w i e g e g o s s en einstellungssacheeinstellungssache RoadBIKE erklärt, welche Punkte die...

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10|2012 roadbike.de 43 42 roadbike.de 10|2012 TEXT | FELIX KRAKOW EINSTELLUNGSSACHE RoadBIKE erklärt, welche Punkte die Symbiose zwischen Mensch und Maschine besonders stark beeinflussen. 1 Sattel und Sattelstütze Die perfekte Sitzposition hängt wesentlich von der Sitzhöhe sowie vertikaler Position und Neigung des Sattels ab. Der zu hohe und zu stark nach vorne geneigte Sattel ist einer der beliebtesten Fehler bei der Rennrad-Einstellung. Wichtig: Die Sattelbreite sollte zur Anatomie des jweiligen Fahrers passen, sonst kön- nen Sitzbeschwerden auftreten. 2 Cockpit Höhe, Länge und Winkel des Vorbaus, Breite, Typ und Neigung des Lenkers, dazu die Position der Schalthebel: An keiner Stelle des Rennrades können so viele Variablen verändert werden, wie hier. Die Breite des Lenkers sollte dem Abstand der Schultergelenke entsprechen. Auch Form und Biegung des Lenkers müs- sen beachtet werden. Der Winkel des Vorbaus beeinflusst die Höhendiffe- renz zwischen Lenker und Sattel (Sattelüberhöhung). Diese hängt von Körperbau, Beweglichkeit und Sport- lertyp ab. Bei Hobbysportlern bewegt sie sich meist zwischen 4 und 8 cm, bei Profis kann sie auch mal 12 cm betragen. Achtung: Ein zu langer Vor- bau führt zu einer zu stark gestreck- ten Sitzposition, ist er zu kurz, sitzt der Sportler zu gedrungen. 3 Kurbel und Schuhplatten Die Kurbellänge – standard- mäßig im Bereich zwischen 170 und 175 mm – ist abhängig von Schritt- länge und Fahrstil. Ihr Einfluss auf die Sitzposition ist allerdings gering. Wer hohe Trittfrequenzen bevorzugt, wählt eher eine etwas kürzere Kurbel. Wer hingegen lieber schwerere Gänge tritt, greift zu einer längeren Version. Die richtige Wahl und Einstellung der Pedalplatten (Cleats) ist wichtig für einen ergonomischen und gesunden Tritt. Auch der Radschuh sollte zur Anatomie des Sportlers passen. Selbst so mancher teure Radschuh hat kein richtiges Fußbett. Mittlerwei- le gibt es aber diverse individuell an- gepasste Einlagen, die gezielt für Radschuhe entwickelt wurden, zum Beispiel von Solestar oder Winsole. 4 Knie Das Verbindungsgelenk zwi- schen Ober- und Unterschenkel ist die vielleicht neuralgischste Stelle des Radsportlers. Denn obwohl das Radfahren per se eine knieschonen- de Sportart darstellt, zwickt es hier oft. Neben einer Überlastung liegt die Ursache dabei in der Regel in einer falschen Sitzposition. Idealerweise sollte sich das Knie von vorn be- trachtet möglichst in einer senkrech- ten Linie bewegen, ohne große seitli- che Bewegung. Maßgebend dafür ist, neben der richtigen Sattelhöhe und richtig eingestellten Pedalplatten, die vertikale Sattelposition. Der Sattel ist perfekt eingestellt, wenn der Schien- beinkopf bei waagerecht nach vorn gestellter Kurbel rund 1 Zentimeter hinter der Pedalachse steht. 