WACHSTUM FÜR ALLE Rainer Neske 15 Kultur der Langfristfinanzierung – Grundlage eines soliden...

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Wofür wir Wachstum brauchen und was die Finanzwirtschaft dafür leisten kann Jahrbuch 2015 WACHSTUM FÜR ALLE

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Wofür wi r Wachstum brauchen und was d ie F inanzwir tschaf t dafür le is ten kann

Jahrbuch 2015

WACHSTUM FÜR ALLE

Ordentliche Mitglieder

Fördermitglieder

Stand: Februar 2015

WIR STEHEN FÜR DEN FINANZPLATZ FRANKFURT

I N SE L N DE R AU F M E R K SA M K EI T

K o m p e t e n z n e t z w e r k

V e r s i c h e r u n g s w i r t s c h a f t

F r a n k F u r t M a i n F i n a n c e2

FRANKFURT MAIN FINANCEMIT EINER STIMME FÜR DEUTSCHLANDS FÜHRENDEN FINANZPLATZ

Frankfurt Main Finance ist die Stimme des Finanzplatzes Frankfurt.

Zu den mehr als 40 Mitgliedern zählen neben dem Land Hessen die

Städte Frankfurt am Main und eschborn, zahlreiche namhafte Fi­

nanzmarktakteure und ihre Dienstleister, sowie private und öffent­

liche Hochschulen. Sie alle bringen mit ihrer Mitgliedschaft ihre enge

Verbundenheit mit dem Finanzplatz sowie ihren Willen zum aus­

druck, Frankfurt am Main effektiv als nationales und internationales

Finanzzentrum ersten ranges zu positionieren.

Gegründet im august 2008, hat Frankfurt Main Finance in den ver­

gangenen Jahren viel erreicht. So unterstützt der Finanzplatz verein

lokale Dienstleister darin, internationale Geschäftsbe ziehungen auf­

zubauen und gibt umgekehrt dem Finanzplatz ein Gesicht – bei­

spielsweise gegenüber Delegationen unserer kooperations partner

Busan, istanbul, Moskau und Peking. Darüber hinaus wurde auf ini­

tiative des Vereins die Gründung des Frankfurter instituts für risiko­

management und regulierung (FirM) vorangetrieben, das sich auf

seinem Feld in kurzer Zeit als renommierte instanz für Forschung

und ausbildung etabliert hat.

ein wesentliches instrument für die Vermarktung des Finanzplatzes

ist der Frankfurt Finance Summit, ein kongress, den Frankfurt Main

Finance und FirM seit März 2011 gemeinsam ausrichten und der

sich von Beginn an als treffpunkt der weltweiten risiko­ und regu­

lierungs­community etabliert hat. Hier kommen einmal im Jahr no­

tenbankgouverneure, regulierer, Vertreter der aufsichtsbehörden,

Finanzpolitiker, Wissenschaftler und Praktiker zusammen, um sich

über aktuelle Fragen der Finanzmarktstabilität auszutauschen. insbe­

sondere mit dieser Veranstaltung haben es beide Partner geschafft,

Frankfurts Bedeutung als Zentrum für Finanzmarktstabilität und Ban­

kenregulierung in der eurozone zu unterstreichen. Der Frankfurt Fi­

nance Summit ist heute als Dialogplattform, die wichtige impulse für

die aktuelle regulierungsdiskussion setzt, nicht mehr wegzudenken.

Zudem bündelt und koordiniert Frankfurt Main Finance die kräfte

von Land, Stadt und Finanzwirtschaft, wenn internationale Stand­

ortentscheidungen getroffen werden. 2014 gelang dies beispielhaft

mit der ansiedlung des renminbi­clearings am Finanzplatz. auch

wenn Finanzdienstleister oder internationale institutionen repräsen­

tanzen in europa planen, richtet der Verein gemeinsam mit der Hes­

sen trade & invest GmbH, der FrankfurtrheinMain GmbH sowie den

Wirtschaftsförderungen Frankfurt und eschborn die aufmerksam­

keit der entscheider auf die Stadt.

nicht zuletzt versteht sich Frankfurt Main Finance als Beobachter

des Geschehens im umfeld der Finanzbranche, der Dialogplattfor­

men schafft. Dazu gehören Veranstaltungen wie die renminbi­konfe­

renz, das Finanzplatz Frühstück, Podiumsdiskussionen oder das vor­

liegende Jahrbuch zum thema Wachstum und Langfristfinanzierung.

Der internationale Wettbewerb zwischen den Finanzzentren wird nur

noch weiter zunehmen, neue Wettbewerber werden erstarken. umso

wichtiger wird es in Zukunft sein, mit einer Stimme für den Finanz­

platz zu sprechen – und diese Stimme ist Frankfurt Main Finance.

Wachstum für Alle

Der Mammutbaum in der Pflanzenwelt, der Blauwal in der Tierwelt, die Riesenkristalle in der mexi­kanischen Mine von Naica: drei mächtige Symbole für die Kraft des Wachstums. Das Bild auf Seite 20 inspirierte die Gestalter, den Kristall, oder allgemeiner die kristalline Struktur, als Leitmotiv für dieses Jahrbuch zu wählen. Kristalle bilden robust anmutende Strukturen aus, und doch sind sie mitunter äußerst fragil. Der deutschen Wirtschaft geht es nicht anders: Sie zeigt sich robust, aber nur wenn wir ihr Umfeld wachstumsfreundlich gestalten, kann sie weiter wachsen.

Mehr zur Finanzplatzinitiative auf

www.frankfurt-main-finance.com.

3F r a n k F u r t M a i n F i n a n c eF r a n k F u r t M a i n F i n a n c e

GRUSSWORTEVolker BouffierPeter Feldmann

56

1 | WACHSTUM IST MACHBAR

Brücke in die Zukunftvon Lutz Raettig

8

Die zehn Dimensionen des Wachstums 10

Gas & Bremse: Neue Regeln mit Nebenwirkungenvon Jens Tolckmitt

12

Kaleidoskop der Möglichkeitenvon Rainer Neske

15

Kultur der Langfristfinanzierung – Grundlage eines soliden Finanzssystemsvon Hans-Dieter Brenner

18

So kann Wachstum gelingenvon Ulrich Kater, Gertrud Traud, Carsten Brzeski

20

2 | WACHSTUM IST FINANZIERBAR

Green Finance – Nachhaltige Investitionen in die Energiewende brauchen nachhaltige Finanzierungsmöglichkeitenvon Tarek Al-Wazir

24

Treiber der globalen Energiewendevon Silvia Kreibiehl und Ulf Moslener

26

Kommunen nutzen neue Finanzquellenvon Uwe Becker

28

Industrie 4.0 – Vorsprung im Wettbewerbvon Volker Brühl

30

3 | WACHSTUM IST VIELFÄLTIG

Finanzierung: Vielfältige Instrumente – Bekanntes, Alternatives, Neuesvon Stefan Bielmeier

32

Europa fördert Projektpartnerschaftenvon Florian Degenhardt

36

Finanzierung im Schulterschluß mit der Privatwirtschaftvon Stefan Zeidler

38

Komplexe Strukturenvon Mark Milders

40

Infrastruktur – ein attraktives InvestmentInterview mit Viola Scholzen

42

Börsen: Kompass für den Kapitaleinsatzvon Gregor Pottmeyer

44

En vogue – Aktien als Kapitalquellevon René Parmantier

46

Wer Kapital braucht, muss liefernvon Sascha Rinno

48

Mittelstandsanleihen: Ein zweiter Blick lohnt sichvon Ralf Kauther

50

Investition in die Zukunftvon Doris Brelowski und Andreas Küppers

52

Aus Forderungen wird Liquiditätvon Moritz von der Linden

54

Industriebanken machen unabhängigvon Max Weber und Christopher Ley

56

Der Pfandbrief: Klassiker mit Potenzial von Wolf Schumacher

58

4 | WACHSTUM IST ÜBERALL

Bankkonten für den Fortschritt von Arundhati Bhattacharya

60

Solide auf Kursvon Luis M. Linde

62

Starke Wirtschaft, starke Bankenvon Cevdet Yilmaz

64

Eckpfeiler des Handelsvon Bernd Meist und Maximilian Habsburg-Lothringen

66

Impressum 68

Die Inhalte namentlich gekennzeichneter Texte geben die Ansicht

des jeweiligen Autors wieder und müssen nicht der Sichtweise des

Herausgebers oder anderer Autoren entsprechen.

klimaneutralnatureOffice.com | DE-140-665833

gedruckt

4 i n H a L t

Sehr geehrte Damen und Herren,

eine erfolgreiche Wirtschaft ist die Grundlage für Wohlstand, für arbeitsplätze und für ein erfolgreiches Mitein­

ander in der Zukunft. einer der Faktoren, die den erfolg der Wirtschaft maßgeblich bestimmen, ist das Finanz­

wesen. Deshalb sind die antworten auf die Frage, wie es gelingen kann, das Finanzwesen oder die Finanz­

wirtschaft in geordneten Bahnen, in dienender Funktion als Blutkreislauf der realwirtschaft zu organisieren,

für das künftige Wohlergehen Hessens, Deutschlands und europas mit entscheidend. Wir wollen national wie

inter national den Wohlstand durch Stärkung des Wachstums ausbauen und gleichzeitig Verwerfungen auf

den internationalen Finanzmärkten begegnen.

auf diesem Weg haben wir seit dem ausbruch der Finanzkrise 2008 große Strecken zurückgelegt, Deutsch­

land und europa haben in den vergangenen Jahren enorme anstrengungen unternommen und drohende

Folgen der krise erfolgreich vermieden. Dazu gehört auch die Finanzmarktregulierung. eine Schwäche des

Wachstums kann überwunden werden, wenn die richtigen rahmenbedingungen dafür geschaffen werden,

damit die verlässliche Finanzierung von unternehmen wieder möglich ist. Das kann durch die Finanzmarkt­

regulierung mit unterstützt werden.

aus der Finanzkrise ist der Standort Frankfurt wesentlich besser herausgekommen als viele andere Standorte.

Der Finanzplatz rhein­Main steht gut da. Das Ziel der Hessischen Landesregierung ist es, dass das auch in

Zukunft so bleibt. Was wir tun können, um den Standort attraktiv zu halten, werden wir tun. Denn das Zent­

rum der europäischen Geldpolitik ist für unser Land von entscheidender Bedeutung. in Frankfurt Main Finance

findet der Standort eine anerkannte Stimme. ich bin zuversichtlich, dass das vorliegende Jahrbuch über den

kreis der Fachleute hinaus wieder viele wichtige, zukunftsweisende Beiträge bietet.

Volker Bouffier

Hessischer Ministerpräsident

5G r u S S W o r t ei n H a L t

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Jahrbuch des Finanzplatzes Frankfurt von Frankfurt Main Finance hat sich in den letzten Jahren zu einer all­

seits geschätzten Plattform entwickelt, die jedes Jahr wichtige Grundsatzthemen der Finanzwirtschaft aufgreift.

Für das Jahr 2015 stehen dieses Mal Wachstum und langfristige Finanzierung im Fokus der Publikation. Die

Wachstumsraten in Deutschland und der eu befinden sich nach den Prognosen von eurostat im aufwärts­

trend: 2014 werden für das reale BiP Deutschlands plus 1,8 Prozent und für die eu plus 1,5 Prozent er rechnet,

in 2015 jeweils plus 2,0 Prozent. auch die investitionen in 2014 sind mit 4,1 Prozent Steigerung, respektive

3,0 Prozent im eu­Durchschnitt auf Wachstumskurs.

Jedoch brauchen wir auch wieder mehr substantielle investitionen, die durch langfristige Finanzierung gesi­

chert sind und nachhaltige Strukturen schaffen, um eventuelle krisen abzufangen. Langfristige Finanzierungen

wie zum Beispiel anleihen bieten eine gute Basis für investitionsprojekte, vorausgesetzt, die anleihen können

bedient werden und damit das Vertrauen der anleger erreichen. Die Schieflagen der staatlichen bzw. privat­

wirtschaftlichen emittenten haben einen verstärkten anleihekauf durch die europäische Zentralbank erfordert.

Folglich ist es für weiteres Wachstum unabdingbar, dass eine starke und effiziente regulierung diese risiken

einschätzen und präventiv reduzieren kann. Der Single Supervisory Mechanism der europäischen Zentral­

bank könnte hier ein stabiles Gerüst schaffen, das nicht nur die 120 systemrelevanten Banken reguliert, son­

dern auch als Modell für eine einheitlichere Finanzaufsicht dienen könnte.

Peter Feldmann

oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main

6 G r u S S W o r t e

1 WACHSTUM IST MACHBAR

Welche Einflüsse Wachstum behindern oder begünstigen.

G r u S S W o r t e

veritablen Wirtschaftswachstums für unser aller Wohl stärker in

das Bewusstsein der Menschen zu rücken – denn ohne Wachs-

tum wird der finanzielle Spielraum vor dem Hintergrund der simplen

volkswirtschaftlichen Erkenntnis, dass nur investiert werden kann,

was zuvor erspart worden ist, schlichtweg nicht vorhanden sein.

Es liegt in der Verantwortung der Politik, für ein wachstumsfreund-

liches Klima zu sorgen. Doch jüngste politische Entscheidungen

wie der Mindestlohn oder die Rente mit 63 machen es den Unter-

nehmen nicht leichter, sie wirken wachstumshemmend. Auf vielen

weiteren Feldern hat die Politik erheblichen Einfluss: bei der Bil-

dung, der Technologie oder beim Steuersystem und weiteren. Die

wichtigsten dieser Faktoren werden im Beitrag „Die zehn Dimen-

sionen des Wachstums“ skizziert.

Eine dieser Dimensionen ist die Demographie. Deutschland altert

und braucht daher qualifizierte Zuwanderung sowie eine sinnvolle

Reform der Migrationspolitik. Die Bundesregierung hat bereits

einige Initiativen auf den Weg gebracht. Das Bankhaus Metzler

engagiert sich in dieser Sache im Rahmen der Zukunftsinitiative

„d.eu.tsch“ der Metzler-Stiftung. Diese vergibt Stipendien für

Deutschkurse und unterstützt damit gut ausgebildete EU-Bürger

beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt.

Zu den weiteren, das Wachstum wesentlich beeinflussenden

Faktoren gehören die Bedingungen für die Langfristfinanzierung.

Infrastrukturinvestitionen mit ihren hohen und über einen sehr

Deutschlands Infrastruktur lebt von der

Substanz. Die Summe der öffentlichen

Investitionen ist im längerfristigen Ver-

gleich deutlich weniger gestiegen als

das BIP. Lag ihr Anteil am BIP 1970

noch bei 4,7 Prozent, lag er 2012 nur

noch bei 1,5 Prozent. Die von der Verkehrsministerkonferenz ein-

gesetzte Daehre-Kommission hat bereits Ende 2012 errechnet:

Allein um Straßen, Schienen und Wasserwege zu erhalten, muss

Deutschland jedes Jahr mindestens 7,2 Milliarden Euro zusätzlich

investieren, soll der Wirtschaftsstandort nicht ernsthaft Schaden

nehmen. Hinzu gerechnet werden muss der dringend anstehende

Ausbau in Regionen mit schwach ausgeprägter Infrastruktur.

Diese Zahlen machen deutlich, dass es höchste Zeit ist, sich dem

Thema zu widmen. Zur drängenden Erneuerung des vorhandenen

öffentlichen Kapitalstocks kommen die großen Herausforderungen,

die der Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie die Energiewende

mit sich bringen. Noch mehr alarmiert ein Blick auf die Finanzie-

rungskraft der Kommunen, trugen doch Städte und Gemeinden im

Jahr 2012 mehr als die Hälfte der öffentlichen Baumaßnahmen: Die

Ergebnisse des KfW-Kommunalpanels 2014 zeigen einen kommu-

nalen Investitionsrückstand in Höhe von 118 Milliarden Euro. Um

diese Herausforderungen zu bestehen, denken Kommunen über

neue Finanzierungsmöglichkeiten nach.

Frankfurt Main Finance möchte in seinem vorliegenden siebten

Jahrbuch die Diskussion darüber anregen, welchen Beitrag die Fi-

nanzwirtschaft zur Finanzierung der gewaltigen Anstrengungen leis-

ten kann, die unser Land in den kommenden Jahren und Jahrzehn-

ten erwarten. Dabei ist es uns ebenso wichtig, die Notwendigkeit

„Nur Wachstum

schafft den finan­

ziellen Spielraum für

Investitionen in die

Infrastruktur.“

Ergebnis deutscher Banken im EZB-Stresstest deutlich. Trotz die-

ser Entwicklung sollten sich auch Unternehmen mit Blick auf die

steigenden regulatorischen Anforderungen an ihre Hausbanken

darauf einstellen, in Zukunft ihre Finanzierung auf eine breitere

Grundlage zu stellen.

Der Finanzplatz Frankfurt leistet seinen Beitrag zum Wachstum, in-

dem er zahlreiche Finanzinstrumente bereitstellt, deren Bedeutung in

Zukunft weiter steigen wird. Frankfurt passt sich dem Bedarf laufend

an und setzt hier Impulse. Jüngstes Beispiel ist der Start des ers-

ten Renminbi-Clearing-Zentrums in der Euro-Zone in Frankfurt. Mit

dem Renminbi-Zentrum wird der Finanzplatz seinem traditionel-

len Selbstverständnis gerecht, als Dienstleister der Realwirtschaft

Kapitalangebot und -nachfrage zusammenzubringen. Zum Wohle

der Wirtschaft und zur Stärkung des Wachstums unseres Landes. ■

Dr. Lutz Raettig ist Sprecher des Präsidiums von Frankfurt Main

Finance e.V. und Aufsichtsratsvorsitzender der Morgan Stanley

Bank AG in Frankfurt am Main.

langen Zeitraum gebundenen Volumina unterliegen besonde-

ren Risiken. Die steigenden regulatorischen Anforderungen er-

schweren die Vergabe derart langfristiger Kredite. Ist das gewollt?

Auch der Erfolg der Energiewende basiert auf einer soliden Lang-

fris tfinanzierung, die innovative Technologien ermöglichen muss.

Gibt es dafür einen Plan?

Die Aufgaben der Zukunft müssen von öffentlicher als auch von

privatwirtschaftlicher Seite gleichermaßen erfüllt werden. Während

die Unterfinanzierung der öffentlichen Investitionen und mangelnde

private Investitionen im Inland das Wachstum hemmen, sind Un-

ternehmen hierzulande – immerhin – weitgehend gut mit Kapital

versorgt. Nicht zuletzt auf Drängen der Banken haben deutsche

Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht, indem sie ihre Eigen-

kapitalquote stetig erhöht haben. Lag diese im Jahr 2000 im Durch-

schnitt über alle Unternehmensgrößen noch bei 18,6 Prozent, stieg

sie auf 27,4 Prozent im Jahr 2012. Dass auch die Eigenkapitalquoten

der Banken aufgrund der umfassenden Regulierungsmaßnahmen

beachtlich angehoben werden konnten, macht das überzeugende

BRÜCKE IN DIE ZUKUNFTVon Lutz Raettig Eine gut ausgebaute Infrastruktur gehört zu den wesentlichen Standortvorteilen

Deutschlands – auf ihr beruht ein beträchtlicher Teil unseres Wohlstands. Doch der immer

sichtbarer werdende Verfall von Straßen, Brücken, Schienen, Versorgungstechnik und

öffentlichen Einrichtungen in den alten Bundesländern entwickelt sich zu einer Gefahr für

die Wettbewerbskraft des Wirtschaftsstandorts. Nur mit angemessenem Wachstum können

wir die hier an stehenden Aufgaben bewältigen.

9W A C H S T U M I S T M A C H B A R

Die zehn Dimensionen

Demographie Mentalität Steuersystem Verteilung Wettbewerbsfähigkeit

Bildung Regulative Rigidität Technologie Haushalts- Langfrist-

konsolidierung finanzierung

Viele Faktoren beeinflussen die Wachstumsstärke einer Volkswirtschaft. Einzeln gewürdigt

wird schnell deutlich: Wachstum ist kein Zufall. Und die niedrigen Wachstumsraten fort-

geschrittener Industrienationen wie Deutschland sind keineswegs schicksalhaft gegeben.

Es gilt, an den richtigen Stellschrauben zu drehen – und freilich in die richtige Richtung.

des Wachstums

1 0 W a c h s t u m i s t m a c h b a r

Bildung 51 Prozent eines Jahrgangs schließen mit der all-

gemeinen hochschulreife ab, und jedes Jahr wächst dieser

anteil um einen Prozentpunkt. Das klingt gut, denn innovation braucht

bildung, und bildung begünstigt die Einführung neuer technologien.

bildung, könnte man sagen, ist die Voraussetzung für steigende Pro-

duktivität. Doch es mehren sich die mahnenden stimmen: Früher ab-

solvierte jeder zweite Jugendliche eine ausbildung, heute nur jeder

vierte – und der Wirtschaft gehen die Facharbeiter aus. Ein muster-

beispiel für die Komplexität bildungspolitischer Entscheidungen.

Regulative Rigidität 22 Prozent der 2014 vom

Deutschen aktieninstitut (Dai) befragten Finanzdienstleis-

ter bieten wegen der wachsenden regulierungsdichte keine akti-

enberatung mehr an – der Weg des Deutschen vom sparer zum

investor ist zum hürdenlauf geworden. Dabei ist die aktie das

„Wachstum“ repräsentierende Kapitalmarktinstrument schlechthin.

Das beispiel zeigt, dass gut gemeint nicht immer gut gemacht be-

deutet – gerade bei der regulierung.

Technologie mehr als 32.000 Patente haben deut-

sche Firmen 2013 in Europa angemeldet, Platz drei hinter

den usa und Japan und noch mit komfortablem abstand vor dem

viertplatzierten china. besogniserregend aber ist die tendenz:

china plus 16,2 Prozent zum Vorjahr, Deutschland minus 5,4 Pro-

zent – das einzige Land in der spitzengruppe mit einem rückgang.

Doch nur wer innovativ ist, bleibt weltweit wettbewerbsfähig. inno-

vation ist für Wachstum unverzichtbar.

Haushaltskonsolidierung Die schwarze Null ist

das große thema der deutschen haushaltspolitik – und streit-

punkt mit vielen Nachbarn in Europa, die fiskalische Wachstumsim-

pulse aus Deutschland fordern. Wären jedoch haushaltsdefizite ein

Wachstumsmotor, müssten Länder wie Frankreich oder italien beim

Wachstum in der spitzengruppe sein. sind sie aber nicht. spanien

hingegen zeigt, wie Konsolidierung zur basis eines neuen auf-

schwungs wird. solidität zahlt sich eben doch aus.

Langfristfinanzierung bei über zwei Dritteln liegt

der anteil der langfristigen Kredite am gesamten Kreditvo-

lumen in Deutschland. aus der Wirtschaft ist dieses instrument, so

scheint es vor diesem hintergrund, kaum wegzudenken. Doch

Langfristfinanzierung gestaltet sich im derzeitigen regulierungs-

umfeld zunehmend schwierig, was den spielraum der Finanzwirt-

schaft eingrenzt, ihre rolle bei der Finanzierung von Wachstum

angemessen auszufüllen. Können asset manager und Versiche-

rungen in die bresche springen?

