierter

Bestandteil geliefert. Auch der Zubehörsektor wirbt mit nachrüstbaren Geräten zur Ausstattung der im Verkehrbefindlichen Fahrzeuge. Und für die Leitstellen heißt es bereits jetzt, tätig zu werden. Bis Anfang Oktober 2017 werden

die Leitstellen zertifiziert sein müssen. Die Kommunikationstechnik sollte rechtzeitig eCall-fähig sein und dieseErtüchtigung bereits in diesen Monaten in die Planungsphase gehen. Die Zeitschiene von der Ertüchtigung der Leitstellen

Anfang Oktober 2017 bis zum Start von eCall im April 2018 ist eng gestrickt.

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Die Landeshauptstadt Dresden hat imSommer 2015 ihre Fahrzeuge derFeuerwehr und des Rettungsdienstesvollständig auf den BOS-Digitalfunkumgestellt. In der integrierten Regio-nalleitstelle wurden neue Systeme zurEinsatzleitung errichtet. Sie befindensich bereits seit August 2013 im ope-rativen Betrieb. Für den Funkverkehr mit integriertenRegionalleitstellen in Sachsen ist es er-forderlich, einen statusgesteuertenSprechfunkverkehr mit der Leitstelleumzusetzen. Dies wurde durch dieFunkgeräte und deren Zusatzeinrich-tungen realisiert. Hinzu kam die Inte-gration einer Standardnavigationslö-sung für die Zielführung, die aberauch der Verbesserung der Anzeige,Bedienung und operativen Nutzungzusätzlicher Leistungsmerkmale, ins-besondere der Datendienste des BOS-Digitalfunks dient.

Anforderungen an dieNavigationsausstattung

Die Navigationslösung sollte sowohlmit den sich im Einsatz befindlichenDigitalfunkgeräten der Firma Sepuraals auch mit handelsüblichen Naviga-tionsgeräten wie zum Beispiel von derFirma Garmin realisiert werden. DasHauptaugenmerk lag hierbei auf denfolgenden Anforderungen:• Übernahme von GPS-Zielkoordina-

ten für die Navigation;

• Anzeige eingegangener Alarme undNachrichten;

• Eingabe von Textnachrichten an dieLeitstelle;

• Eingabe und Anzeige aktueller Sta-tusinformationen;

• Anzeige empfangener Anweisun-gen bzw. Fernaufträge;

• Anzeige einer empfangenen opera-tiv-taktischen Adresse (OPTA).

Eine weitere Anforderung war, dassder Status nicht nur über den Bild-schirm des Navigationsgerätes einge-geben oder angezeigt werden kann,sondern auch über zusätzliche Status-leisten. Hierfür veröffentlichte dieStadt Dresden Mitte 2015 eine ent-sprechende Ausschreibung. Das Ergebnis der Ausschreibung führ-te schließlich zum Einsatz des Funk-navigationsinterface FNI915 der Fir-ma Elektronik-Labor Carls (Bild 1). Zu-sammen mit den optional anschließ-baren Statusleisten STL915 konntenmit seiner Hilfe alle Anforderungenerfüllt werden.

Realisierung derNavigationsausstattung

Bei den Einsatzfahrzeugen handelt essich um Fahrzeuge der Landeshaupt-stadt Dresden, die von der Berufsfeu-erwehr Dresden, dem Deutschen Ro-ten Kreuz, dem Malteser Hilfsdienstsowie von G.A.R.D. (GemeinnützigeAmbulanz und Rettungsdienst GmbH)

Auf dem Weg zum EinsatzortNavigationsausstattung in Fahrzeugen der Feuerwehr und des

Rettungsdienstes in Dresden

Ulrich Pankotsch ist Abteilungsleiter Leitstelle/Nachrichtentechnik beim Brand- und Katastro-phenschutzamt in Dresden,Helmut Schiffelholz ist Geschäftsführer beiElektronik-Labor Carls in Neuenkirchen

Ulrich Pankotsch, Helmut Schiffelholz

Nachdem die LandeshauptstadtDresden ihre Fahrzeugflottevollständig auf den BOS-Digitalfunkumgestellt sowie neue Systeme in derRegionalleitstelle in den operativenBetrieb genommen hatte, war esnotwendig, den statusgesteuertenSprechfunkverkehr mit der Leitstellezu verbessern und mit einerStandardnavigationslösung zuergänzen. Diese Lösung sollte derZielführung zum Einsatzort, aberauch der Verbesserung der Anzeige,Bedienung und operativen Nutzungzusätzlicher Leistungsmerkmaledienen.

Bild 1: Übersichtsbilddes Funknavigations-interface

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besetzt werden. Die Fahrzeuge derverschiedenen Leistungserbringer wei-sen hierbei eine einheitliche Ausstat-tung entsprechend der jeweiligenFahrzeugkategorie auf. Jedes Fahr-zeug ist mindestens mit einem Se-pura-Fahrzeugfunkgerät vom Typ

SRG3900 mit einem Bediengerät und einem Handapparat bzw. mit einem Bedienhandapparat sowie ei-nem externen BSI-Kartenleser ausge-stattet. Das Funknavigationsinterface FNI915ist über ein Standardanschlusskabelmit dem SRG3900 verbunden. DieSpannungsversorgung des FNI915kann aus dem Funkgerät erfolgen. Eine Sepura Control Interface Box(CIB) ist nicht erforderlich, da derenFunktionalität bereits im FNI915 inte-griert ist. Die Verbindung des Funknavigations-interface mit dem jeweiligen Garmin-Navigationsgerät erfolgt über ein so-genanntes FMI-Anschlusskabel (FMI –Fleet Management Interface). SofernStatusleisten angeschlossen werdensollen, können diese direkt mit demFNI915 verbunden werden. Bis zuzwei Statusleisten können über dasFunknavigationsinterface aus dem Di-gitalfunkgerät mit Spannung versorgtwerden.

Funktionalität derNavigationsausstattung

Mit den zuvor beschriebenen Kom-ponenten werden die in der Aus-

schreibung geforderten Anforde-rungen mehr als erfüllt. Die wesent-lichen Leistungsmerkmale der Soft-ware sind:• leitstellengestütztes Routing: Von

der Leitstelle gesendete GPS-Koor-dinaten werden nach Bestätigung

für die automatische Berechnungder Route verwendet. Die Zielfüh-rung kann automatisch starten.Hierzu können verschiedene Daten-formate verwendet werden. Insbe-sondere wird das Datenformat derRegionalleitstellen in Sachsen unter-stützt, so dass z.B. im Krankentrans-port mit dem Einsatzauftrag derLeitstelle sowohl der Abhol- alsauch der Zielort übertragen werdenkönnen.

• Der statusgesteuerte Sprechfunk-verkehr mit Regionalleitstellen inSachsen wird durch das Funknavi-gationsinterface unterstützt undstellt eine sinnvolle Erweiterung dar(Bild 2).

• Über den Bildschirm des Garmin-Navigationsgerätes können freieTextnachrichten eingegeben, gesen-det und empfangen werden. Eben-so kann auf einfache und bequemeWeise auf Textmeldungen geant-wortet werden.