5 Becken und Rücken In der idealen Position sollte der Rücken möglichst gerade bleiben – und zwar in allen Lenkerpositionen. Dazu ist ein flexibles Hüftgelenk wichtig, um das Becken kippen zu können. Bei vielen Sportlern kippt der Rücken jedoch erst im Bereich des Lendenwirbels ab. Dies führt häufig zu Rückenbeschwerden. Hier können gezielte Stabilisierungs- und Dehnungsübungen Abhilfe schaffen beziehungsweise präventiv wirken. Bei deutlichem Muskelzuwachs oder nennenswerter Verbesserung der Fle- xibilität muss auch die Sitzposition wieder angepasst werden – zum Bei- spiel über einen flacheren Vorbau. 6 Arme und Kopf Der Kopf und speziell der Na- cken sollten nicht zu stark über- streckt sein. Wesentlichen Einfluss darauf hat die Sattelüberhöhung. Ei- ne Rolle spielt auch der Schulterwin- kel. Sitzt der Fahrer zu gedrungen, kompakt auf dem Rad, treten oft Ver- krampfungen im Schulterbereich auf. Die Arme selbst sollten nicht zu stark durchgestreckt sein. Generell sollte nur ein kleiner Teil des Körperge- wichts auf den Armen liegen, da die Nerven an den Händen sonst über- mäßig belastet werden. 2 3 4 1 6 ie richtige Sitzposition ist der Schlüssel zu Spaß und Erfolg auf dem Rennrad!“ Sagt Reto Schoch – und der muss es wissen. Schließlich hat er gerade das härteste Radrennen der Welt gewonnen – das Race Across America (RAAM). Rund 185 Stunden verbrachte der Schweizer fast pausenlos auf dem Rad. Er weiß: Nur wer perfekt im Sattel sitzt, fühlt sich langfristig wohl auf dem Renner – und kann die Kraft voll entfalten. Doch es ist nicht nur das. „Eine falsche Sitzposition kann auch körperliche Beschwerden verur- sachen“, erklärt der Sportwissenschaftler Andreas Bruch vom Radlabor München. Wer perfekt sitzen will, muss sich und sein Rad kennen. Also die wesentlichen Körpermaße, die optimale Sattelhöhe und mehr. Ein erster Schritt: Sich selbst ver- messen. Im Kasten auf Seite 44 zeigt Road- BIKE, wie es geht, und wie sich daraus et- wa die passende Rahmengrößen und die richtige Sattelhöhe ableiten lassen. Professionelle Hilfe Doch wer wirklich perfekt auf dem Rad sit- zen will, der sollte sich von Experten unter- stützen lassen. So wie Max Weber: „Ich fahre jetzt stundenlang völlig beschwerde- frei und mit Spaß – und auch mit mehr D Kraft. Das war wirklich erstklassig investiertes Geld“, schwärmt der Hobbysportler nach seiner Sitzpositionsanalyse. Aber worauf kommt es dabei an? RoadBIKE beantwortet die wichtigsten Fragen: Wer braucht eine Sitzpositionsanalyse? Im Prinzip empfiehlt sie sich für jeden Radsportler. Dabei lassen sich vier Gruppen hervorheben: Profis und ambitionierte Sportler, die in erster Linie ihre Leistung optimieren wollen. Sabrina Kral a n g e g o s s e n S i t z t w i e Die perfekte Sitzposition 5 Wenn Sie richtig auf dem Rennrad sitzen, haben Sie mehr Kraft und deutlich mehr Spaß. RoadBIKE gibt die wichtigsten Tipps und zeigt, wo Sie sich professionell vermes- sen lassen können. Sitzposition

