WAS IST ZU TUN? ENERGIEWENDE EMPOWERMENT€¦ · zu 100% durch erneuerbare Energien erzeugt werden....

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Der Klimawandel stellt die ganze Welt vor große Aufgaben und fordert Politik,Wirtschaft und jede/n einzelne/n ErdenbürgerIn, rasch zu handeln. Die Industrienationen haben einerseits die Hauptverantwortung für den Klimawandel. Andererseits verfügen sie über die finanziellen, technischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten, um den CO 2 -Ausstoß zu bremsen und jene Staaten zu unterstützen, die am Klimawandel noch stärker leiden und die nötigen Mittel nicht haben. WAS IST ZU TUN? ENERGIEWENDE EMPOWERMENT WAS IST ZU TUN?

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Der Klimawandel stellt die ganze Welt vor große Aufgaben und fordert Politik, Wirtschaft und jede/n einzelne/n ErdenbürgerIn, rasch zu handeln. Die Industrienationen haben einerseits die Hauptverantwortung für den Klimawandel. Andererseits verfügen sie über die finanziellen, technischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten, um den CO2-Ausstoß zu bremsen und jene Staaten zu unterstützen, die am Klimawandel noch stärker leiden und die nötigen Mittel nicht haben.

WAS IST ZU TUN? ENERGIEWENDE EMPOWERMENT

WAS IST ZU TUN?

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GRUNDLEGENDE VORAUSSETZUNGEN

Menschenrechte wahren

Primäre Grundlage für alle Maßnahmen ist die Wahrung der

Menschenrechte, egal ob es sich um vorbeugende Maßnah-

men gegen Fluchtursachen handelt oder um Maßnahmen, die

den Umgang mit Menschen betreffen, die auf der Flucht vor

den Folgen des Klimawandels sind.

Verantwortung tragen

Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Handeln. Das be-

trifft sowohl den Klimaschutz und den Einsatz von erneuer-

baren Energien als auch den Umgang mit schutzsuchenden

Menschen.

SCHUTZ VON KLIMAFLÜCHTLINGEN

Treibhausgase bleiben noch lange nach ihrer Freisetzung in

der Atmosphäre wirksam. Kohlendioxid hat beispielsweise

eine Halbwertszeit von 35.000 Jahren. Das heißt, auch wenn

der Ausstoß der Treibhausgase auf null reduziert wird, steigen

die Temperaturen in den nächsten Jahrzehnten weiter an.

Aufgrund dessen werden sich die Folgen des Klimawandels

noch einige Zeit bemerkbar machen und Menschen in die

Flucht treiben. Zum Schutz dieser Menschen gilt es, entspre-

chende Maßnahmen zu setzen wie etwa:

Den rechtlichen Status von Klimaflüchtlingen klären,

damit ihr Schutz gewährleistet werden kann. Einen

Ansatz bietet hierfür die Nansen-Schutzagenda.

Humanitäre Hilfe für Klimaflüchtlinge bereitstellen:

Essen, Wasser, Unterkunft und medizinische

Versorgung

WAS IST ZU TUN?

Der Klimawandel stellt die

internationale Gemeinschaft vor

große Herausforderungen, die nur

gemeinsam bewältigt werden können

– der Umgang mit der klima bedingten

Migration ist eine davon.

“http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/57257/klimawandel-und-migration

Methode Seite 87+88

Perspektivenwechsel Verdeutlicht Veränderungen nur aufgrund eines

Perspektivenwechsels.

Methode Seite 106

World Cafe: Maßnahmen gegen Klimaflucht

Zur Diskussion folgender Themen in Kleingrup-

pen: Menschenrechte und rechtlicher Schutz von

Klimaflüchtlingen, Klimawandel und Verantwor-

tung, Energie sparen und erneuerbare Energien,

Katastrophenschutz und Ernährungssicherheit.

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Ob die Menschen mit den Folgen des Klimawandels umge-

hen und sich entsprechend anpassen können, ist stark ab-

hängig von ihrer Resilienz, das heißt ihrer Widerstandsfähig-

keit. In vielen betroffenen Regionen fehlen allerdings die Mittel

für entsprechende Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen.

Maßgeblich für die Fähigkeit, sich an die Folgen des Klima-

wandels anpassen zu können, sind Ernährungssicherheit und

Katastrophenschutz.

SICHERSTELLUNG DER ERNÄHRUNG

BEISPIELE:

Landgrabbing durch Großkonzerne verhindern

Maßnahmen zu Bodenschutz und Bewässerung

Regionalen Handel unterstützen

Faire Handelsbedingungen

Dürre- bzw. salzresistentes Saatgut

Förderung einer großen Sortenvielfalt

Solare Meerwasserentsalzung

Lagerung von Lebensmitteln verbessern

Lebensmittelspekulationen unterbinden

Terra Preta, um Boden wieder fruchtbar zu machen und

ganze Landstriche wieder zu begrünen

Aufforstung ökologischer Lebensräume

WIRKSAMER KATASTROPHENSCHUTZ

BEISPIELE:

Nachhaltige Deichsysteme und Flutschutz

Katastrophenpläne je nach Region, z. B. im Falle von

Überschwemmungen, Hitzeperioden etc.

In jenen Regionen, wo entsprechende Maßnahmen nicht aus

eigener Kraft umgesetzt werden können, ist die Unterstützung

seitens der Industrieländer gefragt. Zur Stärkung der vom

Klimawandel Betroffenen bedarf es Vorsorge- und Anpas-

sungsmaßnahmen, welche ihre Widerstandsfähigkeit fördern.

Neben finanzieller und technischer Unterstützung spielt die

gemeinsame Erforschung und Erarbeitung geeigneter Techno-

logien und landwirtschaftlicher Möglichkeiten eine große Rolle,

ebenso auch die Verbreitung von Wissen und Erfahrungen.

Ernährungssicherheit und Katastrophenschutz

MASSNAHMEN ZUR ANPASSUNG AN DIE FOLGEN DES KLIMAWANDELS

Nachdem manche Auswirkungen des Klimawandels

nicht mehr aufgehalten werden können, ist es

wichtig, sich möglichst gut anpassen zu können.

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Oberste Priorität für die Politik

muss es sein, eine weltweite

Energiewende zu beschließen.

Wir müssen klimaschädliches CO2

reduzieren, am besten auf null. Das

ist das Allerwichtigste für unsere

Zukunft. Nur dann haben auch die

Menschen eine Chance, die unter

dem Klimawandel zu leiden haben.

“Koko Warner, Universität der Vereinten Nationen

Der vom Menschen verursachte Ausstoß der Treibhausgase

muss so schnell wie möglich auf null herabgesetzt werden.

Das erfordert sowohl die enge Zusammenarbeit aller Staaten

dieser Welt als auch den engagierten Einsatz jedes Erden-

bürgers und jeder Erdenbürgerin. Also: Auch dein Einsatz ist

gefragt! Jede/r Einzelne ist aufgefordert, in seinem/ihrem Um-

feld zur Energiewende beizutragen. Und so funktioniert es:

Energie sparen und den Verbrauch von Rohstoffen

reduzieren

Energiewende jetzt!

– Ausstieg aus der Verwendung der nicht erneuerbaren

Energien (Erdöl, Erdgas, Kohle und Atomenergie)

– Umstieg auf erneuerbare Energien wie Sonne, Wind,

Wasser, Biomasse und Geothermie (Beispiel: zu einem

Stromanbieter mit 100% erneuerbarer Energie wechseln)

KLIMASCHUTZ BESEITIGT KLIMABEDINGTE FLUCHTURSACHEN

Klimaschutz beseitigt Fluchtursachen. Wenn wir

unseren Energieverbrauch reduzieren und auf

erneuerbare Energien umsteigen, können wir den

CO2-Ausstoß maßgeblich reduzieren. Dadurch

wird der Klimawandel aufgehalten und weniger

Menschen sind von dessen Folgen bedroht.

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ENERGIEEFFIZIENZ UND ENERGIE SPAREN

BEISPIELE ZUR REDUKTION UNSERES

ENERGIEVERBRAUCHS

Öffis und Fahrrad nutzen

Die Fahrt mit dem PKW verbraucht deutlich mehr Energie als

die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Am wenigsten Ener-

gie wird verbraucht, wenn wir mit dem Fahrrad fahren oder zu

Fuß gehen.

Elektromobilität

Strombetriebene Fahrzeuge erzeugen während der Fahrt kein

zusätzliches CO2. Wird der Strom aus erneuerbarer Energie

erzeugt, so kann der CO2-Ausstoß weiter verringert werden.

Der Wirkungsgrad eines Elektroautos liegt bei ca. 85%. Das

heißt 85% der in der Batterie gespeicherten Energie können in

Bewegung umgesetzt werden. Im Vergleich dazu hat ein Fahr-

zeug mit Verbrennungsmotor nur den sehr geringen Wirkungs-

grad von ca. 18%.

