Was wir uns einbilden… - SLpB · Wissen, Fertigkeiten, Einstellungen und ... Entwicklung und...

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Was wir uns einbilden… Nachhaltige Bildung für nachhaltige Entwicklung Dokumentation der Tagung vom 9. November 2012 in Dresden

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Was wir uns einbilden… Nachhaltige Bildung für nachhaltige Entwicklung Dokumentation der Tagung vom 9. November 2012 in Dresden

Zielgruppe Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, insbeson-dere jene, die Verantwortung für die Bildung in Sach-sen tragen. Die Tagung wird für Lehrerinnen und Leh-rer vom SMK besonders empfohlen.

Anmeldung Bitte melden Sie sich schriftlich mit Angabe ihres Namens und Ihrer Tätigkeit bis zum 2. November 2012 an: Claudia Anke, [email protected], Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Schützenhofstraße 36, 01129 Dresden oder per Fax 0351 85318-55. V.-Nr. D 03

Kosten Die Teilnahmegebühr beträgt 5 €.

Veranstaltungsort Haus an der Kreuzkirche An der Kreuzkirche 6, 01067 Dresden

Was wir uns einbilden… Nachhaltige Bildung für nachhaltige Entwicklung

Mitveranstalter: Sächsisches Bildungsinstitut, Sächsischer Kultursenat, Evangelisch-lutherische Kreuzkirchgemeinde Dresden 9. November 2012 in Dresden

Was hat nachhaltige Bildung mit nachhaltiger Entwicklung zu tun? Die Bildungsminister der OECD-Staaten sind sich einig: „Nachhaltige Entwicklung und sozialer Zusammenhalt hängen entscheidend von den Kompetenzen der gesam-ten Bevölkerung ab - wobei der Begriff ´Kompetenzen` Wissen, Fertigkeiten, Einstellungen und Wertvorstellun-gen umfasst.“ Bildung endet nicht mit dem letzten Schulzeugnis. Wer die Zukunft aktiv und selbstbestimmt gestalten will, muss nachhaltig lernen. Nur so ist man in der Lage, Schlussfolgerungen über ökologische, öko-nomische, soziale Prozesse zu ziehen und eigene Ent-scheidungen zu treffen. Die Tagung beschäftigt sich mit der Bedeutung und den Inhalten nachhaltiger Entwicklung und nachhaltiger Bildung. Die Teilnehmer diskutieren in den Foren unter Einbeziehung ihrer eigenen Erfahrungen Konsequenzen für nachhaltige Bildung in Schule und Gesellschaft.

Programm 10:00 Uhr Begrüßung Was wir uns einbilden… Die Veranstalter 10:15 Uhr Grußwort Dr. Jürgen Ohlau (Präsident des Sächsischen Kultursenats) 10:30 Uhr Impulsreferat Was heißt eigentlich Nachhaltigkeit? Prof. Dr. Hans Müller-Steinhagen (Rektor der Techni-schen Universität Dresden)

11:30 Uhr Pause 11:50 Uhr Impulsreferat Nachhaltige Bildung Was ist das und wie kann man sie erreichen? Prof. Dr. Georg Lind (Universität Konstanz) 12:50 Uhr Mittagspause 13:30 Uhr Nur für den Augenblick??? Donatus Weinert (Magier, Remscheid) 14:00 Uhr Diskussionsforen Theorie und Praxis. Nachhaltige Bildung in Schule und Gesellschaft Gruppenmoderatoren: Angela Elis (Moderatorin, Freiberg), Andreas Mann (MDR), Peter Stawowy (Stawowy media Dresden), Dr. Peter Ufer (Journalist, Dresden) 15:30 Uhr Kaffeepause 15:50 Uhr Präsentation der Ergebnisse im Plenum 16:30 Uhr Was bleibt… Gesamtmoderation: SLpB und SBI.

