Warum keine Thüringer Mondtau ben? - SV Glanztauben

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12 Geflügel-Börse 11/2014 135. Jahrgang Warum keine Thüringer Mondtauben? Unterschied liegt streng genommen nur in ei- nem Merkmal, alle anderen Benennungen sind in der Realität ohne Belang, Auslegungssache halt. Jede dieser Rassen wird von einem ande- ren Sonderverein betreut, welche auch viele an- dere sehr unterschiedliche Rassen betreuen und in denen die Mondtauben leider ein Schat- tendasein fristen. In einer konzentrierten Förde- rung, welche in einer Hand liegt, könnte ein Weg für einen Aufschwung dieser Rassen bestehen. Derzeit sind die herrlichen Sächsischen Mondtauben am weitesten durchgezüchtet. Diese Rasse ist seit vielen Jahrzehnten bereits in höchster Qualität vorhanden und kann als Ur- typ für die anderen Rassen gelten. In alten Ka- talogen werden nur Mondtauben aufgeführt. Gemeint waren die Sächsischen Mondtauben, es gab noch keine anderen Mondtaubenrassen in Deutschland – besser gesagt keine mehr. Qualitativ und quantitativ haben die Thürin- ger Mondtauben sehr aufgeholt. Mit deutlichem Abstand folgen die Thurgauer Elmer. Warum hinken die Thurgauer Elmer eigentlich nach? Sie sind schließlich älter als die Thüringer Mondtauben, und sie könnten mit diesen sehr schnell und züchterisch einfach verbessert wer- den. Für diesen Zweck habe ich einige Tiere ab- gegeben. Leider ist ein gutes Ergebnis schein- bar nicht in Sicht. Über die Namensgebung und die frühe Entstehung von Mondtauben hat Prof. Schille schon geschrieben; der Beitrag steht auf der Homepage des Sondervereins für die Glanztauben, welcher auch die Thüringer Mondtauben ausführlicher mit auf ihre Seite ge- nommen hat. Auf weitere Rassen könnte man eingehen, welche aber mehrere Unterschiede zu den Mondtaubenrassen dieses Beitrags auf- weisen. Meine Anfänge mit Mondtauben Meine Zucht habe ich, kurz nach der Aner- kennung der neu in den deutschen Rassetau- benstandard eingeschummelten Rasse, von meinem Bruder Fred Löffler übernommen. Er gab diese Rasse gern an mich weiter, nachdem ich hellauf des Farbenspiels war. Es war ein Ge- burtstagsgeschenk. Die gelben Zuchttiere mei- nes Bruders waren noch recht unausgeglichen, die Grundfarbe war mehr blau als hell. Der Typ schwankte sehr. Die Aufzuchtleistung war noch suboptimal. Die ist bei meinen Tauben nun auf volle Leistung selektiert. Die Bruten sind fast immer sichere Zweierbruten ohne Einschränkungen oder Krankheitsanfälligkeiten. Die beschriebene Wärmeempfindlichkeit kann ich nicht bestäti- gen, ganz im Gegenteil. Thüringer Mondtauben haben alles, was eine ordentlich erzogene Taube von vorn herein haben soll. Die Rasse ist im Hamburger Raum, mit Ver- satz auch in Sachsen entstanden. Thüringen ist nicht das Entstehungsgebiet dieser neuzeitli- chen Variante, wie irrtümlich schon geschrieben wurde. Die Rasse wurde dann über viele Jahre maßgeblich durch den Autor mit sehr viel Auf- wand erhalten, entwickelt und vielfach unter die Zuchtfreunde und auf die Schauen gebracht. Die Thüringer Mondtauben wurden von mir im- mer in hoher Qualität zu sehr günstigen Preisen abgegeben, auch betreute ich die Züchter über viele Jahre, wenn sie es wünschten. Mich begleiteten in der langjährigen Durst- strecke nur wenige Zuchtfreunde. Ab und an stellte der eine oder andere Züchter einmal ei- nige wenige Tiere dazu. Für mich war es ein auf- wändiges und auch kostspieliges Unterneh- Fangen wir mit den auffälligsten Merkmalen an: der fein abgestimmte Kontrast mit den schmalen Binden und dem herrlichem Halb- mond auf der Halsvorderseite. Dazu kommen das zutrauliche Wesen und unerwartet gute Flugeigenschaften, welche den Freiflug in greif- vogelsicherer Gegend nahezu verlangen – Ei- genschaften mit bester Werbebotschaft für diese tolle Rasse! Züchter, die Gefallen an etwas ganz Beson- derem, dennoch an Tauben ohne übertriebene Merkmale finden, hier ist Ihre Rasse! Vor allem die Gelben sind etwas für Freunde des zarten Farbspieles. Wer es kontrastreicher möchte, für den sind die Dominant Roten – als Braun be- zeichnet – das Richtige. In diesem Artikel möchte ich nicht den Standard wiedergeben, den kann jeder nachlesen. Mein Wunsch: Neue Interessenten für unsere schöne Rasse zu be- geistern und ein besseres Verständnis bei den Preisrichtern und den Züchtern, um die Beson- derheiten für diese herrliche Rasse zu errei- chen! Vielleicht finden wir weitere rassetreue Züchter, vor allem aber sollten die Züchterinnen sich diese Tauben einmal ansehen. Hier wird die Entstehung und die ersten Jahre danach einmal korrekt dargestellt. Was die Ent- wicklung Thüringer Mondtauben betrifft, wur- den in der Vergangenheit Vermutungen als Rea- lität dargestellt. Dies entsprach nicht den wah- ren Ablauf. Thüringer Mondtauben ohne Binden Neuerdings haben wir auch Thüringer Mond- tauben ohne Binden zur Auswahl. Die Mond- tauben ohne Binden fallen im Laufe der Zeit, bei langjähriger Zucht, ohnehin vermehrt an. Sie haben ihren ganz eigenen Charme. Hinzu kommt ein Faktor, welcher die Ausprägung der Binden, tritt er in Reinerbigkeit auf, unterdrückt. Werden bindenlose Tiere mit Bindigen verpaart, verkürzen sich die Binden. Die Bindenlosigkeit ist genetisch vermutlich nicht hohlig. Sie haben die Bindenanlage, dessen Ausprägung nur ver- hindert wird. Dies ist aber ein Extrathema. Ich habe diese Zeichnungsart herausgezüch- tet, um die Zucht dieser Rasse etwas zu erleich- tern. So müssen nicht noch mehr Tiere selek- tiert werden. Allerdings wirkt diese Rasse dann ohne Binden, die Konzentration ausschließlich auf den Mond, völlig anders. Diese Variante sollte seinen Züchterkreis finden. Wenn sich eine Taube Mondtaube nennen darf, dann doch wohl eine Taube, welche genau auf den Mond und nur auf diesen den Fokus legt. Die Braunen sollten dann in dieser Färbung ebenfalls aner- kannt sein! Andere Zeichnungsmuster fallen im üblichen Rahmen der Zucht nicht, und sie sollten auch nicht angestrebt werden. Dazu fehlt einfach die Züchterbasis. Ähnliche Rassen In dieser Rassengruppe finden sich auch die belatschten Sächsischen Mondtauben wieder. Die mit einer Spitzkappe geschmückten Thur- gauer Elmer gehören auch hinzu, mit Ein- schränkungen auch die Luzerner Elmer. Der Zart, hell, leicht mit Puder überzogen, das sind die einzigartigen Mondtauben Drei Mondtauben, alle sind gute Zuchttauben. Zum Ausstellen eignet sich nur die rechte Taube. Die helle Schnabelfarbe ist nicht zu beanstanden. Foto: Löffler