Flugreisen vermeiden

Die Reise mit dem Flugzeug produziert pro Person 380 Gramm

CO2 pro Kilometer. Im Vergleich: Bei einer Bahnfahrt werden

pro Person und Kilometer nur 40 Gramm CO2 ausgestoßen.

Die Energieeffizienz ist ein Maß

für den Aufwand (Verbrauch)

von Energie zur Erreichung eines

bestimmten Nutzens.

“http://www.wie-energiesparen.info/fakten-wissen/was-ist-energieeffizienz

Energieverbrauch in kWh pro Personenkilometer (Quelle: Umweltbundesamt)

PKW ZUG BUS STRASSEN- BAHN

U-BAHN FAHRRAD ZU FUSS0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

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Wärme im Haus halten

Sehr viel Wärme geht durch Wände, Dach und Boden eines

Gebäudes verloren. Deshalb sind eine gute Wärmedämmung

und neue Fenster mit 3 Gläsern eine sehr wirksame Maßnahme

zur Energieeffizienz.

Zusätzlich spielen richtiges Lüft- und Heizungsverhalten der

BewohnerInnen eine wichtige Rolle.

Auf Energieeffizienzklasse achten!

Beim Kauf von Geräten kann mithilfe des Energielabels darauf

geachtet werden, dass diese während des Betriebs so wenig

Energie wie möglich verbrauchen.

Beleuchtung mit LEDs

LED-Lampen verbrauchen wesentlich weniger Energie als die

alten Glühbirnen und haben auch eine deutlich höhere Lebens-

dauer. Allerdings ist beim Kauf von Lustern und Lampenschir-

men darauf zu achten, dass die LEDs nicht fix eingebaut sind,

sondern gewechselt werden können.

WIRKUNGSGRAD

Der Wirkungsgrad gibt an, welcher Anteil der zugeführten

Energie in nutzbringende Energie umgewandelt wird.

VORSICHT VOR DEM REBOUND-EFFEKT!

Der Rebound-Effekt besagt, dass Einsparungen, die z. B.

durch effizientere Technologien entstehen, durch vermehrte

Nutzung und Konsum überkompensiert werden.

Ein Beispiel: Nach der thermischen Sanierung eines Gebäudes

werden mehr Zimmer auf höhere Raumtemperaturen beheizt

und deshalb sinkt der Energieverbrauch trotz besserer Wärme-

dämmung nicht.

ENERGIESPARTIPPS

http://www.umweltberatung.at/themen-wohnen-energie-sparen

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WAS IST DIE ENERGIEWENDE?

Als Energiewende wird der Umstieg von nicht erneuerbaren

auf erneuerbare Energien bezeichnet. Die nicht erneuerbaren

Energien Erdöl, Erdgas, Kohle und Atomenergie sollen zuerst

reduziert und letztendlich gar nicht mehr genutzt werden,

weder zur Energieerzeugung noch zur Herstellung von Pro-

dukten wie Kunststoff oder Düngemittel.

Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie sollen

schließlich die gesamte Energie für Strom, Wärme, Industrie

und Mobilität bereitstellen.

ERNEUERBARE ENERGIEN BESEITIGEN

FLUCHTURSACHEN

Der verstärkte Ausbau erneuerbarer Energien und der Ersatz

fossiler Energieerzeugung tragen wesentlich zur Beseitigung

und Milderung jener Probleme bei, welche weltweit Millionen

Menschen zur Flucht zwingen. Die meisten aktuellen Kriege

hängen direkt oder indirekt mit fossilen Energien zusammen

Die Hoffnung auf Frieden und

der Kampf gegen den Klimawandel

gehören zusammen. (...) Der Ausstieg

aus fossilen Energien und der Einstieg

in eine 100 Prozent erneuerbare

Welt kann nicht nur das Klima retten,

sondern auch unser aller Sicherheit

erhöhen.

“ Kumi Naidoo

(bis Ende 2015 Direktor von Greenpeace international)

ENERGIEWENDE JETZT!

Je wirkungsvoller wir unseren Energie- und Rohstoff-

verbrauch reduzieren und je rascher wir die Energie-

wende vorantreiben und komplett auf erneuerbare

Energien umsteigen, umso besser für den Klimaschutz

und somit auch für die Weltbevölkerung.

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und werden unter anderem aus diesen Erlösen finanziert.

Auch Österreich trägt mit seinen Ausgaben für Energieimpor-

te (rund 14,76 Milliarden Euro im Jahr 2013) zu diesen unheil-

vollen Zusammenhängen bei, da ein Großteil dieses Geldes

in fossile Rohstoffe fließt. Beide Probleme, sowohl ölfinanzier-

te Kriege als auch Flucht wegen Klimaerwärmung, könnten

durch eine rasche Abkehr von fossiler Energie stark entschärft

werden. Die CO2-Reduktion durch die Nutzung erneuerba-

rer Ener gien ist ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz. Und

Klimaschutz hat wesentlichen Anteil an der Beseitigung von

Flucht ursachen.

KLIMAKONFERENZ PARIS 2015

195 Staaten haben sich am 12.12.2015 auf dem Klimagipfel

in Paris darauf geeinigt, bis zur Mitte des Jahrhunderts aus

der Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle auszusteigen.

Das völkerrechtlich verbindliche Abkommen beinhaltet unter

anderem folgende Ziele:

Die Erderwärmung auf deutlich unter 2° C zu begrenzen

und eine Begrenzung auf 1,5° C anzustreben.

Die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel zu

erhöhen (Resilienz).

Um diese Ziele zu erreichen, gehen Studien davon aus, dass

die Treibhausgasemissionen bis 2050 weltweit um 70 bis 95%

reduziert werden müssen (IPCC SPM 2014). Für die Industrie-

nationen bedeutet dies, dass bis Mitte des Jahrhunderts kein

zusätzliches Kohlendioxid mehr erzeugt werden sollte bzw.

eine nahezu vollständige Dekarbonisierung erreicht wird.

Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Werner

Faymann hat bei der Klimakonferenz in Paris 2015 eine klare

Zielsetzung verkündet: Bis 2030 soll der Strom in Österreich

zu 100% durch erneuerbare Energien erzeugt werden.

Das würde bedeuten,

dass wir im Jahr 2030 keine fossilen

Brennstoffe mehr zur Produktion

von Strom verwenden.

“ehem. österreichischer Bundeskanzler Werner Faymann in Paris 2015

Methode Seite 80

Kooperationsübung: Der Weg zum Klimaschutz

Ideensammlung zum Klimaschutz und

gemeinsamer Bau einer Murmelbahn unter

erschwerten Bedingungen.

Methode Seite 79

Kooperationsübung: Energiewende

Dynamische Übung auf einer Plane.

Wenn wir Sonnenstrahlen nutzen,

kann der IS damit keine Waffen

kaufen. (...) Erneuerbare Energien

sind ein unverzichtbarer

Lösungsansatz für Fluchtursachen.

“Hans Josef Fell, AWES, März 2016

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EINSATZMÖGLICHKEITEN DER ERNEUERBAREN ENERGIEN

WASSER

Wie der Wind ist auch die Wasserkraft eine Energie, die etwas

bewegen kann. So versetzt das Wasser in einem Wasser-

kraftwerk eine Turbine in eine Drehbewegung. Dadurch wird

Strom erzeugt.

Strom aus der Energie des Wassers. Es können grob

zwei Typen von Wasserkraftwerken unterschieden werden:

Laufkraftwerke und Speicherkraftwerke. Ein Laufkraftwerk

befindet sich direkt in einem fließenden Gewässer. Die Strom-

menge hängt neben der Anzahl und Größe der Turbinen auch

vom Wasserstand und der Jahreszeit ab. Bei einem Spei-

cherkraftwerk befindet sich Wasser in einem Speichersee.

Die Energie wird sozusagen gespeichert. Bei zusätzlichem

Strombedarf wird das Wasser aus dem Speichersee ins tiefer

gelegene Kraftwerk abgelassen, um Strom zu erzeugen.

BIOMASSE

Zur Biomasse zählt alles, was aus Pflanzen oder Tieren oder

deren Ausscheidungen besteht. Also Holz, Stroh, Getreide,

aber auch Essensreste und Kuhfladen.

Eine spezielle Form der Biomasse ist das Biogas. Es entsteht,

wenn Biomasse verfault. Biogas kann wie Erdgas genutzt

werden. Biomasse kann als Energiequelle für die Erzeugung

von Wärme oder Strom genutzt werden.

Wärme. Bei der Verbrennung von Biomasse entsteht Wärme,

welche unter anderem zum Heizen verwendet werden kann.

Eine schon sehr alte Nutzung der Biomasse für die Wärme-

produktion ist das Heizen mit Holz.

Strom. In einem Biomassekraftwerk wird durch die Verbren-

nung von Biomasse Wasserdampf erzeugt. Dieser breitet

sich in Rohren aus und treibt eine Turbine an. So wird mit

Bio masse Strom erzeugt. Im Idealfall wird die dabei erzeugte

Wärme auch gleich zum Heizen verwendet.

