Was wisst ihr ueber die soziale Marktwirtschaft?

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1 Hauptabteilung Politik und Beratung Klingelhöferstraße 23 10785 Berlin Tel. +49 30 26996-3516 www.kas.de [email protected] Quiz zur Sozialen Marktwirtschaft Die Soziale Marktwirtschaft hat das Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft entscheidend geprägt, weil sie hohe Wettbewerbsfähigkeit in internationalen Märkten mit starkem sozialen Zusammenhalt und relativ geringer wirtschaftlicher Ungleichheit verband. Dabei ist das deutsche Erfolgsmodell auf das engste mit dem ersten Wirtschaftsminister Ludwig Erhard verbunden. Im Rückblick wissen wir, dass seine mutige Wirtschaftspolitik die Grundlage für Deutschlands unvergleichlichen wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufstieg schuf. Letztlich bildete sie einen Ausgangspunkt für die Rehabilitierung als geachteter und verlässlicher Partner in der Gemeinschaft freier Staaten sowie sechs Jahrzehnte Frieden und Stabilität. Was wissen Sie über die Soziale Marktwirtschaft? Insgesamt beschreibt die Soziale Marktwirtschaft nicht nur ein Wirtschaftsmodell, sondern versteht sich zugleich als Gesellschaftsentwurf, der die Elemente Freiheit, Eigenverantwortung und soziale Gerechtigkeiten verbinden möchte. Kennen Sie sich mit dem deutschen Wirtschaftsmodell aus? Beantworten Sie gemeinsam mit Ihrer Gruppe so viele Fragen wie möglich! 1. Welches Datum gilt als - nicht unumstrittene - Geburtsstunde der Sozialen Marktwirtschaft? () Der 23. Mai 1949, der Tag der Verabschiedung des Grundgesetzes. () Der 08. Mai 1945, der Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. () Der 20. Juni 1948, der Tag der Währungsreform. () Der 15. Juli 1949, der Tag an dem die CDU ihre „Düsseldorfer Leitsätze“ verabschiedete. 2. Welches Ziel verfolgt die ordnungspolitische Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft? () Sie will durch ein hohes Maß an staatlichen Transferleistungen und Umverteilungsmaßnahmen sicherstellen, dass die Marktwirtschaft sozial bleibt. () Sie will auf Basis der Wettbewerbswirtschaft die freie Initiative mit einem gerade durch die marktwirtschaftliche Leistung gesicherten sozialen Fortschritt verbinden. () Sie will den Kapitalismus durch sozialistische Elemente anreichern, um seine vielen Mängel zu beseitigen. () Sie will als reine Wirtschaftskonzeption verstanden werden, die die Marktwirtschaft verbessern will. 3. Wer wird abgesehen von Ludwig Erhard zu den Ideengebern der Sozialen Marktwirtschaft im engeren Sinne gezählt? (Aufzählung nicht vollständig) Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. 2 () Friedrich August Hayek, Joseph Schumpeter und Milton Friedman. () John Maynard Keynes und Karl Schiller. () Karl Marx und Friedrich Engels. () Walter Eucken, Wilhelm Röpke, Alexander Rüstow und Alfred Müller- Armack. 4. Wer wird als „Vater des Wirtschaftswunders und der Sozialen Marktwirtschaft“ bezeichnet und warum? () Konrad Adenauer, weil er als Vorsitzender des Parlamentarischen Rates wesentlich an der Gestaltung des Grundgesetzes (es garantiert auch wirtschaftliche Freiheitsrechte) beteiligt war und als Bundeskanzler den wirtschaftpolitischen Kurs zu verantworten hatte. () Ludwig Erhard, weil er mit dem „Gesetz über Leitsätze für die Bewirtschaftung und Preispolitik“ (Lockerung der Bewirtschaftungsvorschriften, 24.06.1948) einen wesentlichen Beitrag für die Etablierung der Marktwirtschaft in Deutschland leistete und als erster Wirtschaftsminister die Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft gegen den Widerstand von Teilen der Bevölkerung, von Interessengruppen und Wissenschaftlern durchsetzte. () Alfred Müller-Armack, weil er die konzeptionellen Grundlagen entwickelt hat, die später ihren Niederschlag im Parteiprogramm der CDU fanden und von Ludwig Erhard aufgegriffen wurden. () Helmut Kohl, weil unter seiner Kanzlerschaft 1990 der Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion ausgehandelt wurde, der erstmals rechtsverbindlich das Modell der Sozialen Marktwirtschaft als das Wirtschafts- und Sozialmodell der Bundesrepublik verankerte. 5. Wie heißt das 1957 auch als Wahlkampfinstrument verfasste Buch von Ludwig Erhard, dessen Titel die Zielvorgabe aller wirtschaftspolitischen Bemühungen knapp zusammenfasst? () Wohlstand für alle. () Der Wohlstand der Nationen. () Der Weg zur Knechtschaft. () Das Kapital. 6. Was war die „Freiburger Schule“? () Ein Gymnasium in Freiburg, welchem sehr bedeutende deutsche Ökonomen entsprangen, die später gemeinsam die Idee einer Sozialen Marktwirtschaft entwarfen. () Ein Kreis gleichgesinnter Ökonomen und Juristen, die in den 1920er Jahren grundlegende Gedanken zur Neuordnung des Wirtschaftssystems formulierten. Dabei stellten sie den Gedanken des „Ordnens“ wirtschaftlicher Abläufe in den Mittelpunkt, weshalb sie auch als „Ordoliberale“ (lat. ordo = Ordnung) bezeichnet werden. () Ein Kreis von Wissenschaftlern, der sich zur Begründung wirtschaftlicher Zusammenhänge insbesondere mathematischer Methoden und Modelle bediente, weil ihnen der gesellschaftliche Kontext, in dem ein Wirtschaftssystems steht, unwichtig erschien. () Damit wird eine philosophische Denkrichtung bezeichnet, die die Voraussetzungen ergründete, um eine Marktwirtschaft überhaupt funktionsfähig zu machen. Den Schülern der „Freiburger Schule“ ging es um Werte und ethische Prinzipien des Wirtschaftens.