2. Spalte

Dokumentation der Tagung: „Was wir uns einbilden…“ am 9.11.2012 in Dresden

Grußwort Dr. Jürgen Ohlau, Präsident des Sächsischen Kultursenats

Zum Diskussionsthema „Nachhaltigkeit“ dieser Tagung möchte der Kultursenat seine Einsichten und Erfahrungen aus dem Bereich der kulturellen Bildung einbringen. Ausgangspunkt für unsere seit mehreren Jahren angestellten Überlegungen war der Wunsch, eine Verbindung herzustellen zwischen der Förderung von Kunst und Kultur und den Zielen der Bildungspolitik des Freistaates. Für uns bedeutet Förderung von Kunst und Kultur auch, über die Weitergabe und Weiterentwick-lung unseres Wertesystems als ethisch-moralisches Gerüst unserer Gesellschaft nachzudenken mit dem Ergebnis, dass die Sorge für die Kultur nur dort zum Ziel führen kann, wo auch das Bildungs-system in Ordnung ist. Da werden für die jeweils nachfolgende Generation die Fundamente für humanes Verhalten gelegt. Der Kultursenat bedauert daher die eingetretene Entwicklung und die offensichtliche Krise im Schul- und Erziehungssystem des Freistaates. Wir bemühen uns seit Jahren darum, den Zusammenhang zwischen Bildung und Kultur gegenüber der Politik zu verdeutlichen und haben uns daher mit vielen Aktivitäten, einschließlich eines um-fangreichen Pilotprojektes in der Lausitz, für den Auf- und Ausbau der kulturellen Bildung in den Kitas und Schulen Sachsens eingesetzt. Gute Anfänge und erfreuliche Erfolge ´, die auf die aktive Mitwirkung vieler Kultureinrichtungen zurückzuführen sind, laufen auf dem Hintergrund des nun-mehr offensichtlichen Lehrermangels Gefahr, abgewickelt oder zurückgefahren zu werden. So wird z. B. die Streichung der Freistellungsdeputate für GTA (Ganztagesangebote) an den Schulen dazu führen müssen, dass die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel, obwohl für 2013 und 2014 ge-kürzt, nicht ausgeschöpft werden können, was nach der Logik der Haushälter dazu führen kann, dass sie im nächsten Doppelhaushalt auf die entsprechenden Ist-Werte gekürzt werden. Die Kritik des Senats setzt jedoch darüber hinaus bei Grundsätzlicherem an: Die Freude am guten Abschneiden sächsischer Schüler bei PISA verdeckt die Tatsche, dass damit zwar sehr viel über notwendige Grundfertigkeiten aber sehr wenig über erfolgreiche Bildungsgestaltung gesagt wird. PISA läuft leider in seiner Fragestellung und Ausrichtung Gefahr, ein weiteres Werkzeug zur Öko-nomisierung unserer Gesellschaft zu werden, weil nur das gemessen wird, was vor allem im Sinne der Wirtschaft verwertbar ist. Obwohl gerade dort zwischenzeitlich vielerorts die Einsicht Platz greift, dass neben den Fähigkeiten Rechnen, Schreiben und Leseverständnis Wertevermittlung eine wesentliche Rolle spielen und erst durch sie ein ganzer Mensch entsteht, der dann auch selbst für die Wirtschaft wertvoll sein wird, werden die Bemühungen vieler Schulen und Bildungs- und Kul-tureinrichtungen seitens der Politik und der Administration nur mangelhaft unterstützt.

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Dokumentation der Tagung: „Was wir uns einbilden…“ am 9.11.2012 in Dresden

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Die Präambel zur heutigen Tagung formuliert auf dem Hintergrund der Einsichten der OECD Bil-dungsminister eine Erkenntnis, die auch die Bemühungen des Senats in den vergangenen Jahren rechtfertigt. Wir erhoffen uns von den bevorstehenden Gesprächen Impulse für weiter verstärkte Bemühungen in ganz Sachsen zu geben und einen Beitrag zur Nachhaltigkeit von Bildung auch durch eine intensivere Beteiligung von Kultureinrichtungen am Ausbau des Bildungssystems zu erreichen. Ich möchte zum Abschluss meiner kurzen Eingangsbemerkung aus einem Kriterienkatalog des Kul-turraums Oberlausitz-Niederschlesien zum Thema zitieren: „Kulturelle Bildung zeichnet sich aus durch ganzheitliche Spiel- und Lernformen. Die Vermutung, dass Kopf, Herz und Hand eine Lerneinheit bilden, ist heute eine wissenschaftliche fundierte Ge-wissheit. Ganzheitliches Lernen betont neben den kognitiv-intellektuellen Aspekten auch körperli-che sowie affektiv-emotionale Aspekte. Alles was sinnlich erfahrbar ist, erreicht tiefere Schichten im Menschen, hinterlässt nachhaltigere Spuren als der rein kognitive Prozess.“ Dem brauche ich nichts hinzuzufügen.

