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Ornament Experiment Was ist ein Ornament? Ornament (lat. ornare = schmücken) bezeichnet ein Schmuckwerk, eine Verzierung oder ein einzelnes Verzierungsmotiv. Das Ornament ist kein selbstständiges Gebilde, sondern braucht einen Träger oder Hintergrund, auf dem es als plastische Form aufgelegt, aufgemalt, eingelegt, aufgedruckt,... sein kann. Es ist meist geometrischer, pflanzlicher, selten tierischer Art. Es tritt in allen Kunstgattungen auf - in der Architektur, im Kunsthandwerk, in der Mode und der Textilkunst, in der Möbelkunst, etc. Es gibt den Begriff Ornament aber auch im Film, in der Redekunst und in der Musik - und damit ist das Ornament auf der Hausfassade, der Tischplatte, auf dem neuesten Stoffentwurf, auf dem Screen ständiger Bestandteil unsers Alltags. Das Ornament ist nicht nur Verzierung, sondern eine Grundform des künstlerischen Ausdrucks des Menschen. Ursprung, Funktion und Aufgabe des Ornaments Ein Ornament entsteht aus dem menschlichen Bedürfnis heraus Formen zu gestalten und in eine Ordnung zu bringen. Diese Wohlgeordnetheit von Dingen, Formen oder des ganzen Kosmos (griech.= Schmuck, Dekoration, Ornament) wird schon seit der griechischen Antike als Grundbedingung für das Schöne gesehen. Die Anfänge des Ornaments liegen am Beginn des menschlichen Zusammenlebens. In seiner Verwendung bezeugte das Ornament das menschliche Schmuckbedürfnis. Es bot die Möglichkeit der Unterscheidung oder Hervorhebung einzelner und es konnte eine symbolische Bedeutung oder eine magische Schutzfunktion bezeichnen. Es bedeckte nicht nur Objekte, sondern auch Räume und den menschlichen Körper. Die wesentliche Aufgabe des Ornaments ist die ästhetische Wirkung des Trägerobjektes hervorzuheben, zu steigern, es zu gliedern, Flächen zu beleben und praktische und symbolische Zwecke zu verdeutlichen. Kennzeichen des Ornaments Ornamente existieren ausschließlich in der Fläche Ornamente brauchen einen Träger Ornamente sind keine Bilder (Das Bild ist das Gegenteil des Ornaments) www.mak-apply.at Seite 1/3

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Ornament Experiment

Was ist ein Ornament?

Ornament (lat. ornare = schmücken) bezeichnet ein Schmuckwerk, eine Verzierung oder ein einzelnes Verzierungsmotiv. Das Ornament ist kein selbstständiges Gebilde, sondern braucht einen Träger oder Hintergrund, auf dem es als plastische Form aufgelegt, aufgemalt, eingelegt, aufgedruckt,... sein kann. Es ist meist geometrischer, pflanzlicher, selten tierischer Art. Es tritt in allen Kunstgattungen auf - in der Architektur, im Kunsthandwerk, in der Mode und der Textilkunst, in der Möbelkunst, etc. Es gibt den Begriff Ornament aber auch im Film, in der Redekunst und in der Musik - und damit ist das Ornament auf der Hausfassade, der Tischplatte, auf dem neuesten Stoffentwurf, auf dem Screen ständiger Bestandteil unsers Alltags. Das Ornament ist nicht nur Verzierung, sondern eine Grundform des künstlerischen Ausdrucks des Menschen.

Ursprung, Funktion und Aufgabe des Ornaments

Ein Ornament entsteht aus dem menschlichen Bedürfnis heraus Formen zu gestalten und in eine Ordnung zu bringen. Diese Wohlgeordnetheit von Dingen, Formen oder des ganzen Kosmos (griech.= Schmuck, Dekoration, Ornament) wird schon seit der griechischen Antike als Grundbedingung für das Schöne gesehen.

Die Anfänge des Ornaments liegen am Beginn des menschlichen Zusammenlebens. In seiner Verwendung bezeugte das Ornament das menschliche Schmuckbedürfnis. Es bot die Möglichkeit der Unterscheidung oder Hervorhebung einzelner und es konnte eine symbolische Bedeutung oder eine magische Schutzfunktion bezeichnen. Es bedeckte nicht nur Objekte, sondern auch Räume und den menschlichen Körper.

Die wesentliche Aufgabe des Ornaments ist die ästhetische Wirkung des Trägerobjektes hervorzuheben, zu steigern, es zu gliedern, Flächen zu beleben und praktische und symbolische Zwecke zu verdeutlichen.

