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Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland von Klaus Dormann; Autor bei Ostexperte.de; Datenstand; 02.01.2019 Seite Aktuelle Konjunkturlage Ende 2018 Überblick: Moderates Wachstum nach Ölpreiseinbruch und Rezession 3 Wachstum: Von Jan. bis Nov. stieg das BIP voraussichtlich um 1,8 Prozent 4 Erwartungen von Regierung und Zentralbank für das Jahresergebnis 2018 5 Verbraucherpreisanstieg beschleunigte sich Ende 2018 auf 4,2 Prozent 5 Zentralbank erhöhte Leitzins auf 7,75 Prozent 6 Präsidentin Nabiullina zur Kritik an „konservativer“ Geld- und Finanzpolitik 7 Industrieproduktion: Stetiges Wachstum seit 2016 8 Bauproduktion immer noch fast ein Zehntel niedriger als 2014 8 Privater Verbrauch: Realer Einzelhandelsumsatz erholt sich nur langsam 9 Arbeitslosenquote unter 5 Prozent gesunken 9 Rosstat-Tabelle: Main Economic and Social Indicators, November 2018 10 Rückblick: Russlands langer Weg aus der Rezession Wachstum wurde 2018 zunehmend von den Netto-Exporten getragen 11 Tabelle: Konjunkturdaten 2015 bis 2018 11 Beim BIP gelang der Aufstieg aus der „Rezessionsgrube“ erst 2018 12 Die Industrieproduktion machte die Rezession schon 2016 wett 12 Bei den Investitionen hat Russland jedoch noch viel Aufholbedarf 13 Die Anlageinvestitionen sind noch rund 4 Prozent niedriger als vor 4 Jahren 14

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Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russlandvon Klaus Dormann; Autor bei Ostexperte.de; Datenstand; 02.01.2019 Seite

Aktuelle Konjunkturlage Ende 2018Überblick: Moderates Wachstum nach Ölpreiseinbruch und Rezession 3Wachstum: Von Jan. bis Nov. stieg das BIP voraussichtlich um 1,8 Prozent 4Erwartungen von Regierung und Zentralbank für das Jahresergebnis 2018 5Verbraucherpreisanstieg beschleunigte sich Ende 2018 auf 4,2 Prozent 5Zentralbank erhöhte Leitzins auf 7,75 Prozent 6Präsidentin Nabiullina zur Kritik an „konservativer“ Geld- und Finanzpolitik 7Industrieproduktion: Stetiges Wachstum seit 2016 8Bauproduktion immer noch fast ein Zehntel niedriger als 2014 8Privater Verbrauch: Realer Einzelhandelsumsatz erholt sich nur langsam 9Arbeitslosenquote unter 5 Prozent gesunken 9Rosstat-Tabelle: Main Economic and Social Indicators, November 2018 10

Rückblick: Russlands langer Weg aus der RezessionWachstum wurde 2018 zunehmend von den Netto-Exporten getragen 11Tabelle: Konjunkturdaten 2015 bis 2018 11Beim BIP gelang der Aufstieg aus der „Rezessionsgrube“ erst 2018 12Die Industrieproduktion machte die Rezession schon 2016 wett 12Bei den Investitionen hat Russland jedoch noch viel Aufholbedarf 13Die Anlageinvestitionen sind noch rund 4 Prozent niedriger als vor 4 Jahren 14Einkommen und Einzelhandel stecken auch noch tief in der „Rezessionsgrube“ 14

Außenwirtschaftliche Entwicklung RusslandsÖlpreiseinbruch: Urals ist nach steilem Anstieg wieder billiger als Ende 2017 15Rubelkurs löste sich vom Ölpreis; Abwertung verteuerte und dämpfte Importe 15Anstieg der Ölpreise um gut ein Drittel trieb Ausfuhrerlöse nach oben 16Energie-Anteil am Warenexport stieg auf rund 64 Prozent 16Zentralbank: 2018 wachsen die Warenexporte erneut um rund ein Viertel 18Überschüsse in der Handels- und Leistungsbilanz 2018 kräftig gestiegen 19

Russische Finanzpolitik ist sehr auf Stabilität bedachtMehrwertsteuererhöhung soll Investitionen und Reformen finanzierenund gleichzeitig einen Haushaltsüberschuss sichern 19Tabelle: Föderationshaushalt 2018 bis 2021 19Abbildung: Föderationshaushalt 2019-2021; Quelle: OSW, Warschau 20Energieabhängigkeit des Haushalts ist 2018 deutlich gestiegen 21Erfüllen sich die Ölpreis-Annahmen für 2019? 21OSW, Warschau: Anteil der als geheim klassifizierten Ausgaben wächst 21

WachstumsprognosenÜberblick: Bis 2020 wohl nur 1,3 bis 1,8 Prozent 21Tabelle: Wachstumsprognosen 2018 bis 2020 22Konjunkturrelevante Beschlüsse: Mehrwertsteuererhöhung und Rentenreform 22

Regierungsprognose Mehrwertsteuererhöhung drückt Wachstum 2019 auf 1,3 Prozent 23Zunächst Wachstumsknick und schwaches Lohnplus 23Erst 2021“Durchbruch” zu mehr als 3 Prozent Wachstum 23

Zentralbankprognose Höhere Mehrwertsteuer treibt Inflation und schwächt das Wachstum 23

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Regierung könnte ihre Wachstumsziele aber (fast) erreichen 24

Weltbankprognose Wachstum schwächt sich 2019 kaum ab, Inflation zieht an 24Mit umfassenden Reformen kann Russland die Wachstumsrate in 10 Jahrenauf 3 Prozent verdoppeln und das weltweite Wachstum erreichen 25Viele Risikofaktoren – aber gute Vorbereitung auf „externe Schocks“ 26

Meinungen zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik OAOEV-Vorsitzender Büchele Russland könnte schnell Wachstum von vier bis fünf Prozent erreichen 27 Russland fehlt als “Wachstumsgenerator” aber der Mittelstand 27

Ulrich Rathfelder (Helaba) „Solider Datenkranz“ garantiert Stabilität 27 Regierung hat aber zu wenig Mut zu Reformen; Mittelstand ist zu schwach 27

Gunter Deuber, Andreas Schwabe (Raiffeisen Bank International) Zentralbank hat keinen Spielraum für Zinssenkungen 28 Rubel ist (noch) nicht signifikant schwach 28 „Wirtschaftspolitischer Fokus“ Russlands liegt auf

„Planbarkeit und Sicherung der makrofinanziellen Stabilität“ 28 Leicht steigende Staatsschulden für mehr Investitionen 29

Economist Intelligence Unit, EIU Regierung verfolgt stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik,

hat aber wenig Interesse an radikalen Reformen 29 Trotz wirtschaftlicher Stärken und stabilitätsorientierter Politik wird es keinen

Durchbruch zu Wachstum von mehr als 2 Prozent geben 29 Westliche Sanktionen haben die „ökonomische Souveränität“

zu einem zentralen Ziel der russischen Wirtschaftspolitik gemacht 30

Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der AHK Moskau RF hat „Doppelschock“ von Ölpreiseinbruch und Sanktionen gut verkraftet 30 Das Land leidet aber an “postsowjetischen Krankheiten“ 30

Streiflichter der innerrussischen Diskussion:Kudrin beklagt „Stagnation“, Putin preist „Stabilität“ Rechnungshof-Präsident Kudrin:

Russland steckt in einer „Stagnations-Grube“ – und die Politik ist schuld 31 Putin preist hingegen stetiges Wachstum und steigende Investitionen 32 Wie Putin mehr Wachstum erreichen will 32 Konjunktur und Wirtschaftspolitik auf der Jahrespressekonferenz Putins 33

Putin: Russlands Wirtschaftsstruktur muss sich ändern 34Putin: Kudrin ist ein guter Experte, auf den ich meistens höre 34

Quellen und Lesetipps 35Artikel von Klaus Dormann in Ostexperte.de: Prominente Stimmen zur russischen Wirtschaftspolitik; 27.12.2018 Russische Zentralbank erhöht Leitzins „vorsorglich“ auf 7,75 Prozent; 17.12.2018 Neue Prognosen und Kommentare von Weltbank, Helaba, EIU und AHK; 17.12.2018 Wirtschaftsforen: Kudrin beklagt „Stagnation“, Putin preist „Stabilität“; 13.12.2018 Analysten-Umfrage: Russlands Wachstum stagniert 6 Jahre bei 1,6 Prozent; 28.11.2018 Ölpreiseinbruch: Urals ist nicht mehr teurer als Ende 2017; 21.11.2018 Russland: Kontroverse Stimmen zur Wirtschafts- und Finanzpolitik; 24.10.2018Moderates Wachstum nach Ölpreiseinbruch und Rezession

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Im Frühjahr 2018 trat Präsident Putin seine neue 6-jährige Amtszeit an. Zu den ersten wichtigen wirtschaftspolitischen Entscheidungen seiner Regierung gehört die für Anfang 2019 beschlossene Erhöhung der Mehrwertsteuer. Die Regierung erwartet, dass die Steuererhöhung um zwei Prozentpunkte auf 20 Prozent nicht nur den Preisanstieg beschleunigt. Sie rechnet auch mit einer deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Die Prognosen des Wirtschaftsministeriums, die der Haushaltsplanung zugrunde gelegt wurden, machen dies deutlich. Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts soll sich 2019 um einen halben Prozentpunkt von 1,8 Prozent auf 1,3 Prozent abschwächen.

Dieser Sicht haben sich im Verlauf des Sommers immer mehr Analysten angeschlossen. Bei einer im Oktober durchgeführten Umfrage des Konjunkturforschungszentrums der Moskauer Higher School of Economics (HSE) bei 25 russischen und ausländischen Experten wurde im Durchschnitt damit gerechnet, dass sich der gesamtwirtschaftliche Produktionsanstieg von 1,7 Prozent im Jahr 2018 auf 1,4 Prozent im nächsten Jahr abschwächt.

Prognosen für Wachstum und Ölpreis bis 2021

2018 2019 2020 2021

Wirtschaftswachstum,Prozent ggü. VorjahrHSE-Umfrage 1,7 1,4 1,7 1,8HSE-Prognose 1,8 1,3 1,6 1,9Wirtschaftsministerium 1,8 1,3 2,0 3,1

Urals-Ölpreis, Dollar/BarrelHSE-Umfrage 71,6 67,2 67,3 65,7HSE-Prognose 71,2 68,0 64,6 62,6Wirtschaftsministerium 69,6 63,4 59,7 57,9

Quellen: Sergey Smirnov (HSE, Development Center): Consensus-Forecast: Survey of professional forecasters: GDP growth is approximately at 1.5% per year in the perspective of another six years; 22.11.2018; Nikolai Kondrashov (HSE, Development Center): Medium-term forecast of the development of the Russian economy for 2019–2021; 22.11.2018

Weiter Weg zur Erholung von der Rezession 2015Von Mitte 2014 bis Anfang 2016 brachen die Ölpreise ein. Der Rubelkurs verfiel, die Inflation beschleunigte sich stark, Verbrauch und Investitionen sanken. 2015 ging das Bruttoinlandsprodukt um 2,5 Prozent zurück. 2016 stagnierte es annähernd auf dem gedrückten Niveau. Nach Ende 2018 revidierten Rosstat-Daten wuchs das BIP 2016 um 0,3 Prozent (bisher: - 0,2 Prozent). Chart: World Bank: Russia Economic Report; 04.12.2018

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2017 begünstigte der Anstieg des Urals-Ölpreises auf 53 Dollar/Barrel eine Erholung der gesamtwirtschaftlichen Produktion. Sie wurde bisher vom russischen Statistikamt mit 1,5 Prozent angegeben. Ende 2018 revidierte Rosstat die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate 2017 etwas nach oben auf 1,6 Prozent. Zentralbank und Wirtschaftsministerium hatten mit einer Revision auf 1,8 Prozent gerechnet.

Aktuelle Konjunkturlage 2018: Wachstumsentwicklung Jan. bis Nov. 2018;Regierung schätzt Wachstum in den ersten 11 Monaten auf 1,8 Prozent

Das russische Wirtschaftsministerium legte in seinem am 19. Dezember veröffentlichten monatlichen Bericht „Bild der Produktion“ bereits eine erste Schätzung für den realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im November vor (+ 1,8 Prozent gegenüber November 2017). Den Anstieg in den ersten 11 Monaten im Vergleich zum Vorjahr schätzte das Ministerium auch auf 1,8 Prozent. In der nebenstehenden Abbildung stellte das Ministerium seine Schätzungen der monatlichen Wachstumsraten dar (hellblaue Linie). Quelle: Russisches Wirtschaftsministerium: Bild der Produktion; 19.12.2018

Außerdem zeigt die Abbildung, wie stark das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben von Rosstat im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen ist (dunkle Punkte). Im dritten Quartal fiel das Wachstum laut Rosstat-Schätzung auf 1,5 Prozent zurück.