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12 Geflügel-Börse 11/2014 135. Jahrgang

Warum keine Thüringer Mondtauben? Unterschied liegt streng genommen nur in ei-nem Merkmal, alle anderen Benennungen sindin der Realität ohne Belang, Auslegungssachehalt. Jede dieser Rassen wird von einem ande-ren Sonderverein betreut, welche auch viele an-dere sehr unterschiedliche Rassen betreuenund in denen die Mondtauben leider ein Schat-tendasein fristen. In einer konzentrierten Förde-rung, welche in einer Hand liegt, könnte ein Wegfür einen Aufschwung dieser Rassen bestehen.

Derzeit sind die herrlichen SächsischenMondtauben am weitesten durchgezüchtet.

Diese Rasse ist seit vielen Jahrzehnten bereitsin höchster Qualität vorhanden und kann als Ur-typ für die anderen Rassen gelten. In alten Ka-talogen werden nur Mondtauben aufgeführt.Gemeint waren die Sächsischen Mondtauben,es gab noch keine anderen Mondtaubenrassenin Deutschland – besser gesagt keine mehr.

Qualitativ und quantitativ haben die Thürin-ger Mondtauben sehr aufgeholt. Mit deutlichemAbstand folgen die Thurgauer Elmer. Warumhinken die Thurgauer Elmer eigentlich nach?Sie sind schließlich älter als die ThüringerMondtauben, und sie könnten mit diesen sehrschnell und züchterisch einfach verbessert wer-den. Für diesen Zweck habe ich einige Tiere ab-gegeben. Leider ist ein gutes Ergebnis schein-bar nicht in Sicht. Über die Namensgebung unddie frühe Entstehung von Mondtauben hat Prof.Schille schon geschrieben; der Beitrag steht aufder Homepage des Sondervereins für dieGlanztauben, welcher auch die ThüringerMondtauben ausführlicher mit auf ihre Seite ge-nommen hat. Auf weitere Rassen könnte maneingehen, welche aber mehrere Unterschiedezu den Mondtaubenrassen dieses Beitrags auf-weisen.

Meine Anfänge mit Mondtauben

Meine Zucht habe ich, kurz nach der Aner-kennung der neu in den deutschen Rassetau-benstandard eingeschummelten Rasse, vonmeinem Bruder Fred Löffler übernommen. Ergab diese Rasse gern an mich weiter, nachdemich hellauf des Farbenspiels war. Es war ein Ge-burtstagsgeschenk. Die gelben Zuchttiere mei-nes Bruders waren noch recht unausgeglichen,die Grundfarbe war mehr blau als hell. Der Typschwankte sehr.

