WACHSTUM FÜR ALLE Rainer Neske 15 Kultur der Langfristfinanzierung – Grundlage eines soliden...
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Wofür wi r Wachstum brauchen und was d ie F inanzwir tschaf t dafür le is ten kann
Jahrbuch 2015
WACHSTUM FÜR ALLE
Ordentliche Mitglieder
Fördermitglieder
Stand: Februar 2015
WIR STEHEN FÜR DEN FINANZPLATZ FRANKFURT
I N SE L N DE R AU F M E R K SA M K EI T
K o m p e t e n z n e t z w e r k
V e r s i c h e r u n g s w i r t s c h a f t
F r a n k F u r t M a i n F i n a n c e2
FRANKFURT MAIN FINANCEMIT EINER STIMME FÜR DEUTSCHLANDS FÜHRENDEN FINANZPLATZ
Frankfurt Main Finance ist die Stimme des Finanzplatzes Frankfurt.
Zu den mehr als 40 Mitgliedern zählen neben dem Land Hessen die
Städte Frankfurt am Main und eschborn, zahlreiche namhafte Fi
nanzmarktakteure und ihre Dienstleister, sowie private und öffent
liche Hochschulen. Sie alle bringen mit ihrer Mitgliedschaft ihre enge
Verbundenheit mit dem Finanzplatz sowie ihren Willen zum aus
druck, Frankfurt am Main effektiv als nationales und internationales
Finanzzentrum ersten ranges zu positionieren.
Gegründet im august 2008, hat Frankfurt Main Finance in den ver
gangenen Jahren viel erreicht. So unterstützt der Finanzplatz verein
lokale Dienstleister darin, internationale Geschäftsbe ziehungen auf
zubauen und gibt umgekehrt dem Finanzplatz ein Gesicht – bei
spielsweise gegenüber Delegationen unserer kooperations partner
Busan, istanbul, Moskau und Peking. Darüber hinaus wurde auf ini
tiative des Vereins die Gründung des Frankfurter instituts für risiko
management und regulierung (FirM) vorangetrieben, das sich auf
seinem Feld in kurzer Zeit als renommierte instanz für Forschung
und ausbildung etabliert hat.
ein wesentliches instrument für die Vermarktung des Finanzplatzes
ist der Frankfurt Finance Summit, ein kongress, den Frankfurt Main
Finance und FirM seit März 2011 gemeinsam ausrichten und der
sich von Beginn an als treffpunkt der weltweiten risiko und regu
lierungscommunity etabliert hat. Hier kommen einmal im Jahr no
tenbankgouverneure, regulierer, Vertreter der aufsichtsbehörden,
Finanzpolitiker, Wissenschaftler und Praktiker zusammen, um sich
über aktuelle Fragen der Finanzmarktstabilität auszutauschen. insbe
sondere mit dieser Veranstaltung haben es beide Partner geschafft,
Frankfurts Bedeutung als Zentrum für Finanzmarktstabilität und Ban
kenregulierung in der eurozone zu unterstreichen. Der Frankfurt Fi
nance Summit ist heute als Dialogplattform, die wichtige impulse für
die aktuelle regulierungsdiskussion setzt, nicht mehr wegzudenken.
Zudem bündelt und koordiniert Frankfurt Main Finance die kräfte
von Land, Stadt und Finanzwirtschaft, wenn internationale Stand
ortentscheidungen getroffen werden. 2014 gelang dies beispielhaft
mit der ansiedlung des renminbiclearings am Finanzplatz. auch
wenn Finanzdienstleister oder internationale institutionen repräsen
tanzen in europa planen, richtet der Verein gemeinsam mit der Hes
sen trade & invest GmbH, der FrankfurtrheinMain GmbH sowie den
Wirtschaftsförderungen Frankfurt und eschborn die aufmerksam
keit der entscheider auf die Stadt.
nicht zuletzt versteht sich Frankfurt Main Finance als Beobachter
des Geschehens im umfeld der Finanzbranche, der Dialogplattfor
men schafft. Dazu gehören Veranstaltungen wie die renminbikonfe
renz, das Finanzplatz Frühstück, Podiumsdiskussionen oder das vor
liegende Jahrbuch zum thema Wachstum und Langfristfinanzierung.
Der internationale Wettbewerb zwischen den Finanzzentren wird nur
noch weiter zunehmen, neue Wettbewerber werden erstarken. umso
wichtiger wird es in Zukunft sein, mit einer Stimme für den Finanz
platz zu sprechen – und diese Stimme ist Frankfurt Main Finance.
Wachstum für Alle
Der Mammutbaum in der Pflanzenwelt, der Blauwal in der Tierwelt, die Riesenkristalle in der mexikanischen Mine von Naica: drei mächtige Symbole für die Kraft des Wachstums. Das Bild auf Seite 20 inspirierte die Gestalter, den Kristall, oder allgemeiner die kristalline Struktur, als Leitmotiv für dieses Jahrbuch zu wählen. Kristalle bilden robust anmutende Strukturen aus, und doch sind sie mitunter äußerst fragil. Der deutschen Wirtschaft geht es nicht anders: Sie zeigt sich robust, aber nur wenn wir ihr Umfeld wachstumsfreundlich gestalten, kann sie weiter wachsen.
Mehr zur Finanzplatzinitiative auf
www.frankfurt-main-finance.com.
3F r a n k F u r t M a i n F i n a n c eF r a n k F u r t M a i n F i n a n c e
GRUSSWORTEVolker BouffierPeter Feldmann
56
1 | WACHSTUM IST MACHBAR
Brücke in die Zukunftvon Lutz Raettig
8
Die zehn Dimensionen des Wachstums 10
Gas & Bremse: Neue Regeln mit Nebenwirkungenvon Jens Tolckmitt
12
Kaleidoskop der Möglichkeitenvon Rainer Neske
15
Kultur der Langfristfinanzierung – Grundlage eines soliden Finanzssystemsvon Hans-Dieter Brenner
18
So kann Wachstum gelingenvon Ulrich Kater, Gertrud Traud, Carsten Brzeski
20
2 | WACHSTUM IST FINANZIERBAR
Green Finance – Nachhaltige Investitionen in die Energiewende brauchen nachhaltige Finanzierungsmöglichkeitenvon Tarek Al-Wazir
24
Treiber der globalen Energiewendevon Silvia Kreibiehl und Ulf Moslener
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Kommunen nutzen neue Finanzquellenvon Uwe Becker
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Industrie 4.0 – Vorsprung im Wettbewerbvon Volker Brühl
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3 | WACHSTUM IST VIELFÄLTIG
Finanzierung: Vielfältige Instrumente – Bekanntes, Alternatives, Neuesvon Stefan Bielmeier
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Europa fördert Projektpartnerschaftenvon Florian Degenhardt
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Finanzierung im Schulterschluß mit der Privatwirtschaftvon Stefan Zeidler
38
Komplexe Strukturenvon Mark Milders
40
Infrastruktur – ein attraktives InvestmentInterview mit Viola Scholzen
42
Börsen: Kompass für den Kapitaleinsatzvon Gregor Pottmeyer
44
En vogue – Aktien als Kapitalquellevon René Parmantier
46
Wer Kapital braucht, muss liefernvon Sascha Rinno
48
Mittelstandsanleihen: Ein zweiter Blick lohnt sichvon Ralf Kauther
50
Investition in die Zukunftvon Doris Brelowski und Andreas Küppers
52
Aus Forderungen wird Liquiditätvon Moritz von der Linden
54
Industriebanken machen unabhängigvon Max Weber und Christopher Ley
56
Der Pfandbrief: Klassiker mit Potenzial von Wolf Schumacher
58
4 | WACHSTUM IST ÜBERALL
Bankkonten für den Fortschritt von Arundhati Bhattacharya
60
Solide auf Kursvon Luis M. Linde
62
Starke Wirtschaft, starke Bankenvon Cevdet Yilmaz
64
Eckpfeiler des Handelsvon Bernd Meist und Maximilian Habsburg-Lothringen
66
Impressum 68
Die Inhalte namentlich gekennzeichneter Texte geben die Ansicht
des jeweiligen Autors wieder und müssen nicht der Sichtweise des
Herausgebers oder anderer Autoren entsprechen.
klimaneutralnatureOffice.com | DE-140-665833
gedruckt
4 i n H a L t
Sehr geehrte Damen und Herren,
eine erfolgreiche Wirtschaft ist die Grundlage für Wohlstand, für arbeitsplätze und für ein erfolgreiches Mitein
ander in der Zukunft. einer der Faktoren, die den erfolg der Wirtschaft maßgeblich bestimmen, ist das Finanz
wesen. Deshalb sind die antworten auf die Frage, wie es gelingen kann, das Finanzwesen oder die Finanz
wirtschaft in geordneten Bahnen, in dienender Funktion als Blutkreislauf der realwirtschaft zu organisieren,
für das künftige Wohlergehen Hessens, Deutschlands und europas mit entscheidend. Wir wollen national wie
inter national den Wohlstand durch Stärkung des Wachstums ausbauen und gleichzeitig Verwerfungen auf
den internationalen Finanzmärkten begegnen.
auf diesem Weg haben wir seit dem ausbruch der Finanzkrise 2008 große Strecken zurückgelegt, Deutsch
land und europa haben in den vergangenen Jahren enorme anstrengungen unternommen und drohende
Folgen der krise erfolgreich vermieden. Dazu gehört auch die Finanzmarktregulierung. eine Schwäche des
Wachstums kann überwunden werden, wenn die richtigen rahmenbedingungen dafür geschaffen werden,
damit die verlässliche Finanzierung von unternehmen wieder möglich ist. Das kann durch die Finanzmarkt
regulierung mit unterstützt werden.
aus der Finanzkrise ist der Standort Frankfurt wesentlich besser herausgekommen als viele andere Standorte.
Der Finanzplatz rheinMain steht gut da. Das Ziel der Hessischen Landesregierung ist es, dass das auch in
Zukunft so bleibt. Was wir tun können, um den Standort attraktiv zu halten, werden wir tun. Denn das Zent
rum der europäischen Geldpolitik ist für unser Land von entscheidender Bedeutung. in Frankfurt Main Finance
findet der Standort eine anerkannte Stimme. ich bin zuversichtlich, dass das vorliegende Jahrbuch über den
kreis der Fachleute hinaus wieder viele wichtige, zukunftsweisende Beiträge bietet.
Volker Bouffier
Hessischer Ministerpräsident
5G r u S S W o r t ei n H a L t
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Jahrbuch des Finanzplatzes Frankfurt von Frankfurt Main Finance hat sich in den letzten Jahren zu einer all
seits geschätzten Plattform entwickelt, die jedes Jahr wichtige Grundsatzthemen der Finanzwirtschaft aufgreift.
Für das Jahr 2015 stehen dieses Mal Wachstum und langfristige Finanzierung im Fokus der Publikation. Die
Wachstumsraten in Deutschland und der eu befinden sich nach den Prognosen von eurostat im aufwärts
trend: 2014 werden für das reale BiP Deutschlands plus 1,8 Prozent und für die eu plus 1,5 Prozent er rechnet,
in 2015 jeweils plus 2,0 Prozent. auch die investitionen in 2014 sind mit 4,1 Prozent Steigerung, respektive
3,0 Prozent im euDurchschnitt auf Wachstumskurs.
Jedoch brauchen wir auch wieder mehr substantielle investitionen, die durch langfristige Finanzierung gesi
chert sind und nachhaltige Strukturen schaffen, um eventuelle krisen abzufangen. Langfristige Finanzierungen
wie zum Beispiel anleihen bieten eine gute Basis für investitionsprojekte, vorausgesetzt, die anleihen können
bedient werden und damit das Vertrauen der anleger erreichen. Die Schieflagen der staatlichen bzw. privat
wirtschaftlichen emittenten haben einen verstärkten anleihekauf durch die europäische Zentralbank erfordert.
Folglich ist es für weiteres Wachstum unabdingbar, dass eine starke und effiziente regulierung diese risiken
einschätzen und präventiv reduzieren kann. Der Single Supervisory Mechanism der europäischen Zentral
bank könnte hier ein stabiles Gerüst schaffen, das nicht nur die 120 systemrelevanten Banken reguliert, son
dern auch als Modell für eine einheitlichere Finanzaufsicht dienen könnte.
Peter Feldmann
oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main
6 G r u S S W o r t e
veritablen Wirtschaftswachstums für unser aller Wohl stärker in
das Bewusstsein der Menschen zu rücken – denn ohne Wachs-
tum wird der finanzielle Spielraum vor dem Hintergrund der simplen
volkswirtschaftlichen Erkenntnis, dass nur investiert werden kann,
was zuvor erspart worden ist, schlichtweg nicht vorhanden sein.
Es liegt in der Verantwortung der Politik, für ein wachstumsfreund-
liches Klima zu sorgen. Doch jüngste politische Entscheidungen
wie der Mindestlohn oder die Rente mit 63 machen es den Unter-
nehmen nicht leichter, sie wirken wachstumshemmend. Auf vielen
weiteren Feldern hat die Politik erheblichen Einfluss: bei der Bil-
dung, der Technologie oder beim Steuersystem und weiteren. Die
wichtigsten dieser Faktoren werden im Beitrag „Die zehn Dimen-
sionen des Wachstums“ skizziert.
Eine dieser Dimensionen ist die Demographie. Deutschland altert
und braucht daher qualifizierte Zuwanderung sowie eine sinnvolle
Reform der Migrationspolitik. Die Bundesregierung hat bereits
einige Initiativen auf den Weg gebracht. Das Bankhaus Metzler
engagiert sich in dieser Sache im Rahmen der Zukunftsinitiative
„d.eu.tsch“ der Metzler-Stiftung. Diese vergibt Stipendien für
Deutschkurse und unterstützt damit gut ausgebildete EU-Bürger
beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt.
Zu den weiteren, das Wachstum wesentlich beeinflussenden
Faktoren gehören die Bedingungen für die Langfristfinanzierung.
Infrastrukturinvestitionen mit ihren hohen und über einen sehr
Deutschlands Infrastruktur lebt von der
Substanz. Die Summe der öffentlichen
Investitionen ist im längerfristigen Ver-
gleich deutlich weniger gestiegen als
das BIP. Lag ihr Anteil am BIP 1970
noch bei 4,7 Prozent, lag er 2012 nur
noch bei 1,5 Prozent. Die von der Verkehrsministerkonferenz ein-
gesetzte Daehre-Kommission hat bereits Ende 2012 errechnet:
Allein um Straßen, Schienen und Wasserwege zu erhalten, muss
Deutschland jedes Jahr mindestens 7,2 Milliarden Euro zusätzlich
investieren, soll der Wirtschaftsstandort nicht ernsthaft Schaden
nehmen. Hinzu gerechnet werden muss der dringend anstehende
Ausbau in Regionen mit schwach ausgeprägter Infrastruktur.
Diese Zahlen machen deutlich, dass es höchste Zeit ist, sich dem
Thema zu widmen. Zur drängenden Erneuerung des vorhandenen
öffentlichen Kapitalstocks kommen die großen Herausforderungen,
die der Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie die Energiewende
mit sich bringen. Noch mehr alarmiert ein Blick auf die Finanzie-
rungskraft der Kommunen, trugen doch Städte und Gemeinden im
Jahr 2012 mehr als die Hälfte der öffentlichen Baumaßnahmen: Die
Ergebnisse des KfW-Kommunalpanels 2014 zeigen einen kommu-
nalen Investitionsrückstand in Höhe von 118 Milliarden Euro. Um
diese Herausforderungen zu bestehen, denken Kommunen über
neue Finanzierungsmöglichkeiten nach.
Frankfurt Main Finance möchte in seinem vorliegenden siebten
Jahrbuch die Diskussion darüber anregen, welchen Beitrag die Fi-
nanzwirtschaft zur Finanzierung der gewaltigen Anstrengungen leis-
ten kann, die unser Land in den kommenden Jahren und Jahrzehn-
ten erwarten. Dabei ist es uns ebenso wichtig, die Notwendigkeit
„Nur Wachstum
schafft den finan
ziellen Spielraum für
Investitionen in die
Infrastruktur.“
Ergebnis deutscher Banken im EZB-Stresstest deutlich. Trotz die-
ser Entwicklung sollten sich auch Unternehmen mit Blick auf die
steigenden regulatorischen Anforderungen an ihre Hausbanken
darauf einstellen, in Zukunft ihre Finanzierung auf eine breitere
Grundlage zu stellen.
Der Finanzplatz Frankfurt leistet seinen Beitrag zum Wachstum, in-
dem er zahlreiche Finanzinstrumente bereitstellt, deren Bedeutung in
Zukunft weiter steigen wird. Frankfurt passt sich dem Bedarf laufend
an und setzt hier Impulse. Jüngstes Beispiel ist der Start des ers-
ten Renminbi-Clearing-Zentrums in der Euro-Zone in Frankfurt. Mit
dem Renminbi-Zentrum wird der Finanzplatz seinem traditionel-
len Selbstverständnis gerecht, als Dienstleister der Realwirtschaft
Kapitalangebot und -nachfrage zusammenzubringen. Zum Wohle
der Wirtschaft und zur Stärkung des Wachstums unseres Landes. ■
Dr. Lutz Raettig ist Sprecher des Präsidiums von Frankfurt Main
Finance e.V. und Aufsichtsratsvorsitzender der Morgan Stanley
Bank AG in Frankfurt am Main.
langen Zeitraum gebundenen Volumina unterliegen besonde-
ren Risiken. Die steigenden regulatorischen Anforderungen er-
schweren die Vergabe derart langfristiger Kredite. Ist das gewollt?
Auch der Erfolg der Energiewende basiert auf einer soliden Lang-
fris tfinanzierung, die innovative Technologien ermöglichen muss.
Gibt es dafür einen Plan?
Die Aufgaben der Zukunft müssen von öffentlicher als auch von
privatwirtschaftlicher Seite gleichermaßen erfüllt werden. Während
die Unterfinanzierung der öffentlichen Investitionen und mangelnde
private Investitionen im Inland das Wachstum hemmen, sind Un-
ternehmen hierzulande – immerhin – weitgehend gut mit Kapital
versorgt. Nicht zuletzt auf Drängen der Banken haben deutsche
Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht, indem sie ihre Eigen-
kapitalquote stetig erhöht haben. Lag diese im Jahr 2000 im Durch-
schnitt über alle Unternehmensgrößen noch bei 18,6 Prozent, stieg
sie auf 27,4 Prozent im Jahr 2012. Dass auch die Eigenkapitalquoten
der Banken aufgrund der umfassenden Regulierungsmaßnahmen
beachtlich angehoben werden konnten, macht das überzeugende
BRÜCKE IN DIE ZUKUNFTVon Lutz Raettig Eine gut ausgebaute Infrastruktur gehört zu den wesentlichen Standortvorteilen
Deutschlands – auf ihr beruht ein beträchtlicher Teil unseres Wohlstands. Doch der immer
sichtbarer werdende Verfall von Straßen, Brücken, Schienen, Versorgungstechnik und
öffentlichen Einrichtungen in den alten Bundesländern entwickelt sich zu einer Gefahr für
die Wettbewerbskraft des Wirtschaftsstandorts. Nur mit angemessenem Wachstum können
wir die hier an stehenden Aufgaben bewältigen.
9W A C H S T U M I S T M A C H B A R
Die zehn Dimensionen
Demographie Mentalität Steuersystem Verteilung Wettbewerbsfähigkeit
Bildung Regulative Rigidität Technologie Haushalts- Langfrist-
konsolidierung finanzierung
Viele Faktoren beeinflussen die Wachstumsstärke einer Volkswirtschaft. Einzeln gewürdigt
wird schnell deutlich: Wachstum ist kein Zufall. Und die niedrigen Wachstumsraten fort-
geschrittener Industrienationen wie Deutschland sind keineswegs schicksalhaft gegeben.
Es gilt, an den richtigen Stellschrauben zu drehen – und freilich in die richtige Richtung.
des Wachstums
1 0 W a c h s t u m i s t m a c h b a r
Bildung 51 Prozent eines Jahrgangs schließen mit der all-
gemeinen hochschulreife ab, und jedes Jahr wächst dieser
anteil um einen Prozentpunkt. Das klingt gut, denn innovation braucht
bildung, und bildung begünstigt die Einführung neuer technologien.
bildung, könnte man sagen, ist die Voraussetzung für steigende Pro-
duktivität. Doch es mehren sich die mahnenden stimmen: Früher ab-
solvierte jeder zweite Jugendliche eine ausbildung, heute nur jeder
vierte – und der Wirtschaft gehen die Facharbeiter aus. Ein muster-
beispiel für die Komplexität bildungspolitischer Entscheidungen.
Regulative Rigidität 22 Prozent der 2014 vom
Deutschen aktieninstitut (Dai) befragten Finanzdienstleis-
ter bieten wegen der wachsenden regulierungsdichte keine akti-
enberatung mehr an – der Weg des Deutschen vom sparer zum
investor ist zum hürdenlauf geworden. Dabei ist die aktie das
„Wachstum“ repräsentierende Kapitalmarktinstrument schlechthin.
Das beispiel zeigt, dass gut gemeint nicht immer gut gemacht be-
deutet – gerade bei der regulierung.
Technologie mehr als 32.000 Patente haben deut-
sche Firmen 2013 in Europa angemeldet, Platz drei hinter
den usa und Japan und noch mit komfortablem abstand vor dem
viertplatzierten china. besogniserregend aber ist die tendenz:
china plus 16,2 Prozent zum Vorjahr, Deutschland minus 5,4 Pro-
zent – das einzige Land in der spitzengruppe mit einem rückgang.
Doch nur wer innovativ ist, bleibt weltweit wettbewerbsfähig. inno-
vation ist für Wachstum unverzichtbar.
Haushaltskonsolidierung Die schwarze Null ist
das große thema der deutschen haushaltspolitik – und streit-
punkt mit vielen Nachbarn in Europa, die fiskalische Wachstumsim-
pulse aus Deutschland fordern. Wären jedoch haushaltsdefizite ein
Wachstumsmotor, müssten Länder wie Frankreich oder italien beim
Wachstum in der spitzengruppe sein. sind sie aber nicht. spanien
hingegen zeigt, wie Konsolidierung zur basis eines neuen auf-
schwungs wird. solidität zahlt sich eben doch aus.
Langfristfinanzierung bei über zwei Dritteln liegt
der anteil der langfristigen Kredite am gesamten Kreditvo-
lumen in Deutschland. aus der Wirtschaft ist dieses instrument, so
scheint es vor diesem hintergrund, kaum wegzudenken. Doch
Langfristfinanzierung gestaltet sich im derzeitigen regulierungs-
umfeld zunehmend schwierig, was den spielraum der Finanzwirt-
schaft eingrenzt, ihre rolle bei der Finanzierung von Wachstum
angemessen auszufüllen. Können asset manager und Versiche-
rungen in die bresche springen?