Die Raiffeisenbank erstellte dazu die folgende Abbildung („Agrarsektor verdarb das Bild im 3. Quartal 2018“). Sie zeigt die in den ersten drei Quartalen erzielten Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (schwarze Linie) und Schätzungen der Wachstumsbeiträge folgender Wirtschaftsbereiche:

Wachstumsbeiträge der Sektoren in Prozentpunkten:Handel BauwirtschaftDienstleistungen StaatssektorIndustrie Landwirtschaft

Quellen: Rosstat: On the production of gross domestic product (GDP) in the third quarter of 2018; 12.12.2018; Chart: Stanislav Murashov, Raiffeisenbank: RAIF Daily Focus; 13.12.2018

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Die Raiffeisenbank schätzt, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im 3. Quartal um 0,3 Prozentpunkte verringert wurde, weil die Produktion der Landwirtschaft um rund 6 Prozent niedriger war als im Vorjahr.

Erwartungen von Zentralbank und Regierung für das Wachstum 2018 Die Zentralbank veranschlagt in ihrem Mitte Dezember veröffentlichten „Monetary Policy Report“ das Wachstum im Jahr 2018 weiterhin auf 1,5 bis 2,0 Prozent. Das Wachstum des privaten Verbrauchs soll sich dabei von 3,3 Prozent auf 2,5 bis 3 Prozent verringern, das Wachstum der Anlageinvestitionen sogar von 4,0 Prozent auf 1,5 bis 2 Prozent sinken. Die Forschungsabteilung der Zentralbank engte die prognostizierte Wachstumsspanne Anfang Dezember ein: 2018 werde das Wirtschafts-wachstum bei 1,6 bis 1,7 Prozent liegen. Die russische Regierung erwartet laut Prognosen des Wirtschaftsministeriums 2018 ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent.

Chart: Russische Zentralbank: Russian Financial Sector; Investor Presentation; November 2018

Der Verbraucherpreisanstieg beschleunigte sich Ende 2018 auf 4,2 ProzentDer Anstieg der Verbraucherpreise zog im Dezember gegenüber dem Vorjahresmonat nach ersten Schätzungen auf 4,2 Prozent an. Im November (Chart)

hatte er 3,8 Prozent erreicht. Ursache für die höhere Inflations-rate im November war nach Einschätzung der Zentralbank vor allem der raschere Anstieg der Lebensmittelpreise, der sich von 2,7 auf 3,5 Prozent beschleunigte. Chart: Likka Korhonen (Bank of Finland, BOFIT): Russia November inflation 3.8 %; Twitter, 07.12.2018; Rosstat: Verbraucherpreise November 2018; 06.12.2018

In den ersten elf Monaten 2018 waren die Verbraucherpreise 2,7 Prozent höher als im Zeitraum Januar bis November 2017. Die Zentralbank erwartet, dass der Preisanstieg im Jahresdurchschnitt 2018 voraussichtlich 2,9 bis 3,1 Prozent beträgt.

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Zentralbank erhöhte Leitzins auf 7,75 Prozent

Am 14. Dezember hob die Zentralbank den Leitzins für viele Beobachter überraschend weiter auf 7,75 Prozent an. Im September hatte sie ihn bereits auf 7,5

Prozent erhöht.

Die Zentralbank erklärte dazu: Die Entscheidung zielt auf eine vorsorgliche Eingrenzung der Inflationsrisiken. Es besteht weiterhin Unsicherheit, wie sich die außenwirtschaftlichen Bedingungen entwickeln werden. Unsicher ist auch wie Preise und Inflationserwartungen auf die bevorstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer reagieren werden.

Bis zum 10.12. stieg die jährliche Teuerungsrate der Verbraucherpreise (violette Linie) mit 3,9 Prozent fast auf das Inflationsziel der Zentralbank.Chart: Pavel Kazarnovsky, Ekaterina Litova: A game of anticipation: why did the Central Bank raise the key rate for the second time in a year? rbc.ru, 14.12.2018

Viele Beobachter meinen, dass die Zentralbank den Leitzins auch im Hinblick auf die Zinspolitik in den USA anhob. Dort wurde der Leitzins wenige Tage später erhöht. Steigende US-Zinsen hatten schon zuvor Kapital in die USA abfließen lassen.

Die Notenbank will zudem ab dem 15. Januar im Auftrag des Finanzministeriums entsprechend der „Budget-Regel“ wieder regelmäßig Fremdwährungen kaufen und den Währungsreserven zuführen. Deviseneinnahmen, die sich daraus ergeben, dass die Ölpreise höher als 40 Dollar/Barrel (in Preisen von 2017) sind, sollen so nicht nachfragewirksam werden und nicht die Preise treiben.

Allerdings ergibt sich aus den Devisenkäufen ein Abwertungsdruck auf den Rubel. Sie waren seit August vorübergehend eingestellt worden, um den Rubel, der ohnehin insbesondere unter dem Einfluss der Sanktionen abwertete, zu stabilisieren.

Die Zinserhöhung Mitte September war die erste seit Ende 2014. Damals hatte die Zentralbank Interventionen am Devisenmarkt zur Stützung des Rubelkurses

aufgegeben. Die drastische Abwertung des Rubels ließ die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 2015 auf 15,5 Prozent steigen. Ende 2015 waren die Preise noch 12,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Chart: Komsomolskaya Pravda; Interview mit Zentralbankpräsidentin Elvira Nabiullina: „Our task is to make it profitable for people to keep money in rubles”; 25.12.2018

Innerhalb von zwei Jahren gelang es der Zentralbank, die Inflationsrate unter ihr Inflationsziel von 4 Prozent zu drücken. Im Dezember 2017 waren die Preise lediglich 2,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im Jahresdurchschnitt 2017 stiegen sie nur noch um 3,7 Prozent.

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Am Jahresende 2018 hat der Preisanstieg im Vorjahresvergleich nach ersten Schätzungen 4,2 Prozent erreicht. Präsidentin Nabiullina sagte in der Pressekonferenz nach der Leitzinserhöhung, er könnte nach der Mehrwertsteuererhöhung bis auf 6 Prozent im März/April 2019 steigen.

Die Geldpolitik der Zentralbankpräsidentin, die von britischen Wirtschaftsmagazinen mehrfach ausgezeichnet wurde, trifft in Russland nicht auf ungeteilte Zustimmung. Kritiker werfen ihr eine „exzessiv konservative“ Geldpolitik vor. Sie habe die hohen Kreditzinsen zu verantworten, die Investitionen und ein stärkeres Wachstum der Wirtschaft verhinderten.

Präsidentin Nabiullina zur Kritik an „konservativer“ Geld- und FinanzpolitikAm 25.12. gab die Präsidentin der „Komsomolskaya Pravda“ ein ausführliches Interview zu ihrer Zinspolitik. Sie äußerte sich auch zur Höhe der russischen Währungsreserven und zur Anwendung der Budget-Regel“ in der Haushaltspolitik.

Nabiullina stellte heraus, die Währungsreserven Russlands hätten ein zufrieden stellendes Niveau erreicht, die Politik des flexiblen Wechselkurses und die „Budget-Regel“ funktionierten. Die Auslandsverschuldung von Staat und Unternehmen sei niedrig. Seit 2014 sei sie um rund ein Drittel verringert worden. Die Abhängigkeit vom Ausland sei so gesunken.

Die Höhe der erforderlichen Währungsreserven kalkuliere die Zentralbank trotzdem vorsichtig. Die außenwirtschaftliche Lage Russlands sei nicht sehr einfach, Kapitalabflüsse seien möglich. Um ein „sehr komfortables“ Niveau der Reserven zu erreichen, strebe die Zentralbank rund 500 Milliarden Dollar an. Der erreichte Stand (07.12.: 464 Milliarden) reiche aber weitgehend aus.

Chart: Komsomolskaya Pravda; Interview mit Zentralbankpräsidentin Elvira Nabiullina: „Our task is to make it profitable for people to keep money in rubles”; 25.12.2018

Zur Zinspolitik meinte Nabiullina, es sei ein „großer Fehler“, wenn ihre Kritiker annähmen, die Kreditzinsen für Investoren würden automatisch sinken, wenn der Leitzins herabgesetzt würde. Für die Höhe der Kreditzinsen sei vor allem die Höhe der Inflation entscheidend. Erstes Ziel der Zinspolitik der Zentralbank sei deswegen die Inflation zu senken, dann würden auch die Kreditzinsen zurückgehen. „Billiges Geld“ in die Wirtschaft zu pumpen, könne nur sehr kurzfristig wirken. Als abschreckende Beispiele nannte Nabiullina die Türkei und Argentinien.

Auch in der Haushaltspolitik plädierte die Präsidentin für ein vorsichtiges Vorgehen, Es sei richtig, die öffentlichen Ausgaben mit der Anwendung der „Budget-Regel“ auf der Basis von einem Ölpreis von nur 40 Dollar/Barrel zu planen, zumal die Entwicklung auf dem Ölmarkt angesichts der steigenden Produktion von Schieferöl und bei dem nachlassenden Wirtschaftswachstum in China unsicher sei. Anfang 2016 sei der Ölpreis schon einmal auf rund 30 Dollar gesunken.

Grundsätzlich stellte sie fest, dass das Wirtschaftswachstum zwar auch von der Höhe der Zinsen abhängt. Wichtiger sei aber, für ein gutes „Investitions-Klima“ zu sorgen, so dass die Unternehmen Vertrauen in die Zukunft hätten. Als „einfaches Beispiel“ verwies sie auf die Zunahme der Bankeinlagen der russischen Unternehmen. Sie spräche dafür, dass die Unternehmen Gründe hätten, ihre Gewinne nicht zu investieren.

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Industrieproduktion: Stetiges Wachstum seit 2016Im November 2018 war die Industrieproduktion insgesamt (schwarze Linie) 2,4 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Wichtigster Wachstumsträger war mit einem Produktions-anstieg von 7,8 Prozent der Bergbau (mit der Förderung von Öl und Gas; seinen Wachstumsbeitrag zeigt die graue Säule).Die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes erreichte hingegen lediglich den Vorjahresstand. Das Verarbeitende Gewerbe („Manufacturing“) hatte bis zum Juli das Wachstum überwiegend getragen (blaue Säule im Chart aus dem

Zentralbank-Bericht „Russia‘s Economic Outlook and Monetary Policy“, Dez. 2018).

In den ersten elf Monaten 2018 war die Industrieproduktion insgesamt (wie auch die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes) 2,9 Prozent höher als vor einem Jahr. Wachstumstreiber war mit einem Produktionsplus von 3,8 Prozent der Bergbau (einschl. Öl- und Gasförderung). 2017 war die Industrie insgesamt um 2,1 Prozent gewachsen, 2016 um 2,2 Prozent. Nur 2015, als das Bruttoinlandsprodukt um 2,5 Prozent sank, ging auch die Industrieproduktion leicht zurück (- 0,8 Prozent).

Bauproduktion immer noch fast ein Zehntel niedriger als 2014

Die Bauproduktion (violette Linie) verzeichnete in der Rezession einen tiefen Einbruch. Ihre Erholung beginnt gerade erst (das ING-Chart reicht bis Oktober).

Im Oktober war sie 2,9 Prozent höher als vor einem Jahr, im November 4,3 Prozent. In den ersten 11 Monaten übertraf die Bauproduktion das Vorjahresergebnis jedoch nur um 0,5 Prozent.

Von 2014 bis 2017 war sie um knapp 10 Prozent gesunken. Demgegenüber ging die Industrieproduktion (blaue Linie) nur im Jahr 2015 leicht zurück.

Die Erholung der Wirtschaft zeichnet sich auch am wachsenden Volumen der Unternehmenskredite ab.Chart: Dmitry Dolgin (ING): Russia 2019: Risk-averse mode; 03.12.2018

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Privater Verbrauch: Realer Einzelhandelsumsatz erholt sich nur langsamIn den Jahren 2015 und 2016 ist der Umsatz des Einzelhandels tief eingebrochen und real um insgesamt rund 14 Prozent gesunken.

Erholungsimpulse erhielt der Einzelhandel von den seit Mitte 2016 steigenden Reallöhnen und kräftig wachsenden Konsumentenkrediten (rote Fläche, rechte Skala).

