VU-BERICHTE - intranetportal.hs-esslingen.de · Die deutsche Hochschullandschaft än-dert sich: Das...

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Die deutsche Hochschullandschaft än- dert sich: Das Diktat leerer Staatskas- sen, eine zunehmende Politisierung und teilweise überstürzte Reformen kenn- zeichnen zur Zeit die Bildungslandschaft. Bund und Länder haben die Richtlinien zur Sicherung von weitgehend gleich- wertigen Hochschulabschlüssen aufge- hoben und setzen auf mehr “Wettbewerb im Bildungsmarkt” sowie eine stärkere Kommerzialisierung der Hochschulen. Die Hochschulausbildung soll ein Stück weit zur handelbaren Ware werden: Stu- diengebühren und über Drittmittelfor- schung einzuwerbende Finanzmittel sol- len Bund und Länder bei der Finanzie- rung der Hochschulen teilweise entla- sten. Neue private Anbieter können Stu- dienangebote vermarkten. Gleichzeitig werden die staatlichen Hochschulen ver- pflichtet, traditionelle Abschlüsse von ho- hem Ansehen wie etwa den “Diplom-In- genieur (FH)” aufzugeben und durch an- gelsächsische Abschlüsse wie “Bache- lor” und “Master” zu ersetzen. Diese Konzepte, die den Hochschulen gesetzlich vorgeschrieben sind, führen in technischen Bereichen und bei Perso- nalabteilungen von Industrie und Wirt- schaft durchaus auch zu kritischer Nach- frage: Bleibt angesichts dieser Entwick- lungen das hohe Niveau der deutschen Hochschulen erhalten, und sind die Bildungsabschlüsse der verschiedenen Hochschulen noch gleichwertig? Auch an den versorgungstechnischen Studiengängen in Deutschland gehen solcherlei politische Maßnahmen nicht spurlos vorüber. Die Fachhochschule Esslingen (FHTE) hat sich dafür ent- schieden, die neuen Bachelor-Studien- gänge so auszugestalten, daß sie den bisherigen, bewährten Studiengängen zum “Dipl.-Ing. (FH)“ weitestgehend ent- sprechen. VU-Dekan Prof. Dipl.-Ing. Gerhard Fetzer und VU-Studiengang- leiter Prof. Dipl.-Ing. Dieter Striebel stellen dazu übereinstimmend fest: “Unsere neue Studien- und Prüfungsord- nung macht praktisch keine Abstriche gegenüber früher. Wir lassen keine Ver- wässerung zu: Industrie und Planungs- unternehmen können sicher sein, daß der Versorgungsingenieur der FHTE von unveränderter Güte ist. Dafür bürgen die VU-Professoren.” Neben Abschlußgrad: Auch Name der Hochschule maßgebend Der Rektor der FHTE, Prof. Dr.-Ing. Jür- gen van der List, macht immer wieder darauf aufmerksam, daß an der FHTE die bisherige Qualität des Studiums zum “Dipl.-Ing. (FH)” auch auf das Bachelor- Studium übertragen werde. Darauf auf- bauend solle für gute Absolventen ein dreisemestriges, weiterführendes Ma- ster-Studium angeboten werden. Die Industriefirmen täten künftig gut daran, bei Bewerbern nachzufragen, an welcher Hochschule sie studiert hätten - so wie dies etwa in den Vereinigten Staaten von Nordamerika die Gepflogenheit sei. Die FHTE - ab Oktober 2006 Hochschule Esslingen - stehe auch künftig für he- rausragende Qualität. Ähnlich äußerte sich Prof. Dr.-Ing. Mar- tin Dehli von der Fakultät VU im April 2006 auf der Sitzung des Berufsbil- dungsausschusses des Industrieverban- des Technische Gebäudeausrüstung Ba- den-Württemberg (ITGA) in Stuttgart: “Wir machen das Beste aus den Vor- gaben des Wissenschaftsministeriums. Der Bachelor an der FHTE weist sieben Semester Studiendauer auf - also ein Semester mehr im Vergleich zu vielen anderen Bachelor-Studiengängen. Um den Entfall des ersten praktischen Stu- diensemesters für Studierende ohne Be- rufspraxis zu kompensieren, haben wir in der Versorgungstechnik und Umwelt- technik (VU) ein dreimonatiges Vorprak- tikum vor Studienbeginn. Und bei Vorle- sungen, Lehrinhalten und der Semester- dauer gibt es so gut wie keine Abstriche: Dies sind wir unseren Studierenden und der Wirtschaft schuldig, denen ein gleichbleibend gutes Lehrangebot nutzt.” VU-BERICHTE Fachhochschule Esslingen Fakultät Versorgungstechnik und Umwelttechnik (VU) Hochschule für Technik Ausgabe 18 / 2006 Aus dem Inhalt: Studienaufenthalt in Brasilien S. 4 Ab Oktober: Hochschule Esslingen S. 6 Industrietag 2006 an der FHTE S. 7 Angst um unsere Sprache S. 12 Hochschulen zu Trivialmaschinen S. 18 Mittelverknappung S. 20 Wissenschaftler und E-Learning S. 21 Exkursion zu heimischen Firmen S. 22 VU-Kolloquium im SS 06 S. 28 VU-Kolloquium im WS 06/07 S. 36 Versorgungstechnik-Studium an der FHTE: Auch in Zukunft in gewohnt hoher Qualität Studium der Versorgungstechnik und Umwelttechnik an der FHTE: Gewähr für Qualität 1

Transcript of VU-BERICHTE - intranetportal.hs-esslingen.de · Die deutsche Hochschullandschaft än-dert sich: Das...

Die deutsche Hochschullandschaft än-dert sich: Das Diktat leerer Staatskas-sen, eine zunehmende Politisierung undteilweise überstürzte Reformen kenn-zeichnen zur Zeit die Bildungslandschaft.Bund und Länder haben die Richtlinienzur Sicherung von weitgehend gleich-wertigen Hochschulabschlüssen aufge-hoben und setzen auf mehr “Wettbewerbim Bildungsmarkt” sowie eine stärkereKommerzialisierung der Hochschulen.

Die Hochschulausbildung soll ein Stückweit zur handelbaren Ware werden: Stu-diengebühren und über Drittmittelfor-schung einzuwerbende Finanzmittel sol-len Bund und Länder bei der Finanzie-rung der Hochschulen teilweise entla-sten. Neue private Anbieter können Stu-dienangebote vermarkten. Gleichzeitigwerden die staatlichen Hochschulen ver-pflichtet, traditionelle Abschlüsse von ho-hem Ansehen wie etwa den “Diplom-In-genieur (FH)” aufzugeben und durch an-gelsächsische Abschlüsse wie “Bache-lor” und “Master” zu ersetzen.

Diese Konzepte, die den Hochschulengesetzlich vorgeschrieben sind, führen intechnischen Bereichen und bei Perso-nalabteilungen von Industrie und Wirt-schaft durchaus auch zu kritischer Nach-frage: Bleibt angesichts dieser Entwick-lungen das hohe Niveau der deutschenHochschulen erhalten, und sind dieBildungsabschlüsse der verschiedenenHochschulen noch gleichwertig?

Auch an den versorgungstechnischenStudiengängen in Deutschland gehensolcherlei politische Maßnahmen nichtspurlos vorüber. Die FachhochschuleEsslingen (FHTE) hat sich dafür ent-schieden, die neuen Bachelor-Studien-gänge so auszugestalten, daß sie denbisherigen, bewährten Studiengängenzum “Dipl.-Ing. (FH)“ weitestgehend ent-sprechen. VU-Dekan Prof. Dipl.-Ing.Gerhard Fetzer und VU-Studiengang-leiter Prof. Dipl.-Ing. Dieter Striebelstellen dazu übereinstimmend fest:“Unsere neue Studien- und Prüfungsord-nung macht praktisch keine Abstrichegegenüber früher. Wir lassen keine Ver-wässerung zu: Industrie und Planungs-unternehmen können sicher sein, daßder Versorgungsingenieur der FHTE vonunveränderter Güte ist. Dafür bürgen dieVU-Professoren.”

Neben Abschlußgrad: Auch Nameder Hochschule maßgebend

Der Rektor der FHTE, Prof. Dr.-Ing. Jür-gen van der List, macht immer wiederdarauf aufmerksam, daß an der FHTEdie bisherige Qualität des Studiums zum“Dipl.-Ing. (FH)” auch auf das Bachelor-Studium übertragen werde. Darauf auf-bauend solle für gute Absolventen eindreisemestriges, weiterführendes Ma-ster-Studium angeboten werden. DieIndustriefirmen täten künftig gut daran,bei Bewerbern nachzufragen, an welcherHochschule sie studiert hätten - so wiedies etwa in den Vereinigten Staaten vonNordamerika die Gepflogenheit sei. DieFHTE - ab Oktober 2006 HochschuleEsslingen - stehe auch künftig für he-rausragende Qualität.

Ähnlich äußerte sich Prof. Dr.-Ing. Mar-tin Dehli von der Fakultät VU im April2006 auf der Sitzung des Berufsbil-dungsausschusses des Industrieverban-des Technische Gebäudeausrüstung Ba-den-Württemberg (ITGA) in Stuttgart:“Wir machen das Beste aus den Vor-gaben des Wissenschaftsministeriums.Der Bachelor an der FHTE weist siebenSemester Studiendauer auf - also einSemester mehr im Vergleich zu vielenanderen Bachelor-Studiengängen. Umden Entfall des ersten praktischen Stu-diensemesters für Studierende ohne Be-rufspraxis zu kompensieren, haben wir inder Versorgungstechnik und Umwelt-technik (VU) ein dreimonatiges Vorprak-tikum vor Studienbeginn. Und bei Vorle-sungen, Lehrinhalten und der Semester-dauer gibt es so gut wie keine Abstriche:Dies sind wir unseren Studierenden undder Wirtschaft schuldig, denen eingleichbleibend gutes Lehrangebot nutzt.”

VU-BERICHTEFachhochschule Esslingen Fakultät Versorgungstechnik und Umwelttechnik (VU)Hochschule für Technik Ausgabe 18 / 2006

Aus dem Inhalt:

Studienaufenthalt in Brasilien S. 4Ab Oktober: Hochschule Esslingen S. 6 Industrietag 2006 an der FHTE S. 7Angst um unsere Sprache S. 12Hochschulen zu Trivialmaschinen S. 18Mittelverknappung S. 20Wissenschaftler und E-Learning S. 21Exkursion zu heimischen Firmen S. 22VU-Kolloquium im SS 06 S. 28VU-Kolloquium im WS 06/07 S. 36

Versorgungstechnik-Studium an der FHTE:Auch in Zukunft in gewohnt hoher Qualität

Studium der Versorgungstechnik undUmwelttechnik an der FHTE: Gewährfür Qualität

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35 Absolventen und Absolventinnen ausdem Fachbereich Versorgungstechnikund Umwelttechnik der FHTE konntenam 28. Juli 2006 kräftig aufatmen: Siewaren - neben weiteren 257 Absolventen- die Hauptpersonen bei der Diplom-Ab-schlußfeier am Ende des Sommerseme-sters 2006 in der Aula des Neckar-Fo-rums - der neuen Stadthalle von Esslin-gen. Sichtlich bewegt und in festlicherStimmung feierten sie mit ihren Angehö-rigen den erfolgreichen Abschluß ihresStudiums der Versorgungstechnik undUmwelttechnik.

Sage und schreibe 292 Absolventinnenund Absolventen aus den grundständi-gen Studiengängen und den Masterstu-diengängen der Fachhochschule Esslin-gen (FHTE), Hochschule für Technik, er-hielten ihr Diplom, mit dem ihnen ihreakademische Würde bescheinigt wurde.Darunter waren 31 Frauen und 261 Män-ner. 263 Absolventen und Absolventin-nen besaßen die deutsche sowie 29 eineausländische Staatsbürgerschaft.

Im Studium:Stark gefordert, viel gegeben

In ihrem meist acht bis neun Semesterdauernden Studium hatten die 35 frisch-gebackenen Diplom-Ingenieure und Di-plom-Ingenieurinnen der Versorgungs-technik und Umwelttechnik Wissens-durst und Zielstrebigkeit bewiesen. Be-gabung, Scharfsinn und Können warenin vielen Prüfungen nötig gewesen -nicht nur in den Fächern ihrer Wahl, son-dern auch in den Grundlagenfächern.

Mächtig zur Sache war es im Grundstu-dium gegangen: Chemie, Mathematik 1und 2, Technische Mechanik, Experi-mentalphysik 1 und 2, Festigkeitslehre,Strömungslehre sowie Thermodynamik 1und 2 galten als schwierig und hattendeshalb keine Chance, auf die vorderenPlätze der studentischen Beliebtheits-skala zu kommen. Danach waren imHauptstudium zahlreiche versorgungs-technische und umweltbezogene Fä-cher, Labors, Planungsübungen und dieDiplomarbeit zu beackern.

Daß ihr Durchstehvermögen zum ver-dienten Erfolg führte, machte den Studi-osi die Diplom-Abschlußfeier am 28. Julisichtbar. Mit dem begehrten, als hoch-wertig eingestuften akademischen Grad"Dipl.-Ing.(FH)" war für sie gleichzeitigauch der Einstieg in die vor ihnen lie-gende, herausfordernde und spannendeBerufswelt der Ingenieure möglich.

FHTE-Rektor Prof. Dr.-Ing. Jürgen vander List verdeutlichte in seiner Anspra-che, daß die Berufsaussichten für Ingeni-eure - auch wegen der gegenwärtigenwirtschaftlichen Belebung - günstig sei-en. Daß die FHTE nicht allein bei denAbsolventen, sondern auch bei den Stu-

dienanfängern hoch im Kurs stehe, zeigedas gute Interesse an den verschiede-nen FHTE-Studiengängen: So liege dieNachfrage weit über der Zahl der Ein-gangs-Studienplätze im Wintersemester2006/07. Dies habe nicht zuletzt in denzukunftsfähigen und praxisbezogenenStudiengängen der FHTE seinen Grund.

Der Rektor hob hervor, daß dies die letz-te Abschlußfeier der FHTE sei, da am 1.Oktober 2006 der Zusammenschluß derbeiden Esslinger Hochschulen zur Hoch-schule Esslingen in Kraft trete. Er batdarum, daß der neuen Hochschule das-selbe hohe Vertrauen entgegengebrachtwerde wie bisher der FHTE. Auch lobteer die Absolventen: Im Studium sei nichtnur der Erwerb vieler technischer undbetriebswirtschaftlicher Kenntnisse ge-fordert gewesen, sondern auch das Er-kennen von Prinzipien und Zusammen-hängen. Methodisches Denken, Ge-meinschaftssinn, demokratisches Ver-halten und Toleranz seien gleichfallsLernziele des Studiums gewesen.

In der Industriegesellschaft:Unverwechselbar bleiben

Bei der Übergabe der Diplomzeugnissehob der Dekan des Fachbereichs Ver-sorgungstechnik und Umwelttechnik,Prof. Dipl.-Ing. Gerhard Fetzer, Krea-tivität, Realitätsnähe, Fleiß und Beson-nenheit der Absolventen hervor. Er emp-fahl ihnen, nüchtern und pragmatisch dievielfältigen Herausforderungen des Be-rufs anzunehmen, sich als unverwech-selbare, individuell ausgeprägte Einzel-menschen mit eigener kultureller Identi-tät zu sehen und sich nicht von Ideologi-en leiten zu lassen. Dies gelte geradeauch angesichts der Erfordernisse ineiner globalen Wirtschaftsordnung.

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Fast schon weltmeisterlich -die Absolventen des Sommersemesters 2006

VU-Dekan Prof. Fetzer übergab denPreis der Firma Axima an Dipl.-Ing.(FH) Entreß und Dipl.-Ing. (FH) Pfau.

Bester VU-Absolvent: Dipl.-Ing. (FH)Tom Kieffer

Als bester VU-Absolvent des Sommerse-mesters 2006 wurde Dipl.-Ing. (FH) TomKieffer ausgezeichnet, der einen Noten-Durchschnitt im Diplomzeugnis von sageund schreibe 1,0 erreichte. Der Preis derFirma Axima, der von VU-Dekan Prof.Dipl.-Ing. Gerhard Fetzer überreichtwurde, ging an Dipl.-Ing. (FH) Tobias-Michael Entreß sowie an Dipl.-Ing. (FH)Stefan Pfau. Mit dem hochdotiertenPreis des Industrieverbandes Techni-sche Gebäudeausrüstung Baden-Würt-temberg (ITGA) wurde Dipl.-Ing. (FH)Christian Luft geehrt, der den Preis ausden Händen des ITGA-GeschäftsführersRechtsanwalt Jürgen Meyer entgegen-nahm. Und der Preis der Firma Hafner-Muschler wurde Dipl.-Ing. (FH) MichaelHoß zuerkannt. De

Mit der Diplomarbeit schaffen sich Inge-nieur-Studenten am Ende ihrer Hoch-schulzeit oft eine Brücke zwischen Stu-dium und Berufsanfang: Nach über vierJahre hartem - aber eben auch nützli-chem und anregendem - Studium habensie sich solide Kenntnisse bei den wis-senschaftlichen Grundlagen angeeignet;zugleich verfügen sie über eine großeBandbreite an fachlichen Zusatzkennt-nissen. Das ist das Rüstzeug für einenerfolgreichen Studienabschluß. Bei derDiplomarbeit zeigen sie sich häufig infast weltmeisterlicher Hochform: Damitbeweisen sie sich selbst sowie den Be-treuern in Hochschule und Industrie ihreFähigkeiten.

Meist geht es für die Diplomanden beider Diplomarbeit um Aufgabenstellungenihrer eigenen Wahl. Dabei ist ordentlichTempo angesagt: Denn mehr als vier bissechs Monate Zeit stehen nicht zur Ver-fügung. Neue Ideen und Lösungsan-sätze sind dabei natürlich groß gefragt.

Auch im Sommersemester 2006 über-raschten die Diplomandinnen und Diplo-manden im Fachbereich Versorgungs-technik und Umwelttechnik mit einer gro-ßen Themenvielfalt: Das galt für die Di-plomarbeiten im Institut für Versorgungs-technik wie auch für die von Industrieund Planungsbüros betreuten Arbeiten.Und das waren diesmal die Themen:

- Arno Abraham und Markus Bös: Ein-satz der Web-Techniken in der Gebäude-automation - Ersatz der zentralen Leit-technik durch dezentrale Web-Server-Lösungen- Stefan Bartel: Betrachtung der Mög-lichkeiten des Gasnetzzugangs für einauf erneuerbare Energien umgestelltesBHKW- Magnus Braß: Methoden und Werk-zeuge des digitalen Planens für dieTechnische Gebäudeausrüstung: State-of-the-art-Einbindung in den Planungs-prozeß- Tomo Borko: Wirtschaftliche und öko-logische Betrachtung des Primärenergie-aufwandes einer Wärmepumpe im Ver-gleich zu konventionellen Heiz- undKühlsystemen in der TGA- Michael Burkhardt: Leistungszahlenvon elektrisch betriebenen Wärmepum-pen mit Erdwärme: Experimentelle Er-mittlung, Einfluß von Temperatur undMassenstrom- Thomas Chodura: Inbetriebnahmeund Optimierung eines Erdgas-Refor-mers für Niedertemperatur-Brennstoff-zellen- Peter Cremers: Konzeption eines Prüf-standes für die verbrennungstechnischePrüfung von Gaskesseln nach Norm- Stefan Denkinger: Anforderungen andie Lüftungstechnik durch GMP mit be-sonderer Berücksichtigung der Zytosta-tika-Herstellung im Robert-Bosch-Kran-kenhaus- Thomas Eisenkrein: Technischer undwirtschaftlicher Vergleich von Verfahrenzur Abgasreinigung in der Leichtmetall-gießerei- Tobias-Michael Entreß und StefanPfau: Strategische Betriebsoptimierungfür den Energieverbund der HUK Coburgunter wirtschaftlichen und energetischenGesichtspunkten- Steffen Fauth: Implementierung undEinsatz eines Energiemanagementsy-stems in einem Büro- und Fertigungsge-bäude- Miltiadis Foustanis: Energieoptimie-rung und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungeines zentralen Wärmeversorgungssy-stems für ein Großklinikum- Mark Fuller: Entwicklung eines Elek-trowärmepumpenmoduls mit vorhande-ner BBT-System- und Schichtladetechnik- Elena Gellert: Funktions- und Kosten-optimierung einer Kompaktheizzentralemit Schichtladespeicher- Markus Genswein: Erweiterung einesWerkzeugs zur Berechnung von Be-triebs- und Wartungskosten bei Ge-werken der Technischen Gebäudeaus-rüstung- Rainer Hägele: Wiederverwendungdes chemisch und biologisch behandel-

ten Industrieabwassers - Betrieb einerUltrafiltration- Michael Hoß: Untersuchung von ein-fachen, hocheffizienten Lüftungssyste-men für Mehrzonengebäude- Tom Kieffer: Einsatz meßwertgestütz-ter Simulationsmodelle in der Betriebs-optimierung und -überwachung gebäu-detechnischer Anlagen am Beispiel derNeubauten der LB=BW in Stuttgart- Daniel Kugel: Bestandsaufnahme,Schwachstellenanalyse und Modernisie-rungskonzeption der Kühlwasserkreis-laufsysteme einer Zinkdruckguß- undKunststoffspritzgußproduktion- Christoph Lude: Untersuchung zurelektrolytischen Herstellung von Ozon aneiner Prototypanlage und Vergleich miteiner Technikumsanlage- Christian Luft: Untersuchung des Ein-flusses der Betriebsbedingungen auf denNutzungsgrad von Wärmeerzeugern- Patrick Mühlich und Miriam Wolfan-gel: Konzeption von alternativen Syste-men zur Wärmeerzeugung für die Dia-konie Stetten unter wirtschaftlichen Ge-sichtspunkten- Stefan Müller: Untersuchung des Ein-schichtverhaltens und der thermischenVerlustmechanismen am Beispiel einesBBT-Schichtladespeichers- Stefan Reuter: Sole-Luft-Wärmeüber-trager aus Kunststoff - Berechnung, Kon-struktion, experimentelle Untersuchungund Bewertung- Constanze Roos: Die Versorgungunterschiedlich temperierter Heizkreisedurch ein Brennwertgerät - hydraulischeund energetische Beurteilung- Florian Schmid: Untersuchungen zurReinigung kommunaler Abwasser in ei-ner semidezentralen Kläranlage- Michael Schwenk: Die Gas-Diffusions-Absorptions-Wärmepume: Technologieund Marktchancen im Kontext der MTS-Group- Fabian Schurz: Strategische Entschei-dungsgrundlage auf der Basis einer Zu-kunfts- und Bestandsanalyse zum tech-nischen Brandschutz der Porsche AG- Susanne Schwörer: Methoden undWerkzeuge zur Bewertung der Wirt-schaftlichkeit und des Nutzens von An-lagen zur Technischen Gebäudeausrü-stung im frühen Planungsstadium- Ralf Volz: Vollständige Rückgewinnungvon Leim aus Reinigungsabwässernunter besonderer Berücksichtigung pro-dukthygienischer Aspekte- Bertram Werner: Untersuchung derVerfahren zur Neuverlegung und zur Re-habilitation von Rohrleitungen in denGas-- und Wasserverteilnetzen der EnBW- Heiko Zickerow: Optimierung einerUltrafiltrationsanlage zur Quellwasser-aufbereitung O

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Diplomarbeiten

Die Vereinigten Staaten von Nordameri-ka stehen für viele der auslandsinteres-sierten Studierenden ganz oben auf derWunschliste, wenn es darum geht, sichwährend des zweiten Praxissemestersim Ausland umzuschauen. Brasilien istda fast schon ein exotisches Ziel. DerVU-Studierende Volker Benz hat denSprung nach Rio de Janeiro gewagt unddort eine ganze Menge bemerkenswer-ter Erfahrungen gemacht. Im Gesprächmit Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli gab erseine Eindrücke wieder.

? - Herr Benz, Brasilien gilt als eherungewöhnliches Ziel, wenn man sich fürdas zweite praktische Studiensemesternach einer geeigneten Firma umsieht ...

! - Das stimmt. In der Versorgungs-technik und Umwelttechnik bieten sichuns Studierenden zunächst ja jede Men-ge guter Möglichkeiten im GroßraumStuttgart - davon sind wir geradezu ver-wöhnt. Ich denke aber, daß es nichtsschaden kann, wenn man während desStudiums auch mal im Ausland war. Ichhabe im Studium nebenher Portugie-sisch gelernt und war deshalb an einemAufenthalt in Brasilien interessiert. Dorteinen Praktikumsplatz zu bekommen,war übrigens nicht einfach. Aber nachvielen Anläufen hat es dann geklappt.

? - Wo haben Sie gearbeitet?

! - Ich war in einer Firma tätig, die in dieStaatliche Universität Fluminense (UFF)in Niteroi bei Rio de Janeiro integriert ist.Dieses Unternehmen mit Namen MetaConsultoria, in dem ausschließlich Stu-dierende arbeiten, bietet Dienstleistun-gen für die Wirtschaft an. Dabei geht es

darum, die Studierenden möglichst gutauf Tätigkeiten in der Wirtschaft vorzube-reiten. Deshalb arbeiten die Studieren-den in Kleingruppen zusammen, in de-nen sie Projekte von den Vertragsver-handlungen bis zum Abschluß selbstdurchführen.

? - Kann jeder Studierende mitmachen?

! - Nein. Man muß eine strenge Auswahldurchlaufen: Auf die schriftliche Bewer-bung folgen Vorstellungsgespräche so-wie Gruppenarbeiten, in denen man sei-ne Eignung unter Beweis zu stellen hat.

? - Welche Projekte haben Sie dort bear-beitet?

! - Im ersten Projekt ging es um eineKosten-Nutzen-Analyse für die Meßtech-nik in einer Raffinerie der brasilianischenMineralölgesellschaft Petrobras: Es warzu prüfen, ob es sich für die Firma lohnt,ein eigenes Labor für die Kalibrierung

ihrer Meßgeräte (Füllstandsmesser, pH-Meßgeräte, Durchflußmesser, Thermo-meter, Temperaturfühler und Manome-ter) zu erstellen und zu betreiben. Undwenn ja, in welchen Bereich sollte einsolches Labor am besten integriert wer-den? Ein zweites Projekt bezog sich aufdie Sanierung der gefliesten Dachterras-se eines Großgebäudes.

? - Konnten Sie auch einiges von denStudienbedingungen an der Hochschulemitbekommen?

! - Ja. Mein Eindruck war, daß die mei-sten Studierenden sehr intensiv bei derSache sind. Allerdings müssen sich vielevon ihnen ihren Lebensunterhalt tags-über mit Arbeit verdienen und kommenerst abends zum Studieren. Das wäre sobei uns undenkbar.

? - Wenn Sie die Studienbedingungen ander UFF mit denen an der FHTE verglei-chen - wo liegen die Unterschiede?! - Die Studienbedingungen sind dortdeutlich ungünstiger als bei uns. DenVorsprung, den wir in Deutschland ha-ben, werden wir nicht so schnell verlie-ren, denn die Ausstattung der Uni isteher dürftig. Bücher und Computer sindoft betagt; die Bibliothek bietet nicht das,was wir in Deutschland gewohnt sind.Alles, was mit Bildung zu tun hat, istteuer - bis hin zum Schreibpapier, dasmehrfach so viel wie bei uns kostet.

? - Wie organisiert man den Alltag inBrasilien?