Die Aufzuchtleistung war noch suboptimal.Die ist bei meinen Tauben nun auf volle Leistungselektiert. Die Bruten sind fast immer sichereZweierbruten ohne Einschränkungen oderKrankheitsanfälligkeiten. Die beschriebeneWärmeempfindlichkeit kann ich nicht bestäti-gen, ganz im Gegenteil. Thüringer Mondtaubenhaben alles, was eine ordentlich erzogeneTaube von vorn herein haben soll.

Die Rasse ist im Hamburger Raum, mit Ver-satz auch in Sachsen entstanden. Thüringen istnicht das Entstehungsgebiet dieser neuzeitli-chen Variante, wie irrtümlich schon geschriebenwurde. Die Rasse wurde dann über viele Jahremaßgeblich durch den Autor mit sehr viel Auf-wand erhalten, entwickelt und vielfach unter dieZuchtfreunde und auf die Schauen gebracht.Die Thüringer Mondtauben wurden von mir im-mer in hoher Qualität zu sehr günstigen Preisenabgegeben, auch betreute ich die Züchter überviele Jahre, wenn sie es wünschten.

Mich begleiteten in der langjährigen Durst-strecke nur wenige Zuchtfreunde. Ab und anstellte der eine oder andere Züchter einmal ei-nige wenige Tiere dazu. Für mich war es ein auf-wändiges und auch kostspieliges Unterneh-

Fangen wir mit den auffälligsten Merkmalenan: der fein abgestimmte Kontrast mit denschmalen Binden und dem herrlichem Halb-mond auf der Halsvorderseite. Dazu kommendas zutrauliche Wesen und unerwartet guteFlugeigenschaften, welche den Freiflug in greif-vogelsicherer Gegend nahezu verlangen – Ei-genschaften mit bester Werbebotschaft fürdiese tolle Rasse!

Züchter, die Gefallen an etwas ganz Beson-derem, dennoch an Tauben ohne übertriebeneMerkmale finden, hier ist Ihre Rasse! Vor allemdie Gelben sind etwas für Freunde des zartenFarbspieles. Wer es kontrastreicher möchte, fürden sind die Dominant Roten – als Braun be-zeichnet – das Richtige. In diesem Artikelmöchte ich nicht den Standard wiedergeben,den kann jeder nachlesen. Mein Wunsch: NeueInteressenten für unsere schöne Rasse zu be-geistern und ein besseres Verständnis bei denPreisrichtern und den Züchtern, um die Beson-derheiten für diese herrliche Rasse zu errei-chen! Vielleicht finden wir weitere rassetreueZüchter, vor allem aber sollten die Züchterinnensich diese Tauben einmal ansehen.

Hier wird die Entstehung und die ersten Jahredanach einmal korrekt dargestellt. Was die Ent-wicklung Thüringer Mondtauben betrifft, wur-den in der Vergangenheit Vermutungen als Rea-lität dargestellt. Dies entsprach nicht den wah-ren Ablauf.

Thüringer Mondtauben ohne Binden

Neuerdings haben wir auch Thüringer Mond-tauben ohne Binden zur Auswahl. Die Mond-tauben ohne Binden fallen im Laufe der Zeit, beilangjähriger Zucht, ohnehin vermehrt an. Siehaben ihren ganz eigenen Charme. Hinzukommt ein Faktor, welcher die Ausprägung derBinden, tritt er in Reinerbigkeit auf, unterdrückt.Werden bindenlose Tiere mit Bindigen verpaart,verkürzen sich die Binden. Die Bindenlosigkeitist genetisch vermutlich nicht hohlig. Sie habendie Bindenanlage, dessen Ausprägung nur ver-hindert wird. Dies ist aber ein Extrathema.

Ich habe diese Zeichnungsart herausgezüch-tet, um die Zucht dieser Rasse etwas zu erleich-tern. So müssen nicht noch mehr Tiere selek-tiert werden. Allerdings wirkt diese Rasse dannohne Binden, die Konzentration ausschließlichauf den Mond, völlig anders. Diese Variantesollte seinen Züchterkreis finden. Wenn sicheine Taube Mondtaube nennen darf, dann dochwohl eine Taube, welche genau auf den Mondund nur auf diesen den Fokus legt. Die Braunensollten dann in dieser Färbung ebenfalls aner-kannt sein!

Andere Zeichnungsmuster fallen im üblichenRahmen der Zucht nicht, und sie sollten auchnicht angestrebt werden. Dazu fehlt einfach dieZüchterbasis.

Ähnliche RassenIn dieser Rassengruppe finden sich auch die

belatschten Sächsischen Mondtauben wieder.Die mit einer Spitzkappe geschmückten Thur-gauer Elmer gehören auch hinzu, mit Ein-schränkungen auch die Luzerner Elmer. Der

Zart, hell, leicht mit Puder überzogen, das sind die einzigartigen Mondtauben

Drei Mondtauben, alle sind gute Zuchttauben. Zum Ausstellen eignet sich nur die rechteTaube. Die helle Schnabelfarbe ist nicht zu beanstanden. Foto: Löffler

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men, diese Rasse über die vielen Jahre mit ho-hen Tierzahlen auf Großschauen erst einmal pu-blik zu machen.