Im November 2018 verlangsamte sich der Anstieg der Reallöhne (graue Linie, linke Skala) auf 4,6 Prozent. Das Wachstum des gesamten Einzelhandels (blaue Linie) zog auf 3,0 Prozent an. Die Beschleunigung des Wachstums im „Non-Food-Bereich“ dauerhafter Konsumgüter auf 4,3 Prozent signalisiert, dass im Hinblick auf die Mehrwertsteuererhöhung Käufe ins Jahr 2018 vorgezogen werden.Chart: Dmitry Dolgin (ING): Russians stock up ahead of VAT hike; 20.12.2018

In den ersten elf Monaten 2018 war der Einzelhandelsumsatz 2,6 Prozent höher als im Vorjahr. Die Reallöhne stiegen gleichzeitig um 7,4 Prozent. Die frei verfügbaren Realeinkommen der privaten Haushalte nahmen in den ersten elf Monaten aber nur um 0,4 Prozent zu (siehe die monatlich auch in englischer Übersetzung erscheinende Rosstat-Tabelle „Main Economic and Social Indicators“auf der nächsten Seite).

Arbeitslosenquote unter 5 Prozent gesunkenDie Arbeitslosenquote unterschritt bereits im Sommerhalbjahr 2017 die 5-Prozent-Marke. Im bisherigen Verlauf des Jahres 2018 war sie meist 0,4 Prozentpunkte niedriger als 2017. Im September 2018 sank sie auf nur noch 4,5 Prozent. Bis November stieg sie auf 4,8 Prozent (November 2017: 5,1 Prozent).

Russische Zentralbank: Macro-Bulletin; 06.12.2018; 3 Wochen später auch in Englisch verfügbar

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Rosstat: Main Economic and Social Indicators, November 2018Rosstat-Bericht vom 19.12.2018: Konjunkturindikatoren November 2018:„Main Economic and Social Indicators“; monatliche Tabelle in Englisch; Veröffentlichungstermine

  November2018

As % of January-November

2018as % of

January- November

2017

ReferenceNovember

2017October 

2018November 2017 as % of January-

November2017

as % of January- November

2016

November2016

October2017

Gross Domestic Product, bln.  rubles74093,31) 101,62)

   101,83)

   

Industrial Production Index 4)

  102,4 99,8 102,9 98,5 101,1 102,5

Agricultural production, bln. Rubles 5)

481,1 96,1 59,1 99,2 102,1 68,8 103,1

Freight turnover, bln. ton-kilometers 474,8 102,4 97,2 102,7 101,3 96,4 106,0

   of which railway 220,2 104,3 98,9 104,3 105,8 98,0 106,5

Retail trade turnover, bln. rubles 2763,1 103,0 99,8 102,6 103,1 98,8 101,1Market services rendered to population,

bln. rubles 807,5 102,1 101,5 102,6 99,6 100,8 100,2

Foreign trade turnover, bln. USD62,96) 118,67) 107,88) 119,59) 123,67) 103,48) 125,59)

   of which:   export of goods 41,3 130,8 107,5 128,1 127,6 102,5 126,2

   import of goods 21,6 100,5 108,3 106,7 118,3 104,6 124,5

Fixed capital investments,  bln. rubles

10222,610) 104,12)

   103,03)

   

Consumer Price Index   103,8 100,5 102,7 102,5 100,2 103,8

Producer Price Index 4)

  116,8 100,7 111,9 108,0 100,9 107,6

Real disposable money incomes 11,12)

  97,1 97,1100,413)

100,4 100,398,513)

Average monthly accrued wage              

   nominal, rubles 11)

42750 108,6 101,0 110,3 108,4 101,3 107,2

   real   104,6 100,5 107,4 105,8 101,1 103,3Total number of unemployed (aged 15 and over), mln. persons

3,714)

94,0 101,2 91,994,515)

100,793,415)

Number of officially registered           unemployed (according to the Federal Service for Labor and Employment), mln. persons 0,7 90,3 104,7 87,3 86,3 103,5 85,2  1) Data for January- September 2018 (first estimation).  2) Data for January- September 2018 as % of January- September 2017.  3) Data for January- September 2017 as % of January- September 2016.  4) By activities "Mining and quarrying", "Manufacturing", " Electricity, gas, steam and air conditioning supply" "Water supply;

sewerage, waste management and remediation activities."  5) The indices are calculated taking into account the final results of agricultural production for 2017, recalculated according to the

results of the All-Russian Agricultural Census of 2016.  6) Data for October 2018  7) October 2018 and October 2017 as % of corresponding period of previous year, in actual prices.  7) October 2018 and October 2017 as % of previous month, in actual prices.  9) January- October 2018 and January- October 2017 as % of corresponding period of previous year, in actual prices.10) Data for January-September of 2018.11) Data for the periods of 2018 - estimation.12) Data for the periods of 2017 were updated on the basis of annual calculations of income and expenditure indicators of the

population.13) For the purposes of data comparability the indicator is given without taking into account a one-time cash payment in the amount of

5 thousand rubles to pensioners in January 2017, appointed in accordance with the Federal Law of November 22, 2016 (No. 385-FZ). Taking into account this payment, real disposable money income in January- November 2018 as % of January- November 2017 amounted to 99,9%, in January- November 2017 as % of January- November 2016 - 99,0%.

14) Preliminary data.15) The indicator is calculated by the number of unemployed at the age of 15-72 years.

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Rückblick: Russlands langer Weg aus der Rezession Wachstum wurde 2018 zunehmend von den Netto-Exporten getragen

Die Abildung der ING Bank zeigt, dass die Wachstumsbeiträge des Verbrauchs (graue Säulen) und der Investitionen (grüne Säulen) in den beiden ersten Quartalen des Jahres 2018 abnahmen. Das Wachstum wurde zunehmend von den Netto-Exporten getragen. Im dritten Quartal wuchs die Gesamtwirtschaft nach revidierten Rosstat-Berechnungen um 1,5 Prozent. Erste Schätzungen für das Wachstum nach Verwendungs-bereichen im dritten Quartal veröffentlichte Rosstat am 29.12.2018.

Chart: Dmitry Dolgin (ING): Russia 2019: Risk-averse mode; 03.12.2018

Konjunkturdaten 2015 bis 2018

2015 2016 20171-11 18/1-11 17

Wachstum und Investitionen, real

Bruttoinlandsprodukt % ggü. Vj. -2,5 +0,3 +1,6 + 1,8*

Industrieproduktion % ggü. Vj. -0,8 +2,2 +2,1 +2,9

Bauproduktion % ggü. Vj. -3,9 -2,2 -1,4 +0,5

Anlageinvestitionen % ggü. Vj. -10,1 -0,2 +4,4 + 4,1**

Einkommen und Einzelhandel, real

Verfügb. Einkommen, real % ggü. Vj. -3,2 -5,8 -1,2 +0,4

Löhne, real % ggü. Vj. -9,0 +0,8 +2,9 +7,4

Einzelhandelsumsatz, real % ggü. Vj. -10,0 -4,6 +1,3 +2,6

Arbeitsmarkt

Arbeitslosenquote % 5,6 5,5 5,2 4,8***

Inflation

Verbraucherpreise % Dez./Dez. +12,9 +5,4 +2,5 +4,2****

Verbraucherpreise % Jahr +15,5 +7,1 +3,7 +2,7

2015 2016 2017 1-11 18

Föderaler Haushaltssaldo % des BIP -2,3 -3,4 -1,4 +3,7*****

Ölpreis Urals $/Barrel 51,2 41,9 53,0 70,9*Schätzung Wirtschaftsministerium; ** Schätzung Rosstat, Jan.-Sep. 2018; *** im Monat November 2018;**** Schätzung für Dez. 2018/Dez 2017; ***** Economic Expert Group

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Beim BIP gelang der Aufstieg aus der „Rezessionsgrube“ erst 2018

Die folgende Abbildung aus dem monatlichen Konjunkturbericht des Moskauer „Center for Macroeconomic Analysis and Short-Term Forecasting“ (CMASF) zeigt den Aufstieg des Bruttoinlandsprodukts aus der „Rezessionsgrube“ im Jahr 2018.

Das Zentrum berechnet Indexwerte der saisonbereinigten Quartalswerte des realen Bruttoinlandsprodukts (Basisjahr 2012=100). Vor der Rezession hatte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2014 einen Indexwert von 103,1 erreicht. Erst im zweiten Quartal 2018 konnte dieser Wert wieder etwas übertroffen werden.

Reales Bruttoinlandprodukt (2012 = 100)

Quelle: CMASF, 24.12.2018; hellblaue Linie: tatsächliche Quartalswerte; dunkle Linie: saisonbereinigte Quartalswerte; http://www.forecast.ru/_ARCHIVE/SocMon/2018/Mon112018.pdf

Die Industrieproduktion machte die Rezession schon 2016 wettDie Industrieproduktion war nur 2015, als die gesamtwirtschaftliche Produktion um 2,5 Prozent sank, leicht zurückgegangen (- 0,8 Prozent). Bereits 2016 stieg sie um 2,2 Prozent, 2017 um 2,1 Prozent. In den ersten elf Monaten 2018 setzte sie ihren Anstieg etwas beschleunigt fort (+ 2,9 Prozent).

Chart (bis Oktober 2018):

Industrieproduktion 2014 = 100

- SA=saisonbereinigt;

- - - Trend

Quelle: Zentralbank: Macro-Bulletin, 06.12.2018; rund 3 Wochen später auch in Englisch

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Bei den Investitionen hat Russland jedoch noch viel Aufholbedarf

Der tiefe Einbruch der Investitionskonjunktur ist noch längst nicht ausgeglichen. Die Zentralbank machte dies Anfang Dezember in ihrem Bericht „Wirtschaft: Fakten, Schätzungen, Kommentare“ mit folgender Abbildung von Indikatoren für die Investitionsentwicklung deutlich. Sie zeigt für die Anlageinvestitionen, die Bauproduktion, die Produktion von Investitionsgütern und den Import von Maschinen und Ausrüstungen aus Nicht-CIS-Ländern die Veränderungen ihrer saisonbereinigten Werte gegenüber Januar 2014.

Quelle: Russische Zentralbank: Monatsbericht Wirtschaft: Fakten, Schätzungen, Kommentare; russisch; +englisch, 06.12.2018; Monetary Policy Report, 14.12.2018

Erkennbar sind folgende Trends: Die Produktion von Investitionsgütern (gelbe Linie) ist zwar seit Januar 2014 um

rund 15 Prozent gestiegen. Die Anlageinvestitionen in Russland (rote Linie) nehmen nach einem tiefen

Einbruch um gut ein Zehntel aber erst seit 2017 wieder zu. Sie haben den Stand vom Januar 2014 noch nicht wieder erreicht.

Die Bauproduktion (blaue Linie) stagniert seit rund zwei Jahren annähernd auf einem um knapp ein Zehntel gedrückten Niveau.

Die Importe von Maschinen und Ausrüstungen aus Nicht-CIS-Staaten, die sich 2015 etwa halbiert hatten, sind noch knapp 30 Prozent niedriger als im Januar 2014. Im Verlauf des Jahres 2018 gingen sie erneut zurück.

Der Konjunkturbericht des „Center for Macroeconomic Analysis and Short-Term Forecasting“ (CMASF) bietet eine eigene Abbildung zur Entwicklung der Anlageinvestitionen (wie auch zur Bauproduktion und zum Einzelhandelsumsatz).

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Die Anlageinvestitionen sind noch rund 4 Prozent niedriger als vor 4 JahrenDer Indexwert der saisonbereinigten Anlageinvestitionen im 3. Quartal 2018 war laut CMASF noch 4,4 Prozent niedriger als im 3. Quartal 2014 wie folgende Abbildung zeigt.

Anlageinvestitionen (2012 = 100)

Quelle: CMASF, 24.12.2018; hellblaue Linie: unbereinigte Quartalswerte; dunkle Linie: saisonbereinigte Quartalswerte; http://www.forecast.ru/_ARCHIVE/SocMon/2018/Mon112018.pdf

Einkommen und Einzelhandel stecken auch noch tief in der Rezessionsgrube

Nicht nur bei den Investitionen wird das vor der Rezession erreichte Niveau auch nach vier Jahren noch deutlich unterschritten. Auch der reale Einzelhandelsumsatz,

ein Indikator für die Entwicklung des privaten Verbrauchs, ist noch rund ein Zehntel niedriger als vor der Rezession im Jahr 2014 (siehe rote Linie: Retail trade turnover).

Der Umsatz des Einzelhandels sank in den Jahren 2015 und 2016 nach Angaben von Rosstat real um insgesamt rund 14 Prozent. 2017 begann seine Erholung nur langsam (+ 1,3 Prozent).