Demographie mit einer rate von 0,2 Prozent schrumpft

Deutschlands bevölkerung Jahr für Jahr – bis 2050 wird

die Zahl der in Deutschland lebenden menschen von heute

80,9 millionen auf 76,2 millionen abgeschmolzen sein. Damit sinkt

die Zahl der Konsumenten, der arbeitskräfte und, besonders wich-

tig, der kreativen, risikofreudigen jungen Köpfe. Das sind keine gu-

ten Vorzeichen für langfristig stabiles Wachstum. Eine mögliche

antwort darauf: qualifizierte Zuwanderung von menschen in aka-

demischen und nicht-akademischen berufen.

Mentalität auf ein historisches tief von 306.000 sind

die Vollerwerbsgründungen 2013 gesunken. Die Zahl der

aktionäre ist mit rund sieben Prozent im internationalen Vergleich

äußerst niedrig. und studenten streben vor allem in den staats-

dienst – der Pension wegen. Doch Wachstum funktioniert nur mit

menschen, die bereit sind, Wagnisse einzugehen. Vielleicht die

größte hürde, vor der Deutschland steht.

Steuersystem rund 1.500 seiten umfasst das buch

„aktuelle steuergesetze 2015“ aus dem Verlag c.h. beck

mit den 24 wichtigsten steuergesetzen und Durchführungsverord-

nungen. Das deutsche steuerrecht ist umfangreich und ändert

sich laufend. unternehmer investieren in teure tax compliance

systeme, um sich angesichts eines zunehmend komplexen rechts

vor strafverfolgung zu schützen. Welche Wachstumskräfte wohl

entfesselt würden, könnten sie mehr Energie ihrem Kerngeschäft

widmen …

Verteilung bei 0,78 liegt der Gini-Koeffizient von

Deutschland. Je niedriger zwischen 0 und 1 er liegt, desto

gleicher ist das Vermögen in einer Volkswirtschaft verteilt. 0,78 ist

der höchste Wert in der Eurozone, in Frankreich liegt er bei 0,68,

in italien bei 0,61 und in der slowakei nur bei 0,45. Was besser ist

fürs Wachstum, darüber streitet die Wissenschaft. unbestritten ist

hingegen, dass die gängigen methoden der umverteilung, etwa

im steuerrecht, Wachstum eher hemmen.

Wettbewerbsfähigkeit auf rang fünf liegt

Deutschland im Global competitiveness index des Welt-

wirtschaftsforums – gar nicht so schlecht, sollte man meinen. Zu

den zwölf subindizes zählen bereiche wie die infrastruktur, die Fi-

nanzmärkte und die innovationskraft – zentrale themen dieses

Jahrbuchs. mit Fortschritten im bereich arbeitsmarkteffizienz hat

sich Deutschland vom kranken mann zur Lokomotive Europas ge-

mausert. Ob die jüngeren beschlüsse der arbeitsmarktpolitik das

Erreichte beschädigen, werden die kommenden Jahre zeigen.

1 1W a c h s t u m i s t m a c h b a rW a c h s t u m i s t m a c h b a r

D er erkennbare Zielkonflikt zwi-

schen zunehmender Regulierung

auf der einen und der Förderung

der Langfristfinanzierung auf der

anderen Seite wird bisher über-

wiegend auf Expertenebene disku-

tiert. Dabei wäre eine breite Debatte über die Wechselwirkungen

von Finanzmarkt- und Bankenregulierung sowie langfristiger

Mittelbereitstellung und Wachstum besonders wünschenswert.

Nach dem Ausbruch der Finanzkrise dominierte das Ziel der

nachhaltigen Stabilisierung des Finanzsystems die politische und

speziell finanzpolitische Agenda in Europa. Nachdem die regu-

latorischen Reformen weitgehend verabschiedet worden waren,

hat sich die politische Aufmerksamkeit seit zwei Jahren der Frage

1 2 W A c h S t u M i S t M A c h B A R

Gas& BremseNeue Regeln mit Nebenwirkungen

zugewandt, wie die für das notwendige Wachstum in Europa er-

forderlichen Mittel bereitgestellt und gesichert werden können.

Dies ist zu begrüßen, weil langfristige Finanzierungen zur Vergrö-

ßerung des Produktionspotenzials und damit zum Wachstum in

Europa beitragen. Darauf zielen auch viele politische initiativen

auf europäischer und nationaler Ebene ab, die investitionspro-

gramme zur Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur, zum Ausbau

grüner Energien oder zur Förderung kleiner und mittlerer unter-

nehmen fordern.

Die Kreditwirtschaft als traditioneller Mittler für die Bereitstel-

lung langfristigen Kapitals ist seit dem Ausbruch der Finanz-

krise 2008 in einer zuvor nicht gekannten Frequenz mit Ent-

würfen neuer Regeln konfrontiert worden, von denen ein großer

teil bereits in Kraft getreten ist. unterschiedliche institutionen

haben dabei zum teil voneinander abweichende Ziele verfolgt

und Vorhaben verabschiedet, die in manchen Fällen die traditi-

onelle Scharnierfunktion der Kreditwirtschaft zwischen Kapital-

markt und Realwirtschaft zu beeinträchtigen drohen. Niemand

bestreitet ernsthaft, dass die richtigen Lehren aus der Finanzkrise

gezogen werden mussten – allen voran die Erkenntnis, dass es

sinnvoll ist, Banken entsprechend ihrer gesamtwirtschaftlichen

Bedeutung besser zu regulieren, damit die Kosten einer mög-

lichen nächsten Finanzkrise nicht erneut den Steuerzahlern auf-

gebürdet werden müssen. Wichtig ist dabei insbesondere, die

möglichen Wechselwirkungen unterschiedlicher Regulierungsak-

tivitäten nicht aus den Augen zu verlieren und mittel- und lang-

fristig hohe realwirtschaftliche Kosten zu vermeiden. Die Finanz-

wirtschaft hat oft und eindringlich auf diese Gefahr hingewiesen

– leider mit begrenztem Erfolg. Eine eingehende Analyse

Von Jens Tolckmitt Der Wunsch der Europäischen Kommission, die Langfristfinanzierung in Europa zu

stärken und zu einem Pfeiler der Finanzindustrie zu machen, steht in teilweise bemerkenswertem

Widerspruch zu der Bankenregulierung, die in den vergangenen Jahren geschaffen wurde.

1 3W A c h S t u M i S t M A c h B A RW A c h S t u M i S t M A c h B A R

dieser Wechselwirkungen steht noch immer aus, mithin belast-

bare Erkenntnisse darüber, welche Folgen die neuen Regulie-

rungsmaßnahmen in ihrer Gesamtheit haben werden.

Der Beitrag der Regulierungsinitiativen zur Stabilisierung des

Bankensektors ist unbestritten. Aber neue Regeln und ver feinerte

Sicherungsmechanismen allein machen die teils immer noch ge-

schwächte europäische Kreditwirtschaft mit Blick auf ihre Kern-

aufgabe als Finanzier von Wachstum und innovationen nicht

leistungsfähiger. Angesichts der politischen Ziele der Europä-

ischen union im Bereich Langfristfinanzierung ist es deshalb

umso wichtiger, bei den noch verhandelbaren themen wie bei-

spielsweise der Ausgestaltung der Leverage Ratio und der Net

Stable Funding Ratio nachzusteuern, um die schon jetzt abseh-

baren Risiken und Nebenwirkungen für die Langfrist finanzierung

möglichst niedrig zu halten. Dabei kann es jedoch nicht bleiben.

Es geht darum, die richtigen Stellschrauben zu identifizieren, um

das Langfristgeschäft zu entlasten und etwa Laufzeitzuschläge

in internen Modellen abzuschmelzen. Denn bei der

Risikokapitalunterlegung setzen sie gegenläufige An-

reize und bewirken, dass sich Banken aus der Lang-

fristfinanzierung zugunsten kürzerer Laufzeiten zu-

rückziehen und die Darlehenslaufzeiten per Saldo

verkürzen. Das aber kann nicht im Sinne der

Politik sein.

Überdies droht das kumulative Zusammenwir-

ken verschiedener Regulierungsmaßnahmen,

die Refinanzierungsbasis der Kreditwirtschaft

zu schwächen. insbesondere die Bank Reco-

very and Resolution Directive (BRRD) und Sol-

vency ii – die Eigen kapitalregeln für Versicherer

bewirken, dass sich diese traditionellen Langfrist-

anleger bei Banken weiter aus diesen Engagements zu-

rückziehen. Zugleich engagieren sich Versicherer verstärkt in

traditionellem Bankgeschäft, ohne vergleichbar reguliert zu sein.

Schließlich erschwert die Frequenz neuer Regulierungsinitiativen

den Langfristfinanzierern auch deshalb das Geschäft, weil die

sich permanent ändernden Anforderungen nicht in angemes-

sener und erforderlicher Weise in die Kreditkonditionen einge-

preist werden können.

unter dem Strich gilt es, darauf hinzuwirken, die regulato-

rische Behandlung des Langfristfinanzierungsgeschäfts der

Kredit institute weniger restriktiv auszugestalten. Nur so werden

sich die politisch erwünschten und wachstumsfördernden im-

pulse der Langfristfinanzierung entfalten. Andernfalls droht die

neue Bankenregulierung den Markt für Langfristfinanzierungen

zu verkleinern. Pfandbriefbanken als typische Langfristfinanzierer

setzen sich daher für die sorgfältige Differenzierung dieses Regel-

werks ein – mit dem Ziel, das Kreditgeschäft der Banken in die-

sem Bereich zu kräftigen, um so ihrer originären volkswirtschaft-

lichen Aufgabe der Fristentransformation gerecht zu werden. ■

Jens Tolckmitt ist hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher

Pfandbriefbanken, vdp.

„Es geht darum, die richtigen Stellschrauben zu identifizieren,

sonst könnten Banken sich aus der Langfristfinanzierung

zugunsten kürzerer Laufzeiten zurückziehen.“

1 4 W A c h S t u M i S t M A c h B A R

Von Rainer Neske Seit einigen Jahren stellt sich mit zunehmender Dringlichkeit die Frage, wie unsere

Volkswirtschaft langfristige Großprojekte finanzieren kann. Im Fokus stehen dabei in erster

Linie der Erhalt und der Ausbau unserer Infrastruktur.

Ein funktionierendes, modernes Verkehrs­

wegenetz aus straßen, schienen, Flughäfen

und Wasserwegen ist neben bildung und

ausbildung der zentrale Faktor, wenn es um

die zukünftige, globale Wettbewerbsfähig­

keit Deutschlands und Europas geht. Zu­

sätzlich ist in den vergangenen 15 Jahren eine neue Komponente

zu diesen klassischen Verkehrswegen hinzugekommen: die digi­

tale infrastruktur. sie ist für die sicherung unserer Wirtschaftskraft

von ähnlicher bedeutung wie der ausbau des Eisenbahnnetzes

im 19. Jahrhundert.

Möglichkeiten K a l e i d o s k o p d e r

W a c h s t u m i s t m a c h b a r 1 5W a c h s t u m i s t m a c h b a r

Damals ist Europa anderen Wirtschaftsregionen beim ausbau sei­

ner infrastruktur davongeeilt. heute dagegen weiß der rest der

Welt um die bedeutung von realen und digitalen Verkehrswegen.

Länder wie china, Japan und allen voran die usa investieren mas­

siv in den ausbau von breitbandnetzen. Die dortigen regierun­

gen wissen, dass für unternehmen in Zukunft nur noch die regio­

nen attraktiv sein werden, in denen sie neben einer einwandfreien

Verkehrsanbindung auch moderne hochgeschwindigkeitsnetze

für Datenübertragung, vernetzte Produktionen und cloud com­

puting vorfinden.

Die dafür notwendigen investitionen sind allerdings gigantisch.

Nach schätzungen der Eu­Kommission haben wir in Europa im

gesamten infrastrukturbereich einen investitionsbedarf bis 2020

von etwa 2 billionen Euro. Die staaten stellt das vor ein Prob­

lem. Denn sie können das angesichts der in den meisten Län­

dern überschuldeten haushalte nicht alleine bewältigen. Das

bedeutet: Ohne beteiligung privater investoren werden viele in­

frastrukturprojekte zeitverzögert oder gar nicht umgesetzt.

Wir müssen also privates Kapital mobilisieren. im Prinzip sind

die chancen dafür gut. angesichts der historisch niedrigen Zin­

sen suchen Versicherungen, Pensionskassen und asset mana­

ger nach langfristigen anlagen für das Geld ihrer Kunden. Was sie

brauchen, sind moderate renditen bei vertretbarem risiko. infra­

strukturprojekte bieten sich dafür an. banken wiederum können

hierbei eine wichtige Funktion übernehmen. Zwar wird die klassi­

sche Kreditvergabe bei infrastrukturprojekten aus regulatorischen

Gründen immer unattraktiver. unserer branche könnte aber als

Vermittler zwischen Kapitalgebern und Kapitalsuchenden Pro­

duktlösungen sowie Finanzierungsberatung anbieten. Das macht

uns im besten sinne zu Finanz­Dienstleistern, die eine wichtige

Funktion für die realwirtschaft wahrnehmen.

Die Deutsche bank hat in den vergangenen Jahren genau das ge­

tan und mehrere große infrastrukturprojekte begleitet. in der slo­

wakei haben wir eine strukturierte anleihe mit einem Volumen von

1,24 milliarden Euro und einer rendite von rund 4,7 Prozent plat­

ziert. mit dem eingesammelten Kapital finanziert eine Projektge­

sellschaft betrieb und instandhaltung einer autobahn. unter den

28 investoren waren vor allem Versicherungen, Pensionsfonds

„Um die Erneuerung unserer Infrastruktur­projekte zu finanzieren, braucht es auf allen Seiten Entschlossen­heit, ein Stück Mut und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“

1 6 W a c h s t u m i s t m a c h b a r

und asset manager. Nicht zuletzt verbuchte der staat durch diese

transaktion erhebliche refinanzierungsgewinne.

Natürlich müssen dabei alle beteiligten nüchtern kalkulieren. Denn

gerade bei investitionen in infrastrukturprojekte sind die risiken

nicht zu unterschätzen, schon alleine aufgrund ihrer Dimension

und Langfristigkeit. Das sowie eine nicht immer förderliche re­

gulierung lassen viele private investoren häufig noch davor zu­

rückschrecken, sich an solchen langfristigen Finanzierungen zu

beteiligen.

bedauerlicherweise werden auch Public Private Partnerships

(PPP) von Politik und Verwaltung häufig kritisch gesehen. PPPs

sind sicherlich für jede Form der infrastrukturfinanzierung geeig­

net. aber eine stärkere Einbindung privater investoren ist auch

kein Zeichen von politischer schwäche. beide seiten können pro­

fitieren: der staat durch eine schnellere und häufig kostengünsti­

gere realisierung der Projekte; private investoren durch eine at­

traktive rendite bei vertretbarem risiko.

Drei hebel sind nach unserer Erfahrung entscheidend, um priva­

tes Kapital für langfristige Finanzierungen zu mobilisieren:

❙ unternehmen brauchen Planungs­ und rechtssicherheit, vor

allem mit blick auf die Planbarkeit zukünftiger rückflüsse.

❙ Der staat sollte zweitens regulatorische anreize schaffen. Zu

nennen wären hier u.a. Erleichterungen bei der Eigenkapital­

unterlegung für infrastrukturprojekte durch Versicherungen.

❙ Drittens müssen die Projekt­ und Finanzierungsrisiken auf alle

beteiligten Partner, ob auf staatlicher oder privatwirtschaftli­

cher seite, fair verteilt sein.

Nicht zuletzt brauchen wir bei Langfristfinanzierungen auf allen

seiten Entschlossenheit, ein stück mut und eine vertrauensvolle

Zusammenarbeit von staat und Wirtschaft. Wenn uns auf dieser

basis ein schulterschluss gelingt, werden wir dringend nötige in­

vestitionen in unsere infrastruktur stemmen sowie Wachstums­

kräfte in Deutschland und Europa freisetzen können – und damit

unsere globale Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft verbessern. ■

Rainer Neske ist mitglied des Vorstands der Deutsche bank aG.

„gerade bei Investi tionen in Infrastrukturprojekte sind die Risiken nicht zu unter schätzen, schon alleine aufgrund ihrer Dimension und Langfristigkeit.“

1 7W a c h s t u m i s t m a c h b a rW a c h s t u m i s t m a c h b a r

D ie Vorzüge der möglichst fristen­

kongruenten und festverzinslichen

Finanzierung von langfristigen In­

vestitionen liegen auf der Hand:

Unternehmen und Haushalten

bietet sie Planungssicherheit hin­

sichtlich der Laufzeit und der Finanzierungskosten. Umgekehrt

ermöglicht der Wunsch nach langfristigen Finanzierungen sei­

tens der Kunden den Banken, ebenfalls langfristig zu planen

und ihr Liquiditätsmanagement entsprechend auszurichten.

Auf diese Weise können sie ihre Anfälligkeit gegenüber kurz­

fristigen Veränderungen am Kapitalmarkt deutlich reduzieren

und Schwankungen des Zinsniveaus nivellieren. Die deutsche

Langfristkultur kann so einen wesentlichen Beitrag dazu lei­

sten, Banken und das Finanzsystem krisenfester zu machen.

Und noch etwas zeichnet das deutsche Finanzierungssystem

aus: Es ist traditionell bankenbasiert. Damit geht die Bedeu­

tung der deutschen Banken als Hauptkreditgeber für langfri­

stige Finanzierungen weit über ihre Funktion des reinen Finanz­

intermediärs hinaus. Langfristig angelegte Finanzierungen

bilden die Grundlage für stabile und oft über Generationen

hinweg bestehende Kundenbeziehungen. Der Kontakt zu den

Kunden ist nicht punktuell, sondern stetig und umfassend.

Banken bringen ihr gesamtes Wissen ein – etwa beim Einsatz

von Fördermitteln, bei der Strukturierung von Finanzierungen,

im Cash­Management oder in der Anlage­ und Vermögens­

verwaltung. Sie unterstützen ihre Kunden so in ihrer nachhal­

tigen Entwicklung und lassen sie auch in Krisen nicht allein.

Das Geschäftsmodell der Helaba ist traditionell auf langfri­

stige Beziehungen zwischen Bank und Kunden ausgerichtet.

Ihr „Relationship­Banking“ ist eingebettet in ein konservatives

Risikoprofil, verbunden mit einem wirksamen Risikomanage­

ment und einer soliden Eigenkapital­ und Liquiditätsausstat­

tung. Dadurch weist die Bank eine sehr stabile Geschäfts­ und

75%

90%

Deutschland

Spanien

Kurzfristige oder variabel verzinsliche

Finanzierung von Immobilien

Langfristige Kredite über

fünf Jahreund länger an Unternehmen

Kultur der Langfristfinanzierung – Grundlage eines soliden Finanzsystems

1 8 W a c h s t u m i s t m a c h b a r

Ertragsentwicklung auf und kann ihren Kunden langfristig ein ver-

lässlicher Partner sein.

Ohne Übertreibung kann gesagt werden: Die in Deutschland eta-

blierte Kultur langfristiger Finanz- und Kreditbeziehungen ist ein

zentrales Element eines Finanzsystems, das auf eine nachhaltige

Entwicklung der realwirtschaft ausgerichtet ist. mehr noch: sie

ist ein ordnungspolitisches Element der sozialen marktwirtschaft.

sie trägt wesentlich dazu bei, die märkte und die Volkswirtschaft

zu stabilisieren. sie trägt dazu bei, Kreditnehmer wie banken vor

externen schocks und Volatilitäten des Kapitalmarktes zu schüt-

zen. Die Folgen einer kurzfristig und opportunistisch agierenden

Finanzierungspraxis haben die subprime-Krise in den usa und

auch die immobilienkrise in spanien gezeigt.

aber auch Langfristfinanzierungen können risiken bergen – sie

entstehen, wenn auf seiten der banken versucht wird, über eine

exzessive Fristentransformation zusätzliche Zinserträge zu gene-

rieren. Eine solide aufgestellte bank wird versuchen, ihre Kredite

möglichst fristenkongruent zu refinanzieren oder das Zinsände-

rungsrisiko bei abweichenden Fristenkonstellationen hinreichend

abzusichern. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass nicht jedes insti-

tut dieser maxime gefolgt ist.

Die bankenaufsicht hat daraus die richtigen Lehren gezogen: Die

neuen Liquiditätsvorschriften sollen verhindern, dass banken auf-

grund einer nicht risikoadjustierten Fristentransformation in Liqui-

ditätsschwierigkeiten geraten. Es steht außer Frage, dass eine

fristenkongruente refinanzierung wesentlich zur stabilität des

Finanzsystems beiträgt. Zugleich stellen die zurückliegenden und

noch zu erwartenden regulierungsmaßnahmen die langfristige

Kreditfinanzierung jedoch vor neue herausforderungen. Vorrangi-

ges und erklärtes Ziel vor allem der refinanzierungskennziffer (Net

stable Funding ratio, NsFr) ist es, extreme Fälle volatiler, schnell

revolvierender und gehebelter kurzfristiger refinanzierung aus-

zuschließen. in der gegenwärtigen ausgestaltung besteht jedoch

die Gefahr, dass die Kennziffer anreize setzt, verstärkt Darlehen

mit kurzer Laufzeit zu vergeben.

Die Eu-Kommission hat mit einem Grünbuch zur Langfristfinan-

zierung bereits die Diskussion angestoßen, ob langfristige Finan-

zierungen künftig verstärkt durch andere Finanzintermediäre wie

etwa Versicherungen, Pensionsfonds oder Kreditfonds angebo-

ten werden könnten und sollten. sie lässt dabei allerdings außer

acht, dass eine auslagerung der Kreditvergabe nicht ohne Wei-

teres möglich ist. alternativen Finanziers fehlt in der regel das

Know-how, das sich banken über viele Jahrzehnte erworben ha-

ben. und ihnen fehlen die langfristigen Kundenbeziehungen und

das Leistungsspektrum, das banken ihren Kunden über die Kre-

ditvergabe hinaus bieten.

so begrüßenswert es ist, die risiken im bankensektor zu re-

duzieren und die Finanzstabilität zu erhöhen, so kontraproduk-

tiv wäre es, die volkswirtschaftliche Funktion der banken ein-

zuschränken. Negative rückwirkungen auf die realwirtschaft,

wie sie entstehen können, wenn Langfristfinanzierungen einge-

schränkt oder erschwert werden, müssen vermieden werden. Die

Kreditvergabe in einen anderen, weniger regulierten bereich aus-

zulagern, stellt keine wirkliche alternative dar. banken würden da-

durch zwar robuster, die risiken für das gesamte Finanzsystem

und die realwirtschaft würden aber steigen.

Die regulierer stehen jetzt vor der aufgabe, einerseits die sta-

bilität der banken zu erhöhen, ohne andererseits deren Funkti-

onsfähigkeit einzuschränken. Es ist zu wünschen, dass sie diese

aufgabe lösen. Die Erhaltung der deutschen Langfristkultur ist

jede mühe wert. ■

Hans-Dieter Brenner ist Vorstandsvorsitzender der helaba

Landesbank hessen-thüringen.

