Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

download Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

of 23

Transcript of Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    1/23

    Walter Frank

    ADOLF HITLER VOLLENDER DES REICHS

    DEUTSCHE GESCHICHTE UND DEUTSCHE GEGENWART

    1944

    Als Manuskript gedruckt

    Aus dem Schutt vor der neuen Reichskanzlei am 10.9.45 geholt.

    Anm. der VS-Redaktion: Die Schreibweise folgt genau dem Original!

    Es gibt ein Schlagwort Deutsche selbst haben es erfunden in den Zeiten unserer politi-schen Ohnmacht, und Fremde, Gegner haben es aufgenommen in den Zeiten, als wir ausder Ohnmacht wieder aufzusteigen begannen zur Macht , ein Schlagwort, das sich in dieSeele unseres Volkes einzubohren drohte wie ein vergifteter Pfeil. Es ist das Wort, wirDeutsche seien ein unpolitisches Volk. Nichts ist unsinniger als dieses Wort. Schon in denZeiten der Vlkerwanderung hat der germanische Raum, aus dem spter Deutschlanderwuchs, den Stoff zu groen politischen Gestaltungen, zu den Reichen eines Theoderichund eines Geiserich, aus sich herausgeschleudert. Er hat von den Mndungen der Elbe anden Strand des keltischen Britannien jene Grnder Angel-Lands entsandt, die die Sage

    als Hengist und Horsa, Wiktgiesels Shne, Urenkel des Wotan bezeichnet. Aus seinemScho entstieg der groe Karl. Und dann, als die eigentliche Geschichte eines deutschenVolkes beginnt, da hat dieses Volk die gewaltige Reihe deutscher Knige und Kaiser ge-boren, die Ottonen, die Salier und die Staufer. Es hat die Geschlechter Heinrichs des Wel-

    1

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    2/23

    fen und der Babenberger hervorgebracht, der Ordensritter und der Hansen, den groenFriedrich ebenso wie Maria Theresia, endlich im 19. Jahrhundert einen Stein und Bis-marck und im 20. Jahrhundert einen Adolf Hitler. Ein Volk, das im Laufe zweier Jahrtau-sende eine solche Flle Staats- und reichsgrndender Kraft offenbart, ist nicht unpoli-tisch. Dieses Volk trgt in sich gewaltigste politische Begabung und hchste politischeBerufung. Was uns Deutschen fehlt, ist nicht die natrliche Begabung zur Politik. Was uns

    fehlt, ist die ungebrochene Tradition, die ununterbrochene Kontinuitt der politischen undder nationalen Entwicklung. Anders als die geschichtliche Entwicklung der meisten ande-ren Nationen Europas verluft die Entwicklung der Deutschen nicht in einer wesentlichgeraden Linie, sondern in jhen Gegenstzen. Gewaltigen Hochzeiten folgen jhe Abstr-ze. Zwischen dem ersten groen Reich der Deutschen, dem mittelalterlichen Kaiserreich,und dem zweiten deutschen Reich, dem Reich Bismarcks, liegt als ungeheure Kluft eineZeit vieler Jahrhunderte, in denen es kein Reich, kein deutsches politisches Gesamtbe-wutsein gibt. Auch zwischen dem zweiten und dem dritten Reich, zwischen Bismarckund Hitler, liegt ein neuer, wenn auch zeitlich kurzer Absturz.

    Wer gewisse Mngel und Gefahren unseres nationalen Charakters zu erkennen sucht undnach ihren Wurzeln forscht, der wird sich mitunter versucht fhlen, diese Wurzeln bereits

    in unserer frhesten germanischen Vergangenheit zu entdecken. Er wird sich daran erin-nern, wie der Mann, der als Ritter am Hofe des rmischen Kaisers Augustus die Gesetzegroer Staatlichkeit kennengelernt hatte und der dann versuchte, die germanischenStmme im Kampf gegen die Weltherrschaft Roms zu einen, wie dieser Cherusker, denwir nur unter dem rmischen Namen des Arminius kennen, zuletzt gefallen ist durch denDolch aus den Reihen der Germanen. Oder er wird sich an jene ergreifende Szene erin-nern, die wir ebenfalls rmischen Historikern verdanken: Im Jahre 357 habe der CsarJulianus bei Straburg gegen die germanischen Alemannen gefochten. In groen Heer-haufen, getrieben vom Furor Teutonicus, seien sie gegen die Rmer gestrmt, gefhrtvon Knodomar, ihrem Knig, und von sieben Stammeshuptlingen, die ihnen voranritten.Mehrmals prallte der Angriff ab, aber immer wieder brandete er heran, und schon began-nen die Rmer zu wanken. Da, in einer Pause der Schlacht, vernahm man aus dem Lager

    der Germanen wildes Schreien. Herunter von den Pferden! hrte man sie brllen. In derEnttuschung ber den noch nicht errungenen Sieg zwangen die Rasenden ihre Fhrer,von den Pferden zu steigen und zu Fu, in Reih und Glied neben ihnen gegen die Legio-nen anzurennen. So, fhrerlos, ein wilder Haufe, kamen sie noch einmal heran. So, fh-rerlos, ein wilder Haufe, wurden sie vernichtet. Sie fressen sich selber auf, lchelte derCsar. Solche Erinnerungen knnen ihren guten Sinn haben. Ohne Zweifel, wir haben dieHand, die den Arminius erstach, wiedergesehen, und wir haben jenen irren Schrei, derdie Frsten der Alemannen strzte, wiedergehrt in manchen dunklen Stunden auch un-serer spteren deutschen Geschichte.

    Trotzdem mssen solche Erinnerungen auch mit einem gewissen Vorbehalt aufgenom-men werden. Es wre geschichtlich falsch und politisch verhngnisvoll, aus ihnen eine

    verzweiflungsvolle nationale Erbsndenlehre herauszukristallisieren, wonach gerade undnur die Deutschen gewissermaen zur Selbstzerfleischung von Uranfang an bis in alleEwigkeit vorausbestimmt seien. In Wirklichkeit ist es eine ganz natrliche Erscheinung,da in den Zeitrumen vor einer groen nationalen Staatsbildung eine brodelnde Vielfaltsich befehdet, da der undisziplinierte Partikularismus barbarisch-junger Krfte noch wildaufbegehrt gegen den heilsamen Zgel der eigenen Fhrer zur Staatlichkeit und da die-se jugendlich werdende Kraft noch oft der berlegenen staatlichen Disziplin des Gegnerserliegt. Die Geschichte aller groen Staaten und Reiche erhebt sich aus dem Ringen mitverschiedenartigen Formen des Partikularismus. Die Mongolen vor Temudschin warengenau so zerrissen wie die Germanen vor Karl dem Groen und wie die Deutschen vorOtto dem Groen. Die englischen oder franzsischen Brgerkriege sind wahrhaftig nichtweniger wild und blutig gewesen als die deutschen. Der Unterschied ist zunchst ein Un-terschied der geschichtlichen Entwicklung: Lange vor allen anderen Nationen Europas,lange vor England oder Frankreich hat sich Deutschland zu groer staatlicher Einheit er-hoben. Aber es ist aus dieser Einheit wieder hinabgestrzt in den Partikularismus gerade

    2

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    3/23

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    4/23

    tur und die ltere Staatlichkeit, hier lagen die Reichtmer eines Weltverkehrs, der in je-ner Zeit erst die eine groe Route durch das Mittelmeer kannte, erst spter dann einezweite durch die Ostsee. Hier im Sden lag als Erbe des rmischen Imperiums jenesgeistliche Zentrum, das fr die damalige Welt eine ungeheure Macht war und durch vieleJahrhunderte blieb. Wollte der deutsche Knig Mittelpunkt Europas sein, so mute er Mit-telpunkt dessen sein, was damals unter der Christenheit verstanden wurde. Die Herr-

    schaft ber die Christenheit sollte das Bndnis mit dem Hohenpriester in Rom begrnden,der im Namen des heiligen Petrus amtierte. Um die Herrschaft ber die Christenheit istdann Jahrhunderte gerungen worden zwischen dem Kaiser und dem Papst. In diesemgewaltigen Kampf, der den groen Jahrhunderten der deutschen Kaiserpolitik vor allemseine dramatische Wucht gibt, hat bald der deutsche Kaiser (wie Otto l. oder HeinrichIII.) Ppste ab- und eingesetzt, bald hat der Papst (wie Gregor VII.) den deutschen Kai-ser (Heinrich IV) gebannt und durch ein Bndnis mit dem deutschen Partikularismuslahmgelegt. Friedrich I. Barbarossa bezeichnet den letzten Hhepunkt, aber auch schonden Wendepunkt der Kaisermacht. Noch einmal scheint das feindliche Papsttum zu wan-ken unter dem Druck eines deutschen Gegenpapsttums. Noch einmal scheint sich dieweltliche und die geistliche Gewalt des Abendlandes vereinigen zu wollen in deutscherHand. Aber schon regen sich auch berall, dem Papst zu Hilfe eilend, die nationalen Wi-

    derstnde gegen die superbia Germanorum, gegen die Gefahr einer deutschen Herr-schaft Europas. Frankreich erhebt sich im Westen und bietet dem Papst eine Zuflucht.Noch hlt Friedrich I. das Gleichgewicht der Macht. Als erster Frst der Christenheit ziehter ins Heilige Land, endet im kleinasiatischen Flusse Saleph. Heinrich VI., sein Sohn, ei-ner sizilianischen Prinzessin Gemahl, wird in Palermo zum Knig beider Sizilien gekrnt.Zypern und Armenien huldigen ihm ebenso wie England. Aber da, als Heinrich VI. im Jah-re 1197 jh, 32jhrig, stirbt und als seinen Erben ein unmndiges Kind zurcklt dabricht das Unheil herein. Den Himmel scheinen die Deutschen gestrmt zu haben, dawirft Jupiters Blitz sie zurck in den Staub. Im Jahre 1198 whlen die deutschen Frstenzwei Knige: Philipp von Schwaben, den Staufer, und Otto von Braunschweig, den Wel-fen. In einem wilden, fast zwanzigjhrigen Brgerkrieg verzehrt sich Deutschland. Es istnicht nur ein Bruderkrieg der Deutschen. Fremde Mchte kmpfen ihn mit, schrend und

    lenkend. Das Papsttum unter Innocenz III., aufsteigend zur Hhe seines universalengeistlichen Herrschaftsanspruches, erhebt und strzt deutsche Knige. Frankreich undEngland, die aufsteigenden Westmchte, verlngern ihren Kampf um die Hegemonie aufdeutschen Boden, schaffen sich deutsche Parteien. Otto, dem Welfen, einem Neffen desenglischen Knigs, hilft englisches Geld zur Wahl. Frankreich setzt auf den Staufer. Alsdieser durch Mord fllt, als der Welfe Otto zu mchtig zu werden droht, da schafft derPapst im Bunde mit Frankreich einen neuen Kandidaten: Barbarossas Enkel und HeinrichsVI. und seiner sizilianischen Gemahlin Sohn, den jungen Friedrich II., der in Palermo lebt,hebt er im Jahre 1212 auf den Thron. Es ist der erste deutsche Kaiser, der vom Auslandgemacht wird, der erste auch, der in seinem Denken durchaus Auslnder ist. In der glut-vollen Pracht von Palermo residiert der genialische, aber wurzel- und bodenlose Mann,umgeben von sarazenischen Garden, disputierend mit maurischen Gelehrten, lchelndber arabische Tnzerinnen. Deutschland, das Stammland seiner Ahnen, den Wurzelbo-den seiner kniglichen und kaiserlichen Macht, verachtet er, kennt es kaum, gibt es denpartikularen Gewalten preis. Friedrich II. hat jene Emanzipation des deutschen Landes-frstentums eingeleitet, mit der nun der groe Verfall des Reiches beginnt.