Als Mitstreiter seien hervorhebend erwähnt:Werner Engert, Jürgen Weichold (jetziger Vorsit-zender des Sondervereins der Züchter Thürin-ger Farbentauben), Georg Bernstein, BertramTrinkerl. Weitere Züchter haben ein paar Jahredurchgehalten, auch teils sehr erfolgreich, dannaber wieder die Flinte ins Korn geworfen. Aller-dings sind in der jüngeren Vergangenheit neueZuchtfreunde hinzugestoßen, von denen eini-ges zu erwarten ist. Darüber freue ich michsehr!

Kurz zur EntstehungIn früheren Beiträgen wurde einiges nicht

ganz korrekt dargestellt. Vermutungen wurdenals Fakten hergenommen. Ich möchte in dieserHinsicht etwas Licht ins Dunkel fallen lassen.

Mondtauben existierten bereits um das 17.Jahrhundert! Über die Bezeichnungen derRasse(n) wurde immer wieder debattiert. InSachsen und in Thüringen entstanden Mond-tauben mit und ohne Fußbefiederung, sogar mitMuschelhaube. Auch im süddeutschen Raumgab es die süddeutsche Mondtaube oder Gold-

elbe (Schütte); diese sollte eine hellere Grund-farbe aufweisen. Marks verortet diese Variante(nach Zurth) in den Thüringer Raum. Später gabes auch in der Schweiz entsprechend gezeich-nete Rassen mit Spitzkappe: die Elmer.

Verwechslungen und Verwurstelungen warenan der Tagesordnung. Ich bin noch keine 400Jahre alt, so dass ich mich auch nur auf Litera-turangaben stützen und nur vermuten kann,was davon alles richtig ist. Im großen Ganzenwird die Entstehung stimmen. Auf die Veröffent-lichungen von Schütte, Marks, Zurth, Buffon,Dietz, Baldamus, Neubert (jun. und sen), Fi-scher, Dürigen, Gotthard, Bender, Stauber, Wit-tig, Bauer und Prof. Schille sei verwiesen.

Fazit: Tauben mit dem Phänotyp der jetzigenThüringer Mondtauben sind in früheren Jahr-hunderten gezüchtet worden – unter unter-schiedlichen Namen. Die Farbentaubenregio-nen Deutschlands wiesen jeweils geringe Un-terschiede in den Merkmalen auf. Mondtauben,die heute als Thüringer Mondtauben geführtwerden, gab es schon im 18. Jahrhundert. Obsie nun heller oder dunkler in der Grundfarbewaren (und blumig beschrieben), wir sehennoch heute die farbliche Streuung der Mond-tauben. So ist eine unterschiedliche Rassebe-

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nennung aufgrund solcher Merkmale kaumnachvollziehbar.

Aus der jüngeren Vergangenheit wissen wir,dass Günter Harz aus Rosengarten bei Ham-burg durch Anleihen an Sächsischen Mondtau-ben und Thurgauer Elmern – nach seinen Anga-ben auch von Brieftauben – von sich aus denWeg zur Erzüchtung der Thüringer Mondtaubengefunden hat. Anleihen von bereits vorhande-nen Tieren aus dem Beneluxraum halfen ihm.Ihm war das Vorhandensein, zumindest nachdem Standard, der Rasse unter „SächsischeMondtauben, glattfüßig“ im DDR-Standardnicht bewusst. Der Wortlaut im Standard desVKSK war: „Füße: Kurz, gut belatscht oder un-befiedert, letztere selten.“

Deshalb nutzte er die Vereinigung beiderStaaten zur Anerkennung der neuen ThüringerMondtauben. Das ging anstandslos durch.Günter Harz gilt somit als (Wieder)Erzüchter derRasse in der neuen Zeit.

Die Brieftaubeneinkreuzung kann man an ei-nem außerordentlich guten Flugvermögen undeiner für Rassetauben unüblichen Fähigkeit zurOrientierung und Navigation heute noch be-wundern. Günter Harz züchtete auch die oran-geäugige Variante und stellte seine Tauben inder Anfangszeit sehr erfolgreich aus. Leider gabes danach mit dem Bewerten sehr sprunghafteErgebnisse. Die Qualität der Rasse wurde kon-tinuierlich gesteigert, und somit haben wir diejetzigen schönen Mondtauben vor Augen.

Im Standard des VKSK standen zwar auchglattfüßige Sächsische Mondtauben, aber ich

1,0 Thüringer Mondtaube braun,VDT-Schau Leipzig ’09, hv96 ELT;M. Löffler, Mitwitz

0,1 Thüringer Mondtaube gelb,VDT-Schau Sinsheim ’04, hv96 E;M. Löffler, Mitwitz

1,0 ThüringerMondtaube gelbohne Binden, Nürnberg ’06, zurSichtung o.B.; M. Löffler, Mitwitz.Fotos: Proll

Thüringer Mondtäu-bin ohne Binden,das Halsgefieder

kann straffer sein.Foto: Löffler

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habe sie nie zu Gesicht bekommen. Sie galtenals wiederholt ausgestorben. Auch Werner En-gert aus Lindennaundorf bei Leipzig, den ichbeim Studium der Veterinärmedizin kennenler-nen durfte und als Taubenzüchter sehr schätze,hatte damals keine Glattfüßigen. Er hatte un-glaublich viele und schöne Sächsische Mond-tauben.