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10|2012 • roadbike.de 4342 roadbike.de • 10|2012

TexT | Felix KraKow

einstellungssacheRoadBIKE erklärt, welche Punkte die Symbiose zwischen Mensch und Maschine besonders stark beeinflussen.

1 sattel und sattelstütze Die perfekte Sitzposition

hängt wesentlich von der Sitzhöhe sowie vertikaler Position und Neigung des Sattels ab. Der zu hohe und zu stark nach vorne geneigte Sattel ist einer der beliebtesten Fehler bei der Rennrad-einstellung. Wichtig: Die Sattelbreite sollte zur Anatomie des jweiligen Fahrers passen, sonst kön-nen Sitzbeschwerden auftreten.

2 cockpit Höhe, Länge und Winkel des

Vorbaus, Breite, Typ und Neigung des Lenkers, dazu die Position der Schalthebel: An keiner Stelle des Rennrades können so viele Variablen verändert werden, wie hier. Die Breite des Lenkers sollte dem Abstand der Schultergelenke entsprechen. Auch Form und Biegung des Lenkers müs-sen beachtet werden. Der Winkel des Vorbaus beeinflusst die Höhendiffe-renz zwischen Lenker und Sattel (Sattelüberhöhung). Diese hängt von Körperbau, Beweglichkeit und Sport-lertyp ab. Bei Hobbysportlern bewegt sie sich meist zwischen 4 und 8 cm, bei Profis kann sie auch mal 12 cm betragen. Achtung: ein zu langer Vor-bau führt zu einer zu stark gestreck-ten Sitzposition, ist er zu kurz, sitzt der Sportler zu gedrungen.

3 Kurbel und schuhplatten Die Kurbellänge – standard-

mäßig im Bereich zwischen 170 und 175 mm – ist abhängig von Schritt-länge und Fahrstil. Ihr einfluss auf die Sitzposition ist allerdings gering. Wer hohe Trittfrequenzen bevorzugt, wählt eher eine etwas kürzere Kurbel. Wer hingegen lieber schwerere Gänge tritt, greift zu einer längeren Version. Die richtige Wahl und einstellung der Pedalplatten (Cleats) ist wichtig für einen ergonomischen und gesunden Tritt. Auch der Radschuh sollte zur Anatomie des Sportlers passen. Selbst so mancher teure Radschuh hat kein richtiges Fußbett. Mittlerwei-le gibt es aber diverse individuell an-gepasste einlagen, die gezielt für Radschuhe entwickelt wurden, zum Beispiel von Solestar oder Winsole.

4 Knie Das Verbindungsgelenk zwi-

schen Ober- und Unterschenkel ist die vielleicht neuralgischste Stelle des Radsportlers. Denn obwohl das Radfahren per se eine knieschonen-de Sportart darstellt, zwickt es hier oft. Neben einer Überlastung liegt die Ursache dabei in der Regel in einer falschen Sitzposition. Idealerweise sollte sich das Knie von vorn be-trachtet möglichst in einer senkrech-ten Linie bewegen, ohne große seitli-che Bewegung. Maßgebend dafür ist, neben der richtigen Sattelhöhe und richtig eingestellten Pedalplatten, die vertikale Sattelposition. Der Sattel ist perfekt eingestellt, wenn der Schien-beinkopf bei waagerecht nach vorn gestellter Kurbel rund 1 Zentimeter hinter der Pedalachse steht.

5 Becken und rücken In der idealen Position sollte

der Rücken möglichst gerade bleiben – und zwar in allen Lenkerpositionen. Dazu ist ein flexibles Hüftgelenk wichtig, um das Becken kippen zu können. Bei vielen Sportlern kippt der Rücken jedoch erst im Bereich des Lendenwirbels ab. Dies führt häufig zu Rückenbeschwerden. Hier können gezielte Stabilisierungs- und Dehnungsübungen Abhilfe schaffen beziehungsweise präventiv wirken. Bei deutlichem Muskelzuwachs oder nennenswerter Verbesserung der Fle-xibilität muss auch die Sitzposition wieder angepasst werden – zum Bei-spiel über einen flacheren Vorbau.

6 arme und KopfDer Kopf und speziell der Na-

cken sollten nicht zu stark über-streckt sein. Wesentlichen einfluss darauf hat die Sattelüberhöhung. ei-ne Rolle spielt auch der Schulterwin-kel. Sitzt der Fahrer zu gedrungen, kompakt auf dem Rad, treten oft Ver-krampfungen im Schulterbereich auf. Die Arme selbst sollten nicht zu stark durchgestreckt sein. Generell sollte nur ein kleiner Teil des Körperge-wichts auf den Armen liegen, da die Nerven an den Händen sonst über-mäßig belastet werden.