    Wer den Ausgang des mittelalterlichen Kaisertums vor sich sieht, der wird sich dem Ein-druck gewi nicht verschlieen, da hier an einem Punkte der Entwicklung die Grenzeberschritten worden war, die zwischen einer bervlkischen Reichsaufgabe der Deut-schen und der kosmopolitischen Auflsung lag. Friedrich II. bezeichnet diese innere Auf-lsung mit voller Deutlichkeit. Schon vorher, in Gestalten wie Otto III., dem Sohn derbyzantinischen Theophano, kndigt die Gefahr sich an. Aber an der zeitgeschichtlichenUnvermeidlichkeit dieser rmischen Politik der Kaiser ndert dies wohl nichts. Und nie-mand wird zu beweisen vermgen, da der Sturz des Kaisertums auch dann eingetretenwre, wenn Heinrich VI. nicht jh und jung mitten im Werk dahingerafft worden wre.Vom Standpunkt der allgemeinen Entwicklung des deutschen Nationalcharakters aus isteines sicher: Auf diesen Rmerzgen vor allem ist das entstanden, was die Welt als su-

    4

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    5/23

    perbia Germanorum frchtete, hate, aber auch achtete. Hier, auf den Italienzgen,wuchs aus den Sachsen, den Schwaben, den Franken, den Bayern, den Thringern undden Friesen zum erstenmal etwas, was der Vorbote eines deutschen Nationalbewutseinswar. Da sie die Leute des Kaisers, das Kaiservolk seien das hat den Deutschen ihrerstes politisches Selbstbewutsein gegeben. Noch ber Knig Ottos I. Zug nach Romhren wir, da diese Schar, eisenfest zur Schlacht, wie der Mnch von St. Andrea sagt,

    aus mancherlei Stmmen bestand, die sich kaum in den Sprachen verstanden. Aber vonFriedrich Barbarossa berichtet Richard von London, er habe die deutsche Sprache so ver-ehrt, da er den Gesandten anderer Vlker, auch wenn er ihrer Sprache mchtig war,stets nur durch Dolmetscher antworten lie. Otto von Freising berichtet, wie um 1155deutsche Krieger den rmischen Gesandten zurufen: Nicht arabisches Geld, deutschesEisen gibt Euch Euer Herr fr die Krone, so kaufen Franken das Reich! Der Stolz desReiches, das man Regnum Teutonicum nannte, klingt aus den Worten, mit denen dersel-be Historiker der Staufer die Herrschaft der Kaiser preist: Infolge der Tugend des aller-siegreichsten Frsten sei, so schreibt Otto, das Ansehen des Rmischen Reiches so sehrgewachsen, da unter seiner Herrschaft das lebende Geschlecht in untertnigem Schwei-gen Frieden hielt und da der Barbar und sogar der Grieche, obwohl er auerhalb derReichsgrenzen wohnt, erbebt, durch das Gewicht seines Ansehens erdrckt. Und noch

    als Konradins blondes Haupt auf dem Marktplatz von Neapel unter dem Henkerbeil fllt,da meldet eine Chronik, es sei der Neid gegen den deutschen Namen gewesen, der denrmischen Papst und den franzsischen Knig zum Blutgericht verband. Es gehrt durch-aus auch zu den realen Gewinnen dieser kaiserlichen Politik, da die Erinnerung an sie,gerade an ihre staufische Zeit, noch Jahrhunderte spter mchtig genug war, um Sehn-sucht und Hoffnung eines reichslosen Geschlechtes zu beflgeln. Als im 19. Jahrhundertdie Deutschen sich zum zweitenmal aus Ohnmacht und Zersplitterung erhoben, zurGrndung eines Reiches, da ist die Sage vom Kaiser Rotbart im Kyffhuser unter ihnenlebendig geworden. Antworte niemand, dies sei reine Romantik gewesen. Sagen knnenmchtiger sein als alle Klugheit der Rechner. Die Raben aus dem Kyffhuser haben einemVolk, das durch Jahrhunderte staatlos gewesen war, erzhlt, da es einst ein groesReich geschaffen habe. Und mit aus der Botschaft dieser Raben hat dieses Volk seinen

    Glauben gespeist, da es zum zweitenmal das vermgen werde, was ihm ein erstes Malgelang.

    So bleibt der Sdpolitik der deutschen Kaiser ihr geschichtlicher Rang und Wert. Aberfreilich, eines ist unbestreitbar und deutlich: da all die Strme deutschen Blutes, die hierim Sden flossen, der deutschen Nation einen unmittelbar greifbaren, einen vlkischenund territorialen Gewinn nicht gebracht haben. Diese greifbaren Gewinne hat das deut-sche Mittelalter nur an jener anderen Front erzielt, die neben der glanzvollen Italienpolitikder Kaiser im Schatten zu liegen schien: an der Ostfront.

    Die Rckeroberung des Ostens ist der grte Gewinn unserer Geschichte berhaupt. Sieist zugleich die entscheidende Tatsache unserer ganzen neueren Geschichte geworden.

    Von der Weichsel bis zum Baikalsee erstreckt sich jene unendliche Ebene, ber die immerwieder aus Innerasien der Barbar um mit Otto von Freising zu reden hervorbrichtgegen die abendlndische Ordnung. Einst, zu den Zeiten der Vlkerwanderung, waren dieGebiete zwischen Ostsee und Schwarzem Meer von germanischen Stmmen besetzt ge-wesen. Nrdlich des Schwarzen Meeres lag das Reich der Goten, deren Knig Ermanerichsich ttete, als sein Heer dem Anprall der Hunnen erlag. Erst die groe West- und Sd-wanderung der Germanen hatte diese Rume frei gemacht fr das Nachdrngen stli-cher, an sich arischer Stmme, der Slawen. Numero pollent, sie quellen ber an Zahl,sagt schon Jordanes ber die Slawen. Von frh an auch scheinen diese zahllosen Vlker-schaften bestimmt, zumeist Herren aus fremdem Blut zu gehorchen. Um 850, so erzhltRulands ltestes Geschichtswerk, die Chronik von Kiew, htten die Slawen an Rurik, denFrsten der normannischen Warger in Schweden, Boten gesandt: die Nordmnnermchten kommen und sie beherrschen, denn sie allein seien nicht fhig, sich Ordnung zugeben. So kamen die Wikinger und grndeten ihre Frstentmer in Nowgorod und inKiew, spter auch in Susdal, aus dem Moskau wuchs, und in anderen Orten. Nach denWikingern, nach den Ruotsi, den Blonden, whlte das beherrschte Volk sich seinen Na-

    5

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    6/23

    men: Russen. Der Germane also war das eine bewegende Element der slawischen Ent-wicklung. Der Asiat, der Steppenreiter aus dem Inneren Asiens, war das andere. SeitdemAttila, Knig der Hunnen, in den Ebenen zwischen Dnjepr und Thei und weit darberhinaus eine kurze, aber furchtbare Herrschaft errichtet hatte, brachen ber die Wolga,ber diesen Flu Itil der Tataren, dessen Name geheimnisvoll an Attila-Etzel zu erin-nern scheint, immer neue Reitervlker in die Tiefebene Osteuropas. Hinter den Hunnen

    kamen die Awaren, hinter den Awaren die Magyaren, hinter den Magyaren die Mongolen.Schon das spte Rmerreich hatte diesem Anprall zu widerstehen. Mit germanischenTruppen hatte Aetius, der letzte Rmer, auf den Katalaunischen Gefilden bei Chalonsden Ansturm Attilas aufgehalten. Karl der Groe hat dann des Aetius Aufgabe bernom-men, als er an seinen stlichen Marken gegen die Awaren focht. Kaum war der EigenwilleHerzog Tassilos von Bayern gebrochen, als auch schon Franken und Bayern die Awarenaus Bayern vertrieben. Karl selbst ist donauabwrts gezogen: eine Flotte aus Bayern undFranken befuhr den Strom, im Heer marschierten neben den Franken und Bayern auchFriesen, Sachsen und Thringer. Das erste gemeinsame Unternehmen der deutschenStmme, wie Ranke es nennt, war ein Kreuzzug gegen die Steppenvlker des Ostens.Und auf die Knige und Kaiser der Deutschen ging Karls Aufgabe ber, als sich die ersteEinheit der Deutschen auf dem Lechfeld, im Entscheidungskampf gegen die hunnischen

    Magyaren, bildete. Noch ist diese Ostpolitik der Kaiser in den ersten Jahrhunderten we-sentlich eine Sicherung der stlichen Marken und der Versuch, die Herzogs- und Knig-reiche des Ostens, Bhmen, Polen, Ungarn, in ein Verhltnis der Vasallitt zu zwingen.Erst viel spter, im 12. Jahrhundert, erhebt sich aus diesen Ostmarken der Wille zu eineraktiven deutschen Gestaltung weiter stlicher Rume. Und nicht das Kaisertum selbst istes, das diese Politik verwirklicht, sondern zunchst freilich noch auf dem Hhepunktder Kaisermacht und durchaus mit der Billigung und Frderung der Kaiser, spter aberallein und aus eigener Kraft das Landesfrstentum der stlichen Marken. Albrecht derBr, Markgraf von Brandenburg, und Graf Adolf von Holstein stehen am Anfang dieserEntwicklung. Heinrich der Lwe, der gewaltige Welfe, Barbarossas Rivale, verkrpert ih-ren ersten Hhepunkt. Er legt den Slawen das Gebi zwischen die Kiefer und lenkt sie,wie er will. Er gebietet Frieden, und sie gehorchen; er befiehlt Krieg, und sie sprechen:

    Wir sind hier. So rhmt der Chronist Helmold, Pfarrer zu Bosau am Plner See, dengroen Herzog. Jetzt (1143) entsteht als erster deutscher Hafen an der Ostsee Lbeck.Riga wird (1201) gegrndet. 1230 erscheint der Deutsche Orden in Masowien. Die Ideeder Christenheit ist es auch hier, die diese Entwicklung treibt. Kreuzzge sind die Krie-ge gegen die Slawen. Aber hinter der Christianisierungspolitik erheben sich die staatli-chen und nationalen Interessen der Deutschen. Der Deutsche Orden ist der einzige reinnationale Orden jener Zeit gewesen. Unaufhaltsam fllt das ganze sdliche Ufer der Ost-see unter deutschen Einflu. Mit der Macht der Deutschen kommen die Elemente der Ge-sittung. Wildnisse finden sie vor, blhende Lande haben sie geschaffen. Und whrendhier im Norden ein gewaltiger deutscher Keil sich hinausschiebt durch die baltischen Lan-de bis zum Finnischen Meerbusen, greift, die Donau entlang, das slawische Bhmen auchvon Sden her umfassend, ein zweiter deutscher Arm nach Sdosten hinab bis in dieLande der Walachen, bis nach Siebenbrgen.

    Noch einmal schien es, als solle hier im Osten die Welt Asiens in einem furchtbaren An-prall das bergewicht gewinnen ber die germanisch-deutsche Welt. Im Abendsonnen-glanz des deutschen Kaisertums, in der Zeit, wo Friedrich II. in Palermo regiert, erhebtsichaus den Steppen am Onon, sdstlich des Baikalsees, ein neuer Attila. Als Temud-schin, des Jissugei Sohn, geboren wurde, da, so erzhlt die Sage, hielt er einen KlumpenBlut in der Hand. Das Schnste am Leben, so sagte spter der Dschingiskhan einem Ver-trauten, sei es, seine Feinde vor sich her zu jagen, ihre Gter zu rauben, ihre Pferde zubesteigen, ihre Angehrigen weinen zu sehen, ihre Weiber zu umarmen. Aus den Wstenkam die Herrschaft Temudschins, des groen Khans, zu Wsten verwandelte er die Lan-de, die er der wilde Jger des Menschengeschlechtes, wie ihn Ranke nennt sich un-terwarf. Im Jahre 1223 brach er aus Asien ber die Wolga in Ruland ein. In den Steppenstlich des Dnjepr, am Flusse Kalka, stellten sich die Frsten der Russen, Ruriks Enkel,ihm entgegen. Sie wurden geschlagen. Zwischen Brettern, auf denen die Sieger ihrentrunkenen Triumph feierten, wurden die Gefangenen jammervoll erstickt.

    6

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    7/23

    Noch einmal freilich wandten sich die Mongolen nach Asien zurck. Im Jahre 1227 starbDschingiskhan. Aber Batu, einer seiner Shne, nahm den Zug nach dem Westen wiederauf. stlich von jenem Wolgaknie, an dem heute Stalingrad liegt, lag damals Sarai, dieResidenz des Batu-Khan. Von hier aus warfen sich im Jahre 1237 die mongolischen Reiterzum zweitenmal ber Ruland. Nowgorod, Moskau, Kiew fielen in ihre Hnde. Dannschlugen sie die Polen. Zu Ostern 1240 ging Krakau in Flammen auf. An den Grenzen des

    Reiches erschienen die asiatischen Reiter. Keine Reichsmacht mehr trat ihnen entgegen.Nur Herzog Heinrich der Fromme mit einem Heerbann schlesischer Ritter, deutscher undslawischer Groer, warf sich der Flut entgegen. Auf der Wahlstatt bei Liegnitz wurden sieam 9. April 1241 vernichtet. Durch Mhren, bis in die Nhe Wiens, schweiften Batus Rei-ter. Friedrich der Streitbare trat ihnen entgegen, auch er mit deutschem wie mit slawi-schem Heerbann. Die Reiter wichen aus nach Dalmatien und Kroatien, drangen bis zurAdria. Dann kehrten sie ber Serbien und Bulgarien heim. Es heit, da Batu-Khan durchdie Nachricht vom Tode seines Bruders Ogotai nach Karakorum, in die innerasiatischeResidenz der Mongolen, zurckgerufen worden sei. Die Mongolen sind nicht wieder nachDeutschland zurckgekehrt. Und erst jetzt, zum Teil neu gestachelt durch die barbarischeDrohung aus dem fernen Osten, hat der Deutsche Orden seine Macht in den baltischenLanden voll entfaltet. Erst jetzt erwuchsen in Knigsberg und in Dnaburg, in Danzig und

    in Marienburg die groen Festungen des deutschen Ordnungswillens im Osten. Im Jahre1337 hat der Kaiser Ludwig der Bayer dem Orden die Lnder Litauen und Schamaiten,Kurland und Ruland, soweit es von den Heiden eingenommen sei, bertragen. Als eineGromacht des Nordens, von der Elbe bis zum Peipussee und zur Narowa erhob sich derStaat der Deutschherren. Er erst gab den Staatengebilden der Polen und der Ungarn dieKraft zum Widerstand gegen den Druck aus dem Osten.

