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Zusammenfassung Interview und Beobachtung W1 Einführung Nicht auswendig lernen, nur verstehen. Wir befinden uns in diesem Modul vor allem bei Feldphase: Feldzugang und Datenerhebung Interview und Beobachtung im Alltag In welchem Zusammenhang werden generell Interviews geführt? Für die Medien, für Forschung, Bewerbungsinterview Es ist oft etwas unnatürlich, da es ein Gespräch ist, wo eine Seite vorwiegend fragt und die andere Seite vorwiegend antwortet Wo und wann im Leben wird beobachtet? 1

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Zusammenfassung Interview und Beobachtung

W1 Einführung

Nicht auswendig lernen, nur verstehen. Wir befinden uns in diesem Modul vor allem bei Feldphase: Feldzugang und Datenerhebung

Interview und Beobachtung im AlltagIn welchem Zusammenhang werden generell Interviews geführt?

Für die Medien, für Forschung, BewerbungsinterviewEs ist oft etwas unnatürlich, da es ein Gespräch ist, wo eine Seite vorwiegend fragt und die andere Seite vorwiegend antwortet

Wo und wann im Leben wird beobachtet?

Säuglinge beobachten am meisten --> Je fremder man an einem Ort ist, desto genauer beobachtet man. (Wenn man Tourist ist beobachtet man mehr als in der Stadt, in der man wohnt)

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Empirische Sozialforschung: ÜberblickEmpirische Sozialforschung ist die systematische Gestaltung von Erkenntnisprozessen auf der Basis bestimmter Datengrundlagen. Diese Daten müssen erst produziert oder aus bereits vorliegenden „Materialien“ ausgewählt oder aufbereitet werden.

In der empirischen Sozialforschung geht es nicht um definitive Wahrheiten, sondern nur um wahrscheinliche, möglichst überprüfbare, aber auch kritisierbare Aussagen über Wirklichkeit. Diese Aussagen sind manchmal nützlich für die Praxis, manchmal auch nicht. Ob und wie sie sich nutzbar machen lassen, wird oft erst im Nachhinein klar.

Es existieren unterschiedliche Methoden der Datenerhebung und der Datenauswertung in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, deren Verfahren eine Rolle spiele in Wirtschaftspsychologie als Wissenschaft und als Praxis.

Empirische Sozialforschung: Erkenntnis durch AuswertungDrei verschiedene Erkenntnis-Verfahren:

- Deduktion- Induktion- Abduktion

Wichtig ist diese Unterscheidung insbesondere bei den Auswertungsverfahren. (Kommt vor allem in späteren Semestern)

Im aktuellen Modul beschäftigen wir uns insbesondere mit der Datenerhebung. Dabei soll im Hinblick auf die Auswertung schon klar sein, auf welche Fragestellung überhaupt eine Antwort gesucht wird.

Quantitative oder qualitative Sozialforschung?Merkmale quantitativer Forschung: grosse Zahl, unmittelbare Vergleich- und Messbarkeit, standardisierte Datenbasis, statistischer auswert- und generalisierbar

Merkmale qualitativer Forschung: Kleinere Fallzahlen, vertiefte Interpretation derselben, werden oft als explorative Vorstudien zu quantitativen Erhebungen gemacht

Jedoch: alles Quantitative hat auch eine „Qualität“, d.h. es muss interpretiert werden. Und auch alles Qualitative hat eine quantitative Dimension, selbst dann, wenn die Fallzahl 1 ist

Es existieren unterschiedliche Positionen in der Wissenschaft und damit auch unterschiedliche methodische Abgrenzungen

Qualitative oder rekonstruktive, makroskopische oder mikroskopische Forschung?Nicht jede qualitative Forschung geht methodisch gleich vor. Auch die damit verbundenen erkenntnistheoretischen Annahmen sind unterschiedlich.

Es gibt Varianten qualitativer Forschung, die sich der standardisierenden, qualitativen Forschung annähern, aber auch solche, die ganz anders, fallrekonstruktiv oder theoriebildend arbeiten, die eine konkrete Praxis untersuchen, rekonstruieren, was die innere Logik des Gegenstandes ausmacht. Es wird auch von mikroskopischen Methoden gesprochen als Gegensatz zu makroskopischen.

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Mikroskopische bzw. rekonstruktive Methoden

- Narrative und hermeneutische Analysen- Konversations- und Diskursanalyse- Langsame, genaue, kleingliedrige Vorgehensweise

Makroskopische bzw. qualitative Methoden (Untermethode von qualitative Methoden heisst auch qualitative Metoden unglücklich)

- Kodierung und Kategorisierung- Theoretisches und thematisches kodieren- Weniger genaues, grobes zusammenfassen

Unterunterscheidung innerhalb der qualitativen Forschung. Es geht hier mehr um die Datenauswertung. Hier unterscheidet man mikroskopisch und makroskopisch.

