Vorlesung: Von Sulla bis Caesar. Geschichte der …...Ackergesetze des Tiberius und Caius Sempronius...

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1 © Ulrich Huttner Zur Verfügung gestellt für UTB-mehr-wissen.de zu Ulrich Huttner: Römische Antike, Stuttgart: UTB GmbH. 2008. PD Dr. Ulrich Huttner Vorlesung: Von Sulla bis Caesar. Geschichte der späten römischen Republik. Programm: 1. Verfassungsrechtliche Grundlagen und politische Voraussetzungen. 2. Die Quellen 3. Machtkampf zwischen Marius und Sulla 4. Sertorius und Spartacus: Kampf gegen das senatorische Establishment 5. Machtkumulation durch Pompeius 6. Ciceros Macht und Ohnmacht 7. Machtkonzentration im Ersten Triumvirat 8. Caesar in Gallien 9. Rückzug Ciceros in die Staatstheorie 10. Caesars Verteidigung der Macht im Bürgerkrieg 11. Caesar am Gipfel der Macht: die Diktatur 12. Caesars Ermordung und die Aufsplitterung der Macht 13. Neuerliche Konzentration der Macht durch Augustus Literatur: - Bleicken, J.: Geschichte der Römischen Republik. München 5 1999, S.61ff. u. S.185ff. - Bringmann, K.: Geschichte der römischen Republik. Von den Anfängen bis Augustus. München 2002, S.158ff. - The Cambridge Ancient History IX: The last age of the Roman Republic, 146 - 43 B.C. Cambridge 2 1994. - Christ, K.: Krise und Untergang der römischen Republik. Darmstadt 3 1993. - Flower, H.I. (ed.): The Cambridge Companion to the Roman Republic. Cambridge 2004. - Meier , Ch.: Res publica amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik. Frankfurt (Main) 2 1988.

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© Ulrich Huttner Zur Verfügung gestellt für UTB-mehr-wissen.de zu Ulrich Huttner: Römische Antike, Stuttgart: UTB GmbH. 2008.

PD Dr. Ulrich Huttner Vorlesung: Von Sulla bis Caesar. Geschichte der späten römischen Republik. Programm: 1. Verfassungsrechtliche Grundlagen und politische Voraussetzungen. 2. Die Quellen 3. Machtkampf zwischen Marius und Sulla 4. Sertorius und Spartacus: Kampf gegen das senatorische Establishment 5. Machtkumulation durch Pompeius 6. Ciceros Macht und Ohnmacht 7. Machtkonzentration im Ersten Triumvirat 8. Caesar in Gallien 9. Rückzug Ciceros in die Staatstheorie 10. Caesars Verteidigung der Macht im Bürgerkrieg 11. Caesar am Gipfel der Macht: die Diktatur 12. Caesars Ermordung und die Aufsplitterung der Macht 13. Neuerliche Konzentration der Macht durch Augustus Literatur: - Bleicken, J.: Geschichte der Römischen Republik. München 51999, S.61ff. u. S.185ff. - Bringmann, K.: Geschichte der römischen Republik. Von den Anfängen bis Augustus. München 2002, S.158ff. - The Cambridge Ancient History IX: The last age of the Roman Republic, 146 - 43 B.C. Cambridge 21994. - Christ, K.: Krise und Untergang der römischen Republik. Darmstadt 31993. - Flower, H.I. (ed.): The Cambridge Companion to the Roman Republic. Cambridge 2004. - Meier , Ch.: Res publica amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik. Frankfurt (Main) 21988.

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1) Verfassungsrechtliche Grundlagen und politische Voraussetzungen Zusammenfassung: chronologischer Rahmen für die Späte Römische Republik:

etwa 120 - 30 v.Chr. Charakteristikum der Späten Römischen Republik:

außerordentliche Machtkonzentration einzelner Protagonisten (z.B. Sulla und Caesar)

Problematik des Machtbegriffes: nach Max Weber „jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen“; negative und positive Sanktionsmittel (Strafe und Belohnung); „Macht“ - „Herrschaft“: Bindung von „Herrschaft“ an Institutionen lateinische Terminologie: imperium (Befehlsgewalt, milit. Kommando) fasces (Rutenbündel) als Symbol für imperium potestas (Amtsgewalt im Hinblick auf hierarchische

Abstufung) potentia (Macht ohne Bindung an staatliche

Institutionen) auctoritas (Autorität, sich auf Traditionen stützender

polit. Einfluß) Grundlagen der Römischen Republik: enger Zusammenhang zwischen res publica („Gemeinwesen“) und populus

(„Bürgergemeinschaft“) SPQR: senatus populusque Romanus („Senat und Volk von Rom“)

Entscheidungsträger: Volksversammlung (comitia centuruata [193 Zenturien], comitia tributa [35 Tribus],

comitia curiata) Senat (urspr. 300 Mitglieder; generelle „Richtlinienkompetenz“; Führungsrolle des

princeps senatus) Magistrate (streng hierarchische Struktur; Annuität; Kollegialität)

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Machtverteilung: Oberaufsicht

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wählen Mitglied im comitia Magistrat Senat beruft ein beruft ein beantragt Gesetze

Hierarchie der Magistrate (3./2. Jhdt.v.Chr.): dictator magister equitum

2 censores

2 consules

6 praetores

4 aediles

10 tribuni plebis

10 (?) quaestores

Imperiums-träger

niedere Magistrate

imperium verlängerbar

ernennt

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Agrarproblemtatik in Italien im 2. Jhdt.v.Chr.: Kleinbauern am Existenzminimum Nutzung des ager publicus (Flächen in Staatseigentum) zur Lösung des Problems ->

Widerstand wohlhabender Senatoren Ackergesetze des Tiberius und Caius Sempronius Gracchus (Volkstribunen 133 bzw. 123 v.Chr.); letzterer mit umfassendem Reformprogramm. Beide Politiker scheiterten und wurden getötet. C. Gracchus fiel 121 einem senatus consultum ultimum zum Opfer.

Literatur: - Alföldy, G.: Römische Sozialgeschichte. Wiesbaden 31984. - Bleicken, J.: Das römische Volkstribunat. Versuch einer Analyse seiner politischen Funktion in republikanischer Zeit. Chiron 11 (1981), S.87-108. - Bleicken, J.: Staatliche Ordnung und Freiheit in der römischen Republik. (FAS 6) Kallmünz 1972. - Bleicken, J.: Die Verfassung der Römischen Republik. Paderborn / München / Wien / Zürich 71995. - Crawford, M.H.: Der Neue Pauly 8 (2000), Sp.967-971, s.v. Nobiles. - Galsterer, H.: Der Neue Pauly 10 (2001), Sp.927-929, s.v. Res publica. - Hanell, K.: Bemerkungen zu der politischen Terminologie des Sallustius. In: Klein, R. (ed.): Das Staatsdenken der Römer. Darmstadt 1966, S.500-513. - Hösle, V.: Moral und Politik. Grundlagen einer politischen Ethik für das 21. Jahrhundert. München 1997. - Kunkel, W. / R. Wittmann: Staatsordnung und Staatspraxis der römischen Republik. Zweiter Abschnitt: Die Magistratur. (HdAW X 3.2.2) München 1995. - Mommsen, Th.: Römisches Staatsrecht. Leipzig 31887-1888. - Rainer, J.M.: Einführung in das römische Staatsrecht, die Anfänge und die Republik. Darmstadt 1997. - Schubert, Ch.: Land und Raum in der römischen Republik. Die Kunst des Teilens. Darmstadt 1996. - Schuller, W.: Frauen in der römischen Geschichte. Konstanz 1987. - Suolahti, J.: The Roman censors. A study on social structure. Helsinki 1963. - Ungern-Sternberg, J. Baron von Pürkel: Untersuchungen zum spätrepublikanischen Notstandsrecht. Senatusconsultum ultimum und hostis-Erklärung. München 1970. - Weber, M.: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Tübingen 51972.