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ie richtige Sitzposition ist der Schlüssel zu Spaß und Erfolg auf dem Rennrad!“ Sagt Reto Schoch

– und der muss es wissen. Schließlich hat er gerade das härteste Radrennen der Welt gewonnen – das Race Across America (RAAM). Rund 185 Stunden verbrachte der Schweizer fast pausenlos auf dem Rad. Er weiß: Nur wer perfekt im Sattel sitzt, fühlt sich langfristig wohl auf dem Renner – und

kann die Kraft voll entfalten. Doch es ist nicht nur das. „Eine falsche Sitzposition kann auch körperliche Beschwerden verur-sachen“, erklärt der Sportwissenschaftler Andreas Bruch vom Radlabor München.

Wer perfekt sitzen will, muss sich und sein Rad kennen. Also die wesentlichen Körpermaße, die optimale Sattelhöhe und mehr. Ein erster Schritt: Sich selbst ver-messen. Im Kasten auf Seite 44 zeigt Road-

BIKE, wie es geht, und wie sich daraus et-wa die passende Rahmengrößen und die richtige Sattelhöhe ableiten lassen.

Professionelle Hilfe Doch wer wirklich perfekt auf dem Rad sit-zen will, der sollte sich von Experten unter-stützen lassen. So wie Max Weber: „Ich fahre jetzt stundenlang völlig beschwerde-frei und mit Spaß – und auch mit mehr

D Kraft. Das war wirklich erstklassig investiertes Geld“, schwärmt der Hobbysportler nach seiner Sitzpositionsanalyse. Aber worauf kommt es dabei an? RoadBIKE beantwortet die wichtigsten Fragen: wer braucht eine sitzpositionsanalyse?Im Prinzip empfiehlt sie sich für jeden Radsportler. Dabei lassen sich vier Gruppen hervorheben: ➊ Profis und ambitionierte Sportler, die in erster Linie ihre Leistung optimieren wollen.

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Die perfekte sitzposition

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Wenn Sie richtig auf dem Rennrad sitzen, haben Sie mehr Kraft und deutlich mehr Spaß. RoadBIKe gibt die wichtigsten Tipps und zeigt, wo Sie sich professionell vermes-sen lassen können.

sitzposition

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44 roadbike.de • 10|2012

➋ Radsportler mit körperlichen Beschwer-den, etwa Schmerzen an Knie oder Rü-cken, die endlich wieder mehrere Stunden schmerzfrei im Sattel sitzen möchten. ➌ Hobbysportler, die sich ein großes Ziel setzen und es perfekt vorbereitet in Angriff nehmen wollen – etwa einen Alpencross. ➍ Sportler, die ihre Sitzposition an ihr neues Rad anpassen wollen oder den Kauf eines neuen Rennrades planen. was kostet die analyse und wie lange dauert sie?Das hängt vom Umfang ab. Einfache Vermessungen mitsamt Anpassung eines Rades gibt es für unter 100 Euro. In der Regel werden für umfassende Analysen zwischen 100 und 200 Euro fällig – wobei es auch deutlich teurer und intensiver geht. Zeitlich sollten etwa zwei Stunden (plus Anfahrt) eingeplant werden. Die Anpas-sung weiterer Räder fällt meist günstiger aus. Für Triathlon- oder Zeitfahrräder wer-den oft ein paar Euro mehr fällig. wie läuft die analyse ab?Jeder Anbieter geht die Sache etwas anders an. Grundlegend unterteilt sie sich aber ty-pischerweise in folgende Phasen.➊ Interview: Zunächst werden der sport-liche Hintergrund des Kunden sowie etwa-ige körperliche Besonderheiten oder Be-schwerden besprochen.➋ Untersuchung: Hier werden die kör-perlichen Voraussetzungen des Kunden überprüft, etwa seine Beweglichkeit.➌ Vermessung: Der Fahrer und sein Rennrad werden vermessen.➍ Vorher-Analyse: Auf einer Trainingsrol-le fährt der Sportler einige Minuten in ge-wohnter Position auf seinem Rad, während der Vermesser Sitzposition und Bewe-gungsabläufe überprüft.➎ Anpassung: Auf Basis der gesammelten Daten und Erkenntnisse werden das Rad und gegebenenfalls die Schuhplatten auf den Sportler angepasst.➏ Nachher-Analyse: Es wird überprüft, ob die Anpassungen die gewünschte Wir-kung zeigen. Ist dies nicht der Fall, wird die Anpassung weiter verfeinert.➐ Ergebnis: Nach der Prozedur hat der Sportler ein perfekt auf seine Bedürfnisse eingestelltes Rennrad. Zudem erhält er ei-ne Übersicht der relevanten Werte. So kann etwa das Zweitrad zu Hause auch perfekt eingestellt werden. Auch beim Kauf eines neuen Rennrades helfen die Daten.➑ Kontrolle: Viele Vermesser bieten einige Wochen nach der Analyse eine günstige oder sogar kostenfreie Kontrollanalyse an.