! - Ich habe viel Unterstützung durch Stu-denten an der UFF und deren Familien-angehörige erhalten: Vieles geht - trotzmancher chaotischer Rahmenbedingun-gen - auf unmittelbar menschlicherEbene vor sich. Brasilien ist ein junges,lebendiges Land, in dem die Suche nachLebenfreude obenan steht. Andererseits

Im zweiten Praxissemester nach Brasilien

Interview mit dem VU-Studenten Volker Benz

Brasilien - junges, lebensfreudiges Land

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muß vieles, was bei uns unvereinbarwäre, im Alltag ausgehalten werden.

? - Zum Beispiel ... ?

! - Da sind vor allem die großen sozialenUnterschiede. Rio de Janeriro etwa hatviele Armenviertel (Favelas); die dortigenschwierigen Lebensbedingungen sprin-gen einem täglich ins Auge. Ich selbstwar bei einer Familie untergebracht, zuderen Mehrfamilienhaus man nur aneinem Portier vorbei durch ein hohesStahltor Zutritt bekam. Ein Zeichen dergroßen Armut waren für mich zwei Jun-gen von vielleicht neun Jahren: Sie ver-dienten ihren Lebensunterhalt damit, aneiner Straßenkreuzung während der Rot-phasen mit Bällen zu jonglieren. DasBesondere dabei war, daß der erste aufeiner hohen Kiste stand, während derzweite - mit einer Augenbinde versehen -auf dessen Schultern stand. Den Brasili-anern sind die sozialen Probleme be-wußt, aber es ist eine ungeheuer großeAufgabe, diese zu lindern.

? - Wie sieht es beim Umweltschutz aus?

! - Auch hier dürfen wir nicht mit deut-schen Maßstäben messen. Das ThemaMüll ist allgegenwärtig: Vieles wird nachGebrauch achtlos weggeworfen. Vonmeinem Fenster aus sah ich die Bade-gäste am Strand mitten im Müll schwim-men. Der Strand wurde ständig mit ei-nem Traktor abgefahren und gereinigt.

? - Brasilien gilt, was Sitte und Kulturangeht, als konservatives Land ...

! - Ohne Zweifel. Die religiöse Prägungder Menschen empfand ich wesentlichstärker als bei uns. Religiöse Werte sindüberall erlebbar: Beispielsweise wird dieEhe stark respektiert, und es ist gar kei-ne Frage, daß man heiratet und eine Fa-milie gründet. In fast jedem Auto siehtman ein Madonnenbildchen und ein Kru-zifix am Innen-Rückspiegel hängen. Ichkönnte viele weitere Beispiele nennen:So habe ich eine Brauerei besichtigt, in

deren Firmeneingang die Madonnnaüber allem wacht; im Mitarbeiter-Aufent-haltsraum war ein Gemälde mit demLetzten Abendmahl zu sehen. Trotzdemglauben viele an die Reinkarnation - einbrasilianisches Paradoxon. Vielleichtwirkt sich die christliche Lebenseinstel-lung auch in der Weise aus, daß von ei-nem Generationenkonflikt, wie er bei unssichtbar wird, wenig zu spüren ist.

? - Wie werden andere Kulturen gese-hen?

! - Ich war über das große Interesse anDeutschland und der deutschen Spracheüberrascht: So werden an vielen privatenSprachschulen Deutschkurse angebo-ten, die zwar viel Geld kosten, sich aberdennoch reger Nachfrage erfreuen.Deutschland und Europa stehen übri-gens hoch im Kurs: Das Fußball-Trikotder deutschen Nationalmannschaft warzur Zeit meines Aufenthalts ein gängigesKleidungsstück. Auch wurde ich aufNietzsche, Kant und Marx und derenGrundideen angesprochen. Bei uns zu-hause finden diese Philosophen eherwenig Aufmerksamkeit, und unser Blickist auf unsere Geschichte zwischen 1933und 1945 fokussiert.

? - Wie steht es in Zeiten der Globali-sierung mit der brasilianischen Identität?

! - Ich denke, nicht schlecht. Es wird ehnicht alles so stupide wie bei uns inDeutschland vom Kultur-Hegemon USAübernommen. Wir schämen uns jaschon, wenn wir etwas nicht genau wieim Englischen aussprechen können. InBrasilien wird erst alles mal brasiliani-siert: So heißen beispielsweise die USAEstados Unidos America (EUA) und NewYork eben Novo York. Auf fast jedemGebrauchsgegenstand ist der Aufdruck“Industria Brasileira” zu finden. Das rührt

von den hohen Zöllen her, mit denenBrasilien seinen Markt schützen will.

? - Werden Sie wieder mal nach Bra-silien gehen?

! - Aber ja. Beim Abflug von Rio deJaneiro habe ich sehnsüchtige Blicke aufdiese wahnsinnige Stadt geworfen, in dieich ganz bestimmt wieder zurückkom-men werde. Ich habe die Fackeln derRaffinerie gesehen, die Stadtteile vonRio und Niteroi und den Zuckerhut - undich konnte die in Wolken gehüllte Chri-stusstatue auf dem Corcovado erahnen.Dann erlebte ich einen feuerroten Son-nenuntergang zwischen den Wolken-schichten. De

Armenviertel in Rio de Janeriro

Urwald mitten in der Großstadt: Ineinem Park von Rio de Janeiro

Luftbild der Bucht von Rio de Janeiro

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Hochschulfusionzum 1. Oktober 2006:

Abschied von einemliebgewonnenen NamenÜber die Fachhochschule Esslingen(FHTE) - Hochschule für Technik sowiedie Fachhochschule für Sozialwesen(HfS) wurde nach unabänderlichem po-litischem Willen eine Fusion verhängt:vermuteter Synergieeffekte halber. Nachder Grundordnung werden die FHTE unddie HfS ab dem 1. Oktober 2006 denNamen “Hochschule Esslingen” tragen.Gemäß dem Landeshochschulgesetz(LHG) von 2005 werden Fachhochschu-len zu Hochschulen und dürfen sich des-halb auch so benennen.

Der neue Name “Hochschule Esslingen”wurde von einer Kommission aus Mitglie-dern der FHTE- und der HfS-Hochschul-leitung und aus Professoren beschlos-sen. Um die Internationalität gebührendhervorzuheben, wird das neue Logo mitder Bezeichnung “Hochschule Esslin-gen” um die Erklärungshilfe “Universityof Applied Sciences” erweitert - für Ge-sprächspartner und Interessenten ausdem anglo-amerikanischen Umfeld undauch für alle diejenigen hierzulande, diedes Deutschen nicht mehr mächtig sind.

Das neue Logo enthält der Ästhetikwegen an der linken Seite eine eckigeKlammer, die nach rechts geöffnet ist.Eingefleischten Mathematikern mag eszwar Kopfzerbrechen bereiten, daß dieKlammer nicht geschlossen ist - dochvon jeher gilt, daß man der Schönheitzuliebe eben Opfer bringen muß.

Weiterbildung zum"Zertifizierten FachplanerBrandschutz"Eine gute und komplexe technische Aus-bildung im Bereich Brandschutz ist heutedurch gesetzliche und versicherungsbe-zogene Auflagen unerläßlich. Auf derGrundlage einer Kooperation, die dieFachhochschule Esslingen (FHTE) mitder International Security Academy(ISA), Dortmund, geschlossen hat, wirdab dem Wintersemester 2006/2007 derWeiterbildungsstudiengang "ZertifizierterFachplaner Brandschutz" der ISA an derFHTE durchgeführt. Seitens der Hoch-schule wird dieser Lehrgang, der einenUmfang von 400 Lehreinheiten besitzt

und über eine Dauer von sechs Monatendurchgeführt wird, von der Fakultät VUmitbetreut. Fünf Studierende der Versor-gungstechnik und Umwelttechnik (VU)können pro Lehrgang kostenlos teilneh-men. Sie müssen das Grundstudium ab-geschlossen haben und sich - unter Dar-legung ihrer Interessen auf dem Gebietdes Brandschutzes - beim Dekan derFakultät VU bewerben.

Nähere Informationen können dem - ei-ner Teilauflage der “VU-Berichte” - beilie-genden Faltblatt entnommen werden.Rund 30 Interessenten haben sich be-reits im Juli 2006 auf einer Veranstaltungan der FHTE (Bild) über diesen Weiter-bildungsstudiengang informiert. Al/De

Dipl.-Ing. (FH) Willi Lippein “passiver Altersteilzeit”

Zum Ende des Sommersemesters 2006verabschiedete sich Dipl.-Ing. (FH) WilliLippe im Rahmen eines gemütlichenBeisammenseins im Institut für Versor-gungstechnik (IVT) von den Mitgliedernder Fakultät Versorgungstechnik undUmwelttechnik der FHTE sowie den ihmverbundenen Fachkollegen. Nach 68 Se-mestern Tätigkeit an der FHTE, die derVersorgungstechnik und deren Studie-renden gewidmet waren, trat Willi Lippedamit in die “passive Altersteilzeit”.

1949 im westfälischen Recklinghausengeboren, nahm Willi Lippe nach dem Be-such von Grundschule und Realschule,die er mit der Mittleren Reife abschloß,eine Lehre als Heizungsbauer auf. Unterden Fittichen von Innungs-ObermeisterFuncke, der nicht zuletzt Wert auf einequalifizierte Ausbildung der Sprößlingevon Selbständigen im Handwerk legte,lernte Willi Lippe das Heizungsgewerkvon der Pike auf kennen.

Nach dem Abschluß der Lehre studierteer von 1968 bis 1972 Heizungs- und Lüf-tungstechnik an der damaligen Staatli-chen Ingenieurschule Esslingen. 1970bis 1972 war eine Zeit des Umbruchs:Engagierte Studenten - unter ihnen WilliLippe - kämpften damals um die europa-

weite Anerkennung des Ingenieurab-schlusses und setzten sich dabei durch:Lippe gehörte dem ersten Semester an,das mit dem Titel “Dipl.-Ing. (FH)” ab-schloß.

Die siebziger Jahre brachten eine stür-mische Entwicklung in der Versorgungs-technik, der die Fachhochschule Esslin-gen (FHTE) durch eine starke Auswei-tung dieses Lehrgebiets Rechnung trug.Seit 1972 als Ingenieur im Labor für Hei-zungs- und Wärmetechnik an der FHTEtätig, wirkte Willi Lippe wesentlich an derPlanung, am Auf- und am Ausbau desInstituts für Versorgungstechnik und amIVT-Laborgebäude mit. In den vergange-nen Jahrzehnten war diese Entwicklungauch geprägt durch die Arbeit der jewei-ligen Institutsleiter Prof. Dipl.-Ing. ErnstDoering, Prof. Dipl.-Ing. Hans Roos,Prof. Dipl.-Ing. Gerhard Seng und Prof.Dipl.-Ing. Walter Stäbler . Zu den viel-seitigen Aufgaben, die von diesem Insti-tut getragen wurden, gehörten nicht nurwichtige Beiträge zur Ausbildung der Stu-dierenden, sondern auch die Durchfüh-rung von Forschungsvorhaben - etwa zurWärmepumpen- und zur Solartechnik.

Willi Lippe war daneben auch in der Leh-re tätig: So wirkte er z. B. rund zehn Jah-re lang im Fach Mathematik am Vor-bereitungskurs zur Erlangung der Fach-hochschulreife mit; auch war er jahr-zehntelang in der Mitbetreuung von ver-schiedensten versorgungstechnischenLaborübungen engagiert. Weiter erstellteer zahlreiche Gutachten im Rahmen desSteinbeis-Transferzentrums “TechnischeBeratung” an der FHTE.

Beim weiteren Ausbau des IVT widmetesich Willi Lippe in den letzten Jahren u.a. der Technik von Gas-Brennwertgerä-ten, von Klein-Blockheizkraftwerken undeiner Elektro-Wärmepumpe zur Nutzungvon Erdwärme über Erdsonden.

Die Fakultät VU dankt Herrn Dipl.-Ing.(FH) Willi Lippe für seine Leistungen undwünscht ihm alles Gute für den vor ihmliegenden Lebensabschnitt. De

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Der 17. Mai 2006 war für die FHTE einganz besonderer Tag: Über 70 Firmenstellten sich im Neckar Forum - der neu-en Esslinger Stadthalle - vor und ver-deutlichten, was heutzutage in der Indu-strie Sache ist. Mit dabei waren aucheine ganze Reihe von Unternehmen mitversorgungstechnischem Profil - so etwadie Axima GmbH, die EnBW Energie Ba-den-Württemberg AG, die Georg FischerRohrleitungssysteme GmbH, die JCIJohnson Controls International GmbH,die M+W Zander Holding AG, die ModineEuropa GmbH, das Ingenieurunterneh-men Rentschler und Riedesser sowie dieTrane Deutschland GmbH.

Auf die besten Köpfe kommt es an

Baden-Württemberg kann viele interna-tional erfolgreiche Unternehmen vorwei-sen - von besonders flexiblen und inno-vativen mittelständischen Betrieben bishin zu marktgestaltenden Großunterneh-men. Zur Sicherung ihres Wettbewerbs-vorsprungs brauchen sie einen qualifi-zierten Nachwuchs an Ingenieuren. Da-rum überrascht es nicht, daß die Ver-bindungen zwischen Industrie und FHTEtraditionell sehr gut sind.

Deshalb wurde die FHTE am Industrie-tag 2006 fast so etwas wie ein Schau-fenster der Leistungskraft dieser Unter-nehmen: Viele Studierende der FHTEsowie zusätzlich natürlich auch Studien-interessenten aus der Region MittlererNeckar hatten Gelegenheit, sich über die

heimische Wirtschaft zu informieren, wel-che Möglichkeiten bei der Gestaltungdes industriellen Praxissemesters in denFirmen geboten werden, und welche an-spruchsvollen Aufgaben nach erfolgreichabsolviertem Studium auf die Ingenieurewarten. Die Organisation der Veranstal-tung lag wiederum - wie bereits bei frü-heren Industrietagen - bei der FakultätMaschinenbau der FHTE.

Großer Bedarf an Ingenieuren

In seinem Grußwort führte FHTE-RektorProf. Dr.-Ing. Jürgen van der List aus:"Zum fünften Mal veranstalten die Fakul-täten Maschinenbau, Fahrzeugtechnik,Versorgungstechnik und Umwelttechniksowie Angewandte Naturwissenschaften

den Industrietag an der FHTE. Zahl-reiche Firmen aus der Region Stuttgartnehmen an diesem Industrietag teil, ummit Professorinnen und Professoren,Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern derFHTE und vor allen Dingen mit Studie-renden ins Gespräch zu kommen. Dabeigeht es um Praktikantenplätze, Diplom-arbeiten, gemeinsame Projekte zwi-schen Firmen und der FHTE, und na-türlich auch um Arbeitsmöglichkeiten fürdie FHTE-Studierenden nach ihrem Ab-schluß. Darüber hinaus bietet die Ver-anstaltung Gelegenheit, die Industriever-treter über die neuen Curricula der ein-zelnen Fakultäten zu informieren undRückkopplungen zur Ausbildungsqualitätunserer Absolventinnen und Absolventenzu erhalten.

Der Ingenieur ist Erfolgsgarant und Inno-vationstreiber deutscher Unternehmen:Dies ist eines der zentralen Ergebnisseder VDI-Studie 2005. In dieser Studiewird nachgewiesen, daß der Bedarf anIngenieuren in den nächsten Jahren sehrgroß sein wird und daß etwa 15.000 In-genieure fehlen werden. Vor allem klei-nere und mittlere Unternehmen werdenaktuelle Probleme haben, ihre Ingenieur-lücken zu schließen. Die Untersuchungvon Firmen gleicher Größe zeigt, daß inerfolgreichen Unternehmen rund 50 %mehr Ingenieure beschäftigt sind als inweniger erfolgreichen. Frauen sind aufdem Ingenieursmarkt deutlich unterre-präsentiert, da nur jede zehnte Ingeni-eurstelle von einer Frau eingenommenwird.”

Dipl.-Volkswirt Wolfgang Wolf, Ge-schäftsführendes Vorstandsmitglied desLandesverbandes der Baden-Württem-bergischen Industrie e. V., betonte in sei-nem Grußwort: “Deutschland ist mehrdenn je auf innovative Vorsprünge beiProdukten, Verfahren und Dienstleistun-

Volles Haus: Die Studis der FHTE nutzten die vielen Informationsmöglichkeiten

Tradition und Moderne: Der Industrietag 2006 an der FHTE in der neuen Ess-linger Stadthalle. Im Hintergrund der “Dicke Turm” - Teil der historischen Stadt-befestigung der ehemaligen Reichsstadt Esslingen

Treffpunkt von Wissen und Technik:Industrietag 2006 an der FHTE

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Martin Dehli

gen angewiesen - dies umso mehr, alsInnovationen der Treibstoff sind, der dieJobmaschine in Schwung bringt. Um imglobalen Wettbewerb bestehen zu kön-nen, braucht Deutschland hochquali-fizierte Fachkräfte in allen Bereichen derWirtschaft. Nur wer bereits bei der Aus-,Fort- und Weiterbildung das entspre-chende Fundament legt, kann rasch undkonsequent Erfindungen in marktreifeProdukte und Verfahren umsetzen undin Zukunft Wohlstand und Beschäftigungin Deutschland nachhaltig sichern.

Insbesondere die Fachhochschulen sindmit ihrem praxisorientierten Bildungsan-gebot vorbildlich. Ihre enge Zusammen-arbeit mit den Unternehmen garantiertein an den Markterfordernissen ausge-richtetes Studienangebot: systematischaufgebaute und zügig studierbare Stu-diengänge mit klarer Berufsorientierungin allen Fachbereichen. Das differenzier-te Studienangebot richtet sich auf die be-rufliche Perspektive aus und findet beider Wirtschaft Anklang. Deshalb habendie Studienabgänger gute Chancen fürden Einstieg in den Beruf.

Der Industrietag 2006 an der Fachhoch-schule Esslingen - Hochschule fürTechnik stellt, wie schon in der Vergan-genheit, eine gute Plattform für ersteKontakte zwischen Hochschule und Un-ternehmen dar. Er ermöglicht die Pflegeund den Ausbau dieser Kontakte sowieden Austausch von Informationen zwi-schen Wirtschaft und Hochschule. Ichbin davon überzeugt, daß der Industrie-tag 2006 damit einen wichtigen Beitragfür die Kooperation und Kommunikationzwischen Unternehmen und Hochschuleleistet. Dafür spricht allein schon dieerfreulich hohe Zahl von teilnehmendenUnternehmen und Studierenden.”

Jede Menge Fachvorträge

Vormittags und nachmittags wurde denStudierenden - parallel zu den Informa-tionsmöglichkeiten an den Firmenstän-

den - eine Fülle hochinteressanter Fach-vorträge geboten: In sechs Gruppenwurden insgesamt 38 Referate gehalten.Klar, daß auch die Versorgungstechnikund Umwelttechnik (VU) mit dabei war,deren Vorträge von Prof. Dr.-Ing. MartinDehli und Prof. Dr. rer. nat. GeorgMeichsner moderiert wurden.

Georg Fischer:Kunststoff-Rohrleitungssysteme

Den Anfang machte Dipl.-Ing. (FH) KurtReiche aus dem Hause Georg Fischer(GF): Er informierte über die Struktur desSchweizer Unternehmens, das mit etwa13.000 Mitarbeitern einen jährlichen Um-satz von 3,5 Mrd. Franken erwirtschafte.Rund die Hältfe entfalle auf den Kraft-fahrzeug-Zulieferbereich und jeweils et-wa ein Viertel auf Spezial-Werkzeugma-schinen sowie auf Rohrleitungssysteme.

Seien in der Rohrleitungstechnik bis indie fünfziger Jahre hinein Eisenwerkstof-fe im Vordergrund gestanden, habe hierinzwischen der Anteil thermoplastischerWerkstoffe hohe Bedeutung gewonnen.Dabei würden Rohrleitungen, Armaturenund Verbindungstechniken heute in gro-ßem Umfang aus Kunststoffen wie etwaPE, PP, PVC, ABS und PDFE gefertigt;hier sei GF weltweit Marktführer. Der Re-ferent benannte zahlreiche Informations-angebote des Unternehmens, die denStudierenden zur Weiterbildung in die-sem Bereich offenstünden.

Darüber hinaus beschrieb er anschaulichdie zahlreichen interessanten Arbeitsfel-der von Ingenieuren in diesem Bereich,die neben der technischen Weiterent-wicklung insbesondere auch die Kun-denberatung und den Vertrieb beträfen.

Spart Energie: BedarfsgerechterBetrieb von Kältemaschinen

Im zweiten Vortrag berichtete Dipl.-Ing.Gunter Schill, Leiter Automation beimUnternehmen Trane Kälte-, Lüftungs-und Klimatechnik GmbH, über das The-ma “Modernes Kältemaschinenmanage-ment”. Zunächst stellte er das Unterneh-men Trane vor: Als Tochtergesellschaftder Firma American Standard Company,die 2004 mit 60.900 Mitarbeitern einenUmsatz von 9,5 Mrd. $ erwirtschaftethabe, habe Trane mit 26.500 Mitarbei-tern hierzu 5,3 Mrd. $ beigetragen.

Im Bereich der Kältemaschinentechnikseien die folgenden Tendenzen erkenn-bar: Steigende Energiepreise verursach-ten eine Nachfrage nach Energieein-spartechniken; weiter seien niedrige Per-sonalkosten für den Betrieb der Anlage,die Ein-Platz-Bedienung einer Liegen-schaft, einfache und überschaubare Pro-zesse sowie eine schnelle und richtigeReaktion im Fehlerfall erwünscht. Eineenergieoptimierte Fahrweise der Kälte-zentralen bei gleichzeitiger Einhaltungaller Sollwerte sei entscheidend.

Zunächst ging der Referent auf dieTechnik ein, mit der Regelungsfirmen üb-licherweise die Zu- und Abschaltungen ineinem nicht entkoppelten System regel-ten: Das Zuschalten einer Wasserkühl-maschine sei dabei korrekt, das Abschal-ten erfolge aber erst, wenn die Prozeß-kälteanforderungen niedriger als 30%der absoluten Kühlkapazität seien. Auchder Abgleich der Kühlkapazitäten derWasserkühlmaschinen finde nicht statt.Die Prozeßanforderungen würden nichterfüllt: Man erhalte ein instabiles Verhal-ten der Wasserkühlmaschinen (Takten).

Industrietag 2006 an der Fachhochschule Esslingen (FHTE)Industrietag 2006 an der Fachhochschule Esslingen (FHTE)

Dipl.-Ing. (FH) Klaus Reiche berichte-te über Rohrleitungssysteme

Mit Blick auf den künftigen Beruf: Studis informieren sich

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Das Abschalten einer Wasserkühlma-schine sei nicht optimal, deren Energie-verbrauch nicht optimiert.

Im Falle einer Entkopplung von Kühlwas-serkreis der Kälteanlage und Kühlwas-serkreis der Verbraucherseite (entkop-peltes System) sei ein variabler Sekun-därvolumenstrom sinnvoll. Auch hier sei-en jedoch die im allgemeinen ange-wandten Regelungssequenzen von Re-gelungsfirmen nicht optimal: Dabei sei esnicht möglich, die Folgeschaltung vonWasserkühlmaschinen mit konstantenWerten zu regeln.

Deshalb biete Trane ein integriertes Kon-zept von Kälteanlage und bedarfsge-rechter Regelungstechnik an, bei demauf eine Entkopplung verzichtet und einvariabler Primärvolumenstrom (VPV)verwirklicht werde. In einem Systemver-gleich betrachtete er ein hydraulisch ent-koppeltes System mit drehzahlgeregelterSekundärpumpe mit einer Kälteanlagen-leistung von 2 x 750 kW und konstanterDurchflußmenge im Verdampfer; diesemSystem stellte er eine - von Trane favori-sierte - nicht entkoppelte Anlage mit 2 x750 kW und variabler Durchflußmengeim Verdampfer gegenüber.

Es zeige sich, daß die zweite System-lösung infolge einer Einsparung vonPumpenleistung im Teillastbetrieb zudeutlich niedrigeren Stromverbräuchenführe. Neben verringerten Investitions-und Betriebskosten sowie einem gerin-geren Platzbedarf zeichne sich die zwei-te Lösung auch durch eine höhere Be-triebssicherheit aus.

Der Vortragende wies zum Abschluß aufeinen Mangel an Fachingenieuren in derKältetechnik hin und verdeutlichte, daßauch in seiner Firma gute Ingenieuregesucht würden.

Präzisionsklimatisierungfür die Fertigung von Elektronik

Im dritten Vortrag berichtete Dipl.-Ing.(FH) Ralf Bräuer, Prokurist und Leiterdes Gebiets Fortschrittliche Umwelttech-nologien bei der M+W Zander ProductsGmbH, über “Präzisionsklimatisierung -ein interessantes Randgebiet der Versor-gungstechnik”. Das Unternehmen M+WZander Holding GmbH habe 2005 mitrund 8.000 Mitarbeitern - davon rund5.600 in Deutschland - einen Umsatz von1,5 Mrd. Euro erzielt. Die Tochtergesell-schaft M+W Zander Products GmbHhabe sich auf die Herstellung von Rein-raumkomponenten und die modulareReinraumtechnik spezialisiert.

Am Beispiel eines Präzisionsklimagerätsfür die Fertigung von Elektronikbauteilenbeschrieb er das konstruktive Anforde-rungsprofil: U. a. seien toxische Stoffe zuhandhaben und schwierige meßtechni-sche Aufgaben zu lösen. Die Meßaufga-ben erstreckten sich z. B. auf die Mes-sung von Strukturen, Längen, Partikelnund auf das Erkennen von Fehlern; wei-ter seien die Feuchtigkeit, die Tempera-tur und der Druck der - für die Fertigungerforderlichen - hochreinen Luft zu mes-sen und zu regeln: Denn deren Zustandhabe einen Einfluß auf den optischenBrechungsindex der Luft, der für die ein-gesetzte Lasermeßtechnik zur Vermes-sung des hergestellten Elektronikbau-teils entscheidend sei. Eine Änderungder relativen Luftfeuchte um 0,5 %, derTemperatur um 0,01 K und des Drucksum 1 Pa beeinflusse das Meßergebnisder Lasermessung im Bereich von 3 bis9 Nanometern.

Der Referent belegte anhand von Meß-protokollen, daß mit dem neuentwickel-ten Klimagerät, das u. a. auf ein Sorp-tionsrad zur Feuchteregulierung, aufVentilator-Filter-Einheiten (Filter-Fan-Units FFU) und auf elektrische Heizele-

mente zur Feinregulierung zurückgreife,die erforderlichen Bedingungen sehrgenau eingehalten werden könnten; soschwanke z. B. die Temperatur nur ineinem Bereich von 0,015 K.

Lacke für Oberflächenschutz und Schönheit

Der vierte Vortrag wurde von Dr. Win-fried Kreis, Vorstandsmitglied der BASFCoatings, beigesteuert. Unter dem Titel“Herausforderungen für einen nachhalti-gen Erfolg” berichtete er über Leistungenund Ziele des Unternehmens. 2004 habeman einen Umsatz von 2,2 Mrd. Euro er-zielt. Hauptsitz sei Hiltrup bei Münster inWestfalen; dort seien 2.200 Mitarbeiter inder Entwicklung, Produktion und Ver-marktung von Fahrzeuglacken, Autore-paraturlacken und Industrielacken tätig.In Südamerika sei die Firma auch beiBautenanstrichmitteln aktiv.

In den Segmenten Fahrzeuglacke undAutoreparaturlacke gehöre das Unter-nehmen zu den drei weltweit größtenHerstellern: Schwerpunkte seien ökoef-fiziente Slurry-, Wasser- und Pulverlack-technologien. Man besitze ein breitge-fächertes Wissen über Grundierungen,Füller, Decklacke und Klarlacke. Eben-falls von Bedeutung seien Industrielacke- insbesondere für Metallbänder, Folien,Rohre und für die AnwendungsbereicheBauindustrie, Haushaltgeräte und Gas-leitungen. Bei Bautenschutzmitteln seiman Marktführer in Südamerika underzeuge dort hochwertige Anstriche fürden Innen- und Außenbereich.