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2) Die Quellen Übersicht (unter Beschränkung auf die literarischen Quellen): Verlorene (bzw. in spärlichen Fragmenten erhaltene) Autoren: - Sempronius Asellio: Zeitgeschichte in 14 Büchern (für die Zeit ca. 150-90) - P. Rutilius Rufus: um 100 v.Chr.; Zeitgeschichte und Autobiographie - Poseidonios: 1. Jhdt. v.Chr.; griechischer Philosoph mit Wirkungsstätte in Rhodos;

Geschichtswerk über die Zeit um 100

Weitgehend vollständig erhaltenen Autoren: - M. Tullius Cicero (106-43): hochrangiger Politiker; entstammt dem Ritterstand intensive Auseinandersetzung mit der griechischen Philosophie literarisches Werk: - Reden (Prägung der römischen Rethorik):

z.T. heftige Attacken gegen politische Gegner (z.B. Philippika gegen M. Antonius)

- Briefe: ca. 800 Briefe erhalten (besonders zahlreich die Briefe an den Freund Atticus)

- Theoretische Traktate: über Rhetorik und philosophische Problemstellungen (z.B. „Über den Staat“ - De re publica; „Gespräche in Tusculum“ - Tusculanae disputationes [über Tod und Schmerz]; „Über das pflichtgemäße Handeln“ - De officiis)

- C. Iulius Caesar (100-44): Verfasser von Commentarii: - „Über den Gallischen Krieg“ (De Bello Gallico): 7 Bücher über die Feldzüge

Caesars in Gallien (58-52); distanziert wirkende Darstellung in der „dritten Person“; vervollständigt durch ein achtes Buch von A. Hirtius (über die Jahre 51/50)

- „Über den Bürgerkrieg“ (De Bello Civili): 3 Bücher über die Feldzüge Caesars gegen Pompeius (49/48); vervollständigt durch anonyme Werke über den Alexandrinischen, den Africanischen und den Spanischen Krieg

Alle genannten Werke werden unter dem Titel Corpus Caesarianum zusammengefaßt. - C. Sallustius Crispus (Sallust): Günstling Caesars (politische Karriere), nach Caesars Tod Geschichtsschreibung - „Catilinarische Verschwörung“ (Coniuratio Catilinae): über Revolte und

Scheitern Catilinas in den 60er Jahren - „Iugurthinischer Krieg“ (Bellum Iugurthinum): über die Übergriffe des numidischen Fürsten Iugurtha gegen Ende des 2. Jhdts. - Historiae: 5 Bücher über die Zeit von 78-67 (nur wenige Fragmente erhalten)

In allen seinen Werken übt Sallust scharfe Kritik an der senatorischen Obrschicht, dabei vor allem auch ethische Beurteilungskriterien.

- C. Valerius Catullus (Catull): Zeitgenosse Caesars und Ciceros, Dichter neben Liebesgedichten und mythologischen Themen auch Zeitkritik (z.T. derbe

Politikerschelte)

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- Diodor: zweite Hälfte des 1. Jhdts.v.Chr.; Weltgeschichte in 40 Büchern (in griechischer Sprache; Passagen über die späte römische Republik stark von Poseidonios (s.o.) beeinflußt

- Plutarch: um 100 n.Chr.; u.a. Biographien berühmter Männer (z.B. Caesar, Pompeius, Marius, Sulla...; bewußte Distanzierung Plutarchs von der Geschichtsschreibung); Reichtum an Anekdoten

- Sueton: erste Hälfte 2. Jhdt.n.Chr.; unter den Kaiserbiographien eine über Caesar - Appianos: 2. Jhdt.n.Chr.; aus Alexandreia; römische Geschichte (in griechischer Sprache);

darunter 5 Bücher über die Bürgerkriege („Emphylia“; umfassen die Zeit von 133-35) - Cassius Dio: erste Hälfte 3. Jhdt.n.Chr.; römische Geschichte in 80 Büchern (in griechischer

Sprache), z.T. verloren

Literatur: - Beck, H./U. Walter: Die frühen römischen Historiker II, von Coelius Antipater bis Pomponius Atticus. Darmstadt 2004. - Büchner, K.: Römische Literaturgeschichte. Stuttgart 51980. - Flach, D.: Einführung in die römische Geschichtsschreibung. Darmstadt 1985. - Fuhrmann, M.: Cicero und die römische Republik. 1989. - Lendle, O.: Einführung in die griechische Geschichtsschreibung. Darmstadt 1992. - Mehl, A.: Römische Geschichtsschreibung. Stuttgart 2001. - Rüpke, J.: Wer las Caesars bella als commentarii? Gymnasium 99 (1992), S.201-226. - Schmal, St.: Sallust. Hildesheim 2001. - Schmidt, E.A..: Catull. Heidelberg 1985. - Syme, R.: Sallust. Darmstadt 1975.

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3) Machtkampf zwischen Marius und Sulla Übersicht: erstes Zusammentreffen zwischen Marius und Sulla 107 in Nordafrica (Krieg gegen Iugurtha) C(aius) Marius: geb. ca. 157 in Arpinum, entstammt dem Ritterstand -> homo novus nach Offizierskarriere senatorische Ämterlaufbahn (bis zur Prätur) kämpft seit 109 unter dem Kommando des Q(uintus) Caecilius Metellus gegen

Iugurtha (numidischer Dynast) Konsul 107 -> Oberkommando gegen Iugurtha erste Ansätze zu einer Heeresreform: Einberufung von capite censi („nach

dem Kopf Geschätzte“ = Besitzlose) L(ucius) Cornelius Sulla: geb. 138; enstammt einer alten senatorischen Familie

(patrizischer nobilis) Quästor 107 (unter dem Befehl des Marius)

zunächst Bündnis Iugurthas mit dem mauretanischen König Bocchus, dann aber Kontakte des Bocchus zu den Römern (Schlüsselrolle Sullas) -> 105 liefert Sulla seinem Kommandeur Marius den gefesselten Iugurtha aus. Germanenkriege: insb. Vordringen der Kimbern nach Süden -> Niederlage der Römer 113 104 Marius zum zweiten Mal Konsul (cos.II), dann immer wieder bis zum Jahr 100 (cos VI) Forcierung der Heeresreform (muli Mariani

[„Maulesel des Marius“]; Legion [5-6000] in zehn Kohorten unterteilt) Zusammenschluß der Kimbern mit Teutonen und Ambronen

Sieg des Marius über Teutonen und Ambronen bei Aquae Sextiae (Aix-en-Provence; 102) Sieg des Marius (und seines Kollegen Q. Lutatius Catulus) über die Kimbern bei Vercellae

(Poebene; 101)

Agitationen des Volkstribunen L. Appuleius Saturninus (100) Gesetz zur Getreideversorgung; Ackergesetz (lex agraria) zugunsten der Veteranen des Marius -> heftige Konfrontation mit dem Senat (Senatoren zur Eidesleistung auf das Gesetz gezwungen) -> Terror in Rom -> Saturninus von Marius verhaftet und vom Volk gelyncht Konflikt zwischen Marius und Sulla 97 Sulla Prätor, dann Kommando in Ostkleinasien (dipl. Kontakt mit dem Partherkönig) Sulla durch das Bocchusmonument auf dem Kapitol geehrt (vergeblicher Widerstand des Marius) Bundesgenossenkrieg (91-89): Ausbruch nach Ermordung des Volkstribunen M. Livius Drusus, der die rechtliche Position der römischenBundesgenossen aufzuwerten suchte -> starke Koalition der Italiker mit Zentrum in Corfinium (umbenannt in „Italia“) militärische Kommandos für Marius und Sulla (letzterer besonders erfolgreich) schließlich Kompromißbereitschaft der Römer: Ausstattung friedensbereiter Bundesgenossen mit dem römische Bürgerrecht