    Dieser Osten aber blieb in den Hnden der Mongolen. Bis zur Dna und bis zum Dnjestrhaben von da an unumschrnkt eineinhalb, bis zu einem gewissen Grade zweieinhalbJahrhunderte lang die Khane der Goldenen Horde von Kiptschak zu Sarai an der Wol-ga regiert. Jahrhundertelang ist der russische Raum, der bisher wenigstens durch einednne Oberschicht germanisch-normannischer Herkunft mit dem Abendlande verbunden

    gewesen war, von Europa abgetrennt und an Innerasien gekettet gewesen.

    Und selbst als dann das Reich der Goldenen Horde zerfiel und die Grofrsten von Mos-kau seit 1500 selbstndig zu werden begannen ja auch dann, als seit 1700 Peter derGroe aus dem einheimischen Hause der Romanows, gesttzt vor allem auf die germa-nisch-deutschen Krfte der von ihm eroberten baltischen Lande, mit wilder Gewalt seinReich dem europischen Westen anzugleichen suchte , selbst da ist das Erbe der Te-mudschinshne und der Goldenen Horde von Kiptschak mchtig geblieben in Blut undSeele Rulands. Irgendwo in der Seele der slawischen Masse dieses Raumes lauert von

    jetzt an der wilde Jger aus Mongolien; irgendwo am Rande einer inneren Steppe war-tet Attila-Dschingis-khan auf seine neue Stunde. Die Stunde wird wiederkommen, als sichber der Leiche des Letzten der germanisierten Romanows der Bolschewismus erhebt in

    Gestalt des Tataren Lenin, des Juden Trotzki, des Georgiers Stalin.

    Erst wer das Werk der deutschen Osteroberung auf diesem Hintergrunde der Asiatisie-rung Rulands sieht und wer dazu die Tatsache gesellt, da die beiden deutschen Gro-mchte, die die neuere Entwicklung unserer Geschichte wesentlich bestimmt haben, dashabsburgische sterreich und das hohenzollersche Preuen, erst auf dem Boden derdeutschen Osteroberung erwachsen sind, erst der ermit die unabsehbare Bedeutung,die dieser Ausbreitung der Deutschen nach Osten zukommt. Kein Zufall ist es, sonderntiefe Schicksalsahnung, da das grte Heldenlied unserer Nation, das Lied von der Nibe-lungen Not, aufsteigt aus den wilden Zeiten des Kampfes der Deutschen mit der Welt derHunnen und Awaren und Mongolen, da des Tronjers Schwert und Volkers Leier aufklin-gen aus Knig Etzels blutig-brennendem Saal. Die germanische Welt, so hat es Chri-

    stoph Steding ausgesprochen, lebt in der Behauptung ihrer arteigenen Selbstndigkeitgegenber dem Osten. Alle groen, wirklich geschichtlichen Ereignisse der germanischenGeschichte sind Siege ber den Osten gewesen. Aus dem kolonialen Boden des deut-

    7

    http://www.velesova-sloboda.org/misc/awdejew-lenins-mumie.htmlhttp://www.velesova-sloboda.org/misc/awdejew-lenins-mumie.html
  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    8/23

    schen Nordostens hat sich auch jene Krh des deutschen Nationalgeistes gespeist, diedas deutsche Volk zum erstenmal ber See fhrte. Lbeck, das seine Blte dem LwenHeinrich verdankt, wurde der Vorort der Hansa, jener Kaufleute des Rmischen Rei-ches, deren Machtkreis sich spannte vom Peterhof im russischen Nowgorod bis zum

    Stahlhof in London, vom Haus der Osterlinge im flandrischen Brgge bis hinauf zumnorwegischen Bergen, und in deren Ratskammern als Pfnder die Kronen von Norwegen,

    von Dnemark und von England ruhten.

    Lange vor den Englndern, noch Jahrhunderte nachdem die Landung der NormannenWilhelms des Eroberers das schwerflligere Blut der Angelsachsen mit franzsisiertemWikingerblut vermischt hatte, sind die Deutschen, wenigstens in ihrem niederdeutschenZweig, eine seefahrende und seebeherrschende Nation gewesen. Nach ihnen, nach den

    Osterlingen, heit noch heute das englische Geldma, das Pfund Sterling. Noch 1471haben sie auf ihren Schiffen einen Knig von England, Eduard IV, in sein Land zurckge-fhrt.

    Deutscher Orden und deutsche Hansa beide sind machtvolle Gestaltungen eines politi-schen, eines staatenbauenden Willens der Deutschen gewesen. Aber sie waren es in ei-

    ner schon reichslosen Zeit, ohne den sttzenden Rckhalt einer gesamtdeutschen Kai-sermacht. Erst auf dem Hintergrund dieser Tatsache wird die Gre ihrer Leistung volldeutlich. Es ist ihr Werk, wenn noch auf den Konzilien von Konstanz (1414/1418) undvon Basel (1431/1438) die Polen und die Ungarn, die Dnen, die Schweden in allerSelbstverstndlichkeit unter die Deutschen gerechnet werden. Unwillkrlich erhebt sichdie Frage, was wohl geschehen wre, wenn hinter einer so gewaltigen Volkskraft noch dievolle Wucht einer geschlossenen Reichsmacht wirksam gewesen wre? Man braucht garnicht so weit zu gehen wie der geistvolle Justus Moser, der im Jahre 1768 in seinen Pa-triotischen Phantasien das groe Zeitalter der Hansen beschwor und den Glauben be-kannte, da ohne den Partikularismus der deutschen Landesfrsten der groe Geist derNation sich gewi beider Indien Meister gemacht und den deutschen Kaiser zum Uni-versalmonarchen erhoben haben wrde, so da dann heute nicht Lord Clive, sondern

    ein Ratsherr von Hamburg am Ganges Befehle erteilen wrde. Aber man kann sehr wohlglauben, da dann jener deutsche Ostgrtel, den der Orden schuf, noch dichter und run-der geworden wre und Bestand gehabt htte und da ebenso jene Lande des Nordens,die die Hansa erschlo, in dieser oder jener Form einem deutschen Reich der Mitte ver-bunden geblieben wren.

    Es ist nicht geschehen, und es konnte nicht geschehen. In dem Augenblick, wo den aufder schmalen Grundlage ihrer Burgen oder Stdte ruhenden deutschen Machtbildungenauf der Gegenseite geschlossene nationale Staaten entgegentraten, waren Hansa undOrden verloren.

    Als sich die skandinavischen Staaten, ebenso wie England und Ruland, zusammen-

    schlossen, sank der Stern der Hansen. Als Jagiello von Litauen sein Land mit Polen ver-einte, da fiel bei Tannenberg (1410) die Fahne der Ordensritter besiegt in den Staub.Und so wie hier im Osten und im Norden ein ohnmchtiges Reich die wertvollsten seinerRandgebiete verlor, so geschah es auch im Westen. In jenen Zeiten haben sich die Deut-schen an den Quellen und an den Mndungen des Rheins aus dem Verband des Reichesgelst und sind Schweizer und Hollnder geworden. Es ist dies alles geschehen, ohne dadas deutsche Volk diese furchtbaren Verluste auch nur empfunden htte. Seit der Mittedes 12. Jahrhunderts war die deutsche Reichsgeschichte bergegangen in die Geschichtedeutscher Landesfrstentmer. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts war das zerbrochen,was sich in den Jahrhunderten vorher an einem deutschen Gesamtbewutsein gebildethatte.

    Gewi, an einer Stelle hob sich aus, diesem deutschen Landesfrstentum wieder eineGromacht empor. Es ist das sterreich der Habsburger. Durch eine erfolgreiche Haus-machtpolitik wird es zur strksten Macht des deutschen Raumes, wchst ber diesen

    8

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    9/23

    Raum hinaus, erwirbt nicht mehr in glanzvollen Zgen nach Rom, sondern im Handels-geschft um die Stimmen deutscher Kurfrsten die Kaiserwrde.

    Durch viele Jahrhunderte hat dieses sterreich der Habsburger auch eine deutsche Missi-on groen Stils erfllt. Es hat die deutsche Wacht im Sdosten gehalten. Dort, wo seitdem 16. Jahrhundert eine neue asiatisch-mongolische Welle, diesmal durch Kleinasien

    heranbrechend, das Abendland bedrohte, die Invasion der Trken, hat sterreich in Ab-wehr und Angriff die abendlndische Gesittung und die germanisch-deutsche Ordnungvertreten. Und es hat in diesen Kmpfen Traditionen einer bervlkischen deutschenHerrschaft ausgebildet, wie sie der spter aufsteigenden reindeutschen Gromacht, demPreuen der Hohenzollern, nicht erwachsen konnten, Traditionen, fr die uns Altreichs-deutschen die Reichsaufgabe unserer Zeit erst wieder den Blick geschrft hat. Aber keinZweifel auch, da diese erste deutsche Gromachtbildung seit dem Sturz der Stauferbald in einer Weise ber die deutschen Grundlagen ihrer Macht hinaus und in fremde,auslndische Interessen hineinwuchs, die sie auf die Dauer fr eine wesenhaft deutscheReichsgestaltung untauglich machen mute.

    Das wird deutlich in dem weltgeschichtlichen Augenblick des 16. Jahrhunderts, wo sich

    aus der Tiefe der deutschen Nation die Reformation erhebt.

    Die Reformation ist eine Bewegung mit universalem Anspruch gewesen, und ihre Wirkun-gen haben das ganze Abendland umgestaltet. Aber die Reformation, war zugleich einerder tiefsten Ausbrche der germanisch-deutschen Seele, und sie hat als solche die einzi-ge groe gesamtdeutsche Volksbewegung hervorgebracht, die unsere Geschichte vorunserer eigenen Zeit gekannt hat. Ein rmischer Nuntius, Alexander, hat 1521 ausWorms geschrieben, neun Zehntel der Deutschen hnge dem Luther an, und das letzteZehntel wnsche wenigstens die Vernichtung des rmischen Hofes. Was schien nherzu-liegen, als da diese gewaltige Volksbewegung dem politisch gespaltenen Volk wenig-stens eine neue geistige Einheit gbe

    Das Gegenteil geschah. Das Ringen der deutschen Reformation mit der spanisch-jesuitischen Gegenreformation hat in allen Nationen Europas mit der konfessionellen Ein-heit geendet hier mit der protestantischen, dort mit der katholischen. Einzig im Ur-sprungsland der Reformation, in Deutschland selbst, hat es mit einer konfessionellenSpaltung geendet. Da, wo einst der Limes der Rmer Germanien zertrennte, lief am Endeder groen Religionskmpfe eine neue Grenzlinie, die die protestantischen von den ka-tholischen Deutschen schied.

    Diese konfessionelle Spaltung war wesentlich eine Folge der bereits bestehenden politi-schen Spaltung. In allen anderen Lndern gab es starke nationale Zentralgewalten, diezuletzt so oder so die konfessionelle Einheitlichkeit ihrer Nationen bestimmten. InDeutschland gab es keine nationale Zentralgewalt. Da stand damals auf der einen Seite

    das vielkpfige Landesfrstentum, in dessen Schutz sich die Bewegung Luthers entwic-kelte. Und es stand auf der anderen Seite das Kaisertum Karls V. von Habsburg. Keindeutsches Kaisertum wie einst das der Ottonen, der Salier und der Staufer, sondern einUniversalreich, dessen Mittelpunkt Spanien und fr das Deutschland nur ein Nebenlandwar; die Monarchie eines Fremden, der die Deutschen nicht verstand und verachtete. DieEinheit, die dieser Kaiser den Frsten aufzwingen wollte, wre also nur die Unterwerfungunter ein fremdes Weltreich gewesen. Als viehische spanische Servitut haben die deut-schen Frsten sie bekmpft. Aber indem sie Szylla vermieden, strzten sie in die Charyb-dis. Im Jahre 1552 haben zu Chambord die deutschen protestantischen Frsten unterMoritz von Sachsen die Hilfe des Franzosenknigs gegen den Kaiser Karl erkauft, indemsie Frankreich die Festungen Metz, Toul und Verdun in die Hnde spielten. Es ist der An-fang jener jammervollen Entwicklung, die die franzsische Gromacht als den Protektor

    des deutschen Partikularismus sieht und die sich nun ber den Westflischen Frieden von1648 fortsetzt bis zum Rheinbund von 1806. Der spanische Servitut zu entgehen, beu-gen sie sich der franzsischen Servitut. Aber sie nennen es teutsche Libertt.