Wind

Sonne

Biomasse

Wasser

GeothermieErneuerbare Energien haben vielfältige Einsatz-

möglichkeiten und können bei entsprechendem

Ausbau sowie Energieeffizienzmaßnahmen 100%

unseres Energiebedarfs abdecken.

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GEOTHERMIE

Die Geothermie oder Erdwärme kommt aus dem Inneren

des Planeten Erde. Im Erdkern ist es so heiß, dass sogar die

Steine flüssig sind. Je tiefer man in die Erde bohrt, umso wär-

mer wird es. Um die Energie im Erdinneren zu nutzen, werden

tiefe Löcher gebohrt. Pro 100 Meter wird es um etwa 3° C

wärmer. Diese Wärmeenergie kann zum Heizen oder auch zur

Stromerzeugung genutzt werden.

Wärme. Mit sogenannten Wärmepumpen wird die Erdwärme

abgezogen und gleichzeitig durch Druckerhöhung die Tempera-

tur weiter angehoben. So kann mit Geothermie ein Haus geheizt

werden.

Strom. In einem Geothermie-Kraftwerk kann die Wärme der

Erde auch in Strom umgewandelt werden: Die Erd wärme

erhitzt Wasser zu Dampf, der wiederum eine Turbine zur

Stromerzeugung antreibt.

WIND

Wind ist Luft, die sich bewegt. Die Ursachen für diese

Luftbewegung sind Unterschiede in der Temperatur und im

Luftdruck. Die Kraft des Windes haben sich Menschen schon

seit vielen Jahrhunderten zunutze gemacht, unter anderem

zum Segeln, zum Mehlmahlen oder auch zum Wasserpum-

pen. Heute wird die Windkraft vor allem zur Stromerzeugung

genutzt.

Strom aus Windenergie. In Windkraftanlagen wird die

Bewegungsenergie des Windes in Strom umgewandelt. Der

Wind dreht einen Rotor. Dadurch bewegen sich im Genera-

tor Kabel und Magnete aneinander vorbei und schon entsteht

Strom. Ein modernes Windrad erzeugt so viel Strom, wie

ca. 2.000 Haushalte verbrauchen.

SONNE

Die Sonne ist unsere wichtigste Energiequelle. Sie sorgt für

Licht und Wärme, lässt Pflanzen wachsen, das Wasser ver-

dampfen und den Wind wehen.

Die Energie, welche in den Sonnenstrahlen steckt, ist enorm.

In einer einzigen Stunde trifft mehr Sonnenenergie auf die

Erde, als alle Menschen dieser Welt gemeinsam in einem gan-

zen Jahr verbrauchen. Einen Teil dieser Energie können wir für

die Erzeugung von Wärme und Strom nutzen.

Wärme aus Sonnenenergie. Mithilfe von thermischen

Solaranlagen bzw. Sonnenkollektoren kann die Wärmeenergie

der Sonne gesammelt werden. In einem Sonnenkollektor

befindet sich ein langes, mehrfach gebogenes Wasserrohr.

Scheint darauf die Sonne, so erwärmt sich das Wasser. Das

Wasser wird durch das Haus geleitet, liefert Warmwasser für

Küche und Bad und kann auch das Haus heizen.

Strom aus Sonnenergie. Eine Fotovoltaikzelle erzeugt aus

der Sonnenstrahlung Strom. Diese Fotovoltaikzellen bestehen

aus einem speziellen Material mit besonderen Eigenschaften.

Vereinfacht gesagt bringt die Sonneneinstrahlung winzig klei-

ne Teilchen in der Fotovoltaikzelle, die Elektronen, in Bewe-

gung. Dadurch wird ein Stromfluss erzeugt.

Trinkwasser aus Sonnenenergie. Verschiedene solar-

thermische (Wärme) und fotovoltaische (Strom) Verfahren

dienen zur Aufbereitung von Trinkwasser und zur Meerwas-

serentsalzung.

Methode Seite 85

Pantomime: Erneuerbare Energien

Begriffe pantomimisch darstellen und raten.

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VORTEILE DER ERNEUERBAREN ENERGIEN

Erneuerbare Energien sind unendlich

vorhanden oder können erneuert werden

Die Energie von Sonne, Wind und Wasser kann nicht ver-

braucht werden und wird immer für uns da sein, solange die

Sonne in ihrer heutigen Form existiert. Der Wind wird immer

wehen, auch wenn wir ganz viel Strom mit seiner Energie

erzeugen. Die Erdwärme, die in den oberen Schichten der

Erde gespeichert ist, kann zwar entnommen werden, aber

durch die Zerfallsaktivitäten im Erdinneren strömt die Wärme

nach einiger Zeit wieder nach. Die Energie der Biomasse

kann zwar durch Verbrennung weniger werden, aber Pflan-

zen können nachwachsen und sind damit erneuerbar.

Erneuerbare Energien sind sauber

Bei der Stromerzeugung aus Sonne, Wind und Wasser gibt

es keine Abgase, Abfälle oder Abwässer. Es fallen keine zu-

sätzlichen Kosten für die Beseitigung des Kraftwerksmülls

oder der Umweltschäden an, wie das bei Kohle- und Atom-

kraftwerken der Fall ist.

Erneuerbare Energien schützen das Klima

Sonne, Wind, Wasser und Erdwärme erzeugen bei ihrer

Nutzung keinerlei Treibhausgase. Jenes CO2, das bei der

Verbrennung von Biomasse entsteht, haben die Pflan-

zen zuvor der Atmosphäre entzogen. Nachwachsende

Pflanzen nehmen das CO2 wieder auf und schließen so

den Kreis.

unendlich

sicher

sauber

Erneuerbare Energien haben immense Vorteile. Ihr Einsatz kann in Zukunft die Lebensqualität sehr vieler

Menschen positiv beeinflussen.

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Erneuerbare Energien machen uns

unabhängig und schaffen mehr Stabilität

Derzeit ist die EU zu rund 80% von fossilen Brennstoffen ab-

hängig. Der überwiegende Teil wird importiert. Das erzeugt

politische Abhängigkeiten. Sonne, Wind Wasser, Biomasse

und Erdwärme haben wir direkt vor der Haustüre. Sie müs-

sen nicht importiert werden und machen uns unabhängig

von den „Besitzern“ fossiler und atomarer Brennstoffe.

Erneuerbare Energien fördern den Frieden

Aktuell kommt es immer wieder zu militärischen Konflikten

rund um nicht erneuerbare Energien. Der Kampf ums Erdgas

in der Ukraine oder um Erdöl im Nahen Osten sind aktuelle

Beispiele. Ganz zu schweigen von Auswirkungen, die ein

möglicher militärischer Einsatz atomarer Energien hätte. Vor

allem um den Wind oder die Sonne gibt es keine Konflikte,

einfach weil sie niemand besitzen kann und weil sie nicht

verbraucht werden können. Diese Energien können auch

weder gekauft noch verkauft werden und sorgen daher für

eine gerechtere Verteilung der Energie.

Erneuerbare Energien sind sicher

Erneuerbare Energien können ohne größeres Risiko auf

Mensch und Umwelt genutzt werden. Bei ihrer Nutzung kön-

nen auch keine großen Unfälle passieren.

Erneuerbare Energien sind kostengünstig

Auf Stromrechnungen scheinen die erneuerbaren Energien

zusätzliche Kosten zu verursachen. Tatsächlich ist es aber

so, dass dies nur so scheint, weil weder die staatlichen Zu-

schüsse für Öl, Gas, Kohle und Atomenergie aufscheinen

noch die volkswirtschaftlichen Folgekosten wie für die Folgen

des Klimawandels oder die Behandlung von gesundheitlichen

Beeinträchtigungen. Auch die Folgekosten, die importierter

Atomstrom erzeugt, scheinen nicht auf, sind aber sehr erheb-

lich, da der atomare Abfall von heute erzeugtem Strom für

Tausende von Jahren Kosten verursacht. Werden die tatsäch-

lichen Kosten für Energierohstoffe und vor allem die Folgekos-

ten mitberechnet, die bei Verwendung der jeweiligen Energie-

quelle entstehen, dann sind die erneuerbaren Energien schon

jetzt unschlagbar kostengünstig.

HERAUSFORDERUNGEN

ERNEUERBARER ENERGIEN

Erneuerbare Energie ist beinahe unerschöpflich, jedoch nicht

grenzenlos nutzbar. Auch die Nutzung erneuerbarer Energie

ist mit einem wirtschaftlichem und einem Materialaufwand

verbunden und an die örtlichen Gegebenheiten gebunden.

Für Windkraft werden windige Regionen benötigt, für Was-

serkraft braucht man Flüsse, für Biomasse Anbauflächen.