Empirische Sozialforschung: Eine Fragestellung finden

Jede Datenerhebung wird im Hinblick auf eine Fragestellung durchgeführt: worauf sollen Antworten gefunden werden?

Eine gute Fragestellung / ForschungsfrageEine gute Fragestellung / Forschungsfrage…

…versucht Neues zu erkennen, knüpft aber an bestehende Ergebnisse an

…bezieht sich auf einen spezifischen Gegenstand, ist also nicht zu allgemein

…wurde daraufhin geprüft, was in der Auswertung voraussichtlich verallgemeinert werden kann

… ist dem Datenmaterial und der Auswertungsmethode angepasst

…interessiert die Forschenden, ist aber nicht so persönlich, dass die Distanz fehlt

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W4 InterviewsHinführung zu Interviews in der qualitativen ForschungDas dynamische empirischer qualitativer Forschungsprozesse(Quantitative Forschung wäre eher ein geradliniger Prozess)

Woher kommen die Daten in der qualitativen Forschung?- Verbale Daten Worte, Sprache

o Interviews o Einzel-, Gruppeninterviews

- Beobachtung o Teilnehmende, nicht-teilnehmende Beobachtung o Ethnografie

- Visuelle Daten o Fotos o Stehende und bewegte Bilder, Videos

- Mediatisierte Daten o Spuren persönlicher Erfahrung, z.B. Tagebücher o Spuren von Institutionen, z.B. Akten

- - Online-Forschung o Internet als Forschungsgegenstand und -instrument o Netnografie

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Grob die Schritte der Daten-/Materialbearbeitung in der qualitativen Forschung - Datenerhebung Interview, Beobachtung - Datenaufbereitung Transkription, Beobachtungsprotokoll - Datenauswertung, -interpretation verschiedene mikro- und makroskopische Verfahren

Formen Qualitativer InterviewsQualitative Interviews

- Der Forscher/Interviewer ist kein Beobachter oder "Datenmesser", sondern aktiv in die Datenerhebung involviert.

- Wirklichkeit, sofern das überhaupt möglich ist, wird in einer Ko-Konstruktion zwischen Interviewer und Interviewten ausgehandelt.

- Annäherung an die Realität der Interviewten/Probanden Jeder Mensch sieht die Welt anders - Individuen, Mitglieder einer Gruppe oder Gesellschaft sind ständig mit ihrer Re-/Konstruktion befasst.

Qualitative Interviews versuchen diese Re-/Konstruktion zu erfassen. Auch der Interviewer/Forscher re-/konstruiert das Forschungsthema. Der Interviewt konstruiert seine Welt, der Interviewer rekonstruiert sie

- Qualitative Interviews zielen darauf ab, den Relevanzsystemen der Befragten explikatorischen Freiraum zu gewähren.

- Die Kommunikationssituation bei qualitativen Interviews ist natürlichen Charakters. - Alltagsweltliche Konventionen - Anpassung der Sprache an den Probanden - Gerade zu Beginn eines qualitativen Interviews sollte die Perspektive auf den zu untersuchenden

Realitätsbereich weit gefasst sein.

Narrative Interviews- Strukturen der Alltagskommunikation werden bei der Gesprächsführung nicht nur aufgegriffen, sondern

weitgehend übernommen. - Form der Alltagskommunikation: das Erzählen von Geschichten - Narration

o Einführung der handelnden Personen o Zeit und Ort des Geschehens o Sequenziell erzähltes Geschehen mit einer Pointe als Abschluss o Rückblick mit Deutung

- Der Proband wird aufgefordert, zu einem bestimmten Thema eine Geschichte zu erzählen. Die Regelhaftigkeit des Geschichtenerzählen setzt den Befragten quasi unter "Zugzwang".

- Rolle des Interviewers: Zuhörer, nachdem er eine erzählgenerierende Frage gestellt hat.

Problemzentrierte Interview - Theoriebildung sowie deren Prüfung und Erweiterung - Anders als bei narrativen Interviews ist es nicht nötig, dass der Interviewte eine Geschichte erzählt.- Erhebungssituation: Kompromiss zwischen narrativen und leitfadenorientierten Gesprächsformen - Flexibler Einsatz des Interviewleitfadens - Die Gesprächssteuerung wechselt zwischen der interviewenden und der interviewten Person. - Der Interviewer lenkt den Gedankengang des Befragten immer wieder auf den Leitfaden zurück. - Gezwungen wirkende Überleitungen sollen vermieden werden.