Von Hans-Dieter Brenner Deutschland besitzt eine ausgeprägte Langfristkultur in der Finanzierung. Im

Bereich der Wohnungsbaufinanzierung tritt sie besonders deutlich zutage. Aber auch deutsche

Unternehmen bevorzugen langfristige Finanzierungsformen. Etwa Drei viertel der Kredite an Un-

ternehmen und Selbstständige sind für mehr als fünf Jahre vereinbart. In einigen europäischen

Nachbarländern bietet sich ein anderes Bild. In Spanien etwa sind mehr als 90 Prozent der Im-

mobilien kurzfristig oder zu variablen Zinsen finanziert. In den USA ist die Situation ähnlich.

1 9W a c h s t u m i s t m a c h b a rW a c h s t u m i s t m a c h b a r

SO KANN WACHSTUM GELINGEN

Die Mine von Naica erlangte weltweite Bekanntheit durch die natürlichen Kavernen im Berg, die Riesenkristalle aus Marienglas (Selenit), einer Gips-varietät, enthalten und die im Rahmen des Minenbetriebs entdeckt wurden.

Die Mine von Naica erlangte weltweite Bekanntheit durch die natürlichen Kavernen im Berg, die Riesenkristalle aus Marienglas (Selenit), einer Gips-varietät, enthalten und die im Rahmen des Minenbetriebs entdeckt wurden.

2 0 W a c h s t u m i s t m a c h b a r

Mehr Bildung

Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt, DekaBank

Wachstum ist eine Dreikampf-Veranstaltung mit den

Disziplinen Erwerbspersonen, Kapitalbildung und tech-

nischem Fortschritt. Für alle drei Disziplinen muss ausreichend

Kondition vorhanden sein, wenn der Wachstumsprozess nachhal-

tig sein soll. Für Deutschland liegen die größten herausforderun-

gen beim Faktor humankapital. Die demographische Entwicklung

verlangt nach einer längeren Lebensarbeitszeit und die anforde-

rungen der Globalisierung fordern ein hohes maß an bildung und

ausbildung. Dies sind Felder, auf denen der staat rahmenbedin-

gungen, etwa für die altersvorsorge, setzt oder sogar direkt inves-

tieren kann, etwa in bildung. hier finden sich die reformfelder, auf

denen auch Deutschland noch Nachholbedarf hat. ■

2 1W a c h s t u m i s t m a c h b a r W a c h s t u m i s t m a c h b a r

Mehr Europa

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt, ING Bank

Mehr Risiko

Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirt, Helaba

Der Glanz vom deutschen Wirtschaftswunder der ver-

gangenen Jahre ist erst mal ab. Der starke mann Eu-

ropas war im Jahr 2014 nur noch ein Einäugiger im Land der blin-

den. Diese schwächeperiode wurde nicht nur durch externe

Faktoren verursacht wie der ukraine-Krise oder der anhaltenden

stagnation in vielen Euro-staaten. Die schwächeperiode hat auch

strukturelle mängel der deutschen Wirtschaft ans Licht gebracht.

Deutschland genießt im augenblick noch die letzten Züge der letz-

ten strukturreformen. Für neue Wachstumsimpulse und weiteren

Genuss in den nächsten Jahren sind neue strukturreformen wohl

unvermeidlich.

mit steigendem Wohlstand lässt die risikobereitschaft

in der Gesellschaft nach. in Deutschland ist die tendenz

besonders ausgeprägt, statt chancen vor allem risiken zu sehen.

Nicht ohne Grund diskutieren wir immer wieder über eine verbrei-

tete „Vollkaskomentalität“ oder „Überversicherung“ der bürger. Der

demographische Wandel verschärft dieses Problem sogar noch –

mit zunehmendem alter steigt die risikoaversion. Die risikobereit-

schaft und insbesondere die „Equity culture“ zu stärken, sollte da-

her in Deutschland ein zentrales politisches anliegen sein. Damit ist

nicht etwa die alte Debatte über „shareholder versus stakeholder“

gemeint, die am Kern des Problems vorbeigeht. Die Finanzkrise hat

aber gezeigt, dass Eigenkapital gegenüber Fremdkapital gewisse

gesamtwirtschaftliche Vorteile aufweist. beide instrumente haben

ihre berechtigung, aber viele haben zu sehr auf schulden gesetzt.

statt investoren als „heuschrecken“ zu beschimpfen, wäre zu über-

legen, wie wir es für die anleger attraktiver machen können, sich

nicht als Gläubiger sondern als Eigenkapitalgeber an unternehmen

zu beteiligen. auch müssten die anreize erhöht werden, unterneh-

merische risiken zu übernehmen – sowohl auf regulatorischem wie

auch steuerrechtlichem Weg. Die banken sollten darauf achten,

dass sie sich nicht – freiwillig oder unfreiwillig – aus der rolle der Fi-

nanzierung unternehmerischen handelns zu weit zurückziehen. an-

sonsten könnte es passieren, dass sie immer mehr durch andere

Kapitalsammelstellen ersetzt werden. ■

Vor allem die klaffende investitionslücke ist ein hindernis für künfti-

ges Wachstum. Daher kommen die aktuellen initiativen für neue in-

vestitionen keine minute zu spät. infrastruktur, hightech, innovation

und Energie sind bereiche, in denen investitionen das Wachstum

nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig ankurbeln können. Das

sind auch die bereiche, mit denen Deutschland seine starke Posi-

tion im immer härter umkämpften globalen Wettbewerb halten kann.

Für neue investitionen müssen der öffentliche und der private sek-

tor zusammenarbeiten. Nur so kann eine überzeugende anreiz-

struktur geschaffen werden. Dabei geht es nicht nur um finanzielle

anreize. Es geht auch um eine schlüssige strategie. Eine Vision.

Diese Vision muss über die Landesgrenzen hinausgehen. in sekto-

ren wie infrastruktur, hightech, innovation und Energie würde eine

koordinierte europäische strategie ein enormes signal der auf-

bruchsstimmung an in- und ausländische investoren senden. Wenn

wir also in Deutschland nachhaltiges Wachstum haben möchten,

gibt es nur eine Lösung: mehr Europa wagen. ■

2 2 W a c h s t u m i s t m a c h b a r

2 WACHSTUM IST FINANZIERBAR

Warum Wachstum die Lang-fristfinanzierung braucht.

W a c h s t u m i s t m a c h b a r

Green Finance – nachhaltige Investitionen in die Energiewende

brauchen nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten

Green Finance – das ist längst mehr

als ein reines Modewort. Und

weit mehr als ein Marketingins­

trument für Banken und Finanz­

dienstleister, die sich damit einen

grünen Anstrich geben. Natür­

lich werben Unternehmen mit dem Begriff, buhlen

damit um die Gunst bei Kunden, die gezielt und im­

mer stärker nach solchen Produkten suchen. Aber

sie tragen damit auch dazu bei, dass Milliarden in

einen Bereich fließen, in dem es einen immensen

Finanzierungsbedarf gibt: Die Energiewende.

Wir stehen vor gewaltigen Aufgaben: Um den Atomausstieg zu voll-

enden, uns unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen

und gleichzeitig dem Klimawandel entgegenzuwirken, müssen wir

unsere Energieversorgung umstellen, unseren Energieverbrauch

deutlich reduzieren und mit unseren Ressourcen schonender um-

gehen. Für diese grüne Transformation braucht es eine Finanzie-

rung – Green Finance. Am Ende geht es dabei um die Frage: Wie

kann auch der Finanzsektor dazu beitragen, Klima und Umwelt zu

schützen und die entsprechende Infrastruktur dafür zu schaffen?

Und wie kann die Politik dies unterstützen und befördern?

Allein im Jahr 2013 wurden in Deutschland über 16 Milliarden Euro

in die Anlagenerrichtung zur Nutzung Erneuerbarer Energien inves-

tiert. Seit 2014 dürften die Erneuerbaren Energien wohl erstmals

der wichtigste Energieträger bei der Stromerzeugung in Deutsch-

land sein. Allerdings soll nicht nur der Ausbau der Erneuerbaren

Energien weitergehen, auch der nötige Ausbau der Stromnetze

und die nötigen Investitionen in Energieeffizienz und Energieeinspa-

rung werden weitergehen. Dies verdeutlicht eindrucksvoll, welche

weiteren Investitionsvolumina zur Umsetzung der Energiewende

notwendig sind. Bei diesen Summen wird jedem schnell klar: Nur

ein Teil dieser Investitionen kann durch Unternehmen, Privatper-

sonen oder neue Finanzierungsformen wie Crowd-Investing auf-

gebracht werden.

Von Tarek Al-Wazir

2 4 W A C h S T U M I S T F I N A N z I E R B A R

„Als wichtigstes deutsches

Finanzzentrum spielt Frank-

furt bei der Finanzierung

der Energiewende eine

entscheidende Rolle

– verbunden mit

großen Heraus-

forderungen.“

Privatanlegern einwerben, kann nicht der Einwand erhoben wer-

den, dass dadurch höhere Aufsichtskosten bei der Bundesanstalt

für Finanzdienstleistungsaufsicht anfallen würden. Dies wäre kein

überzeugender Grund, von der Verbesserung der Regulierung ab-

zusehen. Der Anlegerschutz muss Priorität haben.

Neben Regulierungsfragen kann die Politik aber auch aktiv dazu

beitragen, dass die Angebots- und Nachfrageseite zueinander

finden. Auch hier werden wir uns stärker als bislang engagieren.

Wir bieten Unternehmen und Investoren Plattformen und orga-

nisieren Veranstaltungen, auf denen beide Akteure zusammen-

finden können. Die, die Geld brauchen, und die, die nach neuen

Anlageformen suchen.

Als wichtigstes deutsches Finanzzentrum spielt Frankfurt bei der

Finanzierung der Energiewende eine entscheidende Rolle – ver-

bunden mit großen herausforderungen. Gleichzeitig bietet dieses

neue Geschäftsfeld aber auch eine historische Chance für die Fi-

nanzbranche. Das ziel der hessischen Landesregierung ist da-

bei klar. Wir wollen den Finanzplatz Frankfurt zum Vorreiter im Be-

reich grüner Investitionen weiterentwickeln. Und das Gute ist: Der

Finanzplatz will das auch. Die aktuell extrem hohe Nachfrage nach

Green Bonds ist nur eines von vielen guten Beispielen dafür. Also,

packen wir es an! ■

Tarek Al-Wazir ist hessischer Minister für Wirtschaft, Energie,

Verkehr und Landesentwicklung.

Wir sollten deshalb auch institutionelle Anleger wie Versicherun-

gen oder Pensionsfonds mit ins Boot holen. Gerade der langfris-

tige Anlagenhorizont dieser Anleger passt sehr gut zu den ebenfalls

langfristig ausgelegten Investitionen in die Energiewende. zudem

sprechen mehrere gute Gründe für die steigende Attraktivität und

Rentabilität grüner Investments: Fossile Energieträger werden sich

perspektivisch deutlich verteuern, der rasante technologische Fort-

schritt im Bereich der Erneuerbaren eröffnet fortwährend neue

Geschäftsfelder und auf der Nachfrageseite können wir ein stetig

steigendes Umweltbewusstsein beobachten. hinzu kommt aktu-

ell die besondere Situation durch eine extreme Niedrigzinsphase –

Anleger und institutionelle Investoren suchen nach sinnvollen und

nachhaltigen Anlagemöglichkeiten.

Wenn wir für grüne Geldanlagen werben, muss dies aber insbe-

sondere mit Blick auf kleine Privatanleger mit einem verbesserten

Anlegerschutz einhergehen. Insbesondere auf dem Grauen Ka-

pitalmarkt bestehen noch immer erhebliche Missstände und Re-

gulierungsdefizite. Eine Möglichkeit wäre es zu prüfen, ob für Ver-

mögensanlagen ohne Mitwirkungs- bzw. Kontrollrechte wie z. B.

Genussrechte oder Namensschuldverschreibungen eine zulas-

sungspflicht für Anbieter bzw. Emittenten ab einem bestimmten

Emissionsvolumen vorgeschrieben werden könnte. Im Interesse

des Anlegerschutzes ist es zudem zwingend notwendig, die erfor-

derlichen Aufsichtskapazitäten zur Verfügung zu stellen. Gegen die

Schaffung einer laufenden Aufsicht für Anbieter von Vermögens-

anlagen, die Anlagegelder ab einer gewissen Größenordnung von

2 5W A C h S T U M I S T F I N A N z I E R B A RW A C h S T U M I S T F I N A N z I E R B A R

Zum anderen ziehen stabile Infrastrukturprojekte andere Eigenkapi-

talinvestoren an. An die Stelle eines stark von wenigen Stromversor-

gern dominierten Marktes tritt ein stärker fragmentierter Markt mit

einer Vielzahl sogenannter unabhängiger Stromproduzenten, den

Independent Power Producers – IPPs. Häufig wird in diesem Zu-

sammenhang auch von einer Demokratisierung des Energiesektors

gesprochen – mit der Konsequenz, dass die Steuerung des Ener-

giemarktes und der mittelfristigen Entwicklung stärker in den Hän-

den der Politik liegt und nicht mehr einzelner großer Stromversor-

ger. Nicht immer ist das gleichzusetzen mit Subventionen. Aufgrund

der hohen Fix kosten von Erneuerbare-Energie-Projekten und gerin-

gem Potential, das Geschäftsmodell nach Installation einer Anlage

anzupassen, brauchen Investoren jedoch voraussehbare Umsätze.

Zugang zu Fremdkapital reduziert die Finanzierungskosten. Oft ist

allerdings der Markt für langfristiges Fremdkapital an sich schon

nicht besonders liquide. Zusätzlich stellen die bekannten Trends in

der Finanzmarktregulierung im Zusammenhang mit Basel III oder

Solvency II langfristige Finanzierungen insgesamt vor Herausforde-

rungen, insbesondere durch relativ höhere Eigenkapitalunterlegun-

gen und damit höhere Refinanzierungskosten. Zwei zusätzliche Ri-

sikodimensionen im Zusammenhang mit der Langfristfinanzierung

Erneuerbarer Energien sollen hier hervorgehoben werden: erstens

ein in den letzten Jahren gewachsener Aspekt politischer Risiken

und zweitens die Unsicherheit über den Strommarkt der Zukunft.

Gemessen an internationalen Standards gilt das politische und

regulatorische Risiko bei Investitionen in Europa eher als gering.

Gleichzeitig ist die politisch gewollte finanzielle Förderung von In-

vestitionen in Erneuerbare in Europa im internationalen Vergleich

großzügig. Jedoch: Eine konsistente Regulierung muss ambitio-

nierte Ziele mit entsprechender Investitionsförderung oder ande-

ren Instrumenten wie einem CO2-Emissionshandel mit entsprechen-

Von Silvia Kreibiehl und Ulf Moslener Der Begriff der „Energiewende“ steht für einen massiven Struk-

turwandel weg von fossilen Brennstoffen und Kernenergie hin zu einem im Wesentlichen

von erneuerbaren Energien getragenen Energiesystem. Um Investoren für die erforder-

liche neue Energieinfrastruktur zu gewinnen, braucht es vor allem stabile Rahmenbedin-

gungen auf dem Strommarkt. Hier ist die Politik gefordert.

In der ein- oder anderen Form wird der Strukturwandel

der Energieerzeugung in den meisten Ländern der Welt

angestrebt. Die Triebfeder ist dabei keineswegs immer

der Klimaschutz. Oft steht der Gedanke der Energiesi-

cherheit oder Energieunabhängigkeit daneben, und zu-

nehmend häufiger sind es sogar Kostenerwägungen: In

vielen Ländern ist die Wasserkraft ein wichtiger Pfeiler einer Least

Cost Energieversorgungsstrategie. Auch Windenergie ist in vielen

Regionen schon heute wettbewerbsfähig mit den lokalen Optionen

konventioneller Stromerzeugung. Dafür ist nur zum Teil der fallende

Preis für Windturbinen und Solarkraftwerke verantwortlich. Hinzu

kommt, dass das Ressourcenangebot in Form von Wind und Sonne

in manchen anderen Ländern verglichen mit der konventionellen

Stromerzeugung deutlich vorteilhafter ist als hierzulande. Der Glo-

bal Trends Report 1 dokumentiert, dass die Erneuerbaren den Kin-

derschuhen entwachsen sind: Die globalen Investitionen in neue

Kraftwerkskapazität beliefen sich 2013 auf rund 192 Milliarden US-

Dollar. Keineswegs mehr nur ein Bruchteil der Investitionen in Fossil

befeuerte Kraftwerke (etwa 270 Milliarden US-Dollar). In China be-

obachteten wir im vergangenen Jahr sogar erstmals höhere Investi-

tionen in Erneuerbare als in Kohlekraft. Für viele Finanzintermediäre

ist das ein Markt mit erheblichem Wachstumspotential.

Dieser Strukturwandel stellt veränderte Anforderungen an die

Finanzierung: Grüne Energieinfrastruktur ist kapitalintensiv. Die

Anlagen zur Erzeugung von Strom, der auf Erneuerbaren basiert,

weisen typischerweise hohe Fix- und Investitionskosten bei kos-

tenlosen „Brennstoffen“ auf. Wind und Sonne schicken keine Rech-

nung, doch die Kapitalgeber sind an einer Rendite interessiert. Da-

her brauchen diese Technologien im Vergleich zu konventioneller

Stromerzeugung in besonderer Weise den Kapitalmarkt mit seiner

Fristentransformationsfunktion und einen Zugang zu kostengüns-

tiger Langfristfinanzierung.

Treiber der globalen Energiewende

1 Ein jährlicher Bericht des Frankfurt School – UNEP Collaborating Centre for Climate and Sustainable Energy Finance.

2 6 W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R

den Knappheiten/Preisen verbinden. Sowohl Förderung als auch

ein CO2-Markt mit hohem Preis erfordern aktive Politikintervention.

Ausbleiben dieser aktiven politischen Unterstützung senkt die Ren-

tabilität der Investition in Erneuerbare. Da nun die Förderung von Er-

neuerbaren sich idealerweise aus der Korrektur von Marktversagen

heraus ableitet, wären Projekte zur Stromerzeugung aus Erneuer-

baren vielfach ohne Förderung aus Investorensicht noch nicht at-

traktiv. Der Investor muss also nicht nur eine aktuelle Förderpolitik

sehen, sondern er muss gleichzeitig davon überzeugt sein, dass

diese Politik zumindest über den Projektzeitraum beibehalten wird.

Das Risiko ist also nicht in erster Linie das einer unerwarteten poli-

tischen Intervention, sondern das Risiko, eine bestimmte Interven-

tion nicht fortzuführen. Dieses Risiko steigt systematisch mit dem

Ambitionsgrad, also der Höhe der Förderung. Dabei sind nicht allein

politische Signale, sondern lediglich faktische Glaubwürdigkeit aus-

schlaggebend. Eine maßvolle Förderung kann durch Glaubwürdig-

keit deutlich mehr Investitionen mobilisieren als ein unrealistisches

Versprechen. Wie so oft zeigt sich aber auch hier, dass Vertrauen

deutlich schneller verloren werden kann, als man es wieder aufbaut:

In Tschechien oder in Spanien wurden beispielsweise die Förderpo-

litiken im Nachhinein – also nachdem Investitionen im Glauben an

die geltende Politik getätigt waren – zumindest teilweise ausgesetzt.

Das Resultat: Die Investitionen brachen praktisch vollkommen ein.

Für alle längerfristigen Investitionen in Stromerzeugung besteht eine

weitere Unwägbarkeit: ein fundamentaler Wandel der Funktions-

weise des Strommarktes. Insbesondere in Ländern wie Deutsch-

land, in denen die Erneuerbaren – vor allem Wind und Sonne –

bereits signifikante Teile des Strommixes bereitstellen, wird die

aktuelle Marktstruktur der Situation immer weniger gerecht. Auf ei-

nem Markt, in dem es im Wesentlichen allein einen Preis pro Strom-

menge gibt, hat auch die Option, Strom erzeugen oder verbrauchen

zu können, wann immer man es will, einen Wert. Voraussetzung ist,

dass gleichzeitig große Teile des Stroms aus Wind und Sonne zu

Grenzkosten von etwa Null erzeugt werden, dafür der Zeitplan der

Treiber der globalen Energiewende

„Um langfristige Investitionsentscheidungen treffen zu können, ist die künftige Organisa-tion des Strommarktes ein zentraler Faktor.“

Erzeugung aber nicht steuerbar ist. Konventionelle Erzeugung ist

dann für ein stabiles Stromnetz zwar technisch nötig, aber sie ren-

tiert sich erst dann, wenn der Preis in Zeiten ohne Wind und Sonne

extrem hoch ist. Aus ökonomischer Sicht sind die echten Knapp-

heiten wesentlich besser durch zwei Preise abgebildet, einmal für

tatsächlichen Strom und zweitens für die Möglichkeit, Strom produ-

zieren zu können. Um langfristige Investitionsentscheidungen tref-

fen zu können, ist die künftige Organisation des Strommarktes da-

mit ein zentraler Faktor.

Will die Politik also die Langfristfinanzierung der Ener-

giewende erleichtern, dann ist sie hier gleich doppelt

gefordert: Zum einen muss sie den Umbau des Strom-

marktes moderieren. Hier spielen einzelwirtschaftliche,

gesamtwirtschaftliche sowie technische Kriterien in

komplexer Weise zusammen. Doch die zweite Herausforderung

mag konzeptionell noch größer erscheinen: Zum anderen muss die

Politik das Risiko mindern, welches sie ungewollt und häufig auch

unverschuldet selbst mit erzeugt.

Von der Finanzwirtschaft wird die Politik jede ehrliche Hilfe bei der

Frage brauchen, wie diese Risiken absorbiert und gemindert wer-

den können. Der politisch alternativlose wachsende Anteil Erneu-

erbarer Energie muss auf breiter Front und außerhalb der Welt

der Corporate Social Responsibility für den Investor attraktiv sein.

Die Politik muss daher angemessene Erwartungen bezüglich der

Risiko-Renditeerwartungen des privaten Finanzsektors entwickeln.

Von der privaten Finanzwirtschaft muss man sich daher eine klare

Kommunikation der eigenen Erwartungen aber auch der limitieren-

den Faktoren wünschen. ■

Silvia Kreibiehl leitet das FS-UNEP Collaborating Centre for Climate

& Sustainable Energy Finance und Prof. Dr. Ulf Moslener hat ei-

nen Lehrstuhl für Umweltökonomie & Sustainable Energy Finance

an der Frankfurt School for Finance and Management.

Polykristalline Silicium-Solarzellen in einem Solarmodul.

W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R 2 7W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R

Für Kommunen sind nach wie vor vergleichsweise sehr günstige

Finanzierungskonditionen zu erreichen, wobei das derzeit generell

niedrige Zinsniveau steigende Margen noch kaschiert. Gleichwohl

ist in den vergangenen Jahren eine gewisse Verengung und Verteu-

erung des Kreditangebotes insbesondere bei Laufzeiten von über

zehn Jahren zu verzeichnen, die hauptsächlich auf die Vorgaben

und Maßnahmen zur Bankenregulierung als Folge der internatio-

nalen Finanz- und Staatsschuldenkrise zurückzuführen sind. Einige

Landesbanken haben sich auf regionale Zuständigkeiten zurück-

gezogen, manche Banken führen zunehmend Limitsetzungen für

Kommu nen ein, andere ziehen sich ganz aus dem margenarmen

Kommunalkreditgeschäft zurück.