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Quiz zur sozialen Marktwirtschaft

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Hauptabteilung Politik und Beratung Klingelhöferstraße 23

10785 Berlin Tel. +49 30 26996-3516

www.kas.de [email protected]

Quiz zur Sozialen Marktwirtschaft Die Soziale Marktwirtschaft hat das Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft entscheidend geprägt, weil sie hohe Wettbewerbsfähigkeit in internationalen Märkten mit starkem sozialen Zusammenhalt und relativ geringer wirtschaftlicher Ungleichheit verband. Dabei ist das deutsche Erfolgsmodell auf das engste mit dem ersten Wirtschaftsminister Ludwig Erhard verbunden. Im Rückblick wissen wir, dass seine mutige Wirtschaftspolitik die Grundlage für Deutschlands unvergleichlichen wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufstieg schuf. Letztlich bildete sie einen Ausgangspunkt für die Rehabilitierung als geachteter und verlässlicher Partner in der Gemeinschaft freier Staaten sowie sechs Jahrzehnte Frieden und Stabilität. Was wissen Sie über die Soziale Marktwirtschaft? Insgesamt beschreibt die Soziale Marktwirtschaft nicht nur ein Wirtschaftsmodell, sondern versteht sich zugleich als Gesellschaftsentwurf, der die Elemente Freiheit, Eigenverantwortung und soziale Gerechtigkeiten verbinden möchte. Kennen Sie sich mit dem deutschen Wirtschaftsmodell aus? Beantworten Sie gemeinsam mit Ihrer Gruppe so viele Fragen wie möglich! 1. Welches Datum gilt als - nicht unumstrittene - Geburtsstunde der

Sozialen Marktwirtschaft? () Der 23. Mai 1949, der Tag der Verabschiedung des Grundgesetzes. () Der 08. Mai 1945, der Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. () Der 20. Juni 1948, der Tag der Währungsreform. () Der 15. Juli 1949, der Tag an dem die CDU ihre „Düsseldorfer Leitsätze“

verabschiedete. 2. Welches Ziel verfolgt die ordnungspolitische Konzeption der

Sozialen Marktwirtschaft?

() Sie will durch ein hohes Maß an staatlichen Transferleistungen und Umverteilungsmaßnahmen sicherstellen, dass die Marktwirtschaft sozial bleibt.

() Sie will auf Basis der Wettbewerbswirtschaft die freie Initiative mit einem gerade durch die marktwirtschaftliche Leistung gesicherten sozialen Fortschritt verbinden.

() Sie will den Kapitalismus durch sozialistische Elemente anreichern, um seine vielen Mängel zu beseitigen.

() Sie will als reine Wirtschaftskonzeption verstanden werden, die die Marktwirtschaft verbessern will.