Demographie mit einer rate von 0,2 Prozent schrumpft
Deutschlands bevölkerung Jahr für Jahr – bis 2050 wird
die Zahl der in Deutschland lebenden menschen von heute
80,9 millionen auf 76,2 millionen abgeschmolzen sein. Damit sinkt
die Zahl der Konsumenten, der arbeitskräfte und, besonders wich-
tig, der kreativen, risikofreudigen jungen Köpfe. Das sind keine gu-
ten Vorzeichen für langfristig stabiles Wachstum. Eine mögliche
antwort darauf: qualifizierte Zuwanderung von menschen in aka-
demischen und nicht-akademischen berufen.
Mentalität auf ein historisches tief von 306.000 sind
die Vollerwerbsgründungen 2013 gesunken. Die Zahl der
aktionäre ist mit rund sieben Prozent im internationalen Vergleich
äußerst niedrig. und studenten streben vor allem in den staats-
dienst – der Pension wegen. Doch Wachstum funktioniert nur mit
menschen, die bereit sind, Wagnisse einzugehen. Vielleicht die
größte hürde, vor der Deutschland steht.
Steuersystem rund 1.500 seiten umfasst das buch
„aktuelle steuergesetze 2015“ aus dem Verlag c.h. beck
mit den 24 wichtigsten steuergesetzen und Durchführungsverord-
nungen. Das deutsche steuerrecht ist umfangreich und ändert
sich laufend. unternehmer investieren in teure tax compliance
systeme, um sich angesichts eines zunehmend komplexen rechts
vor strafverfolgung zu schützen. Welche Wachstumskräfte wohl
entfesselt würden, könnten sie mehr Energie ihrem Kerngeschäft
widmen …
Verteilung bei 0,78 liegt der Gini-Koeffizient von
Deutschland. Je niedriger zwischen 0 und 1 er liegt, desto
gleicher ist das Vermögen in einer Volkswirtschaft verteilt. 0,78 ist
der höchste Wert in der Eurozone, in Frankreich liegt er bei 0,68,
in italien bei 0,61 und in der slowakei nur bei 0,45. Was besser ist
fürs Wachstum, darüber streitet die Wissenschaft. unbestritten ist
hingegen, dass die gängigen methoden der umverteilung, etwa
im steuerrecht, Wachstum eher hemmen.
Wettbewerbsfähigkeit auf rang fünf liegt
Deutschland im Global competitiveness index des Welt-
wirtschaftsforums – gar nicht so schlecht, sollte man meinen. Zu
den zwölf subindizes zählen bereiche wie die infrastruktur, die Fi-
nanzmärkte und die innovationskraft – zentrale themen dieses
Jahrbuchs. mit Fortschritten im bereich arbeitsmarkteffizienz hat
sich Deutschland vom kranken mann zur Lokomotive Europas ge-
mausert. Ob die jüngeren beschlüsse der arbeitsmarktpolitik das
Erreichte beschädigen, werden die kommenden Jahre zeigen.
1 1W a c h s t u m i s t m a c h b a rW a c h s t u m i s t m a c h b a r
D er erkennbare Zielkonflikt zwi-
schen zunehmender Regulierung
auf der einen und der Förderung
der Langfristfinanzierung auf der
anderen Seite wird bisher über-
wiegend auf Expertenebene disku-
tiert. Dabei wäre eine breite Debatte über die Wechselwirkungen
von Finanzmarkt- und Bankenregulierung sowie langfristiger
Mittelbereitstellung und Wachstum besonders wünschenswert.
Nach dem Ausbruch der Finanzkrise dominierte das Ziel der
nachhaltigen Stabilisierung des Finanzsystems die politische und
speziell finanzpolitische Agenda in Europa. Nachdem die regu-
latorischen Reformen weitgehend verabschiedet worden waren,
hat sich die politische Aufmerksamkeit seit zwei Jahren der Frage
1 2 W A c h S t u M i S t M A c h B A R
Gas& BremseNeue Regeln mit Nebenwirkungen
zugewandt, wie die für das notwendige Wachstum in Europa er-
forderlichen Mittel bereitgestellt und gesichert werden können.
Dies ist zu begrüßen, weil langfristige Finanzierungen zur Vergrö-
ßerung des Produktionspotenzials und damit zum Wachstum in
Europa beitragen. Darauf zielen auch viele politische initiativen
auf europäischer und nationaler Ebene ab, die investitionspro-
gramme zur Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur, zum Ausbau
grüner Energien oder zur Förderung kleiner und mittlerer unter-
nehmen fordern.
Die Kreditwirtschaft als traditioneller Mittler für die Bereitstel-
lung langfristigen Kapitals ist seit dem Ausbruch der Finanz-
krise 2008 in einer zuvor nicht gekannten Frequenz mit Ent-
würfen neuer Regeln konfrontiert worden, von denen ein großer
teil bereits in Kraft getreten ist. unterschiedliche institutionen
haben dabei zum teil voneinander abweichende Ziele verfolgt
und Vorhaben verabschiedet, die in manchen Fällen die traditi-
onelle Scharnierfunktion der Kreditwirtschaft zwischen Kapital-
markt und Realwirtschaft zu beeinträchtigen drohen. Niemand
bestreitet ernsthaft, dass die richtigen Lehren aus der Finanzkrise
gezogen werden mussten – allen voran die Erkenntnis, dass es
sinnvoll ist, Banken entsprechend ihrer gesamtwirtschaftlichen
Bedeutung besser zu regulieren, damit die Kosten einer mög-
lichen nächsten Finanzkrise nicht erneut den Steuerzahlern auf-
gebürdet werden müssen. Wichtig ist dabei insbesondere, die
möglichen Wechselwirkungen unterschiedlicher Regulierungsak-
tivitäten nicht aus den Augen zu verlieren und mittel- und lang-
fristig hohe realwirtschaftliche Kosten zu vermeiden. Die Finanz-
wirtschaft hat oft und eindringlich auf diese Gefahr hingewiesen
– leider mit begrenztem Erfolg. Eine eingehende Analyse
Von Jens Tolckmitt Der Wunsch der Europäischen Kommission, die Langfristfinanzierung in Europa zu
stärken und zu einem Pfeiler der Finanzindustrie zu machen, steht in teilweise bemerkenswertem
Widerspruch zu der Bankenregulierung, die in den vergangenen Jahren geschaffen wurde.
1 3W A c h S t u M i S t M A c h B A RW A c h S t u M i S t M A c h B A R
dieser Wechselwirkungen steht noch immer aus, mithin belast-
bare Erkenntnisse darüber, welche Folgen die neuen Regulie-
rungsmaßnahmen in ihrer Gesamtheit haben werden.
Der Beitrag der Regulierungsinitiativen zur Stabilisierung des
Bankensektors ist unbestritten. Aber neue Regeln und ver feinerte
Sicherungsmechanismen allein machen die teils immer noch ge-
schwächte europäische Kreditwirtschaft mit Blick auf ihre Kern-
aufgabe als Finanzier von Wachstum und innovationen nicht
leistungsfähiger. Angesichts der politischen Ziele der Europä-
ischen union im Bereich Langfristfinanzierung ist es deshalb
umso wichtiger, bei den noch verhandelbaren themen wie bei-
spielsweise der Ausgestaltung der Leverage Ratio und der Net
Stable Funding Ratio nachzusteuern, um die schon jetzt abseh-
baren Risiken und Nebenwirkungen für die Langfrist finanzierung
möglichst niedrig zu halten. Dabei kann es jedoch nicht bleiben.
Es geht darum, die richtigen Stellschrauben zu identifizieren, um
das Langfristgeschäft zu entlasten und etwa Laufzeitzuschläge
in internen Modellen abzuschmelzen. Denn bei der
Risikokapitalunterlegung setzen sie gegenläufige An-
reize und bewirken, dass sich Banken aus der Lang-
fristfinanzierung zugunsten kürzerer Laufzeiten zu-
rückziehen und die Darlehenslaufzeiten per Saldo
verkürzen. Das aber kann nicht im Sinne der
Politik sein.
Überdies droht das kumulative Zusammenwir-
ken verschiedener Regulierungsmaßnahmen,
die Refinanzierungsbasis der Kreditwirtschaft
zu schwächen. insbesondere die Bank Reco-
very and Resolution Directive (BRRD) und Sol-
vency ii – die Eigen kapitalregeln für Versicherer
bewirken, dass sich diese traditionellen Langfrist-
anleger bei Banken weiter aus diesen Engagements zu-
rückziehen. Zugleich engagieren sich Versicherer verstärkt in
traditionellem Bankgeschäft, ohne vergleichbar reguliert zu sein.
Schließlich erschwert die Frequenz neuer Regulierungsinitiativen
den Langfristfinanzierern auch deshalb das Geschäft, weil die
sich permanent ändernden Anforderungen nicht in angemes-
sener und erforderlicher Weise in die Kreditkonditionen einge-
preist werden können.
unter dem Strich gilt es, darauf hinzuwirken, die regulato-
rische Behandlung des Langfristfinanzierungsgeschäfts der
Kredit institute weniger restriktiv auszugestalten. Nur so werden
sich die politisch erwünschten und wachstumsfördernden im-
pulse der Langfristfinanzierung entfalten. Andernfalls droht die
neue Bankenregulierung den Markt für Langfristfinanzierungen
zu verkleinern. Pfandbriefbanken als typische Langfristfinanzierer
setzen sich daher für die sorgfältige Differenzierung dieses Regel-
werks ein – mit dem Ziel, das Kreditgeschäft der Banken in die-
sem Bereich zu kräftigen, um so ihrer originären volkswirtschaft-
lichen Aufgabe der Fristentransformation gerecht zu werden. ■
Jens Tolckmitt ist hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher
Pfandbriefbanken, vdp.
„Es geht darum, die richtigen Stellschrauben zu identifizieren,
sonst könnten Banken sich aus der Langfristfinanzierung
zugunsten kürzerer Laufzeiten zurückziehen.“
1 4 W A c h S t u M i S t M A c h B A R
Von Rainer Neske Seit einigen Jahren stellt sich mit zunehmender Dringlichkeit die Frage, wie unsere
Volkswirtschaft langfristige Großprojekte finanzieren kann. Im Fokus stehen dabei in erster
Linie der Erhalt und der Ausbau unserer Infrastruktur.
Ein funktionierendes, modernes Verkehrs
wegenetz aus straßen, schienen, Flughäfen
und Wasserwegen ist neben bildung und
ausbildung der zentrale Faktor, wenn es um
die zukünftige, globale Wettbewerbsfähig
keit Deutschlands und Europas geht. Zu
sätzlich ist in den vergangenen 15 Jahren eine neue Komponente
zu diesen klassischen Verkehrswegen hinzugekommen: die digi
tale infrastruktur. sie ist für die sicherung unserer Wirtschaftskraft
von ähnlicher bedeutung wie der ausbau des Eisenbahnnetzes
im 19. Jahrhundert.
Möglichkeiten K a l e i d o s k o p d e r
W a c h s t u m i s t m a c h b a r 1 5W a c h s t u m i s t m a c h b a r
Damals ist Europa anderen Wirtschaftsregionen beim ausbau sei
ner infrastruktur davongeeilt. heute dagegen weiß der rest der
Welt um die bedeutung von realen und digitalen Verkehrswegen.
Länder wie china, Japan und allen voran die usa investieren mas
siv in den ausbau von breitbandnetzen. Die dortigen regierun
gen wissen, dass für unternehmen in Zukunft nur noch die regio
nen attraktiv sein werden, in denen sie neben einer einwandfreien
Verkehrsanbindung auch moderne hochgeschwindigkeitsnetze
für Datenübertragung, vernetzte Produktionen und cloud com
puting vorfinden.
Die dafür notwendigen investitionen sind allerdings gigantisch.
Nach schätzungen der EuKommission haben wir in Europa im
gesamten infrastrukturbereich einen investitionsbedarf bis 2020
von etwa 2 billionen Euro. Die staaten stellt das vor ein Prob
lem. Denn sie können das angesichts der in den meisten Län
dern überschuldeten haushalte nicht alleine bewältigen. Das
bedeutet: Ohne beteiligung privater investoren werden viele in
frastrukturprojekte zeitverzögert oder gar nicht umgesetzt.
Wir müssen also privates Kapital mobilisieren. im Prinzip sind
die chancen dafür gut. angesichts der historisch niedrigen Zin
sen suchen Versicherungen, Pensionskassen und asset mana
ger nach langfristigen anlagen für das Geld ihrer Kunden. Was sie
brauchen, sind moderate renditen bei vertretbarem risiko. infra
strukturprojekte bieten sich dafür an. banken wiederum können
hierbei eine wichtige Funktion übernehmen. Zwar wird die klassi
sche Kreditvergabe bei infrastrukturprojekten aus regulatorischen
Gründen immer unattraktiver. unserer branche könnte aber als
Vermittler zwischen Kapitalgebern und Kapitalsuchenden Pro
duktlösungen sowie Finanzierungsberatung anbieten. Das macht
uns im besten sinne zu FinanzDienstleistern, die eine wichtige
Funktion für die realwirtschaft wahrnehmen.
Die Deutsche bank hat in den vergangenen Jahren genau das ge
tan und mehrere große infrastrukturprojekte begleitet. in der slo
wakei haben wir eine strukturierte anleihe mit einem Volumen von
1,24 milliarden Euro und einer rendite von rund 4,7 Prozent plat
ziert. mit dem eingesammelten Kapital finanziert eine Projektge
sellschaft betrieb und instandhaltung einer autobahn. unter den
28 investoren waren vor allem Versicherungen, Pensionsfonds
„Um die Erneuerung unserer Infrastrukturprojekte zu finanzieren, braucht es auf allen Seiten Entschlossenheit, ein Stück Mut und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“
1 6 W a c h s t u m i s t m a c h b a r
und asset manager. Nicht zuletzt verbuchte der staat durch diese
transaktion erhebliche refinanzierungsgewinne.
Natürlich müssen dabei alle beteiligten nüchtern kalkulieren. Denn
gerade bei investitionen in infrastrukturprojekte sind die risiken
nicht zu unterschätzen, schon alleine aufgrund ihrer Dimension
und Langfristigkeit. Das sowie eine nicht immer förderliche re
gulierung lassen viele private investoren häufig noch davor zu
rückschrecken, sich an solchen langfristigen Finanzierungen zu
beteiligen.
bedauerlicherweise werden auch Public Private Partnerships
(PPP) von Politik und Verwaltung häufig kritisch gesehen. PPPs
sind sicherlich für jede Form der infrastrukturfinanzierung geeig
net. aber eine stärkere Einbindung privater investoren ist auch
kein Zeichen von politischer schwäche. beide seiten können pro
fitieren: der staat durch eine schnellere und häufig kostengünsti
gere realisierung der Projekte; private investoren durch eine at
traktive rendite bei vertretbarem risiko.
Drei hebel sind nach unserer Erfahrung entscheidend, um priva
tes Kapital für langfristige Finanzierungen zu mobilisieren:
❙ unternehmen brauchen Planungs und rechtssicherheit, vor
allem mit blick auf die Planbarkeit zukünftiger rückflüsse.
❙ Der staat sollte zweitens regulatorische anreize schaffen. Zu
nennen wären hier u.a. Erleichterungen bei der Eigenkapital
unterlegung für infrastrukturprojekte durch Versicherungen.
❙ Drittens müssen die Projekt und Finanzierungsrisiken auf alle
beteiligten Partner, ob auf staatlicher oder privatwirtschaftli
cher seite, fair verteilt sein.
Nicht zuletzt brauchen wir bei Langfristfinanzierungen auf allen
seiten Entschlossenheit, ein stück mut und eine vertrauensvolle
Zusammenarbeit von staat und Wirtschaft. Wenn uns auf dieser
basis ein schulterschluss gelingt, werden wir dringend nötige in
vestitionen in unsere infrastruktur stemmen sowie Wachstums
kräfte in Deutschland und Europa freisetzen können – und damit
unsere globale Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft verbessern. ■
Rainer Neske ist mitglied des Vorstands der Deutsche bank aG.
„gerade bei Investi tionen in Infrastrukturprojekte sind die Risiken nicht zu unter schätzen, schon alleine aufgrund ihrer Dimension und Langfristigkeit.“
1 7W a c h s t u m i s t m a c h b a rW a c h s t u m i s t m a c h b a r
D ie Vorzüge der möglichst fristen
kongruenten und festverzinslichen
Finanzierung von langfristigen In
vestitionen liegen auf der Hand:
Unternehmen und Haushalten
bietet sie Planungssicherheit hin
sichtlich der Laufzeit und der Finanzierungskosten. Umgekehrt
ermöglicht der Wunsch nach langfristigen Finanzierungen sei
tens der Kunden den Banken, ebenfalls langfristig zu planen
und ihr Liquiditätsmanagement entsprechend auszurichten.
Auf diese Weise können sie ihre Anfälligkeit gegenüber kurz
fristigen Veränderungen am Kapitalmarkt deutlich reduzieren
und Schwankungen des Zinsniveaus nivellieren. Die deutsche
Langfristkultur kann so einen wesentlichen Beitrag dazu lei
sten, Banken und das Finanzsystem krisenfester zu machen.
Und noch etwas zeichnet das deutsche Finanzierungssystem
aus: Es ist traditionell bankenbasiert. Damit geht die Bedeu
tung der deutschen Banken als Hauptkreditgeber für langfri
stige Finanzierungen weit über ihre Funktion des reinen Finanz
intermediärs hinaus. Langfristig angelegte Finanzierungen
bilden die Grundlage für stabile und oft über Generationen
hinweg bestehende Kundenbeziehungen. Der Kontakt zu den
Kunden ist nicht punktuell, sondern stetig und umfassend.
Banken bringen ihr gesamtes Wissen ein – etwa beim Einsatz
von Fördermitteln, bei der Strukturierung von Finanzierungen,
im CashManagement oder in der Anlage und Vermögens
verwaltung. Sie unterstützen ihre Kunden so in ihrer nachhal
tigen Entwicklung und lassen sie auch in Krisen nicht allein.
Das Geschäftsmodell der Helaba ist traditionell auf langfri
stige Beziehungen zwischen Bank und Kunden ausgerichtet.
Ihr „RelationshipBanking“ ist eingebettet in ein konservatives
Risikoprofil, verbunden mit einem wirksamen Risikomanage
ment und einer soliden Eigenkapital und Liquiditätsausstat
tung. Dadurch weist die Bank eine sehr stabile Geschäfts und
75%
90%
Deutschland
Spanien
Kurzfristige oder variabel verzinsliche
Finanzierung von Immobilien
Langfristige Kredite über
fünf Jahreund länger an Unternehmen
Kultur der Langfristfinanzierung – Grundlage eines soliden Finanzsystems
1 8 W a c h s t u m i s t m a c h b a r
Ertragsentwicklung auf und kann ihren Kunden langfristig ein ver-
lässlicher Partner sein.
Ohne Übertreibung kann gesagt werden: Die in Deutschland eta-
blierte Kultur langfristiger Finanz- und Kreditbeziehungen ist ein
zentrales Element eines Finanzsystems, das auf eine nachhaltige
Entwicklung der realwirtschaft ausgerichtet ist. mehr noch: sie
ist ein ordnungspolitisches Element der sozialen marktwirtschaft.
sie trägt wesentlich dazu bei, die märkte und die Volkswirtschaft
zu stabilisieren. sie trägt dazu bei, Kreditnehmer wie banken vor
externen schocks und Volatilitäten des Kapitalmarktes zu schüt-
zen. Die Folgen einer kurzfristig und opportunistisch agierenden
Finanzierungspraxis haben die subprime-Krise in den usa und
auch die immobilienkrise in spanien gezeigt.
aber auch Langfristfinanzierungen können risiken bergen – sie
entstehen, wenn auf seiten der banken versucht wird, über eine
exzessive Fristentransformation zusätzliche Zinserträge zu gene-
rieren. Eine solide aufgestellte bank wird versuchen, ihre Kredite
möglichst fristenkongruent zu refinanzieren oder das Zinsände-
rungsrisiko bei abweichenden Fristenkonstellationen hinreichend
abzusichern. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass nicht jedes insti-
tut dieser maxime gefolgt ist.
Die bankenaufsicht hat daraus die richtigen Lehren gezogen: Die
neuen Liquiditätsvorschriften sollen verhindern, dass banken auf-
grund einer nicht risikoadjustierten Fristentransformation in Liqui-
ditätsschwierigkeiten geraten. Es steht außer Frage, dass eine
fristenkongruente refinanzierung wesentlich zur stabilität des
Finanzsystems beiträgt. Zugleich stellen die zurückliegenden und
noch zu erwartenden regulierungsmaßnahmen die langfristige
Kreditfinanzierung jedoch vor neue herausforderungen. Vorrangi-
ges und erklärtes Ziel vor allem der refinanzierungskennziffer (Net
stable Funding ratio, NsFr) ist es, extreme Fälle volatiler, schnell
revolvierender und gehebelter kurzfristiger refinanzierung aus-
zuschließen. in der gegenwärtigen ausgestaltung besteht jedoch
die Gefahr, dass die Kennziffer anreize setzt, verstärkt Darlehen
mit kurzer Laufzeit zu vergeben.
Die Eu-Kommission hat mit einem Grünbuch zur Langfristfinan-
zierung bereits die Diskussion angestoßen, ob langfristige Finan-
zierungen künftig verstärkt durch andere Finanzintermediäre wie
etwa Versicherungen, Pensionsfonds oder Kreditfonds angebo-
ten werden könnten und sollten. sie lässt dabei allerdings außer
acht, dass eine auslagerung der Kreditvergabe nicht ohne Wei-
teres möglich ist. alternativen Finanziers fehlt in der regel das
Know-how, das sich banken über viele Jahrzehnte erworben ha-
ben. und ihnen fehlen die langfristigen Kundenbeziehungen und
das Leistungsspektrum, das banken ihren Kunden über die Kre-
ditvergabe hinaus bieten.
so begrüßenswert es ist, die risiken im bankensektor zu re-
duzieren und die Finanzstabilität zu erhöhen, so kontraproduk-
tiv wäre es, die volkswirtschaftliche Funktion der banken ein-
zuschränken. Negative rückwirkungen auf die realwirtschaft,
wie sie entstehen können, wenn Langfristfinanzierungen einge-
schränkt oder erschwert werden, müssen vermieden werden. Die
Kreditvergabe in einen anderen, weniger regulierten bereich aus-
zulagern, stellt keine wirkliche alternative dar. banken würden da-
durch zwar robuster, die risiken für das gesamte Finanzsystem
und die realwirtschaft würden aber steigen.
Die regulierer stehen jetzt vor der aufgabe, einerseits die sta-
bilität der banken zu erhöhen, ohne andererseits deren Funkti-
onsfähigkeit einzuschränken. Es ist zu wünschen, dass sie diese
aufgabe lösen. Die Erhaltung der deutschen Langfristkultur ist
jede mühe wert. ■
Hans-Dieter Brenner ist Vorstandsvorsitzender der helaba
Landesbank hessen-thüringen.