Dokumentation der Tagung: „Was wir uns einbilden…“ am 9.11.2012 in Dresden

Thesenpapier zum Vortrag „Was heißt eigentlich Nachhaltigkeit?“ Prof. Dr. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der Technischen Universität Dresden

1. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wurde zwar bereits vor 1713 von dem Sachsen Hans Carl von Car-lowitz geprägt, er hat allerdings erst seit den 70er Jahren an gesamtgesellschaftlicher Bedeutung gewonnen und wurde erst in den vergangen Jahren zum Leitbild internationaler Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Obwohl oder gerade weil der Begriff seit Jahren Konjunktur hat, zeigen sich auch erste Überhitzungserscheinungen: Es droht eine Hyperinflation der Begriffsnutzung.

2. Ein häufig zitierter Definitionsversuch von Konrad Ott („Regenerierbare Ressourcen dürfen nur in dem Maße genutzt werden, wie Bestände natürlich nachwachsen.“), der im Wesentlichen auf Carl von Carlowitz zurückgeht, greift allerdings zu kurz, denn Nachhaltigkeit ist mehr als Regeneration.

3. Nachhaltigkeit sollte immer in den integrierten Dimensionen „ökologisch“, „sozial“ sowie „ö-konomisch“ („Magisches Dreieck“) gedacht und verankert werden. Die drei Dimensionen können dabei nicht isoliert betrachtet werden und bedingen sich gegenseitig.

a. Ökologische Dimension: Natur und Umwelt sollen für nachfolgende Generationen erhal-ten werden, so dass die gleichen Nutzungschancen bestehen. Hierzu gehören neben der Schonung bzw. Erhaltung der Regenerationsfähigkeit natürlicher Ressourcen, auch die Si-cherung der Artenvielfalt, der Klimaschutz und letztlich auch die Pflege von Kultur- und Landschaftsräumen. b. Ökonomische Dimension: Wirtschaftliches Handeln soll so ausgerichtet werden, dass Wohlfahrt und Wohlstand dauerhaft gesichert werden können. Hierbei muss darüber nach-gedacht werden, ob die vorherrschenden Wohlstands-Indikatoren (z.B. BSP oder BIP) die richtigen Instrumente darstellen. c. Soziale Dimension: Allen Mitglieder der (Welt-)Gemeinschaft soll ein langfristiger positi-ver Nutzen ermöglicht werden. Hierzu gehören u.a. die Verhinderung sozialer Spaltung und die friedliche Austragung von Konflikten.

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4. Nachhaltigkeit muss darüber hinaus immer in Bezug gesetzt werden, denn eine nachhaltige Zer-störung ist genauso möglich wie eine nachhaltige Stabilisierung oder nachhaltige Entwicklung. Nachhaltigkeit i.u.S. sollte nicht als zu erreichender Status oder gar Bewahrung des Bestehenden verstanden werden, sondern als ein dynamischer Prozess. 5. Unsere Welt ist weit von einer nachhaltigen Entwicklung entfernt. Der „ökologische Fußab-druck“ des Menschen übersteigt die Regenerationsfähigkeit des globalen Ökosystems schon heute um 50 Prozent, Tendenz: Stark steigend. Die Ungleichheiten innerhalb und zwischen den Staaten werden immer größer. Die Weltfinanzkrise zeigt uns in aller Deutlichkeit, wie intransparent und kurzfristig orientiert unser wirtschaftliches Handeln ist.

6. Nachhaltige Entwicklung ist nur global handhabbar. Nicht zuletzt durch die wirtschaftlichen Wechselbeziehungen ist Handel(n) heutzutage größtenteils mit weltweiten Implikationen versehen. Gleichsam sind die Bedrohungen durch die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, das Artenster-ben und den Klimawandel nicht nur regionale Szenarien. Vielmehr gilt es, die vielfältigen Interde-pendenzen zu beachten und Handlungsentscheidungen in globaler Verantwortung zu treffen.