welche analyse-Methoden gibt es?Die Vermessung erfolgt je nach Anbieter und Paket nach Augenmaß, Videoanalyse oder der Retül-Analyse, bei der das Modell des Körpers per Kamera auf einen Compu-ter übertragen wird. Aber: Ein versierter

Vermesser sollte auch mit dem bloßen Au-ge erkennen, worauf es ankommt. Anbieter wie Gebiomized nutzen ergänzend Druck- oder Leistungsmessungen, um zu visuali-sieren, wie stark der Körper belastet wird.

worauf sollte man bei der wahl des anbieters achten?Vor allem sollte der Anbieter sich mit der Thematik wirklich auskennen. „Es gibt im-

mer mehr Leute, die sagen ‚Ich mach auch Sitzpositionsanalyse‘, dabei braucht man eine fundierte Ausbildung “, erklärt Jens Machacek. Der gelernte Orthopädietechni-ker ist einer der Vermessungs-Pioniere in Deutschland. Einen guten Anbieter er-

kennt man etwa daran, dass er auf individuelle Bedürf-nisse und körperli-che Voraussetzun-gen des Kunden eingeht – und nicht nur stumpf Formeln ableitet. Bei der Orientierung hilft

die große Marktübersicht ab Seite 46.

was bringt das ganze am ende?Viel Komfort, weniger Schmerzen und or-dentlich Druck aufs Pedal. Deshalb ist sich auch Reto Schoch sicher, dass die perfekte Haltung eine große Rolle bei seinem RAAM-Erfolg gespielt hat: „Sonst hätte ich definitiv mehr Probleme gehabt – und viel-leicht auch nicht gewonnen.“ RB

„Ohne die perfekte Sitzposition hätte ich beim Race Across America definitiv mehr körperliche Probleme gehabt.“Reto Schoch, Sieger des Race Across America 2012

1. schrittlänge Stellen Sie sich barfuß mit ge-streckten Beinen an eine Wand, schieben ein Buch in den Schritt und messen vom Boden bis zur Oberkante des Buchs.

s cm

2. KörperlängeDie Körperlänge wird vom Bo-den bis zu der kleinen, v-för-migen einbuchtung am Brust-bein (Solarplexus) gemessen. Stehen Sie aufrecht und mit gestreckten Beinen.

K cm

3. ruMpFlängeZur ermittlung der Rumpflänge ziehen Sie den Messwert Ihrer Schrittlänge vom Messwert der Körperlänge ab.

r = K – s cm

4. arMlängeHalten Sie einen Stift in der Faust, strecken den Arm waag-recht aus. Messen Sie vom Stift in der Faust bis zu der kleinen Aushöhlung oben auf der Schulter.

a cm

a

K

r

s

selBst Misst Der raDFahrerKleines Bike-Fitting-ABC für zu Hause: So ermitteln Sie die wichtigen Körpermaße selbst und leiten daraus Sattelhöhe und Co. ab.

