Vorlesung Methoden und Techniken der empirischen...

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1. Definitionen 2. Hypothesen, Theorien und Gesetze 3. Erklärung D-N-Erklärung I-S-Erklärung Prognose Informationsgehalt Frage: Was will Wissenschaft? Man will wissen wie die Welt funktioniert (alles darüber) Erkennung Erkenntnis Gewinn Beschreibungen und Erklärungen von Ereignissen Rückführung auf Gesetze Beitrag zur Veränderung/ Verbesserung der Welt - Entwicklung von Gütekriterien - Wahrheit + Objektivität ˜ Intersubjektivität Wissenschaft beruht auf Konventionen 2 Arten von Wissenschaft: 1. Formalwissenschaften Analyse von Denksystemen 2. Empirische Wissenschaften (Realwissenschaften) - Übereinstimmung von Thesen mit der Realität - externes Wahrheitskriterium - muss auch Widerlegbar sein (können) Wissenschaftsprozeß muss nachvollziehbar sein Empirie ist auch Zu 1. Wissenschaft bedeutet den Umgang mit Sprachen ˜ Die Festlegung von Bedeutungen von bestimmten Begriffen Funktionen: 1. Sprachliche Präzisierung 2. Gemeinsames Verständnis von Aussagen 3. Sprachliche Ökonomie 3 Arten von Definitionen: a) Nominaldefinition b) Realdefinition c) operationale Definition 2 Komponenten: Definiendum : Der zu definierende Begriff Definiens : Begriffe, Umschreibungen die den Inhalt des Definiendums ausmachen Beispiel: “soziale Norm” “jede dauerhafte Erwartung über das Handeln anderer Personen” Vorlesung Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung Soziologie Datum: 27.10.99 - 1 -

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1. Definitionen2. Hypothesen, Theorien und Gesetze3. Erklärung

D-N-ErklärungI-S-ErklärungPrognoseInformationsgehalt

Frage: Was will Wissenschaft?� Man will wissen wie die Welt funktioniert (alles darüber) ð Erkennung� Erkenntnis Gewinn� Beschreibungen und Erklärungen von Ereignissen ð Rückführung auf Gesetze� Beitrag zur Veränderung/ Verbesserung der Welt

- Entwicklung von Gütekriterien- Wahrheit + Objektivität

Ä Intersubjektivität� Wissenschaft beruht auf Konventionen� 2 Arten von Wissenschaft:

1. Formalwissenschaften ð Analyse von Denksystemen2. Empirische Wissenschaften (Realwissenschaften)

- Übereinstimmung von Thesen mit der Realität- externes Wahrheitskriterium- muss auch Widerlegbar sein (können)

� Wissenschaftsprozeß muss nachvollziehbar sein� Empirie ist auch

Zu 1. Wissenschaft bedeutet den Umgang mit SprachenÄ Die Festlegung von Bedeutungen von bestimmten BegriffenFunktionen:

1. Sprachliche Präzisierung2. Gemeinsames Verständnis von Aussagen3. Sprachliche Ökonomie

� 3 Arten von Definitionen:a) Nominaldefinitionb) Realdefinitionc) operationale Definition

� 2 Komponenten:� Definiendum: Der zu definierende Begriff� Definiens: Begriffe, Umschreibungen die den Inhalt des Definiendums

ausmachen

Beispiel: “soziale Norm” ð“jede dauerhafte Erwartung über das Handeln andererPersonen”

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 27.10.99

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� Möglichkeit von Definitionsketten (wenn eine Definition einen Begriff enthält, der nochzu definieren ist)

� Definitionen können weder wahr noch falsch sein!� Definitionen sagen nichts über die Realität aus (Reifikationsproblem)� Intensionale Bedeutung: dauerhafte Beschreibung

Extensionale Bedeutung: Menge der Begriffe die zur Beschreibung verwendet werden.

Zu A) Nominaldefinition:� Lediglich die sprachliche Konvention über die Bedeutung eines des

Begriffes.� Kein Aufschluss über die empirische Entsprechung möglich

Zu b) Realdefinition:� Versucht das Wesen von sozialen Kennzeichen zu erfassen� Sind wissenschaftlich nicht brauchbar

Zu c) operationale Definitionen:� Eine Meß-/ Erfassungsvorschrift von empirischen Phänomenen� Eigentlich keine Definition sondern eher eine Vorschrift wie man messen

soll

Zu 2.: Theorien, Hypothesen und Gesetze:� Hypothesen:

� Sind Aussagen, die mindestens 2 Aussagen/ Variablen miteinander kombinieren.� “Wenn, dann” Variablen.� Sie postulieren Kausalverhältnisse� Sie sind noch nicht empirisch geprüfte Aussagen

� Gesetze:� Bringen ebenfalls 2 Variablen in Verbindung� Sind empirisch bewiesen worden und haben sich bewehrt

� Theorien:� Sind Aussagesysteme die mehrere Hypothesen beinhalten� Komplexere Strukturen

� Kausalität ist eine Denkkathegorie, ist ein kognitives Konstrukt1. x und y korrelieren (es gibt einen statistischen Zusammenhang)2. Die Ursache muss vor der Wirkung eintreten Kausalität3. x und y bilden ein isoliertes System4. x und y wurden korrekt gemessen

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 27.10.99

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� D-N-Erklärung ð Deduktiv-Nomologische Erklärung: Entgegen dem Alltagsgebrauchdes Begriffs “Erklärung” stellen wissenschaftliche Erklärungen eine spezielleArgumentationsfigur dar.