Da sich die Banken zunehmend aus dem langfristigen Kom-

munalkredit zurückziehen, bemühen sich die Kommunen um

eine Verbreiterung ihrer Finanzierungsstruktur. Als Alternative

bietet sich zum einen die Erschließung zusätzlicher Gläubigergrup-

pen durch die Begebung von Schuldscheindarlehen und Anleihen

an. In den vergangenen Jahren haben sich Kommunen vermehrt

über Schuldscheindarlehen finanziert. Auch haben einige größere

Städte verstärkt Anleihen platziert, die ein gewisses Mindestvolumen

erfordern. Hierdurch konnten Institutionelle Investoren sowie kleinere

F rankfurt am Main wächst, die Marke von

700.000 Einwohnern ist erreicht, in den kom-

menden Jahren wird die Bevölkerungszahl

noch einmal deutlich steigen. Insbesondere

vor dem Hintergrund des Wachstums ge-

winnt die Frage der Daseinsvorsorge und

damit auch der Finanzierung an Bedeutung.

Die Daseinsvorsorge erfordert Planbarkeit und Sicherheit und damit

einhergehend die Notwendigkeit langfristiger Finanzierung. Das be-

währte Instrument zur Investitionsfinanzierung der Kommunen war

und ist der Kommunalkredit. Dieser soll auch in Zukunft als Haupt-

weg der Finanzierung kommunaler Aufgaben zur Verfügung stehen.

Diese Meinung vertritt ebenso der Deutsche Städtetag.

Auch die Stadt Frankfurt am Main nutzt dieses Instrument zur Inves-

titionsfinanzierung. In den Jahren 2012 und 2013 erfolgten für den

hoheitlichen Bereich der Stadt Frankfurt am Main Neuaufnahmen in

Höhe von rund 595,6 Millionen Euro und Umschuldungen in Höhe

von rund 131 Millionen Euro, die fast vollständig aus Kommunalkre-

diten bestanden. Für den Eigenbetrieb Stadtentwässerung wurden

in den Jahren 2012 und 2013 ebenfalls Kommunalkredite aufgenom-

men: Neuaufnahmen in Höhe von rund 89 Millionen Euro und Um-

schuldungen in Höhe von rund 24 Millionen Euro.

Kommunen nutzen neue Finanzquellen

Von Uwe Becker Der Kommunalkredit ist auch weiterhin ein wichtiges Instrument zur Finanzierung

von Städten und Gemeinden. Dies gilt insbesondere für schnellwachsende Städte wie Frank-

furt am Main. Daneben etablieren sich auch alternative Finanzierungsformen wie Schuld-

scheindarlehen und Kommunalanleihen oder Modelle des Crowd-Fundings. Sie ermöglichen

es den Kommunen, ihre Aufgaben der Daseinsvorsorge für die Bürger zu erfüllen.

2 8 W A c H S t U M I S t F I N A N Z I E r B A r

„Die Partnerschaft zwischen Kommunen und Banken ist nach wie vor eng.“

regionale Geldinstitute als neue Gläubigergruppen angesprochen

werden. Neben den Kosten für eine entsprechende Platzierung und

die erforderliche nachfolgende Marktpflege erreichen die Konditio-

nen von Kommunalanleihen nicht notwendig das Niveau von Kom-

munaldarlehen. Die bisher platzierten Kommunalanleihen konnten

alle ohne externes rating begeben werden, das der Deutsche Städ-

tetag bei Kommunen aus Kostengründen nachdrücklich ablehnt.

Bei kommunalen Unternehmen sind Schuldscheindarlehen, die in

der regel geringere Neben- und Folgekosten als Anleihen aufwei-

sen, inzwischen geübte Praxis. Im Jahr 2013 wurde etwa die Be-

schaffung neuer Schienenfahrzeuge der Stadtwerke Verkehrsgesell-

schaft Frankfurt am Main mbH anteilig mit einem Volumen von 200

Millionen Euro durch verbürgte Schuldscheindarlehen beziehungs-

weise Namensschuldverschreibungen finanziert.

Eine weitere Alternative, mit der sich auch die Stadt Frankfurt am

Main schon auseinandergesetzt hat, ist crowd-Funding durch Bür-

ger-Anleihen und Bürger-Kredite. Hierbei steht vor allem die stärkere

Identifikation der Bürger mit ihrer Kommune im Vordergrund. Die Ge-

staltung ist bis hin zum Wunschbetrag des Bürgers frei. Auch kön-

nen neue Anleger gewonnen werden. Der Bürgerkredit wird in der

regel für eine kommunale Investitionsmaßnahme von allgemeinem

Interesse beworben. Hierdurch sind jedoch eher kleinere Finanzie-

rungsbeträge zu erreichen, auch ist eine Akzeptanz eher in kürzeren

Lauf zeiten zu erwarten. Aufgrund der derzeit relativ geringen Spanne

zwischen Anlagezins und Kreditzins sind hier die sonstigen trans-

aktionskosten für die Kommunen entscheidend. Daher ist dieser

Marktsektor aktuell für kommunale Kernhaushalte weniger attraktiv.

Die Beteiligung der Kommunen an Bundes- oder Länder-Anleihen

bietet eine weitere Finanzierungsmöglichkeit. Im Juni 2013 wurde die

erste gemeinschaftliche Bund-Länder-Anleihe begeben; hierbei gibt

es jedoch keine gemeinsame Haftung der Beteiligten, sondern je-

der Emittent haftet zu festgelegten Anteilen. Der Deutsche Städtetag

begrüßt die Beteiligung der Kommunen an derartigen Anleihen, ins-

besondere um auch kleineren Städten mit geringerem Kreditbedarf

diesen Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen. Auf Bundesebene

wird dies jedoch eher zurückhaltend gesehen. Einerseits sieht sich

der Bund nicht primär in der Verantwortung für die Kommunalfi-

nanzierung. Zum anderen wird befürchtet, dass sich die Konditio-

nen durch die Beteiligung der Kommunen, trotz der eigentlich iden-

tischen Bonitätseinstufung, verschlechtern könnten.

Der Kommunalkredit wird – auch in Frankfurt am Main – aus heuti-

ger Sicht, wenn auch unter erschwerten rahmenbedingungen, wei-

terhin einen wichtigen Anteil an der Kommunalfinanzierung haben.

Die Partnerschaft zwischen Kommunen und Banken ist nach wie

vor eng. In Frankfurt am Main hat sich eine Vielzahl an Banken nie-

dergelassen. Sie prägen nicht nur die Geschichte unserer Stadt und

das heutige Stadtbild, sondern sind auch über enge Geschäftsbe-

ziehungen mit dieser verbunden.

Eine reine monetäre Betrachtung könnte zu dem Schluss führen,

dass eine kurzfristige Finanzierung regelhaft günstiger ist. Dies

würde aber zu kurz greifen. Denn die kommunale Daseinsvorsorge

als wesentlicher Aspekt der Dienstleistung für die Bürger muss

auf solidem Fundament stehen. Andererseits sind Kurzfristfinan-

zierungen nicht per se als „schlecht“ einzustufen. Vielmehr muss

die Kommune anhand ihrer individuellen risikotragfähigkeit bewer-

ten und entscheiden, welche Finanzierungsstruktur sie wählt. ■

Uwe Becker ist Kämmerer der Stadt Frankfurt am Main.

2 9W A c H S t U M I S t F I N A N Z I E r B A rW A c H S t U M I S t F I N A N Z I E r B A r

„Die Fabrik der Zukunft senkt die Kosten der Einzelfertigung auf das Niveau der Massenproduktion.“

Bekleidung, Spielzeuge, aber auch

Unterhaltungselektronik oder tech-

nische Standardprodukte werden

überwiegend in Niedriglohnländern

hergestellt. Dieser Trend könnte in

den kommenden Jahren durchbro-

chen werden, wenn es gelingt, die

Chancen von Industrie 4.0 zu nutzen.

Tatsächlich hat Deutschland mit sei-

ner überragenden Kompetenz in den

Bereichen Maschinenbau, Prozess-

automatisierung, Robotik und Infor-

mationstechnologie beste Vorausset-

zungen, um auf den Zukunftsmärkten

von Industrie 4.0 eine Vorreiterrolle zu

übernehmen. Dazu zählen mit „Smart

Health“ intelligente Dienstleistungen im Gesundheits-

wesen, mit „Smart Home“ Konzepte für die Heimvernet-

zung und mit „Smart Grids“ die intelligente Steuerung von

Energienetzen.

Die Bundesregierung hat die Bedeutung von Industrie 4.0 für den

Standort Deutschland frühzeitig erkannt, die Grundlagenforschung

gefördert und die Entwicklung erster Anwendungsszenarien er-

möglicht. Es wird nun darauf ankommen, dass diese Themen auch

einen hohen Stellenwert in dem europäischen Investitionspro-

gramm erhalten, das von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude

Juncker im November 2014 vorgestellt wurde und ein Gesamtvo-

lumen von etwa 315 Milliarden Euro umfassen soll. ■

Dr. Volker Brühl ist Geschäftsführer des Center for Financial

Studies an der Goethe Universität Frankfurt.

D

ie Smart Factory

revolutioniert die

Fertigung. Damit

entstehen neue Chancen für den

Standort Deutschland.

Die Digitalisierung der Wirtschaft hat

zur Folge, dass Maschinen und An-

lagen, aber auch Gegenstände des

Alltags wie Autos oder Haushaltsge-

räte miteinander über das Internet

vernetzt werden. Das World Wide

Web entwickelt sich zu einem „Inter-

net der Dinge“ und mit neu entste-

henden Services zu einem „Internet

der Dienste“. Neue Märkte und Ge-

schäftsmodelle entstehen und damit

auch zusätzliches Wachstumspotenzial für Länder und Unterneh-

men, die diese neuen Möglichkeiten aktiv gestalten. Umgekehrt ist

nicht zu verkennen, dass disruptive Veränderungen auch Risiken

für Anbieter bergen, die sich nicht rechtzeitig auf die neuen Tech-

nologien einlassen.

Viele Experten glauben, dass wir uns derzeit an der Schwelle zur

vierten industriellen Revolution, genannt „Industrie 4.0“, befinden,

weil die Digitalisierung Einzug in die Fertigung hält. In der intel-

ligenten Fabrik der Zukunft, der „Smart Factory“, verschmelzen

die physikalische und die virtuelle Welt zu sogenannten „Cyber

Physical Systems“. Hoch flexible Fabrikationsanlagen werden in-

dividualisierte Produkte zu Herstellkosten einer Massenproduk-

tion produzieren können. Das Lohnkostengefälle, ein traditionelles

Problem der Hochlohnländer, verliert an Bedeutung für die Wahl

eines Produktionsstandortes.

Seit Jahren ist die Zahl der in der Produktion beschäftigten Mit-

arbeiter in Deutschland rückläufig. Ganze Industriezweige haben

in den vergangenen Jahrzehnten ihre Produktion ins Ausland

verlagert, um vor allem Lohnkostenvorteile nutzen zu können.

Intelligente Fabrik

Industrie 4.0 – Vorsprung im Wettbewerb

Von Volker Brühl

3 0 W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R

3 WACHSTUM IST VIELFÄLTIG

Welche Instrumente die Finanzwelt für Wachstum bereithält.

W A C H S T U M I S T F I N A N Z I E R B A R

Farbenpracht:Zitronensäure-Kristalle unter dem Polarisationsmikroskop.

Finanzierung

Vielfältige Instrumente –Bekanntes, Alternatives, Neues

„Das durchschnittlic

he Emissionsvolumen vo

n Schuldscheindarleh

en

3 2 W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g

bislang etwa 150 anleihen im gesamtvolumen von rund 4,8 mil-

liarden euro begeben. mit einem durchschnittlichen Kupon von

etwa 7,5 Prozent sind die laufenden Kosten für den emittenten

vergleichsweise hoch. trotz der optisch hohen verzinsung hat es

aufgrund einer vielzahl von insolvenzen seit 2010 mit erheblichen

Nominalverlusten für die gläubiger keine Überrendite gegeben. Die

investorenbasis setzt sich bislang sowohl aus Retail- und institu-

tionellen anlegern zusammen. Wir gehen davon aus, dass mittel-

fristig der anteil der institutionellen investoren überwiegen wird.

Jedoch steht die fragmentierung des marktes mit den verschiede-

nen handelssegmenten nach unserer einschätzung einem nach-

haltigen Durchbruch im institutionellen umfeld entgegen, was das

langfristpotenzial ebenfalls einschränkt.

Neue Konzepte der EU-Kommission:

ELTIFs und EU Project Bonds

Bereits ende Juni 2013 veröffentlichte die eu-Kommission einen

vorschlag zur etablierung eines neuen europäischen fondskon-

strukts unter dem Namen „European Long-Term Investment

Fund” (eltif). Durch eltifs soll die anzahl an Nicht-Banken-

finanzierungen für unternehmen, die in die Realwirtschaft der

eu investieren, erhöht werden. im ersten halbjahr 2014 stellten

eu-Parlament und eu-Rat ihre Positionen zum vorschlag der eu-

Kommission hinsichtlich eltifs dar und am 10. Dezember gab der

Rat die einigung über einen gefundenen Kompromiss mit dem eu-

Parlament bekannt. Demzufolge dürfen ausschließlich aifs die

Bezeichnung eltif annehmen und das anlageuniversum ist auf min-

destens 70 Prozent in qualifizierte vermögenswerte und auf maximal

30 Prozent in andere, nicht langfristige Kapitalanlagen beschränkt.

Da sich eltifs immer noch in der anfangsphase befinden lässt sich

ihr Potenzial für die langfristfinanzierung nur schwer einschätzen.

als weitere finanzinnovation wurde im Juli 2013 der erste

EU Project Bond emittiert, dem 2014 weitere emissionen folgten .

Die Vorstufe zum Kapitalmarkt

Das instrument des Schuldscheindarlehens ist in Deutschland

etabliert. es zeichnet sich durch geringe formerfordernisse aus und

erfordert nur eine geringe Publizität. Die laufzeiten liegen meist zwi-

schen drei und sieben Jahren, aber auch zehn bis 15 Jahre sind

möglich. Das schuldscheindarlehen kann als vorstufe für die Ka-

pitalmarktfähigkeit angesehen werden, da es vornehmlich bei Ka-

pitalsammelstellen platziert wird. Bis ende september 2014 wur-

den nach Kenntnissen der Dvfa schuldscheindarlehen mit einem

gesamtvolumen von rund 7 milliarden euro emittiert, in etwa auf

dem Niveau des entsprechenden vorjahreszeitraums. auf lauf-

zeiten von zehn oder mehr Jahren entfällt nur etwa ein fünftel der

transaktionen. in Relation zum marktvolumen – mit einer spann-

weite von 5 bis knapp 18 milliarden euro in den vergangenen Jah-

ren – leitet sich hieraus nur ein begrenztes Potenzial für die lang-

fristfinanzierung ab. ein mindestbetrag von 10 millionen euro sowie

eine durchschnittliche transaktionsgröße von 120 millionen euro

verdeutlichen, dass sich das instrument auch nur für den geho-

benen mittelstand oder großunternehmen eignet. Daran wird sich

nach unserer einschätzung auch mittelfristig nichts ändern.

Direkter Antritt am Kapitalmarkt

Das segment der Mittelstandsanleihen ist in Deutschland

mit fünf Börsenplätzen stark fragmentiert. Das durchschnittliche

emissionsvolumen lag im vergangenen Jahr nach Dvfa-Recher-

chen bei rund 55 millionen euro, mit einer spannbreite von 8 bis

250 millionen euro. in dem noch jungen marktsegment wurden

lag 2013 bei rund 120 Millionen Euro.“

Von Stefan Bielmeier Banken unterliegen seit der

Finanzkrise einer verschärften Regulierung.

Während sie sich aus bestimmten Finanzie-

rungssegmenten zurückziehen, gehen alter-

native Finanzierer an den Markt, bekannte Fi-

nanzinstrumente werden wiederbelebt oder

gänzlich neue Produkte entwickelt. Gleich-

zeitig verstärkt sich der Trend zu direkten

Kapitalmarktfinanzierungen.

3 3W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i gW a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g

formance europäischer verbriefungen zu unrecht. Daher werden

die Rufe nach einer Wiederbelebung des marktes immer lauter. vor

dem hintergrund einer auch in Zukunft restriktiveren Kreditvergabe

des Bankensektors erscheint eine inanspruchnahme des Kapital-

markts via verbriefungen nur folgerichtig. eine Revitalisierung soll

hier durch die schaffung eines neuen Premium-segments gelin-

gen („high Quality securitisation“). am europäischen Primärmarkt

konnten im Jahr 2014 verbriefungen im volumen von rund 177 mil-

liarden euro lanciert werden (davon Deutschland 19,2 milliarden

euro). Damit wurde die rückläufige volumenentwicklung der vor-

jahre erstmals gestoppt. Wir gehen ab 2015 und für die folgejahre

von einer deutlichen marktbelebung aus.

Kreditfonds als alternative Kapitalgeber

Bei Kreditfonds handelt es sich um spezial-aif im sinne der aifmD,

die ihre mittel ausschließlich in Kreditaktiva anlegen. Die anlage-

schwerpunkte bilden mittelstand, infrastruktur und gewerbeimmo-

bilien. von Kreditfonds werden die Kredite nicht originär vergeben,

sondern via syndizierung respektive im sekundärmarkt erworben.

aktuell erfahren Kreditfonds eine erhöhte aufmerksamkeit, da einem

steigenden angebot von Kreditaktiva auf der Bankenseite eine er-

höhte Nachfrage nach Kreditaktiva auf der investorenseite gegen-

übersteht. Dass Kreditfonds nun aber an die stelle von Banken tre-

ten, zeichnet sich jedoch nicht ab. Nach unserer markterhebung

über europäische Kreditfonds stellen mittelstandskreditfonds rund

ein Drittel aller Kreditfonds gemessen nach der anzahl und nach

volumen. Der anlagefokus liegt vorwiegend auf mezzaninen finan-

zinstrumenten, was mit entsprechend hohen Renditeerwartungen

einhergeht. Damit stellen mittelstandskreditfonds nur bedingt eine

alternative zum klassischen Bankkredit dar und konkurrieren eher

Bei einem eu Project Bond handelt es sich um eine von einer

Projektgesellschaft aufgelegte anleihe, deren Bonität durch die

unterstützung der eiB verbessert wird. im fokus stehen hierbei

infrastrukturprojekte. hierzu stellt die eiB ein nachrangiges finan-

zierungsinstrument zur verfügung, wodurch die Bonität der anleihe

auf ein höheres Niveau angehoben wird. aufgrund seiner spezifi-

schen ausgestaltung eignet sich der eu Project Bond nur für die

finanzierung von großprojekten. Bis dato wurden lediglich fünf

Projekte im umfang von rund 2,9 milliarden euro unterstützt. an-

gesichts des enormen infrastrukturfinanzbedarfs messen wir die-

sem neuen instrument ein erhebliches marktpotenzial bei.

Verbriefungen als indirekte

Kapital marktfinanzierung

Verbriefungen stellen ein Bindeglied zwischen Kredit- und Kapi-

talmarkt dar. verbriefungen bieten als „Pooling-vehikel“ die mög-

lichkeit, eine vielzahl von Darlehen zu einem investment zu aggre-

gieren und zu einem Portfolio zu bündeln. aufgrund der stückelung

können so auch kleinere und mittelgroße investoren indirekt in die

finanzierung der Realwirtschaft eingebunden werden. Durch den

Bilanzabgang der Kreditaktiva werden die Bankbilanzen entlastet

und so die möglichkeit für die vergabe neuer Kredite geschaffen.

Neuere wissenschaftliche untersuchungen bestätigen den volks-

wirtschaftlichen Nutzen dieses finanzinstruments im hinblick auf

das volumen des Kreditangebots als auch auf die finanzierungs-

konditionen. im Zuge der us-amerikanischen subprime-Krise ist

dieses instrument jedoch in verruf geraten – mit Blick auf die Per-

„Die B

ankfinanzierung spielt

in Deutschland wie auch im

Euro-Raum mit einem Antei

l von et

wa 70 Prozent bei d

er

und den folgejahren in Kraft. unternehmen sind gut beraten, sich

gerade im hinblick auf die Deckung ihres langfristigen Kapitalbe-

darfs bereits im vorfeld gedanken zu machen und für sie geeignete

finanzinstrumente und investorengruppen zu eruieren. vor allem für

den gehobenen mittelstand bedeutet dies, an seiner Kapitalmarkt-

fähigkeit zu arbeiten. letztlich wird dieser aufwand durch eine di-

versifizierte investorenbasis, eine hohe stabilität der langfristigen

finanzierung, einen individuellen finanzierungs-fit sowie Kosten-

vorteile belohnt. aber auch Banken profitieren von der vielfalt der

neuen finanzinstrumente: sei es, dass sie ihnen bei der aufrecht-

erhaltung bestimmter geschäftsfelder helfen oder sei es, dass sie

in diesen über diese instrumente zumindest Provisionserträge als

mittler generieren können. alternative finanzierer wie versicherun-

gen oder Kreditfonds sind eher als Partner denn als Wettbewerber

für Banken zu sehen. ■

Stefan Bielmeier ist vorsitzender des vorstands der Dvfa und

chefvolkswirt der DZ BaNK ag.

mit Private equity. gemäß unseren Recherchen ergibt sich ein ag-

gregiertes Kreditfonds-Zielvolumen über alle segmente von rund 50

milliarden euro. Den investitionsgrad taxieren wir auf lediglich etwa

ein fünftel dieses Zielvolumens. Daher werden Kreditfonds in den

kommenden Jahren noch spürbar im markt vertreten sein. Dabei

sind sie eher komplementär denn substituierend zu Banken zu se-

hen: für nachrangige finanzierungssegmente, lange laufzeiten oder

schwierigere assetklassen bzw. unternehmenssituationen.