Anforderungen der Kunden seien zu-kunftsweisende Lackiertechnologien vonhoher Effizienz und Qualität, die Konzep-tion kompletter Lackierprozesse gemein-sam mit dem Kunden sowie die Bereit-stellung eines weltweiten Verbundnetzesfür die Kernprozesse Marketing, Vertrieb,Operations- und Technologiemanage-ment. Man konzentriere sich auf neuebzw. verbesserte Produkte zu wettbe-werbsfähigen Preisen und neue, schnel-lere Herstellungsprozesse. Weiter er-schließe man alternative Beschichtungs-techniken (mit Hilfe von Folien und Bän-dern). Dazuhin gehe es um eine extremeKratz- und Steinschlagfestigkeit.

Pigmente und Additive

Der fünfte Vortrag wurde von Dipl.-Ing.(FH) Falk Tragor und Hartmut Fischerbeigesteuert. Die Firma Clarion sei 1995entstanden durch die Verselbständigung

Industrietag 2006 an der Fachhochschule Esslingen (FHTE)

Dipl.-Ing. Gunter Schill

Dipl.-Ing. (FH) Ralf Bräuer

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des Bereichs Chemikalien von Sandozund die Übernahme der Geschäfte mitSpezialchemikalien von Hoechst imSommer 1997. Nach zwei schwierigenJahren und einer Umstrukturierung inden Jahren 2004 und 2005 sei Clariantnunmehr ein weltweit führendes Unter-nehmen der Spezialitätenchemie.

Mit etwa 23.000 Mitarbeitern sei 2005 ein Umsatz von rund 8,2 Mrd. SchweizerFranken erzielt worden. Man biete Pro-dukte und Dienstleistungen auf der Basisvon innovativen Spezialchemikalien an.Den Produkten von Clariant komme inden Herstellungs- und Verarbeitungspro-zessen der Kunden durch wertsteigern-de Eigenschaften für deren Endprodukteeine entscheidende Rolle zu. Die Firmagliedere sich in die Bereiche Textilien,Leder und Papier, Chemikalien, Pigmen-te und Additive, Funktionschemikalienund Pharmazeutische Chemikalien.

Man sei Weltmarktführer bei organischenPigmenten und Pigmentpräparationenfür Farben und Lacke; daneben nehmeman eine führende Position in der Ober-flächentechnologie ein. Produkte seienPigmente, Pigmentpräparationen, Farb-stoffe and Additive für den Einsatz inLacken und Dispersionsfarben, Druck-farben und Kunststoffen sowie Sonder-farbstoffe (z.B. für elektrophotographi-sche Toner, Tintenstrahldrucker, Thermo-transferdruck und Aluminium), Wachse,Lichtschutzmittel, Oxidationsinhibitoren,Antistatika, Flammschutzmittel undPhosphor-Spezialchemikalien.

Ein weiterer Schwerpunkt des Vortragslag auf den Feldern des TechnischenMarketing und der Personalentwicklung.

Axima: Dienstleisterim Anlagen-Contracting

Den sechsten Vortrag übernahm Dipl.-Ing. Jürgen Langstein, Abteilungsleiterbeim Unternehmen Axima. Er berichteteüber die europäische Ausrichtung von

Axima innerhalb der Suez-Gruppe.Dabei könnten sowohl Dienstleistungenaus einer Hand für internationaleGroßkunden erbracht als auch - beiAufgaben unterschiedlicher Größe - dieVorzüge örtlicher Nähe im jeweiligenHeimatmarkt genutzt werden.

Die Leistungen des Unternehmens bezö-gen sich auf den Anlagenbau (Planungund Projektierung sowie Projektmanage-ment), auf Wartung und Instandhaltung,auf die Umsetzung von Contracting-Mo-dellen und auf die Gebäudeautomation.

Ein wichtiger Markt sei der Anlagenbau:Hier biete man Leistungen bei der Prü-fung von Ausführungsplanungen, beiDruckverlust- und Kühllastberechnun-gen, bei der akustischen Auslegung, beider Prüfung und Korrektur von Anlagen-beschreibungen, bei der Erstellung vonSchemata für die Raumlufttechnik sowiefür Heizung und Kälte, bei der Erstellungvon Massenauszügen in den GewerkenHeizung, Kälte, Sanitär- und Lüftungs-technik sowie bei Inbetriebnahmen an.Weiter sei man bei der Montageabnah-me von Subunternehmerleistungen, beiLuftmengenmessungen an verschiede-nen Anlagenteilen, bei der Einregulie-rung von lüftungstechnischen Anlagen,bei der Bearbeitung von Revisionsunter-

lagen und bei Abnahmen von versor-gungstechnischen Anlagen tätig.

Ein weiteres Arbeitsfeld sei das Energie-Contracting: Axima senke mit Hilfe orga-nisatorischer und technischer Verbesse-rungen die Energiekosten des Auftrag-gebers und übernehme die Verantwor-tung für die Einsparungen. Zur Senkungder Energiekosten habe sich das folgen-de Vorgehen bewährt: Nach einer Grob-und einer Feinanalyse der örtlichen Ge-gebenheiten würden geeignete vertrag-liche Lösungen und Finanzierungen,technische Umbauten und Optimierun-gen sowie eine Anlagenbetreuung undNachoptimierung vorgenommen. Dabeiwürden u. a. auch die Möglichkeiten derGebäudeautomation genutzt.

Zum Arbeitsgebiet der Gebäudeauto-mation gehöre die Erstellung von Funk-tions-, Regelungs- und Steuerungskon-zepten für Heizungs-, Lüftungs- und Käl-teanlagen, die Programmierung vonDDC-Controllern und der Gebäudeleit-technik, die Inbetriebnahme von Gebäu-deautomationssystemen, die Projektie-rung und Inbetriebnahme von Busan-kopplungen, die Dokumentation der Pro-jekte, die Potentialabschätzung sowiedie Projektierung und Umsetzung vonEnergiespar-Contracting-Projekten.

Neues aus derGebäudeautomation

Der letzte Vortrag wurde von Dipl.-Ing.Martin Schäfer, dem Leiter Projektaus-führung in der Niederlassung Stuttgartder JCI Regelungstechnik GmbH, bei-gesteuert: Er beleuchtete die Arbeits-gebiete der Firma Johnson Controls In-ternational (JCI): Diese sei nicht nur denführenden Anbietern von automobilenInnenraumsystemen zuzurechnen, son-dern habe sich auch im Bereich derGebäudeautomation wichtige Märkte er-schlossen: So sei JCI ein weltweit füh-render Anbieter des integrierten FacilityManagement, der Gebäudeautomationund weiterer gebäudebezogener Dienst-leistungen sowie der Kältetechnik undder Sicherheitstechnik.

Zu den integrierten Sicherheitslösungen,die JCI anbiete, gehörten die Zutrittskon-trolle, Zeiterfassung, digitale Videoüber-wachung, Bewegungserkennung, Peri-meterschutz, Einbruchmeldesysteme,Brandmeldesysteme und Bildausweiser-stellung.

Beim Integrierten Facility Managementbiete JCI u. a. an, die Betreiberfunktion

Industrietag 2006 an der Fachhochschule Esslingen (FHTE)

Dipl.-Ing. Langstein stellte die FirmaAxima GmbH vor.

Aufmerksame studentische Zuhörer und Zuhörerinnen

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zu übernehmen. So liege z. B. der voll-ständige Liegenschaftsbetrieb samt in-frastruktureller Dienste bei folgendenUnternehmen in der Hand von JCI: IBMin Nordeuropa, Novartis Basel, BASFLudwigshafen, Sony-Ericsson und Agi-lent-Technologies. Weiter betreibe JCIauch die Projektentwicklung - also dieOptimierung von Liegenschaften unterenergetischen und technischen Ge-sichtspunkten sowie sogenannte PPP-Modelle für Modernisierungsprojekte ein-schließlich Finanzdienstleistungen.

Zudem sei dem Unternehmen durch eine“freundliche Übernahme” der weltweitenGeschäftsaktivitäten des York-Konzernszu Ende 2005 eine Portfolioerweiterunggelungen: Nunmehr gehöre die Kälte-technik ebenfalls zu den Geschäftsfel-dern: Insbesondere werde das Contrac-ting von industrieller Kältetechnik ange-boten und die gewerbliche Kältetechnikan Endkunden einschließlich der Bereit-stellung von Dienstleistungen und Er-satzteilen betrieben; weiter würden indu-strielle Kältetechnikprodukte für den An-lagenbau sowie HLK-Produkte über alleVertriebswege angeboten.

Im Geschäftsfeld der Gebäudeautoma-tion sei Johnson Controls InternationalHersteller von Produkten für die Meß-,Steuer- und Regeltechnik, die unter demNamen Metasys vetrieben würden. Da-bei sei eine durchgängige Systemplatt-form in hierarchischer Gliederung mitklarer Aufgabenverteilung verwirklicht,wobei eine Web-basierende Technik ein-gesetzt werde, die skalierbar sei für Ge-bäude jeder Art und Größe.

Man sei führender Anbieter von Integra-tionslösungen und Systemintegrator füralle technischen Gewerke, wobei aucheine Anbindung an kaufmännische Sy-steme möglich sei. Insgesamt seien über1000 Integrationslösungen verfügbar.JCI bekenne sich zu offenen, hersteller-übergreifenden Datenübertragungsstan-

dards, wobei man sich auf BACnet, LONund EIB abstütze. Auf der Feldebenekönne der Metasys-Integrator genutztwerden. Der Übergang zu einer Internet-basierenden Gebäudeautomation habeu. a. deshalb nahegelegen, weil die In-formationstechnik-Industrie weit mehr inForschung und Entwicklung investiereals die Unternehmen der Gebäudeauto-mation. Die Internetdienste würden Zugum Zug ausgebaut: Interaktive Funktio-nen des Internets würden laufend erwei-tert; auch sei eine Erweiterung der Mög-lichkeiten für alle Nutzer von Datentech-nik zur Informationsverarbeitung zu kon-statieren, so daß hiervon eine starke Ein-wirkung auf die Evolution der Gebäude-automation ausgehe.

Von Microsoft werde inzwischen “net” alsArchitektur von Softwaretechnologien fürdas Web angeboten, die eine Verknüp-fung von Informationen, Nutzern, Syste-men und Geräten ermögliche. Die Basisseien „Web Services“, die nichts anderesals kleine Anwendungsmodule zu SQL-Datenbanken seien: Web Services bilde-ten die technische Grundlage zur Daten-kommunikation zwischen Anwendungenund Datenbanken im Internet. Web Ser-vices könnten praktisch von jedem Soft-ware-Entwickler geschrieben werden(Entwicklungskits für alle Programmier-sprachen). Damit sei man auf dem Wegzur “dezentralen Gebäudeleittechnik”.JCI habe hierzu eine “NAE” (NetworkAutomation Engine) als Innovationslö-sung für eine offene Datenübertragungentwickelt, wobei zwei Zugriffsmöglich-keiten gleichzeitig möglich seien: derBACnet-Zugriff gemäß weltweitem ISO-Standard für die Gebäudeautomationund der Web-Zugriff gemäß dem sichweltweit etablierenden Industriestandardder EDV-Industrie.

Mit der Metasys-Technologie seien diefolgenden Vorteile verbunden: Nutzungdes weltweit standardisierten Gebäude-automations-Protokolls BACnet (gemäßISO 16484-5); Nutzung der Web Servi-ces für interaktive Internetfunktionalität;Web-Zugriff parallel möglich (Internet-Technologie); einfache Bedienung überWindows-Standards (Internet-Explorer);kostengünstig bei Erweiterungen, da nurStandard-PC mit Web-Browser erforder-lich; keine GLT-Spezialsoftware-Lizen-zen; GLT-Funktionen bereits in der Auto-matisierungsebene; Kompatibilität zubisherigen JCI-Systemen (Investitions-schutz).

Abschließend stellte der Vortragende einProjektbeispiel aus dem Jahr 2004 vor:So habe die Firma Stihl die Gebäudeau-

tomation ihres neuen Entwicklungszen-trums (EWZ) vollständig entsprechenddem genannten System von JCI er-stellen lassen. Auch zahlreiche weitereFirmen griffen inzwischen hierauf zurück.

Impressum:

Redaktion:Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli (De)

Bilder: Albers, Atomforum, BBT, Benz, Biral,Bosch, Busch, CCI, Daldrop & Dr.-Ing. Huber,Dehli, E.on Ruhrgas, FAZ, GKM, HKW Würz-burg, HLK, Krieg, Lippe, LLS Standardkessel,LR (TGA-Fachplaner), Ness Wärmetechnik,Paradigma, RBB, Rheinischer Merkur, SGT800 (GTX 100), Staatsgalerie Stuttgart, WVV,StZ, 2001-Verlag

Fachhochschule Esslingen (FHTE), Hoch-schule für Technik (ab 1.10.2006: HochschuleEsslingen), Fakultät Versorgungstechnik undUmwelttechnik, Kanalstraße 33, 73728 Ess-lingen

Tel. (0711) 397-3453Fax (0711) 397-3449e-mail: [email protected] 1.10.2006: [email protected]

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Industrietag 2006 an der Fachhochschule Esslingen (FHTE)Industrietag 2006 an der Fachhochschule Esslingen (FHTE)

Dipl.-Ing. (FH) Martin Schäfer

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Danksagung bei der Entgegennahmedes ersten Jacob-Grimm-Preises in Kas-sel am 3. November 2001 (Auszug)

Die hohe Ehre und helle Freude, die ei-nem Deutschsprachigen zuteil werden,der als erster den Jacob-Grimm-Preiserhält, zum hundertfünfzigsten Jahrestagder Gründung des Deutschen Wörter-buchs durch Jacob Grimm, dies allessamt dem Vergnügen, anläßlich einesSprachpreises dankbar unsere Sprachepreisen zu dürfen: Sie könnten einen denMaßstab verlieren lassen!

Doch leider gibt es da - mir als Wahl-Basler seit 38 Jahren stets gegenwärtigund alles andere als beflügelnd -‚ denFreude-Dämpfer, daß Jacob Burckhardt,nur elf Jahre nach Jacob Grimms Tod,die - so der Titel - "kommende Weltherr-schaft der englischen Sprache" prophe-zeit hat. Mit der bedrückenden Folge-rung: "Die Rettung deutschgeschriebe-ner Bücher kann nur ihre Übersetzungins Englische sein." So Burckhardt 1874vor dem Verein junger Kaufleute.

Diese geniale Voraussage ist heute kei-ne Voraussage mehr, sondern eine Tat-sache. Der Börsenverein des DeutschenBuchhandels hat mich informiert, daßDeutschsprachige im Jahr 2000 5.519Bücher aus dem Englischen übersetzt

haben, doch Englischsprechende ausdem Deutschen nur 248 Bücher. Wirhaben 2.058 belletristische Werke ausdem Englischen übersetzt - die Englisch-sprechenden von uns 38!

Deutsch: Nicht bedroht,sondern bereits verdrängt

Was da Burckhardt bereits als be-drückende Gewißheit aussprach, hat zu-weilen auch schon Jacob Grimm als Vor-ahnung beunruhigt; anders sind einzelneSätze, ja Beschwörungen in seinem Vor-wort zum Deutschen Wörterbuch garnicht zu lesen. Für uns heute, da längstunsere Sprache nicht nur mehr bedrohtist, sondern weltweit schon durchs Eng-lische verdrängt - auch deshalb, weil garnicht zugelassen in den internationalenGremien wie Unesco oder EU -, für unsheute sind Grimms Vorahnungen vor an-derthalb Jahrhunderten nicht mehr bloßalarmierend, sondern längst zu bekla-gende Verlust-Anzeigen! Grimm schreibtim 6. Kapitel: Fremde wörter':

Der "ausländerei und sprachmengung"solle sein Wörterbuch "keinen vorschub,sondern will ihr allen redlichen abbruchthun, geflissentlich aber auch die abwe-ge meiden, auf welche von unberufenensprachreinigern gelenkt worden ist, ohnean der schönheit und fülle unserer spra-

che selbst wahre freude zu empfinden,strebt dieser ärgerliche purismus dasfremde, wo er seiner nur gewahren kann,feindlich zu verfolgen und zu tilgen".

Diese Sätze, die Grimm freisprechenvom Verdacht nationalistischer Deutsch-tümelei, legitimieren ihn dann doch abso-lut zu seinem Dekret: "Zur annahmefremder wörter bewog unser alterthumnicht nur ihr fester zusammenhang mitder überlieferung der kirche und schule... Allmählich begann jener widerwillegegen den fremden laut sich abzustump-fen, und ... den fremden wörtern wurdeder zutritt ohne noth erleichtert: mansuchte nun eine ehre darin, das heimi-sche aufzugeben und das fremde andessen stelle zu setzen. Es ist pflicht dersprachforschung und zumal eines deut-schen wörterbuchs, dem maßlosen undunberechtigten vordrang des fremdenwiderstand zu leisten.”

Das Grimmsche Wörterbuch

Die Großtat des Grimmschen Wörter-buchs hat ein Philologe einen "Pyrrhus-sieg der Germanistik" geschimpft, aberwas heißt das schon. Rührend und im-merhin die Macht der Sprache überhauptdokumentierend ist der Sachverhalt, daßJacob Grimms Hoffnung in der Vorrede,sein Wörterbuch solle Ausdruck sein ei-ner "erstarkten Liebe zum Vaterland unduntilgbaren Begierde nach seiner feste-ren Einigung", tatsächlich die SpaltungDeutschlands in Besatzungszonen 1945überlebt hat: Denn während der Spaltungzwischen Ostzone und Westzonen wur-de noch in den Trennungsjahren dieseseinst von Friedrich Wilhelm IV. finanzier-te 'historische Monument", nach aber-mals dreiundneunzig Jahren 1961 inGöttingen und Ostberlin mit dem 32.Band zu Ende erbaut: die nun endlich350.000 Worte enthaltende deutscheWörterschatz-Kammer!

Im August 2001 hat der Chronist derMühsal mit dieser "Naturgeschichte derWörter", Ralf Berhorst, in der 'Süddeut-schen Zeitung' den 40. Jahrestag desvorläufigen Abschlusses gefeiert; hatauch so närrisch-pikante Einzelheitenüberliefert, die unsere Nachwelt nur miterbitterter Ironie angesichts unseresewig deutsch-deutschfeindlichen Cha-rakters lesen wird, der sogar noch "andiesem riesigen Wortmassiv ... Spurenhinterlassen hat": Die Ostberliner Ge-lehrten hatten im SED-Staat ihre Mitar-beit am Grimm dadurch rechtfertigenmüssen, die DDR dürfe doch "das Wör-terbuch nicht dem Klassenfeind über-lassen”. "Man hütete sich, die andere

Rolf Hochhuth

Jacob Grimm oder Angst um unsere Sprache

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Seite durch ideologische Einsprengselzu sehr zu provozieren. Kontakte gab esnur unter diplomatischen Verrenkungen,die Arbeitsstellenleiter durften sich ledig-lich in ihren Privatwohnungen besu-chen." Einer der Redakteure, WilhelmBraun, “hat vierzig Jahre am Grimm-schen Wörterbuch mitgeschrieben. Alleinfür die Präposition 'an' wühlte er sich einJahr lang durch 17.000 Zettelbelege. Ersei jedoch um so faszinierter gewesen,je länger er dabei war. Jedes Wort habeihn entführt in neue Wissensregionen."Ja, müssen wir mit Karl Kraus hinzuset-zen, und entführt zu neuen Gedanken,gemäß der Empfehlung des Wieners:"Man nehme den Gedanken beim Wort,und dann kommt er" - was mindestensjeder, der Gedichte macht, als wahr be-stätigt.

"Totalverzettelung" - so lautet der termi-nus technicus, der vor 150 Jahren amAnfang der Wörterbucharbeit stand. Imganzen Land verzettelten über 80 Helferdeutsche Literatur von Luther bis Goetheund trugen so 600.000 Wortbelege fürdas Alphabet zusammen.

Total-Verzettelung ist denn auch die sounabsehbare wie unentrinnbare Gefahr,in die sich jeder begibt, der Jacob Grimmhuldigen will. Der aber doch zunächst,wenn er auf die Brüder Grimm zu spre-chen kommt, wie selbstverständlich je-dermann, ja wie jeder Erdbewohner, sokann man fast sagen - und die BrüderGrimm sind die einzigen Deutschen, vondenen man das sagen kann -‚ der zuerstdafür danken muß, daß sie uns ihre Mär-chen geschenkt haben! Übrigens bereitsals Jünglinge in ihren Geniejahren:

Mit zwanzig, unglaublich, fingen sie anzu sammeln. Erst 27 war Jacob, erst 26Wilhelm, als die zwei Unzertrennlichenden ersten Band der Märchen bereitshatten drucken lassen! Jünglingsleistun-gen, vergleichbar allein der epischen Ju-gendkraft der zwei erst Fünfundzwanzig-jährigen, die 'Werthers Leiden' und 'Bud-denbrooks' schon veröffentlicht hatten.Aber da Grimms Märchen als sogenann-te Kinderlektüre gelten, wird übersehen,

welch einsam hohen literarischen RangGrimms Märchen auch haben! Werschrieb denn sonst 1812 ein so schlag-artig populäres, weil humorgesättigtesDeutsch? Ja, einer noch: Dreizehn Jahrespäter als die beiden Grimm, der unbe-greiflich frühreife 23jährige WilhelmHauff!

Die Qualitäten als Dichter, die jene von'Werther', von 'Buddenbrooks' auszeich-nen - sie sind selbstverständlich ebensoin jenen zwei noch nicht Dreißigjährigen,die 'Sechse kommen durch die ganzeWelt' oder 'Die Bremer Stadtmusikanten'gedichtet haben - gedichtet und nicht nurnacherzählt, denn sonst wäre auch He-rodot kein Dichter gewesen. Die optimi-stischen Märchen 'Die Bremer Stadtmu-sikanten' und 'Sechse kommen durch dieganze Welt' liebte ich als Kind am mei-sten und brauchte sie zur Wiederherstel-lung meines seelischen Haushalts. Siesind geschrieben wie nach der Urerfah-rung: "Humor ist die Humanisierung derWahrheit" (Eintrag Thomas Manns in einGästebuch).

In Grimms Märchen klingt als geistigerWiderhall der französischen Revolutionihre Gesellschaftskritik: aphoristisch ein-leuchtend, wie beiläufig, gar nicht schul-meisterlich. Doch diese beschränkt sichnur selten auf Mitgefühl für den sozialVerunglückten - nein, sie ruft meist inden Märchen zur Rebellion auf - Rebel-lion legitimiert durch Unrecht. Die treuenBremer Stadtmusikanten sind ja nichtspaßeshalber gegen ihre Peiniger aufge-standen, sondern erst, als die ihnen ansLeben wollten. Und der Erste der "Sech-se" war "ein Mann" - so beginnt das Mär-chen -‚ "der verstand allerlei Künste; erdiente im Krieg und hielt sich brav undtapfer, aber als der Krieg zu Ende war,bekam er den Abschied und drei HellerZehrgeld auf den Weg. 'Wart' sprach er,'das laß´ ich mir nicht gefallen, finde ichdie rechten Leute, so soll mir der Könignoch die Schätze des ganzen Landesherausgeben'. Da ging er voll Zorn in denWald" - ein Satz, der exakt hundert Jahrenach Beginn der Arbeit am Wörterbuch1951, mit Jüngers 'Waldgang' zum impe-rativen Titel für zivilen Ungehorsam wer-den sollte, genau so gemeint wie in die-sem Märchen: "Da ging er voll Zorn inden Wald", wie auch Schillers Räuber.

Unbotmäßige Gebrüder Grimm:Aus dem Professorenamtentlassen

Wie sehr die Grimms in der Biedermeier-Gesellschaft als politisches Ärgernisempfunden wurden nach dem Hinaus-

wurf aus ihrem Professorenamt in Göttin-gen durch den König Ernst August vonHannover, dokumentiert der im Insel-Verlag erschienene 'Briefwechsel Bettinavon Arnims mit den Brüdern Grimm':

Allein dieser unerschrockenen Frau istes zu danken, daß im Jahr seiner Thron-besteigung König Friedrich Wilhelm IV.von Preußen den Grimms in Berlin ihreVersorgung zur lebenslänglich freien Be-rufsausübung gewährte - vorbeiverord-net an der feigen Ministerialbürokratieund an seinem Schwager Ernst Augustvon Hannover, der als König in Deutsch-land englisch mit dem Berliner Kronprin-zen über die Grimms reden mußte, sowenig deutsch konnte er, wenn er hyste-risiert war; und er wurde hysterisch, alsder Kronprinz von Preußen ihm 1838"frei von der Leber weg erklärte, daßwenn es von mir abhinge, ich alles tunwürde, um die Brüder Grimm für Berlinzu gewinnen. Der König antwortete eng-lisch" - Kronprinz Friedrich Wilhelm hatenglisch unterstrichen in seinem Brief -‚"antwortete englisch, da ihm in anderenSprachen die Ausdrücke fehlten, um seinEntsetzen über meine Ansicht auszu-drücken. Er führte aus, daß der Staatuntergehen müsse, der Leuten zu lehrenerlaube, welche die und die Grundsätzehätten" ... Doch sofort als er König ge-worden war, berief der Hohenzoller dieGrimms. Humboldt schreibt, noch bevorder König zu seiner Krönung nach Kö-nigsberg aufgebrochen sei, habe er an-geordnet, man "solle ihnen beiden ... ei-ne von den Grimms selbst zu forderndePension anbieten".

Politik und Literatur - so sei denn auchnoch daran erinnert, daß neben LudwigUhland Jacob Grimm der bedeutendsteAutor war, der als Abgeordneter derDeutschen Nationalversammlung in derFrankfurter Paulskirche angehört hat.Und aus Basel kommend, freut es mich,

Grimm-Preisträger Rolf Hochhuth;Jacob Grimm

Wilhelm Grimm

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uns ins Gedächtnis zu rufen, daß JacobGrimm nur in Basel 1838 seine Schriftüber die Entlassung in Göttingen und dieRückkehr in die Heimat Hessen-Casselveröffentlichen konnte; in Deutschlandverwehrte ihm das die Zensur. Sie ken-nen vermutlich die rührende Stelle inGrimms Verteidigungsschrift: Wie einealte Frau, ihren Enkel auf dem Arm, zudiesem sagt, als Grimm die Grenze zwi-schen dem Königreich Hannover unddem Kurfürstentum Hessen-Cassel wie-der überschreitet: "Gib dem Herrn dieHand, er ist ein Flüchtling!"

Grimm: Sprache kannverlorengehen wie die Freiheit

Jacob Grimm selbst hat keineswegs nurin seiner Rede zum Schiller-Zentenarium

illusionsfrei darauf hingewiesen, daßSprache nicht ein dauernder Besitz ist,deren ein Volk, eine Nation sicher seinkönnen - sondern daß Sprache verloren-gehen kann, zeitweise oder auch aufewig wie die Freiheit, die ja auch stets er-neut behauptet, erkämpft werden muß:Grimm selbst war in dem Jahrhundertgeboren, in dem Deutsch noch vielgründlicher durch das Französische be-drängt, ja verdrängt worden war als heu-te durch das Englische; nicht nur alsAmtssprache, sondern auch noch alsGesellschafts-Rotwelsch. Und so wie dieSprache deren wertvollste Produkte: diedeutschen Dichtungen! Grimm sagte dazum Schiller-Zentenarium:

"Längst waren uns sprache und dicht-kunst der eigenen frühen vorzeit aus-gestorben, und nur trümmer sind davonübrig geblieben, die lebensvollen gedich-te des mittelalters drückte träge verges-senheit; als endlich der staub wieder vonihnen abgeschüttelt wurde, vermochtensie nicht mehr warm an das volk zu tre-ten, aus dessen augen das bild einergroßen einheimischen poesie ent-schwunden gewesen wäre, hätten esnicht plötzlich zwei fast unmittelbar amhorizont des vorigen jahrhunderts auf-leuchtende gestirne hergestellt und un-seren stolz von neuem emporgerichtet."