• Vordefinierte und ergänzbare Text-nachrichten können im Handum-drehen gesendet werden. So wirdz.B. die „Stärkemeldung“ ergänztum „1/3/14“ und versendet.

• Statusmeldungen können perKnopfdruck übertragen werden. Die

Bild 2: Navigationsgerätund Statusleiste imFahrzeugcockpit

Auf dem Weg zum Einsatzort

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Quittierung der Statusmeldungendurch die Leitstelle wird ausgewer-tet und im Fahrzeug dargestellt.

• Selbstdefinierte Statusmeldungenund Anweisungen können gesen-det und empfangen werden. Diesewerden in konfigurierbaren Listenprotokolliert.

• Die FMS-Sachsen-Funktionalität imDigitalfunk wird komplett abgebil-det.

• Die OPTA des sendenden Funkteil-nehmers wird ermittelt und ange-zeigt.

• Eingehende Textnachrichten undAnweisungen bzw. Fernaufträgewerden in Volltextanzeigen umge-setzt. So wird die Anweisung „$J“z.B. als „J – Sprechaufforderung“angezeigt.

• Status und Short Data Service (SDS)werden für den Umgang mit Abroll-behältern verwendet. So kann dieLeitstelle per Tastendruck informiertwerden, welcher Abrollbehälteraufgesattelt ist.

• Beim Einsatz von Statusleisten kön-nen Status- und Textmeldungen aufeinzelne Tasten gelegt werden. DieBeleuchtungsfarbe ist je Taste ein-stellbar. Für die Beleuchtungshellig-keit steht eine Tag-Nacht-Umschal-tung zur Verfügung.

PlatzsparenderFahrzeugeinbau

Neben der beschriebenen Funktiona-lität war auch ein möglichst einfacherund platzsparender Einbau von gro-ßer Bedeutung. Das Gesamtsystem

besteht, wie eingangs beschrieben,aus wenigen Komponenten, für derenVerbau wenig Platz erforderlich ist. ImCockpitbereich des Fahrzeugs sinddas Garmin-Navigationsgerät und,falls gewünscht, eine oder zwei Sta-tusleisten verbaut, so wie dies im Bild2 oben zu sehen ist. Das Funknaviga-

tionsinterface ist zusammen mit demSepura-Digitalfunkgerät und dem ex-ternen BSI-Kartenleser auf einer rela-tiv kleinen Montageplatte unterge-bracht (Bild 3). Die Schnittstellen fürdie Programmierung des Funknaviga-tionsinterfaces FNI915 und des Sepu-ra-Digitalfunkgeräts SRG3900 sindleicht zugänglich, so dass die Konfi-guration und Wartung der Navigati-onsausstattung auch im verbautenZustand ohne Probleme erfolgenkann.

Konfiguration und Wartungder Navigationsausstattung

Das Funknavigationsinterface kannmithilfe einer PC-Software schnellund einfach parametriert werden,auch wenn die Möglichkeiten derKonfiguration, insbesondere die Para-metrierung der Statusleisten, sehrumfassend sind (Bild 4). Ebenso unproblematisch ist das Auf-spielen einer neuen Software. Es wer-den lediglich ein Windows-Rechnerund ein LAN-Kabel benötigt. Ein Update der Funkgerätesoftwareist ebenfalls sehr einfach: Über einenAnschluss am FNI915 kann ein Upda-te des Funkgeräts erfolgen; das lästi-ge Umstecken der Kabel entfällt.

Aktueller Sachstand undAusblick

Aktuell sind alle Einsatzfahrzeuge imRettungsdienst und ein Teil der Feuer-wehr mit der Navigationsausstattungausgerüstet, und die Lösung bewährtsich im täglichen Einsatz. Die Fahr-

zeugausbauten erfolgten durch Aus-bauer im Großraum Dresden, so dassdie Zeiten, an denen die Fahrzeugeaufgrund der Einrüstung nicht zurVerfügung standen, sehr kurz waren.Die restlichen Feuerwehrfahrzeugewerden voraussichtlich bis Ende die-ses Jahres ebenfalls ausgerüstet sein.Die Kommunikation zwischen derLeitstelle und den Fahrzeugen läuftbisher wie geplant. In einer weiteren Ausbaustufe wirddie beschriebene Funktionalität durchParametrierung bzw. Softwareupdateauf die Eingabe und das Senden einerFahreridentifizierung sowie die Über-tragung von Daten aus dem Navigati-onsgerät wie z.B. der aktuelle Ort, dieaktuelle Geschwindigkeit und Fahrt-richtung, die zurückgelegte Wegstre-cke und die erwartete Ankunftszeiterweitert werden. Zudem können„per Hardware“ weitere Funktionenintegriert werden. Hierzu stehen amFunknavigationsinterface mehrereEin- und Ausgänge zur Verfügung. Alles in allem erhielt die Landeshaupt-stadt Dresden so ein einfaches undkostengünstiges System, das die ge-wünschten Anforderungen erfüllt undaufgrund der Erweiterungsmöglich-keiten auch für die nähere Zukunftgewappnet ist. (bk)

Bild 3: Platzsparender Einbau von Funkgerät und FNI915 Bild 4: Screenshot der Konfigurationssoftware

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Vor dem Hintergrund neuer Bedro-hungen und Sicherheitsanforderun-gen sind die BOS gefordert, ihre Leis-tungsfähigkeit weiter auszubauen. EinBlick auf die Leitstelle der Zukunftzeigt, wo genau die Herausforderun-gen liegen und wie die Einsatzzentraledie Beamten künftig noch gezielterunterstützen kann.

Auswertung wachsenderDatenmengen

Die Anzahl von Notrufen und Einsät-zen hat in den vergangenen Jahren inallen Bereichen stark zugenommen.Dadurch ist das Volumen der Informa-tionen extrem angewachsen. Hinzukommen die automatischen Alarmie-rungen durch Diebstahlsicherungen,Sensoren oder Telematikdienste. DieseSysteme werden ebenfalls von denLeitstellen bedient und führen zu akti-ven Einsätzen. Des Weiteren hat sich die Kommuni-kation zwischen Bürgern und Sicher-heitsorganen verändert. Durch den Informationsaustausch über mobileEndgeräte sowie die Nutzung neuerSocial-Media-, Foto- und Videoplatt-formen wie Facebook, Instagram oderYoutube stehen Sicherheitsbehördeneiner vernetzten Welt gegenüber. UmNotrufe aus sozialen Netzen zu bear-beiten, wurden eigens Internetwa-chen eingerichtet.

Katastrophen gezieltvermeiden

Ohne geeignete technische Ausstat-tung sind Leitstellenmitarbeiter kaumin der Lage, die eintreffenden Datenso auszuwerten, aufzubereiten und zuteilen, dass ihre Kollegen im Einsatzschnell und zielgerichtet unterstütztwerden. Dazu kommt, dass Beweis-mittel wie Videos per Smartphoneoder Facebook richtlinienkonform ge-sichert und für eine Auswertung vor

Gericht gespeichert werden müssen.Außerdem müssen die Sicherheits-behörden, insbesondere im Terror-oder Katastrophenfall, Bedrohungennicht nur umgehend erkennen, son-dern weitere Vorfälle rechtzeitig anti-zipieren, bewerten und Gegenmaß-nahmen einleiten, bevor Situationeneskalieren. Durch moderne, integrierte Leitstellen-konzepte wie das Virtual-Control-Room-Konzept von Motorola Solu-tions lassen sich Abläufe effizientergestalten, um die Bedürfnisse von Si-cherheitsbehörden heute und morgenzu erfüllen. Die folgenden Elementestehen dabei im Mittelpunkt.