2 RAHMEnMASSE 3 SAttElHöHE

1 KöRPERMASSEermitteln Sie zu Beginn Ihre Körpermaße – am besten mit einem netten Helfer. Stellen Sie sich ohne Schuhe aufrecht an eine gera-de Wand, und lassen Sie jedes Maß mehrfach nehmen. Tragen Sie den jeweiligen Mittelwert dann unten ein.

Mit den in Schritt 1 erhobenen Körpermaßen errechnen Sie jetzt, welche Maße der für Ihre Statur ideale Renner haben sollte. Vergleichen Sie diese Werte mit den Real-werten Ihres Rennrades, damit Sie wissen, wo Sie gege-benenfalls nachjustieren sollten.

Die Sattel- oder Sitzhöhe ist die absolute Basis der idealen Sitzposition. Sie entschei-det über einen runden Tritt und effiziente Kraftübertragung. Nur wenn sie optimiert ist, können alle anderen Maße am Rad von die-ser Position ausgehend angepasst werden. Das Bein sollte am unteren Kurbeltotpunkt nahezu gestreckt sein. Sitzen Sie nicht zu hoch, weil so das Becken nicht ruhig bleibt. eine zu niedrige Sattelhöhe lässt dagegen Kraft verpuffen. errechnet wird die Sattelhö-he mit folgender Formel. Schauen Sie dar-auf, ob Ihr Pedalsystem die Sattelhöhe be-einflusst (Herstellerangaben beachten).

sh = s x 0,885 = cm

1. rahMenhöheBeachten Sie: es handelt sich dabei um die echte Rah-menhöhe, also das Maß von der Tretlagermitte bis zum Schnittpunkt eines waagrechten Oberrohrs mit der Sat-telstütze – Rahmen mit abfallendem Oberrohr sind oft als kleinere Rahmenhöhen angegeben.

rh = s x 0,66 = cm

2. oBerrohrlängeDie Oberrohrlänge ist das entscheidende Maß für die ideale Sitzposition. entscheiden Sie sich zuerst für eine der rechts genannten Posi-tionen H und errechnen dann die ideale Oberrohr-länge OR – die waagrecht vom Steuerrohr zur Sattel-stütze gemessen wird.

h =

o = ( r + a ) x h – V = cm

3. VorBaulängeMit der Körperlänge des Fahrers wächst die Vorbaulänge. Orientieren Sie sich an dieser Tabelle. Mit dem Vorbau gleichen Sie zudem die Oberrohrlänge an Ihren Idealwert an.

V = cm

sh

KuRSKoRREKtuRDer unterschied zwischen schlechter und guter Position ist mit bloßem Auge sichtbar.

Vorh

er/n

achh

er

Vorher ein beliebter Fehler ist die zu große Sattelüberhöhung, also zu hoher Sattel und zu niedriger Lenker. Das ist nicht nur unbe-quem, es ist auf Dauer auch keine effiziente Druckübertragung aufs Pedal mehr möglich.nachher Vorbau hoch, Sattel runter, und schon sitzt der Sportler wesentlich komfor-tabler im Sattel, auch auf langen Touren. Gleichzeitig kann er die Hebel seines Körpers wieder optimal einsetzen – und so die volle Kraft auf die Straße bringen.

Sitzpositions-Index h Touren-Position 0,52

sportliche Haltung 0,53

Race-Haltung 0,54

Rahmenhöhe (cm)≥ 52≥ 55≥ 58≥ 61

Vorbaulänge (cm)8

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Sabr

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cycleFitDie Bensheimer setzen auf 3-D-Computeranimationen.

geBioMizeDKombination von Videoanalyse und Druckmessung.

retül ist die Besonderheit an der Cyclefit-Vermessung. Ähnlich wie bei der entwick-lung von Computerspielen werden die Bewegungen des Sportlers in eine 3-D-Computeranimation über-tragen. ein Vorteil: Die Kör-perwinkel können während der Bewegung gemessen

werden statt im Stillstand oder am Video-Standbild. In Zusammenarbeit mit Mo- tionlogic bietet Cyclefit zu-dem individuelle einlagen.Methode: Retül-Analyse, Wattmessung, Satteldruck-messung. Berühmte Kunden: Marco Pinotti, Michael Rogers

Druckmessung war lange das Spezialgebiet der Münsteraner. Gebiomized, entstanden aus der Sport-wissenschaft der Uni Müns-ter, bietet etwa individuelle Sättel oder einlagen – und beliefert viele Händler und Anbieter mit den entspre-chenden Analyse-Systemen.