Kurz von den Sächsischen Mondtauben

Durch Einkreuzungen von SächsischenMondtauben, die ich kurzfristig züchtete,konnte ich über die Jahre erhebliche Verbes-serungen erreichen. Die Rassemerkmalekonnten gefestigt, auch Verhaltensproblemekonnten behoben werden. Meine Sächsi-schen Mondtauben gefielen mir sehr, fürmich war die Fußbefiederung hinderlich –andere lieben gerade dieses Merkmal.Züchter Kunstmann gab mir 1995 einigePaare ab.

Eine immer wieder, gelegentlich auftre-tende Bestrümpfung und in der Anfangszeitauch selten einmal das Vorkommen vonSpitzkappen deuteten auf die Erzüchterras-sen hin. Dummerweise wollte die spitzkap-pigen Tiere niemand; Thurgauer Elmer hät-ten beim Einsatz dieser Tiere unglaublichstark profitiert.

Zucht und Angewohnheiten

Die Mondtauben sind ruhig und leichtzahm zu bekommen. Sie lassen sich auchleicht fangen, vor allem vom Boden aus.Beste Freiflugeigenschaften habe ich schonangedeutet, trotz der hellen Färbung habeich bislang noch keinen größeren Verlustdurch Greifvögel gehabt. Das dürfte regionalaber sehr streuen, und man kann das kompletteGegenteil erleben. Bei den Nestkontrollen sinddie Tauben friedfertig und lassen ohne Pro-bleme nach den Eiern oder Jungtieren sehen.

Einzige Nachteile neben der Zuchtproblema-tik, die ich noch erwähnen möchte:

• Hält man die Tauben in der Hand, rackelnsie gern hin und her, versuchen sich zu befreien.Fasst man zu fest zu, können die Rückende-ckung und der Bindenschluss Schaden neh-men. Glücklicherweise halten die Federchenbei dominant roten Tauben recht fest.

• Die Tauben sondern sehr viel Federstaubab. Das müssen empfindliche Züchter bei derAnschaffung unbedingt beachten! Tauben-stauballergiker sollten von diesen Rassen dieFinger lassen.

• Die Zucht ist ein Geduldsspiel. Erfolgreiche

Paare lässt man besser zusammen. Bessereskommt meist nicht nach. Manchmal sieht manes den Alttieren nicht an, was für herrliche Jung-tiere aus ihnen fortkommen können.

• Es gibt nur wenige langjährig tätige Züch-ter. Egal von wem die Tiere kommen, die meis-ten kommen nur aus wenigen echten Quellenund sind daher eng miteinander verwandt. Sosollten gute Tiere auch mehrere Jahre in derZucht verbleiben. Ich habe 2012 einen Täuberaus 2002 erfolgreich aus seiner Rente zurück

beordert, er ist auch 2014 noch erfolgreich imEinsatz.

• Hochwertige Täubinnen sind schwer zu zie-hen, da die Grundfarbe beim weiblichen Ge-schlecht bei Rotfahl (Dominant Rot) dunkler, so-mit bläulicher ausfällt. Dieser Effekt tritt beiRotfahl stärker in Erscheinung als bei Gelbfahl.Der Verdünnungsfaktor hellt auch die hellen Ge-fiederareale etwas mit auf. Das bitte bei der Se-lektion unbedingt beachten, sonst bleiben nurTäuber übrig! Das heißt: Dunklere Tiere erstnach dem Erkennen der Geschlechter merzen.

Kriterien für die ZuchtDie Zucht gestaltet sich bei weitem nicht so

kompliziert, wie allgemein angenommen. Angstmachen ist sinnlos. Eine konsequente Selektionist zwar von nöten, dennoch kann auch aus

Fehlertieren das Beste fallen. Stark überzeich-nete Tauben (d. h. viel Nackenfarbe, bläulichausgeprägte Grundfarbe, Spiegel im Unter-schwanzbereich, Ansatz zur dritten Binde) brin-gen zumeist eine intensive Binden- und Mond-farbe. Hinzu kommen oft schöne lange Binden.Sind diese nicht zu breit, sollte gern ein Zucht-versuch mit einem passenden Partner ange-strebt werden. Alle paar Jahre muss man dieseRückbesinnung auf dunklere Grundfarbe mitwenigen Tieren ohnehin betreiben, sonst hat

man nur noch verkürzteund zerstückelte Binden.Immer nur saubere Hinter-halspartien mit ebensol-chen verpaaren geht eineWeile gut, nicht aber in ei-ner Zucht, die über Jahr-zehnte lang bestehen will!