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Konflikt um das Kommando gegen Mithradates Sulla (als cos. 88) für das Kommando vorgesehen Volkstribun P. Sulpicius Rufus setzt sich für Marius ein. -> Volksversammlung überträgt Marius das Kommando -> Marsch Sullas auf Rom -> Flucht des Marius, Oberkommando Sullas gegen Mithradates gesichert (erfolgreiche Kriegführung 87-83) Gewaltherrschaft des L. Cornelius Cinna (dominatio Cinnae) in Rom (87-84) z.T. Kooperation mit Marius (cos.VII im Jahr 86; kurz darauf gestorben) Cinna (nach mehreren Konsulaten) 84 ermordet 82 Rückkehr Sullas aus dem Osten: setzt sich militärisch gegen die Anhänger des Cinna durch Sulla als Machthaber Durchführung von Proskriptionen (Publikation von Listen mit den Namen von zur Ermordung freigegebenen Personen) zur Ausschaltung politischer Gegner Wahl Sullas zum Diktator (82) Sulla erhält den Beinamen Felix („der Glückhafte“)

vgl. ILS 872: L(ucio) Cornelio, L(uci) f(ilio), / Sullae Felici, / dictatori, / Vicus Laci Fund(ani).

umfassende Reformmaßnahmen zur Stärkung des Senats (z.B. 600 statt 300 Mitglieder; Volkstribunen in ihren Einflußmöglichkeiten eingeschränkt; Kontrolle des Senats über die Gerichtshöfe; Reglementierung der Ämterlaufbahn) Rücktritt von der Diktatur (80?) Literatur: - Behr, H.: Die Selbstdarstellung Sullas. Ein aristokratischer Politiker zwischen persönlichem Führungsanspruch und Standessolidarität. Frankfurt 1993. - Christ, K.: Sulla. Eine römische Karriere. München 2002. - Evans, R.J.: Gaius Marius. A political biography. Pretoria 1994. - Gabba, E.: Mario e Silla. ANRW I 1 (1972), S.764-805. - Hantos, Th.: Res publica constituta. Die Verfassung des Diktators Sulla. Stuttgart 1998. - Klingner, F.: Italien. Name, Begriff und Idee im Altertum. In: Römische Geisteswelt, Essays zur lateinischen Literatur. München 51965, S.11-33. - Linke, B.: Die römische Republik von den Gracchen bis Sulla. Darmstadt 2005. - Lovano, M.: The age of Cinna: crucible of late republican Rome. Stuttgart 2002.

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4) Sertorius und Spartacus: Kampf gegen das senatorische Establishment Übersicht: 78/77: M. Aemilius Lepidus scheitert mit seinem Vorgehen gegen Sullas Gesetzeswerk. Q. Sertorius in Spanien: Sertorius ursprünglich Anhänger Cinnas, Statthalter in Spanien; Flucht vor der von Sulla veranlaßten Offensive nach Mauretanien (heute Marokko) schließlich Bündnis mit den Lusitanern gegen die sullanische Administration in Spanien 79-73: Sertorius verteidigt seine Machtbasis in Spanien gegen römische Truppen. Oberkommando der Römer: Q. Caecilius Metellus Pius taktische Überlegenheit des Sertorius, starker Rückhalt bei der keltiberischen

Bevölkerung; Sertorius (mit dem Titel prooconsul) konstituiert einen eigenen Senat. römische Schule für die einheimischen Eliten in Osca Sertorius unterstützt durch M. Perperna Veiento (flüchtiger Anhänger des M. Aemilius Lepidus); diplomatische Kontakte mit Mithradates Pompeius mit einem Sonderkommando (außerordentliches imperium) gegen Sertorius ausgestattet (operiert ab 76 in Spanien) -> trotz ersten Erfolgen des Metellus und Pompeius Versorgungsschwierigkeiten der römischen Truppen (Brief des Pompeius an den Senat)

73: Sertorius Opfer eines Attentats des Perperna -> Große Teile der einheimischen Bevölkerung unterstellen sich Metellus und Pompeius -> Perperna von Pompeius gefangengenommen

71: Spanien wieder unter römische Kontrolle (Pyrenäendenkmal des Pompeius) Aufstand des Spartacus (Sklavenaufstände schon während des 2. Jhdts., v.a. auf Sizilien: dabei militärische und politische Organisation der Sklaven unter eigenen Königen) 73: Ausbruch von 70 Gladiatoren aus Kaserne in Capua, angeführt von dem

thrakischen Kriegsgefangenen Spartacus -> Organisation eines Heere, v.a. aus Sklaven und verarmten Kleinbauern - Krixos und Oinomaos als Unterführer; Plünderungszüge in der Umgebung des Vesuv erfolglose Operationen des römischen Heeres gegen Spartacus

72: wechselnde Kämpfe in Italien; Spartacus verfügt angeblich über 100000 Mann. Ziele des Spartacus weitgehend unklar (Operationen ohne eindeutige Zielsetzung) Stützpunkt des Spartacus in Süditalien (z.B. Thurioi) 72/71: Senat überträgt das Oberkommando M. Licinius Crassus. nach Teilerfolgen des Crassus Rückzug des Spartacus an die Südspitze Italiens schließlich Sieg des Crassus in offener Feldschlacht: Spartacus gefallen angeblich Kreuzigung von 6000 Gefangenen an der Via Appia Pompeius bezwingt versprengte Trupps des Spartacus in Norditalien. Legendenbildung um Spartacus: Leitfigur sozialistischer Ideologie

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Wichtige Charakteristika des Spartacusaufstandes: - straffe Organisation - Rebellion gegen unmenschliche Behandlung von Sklaven - Plünderungen als wichtiges Ziel des Aufstandes - politische bzw. machtpolitische Ziele des Spartacus unklar Pompeius und Crassus als dominierende Politiker nach den Erfolgen gegen Sertorius und Spartacus Triumphzug des Pompeius Ovatio („kleiner Triumphzug“) des Crassus 70: Konsulat von Pompeius und Crassus Aufhebung etlicher sullanischer Gesetze (insb. Wiederherstellung des Volkstribunates

in der traditionellen Form) Literatur: - Berve, H.: Sertorius. Hermes 64 (1929), S.199-227. - Brisson, O.: Spartacus. Paris 1959. - Guarino, A.: Spartakus. Analyse eines Mythos. München 1980. - Konrad, C.F.: A new chronology of the Sertorian war. Athenaeum 83 (1995), S.157-187. - Spann, Ph.O.: Quintus Sertorius and the legacy of Sulla. Fayetteville 1987. - Wirszubski, Ch.: Libertas als politische Idee im Rom der späten Republik und des frühen Prinzipats. Darmstadt 1967.