� Beispiel:

In Gesellschaft X existiertAusländerfeindlichkeit

Zu erklärendesPhänomen(singuläres Ereignis)

Explanandum:

In Gesellschaft X besteht KonkurrenzRandbedingung(singuläres Ereignis)

Wenn Konkurrenz, dann AusländerfeindlichkeitGesetz(Allaussage)

Explanans:

� Explanans besteht aus:1. Einem Gesetz (griech. “Nomos”), einer Allaussage ohne Raum-Zeit-Bezug2. Einer Randbedingung oder Antenzedenzbedingung (= singuläres Ereignis oder

Ursache bzw. Wenn- Komponente)� Es gibt keine letztendlich beweisbare Aussage (Gesetze) in den empirischen

Wissenschaften.� Alle Aussagen sind nur in der Vergangenheit und Gegenwart zu beurteilen.� Alles was erwiesener maßen nicht möglich ist, verringert die Menge von Unmöglichem.� Positivismus: Das dass, was wir beobachten, der Prüfstein dessen ist, was wir für Realität

halten.� Gesetze sollten Idealerweise Zeitunbezogen sein.� Alle Gesetze die trotzdem Raum-Zeit-Bezogen sind, verfallen sehr schnell und sind kaum

brauchbar.� Alquantor: Meint eine implizierte Behauptung; Wenn “a” gilt, dann gilt “b”� Informationsgehalt wird definiert durch potentielle Falsifikationen.� Falsifikatoren werden durch den Objektbereich definiert.� Wichtiges Merkmal von Hypothesen ist ihr Objektbereich

Ä Die Menge “potentieller Falsifikatoren”

Erklärung von Prognosen:� Erklärung: Was passiert wenn...� Prognose: Was folgt daraus für die Zukunft?

Ä Man benötigt: Ein Gesetz, welches in Verbindung mit einerRandbedingung steht (sprich ein Explanans).

Gesetz (gegeben):“Wenn Konkurrenz steigt, dann steigt auch die Ausländerfeindlichkeit.”ì î

Randbedingung (gegeben): Gegenstand der Prognose:“Konkurrenz nimmt zu” Explanandum (gesucht)

“Ausländerfeindlichkeit steigt”

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 3.11.99

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gesuchtgegebengegebenPrognose:gegebengesuchtgesuchtErklärung:Explanandum:Randbedingung:Gesetz:

D.h.: Prognose und Erklärung folgen aus der gleichen Logik. Aber bei einer Prognose wirddas Explanadum gesucht, bzw. nach dessen Veränderung gefragt.

� Adäquatsbedingung der Erklärung:1) Das Explanadum muss logisch korrekt aus dem Explanans abgeleitet werden.2) Im Explanans muss ein Gesetz enthalten sein, welches sich bereits bewährt hat.3) Das Explanans muss wahr sein.4) Gesetz und Rahmenbedingung müssen überprüfbar sein.

� Man spricht hierbei von dem sogenannten D-N-Erklärung oder dem H-O-Schema(Hamber und Oppenheim)

� Eine weiteres Schema wäre die I-S-Erklärung: Die induktiv- statische oder auch“probablistische” Erklärung:� Beispiel:

Gesetz G1: Für 90 % aller Fälle gilt: Wenn Personen einMonatseinkommen von über 3000 DM haben, dannbesuchen sie regelmäßig die Oper.Randbedingung: Person X hat ein Einkommen von > 3000 DM.

Explanandum: Person X besucht regelmäßig die Oper

� Die Aussagen sind weder zu Verifizieren, noch zu Falsifizieren� Die Erklärung ist somit mit Mängeln behaftet.

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 3.11.99

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� Hypothetische Erklärungen: Erklärungen, die Hypothesen als Argumente verwenden. (“adHock Erklärung”)

� Urbanisierung1 ð erhöhte Selbstmordgefahrî Große Bevölkerungsdichte

1. Abgrenzungsproblem: (Probleme bei der Überprüfung von Hypothesen)ì Meßbarkeit î

� Objektive è Manipulierbarkeit è von Variablenî Operationalisierbarkeit ì

� Wissenschaftliche Aussagen müssen an der Erfahrung scheitern können!� (vgl. Hierzu Karl R. Popper)� Korrespondenztheorie (allgemein):

x

X Y

y

Kerntheorie (Hypothese) inL(t)

Korrespondenzregel(Zuordnungsregel)

Empirische Indikatoren in L(o)emp. beobachteter Zusammen-hang

� Begriffe müssen in empirisch, beobachtbare Eigenschaften, Zustände oderEreignisse übersetzt werden, d.h. Es müssen empirische Indikatoren benanntwerden, bzw. Die theoretischen Begriffe müssen operationalisiert werden.