Nicht jeder Standort ist auch aus Gründen des Naturschut-

zes für die Nutzung erneuerbarer Energien geeignet. Da-

mit der Klimawandel aufgehalten werden kann, nimmt die

Stromerzeugung mit erneuerbarer Energie allerdings eine

zentrale Rolle ein. Bezogen auf einen Ort sind Sonne, Wind

und Wasser Schwankungen unterworfen. Sonnenenergie

kann nur genutzt werden, wenn die Sonne scheint, ein Wind-

rad dreht sich nur bei Wind und auch die Wasserkraft kann

im Jahresverlauf stark schwanken. Zusammen gleichen sich

die erneuerbaren Energien aber sehr gut aus. Die Biomas-

se kann sogar bedarfsorientiert Strom erzeugen. Für eine

100 %ige Stromversorgung durch erneuerbare Ener gien be-

darf es darüber hinaus noch Forschung und Entwicklung im

Bereich der Speicherung. Klar ist auch, dass der gesamte

Strommarkt auf die Bedürfnisse der erneuerbaren Ener gien

angepasst werden muss. Für die Energiewende ist noch

einiges zu tun.

Fazit ist: Um das Klima zu schützen, muss der Umstieg auf

erneuerbare Energien so rasch wie möglich vorangetrieben

werden. Gleichzeitig muss jeder von uns seinen/ihren Ver-

brauch von Energie und Rohstoffen reduzieren, denn neben

der erneuerbaren Energieerzeugung ist die Reduktion des

Energieverbrauchs der zweite Schlüssel zur Energiewende.

Methode Seite 99

Tabuspiel: Vorteile der erneuerbaren Energien

Begriffe umschreiben und raten.

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POTENZIALE IN ÖSTERREICH AM BEISPIEL WINDENERGIE

Die Windindustrie nimmt eine Schlüsselposition beim Klima-

schutz, der Energiesicherheit und der Abkehr vom Erdölzeit-

alter ein und ist damit ein wichtiger Faktor zur Beseitigung

von Fluchtursachen. Bis 2030 wird in Europa die Hälfte des

Strombedarfs durch Windräder gedeckt werden.

Windenergie weltweit als Klimaschützer

Durch Windenergie wird das Klima geschützt. Hunderte Mil-

lionen Tonnen CO2 werden jährlich durch die Stromerzeugung

mit Wind eingespart.

Mit 63.000 MW Neuinstallationen ist im Jahr 2015 die welt-

weite Windkraftleistung trotz der allgegenwärtigen Wirt-

schaftsflaute um beachtliche 17% gewachsen und bei einem

Gesamtbestand von rund 432.000 MW angelangt.

Situation der Windenergienutzung in Österreich

Ende 2016 waren 1.194 Windkraftanlagen mit einer Gesamt-

leistung von 2.636 MW in Betrieb. Die meisten Anlagen befinden

sich im östlichen Niederösterreich und im Burgenland. Diese

Windräder erzeugen pro Jahr mehr als 5,7 Milliarden kWh

Strom, das sind 9,3% des gesamten österreichischen Strom-

bedarfs oder der Strombedarf von mehr als 1,6 Millionen

Haushalten (= mehr als 40% aller Haushalte Österreichs).

Durch die 1.194 Windräder können jährlich 3,7 Millionen Ton-

nen CO2 vermieden werden. Das entspricht dem Ausstoß von

40% aller österreichischen Autos. Im Jahr 2015 gab es durch

die Windenergie 5.500 Arbeitsplätze.

Laut einer Studie des Vereins Energiewerkstatt kann der

Windenergieanteil in Österreich bis zum Jahr 2030 auf 24%

des Stromanteils gesteigert werden. Damit kann Österreich

bis 2030 seinen Strom zu 100% aus erneuerbaren Ener-

gien erzeugen und damit das Ziel der Pariser Klimakonferenz

erreichen.

Wind

Windenergie ist eine erneuerbare Energie, die auch in Österreich großes Potenzial hat.

Methode Seite 96

Windrad-Schätzspiel Guter Einstieg zur Thematisierung der

Potenziale der Windenergie.

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Zahlen und Fakten zur Windenergie:

1 Windkraftanlage (3 MW) = Strom für 2.000 Haushalte.

1 Windkraftanlage (3 MW) kann 4.500 Tonnen CO2 pro

Jahr einsparen.

1 Windkraftanlage = 10 Jahresarbeitsplätze beim Bau,

2 langfristige Arbeitsplätze beim Betrieb.

Weltweit erzeugte die Windkraft im Jahr 2015 4% des

weltweiten Strombedarfs.

1 kWh Windstrom entspricht 0,3 Liter Öl (1 Liter Öl =

10 kWh Energieinhalt bzw. 3 kWh Strom).

Energetische Amortisationszeit einer Windkraftanlage:

4 bis 6 Monate (dann hat das Windrad die gesamte

Energie für Produktion, Betrieb und Rückbau erzeugt).

Wirtschaftliche Amortisationszeit einer Windkraftanlage:

10 bis 13 Jahre.

Eine moderne Windkraftanlage in Österreich erzeugt

95% der Tage Strom.