Von Hans-Dieter Brenner Deutschland besitzt eine ausgeprägte Langfristkultur in der Finanzierung. Im
Bereich der Wohnungsbaufinanzierung tritt sie besonders deutlich zutage. Aber auch deutsche
Unternehmen bevorzugen langfristige Finanzierungsformen. Etwa Drei viertel der Kredite an Un-
ternehmen und Selbstständige sind für mehr als fünf Jahre vereinbart. In einigen europäischen
Nachbarländern bietet sich ein anderes Bild. In Spanien etwa sind mehr als 90 Prozent der Im-
mobilien kurzfristig oder zu variablen Zinsen finanziert. In den USA ist die Situation ähnlich.
1 9W a c h s t u m i s t m a c h b a rW a c h s t u m i s t m a c h b a r
SO KANN WACHSTUM GELINGEN
Die Mine von Naica erlangte weltweite Bekanntheit durch die natürlichen Kavernen im Berg, die Riesenkristalle aus Marienglas (Selenit), einer Gips-varietät, enthalten und die im Rahmen des Minenbetriebs entdeckt wurden.
Die Mine von Naica erlangte weltweite Bekanntheit durch die natürlichen Kavernen im Berg, die Riesenkristalle aus Marienglas (Selenit), einer Gips-varietät, enthalten und die im Rahmen des Minenbetriebs entdeckt wurden.
2 0 W a c h s t u m i s t m a c h b a r
Mehr Bildung
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt, DekaBank
Wachstum ist eine Dreikampf-Veranstaltung mit den
Disziplinen Erwerbspersonen, Kapitalbildung und tech-
nischem Fortschritt. Für alle drei Disziplinen muss ausreichend
Kondition vorhanden sein, wenn der Wachstumsprozess nachhal-
tig sein soll. Für Deutschland liegen die größten herausforderun-
gen beim Faktor humankapital. Die demographische Entwicklung
verlangt nach einer längeren Lebensarbeitszeit und die anforde-
rungen der Globalisierung fordern ein hohes maß an bildung und
ausbildung. Dies sind Felder, auf denen der staat rahmenbedin-
gungen, etwa für die altersvorsorge, setzt oder sogar direkt inves-
tieren kann, etwa in bildung. hier finden sich die reformfelder, auf
denen auch Deutschland noch Nachholbedarf hat. ■
2 1W a c h s t u m i s t m a c h b a r W a c h s t u m i s t m a c h b a r
Mehr Europa
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt, ING Bank
Mehr Risiko
Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirt, Helaba
Der Glanz vom deutschen Wirtschaftswunder der ver-
gangenen Jahre ist erst mal ab. Der starke mann Eu-
ropas war im Jahr 2014 nur noch ein Einäugiger im Land der blin-
den. Diese schwächeperiode wurde nicht nur durch externe
Faktoren verursacht wie der ukraine-Krise oder der anhaltenden
stagnation in vielen Euro-staaten. Die schwächeperiode hat auch
strukturelle mängel der deutschen Wirtschaft ans Licht gebracht.
Deutschland genießt im augenblick noch die letzten Züge der letz-
ten strukturreformen. Für neue Wachstumsimpulse und weiteren
Genuss in den nächsten Jahren sind neue strukturreformen wohl
unvermeidlich.
mit steigendem Wohlstand lässt die risikobereitschaft
in der Gesellschaft nach. in Deutschland ist die tendenz
besonders ausgeprägt, statt chancen vor allem risiken zu sehen.
Nicht ohne Grund diskutieren wir immer wieder über eine verbrei-
tete „Vollkaskomentalität“ oder „Überversicherung“ der bürger. Der
demographische Wandel verschärft dieses Problem sogar noch –
mit zunehmendem alter steigt die risikoaversion. Die risikobereit-
schaft und insbesondere die „Equity culture“ zu stärken, sollte da-
her in Deutschland ein zentrales politisches anliegen sein. Damit ist
nicht etwa die alte Debatte über „shareholder versus stakeholder“
gemeint, die am Kern des Problems vorbeigeht. Die Finanzkrise hat
aber gezeigt, dass Eigenkapital gegenüber Fremdkapital gewisse
gesamtwirtschaftliche Vorteile aufweist. beide instrumente haben
ihre berechtigung, aber viele haben zu sehr auf schulden gesetzt.
statt investoren als „heuschrecken“ zu beschimpfen, wäre zu über-
legen, wie wir es für die anleger attraktiver machen können, sich
nicht als Gläubiger sondern als Eigenkapitalgeber an unternehmen
zu beteiligen. auch müssten die anreize erhöht werden, unterneh-
merische risiken zu übernehmen – sowohl auf regulatorischem wie
auch steuerrechtlichem Weg. Die banken sollten darauf achten,
dass sie sich nicht – freiwillig oder unfreiwillig – aus der rolle der Fi-
nanzierung unternehmerischen handelns zu weit zurückziehen. an-
sonsten könnte es passieren, dass sie immer mehr durch andere
Kapitalsammelstellen ersetzt werden. ■
Vor allem die klaffende investitionslücke ist ein hindernis für künfti-
ges Wachstum. Daher kommen die aktuellen initiativen für neue in-
vestitionen keine minute zu spät. infrastruktur, hightech, innovation
und Energie sind bereiche, in denen investitionen das Wachstum
nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig ankurbeln können. Das
sind auch die bereiche, mit denen Deutschland seine starke Posi-
tion im immer härter umkämpften globalen Wettbewerb halten kann.
Für neue investitionen müssen der öffentliche und der private sek-
tor zusammenarbeiten. Nur so kann eine überzeugende anreiz-
struktur geschaffen werden. Dabei geht es nicht nur um finanzielle
anreize. Es geht auch um eine schlüssige strategie. Eine Vision.
Diese Vision muss über die Landesgrenzen hinausgehen. in sekto-
ren wie infrastruktur, hightech, innovation und Energie würde eine
koordinierte europäische strategie ein enormes signal der auf-
bruchsstimmung an in- und ausländische investoren senden. Wenn
wir also in Deutschland nachhaltiges Wachstum haben möchten,
gibt es nur eine Lösung: mehr Europa wagen. ■
2 2 W a c h s t u m i s t m a c h b a r
2 WACHSTUM IST FINANZIERBAR
Warum Wachstum die Lang-fristfinanzierung braucht.
W a c h s t u m i s t m a c h b a r
Green Finance – nachhaltige Investitionen in die Energiewende
brauchen nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten
Green Finance – das ist längst mehr
als ein reines Modewort. Und
weit mehr als ein Marketingins
trument für Banken und Finanz
dienstleister, die sich damit einen
grünen Anstrich geben. Natür
lich werben Unternehmen mit dem Begriff, buhlen
damit um die Gunst bei Kunden, die gezielt und im
mer stärker nach solchen Produkten suchen. Aber
sie tragen damit auch dazu bei, dass Milliarden in
einen Bereich fließen, in dem es einen immensen
Finanzierungsbedarf gibt: Die Energiewende.
Wir stehen vor gewaltigen Aufgaben: Um den Atomausstieg zu voll-
enden, uns unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen
und gleichzeitig dem Klimawandel entgegenzuwirken, müssen wir
unsere Energieversorgung umstellen, unseren Energieverbrauch
deutlich reduzieren und mit unseren Ressourcen schonender um-
gehen. Für diese grüne Transformation braucht es eine Finanzie-
rung – Green Finance. Am Ende geht es dabei um die Frage: Wie
kann auch der Finanzsektor dazu beitragen, Klima und Umwelt zu
schützen und die entsprechende Infrastruktur dafür zu schaffen?
Und wie kann die Politik dies unterstützen und befördern?
Allein im Jahr 2013 wurden in Deutschland über 16 Milliarden Euro
in die Anlagenerrichtung zur Nutzung Erneuerbarer Energien inves-
tiert. Seit 2014 dürften die Erneuerbaren Energien wohl erstmals
der wichtigste Energieträger bei der Stromerzeugung in Deutsch-
land sein. Allerdings soll nicht nur der Ausbau der Erneuerbaren
Energien weitergehen, auch der nötige Ausbau der Stromnetze
und die nötigen Investitionen in Energieeffizienz und Energieeinspa-
rung werden weitergehen. Dies verdeutlicht eindrucksvoll, welche
weiteren Investitionsvolumina zur Umsetzung der Energiewende
notwendig sind. Bei diesen Summen wird jedem schnell klar: Nur
ein Teil dieser Investitionen kann durch Unternehmen, Privatper-
sonen oder neue Finanzierungsformen wie Crowd-Investing auf-
gebracht werden.
Von Tarek Al-Wazir
2 4 W A C h S T U M I S T F I N A N z I E R B A R
„Als wichtigstes deutsches
Finanzzentrum spielt Frank-
furt bei der Finanzierung
der Energiewende eine
entscheidende Rolle
– verbunden mit
großen Heraus-
forderungen.“
Privatanlegern einwerben, kann nicht der Einwand erhoben wer-
den, dass dadurch höhere Aufsichtskosten bei der Bundesanstalt
für Finanzdienstleistungsaufsicht anfallen würden. Dies wäre kein
überzeugender Grund, von der Verbesserung der Regulierung ab-
zusehen. Der Anlegerschutz muss Priorität haben.
Neben Regulierungsfragen kann die Politik aber auch aktiv dazu
beitragen, dass die Angebots- und Nachfrageseite zueinander
finden. Auch hier werden wir uns stärker als bislang engagieren.
Wir bieten Unternehmen und Investoren Plattformen und orga-
nisieren Veranstaltungen, auf denen beide Akteure zusammen-
finden können. Die, die Geld brauchen, und die, die nach neuen
Anlageformen suchen.
Als wichtigstes deutsches Finanzzentrum spielt Frankfurt bei der
Finanzierung der Energiewende eine entscheidende Rolle – ver-
bunden mit großen herausforderungen. Gleichzeitig bietet dieses
neue Geschäftsfeld aber auch eine historische Chance für die Fi-
nanzbranche. Das ziel der hessischen Landesregierung ist da-
bei klar. Wir wollen den Finanzplatz Frankfurt zum Vorreiter im Be-
reich grüner Investitionen weiterentwickeln. Und das Gute ist: Der
Finanzplatz will das auch. Die aktuell extrem hohe Nachfrage nach
Green Bonds ist nur eines von vielen guten Beispielen dafür. Also,
packen wir es an! ■
Tarek Al-Wazir ist hessischer Minister für Wirtschaft, Energie,
Verkehr und Landesentwicklung.
Wir sollten deshalb auch institutionelle Anleger wie Versicherun-
gen oder Pensionsfonds mit ins Boot holen. Gerade der langfris-
tige Anlagenhorizont dieser Anleger passt sehr gut zu den ebenfalls
langfristig ausgelegten Investitionen in die Energiewende. zudem
sprechen mehrere gute Gründe für die steigende Attraktivität und
Rentabilität grüner Investments: Fossile Energieträger werden sich
perspektivisch deutlich verteuern, der rasante technologische Fort-
schritt im Bereich der Erneuerbaren eröffnet fortwährend neue
Geschäftsfelder und auf der Nachfrageseite können wir ein stetig
steigendes Umweltbewusstsein beobachten. hinzu kommt aktu-
ell die besondere Situation durch eine extreme Niedrigzinsphase –
Anleger und institutionelle Investoren suchen nach sinnvollen und
nachhaltigen Anlagemöglichkeiten.
Wenn wir für grüne Geldanlagen werben, muss dies aber insbe-
sondere mit Blick auf kleine Privatanleger mit einem verbesserten
Anlegerschutz einhergehen. Insbesondere auf dem Grauen Ka-
pitalmarkt bestehen noch immer erhebliche Missstände und Re-
gulierungsdefizite. Eine Möglichkeit wäre es zu prüfen, ob für Ver-
mögensanlagen ohne Mitwirkungs- bzw. Kontrollrechte wie z. B.
Genussrechte oder Namensschuldverschreibungen eine zulas-
sungspflicht für Anbieter bzw. Emittenten ab einem bestimmten
Emissionsvolumen vorgeschrieben werden könnte. Im Interesse
des Anlegerschutzes ist es zudem zwingend notwendig, die erfor-
derlichen Aufsichtskapazitäten zur Verfügung zu stellen. Gegen die
Schaffung einer laufenden Aufsicht für Anbieter von Vermögens-
anlagen, die Anlagegelder ab einer gewissen Größenordnung von
2 5W A C h S T U M I S T F I N A N z I E R B A RW A C h S T U M I S T F I N A N z I E R B A R
Zum anderen ziehen stabile Infrastrukturprojekte andere Eigenkapi-
talinvestoren an. An die Stelle eines stark von wenigen Stromversor-
gern dominierten Marktes tritt ein stärker fragmentierter Markt mit
einer Vielzahl sogenannter unabhängiger Stromproduzenten, den
Independent Power Producers – IPPs. Häufig wird in diesem Zu-
sammenhang auch von einer Demokratisierung des Energiesektors
gesprochen – mit der Konsequenz, dass die Steuerung des Ener-
giemarktes und der mittelfristigen Entwicklung stärker in den Hän-
den der Politik liegt und nicht mehr einzelner großer Stromversor-
ger. Nicht immer ist das gleichzusetzen mit Subventionen. Aufgrund
der hohen Fix kosten von Erneuerbare-Energie-Projekten und gerin-
gem Potential, das Geschäftsmodell nach Installation einer Anlage
anzupassen, brauchen Investoren jedoch voraussehbare Umsätze.
Zugang zu Fremdkapital reduziert die Finanzierungskosten. Oft ist
allerdings der Markt für langfristiges Fremdkapital an sich schon
nicht besonders liquide. Zusätzlich stellen die bekannten Trends in
der Finanzmarktregulierung im Zusammenhang mit Basel III oder
Solvency II langfristige Finanzierungen insgesamt vor Herausforde-
rungen, insbesondere durch relativ höhere Eigenkapitalunterlegun-
gen und damit höhere Refinanzierungskosten. Zwei zusätzliche Ri-
sikodimensionen im Zusammenhang mit der Langfristfinanzierung
Erneuerbarer Energien sollen hier hervorgehoben werden: erstens
ein in den letzten Jahren gewachsener Aspekt politischer Risiken
und zweitens die Unsicherheit über den Strommarkt der Zukunft.
Gemessen an internationalen Standards gilt das politische und
regulatorische Risiko bei Investitionen in Europa eher als gering.
Gleichzeitig ist die politisch gewollte finanzielle Förderung von In-
vestitionen in Erneuerbare in Europa im internationalen Vergleich
großzügig. Jedoch: Eine konsistente Regulierung muss ambitio-
nierte Ziele mit entsprechender Investitionsförderung oder ande-
ren Instrumenten wie einem CO2-Emissionshandel mit entsprechen-
Von Silvia Kreibiehl und Ulf Moslener Der Begriff der „Energiewende“ steht für einen massiven Struk-
turwandel weg von fossilen Brennstoffen und Kernenergie hin zu einem im Wesentlichen
von erneuerbaren Energien getragenen Energiesystem. Um Investoren für die erforder-
liche neue Energieinfrastruktur zu gewinnen, braucht es vor allem stabile Rahmenbedin-
gungen auf dem Strommarkt. Hier ist die Politik gefordert.
In der ein- oder anderen Form wird der Strukturwandel
der Energieerzeugung in den meisten Ländern der Welt
angestrebt. Die Triebfeder ist dabei keineswegs immer
der Klimaschutz. Oft steht der Gedanke der Energiesi-
cherheit oder Energieunabhängigkeit daneben, und zu-
nehmend häufiger sind es sogar Kostenerwägungen: In
vielen Ländern ist die Wasserkraft ein wichtiger Pfeiler einer Least
Cost Energieversorgungsstrategie. Auch Windenergie ist in vielen
Regionen schon heute wettbewerbsfähig mit den lokalen Optionen
konventioneller Stromerzeugung. Dafür ist nur zum Teil der fallende
Preis für Windturbinen und Solarkraftwerke verantwortlich. Hinzu
kommt, dass das Ressourcenangebot in Form von Wind und Sonne
in manchen anderen Ländern verglichen mit der konventionellen
Stromerzeugung deutlich vorteilhafter ist als hierzulande. Der Glo-
bal Trends Report 1 dokumentiert, dass die Erneuerbaren den Kin-
derschuhen entwachsen sind: Die globalen Investitionen in neue
Kraftwerkskapazität beliefen sich 2013 auf rund 192 Milliarden US-
Dollar. Keineswegs mehr nur ein Bruchteil der Investitionen in Fossil
befeuerte Kraftwerke (etwa 270 Milliarden US-Dollar). In China be-
obachteten wir im vergangenen Jahr sogar erstmals höhere Investi-
tionen in Erneuerbare als in Kohlekraft. Für viele Finanzintermediäre
ist das ein Markt mit erheblichem Wachstumspotential.
Dieser Strukturwandel stellt veränderte Anforderungen an die
Finanzierung: Grüne Energieinfrastruktur ist kapitalintensiv. Die
Anlagen zur Erzeugung von Strom, der auf Erneuerbaren basiert,
weisen typischerweise hohe Fix- und Investitionskosten bei kos-
tenlosen „Brennstoffen“ auf. Wind und Sonne schicken keine Rech-
nung, doch die Kapitalgeber sind an einer Rendite interessiert. Da-
her brauchen diese Technologien im Vergleich zu konventioneller
Stromerzeugung in besonderer Weise den Kapitalmarkt mit seiner
Fristentransformationsfunktion und einen Zugang zu kostengüns-
tiger Langfristfinanzierung.
Treiber der globalen Energiewende
1 Ein jährlicher Bericht des Frankfurt School – UNEP Collaborating Centre for Climate and Sustainable Energy Finance.
2 6 W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R
den Knappheiten/Preisen verbinden. Sowohl Förderung als auch
ein CO2-Markt mit hohem Preis erfordern aktive Politikintervention.
Ausbleiben dieser aktiven politischen Unterstützung senkt die Ren-
tabilität der Investition in Erneuerbare. Da nun die Förderung von Er-
neuerbaren sich idealerweise aus der Korrektur von Marktversagen
heraus ableitet, wären Projekte zur Stromerzeugung aus Erneuer-
baren vielfach ohne Förderung aus Investorensicht noch nicht at-
traktiv. Der Investor muss also nicht nur eine aktuelle Förderpolitik
sehen, sondern er muss gleichzeitig davon überzeugt sein, dass
diese Politik zumindest über den Projektzeitraum beibehalten wird.
Das Risiko ist also nicht in erster Linie das einer unerwarteten poli-
tischen Intervention, sondern das Risiko, eine bestimmte Interven-
tion nicht fortzuführen. Dieses Risiko steigt systematisch mit dem
Ambitionsgrad, also der Höhe der Förderung. Dabei sind nicht allein
politische Signale, sondern lediglich faktische Glaubwürdigkeit aus-
schlaggebend. Eine maßvolle Förderung kann durch Glaubwürdig-
keit deutlich mehr Investitionen mobilisieren als ein unrealistisches
Versprechen. Wie so oft zeigt sich aber auch hier, dass Vertrauen
deutlich schneller verloren werden kann, als man es wieder aufbaut:
In Tschechien oder in Spanien wurden beispielsweise die Förderpo-
litiken im Nachhinein – also nachdem Investitionen im Glauben an
die geltende Politik getätigt waren – zumindest teilweise ausgesetzt.
Das Resultat: Die Investitionen brachen praktisch vollkommen ein.
Für alle längerfristigen Investitionen in Stromerzeugung besteht eine
weitere Unwägbarkeit: ein fundamentaler Wandel der Funktions-
weise des Strommarktes. Insbesondere in Ländern wie Deutsch-
land, in denen die Erneuerbaren – vor allem Wind und Sonne –
bereits signifikante Teile des Strommixes bereitstellen, wird die
aktuelle Marktstruktur der Situation immer weniger gerecht. Auf ei-
nem Markt, in dem es im Wesentlichen allein einen Preis pro Strom-
menge gibt, hat auch die Option, Strom erzeugen oder verbrauchen
zu können, wann immer man es will, einen Wert. Voraussetzung ist,
dass gleichzeitig große Teile des Stroms aus Wind und Sonne zu
Grenzkosten von etwa Null erzeugt werden, dafür der Zeitplan der
Treiber der globalen Energiewende
„Um langfristige Investitionsentscheidungen treffen zu können, ist die künftige Organisa-tion des Strommarktes ein zentraler Faktor.“
Erzeugung aber nicht steuerbar ist. Konventionelle Erzeugung ist
dann für ein stabiles Stromnetz zwar technisch nötig, aber sie ren-
tiert sich erst dann, wenn der Preis in Zeiten ohne Wind und Sonne
extrem hoch ist. Aus ökonomischer Sicht sind die echten Knapp-
heiten wesentlich besser durch zwei Preise abgebildet, einmal für
tatsächlichen Strom und zweitens für die Möglichkeit, Strom produ-
zieren zu können. Um langfristige Investitionsentscheidungen tref-
fen zu können, ist die künftige Organisation des Strommarktes da-
mit ein zentraler Faktor.
Will die Politik also die Langfristfinanzierung der Ener-
giewende erleichtern, dann ist sie hier gleich doppelt
gefordert: Zum einen muss sie den Umbau des Strom-
marktes moderieren. Hier spielen einzelwirtschaftliche,
gesamtwirtschaftliche sowie technische Kriterien in
komplexer Weise zusammen. Doch die zweite Herausforderung
mag konzeptionell noch größer erscheinen: Zum anderen muss die
Politik das Risiko mindern, welches sie ungewollt und häufig auch
unverschuldet selbst mit erzeugt.
Von der Finanzwirtschaft wird die Politik jede ehrliche Hilfe bei der
Frage brauchen, wie diese Risiken absorbiert und gemindert wer-
den können. Der politisch alternativlose wachsende Anteil Erneu-
erbarer Energie muss auf breiter Front und außerhalb der Welt
der Corporate Social Responsibility für den Investor attraktiv sein.
Die Politik muss daher angemessene Erwartungen bezüglich der
Risiko-Renditeerwartungen des privaten Finanzsektors entwickeln.
Von der privaten Finanzwirtschaft muss man sich daher eine klare
Kommunikation der eigenen Erwartungen aber auch der limitieren-
den Faktoren wünschen. ■
Silvia Kreibiehl leitet das FS-UNEP Collaborating Centre for Climate
& Sustainable Energy Finance und Prof. Dr. Ulf Moslener hat ei-
nen Lehrstuhl für Umweltökonomie & Sustainable Energy Finance
an der Frankfurt School for Finance and Management.
Polykristalline Silicium-Solarzellen in einem Solarmodul.
W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R 2 7W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R
Für Kommunen sind nach wie vor vergleichsweise sehr günstige
Finanzierungskonditionen zu erreichen, wobei das derzeit generell
niedrige Zinsniveau steigende Margen noch kaschiert. Gleichwohl
ist in den vergangenen Jahren eine gewisse Verengung und Verteu-
erung des Kreditangebotes insbesondere bei Laufzeiten von über
zehn Jahren zu verzeichnen, die hauptsächlich auf die Vorgaben
und Maßnahmen zur Bankenregulierung als Folge der internatio-
nalen Finanz- und Staatsschuldenkrise zurückzuführen sind. Einige
Landesbanken haben sich auf regionale Zuständigkeiten zurück-
gezogen, manche Banken führen zunehmend Limitsetzungen für
Kommu nen ein, andere ziehen sich ganz aus dem margenarmen
Kommunalkreditgeschäft zurück.