So Jacob Grimm - wir heute können dasnur mit Wehmut zitieren, weil keines-wegs mehr zutrifft, was Grimm nicht nurvorausgesagt, sondern, bevor er 1863gestorben ist, als längst eingetreteneTatsache beobachten konnte: Deutschund deutsche Dichtung waren dank derbeiden: Goethe und Schiller - zur Welt-sprache, zur Weltliteratur geworden.

Das ist vorbei, machen wir uns nichtsvor: Der alte Thomas Mann sagte resig-niert, es sei ein "namenloses Unglück",als Deutscher auf die Welt zu kommen,wenn man zum Schriftsteller geborensei; und als er einen Monat nach Kriegs-ende, noch lange in der kalifornischenEmigration, siebzig wurde, reimte ihmCarl Zuckmayer in der Festschrift:

"Jeder denkt, sein Englisch wäre gut,wenn er nur den Mund verstellen tut.Aber ach in Deiner stillen KammerSpürest Du der Sprachverbannung Jammer.Welch ein Glück, daß man den Thomas MannNoch im Urtext lesen kann."

Zuckmayer hat in diesen 'Kleinen Sprü-chen aus der Sprachverbannung' demAusdruck gegeben, was nicht wenigeAutoren, sicher auch Tucholsky, in denSelbstmord getrieben hat: Die Verban-nung aus dem Gebiet der Muttersprache:

"Die Übersetzung ist ein Wurzelmesser.Sie kappt und schneidet, wo es keimend wächst.Das Mittelmäß´ge macht sie häufig besser,Vom Bessern bleibt zur Not der nackte Text.“

So mußte sogar Thomas Mann - von sei-nem Bruder Heinrich gab es damals keineinziges Buch in den USA zu kaufen, derfast Achtzigjährige wäre verhungert nachdem Selbstmord seiner Frau, die in einerWäscherei gearbeitet hatte, würde nichtSchwägerin Katja Heinrich ernährt ha-ben -‚ sogar Thomas Mann mußte 1948in einem Brief seufzen: "Das nächste Malwollen wir doch ja woanders geborenwerden!" Und noch mit sechsundsiebzigschrieb er dann dem Schweizer ErzählerA. M. Frey:

"Wir armen Deutschen! Einsam sind wirim Grunde, auch wenn wir 'berühmt'sind. Niemand mag uns eigentlich undhat Lust, sich um uns zu bekümmern inden anderen Kulturen, ein paar germani-stische Spezialisten ausgenommen. Daßdie in die angelsächsische Kultur undSprache Hineingeborenen sich um ihreeigene Sphäre und um einander küm-mern und ärgerlich sind, wenn sie sichauch noch um einen hereingeschneitenund scheinbar anspruchsvollen, in Wahr-heit aber scheuen 'Germanic approach'kümmern sollen, ist ja nur natürlich.

Deutsch, weltbürgerlich, als Weltbürgerwieder extrem deutsch, und darin wiederabsonderlich: So steht man da, gelesenin denaturierenden Übersetzungen, diejeden ursprünglichen Reiz verwischen,ein großer unbeliebter Name. Das Deut-sche ist namenlos unpopulär, das stehtfest, und ein deutscher Schriftsteller zusein ein großes Malheur, ein nie aufzu-holender Nachteil. In die englische oderauch die französische Kultur hineinge-boren zu sein, was für ein Vorzug, einwieviel leichteres Dasein! Deutsch seinmacht scheu. Zur autobiographischenVertraulichkeit regt es nicht an. 'Ein deut-

Wilhelm und Jacob Grimm beklagtendie “stumpfe Gleichgültigkeit gegenden hohen Werth der Sprache, die einVolk noch zusammen hält, wenn an-dere Stützen brechen”.

Johann Wolfgang GoetheFriedrich Schiller

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scher Schriftsteller - ein deutscher Mär-tyrer', sagt schon Goethe, selbst der!"

Und als König Richard II. den Mowbrayaußer Landes weist für immer, läßt Sha-kespeare den Verbannten die Auswei-sung aus dem Sprachgebiet als Todes-urteil empfinden:

"Die Sprache, die ich vierzig Jahr gelernt,Mein mütterliches Englisch soll ich missen.Was ist Dein Urteil denn als stummer Tod,das Heimatlaut zu reden mir verbot?"

Burckhardt weiß zu berichten, daß dieGriechen keine fremden Sprachen lern-ten - daher eine Verbannung auch ihnendas Todesurteil bedeutete. Aber nichtallein die Hitlerzeit hat dafür gesorgt, daßDeutschschreibende nicht gewollt wer-den. Und kein Trost, da Englischherrscht wie einst Jahrhunderte lang dasLatein und das Französische bei unsgeherrscht haben, - daß auch diese bei-den Sprachen als Okkupanten, als Herr-scher über das Deutsche schließlich wie-der bachab gegangen sind: Denn dasEnglische hat ja heute keineswegs wiedamals Latein, später Französisch allein"Gebildete", die Spitzen der Gelehrten-und Gesellschafts-Welt übermannt, son-dern wird - schon dank des Computers -zur Volkssprache werden auch bei uns.

Einheitssprache:Die Auslöschung aller Freiheit?

Ich freue mich deshalb, daß ausgerech-net der in Deutschland populärste engli-sche Dichter, Peter Ustinov, begründethat, warum "die Sprachverwirrung vonBabylon das größte Geschenk für dieMenschen gewesen ist, das eine Gott-heit den Menschen machen konnte; undganz irrtümlich von 'Strenggläubigen' alsStrafe Gottes für die damaligen Misse-taten der Menschheit angesehen wird.Denn durch das Nichtmiteinander-Re-denkönnen kam eine Art Mysterium insSpiel, das unüberlegte Aggressionenhemmte und die Vorsicht auf den Plan

rief ... ohne die sich die Menschheitlängst ausgelöscht hätte." Ob man bis zudieser Folgerung gehen kann - wie sollteich's wissen, aber auch ich habe schonvor dreißig Jahren vorgewarnt: "Schwä-chung allein humanisiert Großmächte,divide et libera. Jeder Staat hat das Maßvon Anstand, das dem Maß seiner Angstentspricht. So ist die tiefste politischeLogik im Alten Testament das Gleichnisvon der babylonischen Sprachverwir-rung: Die Menschen sollen nicht zur Ein-heit kommen, zum Weltstaat, zu einerSprache. Dies wäre die Auslöschung al-ler Freiheit, die ihrer Natur nach niemalsin einem Staat, in einem System, einerReligion oder Partei zu finden ist - son-dern allenfalls zwischen mehreren."

Überfremdungsängste?

Steht man am Grabe der beiden Grimms- die das einzige Buch schrieben, ohnedas kein Deutscher aufgewachsen ist,steht da als einer, dessen tagtäglichesArbeitszeug die Sprache ist, die ihn auchernährt, so kann man nur mit einemStoßgebet die Verpflichtung erneuern,nach Kräften, so schwach sie auch sind,diese bedrückende Voraussage von derkommenden Weltherrschaft des Engli-schen zu sabotieren ... ein ungleicherKampf, machen wir uns nichts vor! Abereinen Versuch, womöglich den letzten,muß doch unsere Generation machen,nach dem Vorbild der FranzösischenAkademie dagegen gesetzliche Maß-nahmen zu fordern. Viele verlachen dasals Überfremdungsängste. Ich kann'snicht komisch finden, weil mir nichts an-deres einfällt, wie sonst die fortwährendeSprachverhunzung einzudämmen ist.

Ich habe in den Münchner und BerlinerAkademien beantragt, - analog dem Bei-spiel der Pariser Akademie - Maßnah-men zum gesetzlichen Schutz des Deut-schen vor der Übermacht des Engli-schen auszuarbeiten, um sie dem Ge-setzgeber, sachkundig formuliert, nahe-zulegen. Friedrich Dieckmann, GünterGrass, Norbert Miller, Peter Wapnewskihaben ihre Mitarbeit zugesagt, zu ver-suchen, so vorbildlich wie die Franzosenunter de Gaulle schon seit 1966 offensivgesetzgeberisch vorzugehen, um unsereSprache zu schützen.

So mußte etwa der Gründer des BerlinerWissenschaftskollegs, Peter Wapnewski,1980 gegenüber Berliner Behörden ein-dringlich begründen, warum er das Deut-sche als Sprache seines Instituts vor-sehe. Da fällt einem Churchills verächt-liche Bemerkung über uns Deutsche ein:“Entweder man hat sie an der Gurgeloder zu Füßen." Ist ein anderes Landdenkbar, das der internationalen Wissen-schaft, auf allein seine Kosten, ein sol-ches Institut schenkt, dessen Sprachedann eine fremde sein sollte?

Der Diplomat Carl J. Burckhardt schrieb,nachdem sein Großonkel Jacob das Ver-schwinden des Deutschen menetekelthatte, neunzig Jahre später dem Histori-ker Ritter: "Mich wunderte immer, daßdie Deutschen mit so wenig Nachdruckdagegen protestieren, daß ihre Sprachein keiner der nach den beiden Kriegenentstandenen großen internationalen Or-ganisationen zugelassen ist, weder imVölkerbund noch in der Uno noch in derUnesco etc. Diese Diskrimination ist ge-wollt, man spricht in der Uno englisch,

Thomas Mann

Beispiel USA 1917: Die Benutzung der deutschen Sprache wurde durch Geset-ze unter Strafe gestellt. Der Zwang zum Englischen bewirkte, daß viele deut-sche Einwanderer und deren Nachfahren - damals die größte Minderheit in denUSA - ihre Namen anglisierten, und daß zahlreiche amerikanische Städte mitdeutschen Namen umbenannt wurden. Auch wurden Bücherverbrennungen inSzene gesetzt, um deutschsprachige Bibliotheken zu zerstören.

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französisch, russisch, spanisch und chi-nesisch, jede Rede wird simultan in allediese Sprachen übersetzt, aber die deut-sche Sprache hört man nicht. DeutscheRedner, die sich in Fremdsprachen äu-ßern, auch wenn sie diese Sprachen gutbeherrschen, entbehren jeder Wirkung."

Des Kaisers letzter Botschafter bis 1917in Washington, Graf Bernstorff, hat 1936seinen blitzgescheiten Memoiren nocheinen Band mit Privatbriefen folgen las-sen, darin sein Resümee: 'Die englischeSprache hat den Weltkrieg gewonnen.'

Sie wird auch von allen Literaturen alleindie ihre überdauern lassen. Schon voreinem Dutzend Jahren sagte der dama-lige Rowohlt-Chef Michael Naumann,aus den USA kommend, aus denen Ro-wohlt mehr Bücher importiert als jederandere: 'Ich kann keinen Deutschen drü-ben mehr verkaufen, weil es in allen bel-letristischen Verlagen New Yorks nurnoch einen einzigen Menschen gibt, derDeutsch lesen kann: den bald siebzigjäh-rigen Wiener Emigranten Fred Jordan.'

Politik: Am Erhalt des Deutschennichts gelegen

Ich erlaubte mir 1998, daran zu erinnern:"Wenn Fiat in Turin oder Mitsubishi inTokio deutschen Goethe-Häusern inRom oder Japan hunderttausend DMspenden, so müssen fortan 41 % an dasdeutsche Finanzministerium abgeführtwerden. Jünger notierte, Bismarck habeabgelehnt, 'Einkommen aus musischenTätigkeiten zu besteuern'!"

Es bleibt auch heute bei der Einschrän-kung, ja Streichung von Goethehäusem.Der hundertjährige Philosoph Gadamer,Ehrenbürger Neapels, war der einzigeAutor, der gegen die Schließung desGoethehauses in Palermo angeschrie-ben hat, wo jährlich vierhundert ItalienerDeutsch lernen. Die Abschaffung derDeutschkurse "glückte" zwar in Triest,doch nicht in Palermo, weil dessen Bür-germeister in Heidelberg studiert hat undnach der Androhung, das Goethehauswerde zugemacht, ihm die Miete erließund fünf Sechstel der Kosten übernahm.In dem Maß, in dem sein Globalisie-rungswahn wächst, kürzte früher Bonn,kürzt heute Berlin die Mittel, im AuslandDeutsch zu lehren. Doch macht sich un-sere Regierung - scholastisches Glas-perlenspiel - sinnlose Gedanken, obMaßstab mit drei s geschrieben werdensolle: Die Reform unserer Sprache ist ihrwichtig, an ihrer Erhaltung ist ihr nichtsgelegen.

Ich danke Ihnen. O

Meinungen zum Thema“Deutsch als Sprache”:

“Wir Deutsche ziehen es vor, durch denGebrauch des Englischen Weltoffenheit,Bildung und Modernität sowie das Ge-feitsein vor dem Nationalsozialismus zudemonstrieren.”

Prof. Dr. Jutta Limbach, Präsidentin desGoethe-Instituts, im Jahr 2005 im Goe-the-Institut in Paris

“Wir können alles. Außer Hochdeutsch.”

Aus der Sympathie-Werbekampagne fürdas Land Baden-Württemberg

“Wenn wir Englisch nicht lernen, dannwerden wir auf den Weltmärkten keinenErfolg haben. Ich glaube, daß jeder Eng-lisch verstehen und Englisch sprechenkönnen muß. Deutsch bleibt die Spracheder Familie, der Freizeit, die Sprache, inder man Privates liest, aber Englischwird die Arbeitssprache. Deshalb habenwir an der Grundschule ab der erstenKlasse Englisch eingeführt.”

Günter Oettinger, Ministerpräsident desLandes Baden- Württemberg

64,93 Euro: Börsenkurs der Daimler-Benz AG am 31.12.1997 (auf Euro um-gerechnet) vor dem Zusammenschlußmit Chrysler und damit vor dem Über-gang auf Englisch als Management-Kon-zernsprache42,74 Euro: Börsenkurs der Daimler-Chrysler AG am 31.12.2005

“Wir haben den Amerikanern nicht nurviel, sondern alles zu verdanken.”

Erwin Teufel, 2004, als Ministerpräsidentdes Landes Baden-Württemberg

“Die Amerikaner haben die Sprache be-griffen als sehr wesentliches Merkmalzur Durchsetzung ihres Führungsan-spruchs bei der Globalisierung. ... DieSprache gehört uns allen. Und was unsallen gehört, muß geregelt und geschütztwerden.”

Prof. Gerd Ueding, Rhetorik-Institut derUniversität Tübingen

“Wenn es etwas gibt, vom dem sich dieDeutschen viel zu wenig Rechenschaftgeben, dann ist es die Zerstörung dereigenen Kultur. Diese Zerstörung geht anden Schulen fort. Wir haben eine wun-derbare Sprache, eine der schönstenund gebildetsten der Welt, und wir ma-chen keinen Gebrauch davon. Das isteine Ressourcenverschwendung, diesich keine Kultur leisten kann.”

Prof. Adolf Muschg, Schweizer Schrift-steller und Präsident der Akademie derKünste Berlin

“Die Franzosen wirtschaften mit ihrergroßartigen Sprachkultur, der gegenüberwir Deutschen einfach nur Zwerge sind,einen Mehrwert für die französische Na-tion heraus. Demgegenüber belegen wirDeutschen (das heißt: die Konzernher-ren) die deutsche Sprache mit einer Min-derwert-Steuer, an der wir alle zu tragenhaben. Wir bezahlen das, was uns diedeutsche Sprache, die deutsche Kulturund die deutsche Nation weniger wert ist,dadurch, daß sie mit ihren Wörtern soverschleudert wird.”

Prof. Harald Weinrich, College de France

“Ich zitiere einen großen Dichter, denSie kennen: Johann Wolfgang von Goe-the. Dieser sagte: “Die Seele eines Vol-kes drückt sich in seiner Sprache aus.”Wir verteidigen also unsere Seele, un-sere Identität, unsere Persönlichkeit. Wirwollen nicht die Welt beherrschen, son-dern nur unsere Muttersprache verteidi-gen. Und die Deutschen sollten dasselbetun. Wir sind in kultureller Hinsicht in To -desgefahr.”

Marceau Deschamps, Gesellschaft zurVerteidigung der französischen Sprache

Die Goethe Business School der Univer-sität Frankfurt bietet - ähnlich wie dieFachhochschule Esslingen (FHTE) - einStudium mit dem Abschluß “Master ofBusiness Administration” (MBA) an; dieAbschlußbezeichnung lautet “Duke Goe-the Executive MBA”. Die Lehrveranstal-tungen werden in Englisch abgehalten.Als Aussprachehilfe hinsichtlich desNamensgebers Goethe darf gelten:“Tschouhann Wuufgäng Gouthi”.

“Ein Ziel der Hochschulleitung ist es,daß englischsprachige Vorlesungenauch im Bachelorbereich angebotenwerden.”

Aus einem Schreiben der Hochschullei-tung der FHTE aus dem Jahr 2006

“Es stört, ja es verletzt unser englischesSprachgefühl, wenn in Deutschland im-mer wieder neue Begriffe wie “Handy”oder “Wellness” erfunden werden. Sol-che Begriffe sind nicht international,solche Begriffe werden bei uns nichtgebraucht.”

Anmerkung einer Engländerin in einerDiskussion über die Anglisierung derdeutschen Sprache

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Jacob Grimm: “Man weißnicht mehr, daß man sündigt”

“Aber gefährlich im höchsten Grad ist derMißbrauch, der in unserer Zeit alles Maßübersteigt; ich kann mich nicht starkgenug dagegen ausdrücken. Alle Thoresperrt man auf, um die ausländischenGeschöpfe herdenweise einzutreiben.Das Korn unserer edlen Sprache liegt inSpreu und Wust: Wer die Schaufel hätte,um es über die Tenne zu werfen! Wie ofthabe ich ein wohlgebildetes Gesicht, jadie geistreichsten Züge von solchenBlattern entstellt gesehen! Oeffnet mandas erste Buch, ich sage nicht einschlechtes, so schwirrt das Ungezieferzahllos vor unseren Augen.

Diesen traurigen Verfall mag stumpfeGleichgültigkeit gegen den hohen Werthder Sprache, die ein Volk noch zusam-men hält, wenn andere Stützen brechen,mangelndes Gefühl von ihrer innernKraft, manchmal auch die Neigung vor-nehmer zu erscheinen, herbei geführthaben; Gewohnheit und Trägheit haltendie Unsitte fest und lassen das Verderb-niß immer weiter um sich greifen. Manweiß nicht mehr, daß man sündigt.” O

Jacob und Wilhelm Grimm

(Auszug aus dem “Brockhaus”)

Jacob Grimm, Germanist, geboren 1785in Hanau, gestorben 1863 in Berlin, giltals der Begründer der germanistischenPhilologie, da er die zahlreichen Ansätzevorangegangener Zeit systematisch ord-nete und unter wissenschaftlichen Prin-zipien weiterentwickelte. Er studierte Ju-ra, wurde 1808 Bibliothekar des KönigsJerome, 1816 kurfürstlicher Bibliothekarin Kassel, 1830 Professor in Göttingen,1837 als einer der Göttinger Sieben auspolitischen Gründen seines Amtes ent-setzt und ausgewiesen; seit 1841 war erMitglied der Berliner Akademie der Wis-senschaften.

Wesentliche Anregungen erhielt Grimmvon der Heidelberger Romantik. DieVielfalt seiner Forschungen hatte ihrenMittelpunkt in der Liebe zum Heimatli-chen und Volkstümlichen. Mit seinemBruder Wilhelm gab er die "Kinder- undHausmärchen" und die "Deutschen Sa-gen" heraus. Seine "Deutsche Gramma-tik" begründete die historische germani-stische Sprachforschung. Grimm schloßseine Laufbahn ab mit den ersten Bän-den des "Deutschen Wörterbuchs".

Wilhelm Grimm, Germanist, Bruder vonJacob Grimm, geboren 1786 in Hanau,gestorben 1859 in Berlin, ging mit sei-

nem Bruder Jacob 1830 nach Göttingen,wurde ebenda 1831 Professor und 1837als einer der Göttinger Sieben seinesAmtes enthoben; 1841 wurde er Mitgliedder Akademie der Wissenschaften.Gemeinsam mit Jacob Grimm bearbei-tete er das "Deutsche Wörterbuch"‚ die"Deutschen Sagen" und die "Kinder- undHausmärchen". Auch war er Herausge-ber altdeutscher Dichtungen, z. B. "Diedeutsche Heldensage" (1829).

Die digitale Ausgabe der Erstbearbeitungdes Deutschen Wörterbuchs ist 2004(“Deutsches Wörterbuch: Der digitaleGrimm”, 2 CD, Installation auf Festplatte:1,3 GB, herausgegeben von der Univer-sität Trier in Verbindung mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wis-senschaften) im Verlag Zweitausendeinserschienen (www.zweitausendeins.de).O

Postler-Geist:Happy Stamp Shopping beimDo-How-People im Post Point

Von Wolfgang Koch

(Aus: Stuttgarter Zeitung Nr. 110 vom13.5.2006, Seite 3)

"Do how" - klingt wie ein lndianergruß, istaber ein neuer Begriff der Post, bessergesagt: der neue Geist, der die Post-Mit-arbeiter beseelen soll. Mit "Do how" sol-len sie den Kunden nahebringen, wasdie Dienstleistungen der Post auszeich-net. Und bei einem internationalen Kon-zern kommt die neue Botschaft natürlichauf Englisch daher: "Can do" steckt darinund "know how". Frei übersetzt: Wir kön-nen es, und wir wissen, wie es gemachtwird. Die Mitarbeiter, die sich früher Post-ler nannten und auch so fühlten, heißenjetzt Do-how-People. Wie sie sich dabeifühlen sollen, wissen die meisten wohlnoch nicht. Was sie dafür tun müssen,bringt ihnen die Konzernleitung bei: alleRegister für die Kunden ziehen. DiesesZiel soll die halbe Million Mitarbeiter ver-binden, die die Post weltweit beschäftigt.

Damit sie sich dafür begeistern können,hat die Post einige Projekte herausge-sucht, die stark von dem neuen Geistdurchdrungen sind - etwa die Versen-dung des jungen Beaujolais-Weins in al-le Welt. Für Tom Cruise karrte sie dieUtensilien für den Film "Mission Impos-sible 3" rund um die Welt, damit überalldie richtigen Requisiten zur rechten Zeitwaren. Da wurde mancher Wettlauf ge-gen die Zeit gewonnen, ganz ohne Do-ping, nur mit dem Zaubermittel Flexibili-tät. Die Kunden erstarren in Ehrfurcht.Der neue Geist wird's richten. Do how!Oder Voo doo. Oder was? O

Der Minister berichtete von einer Vision, die ihmzuteil geworden sei: Ihm sei die Welt-AG in Ge-stalt der verblichenen Bertha Benz erschienenund habe ihm geoffenbart, daß in Hinkunft zweiDrittel aller Studierenden zur Internationalität zubefähigen seien. Diesen sei neben dem Gebrau-che der nordamerikanischen Mundart statt desHochdeutschen auch quasi-mönchische Askese- Arbeitsamkeit, Gehorsam, Einsatzbereitschaftweltweit sowie Ehelosigkeit - aufzuerlegen.

Dem Vernehmen nach hat der Minister sodannalle Hochschulleitungen durch ein dienstlichesRundschreiben angewiesen, gleichartige Visio-nen zu erlangen, damit dereinst alle Hochschu-len des Landes ins Paradies der Internationalitätund des Wettbewerbs auf dem globalen Bil-dungsmarkt einzugehen vermöchten.

Hoch-schulen

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Hochschulen zuTrivialmaschinen(Beitrag aus der "Tageszeitung" (taz)vom 10.12.2003)

von Peter Fuchs

Die Folienaufleger und Power Pointerwerden reüssieren: Die Hochschulenstehen unter Druck. Ranking, Evaluie-rung und Drittmitteleinwerbung führenzum Verlust der Freiheit der Wissen-schaft. Dafür werden Forschungen amMarkt orientiert.

Vor langer Zeit hatten Menschen dieIdee hegen können, die Hochschulenseien Quellen der Weisheit und des Wis-sens. Schaut man sich Bilder aus demHochmittelalter an, so findet man dieMutter der Weisheit, die Alma Mater, dar-gestellt wie eine Maria lactans, wie dieberühmte, die Menschheit stillende Ma-ria. An den Brüsten der Alma Mater trin-ken die Magister und Scholaren Erkennt-nis. Sie brauchen nicht einmal zu saugen- die Milch der Erkenntnis sprudelt, sieschießt ihnen entgegen. Daß sich daranetwas geändert hat, ist hinlänglich be-kannt. Das müßte man nicht einmal be-klagen, wenn man noch unterstellenkönnte, daß die Hochschulen im Um-gang mit sich selbst noch so etwas wieWeisheit, Klugheit, Abgeklärtheit auf-brächten, jene Gelassenheit, die manerwarten dürfte von Leuten, die sich mitschwierigen Gegenständen befassen.

Wie die Computer dieser Welt sindauch Hochschulen virusanfällig

Aber das Gegenteil ist der Fall. Wie dieComputer dieser Welt sind auch Hoch-schulen virusanfällig. Die Rektor/inn/en,die Rektorate, die Kanzler/innen, dieGremien - sie wirken, als wären sie voneiner schweren Krankheit befallen, diemit Panikattacken einhergeht, mit Denk-blockaden und mit Anfällen von hekti-scher Aktivität. Sogar Arroganzverlustestellen sich ein, die dazu führen, daß dieHochschulen in die Knie gehen und ver-gessen, daß es einst als Kunst galt, imUmgang mit Ministerien und Öffentlich-keit das Proprium der akademischen(unbedingten) Freiheit zu stabilisieren.So kann man von Glück sagen, daß ei-nige der Viren aufspürbar sind, ja sichnicht einmal verborgen haben. Es sindgleichsam brüllende Viren, die zu ent-decken es keines Elektronenmikrosko-pes bedarf.

Der Leitbild-Virus

Einer dieser Viren steht vor seinerErledigung. Es ist der Leitbildvirus, derdafür sorgte, daß die Hochschulen be-gannen (und einige tun es noch, wie manhört), sich wie der Supermarkt um dieEcke, die Bank im Stadtzentrum oder derJugendclub an der Peripherie aprilfrischzu föhnen. Verkündet wird, welchenProblemen man sich stellt (vorzugsweiseökologischen, weniger ökonomischenProblemen), wie man in eine unbekanntbleibende Zukunft gemeinsam hinein-marschieren will und wie man sich das"Gemeinsame" vorstellen soll und muß.Das läuft letztlich auf die raunende Be-schwörung eines “Wir alle" hinaus, alsoauch auf die Ermittlung derer, die sichdem Leitbild nicht fügen und Chancender Individualität in der Abweichung su-chen, wo sie - wie man wissen könnte,aber nicht zugeben darf - überhaupt nurgesucht und gefunden werden.

