Vorlesung: Geburtskunde und Geburtshilfe Großtier Sommersemester 2007, 6. Fachsemester -...
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Vorlesung: Geburtskunde und Geburtshilfe Großtier Sommersemester 2007, 6. Fachsemester
- Geburtshilflicher Untersuchungsgang
2007 AGTK Wehrend
Indikationen für eine geburtshilfliche Untersuchung:- Ist das Tier in der Geburt?- Welches Stadium der Geburt liegt vor?- Eutokie oder Dystokie?- Muss eingegriffen werden?- Welche Maßnahme sind mit welcher Prognose notwendig?
AberVermeide eine zu häufige Untersuchung, da jede Untersuchung- zu einem Sistieren der Geburt- zu einer Kontamination des Geburtsweges
führt.
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Gliederung in- Vorbericht- allgemeine Untersuchung- äußere geburtshilfliche Untersuchung- innere geburtshilfliche Untersuchung- weitergehende Untersuchungen
- Sonographie- Röntgen- Labordiagnostik (Elektrolyte, Glukose, Blutbild)
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche UntersuchungVorbericht- individuell sehr variabel - fallorientiert - bei Notfällen parallel zu den ersten Maßnahmen
Folgende Informationen sollten auf jeden Fall erhoben werden:- Trächtigkeitsdauer (Prämaturität, Übertragen)- Beginn der Geburt- Symptome- bereits durchgeführte
Maßnahmen- Medikamente- Untersuchungen- Auszugsversuche
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Allgemeine Untersuchung- Fließt in die therapeutische Entscheidung und Prognose ein - Bei hochgradigen Störungen stabilisierende Maßnahmen vor der speziellen Untersuchung oder ggf. Sectio brutalis
Folgende Parameter sollten auf jeden Fall erhoben werden:- Atemfrequenz- Herzfrequenz- Schleimhautkalorit- Rektale Körperinnentemperatur- Standvermögen
Beachte: Hinweise auf Blutungen
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Äußere geburtshilfliche Untersuchung- Hinweise zum Geburtsstadium (Abdomen, Mamma, Vulva) - Hinweise auf Störungen (Abgänge, Verletzungen)
Folgende Parameter sollten erhoben werden:- Ödematisierungszustand der Vulva- Anbildung der Mamma, Milchfüllung der Zitzen- Fruchtblasen, Fruchtteile sichtbar- Abgänge aus der Vulva (Menge, Farbe, Konsistenz, Geruch)- Verletzungen
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Innere geburtshilfliche Untersuchung- Nach Reinigung und Desinfektion - Am besten am stehenden Tier außer bei Schwein und Kamel- Nutzung von Fruchtwasserersatz- Beginn: vaginale Untersuchung, in der Regel ausreichend
Folgende Parameter sollten erhoben werden:- Zustand des weichen und knöchernen Geburtsweges
(insbesondere Öffnungsgrad der Zervix)- Zustand der Fruchtblasen („stehen“ oder gesprungen)- Lage, Stellung, Haltung der Frucht- Position der Frucht im Geburtsweg- Größe der Frucht - Zustand der Frucht (Hinweis auf Missbildungen, Leben)
2007 AGTK Wehrend
- Sauberkeit!- Durch jede Untersuchung werden Bakterien in die Gebärmutter gebracht. - Je höher der Keimgehalt in der Gebärmutter, desto eher entwickeln sich Gebärmutterentzündungen.
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Rektale Untersuchung notwendig bei
- Verdacht auf Torsio uteri- Verdacht auf perforierende Verletzungen im dorsalen Bereich
der Zervix und des Uterus
- Verdacht auf Blutungen in die breiten Mutterbänder
2007 AGTK Wehrend
Die Ausbildung der supravaginalen Ausbuchtung kann eine Geburt vortäuschen.