Da sich die Banken zunehmend aus dem langfristigen Kom-
munalkredit zurückziehen, bemühen sich die Kommunen um
eine Verbreiterung ihrer Finanzierungsstruktur. Als Alternative
bietet sich zum einen die Erschließung zusätzlicher Gläubigergrup-
pen durch die Begebung von Schuldscheindarlehen und Anleihen
an. In den vergangenen Jahren haben sich Kommunen vermehrt
über Schuldscheindarlehen finanziert. Auch haben einige größere
Städte verstärkt Anleihen platziert, die ein gewisses Mindestvolumen
erfordern. Hierdurch konnten Institutionelle Investoren sowie kleinere
F rankfurt am Main wächst, die Marke von
700.000 Einwohnern ist erreicht, in den kom-
menden Jahren wird die Bevölkerungszahl
noch einmal deutlich steigen. Insbesondere
vor dem Hintergrund des Wachstums ge-
winnt die Frage der Daseinsvorsorge und
damit auch der Finanzierung an Bedeutung.
Die Daseinsvorsorge erfordert Planbarkeit und Sicherheit und damit
einhergehend die Notwendigkeit langfristiger Finanzierung. Das be-
währte Instrument zur Investitionsfinanzierung der Kommunen war
und ist der Kommunalkredit. Dieser soll auch in Zukunft als Haupt-
weg der Finanzierung kommunaler Aufgaben zur Verfügung stehen.
Diese Meinung vertritt ebenso der Deutsche Städtetag.
Auch die Stadt Frankfurt am Main nutzt dieses Instrument zur Inves-
titionsfinanzierung. In den Jahren 2012 und 2013 erfolgten für den
hoheitlichen Bereich der Stadt Frankfurt am Main Neuaufnahmen in
Höhe von rund 595,6 Millionen Euro und Umschuldungen in Höhe
von rund 131 Millionen Euro, die fast vollständig aus Kommunalkre-
diten bestanden. Für den Eigenbetrieb Stadtentwässerung wurden
in den Jahren 2012 und 2013 ebenfalls Kommunalkredite aufgenom-
men: Neuaufnahmen in Höhe von rund 89 Millionen Euro und Um-
schuldungen in Höhe von rund 24 Millionen Euro.
Kommunen nutzen neue Finanzquellen
Von Uwe Becker Der Kommunalkredit ist auch weiterhin ein wichtiges Instrument zur Finanzierung
von Städten und Gemeinden. Dies gilt insbesondere für schnellwachsende Städte wie Frank-
furt am Main. Daneben etablieren sich auch alternative Finanzierungsformen wie Schuld-
scheindarlehen und Kommunalanleihen oder Modelle des Crowd-Fundings. Sie ermöglichen
es den Kommunen, ihre Aufgaben der Daseinsvorsorge für die Bürger zu erfüllen.
2 8 W A c H S t U M I S t F I N A N Z I E r B A r
„Die Partnerschaft zwischen Kommunen und Banken ist nach wie vor eng.“
regionale Geldinstitute als neue Gläubigergruppen angesprochen
werden. Neben den Kosten für eine entsprechende Platzierung und
die erforderliche nachfolgende Marktpflege erreichen die Konditio-
nen von Kommunalanleihen nicht notwendig das Niveau von Kom-
munaldarlehen. Die bisher platzierten Kommunalanleihen konnten
alle ohne externes rating begeben werden, das der Deutsche Städ-
tetag bei Kommunen aus Kostengründen nachdrücklich ablehnt.
Bei kommunalen Unternehmen sind Schuldscheindarlehen, die in
der regel geringere Neben- und Folgekosten als Anleihen aufwei-
sen, inzwischen geübte Praxis. Im Jahr 2013 wurde etwa die Be-
schaffung neuer Schienenfahrzeuge der Stadtwerke Verkehrsgesell-
schaft Frankfurt am Main mbH anteilig mit einem Volumen von 200
Millionen Euro durch verbürgte Schuldscheindarlehen beziehungs-
weise Namensschuldverschreibungen finanziert.
Eine weitere Alternative, mit der sich auch die Stadt Frankfurt am
Main schon auseinandergesetzt hat, ist crowd-Funding durch Bür-
ger-Anleihen und Bürger-Kredite. Hierbei steht vor allem die stärkere
Identifikation der Bürger mit ihrer Kommune im Vordergrund. Die Ge-
staltung ist bis hin zum Wunschbetrag des Bürgers frei. Auch kön-
nen neue Anleger gewonnen werden. Der Bürgerkredit wird in der
regel für eine kommunale Investitionsmaßnahme von allgemeinem
Interesse beworben. Hierdurch sind jedoch eher kleinere Finanzie-
rungsbeträge zu erreichen, auch ist eine Akzeptanz eher in kürzeren
Lauf zeiten zu erwarten. Aufgrund der derzeit relativ geringen Spanne
zwischen Anlagezins und Kreditzins sind hier die sonstigen trans-
aktionskosten für die Kommunen entscheidend. Daher ist dieser
Marktsektor aktuell für kommunale Kernhaushalte weniger attraktiv.
Die Beteiligung der Kommunen an Bundes- oder Länder-Anleihen
bietet eine weitere Finanzierungsmöglichkeit. Im Juni 2013 wurde die
erste gemeinschaftliche Bund-Länder-Anleihe begeben; hierbei gibt
es jedoch keine gemeinsame Haftung der Beteiligten, sondern je-
der Emittent haftet zu festgelegten Anteilen. Der Deutsche Städtetag
begrüßt die Beteiligung der Kommunen an derartigen Anleihen, ins-
besondere um auch kleineren Städten mit geringerem Kreditbedarf
diesen Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen. Auf Bundesebene
wird dies jedoch eher zurückhaltend gesehen. Einerseits sieht sich
der Bund nicht primär in der Verantwortung für die Kommunalfi-
nanzierung. Zum anderen wird befürchtet, dass sich die Konditio-
nen durch die Beteiligung der Kommunen, trotz der eigentlich iden-
tischen Bonitätseinstufung, verschlechtern könnten.
Der Kommunalkredit wird – auch in Frankfurt am Main – aus heuti-
ger Sicht, wenn auch unter erschwerten rahmenbedingungen, wei-
terhin einen wichtigen Anteil an der Kommunalfinanzierung haben.
Die Partnerschaft zwischen Kommunen und Banken ist nach wie
vor eng. In Frankfurt am Main hat sich eine Vielzahl an Banken nie-
dergelassen. Sie prägen nicht nur die Geschichte unserer Stadt und
das heutige Stadtbild, sondern sind auch über enge Geschäftsbe-
ziehungen mit dieser verbunden.
Eine reine monetäre Betrachtung könnte zu dem Schluss führen,
dass eine kurzfristige Finanzierung regelhaft günstiger ist. Dies
würde aber zu kurz greifen. Denn die kommunale Daseinsvorsorge
als wesentlicher Aspekt der Dienstleistung für die Bürger muss
auf solidem Fundament stehen. Andererseits sind Kurzfristfinan-
zierungen nicht per se als „schlecht“ einzustufen. Vielmehr muss
die Kommune anhand ihrer individuellen risikotragfähigkeit bewer-
ten und entscheiden, welche Finanzierungsstruktur sie wählt. ■
Uwe Becker ist Kämmerer der Stadt Frankfurt am Main.
2 9W A c H S t U M I S t F I N A N Z I E r B A rW A c H S t U M I S t F I N A N Z I E r B A r
„Die Fabrik der Zukunft senkt die Kosten der Einzelfertigung auf das Niveau der Massenproduktion.“
Bekleidung, Spielzeuge, aber auch
Unterhaltungselektronik oder tech-
nische Standardprodukte werden
überwiegend in Niedriglohnländern
hergestellt. Dieser Trend könnte in
den kommenden Jahren durchbro-
chen werden, wenn es gelingt, die
Chancen von Industrie 4.0 zu nutzen.
Tatsächlich hat Deutschland mit sei-
ner überragenden Kompetenz in den
Bereichen Maschinenbau, Prozess-
automatisierung, Robotik und Infor-
mationstechnologie beste Vorausset-
zungen, um auf den Zukunftsmärkten
von Industrie 4.0 eine Vorreiterrolle zu
übernehmen. Dazu zählen mit „Smart
Health“ intelligente Dienstleistungen im Gesundheits-
wesen, mit „Smart Home“ Konzepte für die Heimvernet-
zung und mit „Smart Grids“ die intelligente Steuerung von
Energienetzen.
Die Bundesregierung hat die Bedeutung von Industrie 4.0 für den
Standort Deutschland frühzeitig erkannt, die Grundlagenforschung
gefördert und die Entwicklung erster Anwendungsszenarien er-
möglicht. Es wird nun darauf ankommen, dass diese Themen auch
einen hohen Stellenwert in dem europäischen Investitionspro-
gramm erhalten, das von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude
Juncker im November 2014 vorgestellt wurde und ein Gesamtvo-
lumen von etwa 315 Milliarden Euro umfassen soll. ■
Dr. Volker Brühl ist Geschäftsführer des Center for Financial
Studies an der Goethe Universität Frankfurt.
D
ie Smart Factory
revolutioniert die
Fertigung. Damit
entstehen neue Chancen für den
Standort Deutschland.
Die Digitalisierung der Wirtschaft hat
zur Folge, dass Maschinen und An-
lagen, aber auch Gegenstände des
Alltags wie Autos oder Haushaltsge-
räte miteinander über das Internet
vernetzt werden. Das World Wide
Web entwickelt sich zu einem „Inter-
net der Dinge“ und mit neu entste-
henden Services zu einem „Internet
der Dienste“. Neue Märkte und Ge-
schäftsmodelle entstehen und damit
auch zusätzliches Wachstumspotenzial für Länder und Unterneh-
men, die diese neuen Möglichkeiten aktiv gestalten. Umgekehrt ist
nicht zu verkennen, dass disruptive Veränderungen auch Risiken
für Anbieter bergen, die sich nicht rechtzeitig auf die neuen Tech-
nologien einlassen.
Viele Experten glauben, dass wir uns derzeit an der Schwelle zur
vierten industriellen Revolution, genannt „Industrie 4.0“, befinden,
weil die Digitalisierung Einzug in die Fertigung hält. In der intel-
ligenten Fabrik der Zukunft, der „Smart Factory“, verschmelzen
die physikalische und die virtuelle Welt zu sogenannten „Cyber
Physical Systems“. Hoch flexible Fabrikationsanlagen werden in-
dividualisierte Produkte zu Herstellkosten einer Massenproduk-
tion produzieren können. Das Lohnkostengefälle, ein traditionelles
Problem der Hochlohnländer, verliert an Bedeutung für die Wahl
eines Produktionsstandortes.
Seit Jahren ist die Zahl der in der Produktion beschäftigten Mit-
arbeiter in Deutschland rückläufig. Ganze Industriezweige haben
in den vergangenen Jahrzehnten ihre Produktion ins Ausland
verlagert, um vor allem Lohnkostenvorteile nutzen zu können.
Intelligente Fabrik
Industrie 4.0 – Vorsprung im Wettbewerb
Von Volker Brühl
3 0 W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R
3 WACHSTUM IST VIELFÄLTIG
Welche Instrumente die Finanzwelt für Wachstum bereithält.
W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R
Farbenpracht:Zitronensäure-Kristalle unter dem Polarisationsmikroskop.
Finanzierung
Vielfältige Instrumente –Bekanntes, Alternatives, Neues
„Das durchschnittlic
he Emissionsvolumen vo
n Schuldscheindarleh
en
3 2 W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g
bislang etwa 150 anleihen im gesamtvolumen von rund 4,8 mil-
liarden euro begeben. mit einem durchschnittlichen Kupon von
etwa 7,5 Prozent sind die laufenden Kosten für den emittenten
vergleichsweise hoch. trotz der optisch hohen verzinsung hat es
aufgrund einer vielzahl von insolvenzen seit 2010 mit erheblichen
Nominalverlusten für die gläubiger keine Überrendite gegeben. Die
investorenbasis setzt sich bislang sowohl aus Retail- und institu-
tionellen anlegern zusammen. Wir gehen davon aus, dass mittel-
fristig der anteil der institutionellen investoren überwiegen wird.
Jedoch steht die fragmentierung des marktes mit den verschiede-
nen handelssegmenten nach unserer einschätzung einem nach-
haltigen Durchbruch im institutionellen umfeld entgegen, was das
langfristpotenzial ebenfalls einschränkt.
Neue Konzepte der EU-Kommission:
ELTIFs und EU Project Bonds
Bereits ende Juni 2013 veröffentlichte die eu-Kommission einen
vorschlag zur etablierung eines neuen europäischen fondskon-
strukts unter dem Namen „European Long-Term Investment
Fund” (eltif). Durch eltifs soll die anzahl an Nicht-Banken-
finanzierungen für unternehmen, die in die Realwirtschaft der
eu investieren, erhöht werden. im ersten halbjahr 2014 stellten
eu-Parlament und eu-Rat ihre Positionen zum vorschlag der eu-
Kommission hinsichtlich eltifs dar und am 10. Dezember gab der
Rat die einigung über einen gefundenen Kompromiss mit dem eu-
Parlament bekannt. Demzufolge dürfen ausschließlich aifs die
Bezeichnung eltif annehmen und das anlageuniversum ist auf min-
destens 70 Prozent in qualifizierte vermögenswerte und auf maximal
30 Prozent in andere, nicht langfristige Kapitalanlagen beschränkt.
Da sich eltifs immer noch in der anfangsphase befinden lässt sich
ihr Potenzial für die langfristfinanzierung nur schwer einschätzen.
als weitere finanzinnovation wurde im Juli 2013 der erste
EU Project Bond emittiert, dem 2014 weitere emissionen folgten .
Die Vorstufe zum Kapitalmarkt
Das instrument des Schuldscheindarlehens ist in Deutschland
etabliert. es zeichnet sich durch geringe formerfordernisse aus und
erfordert nur eine geringe Publizität. Die laufzeiten liegen meist zwi-
schen drei und sieben Jahren, aber auch zehn bis 15 Jahre sind
möglich. Das schuldscheindarlehen kann als vorstufe für die Ka-
pitalmarktfähigkeit angesehen werden, da es vornehmlich bei Ka-
pitalsammelstellen platziert wird. Bis ende september 2014 wur-
den nach Kenntnissen der Dvfa schuldscheindarlehen mit einem
gesamtvolumen von rund 7 milliarden euro emittiert, in etwa auf
dem Niveau des entsprechenden vorjahreszeitraums. auf lauf-
zeiten von zehn oder mehr Jahren entfällt nur etwa ein fünftel der
transaktionen. in Relation zum marktvolumen – mit einer spann-
weite von 5 bis knapp 18 milliarden euro in den vergangenen Jah-
ren – leitet sich hieraus nur ein begrenztes Potenzial für die lang-
fristfinanzierung ab. ein mindestbetrag von 10 millionen euro sowie
eine durchschnittliche transaktionsgröße von 120 millionen euro
verdeutlichen, dass sich das instrument auch nur für den geho-
benen mittelstand oder großunternehmen eignet. Daran wird sich
nach unserer einschätzung auch mittelfristig nichts ändern.
Direkter Antritt am Kapitalmarkt
Das segment der Mittelstandsanleihen ist in Deutschland
mit fünf Börsenplätzen stark fragmentiert. Das durchschnittliche
emissionsvolumen lag im vergangenen Jahr nach Dvfa-Recher-
chen bei rund 55 millionen euro, mit einer spannbreite von 8 bis
250 millionen euro. in dem noch jungen marktsegment wurden
lag 2013 bei rund 120 Millionen Euro.“
Von Stefan Bielmeier Banken unterliegen seit der
Finanzkrise einer verschärften Regulierung.
Während sie sich aus bestimmten Finanzie-
rungssegmenten zurückziehen, gehen alter-
native Finanzierer an den Markt, bekannte Fi-
nanzinstrumente werden wiederbelebt oder
gänzlich neue Produkte entwickelt. Gleich-
zeitig verstärkt sich der Trend zu direkten
Kapitalmarktfinanzierungen.
3 3W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i gW a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g
formance europäischer verbriefungen zu unrecht. Daher werden
die Rufe nach einer Wiederbelebung des marktes immer lauter. vor
dem hintergrund einer auch in Zukunft restriktiveren Kreditvergabe
des Bankensektors erscheint eine inanspruchnahme des Kapital-
markts via verbriefungen nur folgerichtig. eine Revitalisierung soll
hier durch die schaffung eines neuen Premium-segments gelin-
gen („high Quality securitisation“). am europäischen Primärmarkt
konnten im Jahr 2014 verbriefungen im volumen von rund 177 mil-
liarden euro lanciert werden (davon Deutschland 19,2 milliarden
euro). Damit wurde die rückläufige volumenentwicklung der vor-
jahre erstmals gestoppt. Wir gehen ab 2015 und für die folgejahre
von einer deutlichen marktbelebung aus.
Kreditfonds als alternative Kapitalgeber
Bei Kreditfonds handelt es sich um spezial-aif im sinne der aifmD,
die ihre mittel ausschließlich in Kreditaktiva anlegen. Die anlage-
schwerpunkte bilden mittelstand, infrastruktur und gewerbeimmo-
bilien. von Kreditfonds werden die Kredite nicht originär vergeben,
sondern via syndizierung respektive im sekundärmarkt erworben.
aktuell erfahren Kreditfonds eine erhöhte aufmerksamkeit, da einem
steigenden angebot von Kreditaktiva auf der Bankenseite eine er-
höhte Nachfrage nach Kreditaktiva auf der investorenseite gegen-
übersteht. Dass Kreditfonds nun aber an die stelle von Banken tre-
ten, zeichnet sich jedoch nicht ab. Nach unserer markterhebung
über europäische Kreditfonds stellen mittelstandskreditfonds rund
ein Drittel aller Kreditfonds gemessen nach der anzahl und nach
volumen. Der anlagefokus liegt vorwiegend auf mezzaninen finan-
zinstrumenten, was mit entsprechend hohen Renditeerwartungen
einhergeht. Damit stellen mittelstandskreditfonds nur bedingt eine
alternative zum klassischen Bankkredit dar und konkurrieren eher
Bei einem eu Project Bond handelt es sich um eine von einer
Projektgesellschaft aufgelegte anleihe, deren Bonität durch die
unterstützung der eiB verbessert wird. im fokus stehen hierbei
infrastrukturprojekte. hierzu stellt die eiB ein nachrangiges finan-
zierungsinstrument zur verfügung, wodurch die Bonität der anleihe
auf ein höheres Niveau angehoben wird. aufgrund seiner spezifi-
schen ausgestaltung eignet sich der eu Project Bond nur für die
finanzierung von großprojekten. Bis dato wurden lediglich fünf
Projekte im umfang von rund 2,9 milliarden euro unterstützt. an-
gesichts des enormen infrastrukturfinanzbedarfs messen wir die-
sem neuen instrument ein erhebliches marktpotenzial bei.
Verbriefungen als indirekte
Kapital marktfinanzierung
Verbriefungen stellen ein Bindeglied zwischen Kredit- und Kapi-
talmarkt dar. verbriefungen bieten als „Pooling-vehikel“ die mög-
lichkeit, eine vielzahl von Darlehen zu einem investment zu aggre-
gieren und zu einem Portfolio zu bündeln. aufgrund der stückelung
können so auch kleinere und mittelgroße investoren indirekt in die
finanzierung der Realwirtschaft eingebunden werden. Durch den
Bilanzabgang der Kreditaktiva werden die Bankbilanzen entlastet
und so die möglichkeit für die vergabe neuer Kredite geschaffen.
Neuere wissenschaftliche untersuchungen bestätigen den volks-
wirtschaftlichen Nutzen dieses finanzinstruments im hinblick auf
das volumen des Kreditangebots als auch auf die finanzierungs-
konditionen. im Zuge der us-amerikanischen subprime-Krise ist
dieses instrument jedoch in verruf geraten – mit Blick auf die Per-
„Die B
ankfinanzierung spielt
in Deutschland wie auch im
Euro-Raum mit einem Antei
l von et
wa 70 Prozent bei d
er
und den folgejahren in Kraft. unternehmen sind gut beraten, sich
gerade im hinblick auf die Deckung ihres langfristigen Kapitalbe-
darfs bereits im vorfeld gedanken zu machen und für sie geeignete
finanzinstrumente und investorengruppen zu eruieren. vor allem für
den gehobenen mittelstand bedeutet dies, an seiner Kapitalmarkt-
fähigkeit zu arbeiten. letztlich wird dieser aufwand durch eine di-
versifizierte investorenbasis, eine hohe stabilität der langfristigen
finanzierung, einen individuellen finanzierungs-fit sowie Kosten-
vorteile belohnt. aber auch Banken profitieren von der vielfalt der
neuen finanzinstrumente: sei es, dass sie ihnen bei der aufrecht-
erhaltung bestimmter geschäftsfelder helfen oder sei es, dass sie
in diesen über diese instrumente zumindest Provisionserträge als
mittler generieren können. alternative finanzierer wie versicherun-
gen oder Kreditfonds sind eher als Partner denn als Wettbewerber
für Banken zu sehen. ■
Stefan Bielmeier ist vorsitzender des vorstands der Dvfa und
chefvolkswirt der DZ BaNK ag.
mit Private equity. gemäß unseren Recherchen ergibt sich ein ag-
gregiertes Kreditfonds-Zielvolumen über alle segmente von rund 50
milliarden euro. Den investitionsgrad taxieren wir auf lediglich etwa
ein fünftel dieses Zielvolumens. Daher werden Kreditfonds in den
kommenden Jahren noch spürbar im markt vertreten sein. Dabei
sind sie eher komplementär denn substituierend zu Banken zu se-
hen: für nachrangige finanzierungssegmente, lange laufzeiten oder
schwierigere assetklassen bzw. unternehmenssituationen.