In den ersten elf Monaten 2018 wuchs er um 2,6 Prozent (bei einem Anstieg der frei verfügbaren Realeinkommen um 0,4 Prozent). Damit ist erst rund ein Drittel des Umsatzrückgangs in den Jahren 2015 und 2016 ausgeglichen.

Quelle: Russische Zentralbank: Monetary Policy Report, 14.12.2018

Die real verfügbaren Einkommen (grüne Linie) stagnierten 2018 fast auf dem gedrückten Niveau des Jahres 2917. Die Reallöhne (blaue Linie) haben den Rückgang um rund ein Zehntel in der Rezession 2015 hingegen 2018 aufgeholt.

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Außenwirtschaftliche Entwicklung RusslandsÖlpreiseinbruch: Urals ist nach steilem Anstieg wieder billiger als Ende 2017Nach seinem tiefen Einbruch in den Jahren 2014 bis 2016 erholte sich der Preis für russisches Urals-Öl bis Ende 2017 auf rund 64 Dollar/Barrel. Bis Anfang Oktober 2018 stieg er weiter auf rund 82 Dollar/Barrel. Dann fiel er in knapp drei Monaten bis zum 28.12. um rund 40 Prozent auf rund 50 Dollar/Barrel zurück (Urals-Preis-Chart von Oilprice.com).

Likka Korhonen (BOFIT, Bank of Finland): Twitter-Meldung, Twitter-Chart, 28.12.2018; siehe auch BOFIT Weekly: Ruble rate holds steady despite falling oil prices and Kerch Strait skirmish; 07.12.2018

Rubelkurs löste sich vom Ölpreis – Abwertung verteuerte und dämpfte ImporteDie Ölpreiserholung von Anfang 2016 bis Oktober 2018 war zunächst von einer Erholung des Rubel-Kurses begleitet. Seit dem Frühjahr 2018 wertete der Rubel jedoch ab, obwohl der Urals-Preis bis Anfang Oktober weiter stieg. Nach der Verhängung oder Androhung weiterer westlicher Sanktionen verlor der Rubel regelmäßig an Wert. Die Abwertung des Rubels verteuerte die Importe. Das dämpfte die Nachfrage nach Einfuhren.

Zur weiteren Erklärung der Lockerung des Verbundes der Entwicklung von Ölpreis und Wechselkurs verweist das Forschungsinstitut BOFIT der finnischen Zentralbank darauf, dass die Zentralbank seit Anfang 2017 im Auftrag des Finanzministeriums zur Erfüllung der sogenannten „Fiskal-Regel“ oder „Budget-Regel“ Fremdwährungen aufkauft und mit ihnen die Währungsreserven aufstockt. Deviseneinnahmen, die sich daraus ergeben, dass die Ölpreise höher als 40 Dollar/Barrel (in Preisen von 2017) sind, sollen so nicht nachfragewirksam werden und nicht die Preise treiben. Allerdings ergibt sich aus den Devisenkäufen ein Abwertungsdruck auf den Rubel.

Die Wechselkursstatistik der Zentralbank zeigt: Im Jahresvergleich 2017 gegenüber 2016 führten die steigenden Ölpreise noch zu einer nominalen Aufwertung des Rubels gegenüber einem Korb von Währungen um 15,5 Prozent. Das verbilligte die Einfuhr von Waren aus dem Ausland und ließ sie wachsen. Im Vergleich November 2018 gegenüber Dezember 2017 hat der Rubel gegenüber einem Korb von Währungen jedoch um rund 6,5 Prozent abgewertet.

Für eine Lockerung der Verbindung von Ölpreis und Rubel-Kurs spricht auch, dass der Wechselkurs beim Einbruch des Ölpreises um rund 40 Prozent im letzten Quartal 2018 nur wenig reagierte.

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Anstieg der Ölpreise um gut ein Drittel trieb Ausfuhrerlöse nach obenDer Urals-Ölpreis war im November 2018 mit 64,80 Dollar/Barrel nur noch rund 5 Prozent höher als vor einem Jahr. Trotz seines Einbruchs seit Anfang Oktober war er aber im Durchschnitt der ersten elf Monate nach Mitteilung des russischen Finanzministeriums vom 03. Dezember mit 70,92 Dollar/Barrel rund 36 Prozent höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum (52,17 Dollar/Barrel).

Die kräftige Erholung der Ölpreise schlägt sich im Anstieg des Wertes der gesamten Warenexporte nieder. Demgegenüber schwächte sich das Wachstum der Importe im Jahresverlauf rasch ab. Im dritten Quartal waren die Importe sogar etwas niedriger als im Vorjahr.

Wie unterschiedlich sich die Ausfuhren und Einfuhren seit dem Frühjahr 2018 entwickelten, macht die folgende Abbildung des Analyse-Zentrums der russischen Regierung deutlich. Sie zeigt die vierteljährliche Entwicklung von Warenexporten (dunkle Linie), Warenimporten (hellblaue Linie) und Bruttoinlandsprodukt (braune Säulen):

Quelle: Analytical Center of the Russian Government: Current trends in the Russian Economy –November 2018; Charts am Schluss des Monatsberichts, erschienen Anfang Dezember 2018

Für das dritte Quartal ergaben sich folgende Veränderungsraten: Die russischen Warenexporte waren 30,4 Prozent höher als im dritten Quartal 2017. Der Wert der Importe unterschritt hingegen das Vorjahresniveau um 1,9 Prozent.

Energie-Anteil am Warenexport stieg auf rund 64 ProzentZur Entwicklung der gesamten Warenexporte sowie der Exporte von Erdöl, Mineralölprodukten und Erdgas in den ersten drei Quartalen hat die russische Zentralbank Ende Dezember erste Daten veröffentlicht (siehe Tabelle nächste Seite).

Der Wert der Exporte von Erdöl, Mineralölprodukten und Erdgas war in den ersten neun Monaten um rund 36Prozent höher als vor einem Jahr. Der Wert der sonstigen Exporte wuchs nur etwa halb so stark.

Der Anteil von Erdöl, Mineralölprodukten und Erdgas an den gesamten Exporten erhöhte sich auf 60,0 Prozent (1. bis 3. Quartal 2017: 56,5 Prozent).

Russlands Warenexport: Energieanteil steigt wieder

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1.-3. Quartal 2017

1.-3. Quartal 2018

Mrd. $ Mrd. $ % ggü. 1.-3. Quartal 2017

Erdöl 68,3 94,2 +38,0Mineralölprodukte 44,2 58,8 +33,0Erdgas insgesamt 29,2 39,5 +35,2- Pipeline-Exporte 26,9 35,4 +31,3- LNG-Exporte 2,3 4,2 +80,8Erdöl, Produkte, Erdgas insgesamt 141,7 192,5 +35,9Sonstige Exporte 109,3 127,6 +16,7Export insgesamt 251,0 320,9 +27,8Anteil von Öl und Gas am Export in % 56,5 60,0

Quelle: Russische Zentralbank: External Sector Statistics; Balance of Payments of the Russian Federation for January-September of 2018, Schätzung Export insgesamt vom 29.12.2018; Schätzung

Energieexporte vom 25.12.2018

Laut der Express-Information der russischen Zollstatistik vom 07. Dezember, die auch weitere Energieexporte umfasst (zum Beispiel Kohle), ist der Anteil der Exporte von Brennstoffen und Energie an den gesamten Warenexporten in den ersten 10 Monaten auf 64,4 Prozent gestiegen (Jan.-Okt. 2017: 60,7 Prozent). Der Wert der Brennstoff- und Energieexporte wuchs weitgehend preisbedingt um 36,3 Prozent. Mengenmäßig stiegen sie um 5,2 Prozent.

Das russische Wirtschaftsministerium stellte die quartalsweise Entwicklung des Urals-Ölpreises und der Exporte von Erdöl, Mineralölprodukten und Erdgas seit 2015 in seinem Oktober-Monatsbericht „Bild der Wirtschaft“ in folgender Abbildung dar:

Quelle: Wirtschaftsministerium: Bild der Wirtschaft – Oktober 2018; S. 13; 09.11.2018

Die jährliche Entwicklung der Energieausfuhren und der gesamten Warenexporte von 2011 bis 2017 zeigt die folgende Abbildung aus dem Jahrbuch 2017 der

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russischen Zentralbank zur Entwicklung der russischen Leistungsbilanz. 2017 begann die Erholung des Wertes der gesamten Warenexporte. Mit dem Ölpreiseinbruch von 2014 bis 2016 hatten sie sich fast halbiert.

Energieexporte und gesamte Warenexporte 2011 bis 2017

Quelle: Russische Zentralbank: 2017 Balance of Payments, International Investment Position and External Debt of the Russian Federation; Seite 7; 2018

Zentralbank: 2018 steigen die Warenexporte erneut um rund ein ViertelAm 14. Dezember veröffentlichte die russische Zentralbank im „Monetary Policy Report“ aktualisierte Tabellen ihrer Szenarien für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die Entwicklung der Handels- und Leistungsbilanz.

Die Zentralbank geht in ihrem Basisszenario jetzt davon aus, dass der Urals-Ölpreis 2018 um rund 32 Prozent höher ist als im Vorjahr und auf 70 Dollar/Barrel steigt (2017: 53 Dollar/Barrel).

Die russische Warenausfuhr dürfte nach den Erwartungen der Zentralbank bei diesem Ölpreis 2018 um rund 25 Prozent auf 441 Milliarden Dollar zunehmen. Die Wareneinfuhr wird voraussichtlich hingegen nur um 5 Prozent auf 250 Milliarden Dollar zunehmen.

Zentralbank-Prognose: Russlands Handels- und Leistungsbilanz 2018

2017 2018Zentralbank-Prognose

Mrd. $

Mrd. $ % ggü. 2017

Warenausfuhr 354 441 + 24,6Wareneinfuhr 238 250 + 5,0Handelsbilanzüberschuss 115 191 + 66,1% vom BIP 7,3Leistungsbilanzüberschuss

33 112 + 239,4

% vom BIP 2,1

BIP, Mrd. US-Dollar1.57

9Quellen: Russische Zentralbank, CBR: Monetary Policy Report, russisch; englisch; 14.12.2018;

BOFIT, Bank of Finland: Russia Statistics (BIP)

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Überschüsse in der Handels- und Leistungsbilanz steigen 2018 kräftigDer Überschuss in der Handelsbilanz dürfte laut Zentralbank 2018 um rund zwei Drittel auf 191 Milliarden Dollar steigen (2017: 115 Milliarden Dollar).

Der Überschuss in der Leistungsbilanz wird sich nach ihrer Einschätzung voraussichtlich sogar mehr als verdreifachen und von 33 Milliarden Dollar auf 112 Milliarden Dollar wachsen.

Russische Finanzpolitik ist sehr auf Stabilität bedacht: Mehrwertsteuererhöhung soll Investitionen und Reformen finanzieren und gleichzeitig einen Haushaltsüberschuss sichernDer russische Föderationshaushalt verzeichnete nach dem Ölpreis-Einbruch im Jahr 2014 Defizite (2015: -2,3 Prozent vom BIP; 2016: - 3,4 %; 2017: - 1,4 %). 2018 übertrafen aber die Einnahmen („FB revenues“ im folgenden BOFIT-Chart) die Ausgaben („FB expenditures“). Auch dank der kräftig gestiegenen Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor wird 2018 ein erheblicher Überschuss erwartet. Finanzminister Siluanov meinte Ende Dezember, er rechne 2018 mit einem Überschuss von 2,5 Prozent des BIP, nachdem in den ersten 11 Monaten ein Überschuss von 3,7 Prozent des BIP erreicht wurde. In der Haushaltsplanung für 2018 wurde noch von einem Überschuss von 1,3 Prozent ausgegangen.

Föderationshaushalt (FB) und Sozialfonds (SF); Einnahmen und Ausgaben

Quelle: BOFIT (Bank of Finland): Russia approves 2019 federal budget and social fund budgets, 07.12.2018; Source: Russian Ministry of Finance

2019 ist ein Überschuss von 1,8 Prozent des BIP geplant. Ab 2020 soll die Haushaltspolitik jedoch weniger restriktiv werden: Die Ausgaben sollen stärker steigen als die Einnahmen. Der Überschuss soll 2020 auf 1,1 Prozent des BIP und 2021 auf 0,8 Prozent des BIP sinken.