3. Wer wird abgesehen von Ludwig Erhard zu den Ideengebern der

Sozialen Marktwirtschaft im engeren Sinne gezählt? (Aufzählung nicht vollständig)

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

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() Friedrich August Hayek, Joseph Schumpeter und Milton Friedman. () John Maynard Keynes und Karl Schiller. () Karl Marx und Friedrich Engels. () Walter Eucken, Wilhelm Röpke, Alexander Rüstow und Alfred Müller-

Armack. 4. Wer wird als „Vater des Wirtschaftswunders und der Sozialen

Marktwirtschaft“ bezeichnet und warum? () Konrad Adenauer, weil er als Vorsitzender des Parlamentarischen Rates

wesentlich an der Gestaltung des Grundgesetzes (es garantiert auch wirtschaftliche Freiheitsrechte) beteiligt war und als Bundeskanzler den wirtschaftpolitischen Kurs zu verantworten hatte.

() Ludwig Erhard, weil er mit dem „Gesetz über Leitsätze für die Bewirtschaftung und Preispolitik“ (Lockerung der Bewirtschaftungsvorschriften, 24.06.1948) einen wesentlichen Beitrag für die Etablierung der Marktwirtschaft in Deutschland leistete und als erster Wirtschaftsminister die Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft gegen den Widerstand von Teilen der Bevölkerung, von Interessengruppen und Wissenschaftlern durchsetzte.

() Alfred Müller-Armack, weil er die konzeptionellen Grundlagen entwickelt hat, die später ihren Niederschlag im Parteiprogramm der CDU fanden und von Ludwig Erhard aufgegriffen wurden.

() Helmut Kohl, weil unter seiner Kanzlerschaft 1990 der Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion ausgehandelt wurde, der erstmals rechtsverbindlich das Modell der Sozialen Marktwirtschaft als das Wirtschafts- und Sozialmodell der Bundesrepublik verankerte.

5. Wie heißt das 1957 auch als Wahlkampfinstrument verfasste Buch

von Ludwig Erhard, dessen Titel die Zielvorgabe aller wirtschaftspolitischen Bemühungen knapp zusammenfasst?

() Wohlstand für alle. () Der Wohlstand der Nationen. () Der Weg zur Knechtschaft. () Das Kapital. 6. Was war die „Freiburger Schule“? () Ein Gymnasium in Freiburg, welchem sehr bedeutende deutsche

Ökonomen entsprangen, die später gemeinsam die Idee einer Sozialen Marktwirtschaft entwarfen.

() Ein Kreis gleichgesinnter Ökonomen und Juristen, die in den 1920er Jahren grundlegende Gedanken zur Neuordnung des Wirtschaftssystems formulierten. Dabei stellten sie den Gedanken des „Ordnens“ wirtschaftlicher Abläufe in den Mittelpunkt, weshalb sie auch als „Ordoliberale“ (lat. ordo = Ordnung) bezeichnet werden.

() Ein Kreis von Wissenschaftlern, der sich zur Begründung wirtschaftlicher Zusammenhänge insbesondere mathematischer Methoden und Modelle bediente, weil ihnen der gesellschaftliche Kontext, in dem ein Wirtschaftssystems steht, unwichtig erschien.

() Damit wird eine philosophische Denkrichtung bezeichnet, die die Voraussetzungen ergründete, um eine Marktwirtschaft überhaupt funktionsfähig zu machen. Den Schülern der „Freiburger Schule“ ging es um Werte und ethische Prinzipien des Wirtschaftens.

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7. Welche grundlegenden Prinzipien müssen laut Walter Eucken,

einem der Ideengeber der Sozialen Marktwirtschaft und so genannter Ordoliberaler, beachtet und eingehalten werden, damit eine Marktwirtschaft überhaupt funktioniert?

() Verantwortung, Maß und Effizienz, gleichzeitig aber auch Flexibilität der

Wirtschaftspolitik sowie situationsabhängiger Interventionismus. () Es müssen keine Prinzipien berücksichtigt werden, da der Markt

(bestimmte) Selbstheilungskräfte besitzt, die das Wirtschaftssystem stabilisieren.