Der Ranking-Virus

Ein zweiter Virus trägt den Namen "Ran-king”. Er ist gespenstisch, er erzeugtAngst vor einem Spuk, der durch Rang-listen erzeugt wird - alle Jahre wieder. Esist ein Zittern in der Welt, wenn Publika-tionen dieser Ranglisten bevorstehen.Und wenn man sich am unteren Endeder Skala wiederfindet, scheint es, alswäre Vernichtendes geschehen. Ein er-ster kühler Blick würde schnell zeigen,daß diese Ranglisten auf Kriterien basie-ren, die die Hochschulen als Trivialma-schinen auffassen, als Durchlauferhitzer,die auf bestimmte Inputs bestimmte Out-puts produzieren, dies aber in einer derKundschaft (fast könnte man sagen: derKlientel) hoch angenehmen Weise undohne akademischen Zeitverzug.

Ein zweiter kühler Blick würde feststel-len, daß die Hochschulen sich selbst be-

obachten anhand massenmedialer Arte-fakte. Sie beobachten nicht sich selbst,sondern das, was Massenmedien alsBeobachtung der Hochschule vorführen.Sie gewinnen ein Bild ihrer selbst an-hand von Massenmedien, die Massen-bedürfnisse befriedigen. Die Panik stelltsich nicht deshalb ein, weil die Hoch-schulen selbst Probleme haben (zumBeispiel das des progressiven Ressour-cenentzugs), sondern weil sie ihnenangesonnen werden - als Ranking. DieAngst gilt dem Vergleich, sie ist eifer-suchtsähnlich. Ein dritter, eher verwun-derter Blick richtet sich auf den Umstand,daß die Hochschulen kaum zurückschla-gen, daß sie ihre intellektuellen Mittel,ihre intellektuelle Definitionsmacht nichtnutzen, um unterkomplexe Vergleichs-maßstäbe als unterkomplex zu entlar-ven. Lieber gehen sie (wie das deutscheErziehungssystem angesichts der Pisa-Studien) in Sack und Asche - als wäredies nötig, wenn man auf das achtet,was die Rankings eigentlich messen.

Der Evaluations-Virus

Der dritte und ein überaus mächtigerVirus ist das, was "Evaluation" genanntwird. Bewertungsexpert/inn/en nehmen

Hochschulreform im Spiegel der Meinungen: Aufsätze, Beiträge und StellungnahmenHochschulreform im Spiegel der Meinungen: Aufsätze, Beiträge und Stellungnahmen

Wie interpretieren Sie, ver-ehrter Herr Minister, Arti-kel 1, Absatz 3 des Grund-gesetzes: “Kunst und Wis-senschaft, Forschung undLehre sind frei”?

Wir pflegen einen sehr weitge-faßten Freiheitsbegriff, was diehochgeschätzten Professorenangeht: Arbeit macht frei!

Arbeit macht frei- wie wahr! Dashabe ich dochschon irgendwomal gelesen?

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an den Hochschulen mittlerweile Arbeits-plätze ein. Studiendekane und Studien-dekaninnen sind zu befürchten, die imRahmen der Fachbereiche eine überauszwielichtige Rolle spielen werden, da ih-nen vor allem die Evaluation obliegt, wo-mit dann eine eigentümliche, ja fast de-nunziatorische Macht verknüpft ist, zu-gleich aber die Möglichkeit eines unwür-digen Intrigenspiels.

Aber entscheidend ist, daß Evaluationwiederum nichts weiter ist als der Ver-such, die Hochschulen in Trivialmaschi-nen zu verwandeln, denn Bewertungfunktioniert nur, wenn es Maßstäbe gibt,an denen man sich messen lassen muß,die also erfüllbar oder nicht erfüllbarsind. Die Alma Mater wird auf diese Wei-se ins Stromlinienförmige getrieben, undes ist ein beinahe wehmütiger Gedanke,daß die sozialen Exoten, die intellektuel-len Ausnahmeerscheinungen ins akade-mische Abseits geraten, wohingegen dieFolienaufleger und die Seelen-der-Stu-dent/inn/en-Berücksichtiger reüssierenwürden. Selbst Niklas Luhmann würdebedauern, daß hier ein Stück Alteuropazugrunde geht. Aber auch dann, wenn esdarauf nicht ankommen würde, beschä-mend ist allemal der vorauseilende Ge-horsam, der zu beobachten ist, und diemangelnde Lust an der Abwehr dieserZumutungen. Hochschulgesetze, die alldies mittlerweile einführen und regeln,sind kein Grund, sich zu widersetzen,eher ein Grund, den aufrechten Gang zuerproben, den - lang ist's her - die siebenAufrechten zu Göttingen vorführten.

Der Drittmittel-Virus

Ein vierter Virus (nicht der letzte über-haupt) kann nur noch angedeutet wer-den. Er löst die Drittmittelhysterie aus,die alle technischen und naturwissen-schaftlichen Studiengänge begünstigt.Dahinter steckt ein übler gesellschaftli-cher Trend, der das, was man die harterkämpfte Freiheit von Forschung undLehre genannt hat, im Kern sabotiert.Die Forschungen werden am Markt ori-entiert, an Abnahme- und Zahlungsbe-reitschaften. Schon greift das Symptomder Scham derer um sich, deren For-schungsergebnisse und Publikationensich nicht in eingeworbenen Drittmittelnausdrücken lassen, und nicht nur Scham- schlimmer noch: die begründete Sorgevon Besoldungsverminderungen. Genaudas, wodurch die Universitäten desAbendlandes ihre beispiellose Karrierebeginnen konnten, nämlich durch garan-tierte Unabhängigkeit, ist heute offen-sichtlich in Gefahr.

Einst wanderten die Scholaren auf ge-fahrvollen Wegen durch ganz Europa,um ebendiese Unabhängigkeit zu finden.Manche Neugründungen von Universitä-ten sind diesen Wanderungen, diesenSuchen (die oft Fluchten waren vor Ab-hängigkeiten) zu verdanken. Nun begibtman sich freiwillig, gehorsam, ja beinahedemütig in diese Abhängigkeiten hinein.Gebrütet wird über Leitbildern (als wäredies wirklich eine auch nur annäherungs-weise anspruchsvolle intellektuelle Auf-gabe); man erwartet zaghaft das Don-nergrollen der Rankings (als wären Ver-lautbarungen von Massenmedien dieDekaloge unserer Zeit); man evaluiertauf Teufel komm raus und sieht nicht,daß er wirklich aus dem Kasten springenkönnte; um Drittmittel wird getanzt wieum das Goldene Kalb, und es ist zu er-warten, daß demnächst Leuchtschriftenum die Gebäude der Hochschulen lau-fen, auf denen verzeichnet wird, werwann wo und wodurch solche Mittel ein-geworben hat. Immerhin wäre es Dritt-mittel in beliebiger Höhe wert, fände sichjemand, der ein Virenschutzprogrammfür Hochschulen entwickelte. O

Bis zu 54 600 Eurofürs Studium von der KfW

Ausbildung kann auch ohne Nebenjobs finanziert werden

Von W. Büser und A. Mischel

(Aus: Eßlinger Zeitung, 22.3.2006, S. 23)

Studenten, die nicht von ihren Eltern "ge-sponsert" werden und sich durch Neben-jobs ihr Studium finanzieren müssen,haben die Möglichkeit, sich das nötigeGeld in Form eines Studenten-Kreditsvon einer Bank zu beschaffen. Das gibtangehenden Akademikern die Möglich-keit, sich voll auf ihre Lernziele kon-zentrieren zu können. Nun bietet auchdie staatliche Kreditanstalt für Wieder-aufbau (KfW) dem lernwilligen Nach-wuchs entsprechende Kredite an.

Das Programm startete zum Sommerse-mester 2006 für Studenten im Erststudi-um, die nicht älter als 30 Jahre sind.Monatlich kann ein Kredit von bis zu 650Euro abgerufen werden - und das unab-hängig vom Studienfach und -ort. Auchdas eigene Vermögen oder das Einkom-men der Eltern spielen keine Rolle. Zu-rückgezahlt wird der Kredit erst nach Ein-tritt in das Berufsleben. Die Zinsen sollenzwischen 5 und 5,5 % je Jahr betragen.Die KfW vertreibt ihr Produkt über Ban-

ken und Sparkassen, auch wenn dieseeigene Produkte (und das nicht nur fürErstsemester) anbieten. Hier muß abermit einer Bearbeitungsgebühr von 232Euro gerechnet werden, die bei einerDirektbuchung bei der KfW nicht anfällt.Natürlich kann auch ein Studenten-Kreditüber ein Studentenwerk erlangt werden.

Lukratives Geschäft

Bis zu 14 Semester steht die KfW zurSeite. Das Darlehen beläuft sich somitmaximal auf 54 600 Euro. Für die erstenzehn Semester wird ein Auszahlungsbe-trag zwischen 100 und 650 Euro pro Mo-nat vereinbart (eine halbjährliche Ände-rung der Summe ist möglich). Dann kannum vier Semester verlängert werden,wenn die Hochschule bestätigt, daß indieser Zeit das Studium voraussichtlichabgeschlossen wird. Dem Abschluß folgteine tilgungsfreie Zeit von mindestenssechs, maximal 23 Monaten. Die Höheder Rückzahlungsrate kann frei ver -einbart und jederzeit geändert werden.

Sicherheiten, beispielsweise in Form vonLebensversicherungsverträgen oder Im-mobilien, werden nicht verlangt. Der Kre-dit kann mit anderen Fördermitteln - wiedem staatlichen BAföG - kombiniert wer-den. Der Zinssatz wird halbjährlich ange-paßt (zur Zeit 5,1 % je Jahr). Bei Ver-tragsabschluß über 15 Jahre garantiertdie KfW momentan eine Zinsobergrenzevon 8,38 %. Besonderheit des Kredits:Gleich ab der zweiten ausgezahlten Ratewerden die Zinsen abgezogen. Auchandere Geldinstitute haben den - aufDauer lukrativen - Studentenmarkt ent-deckt. So bieten z. B. Dresdner Bank,Deutsche Bank und die Sparkassen ähn-liche Produkte an. Die Konditionen fürdie Studierenden sehen derzeit eine Be-lastung von knapp 6 % je Jahr vor. In-formationen gibt es auf der Internetseiteder KfW: www.kfw-foerderbank.de. O

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Versprochen: Studiengebühren sol-len den Hochschulen zukommen. Ei-ne Kürzung der staatlichen Mittel fürdie Hochschulen im gleichen Umfangist freilich nicht auszuschließen.

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Mittelverknappung fürHochschulen schädlich

Prof. Dr. Hans Mommsen

(Auszug aus: Rheinischer Merkur Nr.11/2006, 16.3.2006, S. 19)

Angesichts der allgemeinen Mittelver-knappung sind die Historiker vielfach da-rauf angewiesen, durch die Beschaffungvon Drittmitteln ihre Schüler und Mitar-beiter mittelfristig zu versorgen, nach-dem die Lehrstuhlausstattungen immerweiter zurückgehen. Der Bumerang, derin der um sich greifenden Drittmittelfor-schung und in der Ablösung von den ein-zelnen Lehrstühlen und Fächergruppenzu sehen ist, droht jedoch auf das Fachzurückzuschlagen.

Deutsche Hochschulpolitikauf Holzwegen

Allenthalben setzen die Hochschulver-waltungen auf Synergieeffekte geradebei kleineren - damit auch historischen -Disziplinen, obwohl diese in der Regelkontraproduktiv sind. Die Kombinationvon Drittmitteleinwerbung und Hoch-schullehrerbesoldung, die sich allgemeinabzeichnet, unterstützt die Abkehr vonder Einzelforschung. Auch die Zusam-menfassung der Graduiertenförderunghat die Kehrseite, die wissenschaftlicheIndividualisierung zu behindern und letzt-lich eine generelle Bürokratisierung desForschungsbetriebs herbeizuführen. Ei-nem Wasserkopf immer unübersichtli-cher werdender Forschungsaggregate,an denen eine Vielzahl von Personen be-teiligt sind, steht die Austrocknung dereinzelnen Lehrstühle und Fächergrup-pen an den Hochschulen gegenüber.

Bedenkt man, daß von den Drittmittelnwenigstens zwei Drittel direkt oder indi-rekt über Steuern finanziert werden,während die Hochschulinstitutionen, na-mentlich in den Geisteswissenschaften,vor allem im Hinblick auf die Universitäts-bibliotheken, aber auch die Ausstattungmit Personal, nicht mehr ausreichendfinanziert sind, stellt sich ernstlich dieFrage, ob die deutsche Hochschulpolitiksich nicht auf einem Holzweg befindet,indem einerseits immer größere For-schungsaggregate - auch im Zusam-menhang mit den angestrebten Exzel-lenzzentren - geschaffen werden, ande-rerseits jedoch die Grundversorgung derBibliotheken und übrigen wissenschaft-lichen Einrichtungen nicht mehr hinrei-chend gesichert ist und durch Drittmittel-zuwendungen nicht kontinuierlich ge-währleistet werden kann. Das jüngsteGutachten des Wissenschaftsrates zurLage der Geisteswissenschaften, dasallzu leicht als Erfolgsbilanz gelesenwird, bietet umfassende Belege dafür.

Geht forschungsnahe Ausbildungdurch Bachelor / Master verloren?

Jedenfalls im Bereich der Geschichts-wissenschaft scheint es angebracht, die-se Fehlentwicklung zu begrenzen. Dabeiist auch zu beachten, dass die sich ge-genwärtig vollziehende Umschichtungder Ausbildung durch die Schaffung vonBachelor- und Masterabschlüssen mögli-cherweise dazu führt, daß die bisher fürdie geisteswissenschaftlichen und nichtzuletzt die Geschichtswissenschaft vor-herrschende forschungsnahe Ausbil-dung verlorengeht. Damit würden diebislang nach wie vor im internationalenMaßstab ungewöhnlich hohen Doktoran-denzahlen einbrechen und damit der an-gestrebten Exzellenz der Boden entzo-gen werden. Angesichts der Kompetenz-verlagerung vom Bund zu den Ländernist, was die Ausstattung der Fächer anden Hochschulen selbst angeht, von denEmpfehlungen des Wissenschaftsratesnur wenig zu erwarten.

Diese äußere Entwicklung des Fachesgeschieht in einer Konstellation, in derdie Öffentlichkeit stärker als je zuvor hi-storischen Gegenständen zunehmendeAufmerksamkeit widmet. Das wachsen-de Interesse zeigt sich auch daran, daßdie Anfängerzahlen im Fach der Ge-schichtswissenschaften noch immer stei-gen, obwohl die beruflichen Chanceneher zurückgehen. Gleichzeitig sind dieMedien verstärkt dazu übergegangen,namentlich zeitgeschichtliche Sujets sy-stematisch aufzugreifen.

Die Mediengesellschaft schafftsich ihre eigene Geschichte

Die Produktion zeithistorischer Filmenimmt in Deutschland im allgemeinenwenig Rücksicht auf den historischenForschungsstand. Das ist dort hinzuneh-men, wo fiktive Handlungen mit histori-schem Material illustriert werden. In zahl-reichen Filmen wird hingegen der An-spruch erhoben, historische Authentizitätwiederzugeben. Die Grenze zwischenSpielfilm und historischer Dokumentationwird dabei vielfach verflüssigt. Schwerakzeptabel wird dies dort, wo bewußt derEindruck vermittelt wird, objektive histo-rische Wirklichkeit wiederzugeben unddie notwendige erkenntnisgebundeneRelativität historischer Aussagen zuverdecken.

Insbesondere bestimmte Fernsehserientendieren zu derartiger Grenzüberschrei-tung, indem durch die Einschaltung zeit-historischer Zeugen, die vielfach garnicht hinreichend kompetent sind, um dieverhandelten historisch-politischen be-ziehungsweise militärischen Vorgängezu überschauen, der Eindruck der Au-thentizität vermittelt wird, während Histo-riker nicht oder nur ausnahmsweise he-rangezogen werden, obwohl sie im Hin-tergrund an der Erstellung der Dokumen-tation mitarbeiten. Das ist ein im Grundeschwer erträglicher Zustand, der indes-sen beleuchtet, daß im deutschen Fern-sehen das Prestige der Fachwissen-schaft eher gering ist.

Überhebliches Fernsehen

Was die Geschichtswissenschaft inDeutschland angeht, kann sie die Über-heblichkeit der Fernsehfilmer ihr gegen-über leicht verkraften. Sie hat zwar ihrefrühere Schlüsselstellung im Bereich derpolitischen Beratung an die Politikwis-senschaft und die Sozialwissenschafteneingebüßt, kann aber über Desinteresseauch im Hinblick auf die Geschichte frü-herer Epochen nicht klagen. Sie befindetsich im Umbruch, und es ist schwermöglich, angesichts der sich vollziehen-den Differenzierung der Methoden undUntersuchungsfelder generalisierendeAussagen zu machen. O

Zur Person:

Hans Mommsen, Urenkel des Historikersund Literaturnobelpreisträgers TheodorMommsen, war von 1968 bis 1996 Pro-fessor für Neuere Geschichte an der Uni-versität Bochum.

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Historiker Prof. Dr. Hans Mommsen

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(Beitrag aus: Stuttgarter Zeitung Nr. 73,5.4.2006, Lokalteil)

Ulrich Stolte

Eine Scheltrede sondergleichen erlebtenzahlreiche Pädagogen im April 2006: DerUlmer Gehirnforscher Manfred Spitzerwandte sich vehement gegen Auffassun-gen in der Erziehungstheorie, E-Lear-ning und Schülerlaptops seien für die Bil-dung hilfreich.

"Acht Stunden schläft ein Kind, fünfein-halb Stunden verbringt es täglich vorFernseher und Computermonitor, vierStunden ist es in der Schule, pro Tag ge-rechnet." Manfred Spitzer machte eineKunstpause und blickte auf die Schullei-ter in der ersten Reihe: "Da brauchen Siesich über Schulreformen keine Gedan-ken zu machen. Die Lehrer kämpfen vor-mittags gegen Hollywood und nachmit-tags gegen Computerspiele", fuhr derUlmer Neurowissenschaftler fort: "Dasallein ist das Problem."

Manfred Spitzer sprach im April 2006 vor900 Zuhörern in der überfüllten Bern-hauser Filharmonie. Er war auf Einla-dung Ursula Bauers, der Schulleiterindes Eduard Spranger-Gymnasiums, ge-kommen und läutete rhetorisch brillanteine kopernikanische Wende in der Er-ziehungstheorie ein, und das vor einemPublikum, das ihm zu Füßen lag.

Weg mit Powerpoint, mit Laptop undFernsehern aus Kinder- und Klassenzim-mern: Her mit dem Menschen als Lehrer.Fernsehen und Computer machen Kin-der doof und fett, unabhängig von sozi-aler Schicht und Bildungsniveau der El-tern.

Dazu zitiert Spitzer eine Langzeitstudie,die 1973 in Australien begonnen wurde,und die den Zusammenhang zwischenFernsehkonsum und Bildung ausweist.Dabei zeigte sich - bei sorgfältiger Be-rücksichtigung sämtlicher sozialer Fakto-ren: Kinder, die 1973 fünf Jahre alt warenund weniger als eine Stunde lang je Tagvor dem Fernseher hockten. wurdenspäter zu 60 Prozent Akademiker. BeiKindern, die über drei Stunden vor demFernseher verbrachten. waren es nur 10Prozent. Und warum das so ist, begrün-dete der Chef des Ulmer Transferzen-trums für Neurowissenschaften mit derBiologie des Lernens.

Lange blieb dazu ein Bild zweier Synap-sen auf die Bühnenwand der Filharmonieprojiziert. Synapsen sind Verbindungs-strukturen zwischen Nervenzellen. Wer-den Synapsen ständig benutzt, dannwachsen sie und schaffen breitere Über-gänge: "Das ist die Gedächtnisspur, dasbiologische Abbild des Lernens”, sagteSpitzer.

Ständiges Benutzen und Einüben schaf-fe das Wissen. Das Gehirn könne nichtsanderes und mache nichts anderes alslernen. Und: Lernen kann dabei völligohne Einsicht funktionieren. Ein Beispiel:Wenn ein Baby Sprache lernt, dann kannes, wenn man so will, die rund 500 Sei-ten starke Duden-Grammatik auswendig,ohne sie je gelesen zu haben. Mehrnoch: Jeder Erwachsene kann Phanta-sie-Wörter beugen. weil er die Regelnintus hat. Dieses Lernen funktioniere aufder unteren Ebene des Gehirns - im frü-hen Kindesalter, wenn die Grundstrukturdes Gehirns verdrahtet werde. Der lnputsei: Hören, fühlen, sehen, schmecken.Dies könne man dem Kleinkind ansehen:Wenn es einen Gegenstand im Sinnedes Wortes begreife, dann nicht, weil esihn sehe, sondern weil es ihn schüttle,gegen den Boden schlage, drauf herum-kaue. Wenn dieser Input nun durch Fern-sehen ersetzt werde, also einen lediglichoptischen Eindruck, untermalt mit un-passender Klangsoße, dann werde dieGrundstruktur des Gehirns nicht richtigausgeprägt, was bedeute. daß alle höhe-ren Funktionen des Gehirns wie Abstrak-tion, Lernen, kurz der Intellekt, sichebenso wenig richtig ausprägen könn-ten: Fernsehen oder Computer machendumm, nicht nur wegen der Programme.

Spitzer will mit Studien beweisen, daßdas antike Erziehungsideal, Körper undGeist mit Sport und Musik zu bilden stattmit Diaprojektoren und Internet, von derneuen Forschung untermauert sei. "Wirsind hinter Platon zurückgefallen - hinterdie Erkenntnisse von vor 2500 Jahren."Seine Studien zeigten: Wer regelmäßigSport treibe, der sei nicht nur ausgegli-chener und aufnahmefähiger, sondernes würden sich auch leichter neue Ge-hirnzellen bilden.

Der Glaube, Gehirnzellen könnten sichnicht neu bilden, sei längst überholt, DasGegenteil sei der Fall: Inzwischen gebees Lehrmeinungen, daß erst mit 60 das

Gehirn seine volle geistige Kapazitäterhalten würde. Und weil der lnput beimkleinen Kind so wichtig sei, seien auchjene Kinder in der Schule erfolgreicher,die früher in den Kindergarten kämen.Aus dem gleichen Grund findet Spitzerauch Waldkindergärten sinnvoll: "Wassind die vielen Formen und Farben, Ge-räusche und Bewegungen der Natur ge-gen einen simplen Satz bunter Bau-klötze?"

Wer also Laptops in Schulen einführe,der mache alles schlimmer. "Und werdas Gegenteil behauptet, der lügt undwill mit den Rechnern Geld verdienen.Zeigen Sie mir die Studie, die beweist,daß Computer-Konsum die Kinder klügermacht", forderte Spitzer die Pädagogenauf. Er benannte demgegenüber Stu-dien, die aufzeigen, daß Kinder, die mit14 Jahren einen PC bekommen,schlechtere Noten haben als Kinder, diedavon verschont blieben.

Spitzer sagte, es sei kein Zufall. daß sichdas E-Learning als Fehlentwicklung ver-abschiedet habe, und daß wirklich fort-schrittliche Wissenschaftszentren wiederauf den Typus Lehrer bzw. Professorzurückkämen, der mit Tafel und Kreidearbeite und als Ansprechpartner vonSchülern oder Studenten zur Verfügungstehe, und der auch wisse, wo das Kindstehe.

Die versammelten Lehrer, Schüler undEltern bedachten diese Thesen mitlangem Applaus. O

Prof. Manfred Spitzer, Neurowissen-schaftler an der Universität Ulm

Neurowissenschaftler spricht sichgegen E-Learning aus

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Daß Baden-Württemberg sowie die In-dustrieregion Mittlerer Neckar rund umStuttgart den Vergleich mit anderenWirtschaftsregionen nicht zu scheuenbrauchen und eine weltweite Ausstrah-lung haben, ist kein Geheimnis: Nicht nurGroßfirmen, sondern auch zahlreiche lei-stungsfähige mittelständische Unterneh-men sind hier beheimatet.

Industrielle Vielfalt, Anpassungsfähigkeitund Gespür für neue technische Mög-lichkeiten statt verkrusteter Monokultur:Das macht die Stärke dieser Industrie-region aus. Ein Stück davon wurde den25 Studierenden des Semesters VU 4auf der Exkursionswoche des Sommer-semesters 2006 Ende April 2006 sicht-bar, die von Prof. Dr.-Ing. Martin Dehlibegleitet wurde.

Gas- und Wassernetze - wichtige Bausteine einerleistungsfähigen Infrastruktur

Am ersten Tag der Exkursion ging es zurGas- und Wasserversorgungssparte derEnBW Regional AG nach Stuttgart-Gais-burg. Im gas- und wassertechnischenLogistikzentrum wurden die Studieren-den durch die EnBW-Mitarbeiter Dipl.-Ing. (FH) Mathias Rinder sowie FrankMühlberger mit modernster Leitungs-technik vertraut gemacht: Anhand vonMuster-Leitungsführungen wurden dieFunktionen von Leitungen aus Polyethy-len (PE 80, PE 100, PEX), Stahl undGrauguß - gegebenenfalls einschließlichKunststoffummantelungen und Zement-Innenauskleidungen - erörtert. Ein weite-rer Schwerpunkt lag auf Regel-, Absperr-und Sicherheitsarmaturen sowie auf denvielfältigen Verbindungs- und Abzweig-

techniken bei der Leitungsführung. Da-bei wurde erkennbar, welche Dynamikdie Weiterentwicklung von Gas- undWassernetzen in den letzten beidenJahrzehnten prägte.

Daß die EnBW - aufbauend auf den un-ternehmerischen Aktivitäten nicht zuletztder früheren TWS - u. a. beim Bau undBetrieb von PE-Netzen über ein bedeu-tendes Praxiswissen verfügt, wurde imAnschluß daran im Trainings- und Wei-terbildungszentrum der EnBW Akademiein Stuttgart sichtbar: Hier erlebten dieStudierenden anhand von praktischenBeispielen, worauf es beim Schweißenvon PE-Leitungen und -Bauteilen an-kommt, und wie entscheidend die Qua-litätssicherung ist, um Gas- und Wasser-netze mehrere Generationen lang sicherund wirtschaftlich betreiben zu können.Die besondere Sicherheitsphilosophiewurde auch bei der Funktionsprüfungund der Gebrauchsfähigkeitsprüfung ei-ner Gasdruckregel- und Sicherheitsab-

sperrarmatur mit integrierter Gasmangel-sicherung in der Inneninstallation deut-lich, bei der die Studierenden selbstHand anlegen konnten.

Zur Qualitätssicherung:Normgerechte Prüfungvon Komponenten

Nachmittags waren die Studierenden amneugegründeten Institut für Gebäude-energetik der Universität Stuttgart inStuttgart-Vaihingen zu Gast. Der Lehr-stuhlinhaber Prof. Dr.-Ing. MichaelSchmidt ging bei seiner Begrüßung aufdie volkswirtschaftliche Bedeutung derenergietechnischen Verbesserung vonWohngebäuden ein, wobei das Augen-merk nicht nur auf Neubauten, sondernvor allem auf dem Gebäudebestandliegen müsse. Dabei sei entscheidend, inwelchem Umfang die Menschen inDeutschland bereit seien, in energiespa-rende Techniken zu investieren.

Im Anschluß wurden die Studierendendurch Labore der Forschungsgesell-schaft Heizung Lüftung Klimatechnik(HLK) geführt, deren Aufgaben sich -neben der Simulation von heizungs- undraumlufttechnischen Problemstellungen -auch auf die experimentelle Prüfung vonKomponenten gemäß den gültigen Nor-men erstreckt. In der Diskussion wurdesichtbar, daß der Übergang von den be-währten deutschen Normen zu europä-ischen Normen nicht immer eine Verbes-serung darstelle, sondern durch die Viel-zahl widerstreitender Interessen inner-halb der EU zu teilweise unerfreulichenVerwässerungen führe.

