Was geht eigentlich auf Facebook vor?
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Institut für Kulturwissenschaften
12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
Was geht auf Facebook eigentlich vor?
„Mir geht es um die Situation, um das, dem sich ein Mensch in einem bestimmten Augenblick zuwenden kann […]. Ich gehe davon aus, dass Menschen, die sich gerade in einer Situation befinden, vor der Frage stehen: Was geht hier eigentlich vor?“
Erving Goffman: Rahmen-Analyse. Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1996 [zuerst 1974 (dt. 1977)]. S. 16, (Hervorhebung AB).
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
Was geht auf Facebook eigentlich vor?
Eine qualitative Analyse der Facebook-Nutzung Jugendlicher als technisch
vermittelte Interaktion
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
0. Exposition
Diskrepanz empirische Verbreitung
- weltweit gut 800 Millionen "aktive Nutzer"
- Verbreitet in über 130 Länder
und sozialwissenschaftliche Thematisierung
- Mangel an zitationswürdiger Literatur generell
- spezifische Leerstelle an qualitativen Zugängen (v.a. deutsch)
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
Gliederung
1. Wie lässt sich Facebook-Nutzung (soziologisch) konzeptualisieren?Where is the Goffman of the Internet?
Technisch vermittelte Interaktion
2. Wie funktioniert Facebook?Kontingente Assemblage
3. Wie lässt sich Facebook-Nutzung beobachten?Zwei Umwege
4. Was geht auf Facebook eigentlich vor?Adäquate Nutzung
Kontrollverlust
Cruisen
5. Was sagt uns das?theoretisch-methodologisch
These: doppelte Veralltäglichung
Institut für Kulturwissenschaften
12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
1. Wie lässt sich Facebook-Nutzung konzeptualisieren?
Gründe:
- (Alltags-) Situationen induzieren Theoriebestand- soziale Situation als „Realität sui generis“- Perspektive: integrierende Mesotheorie
Probleme:
- keine kohärentes Theoriegebäude- explizite Beschränkung auf ftf-SituationenQuelle:
http://www.asanet.org/about/presidents/Erving_Goffman.cfm,
10.06.2012
Erving Goffman (1922-1982)
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
1. Wie lässt sich Facebook-Nutzung konzeptualisieren?
Strukturmerkmale von Goffmans Interaktionstheorie
Soziale Situation
räumlich
Kopräsenz
physisch
Handlungsrahmen
wechselseitig
Interaktion
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
1. Wie lässt sich Facebook-Nutzung konzeptualisieren?
"Where is the Goffman of the Internet?" - Trevor Pinch
Soziale Situation
Wahrnehmungsschranken
Kopräsenz
Informationsflüsse
Handlungsrahmen
wechselseitig
Interaktion
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
1. Wie lässt sich Facebook-Nutzung konzeptualisieren?
Technisch vermittelte Interaktion
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
2. Wie funktioniert Facebook?
Akteurs-Konstellation auf sozialen Netzwerkseiten
Quelle: Neuberger (2011)
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
2. Wie funktioniert Facebook?
Erstellung & Pflege eines Profils
homogenisierende Erfassung narrative Darstellung
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
2. Wie funktioniert Facebook?
Vernetzung
ungewichtet nutzergesteuerte Differenzierung
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2. Wie funktioniert Facebook?
Dokumentation
vollständig EdgeRank
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2. Wie funktioniert Facebook?
Feedback
Innerhalb Freundschaft sichtbar für Freundeskreis
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2. Wie funktioniert Facebook?
Dyadische Kommunikation
Nachrichtengewichtung nach EdgeRank
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2. Wie funktioniert Facebook?