Fazit
Die Bankfinanzierung spielt in Deutschland wie auch im euro-Raum
mit einem anteil von etwa 70 Prozent bei der unternehmensfi-
nanzierung nach wie vor die dominierende Rolle. Die umsetzung
wesentlicher Parameter der Basel iii-Regulierung tritt erst ab 2018
Vergleich von Finanzinstrumenten
K R I T E R I E N Schuldscheindarlehen Mittelstandsanleihe ELTIF EU Project Bond ABS Kreditfonds
KONSTRUKT / RECHTSNATUR
Darlehensvertrag (Schuldschein)
Schuldverschreibung Fonds (AIF) Anleihe Anleihe Spezial-AIF
MARKT-/PRODUKTSTATUS
etabliert, auf stabilem Niveau
aktiv, aber fragmentiert
in Planung in Pilotphase bis Ende 2014 bzw. 2016
aktiv, aber rückläufig / vor Reaktivierung
aktiv, aber noch im Anfangsstadium
RECHTSGRUNDLAGE Nationales Anleihe recht (z.B. § 488 BGB/§ 344 HGB)
Nationales Anleiherecht (§ 793 BGB)
ELTIF-Verordnung Nationales Anleiherecht
Nationales Verbriefungsrecht
AIFMD
VEHIKEL n/a n/a EU-weiter Spezialfonds SPV SPV AIF / nationales Fondsvehikel
ZULÄSSIGE ANLAGEN Unternehmensdarlehen Unternehmens darlehen Finanzierung von: Infra struktur / CRE / KMU / Schiffe / Flugzeuge
nur Infrastrukturkredite Kredite und andere Assets bestimmungsgemäße Kreditaktiva
ANLAGESPEKTRUM n/a n/a eingeschränkt sehr eingeschränkt am größten groß
ZULÄSSIGE FINANZ INSTRUMENTE
Debt Debt EK, Mezzanine, Debt Debt alle Assets mit CF-Strom Debt
DURCHSCHNITT LICHES EMISSIONSVOLUMEN
durchschnittlich etwa 120 Mio. Euro
durchschnittlich 55 Mio. Euro
n/a durchschnittlich 580 Mio. Euro
100 Mio. bis 3 Mrd. Euro
ca. 300 Mio. Euro (Mittelstandskreditfonds)
(BRUTTO-)RENDITE 0,25 %-0,5 % über dem Anleihezinssatz bereits ausstehender Anleihen
durchschnittlich ca. 7,5 %
ca. 5 % durchschnittlich 4 % Euribor+26 bp bis 215 bp Spread
ca. 6 %-14 % (Senior / Mezzanine) / ca. 20 % (Distressed)
KREDITBESICHERUNG vorwiegend nein vorwiegend nein nein ja ja nein
RISIKO-EXPOSURE (INVESTOR)
Gesamtbetrag ab-züglich etwaiger Verwertungserlöse
Gesamtbetrag abzüglich etwaiger Verwertungserlöse
Gesamtportfolio mit komplettem Risiko
Einzelkreditrisiko nach EIB-Unterstützung
gemäß struktureller Positionierung nach Abzug Kreditbesicherung
Gesamtportfolio mit komplettem Risiko
INVESTORENKREIS Institutionelle Retail und Institutionelle Retail und Institutionelle Institutionelle (Retail denkbar)
Institutionelle (Retail denkbar aber unüblich)
Qualifizierte Institutionelle (QIAIF) auch Private Equity
ANLAGEHORIZONT 3 bis 10 Jahre 3 bis 6 Jahre langfristig (ca. 10 Jahre)
langfristig mittel- bis langfristig mittel- bis langfristig
Unternehmensfinanzier
ung nach wie vor die d
ominierende R
olle.“
3 5W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g
Von Florian Degenhardt In ihrer Wachstumsstrategie „Europa 2020“ hält die Europäische Union
substanzielle Infrastrukturinvestitionen für notwendig, um das angestrebte Wirt-
schaftswachstum zu erreichen. Nach Schätzung der EU-Kommission bestehe ein Inves-
titionsbedarf von bis zu 2 Billionen Euro. Zur Umsetzung sei eine Finanzierung von
Infrastrukturprojekten durch den privaten Sektor unverzichtbar.
Europa fördert Projektpartnerschaften
3 6 W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g
sich in einem verbesserten Rating der Projektanleihe nieder und er-
möglicht ein single-a-Rating (investmentgrade).
Ohne PBce oder die strukturierung anderer credit enhance-
ments erhalten nicht geförderte Projektanleihen regelmäßig nur ein
B-Rating. Das PBce lockt somit das Kapital vieler institutioneller in-
vestoren, die aufgrund ihrer anlagerichtlinien ein a-Rating benötigen,
um überhaupt in infrastrukturprojekte oder andere assets investieren
zu können. Die anlagemöglichkeiten solcher investorengruppen wer-
den verstärkt reguliert – im falle von versicherungen in Deutschland
etwa durch das versicherungsaufsichtsgesetz und die anlagever-
ordnung. sind diese schwellen genommen, stillen geeignete infra-
strukturprojekte die große Nachfrage von institutionellen investoren,
die gerade langfristige anlagen in qualitativ gute Projekte mit inter-
essantem Risiko-Rendite-Profil suchen. in Zeiten niedriger oder teils
negativer Zinsen wird diese anlageform umso attraktiver.
PBI bringt Europa auf Kurs
seit dem start der Pilotphase der Projektanleiheninitiative im Jahr
2012 sind mehrere infrastrukturprojekte über Projektanleihen mit
PBce erfolgreich finanziert worden – zuletzt beispielsweise der aus-
bau der autobahn a7. und angesichts des enormen finanzierungs-
bedarfs bei infrastrukturprojekten ist eine fortsetzung der PBi im
Rahmen der fazilität „connecting europe“ für den eu-haushalt bis
zum Jahr 2020, welche Projektanleihen als alternative finanzierungs-
form vorsieht, wahrscheinlich. Denn allein mit öffentlichen haushalts-
mitteln der eu oder einzelner mitgliedstaaten kann der investitions-
stau in europas infrastruktur nicht beseitigt werden.
Die eiB hat bereits weitere förderungswürdige Projekte nach den
eu-leitlinien für Projektanleihen mit PBce genehmigt. in Betracht
kommen insbesondere autobahnen in mehreren mitgliedstaaten,
Netzanschlüsse von deutschen Offshore Windparks und erdgas-
speicheranlagen in südeuropa. Die Nachfrage der Kapitalmärkte
ist hoch. auch ohne PBce sind bereits Refinanzierungen von eu-
ropäischen infrastrukturprojekten über Projektanleihen erfolgt und
es können neue Projekte für den Kapitalmarkt strukturiert werden.
mit der unterstützung der eiB im Rahmen der PBi kann die sich bil-
dende neue assetklasse der Projektanleihen für infrastrukturprojekte
ein wichtiger Wachstumsmotor für europa im infrastrukturbereich
sein. Zugleich kommt diese assetklasse dem großen Bedarf ins-
titutioneller investoren an langfristigen anlagen in geeignete Pro-
jekte entgegen, die europa auf Kurs 2020 bringen und erneuern. ■
Florian Degenhardt ist Partner von White & case in hamburg.
Um diese private finanzierungsform
wieder attraktiver zu machen, haben
die europäische Kommission und die
europäische investitionsbank (eiB) die
„europa 2020 Projektanleiheninitiative“
(PBi) als innovative finanzierungs-
alternative ins leben gerufen.
Welchen Zweck verfolgt die PBi? Primär sollen mit diesem instru-
ment institutionelle investoren wie versicherungen oder Pensions-
fonds für langfristige investitionen in förderwürdige infrastruktur-
projekte gewonnen und zusätzliche mittel für deren finanzierung
über den Kapitalmarkt durch Projektanleihen mobilisiert werden.
im fokus der förderung stehen dabei ausgewählte Projekte von
europäischem interesse in den transeuropäischen sektoren trans-
port, energie und it-infrastruktur.
Erschwerte Kreditvergaben mit
herkömmlichen Finanzierungen
erhöhte eigenkapitalanforderungen für Banken (Basel ii und iii)
erschweren die Kreditvergabe mit langen laufzeiten, sodass Pro-
jektfinanzierungen für langfristige infrastrukturprojekte nicht mehr
im gleichen umfang wie früher im markt verfügbar sind. Zu-
dem sind seit der finanzkrise die monoliner, welche risi-
komindernde garantien für anleihen ausgaben, nahezu
von der Bildfläche verschwunden. mit der PBi soll da-
her eine alternative oder ergänzende finanzierungs-
form zu herkömmlichen Bankdarlehen geschaffen werden,
um finanzierungslücken zu schließen oder finanzierungsbedingun-
gen zu verbessern. Die eiB stellt hierzu ein instrument zur Bonitäts-
verbesserung einer Projektanleihe bereit: das sogenannte Project
Bond credit enhancement, kurz PBce.
Investment Grade dank PBCE
mit dem PBce kann ein Projektträger die Qualität seiner zu be-
gebenden anleihe und deren Bewertung durch Ratingagenturen
wie moody’s oder standard & Poor’s verbessern. Die verbesse-
rung wird durch nachrangige direkte Darlehen oder vorsorgliche
Darlehenstranchen der eiB erreicht. Der Projektträger kann diese in
anspruch nehmen, wenn seine laufenden Projekteinnahmen nicht
ausreichen, um die verbindlichkeiten gegenüber vorrangigen anlei-
hegläubigern zu bedienen oder finanzierungsmittel bei einer Über-
schreitung geplanter Kosten wie etwa Baukosten fehlen. Durch diese
auffangfunktion vermindert das PBce die Projektrisiken und die aus-
fallwahrscheinlichkeit für die anleihegläubiger. Das wiederum schlägt
3 7W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i gW a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g
fang der Aufgabe und den Qualitätsstandard fest und zahlt hierfür
in der Regel dem privaten Unternehmen ein Entgelt. Dadurch er
hält die öffentliche Hand wiederum eine größere Kostensicherheit.
Mögliche Investitionsobjekte für PPP sind neben der wirtschaft
lichen Infrastruktur – wie Verkehr, Energie, Telekommunikation und
Versorgung/Wasser – die soziale Infrastruktur. Diese umfasst un
ter anderem Bildungs, Gesundheits, Verwaltungs und Kultur
einrichtungen und Einrichtungen der Sicherheit wie etwa Justiz
vollzugsanstalten. Nach Angaben des Beratungsunternehmens
ÖPP Deutschland AG hat es von 2002 bis Juni 2014 in Deutsch
land im Hoch und Straßenbau insgesamt 195 Projekte gegeben.
Das Investitionsvolumen beläuft sich auf insgesamt rund 7,6 Milli
arden Euro. Von der Anzahl her entfallen die meisten Projekte mit
39 Prozent auf Schulen, Kitas und Bildung (Hochbau) und ledig
lich acht Prozent auf den Straßenbau. Anders sieht es beim Inves
titionsvolumen aus. Hier entfallen aufgrund der Projektgröße allein
32 Prozent auf den Straßenbau und 24 Prozent auf Schulen, Ki
tas und Bildung.
Im Jahr 2013 wurden insgesamt acht Projekte mit einem Investi
tionsvolumen von 189 Millionen Euro abgeschlossen. Davon ent
fielen 15 Millionen Euro auf den Straßenbau und 174 Millionen Euro
auf den Hochbau. Verglichen mit den Hochzeiten des PPPGe
schäftes in den Jahren 2007 – 2011 mit in der Spitze 1,5 Milli
arden Euro Investitionsvolumen bewegt sich der Markt auf sehr
niedrigem Niveau.
Die Bundesregierung denkt über An
reize für mehr private Infrastrukturin
vestitionen nach. Solche Investitionen
sind eine notwendige Standortvor
aussetzung für eine gute Wirtschafts
entwicklung in Deutschland. Alleine
sind aber weder Bund, Länder oder Kommunen in der Lage, die
dringend notwendigen Infrastrukturmaßnahmen zu erbringen. Als
eine Möglichkeit zur Realisierung der Infrastrukturprojekte gelten
„Public Private Partnerships“ (PPP) oder „ÖffentlichPrivate Partner
schaften“. Sie bezeichnen eine langfristige, vertraglich ge regelte Zu
sammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und der privaten
Wirtschaft über den gesamten Lebenszyklus eines Infrastrukturpro
jektes. PPP ist – anders als allgemeinhin wahrgenommen – keine
Finanzierungsvariante, sondern viel mehr eine Beschaffungs modell
für Planung, Bau, Betrieb und Finanzierung von Infrastrukturprojek
ten. Im Rahmen von PPPProjekten werden öffentliche Aufgaben
auf ein oder mehrere private Unternehmen für eine Zeit von bis zu
30 Jahren übertragen. Die Finanzierung gehört dazu, ist aber nur
ein Teil des Ganzen.
Bei PPPProjekten werden nicht die Aufgabe, das Bauprojekt oder
das Eigentum privatisiert, sondern lediglich die Durchführung der In
frastrukturmaßnahme an einen Privaten übertragen. Durch die Ein
schaltung der Privatwirtschaft sollen Effizienzvorteile über den ge
samten Lebenszyklus der Infrastrukturmaßnahmen erzielt werden.
Die öffentliche Hand legt üblicherweise den zu erbringenden Um
Finanzierung im Schulterschluss mit der Privatwirtschaft
Von Stefan Zeidler Der Sanierungsstau in der kommunalen Infrastruktur ist aktuell ein vieldisku-
tiertes Thema. Insbesondere die Verkehrsinfrastruktur gilt inzwischen als Risikofaktor
für die deutsche Wirtschaft. Der Investitionsbedarf ist hoch, während die Finanzlage der
kommunalen Haushalte angespannt ist. Besonders offensichtlich wird das, wenn wieder
einmal eine Eisenbahn- oder Autobahnbrücke saniert werden muss und zum Nadelöhr für
den Personen- und Güterverkehr wird. Eine Finanzierungsmöglichkeit können „Public Pri-
vate Partnerships“ (PPP) sein.
3 8 W A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I G
Wesentliche charakteristika von PPPProjekten sind aus Finan
zierungssicht stabile und damit gut prognostizierbare cashflow
sowie die hohe Kapitalintensität der betreffenden Projekte auf
Basis langfristiger Verträge oder Konzessionen. Aufgrund die
ser charakteristika sind PPPProjekte insbesondere für Lang
fristinvestoren wie Versicherungen, Banken oder Pensionskas
sen von Interesse.
Im Bereich der direkten Finanzierung von Infrastrukturprojekten
werden derzeit 60 Prozent aller Finanzierungen weltweit durch
Banken dargestellt. In Deutschland liegt diese Zahl nach Schät
zung der DZ BANK sogar deutlich über 90 Prozent. In jüngster Zeit
interessieren sich auch Versicherungen, Pensionskassen und an
dere Kapitalsammelstellen verstärkt für Infrastrukturfinanzierun
gen. Sie suchen langfristiges Ersatzgeschäft für die früher bevor
zugten Staatsanleihen und Rentenpapiere, deren Renditen nicht
mehr ausreichen, um die bestehenden Garantiezinsversprechen
zu erfüllen. Hier bieten konservative, langfristige Infrastrukturkre
dite eine interessante Alternative. Trotz regulatorischer Unsicher
heiten (unter anderem Solvency II) ist davon auszugehen, dass
diese Unternehmen zukünftig stärker als Finanzierungspartner von
Infrastrukturvorhaben in Erscheinung treten. Banken werden aber
trotz gestiegener Anforderungen durch Basel III und andere Re
gulierungsanforderungen weiterhin die wichtigsten Finanzierungs
partner für PPPProjekte bleiben. Das gilt besonders für den
deutschen Markt, wo sich die Anzahl an Projektfinanzierungen
in Grenzen hält und ein umfangreiches Angebot an kreditgeben
den Banken besteht.
Innerhalb der Genossenschaftlichen FinanzGruppe ist die DZ BANK
AG Kompetenzcenter für PPPProjekte. Dies umfasst die Projekt
finanzierung, Strukturierungsleistungen, die Bauphasenbegleitung
und die Zwischenfinanzierung von Forfaitierungsmodellen. Die Fi
nanzierungsbandbreite reicht von Bauzwischenfinanzierungen und
Projektfinanzierungen von Straßen, Schulen, Sportanlagen, Jus
tizvollzuganstalten bis hin zum Neubau des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung. Die Volksbanken und Raiffeisenban
ken sind dabei mit ihrer Verankerung in der Region der natürliche
erste Ansprechpartner für die Kommunen. Eine solche Kombina
tion aus einem tiefen Verständnis für die regionalen Gegebenheiten
einerseits und einem übergreifenden ProduktKnowhow anderer
seits ist gerade für InfrastrukturProjekte entscheidend.
Der Bedarf für PPPProjekte in Deutschland ist hoch. Eine flächen
deckende und intakte Infrastruktur ist entscheidend für die Wirt
schaftsentwicklung des Landes. Sowohl die Wirtschaft als auch
die Politik haben den Handlungsbedarf erkannt und können den
großen Investitionsbedarf nur gemeinsam bewältigen. Die Genos
senschaftliche FinanzGruppe steht als verlässlicher Finanzierungs
und Projektpartner bereit, ihren Beitrag in diesem Zusammenspiel
zu leisten. ■
Stefan Zeidler ist Vorstandsmitglied der DZ BANK AG.
„Im Bereich der direkten Finanzie-rung von Infrastrukturprojekten werden derzeit 60 Prozent aller Finanzierungen weltweit durch Banken dargestellt.“
3 9W A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I GW A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I G
Von Mark Milders Im Bereich der Erneuerbaren Energien ist der Kapitalbedarf für Investitionen in
den meisten Fällen erheblich. Mit projektspezifischen Finanzierungen helfen Banken,
Erneuerbare Energien attraktiver zu gestalten.
Komplexe Strukturen
4 0 W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g
E nergie ist ein globales geschäft: Die usa
machen sich mit fracking unabhängig
von energieimporten, asien deckt sich
mit flüssiggas aus dem Nahen Osten ein
und billige Kohle findet ihren Weg nach
europa. Dazu sollen bis 2022 alle neun
in Deutschland noch betriebenen Kernreaktoren vom Netz ge
hen. Die Politik hat sich in diesem sich rasch verändernden um
feld bereits vor Jahren die förderung erneuerbarer energien zum
Ziel gesetzt.
finanzierungen im Bereich der erneuerbaren energien wer
den in jedem Projekt spezifisch strukturiert und gestaltet. Die
struktur einer solchen finanzierung bewegt sich in der Regel um
eine rechtlich selbständige Zweckgesellschaft, deren Ziele das
konkrete investiti
onsvorhaben, der
Betrieb des fertig
gestellten Projekts
und die optimale
antizipation globa
ler veränderungen auf dem energiesektor sind. Wichtige Para
meter einer finanzierungsstruktur sind unter anderem die erwar
teten erträge sowie deren Robustheit, das vertragskonzept zur
optimalen verteilung der Projektrisiken auf die Projektbeteiligten
sowie hedgingmechanismen. eine wichtige Rolle spielt auch
das regulatorische umfeld, da im energiesektor nationale Be
sonderheiten stark ausgeprägt sind. Die struktur eines solchen
finanzierungsmechanismus ist daher oft sehr komplex und be
darf gründlicher Prüfung und ausreichender vorbereitungszeit.
Grüner Strom gewinnt an FahrtDas bereitgestellte Kreditvolumen der iNg für erneuerbare en
ergien wuchs 2013 von 1,1 auf 1,3 milliarden euro. Die grünen
energien stehen damit bereits jetzt für 39 Prozent der weltweiten
Projektfinanzierungen der iNg Bank im energiesektor. mit diesen
Zahlen kommt die klare strategische Zielsetzung der Bank zum
ausdruck, diesen Bereich weiter auszubauen – auch in Deutsch
land. im Bereich der erneuerbaren energien ist der finanzie
rungsbedarf für die investitionen in den meisten fällen erheb
lich. insbesondere in der OffshoreWindenergie bestimmt das
komplexe Risikoprofil die agenda: Wassertiefe, technologie, Pla
nungssicherheit, Wetterabhängigkeit bei Bau und Wartung, lei
tungs und anschlusskapazitäten, weniger langzeiterfahrung so
wie die erschwerte abschätzung der genauen investitions und
Betriebskosten umreißen nur grob die zusätzlichen elemente, die
es zu berücksichtigen gilt. in diesem sinne führt die Reform des
erneuerbareenergiengesetzes zur besseren steuerung des
ausbaus, indem es stabile Rahmenbedingungen schafft, und
trägt zudem zu mehr investitionssicherheit für investoren bei.
Viel Wind vor Syltein vorzeigeprojekt der iNg Bank ist die zentrale Rolle als man
dated lead arranger, Kreditgeber und hedging Bank bei der
finanzierung des OffshoreWindparks „Butendiek“ mit einem
gesamtinvestitionsvolumen von über einer milliarde euro. Der
OffshoreWindpark befindet sich bereits im Bau, 32 Kilometer
westlich von sylt. Dieser Windpark allein wird nach seiner fer
tigstellung im Jahr 2015 eine grundlast von 288 megawatt strom
erzeugen können. Der jährlich produzierte strom wird auf rund
1.300 gigawattstunden prognostiziert. somit wird allein dieser
Windpark mit gut vier Prozent zum Ziel der Bundesregierung bei
steuern, bis 2020 für Windenergie auf see leistung im umfang
von 6.500 megawatt zu installieren.
Die globale Kenntnis der iNg Bank über die weltweiten trends
im energiesektor ermöglicht Projektstrukturen, mit denen sich
die Risiken für investoren und Betreiber in Deutschland von an
fang an minimieren lassen. Den Projekten kommt dabei zugute,
dass die förderung von Nachhaltigkeitsprojekten teil der unter
nehmensstrategie der iNg Bank ist. Daher wurde die iNg Bank
im Jahr 2013 in die nachhaltigkeitsorientierten Dow Jones su
stainability indices aufgenommen, die neben wirtschaftlichen
auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen. in die
sem sinne bietet die iNg Bank ihren Kunden im Bereich der er
neuerbaren energien transparente und effiziente finanzierungs
strukturen sowie eine langfristige Projektbegleitung. Damit leistet
die iNg Bank ihren Beitrag, die energiewende für investoren und
verbraucher so attraktiv wie möglich zu gestalten. ■
Mark Milders ist head of iNg commercial Banking Deutschland
und Österreich.
„Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes trägt
zu mehr Investitionssicherheit für Investoren bei.“
4 1W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i gW a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g
Infrastruktur – ein attraktives Investment
„Wer sich in diesem Anlage segment aktiv positionieren will, …
F rau Scholzen, Infrastruktur ist auf dem
besten Weg, eine eigene Anlageklasse zu
werden. Was sind die Treiber für diesen
Trend?
Viola Scholzen: Der wichtigste Treiber ist
der enorme Investitionsbedarf, der in den Be-
reichen der Verkehrs-, Energie- und Bildungsinfrastruktur besteht.
Die OECD veranschlagt den Finanzierungsbedarf allein für Europa
auf 10 Billionen Dollar in den nächsten 15 Jahren. Angesichts der
aktuell hohen Staatsverschuldung haben viele Länder jedoch kaum
noch finanziellen Spielraum für den Ausbau und Erhalt notwendi-
ger Infrastruktur. Dabei ist Infrastruktur ein wesent licher Standort-
faktor im globalen Wettbewerb, sie stellt das Rückgrat einer Volks-
wirtschaft dar, deren Stillstand oder gar Verfall sich keine Regierung
leisten kann.
In Deutschland ist das Interesse der Politik an privaten
Infrastrukturinvestitionen aber eher verhalten …
Scholzen: Hierzulande ist die Diskussion speziell mit der Ener-
giewende in Gang gekommen, zum Beispiel im Zu-
sammenhang mit Finanzierungen
für den Bau kostspieliger Off-
shore-Windkraftwerke und neuer
Stromtrassen. Allerdings sieht die
deutsche Politik eine stärkere In-
anspruchnahme privater Finanzie-
rungsquellen vielfach noch skep-
tisch. Ein Grund hierfür dürfte in
der verbreitet kritischen Einstellung
gegenüber Finanzinvestoren liegen.