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Fokussierte Interview - Das fokussierte Interview ist ein klassisches Verfahren der Medienwirkungsforschung. Es ist aus der

kommunikationswissenschaftlichen Forschung selbst hervorgegangen. - Während des Zweiten Weltkriegs wurde das fokussierte Interview entwickelt, um die Wirksamkeit von

Propagandafilmen zu ermitteln. - Rezeption eines definierten Medienangebots, z.B. Filmdarbietung, Zeitungsartikel - Erhebungssituation

o Konfrontation mit dem Medienangebot (kann z.B. auch eine App sein) o Spontane Äusserungen des Probanden während der Rezeption werden erfasst. o Leitfadeninterview zum Medienangebot

Experteninterview - Das Experteninterview zielt nur sekundär darauf ab, das individuelle Relevanzsystem des Befragten

auszuloten. - Der Befragte ist nicht Experte für sich selbst, sondern vor allem für den Funktionskontext, der untersucht

wird. - Der Wissensvorsprung des Experten wird genutzt, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. - Der Interviewer muss Vorwissen hinsichtlich des Forschungsthemas mitbringen. Kompetenz ist nötig, um das

Vertrauen der befragten Person zu gewinnen.

Das waren jetzt alles Einzelinterviews von sehr offen bis nicht sehr offen.

Gruppendiskussion und Fokusgruppe - Gruppeninterview – Gruppendiskussion – Fokusgruppe - Alltagsnähere Interaktionssituation als eine Interview mit Interviewer und Interviewpartner - Nutzung der Dynamik von Gruppen - Im gemeinsamen Erzählen finden Prozesse der Konstruktion sozialer Wirklichkeit statt. - Konsistente und geteilte Meinungen setzen sich durch. - Rolle der Moderation - Gruppengrösse und Zeit für die Diskussion - Reduktion von Aufwand – Zeit und Geld

Leitfadeninterviews und InterviewleitfadenEs gibt die die Form des Leitfadeninterviews nicht. Es kann für ganz verschiedene Formen des Interviews ein Leitfaden geben. Die Leitfaden unterscheiden sich je nach Form des Interviews

SPSS-Prinzip zur Leitfadenerstellung Das SPSS-Prinzip – Sammeln, Prüfen, Sortieren, Subsumieren – zur Erstellung von Leitfäden beinhaltet die folgenden Schritte (Helfferich 2011 à ILIAS). Neben der Erstellung von Leitfäden ermöglicht dieses Prinzip, dass man den theoretischen Hintergrund der Arbeit aufzeigt und vertieft sowie sich die vermuteten Antworten der Interviewten vergegenwärtigt.

Sammeln von Fragen Alle Fragen, welche einem zum Forschungsgegenstand einfallen, werden gesammelt. Jede einzelne Frage wird auf

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ein Blatt geschrieben, den anderen Personen laut vorgelesen und danach in die Mitte des Tisches gelegt, um welchen sich die an der Erstellung des Leitfadens mitarbeitenden Personen platziert haben. Ob die Fragen von Relevanz sind, wird in diesem Schritt nicht geprüft. Hier geht es um das schnelle, unreflektierte Sammeln von Fragen.

Prüfen der gesammelten Fragen Im zweiten Schritt werden die gesammelten Fragen geprüft, reduziert und strukturiert. Ein Grossteil der Fragen entfällt hier meist. Häufig werden Fragen auch umformuliert. Vorgehen:

- Alle Faktenfragen werden aussortiert. - Die Fragen sollen offene Antworten ermöglichen. Sie sollen für die Interviewten ein Anstoss sein, ihre

subjektive Sichtweise auf den Forschungsgegenstand wiederzugeben. - Sind implizite Erwartungen mit den Fragen verbunden? Die Fragen sollen nicht dazu dienen, das eigene

Vorwissen hinsichtlich des Forschungsgegenstands zu bestätigen. Fragen, die Vorwissen abfragen, werden aussortiert oder umformuliert. Bei der Umformulierung wird darauf geachtet, dass nach noch nicht Bekanntem gefragt wird.

- Welche Antworten würden überraschen, und gibt es für solche Antworten entsprechende Fragen? Die Fragen sollen Raum für Unerwartetes geben. Mit den Fragen dürfen keine expliziten und impliziten Vorstellungen vermittelt werden.

- Fragen nach abstrakten Zusammenhängen werden aussortiert. Überprüft kann dies werden, indem betrachtet wird, ob die Fragen auf das allgemeine Forschungsinteresse abzielen. Die Interviewten sollen die Möglichkeit haben mit ihren ganz eigenen Perspektiven über den Forschungsgegenstand zu sprechen. Direkte Antworten auf die Forschungsfragen dürfen von den Interviewten nicht erwartet werden. Dies ist die Aufgabe der Forscher mit Hilfe der Textinterpretation.