Methode: Die Sitzposition wird per Augenmaß und Vi-deo auf dem Rollentrainer analysiert und je nach Pa-ket um Druckmessungen am Sattel und im Schuh er-gänzt. Auch eine Tritttech- nikanalyse wird angeboten. Berühmte Kunden: Fabian Wegmann, Reto Schoch

PAkete und PreIseProfessionelle Radeinstellung ➜ 200 euro Einstellung weiteres Rad ➜ 120–150 euro Anschlussanalyse nach 6 Monaten

➜ 100 euro Professionelle Vermessung auf Fitmaster–Trainer

➜ 250 euro Pedalkraft- und Technikanalyse ➜ 85 eurostAndorteDas Cyclefit-Team bietet seine Leistungen in ➜ Bensheim (bei Darmstadt) sowie im Frühjahr in port de alcudia auf der Balearen-insel Mallorca.kontAkttelefon: 01 76-63 21 04 99 e-Mail: [email protected]: www.cyclefit.de

PAkete und PreIseBikefitting classic ➜ 139 euro Bikefitting basic ➜ 159 euroBikefitting pro ➜ 199 euro Bikefitting expert ➜ 299 euro Kaufberatung Traumrad ➜ 99 euroDruckmessungen für Sattel oder Schuhe auch gesondert.stAndortDie Gebiomized-experten bietet die Bikefitting-Pakete in ih-rem concept-lab in ➜ Münster. Viele Gebiomized-Händler bieten zudem Druckmessungen für Sattel und Schuhe.kontAkttelefon: 02 51-98 72 435 e-Mail: [email protected]: www.wefityourbike.de

MachaceK FittingZeit für den Kunden lautet das Motto von Jens Machacek.

seit 1994 beschäftigt sich Jens Machacek mit dem Thema Radbiometrie. So gilt der ausgebildete Ortho-pädietechniker nicht von ungefähr als einer der Pio-niere auf diesem Gebiet in Deutschland. Mittlerweile bietet er auch selbst entwi-ckelte einlagen unter der

Marke Winsole an. Methode: Per Videoanalyse werden Tritttechnik sowie Körperhaltung unter die Lu-pe genommen. Messsohlen zeigen die Druckverteilung im Schuh sowie zwischen linkem und rechtem Bein. Berühmte Kunden: Maxi-milian Levy, Patrick Gretsch

PAkete und PreIseKomplettanalyse ➜ 159 euro Kontrollanalyse ➜ 89 euroAnpassung für jedes weitere Rad ➜ 49 euro Patentierte Rad-schuherhöhungen ➜ 25–35 euro Radschuhanpassungen ➜ nach Aufwand Zudem werden individuell angepasste Schuheinla-gen der eigenmarke Winsole angeboten.stAndorteJens Machacek bietet seine Dienste in ➜ Bad soden, geln-hausen, auf der Kanaren-insel lanzarote und bald in trier.kontAkttelefon: 01 76-23 90 51 24e-Mail: [email protected]: www.machacek-fitting.com

raDlaBorDas Radlabor vermisst per hauseigenem Bikescanner.