Intelligente Datenanalyse fürschnellere Reaktion

Die Fülle von Daten aus Notrufen, Te-lematikdiensten, Sensoren, Video-streams oder sozialen Netzen lässtsich ohne technische Unterstützungnicht mehr schnell und aussagekräftiggenug auswerten. Hier setzen Ad-vanced-Analytics-Lösungen an (Bild 1).Sie gewichten Daten und ermögli-chen, Vorfälle und deren potenzielleAuswirkungen schneller als bishervorherzusagen. Bedrohungen lassensich so früher erkennen, zum Beispielindem Normabweichungen automa-tisch analysiert werden. Lösungen wie CommandCentral Ana-lytics von Motorola Solutions verknüp-fen Daten aus unterschiedlichen Da-tenbanken sowie CAD- und RMS-Softwaredaten und erstellen über-sichtliche Dashboards mit Funktionenfür Analyse, Abfrage, Darstellung undInformationsweitergabe. Heatmaps,Trendanalysen oder Diagramme hel-fen Disponenten, Tendenzen sofort zuerfassen. Sie können unter anderemSituationen und Orte nach Verbre-chenstypen, Tageszeiten oder Wo-chentagen auswerten. Mit der Con-nections-Funktion lassen sich zudem

Virtuell. Vernetzt. Live.Moderne, integrierte Konzepte für die Leitstelle der Zukunft

Uwe Abend ist Portfolio & Business Develop-ment Manager bei der Motorola Solutions Ger-many GmbH in Berlin

Uwe Abend

Sicherheitsbehörden stehen heute vorder Herausforderung, neben ihren

gewohnten Aufgaben auch einebesonders angespannte Risikolage zu

bewältigen: von der steigendenAnzahl an Straftaten über die

Koordination der Flüchtlingshilfe bishin zu Terroranschlägen und

Ausschreitungen beiDemonstrationen. Um die

Handlungsfähigkeit der Behördenund Organisationen mit

Sicherheitsaufgaben (BOS) zugewährleisten, plant das BMI nachMedieninformationen, sowohl die

Bundespolizei als auch dasBundeskriminalamt oder das

Bundesamt für Verfassungsschutz ummehrere tausend Stellen zu

verstärken. Auch die Ausstattung vonPolizei und Verfassungsschutz soll

verbessert werden, um dieReaktionsfähigkeit und Sicherheit im

Einsatz zu erhöhen. Leitstellenmachen da keine Ausnahme.

Virtuell. Vernetzt. Live.

24 NET 11/16

aus umfangreichen DatenmengenAnomalien und Beziehungsmusterzwischen Personen, Orten, Objektenund Ereignissen erkennen, um Fälleschneller zu bearbeiten und zukünfti-ge Straftaten zu verhindern.

Durch Verbrechensprognoseeinen Schritt voraus

Die Predictive-Funktion geht einenSchritt weiter und nutzt gespeicherteDaten (z.B. von Hooligan-Ausschrei-tungen), um gezielt Verbrechensprog-nosen zu erstellen, die dreimal genau-er sind als herkömmliche Spot-Analy-sen (Bild 2). Anhand dieser Vorhersa-gen können genauere Einsatzplänefür Polizeibeamte aufgestellt, ihre Res-sourcen und den dafür veranschlag-ten Zeitaufwand effizienter zugewie-sen und Straftaten vorausschauendverhindert werden. Die Prognosen las-sen sich nach Tag, Bereich und Schichteingrenzen. Gleichzeitig können klei-ne Bereichsfelder ab etwa 150 m2 de-finiert werden, die leicht zu patrouil-lieren sind. Überblicksdaten informie-ren Polizeibeamte über Art des Ver-brechens, Zeitrahmen und Standort –kombiniert mit Informationen zu bis-herigen Verbrechen und Straßenan-sichten des jeweiligen Bereichs.Mithilfe einer inkludierten Social-Me-dia-Funktion sind die Sicherheitsbe-hörden in der Lage, Kriminelle auchmittels sozialer Netze aufzuspüren. Solassen sich Social-Media-Feeds nachbestimmten Schlüsselwörtern, Formu-lierungen, Ereignissen, Standortenoder Vorfallstypen filtern und in Formvon Diagrammen und Schaubildern

anzeigen. Eine rollenbasierte Zugriffs-steuerung gewährleistet, dass die an-gezeigten Inhalte unter Einhaltungstrengster Datenschutzrichtlinien ver-wendet werden.

Datenvalidierung und sichererAustausch zwischen Behörden

Eine Funktion für die Datenklassifizie-rung und -validierung sorgt dafür, dassDateneingabefehler wie falsch zuge-ordnete oder klassifizierte Straftatenvermieden werden. Leitstellenmitarbei-ter erhalten Benachrichtigungen zurDatengenauigkeit und können fehler-haft zugeordnete Straftaten per Maus-klick beheben sowie Regeln zuweisen,um die Treffergenauigkeit zu maximie-ren. Des Weiteren ermöglicht ein Mo-dul in CommandCentral Analytics ei-ne Datenfreigabe zwischen Polizeibe-hörden. Nutzer können Daten für zweioder mehr Behörden gleichzeitig zu-sammenstellen, überprüfen und ana-lysieren. Dabei lassen sich die Zustän-digkeiten in unterschiedliche Reviereoder Zonen aufteilen, um Beamtenanhand von Verbrechenskarten Be-richte zu den kriminellen Vorkomm-nissen während ihrer dienstfreien Zeitbereitzustellen. Ergänzend ermöglicht CommandCen-tral Vault, dass die ausgetauschten In-halte durchgängig den Richtlinien undNormen der Sicherheitsbehörden ent-sprechen – von der Beweismittelerfas-sung über die Kontrolle bis hin zur Si-cherung. So lässt sich z.B. Beweisma-terial markieren, um ein ungewolltesLöschen zu verhindern und die Aufbe-wahrungsrichtlinien und -zeiträume

basierend auf Einsatztyp, Aufnahme-datum und Fallzuordnung einzuhalten.

Unterstützung von Polizistenim Einsatz

In der Leitstelle der Zukunft kommenalle Informationen und Erkenntnissezusammen. Dies ist essenziell, um Ge-fahrensituationen umgehend auszu-werten sowie sofort Entscheidungenzu treffen und Aktionen einzuleiten.Ein wichtiges Glied in dieser Kette istdie Unterstützung der Einsatzkräftevor Ort. Nur wenn sie die einsatzrele-vanten Informationen sofort erhalten,können sie schnell und sicher agieren.Die Motorola Bodycam Si500 mit inte-grierten Lautsprechermikrofonen undeiner intuitiven Bedienoberfläche bie-tet umfangreiche Foto- und Video-funktionen. Das LTE-Endgerät Mo-torola LEX L10 bereitet Informationenintelligent auf, fasst sie zusammenund priorisiert sie für die Einsatzkräf-te. Es wird dargestellt, was wirklichwichtig ist. Durch die Ausstattung mitLTE-Breitbandkonnektivität lassen sichauch hohe Datenvolumina problemlosübermitteln.