Prognostizierter Zuwachs der Windkraftleistung in Österreich

3.808 MW

13,5% des österreichischen

Stromverbrauchs

6.649 MW

24% des österreichischen

Stromverbrauchs

PROGNOSE ENDE

2016SZENARIO

2030SZENARIO

2020

~2.600 MW

~9,3% des österreichischen

Stromverbrauchs

WINDFAKTEN

Die aktuellen Zahlen sind auf der Website

der IG Windkraft zu finden: www.windfakten.at

Szenario Erneuerbare Energie

APA-AUFTRAGSGRAFIK

Energieverbrauch EEV*

2010 2030

2030

2050

Industrie Verkehr Gebäude2050

2010

* Petajoule

1 bilanziell

Energieträgereinsatz BIV* Energieverbrauch EEV* 2030

Auftraggeber: ÖBMV, Quelle: Umweltbundesamt

Bioenergie

Wasserstoff

Strom

Solarthermie,Geothermie, Umgebungswärme

Wasserkraft

Wind

Photovoltaik

Kohle, Öl, Gas, Abfall

nichtenergetischerVerbrauch

0 400

200

400

Industrie

Verkehr

Haushalte

DienstleistungLandwirtschaft

600

800

1.000

100

200

300

1.200

800 1.200 1.600

Ergebnissedes Szenarios

THG-Reduktion Energiebereich in %

2030 2050

–60 –90

Reduktion Endenergie-verbrauch in % –20 –45

Anteil Erneuerbarer Energie in %

61 91

Anteil Erneuerbarerim Strombereich in % 100 100

Erzeugung 2030

87 TWh

25 TWh

49%

20%17%

8% 7%

23%67%

11%

Fernwärme

Strom

2030 und 2050 ohne Nettostromexporte

Szenario Erneuerbare Energie

APA-AUFTRAGSGRAFIK

Energieverbrauch EEV*

2010 2030

2030

2050

Industrie Verkehr Gebäude2050

2010

* Petajoule

1 bilanziell

Energieträgereinsatz BIV* Energieverbrauch EEV* 2030

Auftraggeber: ÖBMV, Quelle: Umweltbundesamt

Bioenergie

Wasserstoff

Strom

Solarthermie,Geothermie, Umgebungswärme

Wasserkraft

Wind

Photovoltaik

Kohle, Öl, Gas, Abfall

nichtenergetischerVerbrauch

0 400

200

400

Industrie

Verkehr

Haushalte

DienstleistungLandwirtschaft

600

800

1.000

100

200

300

1.200

800 1.200 1.600

Ergebnissedes Szenarios

THG-Reduktion Energiebereich in %

2030 2050

–60 –90

Reduktion Endenergie-verbrauch in % –20 –45

Anteil Erneuerbarer Energie in %

61 91

Anteil Erneuerbarerim Strombereich in % 100 100

Erzeugung 2030

87 TWh

25 TWh

49%

20%17%

8% 7%

23%67%

11%

Fernwärme

Strom

2030 und 2050 ohne Nettostromexporte

Szenario Erneuerbare Energie

APA-AUFTRAGSGRAFIK

Energieverbrauch EEV*

2010 2030

2030

2050

Industrie Verkehr Gebäude2050

2010

* Petajoule

1 bilanziell

Energieträgereinsatz BIV* Energieverbrauch EEV* 2030

Auftraggeber: ÖBMV, Quelle: Umweltbundesamt

Bioenergie

Wasserstoff

Strom

Solarthermie,Geothermie, Umgebungswärme

Wasserkraft

Wind

Photovoltaik

Kohle, Öl, Gas, Abfall

nichtenergetischerVerbrauch

0 400

200

400

Industrie

Verkehr

Haushalte

DienstleistungLandwirtschaft

600

800

1.000

100

200

300

1.200

800 1.200 1.600

Ergebnissedes Szenarios

THG-Reduktion Energiebereich in %

2030 2050

–60 –90

Reduktion Endenergie-verbrauch in % –20 –45

Anteil Erneuerbarer Energie in %

61 91

Anteil Erneuerbarerim Strombereich in % 100 100

Erzeugung 2030

87 TWh

25 TWh

49%

20%17%

8% 7%

23%67%

11%

Fernwärme

Strom

2030 und 2050 ohne Nettostromexporte

Szenario Erneuerbare Energie

APA-AUFTRAGSGRAFIK

Energieverbrauch EEV*

2010 2030

2030

2050

Industrie Verkehr Gebäude2050

2010

* Petajoule

1 bilanziell

Energieträgereinsatz BIV* Energieverbrauch EEV* 2030

Auftraggeber: ÖBMV, Quelle: Umweltbundesamt

Bioenergie

Wasserstoff

Strom

Solarthermie,Geothermie, Umgebungswärme

Wasserkraft

Wind

Photovoltaik

Kohle, Öl, Gas, Abfall

nichtenergetischerVerbrauch

0 400

200

400

Industrie

Verkehr

Haushalte

DienstleistungLandwirtschaft

600

800

1.000

100

200

300

1.200

800 1.200 1.600

Ergebnissedes Szenarios

THG-Reduktion Energiebereich in %

2030 2050

–60 –90

Reduktion Endenergie-verbrauch in % –20 –45

Anteil Erneuerbarer Energie in %

61 91

Anteil Erneuerbarerim Strombereich in % 100 100

Erzeugung 2030

87 TWh

25 TWh

49%

20%17%

8% 7%

23%67%

11%

Fernwärme

Strom

2030 und 2050 ohne Nettostromexporte

SZENARIO ERNEUERBARE ENERGIE

Um die Ziele der Klimakonferenz in Paris 2015 zu erreichen,

muss bis zum Jahr 2050 unser Energieverbrauch um 45%

sinken. Die Treibhausgasemission muss im Energiebereich

um 90% sinken. Durch einen raschen Ausbau der erneuer-

baren Energien ist das erreichbar.

Quelle: Umweltbundesamt (Auftraggeber ÖBMV)

Ergebnisse des Szenarios

Endenergieverbrauch (EEV) in Petajoul

Erzeugung 2030

Szenario Erneuerbare Energie

APA-AUFTRAGSGRAFIK

Energieverbrauch EEV*

2010 2030

2030

2050

Industrie Verkehr Gebäude2050

2010

* Petajoule

1 bilanziell

Energieträgereinsatz BIV* Energieverbrauch EEV* 2030

Auftraggeber: ÖBMV, Quelle: Umweltbundesamt

Bioenergie

Wasserstoff

Strom

Solarthermie,Geothermie, Umgebungswärme

Wasserkraft

Wind

Photovoltaik

Kohle, Öl, Gas, Abfall

nichtenergetischerVerbrauch

0 400

200

400

Industrie

Verkehr

Haushalte

DienstleistungLandwirtschaft

600

800

1.000

100

200

300

1.200

800 1.200 1.600

Ergebnissedes Szenarios

THG-Reduktion Energiebereich in %

2030 2050

–60 –90

Reduktion Endenergie-verbrauch in % –20 –45

Anteil Erneuerbarer Energie in %

61 91

Anteil Erneuerbarerim Strombereich in % 100 100

Erzeugung 2030

87 TWh

25 TWh

49%

20%17%

8% 7%

23%67%

11%

Fernwärme

Strom

2030 und 2050 ohne Nettostromexporte

Szenario Erneuerbare Energie

APA-AUFTRAGSGRAFIK

Energieverbrauch EEV*

2010 2030

2030

2050

Industrie Verkehr Gebäude2050

2010

* Petajoule

1 bilanziell

Energieträgereinsatz BIV* Energieverbrauch EEV* 2030

Auftraggeber: ÖBMV, Quelle: Umweltbundesamt

Bioenergie

Wasserstoff

Strom

Solarthermie,Geothermie, Umgebungswärme

Wasserkraft

Wind

Photovoltaik

Kohle, Öl, Gas, Abfall

nichtenergetischerVerbrauch

0 400

200

400

Industrie

Verkehr

Haushalte

DienstleistungLandwirtschaft

600

800

1.000

100

200

300

1.200

800 1.200 1.600

Ergebnissedes Szenarios

THG-Reduktion Energiebereich in %

2030 2050

–60 –90

Reduktion Endenergie-verbrauch in % –20 –45

Anteil Erneuerbarer Energie in %

61 91

Anteil Erneuerbarerim Strombereich in % 100 100

Erzeugung 2030

87 TWh

25 TWh

49%

20%17%

8% 7%

23%67%

11%

Fernwärme

Strom

2030 und 2050 ohne Nettostromexporte

Szenario Erneuerbare Energie

APA-AUFTRAGSGRAFIK

Energieverbrauch EEV*

2010 2030

2030

2050

Industrie Verkehr Gebäude2050

2010

* Petajoule

1 bilanziell

Energieträgereinsatz BIV* Energieverbrauch EEV* 2030

Auftraggeber: ÖBMV, Quelle: Umweltbundesamt

Bioenergie

Wasserstoff

Strom

Solarthermie,Geothermie, Umgebungswärme

Wasserkraft

Wind

Photovoltaik

Kohle, Öl, Gas, Abfall

nichtenergetischerVerbrauch

0 400

200

400

Industrie

Verkehr

Haushalte

DienstleistungLandwirtschaft

600

800

1.000

100

200

300

1.200

800 1.200 1.600

Ergebnissedes Szenarios

THG-Reduktion Energiebereich in %

2030 2050

–60 –90

Reduktion Endenergie-verbrauch in % –20 –45

Anteil Erneuerbarer Energie in %

61 91

Anteil Erneuerbarerim Strombereich in % 100 100

Erzeugung 2030

87 TWh

25 TWh

49%

20%17%

8% 7%

23%67%

11%

Fernwärme

Strom

2030 und 2050 ohne Nettostromexporte

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58 | www.klimaflucht.at

Der Grund für Flucht ist Perspektivenlosigkeit. Wer aus seiner

Heimat flieht, sieht keine Möglichkeit mehr, dort zu leben.

Empowerment bedeutet: Perspektiven schaffen, die Men-

schen dazu befähigen, in ihrer Heimat bleiben zu können.

Dies geschieht durch Bildung, die Weitergabe von Wissen,

die Möglichkeit zur Mitbestimmung und die Unterstützung mit

finanziellen Mitteln.

Neben Unterkunft, Wasser und Essen spielt der Zugang zu

Energie eine herausragende Rolle, wenn es darum geht, ein

selbstbestimmtes Leben führen zu können. Wer Strom hat,

kann im Dunkeln lesen und lernen, kann über Kommunika-

tionsmedien Kontakte herstellen oder in Notfällen um Hilfe

rufen, kann durch Kühlung Lebensmittel haltbar machen und

vieles mehr.

Mehr als 1 Milliarde Menschen hat derzeit keinen Zugang zu

Energie. Vor allem in ländlichen Regionen der Subsahara Afri-

kas oder Südasiens müssen häufig sogar Schulen und Kran-

kenhäuser ohne Strom auskommen. Der Einsatz erneuer barer

Energien bietet die Möglichkeit, dass Energie zugänglich,

nachhaltig, leistbar und fair wird.

Energie ist der goldene Faden, der

Wirtschaftswachstum, soziale Ge-

rechtigkeit und ökologische Nach-

haltigkeit miteinander verbindet.

“UN-Sekretär General Ban Ki-moon

EMPOWERMENT

Mit Empowerment (engl. empowerment =

Ermächtigung, Übertragung von Verantwortung)

bezeichnet man Strategien und Maßnahmen, die den

Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben

von Menschen oder Gemeinschaften erhöhen sollen

und es ihnen ermöglichen, ihre Interessen (wieder)

eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbst-

bestimmt zu vertreten.

EMPOWERMENT DURCH ERNEUERBARE ENERGIEN

In den Industrienationen

verfügen wir über Mittel und

Möglichkeiten, um einerseits

in der eigenen Region Maßnah-

men für Klimaschutz, Katastro-

phenschutz und Ernährungssicherheit

zu treffen. Andererseits kann neben finanziellen

Mitteln auch Wissen weitergegeben werden, um

den vom Klimawandel besonders betroffenen

Regionen eigenmächtiges und selbstverantwort-

liches Handeln zu ermöglichen.

Durch den Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort werden die ansässigen

Menschen unabhängig von Öl und Gas und haben Zugang zu Energie.

Page 16: WAS IST ZU TUN? ENERGIEWENDE EMPOWERMENT€¦ · zu 100% durch erneuerbare Energien erzeugt werden. Das würde bedeuten, dass wir im Jahr 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr zur

www.klimaflucht.at | 59

TANSANIA

SOLAR HYBRID MINI GRIDS

Tansania ist ein Staat in Ostafrika und liegt am Indischen

Ozean. Es ist elfmal so groß wie Österreich und hat 40 Mil-

lionen EinwohnerInnen. Nur etwa 21% des Landes haben ein

Stromnetz, wobei die westliche und südliche Region fast gar

keines haben. Auf dem Land haben weniger als 10% der Be-

völkerung Strom. Der Ausbau des Stromnetzes ist schwierig

und wäre mit sehr hohen Kosten verbunden, da das Land

zum Teil dünn besiedelt ist und manche Gebiete schwer zu

erreichen sind.