Auch in Europa befindet sich der
Markt für private Investments in Infra-
struktur noch in einem frühen Stadium.
In Anbetracht des Investitions staus und
der Haushaltszwänge sollte sich der Di-
alog zwischen Politik und institutionellen
Investoren jedoch intensivieren. Zusätzli-
chen Schub dürften Infrastrukturinvestiti-
onen durch die europäische Solvency II-
4 2 W A C H S T u M I S T V I E L F ä L T I G
Infrastruktur – ein attraktives Investment
… der darf die hohe Komplexität von Infrastruktur- investments nicht unterschätzen.“
Richtlinie erhalten, die auf verbesserte Diversifikation und
geringere Volatilität der Erträge bei Ver sicherungen
abzielt.
Marktpotenzial und Re-
gulierung begünstigen
also die Nachfrage nach
Infrastruktur investments. Wel-
che Vorteile bieten diese Anlagen
für institutionelle Anleger?
Scholzen: Institutionelle Investoren
schätzen daran die gut prognostizierbaren
und regelmäßigen Cashflows. Lange Laufzei-
ten untermauern zudem die Nachhaltigkeit dieser
Anlageform. Sie sehen auch den Vorteil der geringen
Korrelation zu anderen Assetklassen und den damit ver-
bundenen Diversifikationsbeitrag im Anlageportfolio. Für In-
frastruktur spricht außerdem, dass sich gegenüber den Nutzern
Preisan hebungen durchführen lassen, sofern dafür Gründe vorlie-
gen. Die Zahlungsströme enthalten damit einen potenziellen Infla-
tionsausgleich, was Infrastruktur aus dem Blickwinkel des Asset-
Liability-Managements noch attraktiver macht. Nicht zuletzt bieten
Infrastrukturinvestitionen einen hohen Substanzwert, der bei rei-
nen Finanzforderungen nicht gegeben ist.
Welche Möglichkeiten gibt es, in Infrastruktur zu investieren?
Scholzen: Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. Zentral ist
dabei die Frage, ob ein Investor als Fremd- oder Eigenkapitalgeber
auftreten will. Generell sind Infrastrukturinvestments ihrer Natur nach
wenig liquide und nur bedingt marktgängig. Dies gilt besonders für
Eigenkapitalinvestitionen, in abgeschwächter Form auch für fremd-
kapitalbasierte Anlagen, also Infrastrukturkredite. Die komplexe
Konstruktion wirft zudem Bewertungsfragen
auf, die Eigenkapitalanlagen in Infrastruktur
für institutionelle Anleger anspruchsvol-
ler machen. Alles in allem stellen
Fremdkapitalanlagen zurzeit
die attraktivste Form der
Investition in Infrastruktur
für institutionelle Anleger
dar. Denn sie zeichnen sich
durch ihr klar begrenztes Risiko
aus. Gegenüber anderen Fremdka-
pitalanlagen vergleichbarer Rentabilität
bieten sie niedrigere Ausfallwahrscheinlich-
keiten bei gleichzeitig hohen Wiedereinbrin-
gungsquoten im Falle einer Insolvenz.
Was gilt es, bei der Umsetzung zu beachten?
Scholzen: Wer sich in diesem Anlagesegment aktiv positi-
onieren will, der darf die hohe Komplexität von Infrastrukturin-
vestments nicht unterschätzen. Attraktive Angebote sind am Markt
sehr begehrt, die Identifikation geeigneter Projekte ist anspruchs-
voll und die Anlageform muss auf den Bedarf des jeweiligen In-
vestors abgestimmt sein. Nur wenige Asset Manager und Anleger
verfügen über die dafür notwendige Expertise. umso wichtiger ist
ein starker Partner, der umfassende Markterfahrung und hohe Ge-
staltungskompetenz mitbringt. Weitere Erfolgsfaktoren der Partner
sind Mehrsprachigkeit und tiefe Kenntnisse der regionalen Beson-
derheiten an den Investitionsstandorten sowie gewachsene Bezie-
hungen zu unternehmen, der öffentlichen Hand und anderen wich-
tigen Institutionen. ■
Viola Scholzen ist Leiterin Kreditausplatzierung bei der DekaBank.
Interview mit Viola Scholzen Noch vor wenigen Jahren waren Beteiligungen an Infrastrukturprojekten
eine exotische Nische. Inzwischen schlagen institutionelle Investoren auch neue Wege ein. Ein
Gespräch mit Viola Scholzen, Leiterin Kreditausplatzierung bei der DekaBank, über einen neuen
Trend in der institutionellen Geldanlage.
4 3W A C H S T u M I S T V I E L F ä L T I GW A C H S T u M I S T V I E L F ä L T I G
Von Gregor Pottmeyer Wachstum entsteht dort, wo Unternehmen Kapital effizient und vorausschau-
end einsetzen. Der beste Ratgeber für den effizienten und vorausschauenden Kapitalein-
satz sind Preise, die frei aus dem Spiel von Angebot und Nachfrage hervorgehen. Damit
eine freie Preisfindung funktioniert, sind regulierte Marktplätze wie Börsen not wendig.
Denn nur diese vereinigen ausreichend Information und Liquidität auf sich, um eine
unverzerrte Preisfindung zu ermöglichen.
4 4 W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g
Börsen
Kompass für den Kapitaleinsatz
fließt auch Kapital vom finanzsektor in die Wirtschaft. für diese
finanzierungsfunktion ist der so genannte Primärmarkt zustän-
dig. auf ihm investieren anleger in neu emittierte aktien – sei es im
Rahmen einer handelseinführung, eines Börsengangs oder einer
Kapitalerhöhung. Die Börse führt auf diese Weise institutionelle und
private anleger mit unternehmen zusammen, die für ihre Wachs-
tumsinvestitionen Kapital benötigen. Die Börse fungiert somit als
Kapitalsammelstelle. Dies geschieht in der Regel über Banken und
spezialisten, die für den jeweiligen regulierten markt zugelassen
sind. Börsen zählen damit zu den wesentlichen Kanälen, über die
unternehmen Zugang zu eigenkapital erhalten.
Da Kapital tendenziell in die Branchen mit den besten Wachs-
tumsaussichten fließt, fungiert der Primärmarkt darüber hinaus als
mechanismus zur effizienten und zügigen Kapitalallokation. volks-
wirtschaften, in denen die Börse eine schlüsselrolle in der Kapi-
talallokation spielt, können schneller auf änderungen im marktum-
feld reagieren als andere. sie sind deshalb in der lage, rechtzeitig
einen strukturwandel einzuleiten und die dafür notwendigen in-
vestitionsmittel zu mobilisieren. Dadurch bleiben volkswirtschaften
mit funktionierenden Börsen international wettbewerbsfähig und
können damit ihr Wachstum auch langfristig aufrechterhalten. ■
Gregor Pottmeyer ist mitglied des vorstands, Deutsche Börse ag.
Die Preisfindung mittels ausgleich von
angebot und Nachfrage führt zu einer
Bewertung des unternehmens, des-
sen aktien an der Börse gehandelt
werden. sie drückt sich in der markt-
kapitalisierung aus – dem Produkt aus
dem Börsenpreis einer aktie und der summe der ausgegebenen
aktien. unternehmen mit dem höchsten Wachstumspotenzial er-
reichen im schnitt auch die höchste Bewertung. Zwar kann es hier
zu irrationalen Über- oder untertreibungen kommen, doch früher
oder später korrigiert der markt derartige fehlbewertungen.
Kein markt ist perfekt. Doch märkte sind immer noch das beste
mittel, um die Wachstumsaussichten von unternehmen zu bestim-
men. Denn in die am markt gebildeten Preise gehen die einschät-
zungen einer vielzahl von anlegern ein. Die Preise führen die infor-
mationen, die über ein unternehmen vorliegen, zentral zusammen.
marktpreise liefern damit einen Kompass für einen Kapitaleinsatz,
der zum höchstmöglichen Wirtschaftswachstum führt.
mit der unternehmensbewertung einher gehen weitere funktionen
der Börse, die sie mit dem finanzmarkt insgesamt gemeinsam hat:
fristen-, losgrößen- und Risikotransformation. Über Börsen wird
kurzfristig verfügbares Kapitel für langfristige investitionen nutzbar
gemacht. Zudem werden über Börsen kleinere mengen an Kapi-
tal zu größeren vereint, die dann in umfassende investitionspro-
gramme fließen können. mit der möglichkeit, investitionen in klei-
nere einheiten zu stückeln und bei Bedarf auch wieder rückgängig
zu machen, wird zugleich das mit der investition verbundene Risiko
für den einzelnen anleger begrenzt. auch diese dreifache trans-
formationsleistung trägt wesentlich zum Wirtschaftswachstum bei.
Denn sie ist die voraussetzung dafür, dass das in einer volkswirt-
schaft verfügbare Kapital überhaupt dorthin fließen kann, wo die
Wirtschaft es benötigt.
Börsen liefern aber nicht nur die grundlage für die Bewertung von
unternehmen und die transformation von Kapital. Über Börsen
„Märkte sind das beste Mittel, um die Wachstumsaussichten von Unternehmen zu bestimmen.“
4 5W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i gW a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g
EN VOGUE
Der Blick auf die Entwicklung der gro-
ßen Aktienindizes in den vergangenen
Jahren lässt eigentlich keine andere
Aussage zu, als dass Aktien als Geld-
anlage ausgesprochen „en vogue“
sind. Von den Tiefständen des Mark-
tes aus gesehen, welche Anfang 2009 im Zuge der Finanzkrise er-
reicht wurden, hat sich der Kurs des DAX deutlich mehr als verdop-
pelt. Fast noch beeindruckender als das Ausmaß des Kursanstiegs
ist die zeitliche Länge des Aufschwungs. Eine mehr als fünf Jahre
währende Hausse hat durchaus Seltenheitswert.
Durchaus anders sieht das Bild bei den Aktionärsstatistiken in
Deutschland aus. Denn die starke Aufschwungsbewegung hat nicht
dazu geführt, dass sich wirklich große Massen von An legern der An-
lageform Aktie zugewandt haben. Zwar hat nach Angaben des Deut-
schen Aktieninstituts die Anzahl der direkten Aktionäre von Ende
2008 bis Ende 2013 um ein Drittel von 2,188 Millionen auf 2,811 Mil-
lionen Individuen erhöht. Doch erscheint diese Zahl auch unter Be-
rücksichtigung von zusätzlichen 1,749 Millionen Investoren, die Ak-
tien und Aktienfonds besitzen, sowie von 4,361 Millionen Besitzern
von Aktienfonds ausgesprochen niedrig in Relation zur deutschen
Gesamtbevölkerung . Erst recht trifft dies im Vergleich mit Nationen
Von René Parmantier Aktien sind nicht nur mit Blick auf die aktuell niedrigen Zinsen die chancenreichste Kapitalanlage. Die Deutschen sind aber auch weiterhin zögerlich, wenn es um Geldanlage in Aktien geht. Dennoch können Aktien nicht nur Möglichkeiten für Privatanleger bieten, auch Unternehmen können sie erfolgreich für die Kapitelbeschaffung einsetzen und gerade bei der Refinanzierung kräftig profitieren.
AKTIENALS KAPITALQUELLE
Auch aus Sicht des
Emittenten bietet die
Aktie eine mehr als
nur überlegenswerte
Alternative.
zu, welche deutlich aktienaffiner sind, beispielsweise die Schweiz, die
USA oder auch Großbritannien.
Nun ist die Erkenntnis, dass die Deutschen ein Volk sind, das
Sparbücher liebt und Aktien weiträumig meidet, weder neu noch
originell. Doch nichts währt für die Ewigkeit und selten war der
Moment, diese Einstellung zu ändern, so günstig wie es im Moment
ist. Denn das heiß geliebte Sparbuch oder auch andere vergleich-
bare kurzfristige Geldanlagen bieten mittlerweile einen äußerst un-
attraktiven Zins. Jeder, der Geld anzulegen hat, überlegt es sich
wahrscheinlich dreimal, ob es keine besseren Alternativen gibt.
Dies beschränkt sich nicht nur auf kurzfristige Zinsanlagen. Auch
die Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen sind auf
einem Niveau angekommen, das definitiv jenseits der Schmerz-
grenze vieler Investoren liegt. Und da Zinsanlagen für gewöhnlich
eine Endfälligkeit haben, werden stets aufs Neue Mittel frei, die
auf der Suche nach Verwendung sind. Wer nun annimmt, dass
die Leitzinsen noch länger auf einem substanziell niedrigen Niveau
bleiben, der wird über kurz oder lang sicher die Aktie als Investition
ins Auge fassen. Und gegen eine dramatische Zinswende spricht
beispielsweise die exorbitant hohe Verschuldung nahezu aller west-
lichen Nationen. Diese sollte dazu führen, dass Staaten ihren Ein-
fluss bei den Notenbanken geltend machen, die Zinsbelastung für
die öffentlichen Haushalte moderat zu halten. Eben dies wird über
niedrige Zinsen noch am ehesten funktionieren.
Und genau diese Perspektive auf anhaltend niedrige Verzinsungen
könnte dazu führen, dass wir tatsächlich in den kommenden Jahren
eine stärkere Zuwendung von institutionellen und privaten Anlegern
hin zur – dann im Vergleich alleine schon über die Dividendenaus-
zahlungen sehr renditestarken Anlageform – Aktie sehen. Keinesfalls
über Nacht, eher als evolutionärer denn als revolutionärer Prozess,
dafür aber vielleicht auch mit einer nicht zu unterschätzenden Be-
ständigkeit. Genau so kann der neue Weg hin zur Aktie aussehen.
Unternehmen können und sollten sich diese Entwicklung zunutze
machen. Denn auch aus Sicht des Emittenten, welcher Geld auf
dem Kapitalmarkt sucht, bietet die Aktie eine mehr als nur über-
legenswerte Alternative. Denn der eben genannte Shift in der Ver-
lagerung von Anlagegeldern könnte die Nachfrage so substanziell
auf einem hohen Niveau lassen, welches den Emittenten eine so-
lide Planungssicherheit bietet. Natürlich lässt die eben ausgeführte
Niedrigzinsphase auch die Aufnahme von Fremdmitteln sinnvoll er-
scheinen, doch aus mehreren Gründen ist die Aktie im Refinanzie-
rungsmix gerade jetzt interessant für die Unternehmensseite, denn
❙ die derzeitige Hausse an den Märkten eröffnet die Chance, Ka-
pitalerhöhungen auf einem im historischen Vergleich durchaus eher
üppigen Niveau durchzuführen, was die einhergehenden Verwäs-
serungseffekte noch einmal im Rahmen hält,
❙ mit dieser Form von Refinanzierung haben Firmenlenker wirklich
eine Planungssicherheit, die bei mit Laufzeit versehenen Krediten
oder Anleihen naturgemäß nicht vergleichbar gegeben sein kann.
Wer etwa in der Finanzkrise 2008 auf Grund von Endfälligkeiten um-
schulden musste, kennt das Problem sehr gut (auch wenn die Zinsen
niedrig sind, das Refinanzierungsrisiko auf der Anleihenseite bleibt),
❙ im Vergleich zu anderen Eigenkapitalgebern, beispielsweise Pri-
vat Equity Fonds, ist das am breiten Markt aufgenommene Geld
ärmer an Verpflichtung für alle Seiten. Unzufriedene Aktionäre kön-
nen ihre Anteile jederzeit an aufgeschlossene Investoren veräußern,
sodass die Anteilseignerschaft zumindest der Theorie nach stets
im Reinen mit diesem Investment ist,
❙ die Möglichkeit der zusätzlichen Kapitalaufnahme oder auch der
Rückzahlung an Aktionäre etwa über allerlei Formen von Kapital-
erhöhungen, Dividenden oder Aktienrückkaufprogrammen eröff-
nen viel Spielraum,
❙ eine Börsennotiz lässt auch weitere Maßnahmen mit weitreichen-
den strategischen Spielräumen zu: Aktien lassen sich als Akquisiti-
onswährung einsetzen und mit Mitarbeiteroptions- oder Beteiligungs-
programmen wird die Loyalität der Belegschaft durchaus gestärkt.
Natürlich bringt die Refinanzierungsform über Aktienmärkte auch
Risiken mit sich, etwa die Möglichkeit von feindlichen Übernah-
men bei einem hohen Streubesitz. Doch überwiegen gerade im
momentanen Umfeld und bei den vorhandenen Perspektiven die
Chancen. Diese Einsicht scheint sich am Markt auch durchzuset-
zen, wie die zuletzt zwar von einem niedrigen Niveau aus kom-
mende, aber sukzessive steigende Anzahl von Börsengängen und
Kapitalerhöhungen indiziert hat. Somit steht aus meiner Sicht klar
fest: An einer stärkeren Zuwendung zur Aktie führt kein Weg vor-
bei. Weder für Emittenten, noch für Investoren. ■
René Parmantier ist CEO der ODDO SEYDLER BANK AG.
4 7W A C H S T U M I S T V I E L F ä L T I G
Renditeerwartungen erwarten Investoren, vom Unternehmen
kontinuierlich, rechtzeitig, wahrheitsgemäß und vollständig über
seine wirtschaftliche Entwicklung informiert zu werden. Dies
erfolgt zum einen über die gesetzlichen sowie für das gewählte
Börsensegment vorgeschriebenen Pflichtinformationen wie
Ad-hoc-Meldungen oder Geschäftsberichte. Darüber hinaus
aber auch über Investorenveranstaltungen in Form von Manage-
ment-Roadshows, Investoren-Konferenzen, Investorenbriefen
und Medienbeiträgen.
Diese Informationen zu erfassen, aufzubereiten und zielgerich-
tet zu verbreiten sowie der stetige Dialog mit den Investoren er-
fordert vom Unternehmen signifikante Investitionen in den Aus-
bau ihres Finanz- und Berichtswesen inklusive der notwendigen
Planungs-, Steuerungs- und Kontrollsysteme. Nicht zuletzt sind
Abteilungen für Investor Relations und Compliance aufzubauen.
V iele Unternehmer fragen, ob der Ka-
pitalmarkt nicht eine Nummer zu groß
für sie ist. Diese Frage objektiv zu be-
antworten, gehört zu den wesentlichen
Dienstleistungen der Emissionsbank im
Zusammenspiel mit weiteren Transakti-
onsberatern wie zum Beispiel Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern
und Kommunikationsberatern. Im Kern geht es darum, Aufwand
und Nutzen eines möglichen Kapitalmarktantritts zu analysieren
und dabei mit den Entwicklungsplänen des Unternehmens und
seiner Gesellschafter abzugleichen.
Einer der wesentlichen Aspekte dieser Analyse umfasst die
grundsätzlichen Anforderungen des Kapitalmarkts und der In-
vestoren an die Informationspolitik der mitteständischen Emit-
tenten. Denn ganz unabhängig von ihren grundsätzlichen
WER KAPITAL BRAUCHT,
MUSS LIEFERN
Von Sascha Rinno Mittelständische Unternehmer hinterfragen hinsichtlich einer möglichen Finan-
zierung über den Kapitalmarkt häufig, ob der hohe Aufwand, die Kosten, die Wahrnehmung in
der Öffentlichkeit, die Mitsprache externer Institutionen sowie ein möglicher Kontrollver-
lust überhaupt im Einklang mit den Vorteilen einer derartigen Finanzierung stehen.
4 8 W A C h S T U M I S T v I E l F ä l T I G
Finanzierungsinstrument und Unternehmensbild in der Öffentlich-
keit – verbunden mit direkten Folgen für den Unternehmenswert.
letztlich kann dies dazu führen, dass das emittierte Kapitalmarkt-
instrument eine derart negative Ausstrahlung entwickelt, dass
es möglichen weiteren Finanzierungsüberlegungen mit Blick auf
den Kapitalmarkt im Wege steht. Eines der ursprünglichen Ziele
des Kapitalmarktantritts, nämlich die Quellen der Unternehmens-
finanzierung zu diversifizieren, ist dann gefährdet.
Besser, als dem Aufwand der Kapitalmarktkommunikation aus-
zuweichen, ist es, die Informationsanforderungen der Investoren
als Chance zu begreifen. Denn eine dem Kapitalmarkt angemes-
sene Informationspolitik zu verfolgen, unterstützt das Unterneh-
men in seiner weiteren Professionalisierung auf allen Ebenen und
Funktionsbereichen, ermöglicht die Nutzung vielfältiger Finan-
zierungsoptionen des Kapitalmarkts und unterstützt somit den
Wachstumsplan des Unternehmens. Der Gründer und vorstands-
vorsitzende eines vor einigen Jahren via Börsengang erfolgreich
am Kapitalmarkt eingeführten Unternehmens formuliert es wie
folgt: „Ohne den Börsengang und die damit einhergehende Pro-
fessionalisierung hätte unser Unternehmen die geplante Wachs-
tumsstrategie niemals umsetzen können – das ist ganz klar.“ ■
Sascha Rinno ist head of Capital Markets bei der ICF BANK AG
Wertpapierhandelsbank.
In der Praxis ist festzustellen, dass insbesondere mittelständisch
geprägte Emittenten in niedrig regulierten Börsensegmenten ihre
Informationsversorgung nach einer Emission oft vernachlässigen.
Zum Zeitpunkt der Emission wird unter Anleitung der Emissions-
bank und der Kommunikationsberater noch umfassend zur aktu-
ellen Geschäftssituation und den strategischen Perspektiven des
Unternehmens berichtet – im Sinne einer optimalen vermarktung
der Aktie, Anleihe oder eines anderen Finanzinstruments. Doch
bereits unmittelbar nach der Transaktion werden oftmals nur noch
die vorgeschriebenen Mindeststandards erfüllt.
Nicht selten spiegelt sich dieses passive Informationsverhal-
ten in einer negativen Kursentwicklung des emittierten Finan-
zierungsinstruments, einer geringen handelsliquidität, einer
hohen Schwankungsanfälligkeit im Sekundärmarkt. Nicht zu un-
terschätzen ist auch eine Beeinträchtigung der Reputation von
„Viele Unternehmen vernachlässigen ihre Informations-pflichten.“
4 9W A C h S T U M I S T v I E l F ä l T I GW A C h S T U M I S T v I E l F ä l T I G
Mittelstandsanleihen: Ein zweiter Blick lohnt
ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde.
Das sind große Abwärtsbewegungen, zu-
mal in einem Anleihesegment.
Naturgemäß – und das geht in der öffentlichen Debatte leider
unter – eröffnen solche Spreizungen auch attraktive Chancen:
Immerhin 64 Titel notieren um oder über 100 Prozent, bei sehr
attraktiven Coupons. Die von Kursrückgängen stark betroffenen
Papiere weisen durchgängig Restrenditen jenseits der 10 Prozent
p.a. aus, auch da lohnt sich ein zweiter Blick. Hier zu investieren
erfordert aber grundsätzlich eine hohe Risikoneigung und zudem
eine gründliche Auseinandersetzung mit den Einzelwerten – das
zeigt auch die einschlägige EDG Risikoklassifizierung sehr deutlich.