Fazit

Die Bankfinanzierung spielt in Deutschland wie auch im euro-Raum

mit einem anteil von etwa 70 Prozent bei der unternehmensfi-

nanzierung nach wie vor die dominierende Rolle. Die umsetzung

wesentlicher Parameter der Basel iii-Regulierung tritt erst ab 2018

Vergleich von Finanzinstrumenten

K R I T E R I E N Schuldscheindarlehen Mittelstandsanleihe ELTIF EU Project Bond ABS Kreditfonds

KONSTRUKT / RECHTSNATUR

Darlehensvertrag (Schuldschein)

Schuldverschreibung Fonds (AIF) Anleihe Anleihe Spezial-AIF

MARKT-/PRODUKTSTATUS

etabliert, auf stabilem Niveau

aktiv, aber fragmentiert

in Planung in Pilotphase bis Ende 2014 bzw. 2016

aktiv, aber rückläufig / vor Reaktivierung

aktiv, aber noch im Anfangsstadium

RECHTSGRUNDLAGE Nationales Anleihe recht (z.B. § 488 BGB/§ 344 HGB)

Nationales Anleiherecht (§ 793 BGB)

ELTIF-Verordnung Nationales Anleiherecht

Nationales Verbriefungsrecht

AIFMD

VEHIKEL n/a n/a EU-weiter Spezialfonds SPV SPV AIF / nationales Fondsvehikel

ZULÄSSIGE ANLAGEN Unternehmensdarlehen Unternehmens darlehen Finanzierung von: Infra struktur / CRE / KMU / Schiffe / Flugzeuge

nur Infrastrukturkredite Kredite und andere Assets bestimmungsgemäße Kreditaktiva

ANLAGESPEKTRUM n/a n/a eingeschränkt sehr eingeschränkt am größten groß

ZULÄSSIGE FINANZ INSTRUMENTE

Debt Debt EK, Mezzanine, Debt Debt alle Assets mit CF-Strom Debt

DURCHSCHNITT LICHES EMISSIONSVOLUMEN

durchschnittlich etwa 120 Mio. Euro

durchschnittlich 55 Mio. Euro

n/a durchschnittlich 580 Mio. Euro

100 Mio. bis 3 Mrd. Euro

ca. 300 Mio. Euro (Mittelstandskreditfonds)

(BRUTTO-)RENDITE 0,25 %-0,5 % über dem Anleihezinssatz bereits ausstehender Anleihen

durchschnittlich ca. 7,5 %

ca. 5 % durchschnittlich 4 % Euribor+26 bp bis 215 bp Spread

ca. 6 %-14 % (Senior / Mezzanine) / ca. 20 % (Distressed)

KREDITBESICHERUNG vorwiegend nein vorwiegend nein nein ja ja nein

RISIKO-EXPOSURE (INVESTOR)

Gesamtbetrag ab-züglich etwaiger Verwertungserlöse

Gesamtbetrag abzüglich etwaiger Verwertungserlöse

Gesamtportfolio mit komplettem Risiko

Einzelkreditrisiko nach EIB-Unterstützung

gemäß struktureller Positionierung nach Abzug Kreditbesicherung

Gesamtportfolio mit komplettem Risiko

INVESTORENKREIS Institutionelle Retail und Institutionelle Retail und Institutionelle Institutionelle (Retail denkbar)

Institutionelle (Retail denkbar aber unüblich)

Qualifizierte Institutionelle (QIAIF) auch Private Equity

ANLAGEHORIZONT 3 bis 10 Jahre 3 bis 6 Jahre langfristig (ca. 10 Jahre)

langfristig mittel- bis langfristig mittel- bis langfristig

Unternehmensfinanzier

ung nach wie vor die d

ominierende R

olle.“

3 5W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g

Von Florian Degenhardt In ihrer Wachstumsstrategie „Europa 2020“ hält die Europäische Union

substanzielle Infrastrukturinvestitionen für notwendig, um das angestrebte Wirt-

schaftswachstum zu erreichen. Nach Schätzung der EU-Kommission bestehe ein Inves-

titionsbedarf von bis zu 2 Billionen Euro. Zur Umsetzung sei eine Finanzierung von

Infrastrukturprojekten durch den privaten Sektor unverzichtbar.

Europa fördert Projektpartnerschaften

3 6 W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g

sich in einem verbesserten Rating der Projektanleihe nieder und er-

möglicht ein single-a-Rating (investmentgrade).

Ohne PBce oder die strukturierung anderer credit enhance-

ments erhalten nicht geförderte Projektanleihen regelmäßig nur ein

B-Rating. Das PBce lockt somit das Kapital vieler institutioneller in-

vestoren, die aufgrund ihrer anlagerichtlinien ein a-Rating benötigen,

um überhaupt in infrastrukturprojekte oder andere assets investieren

zu können. Die anlagemöglichkeiten solcher investorengruppen wer-

den verstärkt reguliert – im falle von versicherungen in Deutschland

etwa durch das versicherungsaufsichtsgesetz und die anlagever-

ordnung. sind diese schwellen genommen, stillen geeignete infra-

strukturprojekte die große Nachfrage von institutionellen investoren,

die gerade langfristige anlagen in qualitativ gute Projekte mit inter-

essantem Risiko-Rendite-Profil suchen. in Zeiten niedriger oder teils

negativer Zinsen wird diese anlageform umso attraktiver.

PBI bringt Europa auf Kurs

seit dem start der Pilotphase der Projektanleiheninitiative im Jahr

2012 sind mehrere infrastrukturprojekte über Projektanleihen mit

PBce erfolgreich finanziert worden – zuletzt beispielsweise der aus-

bau der autobahn a7. und angesichts des enormen finanzierungs-

bedarfs bei infrastrukturprojekten ist eine fortsetzung der PBi im

Rahmen der fazilität „connecting europe“ für den eu-haushalt bis

zum Jahr 2020, welche Projektanleihen als alternative finanzierungs-

form vorsieht, wahrscheinlich. Denn allein mit öffentlichen haushalts-

mitteln der eu oder einzelner mitgliedstaaten kann der investitions-

stau in europas infrastruktur nicht beseitigt werden.

Die eiB hat bereits weitere förderungswürdige Projekte nach den

eu-leitlinien für Projektanleihen mit PBce genehmigt. in Betracht

kommen insbesondere autobahnen in mehreren mitgliedstaaten,

Netzanschlüsse von deutschen Offshore Windparks und erdgas-

speicheranlagen in südeuropa. Die Nachfrage der Kapitalmärkte

ist hoch. auch ohne PBce sind bereits Refinanzierungen von eu-

ropäischen infrastrukturprojekten über Projektanleihen erfolgt und

es können neue Projekte für den Kapitalmarkt strukturiert werden.

mit der unterstützung der eiB im Rahmen der PBi kann die sich bil-

dende neue assetklasse der Projektanleihen für infrastrukturprojekte

ein wichtiger Wachstumsmotor für europa im infrastrukturbereich

sein. Zugleich kommt diese assetklasse dem großen Bedarf ins-

titutioneller investoren an langfristigen anlagen in geeignete Pro-

jekte entgegen, die europa auf Kurs 2020 bringen und erneuern. ■

Florian Degenhardt ist Partner von White & case in hamburg.

Um diese private finanzierungsform

wieder attraktiver zu machen, haben

die europäische Kommission und die

europäische investitionsbank (eiB) die

„europa 2020 Projektanleiheninitiative“

(PBi) als innovative finanzierungs-

alternative ins leben gerufen.

Welchen Zweck verfolgt die PBi? Primär sollen mit diesem instru-

ment institutionelle investoren wie versicherungen oder Pensions-

fonds für langfristige investitionen in förderwürdige infrastruktur-

projekte gewonnen und zusätzliche mittel für deren finanzierung

über den Kapitalmarkt durch Projektanleihen mobilisiert werden.

im fokus der förderung stehen dabei ausgewählte Projekte von

europäischem interesse in den transeuropäischen sektoren trans-

port, energie und it-infrastruktur.

Erschwerte Kreditvergaben mit

herkömmlichen Finanzierungen

erhöhte eigenkapitalanforderungen für Banken (Basel ii und iii)

erschweren die Kreditvergabe mit langen laufzeiten, sodass Pro-

jektfinanzierungen für langfristige infrastrukturprojekte nicht mehr

im gleichen umfang wie früher im markt verfügbar sind. Zu-

dem sind seit der finanzkrise die monoliner, welche risi-

komindernde garantien für anleihen ausgaben, nahezu

von der Bildfläche verschwunden. mit der PBi soll da-

her eine alternative oder ergänzende finanzierungs-

form zu herkömmlichen Bankdarlehen geschaffen werden,

um finanzierungslücken zu schließen oder finanzierungsbedingun-

gen zu verbessern. Die eiB stellt hierzu ein instrument zur Bonitäts-

verbesserung einer Projektanleihe bereit: das sogenannte Project

Bond credit enhancement, kurz PBce.

Investment Grade dank PBCE

mit dem PBce kann ein Projektträger die Qualität seiner zu be-

gebenden anleihe und deren Bewertung durch Ratingagenturen

wie moody’s oder standard & Poor’s verbessern. Die verbesse-

rung wird durch nachrangige direkte Darlehen oder vorsorgliche

Darlehenstranchen der eiB erreicht. Der Projektträger kann diese in

anspruch nehmen, wenn seine laufenden Projekteinnahmen nicht

ausreichen, um die verbindlichkeiten gegenüber vorrangigen anlei-

hegläubigern zu bedienen oder finanzierungsmittel bei einer Über-

schreitung geplanter Kosten wie etwa Baukosten fehlen. Durch diese

auffangfunktion vermindert das PBce die Projektrisiken und die aus-

fallwahrscheinlichkeit für die anleihegläubiger. Das wiederum schlägt

3 7W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i gW a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g

fang der Aufgabe und den Qualitätsstandard fest und zahlt hierfür

in der Regel dem privaten Unternehmen ein Entgelt. Dadurch er­

hält die öffentliche Hand wiederum eine größere Kostensicherheit.

Mögliche Investitionsobjekte für PPP sind neben der wirtschaft­

lichen Infrastruktur – wie Verkehr, Energie, Telekommunikation und

Versorgung/Wasser – die soziale Infrastruktur. Diese umfasst un­

ter anderem Bildungs­, Gesundheits­, Verwaltungs­ und Kultur­

einrichtungen und Einrichtungen der Sicherheit wie etwa Justiz­

vollzugsanstalten. Nach Angaben des Beratungsunternehmens

ÖPP Deutschland AG hat es von 2002 bis Juni 2014 in Deutsch­

land im Hoch­ und Straßenbau insgesamt 195 Projekte gegeben.

Das Investitionsvolumen beläuft sich auf insgesamt rund 7,6 Milli­

arden Euro. Von der Anzahl her entfallen die meisten Projekte mit

39 Prozent auf Schulen, Kitas und Bildung (Hochbau) und ledig­

lich acht Prozent auf den Straßenbau. Anders sieht es beim Inves­

titionsvolumen aus. Hier entfallen aufgrund der Projektgröße allein

32 Prozent auf den Straßenbau und 24 Prozent auf Schulen, Ki­

tas und Bildung.

Im Jahr 2013 wurden insgesamt acht Projekte mit einem Investi­

tionsvolumen von 189 Millionen Euro abgeschlossen. Davon ent­

fielen 15 Millionen Euro auf den Straßenbau und 174 Millionen Euro

auf den Hochbau. Verglichen mit den Hochzeiten des PPP­Ge­

schäftes in den Jahren 2007 – 2011 mit in der Spitze 1,5 Milli­

arden Euro Investitionsvolumen bewegt sich der Markt auf sehr

niedrigem Niveau.

Die Bundesregierung denkt über An­

reize für mehr private Infrastrukturin­

vestitionen nach. Solche Investitionen

sind eine notwendige Standortvor­

aussetzung für eine gute Wirtschafts­

entwicklung in Deutschland. Alleine

sind aber weder Bund, Länder oder Kommunen in der Lage, die

dringend notwendigen Infrastrukturmaßnahmen zu erbringen. Als

eine Möglichkeit zur Realisierung der Infrastrukturprojekte gelten

„Public Private Partnerships“ (PPP) oder „Öffentlich­Private Partner­

schaften“. Sie bezeichnen eine langfristige, vertraglich ge regelte Zu­

sammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und der privaten

Wirtschaft über den gesamten Lebenszyklus eines Infrastrukturpro­

jektes. PPP ist – anders als allgemeinhin wahrgenommen – keine

Finanzierungsvariante, sondern viel mehr eine Beschaffungs modell

für Planung, Bau, Betrieb und Finanzierung von Infrastrukturprojek­

ten. Im Rahmen von PPP­Projekten werden öffentliche Aufgaben

auf ein oder mehrere private Unternehmen für eine Zeit von bis zu

30 Jahren übertragen. Die Finanzierung gehört dazu, ist aber nur

ein Teil des Ganzen.

Bei PPP­Projekten werden nicht die Aufgabe, das Bauprojekt oder

das Eigentum privatisiert, sondern lediglich die Durchführung der In­

frastrukturmaßnahme an einen Privaten übertragen. Durch die Ein­

schaltung der Privatwirtschaft sollen Effizienzvorteile über den ge­

samten Lebenszyklus der Infrastrukturmaßnahmen erzielt werden.

Die öffentliche Hand legt üblicherweise den zu erbringenden Um­

Finanzierung im Schulterschluss mit der Privatwirtschaft

Von Stefan Zeidler Der Sanierungsstau in der kommunalen Infrastruktur ist aktuell ein vieldisku-

tiertes Thema. Insbesondere die Verkehrsinfrastruktur gilt inzwischen als Risikofaktor

für die deutsche Wirtschaft. Der Investitionsbedarf ist hoch, während die Finanzlage der

kommunalen Haushalte angespannt ist. Besonders offensichtlich wird das, wenn wieder

einmal eine Eisenbahn- oder Autobahnbrücke saniert werden muss und zum Nadelöhr für

den Personen- und Güterverkehr wird. Eine Finanzierungsmöglichkeit können „Public Pri-

vate Partnerships“ (PPP) sein.

3 8 W A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I G

Wesentliche charakteristika von PPP­Projekten sind aus Finan­

zierungssicht stabile und damit gut prognostizierbare cashflow

sowie die hohe Kapitalintensität der betreffenden Projekte auf

Basis langfristiger Verträge oder Konzessionen. Aufgrund die­

ser charakteristika sind PPP­Projekte insbesondere für Lang­

fristinvestoren wie Versicherungen, Banken oder Pensionskas­

sen von Interesse.

Im Bereich der direkten Finanzierung von Infrastrukturprojekten

werden derzeit 60 Prozent aller Finanzierungen weltweit durch

Banken dargestellt. In Deutschland liegt diese Zahl nach Schät­

zung der DZ BANK sogar deutlich über 90 Prozent. In jüngster Zeit

interessieren sich auch Versicherungen, Pensionskassen und an­

dere Kapitalsammelstellen verstärkt für Infrastrukturfinanzierun­

gen. Sie suchen langfristiges Ersatzgeschäft für die früher bevor­

zugten Staatsanleihen und Rentenpapiere, deren Renditen nicht

mehr ausreichen, um die bestehenden Garantiezinsversprechen

zu erfüllen. Hier bieten konservative, langfristige Infrastrukturkre­

dite eine interessante Alternative. Trotz regulatorischer Unsicher­

heiten (unter anderem Solvency II) ist davon auszugehen, dass

diese Unternehmen zukünftig stärker als Finanzierungspartner von

Infrastrukturvorhaben in Erscheinung treten. Banken werden aber

trotz gestiegener Anforderungen durch Basel III und andere Re­

gulierungsanforderungen weiterhin die wichtigsten Finanzierungs­

partner für PPP­Projekte bleiben. Das gilt besonders für den

deutschen Markt, wo sich die Anzahl an Projektfinanzierungen

in Grenzen hält und ein umfangreiches Angebot an kreditgeben­

den Banken besteht.

Innerhalb der Genossenschaftlichen FinanzGruppe ist die DZ BANK

AG Kompetenzcenter für PPP­Projekte. Dies umfasst die Projekt­

finanzierung, Strukturierungsleistungen, die Bauphasenbegleitung

und die Zwischenfinanzierung von Forfaitierungsmodellen. Die Fi­

nanzierungsbandbreite reicht von Bauzwischenfinanzierungen und

Projektfinanzierungen von Straßen, Schulen, Sportanlagen, Jus­

tizvollzuganstalten bis hin zum Neubau des Bundesministeriums

für Bildung und Forschung. Die Volksbanken und Raiffeisenban­

ken sind dabei mit ihrer Verankerung in der Region der natürliche

erste Ansprechpartner für die Kommunen. Eine solche Kombina­

tion aus einem tiefen Verständnis für die regionalen Gegebenheiten

einerseits und einem übergreifenden Produkt­Know­how anderer­

seits ist gerade für Infrastruktur­Projekte entscheidend.

Der Bedarf für PPP­Projekte in Deutschland ist hoch. Eine flächen­

deckende und intakte Infrastruktur ist entscheidend für die Wirt­

schaftsentwicklung des Landes. Sowohl die Wirtschaft als auch

die Politik haben den Handlungsbedarf erkannt und können den

großen Investitionsbedarf nur gemeinsam bewältigen. Die Genos­

senschaftliche FinanzGruppe steht als verlässlicher Finanzierungs­

und Projektpartner bereit, ihren Beitrag in diesem Zusammenspiel

zu leisten. ■

Stefan Zeidler ist Vorstandsmitglied der DZ BANK AG.

„Im Bereich der direkten Finanzie-rung von Infrastrukturprojekten werden derzeit 60 Prozent aller Finanzierungen weltweit durch Banken dargestellt.“

3 9W A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I GW A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I G

Von Mark Milders Im Bereich der Erneuerbaren Energien ist der Kapitalbedarf für Investitionen in

den meisten Fällen erheblich. Mit projektspezifischen Finanzierungen helfen Banken,

Erneuerbare Energien attraktiver zu gestalten.

Komplexe Strukturen

4 0 W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g

E nergie ist ein globales geschäft: Die usa

machen sich mit fracking unabhängig

von energieimporten, asien deckt sich

mit flüssiggas aus dem Nahen Osten ein

und billige Kohle findet ihren Weg nach

europa. Dazu sollen bis 2022 alle neun

in Deutschland noch betriebenen Kernreaktoren vom Netz ge­

hen. Die Politik hat sich in diesem sich rasch verändernden um­

feld bereits vor Jahren die förderung erneuerbarer energien zum

Ziel gesetzt.

finanzierungen im Bereich der erneuerbaren energien wer­

den in jedem Projekt spezifisch strukturiert und gestaltet. Die

struktur einer solchen finanzierung bewegt sich in der Regel um

eine rechtlich selbständige Zweckgesellschaft, deren Ziele das

konkrete investiti­

onsvorhaben, der

Betrieb des fertig­

gestellten Projekts

und die optimale

antizipation globa­

ler veränderungen auf dem energiesektor sind. Wichtige Para­

meter einer finanzierungsstruktur sind unter anderem die erwar­

teten erträge sowie deren Robustheit, das vertragskonzept zur

optimalen verteilung der Projektrisiken auf die Projektbeteiligten

sowie hedging­mechanismen. eine wichtige Rolle spielt auch

das regulatorische umfeld, da im energiesektor nationale Be­

sonderheiten stark ausgeprägt sind. Die struktur eines solchen

finanzierungsmechanismus ist daher oft sehr komplex und be­

darf gründlicher Prüfung und ausreichender vorbereitungszeit.

Grüner Strom gewinnt an FahrtDas bereitgestellte Kreditvolumen der iNg für erneuerbare en­

ergien wuchs 2013 von 1,1 auf 1,3 milliarden euro. Die grünen

energien stehen damit bereits jetzt für 39 Prozent der weltweiten

Projektfinanzierungen der iNg Bank im energiesektor. mit diesen

Zahlen kommt die klare strategische Zielsetzung der Bank zum

ausdruck, diesen Bereich weiter auszubauen – auch in Deutsch­

land. im Bereich der erneuerbaren energien ist der finanzie­

rungsbedarf für die investitionen in den meisten fällen erheb­

lich. insbesondere in der Offshore­Windenergie bestimmt das

komplexe Risikoprofil die agenda: Wassertiefe, technologie, Pla­

nungssicherheit, Wetterabhängigkeit bei Bau und Wartung, lei­

tungs­ und anschlusskapazitäten, weniger langzeiterfahrung so­

wie die erschwerte abschätzung der genauen investitions­ und

Betriebskosten umreißen nur grob die zusätzlichen elemente, die

es zu berücksichtigen gilt. in diesem sinne führt die Reform des

erneuerbare­energien­gesetzes zur besseren steuerung des

ausbaus, indem es stabile Rahmenbedingungen schafft, und

trägt zudem zu mehr investitionssicherheit für investoren bei.

Viel Wind vor Syltein vorzeigeprojekt der iNg Bank ist die zentrale Rolle als man­

dated lead arranger, Kreditgeber und hedging Bank bei der

finanzierung des Offshore­Windparks „Butendiek“ mit einem

gesamtinvestitionsvolumen von über einer milliarde euro. Der

Offshore­Windpark befindet sich bereits im Bau, 32 Kilometer

westlich von sylt. Dieser Windpark allein wird nach seiner fer­

tigstellung im Jahr 2015 eine grundlast von 288 megawatt strom

erzeugen können. Der jährlich produzierte strom wird auf rund

1.300 gigawattstunden prognostiziert. somit wird allein dieser

Windpark mit gut vier Prozent zum Ziel der Bundesregierung bei­

steuern, bis 2020 für Windenergie auf see leistung im umfang

von 6.500 megawatt zu installieren.

Die globale Kenntnis der iNg Bank über die weltweiten trends

im energiesektor ermöglicht Projektstrukturen, mit denen sich

die Risiken für investoren und Betreiber in Deutschland von an­

fang an minimieren lassen. Den Projekten kommt dabei zugute,

dass die förderung von Nachhaltigkeitsprojekten teil der unter­

nehmensstrategie der iNg Bank ist. Daher wurde die iNg Bank

im Jahr 2013 in die nachhaltigkeitsorientierten Dow Jones su­

stainability indices aufgenommen, die neben wirtschaftlichen

auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen. in die­

sem sinne bietet die iNg Bank ihren Kunden im Bereich der er­

neuerbaren energien transparente und effiziente finanzierungs­

strukturen sowie eine langfristige Projektbegleitung. Damit leistet

die iNg Bank ihren Beitrag, die energiewende für investoren und

verbraucher so attraktiv wie möglich zu gestalten. ■

Mark Milders ist head of iNg commercial Banking Deutschland

und Österreich.

„Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes trägt

zu mehr Investitionssicherheit für Investoren bei.“

4 1W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i gW a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g

Infrastruktur – ein attraktives Investment

„Wer sich in diesem Anlage segment aktiv positionieren will, …

F rau Scholzen, Infrastruktur ist auf dem

besten Weg, eine eigene Anlageklasse zu

werden. Was sind die Treiber für diesen

Trend?

Viola Scholzen: Der wichtigste Treiber ist

der enorme Investitionsbedarf, der in den Be-

reichen der Verkehrs-, Energie- und Bildungsinfrastruktur besteht.

Die OECD veranschlagt den Finanzierungsbedarf allein für Europa

auf 10 Billionen Dollar in den nächsten 15 Jahren. Angesichts der

aktuell hohen Staatsverschuldung haben viele Länder jedoch kaum

noch finanziellen Spielraum für den Ausbau und Erhalt notwendi-

ger Infrastruktur. Dabei ist Infrastruktur ein wesent licher Standort-

faktor im globalen Wettbewerb, sie stellt das Rückgrat einer Volks-

wirtschaft dar, deren Stillstand oder gar Verfall sich keine Regierung

leisten kann.