Das österreichische Unternehmen TerraProjects hat gemein-

sam mit dem tansanischen Unternehmen JUMEME, interna-

tionalen Partnern und der Unterstützung der African Devel-

opment Bank ein Projekt gestartet. Ziel des Projekts ist es,

eine größere Anzahl von Solar-Hybrid-Energieversorgungs-

systemen zu installieren. Diese funktionieren dann unabhän-

gig vom öffentlichen Stromnetz.

Im Frühjahr 2016 ging das erste Solar Hybrid Mini Grid-Sys-

tem in Betrieb, und zwar auf der Insel Ukara im Viktoriasee.

Es besteht aus einer Fotovoltaikanlage, einer Batterie für die

Speicherung und einem Dieselgenerator. Damit können 250

Menschen mit Strom versorgt werden. Bis Ende 2016 wird

die Anlage erweitert und soll alle 2.000 EinwohnerInnen der

Insel mit Strom versorgen.

Ein ansässiger Unternehmer, der mit dem Strom Reis und

Mais mahlt, freut sich über die Anlage, weil er nun mehr Kun-

den bedienen kann und mehr verdient. Mit dem zusätzlichen

Geld kann er mehr Angestellte einstellen. Außerdem betont

er, dass die Anlage im Vergleich zum alten Dieselgenerator

zusätzlich einen gesundheitlichen Nutzen gebracht hat.

In weiterer Folge sollen in der ersten Phase bis 2018 16 länd-

liche Dörfer mit Strom versorgt werden und damit 82.000

EinwohnerInnen, 11.000 Haushalte, 2.600 Betriebe und 80

öffentliche Gebäude (Schule, Kliniken und religiöse Gebäude).

Ziel von JUMEME ist es, dass bis 2022 300 Solar Hybrid Mini

Grids errichtet werden, um bis zu 1 Million Menschen in länd-

lichen Gebieten mit Strom versorgen zu können.

Nähere Infos (in Englisch) unter:

http://www.gvepinternational.org/en/business/news/jumeme-launches-its-first-solar-powered-

mini-grid-lake-victoria-island-ukara-tanzania

BEISPIELE VON EMPOWERMENT-PROJEKTEN

Methode Seite 102

Wandzeitung: Erneuerbare Energieprojekte als Beispiel für Empowerment

In Kleingruppen befassen sich die Teilnehmer-

Innen mit einem erneuerbaren Energieprojekt

in einem Entwicklungsland.

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60 | www.klimaflucht.at

SAHARA

SAHARA FOREST PROJECT

Durch den Klimawandel und die Übernutzung von Flächen

breiten sich in ohnehin schon trockenen Regionen die Wüsten

aus. Trinkwasser wird knapp, die Ernten vertrocknen und oft

gibt es keinen Zugang zu Energie.

Das Sahara Forest Project beschäftigt sich mit dieser Pro-

blematik. Ziel des Projekts ist es, durch Wiederbegrünung

der Wüstenbildung entgegenzuwirken sowie Nahrung, Trink-

wasser und erneuerbare Energie zu erzeugen. Und das alles

gemeinsam.

Über spezielle Pipelines wird Meerwasser in die Anlage ge-

pumpt. Das Meerwasser verdunstet und wird zur Kühlung

von Gewächshäusern genutzt. Mit Solaranlagen wird Energie

erzeugt, die unter anderem für eine Entsalzungsanlage ge-

nutzt wird. So wird auch Trinkwasser erzeugt. Das Wasser

kann zur Bewässerung von Anbauflächen genutzt werden.

Eine weitere Möglichkeit, die derzeit erforscht wird, ist die

gleichzeitige Nutzung einer Anbaufläche als Ackerland und

zur Energieerzeugung. Besonders in trockenen Gebieten

macht die starke Sonneneinstrahlung den angebauten Pflan-

zen Probleme. Fotovoltaikanlagen, die über der Anbaufläche

installiert werden, können sowohl Energie erzeugen als auch

für eine Beschattung der Fläche sorgen. Es muss weniger

bewässert werden.

Nähere Infos unter:

http://www.agrophotovoltaik.de/agrophotovoltaik/potentiale

BOLIVIEN

EL SOL-SOLARTHERMIE

Seit 2005 engagiert sich die Windkraft Simonsfeld aus Nie-

derösterreich in Bolivien bei der Förderung der Solarthermie.

War ursprünglich geplant, Solaranlagen aus Recyclingmate-

rial herzustellen, so stellte sich im bolivianischen Alltag recht

bald heraus, dass diese den Bedingungen vor Ort nicht

standhielten. Daher folgte die Fokussierung auf die Qualitäts-

verbesserung solarthermischer Anlagen in Bolivien selbst.

Im Jahr 2005 fand der erste Workshop zum Selbstbau von

Solarkollektoren statt. Dieser wurde 2007 wiederholt, ehe

im darauffolgenden Jahr mit der NGO Energetica (www.

energe tica.org.bo/elsol) aus Cochabamba/Bolivien ein Pro-

jektkonzept entwickelt wurde, das im Rahmen eines

Entwicklungs zusammenarbeitsprojekts mit der ADA (Aus-

trian Development Agency) in den Jahren 2009 bis 2012

umgesetzt wurde. Im Rahmen dieses Projekts erfolgten theo-

retische und praktische Schulungen von Solartechnikern in

Bolivien in Begleitung von Maßnahmen zur Produktverbesse-

rung thermischer Solaranlagen.

In Zusammenarbeit mit österreichischen Experten für Solar-

thermie wurden spanischsprachige Schulungsunterlagen

erstellt. Im Rahmen einer lateinamerikanischen Solarkonfe-

renz im September 2011 erfolgte ein internationaler Know-

how-Transfer von Fachexperten aus dem Solarbereich. In

dieser von der UNO mitveranstalteten Konferenz war es das

Ziel, die Qualität der Anlagen zu verbessern und Maßnahmen

für eine weitere Verbreitung der Systeme zu setzen. Mit der

Projektumsetzung konnte eine wesentliche Stimulierung des

Solarthermiemarktes in Bolivien erreicht werden. Die Produkt-

qualität bzw. das Bewusstsein für eine fachgerechte Aus-

führung waren wesentliche Arbeitsinhalte der Kooperation

mit der ADA. Für die Endverbraucher wurden ökonomische

Strukturen in Form von Mikrokrediten geschaffen, die sicher-

stellten, dass die Kosten für die Errichtung von insgesamt

100 Anlagen auch von finanzschwachen Familien getragen

werden konnten. Das Konzept wurde von nationalen Banken

und anderen im Land tätigen Hilfsorganisationen aufgegriffen.

Nähere Infos unter:

http://www.wksimonsfeld.at/deutsch/unternehmen/verantwortung/el-sol.html

Page 18: WAS IST ZU TUN? ENERGIEWENDE EMPOWERMENT€¦ · zu 100% durch erneuerbare Energien erzeugt werden. Das würde bedeuten, dass wir im Jahr 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr zur

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BURKINA FASO

FRÜCHTETROCKNUNG MIT WÄRMEPUMPE

Burkina Faso gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. 44%

der Bevölkerung leben unter der absoluten Armutsgrenze.

Frauen arbeiten in Burkina Faso meist als unterbezahlte Tage-

löhnerinnen oder auf den Feldern ihrer Männer. Die Verarbei-

tung von Nahrungsmitteln ist traditionellerweise Frauenarbeit.

Mangos sind in Burkina Faso weit verbreitet. Jährlich reifen

150.000 Tonnen Mangos heran, 50% davon verrotten auf-

grund eines fehlenden Marktes unter den Bäumen. Das Nut-

zen dieses Potenzials hat sich Gebana Afrique mit Sitz in Oua-

gadougou zur Aufgabe gemacht. Mittlerweile ist die Organi-

sation führender Exporteur für bio&faire Trockenfrüchte aus

Burkina Faso und ermöglicht vielen Familien ein Einkommen.

Die Erntezeit der Mangos fällt in die Regenzeit, weshalb eine

Trocknung durch direkte Sonneneinstrahlung nicht möglich

ist. Konventionell werden die Mangos in gasbefeuerten Öfen

getrocknet. Dieses Verfahren hat mehrere Nachteile: Abhän-

gigkeit von hohen und schwankenden Gaspreisen, großer

Ausschuss an verbrannten Mangos (zu hohe Trocknungstem-

peratur), Explosions- und Brandgefahr (teilweise unsichere

Installation der Gasöfen) und hohe CO2-Emissionen.