Auch dem Auftretenweißer Federsäume undheller Federn im Mondkann so entgegengewirktwerden. Wer das anderssieht, züchtet diese Rasseeinfach noch nicht langeJahre. Fünf Jahre sind keinProblem, dann kommtaber die Erkenntnis, wiediese herrliche Rasse aufDauer zu halten ist.

Durch Einkreuzungenvon Sächsischen Mond-tauben treten rauhe oderbefiederte Läufe und Ze-hen immer wieder einmalauf. Das sollte bei zu star-ker Ausprägung bemän-gelt werden. Ein Putzen istmöglich, sollte aber aus

tierschonenden Gründen nur bei Kleinfedern er-folgen!

Die Mondtauben züchten mittlerweile sicherund robust. Kälteempfindlichkeit und Weichheitsehe ich bei meinen Tieren überhaupt nicht. DieSelektion muss immer auf vitale Merkmale er-folgen – das gilt aber für jede Taubenrasse.

Typ – Kopf – GefiederDie Rasse lebt von ihrem Farbspiel, deswe-

gen sind die Anforderungen in figürlicher Hin-sicht und im Kopf abzuschwächen. ThüringerMondtauben waren nie eine typische ThüringerRasse, wie bereits beschrieben. Deswegen sindin den Merkmalen Kopfrundung und Halsab-gang nicht die Anforderungen anzulegen, wiees bei den besten Thüringer Farbentauben dieRegel ist. Im Standard steht länglich rund, der

Diesen Binden fehlt die Farbtiefe. Sie laufenzusammen und die hinteren Binden sind zubreit – keine Taube für die Zucht

Farbpigmente im Flügel einer ThüringerMondtaube

Zur Brust hin auslaufender Mond; eine bes-sere Abgrenzung des Mondes wird er-wünscht

Der kräftige Mond über-zeugt, aber die Binden

sind zu kurz und durchbrochen

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Halsabgang kann dann etwas Nacken zeigen.Kritik kommt oft gerade in diesen Punkten, ent-gegen der Standardformulierung.

Das Gefieder ist relativ weich, neigt vor allembei einem feuchten Herbst zur Lockerheit – dasleider vor allem im Halsbereich. Die Schwingen-oberkanten können auch etwas welliger wer-den, vor allem bei vorhandener schöner breiterFeder und bei langen Tieren.

Die Rasse verlangt bei langjähriger Zuchtdem Züchter einiges an Fingerspitzengefühl ab,deswegen können Übertreibungen bei unterge-ordneten Merkmalen die knappe Züchterschardezimieren. Im Typ gibt es noch Schwankun-gen. Tiere mit nicht richtig abgedecktem Rü-cken oder sehr kleine Tiere sollten bemängeltwerden. Wird das Gefieder zu rau und ruppig,gibt es in der Bewertung Abstufungen.

Die helle „Grundfarbe“ Die Grundfarbe ist Rotfahl, auch Dominant

Rot genannt. Kommt ein Verdünnungsfaktorhinzu, erhält man Gelbfahl (Dominant Gelb). Ei-nige Tiere sollen auch Vertreter der braunenGrundfarbe sein. Das ist möglich, mir aber bis-lang nicht untergekommen. Bei den SchweizerRassen halte ich die braune Grundfarbe fürexistent.

Die Grundfarbe erkennen wir an der Färbungdes Mondes und der Binden. Im Text bezeichneich die helleren Federareale als Grundfarbe, dasist zwar nicht ganz richtig, aber verständlicher.Mond und Binden heben sich vom hellerenGrund ab. Die Grundfarbe wirkt nur im Sonnen-

licht wirklich schön und hell. Die verlangte El-fenbeinfarbe ist als Bezeichnung für die Grund-farbe nicht so glücklich gewählt, kann zwar beiGelb gelten, aber bei Rot wirkt alles silberner. Inden Ausstellungshallen kommt die Grundfarbemeistens etwas schmutzig herüber. Wie mansie nun beschreibt, ist egal, am Ende muss dieGrundfarbe beim Täuber möglichst hell sein.Die Täubinnen dürfen etwas dunkler ausfallen,aber auch nicht zum Blau tendieren. Der Preis-richter muss bei den Täubinnen diesen Ge-schlechtsunterschied dann nicht zum Nachteilwerten.

Die Ausstellungstiere dürfen im Halsbereichauf den ersten Blick die Grundfarbe nicht durchzu viele Farbspritzer in Gelb oder Rot gestörtwerden. Nimmt man die Tiere in die Hand undschaut genauer hin, darf ruhig etwas Farbe er-kennbar sein, dann aber müssen der Mond unddie Binden besonders intensiv gefärbt sein! Un-ter dem Schwanz dürfen leichte bläuliche Spie-gel erkennbar sein, bei der 0,1 mehr als beim1,0. Das ist ja von außen nicht sichtbar! DerTäuber muss jedoch recht sauber werden.

Im braunen Farbschlag (Dominant Rot) be-kommen wir oft schöne Täuber, die Täubinnensetzten leider deutlich mehr (im Vergleich zumgelben Farbschlag) ab. Dennoch sind sehrdunkle, ins Bläuliche abweichende Grundfar-ben ein Mangel.