� Operationalismus: Die definitorische Gleichsetzung von theoretischen Begriffenund empirischem Indikator.

� Bilaterale Reduktionssatz: beschreibt ein Verfahren oder eine Vorgehensweise.2. Basissatzproblem der Empirie:

� Alles was wir messen ist Theorieableitend, basiert also auf unbewiesenenTheorien und Hypothesen.

� Wird sind nicht in der Lage unsere Aussagen definitiv, zeitgebunden undunwiderlegbar zu verifizieren. ð Es gibt keine endgültige Wahrheit!

� Basissätze: werden geschaffen durch kritische, logische Diskussionen über dieAnerkennung von wissenschaftlichen Aussagen/ Theorien/ Hypothesen.

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 10.11.99

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1 Urbanisierung, die Ausbreitung städtischer Lebensformen und Verhaltensweisen und die daraus entstehendenräumlichen Strukturen und Prozesse. Urbanisierung ist also weniger das zahlenmäßige oder bauliche Wachstumvon Städten, sondern ein Veränderungsprozess, in dessen Verlauf sich die Sozial-, Berufs- und Erwerbsstruktursowie die raumrelevanten Verhaltensweisen und die Physiognomie der Kulturlandschaft bisher ländlichgeprägter Räume wandeln.

� Voraussetzung ist allerdings, dass der Entstehungsprozeß transparent undnachvollziehbar sein muss! ð Kritischer Rationalismus (vgl. Popper).

� Wenn verschiedene gleich gute Theorien existieren, nimmt man die, mit denmeisten Falsifikatoren.

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 10.11.99

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Kritischer Rationalismus; Diskussion um die Werturteilsfreiheit von empirischer Forschungzwischen Schmoller ó Max Weber

I. Weber: Die 3 Bereiche der Werturteilsproblematik:1. Entdeckungszusammenhang2. Begründungszusammenhang3. Verwertungszusammenhang

Zu 1.)� Die Entstehung einer Forschungsidee ist immer sehr subjektiv ð Wissenschaft ist nie

wertfrei ð Sie ist Nominativ, mit WertZu 2.)� Darf nicht subjektiv oder wertend sein ð Objektivität� Aber: Wissenschaftler versuchen immer ihre eigenen Ergebnisse zu verteidigen ð Sie

versuchen bewusst oder unterbewusst ihre Theorie zu rechtfertigen und zu verifizieren.� Wertfreiheit ist verankert in der freien Debatte/Diskussion von Forschern untereinander!� Wissenschaft muß alle Theorien und Entstehungsfakten offenlegen.Zu 3.)� Umsetzung von Erkenntnissen in die Praxis� Verwertung ist immer geprägt von der individuellen Situation, z.B.: “Rauchen erhöht das

Krebsrisiko”ð Für die Zigarettenindustrie: mehr Werbung damit die Leute weiterrauchenð Für den intelligenten Menschen: Aufhören mit den Rauchenð Für den Süchtigen: Ignorieren und nicht daran denken

� ð Forderung nach einer “kritischen Theorie”, die definitive eindeutige Schlussfolgerungimpliziert.

� Gesellschaft: Die handelnden Anderen

II Verstehen statt Erklären:� Müssen alle Wissenschaften die gleiche Zielsetzung und die gleichen Methoden

verfolgen?� 2 Standpunkte:

1. Methodenmonolismus (wie in der Naturwissenschaft)2. Methodendualismus (versucht auch die der Handlung zugrunde liegende

Motivation zu rekonstruieren)

Zu 2.)� Symbolischer Interaktionismus:

A) symbolisch, strukturiertes HandelnB) Handlung ist intentional (mit Zielsetzung) Ä Deduktiv- Nomologisch nicht erklärbar

Zu a) � Handeln basiert auf Symbolen (Gestik, Mimik, Kleidung,...)ð Wir verwenden und

reagieren selbst auf Symbole!

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 17.11.99

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Die “Genetische Erklärung”:

S1

Ursache(Steinschla

g)

S2

Wirkung (Loch

Ölwanne)

Ursache

S3

Wirkung (Temperatur anstieg)

Ursache

S4

Wirkung (Ausdehnung Kolben)

Ursache

Sn

Wirkung (Kolbenfresser)

......

� Ursache- Wirkungs- Kette: Explanandum wird zum Explanans.� Verwandt mit der S-V-R Hypothese für die Paarbildung (beim Menschen)

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 17.11.99

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S

(Stimulus)

V

(Value)

R(Rollenverha

lten)

Jemand ist sympatisch

Werte die der Andere vertritt

Kommt man miteinander klar

Zu b)� Handeln ist individuell einzigartig:

Wir erklären Handlung durch Subsumtion, also der Klassifizierung von Handeln� Als Alternative zum Erklären wird Verstehen angegeben.� Verstehen: Übernahme der Rolle des Anderen und nachvollziehen seiner Situation/ Logik� Erklären ist kein logischer Widerspruch zum Verstehen!