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5) Machtkumulation durch Pompeius Übersicht: Orientierung des Pompeius an Alexander dem Großen (Anastolé [Haarwirbel] über der Stirn) 67: Ausstattung mit einem außerordentlichen imperium zur Bekämpfung der Seeräuber

(Gesetz des Volkstribunen A. Gabinius [lex Gabinia]; auch Unterstützung durch Caesar) -> Eindämmung der Seeräubergefahr in kurzer Zeit, Ansiedlung von Seeräubern in Städten (z.B. Dyme/Peloponnes, Soloi/Kilikien [-> Pompeiopolis]), Konflikte mit Q. Caecilius Metellus beim Kampf gegen die Seeräuber in Kreta

66: Ausstattung mit einem außerordentlichen imperiusm zum Kampf gegen Mithradates (Gesetz des Volkstribunen C. Manilius [lex Manilia]; Unterstützung durch Caesar und v.a. durch Cicero [erhalten seine Rede De imperio Cn. Pompeii) ->

66-62: Feldzüge des Pompeius im Osten:

- Konflikt mit L. Licinius Lucullus („Begründer der Kirschkultur“), der als Oberkommandierender im Osten abgelöst wurde - Kooperation des Pompeius mit dem parthischen König Phraates III. gegen den armenischen König Tigranes (dieser Schwiegersohn des Mithradates) - Stellungskrieg gegen Mithradates, schließlich Flucht des Mithradates zur Krim (63 Selbstmord auf Veranlassung seines Sohnes Pharnakes) - Kapitulation des Tigranes vor Pompeius -> Tigranes von Pompeius als Klientelkönig eingesetzt - militärische Operationen südlich des Kaukasus (gegen Albaner und Iberer) - Vorstoß zum Kaspischen Meer (Amazonengerüchte) - Konfrontation mit dem Partherkönig Phraates III. - Vorstoß nach Syrien: Vorbereitungen für die Einrichtung der römischen Provinz Syria; Eroberung von Jerusalem (Ernennung des Hyrkanos zum Hohenpriester; der Rivale des Hyrkanos, Aristobulos, in Rom interniert); Krieg gegen die Nabatäer - Kontrolle über die Klientelkönige in Kleinasien (z.B. bei der Installierung eines neuen Königs in Kappadokien)

Neuordnung der römischen Herrschaft im Osten: - zahlreiche Klientelkönige - drei römische Provinzen: Bithynia/Pontus (lex Pompeia zur politischen

Organisation der Städte in der Provinz), Kilikien, Syrien - Gründung einiger Städte 62: Pompeius auf Lesbos, Rhodos und in Athen - Dichterwettbewerb zur Würdigung der Leistungen des Pompeius in Mytilene - Theophanes aus Mytilene als persönlicher Historiograph des Pompeius

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- Theophanes und Pompeius tragen auf Inschriften aus Mytilene den Sotér („Heiland“)-Titel - philosophische Vorlesungen in Rhodos (u.a. bei Poseidonios) - Stiftungen in Rhodos und Athen

Ende 62: Pompeius entläßt seine Truppen in Brundisium.; Triumphzug in Rom Literatur: - Baltrusch, E.: Caesar und Pompeius. Darmstadt 2004. - Gelzer, M.: Pompeius. Lebensbild eines Römers. München 21959 (Ndr. Stuttgart 1984). - Girardet, K.M.: Imperium und provinciae des Pompeius seit 67 v.Chr. CCG 3 (1992), S.177-188. -Kierdorf, W.: Cicero und Hortensius. Zur Komposition von Ciceros Pompeiana. Gymnasium 106 (1999), S.5-11. -Michel, D.: Alexander als Vorbild für Pompeius, Caesar und Marcus Antonius. Archäologische Untersuchungen. (Coll.Lat.94). Brüssel 1967. - Seager, R.: Pompey. A political biography. Oxford 1979.

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6) Ciceros Macht und Ohnmacht Übersicht: M(arcus) Tullius Cicero:

geb. 106 in Arpinum; stammt aus dem Ritterstand (ordo equester) -> homo novus intensive Ausbildung in der Rhetorik um 90: Militärdienst 80: Rede für S(extus) Roscius (dabei massive Angriffe gegen Chrysogonus, der von den

sullanischen Proskriptionen profitierte) 79-77: Reise nach Griechenland und Kleinasien 75: Quästor in Lilybaion (Sizilien); Cicero entdeckt das Grab des Archimedes in Syrakus. 70: Prozeß gegen C(aius) Verres (korrupter Statthalter, der 73-71 die Provinz Sicilia

ausgebeutet hatte; großer rhetorischer Erfolg Ciceros: Verres geht freiwillig ins Exil.) 69: Ädil ab 68: Briefe an den Freund Atticus erhalten: Einblicke in geschäftliche Aktivitäten und in

das Privatleben Ciceros) 66: Prätor (Rede für den Oberbefehl des Pompeius gegen Mithradates: Passagen mit

popularer Tendenz; Pompeius wird divina virtus [„göttliche Tatkraft“] zugeschrieben.) ab 65: „Wahlkampf“ - Kandidatur für das Konsulat im Jahr 63: L(ucius) Sergius Catilina als

schärfster Konkurrent Ciceros Q(uintus) Tullius Cicero widmet dem Bruder die Schrift Commentariolum consulatus petitionis)

63: Konsulat (mit 42 Jahren: knapp über der Altersgrenze)

Kollege im Konsulat: C. Antonius populare Ansätze in Ciceros Politik: Er bekundet Sympathie mit einem Ackergesetz (lex agraria), das er dann allerdings ablehnt (Crassus und Caesar als Hintermänner des Gesetzesvorschlages!). Catilinarische Verschwörung: Bewerbung Catilinas um das Konsulat 62, unterstützt von zahlreichen Anhängern: Catilina präsentiert sich als radikaler Popularer (scharfe Antisenatspolitik), fällt bei den Wahlen durch. Catilina ergreift erste Maßnahmen für einen Putsch (Rüstungen in Etrurien). -> Senat erläßt senatus consultum ultimum („Senatsbeschluß im Notfall“: „Die

Konsuln sollen achtgeben, daß der Staat keinen Schaden nimmt.“ -> Catilina plant Attentat auf Cicero. -> scharfe rhetorische Attacken Ciceros gegen Catilina im Senat -> Catilina zieht sich nach Etrurien zurück (Truppenkonzentrationen). -> Senat erklärt Catilina zum hostis („Staatsfeind“). neue Nachrichten über Putschpläne der Catilinarier (Galliergesandtschaft als erste

Quelle) -> Verhaftung zahlreicher Anhänger Catilinas -> Cicero als parens patriae („Vater des

Vaterlandes“) geehrt

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Cicero veranlaßt die Hinrichtung der verhafteten Catilinarier (unterstützt von M. Porcius Cato; gegen den Widerstand Caesars)

(62: Niederlage der Truppen Catilinas bei Pistoriae) seit 60: wachsende Isolation Ciceros 58: Attacken des Volkstribunen P(ublius) Clodius gegen Cicero (Vorwürfe wegen

ungesetzlicher Hinrichtung der Catilinarier) -> Exil Ciceros (v.a. in Nordgriechenland)

57: Rückkehr Ciceros nach Rom Literatur: - Bringmann, K.: Untersuchungen zum späten Cicero. Göttingen 1971. - Fuhrmann, M.: Cicero und die römische Republik. Eine Biographie. München / Zürich 1989. - Gelzer, M.: Cicero. Ein biographischer Versuch. Wiesbaden 1969 (Ndr. 1983). - Giebel, M.: Cicero. Reinbek 1977. - Habicht, Ch.: Cicero der Politiker. München 1990. - Spielvogel, J.: Amicitia und res publica. Ciceros Maxime während der innenpolitischen Auseinandersetzungen der Jahre 50 - 50. Stuttgart 1993. - Stroh, W.: Cicero. Redner, Staatsmann, Philosoph. München 2008. - Ungern-Sternberg von Pürkel, J. Baron: Untersuchungen zum spätrepublikanischen Notstandsrecht. Senatusconsultum ultimum und hostis-Erklärung. München 1970.