Überblick durchMultimediaintegration

Multimedia- und Analyselösungen bil-den die Basis für die Leitstelle der Zu-kunft und unterstützen die Mitarbei-ter bei der Bewertung von Vorfällen.Videostreams, Echtzeithinweise, dieAnalyse von Daten und sozialen Medi-en oder Sprachaufzeichnungen wer-den auf einer einzigen intuitiven

Bild 1: Lösungen wie CommandCentral Analytics verknüpfen Daten ausunterschiedlichen Datenbanken sowie CAD- und RMS-Softwaredaten understellen übersichtliche Dashboards mit Funktionen für Analyse, Abfrage,Darstellung und Informationsweitergabe

Bild 2: Einen Schritt weiter geht die Predictive-Funktion. Sie nutzt gespei-cherte Daten – beispielsweise von Hooligan-Ausschreitungen –, um gezieltVerbrechensprognosen zu erstellen. Anhand dieser Vorhersagen könnenBehörden z.B. genauere Einsatzpläne für Polizeibeamte aufstellen

Virtuell. Vernetzt. Live.

Oberfläche mit räumlich-geografi-scher Darstellung auf mehreren Ebe-nen konsolidiert und integriert wie-dergegeben. Mithilfe von Videoanaly-sefunktionen lässt sich Material ausÜberwachungskameras innerhalb we-niger Minuten auswerten. Die Leitstel-le kann etwa bei der Suche nach ei-nem verdächtigen Fahrzeug nach Kri-terien wie Farbe, Fahrtrichtung, Grö-ße oder Geschwindigkeit filtern. Aucheine Objekt- und Gesichtserkennungoder eine Raumüberwachung sindmöglich. Die Inform-Funktion sorgt dafür, dassdie Informationen einheitlich undübersichtlich dargestellt werden – seies auf den Monitoren der Leitstelleoder auf den mobilen Endgeräten derEinsatzleiter. Die Daten lassen sich z.B.auf einer räumlich-geografischen Kar-

te und Ebenen an-ordnen, so dasssich Standorte,Ressourcen, Ereig-nisse, Hinweise,Analysen und Si-tuationen ablesenlassen. Durch dieNutzung vonHTML5 ist die Lö-sung mit fast allenGeräten, Betriebs-systemen und Net-zen kompatibel.Darüber hinauskönnen auch Da-

ten wie Wetter und Verkehr, Standor-te von Funkgeräten oder Schusssen-soren integriert werden. Die Ergebnis-se lassen sich über die vernetzte Tech-nik auch Dritten interaktiv zur Verfü-gung stellen.

Live dabei mit Virtual Reality

Durch Virtual Reality (VR) werden alldiese Funktionen und Möglichkei-ten auf die nächste Ebene der zu-kunftsweisenden Darstellung geho-ben. Das integrierte Virtual-Control-Room-Konzept von Motorola Soluti-ons führt alle verfügbaren Informatio-nen sowie Sprach- und Videodateienin Echtzeit zu einer umfassenden La-geübersicht zusammen. Per VR-Da-tenbrille können sich die Leitstellen-mitarbeiter sogar in Notsituationen ih-

rer Kollegen im Einsatz zuschaltenund ihnen damit mehr Sicherheit ver-schaffen (Bild 3). Zieht der Polizist z.B.seine Waffe aus dem mit Sensorenausgestatteten Holster, erhält die Ein-satzzentrale eine Benachrichtigung.Gleichzeitig übertragen die Bodycamdes Beamten sowie eine 360°-Video-kamera auf dem Dach des Polizeiwa-gens Livevideos, die der Leitstellenmit-arbeiter über die VR-Datenbrille soansehen kann, als wäre er hautnahdabei. Der Vorteil: Die VR-Datenbrillebietet den gleichen Blick auf eine Per-son oder einen Ort und ermöglichtdurch innovative Kooperationsmög-lichkeiten, den visuellen Ablauf imtaktisch-operativen Einsatz zu verbes-sern.

Schritt für Schritt in einevernetzte Zukunft

Die dargestellten Szenarien und Lö-sungen zeigen, wie sich die Leitstel-lentechnik weiterentwickelt. Washeute noch wie ein spannendes Zu-kunftsszenario klingt, wird schon bald Realität in den Einsatzzentralensein. Die virtuelle Leitstelle der Zu-kunft wird einen großen Anteil da-ran haben, Vorfälle nicht nur schnel-ler und zuverlässiger aufzuklären,sondern Verbrechen auch zu verhin-dern. Die passenden Techniken gibt es bereits. Jetzt geht es an die Umset-zung. (bk)

Bild 3: Das integrierte Virtual-Control-Room-Konzept führt alle verfügba-ren Informationen sowie Sprach- und Videodateien in Echtzeit zu einerumfassenden Lageübersicht zusammen

PMR – PROFESSIONAL MOBILE RADIO

26 NET 11/16

Im BOS-Digitalfunknetz können vonden Alpen bis zur Nordsee die Einsatz-kräfte je nach Bedarf organisations-übergreifend miteinander in Rufgrup-pen zusammengeschaltet werden.Dieses „Netz für alle“ bietet damitVorteile für Lagen mit einer großenAnzahl von beteiligten Endgeräten so-wie räumlich oder zeitlich ausgedehn-te Einsatzszenarien. Inzwischen sindüber 680.000 Nutzer im Netz regis-triert – Tendenz steigend. Einsätze, die mit mehreren tausendEndgeräten über das BOS-Digitalfunk-netz abgewickelt werden, gehören imJahr 2016 nicht zur Ausnahme, son-dern zur Regel. Das Spektrum reichtvon Demonstrationen wie den Pegi-da-Versammlungen über Großveran-staltungen wie dem Karneval in Nord-rhein-Westfahlen bis hin zu politi-schen Anlässen wie der MünchenerSicherheitskonferenz. Den Höhepunktwird in diesem Jahr das OSZE-Treffenin Hamburg vom 5. bis zum 10. De-zember mit geplanten 10.000 End-geräten im Einsatz bilden.