Transparenz ist in solchen Märkten besonders wichtig, um nicht
einem Phänomen zu erliegen, das der US-Volkswirt George A.
Akerlof im Jahr 1970 unter dem eingängigen Titel „The Market for
Lemons‘“ beschrieben hat: In Märkten mit hoher Informationsa-
symmetrie werden gute Qualitäten herausgedrängt. Für die In-
transparenz verlangen Käufer hohe Preisabschläge. Diese werden
aber nur von den Verkäufern akzeptiert, die die schlechte Qua-
lität ihrer Produkte kennen. Anbieter guter Qualitäten bleiben ei-
nem solchen Markt dagegen fern. Käufer müssen dies antizipieren,
fordern noch höhere Abschläge, was wiederum weitere Verkäufer
aus dem Markt hält. Im Extremfall kommen solche Märkte zum
Erliegen. Diesem Phänomen der „adversen Selektion“ kann man
M ittelstandsfinanzierung ist ein at-
traktives Geschäftsfeld für viele
Banken mit vergleichsweise guten
Zinsüberschüssen. Von den Mit-
telständlern mit über 50 Beschäf-
tigten scheiterten 2013 nur 3 Pro-
zent bei ihren Kreditverhandlungen an den Banken, wie das KfW
Mittelstandspanel 1 zeigt. Über Einlagen und Sparbriefe können In-
vestoren derzeit nicht an den Zinserträgen aus dem Mittelstands-
geschäft profitieren. Es ist nachvollziehbar. Entsprechend groß ist
das Interesse, direkt in das Segment zu investieren.
HETEROGENER MARKT – ERHEBLICHE
VERLUSTE, ABER AUCH CHANCEN
Wie in letzter Zeit oft zu lesen ist, sind diese Investitionen nicht im-
mer erfreulich verlaufen. So musste der Micro Bond Index (MiBoX)
seit seiner Auflegung im März 2012 ein Minus von knapp fünf
Prozent 2 verbuchen. Andererseits hat der Bank of America Merrill
Lynch EUR non Financial High Yield Constraint Index im gleichen
Zeitraum über 28 Prozent zugelegt. Die EDG hat ein Universum
von 104 Mittelstandsanleihen untersucht, die auf finanztreff.de bei
den verschiedenen deutschen Börsen geführt wurden 3. Von
diesen Anleihen notierten 28 unter 90 Prozent des Emissions-
kurses, davon 11 unter 50 Prozent. Darin sind 19 von 23 Ti-
teln schon nicht mehr enthalten, bei deren Schuldnern bereits
1 Tabellenband zum KfW Mittelstandspanel 2014, Tab. 182 Stand: 5. November 2014, MiBoX ist Eigentum der Anleihe Finder GmbH und wird von der Solactive AG ermittelt3 Stand: 6. November 2014
5 0 W A C H S T U M I S T V I E L F ä L T I G
durch die Preispolitik nicht wirksam begegnen. Man muss
solche Risiken ablehnen.
Banken haben die Möglichkeit, sich vom Schuldner vertraulich In-
formationen geben lassen – bei der Kreditvergabe und fortlaufend.
Verschlechtert sich die Lage erheblich, haben sie zudem meist ver-
tragliche Eingriffsmöglichkeiten. Die in der Regel höhere Verzin-
sung, die Banken von Mittelständlern erhalten, ist nicht die oben
beschriebene Intransparenzprämie, sondern kompensiert sie für
die Kosten der Informationsbeschaffung und die vergleichsweise
geringe Handelbarkeit des Kredits. Gemäß Akerlofs These wer-
den nun gerade die Schuldner, die bei Banken sehr hohe Verzin-
sungen zahlen müssen oder gar keinen Kredit mehr bekommen,
das Mittelstandssegment nutzen wollen. Wer dieser strukturbe-
dingten Tendenz mit weiteren Zinsaufschlägen begegnet, han-
delt mit Zitronen.
DURCH HÖHERE TRANSPARENZ KANN SICH
DER MARKT WEITERENTWICKELN
Begegnet man der Informationsasymmetrie, wird der Markt auch
für breitere Anlegerschichten attraktiv. Privatanleger können sol-
che Informationen nicht zu vernünftigen Kosten beschaffen und
auswerten. Diese Aufgabe müssen spezialisierte Dienstleister
übernehmen, außerdem spielen aktive institutionelle
Investoren eine wichtige Rolle. Sie stehen sowohl in puncto
Effizienz als auch Treffsicherheit der Informationsauswertung im
Wettbewerb mit den Banken. Letztere können darauf zählen, das
Kreditgeschäft von der Pike auf zu kennen, über erfahrenes Per-
sonal, spezielle Prüfprozesse und gerade bei langjährigen Kunden
über eine umfangreiche Datenbasis zu verfügen. Andererseits ist
der Wettbewerb um den einzelnen Kreditnehmer unter den Ban-
ken nur eingeschränkt, nicht zuletzt, weil die Informationsbeschaf-
fung für beide Seiten sehr aufwändig ist. Einen kompetitiven Pro-
zess unter ausreichend vielen Banken werden wohl nur wenige
Mittelständler stemmen können. In einem solchen unvollkomme-
nen Markt schlummern gemeinhin Effizienzpotenziale. Jedenfalls
bei anderen Gütern hat man die Informationsbedingungen gut in
den Griff bekommen, wie beispielsweise der große private Auto-
markt im Internet zeigt.
Sowohl Investoren als auch Kreditnehmer profitieren, wenn sich
das Mittelstandssegment weiterentwickelt. Die Anlaufschwierig-
keiten und strukturellen Herausforderungen sollte man angehen,
statt das Segment abzuschreiben. ■
Dr. Ralf Kauther ist Geschäftsführer der vwd Vereinigte
Wirtschaftsdienste GmbH.
Von Ralf Kauther Von einer Weiterentwicklung des börslichen Mittelstandssegments können so-
wohl Investoren als auch Kreditnehmer profitieren. Dabei muss aber beachtet werden,
dass der Markt eine hohe Transparenz benötigt. Sonst ist die Gefahr groß, mit Zitronen
zu handeln.
”Die strukturellen Heraus forder ungen sollte man angehen, statt das Segment abzuschreiben.“
5 1W A C H S T U M I S T V I E L F ä L T I GW A C H S T U M I S T V I E L F ä L T I G
INVESTITION IN DIE ZUKUNFT
Von Doris Brelowski und Andreas Küppers Bei Gründungen ein
klassisches Problem: Die Idee ist da, das Ge-
schäftskonzept geschrieben, nur das Kapital
zur Umsetzung schwer zu finden. Fehlt es an ei-
genen Mitteln, sind neben Business Angel- oder
Venture-Capitalist-Finanzierung auch Bankkredite
eine Option. Für viele Jungunternehmer ist dieser
Weg jedoch schwierig, wenn sie keine ausreichen-
den Sicherheiten bieten, zumal Banken gerade bei
kleinen Finanzierungen oft zögern. Zum Glück für
hiesige Start-ups hat die Frankfurter Kommunal-
politik das Problem erkannt.
Die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH
hat Ende 2008 den fraktionsüber
greifenden Auftrag der Stadtverord
netenversammlung erhalten, ein Kon
zept zu Erleichterung der Finanzierung
von Klein und Kleinstgründern zu ent
wickeln. Da die Frankfurt School mit ihren International Advisory
Services bereits langjährige Erfahrung in der internationalen
Mikrofinanzierung hatte, wurde sie mit einer Studie beauftragt. Die
Angebotsseite für kleine Geschäftskredite wurde in Interviews mit
einem Dutzend Banken und die Nachfrageseite mit einer Befra
gung von hundert Gründungsunternehmen analysiert. Auf Basis
der Ergebnisse der „Mikrofinanzstudie in Frankfurt“ vom September
2009 wurde das Konzept des Frankfurter Gründerfonds entwickelt.
Im Frühjahr 2010 erteilten BaFin und Hessisches Ministerium des
Innern die Genehmigungen für das Programm.
Ausgestattet von der Stadt Frankfurt mit 3 Millionen Euro ging
der Frankfurter Gründerfonds als Projekt der Wirtschaftsförderung
Frankfurt GmbH im Juni 2010 an den Start. Mit Beratung und Bürg
schaften für ihr Bankdarlehen bis zu 50.000 Euro werden Gründer
und junge Unternehmen aus Frankfurt am Main, die seit maximal
fünf Jahren am Markt sind, unterstützt. Je nach Vereinbarung mit
der Hausbank sind bis zu zwei Jahre tilgungsfreie Zeit und eine
Laufzeit bis zu sechs Jahren möglich.
Interessenten reichen ihren Businessplan und weitere Unter
lagen beim Projektpartner der Wirtschaftsförderung ein, dem
„Der Frankfurter Gründerfonds will das langfristige Bestehen der Gründer am Markt sichern.“
5 2 W A c H S t U M I S t V I E L F ä L t I G
INVESTITION IN DIE ZUKUNFT
Gründerfondsbüro der Frankfurt School Financial Services GmbH.
Es fungiert als zentrale Leitstelle, berät die Kunden und empfiehlt
sie bei positiver Beurteilung zur Bürgschaft. Die Bürgschaftsbank
Hessen ist zweiter Projektpartner. Sie prüft ihrerseits die Konzepte
und reicht bei Zustimmung nach wenigen Arbeitstagen eine Bürg
schaftszusage an die Kunden aus, mit der diese ihr Bankdar lehen
individuell verhandeln können. Im besten Fall und wenn alle Unterla
gen vorhanden sind, nimmt der gesamte Prozess nur vier Wochen
in Anspruch.
Die Fondsmittel werden somit einerseits für Bürgschaften einge
setzt, ausgereicht von der Bürgschaftsbank Hessen für 80 Pro
zent der Kreditsumme. Für die restlichen 20 Prozent übernehmen
die acht Partnerbanken des Frankfurter Gründerfonds das Risiko.
Partnerbanken sind die commerzbank AG, die Frankfurter Spar
kasse 1822, die Frankfurter Volksbank eG, die Isbank, die Naspa
Nassauische Sparkasse, die Oyak Anker Bank, die taunusSpar
kasse, die Volksbank Griesheim eG sowie die Volksbank Höchst eG.
Andererseits soll mit den Fondsmitteln das langfristige Beste
hen der Gründer am Markt gesichert werden. Ein großer Vorteil
des Programms liegt daher neben der Beratung vor dem Bank
gespräch in den vierteljährlichen checks der Geschäftszahlen
über die gesamte Kreditlaufzeit hinweg. Diese Services sind für
Gründer kostenlos. Ziel der intensiven
Nachbetreuung über mehrere Jahre
hinweg ist die Nachhaltigkeit von
Gründungen – und damit auch der
nachhaltige Nutzen der eingesetzten
kommunalen Fördermittel.
Frankfurt am Main ist bundesweit die einzige Stadt, die mit dem Frank
furter Gründerfonds ein Bürgschaftsprogramm in Kombination mit
Beratung vor dem Bankgespräch und Nachcoachings über die ge
samte Kreditlaufzeit – kostenlos für die Gründer – zur Verfügung stellt.
Schaut man die Fallzahlen und Kreditsummen an, mag das nicht viel
erscheinen. Die psychologische Wirkung in der Gründerszene ist je
doch nicht zu unterschätzen. Der Fonds wird häufig gelobt und als teil
des guten Umfelds für Startups in Frankfurt hervorgehoben. Im ge
samten Netzwerk der Frankfurter Gründungsberatungseinrichtungen
und mit verschiedenen Marketingmaßnahmen wird laufend über das
Förderprogramm informiert. Für die Partnerbanken stellt der Frank
furter Gründerfonds gute Imagewerbung und eine Zukunftsinvestition
in die künftig wachsenden Kundenunternehmen dar.
Hinter den 361 Nachcoachings verbirgt sich der größte Wert des
Frankfurter Gründerfonds für die geförderten Unternehmen und
die Wirtschaft. In vielen Fällen konnten dank der vierteljährlichen,
regelmäßigen Begleitung kritische Situationen frühzeitig erkannt
und aufgefangen werden. Nach der Beratung im Gründerfonds
büro bei der Frankfurt School sind etliche Firmen am Markt ge
blieben, die sonst wahrscheinlich gescheitert wären.
Die Steuermittel, die hier von der Stadt Frankfurt eingesetzt wer
den, zeigen damit bereits jetzt nachhaltige, positive Auswirkun
gen. Es wäre schön, wenn viele Kommunen im RheinMainGebiet
das Förderprogramm ebenfalls anbieten. Das Konzept und die In
frastruktur sind vorhanden. Schon mit rund 1 Million Euro Fonds
volumen kann man starten. ■
Doris Brelowski ist Leiterin Existenzgründungsprojekte bei der
Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH.
Andreas Küppers ist Director Startup Financing bei der Frankfurt
School Financial Services GmbH.
Der Frankfurter Gründerfonds in Zahlen 15. Juni 2010 bis 31. Dezember 2014
Beim Gründerfondsbüro sind bislang 486 Voranfragen
und 170 Anträge eingegangen. Davon erhielten 68 Un
ternehmen eine Kreditzusage der Partnerbanken. Insgesamt
105 An träge wurden abgelehnt oder von den Antragstellern
zurückgezogen. Letztlich wurden 68 Bürgschaften ausge
reicht. Das insgesamt ausgereichte Bürgschaftsvolumen liegt bei
1.773.783 Euro, das durchschnittliche Bürgschafts
volumen pro Fall bei 28.600 Euro. Bisher waren
4 Bürgschaftsausfälle zu verzeichnen. Das entspricht bei knapp
67.000 Euro bezogen auf das ausgereichte Bürgschafts
volumen einer Ausfallquote von 3,8 Prozent.
„Der Frankfurter Gründerfonds will das langfristige Bestehen der Gründer am Markt sichern.“
5 3W A c H S t U M I S t V I E L F ä L t I GW A c H S t U M I S t V I E L F ä L t I G
Von Moritz von der Linden Gerade mittelständische Unternehmen kämpfen aufgrund ihrer geringeren
Bonität mit steigenden Finanzierungskosten und erschwertem Zugang zu Krediten. Supply Chain
Finance (SCF) Lösungen basieren auf einer ganzheitlichen unternehmerischen Orientierung an
den Kapitalflüssen innerhalb der Lieferkette. Verbriefungen von Handelsforderungen sind
damit auch eine interessante Anlage für geldmarktnahe Investoren.
A nleger im Geldmarkt schätzen ver-
lässliche und längerfristige Anlage-
formen, damit Gelder gemäß den
Fonds kriterien nicht öfter umge-
schichtet werden müssen – was zu
höheren Kosten führt. So haben
Money Market Fonds einen Großteil Ihrer Anlagen bisher z.B. in
Staatsanleihen bestritten. Mit sinkenden Zinsen sind diese Anle-
ger auf der Suche nach vergleichbaren Assets, die bei vergleich-
bar geringem Risiko eine gewisse Minimumverzinsung bieten, um
die Renditeziele der jeweiligen Fonds erfüllen zu können.
CRX Markets bietet Geldmarktinvestoren Zugang zu kurzfristigem
Unternehmensrisiko in Form verbriefter Handelsforderungen. Ab-
nehmer von Waren und Dienstleistungen validieren die Forderun-
gen ihrer Lieferanten, der Investor kann damit auf das gute Rating
des Abnehmers abstellen. Begeben als Zero Coupon Anleihe mit
Laufzeiten zwischen 30 und 90 Tagen bieten diese Papiere einen
interessanten Pick-Up über vergleichbare Anlagen im Geldmarkt.
Abnehmer und Lieferanten verfolgen beide das Ziel einer rollieren-
den Finanzierung, um größtmögliche Stabilität der Supply Chain
Aus Forder ungenwird Liquidität
5 4 W A C H S T U M I S T v I e L F ä L T I G
„Mittelständler suchen nach flexiblen und attraktiven Alternativen.“
Alle Finanzierungsinstrumente, die von CRX Markets angeboten
werden, setzen auf dem Approved Payable Finance (APF) Konzept
auf. APF setzt voraus, dass der Abnehmer die Forderungen des
Lieferanten im vorfeld der Finanzierung validiert und dadurch eine
Zahlungsintention („promise to pay“) ausspricht. Durch die validie-
rung der Rechnung kann der Lieferant das Credit enhancement
des Abnehmers für sich nutzen und somit günstigere Finanzie-
rungskonditionen erreichen. Der automatische validierungsprozess
von CRX Markets gewährleistet eine „audit-proof“ Finanzierung
von Handelsforderungen für den Abnehmer mit frühzeitiger Liqui-
dität für den Lieferanten.
Rollierend am Kapitalmarkt platzierte Wertpapiere dienen mittel-
ständischen Unternehmen als langfristige Finanzierungsquelle für
ihr Umlaufvermögen und Investoren als langfristige Anlagealterna-
tive im Geldmarkt. ■
Moritz von der Linden ist vorstand der CRX Markets S.A.
und die individuelle Finanzierungssicherung einzelner Lieferanten
zu gewährleisten. Kongruent entsteht dadurch für die Investoren
die längerfristige Anlageform, nach der sie suchen. Beide Seiten
profitieren nachhaltig von dieser Finanzierungslösung.
CRX Markets, als führender Anbieter für Supply Chain Finance
(SCF) Lösungen, bietet alternative Finanzierungsmöglichkeiten,
die bankunabhängig, flexibel, skalierbar und schnell implemen-
tierbar sind. Die Nachfrage nach kapitalmarktorientierter Betriebs-
mittelfinanzierung zeigt, dass viele mittelständische Unternehmen
eine ergänzung zu bestehenden Bankfinanzierungen und Facto-
ringlösungen suchen. Durch eine stärkere Diversifizierung der Fi-
nanzierungsquellen können Abnehmer und Lieferanten Abhängig-
keiten verringern und möglichen Finanzierungslücken vorbeugen.
Folgende Supply Chain Finance Lösungen bietet CRX Markets Ab-
nehmern und Lieferanten:
❙ Dynamic Discounting ist eine Innovation des bekannten
Skonto modells (10 Tage – 2 Prozent) zu einem flexiblen Skonto-
verlaufs, welche es Lieferanten erlaubt, vom Abnehmer validierte
Forder ungen über die gesamte Laufzeit durch den Abnehmer
selber vorzeitig zu finanzieren.
❙ Bank APF ist ein Single oder Multi-Bank Programm, bei dem
vom Abnehmer validierte Rechnungen direkt von angeschlosse-
nen Banken zu vorher bestimmten Preisen im Rahmen von fest-
gelegten Kreditlinien finanziert werden.
❙ Multi Investor APF bietet Supply Chains die Möglichkeit, als
Wertpapier verbriefte Forderungen am Kapitalmarkt zu verkaufen.
5 5W A C H S T U M I S T v I e L F ä L T I GW A C H S T U M I S T v I e L F ä L T I G
T rotz historisch niedriger Leitzinsen fällt es
vielen mittelständischen Industrieunter-
nehmen zunehmend schwerer, Bankkre-
dite und Absatzfinanzierungen zu kom-
petitiven Finanzierungskonditionen zu
erhalten. Dies lässt sich maßgeblich mit
einer verschärften Regulierung und damit einhergehenden stren-
geren Eigenkapitalanforderungen an Banken begründen, denn da-
mit ist die Vergabe von neuen Krediten bei vielen Banken aus die-
ser Sicht limitiert. Zusätzlich sinkt weiterhin infolge der Finanz- und
Bankenkrise das allgemeine Vertrauen in die Bankenlandschaft. In
diesem Umfeld prüfen Unternehmen verstärkt Alternativen zum klas-
sischen Bankkredit und streben insgesamt eine stärkere Banken-
unabhängigkeit an – auch wegen der begrenzten kurzfristigen An-
lagemöglichkeiten liquider Mittel.
Neben bekannten Alternativen wie Asset Backed Transaktionen oder
der Emission von handelbaren Fremdkapitalinstrumenten ist in jüngs-
ter Vergangenheit der Trend zu beobachten, dass Unternehmen eine
eigene Bank gründen oder die Lizenz einer etablierten Bank erwer-
ben. Die Gründe hierfür liegen nicht ausschließlich in alternativen Re-
finanzierungsmöglichkeiten, sondern auch darin, unabhängiger von
Banken zu werden, weiteres Kundenpotenzial auszuschöpfen, die
Kundenbindung zu stärken und neue Ertragsquellen zu erschließen.
Die Automobilindustrie gilt als Vorreiter im Bereich der Industrie-
banken. In Deutschland wird aktuell mehr als jedes zweite gekaufte
Fahrzeug geleast oder finanziert. Davon halten die herstellergebun-
denen Finanzierer einen Marktanteil von über 60 Prozent und tra-
gen im Durchschnitt zu etwa 20 Prozent der Vorsteuergewinne Ihrer
Mutterkonzerne bei. Mit Hilfe der Banklizenz haben die Unternehmen
Industriebanken machen unabhängig
Von Max Weber und Christopher Ley Industrieunternehmen wollen unabhängiger werden von Banken und be-
ginnen vermehrt, eigene Institute zu gründen. Das ermöglicht es ihnen, vieles selbst zu machen,
von der Absatzfinanzierung bis zur eigenen Projektfinanzierung.
5 6 W A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I G
„Mit einer Banklizenz haben Unternehmen direkten Zugang zum Kapitalmarkt und zur Zentralbank.“
zum einen direkten Zugang zum Kapitalmarkt und zur Zentralbank
und können der Konzerngruppe zum anderen Tages- und Festgeld-
produkten anbieten. Damit erhalten sie neue und diversifizierte Mög-
lichkeiten zur Refinanzierung.
Neben der weiteren Professionalisierung der Treasury-Funktiona-
litäten entwickelt sich die Gründung einer eigenen Bank daher für
viele Unternehmen aus anderen Industrien zu einer strategischen
Option. So verkündete der schwäbische Maschinenbauer Trumpf
im Jahr 2014 die Eröffnung der eigenen Universalbank mit Fokus
auf die Absatzfinanzierung für die eigenen Maschinenkunden. Ne-
ben der reinen Absatzfinanzierung ergeben sich mit einer Banklizenz
noch weitere Möglichkeiten, wie die Sicherung des Lieferantennetz-
werks oder die Finanzierung von Großprojekten. Unter diesen Über-
legungen können auch die Bankgründungen bei Siemens oder der
Bankenerwerb bei Airbus verstanden werden.
Ferner können sich die Unternehmen alternative Finanzierungskon-
zepte erschließen, insbesondere indem sie Einlagen hereinnehmen
oder EZB-Fazilitäten nutzen. Zwar ist eine einfache Weiterleitung von
am Markt aufgenommenen Einlagen oder sonstigen Mitteln in den
Industriekonzern aufgrund der Großkreditbestimmungen nicht ohne
weiteres möglich. Indirekt besteht aber die Möglichkeit, die Bank als
Finanzierungsvehikel für eigene Projekte zu nutzen.