Häufig gibt es auch im Kopfbereich Farban-teile. Diese erkennt man schon im Nestgefiederals leichte Säumung. Farbüberschuss im Na-ckenbereich ist auch im Nestgefieder erkenn-

bar. Die Täubinnen wirken selbst im Nestgefie-der geringfügig dunkler. Im Bereich der Schwin-gen darf im nicht sichtbaren Innenfahnenbe-reich eine Farbstoffreserve vorhanden sein.

Augenfarbe und SchabelfarbeWir haben vornehmlich dunkle Augen. Oran-

gefarbige Augen sind anerkannt und sollten, daunsere Rasse in der genetischen Breite nichtbesonders gut aufgestellt ist, auch zugelassenbleiben! Eine Unterscheidung beider Variantenhalte ich für entbehrlich. Ich habe für mich ent-schieden, nur die dunkeläugige Variante zuzüchten, dann gibt es weniger Diskussionen beider Anmeldung. An sich wirkt bei Rotfahl dasorangefarbige Auge „normaler“, schöner wirktauf so hellem Grund das dunkle, deswegen hatletzteres sich durchgesetzt. An die Irisfarbe soll-ten – auch bei orangeäugigen Mondtauben –keine hohen Anforderungen gestellt werden.

Die Schnabelfarbe ist eigentlich ohne Belang.Extrem dunkle Schnäbel bei Gelb sollten den-noch leicht abgestuft werden. Bei den Braunenist das Standardbild zu dunkel gezeichnet.Auch die Bezeichnung „hornfarbig“ ist einGummiband. Wollen wir eine helle Grundfarbe,darf ein hellerer Schnabel nie gestraft werden –im Gegenteil.

Und nun zum MondDer Mond ist im Standard sehr deutlich vor-

gegeben: in der Mitte drei Zentimeter breit unddoppelt so lang, scharf begrenzt, möglichst in-tensiv gefärbt. Dies ist zur Abgrenzung zu denThurgauer Elmern geschehen. Je nachdem,welche Tiere gezeigt werden, sollte das mitNachsicht benotet werden. Der DDR-Standardsah einen schmaleren Mond vor. Ich denke, eswurde hier eine gute Lösung gefunden. Mit Zen-timeterband wird keiner nachmessen. Die Har-monie von Mondzeichnung und Bindenanlagekann man auch so gut erkennen.

Im Standard wird eine sehr intensive Farbegefordert. Gerade bei Gelb bedeutet eine sehrintensive Farbe oft schon der Übergang zuBraun (Dom. Rot). Meiner Meinung nach ist esbesser, ein klar definierbares Gelb zu verlangen,ansonsten kann man nur noch an der Binden-farbe die eigentliche Grundfarbe (DominantGelb oder Dominant Rot) erkennen. Selbst dagibt es Überlagerungen zwischen den Farben.

Es sollten nicht zu viele helle Federchen denMond unterbrechen oder in der Mitte gar teilen.

Frisch ausgeflogene Mondtaube. DerMond ist noch nicht ausgefärbt, die Bin-deneigenschaften sind gut erkennbar

Unterschwanzfarbe einer Thüringer Mond-taube

Feine gelbe Täubin mit intensiver Farbe, die helle Farbe zeigen sonstnur die Täuber

Gelbes Zuchtpaar mit heller Farbe und schönen hellen Schnäbeln.Die Mondzeichnung ist gut, aber es stört eine weiße Säumung

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Die Farbe verläuft gerne bei sehr intensiv ge-färbten Tieren nach unten in Richtung Bauch.Das darf kein Übermaß werden. Diese Tieresind züchterisch zu nutzen, für die Ausstellungnicht unbedingt geeignet, denn sie weisen oftsehr viel Nackenfarbe auf.

Bei den Täubinnen fällt der Mond meist klei-ner aus. Mondfarbe und Bindenfarbe solltenmöglichst ähnlich ausfallen. Gleich sind sienicht unbedingt. Stellen Sie sich eine dunkelge-hämmerte rotfahle Taube vor – die wirkt fast ein-

farbig dunkelrot, die Schwingen sind bläulichaufgehellt. Die Brustfarbe ist bei dieser Farbeauch nicht mit der Bindenregion gleichgefärbt.Die Brust wirkt zumeist dunkler. Nun gut, dieZüchter bevorzugen eine annähernd ähnlicheFarbintensität.