Kennzeichen des Ornaments

• Ornamente existieren ausschließlich in der Fläche

• Ornamente brauchen einen Träger

• Ornamente sind keine Bilder (Das Bild ist das Gegenteil des Ornaments)

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• Jedes Ornament besteht aus Einzelteilen, die entweder rapportfähig sind oder nicht. Ein Rapport ist die kleinste abgeschlossene Einheit eines Ornaments. Rapportfähig ist ein Einzelteil, wenn er in alle Richtungen unendlich angeordnet werden kann.

Gegenstände, die als Ornamente verwendet werden und echte Ornamente

• Ornamental verwendete Gegenstände („falsche“ Ornamente) sind nicht rapportfähig. Sie haben ein definiertes Oben und Unten. Sie werden gereiht oder symmetrisch angeordnet.

• Echte Ornamente lassen sich in identische Einzelmotive zerteilen, die alleine nicht lebensfähig sind.

Konstruktion eines echten Ornaments

• Gestaltung eines Einzelteils durch Kombination geometrischer Grundelemente oder Abstraktion

• Anordnung des Einzelteils zum Ornament (Reihung, Spiegelung, Versetzung, Überlappung). Dabei ist auf die Wechselbeziehung mit dem Träger (Boden) zu achten.

Beispiele:

Symbolisches Ornament:

Auf dem Ornat (Messgewändern) aus dem Kloster Göß aus dem 13. Jahrhundert findet sich einen Vielzahl von Motiven und Ornamenten. Die Tierfiguren weisen auf eine symbolische Bedeutungsebene, ebenso die geometrischen Ornamentbänder, deren wiederholtes Einzelornament eine Swastica darstellt. Die vier Enden des Kreuzsymbols können nach rechts oder links gerichtet, recht-, spitz-, flachwinkelig oder rundgebogen und mit Kreisen, Linien, Punkten oder zu Ornamenten verbunden sein. Eine einheitliche Bedeutung haben sie

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nicht. In diesem Fall kann das Symbol mit der aufgehenden oder untergehenden Sonne verknüpft werden oder es kann als Schutzsymbol gelesen werden.

Die Groteske (ital. grottesco zu grotta „Grotte“):

Die Groteske ist ein Ornament der römischen Hochrenaissance, das von Raffael und seiner Schule in der Ausmalung der Logen des Vatikans 1517-19 als einheitliches Dekorationssystem entwickelt und in ganz Europa verbreitet wurde. Nach dem Vorbild der Ende des 15. Jahrhunderts wiederentdeckten antiken Wandmalereien aus Kaiser Neros „Domus Aurea“ entwickelte Raffael das „Kandelabermotiv“ zum Kennzeichen der Ornamentgroteske.

Die Arabeske:

Die Arabeske besteht aus ineinander verschlungenen Linien streng stilisierter Pflanzenranken. Der Name leitet sich aus der ursprünglich häufigen Verbindung mit arabischen Schriftzeichen ab. Die Arabeske entwickelte sich aus dem assyrischen Rankenornament. Im 16. Jahrhundert kam sie mit der maurischen Kunst über Spanien nach Europa und wurde dort zu der klaren und einfacheren Form der Maureske umgebildet. Besonders eindrucksvolle Arabesken befinden sich in vielen Sälen der Alhambra in Granada, wo die Arabeske als Teil eines größeren Ornamentsystems zu sehen ist. Verwendung findet das Muster in Stuck, der Buchmalerei, als Stoffmuster und ähnlichem.

Das Ornament der Moderne:

Wie in keiner anderen Epoche wird das Ornament so abgelehnt wie in der Architektur der Moderne. Die Kritik richtet sich gegen das (Zier-)Ornament und die Dekorationswut des Historismus und führt zur Besinnung auf die Form. Ornamentale Elemente tauchen in Verbindung mit einer Funktion auf (Verbindungen oder statische Elemente, z.B. Postsparkasse) wird der Form untergeordnet und betont die Funktion. Auf dem Umweg der Dekoration von Alltagsobjekten (z.B. Mode) fand das Ornament aber bald wieder Eingang in die Moderne. Denn nur durch Gestaltung konnte es der Abstraktion gelingen, Einfluss in die Alltagswelt zu nehmen.

Quellenangaben:

1/ Franz, Rainald: „Vorlesung „Einführung in die Ornamentik“

2/ Lexikon der Kunst: Ornament, s.1 ff. Digitale Bibliothek Band 43_ Lexikon der Kunst Ornament – Einführung

-> http://www.unterricht.kunstbrowser.de/printable/bildnerischemittel/ornamentik/begriff/index.html

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