() Altruismus, Verantwortung, Rationalität und Nächstenliebe. () Geldwertstabilität, Vertragsfreiheit, Privateigentum, Haftung, offene

Märkte und Konstanz der Wirtschaftspolitik. 8. Was versteht man unter der „Trias der Ordnungspolitik“? () Märkte kontrollieren, staatliche Verbesserungen einflechten,

Wettbewerbsergebnisse verändern () Wettbewerb sichern, Teilnahmechancen eröffnen, Marktversagen

korrigieren () Privateigentum achten, Märkte sich selbst überlassen,

Leistungsunterschiede akzeptieren () Freiheit beschränken, Ergebnisgerechtigkeit sichern, Regulierungen

durchführen 9. Das Konzept „Soziale Marktwirtschaft“ vereint als „progressiver

Stilgedanke“ (Alfred Müller-Armack) verschiedene Anschauungen und geistige Positionen. Theoretische Anleihen nimmt die Konzeption vor allem beim…

() Sozialismus und marxistischen Theorien. () Ordoliberalismus und der christlichen Sozialethik. () klassischen Liberalismus, wie ihn u.a. Adam Smith und David Ricardo

begründeten. () antiken Modell des Wirtschaftens, welches den „oikos“ in den Mittelpunkt

stellt. 10. Welche grundsätzliche Überlegung entspringt nicht der christlichen

Soziallehre? () Der Mensch ist je einmalige Person und zugleich auf seine Mitmenschen

bezogen, durch das gesellschaftliche Miteinander wird er zum Träger von Rechten und Pflichten.

() Jede Person hat das Recht und die Pflicht wirtschaftliche Angelegenheiten in Freiheit, Verantwortlichkeit und Solidarität mit allen anderen Personen zu regeln.

() Jede Person trägt nur Verantwortung für sich selbst (Eigenverantwortung) und muss durch eine freiheitliche Wirtschaftsordnung in die Lage versetzt werden seine eigenen Wünsche und Ziel zu verfolgen. Wenn jeder sich auf die eigenen Belange konzentriert, dann ist alle geholfen.

() Der Mensch ist Ursprung, Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Prozesse und steht deshalb im Mittelpunkt des Wirtschaftsgefüges.

11. Die „Düsseldorfer Leitsätze“ waren…

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() ein Dokument der Alliierten, welches die Arbeitsgrundlage für das Grundgesetz darstellte.

() ein Parteiprogramm der CDU für die erste Bundestagswahl, in dem die marktwirtschaftliche, sozial gebundene Ordnung als wirtschaftspolitisches Ziel formuliert wurde. Das Programm grenzt sich dezidiert gegen die „freie Wirtschaft liberalistischer Prägung“ sowie gegen die „Planwirtschaft“ ab.

() ein Dokument, das maßgeblich von Ludwig Erhard ausgearbeitet wurde, um Kartellen und Monopolbildung entgegenzuwirken. Die „Leitsätze“ bilden die Grundlage für das später verabschiedete „Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen“.

() ein Parteiprogramm der SPD, in dem sie ihr Bekenntnis zur Marktwirtschaft verankerte.

12. Die wissenschaftlichen Wirkungsstätten der Architekten der

Sozialen Marktwirtschaft, lagen u.a. in () Trier, London und Paris. () München, Augsburg und Stuttgart. () Berlin, Potsdam und Frankfurt. () Jena, Istanbul, Köln, Nürnberg und Freiburg. 13. Ist die Soziale Marktwirtschaft im Grundgesetz verankert? () Ja, in Artikel 20 des Grundgesetzes. Dort heißt es: „Die Bundesrepublik

Deutschland ist ein demokratischer und sozial-marktwirtschaftlicher Bundesstaat.“

() Nein, die Wirtschaftsordnung wird aber in der Präambel des Grundgesetzes erwähnt. In ihr heißt es „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben, welches auf einer marktwirtschaftlichen Ordnung basiert.“

() Das Grundgesetz legt keine bestimmte Wirtschaftsordnung fest, schließt durch ihre Grundrechte aber bestimmte Wirtschaftsformen aus. Zwar konnten Konrad Adenauer und Ludwig Erhard das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft innerhalb der CDU/CSU durchsetzen, in der verfassungsgebenden Versammlung scheiterten sie aber am Widerstand der SPD. Diese forderte seinerzeit die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsweise und eine planmäßige Wirtschaftslenkung.

() Nein, aber im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), dem „Grundgesetz der Sozialen Marktwirtschaft“ ist ihr der erste Artikel gewidmet.

14. Was ist „sozial“ an der Sozialen Marktwirtschaft () Die Soziale Marktwirtschaft erfüllt bei funktionierendem Wettbewerb mit

ihrem Ordnungsrahmen selbst wichtige soziale Funktionen, z.B. verhindert sie das Entstehen privater Machtpositionen, sichert niedrige Verbraucherpreise und fördert Innovationen. Außerdem wird die Notwendigkeit sozialer Maßnahmen (z.B. soziale Sicherungssystem) explizit eingeschlossen.