In Deutschland ist das Interesse der Politik an privaten

Infrastrukturinvestitionen aber eher verhalten …

Scholzen: Hierzulande ist die Diskussion speziell mit der Ener-

giewende in Gang gekommen, zum Beispiel im Zu-

sammenhang mit Finanzierungen

für den Bau kostspieliger Off-

shore-Windkraftwerke und neuer

Stromtrassen. Allerdings sieht die

deutsche Politik eine stärkere In-

anspruchnahme privater Finanzie-

rungsquellen vielfach noch skep-

tisch. Ein Grund hierfür dürfte in

der verbreitet kritischen Einstellung

gegenüber Finanzinvestoren liegen.

Auch in Europa befindet sich der

Markt für private Investments in Infra-

struktur noch in einem frühen Stadium.

In Anbetracht des Investitions staus und

der Haushaltszwänge sollte sich der Di-

alog zwischen Politik und institutionellen

Investoren jedoch intensivieren. Zusätzli-

chen Schub dürften Infrastrukturinvestiti-

onen durch die europäische Solvency II-

4 2 W A C H S T u M I S T V I E L F ä L T I G

Infrastruktur – ein attraktives Investment

… der darf die hohe Komplexität von Infrastruktur- investments nicht unterschätzen.“

Richtlinie erhalten, die auf verbesserte Diversifikation und

geringere Volatilität der Erträge bei Ver sicherungen

abzielt.

Marktpotenzial und Re-

gulierung begünstigen

also die Nachfrage nach

Infrastruktur investments. Wel-

che Vorteile bieten diese Anlagen

für institutionelle Anleger?

Scholzen: Institutionelle Investoren

schätzen daran die gut prognostizierbaren

und regelmäßigen Cashflows. Lange Laufzei-

ten untermauern zudem die Nachhaltigkeit dieser

Anlageform. Sie sehen auch den Vorteil der geringen

Korrelation zu anderen Assetklassen und den damit ver-

bundenen Diversifikationsbeitrag im Anlageportfolio. Für In-

frastruktur spricht außerdem, dass sich gegenüber den Nutzern

Preisan hebungen durchführen lassen, sofern dafür Gründe vorlie-

gen. Die Zahlungsströme enthalten damit einen potenziellen Infla-

tionsausgleich, was Infrastruktur aus dem Blickwinkel des Asset-

Liability-Managements noch attraktiver macht. Nicht zuletzt bieten

Infrastrukturinvestitionen einen hohen Substanzwert, der bei rei-

nen Finanzforderungen nicht gegeben ist.

Welche Möglichkeiten gibt es, in Infrastruktur zu investieren?

Scholzen: Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. Zentral ist

dabei die Frage, ob ein Investor als Fremd- oder Eigenkapitalgeber

auftreten will. Generell sind Infrastrukturinvestments ihrer Natur nach

wenig liquide und nur bedingt marktgängig. Dies gilt besonders für

Eigenkapitalinvestitionen, in abgeschwächter Form auch für fremd-

kapitalbasierte Anlagen, also Infrastrukturkredite. Die komplexe

Konstruktion wirft zudem Bewertungsfragen

auf, die Eigenkapitalanlagen in Infrastruktur

für institutionelle Anleger anspruchsvol-

ler machen. Alles in allem stellen

Fremdkapitalanlagen zurzeit

die attraktivste Form der

Investition in Infrastruktur

für institutionelle Anleger

dar. Denn sie zeichnen sich

durch ihr klar begrenztes Risiko

aus. Gegenüber anderen Fremdka-

pitalanlagen vergleichbarer Rentabilität

bieten sie niedrigere Ausfallwahrscheinlich-

keiten bei gleichzeitig hohen Wiedereinbrin-

gungsquoten im Falle einer Insolvenz.

Was gilt es, bei der Umsetzung zu beachten?

Scholzen: Wer sich in diesem Anlagesegment aktiv positi-

onieren will, der darf die hohe Komplexität von Infrastrukturin-

vestments nicht unterschätzen. Attraktive Angebote sind am Markt

sehr begehrt, die Identifikation geeigneter Projekte ist anspruchs-

voll und die Anlageform muss auf den Bedarf des jeweiligen In-

vestors abgestimmt sein. Nur wenige Asset Manager und Anleger

verfügen über die dafür notwendige Expertise. umso wichtiger ist

ein starker Partner, der umfassende Markterfahrung und hohe Ge-

staltungskompetenz mitbringt. Weitere Erfolgsfaktoren der Partner

sind Mehrsprachigkeit und tiefe Kenntnisse der regionalen Beson-

derheiten an den Investitionsstandorten sowie gewachsene Bezie-

hungen zu unternehmen, der öffentlichen Hand und anderen wich-

tigen Institutionen. ■

Viola Scholzen ist Leiterin Kreditausplatzierung bei der DekaBank.

Interview mit Viola Scholzen Noch vor wenigen Jahren waren Beteiligungen an Infrastrukturprojekten

eine exotische Nische. Inzwischen schlagen institutionelle Investoren auch neue Wege ein. Ein

Gespräch mit Viola Scholzen, Leiterin Kreditausplatzierung bei der DekaBank, über einen neuen

Trend in der institutionellen Geldanlage.

4 3W A C H S T u M I S T V I E L F ä L T I GW A C H S T u M I S T V I E L F ä L T I G

Von Gregor Pottmeyer Wachstum entsteht dort, wo Unternehmen Kapital effizient und vorausschau-

end einsetzen. Der beste Ratgeber für den effizienten und vorausschauenden Kapitalein-

satz sind Preise, die frei aus dem Spiel von Angebot und Nachfrage hervorgehen. Damit

eine freie Preisfindung funktioniert, sind regulierte Marktplätze wie Börsen not wendig.

Denn nur diese vereinigen ausreichend Information und Liquidität auf sich, um eine

unverzerrte Preisfindung zu ermöglichen.

4 4 W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g

Börsen

Kompass für den Kapitaleinsatz

fließt auch Kapital vom finanzsektor in die Wirtschaft. für diese

finanzierungsfunktion ist der so genannte Primärmarkt zustän-

dig. auf ihm investieren anleger in neu emittierte aktien – sei es im

Rahmen einer handelseinführung, eines Börsengangs oder einer

Kapitalerhöhung. Die Börse führt auf diese Weise institutionelle und

private anleger mit unternehmen zusammen, die für ihre Wachs-

tumsinvestitionen Kapital benötigen. Die Börse fungiert somit als

Kapitalsammelstelle. Dies geschieht in der Regel über Banken und

spezialisten, die für den jeweiligen regulierten markt zugelassen

sind. Börsen zählen damit zu den wesentlichen Kanälen, über die

unternehmen Zugang zu eigenkapital erhalten.

Da Kapital tendenziell in die Branchen mit den besten Wachs-

tumsaussichten fließt, fungiert der Primärmarkt darüber hinaus als

mechanismus zur effizienten und zügigen Kapitalallokation. volks-

wirtschaften, in denen die Börse eine schlüsselrolle in der Kapi-

talallokation spielt, können schneller auf änderungen im marktum-

feld reagieren als andere. sie sind deshalb in der lage, rechtzeitig

einen strukturwandel einzuleiten und die dafür notwendigen in-

vestitionsmittel zu mobilisieren. Dadurch bleiben volkswirtschaften

mit funktionierenden Börsen international wettbewerbsfähig und

können damit ihr Wachstum auch langfristig aufrechterhalten. ■

Gregor Pottmeyer ist mitglied des vorstands, Deutsche Börse ag.

Die Preisfindung mittels ausgleich von

angebot und Nachfrage führt zu einer

Bewertung des unternehmens, des-

sen aktien an der Börse gehandelt

werden. sie drückt sich in der markt-

kapitalisierung aus – dem Produkt aus

dem Börsenpreis einer aktie und der summe der ausgegebenen

aktien. unternehmen mit dem höchsten Wachstumspotenzial er-

reichen im schnitt auch die höchste Bewertung. Zwar kann es hier

zu irrationalen Über- oder untertreibungen kommen, doch früher

oder später korrigiert der markt derartige fehlbewertungen.

Kein markt ist perfekt. Doch märkte sind immer noch das beste

mittel, um die Wachstumsaussichten von unternehmen zu bestim-

men. Denn in die am markt gebildeten Preise gehen die einschät-

zungen einer vielzahl von anlegern ein. Die Preise führen die infor-

mationen, die über ein unternehmen vorliegen, zentral zusammen.

marktpreise liefern damit einen Kompass für einen Kapitaleinsatz,

der zum höchstmöglichen Wirtschaftswachstum führt.

mit der unternehmensbewertung einher gehen weitere funktionen

der Börse, die sie mit dem finanzmarkt insgesamt gemeinsam hat:

fristen-, losgrößen- und Risikotransformation. Über Börsen wird

kurzfristig verfügbares Kapitel für langfristige investitionen nutzbar

gemacht. Zudem werden über Börsen kleinere mengen an Kapi-

tal zu größeren vereint, die dann in umfassende investitionspro-

gramme fließen können. mit der möglichkeit, investitionen in klei-

nere einheiten zu stückeln und bei Bedarf auch wieder rückgängig

zu machen, wird zugleich das mit der investition verbundene Risiko

für den einzelnen anleger begrenzt. auch diese dreifache trans-

formationsleistung trägt wesentlich zum Wirtschaftswachstum bei.

Denn sie ist die voraussetzung dafür, dass das in einer volkswirt-

schaft verfügbare Kapital überhaupt dorthin fließen kann, wo die

Wirtschaft es benötigt.

Börsen liefern aber nicht nur die grundlage für die Bewertung von

unternehmen und die transformation von Kapital. Über Börsen

„Märkte sind das beste Mittel, um die Wachstums­aussichten von Unternehmen zu bestimmen.“

4 5W a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i gW a c h s t u m i s t v i e l f ä l t i g

EN VOGUE

Der Blick auf die Entwicklung der gro-

ßen Aktienindizes in den vergangenen

Jahren lässt eigentlich keine andere

Aussage zu, als dass Aktien als Geld-

anlage ausgesprochen „en vogue“

sind. Von den Tiefständen des Mark-

tes aus gesehen, welche Anfang 2009 im Zuge der Finanzkrise er-

reicht wurden, hat sich der Kurs des DAX deutlich mehr als verdop-

pelt. Fast noch beeindruckender als das Ausmaß des Kursanstiegs

ist die zeitliche Länge des Aufschwungs. Eine mehr als fünf Jahre

währende Hausse hat durchaus Seltenheitswert.

Durchaus anders sieht das Bild bei den Aktionärsstatistiken in

Deutschland aus. Denn die starke Aufschwungsbewegung hat nicht

dazu geführt, dass sich wirklich große Massen von An legern der An-

lageform Aktie zugewandt haben. Zwar hat nach Angaben des Deut-

schen Aktieninstituts die Anzahl der direkten Aktionäre von Ende

2008 bis Ende 2013 um ein Drittel von 2,188 Millionen auf 2,811 Mil-

lionen Individuen erhöht. Doch erscheint diese Zahl auch unter Be-

rücksichtigung von zusätzlichen 1,749 Millionen Investoren, die Ak-

tien und Aktienfonds besitzen, sowie von 4,361 Millionen Besitzern

von Aktienfonds ausgesprochen niedrig in Relation zur deutschen

Gesamtbevölkerung . Erst recht trifft dies im Vergleich mit Nationen

Von René Parmantier Aktien sind nicht nur mit Blick auf die aktuell niedrigen Zinsen die chancenreichste Kapitalanlage. Die Deutschen sind aber auch weiterhin zögerlich, wenn es um Geldanlage in Aktien geht. Dennoch können Aktien nicht nur Möglichkeiten für Privatanleger bieten, auch Un­ternehmen können sie erfolgreich für die Kapi­telbeschaffung einsetzen und gerade bei der Re­finanzierung kräftig profitieren.

AKTIENALS KAPITALQUELLE

Auch aus Sicht des

Emittenten bietet die

Aktie eine mehr als

nur überlegenswerte

Alternative.

zu, welche deutlich aktienaffiner sind, beispielsweise die Schweiz, die

USA oder auch Großbritannien.

Nun ist die Erkenntnis, dass die Deutschen ein Volk sind, das

Sparbücher liebt und Aktien weiträumig meidet, weder neu noch

originell. Doch nichts währt für die Ewigkeit und selten war der

Moment, diese Einstellung zu ändern, so günstig wie es im Moment

ist. Denn das heiß geliebte Sparbuch oder auch andere vergleich-

bare kurzfristige Geldanlagen bieten mittlerweile einen äußerst un-

attraktiven Zins. Jeder, der Geld anzulegen hat, überlegt es sich

wahrscheinlich dreimal, ob es keine besseren Alternativen gibt.

Dies beschränkt sich nicht nur auf kurzfristige Zinsanlagen. Auch

die Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen sind auf

einem Niveau angekommen, das definitiv jenseits der Schmerz-

grenze vieler Investoren liegt. Und da Zinsanlagen für gewöhnlich

eine Endfälligkeit haben, werden stets aufs Neue Mittel frei, die

auf der Suche nach Verwendung sind. Wer nun annimmt, dass

die Leitzinsen noch länger auf einem substanziell niedrigen Niveau

bleiben, der wird über kurz oder lang sicher die Aktie als Investition

ins Auge fassen. Und gegen eine dramatische Zinswende spricht

beispielsweise die exorbitant hohe Verschuldung nahezu aller west-

lichen Nationen. Diese sollte dazu führen, dass Staaten ihren Ein-

fluss bei den Notenbanken geltend machen, die Zinsbelastung für

die öffentlichen Haushalte moderat zu halten. Eben dies wird über

niedrige Zinsen noch am ehesten funktionieren.

Und genau diese Perspektive auf anhaltend niedrige Verzinsungen

könnte dazu führen, dass wir tatsächlich in den kommenden Jahren

eine stärkere Zuwendung von institutionellen und privaten Anlegern

hin zur – dann im Vergleich alleine schon über die Dividendenaus-

zahlungen sehr renditestarken Anlageform – Aktie sehen. Keinesfalls

über Nacht, eher als evolutionärer denn als revolutionärer Prozess,

dafür aber vielleicht auch mit einer nicht zu unterschätzenden Be-

ständigkeit. Genau so kann der neue Weg hin zur Aktie aussehen.

Unternehmen können und sollten sich diese Entwicklung zunutze

machen. Denn auch aus Sicht des Emittenten, welcher Geld auf

dem Kapitalmarkt sucht, bietet die Aktie eine mehr als nur über-

legenswerte Alternative. Denn der eben genannte Shift in der Ver-

lagerung von Anlagegeldern könnte die Nachfrage so substanziell

auf einem hohen Niveau lassen, welches den Emittenten eine so-

lide Planungssicherheit bietet. Natürlich lässt die eben ausgeführte

Niedrigzinsphase auch die Aufnahme von Fremdmitteln sinnvoll er-

scheinen, doch aus mehreren Gründen ist die Aktie im Refinanzie-

rungsmix gerade jetzt interessant für die Unternehmensseite, denn

❙ die derzeitige Hausse an den Märkten eröffnet die Chance, Ka-

pitalerhöhungen auf einem im historischen Vergleich durchaus eher

üppigen Niveau durchzuführen, was die einhergehenden Verwäs-

serungseffekte noch einmal im Rahmen hält,

❙ mit dieser Form von Refinanzierung haben Firmenlenker wirklich

eine Planungssicherheit, die bei mit Laufzeit versehenen Krediten

oder Anleihen naturgemäß nicht vergleichbar gegeben sein kann.

Wer etwa in der Finanzkrise 2008 auf Grund von Endfälligkeiten um-

schulden musste, kennt das Problem sehr gut (auch wenn die Zinsen

niedrig sind, das Refinanzierungsrisiko auf der Anleihenseite bleibt),

❙ im Vergleich zu anderen Eigenkapitalgebern, beispielsweise Pri-

vat Equity Fonds, ist das am breiten Markt aufgenommene Geld

ärmer an Verpflichtung für alle Seiten. Unzufriedene Aktionäre kön-

nen ihre Anteile jederzeit an aufgeschlossene Investoren veräußern,

sodass die Anteilseignerschaft zumindest der Theorie nach stets

im Reinen mit diesem Investment ist,

❙ die Möglichkeit der zusätzlichen Kapitalaufnahme oder auch der

Rückzahlung an Aktionäre etwa über allerlei Formen von Kapital-

erhöhungen, Dividenden oder Aktienrückkaufprogrammen eröff-

nen viel Spielraum,

❙ eine Börsennotiz lässt auch weitere Maßnahmen mit weitreichen-

den strategischen Spielräumen zu: Aktien lassen sich als Akquisiti-

onswährung einsetzen und mit Mitarbeiteroptions- oder Beteiligungs-

programmen wird die Loyalität der Belegschaft durchaus gestärkt.

Natürlich bringt die Refinanzierungsform über Aktienmärkte auch

Risiken mit sich, etwa die Möglichkeit von feindlichen Übernah-

men bei einem hohen Streubesitz. Doch überwiegen gerade im

momentanen Umfeld und bei den vorhandenen Perspektiven die

Chancen. Diese Einsicht scheint sich am Markt auch durchzuset-

zen, wie die zuletzt zwar von einem niedrigen Niveau aus kom-

mende, aber sukzessive steigende Anzahl von Börsengängen und

Kapitalerhöhungen indiziert hat. Somit steht aus meiner Sicht klar

fest: An einer stärkeren Zuwendung zur Aktie führt kein Weg vor-

bei. Weder für Emittenten, noch für Investoren. ■

René Parmantier ist CEO der ODDO SEYDLER BANK AG.

4 7W A C H S T U M I S T V I E L F ä L T I G

Renditeerwartungen erwarten Investoren, vom Unternehmen

kontinuierlich, rechtzeitig, wahrheitsgemäß und vollständig über

seine wirtschaftliche Entwicklung informiert zu werden. Dies

erfolgt zum einen über die gesetzlichen sowie für das gewählte

Börsensegment vorgeschriebenen Pflichtinformationen wie

Ad-hoc-Meldungen oder Geschäftsberichte. Darüber hinaus

aber auch über Investorenveranstaltungen in Form von Manage-

ment-Roadshows, Investoren-Konferenzen, Investorenbriefen

und Medienbeiträgen.

Diese Informationen zu erfassen, aufzubereiten und zielgerich-

tet zu verbreiten sowie der stetige Dialog mit den Investoren er-

fordert vom Unternehmen signifikante Investitionen in den Aus-

bau ihres Finanz- und Berichtswesen inklusive der notwendigen

Planungs-, Steuerungs- und Kontrollsysteme. Nicht zuletzt sind

Abteilungen für Investor Relations und Compliance aufzubauen.

V iele Unternehmer fragen, ob der Ka-

pitalmarkt nicht eine Nummer zu groß

für sie ist. Diese Frage objektiv zu be-

antworten, gehört zu den wesentlichen

Dienstleistungen der Emissionsbank im

Zusammenspiel mit weiteren Transakti-

onsberatern wie zum Beispiel Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern

und Kommunikationsberatern. Im Kern geht es darum, Aufwand

und Nutzen eines möglichen Kapitalmarktantritts zu analysieren

und dabei mit den Entwicklungsplänen des Unternehmens und

seiner Gesellschafter abzugleichen.

Einer der wesentlichen Aspekte dieser Analyse umfasst die

grundsätzlichen Anforderungen des Kapitalmarkts und der In-

vestoren an die Informationspolitik der mitteständischen Emit-

tenten. Denn ganz unabhängig von ihren grundsätzlichen

WER KAPITAL BRAUCHT,

MUSS LIEFERN

Von Sascha Rinno Mittelständische Unternehmer hinterfragen hinsichtlich einer möglichen Finan-

zierung über den Kapitalmarkt häufig, ob der hohe Aufwand, die Kosten, die Wahrnehmung in

der Öffentlichkeit, die Mitsprache externer Institutionen sowie ein möglicher Kontrollver-

lust überhaupt im Einklang mit den Vorteilen einer derartigen Finanzierung stehen.

4 8 W A C h S T U M I S T v I E l F ä l T I G

Finanzierungsinstrument und Unternehmensbild in der Öffentlich-

keit – verbunden mit direkten Folgen für den Unternehmenswert.

letztlich kann dies dazu führen, dass das emittierte Kapitalmarkt-

instrument eine derart negative Ausstrahlung entwickelt, dass

es möglichen weiteren Finanzierungsüberlegungen mit Blick auf

den Kapitalmarkt im Wege steht. Eines der ursprünglichen Ziele

des Kapitalmarktantritts, nämlich die Quellen der Unternehmens-

finanzierung zu diversifizieren, ist dann gefährdet.

Besser, als dem Aufwand der Kapitalmarktkommunikation aus-

zuweichen, ist es, die Informationsanforderungen der Investoren

als Chance zu begreifen. Denn eine dem Kapitalmarkt angemes-

sene Informationspolitik zu verfolgen, unterstützt das Unterneh-

men in seiner weiteren Professionalisierung auf allen Ebenen und

Funktionsbereichen, ermöglicht die Nutzung vielfältiger Finan-

zierungsoptionen des Kapitalmarkts und unterstützt somit den

Wachstumsplan des Unternehmens. Der Gründer und vorstands-

vorsitzende eines vor einigen Jahren via Börsengang erfolgreich

am Kapitalmarkt eingeführten Unternehmens formuliert es wie

folgt: „Ohne den Börsengang und die damit einhergehende Pro-

fessionalisierung hätte unser Unternehmen die geplante Wachs-

tumsstrategie niemals umsetzen können – das ist ganz klar.“ ■

Sascha Rinno ist head of Capital Markets bei der ICF BANK AG

Wertpapierhandelsbank.

In der Praxis ist festzustellen, dass insbesondere mittelständisch

geprägte Emittenten in niedrig regulierten Börsensegmenten ihre

Informationsversorgung nach einer Emission oft vernachlässigen.

Zum Zeitpunkt der Emission wird unter Anleitung der Emissions-

bank und der Kommunikationsberater noch umfassend zur aktu-

ellen Geschäftssituation und den strategischen Perspektiven des

Unternehmens berichtet – im Sinne einer optimalen vermarktung

der Aktie, Anleihe oder eines anderen Finanzinstruments. Doch

bereits unmittelbar nach der Transaktion werden oftmals nur noch

die vorgeschriebenen Mindeststandards erfüllt.

Nicht selten spiegelt sich dieses passive Informationsverhal-

ten in einer negativen Kursentwicklung des emittierten Finan-

zierungsinstruments, einer geringen handelsliquidität, einer

hohen Schwankungsanfälligkeit im Sekundärmarkt. Nicht zu un-

terschätzen ist auch eine Beeinträchtigung der Reputation von

„Viele Unternehmen vernachlässigen ihre Informations-pflichten.“

4 9W A C h S T U M I S T v I E l F ä l T I GW A C h S T U M I S T v I E l F ä l T I G

Mittelstandsanleihen: Ein zweiter Blick lohnt

ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde.

Das sind große Abwärtsbewegungen, zu-

mal in einem Anleihesegment.

Naturgemäß – und das geht in der öffentlichen Debatte leider

unter – eröffnen solche Spreizungen auch attraktive Chancen:

Immerhin 64 Titel notieren um oder über 100 Prozent, bei sehr

attraktiven Coupons. Die von Kursrückgängen stark betroffenen

Papiere weisen durchgängig Restrenditen jenseits der 10 Prozent

p.a. aus, auch da lohnt sich ein zweiter Blick. Hier zu investieren

erfordert aber grundsätzlich eine hohe Risikoneigung und zudem

eine gründliche Auseinandersetzung mit den Einzelwerten – das

zeigt auch die einschlägige EDG Risikoklassifizierung sehr deutlich.