Die Gründung einer Bank ist mehr als nur die Gründung eines neuen
Unternehmens. Es gilt, gesonderte und komplexe regulatorische Vor-
gaben zu beachten – eine Expertise, die in Industrieunternehmen
in der Regel nicht vorhanden ist. Ferner bedarf es eines stringenten
Projektvorgehensmodells. Mit dem „Bank in a Box Model“ hat Ernst
& Young ein integriertes und vollumfassendes Vorgehensmodell zur
Gründung von Banken sowie der Einführung neuer Bankprodukte
entwickelt. Das Modell verbindet in fünf modularen Phasen alle rele-
vanten Schritte beginnend von einem strategischen Business case
über die Konzeptionierung und Lizenzbeantragung bis zum Start
der Geschäftstätigkeit.
Üblicherweise werden im Rahmen einer Vorstudie zunächst die
Geschäftsstrategie, die rechtlichen und aufsichtsrechtlichen Rah-
menbedingungen, alternative Geschäftsmodelle wie auch die ent-
sprechenden Aufbau- und Ablauforganisationen entwickelt und ein
strategischer Business case erstellt. Hierzu greift Ernst & Young auf
Simulationstools zurück, um die entsprechenden Bilanz- und GuV-
Effekte sowie Eigenkapitalanforderungen zu simulieren.
Mit einem Leistungsspektrum aus Advisory, Law, Tax sowie
Transaction Advisory Services ist Ernst & Young bestens aufge-
stellt, Industrieunternehmen auf diesen Transformationswegen
spartenübergreifend zu begleiten. So werden bei Bedarf auch
Transaktions- und Bewertungsthemen sowie rechtliche und steu-
erliche Aspekte abgedeckt. Beraten wird in den Bereichen Grün-
dung von Kreditinstituten, Einlagen- und Kreditgeschäft, Aufbau-
und Ablauforganisation von Banken und Leasing-Instituten sowie
bei der Evaluierung von Geschäftsmodellen und darauf aufbau-
ender Business Pläne. ■
Dr. Max Weber ist Partner und Christopher Ley ist Manager im Be-
reich Advisory EMEIA Financial Services bei Ernst & Young GmbH.
5 7W A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I GW A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I G
Der Pfandbrief Klassiker mit Potenzial
Von Wolf Schumacher
„Der deutsche Pfandbrief ist Maßstab für Qualität.“
verfügen. Dem Pfandbrief kommt hierbei eine entscheidende Rolle
zu. Dies zeigte sich einmal mehr während der Finanzkrise, in der der
deutsche Hypothekenpfandbrief seine bislang wohl größte Bewäh-
rungsprobe erfolgreich bestand. Selbst auf dem Höhepunkt der Ver-
trauenskrise an den Finanzmärkten kauften Investoren Pfandbriefe.
Für Banken erweist sich der Pfandbrief auch in der derzeitigen volati-
len Marktlage als zuverlässiges Refinanzierungsinstrument. Er ist da-
mit Kernbestandteil einer zukunftsfähigen Bankstrategie.
Den rechtlichen Rahmen für die Begebung von Pfandbriefen gibt es in
Deutschland schon seit nahezu 250 Jahren. Auf dieser Basis hat sich
der Pfandbriefmarkt für Emittenten und Investoren zu einem entschei-
denden Standortvorteil für den deutschen Kapitalmarkt und die deut-
sche Wirtschaft entwickelt. Angetrieben von diesem Erfolg haben seit
Anfang der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts nahezu
alle europäischen Länder nationale Gesetze für gedeckte Schuldver-
schreibungen (Covered Bonds) eingeführt. Auch wenn eine Reihe
von Grundprinzipien der verschiedenen Covered Bonds ähnlich sind,
unterscheiden sich die einzelnen Gesetze und deren Verankerung
in den nationalen Rechtsnormen teilweise deutlich.
Die Europäische Kommission hat Anfang 2014 ihre nächsten Schritte
auf dem Weg zu einer europäischen Harmonisierung auf diesem Ge-
biet festgelegt. Dabei soll unter anderem eine Auswirkungsstudie
zu den Vorteilen eines EU-Rahmens für gedeckte Schuldverschrei-
bungen auf den Weg gebracht werden. Offen ist, in welcher Form
und in welchem Umfang eine Angleichung der verschiedenen Ge-
setzgebungen sinnvoll ist. Aus
Sicht einer deutschen Pfand-
briefbank sollte man bei der
angestrebten Vereinheitlichung
die nationalen Besonderheiten bewahren. Auf diese Weise kann In-
vestoren ein Mindestmaß an Qualität garantiert werden und gleich-
zeitig der Status des deutschen Pfandbriefes als Qualitätsbench-
mark erhalten bleiben. Und es wäre weiterhin die Versorgung der
Wirtschaft mit günstigen Finanzierungsmitteln durch die Pfandbrief-
banken sichergestellt. ■
Dr. Wolf Schumacher ist Vorsitzender des Vorstands der Aareal Bank AG.
Selbst auf dem Höhepunkt der Finanz-
krise kauften Investoren Pfandbriefe.
Deren hoher Standard muss auch
im europäischen Rahmen für ge-
deckte Schuldverschreibungen er-
halten bleiben.
Die Nachwehen der Finanzkrise haben nicht nur in der Finanz-
industrie, sondern in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik gleicher-
maßen zu fundamental veränderten Rahmenbedingungen geführt.
Vor allem für Banken hat sich das regulatorische Umfeld dabei
deutlich verschärft. Die zahlreichen
Gesetzesinitiativen, mit denen sich
die Branche auseinandersetzen
muss, haben sich zu einer der zen-
tralen Herausforderungen für den Bankensektor insgesamt und
für die Geschäftsmodelle vieler Institute im Einzelnen entwickelt.
Um in diesem herausfordernden Umfeld nachhaltig erfolgreich zu sein,
bedarf es hoher Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, gleich zeitig aber
auch eines soliden Fundaments. Für Banken ist es dabei nicht nur
entscheidend, dass sie ein ausgewogenes Kreditportfolio vor weisen.
Sie müssen auch über breit diversifizierte Refinanzierungsquellen
5 8 W A C H S t U M I S t V I E L F ä L t I G
4 WACHSTUM IST ÜBERALL
Was international für Wachstum getan wird.
W A C H S t U M I S t V I E L F ä L t I G
bis 201575 Millionenneue Konten
Bankcard
Unfallversicherung
Lebensversicherung
ZIEL
6 0 W a c h s t u m i s t ü b e r a l l
Schon seit fünf Jahrzehnten verfolgt indien
das Ziel, möglichst allen haushalten Zu-
griff auf eine Vielfalt von Finanzdienst-
leistungen zu angemessenen Kosten
bereitzustellen. Derzeit wird die Quali-
tät finanzieller Dienstleistungen auf eine
neue ebene gehoben – die technischen möglichkeiten des mo-
bilen bankgeschäfts oder auch aaDhar cards zur eindeutigen
identifikation auf basis biometrischer Daten machen es möglich.
Zwischen 2001 und 2011 hat sich die Zahl der indischen haus-
halte, die in das formale bankensystem eingebunden sind, von
36 Prozent auf 59 Prozent erhöht. infolge dessen hat sich auch
die Dichte der bankfilialen und Geldautomaten erhöht. auch die
bedeutung des bankkredits im Verhältnis zum bruttoinlandspro-
dukt ist gestiegen. trotzdem nehmen noch immer fast 40 Prozent
der haushalte in indien keine bankdienstleistungen in anspruch –
ein beträchtlicher anteil. Die regierung hat das zum anlass einer
neuen initiative genommen.
PmJDY, die abteilung Finanzdienstleistungen innerhalb des Finanz-
ministeriums in indien, strebt nun an, dass auch die ärmeren be-
völkerungsteile Finanzdienstleistungen in anspruch nehmen kön-
nen. Geplant ist ein bankkonto, verbunden mit einer bankkarte, die
eine unfall- und lebensversicherung umfasst. Die regierung hat
sich bis mitte Januar 2015 das Ziel von 75 millionen neuen Konten
gesetzt – für die state bank of india bedeutet das einen anteil von
15 millionen neuen Konten. Die Zahl der Kontoeröffnungen liegt bei
der state bank of india derzeit bei 150.000 bis 200.000 am tag.
Die herausforderung besteht darin, diesen schwung beizubehal-
ten. eine weitere herausforderung liegt in den Kosten, denn effizi-
ent und profitabel können diese Konten nur geführt werden, wenn
regelmäßig transaktionen durchgeführt und Finanzierungen nach-
gefragt werden. hier bedarf es maßnahmen, um die bildung im be-
reich Finanzen zu erhöhen. Wenn zudem unterstützungszahlun-
gen seitens der regierung auf diese Konten überwiesen werden,
kann dies eine bessere Nutzung fördern.
trotz dieser herausforderungen sind die banken bereit, das Pro-
jekt unter leitung der PmJDY zum erfolg zu führen. so wird ein
wachsender, bisher sozial benachteiligter teil der bevölkerung Zu-
gang zu bankdienstleistungen haben und berechtigt sein, mikro-
kredite zu erhalten. Damit leisten sie ihren beitrag hinsichtlich einer
gerechten Wohlstandsverteilung sowie einer stabilen Gesellschaft
und Wirtschaft. Der bereich Finanzdienstleistung wird damit zur
steigenden Produktivität des landes beitragen und zu verbesser-
tem wirtschaftlichem Wachstum. Der positive beitrag für die nati-
onale entwicklung wird auf lange sicht enorm sein. ■
Arundhati Bhattacharya ist Vorstandsvorsitzende der
state bank of india.
„Noch immer nehmen fast 40 Prozent
der Haushalte in Indien keine Bank-
dienstleistungen in Anspruch.“
Bankkonten für den Fortschritt
Von Arundhati Bhattacharya Der Zugang zu Finanz-
dienstleistungen ist ein Motor für wirt-
schaftliche und gesellschaftliche Ent-
wicklung. Indien setzt sich ehrgeizige Ziele,
das Bankkonto bis in den letzten Winkel
des Landes zu verbreiten.
6 1W a c h s t u m i s t ü b e r a l lW a c h s t u m i s t ü b e r a l l
„Ein konsolidierter Haus-halt ist in der Tat Voraus-setzung für Wachstum.“
Solide auf Kurs Von Luis M. Linde Im Zuge der Finanzkrise hat Spa-
nien große Anstrengungen unternommen,
die negative Entwicklung der Staatsfinan-
zen auszugleichen und zugleich die schwa-
che Wirtschaftsleistung wieder anzuregen.
Heute signalisiert die positive Entwicklung
eine nachhaltige Erholung, die ab 2017
einen Schuldenabbau ermöglicht.
Die spanische Wirtschaft hat in den vergan-
genen Jahren sehr unterschiedliche Pha-
sen durchlaufen: von zunächst starkem
und sich dann abschwächendem Wachs-
tum über ein Abgleiten in die Rezession
letztlich hin zu einer erneuten Erholung.
Bemerkenswert ist dabei die Entwicklung des Staatshaushalts. Von
2005 bis 2007 verzeichneten die Staatsfinanzen einen Überschuss
von 2,2 Prozent des BIP, während die Staatsverschuldung auf 35,5
Prozent sank – einer der niedrigsten Werte in der Europäischen Union.
Gerade als Spaniens Konjunkturzyklus auf dem Zenit stand, brach
2007 die globale Krise aus. Die daraufhin durchgeführten fiskalpo-
litischen Maßnahmen, die der Krise entgegenwirken sollten, erwie-
sen sich als schädlich für Spaniens Staatsfinanzen. Die anschlie-
ßende Eurokrise verschärfte die Lage. Zwischen 2009 und 2012 lag
das Haushaltsdefizit im zweistelligen Bereich und die Staatsschul-
den schossen gemessen an ihrem Tiefstand 2007 um die Hälfte in
die Höhe. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich die Wirtschafts-
leistung sehr schwach und wies seit 2009 deutlich negative Wachs-
tumsraten auf, abgesehen von der kurzlebigen Erholung im Jahr 2010.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurden für die Konsolidie-
rung der Staatsfinanzen große Anstrengungen unternommen. Dies
schließt sowohl die Einnahmen- als auch die Ausgabenseite mit ein.
Im Ergebnis drehte sich das strukturelle Primärdefizit 2012 ins Po-
sitive: Von minus 2,7 Prozent des BIP im Jahre 2011 kommend er-
reichte es 2013 ein Plus von 2,2 Prozent. Nach Angaben des Finanz-
ministeriums und auf der Basis des Budgetentwurfs für 2015 wird
der Primärüberschuss 2014 voraussichtlich bei 2,7 Prozent liegen.
Es wird erwartet, dass sich die Staatsschulden stabilisieren und ab
2017 abgebaut werden können.
Unterstützt durch die günstige Geldpolitik und das gestärkte Ver-
trauen in die Zukunft des Euros bestätigen die Märkte die Bedeutung
dieser Fortschritte. Die Renditen und Risikoaufschläge sind deutlich
zurückgegangen.
Insgesamt hat die Finanzkonsolidierung die Wirtschaft nicht da-
von abgehalten, sich zu erholen. Trotz der kurzfristig dämp-
fenden Wirkung auf die inländische Nachfrage sind eine ge-
ordnete Schuldendynamik und eine Finanzkonsolidierung, die
zu einer intakten Finanzwirtschaft führt, in der Tat eine Vor-
aussetzung für nachhaltiges und langfristiges Wachstum. ■
Luis M. Linde ist Gouverneur der Banco de España.
6 3W A c H S T U M I S T Ü B E R A L L
Das dynamische Wachstum der Bevölke-
rung, die ideale geografische Lage und
der ebenso intakte wie effiziente Ban-
kensektor haben als wesentliche Stär-
ken der Türkei dazu beitragen, Istanbul
als internationales Finanzzentrum aufzu-
bauen. Trotz des eher moderaten Wirtschaftswachstums in der jünge-
ren Vergangenheit ist der türkische Bankensektor weiter gewachsen
und hat sich aufgrund seiner soliden Kapitalausstattung sowie kon-
trollierbarer Risiken seine Widerstandsfähigkeit gegen makroökono-
mische Schocks bewahrt. Die Bilanzsumme der türkischen Banken
erreichte im August 2014 mit rund 862 Milliarden US-Dollar 111 Pro-
zent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Von Cevdet Yilmaz Trotz der globalen Krise konnte
die Türkei in den vergangenen Jahren ihr
Wirtschaftswachstum ankurbeln und ihren
Bankensektor internationalisieren.
Starke Wirtschaft, starke Banken
6 4 W A c h S T U M I S T ü B e R A L L
„Die Wirtschaft der Türkei entwickelte sich nach 2008 ver-gleichsweise gut.“
erfahrung sammeln und Kompetenz entwickeln. Türkische Banken
haben im Ausland Filialen eröffnet und bieten auf dem internationalen
Markt die unterschiedlichsten Finanzdienstleistungen an. Gleichzei-
tig investieren ausländische Investoren bereitwillig in den türkischen
Bankensektor: Zwischen 2002 und September 2004 erreichte die
Gesamtsumme ausländischer Direktinvestitionen 35,2 Milliarden US-
Dollar und machte dabei 29,6 Prozent der gesamten ausländischen
Direktinvestitionen in der Türkei aus.
Gut ausgebildete Fachkräfte, hoch entwickelte IT-Infrastruktur und
ein regulatorischer Rahmen im einklang mit internationalen Stan-
dards gehören zu den wesentlichen Stärken des türkischen Ban-
kensektors. Die Wachstumsstärke der Wirtschaft, die dynami-
sche Demographie, das Potenzial von Istanbul als internationales
Finanzzentrum und von zinsfreiem Banking, der steigende An-
teil der Schwellenländer an der Weltwirtschaft sowie Innovatio-
nen in Technologie und Zahlungssystemen können als chancen
für den türkischen Bankensektor zusammengefasst werden. ■
Dr. Cevdet Yilmaz ist entwicklungsminister der Türkei.
Die Türkei gehört zu den Ländern, die sich nach der globalen Krise
2008 vergleichsweise gut entwickelt haben. Noch in den 1990er-Jah-
ren war die Türkei von ökonomischer und politischer Instabilität mit
schweren makroökonomischen Schwankungen geprägt. Doch mit
Beginn dieses Jahrhunderts führte sie zahlreiche ehrgeizige Struk-
turreformen durch: Unter anderem wurden der Bankensektor re-
strukturiert, die Unabhängigkeit der Zentralbank gesichert und die
mehrjährige Budgetplanung eingeführt. Diese Reformen und die er-
folgreiche Umsetzung der Wirtschaftspolitik haben die wirtschaft-
liche entwicklung angetrieben. Und das Finanzsystem stellte wäh-
rend der weltweiten wirtschaftlichen Turbulenzen seine Stärke unter
Beweis. Nach der globalen Wirtschaftskrise wurden mit Blick auf die
Finanzstabilität neben effizienz und Größe des Bankensystems auch
die Positionen in den Bilanzen sowie ihre Qualität zu wichtigen he-
rausforderungen. Auch deshalb hat die Türkei in den vergangenen
Jahren eine Reihe makroprudenzieller Maßnahmen mit dem Ziel er-
griffen, die Konsumentenkredite einzudämmen und Nachhaltigkeit
auf makroökonomischer ebene herzustellen.
Im Zuge der globalen Integration konnte der türkische Bankensek-
tor in den vergangenen Jahren jenseits der eigenen Landesgrenzen
862Mi l l ia rden US-Dol la r
Die Bilanzsumme der türkischen Banken:
6 5W A c h S T U M I S T ü B e R A L LW A c h S T U M I S T ü B e R A L L
Von Bernd Meist und Maximilian Habsburg-Lothringen
Die Rolle der chinesischen Staatsbanken
innerhalb der deutschen Wirtschaft hat
seit der chinesischen „Reform und Öff-
nung“ stetig an Bedeutung gewonnen. Mit
der Etablierung des Clearing Centers und
der angestrebten Internationalisierung des
Renminbi wurde 2014 ein einschneidender
Schritt nach vorne getan.
Eckpfeiler des handels
„Der Handel mit China eröffnet eine breite Nachfrage nach Außenhandelsfinanzierungen.“
6 6 W a c h s t u m i s t ü b e r a l l
1 Popp, stephan (1996): multinationale banken
im Zukunftsmarkt Vr china – erfolgsfaktoren
und Wettbewerbs strategien, s. 17.
2 mainland china banking survey 2013,
KPmG.
3 Vgl. china contact, 2014, heft 18, beitrag
von lutz raettig.
China verfügte bis zur Zeit der soge-
nannten „reform und Öffnung“ über
ein hochzentralisiertes bankensys-
tem, in dem die chinesische Zent-
ralbank (Zhongguo renmin Yinhang)
gemeinsam mit zwei weiteren staats-
banken den nationalen markt abdeckte 1. heute wird der ban-
kenmarkt von vier zentralen spielern dominiert, die im vergan-
genen Jahr etwa zwei Drittel des marktes der handelsbanken,
gemessen an Kredit und einlagenvolumina, bedienten 2. Ken-
nern der branche werden die Namen „agricultural bank of china“,
„china construction bank“, „bank of china“ und „industrial and
com mercial bank of china“ ein begriff sein.
aktuell ist jedes dieser vier Kreditinstitute in Deutschland vertre-
ten. Die bank of china (Zhongguo Yinhang), die mit dem neu eta-
blierten „renminbi clearing center“ über ein wirtschaftlich be-
deutendes Dienstleistungsangebot verfügt, ist beispielsweise seit
1989 in Frankfurt tätig.
Die hauptaktivität der chinesischen staatsbanken liegt derzeit
im bereich der lang- und mittelfristigen Kreditvergabe und der
handelsfinanzierung.
so eröffnen boomende außenhandelszahlen der bundesrepublik
mit china eine breite Nachfrage nach außenhandelsfinanzierun-
gen, die von chinesischen banken auf die speziellen bedürf-
nisse der Kunden zugeschnitten werden. aber auch für deutsche
unternehmen, die bereits im Wachstumsmarkt china etabliert
sind, spielen die staatsbanken eine wichtige rolle. so betreuen
chinesische banken mittlerweile zahlreiche Dax-, mDax- und
sDax-unternehmen, die mit den vier handelsbanken Kenner der
chinesischen Wirtschaft und des chinesischen Finanzplatzes ge-
winnen, die brücken bauen können.
schließlich ergibt sich mit der eröffnung der renminbi-clearing-
stelle künftig eine handelserleichterung für deutsche mittelständ-
ler, die renminbi-überweisungen nunmehr über ein Kreditinstitut
vor Ort tätigen können. unternehmen können so ihr liquiditäts-
management optimieren und sich einen attraktiven Zugang zum
chinesischen interbankenmarkt sichern. Die schon heute prak-
tizierte möglichkeit, deutsche unternehmensanleihen in ren-
minbi zu emittieren, erschließt deutschen Großunternehmen all-
mählich den derzeit noch quotierten Zugang zum chinesischen
Kapitalmarkt 3. ■
Bernd Meist ist Geschäftsleiter und Maximilian Habsburg-
Lothringen ist risk analyst bei der bank of china ltd. Zweig-
niederlassung Frankfurt am main Frankfurt branch.
6 7W a c h s t u m i s t ü b e r a l lW a c h s t u m i s t ü b e r a l l
HerausgeberFrankfurt Main Finance e. V.Zum Laurenburger Hof 7660594 Frankfurt am MainTelefon: + 49 69 · 94 41 80 31Telefax: + 49 69 · 94 41 80 19www.frankfurt-main-finance.com
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DruckDruck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Auflage: 2.000 Exemplare
Frankfurt, März 2015
… Menschen leben in der Metropolregion FrankfurtRheinMain.
55 MIO.
… Beschäftigte arbeiten in der Metropolregion FrankfurtRheinMain im Finanzsektor.
137.000
… Besucher übernachten jährlich in der Stadt.
7 MIO.
… Euro beträgt die Bilanzsumme aller Frankfurter Banken.
3.450 MRD.
… Beschäftigte arbeiten im Frankfurter Finanzsektor.
61.300
… Arbeitsplätze sind mit dem Ausbau der EZB am Finanzplatz entstanden.
1.000
… Banken haben ihren Sitz in Frankfurt.
193
… Finanzdienstleister sitzen in der Metropolregion FrankfurtRheinMain.
7.900… Euro wurden im Januar 2015 an den Kassamärkten der Börse umgesetzt.
148,5 MRD.
... ist der Beitrag des Finanzsektors zur Wirtschaftsleistung Hessens.
6,7% … des gesamten deutschen Börsenumsatzes werden am Finanzplatz Frankfurt erwirtschaftet.
… Geschäfte wurden im Januar 2015 auf Xetra abgeschlossen.
21,7 MIO.
… Banken in Frankfurt sind Auslandsbanken.
186
… Mitarbeiter von Finanzdienstleistern pendeln täglich aus dem Umland nach Frankfurt.
41.000
90 %
FINANZPLATZ FRANKFURT
ZAHLEN, DATEN,FAKTEN