() Der Staat ist gehalten Marktergebnisse in jedem Fall zu korrigieren, um den sozialen Charakter der Wirtschaftsordnung zu unterstreichen.

() Eine soziale Marktwirtschaft ist erst dadurch „sozial“, dass der Markt durch den Sozialstaat korrigiert wird. Deshalb müssen sich bestimmte Institutionen und Regeln darauf konzentrieren ein Gegengewicht zum

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Markt aufzubauen. Dafür müssen Steuern erhoben werden, auch wenn Sie Leistungsanreize mindern.

() Nichts. Nur der Sozialismus ist wirklich sozial. Er sichert Beschäftigung und sorgt dafür, dass alle das gleiche bekommen und die Güterversorgung optimal funktioniert.

15. Wer hat den Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ erfunden? () Ludwig Erhard. Er entwickelte die griffige Formel im Zuge der Vorbereitung

des ersten Bundestagswahlkampfes 1949. () Konrad Adenauer. Er prägte den Begriff während seiner ersten

Regierungserklärung, um zu verdeutlichen welchem wirtschaftlichen Weg Deutschland folgen wird.

() Alfred Müller-Armack. Er verwendete den Begriff 1946 erstmalig im Buch „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“.

() Walter Eucken. Er verwendete den Begriff im 1952 posthum veröffentlichten Buch „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“ zur Beschreibung des deutschen Ordnungsmodells.

16. Zentrale Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft sind: () Gleichheit und Ergebnisgerechtigkeit () Freiheit, Eigeninitiative und -verantwortung, Subsidiarität, Solidarität () Freiheit, Gleichheit. Brüderlichkeit () Individualismus, Selbstverwirklichung, Beliebigkeit 17. Im Mittelpunkt der Sozialen Marktwirtschaft steht eine

funktionsfähige Wettbewerbsordnung. Um sie zu etablieren forderte Ludwig Erhard ein umfassendes Kartellgesetz. Wie kam es zustande?

() Es wurde bereits 1949 im ersten Entwurf umgesetzt und sah ein striktes

Verbot von Kartellen vor. () Es wurde 1957 erst im dritten Entwurf gegen erheblichen Widerstand der

Wirtschaftverbände umgesetzt. Sie waren mit der Ausgestaltung des Wettbewerbsrechts nicht zufrieden, weil es unternehmerische Zusammenarbeit erschwerte. Zwar verbot das „Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen“ Kartelle, ließ aber viele Ausnahmen (z.B. Rabatt- oder Auslandskartelle) zu.

() Es wurde nie umgesetzt. () Die amerikanischen Besatzungsmächte forderten die Deutschen auf, sich

am amerikanischen Wettbewerbsrecht zu orientieren und ein entsprechendes Gesetz zu formulieren. Deshalb sind das deutsche und amerikanische Wettbewerbsrecht identisch.

18. Welches Zitat stammt nicht von einem Ideengeber der Sozialen

Marktwirtschaft? (die in Klammern stehenden Namen müssen später entfernt werden) () „Der Staat hat die Formen, das institutionelle Rahmenwerk, die Ordnung,

in der gewirtschaftet wird, zu beeinflussen, und er hat Bedingungen zu setzen, unter denen sich eine funktionsfähige und menschenwürdige Wirtschaftsordnung entwickelt. Aber er hat nicht den Wirtschaftsprozess selbst zu führen.“ (Eucken)

() „Als irenische Formel, als Stileinheit umfasst die Soziale Marktwirtschaft nicht nur eine vom Markt her koordinierte Wirtschaftsordnung, sondern

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das Beiwort sozial gibt daneben den Hinweis darauf, dass diese Ordnung gesellschaftspolitische Ziele verfolgt.“ (Müller-Armack)

() „Die soziale Marktwirtschaft verpflichtet mich mithin, den Kartellbestrebungen wie überhaupt allen Einschränkungen des Wettbewerbs hinzielenden Bestrebungen in den verschiedensten Schattierungen meine ganze Aufmerksamkeit zu widmen und den Kampf anzusagen.“ (Erhard)

() „Die Bourgeoisie produziert ihren eigenen Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich.“ (Marx)

19. Welche Forderung gehört nicht zum Kanon der Sozialen

Marktwirtschaft: () Wohlstand für alle: Durch einen geordneten Wettbewerb in einem

marktwirtschaftlichen System wird das volkswirtschaftliche Potential so genutzt, dass sich ein breiter Wohlstand entwickelt.