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7) Machtkonzentration im Ersten Triumvirat Übersicht: Pompeius in Rom (61/60): Triumphzug Zwei Ziele: Sanktionierung der Neuordnung im Osten; Versorgung der Veteranen Caesar setzt Ämterlaufbahn fort: pontifex maximus, Prätor (62), Statthalter in Spanien (61), Bewerbung um den

Konsulat (für das Jahr 59) -> Widerstand im Senat (als Provinz „Wälder und Pfade“ in Aussicht gestellt)

Crassus: finanzielless Potential, gute Beziehung zu den Rittern (equites) Konstituierung des „1. Triumvirats“ („Dreimännerbündnis“): informelles Zweckbündnis zwischen Caesar, Pompeius und Crassus

(Suet.Iul.19,2: „damit nichts im Staat geschehen könne, was einem von den dreien mißfalle“)

59: Konsulat Caesars sein Kollege: M. Calpurnius Bibulus

- Caesar setzt gegen senatorischen Widerstand (insb. Bibulus!) ein Ackergesetz durch (Versorgung der Veteranen des Pompeius). -> Rückzug des Bibulus aus der politischen Öffentlichkeit; wenig später zweites Ackergesetz - Neuordnung des Pompeius im Osten sanktioniert, Unterstützung der ritterlichen Pachtgesellschaften

Pompeius heiratet Caesars Tochter Iulia. Caesar durch Volksgesetz mit neuer Provinz ausgestattet (Unterstützung durch

den Volkstribunen P. Vatinius): Illyricum, Gallia Cisalpina, vom Senat durch Gallia Transalpina ergänzt - Provinzkommando auf fünf Jahre bemessen (ab 58 Statthalterschaft und Krieg in Gallien)

58-56: Bandenkriege in Rom P. Clodius und T. Annius Milo als Konkurrenten 57: Versorgungsengpässe in Rom

-> Pompeius auf fünf Jahre mit curatio annonae („Oberaufsicht über Getreideversorgung“) ausgestattet 56: Prozeß gegen Milo von Clodius inszeniert (dabei Sprechchöre gegen

Pompeius) Erneuerung des Triumvirats (in Ravenna u. Luca; Initiative Caesars) Vereinbarungen zur (staatsrechtlichen) Absicherung der Triumvirn 55: Konsulat des Pompeius und des Crassus Verhinderung der Wahl Catos zum Prätor Vereinbarung zur Vergabe der Provinzen: Spanien für Pompeius (auf fünf

Jahre); Syrien für Crassus (auf fünf Jahre) Caesar für weitere fünf Jahre als Statthalter in Gallien bestätigt ständiger Widerstand Catos Eröffnung des Pompeiustheaters Crassus nach dem Konsulat:

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Statthalterschaft in Syrien Krieg gegen die Parther (König Orodes) 53: katastrophale Niederlage des Crassus Crassus aus dem Hinterhalt getötet Parther erbeuten römische Feldzeichen. Pompeius nach dem Konsulat: 54: Gerüchte über eine Diktatur des Pompeius Tod Iulias 53: chaotische Verhältnisse in Rom (Krawalle) 52: Ermordung des P. Clodius im Straßenkampf Wahl des Pompeius zum consul sine collega („Konsul ohne Kollege“): Regulierung der Verhältnisse v.a. durch Gerichtsprozesse (51: Cicero als Statthalter in Kilikien) Literatur: - Badian, E.: Zöllner und Sünder. Unternehmer im Dienst der römischen Republik. Darmstadt 1997. - Bringmann, K.: Das „Enddatum“ der gallischen Statthalterschaft Caesars. Chiron 8 (1978), S.345-356. - Gruen, E.S.: Pompey, the Roman aristocracy, and the conference of Luca. Historia 18 (1969), S.71-108. - Meier, Ch.: Zur Chronologie und Politik in Caesars erstem Konsulat. Historia 10 (1961), S.68-98. - Meyer, Ed.: Caesars Monarchie und das Principat des Pompeius. Stuttgart / Berlin 31922. - Ward, A.M.: Marcus Crassus and the Late Roman Republic. Columbia 1977. - Will, W.: Der römische Mob. Soziale Konflikte in der späten römischen Republik. Darmstadt 1991.

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8) Caesar in Gallien Übersicht Zuständigkeitsbereich (= Provinz) Caesars 58 - 50 v.Chr.: Illyrien, Gallia Cisalpina, Gallia Transalpina (= Narbonensis) Caesars Berichterstattung: De Bello Gallico in acht Büchern (das achte Buch von A. Hirtius verfaßt); Rechenschaft über die

Feldzüge (egtl. Titel: Commentarii); geographisch/ethnographische Exkurse

Gallia Transalpina als strategisches Zentrum Caesars: im nördlichen Gallien zahlreiche miteinander konkurrierende Keltenstämme; von Osten Vorstöße des Germanenfürsten Ariovist (zunächst amicus populi Romani -

„Freund des römischen Volkes“) -> Abzug der Helvetier (Genfer See) in Richtung Westen -> Konflikte zwischen

Helvetiern und Haeduern -> Hilfegesuch der Haeduer an die Römer -> Kriegseintritt Caesars

Feldzug Caesars gegen die Helvetier: das oppidum Bibracte (im Stammesgebiet der Haeduer) als logistisches Zentrum

Caesars Überlegenheit Caesars gegenüber den Helvetiern -> Helvetier kehren in ihre alten Stammesgebiete zurück. Hilfsgesuche keltischer Stämme an Caesar zur Unterstützung gegen Ariovist

Konfrontation mit Ariovist: nach vergeblichen diplomatischen Auseinandersetzungen Sieg Caesars am Oberrhein von nun an ständige Präsenz der Truppen Caesars im nördlichen Gallien Feldzüge auf dem Territorium der Belger schwere Kämpfe gegen die Nervier -> Gallia pacata („befriedetes Gallien“) weitere Feldzüge zur Absicherung (z.B. gegen Germanen am Niederrhein) Vorstöße Caesars nach Germanien und Britannien Zwei Expeditionen nach Germanien (55/53); Errichtung großer Rheinbrücken aus

Holz; Machtdemonstration jenseits des Rheins; Zwei Expeditionen nach Britannien (55/54): Kämpfe in Südbritannien - keine dauerhaften militärischen Stützpunkte in Britannien

Rebellion in Nordgallien ausgehend von den Stämmen der Eburonen und Nervier Eine Legion unter Q. Tullius Cicero wird belagert. -> Rettungseinsatz Caesars Rebellion des Vercingetorix Vercingetorix Stammesführer bei den Arvernern

Auslöser der Rebellion: Ermordung römischer Bürger in Cenabum -> Zerstörung von Cenabum durch Caesars Truppen Eroberung von Avaricum durch Caesar Niederlage Caesars vor Gergovia (Heimatstadt des Vercingetorix)

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Rückzug des Vercingetorix nach Alesia: Belagerung durch Caesars Truppen Sieg Caesars gegen gallische Entsatztruppen -> Kapitulation des Vercingetorix

in Rom poetische Opposition gegen Caesar durch Catull Literatur: - Fleischer, F./ S. Rieckhoff: Bibracte - Eine keltische Stadt. Das gallo-römische Oppidum auf dem Mont Beuvray (Frankreich). In: Cain, H.-U./ S. Rieckhoff (edd.): Fromm, fremd, barbarisch. Die Religion der Kelten. Mainz 2002, S.103-118. - Harmand, J.: Vercingetorix. 1984. - Hatt, J.-J.: Kelten und Galloromanen. Genf 1970. - Hawkes, Ch.: Britain and Julius Caesar. London 1978. - Henke, R.: Jägerlatein in Caesars Bellum Gallicum (6,25-28), Original oder Fälschung? Gymnasium 105 (1998), S.117-142. - Maier, U.: Caesars Feldzüge in Gallien (58-51 v.Chr.) in ihrem Zusammenhang mit der stadtrömischen Politik. Bonn 1978. - Rice Holmes, T.: Caesar's conquest of Gaul. Oxford 21911. - Rüpke, J.: Wer las Caesars bella als Commentarii? Gymnasium 99 (1992), S.201-226. - Salway, P.: Roman Britain. Oxford 1991. - Timpe, D.: Caesars gallischer Krieg und das Problem des römischen Imperialismus. Historia 14 (1965), S.189-214.