    9

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    10/23

    Eine Entwicklung von vielen Jahrhunderten erreicht ihren Hhepunkt im DreiigjhrigenKrieg. Deutschland, das seit der Abwehr der Magyarenstrme bis in die Tage der Hussi-ten kein fremdes Kriegsvolk mehr auf seinem Boden gesehen hatte, wird jetzt dasSchlachtfeld der Spanier, der Franzosen, der Schweden und anderer Vlker. Deutschland,das in den Zeiten der Hansa die nordischen Meere beherrschte, sieht nun alle seine gro-en Strme als fremder Nationen Gefangene, es wird zum Binnenland und zum Binnen-

    volk. Deutschland, einst des Abendlandes gestaltende Mitte, wird jetzt leidende Mitte, aufder alle Einflsse des Erdteiles sich kreuzen. Und unter den Ruinen, die die Heere desDreiigjhrigen Krieges zurcklassen, liegt sogar die Erinnerung begraben an die Zeitendeutscher Reichsherrlichkeit. Der Deutsche, der heute nach seinen Ahnen forscht, dringtin den meisten Fllen nicht weiter vor als bis an das Ende jenes groen Krieges. Demdeutschen Volk als Gesamtheit ging es nicht anders. Aus dem Lande seiner Ahnen, ausden groen Jahrhunderten des Mittelalters, drang zu ihm nur manchmal noch eine ge-heimnisvolle Sage, wie die vom Kyffhuser. Gerade in den Jahrhunderten nun, in denendie Deutschen ihre Aktionskraft nach auen vllig verlieren, ffnet die Entdeckung Ame-rikas und des Seeweges nach Indien den europischen Nationen den Weg in bisher unbe-kannte Weiten berseeischer Expansion. Im Namen des spanischen Imperiums, dessenKaiser auch Kaiser der Deutschen ist, entdeckt Kolumbus die Neue Welt, strmt Cortez

    das blutig-goldene Tenochtitlan, mordet Pizarro den letzten Inka. Um ein Groreich derPortugiesen im Indischen Ozean kmpft Alfonso Albuquerque; die Franzosen erobern Ka-nada, dringen in Indien vor. Das kleine Holland, ein Absprengsel des Deutschen Reiches,steigt zwischen 1600 und 1700 zur ersten Seemacht Europas auf. Sie alle berholendkommt dann England empor, das England der Elisabeth, das England Oliver Cromwells,meerbeherrschend, weltbeherrschend.

    In Europa selbst aber erhebt sich aus dem Sturz der schwedischen Gromacht bei Polta-wa in Deutschlands Ostflanke eine riesenrumige Macht: das Russische Reich.

    All diesen Nationen erffnet das Geschick die Weiten der Welt. All diesen Nationen gibtdas Geschick groe Gegenstnde der politischen, wirtschaftlichen und geistigen Gestal-

    tung. Die Deutschen aber und mit ihnen einzig die Italiener weist es in die Zersplitte-rung und in die Enge.

    In diesen Jahrhunderten, die mit der Mitte des 12. Jahrhunderts anheben und im Jahre1648 gipfeln, hat der deutsche Nationalcharakter jene gefhrlichen Verstmmelungenerlitten, die bis in die neuesten Zeiten unsere Sorge und unserer Feinde Hoffnung geblie-ben sind. Wenn die Grundlagen der Charaktere der individuellen wie der nationalen angeboren, durch Blut und Rasse vorbestimmt und damit unvernderlich sind, so unter-liegen doch die Charaktere auch der Bildung durch Umwelt und Geschichte. Es ist nichtgleichgltig fr den Charakter einer Nation, ob sie jahrhundertelang unter groen Kaisernnach Rom oder unter den Ordensrittern nach Ostland reitet oder ob sie mit Fritz Reu-ters Drchluchting bei jeder Spazierfahrt furchten mu, die Grenzen ihres Zwergvater-

    landes zu verletzen. Nur aus dem furchtbaren Wandel der geschichtlichen Erlebnisse istes zu erklren, wenn in demselben Volk, das in den Jahrhunderten der Kaiserzeit von derEider bis Palermo und von Paris bis Nowgorod die Tugenden eines groen Herrenvolkeshatte leuchten lassen, jetzt die Schte kleiner Leute, kleiner Stdte und kleiner Staatenzu nisten beginnen: die philisterhafte Engstirnigkeit und Kleinherzigkeit, die Servilitt des

    gehorsamen Dieners, der fressende Neid gegen alles, was im eigenen Blut emporstrebtaus dieser Enge, und die lakaienhafte Bewunderung fr das, was weit her, was fremdund auslndisch ist. Noch in dieser Zeit der politischen Erniedrigung unseres Volkes hatsich freilich zugleich seine ungeheure biologische Kraft offenbart. Whrend nach demDreiigjhrigen Krieg die Siegernationen, die doch kein Krieg verwstet hatte, einem Ge-burtenschwund verfielen, der fr manche von ihnen, zuerst fr Dnemark und Schweden,spter fr Frankreich, der Anfang vom Ende ihrer Gromachtstellung wurde, hat dieses

    deutsche Volk, das nach lteren Ansichten durch Krieg und Seuchen 60 bis 70, nachneueren doch jedenfalls 40 Prozent seiner lndlichen Bevlkerung verloren hatte, in ei-nem einzigen Jahrhundert den furchtbaren Aderla ausgeglichen und dann seine Nach-

    10

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    11/23

    barn an Geburtenkraft weit berholt. Mehr noch: durch das ganze 17. und 18. Jahrhun-dert hindurch bis hinein ins 19. Jahrhundert besa dieses staatlose Volk die Kraft, weiteRume Europas mit seinem Blut zu fhren und zu gestalten. Deutsche Kriegsleute foch-ten mit Glanz in allen Heeren Europas. Deutsches Blut fuhr wenigstens in den Hambur-gern wieder ber See. Deutsche Auswanderer strmten in die angelschsischen Kolonien.Deutscher Adel beherrschte die Geschichte Dnemarks wie die des petrinischen Ru-

    lands. Deutsches Blut sa fast auf allen Knigsthronen Europas.

    Aber diese gewaltige vlkische Kraft entbehrte des politischen Selbstbewutseins. Washalf es dem Reich der Deutschen, da deutsches Blut noch um 1800 in Generalen wieKleber, Kellermann, Ney und Rapp die Schlachten Napoleon Bonapartes mitschlug oderda deutsches Blut den Tschechen und anderen Vlkerschaften des Sdostens einen gro-en Teil ihrer Fhrer stellte, da es drben im Ostraum das Reich der Zaren band, bis esunter dem Genickschu der Bolschewiken verspritzte? Was half es dem Reich der Deut-schen, da hanseatisches Volk die Meere um Afrika und in der Sdsee befuhr, wenn dochdiese Kings of Hamborg Verchter des deutschen Binnenlandes, Bewunderer des see-beherrschenden Englands waren, wenn diese Hanseaten englisch fluchten und englischspuckten, so wie man in ihrem Hinterland, im englischen Hannover, die Kinder statt Ma-

    rie und Heinrich Mary und Henry nannte? Was half es dem Reich der Deutschen, dadeutsches Blut entscheidenden Anteil hatte an der Grndung Nordamerikas? Es hat in derFrhgeschichte Nordamerikas einen Augenblick gegeben, wo abgestimmt wurde, ob hierdie deutsche oder englische Sprache herrschen solle. Eine Stimme hat den Ausschlaggegeben fr das Englische. Es war die Stimme eines Deutschen.

    In diesem Zeitalter, das unser Volk in die Enge der Kleinstaaterei oder in die kosmopoliti-sche Auflsung der Diaspora zwang, schuf sich dieses merkwrdigste der Vlker seinemoderne Bildung. Von Wieland dem Schmied erzhlt die alte germanische Sage, manhabe ihm die Sehnen der Fe zerschnitten, da habe seine Sehnsucht die Flgel erfun-den. Als den Deutschen das politische Imperium fr immer genommen schien, da schufihre Sehnsucht sich ein Weltreich des Geistes.

    In einer Flle genialer Menschen blhte dieses Volk auf und eroberte sich die Fhrung derWelt in der Dichtung wie in der Musik. Der Name Weimar bezeichnet ebenso die philistr-se Enge eines deutschen Kleinstaates und einer deutschen Kleinstadt wie die him-melstrmende Weite deutscher Geistesmacht. Es ist diese Geburt unserer modernen Bil-dung auch eine wichtige Vorstufe unserer spteren politischen Einigung geworden. Hier,im Geistigen, haben die Deutschen zuerst die nationale Einheit gefunden, die sie in derPolitik verloren hatten. Hier, im Geistigen, gewannen sie zuerst das wieder, was ihnenJahrhunderte politischer Machtlosigkeit zu bewahren nicht mehr erlaubt hatten: die su-perbia Germanorum, den Stolz, Deutsche zu sein. Aber es liegt in dieser Geburt der mo-dernen deutschen Bildung auch die Ursache einer neuen groen Spannung, die unserVolk im Gegensatz zu anderen belastete. Bei den anderen groen Nationen Europas, bei

    den Franzosen, bei den Englndern, bei den Spaniern, bei den Russen, fllt der Hhe-punkt der nationalen Bildung mit dem Hhepunkt der nationalen Macht zusammen. Beiden Deutschen und auer ihnen wiederum allein bei den Italienern fallen die Zeitenhchster nationaler Kultur zusammen mit den Zeiten tiefster politischer Ohnmacht. Wh-rend darum fr jene anderen Nationen Geist und Macht eine gewachsene Einheit darstel-len, whrend etwa, nach einem Wort Friedrich Meineckes, durch Shakespeares Dramenderselbe Sturm weht, der die Schiffe der spanischen Armada zerstreute, entbehrt diereiche und tiefe Bildung der Deutschen des ursprnglichen Erlebnisses der Politik. Einstaatsferner Zug liegt ber ihr. Das Los des schillerschen Poeten, der bei der Verteilungder Welt zu spt kam, scheint ihr fast ein Vorzug; hat sie doch vor dem Angesicht Gottesverweilt. Und das ironische Wort, das zu Bonapartes Zeit die Franzsin Madame de Staelschrieb, wird lchelnd akzeptiert: Das Reich der Meere gehre den Briten, das Reich zu

    Land den Franzosen, den Deutschen aber bliebe das Reich der Luft, das Reich der Tru-me.

    11

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    12/23

    Man wei, wie der grte Frst im Reiche unseres Geistes, wie Goethe dem Sturm derBefreiungskriege fremd gegenberstand und wie auf der anderen Seite der grte Frstim Reiche unserer Politik, der groe Friedrich, zwar Voltaire und die franzsische Kulturbewunderte, aber die Heraufkunft der modernen deutschen Bildung, ohne sie zu kennen,als das lcherliche Bemhen plumper Barbaren geringachtete. Wohl haben gerade dieSchlachten dieses Knigs nach Goethes Urteil auch die deutsche Literatur mchtig be-

    wegt, und mit dem Zeitalter der Befreiungskriege hat dann eine Annherung nationalerKultur und nationaler Macht begonnen. Aber sie erreicht doch nicht die naive Selbstver-stndlichkeit anderer Nationen. Sie bleibt Problem. Noch in Bismarcks Reich haben Machtund Kultur der Deutschen wesentlich nebeneinanderher gelebt. Es hat in den Zeiten derKleinstaaterei Stimmen gegeben, die den Deutschen das Schicksal der Juden prophezei-ten. Der Vergleich zwischen dem parasitischen Hndlervolk der Juden und einem groennordischen Volk ist an sich abwegig. Eher mchte man die Deutschen jener Zeiten mitihren Fehlern und ihren Vorzgen mit den Hellenen vergleichen. Aber in einem Punktehat in der Tat die Gefahr bestanden, da die Deutschen mit den Juden ebenso wie mitden spteren Griechen vergleichbar wrden: Wre die Entwicklung, die sich vom Sturzder Staufer ber den Westflischen Frieden bis in die Tage des napoleonischen Imperi-ums fortsetzte, nicht unterbrochen worden, die Deutschen wren in der Tat als ein staa-

    tenloses Volk in die Diaspora unter allen Vlkern verstreut worden. Vielleicht httedann noch irgendein deutscher Polybios die Geschichte moderner Rmer, der Franzosenoder Englnder, geschrieben. Vielleicht wrde noch irgendein Bonaparte beim Anblickeines deutschen Goethe gesagt haben: Voil un homme! Aber man htte nicht mehrsagen knnen: Sieh da, ein Volk! Und bald wre mit dem Sterben des Volkes auch dieKraft der Einzelmenschen erloschen.