() Umgestaltung der Gesellschaft: Ziel ist eine privilegienfreie Ordnung, in der weder politische noch wirtschaftliche Akteure die Ausrichtung des Gemeinwesen bestimmen können, sondern allen Menschen gleiche Teilhabechancen eröffnet werden.

() Förderung des Leistungsstrebens: Wirtschaftliche Freiheit ermöglicht es dem Einzelnen sich entsprechend seiner Fähigkeiten und Ziele selbst zu entfalten.

() Nivellierung aller gesellschaftlichen Unterschiede: Ungleichheit innerhalb einer Gesellschaft ist abzulehnen, weshalb alle staatlichen Bemühungen gegen deren Vermeidung ausgerichtet sein müssen.

20. War die Durchsetzung der Sozialen Marktwirtschaft unumstritten? () Ja, denn man hatte aus den Erfahrungen der Weimarer Republik und aus

den Folgen der kriegsgelenkten Wirtschaft gelernt. Deshalb befürwortete die Mehrheit der Bevölkerung und auch Politiker nach dem Zweiten Weltkrieg die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft.

() Ja, denn die alternativen Wirtschaftsmodelle Sozialismus und Laissez-Faire-Liberalismus waren in Deutschland nicht mehrheitsfähig, deshalb entschied man sich für den sogenannten „dritten Weg“, den einige Wissenschaftler noch während der Kriegsjahre konzipierten.

() Ja, weil alle politischen Parteien (insbesondere auch die CDU) von der Leistungskraft der Marktwirtschaft überzeugt waren. Vorbild war die USA.

() Nein. Von Beginn an war umstritten, welche wirtschaftliche Struktur das neue Deutschland haben sollte. Insbesondere die SPD als Oppositionspartei des ersten Bundestages war nicht von der Marktwirtschaft überzeugt und forderte ein Bewirtschaftungsmodell. Ludwig Erhard musste auch innerhalb der CDU Überzeugungsarbeit leisten.

21. Kann man im Bezug auf die Entwicklung der Bundesrepublik von

einem „Wirtschaftswunder“ sprechen? () Nein. Erhard selbst lehnte diesen Begriff immer ab, da die Erfolge der

Wirtschaftspolitik - seiner Meinung nach - dem Vertrauen in die Menschen und einer guten staatlichen Ordnung geschuldet waren. Außerdem weisen Historiker auch darauf hin, dass besondere Umstände den schnellen wirtschaftlichen Wideraufstieg ermöglichten (z.B. niedrige Löhne und eine unterbewertete D-Mark).

() Ja, denn vor dem Hintergrund der Zerstörung der volkswirtschaftlichen Produktionsanlagen im Zweiten Weltkrieg glich es einem Wunder das

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Deutschland sich so schnell wieder auf den internationalen Märkten behaupten konnte. Die „Trümmerfrauen“ haben gute Arbeit geleistet.

() Ja, denn es war ein Wunder das im Krieg wichtige Teile des volkswirtschaftlichen Produktionsapparates unversehrt blieben. In Verbindung mit dem Leistungswillen der Deutschen und dem notwendigen Aufbau des Kapitalstocks ergaben sich deshalb sehr schnell hohe Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes.

() Nein, denn wesentlich Weichen dieses „Wunders“ wurden ausschließlich von den amerikanischen Besatzungsmächten gestellt, die aufgrund eigener Erfahrungen auf die Marktwirtschaft vertrauten.

22. Welche Rolle spielt der Staat in der Sozialen Marktwirtschaft? () Der Staat ist der Schiedsrichter: Wie beim Fußballspiel hat er auf die

Einhaltung bestimmter Regeln (Geldwertstabilität, Vertragsfreiheit, Privateigentum, offene Märkte) zu achten, spielt selbst aber nicht mit (Ordnungspolitik). Nur in Fällen von Marktversagen greift er ein, dann aber nicht entgegen marktwirtschaftlicher Mechanismen (Marktkonfomität).

() Je nach Dringlichkeit und politischem Ermessen greift der Staat in die Wirtschaft ein (liberaler Interventionismus), damit unerwünschte Ergebnisse (Arbeitsplatzverlust, Insolvenzen) vermieden werden.

() Organisierte Sonderinteressen bedürfen größter Aufmerksamkeit, weil sie große Teile der pluralistischen Gesellschaft vertreten. Aus diesem Grund sollte sich staatliches Handeln an ihren Interessen ausrichten.