Föderationshaushalt 2018 bis 2021Einnahmen, Ausgaben und Saldo in Prozent vom Bruttoinlandsprodukt

2018 2019 2020 2021Einnahmen 18,5 18,9 18,3 17,7Ausgaben 17,2 17,0 17,2 16,9Saldo + 1,3 + 1,8 + 1,1 + 0,8

Quellen: Duma: The State Duma adopted federal budget 2019-2021; 21.11.2018; World Bank: Russia Economic Report; 04.12.2018; OSW - Centre for Eastern Studies, Warschau: Russia’s budget for

2019–2021: Increasing reserves, decreasing transparency; 28.11.2018;

Um die von Präsident Putin in den „Mai-Dekreten“ genannten Ziele zu erreichen, wurde in der neuen Haushaltsplanung beschlossen, ab 2019 die Ausgaben im Vergleich zu früheren Planungen deutlich zu erhöhen. Sollten bisher die Ausgaben

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im Jahr 2019 nur 15,9 Prozent des BIP und im Jahr 2020 15,6 Prozent des BIP erreichen, sind jetzt Anteile von 17,0 und 17,2 Prozent des BIP vorgesehen.

Zur Finanzierung wird vor allem der allgemeine Satz der Mehrwertsteuer von 18 auf 20 Prozent erhöht. Damit soll laut Weltbank der Anteil der Einnahmen am BIP jährlich um 0,5 bis 0,6 Prozentpunkte steigen. Mit der Mehrwertsteuererhöhung soll offenbar gewährleistet bleiben, dass der Föderationshaushalt trotz Mehrausgaben weiterhin einen Überschuss aufweist.

Das Warschauer Forschungsinstitut „OSW – Centre for Eastern Studies“ hat die Budget-Planung bis 2021 in folgender Abbildung dargestellt:Föderationshaushalt 2019-2021: Gesamtwirtschaftl. Annahmen, Ein- und Ausgaben in

Mrd. Rubel und Prozent des BIP; als geheim klassifizierte Ausgaben

OSW (Warschau): Russia’s budget for 2019–2021: Increasing reserves, decreasing transparency; 28.11.2018

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Energieabhängigkeit des Haushalts ist 2018 deutlich gestiegenDie OSW-Abbildung gibt auch Hinweise, wie sich der Anteil der Einnahmen aus dem Öl- und Gasbereich an den gesamten Haushaltseinnahmen entwickeln soll.

2018 werden die Einnahmen aus dem Öl- und Gasbereich (hellblaue Säulensegmente) mit rund 8,7 Milliarden Rubel knapp 60 Prozent höher sein als ein Jahr zuvor im Haushaltsplan für 2018 angesetzt wurden. Ihr Anteil an den gesamten Einnahmen dürfte rund 47 Prozent erreichen. Geplant waren nur 36 Prozent.

Bis 2021 soll der Anteil der föderalen Öl- und Gaseinnahmen – bei langsam sinkenden Ölpreisen – wieder auf 38 Prozent abnehmen.

Erfüllen sich die Ölpreis-Annahmen für 2019?In der Haushaltsplanung für 2019 wird davon ausgegangen, dass der Urals-Ölpreis auf 63,4 Dollar/Barrel oder rund 4.050 Rubel/Barrel sinkt (rot-gestrichelte Linie).

Likka Korhonen, Leiter des Forschungsinstituts BOFIT der finnischen Zentralbank wies am 28.12. in einer Twitter-Meldung darauf hin, dass der Ölpreis inzwischen deutlich niedriger ist (rund 51,5 Dollar/Barrel oder 3.579 Rubel/Barrel). Nach seiner Einschätzung reicht dieses Preisniveau aber aus, um ein Defizit im Haushalt 2019 zu vermeiden.Likka Korhonen (BOFIT, Bank

of Finland): Twitter-Meldung, Twitter-Chart, 28.12.2018

Anteil der als geheim klassifizierten Ausgaben wächstDie OSW-Abbildung auf der vorherigen Seite zeigt auch, wie sich die Ausgaben für sozialpolitische Zwecke, für Verteidigung und für nationale Sicherheit laut Haushaltsplanung entwickeln sollen. Der Anteil der als geheim “klassifizierten” Ausgaben nimmt laut OSW-Angaben von 17,1 Prozent im Jahr 2018 auf 20,8 Prozent im Jahr 2021 zu.

Wachstumsprognosen im Überblick: Bis 2020 wohl nur 1,3 bis 1,8 Prozent Das Anfang Dezember veröffentlichte Bulletin der Zentralbank „What the trends say“ schätzt, dass 2018 ein Wachstum von 1,6 bis 1,7 Prozent erreicht wird. 2019 lassen fast alle Prognosen ein etwas schwächeres Wachstum erwarten. So ermittelte die jüngste Reuters-Umfrage Ende Dezember, dass nach einem Anstieg der Produktion um 1,7 Prozent im Jahr 2018 im Jahr 2019 mit einem Rückgang auf 1,4 Prozent gerechnet wird. Laut November-Umfrage des Research-Unternehmens „FocusEconomics“ fällt das Wachstum im nächsten Jahr etwas schwächer auf 1,5 Prozent. 2020 soll der Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktion dann wieder 1,7 Prozent erreichen.

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Die Wachstumserwartungen liegen damit fast alle innerhalb der Wachstumsspannen, die die russische Zentralbank Mitte Dezember erneut in ihrem „Monetary Policy Report“ genannt hat. Das gilt auch für das Basisszenario des Wirtschaftsministeriums, das der Haushaltsplanung zugrunde gelegt wurde. Danach rechnet die Regierung 2019 mit einer Abschwächung des Wachstums von 1,8 Prozent auf 1,3 Prozent. 2020 soll es sich deutlich auf 2,0 Prozent beschleunigen. Die Analysten rechnen hingegen fast alle mit einer schwächeren Belebung.

Wachstumsprognosen 2018 bis 2020Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorjahr in Prozent

Bruttoinlandsprodukt, real ggü. Vj. %2018 2019 2020

Reuters-Umfrage 27.12.18 1,7 1,4Eurasian Development Bank 27.12.18 1,8 1,6 2,1Danske Bank, Kopenhagen 19.12.18 1,6 1,3 1,4Berenberg Bank, Hamburg 17.12.18 1,9 1,8 1,7Russische Zentralbank,Basisszenario 14.12.18 1,5 bis 2,0

Urals 70 $/b1,2 bis 1,7 Urals 55 $/b

1,8 bis 2,3 Urals 55 $/b

Citibank 14.12.18 1,8 1,5 2,3Commerzbank, Frankfurt 14.12.18 1,5 1,1 1,2Ifo Institut, München 13.12.18 1,6 1,4 1,6Institut für Wirtschaftsforschung Halle 13.12.18 1,5 1,6 1,7Institut für Weltwirtschaft, Kiel 12.12.18 1,6 1,7 1,6DIW Berlin 12.12.18 1,5 1,8 2,0Economist Intelligence Unit 12.12.18 1,7 1,8 1,6OPEC, Wien 12.12.18 1,6 1,7DekaBank, Frankfurt 10.12.18 1,8 1,4 1,6Morgan Stanley 07.12.18 1,6 1,5Fitch Ratings 05.12.18 1,8 1,5 1,9Weltbank, Russia Economic Report 04.12.18 1,6 1,5 1,8ING Bank, Amsterdam 03.12.18 1,6 1,0 1,5FocusEconomics Consensus Forecast 27.11.18 1,7 1,5 1,7

GTAI 27.11.18 1,7 1,8Helaba, Frankfurt 26.11.18 1,8 1,7 1,7HSE-Development Center, Moskau 22.11.18 1,8 1,3 1,6HSE-Umfrage “Consensus Forecast” 22.11.18 1,7 1,4 1,7

RIA Rating 22.11.18 1,5OECD, Paris 21.11.18 1,6 1,5 1,8Chris Weafer, Macro Advisory Nov. 18 1,6 1,4Standard & Poor‘s 12.11.18 1,8 1,7 1,7EU-Kommission 08.11.18 1,7 1,6 1,8Sachverständigenrat 08.11.18 2,0 1,8WIIW, Wien 07.11.18 1,7 1,6 1,8EBRD, London 01.11.18 1,5 1,5Internationaler Währungsfonds 09.10.18 1,7 1,8 1,8Russisches Wirtschaftsministerium;Haushaltsvorlage, Basisszenario 01.10.18 1,8

Urals 69,6 $/b1,3

Urals 63,4 $/b2,0

Urals 59,7 $/b

Für die Konjunkturentwicklung wichtige Beschlüsse: Mehrwertsteuererhöhung und RentenreformDie weitere konjunkturelle Entwicklung wird stark von wirtschaftspolitischen Maßnahmen beeinflusst werden, die die russische Regierung zur Verwirklichung der von Präsident Putin in den „Mai-Dekreten“ gesetzten wirtschaftspolitischen Ziele ankündigte.

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Steuererhöhungen und eine deutliche Heraufsetzung des Rentenalters wurden inzwischen gesetzlich beschlossen:

Der allgemeine Mehrwertsteuersatz wird Anfang 2019 von 18 auf 20 Prozent angehoben.

Die Altersgrenze wird schrittweise erhöht, für Männer von 60 auf 65 Jahre (bis 2028), für Frauen von 55 auf 60 Jahre (bis 2034).

Besonders gegen die Erhöhung des Rentenalters gab es zahlreiche und anhaltende Proteste. Wie sich die „Rentenreform“ und die Mehrwertsteuererhöhung auf das Wachstum der russischen Wirtschaft auswirken werden ist sehr umstritten. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die von den USA angedrohten weiteren Sanktionen.

Regierungsprognose: Mehrwertsteuererhöhung drückt Wachstum 2019Das Wirtschaftsministerium erwartet von der Anhebung des allgemeinen Mehrwertsteuersatzes um zwei Prozentpunkte eine deutliche Dämpfung des Wachstums. Anfang Oktober legte es im Rahmen der Haushaltsplanung Prognosen für die mittelfristige Entwicklung bis 2024 vor. Die Regierung rechnet 2019 jetzt nur noch mit einem Wachstum von 1,3 Prozent. Ursprünglich waren es + 2,2 Prozent.

Basis-Szenario des Wirtschaftsministeriums 2017 bis 20212017 2018 2019 2020 2021

Ölpreis Urals, $/barrel 53,0 69,6 63,4 59,7 57,9Rubel/Dollar (Jahresdurchschnitt) 58,3 61,6 63,9 63,8 64,0BIP, real +1,5 +1,8 +1,3 +2,0 +3,1Industrieproduktion +2,1 +3,0 +2,4 +2,7 +3,1Reallöhne +2,9 +6,9 +1,4 +1,9 +2,5Einzelhandelsumsatz, real +1,3 +2,9 +1,7 +2,0 +2,6Verbraucherpreise (Dez./Dez.) +2,5 +3,4 +4,3 +3,8 +4,0

Quellen: Wirtschaftsministerium: Prognose der sozio-ökonomischen Entwicklung der Russischen Föderation bis 2024; 01.10.2018; und für Rubel-Kurs: TASS: Putin signed law on budget for 2019 and 2020-2021 planned period; 30.11.2018

Zunächst Wachstumsknick und schwaches Lohnplus; erst 2021 „Durchbruch“ zu über 3 Prozent WachstumHinsichtlich der Mehrwertsteuererhöhung scheint die Regierung die Bevölkerung mit der Devise „Per aspera ad astra“ („Durch Mühsal zu den Sternen“) besänftigen zu wollen. Laut Basisszenario des Wirtschaftsministeriums haben die russischen Arbeitnehmer bei der Reallohnentwicklung 2019 und 2020 besonders knappe Zuwächse zu erwarten. Nachdem 2018 ein kräftiger Anstieg der Reallöhne um 6,9 Prozent erwartet wird, werden die realen Lohnsteigerungen 2019 nur 1,4 Prozent und 2020 nur 1,9 Prozent erreichen.

Höhere Verbraucherpreissteigerungen tragen dazu bei. Der Anstieg der Verbraucherpreise hat bereits Ende 2018 mit voraussichtlich 4,2 Prozent das Inflationsziel der Zentralbank von 4 Prozent überschritten.

Nach dem Wachstumsknick im nächsten Jahr soll der gesamtwirtschaftliche Produktionsanstieg 2020 auf 2 Prozent anziehen und sich 2021 bis 2024 auf 3,1 bis 3,3 Prozent beschleunigen.

Zentralbankprognose: Höhere Mehrwertsteuer treibt Inflation

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Im Basisszenario ihres Mitte Dezember veröffentlichten „Monetary Policy Report“ erwartet die Zentralbank, dass sich die Inflation im Jahresdurchschnitt 2019 auf 5,0 bis 5,5 Prozent beschleunigt. Die reale Konsumnachfrage wird so geschwächt.

Wegen der anziehenden Inflationsraten ist damit zu rechnen, dass die Zentralbank 2019 wenig Raum für Leitzinssenkungen sieht, die dem Wachstum der Wirtschaft Impulse geben könnten.