    Da wir Deutsche nicht die Diaspora der Juden und Griechen erlitten, das danken wir denPreuen. Wir danken es in Preuen einem einzigen weltgeschichtlichen Genius: Friedrichdem Groen. Es bedarf heute keiner Errterung mehr, da die Politik des preuischenStaates der Hohenzollern von Hause aus ebensowenig bewut deutsch gewesen ist wiedie des sterreichs der Habsburger. Es bedarf keiner Errterung mehr, da die von Fried-

    rich eingeleitete und von Bismarck vollendete preuisch-kleindeutsche Reichsbildungnicht den letzten Beruf der Deutschen erfllt hat. Da die Grndung des GrodeutschenReiches durch Adolf Hitler das Werk eines deutschen Ostmrkers war, empfinden wir alseinen weltgeschichtlichen Ausgleich, der dem Deutschtum des Sdostens fr die preui-schen Siege von 1763 und 1866 gewhrt wurde. Aber gleichzeitig empfinden wir es nichtals einen Zufall, sondern als einen tiefen geschichtlichen Sinn, da der Ostmrker AdolfHitler seine entscheidende Prgung empfing in den Reihen der von preuischer Traditiongeformten reichsdeutschen Armee und da dieser sterreicher sein Reich begrndet hatam Sarge Friedrichs des Groen in der Garnisonkirche zu Potsdam. Es kann nicht zwei-felhaft sein, da die Schlesischen Kriege wie das Jahr 1866 geschichtliche Notwendigkeitwaren, ohne die die moderne deutsche Reichsbildung nicht mglich geworden wre. Alsdie einzig reindeutsche Gromacht ist Preuen naturnotwendig der Kern einer neuen

    deutschen Reichsbildung geworden. Als der Weltgeist wieder reichsgrndend unter dieDeutschen fuhr, da bestieg er ein preuisches Ro und nahm die Gestalt des groenFriedrich an.

    Ein englischer Historiker, der Friedrich nicht liebte und nicht immer verstand, Macaulay,schreibt ber den Sieg, den der Knig 1757 bei Robach ber die Franzosen errang: Diedadurch hervorgebrachte moralische Wirkung war eine ungeheure. Wenn der kriegeri-sche Charakter der Deutschen auch mit vollem Recht in der Welt in hohem Ansehenstand, so konnten sie doch nicht eines groen Tages sich rhmen, den sie als Nation ht-ten feiern drfen. Sie hatten kein Agincourt und kein Bannockburn. Die meisten ihrerSiege hatten sie bereinander davongetragen, und ihre glnzendsten Waffentaten gegendas Ausland hatten sie unter dem Befehl Eugens vollbracht, der selbst ein Auslnder war.Die Nachricht von der Schlacht bei Robach erregte die Gemter der ganzen ungeheurenBevlkerungsmenge von den Alpen bis zum Baltischen Meer und von den kurlndischenGrenzen bis zu denen von Lothringen. Westfalen und Niedersachsen waren ber-schwemmt gewesen von einem groen Heer fremder Eindringlinge, die eine unverstndli-

    12

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    13/23

    che Sprache redeten und deren mutwillige und zgellose Sitten die strksten Gefhle vonWiderwillen und Ha erregt hatten. Jenes groe Heer war nun in die Flucht geschlagenvon einer kleinen Schar deutscher Krieger unter der Fhrung eines Frsten, der vterli-cher- und mtterlicherseits aus deutschem Blute stammte und dessen blondes Haar unddessen klare blaue Augen ihn als Germanen verkndeten. Seit der Auflsung von Karlsdes Groen Reich hatte die germanische Rasse noch nie einen solchen Sieg ber die

    Franzosen gewonnen. Die Kunde davon rief einen Sturm der Freude und des Stolzes her-vor in der ganzen groen Vlkerfamilie, welche in den verschiedenen Mundarten der altenSprache des Arminius redete . . . Damals erst wurde es offenbar, da die Deutschenwirklich eine Nation waren. Damals zeigten sich die ersten Spuren jenes patriotischenGeistes, welcher 1813 die groe Befreiung Mitteleuropas vollbrachte.

    Wieder, wie in den Zeiten des Lechfeldes und der Rmerzge, erweist sich der Krieg alsder groe Bildner der Nation. In den groen Schlachten des Siebenjhrigen Krieges ent-steht der preuische Staatsgeist und zugleich der erste Anfang eines deutschen National-stolzes. In den Strmen der Napoleonischen Kriege schliet sich das wiedererwachendedeutsche Nationalbewutsein an diesen preuischen Staatsgeist an. In seinen grtenStunden wchst dieser preuische Staat hinaus ber seine partikulare Begrenzung, er

    erweist die Kraft, die strksten Geister aus allen Teilen der Nation zu bannen: Soldaten,wie den aus schwbisch-sterreichischem Blute kommenden Gneisenau, Staatsmnner,wie den Rheinlnder von Stein, Philosophen, wie den Schwaben Hegel, Historiker, wieden Sachsen Treitschke. Preuentum wird ein Rmertum der Deutschen. Auf den Fitti-chen des preuischen Adlers hebt sich die Seele der Deutschen zum erstenmal wiederseit Jahrhunderten zur Hhe eines eigenen staatlichen Willens. Bei den Klngen der fride-rizianischen Mrsche empfindet dieses seit Jahrhunderten niedergeworfene Volk zum er-stenmal wieder, da es einst das grte Kriegervolk des Abendlandes war und da es,fnde es nur wieder die Einheit des Reiches, von neuem als Soldatenvolk durch das Torder Weltgeschichte einzumarschieren vermge. Fr die Feinde des Reiches, fr die, de-nen der deutsche Raum zur ewigen Anarchie vorbestimmt schien, haben die Siege preu-isch-deutscher Waffen von Gneisenau ber Moltke zu Ludendorff den cauchemar prus-

    sien geschaffen, den preuischen Alpdruck. Den deutschen Nationalcharakter aber ha-ben sie befreit vom Alpdruck eines in jammervollen Jahrhunderten erzeugten nationalpo-litischen Minderwertigkeitsgefhls.

    Freilich, die neuerwachte soldatische Kraft ist unter Friedrich wie unter Bismarck nurreichsgrndend geworden, weil sie Werkzeug wurde des politischen Genius. Auch in je-nen Herbsttagen desJahres 1862, als Knig Wilhelm I. im Kampf um die Armeereformseinem Parlament zu erliegen drohte und schon abdanken wollte zugunsten eines liberal-anglophilen Thronfolgers da war das Soldatentum Preuens am Ende. Und Albrecht vonRoon hat sich als Preuens grter Soldat erwiesen gerade darum, weil er, seinen wider-strebenden Knig zur Berufung Bismarcks drngend, eingestand, da das Soldatentumverloren sei ohne den rettenden Eingriff des Staatsmannes. Am Portepee der soldati-

    schen Tradition hat Bismarck das preuische Knigstum emporgefhrt auf die Hhe sei-ner Macht. Aber er hat es auch herausgefhrt aus der partikularen Enge auf die Hheeiner deutschen Mission. Und wir kennen heute uerungen Bismarcks aus den erstenJahren seines Ministerprsidiums, in denen sein Blick, fernschauend wie im Traum, einzuknftiges Deutschland erkennt, in dem es kein Preuen und kein Hohenzollern mehrgeben werde und das doch noch als Deutschland weiterleben werde.

    Den Raum, der seit Jahrhunderten Europas leidende Mitte geworden war, hat Bismarckwieder zum gestaltenden Zentrum Europas gemacht. Freilich, das kleindeutsche Reichhat nicht den Machtkreis umspannt, den das mittelalterliche Reich erfllte; im Osten wieim Westen stand es unter dem steten cauchemar des coalitions, dem Druck feindlicherGromchte. Aber Bismarck ist doch der anerkannt leitende Staatsmann nicht nur

    Deutschlands, sondern Europas gewesen. Auf dem Hhepunkt seines Wirkens hat er dasstolze Wort sprechen knnen: Jetzt fahre ich Europa vierelang vom Bock. Unter Bis-marck haben die Deutschen auch wieder begonnen, ein berseeisches Kolonialvolk zu

    13

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    14/23

    werden. Zwar ist die koloniale Politik fr Bismarck stets nur ein Nebenfeld seiner europi-schen Politik geblieben. Der groe Traum, den der einzige groe Kolonialpolitiker unsererneuen Geschichte, Carl Peters, trumte, der Traum, im Osten Afrikas, von Zanzibar biszu den Quellen des Nils, vom Sambesi bis zum Kap Guardafui, ein groes deutsches Ko-lonialreich zu schaffen, ist steckengeblieben, weil sein Trger ein einsamer Mann im ei-genen Volk blieb.

    Aber ein erster Durchbruch war auch hier wieder vollzogen; jener Zustand begann aufzu-hren, der den jungen Carl Peters in London verbittert hatte, jenes Bild, das sich ihm aufseinen Reisen bot: da berall in der Welt die Englnder an der Table dhote saen, dieDeutschen aber als Kellner dahinterstanden. Durch Bismarck traten die Deutschen wiederunter die groen Fhrervlker der Welt. Und sicherlich gibt es keinen gewaltigeren Be-weis fr die politische Berufung des Deutschen als die Urkraft, mit der diese Nation nachJahrhunderten der politischen Anarchie in einem einzigen Anprall den Vorsprung einholte,den alle anderen Vlker Europas gewonnen hatten.

    Und doch, an dem khnen Springer hingen die Bleigewichte einer jahrhundertealten staa-tenlosen Tradition! Zwei geschichtliche Erbmassen scheinen jetzt um den Deutschen zu

    ringen: die eine, die aus der friderizianischen Tradition stammt und an die alte kaiserlicheTradition anzuknpfen sucht und die andere, auf der der Erbfluch jener kleinstaatlichenZeiten vom Sturz der Staufer bis zum Rheinbund zu liegen scheint. Der Kampf mit die-sem Erbfluch der Deutschen hat das Leben des gewaltigen Kanzlers verbittert. In schlaf-losen Nchten hat er die Deutschen vor sich gesehen, wie sie wieder um den Bundesrats-tisch in der Eschenheimer Gasse in Frankfurt am Main sitzen und streiten. Vom blindendeutschen Hdur hat er in einer seiner groen Reichstagsreden gesprochen, dem H-dur, der immer wieder in der deutschen Geschichte im Dienste der fremden Loki den

    deutschen Vlkerfrhling ermorde.

    Hdur hat verschiedenerlei Gestalt getragen. Hdur ist aufgestanden im Parlamenta-rismus der Parteien, in diesem deutschen Parlamentarismus, der von den idealistisch-

    edlen Professoren der Paulskirche an bis zu den kleinen Demagogen der Sptzeit immerden Zug des Kleinstaatlichen, des Philisterhaften behielt. Hdur stand aber auch auf imRcken des groen Kanzlers in mancher frstlichen Gestalt. Die Prinzessin Augusta, soschreibt Bismarck in seinen Gedanken und Erinnerungen ber seine knigliche Feindin,

    hat aus ihrer weimarischen Jugendzeit bis an ihr Lebensende den Eindruck bewahrt, dafranzsische und noch mehr englische Autoritten und Personen den einheimischen ber-legen seien. Sie war darin echt deutschen Blutes, da sich an ihr unsere nationale Artbewhrte, welche in der Redensart ihren schrfsten Ausdruck findet: ,Das ist nicht weither, ,taugt also nichts. Und ber die Heirat des preuischen Thronerben mit der engli-schen Prinzessin Viktoria findet man in Bismarcks Briefwechsel mit dem General von Ger-lach schon 1857 die prophetischen Stze: Bei uns wird britischer Einflu in der stupidenBewunderung des deutschen Michels fr Lords und Guineen, in der Anglomanie von

    Kammern, Zeitungen, Sportsmen, Landwirten und Gerichtsprsidenten den fruchtbarenBoden finden. Jeder Berliner fhlt sich jetzt schon gehoben, wenn ein richtiger englischerJokey von Hart oder Lichtwald ihn anredet und ihm Gelegenheit gibt, the Queens Englishzu radebrechen; wie wird das erst werden, wenn die erste Frau im Lande eine Englnde-rin ist?