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 17.11.99

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1976 Thomas Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen� 2 Arbeitsphasen:

1.) Normalwissenschaft:� ð Die Verfeinerung von Methoden und Theorien� Basiert auf Paradigmen1 + Anwendungsbeispielen + Hintergrundannahmen

+ Glaube der Wissenschaftler, die mit den Beispielen arbeiten.2.) Wissenschaftliches Arbeiten:

� Paradigma wird ins Wanken gebracht ð Weltbild wird zerstört ð NeuesParadigma , das inkommensurabel2 ist ð Neues Weltbild.

Paul Feyerabend:1. Feststellung: Theorien und Paradigmen sind inkommensurabel ð keine endgültige

Falsifikation möglich.2. Everything goes: keine festen, chronologischen Regeln3. Abkehr/ Befreiung von den streng wissenschaftlichen Methoden und Regeln4. Wissenschaftliche Umbrüche werden immer von Außenseitern eingeleitet, nicht von

renommierten Professoren (vgl. Einstein)

1974 Iron Lakatos:1.) Theorien und Paradigmen (t)ð(t´) Neues Paradigma muss alles und etwas mehr und besser erklären2.) Ein Gehaltsüberschuß muss die neuen Funktionen erklären ð positive Heuristik3.) Gehaltsüberschuß bemüht sich um ein neues, verbessertes Weltbild. Neues Weltbildmuss nicht kompatibel zum alten sein.

Fazit der ersten 6 Wochen:1. Alle wissenschaftliche Kommunikation basiert auf Definitionen.2. Theorien und Hypothesen haben eine klare Struktur.3. Theorien und Hypothesen können nicht verifiziert werden.4. Theorien und Hypothesen mit empirischen Gehalt können nicht (endgültig) falsifiziert

werden. (Basissatzproblem)5. Theorien und Hypothesen werden aufgrund einer kritischen Diskussion vorläufig

anerkannt.6. Theorien und Hypothesen werden (nur) nach ihrer logischen Konsistenz, ihrem Infogehalt

und empirischen Bestätigungsgrad beurteilt.7. Wie und wer eine Theorie entwickelt hat ist ohne Belang für ihre Gültigkeit.8. Verwendungskonsequenzen sind ohne Belang für die Gültigkeit einer Theorie und

Hypothese.9. Punkt 7 und 8 können Gegenstand wissenschaftlicher und soziologischer Untersuchungen

sein.

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 24.11.99

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2 Inkommensurabel: 1. Nicht messbar; 2. (phys.) Nicht vergleichbar, nicht mit der gleichen Einheit darstellbar

1 Paradigma: Regelsystem, Muster, Modell; hier: Theoriengebäude

Forschungsprozeßverlauf:

Konzeptspezifikation/ Operationalisierung

Publikation

Datenanalyse

Datenerfassung

Datenerhebung

Auswahl der Untersuchungseinheiten

Theorienbildung

Auswahl des Forschungsproblems

Bestimmung der Untersuchungsform

� Theorienbildung: Sammeln von grundlegenden Informationen zum Forschungsstand,Differenzierung des Forschungsproblems ð Spezifizieren zu einer Theorie.

� Operationalisierung: Entwicklung von Meßtheorien und Forschungsinstrumenten (ðmodern: Vorschlag einer Standardisierung)

� Bestimmung der Untersuchungsform: Wann und an welchem Ort kann man Messungendurchführen.

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 24.11.99

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� Auswahl der Untersuchungseinheiten: Stichproben (Repräsentativität)2 Verfahren:� Zufallsverfahren� Nicht zufallsgesteuerte Verfahren

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 24.11.99

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Untersuchungsanordnung:� Untersuchungsformen: betreffen logischen Aufbau und Anordnung (Plan/ Strategie)

Vorgehensweise 1:

X

t1

0

t2

Film Aggressivität

X:Setzung und Einwirkung des experimentellen Stimulus, stellt eine unabhängige Variable/Ursachenfaktor dar.0:Messung der sogenannten abhängigen Variable, hier: Aggressivität.t1 und t2:Zeitpunkte der Messungen

� Problem dieser Vorgehensweise:Es ist keine Aussage über die abhängige Variable vor dem Zeitpunkte t1 möglich. Inunserem Beispiel hieße das, dass wir keine Aussage darüber treffen können, ob einePerson nicht schon von Natur aus eine stark ausgeprägte Aggressivität besitzt.

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 1.12.99

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Vorgehensweise 2:

R:Technik zur Bildung einer Kontrollgruppe.