Dr.-Ing. Beck und Dipl.-Ing. Schmidtals Geschäftsführer der HLK GmbH so-wie Dipl.-Ing. Klein stellten die verschie-denen Prüflabore vor: Besondere Tradi-tion besitze die Prüfung von Heizkör-pern, die seit fast vierzig Jahren zum

Exkursionswoche des Semesters VU 4

Industrieregion Mittlerer Neckar:Hier ist hochwertige Technik zuhause

EnBW: Dynamik in der Weiterentwicklung von Gas- und Wassertechniken

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Martin Dehli

Tätigkeitsfeld von HLK gehöre. Zumbewährten offenen Prüfstand seien zweiweitere, geschlossene Prüfstände ge-kommen. Je Jahr würden bis zu 1400verschiedene Heizkörper geprüft, wobeineben einer guten Meßgenauigkeit eineflexible und rasche Abwicklung zumLeistungsspektrum von HLK gehöre.

Weiter wurde das Raumluft-Strömungs-Labor vorgestellt, in dem z. B. techni-sche Eigenschaften von Unterflur-Kon-vektoren und weiterer lüftungstechni-scher Komponenten geprüft werden kön-nen. In diesem Zusammenhang wurdeauch auf einen Großversuch zur The-matik des energiesparenden, wirksamenund komfortablen Schichtlüftungskon-zepts aufmerksam gemacht, mit dem dieSimulationsrechnungen zur Hallenbelüf-tung der Neuen Landesmesse Stuttgartergänzt und validiert werden konnten.

Mit dem Kühldeckenprüfstand sowie denentsprechenden Prüfeinrichtungen fürAnlagen zur maschinellen Wohnungslüf-tung verfüge HLK über weitere Labore.Weitere Prüfeinrichtungen wie etwa diePrüfstände für Wärmeerzeuger dientenzur Erfassung von wichtigen technischenEigenschaften von Geräten zur Heizungsowie zur Trinkwassererwärmung: Hiergehe es z. B. um Wirkungsgrade, Norm-Nutzungsgrade, Schadstoff-Emissions-werte sowie um Komfortmerkmale wieetwa die Bereitstellung von erwärmtemTrinkwasser im Rahmen genormter Zapf-programme. Speziell entwickelte Softwa-re-Programme erlaubten eine umfassen-de, zügige Meßwerterfassung und -aus-wertung sowie eine normgerechte Beur-teilung der geprüften Komponenten.

Klimageräte:Spezialanfertigungen für dieRaum- und Prozeßlufttechnik

Der zweite Exkursionstag führte die Stu-dierenden zunächst zur Firma Paradairin Lorch-Waldhausen: Hier eröffnete derGeschäftsführende Gesellschafter desUnternehmens, Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günter Rosenthal, die Reihe derInformationsvorträge. Er verdeutlichte,daß in der Klimatechnik auch in Zeitender Serienfertigung genug Raum fürhochwertige Speziallösungen vorhandensei: Als mittelständisches Unternehmenkonzentriere man sich auf technisch an-spruchsvolle Einsatzfälle. So würdenspezielle, auf die jeweiligen Kundenwün-sche angepaßte Lösungen verwirklicht.

Beispiele seien Klimageräte für die phar-mazeutische Industrie, die Brauereitech-nik, die Milchverarbeitung und Käseher-stellung sowie Sonderanfertigungen fürForschungs- und Entwicklungslabors.

Als weitere Referenten gingen Dipl.-Ing.Ralf Lackner unde Dipl.-Ing. (FH) Edel-mann auf Gesichtspunkte der Angebots-erstellung, der Projektierung - meist inenger Abstimmung mit den von den Auf-traggebern eingesetzten Planungsinge-nieuren - sowie auf die Konstruktion undProduktion ein. Neben örtlich schwieri-gen Einbaubedingungen spielten oft be-sondere hygienische und betrieblicheAnforderungen eine Rolle; diese würdendurch die Ausführung von Gehäuse,Rahmen und weiteren Komponenten inEdelstahl, die konsequente Handhabungund Abfuhr von Feuchte, hochwertigeFilter- und Schalldämm-Materialien, kor-rosionsfeste Wärmeübertrager sowieeine gute Zugänglichkeit und Wartungs-freundlichkeit der Geräte berücksichtigt.

Von Belang sei, daß über die Lebenszeitvon Klimageräten die Investitionskostenoft nur etwa 10 bis 15 % der Gesamtko-sten betrügen; deshalb werde auf gerin-

ge Betriebskosten - etwa durch eine guteWärmerückgewinnung, eine effizienteVentilatorentechnik und optimierte Strö-mungsbedingungen - Wert gelegt. Zumwirtschaftlichen Betrieb gehöre die War-tungsfreundlichkeit - denn ein Produk-tionsstopp z. B. wegen unzureichenderLuftqualität komme den Betreiber mögli-cherweise teurer, als das Gerät koste.

Die Geräte würden nach der Fertigungim Werk geprüft, um beispielsweiseMängel aufgrund von Luftleckagen aus-zuschließen. Dazu erfolge die Abnahme-prüfung am Einbau- und Einsatzort. Zer-tifizierungen hätten etwa die mechani-schen Eigenschaften, den Explosions-schutz sowie die Lufthygiene nach DIN6022 sowie gemäß weiteren schweize-rischen und österreichischen Normenzum Inhalt. Die anschließende Besich-tigung der Produktions- und Montage-bereiche unterstrich, daß gute Ingenieur-arbeit nach wie vor einen hohen Stel-lenwert besitzt.

Lebensmitteltechnikund Wärmetechnik weltweit

Am Nachmittag des zweiten Exkursions-tages ging es nach Remshalden: Hierhaben die Ness Maschinen- und Anla-genbau sowie die Ness Wärmetechnikihren Sitz. Der Firmengründer Dipl.-Ing.(FH) Eduard Ness stellte den Studieren-den - gemeinsam mit den Herren Dipl.-Ing. Hönig und Dipl.-Ing Bitter - dieTätigkeitsfelder beider Unternehmen vor.

Die erstgenannte Firma fertige hochwer-tige Anlagen für die Lebensmittelverar-beitung: Um Haltbarkeit und geschmack-liche Qualität von Fisch-, Fleisch- undWurstwaren, Geflügel und Milchproduk-ten zu sichern, würden Räucher- undKochanlagen, Raucherzeuger, Kochkes-sel und Reifeanlagen eingesetzt; dieseProdukte gehörten zum Leistungsspek-trum des Unternehmens ebenso wiekomplette Verarbeitungslinien.

Exkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer NeckarExkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer Neckar

Die Forschungsgesellschaft HLK

Klimatechnik anschaulich: Studierende bei Paradair

Gemütlicher Ausklang der Laborbe-sichtigung

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Von Bedeutung seien Fragen der Pro-duktqualität, einer schonenden und ge-sundheitlich unbedenklichen Lebensmit-telbehandlung, der Hygiene, eines ho-hen Durchsatzes, der Emissionsbegren-zung und eines energiesparenden Be-triebs. Patentierte Verfahren wie die Rei-berauchtechnik oder die Umluftführungin geschlossenen Anlagen entsprechenddem Circo-Smoke-System seien Bei-spiele für innovative Lösungen in der Le-bensmitteltechnik. Die Verwendung vonChrom-Nickel-Stahl sowie der Einsatzmoderner Schweißverfahren seien dieGrundlage einer hochwertigen Ferti-gungs- und Anlagentechnik.

Das zweite Unternehmen - die NessWärmetechnik - konzentriere sich aufden Bau von integrierten Prozeßwärme-versorgungen, Wärmeträgerölanlagen,Dampf-, Heiß- und Warmwasseranlagen,Heiz- und Kühlanlagen, Anlagen zurthermischen Nachverbrennung, Heiz-zentralen sowie Anlagen zur Kraft-Wär-me-Kopplung. Je nach Voraussetzungenkönnten die unterschiedlichsten Energie-träger - leichtes und schweres Heizöl,Erdgas, Flüssiggas, Prozeßgase, Bio-masse wie Holzschleifstaub, Holzhack-schnitzel oder stückiges Holz, Stein- undBraunkohle sowie Sonderbrennstoffe -verfeuert werden.

Eine optimierte Feuerraumgestaltung,ein guter Wärmeübergang, emissionsar-me Verbrennung und Langlebigkeit seienkennzeichnend für die Anlagentechnik.Durch Wärmerückgewinnung - z. B. beiWärmeträgerölerhitzern - lasse sich dieVerbrennungsluft vorwärmen und er-mögliche auch bei höheren Prozeßwär-metemperaturen bis zu 400 oC hohe Wir-kungsgrade.

Im Rahmen einer Werksbesichtigungwurden die Studierenden mit den ver-schiedenen Anlagentechniken und Her-stellungsverfahren vertraut gemacht; da-bei wurde sichtbar, daß zur Sicherung

der Qualität zahlreiche praxisrelevanteGesichtspunkte von Belang sind.

Für die Studierenden überraschend warder hohe Exportanteil des Hauses Ness:Dipl.-Ing. (FH) Eduard Ness gab eineÜbersicht über die weltweit gespanntenAktivitäten in zahlreichen bedeutendeninternationalen Märkten. Dabei hob erdie Rolle von Fremdsprachenkenntnis-sen gerade auch von Ingenieuren hervor.Freilich seien die Vertreter des HausesNess - etwa in Rußland - von Geschäfts-partnern auch gebeten worden, sichnicht immer nur des Englischen zu be-dienen, sondern durchaus stärker auchdie deutsche Sprache zu nutzen.

Schließlich nahm Dipl.-Ing. Eduard Nessauch zu den Qualitäten des StandortsDeutschland Stellung. Er vertrat die Auf-fassung, daß es nicht zielführend sei, im-mer mehr Fertigungsanteile in Niedrig-lohnländer zu verlagern, obwohl die Un-ternehmen durch eine großzügige För-derpraxis seitens der Europäischen Uni-on und der Bundesrepublik Deutschlandhierzu ermuntert würden. Häufig wögenetwaige Kostenvorteile den Verlust anFertigungsqualität, an firmenbezogenemWissen sowie an unternehmerischerEntscheidungsfreiheit keineswegs auf.

Reinraumtechnik:Herausforderung für Investoren,Planer und Anlagenbauer

Am Mittwoch war das erste Exkursions-ziel Neckartailfingen: Hier waren die Stu-dierenden beim Unternehmen Daldropund Dr.-Ing. Huber zu Gast, das seit1953 in der Luft- und Klimatechnik tätigist. Geschäftsführer Ing. Josef Oswaldgab in einem anschaulichen und umfas-senden Vortrag Einblicke in die Grund-lagen der Reinraumtechnik: Dieses Son-dergebiet der Klimatechnik habe sichüberall dort etabliert, wo es um beson-dere Anforderungen an die Raumkondi-tionen in der industriellen Fertigung und

im medizinisch-pharmazeutischen Be-reich gehe.

Wichtige Anwendungen seien die Pro-duktion elektronischer Bauteile, die Na-notechnik, Verfahren der Oberflächen-veredelung und weitere hochwertige Fer-tigungsverfahren, die Lebensmittelbe-handlung, die Herstellung pharmazeu-tischer Stoffe und medizinischer Hilfsmit-tel sowie medizinische Verfahren - etwain Operationssälen.

Der Vortragende wies auf das Erforder-nis hin, für Bauherren (Investoren), Pla-ner und Hersteller gleichermaßen eineLeistungseinheit der Reinraumtechnik zudefinieren. Ziel sei, bei jedem Vorhabenbedarfsangepaßte, optimale Lösungsan-sätze zu entwickeln, die beteiligten Ein-zelgewerke sinnvoll zu koordinieren unddabei auch funktionsbedingte Schnitt-stellen festzulegen und zu regeln. We-sentlich sei, daß Planern und Anlagen-herstellern möglichst früh die Erforder-nisse an die reinraumtechnischen Auf-gabenstellungen benannt würden, um zuoptimalen Lösungen zu kommen.

Daldrop und Dr.-Ing. Huber habe hierzuden Begriff “Shelmeq” geprägt: In die-sem Kürzel seien die Bereiche

Reinraumhülle (Shell),Elektrotechnik,Luft- und Klimatechnik (MechanischeGewerke) undQualifikation

Exkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer NeckarExkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer Neckar

Firma Ness: Anlagen der Lebensmittelverarbeitung (links); Wärmeträgerölerhitzer (rechts)

Planung für die Reinraumfertigung

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zusammengefaßt. Der Shelmeq-Unter-nehmer übernehme die Verantwortungfür die Einhaltung von Garantiewertenwie Raumtemperatur, Raumfeuchte,Reinheitsklasse, Druckregime sowie Be-leuchtungsstärke und stelle sicher, daßdie erbrachten Teilleistungen den gestell-ten Anforderungen entsprächen.

Der Vortragende ging im Folgenden aufdie einzelnen Bausteine der Reinraum-technik ein: Die Reinraumhülle besteheaus Reinraumwandkonstruktionen, Rein-raumboden, Reinraumdecke einschließ-lich der eingesetzten Filter-Ventilator-Einheiten (Filter-Fan-Units FFU) sowieden Einrichtungen. Die Elektrotechnikumfasse die Stromversorgung sowie dieMeß-, Steuer- und Regelungstechnik(MSR). Die Luft- und Klimatechnik bein-halte die Lufttechnische Versorgung so-wie die Medienversorgung bei der Luft-und Klimatechnik. Schließlich gehe esbei der Qualifikation um eine formelle,systematische Abnahmeprüfung im Rah-men festgelegter, einzelner Prüfschritte.

Bei der anschließenden Besichtigungvon Musterbauteilen für Reinräume so-wie von Fertigungshallen in den beidenWerksbereichen von Daldrop und Dr.-Ing. Huber in Neckartailfingen schlugGeschäftsführer Dipl.-Ing. Klaus Golladie Brücke zwischen Theorie und Praxis.

Weleda: Reinraumtechnikin der Pharmazie

Zur Veranschaulichung der Reinraum-technik in der Pharmazie diente die an-schließende Werksbesichtigung bei derWeleda AG in Schwäbisch Gmünd, diehomöopathische Arzneimittel herstellt.Gemeinsam mit Daldrop-Geschäftsfüh-rer Dipl.-Ing. Klaus Golla erläuterte derTechnische Betriebsleiter von Weleda,Dipl.-Ing. Dierk Kuvecke, die Herstel-lung von intravenös angewandten medi-zinischen Präparaten. Deren Herstellungund Abfüllung habe den in der Pharma-zie international verbindlichen Standardszu genügen.

Deshalb habe sich Weleda entschieden,die bisher genutzten Produktionsanlagendurch neueste reinraumtechnische Anla-gen zu ersetzen. Zu den dabei zu lösen-den Aufgaben habe u. a. auch die Inte-gration in die vorhandene Gebäudestruk-tur gehört. Den Studierenden wurdenunterschiedliche Anforderungsstufen andie Reinraumtechnik im Produktions-und Verpackungsbereich erläutert. Alsbesonders eindrucksvoll erwies sich,daß die Reinraumtechnik - und damit derpharmazeutische Herstellungsprozeß -aufgrund des Einbaus von Glaswändenfür Mitarbeiter und Besucher transparentund nachvollziehbar wirkt. Ein anschlie-ßender Blick ins - über den Reinraum-bereichen angeordnete - Plenum ver-deutlichte den Studierenden die Bedeu-tung der erforderlichen luft- und klima-technischen Komponenten.

Esslinger Wein -Arzneimittel der besonderen Artzur Gemütsaufhellung

Der Mittwoch klang mit einer Weinprobeim historischen Gewölbekeller der Ess-linger Weingärtner in gemütlicher Rundeaus. Gastgeber war Rechtsanwalt Jür-gen Meyer, der Geschäftsführer des In-dustrieverbandes Technische Gebäude-ausrüstung Baden-Württemberg (ITGA),der zugleich als Lehrbeauftragter derFakultät Versorgungstechnik und Um-welttechnik im Semester VU 4 die Vor-lesung “Vertragsrecht” bestreitet. Vonecht schwäbischem, hintergründigemHumor getragen waren die Ausführun-gen des Wengerters Otto Rapp zu denwichtigsten Weinsorten, die auf den Reb-hängen Esslingens angebaut werden.

Waferfertigungfür die Kraftfahrzeug-Elektronik

Der Donnerstag brachte den Studieren-den die Möglichkeit zu einer hochwer-tigen Information und Besichtigung imHalbleiterwerk der Kraftfahrzeug-Zulie-fersparte des Unternehmens RobertBosch GmbH in Reutlingen. Unter dersachkundigen Leitung von Dipl.-Ing.(FH) Sascha Mattern wurde den Studie-renden die Reinraumtechnik im großenMaßstab verdeutlicht.

Er berichtete, daß die ProduktionsanlageRt141 jeden Tag etwa 1500 Wafer mit ei-nem Durchmesser von 15 Zentimeternfertige, aus denen danach jeweils zwi-schen 300 und 1000 integrierte Schalt-kreise herausgeschnitten würden. Diesedienten als Elektronik-Bauteile u. a. fürdie folgenden Kraftfahrzeug-Komponen-ten: Antiblockiersysteme (ABS), Diesel-einspritzpumpen, Elektronische Gaspe-dale, Elektronische Stabilitätsprogramme(ESP), Generatorregler (z. B. für Licht-maschinen), Gurtstraffer, Getriebesteue-rungen, Leuchtweitenregelungen, Motor-management-Systeme, Prallsäcke (Air-bags).

Seit der Inbetriebnahme der Anlage imJahr 1995 seien bis heute mehr als 3Millionen Wafer gefertigt worden. Das In-vestitionsvolumen habe bis heute 328Mio € betragen. 800 Mitarbeiter seien aufeiner Gesamtfläche von 15.000 m² be-schäftigt; für die eigentliche Reinraum-produktion stünden 4.500 m² zur Verfü-gung. Stündlich würden 2,7 Mio m³/hReinraumumluft umgesetzt; die elektri-sche Anschlußleistung betrage 8,3 MW.

Das Halbleiterwerk bestehe aus siebenGeschoßebenen. In der vierten Ge-schoßebene befinde sich die Wafer-Her-stellung, die in Reinraumklasse 1 ausge-führt sei; dies bedeute, daß in einemVolumen von einem Kubikfuß lediglichnoch ein einziger Partikel mit einemDurchmesser von 0,5 Mikrometern ent-halten sein dürfe. Die weiteren Geschoß-ebenen - zwei davon in Reinraumklasse100 ausgeführt - übernähmen die ver-schiedensten versorgungstechnischen

Exkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer NeckarExkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer Neckar

Plenum einer Reinraumfertigung

Transparent: Reinraumtechnik in ei-nem Pharmaunternehmen

Bosch Reutlingen: Waferfertigung fürdie Kraftfahrzeugtechik

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Funktionen. Damit komme die beson-dere Bedeutung der Versorgungstechnikfür die Reinraumtechnik zum Ausdruck.

Auf der Produktionsfläche der Ebene 4seien 330 Produktionsanlagen in 80 An-lagengruppen in Betrieb. Dem FacilityManagement komme die Aufgabe derUnterstützung bei prozeß- und ausstat-tungsnahen Versorgungseinrichtungenzu: In Ebene 3 (Reinraumrückluft, Medi-entrassen) seien dies z. B. die Unterstüt-zung bei der Anlageninbetriebnahme, dieReinraum-Lüftungstechnik, die Gassen-sorik, die Vakuumpumpen und die Ab-gasentsorgung. In Ebene 2 (Prozeßgas-entsorgung) seien 270 Vakuumpumpen,54 Abgasentsorger und 32 Wärmeüber-trager zu betreuen. In Ebene 1 (Chemi-kalienversorgung und Sondergasversor-gung) gehe es um die Bereitstellung von23 Chemikalien, 5 Gasen (u. a. N2, O2,H2) sowie 25 Sondergasen. In Ebene 5(Raumluftversorgung) stünden die Zu-und Abluftkanäle für den Reinraum sowiedie Sprinklertechnik im Mittelpunkt. InEbene 6 (Luftaufbereitungsanlagen) hät-ten die großdimensionierten Anlagen zurAußenluftansaugung mit Filtern undWärmeübertragern Bedeutung, wobeidie Luft auf 9 °C und eine relative Feuch-te von 100 % konditioniert werde.

Das Facility Management übernehmeneben der Bau- und Anlagentechnik so-wie der Organisation auch die folgendenAufgaben im Zusammenhang mit derSicherheit (Prävention): Überwachungüber die Zentrale Leittechnik (ZLT) mit550 Gassonden; Doppelverrohrung beikorrosiven, brennbaren und toxischenGasen und bei Chemikalienleitungeneinschließlich der Lecksensorik; Abgas-aufbereitungsanlagen; tägliche Analyseder Störfälle (u. a. Werksfeuerwehr-Ein-sätze); halbjährliches Sicherheitsge-spräch mit den relevanten Bereichen.

Hierzu gehörten u. a. auch die folgendenRisikoanalysen und Projekte: Analysen

der Grundversorgungen (deionisiertesWasser, N2, O2, Kühlwasser); Projekt„Neues Brandmeldesystem in Rt141“;Kopplung der Fertigungssteuerung mitder Zentralen Leittechnik; Unterbre-chungsfreie Stromversorgung der Ferti-gung; Versorgungsmanagement über dieZentrale Leittechnik; Gasflaschen imGaskabinett doppelt ausgelegt; Kombi-nation von Fest- und Wechselbehälternbei Säuren und Laugen; Stromeinspei-sung von 2 Seiten; UnterbrechungsfreieStromversorgung für Sicherheitseinrich-tungen und Anlagensteuerungen

Eine Führung durch das Halbleiterwerk,bei der neben Dipl.-Ing. (FH) SaschaMattern auch Dipl.-Ing. Matt die Studie-renden betreute, veranschaulichte dietechnische Komplexität und Leistungs-fähigkeit des Halbleiterwerks.

Das Beste aus dem Müll machen

Am Donnerstagnachmittag ging es zurBesichtigung des Restmüll-Heizkraft -werks Böblingen (RBB). Hier erläuterteBetriebsingenieur Dipl.-Ing. Hinrichsenim Rahmen eines Vortrags und einesausgiebigen Werksrundgangs Aufbauund Funktion der Anlage, die 1999 inBetrieb gegangen war. Mit einem Durch-satz von rund 150.000 Tonnen Hausmüll,Sperrmüll und Gewerbemüll diene siezur Hälfte der Entsorgung im LandkreisBöblingen; weiter werde Müll der Stadt

Stuttgart sowie der Landkreise Calw undFreudenstadt thermisch behandelt.

Neben der Inertisierung und Volumen-verringerung des Mülls würden je Jahr30 bis 55 Mio. kWh Strom und etwa 120Mio. kWh Fernwärme erzeugt, die derVersorgung von Böblingen und Sindelfin-gen dienten. Als Reststoffe entstündenjährlich etwa 30.000 Tonnen Schlacke,3100 Tonnen Flugstaub und 600 TonnenSole; als weiterverwertbare Produktewürden 2.200 Tonnen Salzsäure und 300Tonnen Gips je Jahr abgegeben.

Der Müll passiere die Bereiche Anliefe-rung und Kontrolle und werde im Müll-bunker durchmischt und gelagert; dieKapazität reiche für den Müll von etwa 5Tagen. In zwei parallelen Linien werdeder Müll jeweils auf einem beweglichenRost bei 850 bis 1100 °C thermisch be-handelt, wobei der Trocknung und Ent-gasung die Verbrennung und der Aus-brand folge; im Mittel weise der Mülleinen Heizwert von etwa 11 MJ/kg auf.Durch die Wahl einer vergleichsweiseniedrigen Frischdampftemperatur vonrund 400 °C lasse sich das Problem derKesselkorrosion begrenzen, doch müsseman sich dabei mit einer geringerenStromerzeugung zufrieden geben.

Die aufwendige Rauchgasreinigungsan-lage bestehe aus mehreren Stufen: Zu-erst würden in einem hochwirksamen

Exkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer NeckarExkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer Neckar

Unter Gelblicht: Photolithographie

1999 in Betrieb gegangen: Das Restmüll-Heizkraftwerk Böblingen (RBB)

Bosch Reutlingen: Fertigung nur in der Ebene 4. Die anderen Ebenen enthal-ten eine Fülle versorgungstechnischer Anlagen.

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Gewebefilter Staub und daran gebunde-ne Schadstoffe wie Schwermetalle, Di-oxine und Furane abgeschieden. Da-nach gelange das Verbrennungsgasnach Abkühlung in einem Wärmeübertra-ger in die zweite - die saure - Waschstu-fe, die aus einem Sprühturm zur Ab-scheidung von Salzsäure und Flußsäurebestehe. Salzsäure könne in einer nach-geschalteten Anlage zu einem verkaufs-fähigen Produkt aufbereitet werden.

In einer dritten Stufe werde eine alkali-sche Wäsche des Rauchgases vorge-nommen, wobei vor allem Schwefelsäu-re mit Kalkmilch zu einer Gipslösung re-agiere, die in einer gesonderten Behand-lungsstufe zu Gips aufbereitet werde. Ineiner vierten Behandlungsstufe - einemAktivkoksreaktor - würden die restlichenSchadstoffspuren aus dem Abgas durchAdsorption entfernt. Der verbrauchteAktivkoks werde dem Müll beigegebenund im Kessel verbrannt.

In der letzten Reinigungsstufe werde dasAbgas - nach einer Wiederaufwärmungin einem Wärmeübertrager - katalytischvon Stickoxiden durch Zugabe von Am-moniakwasser gereinigt.

Mit dieser aufwendigen Technik könntendie strengen deutschen Emissionsgrenz-werte deutlich unterschritten werden.Das Restmüllheizkraftwerk Böblingenzeige, daß die Müllverbrennung in Ver-bindung mit einer technisch anspruchs-vollen Rauchgasreinigungsanlage eineumweltverträgliche und betriebssichereTechnik der thermischen Müllbehand-lung darstelle.

Vielfalt der Systemezur Gebäudewärmeversorgung

Der letzte Tag der Exkursion führte dasSemester VU 4 ins schwäbische Wer-nau: Dort ist die Firma Junkers - eineTochtergesellschaft von Bosch BuderusThermotechnik (BBT) - zu Hause. Jun-kers gehört zu den drei internationalenWärmetechnik-Marken von BBT; dane-ben führt BBT noch mehrere weitere re-gionale Marken wie etwa Worcester inGroßbritannien, Leblanc in Frankreichund IVT (Wärmepumpen) in Schweden.

Nach der Begrüßung durch Marketing-leiter Dipl.-Betr.-Wirt Taut sowie dengastgebenden BBT-SchulungsingenieurDipl.-Ing. (FH) Markus Geiger führteder Weg ins Junkers-Museum. Hierbeschrieb Museumsleiter Michele Strip-poli den Werdegang und das Lebens-werk von Hugo Junkers. Dieser sei zuden bedeutendsten Erfinder- und Wis-senschaftler-Persönlichkeiten Deutsch-lands zu rechnen. Gleichzeitig als Unter-nehmer wirkend, habe er wesentlich zurDurchsetzung des wissenschaftlich-tech-nischen Fortschritts in der Entwicklungs-geschichte der Wirtschaft beigetragenund zugleich sein Handeln an ethischenMaßstäben ausgerichtet.

Hugo Junkers habe erfolgreich auf sounterschiedlichen technischen Gebietenwie der Konstruktion von Gas- undSchwerölmotoren, Raumheizgeräten,Gasbadeöfen, Stahlhäusern, Hallen undHochbauten sowie Metallflugzeugen ge-arbeitet. Zugleich habe er sich als stu-dierter Maschineningenieur auf vielentechnisch-wissenschaftlichen Gebietenwie der Thermodynamik und der Strö-mungstechnik Verdienste erworben; sosei er 1897 zum ordentlichen Professorfür Thermodynamik an die TechnischeHochschule Aachen berufen worden.