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9) Rückzug Ciceros in die Staatstheorie

Übersicht Politikverdrossenheit Ciceros während seiner Auseinandersetzung mit der Staatstheorie Planänderungen während der Abfassung der Werke (Cicero, An Bruder Quintus 2,13,1; 3,5,1) Vorbild Platons (Politeia [„Staat“] - utopisches Staatsmodell, Nomoi [„Gesetze“] - stärker an der politischen Realität orientiertes Staatsmodell) De re publica („Über den Staat“ / „Über das Gemeinwesen“) Überlieferung Nur eine kurze Passage aus dem 6. Buch im Mittelalter bekannt, ansonsten nur wenige

Fragmente; Palimpsest aus dem Kloster Bobbio zu Beginn des 19. Jhdts. entdeckt: umfangreiche

Fragmente des 1. - 3. Buches Rahmen Dialog unter Senatoren 129 v.Chr. (Gesprächsführer: Scipio) Inhalt in der Einleitung: Appell an die Intellektuellen, sich in der Politik zu engagieren im Hauptteil: Diskussion der Frage nach der besten Staatsform (zwischen römischer Praxis

und griechischer Theorie) - Definition des Begriffes res publica (1,25,39): Die res publica ist die Angelegenheit

des Volkes (res populi); ein Vok aber ist nicht jede auf irgendeine Weise zusammengescharte Ansammlung von Menschen, sondern die Ansammlung einer Menge, die sich auf der Grundlage einer gemeinsamen Rechtsordnung und wegen gemeinsamer Ziele zusammengeschlossen hat.“

- Stabilität als wesentliches Qualitätsmerkmal einer Staatsform; dazu noch Wahrung der Freiheit (libertas) und Würde (dignitas)

- konventionelle Unterscheidung dreier Staatsformen: Monarchie, Aristokratie, Demokratie - Kritik an diesen Staatsformen; immerhin Monarchie als beste dieser Staatsformen

- ideale Staatsform: Mischverfassung (aus Monarchie, Aristokratie, Demokratie) Gewährleistung von Ausgeglichenheit (aequabilitas) und Stabilität (firmitudo) (griechische Tradition: vgl. Polybios) - die römische Republik als Realisierung der Mischverfassung (Konsuln als

monarchisches, Senat als aristokratisches, Volksversammlung als demokratisches Element)

- Gerechtigkeit als Grundlage des Staatswesens (Vernunft [ratio] als Gesetz [lex]) - Scipios Traum: „Himmelfahrt“ bewährter Politiker De legibus („Über die Gesetze“) Überlieferung älteste Handschriften zu den ersten drei Büchern aus dem 10. Jhdt.; mindestens zwei Bücher verloren Rahmen Dialog unter Zeitgenossen Ciceros (Gesprächsführer: Cicero)

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Inhalt Entwicklung eines konkreten Regelsystems für den Staat (Bezug zur ratio); Konkretisierung der Sakralordnung; Aufgaben und Kompetenzen der Magistrate Literatur: - Aalders, G.J.D.: Die Theorie der gemischten Verfassung im Altertum. Amsterdam 1968. - Büchner, K.: M. Tullius Cicero, De re publica. Kommentar. Heidelberg 1984. - Fontanella, F.: Introduzione al De legibus di Cicerone II. Athenaeum 86 (1998), S.179ff.

- Gastaldi, S.: Storia del pensiero politico antico. Roma / Bari 1998.

- Girardet, K.M.: Die Ordnung der Welt. Ein Beitrag zur philosophischen und politischen Interpretation von Ciceros Schrift De legibus. Wiesbaden 1983. - Ders.: Naturrecht und Naturgesetz. Eine gerade Linie von Cicero zu Augustinus. RhM 138 (1995), S.266-298. - Klein, R. (ed.): Das Staatsdenken der Römer. Darmstadt 1966. - Schubert, A.: Platon, „Der Staat“. Ein einführender Kommentar. Paderborn u.a. 1995.

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10) Caesars Verteidigung der Macht im Bürgerkrieg Übersicht: für den Bürgerkrieg bis 48 vgl. Caesars Bellum Civile, dann die von anonymen Offizieren verfaßten Werke über den Alexandrinischen, den Africanischen und den Spanischen Krieg 52: Caesar erhält Privileg, sich in Abwesenheit um den Konsulat zu bewerben Ende der 50er Jahre: Konflikt im Senat um eine vorzeitige Abberufung Caesars aus Gallien 50: Forderung Caesars an Pompeius, vorzeitig die Statthalterschaft in Spanien niederzulegen; Caesar verzichtet auf Bewerbung um den Konsulat → Eskalation der Auseinandersetzung zwischen Caesar und Pompeius -

Entscheidungskonflikt bei den Senatoren (z.B. Cicero), tumultuarische Senatssitzungen (Volkstribune Curio und Antonius vertreten Interessen Caesars); Pompeius vom Konsul C. Claudius Marcellus mit Kriegführung gegen Caesar beauftragt;

Anfang 49: Vorschlag Caesars, von seiner Statthalterschaft abzutreten bei gleichzeitigem Rücktritt des Pompeius � Vorschlag im Senat, Caesar zum Staatsfeind (hostis publicus) zu erklären; Verfügung des senatus consultum ultimum (gegen den Willen caesarfeundlicher Volkstribune) → Flucht der Anhänger Caesars aus Rom (insb. Antonius) → Caesar sieht seine Würde (dignitas) verletzt. → Caesar überschreitet mit Streitkräften den Rubicon (nahe Rimini, Grenzfluß

zwischen Gallia cisalpina und Italien): „Der Würfel soll hochgeworfen werden!“ (griech. Zitat aus einer Komödie des Menander; unexakte lateinische Übertragung: alea iacta est)

Vormarsch Caesars in Italien; Flucht vieler Senatoren (inkl. Pompeius) aus Rom Caesars entläßt L. Domitius Ahenobarbus und weitere gefangene Senatoren bei

Corfinium aus dem Gewahrsam - Parole der Milde Caesars = clementia Caesaris

nach ersten Kämpfen bei Brundisium Truppenkonzentration durch Pompeius bei Dyrrhachion (heute Albanien)

Caesar schüchtert Volkstribune in Rom ein. 49: Caesar in Massilia und Spanien:

nach langer Belagerung Sieg über Massilia (dort von L. Domitius Ahenobarbus initiierter Widerstand gegen Caesar) Kämpfe gegen drei pompeiustreue Armeen in Spanien (u.a. gegen M. Terentius Varro) → Sieg Caesars inzwischen Niederlage des caesartreuen Curio gegen Iuba I. von Numidien

Ende 49: Caesar zum Dictator ernannt Caesar läßt als Dictator Konsulatswahlen durchführen: Wahl Caesars zum Konsul Caesar tritt nach elf Tagen von der Diktatur zurück.