- entsteht in Zusammenhang mit der Streckung der Gliedmaßen ante partum
- ab 14 Tage vor der Geburt
- kann bei der Stute mit deutlicher Koliksymptomatik assoziiert sein (Dorsioflexio uteri)
Wichtige Differentialdiagnose zur Geburt – supravaginale Ausbuchtung
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Aussagen nach der geburtshilflichen Untersuchung (sogenannte 7 Punkte)1. Lage2. Stellung3. Haltung4. Leben der Frucht5. Position der Frucht im
Geburtsweg6. Größe der Frucht in Relation zum
Geburtsweg7. Prognose für Muttertier und
Nachkomme
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Lage (Situs)Verhältnis der Längsachse des Fetus zur Längsachse des Muttertieres
Unterscheide: - Längslagen - Vorderendlagen (VEL)- Hinterendlagen (HEL)
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Lage (Situs)Verhältnis der Längsachse des Fetus zur Längsachse des Muttertieres
Unterscheide: - Bauchquerlagen- Rückenquerlagen
- Vertikallage- Horizontallage
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Die geburtshilfliche Untersuchung
Rind: 95 % Vorderendlage (ab 8. Monat)Stute: 99 % Vorderendlage (ab 6. Monat)kl. Wdk.: meist VorderendlageSchwein: meist VorderendlageFleischfresser: meist Vorderendlage
Hinterendlage bedeutet beim Großtier eine Risikogeburt.Querlagen sind immer pathologisch.
2007 AGTK Wehrend
2007 AGTK Wehrend
Zeichen einer Vorderendlage: - Kopf- Sohlenfläche nach unten- Fesselgelenk und Karpalgelenk in
gleiche Richtung biegbar
Zeichen einer Hinterendlage: - Schwanz- Sohlenfläche nach oben- Fesselgelenk und Tarsalgelenk in
unterschiedliche Richtung biegbar- Tarsus palpierbar
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Stellung (Positio)Verhältnis des Rückens des Fetus zum Rücken des MuttertieresUnterscheide: obere, untere
linke und rechte seitliche Stellung
Rind: obere StellungStute: obere Stellungkl. Wdk.: obere StellungSchwein: obere Stellung, untere StellungFleischfresser: obere Stellung
Die untere Stellung ist außer beim Schwein pathologisch.
2007 AGTK Wehrend
(Bostedt 2006)
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Haltung (Habitus)Verhältnis des Kopfes und der Gliedmaßen des Fetus zu seinem Rumpf Unterscheide: gebeugt, gestreckt
Rind: gestreckte HaltungStute: gestreckte Haltungkl. Wdk.: gestreckte HaltungSchwein: gestreckte Haltung
gebeugte Gliedmassen möglichFleischfresser: gestreckte Haltung
Der Kopf muss immer gestreckt sein.
2007 AGTK Wehrend
Hinterendlage, obere Stellung, gestreckte Haltungeingetreten
Vorderendlage, obere Stellung, gestreckte Haltungeingetreten
Vorderendlage, obere Stellung, Kopfseitenhaltung rechtseingetreten
Vorderendlage, obere Stellung, gebeugte Haltungeingetreten
Hinterendlage, obere Stellung, gebeugte Haltungeingetreten
Vorderendlage, obere Stellung, Kopfbrusthaltungeingetreten
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Position der Frucht im Geburtsweg - vorgetreten - eingetreten - durchgetreten
dabei Bezeichnung der betreffenden Körperteile
Merke: Ist der Brustkorb durchgetreten, kann die Frucht in der Regel nicht mehr zurückverlagert werden.Die Nabelschnur wird in Hinterendlage früher abgedrückt als bei Vorderendlage (= Gefahr der Hypoxie).