Das volle programm bietet das Radlabor seinen Kun-den: Von der Leistungsdia-gnostik über persönliche Trainingsplanung bis hin zu Vorträgen und eben der Sitzpositionsanalyse. Methode: Sportler und Rennrad werden mit dem eigens vom Radlabor entwi-

ckelten Bikescanner per La-ser vermessen. Die Analyse auf dem Rad erfolgt dann, je nach Paket, nach Augen-maß oder mit Videounter-stützung. Zudem wird optio-nal auch der Druck auf dem Sattel gemessen. Berühmte Kunden: Jan Ullrich, John Degenkolb

PAkete und PreIseSitzposition Basic ➜ 95 euroSitzposition Medium ➜ 155 euro Sitzposition Pro ➜ 270 euro Sitzposition Expert ➜ 400 euroOptional: Satteldruckanalyse, Pedalkraftanalyse.stAndorteDas Radlabor bietet seine Leistungen in ➜ Frankfurt, Freiburg und München.kontAkttelefon: 07 61-45 87 60-5 e-Mail: [email protected]: www.radlabor.de

raDschlossJörg Brummer kombiniert 3-D-Videos mit Druckmessungen.

Qualität statt Quantität – mit dieser Devise vermisst Jörg Brummer seine Kunden. Dazu arbeitet er, wie auch viele seiner Mitbewerber, in-tensiv mit Physiotherapeuten und Orthopäden zusammen. Methode: Brummer setzt auf die Retül-Analyse, bei der die Bewegungen des Sport-lers in eine Computersoft-ware übersetzt werden. er-gänzt werden die so gewon-nenen erkenntnisse durch Druckanalysen.

PAkete und PreIseKomplette Vermessung ➜ 239 euro beinhaltet Sitzpositionsanpassung, Sattel- und Fußdruckanalyse, Schuhplatteneinstellung, Video-dokumentation, Folgeanalyse.Dynamische Satteldruckmessung ➜

49 euro stAndortBrummer vermisst in seinem Shop in ➜ abenberg (bei nürnberg). kontAkttelefon: 0 91 78-99 84 76 e-Mail: [email protected] internet: www.bikeimperium.de

raDsport BuchstallerFritz Buchstaller setzt vor allem auf seine Augen und Hände.

triathlon ist die Domäne von Fritz Buchstaller, der in Deutschland fast schon als so etwas wie ein Guru der Radsportler-Vermessung gilt. Methode: Fritz Buchstaller analysiert den Sportler per Augenmaß und misst dann die Körperwinkel von Hand. Zudem nutzt er die Sattel-druckmessung und Fuß-druckmessung, um weitere erkenntnisse über seine Kun-den zu gewinnen. Berühmte Kunden: Faris al Sultan, Timo Bracht

PAkete und PreIseVermessung für Rennrad, Mountain-bike und Trekkingrad ➜ 150 euro Vermessung für Triathlonrad ➜ 180 euro Ohne Fußdruckmessung ➜ 30 euro weniger Im Preis inbegriffen ist eine Satteldruckmessung.stAndortFritz Buchstaller vermisst seine Kunden nur wenige Kilometer vom Triathlon-Mekka Roth entfernt in

➜ hilpoltstein (bei nürnberg).kontAkttelefon: 0 91 74-23 96Mail: [email protected]: radsport-buchstaller.de

specializeDMit BG-Fit bietet der Radhersteller Bike-Fitting im großen Stil.

Body geometry Fit nennt der US-Hersteller von Fahr-rädern und Zubehör sein breit angelegtes Programm zur optimalen Sitzposition. Allein in Deutschland bieten rund 85 Händler BG-Fit an. Methode: BG-Fit kombiniert eine dynamische Analyse per Augenmaß mit der Video-analyse. Auch die individu-ellen körperlichen Vorausset-zungen werden überprüft. Berühmte Kunden: Levi Leip-heimer, Ina-Yoko Teutenberg

PAkete und PreIseDas Leistungsspektrum hängt jeweils von dem einzelnen Händler ab. in der Regel wird eine umfassende Analyse durchgeführt, es gibt aber auch ein einfacheres Paket. Abge-rechnet wird meist nach Stunden.

➜ ab ca. 120 euro stAndorterund 84 händler in Deutschland bieten BG-Fit an. Zu finden über die Händlersuche auf

➜ www.specialized.com/de kontAktinternet: www.specialized.com/de

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