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48: Kampf gegen Pompeius: Caesar belagert Pompeius bei Dyrrhachion. � Sieg des Pompeius nach Durchbruch Vormarsch der Heere nach Mittelgriechenland Schlacht bei Pharsalos (in Thessalien): klarer Sieg Caesars → Flucht des Pompeius über Lesbos nach Alexandreia: Tod des Pompeius nach

Komplott der Berater von Ptolemaios XIII. 48-45: Operationen Caesars im ganzen Mittelmeerraum - starke Einflußnahme Caesars in Alexandreia (erste Kontaktaufnahme zu Kleopatra) Sieg Caesars nach schweren Kämpfen gegen die Truppen des Ptolemaios XIII. Neuordnung Ägyptens: Regentschaft von Kleopatra und Ptolemaios XIV Caesar zeugt mit Kleopatra seinen Sohn „Kaisarion“.

- Feldzug gegen Pharnakes (Sohn des Mithradates): Sieg Caesars: Veni, vidi, vici

- Aufenthalt in Rom (47): Rücktritt von der nach Pharsalos übertragenen Dictatur; Wahl zum Konsul für 46 Disziplinprobleme bei den Truppen

- Africafeldzug: Bündnis Caesars mit Bocchus von Mauretanien Sieg Caesars bei Thapsos → Selbstmord Catos in Utica - Triumphzug Caesars in Rom

- Sieg Caesars gegen die Söhne des Pompeius in Spanien

Literatur: - Baltrusch, E. (ed.): Caesar. Neue Wege der Forschung. Darmstadt 2007. - Bruhns, H.: Cäsar und die römische Oberschicht, 49-44 v.Chr. (Hypomnemata 53) Göttingen 1978. - Girardet, M.M.: Caesars Konsulatsplan für das Jahr 49: Gründe und Scheitern. Chiron 30 (2000), S.679-710. - Orru, C.: Ein Raub der Flammen? Die königliche Bibliothek von Alexandria (mit einem Nachwort von W. Hoepfner). In: Hoepfner, W. (ed.): Antike Bibliotheken. Mainz 2002, S.31-38. - Raaflaub, K.: Dignitatis contentio. Studien zur Motivation und politischen Taktik im Bürgerkrieg zwischen Caesar un Pompeius. (Vestigia 20) München 1974. - Treu, M.: Zur Clementia Caesaris. MH 5 (1948), S.197-217.

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11) Caesar am Gipfel der Macht: die Diktatur Übersicht: seit 48 Herrscherkult für Caesar im griechischen Osten z.B. Inschrift aus Ephesos (SIG3 760): „Die Städte, die ländlichen Siedlungen und die Stammesorganisationen in Kleinasien ehren C. Iulius Caesar, den Sohn des Caius, den Pontifex Maximus, den Imperator, Konsul zum zweiten Mal, den Gott, der uns erschienen ist, den Abkömmling von Ares und Aphrodite, den Retter alles menschlichen Lebens.“ Ehrungen für Caesar als „Heiland“ („sotér“) und „Wohltäter“ („euergétes“) seit 46 Formen des Herrscherkultes auch in Rom Bildnis Caesars mit Weltkugel unter den Füßen, dazu die Titulierung als „Halbgott“ Caesars Diktaturen: - 49 für wenige Tage zur Durchführung der Konsulatswahlen - nach der Schlacht von Pharsalos (48) für ein Jahr (M. Antonius als magister equitum) - 46 Ernennung zum Diktator auf zehn Jahre (außerdem praefectus morum [„Sittenwächter“]

auf drei Jahre), Ablehnung weiterer Privilegien; - betont zurückhaltendes Auftreten Caesars gegenüber seinen Gegnern (clementia

Caesaris: z.B. Rückberufung des verbannten M. Claudius Marcellus), zugleich aber deutliche Einschränkung der Redefreiheit bzw. der freien Meinungsäußerung; Cicero hofft auf Kooperation zwischen Caesar und Senat.

- Maßnahmen Caesars zur Versorgung der Veteranen und zur Getreideversorgung in Rom;

- Gründung von Kolonien in den Provinzen (v.a. Korinth u. Karthago) - restriktives Vorgehen gegen collegia - großzügige Bürgerrechtspolitik (v.a. in den Städten der Gallia Cisalpina) - Kalenderreform: Sonnenjahr mit 365 Tagen mit Schalttag alle vier Jahre (�

Iulianischer Kalender) - Vergrößerung des Senats auf 900 Mitglieder Einfluß von Caesars Freunden im Senat ius primam sententiam dicendi für Caesar („Recht, im Senat die Diskussion zu

eröffnen) - Einfluß Caesars auf die Wahlen - massiver Einfluß Caesars auf das Gerichtswesen (z.B. Prozeß gegen König

Deiotaros [Verteidigungsrede Ciceros]) - Auseinandersetzung um die Figur Catos (Caesars Schrift Anticato) Außerordentliche Ehrungen für Caesar: weitere Ehrungen von Caesar abgelehnt (z.B. Königswürde) - Dankfeste nach den militärischen Erfolgen - Imperatortitel als fester Namensbestandteil - Tracht des Triumphators (mit corona civica) - Befreiertitel (liberator) - Herrscherkult: Caesarsstatue im Quirinusheiligtum („Dem unbesiegten Gott“) - Titel prens patriae („Vater des Vaterlandes“)

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- Umbenennung des Monats Quintilis in Iulius Ernennung zum dictator perpetuo („Dictator auf ewig“) Darstellung Caesars auf Münzen Literatur: - Alföldi, A.: Studien über Caesars Monarchie. Lund 1953. - Botermann, H.: Rechtsstaat oder Diktatur. Cicero und Caesar 46 - 44 v.Chr. Klio 74 (1992), S.179-192. - Christ, K.: Caesar. Annäherungen an einen Diktator. München 1994. - Dobesch, G.: Caesars Apotheose zu Lebzeiten und sein Ringen um den Königstitel. Wien 1966. - Ehrenberg, V.: Caesaar’s final aims. HSPh 68 (1964), S.149-161. - Gelzer, M.: Caesar. Der Politiker und Staatsmann. Wiesbaden 61960. - Jehne, M. Der Staat des Dictators Caesar. Köln / Wien 1987. - Kunkel, W./R. Wittmann: Staatsordnung und Staatspraxis der Römischen Republik II: Die Magistratur. München 1995. - Kraft, K.: Der goldene Kranz Caesars und der Kampf um die Entlarvung des „Tyrannen“. JNG 3/4 (1952/3), S.7-97. - Meier, Ch.: Caesar. Zürich 1982. - Riemer, U.: Das Caesarbild Ciceros. Hamburg 2001.

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12) Caesars Ermordung und die Aufsplitterung der Macht Übersicht: 15.2.44: Caesar lehnt im Rahmen der Luperkalienfeier das Königsdiadem ab. Planung eines Feldzuges gegen die Parther C. Octavius (Großneffe Caesars) in Apollonia 15.3.44: Ermordung Caesars etwa 60 Senatoren beteiligt: unter Führung von C. Cassius Longinus und M. Iunius

Brutus; weitere prominente Attentäter: L. Tillius Timber (Prätorier), P. Servilius Casca Schauplatz: Kurie des Pompeius (im Zusammenhang mit einer Senatssitzung) Ermordung als Kollektivtat (23 Dolchstiche) Parole der libertas („Freiheit“)

Konflikte nach Caesars Ermordung: Konfliktparteien: Attentäter (+ Cicero) <-> Anhänger Caesars (v.a. M. Antonius [consul];

M. Aemilius Lepidus [magister equitum]) zunächst Vermittlungsversuche Tumulte während der Begräbnisfeierlichkeiten: Leichnam Caesars auf dem Forum

verbrannt schließlich Einmischung des C. Octavius (von Caesar testamentarisch als Erbe

eingesetzt und adopiert): C. Octavius erhält den Namen C. Caesar (von Gegnern Octavianus genannt) Cassius und Brutus heben im Osten Truppen aus. Münzen mit dem Porträt des Brutus und der Legende BRVT(VS) IMP(ERATOR); auf der