() Der Staat hält sich aus dem wirtschaftspolitischen Geschehen völlig heraus und stellt lediglich öffentliche Güter bereit (Infrastruktur, Bildung). Diese Zurückhaltung führt zum größtmöglichen gesellschaftlichen Wohlstand.

23. Resultieren die heutigen Probleme der Wirtschafts- und

Sozialordnung aus dem Versagen der Sozialen Marktwirtschaft? () Ja, denn das Konzept ist bereits 60 Jahre alt und ist für die neuen

Herausforderungen (z.B. alternde Gesellschaft, Globalisierung) nicht geeignet.

() Nein, denn das Konzept ist bewusst als anpassungsfähiges, offenes Konzept angelegt. Das macht die Soziale Marktwirtschaft zwar politisch interpretationsfähig, ist aber ein großer Vorteil wenn es um ihre nationale wie internationale Anschlussfähigkeit geht. Sie ist keine Doktrin und besitzt im Vergleich zu anderen Wirtschaftsordnungsmodellen erhebliche Vorteile. Zudem wurde das Konzept von Erhard und Müller-Armack nur partiell umgesetzt.

() Ja, denn andere Ordnungsmodelle (amerikanisches oder chinesisches Wirtschaftssystem) sind mit Blick auf die Ergebnisse, d.h. internationale Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Zusammenhalt, viel erfolgreicher.

() Nein, die heutigen Probleme ergeben sich erst durch die Rückkopplung mit anderen Staaten (Globalisierung), deshalb muss Deutschland wieder hohe Zölle einführen.

24. Welches Ziel gehört nicht zur Sozialen Marktwirtschaft? () Die Erhaltung der Marktwirtschaft als dynamische, freiheitliche Ordnung,

die Leistungsanreize (Chance auf Gewinn) garantiert. () Das Bemühen um den sozialen Ausgleich, unter Berücksichtigung der

Mechanismen der Marktwirtschaft. () Die Umverteilung der Marktergebnisse durch eine Sozialpolitik, die alle

Unterschiede einebnet und für eine vollumfängliche Versorgung der Menschen plädiert.

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() Die Sicherung von Stabilität und Wachstum durch Geld- und Wettbewerbspolitik

25. Schließt das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft das Eingreifen

des Staates, d.h. prozesspolitische Eingriffe aus und fordert es ausschließlich Ordnungspolitik?

() Ja, der Staat sollte keine Prozesspolitik betreiben, da er seine Eingriffe ins

Wirtschaftsgeschehen - das zeigen historische Erfahrungen - kaum richtig dosieren und zeitgerecht umsetzen kann. Außerdem reagieren Haushalte und Unternehmen - manchmal in ungewollter Weise - auf Staatseingriffe (z.B. durch Konsum- bzw. Investitionsverzicht).

() Nein. Im Falle von Marktversagen sind staatliche Eingriffe integraler Bestandteil der Sozialen Marktwirtschaft. Allerdings müssen sich solche Eingriffe klar an marktwirtschaftlichen Prinzipien und nicht an dem Einfluss bestimmter Interessengruppen ausrichten.

() Nein, da man überhaupt nicht zwischen Ordnungs- und Prozesspolitik unterscheiden kann.

() Ja. Nur die strikte Einhaltung bestimmter Prinzipien gewährleistet die Funktionsfähigkeit der Wirtschaftsordnung. Dieser Grundsatz gilt auch wenn der Marktmechanismus zum Erliegen gekommen ist. Die Selbstheilungskräfte werden den Mechanismus nach und nach wieder in Gang bringen.

26. Wie definiert der Vertrag über die Schaffung einer Währungs-,

Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (1990) die Soziale Marktwirtschaft?

() Sie ist eine Wirtschaftsordnung, die dem demokratischen Kräftespiel des

Parlamentarismus überlassen ist, weshalb man davon absah überhaupt wirtschaftliche Grundprinzipien festzulegen.

() Sie ist eine Wirtschaftsordnung die insbesondere durch Privateigentum, Leistungswettbewerb, freie Preisbildung und grundsätzlich volle Freizügigkeit von Arbeit, Kapital, Gütern und Dienstleistungen charakterisiert ist. Sie trägt den Erfordernissen des Umweltschutzes Rechnung.

() Sie ist eine Wirtschaftsordnung, die durch Kollektiveigentum, zentrale Lenkung, ein Recht auf Arbeit, Bürokratie und die Vollversorgung ihrer Bürger gekennzeichnet ist.