Aus dem Strömungskalorimeter - einerseiner vielen Erfindungen - habe Junkersden stehenden Gasbadeofen entwickelt

und unter dem Begriff “Flüssigkeitserhit-zer” zum Patent angemeldet. Damit seiein Grundstein für die Entwicklung undHerstellung von Gasgeräten gelegt wor-den. Zusätzlich habe sich Junkers erfolg-reich als Flugzeugbauer betätigt; davonzeuge noch heute der Typ Junkers Ju 52.

Hierauf folgte eine Werksbesichtigungdurch die Fertigungs- und Montageanla-gen für Gas-Brennwertgeräte, bei der dieStudierenden von den Herren Dipl.-Ing.Brixel und Leukert geführt wurden.

Das Nachmittagsprogramm wurde imSchulungszentrum von Dipl.-Ing. (FH)Markus Geiger gestaltet. Dieser stelltefachkundig und umfassend die gängigenSysteme von BBT Thermotechnik zurWärmeversorgung von Wohngebäudenvor: Gas-Brennwertgeräte, Gas-Heiz -wertgeräte, Systeme der solaren Wär-meversorgung, Erdreich-Wärmepumpenund Pellets-Heizanlagen. Er erläutertehierzu anschaulich und ausführlich diezahlreichen technischen Funktionen undvermittelte den Studierenden ein klaresBild über Einsatzbereiche und Wirt -schaftlichkeit.

Im Anschluß daran bot sich den Studie-renden im wärmetechnischen Labor des

Schulungszentrums die Gelegenheit,Einstellungen an Brennwertgeräten vor-zunehmen sowie wichtige Parametermeßtechnisch zu erfassen. Auch veran-schaulichte der Referent die Funktion ei-ner Anlage zur solaren Trinkwasserer-wärmung und ergänzenden Heizungsun-terstützung sowie einer elektrischenWärmepumpe im praktischen Betrieb.Die Studierenden nutzten die Gelegen-heit, durch vieles Fragen ihr heizungs-technisches Wissen zu vertiefen.

Das Resümmee der Studierenden desSemesters VU 4: Alles in Allem brachtediese Exkursionwoche viel Neues undWissenswertes - und jede Menge hoch-wertige Technik. O

Neues zur Wärmepumpentechnik aus dem Hause BBT

Im Schulungszentrum von Junkers

In der Leitwarte des RBB

Exkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer NeckarExkursion des Semesters VU 4 in der Industrieregion Mittlerer Neckar

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Beim Versorgungstechnik- und Umwelt-technik-Kolloquium an der FHTE wurdeim Sommersemester 2006 - wie bereitsin den vergangenen Jahren - ein breitesSpektrum von Themen der Versorgungs-technik und Umwelttechnik angespro-chen, die allesamt die rasche technischeEntwicklung in diesem Bereich sichtbarmachten. Das hohe Interesse, das Fach-ingenieure und Studierende den Vorträ-gen entgegenbrachten, verdeutlichte dieLebendigkeit des Wissensaustauschszwischen der ingenieurtechnischen Pra-xis und dem Hochschulbereich.

Wirkungsgraderhöhungeneröffnen neuer Heizungspumpen-technik gute Marktaussichten

Den Beginn der Veranstaltungsreihestellte am 22. März 2006 der Vortrag”Effiziente Pumpentechnik als Bau-stein der Energieeinsparung” dar, dervon Dipl.-Ing. Wolfram Meyer aus demHause Biral, einem Schweizer Pumpen-hersteller, gehalten wurde. Der Referent,als Konstruktionsingenieur mitverant-wortlich für die Entwicklung der Hoch-effizienz-Heizungspumpe, gab zunächsteinen Überblick über die unternehmeri-schen Aktivitäten und das Produkten-spektrum von Biral. Hierauf ging er aufEntwicklungen bei Pumpenantrieben ein.

Der Heizungsbereich sei bis vor kurzemvon Pumpen mit Asynchronmaschinen inSpaltrohrtechnik geprägt gewesen, dieals sogenannte Naßläufer bezeichnetwürden. Deren Vorzüge seien Wartungs-freiheit, Langlebigkeit und fast geräusch-loser Betrieb. Das konstruktive Merkmaleines Naßläufers bestehe darin, daß derRotor, der das Laufrad antreibe, im För-dermedium sitze. Die Abgrenzung desFördermediums zum stromführendenStator übernehme ein Spaltrohr aus nichtmagnetisierbarem Edelstahl. Wegen desgroßen Luftspaltes zwischen Stator undRotor seien Naßläuferpumpen durch ei-nen geringen Wirkungsgrad gekenn-zeichnet; dies führe zu einem vergleichs-weise hohen spezifischen Strombedarfund entsprechenden Betriebskosten.

Pumpen mit Asynchronmotoren sowieGleitringdichtung - sog. Trockenläufer -erreichten durch ihren kleineren Luftspaltzwischen Stator und Rotor zwar einenbesseren Wirkungsgrad, fänden jedochwegen der notwendigen Wartung unddes höheren Geräuschniveaus keine Ak-zeptanz im Markt für Wohngebäude.

Vor 1975 hätten drehzahlkonstante An-triebe den Markt bestimmt, dann seiendrehzahlumschaltbare Antriebe einge-führt worden. Ab 1985 sei die stufenloseDrehzahlregelung über externe, ab 1995über interne Signalgeber hinzugekom-men. Mit der Einführung von stufenloselektronisch drehzahlgeregelten Moto-ren an Pumpen mit Asynchronmaschi-nen in Spaltrohrtechnik seit 1985 habeder Energieverbrauch bereits deutlichvermindert werden können. Dies hängedamit zusammen, daß Heizungsanlagen- und damit auch Heizungsumwälzpum-pen - ganz überwiegend im Teillastbe-reich und nur selten im Vollastbereich zubetreiben seien. Der Referent zeigte an-hand eines Druck-Durchfluß- bzw. För-

derhöhen-Durchfluß-Diagramms auf,daß sich bei Teillast der Schnittpunkt vonRohrnetzkennlinie und der Kennlinieeiner nicht drehzahlgeregelten Hei-zungspumpe wegen der Drosselverlusteder Thermostatventile ungünstig in denBereich hoher Druckverluste verschiebe.

Bei stufenlos elektronisch drehzahlgere-gelten Pumpen lasse sich jedoch durchDrehzahlabsenkung ein günstigerer Be-triebspunkt erreichen. Meist werde dabeimit dem gewünschten Differenzdruck alsRegelgröße gearbeitet. Gegenüber dervollen Drehzahl sinke z. B. bei halberDrehzahl im Idealfall der Förderstrom aufdie Hälfte, der Förderdruck auf ein Viertelund der Leistungsbedarf auf ein Achtel.Weil Heizungsanlagen häufig im Teillast-bereich arbeiteten, sei es wichtig, Pum-pen eher mit kleinerer als zu großer Lei-stung zu wählen.

Die Wirkungsgrade von Pumpen mitAsynchronmotoren lägen im Bereichkleiner Leistungsabgabe (unterhalb von100 Watt) bei 7 bis 30 %, Motoren mitLeistungen von 100 W bis 500 W kämenauf Wirkungsgrade von 45 bis 65 %. Ei-ne weitere Wirkungsgradsteigerung kön-ne mit vertretbarem Aufwand bei Asyn-chronmotoren aufgrund der Spaltrohr-motor-Technik jedoch nicht mehr erreichtwerden. Um weitergehende Energie-sparpotentiale zu nutzen, sei bei denElektroantrieben die Entwicklung neuerKonzepte erforderlich gewesen. Im Jahr1994 habe eine Schweizer Studie - aus-gehend von Gesamtwirkungsgraden vonnur 8 bis 10 % bei kleinen Pumpen mitAsynchronmotoren in Spaltrohrtechnik -Verbesserungsmöglichkeiten themati-siert. Als erfolgversprechend wurden vorallem bürstenlose Gleichstromantriebeund Synchronmotoren ausgewiesen.

Bei Biral habe man darauf 20 Kleinpum-pen mit einer Leistungsaufnahme von 20bis 30 W mit den folgenden Merkmalenzur Erprobung in Ein- und Mehrfamilien-häusern gebaut: Durch die Verwendungvon elektronisch commutierten Motoren

Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006

VU-Kolloquium im Sommersemester 2006:Optimierte ingenieurtechnische Lösungen

Martin Dehli

Hocheffizienz-HeizungspumpeDipl.-Ing. Wolfram Meyer und RalfHeimerdinger

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(EC-Motoren) mit Dauermagnet-Rotoraus dem Werkstoff Neodyn sei derStromverbrauch auf etwa ein Viertel ge-senkt worden. Diese Ergebnisse hättenals Grundlage für die Serienproduktionvon neuen Hocheffizienzpumpen ge-dient, die sich teilweise nicht nur in Hei-zungsanlagen, sondern auch in Kaltwas-seranlagen bei Kühlanwendungen ein-setzen ließen.

Die elektronische Regelung sorge dafür,daß die Pumpe ihre Leistung stufenlosden Anforderungen der Anlage anpasseund die Stromaufnahme gering halte.Weitere Energieeinsparungen ergäbensich dank des hohen Wirkungsgrads desEC-Motors sowohl im Teil- als auch imVollastbereich. Die Verwendung von EC-Motoren mit Dauermagnet-Rotoren alsPumpenantriebe (Synchronmotoren) las-se folgende Vorteile erkennen:

- Verringerung der Leistungsaufnahme- Deutlich verbesserter Motorwirkungs-grad im Voll- und Teillastbereich- Verbesserter Hydraulikwirkungsgrad- Senkung des Jahresenergieverbrauchsum bis zu 80 Prozent- Verringerung von Größe und Gewicht

EC-Motoren arbeiteten nach dem folgen-den Prinzip: Der magnetische Fluß imMotor werde durch den Dauermagnetenim Rotor bei Stillstand und bei Drehbe-wegung erzeugt. Die Kraftwirkung ent-

stehe durch Zusammenwirken von mag-netischem Fluß des Dauermagneten unddurch die Bestromung der Wicklung bzw.Wechselwirkung der elektrischen (Stator)und magnetischen Pole (Rotor); dabeitrete eine Anziehung ungleicher Poleauf. Die stetige Drehbewegung werdedurch ein periodisches Umschalten derWicklungsstränge in Abhängigkeit vonder Rotorposition (elektronische Kom-mutierung des Stroms) erreicht. DieDrehzahl bzw. Drehgeschwindigkeit seisynchron zur Umschaltgeschwindigkeitder Wicklungsstränge (Synchronprinzip)und durch einen Umrichter stufenlos re-gelbar. Die Rotorpositionserfassung er-folge mit Hilfe von Sensoren oder mitsensorlosen Verfahren.

Die Spannung (Induktionsprinzip) werdein der Statorwicklung durch den drehen-den Dauermagneten im Rotor in Abhän-gigkeit von der Drehzahl, aber unabhän-gig von der Bestromung erzeugt. DieseEigenschaft sei für unterschiedliche elek-tronische Ansteuerverfahren von Bedeu-tung und werde zur sensorlosen Positi-onserfassung eingesetzt. Die elektroni-sche Kommutierung erfolge über einenUmrichter (Wechselrichter), der sich zwi-schen Netzanschluß und Motor befinde.Erzeugt werde die sinusförmige Bestro-mung zur Geräuschreduzierung übereine Leistungselektronik, die bei moder-nen Antrieben im Motor integriert sei. Eindirekter Netzbetrieb sei - im Gegensatzzur Asynchronmaschine - nicht möglich.

Eine 1995 in der Abteilung Heizung undLüftung der Universität Stuttgart erstellteStudie habe ergeben, daß in Deutsch-land der Stromverbrauch von Heizungs-umwälzpumpen mit bisheriger Technik inWohngebäuden bei etwa 2,5 bis 3,5 Mrd.kWh je Jahr liege. Durch richtige - d. h.nicht zu große - Dimensionierung unddurch Drehzahlregelung seien bis zu 60% Strom einzusparen. Pumpen mit EC-Motoren würden diese Einsparmöglich-keiten noch weiter erhöhen.

Produkte mit höheren Wirkungsgradenund daher geringerem Energieverbrauch

seien meist teurer in der Herstellung unddamit teurer bei der Anschaffung alsherkömmliche Produkte. Die Mehrkostender Pumpenelektronik hätten die Markt-einführung bisher erschwert. Mit der Ver-fügbarkeit von Kompaktumrichtern undverbesserter Leistungs- und Mikroelek-tronik sei die Situation inzwischen deut-lich günstiger. Die EC-Technik verbindehohen Kundennutzen mit einer gutenAmortisationszeit der Mehrkosten, denndie über die Pumpenlebensdauer entste-henden Stromkosten betrügen ein Viel-faches der höheren Anschaffungskosten.

Auf künftige weitere Verbesserungsmög-lichkeiten angesprochen, benannte Dipl.-Ing. Wolfram Meyer Heizungsanlagen-Lösungen, bei denen ein gemeinsamesRegelungskonzept für den Wärmeerzeu-ger und die Heizungspumpe verwirklichtseien. Hierüber lägen im Hause Biral po-sitive Erfahrungen vor; ein Kesselher-steller biete eine solche Lösung bereitsauf dem Markt an.

Energiesparende Kraft-Wärme-Kopplung: Schont die Stadtkasseund die Umwelt

Der zweite Vortrag im Rahmen des VU-Kolloquiums wurde am 7. April 2006 vonDipl.-Ing. (FH) Armin Lewetz, dem Ge-schäftsführer des Heizkraftwerks Würz-burg, beigesteuert, der über das Thema"Erfahrungen mit einem erdgasbefeu-erten GuD-Heizkraftwerk für die kom-munale Energieversorgung" referierte.Der Vortragende verdeutlichte, daß nachder Verwüstung der Stadt durch alliierteBombenangriffe unmittelbar vor Kriegs-ende Würzburg vor der Aufgabe desWiederaufbaus gestanden sei. Dabei ha-

Rohrnetzkennlinien sowie Pumpen-kennlinien im Förderhöhen-Durch-flußdiagramm (oben): Auswirkungder Regelung auf die Leistungsauf-nahme einer Hocheffizienz-Heizungs-pumpe (unten)

EC-Motor einer Hocheffizienz-Pumpe:Mit Wechselstrom wird ein drehendesMagnetfeld erzeugt. Aufgrund der An-ziehungskräfte gegengepolter Mag-neten läuft der Rotor dem Statorfeldsynchron nach.

Energieeinsparungen in Einfamilienhäusern (EFH), Wohnungen (WG) undMehrfamilienhäusern (9-FH; 3-FH) mit der Hocheffizienz-Heizungspumpe

Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006

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be man die Möglichkeit genutzt, Teile derStadt über ein Ferndampfnetz mit Wär-me aus einer Anlage mit energiespa-render Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zuversorgen: 1955 sei das steinkohlebe-feuerte Heizkraftwerk an der Friedens-brücke in Betrieb gegangen, das auf ei-ner Schuttfläche im Mainhafen errichtetworden sei. Nach einer schrittweisen Er-weiterung sei schließlich 1966 ein vierterBlock ans Netz gegangen; der bis 2002280.000 Betriebsstunden erreicht habe;gleichzeitig sei ein über 100 Meter hoherSammelschornstein errichtet worden.

Trotz damals sehr niedriger Strompreisehabe man sich 2002 für den Bau eineserdgasbefeuerten neuen Heizkraftwerksentschieden; hierzu habe das Kraft-Wär-me-Kopplungs-Modernisierungsgesetzbeigetragen, das eine finanzielle Förde-rung von KWK-Anlagen zum Ziel habe.Im Rahmen von Variantenrechnungenhabe sich das Konzept eines Gas- undDampfturbinen(GuD)-Heizkraftwerks alssehr energieeffizient und wirtschaftlicherwiesen. Dabei erreiche die - auch teil-lastfähige - Vorschalt-Gasturbine (Ein-trittsparameter des Verbrennungsgases:1200 oC und 27 bar) eine elektrische Lei-stung von 45 MWe; Über einen Abhitze-Dampferzeuger werde den Abgasen derGasturbine Wärme entzogen und damitFrischdampf mit einer Temperatur von515 oC und einem Druck von 72 bar für

den nachgeschalteten Dampf-Heizkraft-werksprozeß erzeugt; zwei bereits vor-handene Dampfturbinen mit jeweils 23,5MWe elektrischer Leistung könnten da-bei genutzt werden.

Im Vergleich zum bisher betriebenenSteinkohle-Heizkraftwerk weise die neueGuD-Anlage weniger als die Hälfte anCO2-Emissionen auf; die Emissionen anSO2, NOx und Staub seien noch wesent-lich stärker zurückgegangen. Damit seiein lediglich vereinfachtes Genehmi-gungsverfahren erforderlich gewesen.

Von besonderem Interesse waren dieAusführungen von Dipl.-Ing. (FH) Lewetzzur Planung und zum Bau der Anlage:Dabei seien auf den Standort bezogene,sinnvolle Lösungen verwirklicht worden,wobei die Stadtwerke Würzburg sowiedie Würzburger Versorgungs- und Ver-kehrs-GmbH wesentliche planerische

Aufgaben selbst übernommen hätten.Dies habe zu erheblichen Kostenerspar-nissen geführt. Weiter habe die kurzeBauzeit von rund 17 Monaten entschei-dend zur Kostenersparnis beigetragen.Durch die gelungene optische Integra-tion der GuD-Anlage in den Stadtbereichsowie durch die erzielten Umweltentla-stungen sei eine gute Akzeptanz der An-lage bei den Würzburger Bürgern er-reicht worden.

Die Konzeption des GuD-Heizkraftwerksermögliche es den Stadtwerken Würz-burg, in verstärktem Ausmaß Eigenstromzu erzeugen; darüber hinaus könnten imRahmen der liberalisierten Energiewirt-schaft aktiv die Möglichkeiten des Strom-handels bei der zusätzlichen Strombe-schaffung sowie bei der Weiterveräuße-rung ergänzend erzeugten Stroms ge-nutzt werden. Im Sinne einer wirtschaft-lichen Optimierung könnten die Stadt-werke auch die - mit dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz geschaffenen - För-derungsmöglichkeiten sowie die Bedin-gungen des Handels mit Emissionszerti-fikaten in ihre Optimierungsstrategien miteinbeziehen.

Der Vortragende zeigte dabei anhandzahlreicher aktueller Beispiele auf, daßStadtwerke durchaus - im Gegensatz zumanchen Auffassungen nach der Libe-ralisierung der Stromwirtschaft 1998 -durch den optimalen Einsatz ihrer Be-triebsmittel eine eigenständige Unter-nehmenspolitik zu betreiben und dabeidie vorhandenen Spielräume zugunsteneiner wirtschaftlichen Unternehmensfüh-rung zu nutzen in der Lage seien.

Komponenten des Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Heizkraftwerks Würzburg

Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006

Dipl.-Ing. Armin Lewetz

Einbau des Abhitze-Dampferzeugers

Gasturbine mit 45 MW elektrischerLeistung

Gas- und Dampfturbinen-Prozeß

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Ein starkes StückKraftwerkstechnik

Im dritten Vortrag des VU-Kolloquiumsreferierte am 3. Mai 2006 Dr.-Ing. Matt-hias Meierer, Betriebsleiter des Groß-kraftwerks Mannheim (GKM), zum The-ma "Kraftwerks- und Umweltschutz-technik im Großkraftwerk Mannheim".Das Unternehmen, das den Kraftwerks-gesellschaften der Rheinisch-Westfäli-schen Elektrizitätswerk AG (RWE) undder Energie Baden-Württemberg AG(EnBW) sowie dem Mannheimer Ver-sorgungsunternehmen MVV RHE AGgehöre, bestehe bereits seit 85 Jahren.

Das Unternehmen habe seither immerwieder technische Meilensteine gesetzt -so etwa 1928, als das erste Hochdruck-Kraftwerk Deutschlands mit einemFrischdampfzustand von 100 bar und470 oC in Betrieb gegangen sei. InKriegszeiten habe ein kohlegefeuertesunterirdisches Bunkerkraftwerk Strom er-zeugt. 1959 habe man vom GKM aus dieFernwärmeversorgung Mannheims auf-genommen und seither stetig ausgebaut:Heute verfüge die Region Mannheim -Heidelberg über das viertgrößte Fern-wärmenetz in Deutschland; damit könnehier die energiesparende und umwelt-schonende gekoppelte Erzeugung vonStrom und Wärme in großem Umfanggenutzt werden.

Die Silhouette des unmittelbar am Rheingelegenen Kraftwerksstandorts sei durchacht Blöcke geprägt. Hiervon stehe inden Blöcken 3, 4, 6, 7 und 8 eine elektri-sche Leistung von insgesamt 1675 Me-gawatt (MW) zur Verfügung; die Blöcke1, 2 und 5 seien stillgelegt. 1485 MWseien für die öffentliche Versorgung miteiner Frequenz von 50 Hertz, 190 MWfür die Bahnstromversorgung mit 16,67Hertz ausgelegt. Die Fernwärmeleistungbelaufe sich auf 1240 MW; hiervon ent-fielen 1000 MW auf Heizwasser und 240MW auf Ferndampf.

Im Jahr 2005 habe das GKM 9,53 Mil-liarden kWh (Mrd. kWh) Strom erzeugt;dies entspreche etwa 2 % der Strom-erzeugung in Deutschland. Hiervon sei-en 8,65 Mrd. kWh ins öffentliche Netz

und 0,88 Mrd. kWh ins Bahnstromnetzgegangen. Zusätzlich habe das GKM2,84 Mrd. kWh Fernwärme abgegeben,wovon 2,78 Mrd. kWh Heizwasser und0,06 Mrd. kWh Ferndampf gewesen sei-en. Die elektrische Höchstlast habe 1540Megawatt (MW), die Fernwärme-Höchst-last 976 MW betragen. An Brennstoffenseien 2005 insgesamt 2,88 MillionenTonnen Steinkohleeinheiten (Mio. t SKE)eingesetzt worden, wozu mit 2,84 Mio. tSKE Steinkohle zu fast 99 % beigetragenhabe; jeweils 0,02 Mio. t SKE seien alsErdgas sowie Heizöl eingesetzt worden. Lieferanten der Steinkohle seien zu 20 %der deutsche Bergbau und zu 80 % Län-der wie Südafrika, Rußland, Kolumbien,Australien und Indonesien. Der Brenn-stoffausnutzungsgrad habe sich 2005auf 46,6 % belaufen.

Im liberalisierten Strommarkt seien nichtnur die Stromversorgungsunternehmenselbst, sondern auch die Kraftwerke imWettbewerb. Damit erfordere der Kraft-werksbetrieb die konsequente Nutzungaller Kostensenkungsmöglichkeiten. ImGKM werde eine Kilowattstunde Strom

zu rund 0,03 € erzeugt; dies sei ange-sichts der hochwirksamen Umwelt-schutzmaßnahmen (Rauchgasentstau-bung, -entstickung und -entschwefelung)sehr günstig. Dazu trage nicht zuletzt diegute Auslastung der Kraftwerksblöckebei: Im Jahr 2005 seien Block 7 mit 8302,Block 8 mit 8059, Block 4 mit 6224 undBlock 3 mit 6038 Vollast-Betriebsstunden(von 8760 Stunden des Jahres) umfas-send genutzt worden.

Der Einsatz der Kraftwerksblöcke erfolgeentsprechend der aktuellen, stündlichunterschiedlichen Stromnachfrage, wo-bei die Anforderungen in den Netzen derdrei Eigentümergesellschaften des GKMausschlaggebend seien; ebenfalls vonBedeutung sei die aktuelle Stromnach-frage im Stromhandel für Strom unter-

schiedlicher Charakteristik, die sich inden Preisen an der Leipziger Börse EEXwiderspiegle.

Entscheidend für die Möglichkeit derFernwärmeabgabe sei die Nachfragenach Fernwärme in Industrie und Haus-halten. Hier sei seit rund 50 Jahren einestetige Zunahme zu verzeichnen: Von1959 bis 2005 habe der Umfang derFernwärmelieferungn von 0,25 auf 2,84Mrd. kWh erhöht werden können. Sowürden inzwischen über 55 % der Mann-heimer Haushalte mit Fernwärme ver-sorgt. Die durch die Kraft-Wärme-Kopp-lung eingesparten Mengen des klima-wirksamen Gases Kohlendioxid betrü-gen je Jahr etwa 0,3 Mio. Tonnen CO2.

Im folgenden erläuterte Dr. Meierer denDampfkraftprozeß, der die Grundlageder Stromerzeugung darstelle, sowie dasPrinzip der energiesparenden gekoppel-ten Erzeugung von Strom und Wärme(Kraft-Wärme-Kopplung). Als Besonder-heit weise der Kraftwerksstandort Mann-heim eine 20-bar-Dampfsammelschieneauf. Diese werde mit - in Hochdruckturbi-

Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006

Dr.-Ing. Matthias Meierer

Strom- und Fernwärmeerzeugung im Block 8 des Großkraftwerks Mannheim

Die Blöcke 7 und 8 des Großkraft-werks Mannheim

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nen zur Stromerzeugung bereits teil-weise abgearbeitetem - Dampf aus denKraftwerksblöcken versorgt und speiseihrerseits weitere Turbinen zur Konden-sationsstromerzeugung sowie die Netzefür Fernheizwasssr und Ferndampf.

Weiter ging Dr. Meierer auf die Anlagen-techniken zur Entstaubung, Entstickungund Entschwefelung von Rauchgasenein. Deren Wirksamkeit belegte er mitden folgenden Zahlen: Zwischen 1985und 2005 seien - bei einer Steigerungder Stromerzeugung auf etwa das An-derthalbfache - die jährlichen Emissio-nen des GKM bei Staub von 500 auf 100Tonnen, bei Stickoxiden von 8800 auf1500 Tonnen und bei Schwefeldioxid von8900 auf 800 Tonnen zurückgegangen.Anhand von Stoffbilanzen unterstrich derReferent die Bedeutung der installiertenRauchgasreinigungstechniken für denUmweltschutz in der Region Mannheim.

Weiter beschrieb der Vortragende den -in den Jahren 2004 und 2005 erfolgten -Umbau des Blocks 6 des GKM von derBrennstoffbasis Erdgas auf Steinkohle inden Jahren 2004 und 2005. Mit etwa 100Mio. € habe der Investitionsaufwandrund ein Drittel der Kosten für eine Neu-anlage betragen.

Abschließend skizzierte der Referent diePlanungen für den Ersatz der 1966 bzw.1970 in Betrieb gegangenen Blöcke 3und 4: Zwischen etwa 2012 und 2015trete ein neuer Block 9 an deren Stelle.Infolge verbesserter Wirkungsgraderechne man mit weiteren Verminderun-gen bei den Kohlendioxid-Emissionen,die sich dann auf insgesamt 0,5 Mio.Tonnen CO2 je Jahr belaufen dürften.

Wachsende Bedeutungder Reinraumtechnik

Im vierten Vortrag des VU-Kolloquiumsberichtete am 10. Mai 2006 Dipl.-Ing.Thomas von Kahlden , Geschäftsführerder Firma Contamination Control Instru-ments GmbH (CCI), über das Thema"Reinraumtechnik - ein Sondergebietder Versorgungstechnik". Zu Beginnbenannte der Vortragende die Betäti-gungsfelder von CCI: Hierzu gehörten

neben speziellen, auf die Reinraumtech-nik bezogenen Dienstleistungen die Strö-mungsvisualisierung, die Partikelmes-sung, die Herstellung von sterilisierba-rem Werkzeug sowie das Monitoring vonReinräumen.