Rückseite pilleus und zwei Dolche, dazu die Legende EID(IBVS) MAR(TIIS) inzwischen erste Konflikte zwischen Octavianus (unterstützt von Cicero) und

Antonius - Octavian mit einem außerordentlichen imperium ausgestattet heftige Attacken Ciceros gegen Antonius („Philippische Reden“) 43: Streit um die Provinz Gallia Cisalpina Krieg des Antonius gegen D. Brutus (einer der Caesarmörder, bisheriger

Statthalter; unterstützt von Octavianus) Octavianus siegt bei Mutina gegen Antonius.; Wahl Octavians zum Konsul (irregulär)

Zweites Triumvirat: abgeschlossen 43 zwischen Octavinaus, Antonius, Lepidus bestätigt durch Gesetz � tresviri rei publicae constituendae („Drei Männer zur

Ordnung des Staates“) Anordnung von Prosriptionen (Ermordung von ca. 300 Senatoren, 2000 Rittern) Ermordung Ciceros Schlacht von Philippi (42): Sieg von Antonius (und Octavianus) gegen Cassius und Brutus Münzen mit dem Porträt von Antonius und von Octavianus Probleme Octavians in Italien: Abwehr des S. Pompeius (Sohn des Pompeius mit

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Stützpunkt Sizilien); Versorgung der Veteranen Konflikte zwischen Octavianus und L. Antonius (unterstützt von Fulvia) � Schlacht um Perusia (40) → Zerstörung der Stadt durch Octavianus Einigung zwischen Octavian und M. Antonius in Brundisium (Antonius

heiratet Octavia.) Vertrag zwischen Octavian und S. Pompeius (39 in Misenum) allmähliche Eskalation der Konflikte zwischen Octavianus und Antonius (Liaison mit

Kleopatra) 36: Sieg Octavians über S. Pompeius

Octavianus trägt offiziell den Titel: Imperator Caesar Divi filius („Sohn des Vergöttlichten“). Literatur: -Bellen, H.: Cicero und der Aufstieg Octavians. Gymnasium 92 (1985), S.161-189. - Bleicken, J.: Zwischen Republik und Prinzipat. Zum Charakter des Zweiten Triumvirats. Göttingen 1990. - Bleicken, J.: Augustus. Eine Biographie. Berlin 1998. - Gotter, U.: Der Diktator ist tot! Politik in Rom zwischen den Iden des März und der Begründung des Zweiten Triumvirats. Stuttgart 1996. - Ortmann, U.: Cicero, Brutus und Octavian - Republikaner und Caesarianer. Ihr gegenseitiges Verhältnis im Krisenjahr 44/43 v.Chr. Bonn 1988. - Syme, R.: The Roman Revolution. Oxford 1939. -Woytek, B.: MAG PIUS IMP ITER. Die Datierung der sizilischen Münzprägung des Sextus Pompeius. JbNG 45 (1995), S.79-94.

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13) Neuerliche Konzentration der Macht durch Augustus Übersicht: Machtposition des M. Antonius im Osten: Machtzentrum in Ägypten (Kleopatra), Ressourcen der römischen Provinzen im

kleinasiatisch-syrischen Raum; Klientelkönige Feldzüge: erfolgloses Unternehmen gegen die Parther; erfolgreicher Feldzug gegen Armenien vgl. die Münzen mit Porträts von Antonius und Kleopatra (ARMENIA DEVICTA

[„Armenien besiegt“]; REGINA REGUM [„Königin der Könige“]...) Wechselseitige Agitationen zwischen Octavian und Antonius Octavian bemächtigt sich des Testamentes des Antonius (Kleopatras Kinder als Erben;

Begräbnis des Antonius in Alexandreia) und läßt in Rom ein monumentales Grabmal errichten.

32: Kriegserklärung des Senats an Kleopatra → Treueid der Bevölkerung in Italien (und den westlichen Provinzen) auf Octavian

31: Schlacht von Actium: Flotte Octavians (unter dem Kommando Agrippas) blockiert die Flotte von Antonius

und Kleopatra. Flucht von Kleopatra und Antonius, Niederlage ihrer Truppen → Gründung von Nikopolis („Siegesstadt“) - herausragende Rolle des

Apolloheiligtums

30: Eroberung Ägyptens durch Octavian: Selbstmord des Antonius und der Kleopatra (vgl. Horaz 1 carmen 37) Ermordung des Kaisarion 29: dreitägiger Triumph Octavians (Dalmatien, Actium, Ägypten) Repräsentation Octavians als DIVI FILIVS - „Sohn des vergöttlichten (Iulius Caesar)“ Tempel für Divus Iulius und Curia Iulia am Forum Romanum 28: Apollotempel auf dem Palatin (inkl. Bibliothek) neben dem Wohnhaus Octavians Aufhebung aller ungesetzlichen Entscheidungen der vergangenen Jahre 27: Octavian überantwortet seine Macht dem Senat und dem römischen Volk. res publica restituta („Wiederherstellung der Republik“) → außerordentliche Ehrungen und Befugnisse für Octavian: corona civica („Bürgerkranz“) Übertragung gefährdeter Provinzen: imperium proconsulare (?) Augustustitel Ehrenschild (virtus, clementia, pietas, iustitia) Vgl. RGDA 34: „In meinem sechsten und siebten Konsulat (28/27v.Chr.) habe ich, nachdem ich die Bürgerkriege ausgelöscht und unter Zustimmung aller im Besitz einer umfassenden Macht war, den Staat aus meiner Verfügungsgewalt in das Ermessen von Senat und Volk gegeben. Für dieses Verdienst wurde ich durch Senatsbeschluß Augustus genannt, die Türpfosten meines Hauses wurden von Staats wegen mit Lorbeer bekleidet, der Bürgerkranz über meiner Haustür befestigt, und ein goldener Schild wurde in der Curia Iulia aufgestellt, den mir, wie auf der Inschrift des Schildes bezeugt ist, Senat und römisches Volk wegen virtus, clementia, iustitia und pietas widmeten. Seit dieser Zeit habe ich an Autorität (auctoritas)

Page 28: Vorlesung: Von Sulla bis Caesar. Geschichte der …...Ackergesetze des Tiberius und Caius Sempronius Gracchus (Volkstribunen 133 bzw. 123 v.Chr.); letzterer mit umfassendem Reformprogramm.

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© Ulrich Huttner Zur Verfügung gestellt für UTB-mehr-wissen.de zu Ulrich Huttner: Römische Antike, Stuttgart: UTB GmbH. 2008.

alle übertroffen, an Amtsgewalt (potestas) besaß ich nicht mehr als alle übrigen, die im jeweiligen Amt meine Kollegen waren.“ 23: Rücktritt des Augustus vom Konsulat → Übertragung der tribunicia potestas

(„tribunizische Gewalt“) durch den Senat

Ausweitung der Kotrolle über die Provinzen (imperium proconsulare maius)

Beispiele für die kaiserliche Repräsentation des Augustus: Panzerstatue von Primaporta Vergils Aeneis 12 v.Chr.: Augustus wird pontifex maximus 2 v.Chr.: Augustus zum pater patriae („Vater des Vaterlandes“) ernannt 14 n.Chr.: Tod des Augustus Literatur: - Bringmann, K./ Th. Schäfer: Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums. Berlin 2002. - Eck, W.: Augustus und seine Zeit. München 1998. - Ferrary, J.-L.: À propos des pouvoirs d'Auguste. CCG 12 (2001), S.101-154. - Galinsky, K.: Augustan culture. Princeton 1996. - Kienast, D.: Augustus. Prinzeps und Monarch. Darmstadt 31999. - Zanker, P.: Augustus und die Macht der Bilder. München 1987.