Sortieren der übriggebliebenen FragenEntsprechend dem Forschungsinteresse werden die Fragen in Hauptgruppen aufgeteilt. Jede Hauptgruppe besteht aus mehreren gesammelten Fragen, den sogenannten Aspekten. Empfehlenswert sind ein bis vier Hauptgruppen.

Subsumieren – Finden von Erzählaufforderungen für die Hauptgruppen Für jede im vorangegangenen Schritt bestimmte Hauptgruppe wird eine unkomplizierte Erzählaufforderung gesucht. Die Erzählaufforderung soll erlauben, möglichst viele Aspekte abzudecke

Der Leitfaden wird in Form einer vierspaltigen Tabelle niedergeschrieben.

- Spalte 1 Erzählaufforderungen, Leitfragen

- Spalte 2 Die Aspekte der einzelnen Hauptgruppen werden, sofern es sich um Stichworte handelt, in der zweiten Spalte festgehalten. Die Stichworte dienen als Erinnerung, was angesprochen werden soll. Die Aspekte werden nur aufgegriffen, wenn sie vom Interviewten nicht selbst thematisiert wurden. Auch können sie dazu dienen, eine stockende Erzählung wieder in Schwung zu bringen.

- Spalte 3 Die Aspekte der einzelnen Hauptgruppen werden, sofern es sich um konkrete, vorformulierte Fragen handelt, in der dritten Spalte festgehalten. Hierbei handelt es sich um Fragen, die allen Interviewten gestellt werden.

- Spalte 4 Aufrechterhaltungs- und Steuerungsfragen

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Durchführung von Interviews

Auswahl der Probanden - Theoretical Sampling - Nicht (nur) im Bekanntenkreis - Soziodemografische Merkmale - Nicht zu homogene Befragtengruppe

Kanäle für die Datenerhebung - Face-to-Face - Telefon - Video-Konferenz - Online – Chat, Kurznachrichtendienst etc.

Aufnahme der Interviews - Audio- oder Videoaufnahme - Aufnahmegeräte versus Smartphones - DSGVO – EU-Datenschutz-Grundverordnung

W5 Transkriptionsregeln

Regeln wörtliche Transkription / Zitieren aus InterviewsUm sich im Transkript orientieren und daraus zitieren zu können, ist eine fortlaufende Zeilennummerierung notwendig (automatisch in Microsoft Word: Seitenlayout > Zeilennummern > Fortlaufend).

Regel BeispielIn der Transkription wird die gesprochene Sprache verschriftet. Die Satzkonstruktion der gesprochenen Sprache bzw. des Dialekts bleibt möglichst erhalten, Schweizerdeutsch wird aber ins Hochdeutsche übertragen. Dabei gibt es immer Ermessensspielräume, die innerhalb eines Transkripts einheitlich zu handhaben sind. Achtung: Das Schweizerdeutsche kennt kein Imperfekt, also beim Perfekt bleiben!

„Ds Ching, woni ha gseh“ wird zu: „Das Kind, wo ich habe gesehen“ oder: „Das Kind, das ich gesehen habe“

Schwer übersetzbare Begriffe oder charakteristische dialektale Redensarten werden beibehalten und kursiv gesetzt. Falls davon ausgegangen werden muss, dass Deutsche oder Ausserkantonale den Ausdruck nicht verstehen, Erläuterungen in Klammern anfügen.

Am Anfang habe ich doch gemeint, die seien alle anständig. Aber da bin ich rüdig (dialektaler Ausdruck, der in der Region Luzern sowohl im positiven als auch im negativen Sinn eine emotionale Verstärkung des anschliessend geschilderten Sachverhalts zum Ausdruck bringt) erschrocken, beim ersten Treffen: Alle haben sie

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Dreck am Stecken, alle! Hätte ich also schon nicht gedacht, nein

Unterbrüche im Redefluss werden mit einem Bindestrich gekennzeichnet.

Die Orga- ähm, die Organisations- und Kommunikationsberater, die da gekommen sind, sind dann auch bald wieder gegangen.

Werden angefangene Sätze abgebrochen bzw. plötzlich neue Argumentationen aufgenommen, werden die Sequenzen durch Kommas getrennt. Auch hier besteht ein Ermessensspielraum. Die Verständlichkeit hat Priorität.

Ich, eh, was haben Sie jetzt, also ich meine, eben, was Sie gefragt haben, was Sie mich schon vorher gefragt haben, eben, damit bin ich eigentlich nicht einverstanden.

Zwischen den Ausführungen des Interviewers und der Interviewten wird eine Leerzeile gesetzt.

A: Wie schätzen Sie die aktuelle Wirtschaftslage ein? (Leerzeile) B: Phuu, das ist eine schwierige Frage.