Die BindenBei den Dominant Roten haben wir das Pro-

blem, dass die Binden oft zu breit sind und amEnde zusammenlaufen. Bei hoher Farbintensi-

tät ist oft ein Ansatz zur dritten Binde vorhan-den. Einige Tauben zeigen die schmaleren undgut getrennten Binden, welche sogar lang ge-nug sind, um auf dem Rücken halbwegs zu-sammenzutreffen. Die Farbe darf nicht durch-sichtig werden, sondern muss klar als gelb oderrot ansprechbar sein. Die Farbdeckung mussstark sein, egal wie die Farbe letztlich ausfällt.Auf den Flügeldecken enden sie doch etwasfrüher, als es bei Blau der Fall ist. ÜberzogeneAnforderungen sind aber fehl am Platz. Mit Blausollte Dominant Rot nicht verglichen werden,denn hier ist es erheblich schwieriger, dengleichmäßigen Abstand, die Länge undSchmalheit einzuhalten. Das richtige Augen-maß ist hier wichtig. Thüringer Mondtaubenbieten bei jedem Merkmal Angriffspunkte, es istdaher wichtig, den richtigen Weg zu finden. To-leranz beim Werten und ein guter Blick sindwichtig, um die Guten herauszufinden. Leiderpassiert oft das Gegenteil. Die Züchter strebenWünsche an, die kaum umsetzbar sind; dassollte honoriert werden!

Insgesamt ist diese Rasse für jeden Freundfeinster Farbspiele und mit ästhetischem Emp-finden so interessant, dass sich ein Zuchtver-such lohnt. Auf der Homepage des Sonderver-eins, www.thueringer-farbentauben.de und un-ter www.sv-glanztauben.de werden weitere In-formationen vermittelt. Interessenten könnensich gerne per Mail an den Verfasser wenden:[email protected]. Maik Löffler

0,1 ThüringerMondtaube gelb ,Leimbach ’11, v97SVB; M. Apfel, Bad Liebenstein.Foto: Kocken

In der vorletzten Ausgabe der Geflügel-Börse wurden im Beitrag über alte Tauben-typen auch die Feldlerchen kurz angespro-chen. Es handelt sich um eine kräftige, nor-mal gebaute Taube mit ockerfarbener Ler-chenbrust und der entsprechenden Zeich-nung auf den Flügeln. Beschrieben wurdesie von Wilhelm Bauer, der sie im SüdostenOberbayerns begegnete, im Geflügel-Spezi-alheft Tauben (2013). In dieser Region hatsich der „Landtyp“ wohl über zumindestJahrzehnte gehalten – auch ohne Standard.

Geschichtliche Informationen über dieseTauben gibt es wahrscheinlich kaum. Viel-leicht, dass sich in der Literatur der eine oderandere Hinweis (unter anderem Namen)ausfindig machen lässt – das darf man nieausschließen.

Neu sind die bayerischen Feldlerchennicht. Sie wurden im Januar 1975 anlässlichder 14. Europaschau und 23. DeutschenTaubenschau in München als neue Rassevorgestellt. Aussteller war A. Grimm ausFischbachau, also aus der genannten Re-gion. Über die acht vorgestellten Feldler-chen schrieb der Berichterstatter J. Vögeli:„Figürlich gewöhnliche Feldflüchtertypenmit feurig orangefarbigen Iriden. Sehr un-reine Grundfarbe, besonders im Kopf- undBauchgefieder. Wenig präzise umrisseneLerchung, dazu oftmals noch sehr dunkel, inder Schwingenfarbe große Unterschiede,das Brustgold annehmbar.“ Fotografiertwurde eine Täubin, die die Note „gut“ erhieltund zu diesem Beitrag abgebildet ist. Aus ei-ner Anerkennung wurde nichts. Der AutorJoachim Schütte erwähnte die Feldlerchenin seinem Handbuch der Taubenrassen.

Die Feldlerchen sind eine regionale Rasse,die sicherlich bei einigen Taubenzüchtern Inter-esse findet, wenn sie darüber lesen. Dass siekeinen Standard haben, macht ihre Existenz et-was „spannender“. Mit einer Standardbeschrei-bung wären sie so gesehen nur halb so interes-sant, zumal es einige Lerchenrassen gibt, die innahezu perfekter Form vorhanden sind. Ge-nannt seien die Nürnberger Lerche, die BernerLerche und die beliebte Coburger Lerche. Beidiesen Rassen sind die Gefiederfarben und dieFlügeldeckenzeichnung genau vorgegeben.

Bei den Feldlerchen gibt es eine hellere unddunklere Grau-Variante und weitere Schwan-kungen, was verständlich ist, aber die Zuchtnicht einfacher gestaltet, zumal eine genaue

Ockerbrustausprägung, gute Schwingen-farbe und so weiter hinzukommen. Es wäredaher schade, würde man die Feldlerchen inein „Standard-Korsett“ zwängen, es ist nachder Meinung des Autors viel schöner, wenndie Feldlerchen so bleiben, wie sie sind –flotte und urige Landtauben, die eine schöneHeimat bewohnen und bereichern. Es ist na-türlich erfreulich und notwendig, dass sichdortige Taubenzüchter nicht nur an ihrenFeldlerchen erfreuen, sondern sie auch inder Tradition ihrer Zucht und heute im Sinneder Biodiversität erhalten. Dazu gehört, dassFeldlerchen prädestinierte Hofbewohner fürden Freiflug sind, die Vitalität ausstrahlenund gute Vermehrer sind. R. de Koster

0,1 Feldlerche,die 1975 auf der

Ausstellung inMünchen alsNeuzüchtung

vorgestelltwurde.

Foto: Archiv GB

Von urigen Feldlerchen aus Bayern

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