� Die Bildung einer Kontrollgruppe, welche den Film nicht gesehen hat, lässt Aussagendarüber zu, wie sich die Aggressivität der Experimentalgruppe durch Konsum des Filmesverändert hat.

� Die Einführung eines Pretestes, vermeidet das Problem der ersten Vorgehensweise.

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 1.12.99

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X

t2

0

t3

0

t1

00

Film AggressivitätAggressivität

R:

R:

(Pretest) (Posttest)

AggressivitätAggressivität

Experimentalgruppe:

Kontrollgruppe:

Vorgehensweise 3:

(X) 0

0

t1

Experimentalgruppe:

Kontrollgruppe:

Alle zu gemessen

(X):Ein Stimulus, der nicht vom Forscher gesetzt und kontrolliert wird.

� Das sogennante Survey- Design lässt keine gesicherte Aussage über Ursache undWirkung zu, da alle Messungen zu einem Zeitpunkt gemacht wurden. Also ist esunmöglich zu sagen wie die Personen wirklich vorher waren. Dies Versucht man durchVergleich mit einer Kontrollgruppe zu ermitteln, die aber niemals gleich ist.

Störfaktoren: (Vergleiche besonders zu diesem Thema Schnell/ Hill/ Esser: Methoden derempirischen Sozialforschung S. 206)Sogenannte Störfaktoren können ein Experiment ebenfalls verfälschen und somit die“interne Validität” beeinflussen:� Zwischenzeitliche Störfaktoren� Reifung (interpersonelle, lernpsyschologische, biologische Effekte)� Meßeffekt/ Testing (erste Messung kann Auswirkung auf die 2. Messung haben, ohne das

der Stimulus verändert worden ist) da die Lösungsstrategien der Testperson noch Malüberarbeitet worden sind.

� Hilfsmittel/ Instrumentarien (Veränderung der Messinstrumente/ Messbedingungen) z.B.:“Versuchsleitereffekt”

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 1.12.99

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� Verzerrte Auswahlen/ Selektionen (häufig stehen Personen des Pretest nicht mehr zumPosttest zu Verfügung.

� Interne Validität: betrifft die Tatsache, dass der Stimulus tatsächlich für dieVeränderungen der abhängigen Variablen verantwortlich ist.

� Externe Validität: betrifft die Möglichkeit der Verallgemeinerung der experimentellenErgebnisse auf andere Personen und andere soziale und temporale Gruppen/ Personen.

Störfaktoren der externen Validität:� Reaktive Effekte des Messens: Messvorgang hat Konsequenzen für die Generalisierung� Reaktiver Effekt der experimentellen Situation: Die Tatsache oder vielmehr das

Bewusstsein der Tatsache, dass es sich um ein Experiment handelt führt schon zu einerVeränderung des Verhaltens der Testpersonen.

Techniken zur Kontrolle der Störfaktoren:� Elimination von störenden Ereignissen und der Versuch ideale Versuchsbedingungen zu

schaffen.� Konstanthaltung von Bedingungen sowohl für Experimental- und Kontrollgruppe� Bildung von Kontrollgruppen:

A) Matching:Versuch für jeden eine Person zu finden, die ähnliche Merkmale aufweistB) Zufallsverfahren (Randomisierung):Große Gruppe stellt sicher, dass in beiden Gruppen ähnliche Merkmale vorherrschen(Zufällige Anweisungen zu den Gruppen) ð keine systematischen Unterschiede

Was ist oder was macht ein “Experiment” aus:A) Hypothese soll geprüft werdenB) Treatment wird von Versuchsleiter kontrolliert und gesetztC) Versuchsbedingungen werden durch Techniken der Elimination, Konstanthaltung undRandomisierung kontrolliert.

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 1.12.99

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� Validität hängt nicht vom Untersuchungsort ab

Ex- Post- Facto Design:� Erhebungen die dann gemacht werden, wenn der Stimulus in der Natur schon vorkommt� ð Survey- Design (Umfrage- Forschung)

1. Varianz in der unabhängigen Variablen (Interpretation der Umfrage- Ergebnisse)2. Kausale Reihung (Welche bedingt die andere Variable)3. Kontrolle der Störfaktoren

Zu 1.)� Hypothese: Je höher die “Segregation1” --------> desto höher die “Kognitive Assoziation”Zu 2.)� Welche Reihung der Variablen ist wichtigZu 3.)� Versuch des Ausschlusses von Drittfaktoren� Randomisierung stellt sicher, dass beispielsweise die Erziehung keinen Einfluss auf die

Untersuchung hat.� Bei einer Untersuchung ist dies nicht möglich.

z.B.: Erziehung-------> Film-------> AggressivitätZ X Y

Repressive Erziehung Hoher Filmk. Hohe AggressivitätReihung der Drittvariablen: Hier geht aus theoretischen Gründen Z X Y� Geht Z X und Y voran spricht man von einer antizipatorischen Variablen� Greift Z zwischen X und Y spricht man von einer intervenierenden Variablen