Quelle für Tabelle: Russische Zentralbank: Monetary Policy Report, russisch + englisch; 14.12.2018**) Gross domestic product, Bruttoinlandsprodukt: Angabe für 2017 von 1,8 Prozent ist eine Schätzung der Zentralbank; Rosstat revidierte die Wachstumsrate 2017 Ende Dezember auf 1,6 Prozent

Die Zentralbank blieb bei der Aktualisierung ihrer Szenarien Mitte Dezember weitgehend bei ihren bisherigen Prognosen für das Wachstum der russischen Wirtschaft bis 2021. Sie modifizierte ihre Ölpreisannahmen geringfügig.

Die Baseline-Prognose der Zentralbank erwartet folgende Wachstumsentwicklung:

2019 verlangsamt sich das Wachstum bei einem Rückgang des Ölpreises auf 55 Dollar/Barrel auf 1,2 bis 1,7 Prozent (Regierungsprognose: 1,3 Prozent).

2020 beschleunigt es sich bei unverändertem Ölpreis auf 1,8 bis 2,3 Prozent (Regierungsprognose: 2,0 Prozent).

2021 dürfte das Wachstum zwischen 2,0 und 3,0 Prozent liegen. Die Wachstumsprognose der Regierung für 2021 (3,1 Prozent) wird damit nicht ganz abgedeckt.

Weltbankprognose: Wachstum schwächt sich 2019 kaum ab, Inflation zieht an

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Quelle: World Bank: Russia Economic Report, S. 47; 04.12.2018

Auch die Weltbank geht in ihrem Anfang Dezember veröffentlichten „Russia Economic Report“ wie fast alle Beobachter davon aus, dass sich das Wachstum der russischen Wirtschaft 2019 etwas abschwächen wird (1,5 Prozent).

Das Wachstum des privaten Verbrauchs werde sich dabei unter dem Einfluss der Mehrwertsteuererhöhung auf nur noch 0,9 Prozent halbieren.

Der Anstieg der Brutto-Anlageinvestitionen werde weiterhin nur rund 2 Prozent erreichen.

In Russlands Leistungsbilanz, die 2017 einen Überschuss von gut 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufwies, erwartet die Weltbank 2018 eine Verdreifachung des Überschusses auf 6,0 Prozent des BIP. Er soll sich bis 2020 nur wenig auf 5,0 Prozent des BIP verringern.

Die preistreibenden Wirkungen der Mehrwertsteuererhöhung werden laut Weltbank den Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt 2019 auf 5,1 Prozent beschleunigen (zum Vergleich: Zentralbank: 5,0 bis 5,5 Prozent).

2020 rechnet die Weltbank nur mit einer schwachen Belebung des Wachstums auf 1,8 Prozent (Regierung: + 2,0 Prozent). Die Inflationsrate werde dann mit 4,2 Prozent nur wenig über der Zielmarke der Zentralbank (4 Prozent) liegen.

Mit umfassenden Reformen kann Russland die Wachstumsrate in 10 Jahren auf 3 Prozent verdoppeln und das weltweite Wachstum erreichenDas von Präsident Putin gesetzte Ziel, schon bis 2024 ein im weltweiten Vergleich überdurchschnittliches Wachstum zu erreichen, wird Russland nach Einschätzung der Weltbank verfehlen. Falls umfassende Reformen durchgeführt werden, könne

Russland sein Wachstums-potenzial aber bis 2028 auf die globale Wachstumsrate (3,0 Prozent) steigern. Dafür sei erforderlich:

Die Produktivität muss wachsen.Die Investitionsquote muss von 23 Prozent (2017) auf 34 Prozent (2028) steigen.

Der Zustrom von Migranten muss zunehmen.

Zusammen mit den Impulsen der beschlossenen „Rentenreform“ könne so die potenzielle Wachstumsrate von 1,5 Prozent auf 3 Prozent verdoppelt werden.

Quelle: World Bank: Russia Economic Report; 04.12.2018

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Viele Risikofaktoren – aber gute Vorbereitung auf „externe Schocks“Zu den „Risikofaktoren“ für die Entwicklung der russischen Wirtschaft zählt die Weltbank die Verhängung von Sanktionen, eine Beschleunigung der Inflation, eine hohe Verschuldung von privaten Haushalten und Unternehmen sowie eine zunehmende Konzentration von Unternehmen, die den Wettbewerb und Innovationen schwächt.

Gegen „externe Schocks“ sieht die Weltbank Russland aber gut gewappnet. Sie verweist auf: die relativ geringe Verschuldung im Ausland (29% des BIP) die hohen Währungsreserven (461 Mrd. Dollar), die dem Wert der Importe von

rund 16 Monaten entsprechen.

Meinungen zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik in RusslandOAOEV-Vorsitzender Büchele: Russland könnte schnell Wachstum von vier bis fünf Prozent erreichenDr. Wolfgang Büchele, der Vorsitzende des Ost-Ausschusses Osteuropavereins der Deutschen Wirtschaft, traut der russischen Wirtschaft ein höheres Wachstumspotenzial als die Weltbank zu.

In einem Spiegel Online-Interview meinte er, ihn fasziniere das Potenzial des russischen Marktes mit rund 140 Millionen Einwohnern. Während Firmen in vielen anderen Ländern mit niedrigen Wachstumsraten kalkulieren müssten, könnte Russland schnell auf vier bis fünf Prozent kommen.

Russland fehlt als „Wachstumsgenerator“ der MittelstandZu den Gründen, warum Russland dieses Potenzial nicht realisiere, stellte Büchele heraus, dass Russland ein „Wachstumsgenerator“ wie der deutsche Mittelstand fehle:

„Teilweise liegt es an makroökonomischen Verschiebungen. Der Ölpreis ist in den Keller gegangen, das hat die Kaufkraft eingeschränkt. Russland ist aber vor allem an einem Punkt bisher nicht vorangekommen: Unser deutsches Wirtschaftssystem basiert auf dem Mittelstand. In Deutschland treiben kleine und mittlere Unternehmen Innovationen und Wohlstand. Einen vergleichbaren Wachstumsgenerator hat Russland nicht.“

Unverblümt erklärte Büchele, warum Pläne der Regierung zur Stärkung des Mittelstandes bisher keine Erfolge zeigen:

„Die Interessenlage der Bürokratie und einzelner Akteure liegt da nicht notwendigerweise beim Ausbau des Mittelstands. Manche Strukturen begrüßen es, wenn viel Geld in ihre Kanäle fließt.“ …

„Oligarchische Strukturen haben wesentliche Teile der Großindustrie unter ihre Fittiche genommen. Die haben nur bedingt Interesse am Entstehen neuer Wettbewerber.“

Büchele betonte, für eine Stärkung des Mittelstandes sei eine Liberalisierung und Deregulierung der Wirtschaft unerlässlich. Auch wenn die Regierung die Kontrolle über die Wirtschaft behalten wolle, könne ein substanzieller Mittelstand geschaffen werden. Das Beispiel China zeige das.

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Helaba-Analyst Ulrich Rathfelder: „Solider Datenkranz“ garantiert Stabilität; Ulrich Rathfelder, Analyst der Hessischen Landesbank, verweist im Russland-Kapitel des Ende November erschienenen halbjährlichen Kapitalmarktausblicks der Helaba wie die Weltbank auf den „soliden Datenkranz“ der russischen Wirtschaft. Die Entwicklung von Staatshaushalt, Inflation, Leistungsbilanz und Währungsreserven sowie die Nettogläubigerposition gegenüber dem Ausland gewährleisteten eine „hohe gesamtwirtschaftliche Stabilität“.

Er hält die von Präsident Wladimir Putin der neuen Regierung gesetzten Ziele dennoch für „sehr hoch gehängt“. Angestrebt werden mit einer deutlichen Beschleunigung des Wachstums ein besseres Bildungs- und Gesundheitssystem, die Verminderung der Armut, höhere Infrastrukturinvestitionen, steigende Gehälter im öffentlichen Dienst sowie real steigende Renten.

Regierung hat aber zu wenig Mut zu Reformen; Mittelstand ist zu schwachRathfelder erinnert an wirtschaftspolitische Defizite, wobei auch er einen leistungsfähigen Mittelstand in Russland vermisst:

„Strukturelle Nachteile behindern … das Wirtschaftswachstum. Investoren beklagen sich über mangelnde Rechtssicherheit und schwache Institutionen. Auch mischt sich der Staat stark in wirtschaftliche Entscheidungen ein. Zudem ist der Mittelstand als Zulieferer von Vorleistungen unterrepräsentiert.“

Die Regierung zögere bei wirtschaftlichen Reformen, da diese mit innenpolitischen Veränderungen einhergehen würden.

Die Investitionsquote sei mit 21% des BIP daher unterdurchschnittlich. Als Folge davon wachse die Produktivität zu langsam. Auch wegen der stagnierenden Bevölkerungszahl liege das Wachstumspotenzial bei für ein Schwellenland bescheidenen 1,5%. Rathfelder geht davon aus, dass das Wachstumsmodell „hohe Ölpreise“ nicht wiederkommen werde. Die Prognose der Helaba bis 2020:

Ulrich Rathfelder (Helaba): Russland - Zu wenig Training für Strukturwandel; Kapitalmarktausblick 2019; 26.11.2018

Von der Fiskal- und Geldpolitik erwartet Rathfelder keine expansiven Impulse:

„Der private Konsum – die Hauptstütze des Wirtschaftswachstums – wird sich infolge der Anhebung des Mehrwertsteuersatzes von 18% auf 20% Anfang 2019 vorübergehend abschwächen.

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Die Regierung wird die in der Rezession 2015 und 2016 verwendeten Reserven über Einzahlungen in den Wohlfahrtsfonds 2019 wieder auffüllen.

Die relativ unabhängige Zentralbank verfolgt darüber hinaus die Einhaltung des Inflationsziels von 4%. Bei steigendem Preisdruck nach der Mehrwertsteuererhöhung sowie bei Rubelabwertungen wird sie mit höheren Leitzinsen reagieren.“

Gunter Deuber, Andreas Schwabe (Raiffeisen Bank International):Zentralbank hat keinen Spielraum für Zinssenkungen Auch Gunter Deuber und Andreas Schwabe (Raiffeisen Bank International) meinten Ende November in ihrem Beitrag „Zwischen Stabilitätspolitik und Sanktionsrisiken“ für das vom OWC-Verlag herausgegebene „Deutsch-Russische Wirtschaftsjahrbuch 2018/2019“ aufgrund der anziehenden Inflation habe die russische Notenbank keinen Spielraum für Zinssenkungen.

Rubel ist (noch) nicht signifikant schwachEinen „dramatischen“ Wertverlust“ des Rubel sahen sie nach einer Abwertung um rund 15 Prozent im Verlauf der ersten elf Monate (noch) nicht:

„Angesichts der Rubelabwertung 2018 sowie der 2019 anstehenden Mehrwertsteuererhöhung von 18 auf 20 Prozent dürfte die Inflation  2019 auf etwa fünf Prozent anziehen und damit das Notenbankziel von vier Prozent übertreffen.

Der Inflationsanstieg im Zusammenspiel mit weiter bestehenden Sanktionsrisiken und einem zunehmend fordernden Finanzmarktumfeld für Schwellenländer raubt der vorsichtig agierenden Notenbank den Spielraum für Zinssenkungen. …

Am Bankenmarkt steigen die Kreditzinsen bereits. Insofern dürfte das zweistellige Wachstum bei den Konsumentenkrediten der letzten zwölf bis 18 Monate im kommenden Jahr nicht fortgeführt werden, zumal einige Indikatoren auf eine Konsumentenkreditblase wie im Jahr 2013 hindeuten.

Trotz einer Abwertung von zirka 15 Prozent seit Jahresbeginn 2018 notiert der russische Rubel noch nicht auf signifikant schwachem Niveau. Selbst im Kontext der jüngsten US-Sanktionen (April und August 2018) verlor der Rubel (noch) nicht dramatisch an Wert.“

„Wirtschaftspolitischer Fokus“ liegt auf „Planbarkeit und Sicherung der makrofinanziellen Stabilität“Die Analysten der Raiffeisen Bank International unterstützen das Ziel der Notenbank, die Währungsreserven weiter auf mindestens 500 Milliarden Dollar zu erhöhen. Dieses Niveau sei in den nächsten Quartalen erreichbar und erforderlich, „um ein bis zwei heftige externe Schocks aushalten zu können“.