Das Ökozentrum (Schweiz) entwickelte gemeinsam mit der

Fachhochschule Buchs einen Trockner mit Wärmepumpen-

technologie, der explizit für die subtropischen Bedingungen

ausgelegt wurde. Dank dem neuen Trocknungssystem mit

Wärmepumpentechnologie konnten die Betriebskosten so-

wie die CO2-Emissionen des Trocknungsprozesses deutlich

reduziert werden. Die Qualität der Trockenfrüchte, welche

infolge der niedrigen Trocknungstemperaturen überaus scho-

nend getrocknet werden, ist laut Aussage der Experten von

Gebana Afrique erstklassig. Die so hergestellten Trocken-

früchte können als „Premium-Mangos“ auf dem Exportmarkt

verkauft werden. Vom höheren Verkaufspreis profitieren die

Bauern direkt.

In Zukunft werden verschiedene Möglichkeiten der unabhän-

gigen Stromproduktion mit erneuerbaren Energien evaluiert

und getestet. Die Lage nahe am Äquator bietet optimale

Bedingungen für die Nutzung von Fotovoltaik (PV). Aber auch

der Einbezug von Biogas scheint sehr interessant, da während

der Erntezeit die faulenden Früchte zusammen mit den Rüst-

abfällen auf großen Haufen klimaschädliches Methangas ent-

wickeln und Brutstätten für Schädlinge bilden. Daher soll die

Stromproduktion durch eine Kombination von Biogasgenerato-

ren und PV-Anlagen als Teil eines Folgeprojekts evaluiert werden.

All gemeines Ziel ist dabei, das Potenzial zur generellen Reduk-

tion der Betriebskosten und CO2-Emission infolge Prozessopti-

mierung in der Lebensmittelverarbeitung abzuschätzen.

Nähere Infos unter:

http://www.eza.cc/gebana-afrique

http://www.oekozentrum.ch/112-0-Fruechtetrocknung-mit-Waermepumpe.html

http://www.oekozentrum.ch/files/patenschaft_wpt.pdf

Page 19: WAS IST ZU TUN? ENERGIEWENDE EMPOWERMENT€¦ · zu 100% durch erneuerbare Energien erzeugt werden. Das würde bedeuten, dass wir im Jahr 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr zur

62 | www.klimaflucht.at

NICARAGUA

WINDKRAFT FÜR NICARAGUA

30.000 Kilowattstunden Strom liefert die Vestas V 27 jähr-

lich an das Technische Institut „La Salle“ in der nicaraguani-

schen Stadt León. 2004 ging das Windkraftwerk in Betrieb.

Ein Technikerteam betreut und wartet die Anlage vor Ort. Die

Windkraft Simonsfeld unterstützt mit Rat und Tat über Fern-

diagnosen, schult nicaraguanische Techniker in Österreich

und hilft bei der Beschaffung von Ersatzteilen.

Finanziert und installiert wurde die Windenergieanlage im

Rahmen einer Kooperation der Windkraft Simonsfeld mit der

oberösterreichischen Landesregierung und der Entwicklungs-

hilfe des Außenministeriums. Die Anlage wurde in Deutsch-

land nach einigen Betriebsjahren für den Einsatz in Nicaragua

adaptiert, verschifft und neu installiert. Seitdem produziert

die Maschine Windstrom für das Technische Institut. Mit den

Erträgen des Stromverkaufs der netzgekoppelten Anlage

wird der Schulbetrieb unterstützt. Mehr als 900 SchülerInnen

besuchen derzeit diese Institution, in der zunehmend auch

erneuerbare Energienquellen Thema sind. Das Technische

Institut ist ein wichtiger Impulsgeber für die nachhaltige Ent-

wicklung Nicaraguas – nicht nur in Energiefragen. Die Wind-

kraftanlage war die erste netzgekoppelte Windkraftanlage

des Landes und diente als Vorbild für den ersten Windpark,

der nahe Rivas errichtet wurde.

Inzwischen ist die Windkraft in Nicaragua weiter auf dem Vor-

marsch. Ein bereits realisiertes Projekt mit 40 MW installierter

Leistung soll um 11 Windkraftanlagen erweitert werden.

Nähere Infos unter:

http://www.wksimonsfeld.at/deutsch/unternehmen/verantwortung/nicaragua.html

NICARAGUA

LICHT FÜR MISKITO-INDIOS

In Nicaragua leben die Familien der Miskito-Indios in ein-

fachen Unterkünften abseits von Siedlungen an der Nord-

atlantikküste. Die rund 100.000 zum Volksstamm der Miskitos

zählenden Indios setzen vor allem auf den Fischfang, um ihren

Lebensunterhalt zu sichern. Durch die exponierte Lage der

Häuser fehlt auch jeglicher Zugang zu Infrastruktur, speziell

das Fehlen von Licht stellt eine wesentliche Beeinträchtigung

der Lebensqualität dar. Das Projekt „Licht für Miskitos-Indios“

stellt für insgesamt 25 Familien dieser Volksgruppe jeweils ein

autarkes PV-System für die Beleuchtung der Wohnräume zur

Verfügung.

Mit einem Schiffscontainer wurden die einzelnen Komponen-

ten in Richtung Nicaragua transportiert. Auf dem Landweg

waren nochmals 3 Monate für die Anlieferung einzurechnen,

ehe im Sommer 2015 eine Schülergruppe der HTL Braunau

die PV-Systeme in der Lagune Kukalaya installieren konnte.

Im dort befindlichen Ort leben ca. 90 Familien, rund 800 Ein-

wohnerInnen. Mit unterstützt wurden die Arbeiten von der

lokalen Bevölkerung – einige DorfbewohnerInnen wurden im

Vorfeld von der Initiative FADCANIC (Fundación para la Auto-

nomia y el Desarollo de la Costa Atlantica de Nicaragua) mit

einem Kurs für Solartechnik ausgebildet. Damit ist auch vor

Ort gewährleistet, dass die Anlagen instand gehalten werden

können.

25 Wohnhäuser und ein Gemeinschaftsgebäude – aus ein-

fachsten Materialien zusammengezimmert und teilweise mit

Schilfdeckung abgedeckt – wurden mit autarken PV-Syste-

men zur Beleuchtung der Wohnräume ausgestattet. Die Ak-

kus dafür reichen zumindest für ein paar Stunden am Abend,

ehe sie am Folgetag wieder aufgeladen werden. Das Projekt

wurde mit der Schulpartnerschaft der HTL Braunau umge-

setzt, für die SchülerInnen waren das besondere Erlebnisse.

Nähere Infos unter:

http://www.wksimonsfeld.at/files/20160726_bericht_htl_licht_fuer_fischerfamilien_fuer_homepage.pdf

Page 20: WAS IST ZU TUN? ENERGIEWENDE EMPOWERMENT€¦ · zu 100% durch erneuerbare Energien erzeugt werden. Das würde bedeuten, dass wir im Jahr 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr zur

www.klimaflucht.at | 63

LEBENSQUALITÄT FÜR ALLE

Vereinfacht gesagt ist Lebensqualität das subjektive Wohlbefin-

den. Jeder Mensch hat das gleiche Recht auf Lebensqualität.

Doch wie kann diese Lebensqualität für alle gewährleistet wer-

den? Zurzeit herrschen sehr ungleiche und unfaire Verhältnisse.

Lebensqualität ist die subjektive

Wahrnehmung einer Person über ihre

Stellung im Leben in Relation zur

Kultur und den Wertsystemen, in denen

sie lebt, und in Bezug auf ihre Ziele,

Erwartungen, Standards und Anliegen.

“Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Unterkunft, Wärme, Wasser und Essen: Das sind die basalen

Grundbedürfnisse und die Basis für Lebensqualität. Klimaschutz und

Anpassungsmaßnahmen sind in der heutigen Zeit besonders wichtige

Bausteine, um die Lebensqualität möglichst vieler Menschen zu sichern.

Methode Seite 100

Tagebuch: Glücksmomente

Die TeilnehmerInnen machen sich ihre täg-

lichen Glücksmomente bewusst.

Methode Seite 107

Zeitreise der Glücksmomente

Die TeilnehmerInnen erinnern sich an einen

glücklichen Moment in der Vergangenheit.

Methode Seite 81

Kooperationsübung: Der Weg zur Lebensqualität für alle Im Anschluss an eine Ideensammlung für

Wege zur Lebensqualität für alle wird gemein-

sam eine dynamische Aufgabe gelöst.

Page 21: WAS IST ZU TUN? ENERGIEWENDE EMPOWERMENT€¦ · zu 100% durch erneuerbare Energien erzeugt werden. Das würde bedeuten, dass wir im Jahr 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr zur

64 | www.klimaflucht.at

HIER EIN PAAR IDEEN, UM FAIRE

BEDINGUNGEN ZU SCHAFFEN:

Globale Solidarität, das heißt sich der Weltbevölkerung

zugehörig fühlen, unter anderem auch sich bewusst zu

werden, welche globalen Auswirkungen unser Lebens-

stil haben kann und entsprechende Maßnahmen setzen

wie:o Energie sparen.o Rohstoffe schonen.o Auf erneuerbare Energien umsteigen.o ...

Gerechte Verteilung von Rohstoffen.

Förderung von Bildung.

Faire Handelsbedingungen: z. B. auf Fair Trade-

Gütesiegel achten.