    Man wei, da diese Englnderin sowie das ganze englische Knigshaus reindeutschenBlutes gewesen ist. Sie hat ihr Leben lang alles darangesetzt, Preuen-Deutschland imGegensatz zu dem bsen Mann, zu Bismarck, zu anglisieren. Und sie hat Friedrich, denKronprinzen, ihren Gemahl, zum Werkzeug dieser Politik gemacht. Es ist derselbe Fried-rich, der blondbrtig und ritterlich durch die Schlachten des Deutsch-Franzsischen Krie-ges reitet, Urbild des deutschen Kriegers, bieder, fromm und stark derselbe, der, Ur-

    bild des anglophilen deutschen Bildungsphilisters, dem groen Staatsmann der Deut-schen widerstrebt, der etwa im Hauptquartier zu Versailles seinem Tagebuch dieschmachvoll lcherliche Bemerkung anvertraute: Odo Rssel, der (natrlich) kluge, ge-

    14

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    15/23

    scheite englische Diplomat, finde (erstaunlicherweise) den Kanzler von Bismarck nichtohne Funken von Geist und Talent. Unseren Fritz haben die deutschen Musketiere die-sen ihren General begeistert genannt. Unseren Fritz mssen wir aber auch den an-glophilen Philister Friedrich schmerzvoll nennen. Denn in beidem, in seinem ritterlichenSoldatentum wie in der Schwche seines politischen Bewutseins, hat er ein Stck unse-res Volksgeistes widergespiegelt.

    Als die Kaiserin Viktoria im Jahre 1901 starb, da hinterlie sie ihrem Sohn, dem KaiserWilhelm II., als ihren letzten Willen die Zumutung, sie in eine englische Flagge gehllt inEngland zu begraben. Der Wunsch ist nicht erfllt worden. Aber den Frieden mit demGeist von Potsdam hat darum ihre Seele doch nicht gefunden. Sie ist wiedergekommen indem unruhigen Blut des kaiserlichen Sohnes: in seiner Haliebe gegenber England, inder schrillen Dissonanz, die seine Natur schwanken lie zwischen der autokratischen Ge-ste und der fortschreitenden Kapitulation vor dem liberalen Jahrhundert, in dem Gegen-satz auch zwischen einem lrmend krampfhaft betonten borussischen schneidigen Natio-nalbewutsein und einer tiefen nationalen Unsicherheit der Seele.

    Nichts wre ungerechter, als Kaiser Wilhelm II. allein verantwortlich zu machen dafr,

    da das nach ihm genannte Zeitalter zum Sturz des Bismarckschen Reiches fhrte. Wil-helm ll. war nur der sichtbare erste Reprsentant einer viel allgemeineren nationalenEntwicklung. Setzen wir Deutschland in den Sattel, reiten wird es von selber, hatteBismarck einmal gemeint. Aber es zeigte sich, da die Nation ohne Fhrung ihres Geniusnoch nicht stark genug war, auf der Hhe zu verweilen, auf die er sie gefhrt hatte. Infurchtbarem Ringen hatte Bismarck die Gespenster der reichslosen Vergangenheit ge-bannt, solange er herrschte. Als er ging, brachen sie wieder hervor. In einem Menschen-alter sprengten sie von innen her sein Reich. Ein Menschenalter, nachdem der Geniusgegangen war, der die Deutschen wieder aufs Pferd gesetzt hatte, strzten sie vom ho-hen Ro in den Staub der Ohnmacht.

    Nicht das ist erstaunlich, da das Deutschland Wilhelms II., als es 1914 in den Krieg mit

    der Koalition seiner Gegner taumelte, im vierten Jahr erlag. Erstaunlich und ein Beweisder unheimlichen Kraft dieses Volkes ist es vielmehr, da die Deutschen unter solcherFhrung und in einem solchen Zustand politischer Zerrissenheit vier Jahre lang dem Erd-ball widerstanden und da sie die Fahnen ihrer Heere mit unsterblichem Ruhm bedeck-ten, ehe sie sich senkten. Es lag in dieser ungeheuren Kraft der deutschen Nation von1914 bis 1918 zugleich die geheime Verheiung dessen, da diese neue Niederlage nichtauf so lange Zeit gelten solle wie einst die der Staufer.

    Als fast um dieselbe Stunde des November 1918, wo auf der Treppe des deutschenReichstages ein nichtiger Demagoge, Philipp Scheidemann, in die johlenden Massen denwahnwitzigen Schrei schleuderte: Das deutsche Volk hat auf der ganzen Linie gesiegt,drben im Walde von Compiegne ein feist lchelnder Parlamentarier aus dem Wagen

    stieg, um das Diktat des Feindes anzunehmen, da soll Marschall Foch beim Anblick desAbgeordneten Erzberger spttisch gemurmelt haben: So also sieht Deutschland aus. Esist gleichgltig, ob Foch das wirklich gesagt hat oder ob ein anderer die uerung erfand.Erstaunt jedenfalls konnte das Ausland sein. Vier Jahre lang hatte es ein ganz anderesGesicht der Deutschen gesehen, das gefrchtete und gehate, das geachtete und be-wunderte Gesicht unter dem Stahlhelm, das Gesicht, dessen Zge gemeielt waren vonden Hammerschlgen der Schlachten vom Lechfeld und vom Peipussee ber Robach bisTannenberg. Jetzt pltzlich schien das Antlitz unter dem Stahlhelm verschwunden. Undhinter den Falten des behaglich wohlgenhrten, verschmitzt lchelnden Kleinbrgerge-sichtes grte die Fremden das altbekannte, das altverachtete, das altbeliebte Gesicht

    jenes anderen Deutschlands: das Gesicht der teutschen Libertt, der franzsischen,englischen, jeder fremden Servitut.

    Siebenhundert Jahre hatte nach dem Sturz der Staufer die Servitut der Deutschen ge-dauert. Siebenhundert Jahre, und in Wahrheit ewig, sollte, so haben die Feinde des Rei-

    15

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    16/23

    ches es in Versailles geglaubt, nunmehr die neue Servitut der Deutschen whren. Da ge-schah das, was die Welt als ein neues deutsches Wunder empfand.

    Wer heute die vierzehn Jahre berblickt, die zwischen dem Diktat von Versailles und derReichsgrndung Adolf Hitlers liegen, der wei, wenn er diese Zeit mitgelitten und mitge-kmpft hat, nur zu wohl, wie qualvoll lange sie damals erschienen ist. Aber er erkennt

    zugleich, wie unerhrt kurz unter dem Blickpunkt der Geschichte dieser Zeitpunkt gewe-sen ist. Im selben Augenblick, in dem in der deutschen Seele die alte Erbmasse der poli-tischen Anarchie zu triumphieren scheint, erhebt sich bereits die gewaltigste Reaktiondes reichebauenden Geistes der Deutschen. Im selben Augenblick, in dem der November1918 den Proze gegen das Deutsche Reich mit der Verurteilung zum Tode zu beendenscheint, legt aus dem deutschen Volk heraus eine Stimme Berufung ein gegen diesesUrteil. Wenn die Gefallenen auferstehen wrden und gefragt wrden, ob sie den beste-henden Zustand anerkennen, sie wrden schreien: Niemals!

    Das Wort ist von Adolf Hitler im Mnchener Hochverratsproze von 1914 gesprochen. Esist gesprochen worden vom Fhrer einer Minderheit, der damals ins Gefngnis gesandtwurde. Und doch ist es gesprochen worden im Namen der besten Kraft der ganzen Nati-

    on. Die beste Kraft der deutschen Nation hat das Todesurteil im November 1918 und vomJuli 1919 nicht anerkannt. Der Proze ging weiter. Vierzehn Jahre lang ist der Krieg von1914/1918 weitergefhrt worden, im waffenlosen Kampf der Seelen. Und seit 1939 wirder fortgefochten mit den Waffen des militrischen Krieges von der letzten Instanz derWeltgeschichte. Die Geschichte der dritten Reichsgrndung der Deutschen ist die Ge-schichte Adolf Hitlers. Aber wenn Adolf Hitlers Geschichte die Geschichte eines groenEinzelnen ist, so ist es doch in einem noch tieferen Sinne als je die eines deutschen Fh-rers vorher ein Kapitel der Geschichte des deutschen Volkes. Das Frstengeschlecht derHohenzollern, das in einem Friedrich strahlend aufgeleuchtet, das noch in einem WilhelmI. dem Genius Bismarcks sein Werk ermglicht hatte, hatte sich erschpft in jenem letz-ten Kaiser, der 1890 Bismarck strzte und 1918 nach Holland floh. Es war die Zeit derKnige nicht mehr. Der Adel und das gebildete Brgertum, aus dem Bismarck entsprun-

    gen war und die vor allem Bismarcks Reich getragen hatten, hatten im Angesicht desneuen Zeitalters der Massen und der sozialen Revolution nicht mehr vermocht, die Fh-rung zu halten; der Nationalismus des kaiserlichen Deutschlands hatte nur noch auf derschmalen Grundlage der sogenannten gebildeten Schichten geruht, und die Revolutionhatte diese dnne Decke durchbrochen.

    Aber siehe da! In diesem Augenblick entsendet der ewige Mutterscho dieser Nation ausden Massen seiner kleinen Leute den Erretter. Zum drittenmal in den drei Jahrhunder-ten unserer modernen Entwicklung empfngt die deutsche Nation von der Gottheit dasGnadengeschenk des weltgeschichtlichen Genies. Aber Friedrich war auf dem Knigsthrongeboren. Bismarck gehrte als Junker von Anfang an zur fhrenden Schicht der Gesell-schaft und des Staates. Adolf Hitler beginnt seinen Weg als kleiner Bauarbeiter und Ma-

    ler, als kleiner Gefreiter in der deutschen Armee und steigt aus eigener revolutionrerKraft empor zur Grndung und Lenkung eines groen Reiches.

    Es ist dies nicht etwa nur biographisch bedeutsam, es hngt vielmehr damit eine allge-meine Entwicklung von grter Tragweite zusammen. Die frheren Reiche der Deutschensind von oben her gegrndet worden, von Kaisern und Knigen, von einem groen Di-plomaten mit den Mitteln der ueren Politik. Jetzt, zum erstenmal in der deutschen Ge-schichte, entsteht ein groes Reich von unten her, aus einer groen Volksbewegung. Wirsagten, da die Reformation Luthers vor unserer eigenen Zeit die einzige gesamtdeut-sche Volksbewegung gewesen sei. Aber wir sehen auch, wie diese rein religise Bewe-gung ihre gesamtdeutsche Wucht wieder verlor. Der Nationalsozialismus ist die erstegroe politische Volksbewegung des gesamten Deutschtums geworden. Diese Bewegung

    war mchtig genug, um in einem Kampf von 14 Jahren das alte Vielparteiensystem desdeutschen Parlamentarismus von unten her zu zersprengen. Sie war mchtig genug, umdann, sich nach auen wendend, die Grenzen des alten kleindeutschen Reiches niederzu-

    16

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    17/23

    brechen und ein Grodeutsches Reich zu schaffen, es zu schaffen ohne Krieg, allein durchdie elementare Wucht ihrer jugendstarken Kraft. Auf des Preuen Bismarck Kanzlerstuhlsa nun ein Deutscher aus sterreich. Am Grabe des Preuen Friedrich reichte der ein-stige Gefreite dem greisen Feldmarschall des ersten Weltkrieges die Hand zum Bundevon Revolution und Tradition. In der Kaiserburg in Wien, auf der Knigsburg in Prag er-schien, unter dem Jubel der Deutschen in aller Welt, der Fhrer der neuen groen deut-

    schen Revolution, der Revolution zum Reich. Und diese Revolution war zugleich eine so-zialistische und eine antijdische Revolution, sie trug in sich die Elemente zu einer inne-ren, sozialen Erneuerung der erkrankten Welt.

    Urpltzlich sahen sich die Grundlagen jenes alten Europas, das in Versailles triumphiertzu haben glaubte, bedroht vom krieglosen Sieg der deutschen Revolution. Noch regiertenin den Weststaaten dieselben Mnner, die den ersten Weltkrieg gegen Deutschland ge-wonnen zu haben sich rhmten. In der Selbstsicherheit ihres Sieger und Besitzerdnkelshatten sie sich berrumpeln lassen durch die Heraufkunft des neuen Deutschlands. berNacht begann das zu wanken, was sie unter dem Gleichgewicht Europas verstanden: derZustand, in dem der Westen eine machtlose Mitte Europas beherrschte und in dem zu-gleich das kapitalistische System seiner Sklavenplantagen sicher war. Und da die alten

    Mnner in London und Washington im krieglosen Ringkampf der elementaren Volkskrfteihr Spiel verloren sahen, strzten sie Europa in den Krieg. Von neuem sahen sie sichberrumpelt durch die elementare Kraft der deutschen Revolution. Mit Entsetzen erlebtensie, wie nun erst recht der teutonische Sturm die Dmme ihrer Sekuritt berflutete. Aufden Spuren der Ordensritter erschienen die Deutschen in Polen, auf den Spuren der Han-sen in Bergen, auf den Spuren des groen Karl an den Pyrenen. Rings um den Kern desGrodeutschen Reiches begannen sich die Umrisse eines noch gewaltigeren Reiches ab-zuzeichnen, eines Reiches, in dem die Deutschen der Mittelpunkt einer bervlkischenOrdnung des Erdteils wurden. Da rief die kapitalistische Welt des Westens den bolschewi-stischen Osten zu Hilfe.