Deuber und Schwabe stellen heraus, dass die russische Wirtschaftspolitik vom „Leitmotiv Stabilitätssicherung“ geprägt ist:

“Der Aufbau von Reserven und die restriktive Geldpolitik zeigen: Der wirtschaftspolitische Fokus liegt auf Planbarkeit und Sicherung der makrofinanziellen Stabilität. (…) Auch unbeliebte Reformen (Mehrwertsteuer, Pensionen) sind vom Leitmotiv Stabilitätssicherung geprägt.“

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Leicht steigende Staatsschulden für mehr InvestitionenSie weisen aber darauf hin, dass zur Erreichung der von Präsident Putin gesteckten Ziele künftig mehr in die Bereiche Infrastruktur, Bildung und Soziales investiert werden wird und dafür steigende Schulden in Kauf genommen werden:

„In den kommenden Jahren werden leicht steigende Staatsschulden toleriert (von 14% auf knapp über 16% des BIP), um Investitionen zu fördern. Relevante Investitionssummen sollen in den Jahren 2018 bis 2021 auf dem lokalen Finanzmarkt aufgenommen werden.

Von 2018 bis 2024 sollen 250 bis 350 Milliarden Euro für „Nationale Programme“ oder Investitionsvorhaben bereitgestellt werden. Im Gegensatz zu vorherigen Investitionsstrategien ist für die Jahre 2018 bis 2024 eine Verschiebung in die Bereiche Infrastruktur, Bildung und Soziales erkennbar; zuvor hatten die Bereiche Militär, Verteidigung und Soziales dominiert.“

Economist Intelligence Unit, EIU: Stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik,aber wenig Interesse an radikalen ReformenAuch die Research-Einheit des britischen Wirtschaftsmagazins „The Economist“ strich Ende November in ihrer Analyse „Potential bright spots give reason to be optimistic“ den hohen Stellenwert der „fiskalischen Stabilität“ für die russische Politik heraus.

Die Wirtschaftspolitik der Regierung und der Zentralbank zeigten sich der Erhaltung der makroökonomischen Stabilität sehr verpflichtet. So sei die Staatsverschuldung im internationalen Vergleich niedrig und der Haushalt werde auf der Basis konservativer Ölpreisannahmen kalkuliert (40 Dollar/Barrel in Preisen von 2017). Die Zentralbank habe die Inflation unter ihr Inflationsziel (4 Prozent) gedrückt.

Regierung und Zentralbank dürften, so EIU, weiterhin bei ihrer stabilitätsorientierten Geld- und Finanzpolitik bleiben. Da die Aufnahme von Schulden im Ausland potenzielle Abhängigkeiten und Risiken schaffe, werde die russische Regierung wahrscheinlich an ausgeglichenen Haushalten festhalten. Sie werde auch künftig bemüht sein, Währungsreserven aufzubauen, um gegen Schwankungen der Rohstoffpreise gewappnet zu sein. Die Jahre der Wirtschaftskrise 2014 bis 2016 hätten bewiesen, dass die Regierung im Interesse der „fiskalischen Stabilität“ zu tiefen Einschnitten bereit sei, auch in so sensiblen Bereichen wie der Altersversorgung und der Verteidigung.

Zu den weiteren Stärken der russischen Wirtschaft gehöre der Reichtum an natürlichen Ressourcen. Das in Russland vorhandene Humankapital zeichne sich durch eine hohe Qualität aus.

Trotz wirtschaftlicher Stärken und stabilitätsorientierter Politik wird es keinen Durchbruch zu Wachstum von mehr als 2 Prozent gebenEIU meint wie Helaba-Analyst Ulrich Rathfelder, die russische Führung habe sich einerseits sehr ehrgeizige Ziele gesetzt, anderseits zeige sie jedoch wenig Interesse an „radikalen“ Reformen. Deswegen beurteilt auch „Economist Intelligence Unit“ die Perpektiven für das Wachstum der russischen Wirtschaft skeptisch. Schon in den letzten 10 Jahren habe es im Durchschnitt nur rund 1 Prozent erreicht.

EIU meint, strukturelle Schwächen, das niedrige Niveau der Investitionen und die ungünstige demografische Entwicklung würden das Wirtschaftswachstum auch „auf

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mittlere Sicht“ merklich unter 2 Prozent halten. Die Durchsetzung von strukturellen Reformen in russischen Institutionen wie dem Rechtswesen sei „extrem schwierig“. Signifikante Fortschritte in diesem Bereich seien nicht zu erwarten.

Die Unsicherheit über einen möglichen künftigen Wechsel an der Spitze des Staates könne das Vertrauen der Unternehmen zusätzlich belasten.

Westliche Sanktionen haben die „ökonomische Souveränität“ zu einem zentralen Ziel der russischen Wirtschaftspolitik gemachtZu den Auswirkungen der Sanktionen auf Russland meint EIU, kurz- und mittelfristig hätten sie der russischen Wirtschaft durch höhere Finanzierungskosten und niedrigere Investitionen Lasten auferlegt. Auf längere Sicht könnten sie jedoch die Entwicklung eines stärkeren inländischen Kapitalmarktes fördern. Das wäre eine wichtige Basis für langfristig stabile Investitionen und wirtschaftliches Wachstum.

Matthias Schepp, AHK Moskau: Russland hat „Doppelschock“ von Ölpreiseinbruch und Sanktionen gut verkraftet, leidet aber an zu viel StaatAuch der Vorstandsvorsitzende der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer in Moskau, Matthias Schepp, macht in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung darauf aufmerksam, dass die westlichen Sanktionen in einigen Bereichen der Wirtschaft zu verstärkten Anstrengungen geführt haben, unabhängiger vom Ausland zu werden:

„Der notgedrungene Versuch der russischen Regierung, ausländische Produkte zu ersetzen, belebt in einigen Bereichen die eigene Wirtschaftskraft. Im Agrarsektor und einigen anderen Segmenten sind Märkte für westliche Anbieter inzwischen dauerhaft verloren. In diesen Bereichen leiden demnach eher unsere deutschen exportorientierten Firmen.“

Die Ursachen, die Russland hindern mit mehr als 1,5 Prozent pro Jahr zu wachsen, sieht der AHK-Vorstandsvorsitzende nicht vorrangig in den Sanktionen. Er stellt heraus:

„Russland leidet weiter an postsowjetischen Krankheiten wie Vetternwirtschaft, Korruption, Überbürokratisierung und einer insgesamt schwach ausgeprägten Privatwirtschaft.“

Im Vergleich zu anderen Schwellenländern wie Brasilien und Türkei habe sich Russland trotz eines Abwertungsdrucks auf den Rubel als relativ krisenresistent erwiesen. Das Land werde zwar auf absehbare Zeit wachstumsschwach bleiben. Aber man müsse festhalten, dass es den „Doppelschock“ aus zeitweise sehr niedrigen Preisen für Öl und Gas und den westlichen Sanktionen gut verkraftet habe.

Schepp nennt dazu folgende Daten:

Im fünften Jahr der Sanktionen ist es gelungen, die Preissteigerung auf den niedrigsten Stand seit dem Zerfall der Sowjetunion zu senken.

Zugleich verfügt Russland inzwischen über die fünftgrößten Währungsreserven der Welt.

Der Außenhandelsüberschuss stieg in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 20 auf 76 Milliarden Dollar.

Gleichzeitig hat das Land die weltweit sechstniedrigste Staatsschuldenquote gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Sie liegt bei 13 Prozent.

Zudem sei es gelungen, die Abhängigkeit von Öl und Gas deutlich zu senken:

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„2013, vor dem Ukrainekonflikt, hing der Staatshaushalt zu 52 Prozent von Steuern auf Öl und Gas ab, im vergangenen Jahr zu 40 Prozent. Um ein ausgeglichenes Budget zu haben, brauchte Russland 2013 einen Ölpreis von 113 Dollar, in 2017 nur noch von 70 Dollar.“

Streiflichter der innerrussichen Diskussion: Kudrin beklagt „Stagnation“, Putin preist „Stabilität“Deutliche Kritik an der russischen Wirtschaftspolitik kommt nicht nur von westlichen Beobachtern. Das zeigte sich erneut Ende November auf zwei großen Konferenzen in Moskau. Vor allem der frühere Finanzminister Alexej Kudrin, oft als sogenannter „System-Liberaler“ bezeichnet, hat als Präsident des Rechnungshofes die Rolle eines regierungsinternen Kritikers übernommen.

Das Forum der „International Financial University“ stellte zur Diskussion, wie Russland es schaffen kann, 2024 zu den fünf weltweit größten Volkswirtschaften zu gehören („How to Break into the Top Five of the Leading World Economies?“). Am Eröffnungs-Panel am 27. November nahm Kudrin unter anderem mit Finanzminister Siluanov und dem Präsident der VTB-Bank Kostin teil.

Am 28. November war Kudrin zu einer Podiums-Diskussion beim VTB-Capital Investment-Forum „Russia Calling!“ eingeladen, an der unter anderem auch Wirtschaftsminister Oreshkin und Zentralbankpräsidentin Nabiullina teilnahmen.

Auch Präsident Putin stellte sich auf dem Forum der Diskussion.

Bei den Foren zeichneten insbesondere Kudrin und Putin ein deutlich unterschiedliches Bild der Lage der russischen Wirtschaft.

Rechnungshof-Präsident Kudrin: Russland steckt in einer „Stagnations-Grube“ – und die Politik ist schuldKudrin beklagte beim Forum der „International Financial University“ die schwache Entwicklung der russischen Wirtschaft in den letzten 10 Jahren. Sie sei jährlich nur um rund 1 Prozent gewachsen. Russland sei in eine „Stagnations-Grube“ geraten.

Auch 2018 erwartet Kudrin nur ein Wachstum von 1,6 Prozent, obwohl die Ölpreise im Jahresdurchschnitt kräftig gestiegen sind. Er folgerte, dass Russland andere Wachstumstreiber als den Ölpreis brauche.

Der Präsident des Rechnungshofs forderte erneut, die Ausgaben für Bildung, Gesundheit und die Infrastruktur zu erhöhen, um Russland wie von Präsident Putin gefordert unter die 5 größten Volkswirtschaften zu bringen.

Der frühere Finanzminister scheute sich auf dem Forum auch nicht, Schwächen des politischen Systems in Russland deutlich zu kritisieren (ng.ru-Editorial dazu: „Freedom Level - 0.75 Kudrin“). Er forderte, dass der staatliche Anteil am Bruttoinlandsprodukt gesenkt werden müsse. Derzeit steige er.

Kudrin kritisierte die Ineffizienz des öffentlichen Sektors. Sie ist seiner Meinung nach ein viel ernsteres Hindernis für die Entwicklung der russischen Wirtschaft als die Sanktionen. Die Verantwortung für die unzureichenden Wachstumsraten der Wirtschaft, der Arbeitsproduktivität und der Innovationen liege hauptsächlich beim Staatssektor und den Unternehmen mit staatlicher Beteiligung.

In der Berichterstattung der Medien fanden die Äußerungen Kudrins beim Forum große Beachtung. In einem Mitte Dezember erschienenen Beitrag für die Publikation

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„Baltic Rim Economies“ der finnischen Universität Turku wiederholte Kudrin Kernpunkte seiner Kritik.

Er bemängelt, dass von Präsident Putins zwar gefordert werde, den Anteil staatlicher Unternehmen an der Wirtschaftsleistung zu verringern. Tatsächlich sei in der Haushaltsplanung aber vorgesehen, in den nächsten drei Jahren durch die Privatisierung von Staatsunternehmen nicht einmal 400 Millionen Dollar zu erlösen. Es sei Im Gegenteil sogar geplant, dass staatliche Unternehmen weitere private Unternehmen erwerben sollen.

Kudrin fordert in dem Beitrag erneut eine Verbesserung der öffentlichen Verwaltung und des Justizsystems. Die administrative Belastung der Unternehmen müsse verringert werden.