Mehr oder weniger gleichzeitig Gesprochenes (inkl. Bestätigungsformeln) wird in //Doppelslash// gesetzt.

Sie wollen damit also sagen, dass sie nachher eigentlich glücklich//ja glücklich, dass ist ein etwas grosses Wort// gewesen sind //mhm// mit Ihrem neuen Auto, das Sie dann dort haben gekauft?

Pausen (ungefähr pro Sekunde ein Punkt) (..) oder (......) oder (....)Als Ersatz für unverständliche Wörter Fragezeichen in Klammern setzten: pro unverständliches Wort (falls als solches erkennbar) ein Fragezeichen

(???)

Schwer Verständliches und dazu gehörende Anmerkungen in Klammern mit Fragezeichen.

(? Stachelbeere ?)

Geschehnisse während des Interviews werden in Klammern gesetzt, aber nur dann vermerkt, wenn sie aufschlussreich sein könnten für die Interpretation oder eine Beeinflussung des Gesprächsverlaufs erklären können.

(lacht), (Gelächter), (atmet tief ein), (sehr leise), (Telefon klingelt), (Hund bellt), (nimmt Stift auf und zeichnet in der Luft …)

Zitieren aus InterviewsWie in jedem wissenschaftlichen Text sind auch in einer empirischen Arbeit korrekte Quellenangaben wichtig. Die Regeln, wie auf Interviewpassagen verwiesen oder daraus zitiert wird, sind jedoch nicht in gleicher Weise standardisiert wie bei Literaturangaben. Deshalb enthält auch das Eulenskript nur eine Minimalform, die für empirische Arbeiten wenig geeignet ist. Daher schlagen wir folgendes Verfahren vor, das so oder ähnlich auch in vielen anderen Arbeiten aus der qualitativen Sozialforschung Verwendung findet.

1. Alle Interviews werden am Schluss der Arbeit in einem Interviewverzeichnis mit folgenden Angaben aufgeführt:

a. (Deck-)Name oder anonymisiertes Kürzel (Bsp.: „I1“, „I2“…) b. Datum des Interviews, Ort (ggf. anonymisiert, Bsp.: „in einer Deutschschweizer Grossstadt“, „in

einem Ort im Jura“) c. Geschlecht, Alter und weitere Daten zur Person, die für das Thema der Arbeit bedeutsam sind (Bsp.:

„Geschäftsführerin eines KMU in der Elektrobranche“, „hat lange in Asien gelebt“, etc.) 2. Im Text wird aus den Interviews in folgender Form zitiert (zusammenfassend oder wörtlich): (Interview

[(Deck-)Name oder Kürzel], Z. [Zeilennummern von – bis]) Bsp.: „(Interview Peter, Z. 378-392)“ oder kurz: „(I1, Z. 187)“ Wird in nicht unterbrochener Folge immer wieder aus demselben Interview zitiert, so reicht es, ab dem zweiten Verweis nur die Zeilenangaben in Klammern zu machen – analog zur Vorgehensweise bei Literaturquellen. Wird die Kette unterbrochen und aus einem anderen Interview zitiert, muss beim nächsten Zitat wieder die komplette Angabe gemacht werden. Bsp.: „(I1, Z. 378-392) … (Z. 566-587) … (Z. 487-490) … (I2, Z. 77-83) … (I1, Z. 33-35) …“

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W6 Beobachtungen und deren Protokollierung

Unterschiedliche Methoden in der Marienthal-Studie

Welche methodischen Zugänge finden sich in der Marienthal-Studie?

- Statistische Erhebungen und Auswertungen - Beobachtungsprotokolle - Befragungen - Selbstzeugnisse - Angeleitete und freie Aufzeichnung von Tätigkeiten - Sozialpsychologische Deutungen - Quantifizierende Beobachtungen

Es handelt sich hier um eine umfangreiche exemplarische Studie, um einen bedeutenden «Klassiker», auf den sich die Sozialforschung noch heute bezieht: Inwiefern sehen Sie methodisches Kritikpotential in Bezug auf Datenerhebung und Auswertung? Und was könnte man heute noch genau so machen?

Inwiefern hatten Sie ähnliche Probleme wie - vermutlich - die Forschenden der Marienthal-Studie? Wie ist Ihre Entscheidung ausgefallen und die Reflexion darüber?

Beispiele aus den Leistungsnachweisen: - Forschungsfrage - Interviewführung - eigene Rolle dabei - Nach welchen Kriterien Einzelbeobachtungen auswählen, was festhalten? - Wie Vorwissen einbeziehen oder nicht? - Unterschiede zwischen unterschiedlichen Arten der Protokollierung

Formen von Beobachtungsprotokollen«What the hell is going on here?»