    Der Bolschewismus ist der neue Aufbruch der jahrhundertealten hunnischen Tradition

    des Ostens. Er ist zugleich die letzte Konsequenz des aus dem westeuropischen Juden-tum stammenden Marxismus. Um den Kapitalismus zum Sturz zu bringen so hatte der

    jdische Intellektuelle Karl Marx die arbeitenden Massen gelehrt , msse man ihn ersteinmal auf seinen Hhepunkt treiben. Zuerst also gelte es, alle die reaktionrenHemmnisse zu vernichten, die sich dem Kapitalismus entgegenstellten: Mittelstand undBauerntum, Heer und Kirche, Knigtum und nationales Fhrertum, die Nationalittenberhaupt. Dann endlich, wenn auf der einen Seite die internationalen Riesenkonzernedes Kapitals, auf der anderen die internationalen enterbten Massen des Proletariatsstnden , dann wrde ganz von selbst der Umschlag eintreten vom Kapitalismus in den sozialistischen Zukunftsstaat.

    Jdischer Hainstinkt hat die Lehre geformt. Waren doch jene Krfte der Verwurzelung,

    gegen die hier die Wut des Proletariers gehetzt werden sollte, eben dieselben Krfte,die der Macht des Judentums entgegenstanden! Waren diese Krfte erst vernichtet ,dann mute im Zukunftsstaat ber einer fhrerlosen Masse die jdische Intelligenz, dieinternationale Geldmacht zur Weltherrschaft emporsteigen.

    Walther Rathenau der das Apostolat radikaler sozialistischer Theorien so elegant mitder Praxis eines Millionrs verband hat die Theorie seines Rassengenossen Marx nochcharakteristisch weitergebildet: er hat den marxistischen Klassenkampf zugleich alsRassenkampf gedeutet. Nur zwei Vlker gebe es in Europa , so lehrt Rathenau: dieblonden Herren auf der einen Seite, herrlich anzusehen, aber der Vernichtung geweiht, und die breiten Massen slawischen Blutes, die sich in Ruland zusammenballen, aberals Unterschicht ber ganz Europa wogen, und die einmal unaufhaltsam diese blonden

    Herren berwinden werden. So erfllt es sich: Die Letzten werden die Ersten sein.

    17

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    18/23

    Gewi, die jdische Lehre war eine Konstruktion: all jene Arbeiter nordischen Blutes, dienicht daran dachten, Proletarier zu sein, sondern die um Besitz und Erbe, um Familieund Heim rangen, widerlegten sie. Aber die Lehre war ja erfunden, um an die Minder-wertigkeitskomplexe aller Klassen und aller Rassen zu appellieren. Den uralten Hunde-ha gegen die blonden Herren trug der Jude selbst im chaotisch verwirrten Blut. Den

    Hundeha wollte er auch aufrufen in all denen, die sich wirklich als Proletarier oder

    als Menschen niedrigen Blutes fhlten. Man erkennt nun, was es weltgeschichtlich bedeu-tet, da sich mit dem Jahre 1917/18 der Hundeha der Juden zusammenschlo mit

    jenem anderen alten Hundeha des Ostens, dem Ha, der Attilas und TemudschinsAnsturm gegen das Abendland geleitet hatte. Nie war Europa furchtbarer bedroht als

    jetzt. Denn die Hunnen und die Awaren und Mongolen waren nur von auen gekommen.Der Bolschewismus aber Setzte den Hebel der Zerstrung zugleich von auen und voninnen her an. Im rumlich grten Staat Europas waffnete er die berquellende Zahlstlicher Massen mit den Mitteln des modernen Maschinenkrieges. Aber in allen StaatenEuropas wappnete er dieUnterwelt mit dem Dynamit der Weltrevolution. Man erkenntfreilich auch, was es fr diese Welt der Zerstrung bedeutete, da sich um die gleicheZeit aus den Trmmern des kaiserlichen Deutschlands eine neue nordische, die national-sozialistische Revolution erhob und im Herzen Europas siegreich wurde. Wenn eine in

    echtem Sinne sozialistische Revolution sich in den Dienst der bodenstndigen Mchte desBlutes und der Rasse stellte, wenn die breiten Massen nicht erzogen wurden zum neidvol-len Ha des Proletariers, sondern zum Adel der schaffenden Arbeit, und wenn das Herz-land Europas dem ganzen Erdteil der praktische Beweis wurde fr die Eingliederung derKlassen in die Nation wie fr die Ausgliederung der Juden aus den Nationen , so wardies auf die Dauer unvereinbar mit dem Bestehen einer Gromacht der Zerstrung imOsten.

    Zwischen der bolschewistischen Revolution und ihrem europischen Sieg stand von An-fang an allein das Reich Adolf Hitlers. Niemals konnten die westlichen Demokratien demBolschewismus eine Gefahr bedeuten. Jene Plutokratie, die dort herrschte, jenes Juden-tum, das wenn auch noch in brgerlich gemigter Form auch dort mchtig war,

    jener liberale Nihilismus, der dort die Bindungen von Blut und Rasse zersetzte sie emp-fanden ja die geheime Verwandtschaft mit dem wilderen Vetter aus dem Osten. Gewi,auch in diesem Westen htte es groe Traditionen und mancherlei Werte zu verteidigengegeben, die ein Sieg des Bolschewismus unweigerlich vernichten mute. Indem der

    Westen im Kampf gegen das Reich der Deutschen die stliche Steppe zu Hilfe rief, hater das Gleichgewicht, in dem er sein Interesse sah, viel gefhrlicher erschttert, als es

    je durch die Deutschen erschttert werden konnte. Er hat vergessen, da Attila undDschingiskhan, wenn sie diesmal bei Liegnitz siegen wrden, auch nicht mehr aufzu-halten wren auf den Feldern von Chalons und da, wenn einst der Atlantik denRossen der Hunnen und Mongolen die Grenze gewesen wre, heute der Funke der Welt-revolution auch die Meere bersprnge.

    Aber fr den Westen sprachen in entscheidender Stunde die Menschen des blindenHasses. Sie taten das Werk des Juden des Juden, der derselbe ist, ob er in London undWashington als Kapitalist sitzt oder in Moskau als Kommissar; des Juden, der froh-lockt, wenn unter den Bomben amerikanischer Nigger die Dome und Burgen des altenAbendlandes zerbrechen; des Juden, dem im Flammenschein brennender Stdte die Zu-kunft erscheint, in der es unter seiner Peitsche nur noch Proletarier gibt, Besitzlose,Enterbte, Entwurzelte.

    Erst mit dem 22. Juni 1941, an dem auch die hunnisch-jdische Weltmacht des Ostens inden Kampf mit dem Reich eintrat, hat dieser Krieg sein Gesicht ganz enthllt. Erst seit-dem ist es klar, da dieser Krieg nicht nur um ein Groreich der Deutschen in Europagefhrt wird, sondern um Europa berhaupt; da er die letzte und grte der Katalauni-

    schen Schlachten ist und darber entscheidet, ob dieser Erdteil, der der ganzen Welt ihrAntlitz gab, bestehen bleiben oder vernichtet werden soll. Attila und Dschingiskhan tra-ben heute wild jauchzend neben den Heeren Stalins ber die stlichen Steppen, sie er-

    18

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    19/23

    scheinen als apokalyptische Reiter am Flammenhimmel unserer Bombennchte. Aber wieeinst Rmer und Germanen gegen Attila standen und Germanen und Slawen gegen dieMongolen, so haben sich auch heute an der Seite der Deutschen die Legionen germani-schen, slawischen, romanischen Blutes erhoben, um Europa zu retten. Auf dem Hhe-punkt dieses Entscheidungskampfes stehen wir heute. Und in aller Schwere des Kampfesempfinden wir seine unausweichliche Notwendigkeit. In den Ungarnschlachten und auf

    den Rmerzgen wuchs aus Sachsen und Franken und Schwaben das Kaiservolk. Inden Schlachten des Siebenjhrigen Krieges wurden aus Untertanen des Knigs von Bran-denburg die Preuen. Auf den Schlachtfeldern des Franzsischen Krieges von 1870 wuch-sen Preuen und Bayern und Wrttemberger in eine deutsche Gemeinsamkeit. Genau somu in den Schlachten dieses Krieges, der Ostmrker in Narvik und Pommern auf demBalkan, Niedersachsen in Italien und Franken am Peipussee sieht, die Grodeutsche Ge-meinschaft unseres Volkes ihre Feuerprobe bestehen. Genau so mssen in den groenSchlachten gegen Temudschins Erben die Vlker Europas im Norden, Sdosten, im We-sten wieder zu einer Gemeinsamkeit zurckfinden. Genau so mssen in den Schlachtender Heimatfront die Deutschen erweisen, ob der Nationalsozialismus des neuen Reichesstark genug war, aus Arbeitern und Bauern und Brgern ein einziges Volk zu schmieden.

    Es ist selbstverstndlich, da die Feinde des Reiches alles daran setzen, diese in denFeuern des Krieges wachsende neue Einheit der Deutschen zu sprengen. Es ist, wir sag-ten es, dieselbe Fhrergeneration, die drben im Westen den Ersten Weltkrieg fhrte unddie auch heute den Zweiten Weltkrieg fhrt. Und so ist es der Wunschtraum dieser Fh-rerschicht, da der Erste Weltkrieg von 1914 1918 sich wiederholt, da vor allem seinEnde sich wiederhole: der Selbstmord der Deutschen im November 1918. Im Jahre 1943gelang den Feinden zunchst ein Schlag, der ihre Hoffnung aufs hchste spornen mute.Es gelang ihnen, den Italienern ihren November 1918 zu bereiten. In den Jahrhunder-ten, in denen sich die Vlker Europas zur nationalen Einheit formten, waren neben denDeutschen die Italiener die einzigen gewesen, die in der kleinstaatlichen Auflsung ver-harrten. Erst im 19. Jahrhundert, gleichzeitig mit der deutschen Reichsgrndung Bis-marcks, schuf Cavour einen italienischen Staat, der freilich nie zu einer der des Deut-

    schen Reiches hnlichen Bedeutung gelangte. Die Parallele Bismarck-Cavour schien sichzu wiederholen, als nach dem Ersten Weltkrieg die Bewegungen Adolf Hitlers und BenitoMussolinis es unternahmen, ihre Vlker zu neuer Gre zu fhren.

    Dem Parallelismus standen erhebliche Unterschiede der Entwicklung gegenber. Wohlwar vor allem im Norden Italiens (aus dem sowohl Cavour als auch Mussolini kamen)auch jetzt noch nordisches Blut wirksam. Aber das italienische Volk trug in sich auch dieElemente des mittelmeerischen Rassenchaos. Dieses Blutserbe lehnte sich auf gegen denhochherzigen Anspruch des Duce, ein Rmertum der Neuzeit oder ein Preuentum desSdens zu schaffen. Zur Belastung des Blutes gesellte sich die Belastung der Geschich-te. Nicht nur sieben Jahrhunderte, nein, eineinhalb Jahrtausende hatte Mussolini zu ber-brcken, bis er wieder an eine wirklich groe nationalstaatliche Tradition, an die Tradition

    der rmischen Csaren, anknpfen konnte. Dazwischen lag das Italien der kosmopoliti-schen Ppste, das Italien der kuflichen Kondottieri und der in Brgerkrieg, Verschw-rung und Blutrache sich verzehrenden Fraktionen, lag das Baedekerland, in dem reicheLords und Amerikaner durch antike Ruinen schlenderten und lungernden LazzaronisTrinkgelder zuwarfen. Der Erbfluch der Italiener war also ungleich schwerer als der deut-sche. Und dieser Erbfluch hatte noch lebendige Gestalt und Macht behalten inmitten desfaschistischen Staates. Der deutsche Nationalsozialismus hatte in 14 mhevollen Jahrenum die Seele der Nation gerungen und dann, 1933, die totale Macht erobert. Der Fa-schismus hatte einen schnelleren Sieg gehabt, er hatte wenige Jahre nach der Grndungder Fasci in einem Staatsstreich der bewaffneten Minderheit das parlamentarische Italienhinweggefegt. Aber er hatte niemals die totale Macht erobert, hatte von Anfang an dieMacht geteilt mit einem minderwertigen Knigtum und mit all den Krften der Zerset-zung, die sich im Schatten dieses Knigtums bargen. Eswar dies alte Italien der kufli-chen Kondottieri und der Lazzaroni, das zwischen dem 25. Juli und dem 3. September1943 aufstand gegen das bessere Selbst der Nation und das dem grten Manne desVaterlandes und seinem Traum vom Impero den Dolch in den Rcken jagte.