Darauf hob der Referent die wachsendeBedeutung der Reinraumtechnik hervor,die bei der Fertigung insbesondere derfolgenden Produkte angewandt werde:Elektronikkomponenten (z. B. Halbleiterund Leiterplatten), pharmazeutische Pro-dukte, Lebensmittel, Produkte der Gen-technik und Bioverfahrenstechnik, Kom-ponenten der Mikromechanik, Bauteilemit Oberflächenbeschichtungen, Bautei-le der Raumfahrttechnik, der Kraftfahr-zeugtechnik, der Lackiertechnik sowieder Glastechnik.

Die Reinraumtechnik umfasse alle Tech-niken zur Herstellung eines Produkts ge-mäß der geforderten “Sauberkeits-Anfor-derungen”. Hierzu gehörten vor allem dieLüftungs- und Klimatechnik, die Filtra-tionstechnik in Luft, Prozeßgasen undProzeßflüssigkeiten, die Verfügbarkeitder notwendigen Prozeßmedien, die Be-herrschung von Prozessen unter saube-ren Bedingungen, Vakuum-, Naß- undTemperaturprozesse, das Personal (u. a.hinsichtlich Verhalten und Kleidung inReinräumen), die Ausrüstung (Equip-ment) mit der entsprechenden Rein-raumtauglichkeit, die Reinigung und dieWartung der Reinräume und der Ausrü-stung. Hierzu seien entsprechende An-forderungsprofile zu erarbeiten.

Der Referent machte auf eine Reihe vonNormen hierzu aufmerksam: Die DIN ENISO 14644 beziehe sich auf Reinräumeund zugehörige Reinraumbereiche und

sei wie folgt gegliedert: Klassifizierungder Luftreinheit; Festlegungen zur Prü-fung und Übereinstimmung mit ISO14644-1; Prüfverfahren; Planung, Aus-führung und Erstinbetriebnahme; Be-trieb; Begriffe; SD-Module (Reinlufthau-ben, Handschuhboxen, Isolatoren, Mini-environments); Klassifikation luftgetrage-ner molekularer Kontamination.

Hinsichtlich der notwendigen Raumluft-technischen Anlagen sei die DIN 18379zu nennen, wobei Kapitel 2 (Stoffe undBauteile wie Ventilatoren, Wärmeerzeu-ger, Luftkühler, Luftfilter, RLT-Zentralge-räte, Luftleitungen, MSR-Technik, Kälte-anlagen und Wärmepumpen) hervorzu-heben sei; zudem habe in Kapitel 3 derAbschnitt 3.5 (Abnahmeprüfung nachDIN EN 12599) Bedeutung. Bei der EN12599 gehe es um Prüf- und Meßverfah-ren für die Übergabe eingebauter raum-lufttechnischer Anlagen, wobei Vollstän-digkeitsprüfungen, Funktionsprüfungen,Funktionsmessungen und Sondermes-sungen von Belang seien.

Häufig werde das Reinheitsklassendia-gramm nach ISO 14644-1 zugrunde ge-legt, bei dem die Partikelkonzentrationder Luft als Funktion der Partikelgrößeerfaßt sei und die ISO-Klassen 1 bis 9ausgewiesen seien. In der pharmazeuti-schen Reinraumtechnik richte man sichdagegen nach der maximal zugelasse-nen Partikelzahl je m3 Luft, wobei eineEinteilung nach den Klassen A bis D er-folge. Dipl.-Ing. von Kahlden machte aufweitere Normen aufmerksam - u. a. aufdie DIN EN 1822, in der die Filterklassi-fikation festgelegt sei.Komponenten der Reinraumtechnik

Dipl.-Ing. Thomas von Kahlden

Grenzwerte für die Pharmazeutik

Reinheitsklassen nach ISO 14644-1

Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006

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Im folgenden wurde auf technische Aus-führungsbeispiele von Reinraumanlagenund Reinraumkomponenten aufmerk-sam gemacht, wobei u. a. zwischenReinräumen mit turbulenter Mischlüftungund mit turbulenzarmer Verdrängungs-strömung unterschieden wurde. Anhandvon Beispielen aus den Arbeitsfelderndes Referenten wurde die Vielfalt tech-nischer Lösungen deutlich: so z. B. Fil-ter-Ventilator-Einheiten (Filter Fan UnitsFFU), Deckenmodule mit integrierterLeuchte, Schleusen, Reinräume inte-griert in eine “Saubere” Halle, LF-Einheitüber einer Abfüllanlage, Reinräume mithorizontaler Strömung, Einhausungenvon Fertigungsgeräten.

Weiter wies der Vortragende auf Maß-nahmen der Qualifizierung hin, wobeinach Designqualifizierung, Installations-qualifizierung, Funktionsqualifizierungund Leistungsqualifizierung unterschie-den werde. In ISO 14644-3 seien Testshierzu empfohlen. Beispiele dazu seiendie Erfassung von Druckverläufen, dieDifferenzdruckprüfung, die Messung vonLuftgeschwindigkeiten an Luftauslässen,Lecktests an endständigen Filtern, Scan-verfahren am Filterrand, die Strömungs-visualisierung sowie die Messung deszeitlichen Verlaufs von Partikelkonzen-trationen bei der Wiedergewinnung derFunktionsfähigkeit eines Reinraumsnach einer Störung. Weiter sei die Siche-rung und Überprüfung der erforderlichenReinstwasserqualität wesentlich.

Abschließend verdeutlichte der Vortra-gende, daß die Reinraumtechnik eineVielzahl von Technologen umfasse, diebereits weit entwickelt seien. Die Anfor-derungen an die Lüftungs- und Klima-technik seien hoch; von Kundenseitewerde das Anforderungsniveau je nach

Erfordernis auch künftig weiter steigen.Deshalb sei eine konsequente Weiter-entwicklung der Reinraumtechnik erfor-derlich, wobei auch der Aus- und Weiter-bildung in diesem Bereich besondereAufmerksamkeit zukomme.

Für technische Berechnungen von Bedeutung:Die Computeralgebra-Simulation

Im fünften Vortrag des VU-Kolloquiumswidmete sich am 17. Mai 2006 Prof. Dr.-Ing. Dietmar Krieg von der Fakultät fürVersorgungstechnik und Umwelttechnikder FHTE dem Thema "Computeralge-bra-Simulation in der Reinraumtech-nik". Er unterstrich mit seinen Ausfüh-rungen die Bedeutung, die numerischeVerfahren inzwischen in der Versor-gungstechnik erlangt haben.

Zunächst verwies der Referent auf dieWortwurzel der Bezeichnung “Algebra”:Diese gehe auf den orientalischen Ma-thematiker Al-Khuwarizmi zurück, der um820 gelebt habe. Auch der Begriff Algo-rithmus (Rechenvorschrift) sei als “Rech-nen nach Art des Algorithmi” mit dessenNamen verbunden.

Der Referent stellte die Entwicklung derRechentechnik an Beispielen dar: Wäh-rend bei der Darstellung von Zahlzeichenbeispielsweise durch die Ägypter ledig-lich Addition und Subtraktion möglich ge-wesen seien, sei mit der römischen Zah-lenschreibweise, bei der die Position desZeichens dessen Wert bestimme, dieMultiplikation als mehrfache Additionmöglich geworden. Ein weiterer umwäl-zender Prozeß sei die Erfindung des De-zimalsystems gewesen: Die Multiplikati-on mit der Zahl 10 ergebe sich durch einVerschieben des Kommas um eine Stellenach links. Ein weiterer Schritt sei die“prostaphairetische Methode” gewesen,bei der die Multiplikation mittels trigono-metrischer Beziehungen auf eine Addi-tion zurückgeführt werde. Noch grundle-gender sei die Erfindung des Logarith-mus gewesen, mit dessen Hilfe sich mitdem Rechenschieber die Multiplikationals eine Addition von “logarithmischenStrecken” darstellen lasse.

Die Entwicklung habe sodann zu mecha-nischen Rechenmaschinen geführt, dieeine Automatisierung zeitaufwendigerBerechnungen mit Hilfe der Feinmecha-nik ermöglicht hätten. Die erste Compu-tergeneration, die sich auf Relais undRöhren gestützt habe, habe sodann einefortschreitende Automatisierung durchElektrik gebracht. Die Erfindung des

Transistors und weiterer elektronischerBauelemente habe die zweite Computer-generation und die Taschenrechner er-möglicht. Schließlich sei als weitererSchritt die Mikroelektronik zu nennen,die zu schnellen Personalcomputern mitgroßen Hauptspeichern geführt habe.

Am Beispiel der Lösung von kubischenGleichungen verdeutlichte Dr. Krieg, wel-che Rechenerleichterungen und Erweite-rungen der Möglichkeiten die Computer-algebra eröffne: Der bisherige Weg zurLösung einer mit vorgegebenen Zahlen-werten spezifizierten kubischen Glei-chung habe eine Substitution erforderlichgemacht, um zu einer numerischen Lö-sung zu kommen. Mit leistungsfähigenComputeralgebra-Programmen wie “Ma-thematica” und “Maple” lasse sich nun-mehr eine allgemeine Lösung von kubi-schen Gleichungen angeben; die nume-rische Lösung gewinne man durch Ein-setzen konkreter Zahlenwerte in die ana-lytische Lösung.

Viele technische Probleme ließen sichjedoch nicht auf so einfache Fragestel-lungen wie etwa die Ermittlung von Zah-lenwert-Lösungen von kubischen Glei-chungen zurückführen. Nicht selten sei-en zum Beispiel die Lösungsfunktionenvon Differentialgleichungen gesucht, mitdenen etwa der zeitliche Verlauf vonphysikalischen Größen dargestellt wer-de. Noch anspruchsvoller sei die Suchenach einer Funktion f, mit der eine Inte-gralgleichung erfüllt werden müsse. Spä-testens hierbei sollte über den Einsatzeines Computer-Algebra-Systems nach-gedacht werden.

Im folgenden führte Prof. Dr.-Ing. Kriegmit Hilfe des Programms “Mathematica”die Bedienung eines Computer-Algebra-Systems “in Echtzeit” vor. InhaltlicheSchwerpunkte waren dabei die Verein-fachung großer mathematischer Aus-drücke mit der Bedienfunktion “Simplify”,die allgemeine Lösung von Polynomen

Prof. Dr.-Ing. Dietmar Krieg

Nebelgenerator zur Strömungsvisua-lisierung

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vierten Grades, das Lösen von linearenGleichungssystemen, die Matrizenrech-nung, die Lösung von gewöhnlichen Dif-ferentialgleichungen unter Verwendungvon Anfangswerten (Anfangswertprob-lem), die Bestimmung von Grenzwertenund die Behandlung von Reihenentwick-lungen. Weitere Inhalte bezogen sich z.B. auch auf die Laplace-Transformation.

Im folgenden erläuterte der Vortragendeanhand von zwei Beispielen die Bedeu-tung der Computeralgebra-Simulation fürdie Reinraumtechnik: Im ersten Beispielwurde die Berechnung der Partikelkon-zentration im turbulenten Reinraum auf-gezeigt: Zunächst sei die Aufstellung derPartikelbilanz von Belang, wobei sich diezeitliche Änderung der Partikelanzahl alsDifferenz zwischen zugeführten und ab-geführten Partikeln, ergänzt um die imReinraum erzeugten Partikel, ergebe.Nach Einführung des Luftwechsels alsweiterer Größe könne das Problem aufeine einfache Differentialgleichung zu-rückgeführt werden; bei deren Lösungsei der Anfangswert der Partikelkonzen-tration zum Zeitpunkt null hilfreich (An-fangswertproblem). Mit fortschreitenderZeit nähere sich die Partikelkonzentra-tion im Raum einem festen Grenzwert,durch den der stationäre Betrieb imReinraum beschrieben werde. Mit dembeschriebenen Ansatz lasse sich auchder Umluftbetrieb im Reinraum darstel-len. Damit sei nicht nur die Dimensionie-rung der Anlage entsprechend der sta-tionären Lösung möglich, sondern erlau-be zudem die Analyse von instationärenVorgängen. Als Szenario beschrieb derVortragende den Fall, daß der Umluft-ventilator bei laufender Produktion aus-falle und damit die erforderliche Rein-raumklasse nicht mehr gehalten werdenkönne. Durch Auflösen der gefundenenLösung der Differentialgleichung nach

der Zeit könne die Erholungsdauer desReinraums - also die Zeit von der Repa-ratur bis zur Wiederherstellung der ur-sprünglichen Reinraumqualität - berech-net werden.

In einem zweiten Beispiel aus der Rein-raumtechnik beschrieb der Referent dieAuslegung der Doppelbodenhöhe sowiedie Festlegung des Perforationsgradesdes Bodens eines Reinraums bei turbu-lenzarmer Verdrängungsströmung. We-sentlich sei die Erfassung der techni-schen Problemstellung durch eine inge-nieurmäßige Skizze, um die physikali-sche Modellierung klarer werden zu las-sen. Mit Hilfe der Kontinuitätsgleichungin einem geschickt festgelegten Kontroll-volumen im Doppelboden, der Erfassungdes Druckabfalls und der Anwendungder Bernoulli-Gleichung auf einen Strom-faden gelinge die Aufstellung der erfor-derlichen nichtlinearen Differentialglei-chung 1. Ordnung.

Deren Lösung sei in einem aufwendigenVerfahren “von Hand” mit Hilfe einer ge-schickt gewählten Substitution, Variab-lenseparation und Integration möglich.Weniger zeitaufwendig sei dagegen dieLösung mit Hilfe der Computeralgebra-Simulation: Durch eine Substitution ge-lange man zu einer vereinfachten Diffe-rentialgleichung; dabei sei eine “schöne-re” Lösung bzw. überhaupt erst eine al-gebraische Lösung möglich. Der gewon-nene formelmäßige Zusammenhang zei-ge, daß der Druckabfall im Doppelbodennicht zu gering sein dürfe und die Dop-pelbodenhöhe nicht zu niedrig zu wählensei; dies sei die Voraussetzung für einensinnvollen Betrieb des Reinraums.

Zusammenfassend hob Dr. Krieg hervor,daß die Computeralgebrasimulation heu-

te am Beginn der industriellen Nutzungstehe; sie ermögliche die Beschreibungkomplexer physikalischer Zusammen-hänge und könne für die systematischeProduktentwicklung interessant sein.Computeralgebrasysteme seien bereitsauf Standard-PC sehr leistungsfähig.Zwar sei die Bedienbarkeit der Systemeetwas gewöhnungsbedürftig, doch deutesich die Weiterentwicklung der graphi-schen Benutzeroberflächen an. Zur sinn-vollen Anwendung von Computeralge-brasystemen seien fundierte Mathema-tik- und Physikkenntnisse unerläßlich.

Regenerative Energien:Brauchen den Rückhaltvorhandener Energiestrukturen

Beim sechsten Vortrag des VU-Kolloqui-ums referierte am 21. Juni 2006 Prof. Dr.Joachim Grawe, der leitende Funktio-nen in mehreren Ministerien innehatte,Geschäftsführer eines international täti-gen Unternehmens in der Energiepla-nung war, darauf langjähriger Hauptge-schäftsführer der Vereinigung DeutscherElektrizitätswerke (VDEW) war und heu-te der Internet-Plattform “Energie-Fak-ten” vorsteht, über das Thema "Diekünftige Energieversorgung und dieRolle der regenerativen Energien".

Dabei gab er zu Beginn eine Übersichtüber die Herausforderungen, die bei derkünftigen Energieversorgung zu lösensind, und machte auf Fragen der Versor-gungssicherheit, des Umweltschutzessowie der Änderung des Weltklimas auf-merksam. Darauf ging er auf die gegen-wärtigen Verknappungs- bzw. Teue-rungserscheinungen bei Mineralölpro-dukten und bei Erdgas ein: Die Preisstei-gerungen bei Rohöl hingen nicht nur miteiner erhöhten Ölnachfrage in China undIndien zusammen, sondern auch mit ei-nem ungenügenden Ausbau von Förder-kapazitäten, der seine Ursache in Ver-staatlichungen der Ölindustrie in einerReihe von Förderländern bei gleichzeiti-ger Einnahmenabschöpfung und zu ge-ringen Reinvestitionen habe.

Berechnung der Partikelkonzentra-tion im Reinraum

Berechnung zur Auslegung der Dop-pelbodenhöhe eines Reinraums

Aufstellung der Differentialgleichungzur Auslegung der Doppelbodenhöhe

Partikelkonzentration beim Umluftbe-trieb Prof. Dr. Joachim Grawe

Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006

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Als die wichtigste Öl- und Erdgas-För-derregion benannte er den Nahen undMittleren Osten einschließlich der Staa-ten rund um das Kaspische Meer; hierspreche man von der “Strategischen En-ergie-Ellipse”, die angesichts der im Win-ter 2005/06 aufgekommenen Zweifel ander Verläßlichkeit russischer Energielie-ferungen besondere Bedeutung erlange.Er verdeutlichte, daß Änderungen in denEnergiestrukturen auch den Erfordernis-sen der Wirtschaftlichkeit gerecht wer-den müßten: “wirtschaftlich” bedeute zu-gleich auch “effizient”. Neben der Siche-rung der Energieversorgung sei die effi-ziente Energienutzung gleichrangig.

Hierauf ging der Vortragende auf mögli-che Entwicklungen bei der Energiever-sorgung in Deutschland bis zum Jahr2020 ein. Dabei skizzierte er die erwart-baren Beiträge der fossilen EnergienMineralöl, Erdgas, Stein- und Braun-kohle, die auch künftig den Hauptteil derPrimärenergieversorgung zu tragen hät-ten. Durch die Weiterentwicklung saube-rer Kohletechniken - langfristig u. U. ein-schließlich einer CO2-Abscheidung -könne es gelingen, der auch auf langeSicht ausreichend verfügbaren Kohle ih-ren Platz zu sichern. Weiter verwies erauf die energiewirtschaftlichen, ökologi-schen und wirtschaftlichen Folgen despolitischen Verzichts auf die Kernener-gienutzung, der eine erhebliche Zunah-me der CO2-Emissionen bewirke undsich zudem zu einer Kapitalvernichtungvon nahezu 100 Mrd. Euro aufsummiere.

Im Hauptteil seines Vortrags konzentrier-te sich Prof. Dr. Grawe ausführlich aufdie gegenwärtige und künftige Rolle derregenerativen Energien in Deutschland.In einer differenzierenden Darstellungsprach er die unterschiedlichen Arten derNutzung von regenerativen Energien wieWasserkraft, Windenergie, Biomasse,Geothermie und Sonnenenergie an. Da-bei legte er überzeugend dar, daß derenPotentiale und Wirtschaftlichkeit sehr un-terschiedlich zu beurteilen seien, daß de-ren mengenmäßige Beiträge gegenwär-tig in einer ganzen Reihe von Bereichenvon Subventionierungen in unterschied-licher Höhe abhingen, und daß derenNutzung nicht ohne den Rückhalt durchdie "konventionellen" Energieversor-gungsstrukturen möglich sei.

Da die regenerativen Energien ein hohesMaß an öffentlicher Zustimmung erfüh-ren, werde die politische Förderpraxis imRahmen des Erneuerbare-Energien-Ge-setzes (EEG) sehr großzügig gehand-habt. Deren künftig weiter wachsendeBeiträge führten zugleich zu einem stei-genden Subventionierungsumfang. Des-halb sei mittelfristig die jetzige Förder-praxis zu überdenken; bei den künftigunumgänglichen Einschnitten in den För-derumfang würden sich diejenigen rege-nerativen Energien durchsetzen, derenNutzung tatsächlich sinnvoll sei. InDeutschland sei von 2000 bis 2005 derBeitrag der regenerativen Energien (oh-ne Müll) zur Primärenergieversorgungvon 3 % auf 4,6 % und zur Stromerzeu-gung von 7 % auf 10 % gestiegen; weite-re Beiträge entfielen auf die Wärmever-sorgung und auf den Kraftstoffbereich.

Der Beitrag der Wasserkraft sei weitge-hend ausgeschöpft; mit Ausnahme vonErneuerungsinvestitionen bei Altanlagenseien keine größeren Vorhaben inDeutschland verwirklichbar. Dagegenkönne man mit Fug und Recht von einemSiegeszug der Windenergienutzung inDeutschland sprechen: Inzwischen ar-beiteten über 60.00 Anlagen mit einerGesamtleistung von rund 19.000 Mega-watt (MW). Allerdings stoße die landge-stützte Windkraftnutzung inzwischen aufStandortgrenzen. Beträchtliche Erweite-

rungsmöglichkeiten zeichneten sichkünftig mit seegestützten Windkraftparksab. Weil die Windenergie nur in gerin-gem Umfang eine gesicherte Leistungdarstelle, müßten zur Leistungssiche-rung konventionelle Kraftwerke vorge-halten werden. Daneben sei ein Netz-ausbau erforderlich, da der Windenergie-nutzung in Norddeutschland ein Wachs-tum des Strombedarfs vor allem in Süd-deutschland gegenüberstehe.

Die photovoltaische Stromerzeugungfasziniere Ingenieure wie Bürger glei-chermaßen: Sie erlaube die Nutzungnicht nur der direkten, sondern auch derdiffusen Sonnenstrahlung, arbeite lautlosund komme ohne bewegte Teile aus. Be-grenzte Wirkungsgrade, geringe Jahres-vollast-Benutzungsstunden und hohespezifische Investitionskosten seien je-doch eine so schwere Hypothek, daßsich die Photovoltaik in Deutschland nurkleine Nischen innerhalb der gesamtenEnergieversorgung erschließen könne.

Die Biomasse eröffne ein weites Feldtechnischer Nutzungsmöglichkeiten: En-ergiepflanzen sowie organische Neben-produkte, Rückstände und Abfälle ließensich auf technisch sehr unterschiedli-chen Wegen in feste, flüssige oder gas-förmige Energieträger umwandeln, diefür die Wärmeversorgung, für die Erzeu-gung mechanischer bzw. elektrischerEnergie oder auch für eine weitere stoff-liche Nutzung verwendet werden könn-ten. Die Beispiele der Erzeugung undNutzung von Holzpellets zur Wärmeer-zeugung, der Einsatz von Biogasanlagen

Erdgasförderung in der Nordsee

Windenergie: Eine Erfolgsgeschichte

Solarthermie und Photovoltaik

Häusliche Wärmeversorgung ausBiomasse und Solarenergie

Politisch motiviert: Verzicht auf dieKernenergie

Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006Versorgungstechnik- und Umwelttechnik-Kolloquium im Sommersemester 2006

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sowie die Nutzung von Rapsölmethyl-ester als Dieselkraftstoff bzw. von Ethyl-alkohol als Benzinersatz verdeutlichtendie Vielseitigkeit von Biomasse; im Ge-gensatz zu Windenergie und Photovol-taik sei Biomasse zudem einfach spei-cherbar. Auch habe sich Rest- bzw. Alt-holz sowie Biomasse in Form von Müllzur Stromerzeugung bewährt. Solle derBiomasseeinsatz erhöht werden, seienBiomasseeinfuhren - z. B. Holzimporte -unumgänglich. Reserviert zeigte sich derVortragende hinsichtlich der Nutzungvon Getreide zu Energiezwecken, solan-ge Ernährungsfragen weltweit noch nichtbefriedigend gelöst seien.

Weiter streifte der Referent die Geother-mie: Hier stehe man - von der Nutzungörtlicher geothermischer Anomalien ab-gesehen - am Anfang; Fragen der Wirt-schaftlichkeit seien häufig nicht gelöst.Als erfolgreiche Technik der Geothermie-nutzung hätten sich Wärmepumpen er-wiesen, die Erdsonden zur Erdreichent-wärmung nutzten. Allgemein würde dieWärmepumpentechnik in Deutschland -im Gegensatz etwa zu Staaten wie derSchweiz, Österreich und Schweden -noch unterschätzt; hier erwarte er künftigeine wesentlich stärkere Nutzung.

Abschließend bewertete Dr. Grawe dieverschiedenen regenerativen Energienanhand der Kriterien Wirtschaftlichkeit,Rohstoffverbrauch und Emissionen überden gesamten Zyklus von Herstellung,Nutzung und Entsorgung der dafür er-forderlichen Techniken. Damit verdeut-lichte er die teilweise sehr großen Unter-schiede, die sich hierbei ergeben. O

Versorgungstechnik- undUmwelttechnik-Kolloquiumim Wintersemester 2006/07

Auch im Wintersemester 2006/07 findenan der FHTE wieder sechs Veranstal-tungen im Rahmen des "VU-Kolloqui-ums" statt. Die Referenten beschreibenneue Entwicklungen in ihren Tätigkeits-feldern, zeigen Verbindungen zwischenunterschiedlichen Arbeitsgebieten in In-dustrie, Wirtschaft sowie Hochschule aufund geben der technisch-wissenschaftli-chen Diskussion Impulse. Dies sind dieeinzelnen Vorträge:

Mittwoch, 11. Oktober 2006:

Sozialkompetenz im Berufsumfelddes IngenieursDipl.-Ing. Harald Zieger, ehem. SiemensBuilding Technologies

Mittwoch, 25. Oktober 2006:

Moderne Feuerungs- und Kesseltech-nik bei der thermischen Abfallbehand-lungDipl.-Ing. Norbert Eickhoff, Handlungs-bevollmächtigter, Martin GmbH

Mittwoch, 8. November 2006:

Nutzung von Biomasse zur Strom-und Wärmeerzeugung in SüdostasienDr.-Ing. Dipl.-Phys. Helmut Körber, Ge-schäftsführer, APC GmbH

Mittwoch, 29. November 2006:

Energiesparende Regelstrategien inder Prozeßluft- und RaumlufttechnikDipl.-Ing. Wolfgang Schäfer, MenergaEnergiesysteme

Mittwoch, 13. Dezember 2006:

Kohlendioxid als künftiges Kältemittel- Anforderungen und EntwicklungenDipl.-Ing. (FH) Michael Hendriks, BitzerKühlmaschinenbau GmbH

Mittwoch, 17. Januar 2007:

Energieeinsparverordnung und Ener-giepaß - Entwicklungen bei der Ge-bäudewärmeversorgungProf. Dr.-Ing. Fritz Schmidt, Bereichslei-ter Forschung und Entwicklung, ennova-tis GmbH

Die Vorträge finden um 17.30 Uhr imGebäude 8, Hörsaal S 8.008, am Stand-ort Stadtmitte der Fachhochschule Ess-lingen (FHTE), Hochschule für Technik,statt. O

Tag der offenen Tür:Studieninteressenteninformierten sich

Wie jedes Jahr stellte sich die FHTEauch im Frühjahr 2006 den Studieninter-essenten vor. Am 20. Mai gab es für dieinteressierte Öffentlichkeit einiges zusehen: Am Standort Esslingen Stadtmittesowie im Hochschulzentrum standenProfs und Mitarbeiter der FHTE Redeund Antwort.

Manche Studieninteressenten schauteneinfach mal so vorbei, andere wußtenschon ganz genau, welcher von den fast20 Studiengängen der FHTE der Stu-diengang ihrer Wahl werden würde.Auch die Versorgungstechnik und Um-welttechnik zeigte sich bestens aufge-stellt, um am Infostand und in den La-bors auf die vielen Fragen der Studien-interessenten einzugehen. Und auchneue, noch ungewohnte Themen wieetwa der - von der Bildungspolitik vorge-schriebene - Übergang auf die Abschluß-grade “Bachelor” und “Master” wurdenangesprochen. O

Wärmepumpen: Bisher unterschätzt Weiterbildung am Tag der offenen Tür

Infos satt am VU-Stand

Wachsender Markt für Holzpellets

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