Erstellung einer Datenmatrix:� X è Filmkonsum ò� Y è Aggressivität

� Variablen:

1 Film

1 hohe Aggressivität

X

Y

2 geringe Aggressivität

2 kein Film

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 8.12.99

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1 Segregation; Maß für die Konzentration in Räumen

...........21c22b11aYXPerson

� Ergebnisanalyse:� Bei Korrelation 1:1 oder 2:2 wäre die Hypothese eindeutig wahr

(Korrelationskoeffizient 1)� Bei den Korrelationen 1:2 oder 2:2 wäre die Hypothese falsch

(Korrelationskoeffizient 0)

X 1

Y 1

Y 2

X 2

300

200

200

300

i2 Korrelationskoeffizient

Phi "r"

Datenmatrix mit 3 Variablen:� Hypothese 2: Y ist nach Geschlecht verschieden (Z ð X ð Y)

1 weiblich

1 hohe Aggressivität

1 Film

X

Y

Z

2 männlich

2 geringe Aggressivität

2 kein Film

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 8.12.99

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� Datenmatrix:

............112c222b111aZYXPerson

� Die Ausgangstabelle (Maginaltabelle):

� Die Partialtabellen 1 + 2:

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 8.12.99

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X 1

Y 1

Y 2

X 2

300

200

200

300

i2 Korrelationskoeffizient

Phi "r"

X 1

Y 1

Y 2

X 2

125

X 1

Y 1 175

125 Y 2 75

125

X 2

75

125

weiblich

175

Z

männlich

i2 Korrelationskoeffizient

Phi "r"i2

Phi "r"

� Erklärung und Interpretation:� Die Variable 2 geht X und Y voraus. Bei der Datenanalyse kann sich zeigen, dass die

Beziehung X Y nur eine scheinbare Kausalbedingung ist. Der Zusammenhang zwischenX und Y wird weg erklärt.

X------------> Y ø Z

Vorhersage und Spezifikation:Neue Hypothese:� Die Variable Z liegt zwischen X und Y� Kennzeichen X� X sei die Fahrleistung; Z der Fahrstil; Y die Unfälle

X---------> Z----------> Y

� Kennzeichen von Vorhersagen und Spezifikationen:� Korrelation zwischen XY variiert unter den Ausprägungen von Z.� Ist Z eine antenzidierende Variable geht also XY voran, dann liegt eine

Spezifikation vor.Beispiel:

X (Fahrleistung) í î

Z (Wagentyp Y (Unfälle)

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 8.12.99

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� Ist Z eine intervenierende Variable, tritt also zwischen XY, dann liegt eineVorhersage vor.Beispiel:

Z (Wagentyp)

Die 4 Haupttypen der Elaboration:

VorhersageSpezifikation...beide VerschiedenInterpretationErklärung...beide Null...interveniert...antenzidiert

Die Drittvariable ZDieKonditionalbeziehungensind...

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 8.12.99

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Netzwerkanalyse:� Erhebung und Analyse von sozialen Strukturen� Netz von Verbindungen zwischen sozialen Figuren (Netzwerkgeflecht)� Einheiten: z.B. Personen, Firmen, Organisationen, etc.

� Kümmert sich nur um soziale Beziehungen� Ist empirisch nicht leicht zu trennen� Man brauchte eigentlich auch Auswahlverfahren zur Analyse der Testpersonen� Es könnte Kooperationsverweigerung seitens einiger Beteiligter geben, welche das Bild

des Netzwerks verzerrt� Bei egozentrierten Netzwerken ist die Subjektivität sehr schwierig (Man glaubt ein

Akteur sei mit einem anderen nicht befreundet und ist es schließlich doch usw.)

Typologie der Netzwerkanalyse:Unterscheidungen nach Inhalt der Beziehung:

� Potentielle Interaktionen (soziometrische Wahlen)� Tatsächliche Interaktionen (Tauschbeziehung)� Stabile Interaktionen (Freundschaften) (Pappi 1987)

� Soziometrische Wahlen: Unterscheidung zwischen Stars und Außenseitern� Stabile Interaktionen: lang anhaltende, dauerhafte BeziehungUnterscheidungen nach ???? der Beziehung:� Symmetrische Beziehung (wechselseitige Beziehung)� Asymmetrische Beziehung (einseitiges Verhältnis)Unterscheidungen nach Anzahl der beachteten Beziehungen:� Uniplexe Netzwerke (auf einer spezifischen Art der Beziehung)� Multiplexe Netzwerke (mindestens zwei Beziehungen in einem Netzwerk)� Totale Netzwerke (alle möglichen Beziehungen in einem Netzwerk)

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 22.12.99

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A

B

C

E

D

Personen, Knoten: A, B, C, D, E

Kanten, Graph Beziehung:

Unterscheidung nach (Erhebungs-) Perspektive:� Egozentrische Netzwerke (aus der Sicht des Akteurs)� Gesamtnetzwerke (aus der Sicht aller Akteure)

Netzwerktypologie:Anzahl der Beziehungsarten:

Uni oder multiplexesegozentriertes Netzwerk

Totales egozentriertesNetzwerk (zu aufwendig)

Aus der Sicht einesAkteurs:

Uni- oder multiplexesGesamtnetzwerk

Totales Gesamtnetzwerk (zuaufwendig

Aus der Sicht allerAkteure:

Eine oder mehrere:alle:

Maße zur Beschreibung von Netzwerken:1. Dichte: hohe Dichte ð zum Netz gehörende Einheiten sind sehr stark untereinander

verbunden (hoher Vernetzungsgrad).� Beispiel:

� Def.: Anzahl empirisch vorhandener Beziehungen dividiert durch die empirischmöglichen Beziehungen

� Gründe für die Wichtigkeit von Maßen: Vergleichbarkeit von Ergebnissenuntereinander; allgemeines Verständnis der Ergebnisse.

2. Zentralität: Beschreibt die Eingebundenheit eines Akteurs in ein Netzwerk� Central degree (cd): Die Summe der direkten Verbindungen einer Einheit in der

Relation zur Anzahl der zum netzgehörenden Einheiten:Cd = Anzahl der Kriterien einer Einheit/ (n - 1) ð (wobei “n” die Anzahl derKanten sein soll)

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 22.12.99

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B

D D

C

EA

B C

EA

Netz 1: Netz 2:

7/10 = 0,7 5/10 = 0,5

� Beispiel:

3. Cliquen: Teilgruppen von Personen in Netzwerken, die untereinander direkt, stärkerverbunden sind.� Beispiel:

� “C” hätte hier die “Brückenposition” inne

Namensgeneratoren für egozentrierte Netzwerke:� R. Burt; Eine Stimulussituation� Generator: Hin und wieder besprechen die meisten Leute wichtige Angelegenheiten mit

anderen

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 22.12.99

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D

B C

EA

cd A = 2/4 = .50

cd B = 4/4 = 1

F

B C

G

E

D

A

Auswahlverfahren:� Literatur:

� Böltken, F., 1976: Auswahlverfahren, Stuttgart� ADM- Arbeitskreis Deutscher Marktforschungsinstitute 1979: Muster -

Stichproben - Pläne, München� Ehrenberg, A.S.C., 1986: Statistik oder der Umgang mit Daten

� Grundgesamtheit: Eine Umschreibung des Personenkreises über den eine Aussagegemacht werden soll. (“Target Population)

� Vollerhebung: alle uns interessierenden Objekte werden in die Auswahl einbezogen.� Teilerhebung: Auswahl von einem kleinen Teil aller Personen, für die Grundgesamtheit� Ä Auswahlverfahren:

1. Zufallsstichproben (“Random samples”): Alle Elemente der Grundgesamtheithaben eine Chance zur Auswahl zu gehören.Inferenztechnik: begründeter Rückschluss auf die Grundgesamtheit.

2. Willkürliche und bewusste Stichproben: Wahrscheinlichkeit zur Auswahl zugehören ist unbekannt.

Zur Vollerhebung:� Vorteil: jede Person und ihre Besonderheit werden bevorzugt.� Nachteile:

� Kostspielig� Ergebnisse brauchen lange ehe sie ausgewertet sind� Hohe Fehleranfälligkeit > unter Umständen sind Stichproben genauer� Gelegentlich Unsinnig > destruktive Tests

Zufallsauswahlen:� Wahrscheinlichkeit der Auswahl ist angebbar und größer als Null.� Mög. Stp = N! / (n! * (N-n)!) N = Elemente der GG, n = Element der Stp.

GaußscheNormalverteilung

Die durchschnittliche Streuung (Abweichung) der Mittelwerte der Stichproben wird alsStandardfehler ( x´ sprich: Sigma X Strich) bezeichnet.r

� Je mehr Personen in der Stichprobe sind, desto geringer wird der Standardfehler

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 12.01.2000

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� Varianz der Personen in der Auswahl, z.B.: Stichprobe 1 : 1,40 - 1.90 m (Fehlerklein); Stichprobe 2: 1,20 - 2,20 m (Fehler groß)> je geringer die Varianz in der GG und je größer der Stichprobenumfang, destogeringer ist der Standardfehler des Mittelwertes.

x´ = r rx2 + n

x1,2= x´ x´!1, 96 $ r

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 12.01.2000

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Auswahltechniken

Einfache Zufallsauswahlen (simple Random Samples):� Definition: jedes Element der GG hat die gleiche Chance in die Auswahl zu kommen.� Modelle:

� Lotterieverfahren (Urnenwahl)� Zufallszahl wird generiert als Identifikation der Person� systematische Auswahl (eine Liste mit Personen, von denen Beispielsweise jeder

100ste gezogen wird)

Geschichtete Auswahlverfahren:� Definition: (siehe Vorlesung vom 12.01.2000)� Modelle:

� Einteilung in Schichten, aus diesen Schichten werden Personen per Zufallgezogen.