Routinen für Großlagen

Für die Planung, Bewältigung undNachbereitung von besonderen Ein-sätzen haben sich bewährte Prozesseherausgebildet. Ist eine große Lageabzusehen, melden die Nutzer diesebei der in ihrem Land zuständigen Au-torisierten Stelle (AS) für den Digital-funk BOS an. In der Folge findet eineenge Zusammenarbeit zwischen derAS sowie der Bundesanstalt für denDigitalfunk BOS (BDBOS) statt. Die Beteiligten bewerten die Lage aus-führlich, bevor sie die notwendigenMaßnahmen festlegen. Dabei spielentechnisch-betriebliche Aspekte eineRolle, z.B. werden die notwendigenKapazitäten geplant. Zudem erfolgteine operativ-taktische Bewertung,bei der z.B. das aus vergangenen La-gen bekannte Zellwechselverhalten

und mögliche Rückwirkungen durchObjektversorgungsanlagen berück-sichtigt werden. Rufgruppen, Eskalati-onswege und Nutzungshinweise fürdie Einsatzkräfte werden festgelegt.Zudem wird entschieden, ob im Ein-satzzeitraum vorgesehene Wartungs-und Instandsetzungsmaßnahmen vor-gezogen (sog. D-Flag) oder unterbun-den werden (sog. Funkschutz).Für die Einsatzbewältigung könnenweitere Ansprechpartner wie die Sys-temtechniklieferantin Airbus Defenceand Space, die Bundesnetzagentursowie Funkmessdienste von Bund undLändern hinzugezogen werden, da-mit Netzstörungen möglichst ausge-schlossen oder so schnell wie möglichbehoben werden können.

Nach der Lage ist vor der Lage

Die bei einer Großlage gewonnenenDaten und Verfahrensregeln werdenin Prüf- und Ansprechpartnerlisten so-wie Berichten festgehalten und bieteneine wichtige Basis für künftige Lagenim selben Einsatzraum. Mit der Nach-bereitung von Einsätzen werden auchwertvolle Erkenntnisse für plötzlich undunvorhersehbar auftretende Lagenwie Unwetter, Terror- oder Amokla-gen oder technische Störungen gene-riert. Bund, Länder und BDBOS verlas-sen sich aber nicht nur auf „LessonsLearned“, sondern erarbeiten auchvorausschauend Konzepte und Sicher-heitsmechanismen, um den Nutzernein verlässliches Einsatzkommunikati-onsmittel zur Verfügung zu stellen. Bereits bei der Errichtung der Netzin-frastruktur stand von Anfang an dieZuverlässigkeit des Netzes im Fokus,u.a. wurden verschiedene Redundanz-mechanismen realisiert. Weitere Kon-zepte und Maßnahmenpakete wer-den nach und nach ergänzend hinzu-gefügt. So haben Bund, Länder undBDBOS die Einführung des Notfallma-nagementkonzeptes Digitalfunk BOS

Leben in der LageDer Digitalfunk BOS wird ständig weiterentwickelt

Christina Böttche arbeitet im Stabsbereich Zen-trale Bund-Länder-Koordinierung der BDBOS inBerlin

Christina Böttche

Mit dem Digitalfunk BOS wurde einKommunikationsnetz realisiert, dasbesondere Anforderungen an dieSicherheit und Verfügbarkeit erfüllt.Als Einsatzmittel der Behörden undOrganisationen mitSicherheitsaufgaben (BOS) inDeutschland kommen seineLeistungsmerkmale insbesondereauch bei Großlagen zum Tragen.

Leben in der Lage

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sowie die Absicherung des Digitalfunk-netzes gegen mögliche Stromausfälle,die sog. Netzhärtung, beschlossen.Aber auch die technischen Dienstedes Digitalfunks BOS werden verfei-nert und an die Anforderungen derNutzer in ihren Einsätzen angepasst.

Herausforderungen

Eines der wesentlichen Qualitätsmerk-male des Digitalfunks BOS ist dessen – im Vergleich zu kommerziellen Mo-bilfunknetzen – wesentlich höhereVerfügbarkeit von durchschnittlich99,95 % sowie dessen deutschland-weite Funkversorgung. Gleichwohl wer-den durch die Nutzer während ihrestäglichen Dienstes vereinzelt nochschwach versorgte Flächen festgestellt.Durch Feinjustierungs- und Netzopti-mierungsmaßnahmen soll die Versor-gung dieser Flächen erhöht werden. Eine Herausforderung ist die Sicher-stellung der Verfügbarkeit in an-spruchsvollen Gebäuden. Deutsch-landweit gibt es eine Vielzahl an Bau-werken, deren Beschaffenheit eine ei-gene Funkversorgung notwendigmacht, d.h., sie sollten mit einer Ob-jektfunkanlage ausgestattet werden.Die Gewährleistung einer umfassen-den Funkversorgung von Gebäudenund Bauwerken obliegt jedoch den je-weiligen Betreibern. Daher sind einigeObjekte derzeit noch nicht mit demDigitalfunk BOS versorgt. Wo dies der Fall ist, besteht für dieEinsatzkräfte mit dem Digitalfunk BOS jedoch die Möglichkeit, im netz-unabhängigen DMO-Betrieb (DirectMode Operation) zu kommunizieren.Durch den Einsatz von DMO-Repea-tern kann die Reichweite von End-geräten im DMO-Betrieb erhöht wer-den. Eine zusätzliche Möglichkeit er-gibt sich aus der Gateway-Funktionder Fahrzeugfunkgeräte. Befindet sichein Handfunkgerät in Reichweite ei-nes Gateways, kann das BOS-Digital-funknetz hierüber auch aus demDMO-Betrieb heraus erreicht werden.

Fortentwicklung des Netzes

Es ist das zentrale Anliegen der BDBOS, den Digitalfunk BOS gemäßden Anforderungen der Nutzer fort-

zuentwickeln und den Einsatzkräftenein verlässliches Kommunikationsmit-tel zur Verfügung zu stellen. Die Ko-ordinierenden Stellen von Bund undLändern melden dabei ihre Anforde-rungen an die BDBOS. Hier werdenneue Anforderungen präzisiert, abge-stimmt und auf ihre Umsetzbarkeitgeprüft. Die Erfüllung der daraus her-vorgehenden Leistungsmerkmale prüftdie Behörde anschließend in einer Testumgebung. Bestätigt sich dabeidie positive Auswirkung des Leis-tungsmerkmals, können Feldtests undTestläufe unter realen Bedingungenfolgen. Ist am Ende des Verfahrens die Typfreigabe erfolgt, können Bundund Länder die neue Systemfunktionabrufen.

Der lastbasierteNebenorganisationskanal

Ein Beispiel für die Einführung ei-nes neuen Systemmerkmals ist derlastbasierte Nebenorganisationskanal (lbSCCH). Mit dieser neuen Funktionprüft die Systemtechnik automatischdie Auslastung der einzelnen Organi-sationskanäle einer Basisstation undwählt den lastgeringsten Organisati-onskanal aus. Damit können die Sig-nalisierungskapazität und die Nut-zung von Verkehrskanälen einer Funk-zelle optimiert werden. Eine Folge desEinsatzes dieser Systemfunktion ist dieeinfachere Handhabung der Adminis-tration der Funkteilnehmer. Dies zahltsich insbesondere bei Großlagen aus,bei denen eine große Anzahl Endge-räte gleichzeitig zum Einsatz kommt.Wichtig ist bei der Realisierung neuerFunktionen stets auch eine enge Zu-sammenarbeit mit den Bedarfsträ-gern. Die Umsetzung des lastbasier-ten Nebenorganisationskanals wurdeinsbesondere von den BundesländernBerlin und Sachsen stark unterstützt.Die beiden Länder ermöglichten es,die neue Funktion unter realen Bedin-gungen zu prüfen. So kam das Fea-ture im April dieses Jahres erstmals beieinem Feldtest in Berlin erfolgreichzum Einsatz. Anwendertests bei Berli-ner Polizeieinsätzen am 1. Mai, zumDFB-Pokalfinale und bei Demonstra-tionen in Dresden bestätigten die vor-herigen Ergebnisse unter realen Ein-

satzbedingungen. Die letzte undgrößte Bewährungsprobe stellte eineLage dar, bei der die Einsatzkräfte ausverschiedenen Ländern und Organi-sationen übergreifend zusammenge-arbeitet haben: den Feierlichkeitenzum Tag der deutschen Einheit inDresden.