Diese Frage stammt vom Ethnografen Clifford Geertz (1926 – 2006) aus dem Jahr 1973 und bezeichnet das ethnografische Erkenntnisinteresse schlechthin, also eine Fragestellung, die wir in Ihren Leistungsnachweise wohl als zu wenig spezifisch kritisieren würden, das aber ganz gut die offene Haltung charakterisiert, die man als Forschende erstmal einem Forschungsgegenstand entgegenbringen muss, spezifizieren kann man dann später noch ...

Geertz zugeschrieben wird das Konzept der «dichten Beschreibung», die aber keine methodologisch stringente Position ist, wie das oft vereinfacht dargestellt wird, sondern es wird von ihm als Praxis der Forschung von Ethnographen beschrieben wird, die eng mit Interpretation verwoben ist. Übernommen und weiterentwickelt hat er den Begriff von Gilbert Ryle, einem britischen Philosophen.

Auseinandersetzung mit eigenen Beobachtungsprotokollen Auch die Forscherinnen Streck, Unterkofler und Reinecke-Terner (2013) orientieren sich in ihren Forschungsprojekten zunächst an der Frage: «What the hell is going on here?» von Geertz und verfassen ihre Beobachtungsprotokolle nach dem Studium unterschiedlichster Methodenliteratur, die zum Beispiel rät, alles zu notieren, «was die Vorgänge im Feld betrifft» ...

Doch: Sie stellen fest, dass dies einfacher gesagt ist als getan und sie verfassen einen Artikel, der zum Thema hat, dass sie ihre eigenen Beobachtungsprotokolle gegenseitig lesen, vergleichen und kritisch einordnen. Die

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nachfolgenden Folien beziehen sich auf diesen Artikel «Das "Fremdwerden" eigener Beobachtungsprotokolle – Rekonstruktionen von Schreibpraxen als methodische Reflexion», den Sie zur Vertiefung/Nachbereitung lesen können (Ablage Nachbereitung).

Relevant für die Prüfung sind wie bei allen Texten die Grundzüge und zentralen Erkenntnisse, nicht Details.

Stolpersteine beim Versuch, präzise zu sein

Wie unterscheiden sich die Beobachtungsprotokolle?

Unterschiede in der Gesamtgestalt

Unterschiede im Detailierungsgrad betr. konkrete Situationen

Unterschiede in der Repräsentation der Forscherinnen (wie zeigt sich im Protokoll, dass sie dabei sind?)

Das zeigt sich alles in der Sprache, in dem, was ausgelassen wird, wie die eigene Beteiligung thematisiert wird, wie eigene Vorannahmen sichtbar werden, z.B. dadurch, dass eine Forscherin schreibt, was jemand NICHT tut ... Wenn Sie den Text lesen: schauen Sie, ob Sie entsprechende Stellen finden.

Was beeinflusst das Verfassen von Beobachtungsprotokollen?

Das eigene theoretische Vorwissen

Das eigene lebenspraktische Vorwissen (bewusste und unbewusste Aspekte) und Haltungen

Das Forschungsinteresse und damit verbundene Vorannahmen und Interessen

Innerpsychische Prozesse (z.B. etwas verdrängen, ausblenden, hineinprojizieren)

Vorschnell bewerten (aber: nicht jede Wertung ist falsch, da der Forschungsgegenstand selber oft wertbasiert ist)

Eigene Schreiberfahrungen, Verhältnis zur (Schrift)sprache

Wichtig: diese Einschränkungen sind nie ganz zu vermeiden, sollen aber wo möglich minimiert und reflektiert werden

Objektives Protokolle zu machen ist nicht möglich, auch nicht bei einem Raster. (Ausser es geht z.B. nur darum, etwas zu zählen)

Unbewusste Aspekte können z.B. ins Bewusstsein gehoben werden, indem man das Protokoll macht und es sich «Fremdwerden» lässt. So ist es möglichst objektiv und es können nicht nur andere sehen, sondern ich selber auch.

Das «Fremdwerden» eigener Beobachtungsprotokolle – Rekonstruktionen von Schreibpraxen als methodische Reflexion ZusammenfassungZusammenfassung: Das Schreiben von Beobachtungsprotokollen stellt EthnografInnen vor spezifische forschungspraktische Herausforderungen. Beim Aufschreiben von Situationen und Handlungsabläufen entscheiden Forschende kontinuierlich, was sie wie ausführlich mit welchen Worten festhalten. Dieser beim Schreiben notwendige Selektionsprozess steht im Fokus des Artikels. Anknüpfend an den Stand methodologischer Diskussionen werden Konstruktionsprinzipien von Beobachtungsprotokollen vorgestellt, welche wir im Vergleich von