2007 AGTK Wehrend
Hinterendlage, obere Stellung, beidseitige Hüftgelenksbeugehaltungeingetreten
Hinterendlage, seitliche Stellung, gestreckte HaltungFesselgelenke durchgetreten
Vorderendlage, untere Stellung, gestreckte HaltungFesselgelenke durchgetreten
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Leben der Frucht- Bewegungen der Frucht (spontan oder provoziert)- Zwischenklauenreflex- Bulbusreflex- Schluckreflex- Saugreflex- Anusreflex- Nabelpulsation- bei kl. Wdk., Schwein, Flfr.: sonographisch darstellbare Herzaktion
Beachte: relative Aussagekraft der Lebenszeichen
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Sichere Anzeichen für eine tote Frucht- Ablösung von Haaren und Hornkapseln- Emphysem- Mumifikation
Relativ sichere Anzeichen für eine tote Frucht- hochgradige Geruchsabweichungen des Fruchtwassers- Abgang der Nachgeburt vor dem Fetus
2007 AGTK Wehrend
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Größe der Frucht in Relation zum Geburtsweg- normal groß- relativ groß- relativ zu groß- absolut zu groß
oft erst nach Einstellen der Frucht abschätzbar (diagnostischer Auszug)Parameter:- Durchmesser der Fesselgelenke- Querdurchmesser der Stirn
Cave: Hinterlender
Geburt per vias naturales nicht möglich
2007 AGTK Wehrend
Die geburtshilfliche Untersuchung
Prognose für Muttertier und Nachkomme- Prognose für das Leben - Aufklärung über mögliche Komplikationen- Prognose für die weitere wirtschaftliche Nutzung
Beispiel: Sectio caesarea bei einer vermutlich prämaturen Frucht
2007 AGTK Wehrend
Prognose für eine Kuh nach Sectio caesarea
erneute Trächtigkeit: bei 75 % (Arbeiter 1993)64 % (Bouchard et al. 1994)59 % (Gschwind et al. 2003)- 68 % lebendes Kalb- 46 % totes Kalb- 30 % nach Endometritis
Einfluss auf die erneute Trächtigkeit:keinen: Dystokieursache
negativ: verzögerte Vorstellungtoten KalbesEndometritis puerperalis
2007 AGTK Wehrend
Prognose für eine Kuh nach Sectio caesarea
Häufigkeit einer Peritonitis diffusa nach Sectio caesarea in der linken Flanke am stehenden Tier bei frischer Geburt
Peritonitis (%) Tierzahl Autor3,3 132 Wittenberg, 19632,2 316 Baier et al., 1968
3 - 9 412 Mitjen et al., 1998
2007 AGTK Wehrend
Prognose für eine Kuh nach Sectio caesarea
Häufigkeit peritonealer Adhäsionen (Peritonitis areata) nach Sectio caesarea in der linken Flanke am stehenden Tier
Peritonitis (%) Tierzahl Autor 23,3 129 Wittenberg, 1963 22 316 Baier et al., 1968 22,2 90 Bostedt, 1968 5 539 Gloor, 1970 23,5 507 Ahlers et al., 1971 20,8 367 Bouchard et al.,1994 31 1000 Hoeben et al., 1997
2007 AGTK Wehrend
Fruchtbarkeit nach Sectio caesarea beim Schaf
Nach Sectio caesarea %
Nach konservativer Geburtshilfe %
Autor
90,03 79,60 Majeed et al., 1993
100 keine Angaben Brounts et al., 2004
100 keine Angaben Kubicek, 1997
100 keine Angaben El Guindy und El Ghannam, 1973
80 keine Angaben Veskler-Hess et al., 2001
92,3 keine Angaben Scholz, 2006
2007 AGTK Wehrend
Fragen
- Wie lautet der formale Ablauf der geburtshilflichen Untersuchung?
- Wann im Rahmen einer geburtshilflichen Untersuchung labordiagnostische Bestimmungen sinnvoll?
- Warum gilt die Hinterendlage beim Großtier als pathologische Lage?
- Welche Aussagen müssen nach der geburtshilflichen Untersuchung getroffen werden?
2007 AGTK Wehrend