7. Nachhaltigkeit kann nicht von globaler (Generationen-)Gerechtigkeit getrennt werden. Ziel einer nachhaltigen Entwicklung sollte ein Generationenvertrag sein, „in dem die heute lebenden Men-schen sich verpflichten, bei der Erfüllung ihrer Bedürfnisse die Erhaltung gleicher Optionen für künf-tige Generationen zu berücksichtigen.“ (Hamburger Erklärung der Deutschen UNESCO-Kommission zur Dekade der Vereinten Nationen "Bildung für nachhaltige Entwicklung", 11.7.2003)

8. Das Groß-Projekt „DESERTEC“ ist ein hervorragendes Beispiel für einen Integration von ökologi-schen Zielsetzungen, wirtschaftlicher Innovationsfähigkeit und Möglichkeiten politischer Zusam-menarbeit.

9. Bildung und Wissenschaft können uns helfen, die Mega-Probleme dieser Welt zu lösen. Einer-seits muss Nachhaltigkeit durch geeignete Bildungsangebote, d.h. durch einen Bewusstseinswandel als Leitbild in Politik, Wirtschaft und vor allem Gesellschaft fest verankert werden. Darüber hinaus müssen wir nach innovativen technologischen Möglichkeiten suchen, um die hochgesteckten Ziele einer nachhaltigen Entwicklung in einem angemessenen Zeithorizont zu erreichen. Hierfür müssen wir insbesondere an den Schnittstellen der Wissenschaftsbereiche forschen, d.h. inter- und trans-disziplinäre Projekte fördern. Für eine nachhaltige Entwicklung ist es somit unerlässlich, unsere Ausgaben für Bildung und Forschung deutlich zu erhöhen.

10. Bildung löst in der Regel Wirtschaftswachstum aus. Nur in einer Kombination mit einer globa-len Ethik wird ein Mehr an Bildung auch „nachhaltige“ Früchte tragen. Die Grundlage einer Ethik der globalen Nachhaltigkeit könnte auf Kants Kategorischem Imperativ beruhen, der bereits die Dimension der ökologischen Zukunftsfähigkeit beinhaltet: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Dresden, 02. November 2012

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Nachhaltige Bildung. Was ist das und wie kann man sie erreichen? Prof. Dr. Georg Lind, Universität Konstanz

Abstract: "Nachhaltige Bildung" Es ist erstaunlich, dass im Bildungsbereich noch immer wenig über Nachhaltigkeit nachgedacht wird. Dabei gibt es auch auf dem Gebiet der Bildung das Problem langfristiger Auswirkungen, un-gewollte systemische Nebeneffekte und begrenzte Ressourcen, die uns veranlassen sollten, über schonenden Verbrauch und Erneuerbarkeit in ähnlicher Weise nachzudenken, wie das in der Um-weltpolitik und auch in der Wirtschaft getan wird. Im ersten Teil meines Vortrags werde ich diese drei Merkmale nachhaltiger Bildung ansprechen:

1. Langfristigkeit (überdauernde Fähigkeiten, Lernfähigkeit, Autonomie), 2. Nutzen (für Individuum und Welt-Gesellschaft), und 3. Erneuerung durch Diskussion und Evaluation (auf allen Ebenen: Schüler, Lehrer, Eltern,

Schulverwaltung, Lehrerbildung). Im zweiten Teil werde ich am Beispiel moralisch-demokratischer Kompetenz-Bildung darlegen, wie wir schon seit einigen Jahren versuchen, Bildung im Sinne aller drei Merkmale nachhaltig zu ma-chen und welche offenen Fragen hier noch bestehen. Vortrag (Auszüge, Quelle: Prof. Lind)

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Diskussionsforen: Theorie und Praxis. Nachhaltige Bildung in Schule und Gesellschaft

Arbeitsauftrag für alle vier Gruppen: Diskutieren Sie unter Einbeziehung ihrer eigenen Erfahrungen die Erkenntnisse aus dem Vormittag und die Konsequenzen für nachhaltige Bildung in Schule und Gesellschaft. Gruppenmoderatoren: Angela Elis (Moderatorin, Freiberg), Andreas Mann (MDR), Peter Stawowy (Stawowy media Dres-den), Dr. Peter Ufer (Journalist, Dresden) Ergebnisse:

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Was bleibt…

Filmische Dokumentation: https://www.youtube.com/user/polbilful Impressum / Bildnachweis: Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Schützenhofstraße 36, 01129 Dresden, www.slpb.de, www.facebook.com/slpb1 Redaktion: Thomas Platz, [email protected] Alle Fotos: SLpB.

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