Finaler Test

Im Zeitraum vom 1. bis 3. Oktoberfanden in Dresden die offiziellen Feier-lichkeiten zum Tag der Deutschen Ein-heit statt. In diesem Zusammenhangwurden zahlreiche Demonstrationenund Aufzüge angemeldet. Die Maß-nahmen zur Sicherung von Schutzper-sonen sowie des offiziellen Veranstal-tungsgeländes erhielten so, mit Blickauf die aktuelle Sicherheitslage, einebesondere Stellung. Der Einsatzraumumfasste die innere Altstadt von Dres-den. Der Gesamteinsatz wurde mit ei-ner Stärke von ca. 3.700 Einsatzkräf-ten und 4.000 Endgeräten durchge-führt. Darunter befanden sich ca.1.500 Unterstützungskräfte aus Bundund Ländern.In Sachsen sind seit Anfang 2016sämtliche Tetra-Basisstationen mitmindestens fünf Trägern (TTRX) dau-erhaft mit einem Nebenorganisations-kanal (SCCH) ausgestattet. Der Ein-satzraum in Dresdens Innenstadt wirdprimär durch sieben Basisstationenmit jeweils acht Trägern versorgt, wasdie Realisierung des lbSCCH verein-fachte. Auch bei dieser Bewährungs-probe erfüllte der lastbasierte Neben-organisationskanal seine Funktionnachweislich. In der Folge wurde derlbSCCH am 19. Oktober freigeschaltetund kann nun von allen AutorisiertenStellen der Länder und des Bundes ge-nutzt werden. (bk)

Der finale Test des lastbasierten Nebenorgani-sationskanals fand am Tag der deutschen Ein-heit in Dresden statt

PMR – PROFESSIONAL MOBILE RADIO

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Heutzutage sind wir es gewohnt, dassEnergie und Wasser uns unterbre-chungsfrei rund um die Uhr zur Verfü-gung stehen. Doch was, wenn es ein-mal anders kommt? Im Bericht „Kri-senmanagement Stromausfall“, he-rausgegeben vom InnenministeriumBaden-Württemberg und dem Bun-desamt für Bevölkerungsschutz und

Katastrophenhilfe im Jahre 2010, wirdeindrucksvoll beschrieben, wie ver-heerend sich ein länger andauernderStromausfall, der ein größeres Ein-zugsgebiet betrifft, auf unser Lebenauswirkt. Schon nach kurzer Zeit istein normales Leben nicht mehr mög-lich.

Stromausfälle vermeiden

Energieversorger tun ihr Möglichstes,um Stromausfälle zu vermeiden unddie reibungslose Versorgung sicherzu-stellen. Tritt ein Versorgungsausfall ein,wird versucht, diese Lücke schnellst-möglich zu schließen. Jedoch sind dieVersorgungsnetze und Einspeisungs-punkte in der heutigen Zeit vielfältigerund komplexer geworden. Hierfür ste-hen den Betreibern mittlerweile mo-dernste Techniken und Applikationen

zur Verfügung, die eine entsprechen-de Überwachung und Steuerung derNetze erlauben.Eine dieser Anwendungen ist Scada(Supervisory Control and Data Acqui-sition). Mit ihrer Hilfe ist die Überwa-chung, Visualisierung und Steuerungeines komplexen Systems automati-siert über codierte Signale möglich.

Generell lässt sich ein Scada-System in drei Hauptkomponenten untertei-len (Bild 1): • Zentrale: Managementsystem, Vi-

sualisierung und Steuerung, Daten-bank, Dokumentation;

• Datenübertragungsmedium: Funk,Glasfaser, Draht;

• im Feld verteilte Fernbedienungs-terminals: Remote Terminal Unit(RTU), Programmable Logic Control-ler (PLC).

Scada-Anwendungen kommen schonseit einiger Zeit in komplexen Syste-men zum Einsatz, doch durch die heu-te zur Verfügung stehenden moder-nen digitalen Funksysteme könnenauch entlegenste Fernwirkterminals indas System mit einbezogen werden.Für das Datenübertragungsmediumsind folgende Anforderungen zwin-gend notwendig:

Mit SprachkommunikationInnovative Datenanwendung auf einem DMR-Tier-3-Funknetz

Peter Sattler ist Sales Engineering Manager beiTait Communications in Wien

Peter Sattler

In unserer heutigen Zeit reicht esnicht mehr aus, „nur” Energie zuerzeugen, zu transportieren und zuverteilen, sondern das Netz musseffizient gesteuert werden, um dengestiegenen Anforderungen wie zumBeispiel der Einspeisungverschiedenster Energiequellengerecht zu werden und eine sichereunterbrechungsfreie Versorgung zurVerfügung zu stellen.

Bild 1: Schematische Darstellung eines Scada-SystemsRTU – Remote Terminal Unit, PLC – Programmable Logic Controller(Quelle: http://www.electricaltechnology.org/2015/09/scada-systems-for-electrical-distribution.html)

Mit Sprachkommunikation

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• Sicherheit und Resilienz;• Übertragung in Echtzeit;• Störungsfreiheit;• Datenintegrität;• stete Verfügbarkeit;• Effizienz.Die standardisierte DMR-Tier-3-Bün-delfunktechnik erfüllt diese Anforde-rungen zur Gänze. Da es sich hierbeium eine PMR-Technik (ProfessionalMobile Radio) handelt, kann das Netzauf die Bedürfnisse des Anwendersoptimal zugeschnitten werden. Darü-ber hinaus kann seine Verfügbarkeitauch in Not- und Krisensituationengewährleistet werden, denn es wirdunabhängig von öffentlichen Funk-netzen betrieben. Aufgrund der zugrunde liegendenBündelfunktechnik, d.h. die zugewie-senen Frequenzen werden von allenangeschlossenen Geräten je nach Be-darf verwendet, werden die Ressour-cen optimal genutzt und es kommt zukeinerlei Datenkollisionen. Zudem er-möglicht das TDMA-Verfahren (TimeDivision Multiple Access) die gleichzei-tige Übertragung von zwei Kommuni-kationen auf einem Frequenzkanal.Dies steigert die Frequenznutzung umdas Doppelte.