� Proportional geschichtete Auswahlen: Anteile der Schichten in der GGentsprechen den Anteilen in der Auswahl.

� Disproportional geschichtete Auswahlen: Anteile der Schichten in der GGentsprechen nicht den den Anteilen in der Stichprobe.

� > Vorteil: Man kann Minderheiten, die sonst nicht im Ergebnis auftauchenwürden, berücksichtigen.

Klumpen Stichprobe (Cluster Analyse):� Definition: Anstatt einer Gesamtanalyse aller Elemente einer GG werden einige

sogenannte Cluster ausgesucht, welche die Elemente der GG repräsentieren sollen. Ausdiesen Clustern werden wiederum einige Elemente zur Untersuchung gewählt.

� Beispiel für eine Clusteranalyse: Man möchte eine Untersuchung über allen deutschenSchüler vornehmen > Man wählt einzelne Schulen (Cluster) aus und untersucht derenSchüler anstatt aller.

� Vorteile:� Geringe Kosten� Geringer Aufwand

� Nachteile:� Klumpen Effekt:

� Elemente in einem Klumpen zeigen größere Ähnlichkeit miteinander, alsElemente einer Zufallsauswahl.

� -> Je ähnlicher die Bestandteile der Klumpen sind, desto größer ist derKlumpeneffekt (die Ungenauigkeit).

� Je mehr Klumpen gezogen werden, desto ähnlicher werden Ergebnisseeiner Klumpenstichprobe und einer Auswahl.

Die Soziologie hat zu viele Variablen, als das ein Experiment eine Theorie untermauernkönnte. -> empirische Umfrage ist die einzige Alternative!

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung

Soziologie Datum: 19.01.2000

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Auswahlverfahren

Mehrstufige Auswahlverfahren:� 1.) Die Grundgesamtheit wird in Gruppen von Elementen eingeteilt (Primäreinheiten),

z.B.: Stimmbezirke, Kreise und Gemeinden2.) Aus den Primäreinheiten werden wiederum Elemente ausgewählt

� Daher wird die Auswahlwahrscheinlichkeit der Primäreinheiten proportional zu derGröße (Personenzahl) der Primäreinheiten festgelegt. D.h. große Stimmbezirke habeneine höhere Auswahlwahrscheinlichkeit als

� > Gerichtungsfrage gemessen an der Größe -> PPS- Design.

Random route und Schwedenschlüssel:� Man geht nach einer bestimmten Route die Städte ab: z.B.: erste Straße links, drittes Haus

auf der rechten Seite.� > Fragen zum familiären Status > es wird beispielsweise nur, derjenige der als letztes

Geburtstag hatte befragt.� Probleme der Random route:

� Viele Telefonteilnehmer sind nicht mehr im Telefonbuch erfasst.

Willkürliche Auswahlverfahren: Die Quota Verfahren:� Häufig in der Marktwirtschaft verwendet allerdings leider auch zunehmend in der

Wissenschaft� Man weiß bestimmte Dinge über seine Gruindgesamtheit (z.B.: Religionszugehörigkeit,

Geschlecht,...) -> Quotenmerkmal� Beispiel: Geschlecht als Quotenmerkmal:

5050männlich:5050weiblich:

Anteil in der Stichprobe:Anteil in der GG:

� Möglichkeit der Verkettung von Merkmalen: z.B.: 25 % Frauen, katholisch, über 20Jahren

� Probleme:� Interviewer bekommen Vorgaben, aber viele halten sich nicht immer an diese

Vorgaben -> Fehler durch Aufwandminimierung des Interviewers > fehlende oderbesser systematische Verzerrung der Stichprobe

� Quota Verfahren sind keine repräsentativen Verfahren, alle diese Verfahren bildennicht hinlänglich die GG ab.

Ausfälle:� Beeinträchtigen jede Stichprobe� Brutto Stichprobe: die Soll- Menge an befragten Personen.� Neutrale Ausfälle: unsystematische Ausfälle, d.h. Ausfälle, die nicht vom Interviewer

selektiert wurden also beispielsweise einfach nicht zu kontaktieren waren.� Systematische Ausfälle: von Auswertern bereinigte Stichproben, Verweigerer� Netto Stichprobe: alle tatsächlichen Befragten

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung 1

Soziologie Datum: 26.01.2000

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� Ausschöpfungsquote: Prozentsatz der durchgeführten Interviews von der bereinigtenStichprobe

� Beispiel:� Brutto Stichprobe: 4200� Neutrale Ausfälle: 400� Bereinigte Stichprobe: 4220� Ausfälle: 1200� Netto: 3020Ausschöpfungsquote: (3020 / 4220) * 100 = 71,5%Non- responserate: = 28,5 %

Fehlervermeidung:� Gut ausgebildete Interviewer� Versuch etwas über die Ausfälle heraus zu bekommen

VorlesungMethoden und Techniken der empirischen Sozialforschung 1

Soziologie Datum: 26.01.2000

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