() Da der Vertrag nicht vorsah in der ehemaligen DDR eine Soziale Marktwirtschaft zu etablieren, wurde auf den Begriff verzichtet. Man einigte sich auf die Formulierung „einheitliches Wirtschaftssystem“.

27. Welches Zitat ist nicht aus dem Buch „Wohlstand für alle“ von Ludwig Erhard? () „„Wohlstand für alle“ und „Wohlstand durch Wettbewerb“ gehören

untrennbar zusammen; das erste Postulat kennzeichnet das Ziel, das zweite den Weg, der zu diesem Ziel führt.“

() „Die Soziale Marktwirtschaft ist ohne eine konsequente Politik der Preisstabilität nicht denkbar.“

() „Die Erfahrung weist darauf hin, dass Vollbeschäftigung oder auch nur annähernd Vollbeschäftigung eine seltene und kurzlebige Erscheinung ist.“

() „Die Lösung liegt nicht in der Division, sondern der Multiplikation des Sozialproduktes.“

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28. Was bedeutet das Wort „Neoliberal“? () Der Begriff „Neoliberal“ beschreibt einen „Marktfundamentalismus“, der die

Politik zum Erfüllungsgehilfen der Märkte degradiert und sich seiner Logik durch Privatisierung und Deregulierung unterwirft.

() Die Neoliberalen verwiesen in den 1930er Jahren darauf, dass der Markt aus sich selbst heraus nicht jene Ordnungsfunktion erzeugt, die ihm der klassische Liberalismus zuschreibt (Das war das „neue“ (= lat. neo) im Verständnis der Wirtschaftswissenschaften). Dem Staat kommt als ultimativer Gewährleister der marktwirtschaftlichen Ordnung eine besondere Bedeutung zu. Alexander Rüstow prägte den Begriff 1938 auf einem internationalen Symposium.

() In der gesellschaftspolitischen Debatte wird der Begriff verwendet, um damit die Anknüpfung an liberale Denktraditionen (individuelle Freiheit als normative Grundlage der Wirtschaftsordnung) zu unterstreichen.

() Als „neoliberal“ werden im öffentlichen Diskurs besonders fortschrittliche Politikkonzeptionen bezeichnet, die sich mit der Überwindung der Marktwirtschaft beschäftigen.

29. Warum ist die Soziale Marktwirtschaft eines der besten

Wirtschaftsordnungsmodelle? () Im Unterschied zu anderen Ordnungsmodellen (staatsautoritärer

Kapitalismus, Laissze-Faire-Liberalismus) ist die Soziale Marktwirtschaft anthropologisch begründet und damit mehr als ein Wirtschaftsmodell. Sie ist ein Gesellschaftsentwurf.

() Die Soziale Marktwirtschaft ist deshalb überlegen, weil sie den Marktmechanismus ins Zentrum rückt. Die Fähigkeit der Marktwirtschaft breiten Wohlstand zu erreichen ist unvergleichbar.

() Nur die Soziale Marktwirtschaft weist dem Staat eine konstruktive und angemessene Rolle zu. Sie versucht ihn nicht zu minimalisieren und nicht zu überhöhen. Der Staat muss Gewährleister einer funktionsfähigen Wirtschaftsordnung sein.

() Alle Antworten treffen zu. 30. Richtig oder falsch?

Alfred Müller-Armack hat mit dem Buch „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“ 1946 den Weg aus der Wirtschaftslenkung der Kriegsjahre in die Soziale Marktwirtschaft gewiesen. Er war ab 1952 einer der engsten Mitarbeiter Ludwig Erhards im Wirtschaftsministerium. Gemäß dem von Müller-Armack entwickelten Konzept einer Sozialen Marktwirtschaft:

() sind staatliche Eingriffe in den Markt mit dem Prinzip der Marktkonformität generell unvereinbar.

() sollte ein gesellschaftlicher Wertekonsens durch den Staat erreicht werden. () ist eine Expansion des Sozialstaates nicht zu erwarten. () postuliert das Subsidiaritätsprinzip den Vorrang der individuellen

Verantwortung vor staatlichen Maßnahmen. () ist eine aktive staatliche Wettbewerbspolitik Teil der von Müller-Armack

geforderten wirtschafts- und sozialpolitischen Aufgaben des Staates. () sind Ordnungspolitik und Prozesspolitik unversöhnliche Gegensätze. () gehört die Organisation von sozialen Sicherungssystemen, die Schaffung

einer sozialen Betriebsordnung, die Förderung von Klein- und Mittelbetrieben und die Reduzierung von Einkommens- und Vermögensunterschieden zum Konzept.