Und last but not least: Was brauchst du zum Glücklichsein?

Sind es Dinge, die Energie und Rohstoffe verbrauchen oder

ist es etwas anderes? Und wenn es nicht Dinge und Kon-

sumgüter sind, die dich glücklich machen ... was verlierst du,

wenn du auf manches verzichtest?

WOVON HÄNGT GLÜCK AB?

Laut Studien der Glücksforschung wurden 7 Faktoren für

Glück gefunden: familiäre Beziehungen, befriedigende Arbeit,

soziales Umfeld, Gesundheit, persönliche Freiheit, Lebens-

philosophie und die finanzielle Lage. Besonders wichtig für

das Glück sind die Beziehungen zu anderen Menschen, wo-

hingegen die finanzielle Lage zumindest in den westlichen

Industrieländern eine eher untergeordnete Rolle einnimmt.

WAS IST FAIRER HANDEL?

Der Faire Handel – Fair Trade – ist eine Handelspart-

nerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt

beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen

Handel strebt. Er leistet einen Beitrag zu nachhaltiger

Entwicklung, indem er bessere Handelsbedingungen

bietet und die Rechte benachteiligter ProduzentInnen

und ArbeiterInnen – speziell in den Ländern des Sü-

dens – sichert. Fair Trade-Organisationen engagieren

sich – gestärkt durch VerbraucherInnen – aktiv für die

Unterstützung der ProduzentInnen, für Bewusstseins-

bildung und Kampagnenarbeit, um die Regeln und

Praktiken des konventionellen Handels zu verändern.

http://www.eza.cc/was-ist-fairer-handel

Workshop Weniger ist fair!

http://www.klimabuendnis.at/bildung-9-13-schulstufe/weniger_ist_fair_workshop

Workshop klima.gerecht

http://www.klimabuendnis.at/bildung-9-13-schulstufe/klima_gerecht

FILMTIPP: WENIGER IST MEHR

Nähere Infos unter:

http://niederoesterreich.klimabuendnis.at/aktuelles/klimaimpuls-weniger-ist-mehr

WORKSHOPS ZUM THEMA

KLIMABÜNDNIS

Page 22: WAS IST ZU TUN? ENERGIEWENDE EMPOWERMENT€¦ · zu 100% durch erneuerbare Energien erzeugt werden. Das würde bedeuten, dass wir im Jahr 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr zur

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WAS KANNST DU TUN?

HIER EIN PAAR IDEEN, WAS DU TUN KANNST:

Setze dich für den Klimaschutz eino Hinterfrage dein Konsumverhalten: Was brauchst du zum Glücklichsein?o Informiere dich über Rohstoffe, Herkunft, Herstellung und Transportwege deiner Konsumgüter.o Energie sparen.o Erneuerbare Energien nutzen.o Zu Stromanbietern mit 100% erneuerbarer Energie wechseln.o Pflanze einen Baum.

Engagiere dich als Freiwillige/r bei der Flüchtlingshilfe.

Informiere dich über Klimaschutz, Ressourcenschonung

und Flüchtlingshilfe und gib dein gewonnenes Wissen

an andere weiter.

Werde als Bürger bzw. Bürgerin deines Landes,

Europas und der Welt aktiv und arbeite bei Klima-

themen mit: in Nicht-Regierungsorganisationen,

Umweltschutzorganisationen und anderen Bewegun-

gen der Zivilgesellschaft sowie in den Gremien deiner

Gemeinde! Nimm an Aktionen zum Klimaschutz teil.

Wenn du Geld bei der Bank hast: Achte darauf, wofür

es verwendet wird. Es gibt ethisch-ökologische Geld-

anlagen ...

... und es bleibt noch eine Menge Platz für deine eige-

nen Ideen.

Methode Seite 72

Brainwalk: Mein Einsatz für den Klimaschutz

Gemeinsam werden Ideen zum Energiesparen

gesammelt.

Methode Seite 98

Systemspiel: Dreieck

Stellt dar, wie ein System funktioniert und dass

jeder Teil des Systems große Auswirkungen

auf das Gesamtsystem hat. Im Kleinen wird

dargestellt, dass auch jeder Mensch im großen

System Erde durch sein Handeln große Wirkung

hat. Diese Wirkung ist nur durch die Komplexität

des Systems sehr schwer nachvollziehbar, selbst

im kleinen Klassensystem.

Methode Seite 89

Postkarte an mich

Eignet sich gut als Abschluss einer Einheit zum

Thema Klimaschutz.

Dein Lebensstil hat einen Einfluss

auf das Klima und damit auch auf

Menschen, die vom Klimawandel

besonders betroffen sind. Jede

Maßnahme zur Schonung von

Energie und Rohstoffen schützt

Klima und Menschen.

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DAS MÄRCHEN VOM AUSZUG ALLER AUSLÄNDER

Es war einmal ..., so beginnt das Märchen „von denen, die auszogen, weil sie das Fürchten gelernt hatten“.

Es war einmal ... etwa drei Tage vor Weihnachten, spätabends. Über den Markplatz der kleinen Stadt kamen ein paar

Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer „Ausländer raus“ und „Deutschland

den Deutschen“. Steine flogen in das Fenster des türkischen Ladens gegenüber der Kirche. Dann zog die Horde ab.

Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugezogen. Niemand hatte etwas

gesehen.

„Los, kommt, es reicht, wir gehen.“

„Wo denkst du hin! Was sollten wir denn da unten im Süden?“

„... da unten? Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es immer schlimmer. Wir tun einfach das, was da an der Wand

geschrieben steht: ,Ausländer raus!‘“

Tatsächlich, mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf: Zuerst

kamen die Kakaopäckchen heraus mit den Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen. Sie wollten

nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause. Dann der Kaffee, palettenweise, der Deutschen Lieblings-

getränk: Uganda, Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat. Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch

die Trauben und die Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf, Pfeffernüsse, Spekulatius

und Zimtsterne, denn die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien. Der Dresdner Christstollen zögerte. Man sah

Tränen in seinen Rosinenaugen, als er zugab: „Mischlingen wie mir geht’s besonders an den Kragen.“ Mit ihm kamen

das Lübecker Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen. Nicht Qualität, nur Herkunft zählte jetzt. Es war schon in der

Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien aufbrachen und die echten Pelzmäntel mit Gold und Edel-

steinen an ihrer Seite in teuren Chartermaschinen in alle Welt starteten.

Der Verkehr brach an diesem Tag zusammen. Lange Schlangen japanischer Autos, vollgestopft mit Optik und Unter-

haltungselektronik, krochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach Polen fliegen, auf ihrer Bahn

gefolgt von den feinen Seidenhemden und den Teppichen aus dem fernen Asien.

Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen und schwirrten zurück ins Amazonasbecken.

Man musste sich vorsehen, um draußen nicht auszurutschen, denn von überallher quollen Öl und Benzin hervor, floss

zu Bächen zusammen und strömte in Richtung Naher Osten.

Doch man hatte bereits Vorsorge getroffen. Stolz holten die großen deutschen Autofirmen ihre Krisenpläne aus den

Schubladen: Der alte Holzvergaser war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl?!

Aber es half nichts, die VW und die BMW begannen sich in ihre Einzelteile aufzulösen, das Aluminium wanderte nach

Jamaika, das Kupfer nach Somalia, ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk nach Zaire. Und die

Straßendecke hatte mit dem ausländischen Asphalt im Verbund auch immer ein besseres Bild abgegeben als heute.

Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft, gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Auslän-

disches war mehr im Land. Aber Tannenbäume gab es noch, auch Äpfel und Nüsse. Und „Stille Nacht“ durfte gesun-

gen werden – wenn auch nur mit Extragenehmigung, das Lied kam immerhin aus Österreich.

Nur eines wollte nicht so recht ins Bild passen: Maria, Josef und das Kind waren geblieben. Drei Juden. Ausgerechnet.

„Wir bleiben“, sagte Maria, „wenn wir aus diesem Lande weggehen – wer will ihnen dann noch den Weg zurück zeigen,

den Weg zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?“

Helmut Wöllenstein

ZWEI GESCHICHTEN ZUM NACHDENKEN

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SEESTERNE RETTEN

Ein furchtbarer Sturm kam auf. Der Orkan tobte. Das Meer wurde aufgewühlt und meterhohe Wellen brachen sich

ohrenbetäubend laut am Strand.

Nachdem das Unwetter langsam nachließ, klarte der Himmel wieder auf. Am Ufer lagen aber unzählige Seesterne, die

von der Strömung an den Strand geworfen waren.

Ein kleiner Junge lief am Strand entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand und warf sie zurück ins

Meer.

Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen und sagte: „Du dummer Junge! Was du da machst, ist vollkommen

sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist? Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen!

Was du da tust, ändert nicht das Geringste!“

Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an. Dann ging er zu dem nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom

Boden auf und warf ihn ins Meer. Zu dem Mann sagte er: „Für ihn wird es etwas ändern!“

http://www.zeitzuleben.de/seesterne-retten