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Protokollausschnitten aus unseren Dissertationsprojekten entwickelten. Diskutiert werden die Gesamtgestalt der Beobachtungsprotokolle, der Detaillierungsgrad der Darstellung verschiedener Aspekte von Situationen sowie die differenten Repräsentationen der jeweiligen Forscherin im Datenmaterial. Unter Bezug auf ausgewählte Konstruktionsprinzipien werden anschließend die Unterschiede in den Schreibweisen methodisch reflektiert und begründet. Der Artikel schließt mit einem Plädoyer für eine reflexive Auseinandersetzung mit der eigenen Konstruktionsleistung des Schreibens. Durch einen diskursiven Vergleich mit den Schreibweisen anderer EthnografInnen wird ein "Fremdwerden" eigener Beobachtungsprotokolle ermöglicht und ein Reflexions- und Lernprozess angestoßen. Beim Schreiben von Beobachtungsprotokollen gibt es kein per se "richtiges" und "falsches" oder "besonders sauberes" Vorgehen.

So konnten wir anschaulich machen, dass beispielsweise eine klare Trennung zwischen Beobachtungen und Interpretationen nicht möglich ist. Es stellt sich vielmehr die Frage, wie diese Trennung vollzogen, kenntlich gemacht und genutzt wird. Genauso ist die Forderung nach einer möglichst detaillierten Beschreibung des Beobachteten zu pauschal und kann nur vor dem Hintergrund des Anspruchs einer reflektierten Selektion verwirklicht werden. Jede Forschende hat eine eigene Schreibweise, die von verschiedenen Bedingtheiten geprägt wird. Das Aufschreiben von Beobachtetem ist zwangsweise ein selektiver und eigensinniger Prozess. Es ist jedoch notwendig zu fragen, wie die Selektionen vorgenommen werden.

Erst im Vergleich und durch den Blick der anderen wurde das eigene Protokoll in gewisser Weise "fremd", weil eigene selbstverständliche, durch (kulturelle) Vorannahmen geprägte Schreibpraxen bewusst wurden. Insofern plädieren wir dafür, die Fähigkeiten des kontrastierenden Vergleichens, die wir im Zuge der Datenanalyse entwickelt haben, auch in Bezug auf Beobachtungsprotokolle und Schreibpraxen zu nutzen.

W12 Gütekriterien

Klassische Gütekriterien - Objektivität

Sind die Ergebnisse unabhängig von ungewollten Einflüssen durch die erhebenden Personen entstanden? - Reliabilität

Wie genau ist die Messung? - Validität

Wird wirklich das gemessen, was man messen möchte?

Wissenschaftshistorischer Hintergrund - Die Idee der Gütekriterien in der qualitativen Sozialforschung leitet sich von der quantitativen Forschung ab.- Gütekriterien sollen die Wissenschaftlichkeit der Erkenntnis gewährleisten, sie sind abhängig von der

angewendeten Methode. - Methodologische Gütekriterien sind kein einheitliches und allseits geteiltes Konzept. Die Massstäbe zur

Beurteilung empirischer Forschungen sind heterogen. Sie sind stark methodenabhängig, auch hinsichtlich unterschiedlicher qualitativer Ansätze.

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Qualitative und quantitative Forschung: Unterschiedliche Standards und Kriterien für gute Forschung

- Quantitative Tradition o Beobachterunabhängigkeit bzw. Objektivität der Datenerhebung und -auswertungo Theoriegeleitetheit des Vorgehens o Statistische Verallgemeinerbarkeit der Befunde

- Qualitative Tradition o Erkundung der Sinndeutungsvorgänge der Akteure im Untersuchungsfeld o Exploration kultureller Praktiken und Regeln o Genaue und tiefgehende Analyse von Einzelfällen o Typenbildung und Generalisierung von Strukturen

Gleiche Begrifflichkeiten mit unterschiedlichen Bedeutungen - Das Problem der Güteabschätzung wird dadurch kompliziert, dass bei unterschiedlichen

wissenschaftstheoretischen und methodologischen Bezugspunkten in oft verwirrender Weise identische Worte für ähnlich oder gleich scheinende Problemstellungen verwendet werden, die jedoch anders besetzt sind.

- Weil die qualitative Sozialforschung von andern Prämissen als die quantitative Forschung ausgeht, muss sie sich einerseits von den traditionellen Gütekriterien lösen, sich andererseits aber auf sie beziehen, vielleicht nur von der Wortwahl her, um die eigene Wissenschaftlichkeit unter Beweis zu stellen.