    19

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    20/23

    Aber Italiens November sollte nur das Vorspiel sein fr den zweiten, den entscheiden-den November der Deutschen. Wie den Alten beim Anblick der Medusa das Herz imLeibe erstarrte, so sollte im Angesicht einer blitzschnellen Invasion zum Brenner und zumBalkan im Angesicht eines groen Schauprozesses gegen Mussolini und den Faschismusden Deutschen der Minderwertigkeitskomplex aus der Zeit ihres November 1918 wachge-rufen werden. Man msse nur, sagte Radio Boston im August 1943, die Stelle finden, auf

    die dem deutschen Siegfried das Lindenblatt gefallen sei. Zum entscheidenden Sto hobsich im September 1943 der Speer gegen Siegfrieds Schulter. Splitternd prallte er ab.

    Wie in blitzartigem Schlage weniger Tage alle Plne des Verrates, alle Hoffnungen einerschnellen Invasion zerschlagen, wie im verwegenen Sprung aus dem Himmel Mussolinidem Feind entrissen wurde das enthllte mitten in einer wahrhaft mrderischen Krisedie unheimliche berlegenheit der soldatischen und politischen Fhrung Deutschlands.Im jhen Ansprung tigerhafter Kraft zerschlug das Reich in wenigen Tagen den ganzenmilitrischen und politischen Aufmarschplan der Gegner.

    Es bedurfte eines vollen Jahres, bis der Feind zum zweiten Versuch einer politischenDurchbruchsoffensive an der deutschen Heimatfront antreten konnte. In diesem Sommer

    1944 hatte die politische Feindoffensive einen schmalen, aber tdlich gefhrlichen Ein-bruch erzielt. Am 20. Juli griff sie nach dem hchsten Ziel. Am 20. Juli ist sie zusammen-gebrochen.

    Wer den 20. Juli 1944 mit dem 9. November 1918 vergleicht, der erkennt sofort den we-senhaften Unterschied beider Revolten. Im November 1918 war der selbstmrderischeAufstand getragen von den breitesten Massen der Nation, von jenen Massen, die das altekaiserliche Regime nicht mehr zu fhren verstanden hatte. Im Juli 1944 emprte sicheine kleine Clique feudaler oder besitzbrgerlicher Prgung, die seit langem die Regie-rung eines von unten, aus den breiten Massen aufgestiegenen Fhrers als eine Krn-kung ihrer vermeintlichen gesellschaftlichen Vorrechte empfand. Zur Nation als Ganzeshatte diese Clique keine Verbindung. Trotzdem wird niemand den furchtbaren Ernst des

    20. Juli verkleinern wollen. Wieder einmal hat sich aus dem, was der Groadmiral vonTirpitz in seinen Erinnerungen die Selbstmrderecke der deutschen Seele nennt, Hdurerhoben und hat Lokis Pfeil geschnellt gegen den deutschen Vlkerfrhling. ber zweiJahrtausende unserer Geschichte schritt pltzlich ein Gespenst auf uns zu, und als es voruns stand, erkannten wir sein in grauen vollem Hohn verzerrtes Antlitz: es war der Geist,der einst in den Anfngen unseres Werdens den groen Cherusker erdolchte und der nundie Bombe legte, um in Adolf Hitler die deutsche Einheit fr immer zu sprengen.

    Niemand, wir wiederholen es, soll den Ernst dieses Ereignisses verkennen. Niemand abersoll auch miverstehen, da in diesem weltgeschichtlichen Augenblick an unserer Nationeiner jener Vorgnge sich vollzog, die mit Fug und Recht als Gottes Wunder in der Zeitbetrachtet werden drfen.

    Wer die Geschichte kennt, der wei, wie alle menschliche Klugheit und Berechnung undWillenskraft, so gro ihre Rolle im Geschehen ist, doch auch immer wieder korrigiertwerden durch ein Unwgbares, ein Unberechenbares, durch den Eingriff einer Macht, diedie kleine Seele als Zufall anspricht, die aber der tiefer Denkende als Fgung der gttli-chen Macht empfindet.

    Da am 9. November 1923 der erste Ansturm des Nationalsozialismus an der Feldherrn-halle im deutschen Feuer in Blut und Trnen zerbrach, erschien uns damals als tiefstesUnglck. Spter haben wir erkannt, da ohne diese Niederlage das Wachstum der natio-nalsozialistischen Bewegung in die Tiefe, ihr Sieg von unten und von innen her, niemalsmglich geworden wre.

    Da im November 1941, als eben die deutsche Zange um Moskau sich schlieen wollte,das Unberechenbare in Gestalt eines furchtbaren Winters uns in den Arm fiel und den

    20

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    21/23

    schwersten militrischen Rckschlag einleitete, das lastet heute militrisch, politisch undmoralisch schwer auf unserer Nation. Und doch werden wir erkennen, da so, wie einsterst das Scheitern des nationalen Staatsstreichs von 1923 die nationalsozialistische Be-wegung wirklich begrndet hat, auch erst das Scheitern des militrischer Blitzkrieges imJahre 1941 und 1942 den Weg geffnet hat zur Bildung des deutschen Reichs- und Fh-rervolkes in schwersten Krisen des Krieges.

    Da die Bombe eines Mannes, dessen Name in unserer Geschichte denselben Klang be-halten wird wie der Name des Judas Ischariot in der Geschichte der christlichen Religion,zu den Fen Adolf Hitlers niedergelegt wurde, da diese Bombe nach jeder Berechnungmenschlicher Vernunft gerade den Fhrer mit vlliger Sicherheit vernichten mute undda diese Bombe allein von allen Menschen in dem Raume Adolf Hitler nicht traf dies istwiederum einer der Eingriffe des Unberechenbaren, die dem Lauf der Weltgeschichte eineneue Wendung zu geben bestimmt sind. Gott, so vertrauen wir, hat nicht gewollt, da diedeutsche Geschichte, die beginnt mit dem deutschen Mord an Arminius, ende mit demdeutschen Mord an Adolf Hitler. Gott gab mitten im schwersten Kampf unserem Volk einZeichen. Wir haben das Zeichen verstanden. Die deutsche Nation, die im Jahre 1918,politisch fhrerlos, im Augenblick uerer Rckschlge blitzartig zusammenbrach, hat in

    den Jahren 1943/44 auf Niederlagen so reagiert, wie es die Rmer taten. Sie legt damitdie Probe ab auf die Kraft der politischen Erziehung, die der Revolution Adolf Hitlers in-newohnt. Wir alle wissen, da diese Probe nicht zu Ende ist, sondern da sie nun erst aufdem Hhepunkt steht. Erst am Tage des Sieges haben wir das Recht, sie endgltig alsbestanden anzusehen. Aber wir alle wissen und fhlen doch auch das eine: da die Nati-on, der wir angehren, in Fhrung und Gefolgschaft ihre Parallele nicht im DeutschlandWilhelms II. findet, sondern im Preuen Friedrichs des Groen.

    Unser Volk besitzt einen Fhrer von der Gre des Fridericus. Es sah den Stern dieserGre leuchten in der Sonne gewaltiger Siege. Es sieht ihn auch leuchten im Dunkelschwerer Stunden. Es wei, da aus Knig Friedrich nie der Groe geworden wre, wenner nicht in der Nacht nach Kunersdorf, im Dammhaus zu Reitwein, und in mancher ande-

    ren Nacht die schwarzen Fittiche der Vernichtung um sich htte rauschen hren und siedoch verjagt htte durch die Kraft des kniglichen Willens. Es wei, da den Siebenjhri-gen Krieg nicht der Friedrich gewann, der strahlend in die Blitzsiege seiner ersten Kriegs-

    jahre ritt, sondern da ihn der Knig gewann, der an immer neuen Abgrnden vorbei sichvorwrts rang und dem die Schultern sich krmmten unter der Last der Sorge und derVerantwortung.

    Der Morgen nach Kunersdorf entscheidet ber den Rang der Fhrer. Am Morgen nachKunersdorf entscheidet sich auch der Rang der Nationen. Heute, im Zeitalter der totalenVlkerkriege mehr denn je, erfordern groe Fhrer auch groe Vlker. In einem berhm-ten Brief hat der Kanzler von Bismarck im Jahre 1888 den jungen Prinzen Wilhelm an diePflichten der Knige erinnert. Die festeste Sttze der Monarchie, so schreibt da Bis-

    marck, suche ich in einem Knigtum, dessen Trger entschlossen ist, nicht nur in ruhi-geren Zeiten arbeitsam mitzuwirken an den Regierungsgeschften des Landes, sondernauch in kritischen lieber mit dem Degen in der Faust auf den Stufen des Thrones fr seinRecht kmpfend zu fallen als zu weichen. Einen solchen Herrn lt kein deutscher Soldatim Stich.

    Wilhelm II. war nicht stark genug, diese Mahnung zu befolgen. An jenem Tag, als er,statt zu fechten und vielleicht zu fallen, nach Holland floh, hat er sein Leben gerettet unddie Monarchie gettet. Darum liegt heute das Knigtum in den Hnden eines Mannes ausdem Volk, eines Gefreiten des ersten Krieges. Wir wissen, da dieser Gefreite des Ersten,dieser Oberste Kriegsherr des Zweiten Weltkrieges den Degen niemals fallen lassen wird,solange er atmet. Darum lt ihn auch der deutsche Soldat nicht im Stich. Der deutsche

    Soldat, der deutsche Offizier kmpft lebend und sterbend an allen Fronten dieses Krie-ges. In Etzels Saal an der Wolga, wo im Hause der GPU die letzten Kmpfer fielen inder Ebene von Catania, wo inmitten desertierender italienischer Regimenter junge Solda-

    21

  • 8/9/2019 Walter Frank: Adolf Hitler - Vollender Des Reichs - Deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart

    22/23

    ten, bis zum Tode kmpfend, Hitlerjungen mit dem Nazi-Fanatismus, wie englische Re-porter staunend schrieben, wochenlang der britischen bermacht den Weg versperrten in den Ruinen Von Cherbourg, wo, wieder nach englischen Berichten, die letzten Sto-trupps der Deutschen in Kellern lauerten, um dann nochmals hervorzubrechen im Kampf in den Gefangenenlagern, von denen Daily Expre erzhlt, da die Deutschen dort,obwohl sie zum Teil vier Jahre lang die reine Luft des Angelsachsentums atmeten, heute

    noch vollgestopft seien mit dem ,Heil Hitler, da sie immer noch am liebsten das Liedsngen: Und wir fahren gegen Engelland hier und in manchen anderen hrtestenStunden des Krieges hat der deutsche Soldat, der deutsche Offizier besttigt, da dermchtigste und sicherste Instinkt unserer Nation, der soldatische, nicht wanken wird,solange sein Kriegsherr befiehlt. Aber nicht allein auf dem Instinkt der soldatischen Ehre,des soldatischen Gehorsams und der soldatischen Tapferkeit ruht das Verhltnis der Na-tion zu ihrem Fhrer. Es grndet sich darber hinaus auf die klare Einsicht, da in diesemFhrer heute die groe Reihe unserer Reichsgrnder von Otto dem Groen ber Barba-rossa, von Friedrich ber Bismarck mndet und da sie in ihm nun um ihre Erfllungkmpft.

    Von der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern erzhlt die Sage, da sie in den Lften

    mitgekmpft worden sei von den Toten. Auch in den groen Schlachten, in denen unsheute Adolf Hitler fhrt, stehen mitten unter uns alle Toten unserer Geschichte. Es tretenzu uns alle Kmpfer um das Reich der Deutschen. Da, wo Deutsche den Kampf in Italienkmpfen, da reitet unter ihnen Friedrich Barbarossa. Da, wo deutsche U-Boote durch dieMeere kreuzen, da fahren auf ihnen die Hansen mit. Da, wo Deutsche im Osten sich derasiatischen Flut entgegen werfen, da erheben sich hinter ihnen die Ritter des DeutschenOrdens, die Mongolenkmpfer von Liegnitz und die Trkenbesieger von Wien. Da, wo wirvielleicht im Ang