Transparenz ist in solchen Märkten besonders wichtig, um nicht

einem Phänomen zu erliegen, das der US-Volkswirt George A.

Akerlof im Jahr 1970 unter dem eingängigen Titel „The Market for

Lemons‘“ beschrieben hat: In Märkten mit hoher Informationsa-

symmetrie werden gute Qualitäten herausgedrängt. Für die In-

transparenz verlangen Käufer hohe Preisabschläge. Diese werden

aber nur von den Verkäufern akzeptiert, die die schlechte Qua-

lität ihrer Produkte kennen. Anbieter guter Qualitäten bleiben ei-

nem solchen Markt dagegen fern. Käufer müssen dies antizipieren,

fordern noch höhere Abschläge, was wiederum weitere Verkäufer

aus dem Markt hält. Im Extremfall kommen solche Märkte zum

Erliegen. Diesem Phänomen der „adversen Selektion“ kann man

M ittelstandsfinanzierung ist ein at-

traktives Geschäftsfeld für viele

Banken mit vergleichsweise guten

Zinsüberschüssen. Von den Mit-

telständlern mit über 50 Beschäf-

tigten scheiterten 2013 nur 3 Pro-

zent bei ihren Kreditverhandlungen an den Banken, wie das KfW

Mittelstandspanel 1 zeigt. Über Einlagen und Sparbriefe können In-

vestoren derzeit nicht an den Zinserträgen aus dem Mittelstands-

geschäft profitieren. Es ist nachvollziehbar. Entsprechend groß ist

das Interesse, direkt in das Segment zu investieren.

HETEROGENER MARKT – ERHEBLICHE

VERLUSTE, ABER AUCH CHANCEN

Wie in letzter Zeit oft zu lesen ist, sind diese Investitionen nicht im-

mer erfreulich verlaufen. So musste der Micro Bond Index (MiBoX)

seit seiner Auflegung im März 2012 ein Minus von knapp fünf

Prozent 2 verbuchen. Andererseits hat der Bank of America Merrill

Lynch EUR non Financial High Yield Constraint Index im gleichen

Zeitraum über 28 Prozent zugelegt. Die EDG hat ein Universum

von 104 Mittelstandsanleihen untersucht, die auf finanztreff.de bei

den verschiedenen deutschen Börsen geführt wurden 3. Von

diesen Anleihen notierten 28 unter 90 Prozent des Emissions-

kurses, davon 11 unter 50 Prozent. Darin sind 19 von 23 Ti-

teln schon nicht mehr enthalten, bei deren Schuldnern bereits

1 Tabellenband zum KfW Mittelstandspanel 2014, Tab. 182 Stand: 5. November 2014, MiBoX ist Eigentum der Anleihe Finder GmbH und wird von der Solactive AG ermittelt3 Stand: 6. November 2014

5 0 W A C H S T U M I S T V I E L F ä L T I G

durch die Preispolitik nicht wirksam begegnen. Man muss

solche Risiken ablehnen.

Banken haben die Möglichkeit, sich vom Schuldner vertraulich In-

formationen geben lassen – bei der Kreditvergabe und fortlaufend.

Verschlechtert sich die Lage erheblich, haben sie zudem meist ver-

tragliche Eingriffsmöglichkeiten. Die in der Regel höhere Verzin-

sung, die Banken von Mittelständlern erhalten, ist nicht die oben

beschriebene Intransparenzprämie, sondern kompensiert sie für

die Kosten der Informationsbeschaffung und die vergleichsweise

geringe Handelbarkeit des Kredits. Gemäß Akerlofs These wer-

den nun gerade die Schuldner, die bei Banken sehr hohe Verzin-

sungen zahlen müssen oder gar keinen Kredit mehr bekommen,

das Mittelstandssegment nutzen wollen. Wer dieser strukturbe-

dingten Tendenz mit weiteren Zinsaufschlägen begegnet, han-

delt mit Zitronen.

DURCH HÖHERE TRANSPARENZ KANN SICH

DER MARKT WEITERENTWICKELN

Begegnet man der Informationsasymmetrie, wird der Markt auch

für breitere Anlegerschichten attraktiv. Privatanleger können sol-

che Informationen nicht zu vernünftigen Kosten beschaffen und

auswerten. Diese Aufgabe müssen spezialisierte Dienstleister

übernehmen, außerdem spielen aktive institutionelle

Investoren eine wichtige Rolle. Sie stehen sowohl in puncto

Effizienz als auch Treffsicherheit der Informationsauswertung im

Wettbewerb mit den Banken. Letztere können darauf zählen, das

Kreditgeschäft von der Pike auf zu kennen, über erfahrenes Per-

sonal, spezielle Prüfprozesse und gerade bei langjährigen Kunden

über eine umfangreiche Datenbasis zu verfügen. Andererseits ist

der Wettbewerb um den einzelnen Kreditnehmer unter den Ban-

ken nur eingeschränkt, nicht zuletzt, weil die Informationsbeschaf-

fung für beide Seiten sehr aufwändig ist. Einen kompetitiven Pro-

zess unter ausreichend vielen Banken werden wohl nur wenige

Mittelständler stemmen können. In einem solchen unvollkomme-

nen Markt schlummern gemeinhin Effizienzpotenziale. Jedenfalls

bei anderen Gütern hat man die Informationsbedingungen gut in

den Griff bekommen, wie beispielsweise der große private Auto-

markt im Internet zeigt.

Sowohl Investoren als auch Kreditnehmer profitieren, wenn sich

das Mittelstandssegment weiterentwickelt. Die Anlaufschwierig-

keiten und strukturellen Herausforderungen sollte man angehen,

statt das Segment abzuschreiben. ■

Dr. Ralf Kauther ist Geschäftsführer der vwd Vereinigte

Wirtschaftsdienste GmbH.

Von Ralf Kauther Von einer Weiterentwicklung des börslichen Mittelstandssegments können so-

wohl Investoren als auch Kreditnehmer profitieren. Dabei muss aber beachtet werden,

dass der Markt eine hohe Transparenz benötigt. Sonst ist die Gefahr groß, mit Zitronen

zu handeln.

”Die strukturellen Heraus forder ungen sollte man angehen, statt das Segment abzuschreiben.“

5 1W A C H S T U M I S T V I E L F ä L T I GW A C H S T U M I S T V I E L F ä L T I G

INVESTITION IN DIE ZUKUNFT

Von Doris Brelowski und Andreas Küppers Bei Gründungen ein

klassisches Problem: Die Idee ist da, das Ge-

schäftskonzept geschrieben, nur das Kapital

zur Umsetzung schwer zu finden. Fehlt es an ei-

genen Mitteln, sind neben Business Angel- oder

Venture-Capitalist-Finanzierung auch Bankkredite

eine Option. Für viele Jungunternehmer ist dieser

Weg jedoch schwierig, wenn sie keine ausreichen-

den Sicherheiten bieten, zumal Banken gerade bei

kleinen Finanzierungen oft zögern. Zum Glück für

hiesige Start-ups hat die Frankfurter Kommunal-

politik das Problem erkannt.

Die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH

hat Ende 2008 den fraktionsüber­

greifenden Auftrag der Stadtverord­

netenversammlung erhalten, ein Kon­

zept zu Erleichterung der Finanzierung

von Klein­ und Kleinstgründern zu ent­

wickeln. Da die Frankfurt School mit ihren International Advisory

Services bereits langjährige Erfahrung in der internationalen

Mikrofinanzierung hatte, wurde sie mit einer Studie beauftragt. Die

Angebotsseite für kleine Geschäftskredite wurde in Interviews mit

einem Dutzend Banken und die Nachfrageseite mit einer Befra­

gung von hundert Gründungsunternehmen analysiert. Auf Basis

der Ergebnisse der „Mikrofinanzstudie in Frankfurt“ vom September

2009 wurde das Konzept des Frankfurter Gründerfonds entwickelt.

Im Frühjahr 2010 erteilten BaFin und Hessisches Ministerium des

Innern die Genehmigungen für das Programm.

Ausgestattet von der Stadt Frankfurt mit 3 Millionen Euro ging

der Frankfurter Gründerfonds als Projekt der Wirtschaftsförderung

Frankfurt GmbH im Juni 2010 an den Start. Mit Beratung und Bürg­

schaften für ihr Bankdarlehen bis zu 50.000 Euro werden Gründer

und junge Unternehmen aus Frankfurt am Main, die seit maximal

fünf Jahren am Markt sind, unterstützt. Je nach Vereinbarung mit

der Hausbank sind bis zu zwei Jahre tilgungsfreie Zeit und eine

Laufzeit bis zu sechs Jahren möglich.

Interessenten reichen ihren Businessplan und weitere Unter­

lagen beim Projektpartner der Wirtschaftsförderung ein, dem

„Der Frankfurter Gründerfonds will das langfristige Bestehen der Gründer am Markt sichern.“

5 2 W A c H S t U M I S t V I E L F ä L t I G

INVESTITION IN DIE ZUKUNFT

Gründerfondsbüro der Frankfurt School Financial Services GmbH.

Es fungiert als zentrale Leitstelle, berät die Kunden und empfiehlt

sie bei positiver Beurteilung zur Bürgschaft. Die Bürgschaftsbank

Hessen ist zweiter Projektpartner. Sie prüft ihrerseits die Konzepte

und reicht bei Zustimmung nach wenigen Arbeitstagen eine Bürg­

schaftszusage an die Kunden aus, mit der diese ihr Bankdar lehen

individuell verhandeln können. Im besten Fall und wenn alle Unterla­

gen vorhanden sind, nimmt der gesamte Prozess nur vier Wochen

in Anspruch.

Die Fondsmittel werden somit einerseits für Bürgschaften einge­

setzt, ausgereicht von der Bürgschaftsbank Hessen für 80 Pro­

zent der Kreditsumme. Für die restlichen 20 Prozent übernehmen

die acht Partnerbanken des Frankfurter Gründerfonds das Risiko.

Partnerbanken sind die commerzbank AG, die Frankfurter Spar­

kasse 1822, die Frankfurter Volksbank eG, die Isbank, die Naspa

Nassauische Sparkasse, die Oyak Anker Bank, die taunus­Spar­

kasse, die Volksbank Griesheim eG sowie die Volksbank Höchst eG.

Andererseits soll mit den Fondsmitteln das langfristige Beste­

hen der Gründer am Markt gesichert werden. Ein großer Vorteil

des Programms liegt daher neben der Beratung vor dem Bank­

gespräch in den vierteljährlichen checks der Geschäftszahlen

über die gesamte Kreditlaufzeit hinweg. Diese Services sind für

Gründer kostenlos. Ziel der intensiven

Nachbetreuung über mehrere Jahre

hinweg ist die Nachhaltigkeit von

Gründungen – und damit auch der

nachhaltige Nutzen der eingesetzten

kommunalen Fördermittel.

Frankfurt am Main ist bundesweit die einzige Stadt, die mit dem Frank­

furter Gründerfonds ein Bürgschaftsprogramm in Kombination mit

Beratung vor dem Bankgespräch und Nach­coachings über die ge­

samte Kreditlaufzeit – kostenlos für die Gründer – zur Verfügung stellt.

Schaut man die Fallzahlen und Kreditsummen an, mag das nicht viel

erscheinen. Die psychologische Wirkung in der Gründerszene ist je­

doch nicht zu unterschätzen. Der Fonds wird häufig gelobt und als teil

des guten Umfelds für Start­ups in Frankfurt hervorgehoben. Im ge­

samten Netzwerk der Frankfurter Gründungsberatungseinrichtungen

und mit verschiedenen Marketingmaßnahmen wird laufend über das

Förderprogramm informiert. Für die Partnerbanken stellt der Frank­

furter Gründerfonds gute Imagewerbung und eine Zukunftsinvestition

in die künftig wachsenden Kundenunternehmen dar.

Hinter den 361 Nach­coachings verbirgt sich der größte Wert des

Frankfurter Gründerfonds für die geförderten Unternehmen und

die Wirtschaft. In vielen Fällen konnten dank der vierteljährlichen,

regelmäßigen Begleitung kritische Situationen frühzeitig erkannt

und aufgefangen werden. Nach der Beratung im Gründerfonds­

büro bei der Frankfurt School sind etliche Firmen am Markt ge­

blieben, die sonst wahrscheinlich gescheitert wären.

Die Steuermittel, die hier von der Stadt Frankfurt eingesetzt wer­

den, zeigen damit bereits jetzt nachhaltige, positive Auswirkun­

gen. Es wäre schön, wenn viele Kommunen im Rhein­Main­Gebiet

das Förderprogramm ebenfalls anbieten. Das Konzept und die In­

frastruktur sind vorhanden. Schon mit rund 1 Million Euro Fonds­

volumen kann man starten. ■

Doris Brelowski ist Leiterin Existenzgründungsprojekte bei der

Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH.

Andreas Küppers ist Director Start­up Financing bei der Frankfurt

School Financial Services GmbH.

Der Frankfurter Gründerfonds in Zahlen 15. Juni 2010 bis 31. Dezember 2014

Beim Gründerfondsbüro sind bislang 486 Voranfragen

und 170 Anträge eingegangen. Davon erhielten 68 Un­

ternehmen eine Kreditzusage der Partnerbanken. Insgesamt

105 An träge wurden abgelehnt oder von den Antragstellern

zurückgezogen. Letztlich wurden 68 Bürgschaften ausge­

reicht. Das insgesamt ausgereichte Bürgschaftsvolumen liegt bei

1.773.783 Euro, das durchschnittliche Bürgschafts­

volumen pro Fall bei 28.600 Euro. Bisher waren

4 Bürgschaftsausfälle zu verzeichnen. Das entspricht bei knapp

67.000 Euro bezogen auf das ausgereichte Bürgschafts­

volumen einer Ausfallquote von 3,8 Prozent.

„Der Frankfurter Gründerfonds will das langfristige Bestehen der Gründer am Markt sichern.“

5 3W A c H S t U M I S t V I E L F ä L t I GW A c H S t U M I S t V I E L F ä L t I G

Von Moritz von der Linden Gerade mittelständische Unternehmen kämpfen aufgrund ihrer geringeren

Bonität mit steigenden Finanzierungskosten und erschwertem Zugang zu Krediten. Supply Chain

Finance (SCF) Lösungen basieren auf einer ganzheitlichen unternehmerischen Orientierung an

den Kapitalflüssen innerhalb der Lieferkette. Verbriefungen von Handelsforderungen sind

damit auch eine interessante Anlage für geldmarktnahe Investoren.

A nleger im Geldmarkt schätzen ver-

lässliche und längerfristige Anlage-

formen, damit Gelder gemäß den

Fonds kriterien nicht öfter umge-

schichtet werden müssen – was zu

höheren Kosten führt. So haben

Money Market Fonds einen Großteil Ihrer Anlagen bisher z.B. in

Staatsanleihen bestritten. Mit sinkenden Zinsen sind diese Anle-

ger auf der Suche nach vergleichbaren Assets, die bei vergleich-

bar geringem Risiko eine gewisse Minimumverzinsung bieten, um

die Renditeziele der jeweiligen Fonds erfüllen zu können.

CRX Markets bietet Geldmarktinvestoren Zugang zu kurzfristigem

Unternehmensrisiko in Form verbriefter Handelsforderungen. Ab-

nehmer von Waren und Dienstleistungen validieren die Forderun-

gen ihrer Lieferanten, der Investor kann damit auf das gute Rating

des Abnehmers abstellen. Begeben als Zero Coupon Anleihe mit

Laufzeiten zwischen 30 und 90 Tagen bieten diese Papiere einen

interessanten Pick-Up über vergleichbare Anlagen im Geldmarkt.

Abnehmer und Lieferanten verfolgen beide das Ziel einer rollieren-

den Finanzierung, um größtmögliche Stabilität der Supply Chain

Aus Forder ungenwird Liquidität

5 4 W A C H S T U M I S T v I e L F ä L T I G

„Mittelständler suchen nach flexiblen und attraktiven Alternativen.“

Alle Finanzierungsinstrumente, die von CRX Markets angeboten

werden, setzen auf dem Approved Payable Finance (APF) Konzept

auf. APF setzt voraus, dass der Abnehmer die Forderungen des

Lieferanten im vorfeld der Finanzierung validiert und dadurch eine

Zahlungsintention („promise to pay“) ausspricht. Durch die validie-

rung der Rechnung kann der Lieferant das Credit enhancement

des Abnehmers für sich nutzen und somit günstigere Finanzie-

rungskonditionen erreichen. Der automatische validierungsprozess

von CRX Markets gewährleistet eine „audit-proof“ Finanzierung

von Handelsforderungen für den Abnehmer mit frühzeitiger Liqui-

dität für den Lieferanten.

Rollierend am Kapitalmarkt platzierte Wertpapiere dienen mittel-

ständischen Unternehmen als langfristige Finanzierungsquelle für

ihr Umlaufvermögen und Investoren als langfristige Anlagealterna-

tive im Geldmarkt. ■

Moritz von der Linden ist vorstand der CRX Markets S.A.

und die individuelle Finanzierungssicherung einzelner Lieferanten

zu gewährleisten. Kongruent entsteht dadurch für die Investoren

die längerfristige Anlageform, nach der sie suchen. Beide Seiten

profitieren nachhaltig von dieser Finanzierungslösung.

CRX Markets, als führender Anbieter für Supply Chain Finance

(SCF) Lösungen, bietet alternative Finanzierungsmöglichkeiten,

die bankunabhängig, flexibel, skalierbar und schnell implemen-

tierbar sind. Die Nachfrage nach kapitalmarktorientierter Betriebs-

mittelfinanzierung zeigt, dass viele mittelständische Unternehmen

eine ergänzung zu bestehenden Bankfinanzierungen und Facto-

ringlösungen suchen. Durch eine stärkere Diversifizierung der Fi-

nanzierungsquellen können Abnehmer und Lieferanten Abhängig-

keiten verringern und möglichen Finanzierungslücken vorbeugen.

Folgende Supply Chain Finance Lösungen bietet CRX Markets Ab-

nehmern und Lieferanten:

❙ Dynamic Discounting ist eine Innovation des bekannten

Skonto modells (10 Tage – 2 Prozent) zu einem flexiblen Skonto-

verlaufs, welche es Lieferanten erlaubt, vom Abnehmer validierte

Forder ungen über die gesamte Laufzeit durch den Abnehmer

selber vorzeitig zu finanzieren.

❙ Bank APF ist ein Single oder Multi-Bank Programm, bei dem

vom Abnehmer validierte Rechnungen direkt von angeschlosse-

nen Banken zu vorher bestimmten Preisen im Rahmen von fest-

gelegten Kreditlinien finanziert werden.

❙ Multi Investor APF bietet Supply Chains die Möglichkeit, als

Wertpapier verbriefte Forderungen am Kapitalmarkt zu verkaufen.

5 5W A C H S T U M I S T v I e L F ä L T I GW A C H S T U M I S T v I e L F ä L T I G

T rotz historisch niedriger Leitzinsen fällt es

vielen mittelständischen Industrieunter-

nehmen zunehmend schwerer, Bankkre-

dite und Absatzfinanzierungen zu kom-

petitiven Finanzierungskonditionen zu

erhalten. Dies lässt sich maßgeblich mit

einer verschärften Regulierung und damit einhergehenden stren-

geren Eigenkapitalanforderungen an Banken begründen, denn da-

mit ist die Vergabe von neuen Krediten bei vielen Banken aus die-

ser Sicht limitiert. Zusätzlich sinkt weiterhin infolge der Finanz- und

Bankenkrise das allgemeine Vertrauen in die Bankenlandschaft. In

diesem Umfeld prüfen Unternehmen verstärkt Alternativen zum klas-

sischen Bankkredit und streben insgesamt eine stärkere Banken-

unabhängigkeit an – auch wegen der begrenzten kurzfristigen An-

lagemöglichkeiten liquider Mittel.

Neben bekannten Alternativen wie Asset Backed Transaktionen oder

der Emission von handelbaren Fremdkapitalinstrumenten ist in jüngs-

ter Vergangenheit der Trend zu beobachten, dass Unternehmen eine

eigene Bank gründen oder die Lizenz einer etablierten Bank erwer-

ben. Die Gründe hierfür liegen nicht ausschließlich in alternativen Re-

finanzierungsmöglichkeiten, sondern auch darin, unabhängiger von

Banken zu werden, weiteres Kundenpotenzial auszuschöpfen, die

Kundenbindung zu stärken und neue Ertragsquellen zu erschließen.

Die Automobilindustrie gilt als Vorreiter im Bereich der Industrie-

banken. In Deutschland wird aktuell mehr als jedes zweite gekaufte

Fahrzeug geleast oder finanziert. Davon halten die herstellergebun-

denen Finanzierer einen Marktanteil von über 60 Prozent und tra-

gen im Durchschnitt zu etwa 20 Prozent der Vorsteuergewinne Ihrer

Mutterkonzerne bei. Mit Hilfe der Banklizenz haben die Unternehmen

Industriebanken machen unabhängig

Von Max Weber und Christopher Ley Industrieunternehmen wollen unabhängiger werden von Banken und be-

ginnen vermehrt, eigene Institute zu gründen. Das ermöglicht es ihnen, vieles selbst zu machen,

von der Absatzfinanzierung bis zur eigenen Projektfinanzierung.

5 6 W A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I G

„Mit einer Banklizenz haben Unternehmen direkten Zugang zum Kapitalmarkt und zur Zentralbank.“

zum einen direkten Zugang zum Kapitalmarkt und zur Zentralbank

und können der Konzerngruppe zum anderen Tages- und Festgeld-

produkten anbieten. Damit erhalten sie neue und diversifizierte Mög-

lichkeiten zur Refinanzierung.

Neben der weiteren Professionalisierung der Treasury-Funktiona-

litäten entwickelt sich die Gründung einer eigenen Bank daher für

viele Unternehmen aus anderen Industrien zu einer strategischen

Option. So verkündete der schwäbische Maschinenbauer Trumpf

im Jahr 2014 die Eröffnung der eigenen Universalbank mit Fokus

auf die Absatzfinanzierung für die eigenen Maschinenkunden. Ne-

ben der reinen Absatzfinanzierung ergeben sich mit einer Banklizenz

noch weitere Möglichkeiten, wie die Sicherung des Lieferantennetz-

werks oder die Finanzierung von Großprojekten. Unter diesen Über-

legungen können auch die Bankgründungen bei Siemens oder der

Bankenerwerb bei Airbus verstanden werden.

Ferner können sich die Unternehmen alternative Finanzierungskon-

zepte erschließen, insbesondere indem sie Einlagen hereinnehmen

oder EZB-Fazilitäten nutzen. Zwar ist eine einfache Weiterleitung von

am Markt aufgenommenen Einlagen oder sonstigen Mitteln in den

Industriekonzern aufgrund der Großkreditbestimmungen nicht ohne

weiteres möglich. Indirekt besteht aber die Möglichkeit, die Bank als

Finanzierungsvehikel für eigene Projekte zu nutzen.