Gütekriterien qualitativer Forschung nach Mayring 1. Verfahrensdokumentation 2. Argumentative Interpretationsabsicherung 3. Regelgeleitetheit 4. Nähe zum Gegenstand 5. Kommunikative Validierung 6. Triangulation

Validität- Die qualitative Sozialforschung fordert empirische Validierung des gesamten Forschungsprozesses und will

so dem Bedürfnis nach Gültigkeit nachkommen. - Die Frage nach der Validität stellt sich für die qualitative Sozialforschung in zweifacher Hinsicht.

o Bei der Konstruktion geeigneter Erhebungssituationen und -methoden sowie ihrer Kontrolle Fokus der quantitativen Forschung, denn die Gültigkeitsgefährdung steckt in der Datenerhebung

o Bei der interpretativen Auswertung der gewonnen Daten - Im Allgemeinen wird die Validität qualitativer Verfahren im Vergleich zu den quantitativen Verfahren als

überlegen angesehen. Dies beruht auf der grösseren Flexibilität, die ein Nachfragen und eine Präzisierung bei widersprüchlichen oder unerwarteten Ergebnissen ermöglicht und damit einen Schutz vor Missverständnissen im Kommunikationsprozess zwischen Forscher und Erforschten bietet.

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Validitätsformen qualitativer Forschung

Ökologische Validierung

- Gültigkeit im natürlichen Lebensraum der Untersuchten bzw. der Gruppe - Der Datenerhebungsprozess ist möglichst gut an die Eigenheiten des Lebensraums anzupassen.

Kommunikative Validierung

- Vergewisserung der Interpretationsergebnisse durch erneutes Befragen der Interviewten - Überprüfung der Stimmigkeit und Gültigkeit der Analyse - Die kommunikative Validierung lässt sich einerseits durch die Einbeziehung weiterer Personen und

Situationen aus dem Forschungsfeld und andererseits durch Heranziehung weiterer Mitglieder der Scientific Community erweitern.

- Kommunikative Validierung ist in ethischer Hinsicht nicht in jedem Fall angebracht.

Argumentative Validierung

- Der Interpret legt seine Vorannahmen offen und prüft seine Interpretationen in Zusammenarbeit mit dem Leser.

- Die Argumentation bildet das Vehikel des Validierungsprozesses. - Die argumentative Validierung bezieht sich vor allem auf den Auswertungsprozess.

Kumulative Validierung

- Die kumulative Validierung ist ein sukzessiver Prozess, in dem eine Verbindung von mehreren, als richtig anerkannten Ergebnissen anderer Untersuchungen hergestellt wird.

Validierung an der Praxis

- Validierung an der sozialen Realität - Prozesshafter Charakter

Prozedurale Validierung

- Die Gültigkeit wird durch die Berücksichtigung von Regeln im Forschungsprozess sichergestellt, die allerdings nicht unabhängig vom jeweiligen Forschungsinteresse, dem Gegenstand sowie der entsprechenden Methodologie und Methode sind.

- Mögliche Regeln o Die Aufzeichnungen sollen möglichst genau sein. o Der Bericht soll vollständig und offen sein. o Der Forschende soll im Feld und bei seinen Kollegen das Feedback zu seinen Ergebnissen suchen

Validierung durch analytische Induktion

- Es wird gezielt nach abweichenden Fällen Ausschau gehalten, die den eigenen Annahmen, dem Vorwissen und den vorläufigen Hypothesen widersprechen.

- Abgeschlossen ist der Prozess, wenn sich keine abweichenden Fälle mehr finden. 14

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Validierung durch Triangulation

- Begriff und Idee der Triangulation sind der Trigonometrie entlehnt, innerhalb derer eine unbekannte Grösse von unterschiedlichen Messpunkten aus betrachtet wird, um sie genauer zu bestimmen.

- Formen der Triangulation: Daten-, Forscher-, Theorie- und Methodentriangulation

Teamarbeit – Forschungswerkstätten - Mit der kooperativen und konkurrierenden Teamarbeit von qualitativ Forschenden, die das zugrunde

liegende Material unabhängig voneinander interpretieren, kann die Validität von Untersuchungen erhöht werden.

- Durch ein dialogisches Vorgehen können zusätzliche Perspektiven erschlossen werden.

Objektivität & Reliabilität

Objektivität

- Transparenz ist wichtiger als Objektivität, das heisst der Forschungsprozess ist zum Zweck der Nachvollziehbarkeit offen zu legen, so dass eine Interpretation nur so lange gültig ist, bis sie durch ein besseres Argument widerlegt wird.

Reliabilität

- Das Zustandekommen der Daten soll dahingehend expliziert werden, dass überprüfbar wird, was Aussage des jeweiligen Subjekts ist und wo die Interpretation des Forschers begonnen hat.

- Die Reliabilität im gesamten Forschungsprozess soll durch die reflexive Dokumentation des Prozesses aufgezeigt werden.

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