Zugeschnitten auf Scada

Mit GridLink brachte Tait Communica-tions nun ein Datenkommunikations-produkt für diese spezielle Anwen-dung auf den Markt. Es basiert aufdem hauseigenen DMR-Tier-3-Systemund wurde um zwei Systemkompo-nenten, die speziell auf die Anforde-rungen an eine Systemintegration ineine bestehende Scada-Lösung zuge-schnitten wurden, ergänzt. Das Sca-da-Gateway, eine speziell entwickelteSoftware, die auf dem DMR-Tier-3-Node-Controller installiert wird, stelltdie Schnittstelle zum Scada-Master-System des Kunden dar (Bild 2). Die-ses ist so flexibel gestaltet, dass eineeinfache Integration in die unter-schiedlichsten Scada-Master-Anwen-dungen ermöglicht wird. An der Schnittstelle zum Fernbedie-nungsterminal wird ein speziell ent-wickeltes Funkdatenmodem, dasGridLink Terminal TD9355, eingesetzt.Bewusst wurde ein äußerst robustes

Design verwendet, um auch härtestenAnforderungen im Feld gerecht zuwerden. Das TD9355 bietet eine

Ethernet- und zwei serielle (RS232,RS485) Schnittstellen an. Somit kön-nen die unterschiedlichsten RTUs vonverschiedenen Herstellern verwendetwerden.Die Funktionalität der Lösung wurdeso gewählt, dass die Vorteile derDMR-Tier-3-Funktechnik optimal in ei-ner Scada-Anwendung genutzt wer-den können. Sie unterstützt die gän-gigsten Scada-Kommunikationsproto-kolle wie IEC 60870-5-101 und -104und DNP3 (TCP/IP und seriell). DesWeiteren stehen dem Anwender eineVielzahl von Diagnose- und Alarmie-rungsmöglichkeiten zur Verfügung,die es ihm jederzeit ermöglichen, überden Systemzustand informiert zu wer-den. Auch können diese Funktioneneinfach in ein bestehendes Netzmana-gementsystem integriert werden undstehen auch anderen Prozessen zurweiteren Verarbeitung bzw. zur Doku-mentation zur Verfügung. Die gesam-te Kommunikation kann verschlüsselt(AES 256 bit) übertragen werden undstellt dadurch ein weiteres Sicherheits-merkmal dar. Ein weiterer Vorteil istdie von Tait gewählte zentralistischeArchitektur ihrer DMR-Lösung: Es gibtnur eine Schnittstelle vom DMR- zumKundensystem. Eine Integration desScada-Master-Systems und von wei-teren kundenspezifischen Manage-mentsystemen ist damit einfachdurchzuführen. Auch für den Fall, dass ein Update deslaufenden Systems gewünscht wird,

ist vorgesorgt. Durch die integrierteOTAP-Funktion (Over the Air Program-ming) ist der Upload neuer Firmware

auf das Funkdatenmodem mittels Re-mote-Zugriff möglich. Somit ist esnicht notwendig, dass ein im Feld installiertes Gerät durch Serviceperso-

nal aufgesucht werden muss, um denUpdate manuell durchzuführen.Zuguterletzt ist es ebenfalls von Vor-teil, dass dem Anwender einer DMR-Tier-3-Lösung nicht nur die Daten-übertragung, sondern gleichzeitig die Sprachübertragung zwischen Zentrale und Servicepersonal vor Ort ermöglicht wird. Natürlich stehtbei einer Scada-Anwendung die Da-tenübertragung im Vordergrund, aberdie Tatsache, dass gerade in unweg-samen Gebieten eine gesicherteSprachkommunikation ohne zusätzli-chen Aufwand gewährleistet ist, istnicht zu unterschätzen. Die Systemka-pazität zwischen Daten- und Sprach-kommunikation lässt sich entspre-chend den individuellen Bedürfnissenanpassen. (bk)

Bild 2: Das Tait-Grid-Link-System – einÜberblick

Bild 3: GridLink Terminal TD9355

PMR – PROFESSIONAL MOBILE RADIO

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Der TMO-Luftschnittstellen-Repeaterbringt als bidirektionaler HF-Verstär-ker zeitschlitzbezogen das BOS-Frei-feldnetz (BOS – Behörden und Orga-nisationen mit Sicherheitsaufgaben)mit all seinen Möglichkeiten über dieHürden von Beton, Stahl und behan-deltes Glas in Objekte ein. Er dient da-bei dem Grundsatz: Ein Netz für alleBOS. Einige 100.000 Funkgeräte imNetz beweisen bereits, dass die Luft-schnittstelle funktioniert. Ein qualitativ hochwertig eingebrach-ter TMO-Repeater stellt letztendlichnur ein neutral verstärkendes Verlän-gerungselement dar und bildet damitdas effizienteste Preis-Leistung-Gefü-

ge ab – wenn er denn korrekt einge-bracht ist (Bild).Es ist grundsätzlich richtig, dass demvielfachen Einsatz von TMO-Repea-tern über die Luftschnittstelle an einerBasisstation (BS) technische Grenzengesetzt sind. Der pauschale Verweisauf die 1-dB-Desensibilisierungsgren-ze einer Basisstation bedarf aber einerErläuterung: In diesem Pegelrahmen ist es durch-aus möglich, mit entsprechendem

Sachverstand und hoher Umsetzungs-qualität auch große Lösungen (z.B.auf Flughäfen oder in Industrieparksals „Minimetropolensystem” auf Basisnachgeschalteter, optischer HF-Vertei-lungswege) in zwischenzeitlich be-kannten Kostenrahmen zu realisieren.Diesen Sachverstand gilt es weiter zuvertiefen und zu verteilen, um in derBreite mögliche Stolperfallen bei Pla-nung und Umsetzung zu vermeidenund in der Vergangenheit gemachteFehler zu erkennen und zu beseitigen.Sicher wäre es künftig sinnvoll, inNeubauarealen die Glasfasern für OV-Systeme und deren HF-Pfade mit vor-zusehen.

Stichwort Desensibilisierung

Eine saubere Linkbilanz (bidirektiona-les Abbild der HF-Strecken von Sen-dern zu Empfängern) zu erstellen, istkein Hexenwerk, sondern benötigt alsBasis belastbare Angaben der Behör-den zur Anbindebasisstation (TX, RX),präzise HF-Messungen (Panorama,Umfeld) sowie Berechnungen und Pla-nungen des OV-Antennennetzes un-ter Berücksichtigung der Isolation zwi-

Zweitbeste Lösung, erste Wahl?Objektversorgungssysteme mit TMO-Luftschnittstellen-

Repeater

Uwe Micheel

In der momentanen Realität ist derFlickenteppich „Objektversorgung“(OV) so bunt wie die Interessenlagenund der Sachkenntnisstand derjeweils am Prozess beteiligtenPersonen und Institutionen. Einüberregionales, eigens für dieObjektversorgung geplantes,leitungsgebundenes HF-Netz(Metropolenkonzept) ist zweifellosdie technisch sauberste Lösung (sieheauch NET 7-8, Seite 16). Solangeaber weder über Zuständigkeiten undKostenverteilungsschlüssel nochdiffuser Gesamtkosten kein Konsensbesteht und die rechtliche Basishierzu nicht definiert ist, bleibt diesesKonzept in der Regel einArbeitspapier. Aktuell scheint damitdie zweitbeste Lösung – der TMO-Luftschnittstellen-Repeater – dieerste Wahl zu sein.