Die Gründung einer Bank ist mehr als nur die Gründung eines neuen

Unternehmens. Es gilt, gesonderte und komplexe regulatorische Vor-

gaben zu beachten – eine Expertise, die in Industrieunternehmen

in der Regel nicht vorhanden ist. Ferner bedarf es eines stringenten

Projektvorgehensmodells. Mit dem „Bank in a Box Model“ hat Ernst

& Young ein integriertes und vollumfassendes Vorgehensmodell zur

Gründung von Banken sowie der Einführung neuer Bankprodukte

entwickelt. Das Modell verbindet in fünf modularen Phasen alle rele-

vanten Schritte beginnend von einem strategischen Business case

über die Konzeptionierung und Lizenzbeantragung bis zum Start

der Geschäftstätigkeit.

Üblicherweise werden im Rahmen einer Vorstudie zunächst die

Geschäftsstrategie, die rechtlichen und aufsichtsrechtlichen Rah-

menbedingungen, alternative Geschäftsmodelle wie auch die ent-

sprechenden Aufbau- und Ablauforganisationen entwickelt und ein

strategischer Business case erstellt. Hierzu greift Ernst & Young auf

Simulationstools zurück, um die entsprechenden Bilanz- und GuV-

Effekte sowie Eigenkapitalanforderungen zu simulieren.

Mit einem Leistungsspektrum aus Advisory, Law, Tax sowie

Transaction Advisory Services ist Ernst & Young bestens aufge-

stellt, Industrieunternehmen auf diesen Transformationswegen

spartenübergreifend zu begleiten. So werden bei Bedarf auch

Transaktions- und Bewertungsthemen sowie rechtliche und steu-

erliche Aspekte abgedeckt. Beraten wird in den Bereichen Grün-

dung von Kreditinstituten, Einlagen- und Kreditgeschäft, Aufbau-

und Ablauforganisation von Banken und Leasing-Instituten sowie

bei der Evaluierung von Geschäftsmodellen und darauf aufbau-

ender Business Pläne. ■

Dr. Max Weber ist Partner und Christopher Ley ist Manager im Be-

reich Advisory EMEIA Financial Services bei Ernst & Young GmbH.

5 7W A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I GW A c H S T U M I S T V I E L F ä L T I G

Der Pfandbrief Klassiker mit Potenzial

Von Wolf Schumacher

„Der deutsche Pfandbrief ist Maßstab für Qualität.“

verfügen. Dem Pfandbrief kommt hierbei eine entscheidende Rolle

zu. Dies zeigte sich einmal mehr während der Finanzkrise, in der der

deutsche Hypothekenpfandbrief seine bislang wohl größte Bewäh-

rungsprobe erfolgreich bestand. Selbst auf dem Höhepunkt der Ver-

trauenskrise an den Finanzmärkten kauften Investoren Pfandbriefe.

Für Banken erweist sich der Pfandbrief auch in der derzeitigen volati-

len Marktlage als zuverlässiges Refinanzierungsinstrument. Er ist da-

mit Kernbestandteil einer zukunftsfähigen Bankstrategie.

Den rechtlichen Rahmen für die Begebung von Pfandbriefen gibt es in

Deutschland schon seit nahezu 250 Jahren. Auf dieser Basis hat sich

der Pfandbriefmarkt für Emittenten und Investoren zu einem entschei-

denden Standortvorteil für den deutschen Kapitalmarkt und die deut-

sche Wirtschaft entwickelt. Angetrieben von diesem Erfolg haben seit

Anfang der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts nahezu

alle europäischen Länder nationale Gesetze für gedeckte Schuldver-

schreibungen (Covered Bonds) eingeführt. Auch wenn eine Reihe

von Grundprinzipien der verschiedenen Covered Bonds ähnlich sind,

unterscheiden sich die einzelnen Gesetze und deren Verankerung

in den nationalen Rechtsnormen teilweise deutlich.

Die Europäische Kommission hat Anfang 2014 ihre nächsten Schritte

auf dem Weg zu einer europäischen Harmonisierung auf diesem Ge-

biet festgelegt. Dabei soll unter anderem eine Auswirkungsstudie

zu den Vorteilen eines EU-Rahmens für gedeckte Schuldverschrei-

bungen auf den Weg gebracht werden. Offen ist, in welcher Form

und in welchem Umfang eine Angleichung der verschiedenen Ge-

setzgebungen sinnvoll ist. Aus

Sicht einer deutschen Pfand-

briefbank sollte man bei der

angestrebten Vereinheitlichung

die nationalen Besonderheiten bewahren. Auf diese Weise kann In-

vestoren ein Mindestmaß an Qualität garantiert werden und gleich-

zeitig der Status des deutschen Pfandbriefes als Qualitätsbench-

mark erhalten bleiben. Und es wäre weiterhin die Versorgung der

Wirtschaft mit günstigen Finanzierungsmitteln durch die Pfandbrief-

banken sichergestellt. ■

Dr. Wolf Schumacher ist Vorsitzender des Vorstands der Aareal Bank AG.

Selbst auf dem Höhepunkt der Finanz-

krise kauften Investoren Pfandbriefe.

Deren hoher Standard muss auch

im europäischen Rahmen für ge-

deckte Schuldverschreibungen er-

halten bleiben.

Die Nachwehen der Finanzkrise haben nicht nur in der Finanz-

industrie, sondern in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik gleicher-

maßen zu fundamental veränderten Rahmenbedingungen geführt.

Vor allem für Banken hat sich das regulatorische Umfeld dabei

deutlich verschärft. Die zahlreichen

Gesetzesinitiativen, mit denen sich

die Branche auseinandersetzen

muss, haben sich zu einer der zen-

tralen Herausforderungen für den Bankensektor insgesamt und

für die Geschäftsmodelle vieler Institute im Einzelnen entwickelt.

Um in diesem herausfordernden Umfeld nachhaltig erfolgreich zu sein,

bedarf es hoher Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, gleich zeitig aber

auch eines soliden Fundaments. Für Banken ist es dabei nicht nur

entscheidend, dass sie ein ausgewogenes Kreditportfolio vor weisen.

Sie müssen auch über breit diversifizierte Refinanzierungsquellen

5 8 W A C H S t U M I S t V I E L F ä L t I G

4 WACHSTUM IST ÜBERALL

Was international für Wachstum getan wird.

W A C H S t U M I S t V I E L F ä L t I G

bis 201575 Millionenneue Konten

Bankcard

Unfallversicherung

Lebensversicherung

ZIEL

6 0 W a c h s t u m i s t ü b e r a l l

Schon seit fünf Jahrzehnten verfolgt indien

das Ziel, möglichst allen haushalten Zu-

griff auf eine Vielfalt von Finanzdienst-

leistungen zu angemessenen Kosten

bereitzustellen. Derzeit wird die Quali-

tät finanzieller Dienstleistungen auf eine

neue ebene gehoben – die technischen möglichkeiten des mo-

bilen bankgeschäfts oder auch aaDhar cards zur eindeutigen

identifikation auf basis biometrischer Daten machen es möglich.

Zwischen 2001 und 2011 hat sich die Zahl der indischen haus-

halte, die in das formale bankensystem eingebunden sind, von

36 Prozent auf 59 Prozent erhöht. infolge dessen hat sich auch

die Dichte der bankfilialen und Geldautomaten erhöht. auch die

bedeutung des bankkredits im Verhältnis zum bruttoinlandspro-

dukt ist gestiegen. trotzdem nehmen noch immer fast 40 Prozent

der haushalte in indien keine bankdienstleistungen in anspruch –

ein beträchtlicher anteil. Die regierung hat das zum anlass einer

neuen initiative genommen.

PmJDY, die abteilung Finanzdienstleistungen innerhalb des Finanz-

ministeriums in indien, strebt nun an, dass auch die ärmeren be-

völkerungsteile Finanzdienstleistungen in anspruch nehmen kön-

nen. Geplant ist ein bankkonto, verbunden mit einer bankkarte, die

eine unfall- und lebensversicherung umfasst. Die regierung hat

sich bis mitte Januar 2015 das Ziel von 75 millionen neuen Konten

gesetzt – für die state bank of india bedeutet das einen anteil von

15 millionen neuen Konten. Die Zahl der Kontoeröffnungen liegt bei

der state bank of india derzeit bei 150.000 bis 200.000 am tag.

Die herausforderung besteht darin, diesen schwung beizubehal-

ten. eine weitere herausforderung liegt in den Kosten, denn effizi-

ent und profitabel können diese Konten nur geführt werden, wenn

regelmäßig transaktionen durchgeführt und Finanzierungen nach-

gefragt werden. hier bedarf es maßnahmen, um die bildung im be-

reich Finanzen zu erhöhen. Wenn zudem unterstützungszahlun-

gen seitens der regierung auf diese Konten überwiesen werden,

kann dies eine bessere Nutzung fördern.

trotz dieser herausforderungen sind die banken bereit, das Pro-

jekt unter leitung der PmJDY zum erfolg zu führen. so wird ein

wachsender, bisher sozial benachteiligter teil der bevölkerung Zu-

gang zu bankdienstleistungen haben und berechtigt sein, mikro-

kredite zu erhalten. Damit leisten sie ihren beitrag hinsichtlich einer

gerechten Wohlstandsverteilung sowie einer stabilen Gesellschaft

und Wirtschaft. Der bereich Finanzdienstleistung wird damit zur

steigenden Produktivität des landes beitragen und zu verbesser-

tem wirtschaftlichem Wachstum. Der positive beitrag für die nati-

onale entwicklung wird auf lange sicht enorm sein. ■

Arundhati Bhattacharya ist Vorstandsvorsitzende der

state bank of india.

„Noch immer nehmen fast 40 Prozent

der Haushalte in Indien keine Bank-

dienstleistungen in Anspruch.“

Bankkonten für den Fortschritt

Von Arundhati Bhattacharya Der Zugang zu Finanz-

dienstleistungen ist ein Motor für wirt-

schaftliche und gesellschaftliche Ent-

wicklung. Indien setzt sich ehrgeizige Ziele,

das Bankkonto bis in den letzten Winkel

des Landes zu verbreiten.

6 1W a c h s t u m i s t ü b e r a l lW a c h s t u m i s t ü b e r a l l

„Ein konsolidierter Haus-halt ist in der Tat Voraus-setzung für Wachstum.“

Solide auf Kurs Von Luis M. Linde Im Zuge der Finanzkrise hat Spa-

nien große Anstrengungen unternommen,

die negative Entwicklung der Staatsfinan-

zen auszugleichen und zugleich die schwa-

che Wirtschaftsleistung wieder anzuregen.

Heute signalisiert die positive Entwicklung

eine nachhaltige Erholung, die ab 2017

einen Schuldenabbau ermöglicht.

Die spanische Wirtschaft hat in den vergan-

genen Jahren sehr unterschiedliche Pha-

sen durchlaufen: von zunächst starkem

und sich dann abschwächendem Wachs-

tum über ein Abgleiten in die Rezession

letztlich hin zu einer erneuten Erholung.

Bemerkenswert ist dabei die Entwicklung des Staatshaushalts. Von

2005 bis 2007 verzeichneten die Staatsfinanzen einen Überschuss

von 2,2 Prozent des BIP, während die Staatsverschuldung auf 35,5

Prozent sank – einer der niedrigsten Werte in der Europäischen Union.

Gerade als Spaniens Konjunkturzyklus auf dem Zenit stand, brach

2007 die globale Krise aus. Die daraufhin durchgeführten fiskalpo-

litischen Maßnahmen, die der Krise entgegenwirken sollten, erwie-

sen sich als schädlich für Spaniens Staatsfinanzen. Die anschlie-

ßende Eurokrise verschärfte die Lage. Zwischen 2009 und 2012 lag

das Haushaltsdefizit im zweistelligen Bereich und die Staatsschul-

den schossen gemessen an ihrem Tiefstand 2007 um die Hälfte in

die Höhe. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich die Wirtschafts-

leistung sehr schwach und wies seit 2009 deutlich negative Wachs-

tumsraten auf, abgesehen von der kurzlebigen Erholung im Jahr 2010.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurden für die Konsolidie-

rung der Staatsfinanzen große Anstrengungen unternommen. Dies

schließt sowohl die Einnahmen- als auch die Ausgabenseite mit ein.

Im Ergebnis drehte sich das strukturelle Primärdefizit 2012 ins Po-

sitive: Von minus 2,7 Prozent des BIP im Jahre 2011 kommend er-

reichte es 2013 ein Plus von 2,2 Prozent. Nach Angaben des Finanz-

ministeriums und auf der Basis des Budgetentwurfs für 2015 wird

der Primärüberschuss 2014 voraussichtlich bei 2,7 Prozent liegen.

Es wird erwartet, dass sich die Staatsschulden stabilisieren und ab

2017 abgebaut werden können.

Unterstützt durch die günstige Geldpolitik und das gestärkte Ver-

trauen in die Zukunft des Euros bestätigen die Märkte die Bedeutung

dieser Fortschritte. Die Renditen und Risikoaufschläge sind deutlich

zurückgegangen.

Insgesamt hat die Finanzkonsolidierung die Wirtschaft nicht da-

von abgehalten, sich zu erholen. Trotz der kurzfristig dämp-

fenden Wirkung auf die inländische Nachfrage sind eine ge-

ordnete Schuldendynamik und eine Finanzkonsolidierung, die

zu einer intakten Finanzwirtschaft führt, in der Tat eine Vor-

aussetzung für nachhaltiges und langfristiges Wachstum. ■

Luis M. Linde ist Gouverneur der Banco de España.

6 3W A c H S T U M I S T Ü B E R A L L

Das dynamische Wachstum der Bevölke-

rung, die ideale geografische Lage und

der ebenso intakte wie effiziente Ban-

kensektor haben als wesentliche Stär-

ken der Türkei dazu beitragen, Istanbul

als internationales Finanzzentrum aufzu-

bauen. Trotz des eher moderaten Wirtschaftswachstums in der jünge-

ren Vergangenheit ist der türkische Bankensektor weiter gewachsen

und hat sich aufgrund seiner soliden Kapitalausstattung sowie kon-

trollierbarer Risiken seine Widerstandsfähigkeit gegen makroökono-

mische Schocks bewahrt. Die Bilanzsumme der türkischen Banken

erreichte im August 2014 mit rund 862 Milliarden US-Dollar 111 Pro-

zent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Von Cevdet Yilmaz Trotz der globalen Krise konnte

die Türkei in den vergangenen Jahren ihr

Wirtschaftswachstum ankurbeln und ihren

Bankensektor internationalisieren.

Starke Wirtschaft, starke Banken

6 4 W A c h S T U M I S T ü B e R A L L

„Die Wirtschaft der Türkei entwickelte sich nach 2008 ver-gleichsweise gut.“

erfahrung sammeln und Kompetenz entwickeln. Türkische Banken

haben im Ausland Filialen eröffnet und bieten auf dem internationalen

Markt die unterschiedlichsten Finanzdienstleistungen an. Gleichzei-

tig investieren ausländische Investoren bereitwillig in den türkischen

Bankensektor: Zwischen 2002 und September 2004 erreichte die

Gesamtsumme ausländischer Direktinvestitionen 35,2 Milliarden US-

Dollar und machte dabei 29,6 Prozent der gesamten ausländischen

Direktinvestitionen in der Türkei aus.

Gut ausgebildete Fachkräfte, hoch entwickelte IT-Infrastruktur und

ein regulatorischer Rahmen im einklang mit internationalen Stan-

dards gehören zu den wesentlichen Stärken des türkischen Ban-

kensektors. Die Wachstumsstärke der Wirtschaft, die dynami-

sche Demographie, das Potenzial von Istanbul als internationales

Finanzzentrum und von zinsfreiem Banking, der steigende An-

teil der Schwellenländer an der Weltwirtschaft sowie Innovatio-

nen in Technologie und Zahlungssystemen können als chancen

für den türkischen Bankensektor zusammengefasst werden. ■

Dr. Cevdet Yilmaz ist entwicklungsminister der Türkei.

Die Türkei gehört zu den Ländern, die sich nach der globalen Krise

2008 vergleichsweise gut entwickelt haben. Noch in den 1990er-Jah-

ren war die Türkei von ökonomischer und politischer Instabilität mit

schweren makroökonomischen Schwankungen geprägt. Doch mit

Beginn dieses Jahrhunderts führte sie zahlreiche ehrgeizige Struk-

turreformen durch: Unter anderem wurden der Bankensektor re-

strukturiert, die Unabhängigkeit der Zentralbank gesichert und die

mehrjährige Budgetplanung eingeführt. Diese Reformen und die er-

folgreiche Umsetzung der Wirtschaftspolitik haben die wirtschaft-

liche entwicklung angetrieben. Und das Finanzsystem stellte wäh-

rend der weltweiten wirtschaftlichen Turbulenzen seine Stärke unter

Beweis. Nach der globalen Wirtschaftskrise wurden mit Blick auf die

Finanzstabilität neben effizienz und Größe des Bankensystems auch

die Positionen in den Bilanzen sowie ihre Qualität zu wichtigen he-

rausforderungen. Auch deshalb hat die Türkei in den vergangenen

Jahren eine Reihe makroprudenzieller Maßnahmen mit dem Ziel er-

griffen, die Konsumentenkredite einzudämmen und Nachhaltigkeit

auf makroökonomischer ebene herzustellen.

Im Zuge der globalen Integration konnte der türkische Bankensek-

tor in den vergangenen Jahren jenseits der eigenen Landesgrenzen

862Mi l l ia rden US-Dol la r

Die Bilanzsumme der türkischen Banken:

6 5W A c h S T U M I S T ü B e R A L LW A c h S T U M I S T ü B e R A L L

Von Bernd Meist und Maximilian Habsburg-Lothringen

Die Rolle der chinesischen Staatsbanken

innerhalb der deutschen Wirtschaft hat

seit der chinesischen „Reform und Öff-

nung“ stetig an Bedeutung gewonnen. Mit

der Etablierung des Clearing Centers und

der angestrebten Internationalisierung des

Renminbi wurde 2014 ein einschneidender

Schritt nach vorne getan.

Eckpfeiler des handels

„Der Handel mit China eröffnet eine breite Nachfrage nach Außenhandelsfinanzierungen.“

6 6 W a c h s t u m i s t ü b e r a l l

1 Popp, stephan (1996): multinationale banken

im Zukunftsmarkt Vr china – erfolgsfaktoren

und Wettbewerbs strategien, s. 17.

2 mainland china banking survey 2013,

KPmG.

3 Vgl. china contact, 2014, heft 18, beitrag

von lutz raettig.

China verfügte bis zur Zeit der soge-

nannten „reform und Öffnung“ über

ein hochzentralisiertes bankensys-

tem, in dem die chinesische Zent-

ralbank (Zhongguo renmin Yinhang)

gemeinsam mit zwei weiteren staats-

banken den nationalen markt abdeckte 1. heute wird der ban-

kenmarkt von vier zentralen spielern dominiert, die im vergan-

genen Jahr etwa zwei Drittel des marktes der handelsbanken,

gemessen an Kredit und einlagenvolumina, bedienten 2. Ken-

nern der branche werden die Namen „agricultural bank of china“,

„china construction bank“, „bank of china“ und „industrial and

com mercial bank of china“ ein begriff sein.

aktuell ist jedes dieser vier Kreditinstitute in Deutschland vertre-

ten. Die bank of china (Zhongguo Yinhang), die mit dem neu eta-

blierten „renminbi clearing center“ über ein wirtschaftlich be-

deutendes Dienstleistungsangebot verfügt, ist beispielsweise seit

1989 in Frankfurt tätig.

Die hauptaktivität der chinesischen staatsbanken liegt derzeit

im bereich der lang- und mittelfristigen Kreditvergabe und der

handelsfinanzierung.

so eröffnen boomende außenhandelszahlen der bundesrepublik

mit china eine breite Nachfrage nach außenhandelsfinanzierun-

gen, die von chinesischen banken auf die speziellen bedürf-

nisse der Kunden zugeschnitten werden. aber auch für deutsche

unternehmen, die bereits im Wachstumsmarkt china etabliert

sind, spielen die staatsbanken eine wichtige rolle. so betreuen

chinesische banken mittlerweile zahlreiche Dax-, mDax- und

sDax-unternehmen, die mit den vier handelsbanken Kenner der

chinesischen Wirtschaft und des chinesischen Finanzplatzes ge-

winnen, die brücken bauen können.

schließlich ergibt sich mit der eröffnung der renminbi-clearing-

stelle künftig eine handelserleichterung für deutsche mittelständ-

ler, die renminbi-überweisungen nunmehr über ein Kreditinstitut

vor Ort tätigen können. unternehmen können so ihr liquiditäts-

management optimieren und sich einen attraktiven Zugang zum

chinesischen interbankenmarkt sichern. Die schon heute prak-

tizierte möglichkeit, deutsche unternehmensanleihen in ren-

minbi zu emittieren, erschließt deutschen Großunternehmen all-

mählich den derzeit noch quotierten Zugang zum chinesischen

Kapitalmarkt 3. ■

Bernd Meist ist Geschäftsleiter und Maximilian Habsburg-

Lothringen ist risk analyst bei der bank of china ltd. Zweig-

niederlassung Frankfurt am main Frankfurt branch.

6 7W a c h s t u m i s t ü b e r a l lW a c h s t u m i s t ü b e r a l l

HerausgeberFrankfurt Main Finance e. V.Zum Laurenburger Hof 7660594 Frankfurt am MainTelefon: + 49 69 · 94 41 80 31Telefax: + 49 69 · 94 41 80 19www.frankfurt-main-finance.com

VerantwortlichHubertus Väth

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DruckDruck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Auflage: 2.000 Exemplare

Frankfurt, März 2015

… Menschen leben in der Metropolregion FrankfurtRheinMain.

55 MIO.

… Beschäftigte arbeiten in der Metropolregion FrankfurtRheinMain im Finanzsektor.

137.000

… Besucher übernachten jährlich in der Stadt.

7 MIO.

… Euro beträgt die Bilanzsumme aller Frankfurter Banken.

3.450 MRD.

… Beschäftigte arbeiten im Frankfurter Finanzsektor.

61.300

… Arbeitsplätze sind mit dem Ausbau der EZB am Finanzplatz entstanden.

1.000

… Banken haben ihren Sitz in Frankfurt.

193

… Finanzdienstleister sitzen in der Metropolregion FrankfurtRheinMain.

7.900… Euro wurden im Januar 2015 an den Kassamärkten der Börse umgesetzt.

148,5 MRD.

... ist der Beitrag des Finanzsektors zur Wirtschafts­leistung Hessens.

6,7% … des gesamten deutschen Börsen­umsatzes werden am Finanzplatz Frankfurt erwirtschaftet.

… Geschäfte wurden im Januar 2015 auf Xetra abgeschlossen.

21,7 MIO.

… Banken in Frankfurt sind Auslandsbanken.

186

… Mitarbeiter von Finanz­dienstleistern pendeln täglich aus dem Umland nach Frankfurt.

41.000

90 %

FINANZPLATZ FRANKFURT

ZAHLEN, DATEN,FAKTEN