Veränderung der techn. Gestaltung d. Interaktivitäts-Klassen
Merkmale- Kontextualisierung
- Differenzierung
- automatisierte Bestimmung von Beziehungsqualitäten
Motive- Intensivierung der Interaktionsdichte auf der Plattform
- Annäherung an face-to-face-Alltag (Rollendifferenzierung)
- Beschränkung von Reichweite zur Monetarisierung
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
3. Wie lässt sich Facebook-Nutzung beobachten?
Methodologische Näherung
- Beobachtung in situ?
praktisches Problem: Zugang zu Daten
methodologisches Problem: Sichtbarmachen unreflektierten Wissens
- zwei Umwege:
Frage nach krisenhaftem Erleben (Normalformerwartung)
Verankerung in und Hervorbringung durch kollektive Erfahrungsräume (Sinn)
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
3. Wie lässt sich Facebook-Nutzung beobachten?
Erhebung & Auswertung
- 3 Gruppendiskussionen, Auswertung nach Grounded Theory Methodologie (dokumentarische Methode & objektive Hermeneutik)
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
4. Was geht auf Facebook eigentlich vor?
Bewertung und Einordnung
Studenten: Zwang zur Positionierung
Teens: Angebotscharakter für Jugendliche
Übereinstimmend: prozedurale Zwänge
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
4. Was geht auf Facebook eigentlich vor?
Selbstdarstellung auf Facebook…
… unterliegt denselben Kriterien und Motiven, wie in der Alltagswelt
… funktioniert ko-konstruktiv
… wird durch Vermischung sozialer Situationen schwieriger
… findet in einem normierenden und normativen Kontext statt
… birgt Ungewissheit bzgl. der Glaubwürdigkeit
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4. Was geht auf Facebook eigentlich vor?
„Cruisen“ als gezielte Kontaktanbahnung
"Naja, ich bin hauptsächlich eigentlich wegen dem andren Geschlecht da drinne.", Felix (16)
„[…] bis jetzt hab ich so meine ganzen Freundinnen kennen gelernt [...] Da hat man halt bessere Chancen (.) bei Facebook", Artur (17)
" [...] halt von meinen Freunden, also von meinen männlichen Freunden sag ich jetzt mal so //I:hmm//, immer die Freundschaftsliste durchgegangen und hab immer nach @hübschen Kerlen gesucht@", Janine (16)
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4. Was geht auf Facebook eigentlich vor?
Flirten in Zeiten von Facebook
soziale Situation - Hanging-Out-Struktur
vermittelte Kopräsenz - Monitoring & „Stalking“
Handlungsrahmen? - Anstupsen & Anfreunden
Interaktion - Anschreiben & Flirten
Täuschung - Fake-Profile
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
5. Was sagt uns das?
Zur Methode…
- Plädoyer für eine sinnbasierte Analyse technisch vermittelter Interaktionen – „wissenssoziologische Techniksoziologie“
- Vorteil praxeologischer Zugang: Ineinandergreifen statt Dualisierung Technik-Nutzer
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5. Was sagt uns das?
Zur Theorie…
- Technik „Facebook“ erschließt neue ‚Räume‘ für quantifizierende Administration und Auswertung: sozialen Alltag
- fordert Nutzer zur Selbstadministration auf; spezifisch moderne Qualität von Selbstregulierung vgl. Panopticon-These (Foucault)
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
5. Was sagt uns das?
Zum Gegenstand…
- Erfolg Facebooks bedeutet „doppelte Veralltäglichung“: das Netz wird ‚banal‘ & technisch vermittelte Herstellung und Pflege sozialer Beziehung wird alltäglich
- Folgen: Dokumentation sozialer Prozesse, Wissen zweiter Ordnung um technisch vermittelte Interaktionen
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12.06.2012 Andreas Bischof, M.A. Kulturwissenschaften
Credits
Bischof, Andreas. 2011.Was geht auf Facebook eigentlich vor. Eine qualitative Analyseder Facebook-Nutzung als technisch vermittelte Interaktion.Masterarbeit betreut von Dr. Harald Homann und Prof. Dr. MonikaWohlrab-Sahr. Universität Leipzig, Institut für Kulturwissenschaften.
facebook.com/andi.bischof
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GRAPHIC ON SLIDE 9 © Neuberger (2011)