Uwe Micheel ist geschäftsführender Gesell-schafter der Techum GmbH in Hamburg undVorstand – Technik im Bodev

Prinzipdarstellung eines OV-Systems mit TMO-Luftschnittstellen-Repeater

Zweitbeste Lösung, erste Wahl?

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schen den Repeater-Ports (Eingang zuAusgang). Einem TMO-Anbinde-Re-peater nachgeschaltete (in der Regeloptische) Repeater sind in diese Bilanzeinzubeziehen.Damit ist das Systemrauschen be-kannt und es kann der Desensibilisie-rungsbeitrag der Anbinde-Basisstationberechnet werden. Ein einzelnesTMO-Repeater-OV-System mit UplinkMuting, korrekt parametriert, ist inder Praxis an der Basisstation nichtnachweisbar (Desensibilisierungsbei-trag <0,01 dB). Aber: Ein einziges fehlkonfiguriertesOV-System mit zu hoher Verstärkungkann die Grenze der 1-dB-Desensibili-sierung einer Anbinde-Basisstationschon kippen.Es gibt inzwischen regional genügendErfahrung mit Objektversorgungssys-temen, angebunden über die Luft-schnittstelle. Das Gleiche gilt für dieAnbindung an „Schirmzellen“ (dedi-zierte OV-BS, die zusätzlich an Stand-orten von Freifeld-BS installiert sind).Auf dieser Basis ist es möglich, Ob-jektversorgungskreise zu planen unddamit eine optimierte Anbindungsver-teilung der OV-Systeme innerhalb dernotwendigen HF-Pegelbereiche zu er-halten. Schirmzellen mit sektorisiertenUL-Antennen erhöhen dabei über dieRX-Diversitätspfade der BS die Kapa-zität der anschaltbaren OV-Systeme.Die 1-dB-Desensibilisierungsgrenzehat für diese OV-BS keine Relevanz.

Stichwort Kapazitätsbedarf

Die Erweiterung des Versorgungskrei-ses einer BS um TMO-OV-Systeme mitLuftschnittstelle ist in die Ressourcen-planungen einzubeziehen und stelltkeine grundsätzliche Limitierung dar.

Stichworte Laufzeit undHandover

Hier trennt sich die Spreu vom Wei-zen. Es gibt leider „Fachleute“ alsQuereinsteiger, die mit dem BegriffLaufzeit eher sportliche Assoziationenverknüpfen und den Begriff Handoverähnlich klug zuordnen. Es ist daherdarauf zu achten, dass sich die Qua-lität aller Beteiligten an der Integrati-on eines OV-Systems in das BOS-Netz

im unbedingt notwendigen Rahmenhält. Wer diese Qualität nicht nach-weisen kann, muss sich schulen lassenund zwingend notwendige Hardware(Messtechnik, Werkzeuge) vorhalten. Das gemeinsame Gütesiegel ist derAnsatz der Fachverbände PMeV undBodev, die Voraussetzungen eines Un-ternehmens in Bezug auf Planung, Er-richtung und Service zu prüfen. Werdiesen Weg der Qualitätsfindungnicht mitgehen möchte, möge bitteAlternativen aufzeigen. Große Namensind für diese hochspezialisierte Ni-schenaufgabe nicht automatisch einGarant. Die Kenntnis von Tetra-spezi-fischen Kennwerten und deren Be-deutung und Zuordnung im Zusam-menhang mit OV-TMO-Luftschnitt-stellenanbindungen ist grundsätzlicherforderlich.Sind aber diese technischen Umstän-de bekannt und besteht die Möglich-keit, in der Planungsphase in den Dia-log mit Fachleuten der Behörden zutreten, stellen Laufzeit- und Hand-over-Betrachtungen nur in Einzelfäl-len eine Limitierung dar, keinesfallsgrundsätzlich. In aller Regel lässt sichsolch ein OV-System sauber planenund errichten.

Zwischenbilanz

„Das“ (einzig richtige) Objektfunksys-tem gibt es nicht. Bei jedem Einzelfallist für sich zu betrachten, welchertechnische Ansatz der Richtige ist. Da-bei sollte sichergestellt werden, dassdie Entscheider, die zum Teil aus völliganderen Berufsgruppen heraus han-deln müssen, im Rahmen des Anzei-geverfahrens von den funktechnischenFachabteilungen der BOS/BDBOS un-terstützt werden können.Hört man auf die Mehrzahl der überOV-Systeme informierten Taktiker derBOS, ist es grundsätzlich richtig undnotwendig, dass BOS-Freifeld in dieInnenräume von Objekten zu übertra-gen. Sollten technische Gründe gegendiesen Lösungsansatz sprechen odersind sich regional die BOS-Verant-wortlichen einig, dass es vertretbar ist,Insellösungen (DMO, TMOa) zu for-dern, dann ist es so.Grundsätzlich ist dabei wichtig, dassdie OV-Systeme qualitativ den Anfor-

derungen gerecht werden und dieSchnittstellen von OV-Systemtechnikund den BOS-Endgeräten der Anwen-der unter allen notwendigen Einsatz-umständen einwandfrei arbeiten.Bei Objektversorgungssystemen mitTMO-Repeatern über Luftschnittstelleist dies grundsätzlich auch bei zukünf-tigen Änderungen in BOS-Netz- undEndgerätefunktionen gegeben.Der Informationsinhalt einer Funkver-bindung (Sprache, Daten) ist sicherzu-stellen. Vereinfacht ausgedrückt: In-terferenzen aus unterschiedlichstenGründen sind zu vermeiden. Dies be-darf des Nachweises der relevantenPlanungsparameter und die Vorlageentsprechend positiver Messergebnis-se im Rahmen der Verifizierung einesOV-Systems.Ein störungsfreier HF-Uplink-Pfad ausdem Objekt ist von allen Beteiligten si-cherzustellen. Dies trifft gleicherma-ßen sowohl für die Luftschnittstel-lenanbindung als auch für das lei-tungsgebundene Metropolenkonzeptzu.Sie wollen den Nachweis in der Ab-nahme: Fordern Sie einen Sachver-ständigen auch für die Luftschnitt-stelle.In der Praxis wird ein Objektversor-gungssystem nicht selten schlecht be-handelt. Niemand will die Kosten, diees verursacht. Die Einkaufsabteilungist meistens sogar noch stolz darauf,nicht das günstigste Fachunterneh-men beauftragt zu haben, sondernden billigsten Anbieter. Jedoch wasist, wenn das Objektversorgungssys-tem tatsächlich einmal im Notfall be-nötigt werden sollte und dann denAnforderungen nicht genügt?

Fazit: Die richtige Mischungmacht’s

Nachträglich eine Region mit einemleitungsgebundenen Metropolenkon-zept nachzurüsten, ist kostenintensivund sollte damit sorgfältig einemüberwachten Luftschnittstellennetzgegenübergestellt werden. Sind dieKosten für den Betreiber von Ob-jektversorgungssystemen für leitungs-gebundene Repeater akzeptabel, istdiese Art der Anbindung vorzuzie-hen. (bk)