Der frühere Finanzminister sieht eine ganze Reihe von Risiken, die dazu führen könnten, dass die russische Wirtschaft 2019 nicht einmal wie von der Regierung geplant um 1,3 Prozent wächst, sondern nur um 1 Prozent oder sogar noch schwächer. Die Sanktionen des Westens kosteten Russland nach Schätzung von Experten jährlich rund einen halben Prozentpunkt Wachstum. Das weltwirtschaftliche Umfeld verschlechtere sich und in Russland könnte die Inflation mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer stärker als geplant anziehen.Lesetipps zu Kudrins Kritik an der russischen Wirtschaftspolitik Aleksej Kudrin (Chairman Accounts Chamber of the Russian Federation): Russia’s economy after

2018: Long-term challenges, short-term solutions; in: University of Turku, Pan-European Institute: Baltic Rim Economies 4/2018; 18.12.2018

Ulf Schneider (Herausgeber OWC-Verlag): Ex-Finanzminister Kudrin: „Alles muss geändert werden“; owc.de, 06.12.2018

Alexey Kudrin im Kommersant-Interview mit Svetlana Sukhova: “You need to change everything: approaches, methods, principles”; 03.12.2018

Forum der International Financial University: „How to get into the first five?“ Bear Market Brief (Foreign Policy Research Institute): Kudrin renews push for tough policy talk;

28.11.2018 News.yandex.ru: Kudrin: Russia's economy has fallen into a stagnant pit; 27.11.2018 Anna Trunina, Anton Feinberg: Russia has fallen “into a serious stagnant pit"; rbc.ru, 27.11.2018 Olga Solovyova: Instead of the first five, Russia has fallen into a deep stagnant pit; Lack of

political competition Kudrin called the main brake on GDP growth; ng.ru, 27.11.2018; ng.ru-Editorial: Freedom Level - 0.75 Kudrin; 28.11.2018

Kommersant FM: Mikhail Eskindarov, Rector of the Financial University under the Government of Russia - in an interview with Kommersant FM: "The current monetary policy does not quite meet the requirements of the time and tasks of the country"; 28.11.2018

profiok.com: Three views on perspectives. Wait for the growth of the economy? 28.11.2018 Ekaterina Katkova: "Stagnant pit": where Russia is already 10 years old; Gazeta.ru, 27.11.2018

Putin preist hingegen stetiges Wachstum und steigende InvestitionenPräsident Putin lobte beim Investitionsforum „Russia Calling!“ am 28. November hingegen die „Stabilität“ der russischen Wirtschaft. RT Deutsch übertrug die Veranstaltung live (RT-Deutsch-Video mit Rede Putins ab 1:10 mit deutscher Simultan-Übersetzung; Transkript und Video des Präsidialamtes mit Übersetzung ins Englische).

Vor der Diskussion nahm Putin kurz zur aktuellen Konjunktursituation Stellung („Overall, it is steady“). Er umriss auch, was die Regierung zur Stärkung des Wachstums tun will.

Trotz der Versuche „von außen“, die russische Wirtschaft unter Druck zu setzten, erhöhe sie ihre Investitionen. In den ersten neun Monaten seien die

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Anlageinvestitionen um 4,1 Prozent gestiegen. Die russische Regierung wisse die Investitionsaktivitäten der Wirtschaft sehr zu schätzen und unterstütze sie.

Gleichzeitig räumte Putin ein, die aktuellen Wachstumsraten reichten nicht aus, um den Lebensstandard der Bürger erheblich zu verbessern. Er bekräftigte das Ziel der Regierung, ein im weltweiten Vergleich überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum zu erreichen und Russlands Wirtschaft fest im Kreis der fünf größten Volkswirtschaften zu etablieren. Die Regierung werde die „strukturellen Herausforderungen“ angehen, um einen Durchbruch zu diesem Ziel zu erreichen.

Wie Putin mehr Wachstum erreichen willDie Regierung beabsichtige zur Beschleunigung des Wachstums unter anderem:

Eine Verbesserung der Produktivität, insbesondere durch Einführung moderner Technologien

Umfangreiche Investitionen in die Entwicklung der Infrastruktur Eine besonders starke Förderung der Digitalisierung der Wirtschaft

Der Präsident sicherte zur Förderung von Investitionen auch zu, die administrative Belastung der Unternehmen zu verringern und das Geschäftsklima weiter zu verbessern.

Abschließend betonte Putin, die Regierung habe sich trotz der Steigerung der öffentlichen Ausgaben nicht für eine „Aufweichung“ der Haushaltspolitik entschieden. Die notwendige Balance von Einnahmen und Ausgaben werde weiterhin gesichert. Die langfristige Vorhersagbarkeit der Wirtschafts-, Finanz- und Geldpolitik sei für in- und ausländische Investoren extrem wichtig. Lesetipps zum Investment-Forum „Russia Calling“ Kremlin.ru: Russia Calling! Investment Forum; Vladimir Putin took part in the annual Russia

Calling! Investment Forum hosted by VTB Capital. The plenary session is entitled "Building Partnerships. Bridging Differences."; 28.11.2018; Mitschrift und Video

RT-Deutsch: Live: Wladimir Putin nimmt an Investitionsforum "Russland ruft!" teil; Video mit Rede Putins und Diskussion mit deutscher Simultanübersetzung ab 1:10; 28.11.2018

russland.capital: Putin. Der Dollar verlässt die russische Wirtschaft; VTB-Capital-Forum, 30.11.2018

Alexandra Beluza: Business optimism – The Russian economy has adapted to external shocks and is developing steadily…; Vladimir Putin at the VTB Capital forum; rg.ru, 29.11.2018

Tatyana Edovina: Divination - Russia Calling Discusses Possible Expansion Scenarios; Kommersant, 28.11.2018

rbc.ru: Kudrin called officials and state-owned companies guilty of slow GDP growth; 28.11.2018

Konjunktur und Wirtschaftspolitik auf der Jahrespressekonferenz PutinsAuch seiner Jahrespressekonferenz am 20.12.2018 begann Putin mit einer Aufzählung positiver Entwicklungen in der Wirtschaft. Der Präsident stellte unter anderem heraus:

Das Bruttoinlandsprodukt wird 2018 nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums voraussichtlich um 1,8 Prozent gestiegen sein; bei der Industrieproduktion wird eine Beschleunigung des Wachstums von 2,1 Prozent im Jahr 2017 auf 3 Prozent im Jahr 2018 erwartet.

Die Inflationsrate bleibt auf einem „akzeptablen Niveau“. Sie wird am Jahresende 2018 voraussichtlich 4,1 Prozent oder 4,2 Prozent erreichen und damit etwas höher als erwartet sein.

Die Arbeitslosenquote dürfte 2018 mit 4,8 Prozent noch niedriger sein als im Vorjahr (5,2 Prozent).

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Putin: Russlands Wirtschaftsstruktur muss sich ändernPutin erinnerte daran, dass Russlands mit Kaufkraftparitäten berechnetes Bruttoinlandsprodukt im weltweiten Vergleich bereits in früheren Jahren auf dem fünften Platz gelegen habe (Ostexperte.de-Bericht). Er glaube, es werde gelingen, diesen Platz wieder einzunehmen.

Zur Steigerung der Wachstumsraten müsse aber die Struktur der Wirtschaft geändert werden. Es müsse eine „innovationsbasierte“ Wirtschaft aufgebaut werden. Darauf zielten die von der Regierung beschlossenen „nationalen Projekte“.

Putin: Kudrin ist ein guter Experte, auf den ich meistens hörePutin nahm in einer Antwort auf eine Journalisten-Frage auch zu seinem Verhältnis zu Kudrin Stellung. Katharina Wagner berichtet in der FAZ dazu:

„Traditionsgemäß beginnt er mit einem kurzen Referat darüber, wie gut sich die russische Wirtschaft in den ersten zehn Monaten dieses Jahres entwickelt habe.

Natürlich weiß auch Putin, dass die meisten Russen davon nichts spüren. Diese Bedenken müssen also zu Wort kommen: Ein Journalist des Staatsfernsehens zitiert den früheren Finanzminister und heutigen Leiter des Rechnungshofes, Alexander Kudrin, der als Systemliberaler zwar selbst Teil der Machtstrukturen ist, dort aber in Maßen Kritik üben darf. Kudrin also habe gesagt, dass die russische Wirtschaft schon seit Jahren zu wenig wachse – so könne sich das Land nicht weiterentwickeln.

Putin antwortet lächelnd, Kudrin sei sein Kumpel, ein guter Experte, auf den er meistens höre – der Präsident nimmt auch Kritik an, soll das den Zuschauern zeigen. Doch folgt aus ihr nichts: Er wiederholt wie so oft in den vergangenen Jahren, dass sich die Wirtschaft, die fast ausschließlich auf dem Export von Rohstoffen basiert, strukturell verändern müsse, der Staat investiere deshalb massiv in Digitalisierung und Robotertechnologie.“

Lesetipps zu Präsident Putins Jahrespressekonferenz am 20.12.2018 en.kremlin.ru: Vladimir Putin’s annual news conference; Transcript + Video; 20.12.2018 RT Deutsch: Putin-Jahreskonferenz in Moskau: Die wichtigsten Aussagen; mit Video mit deutscher

Simultan-Übersetzung; in den ersten 15 Minuten liest Putin aktuelle Konjunkturdaten vor und nimmt zum schwachen Wachstum in den letzten 10 Jahren Stellung; 20.12.2018

srf.ch: Putin verkündet Aufwärtstrend – „In Russland herrscht Stagnation auf tiefem Niveau“; mit Interview mit Russland-Korrespondent David Nauer zur Pressekonferenz und zur Wirtschaftslage in Russland; 20.12.2018

Katharina Wagner: Putins Pressekonferenz: Ganz in seiner Rolle; FAZ, 20.12.2018 Henry Foy: Putin defends economic strategy at marathon press conference; FT, 20.12.2018 Ben Aris: Putin press conference: A man with a plan for 2019; bne intellinews, 20.12.2018 Factograph.Info; RFE/RL: Goals and tread: How can Russia “enter another league of economies”?

20.12.2018

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Quellen und Lesetipps zu Konjunktur und WirtschaftspolitikArtikel von Klaus Dormann in Ostexperte.de: Prominente Stimmen zur russischen Wirtschaftspolitik; 27.12.2018 Russische Zentralbank erhöht Leitzins „vorsorglich“ auf 7,75 Prozent; 17.12.2018 Neue Prognosen und Kommentare von Weltbank, Helaba, EIU und AHK; 17.12.2018 Wirtschaftsforen: Kudrin beklagt „Stagnation“, Putin preist „Stabilität“; 13.12.2018 Analysten-Umfrage: Russlands Wachstum stagniert 6 Jahre bei 1,6 Prozent; 28.11.2018 Ölpreiseinbruch: Urals ist nicht mehr teurer als Ende 2017; 21.11.2018 Russlands Konjunkturerholung schwächt sich wieder ab; 14.11.2018 Prognose-Senkungen und Risiko-Warnungen; 30.10.2018 Russland: Kontroverse Stimmen zur Wirtschafts- und Finanzpolitik; 24.10.2018

Periodisch erscheinende Konjunkturberichte und Konjunkturprognosen: Andrey Ostroukh, Elena Fabrichnaya: Reuters poll; Russia faces higher inflation, economic

slowdown in 2019; 27.12.2018 Eurasian Development Bank: Quarterly Review: December 2018: Strength test of macroeconomic

fundamentals; 27.12.2018 Center for Macroeconomic Analysis and Short-term Forecasting, CMASF: Trends of the Russian

Economy – November 2018; 24.12.2018 Intellinews.com: Outlook 2019; 21.12.2018 RIA Rating: Economy in November: Agriculture again influenced GDP dynamics; 21.12.2018 Danske Bank: Emerging Markets Briefer: Russia: fading growth ahead; 19.12.2018 Economic Expert Group: Economic Review – November 2018; 18.12.2018 World Bank: Russia – Monthly Economic Developments – December 2018; Dezember 2018 OPEC: Monthly Oil Market Report; 12.12.2018 Economist Intelligence Unit: Russia: EU relations with Russia will remain strained; 12.12.2018; Daria Orlova (DekaBank Emerging Markets Briefer): Russland: Geopolitische Spannungen

nehmen zu; 11.12.2018 Y. Stepanov, I. Morgacheva (ARB Bankenverband): Review "Current Economic Trends -

December 2018"; 10.12.2018 Eurasian Development Bank: Monthly Review: November 2018; 07.12.2018 Fitch Ratings: Global Economic Outlook - December 2018; 05.12.2018 World Bank: Russia Economic Report; 04.12.2018; Yoki Okawa, Apurva Sanghi (World Bank):

Potential Growth - Outlook and Options for the Russian Federation; December 2018 Alfa Bank: Investor Confidence Index; 03.12.2018 Analytical Center of the Russian Government: Current trends in the Russian Economy; October:

Dynamics and structure of investments in fixed capital; Charts am Schluss der Monatsberichte Ulrich Rathfelder (Helaba): Russland - Zuwenig Training für Strukturwandel; Kapitalmarktausblick

2019; 26.11.2018 Nikolai Kondrashov (HSE, Development Center): Medium-term forecast of the development of the

Russian economy for 2019–2021; 22.11.2018. Sergey Smirnov (HSE, Development Center): Consensus-Forecast: Survey of professional

forecasters: GDP growth is approximately at 1.5% per year in the perspective of another six years; 22.11.2018

OECD: Economic Outlook – Russia; 21.11.2018 CESifo: ifo Weltwirtschaftsklima verschlechtert sich abermals; 12.11.2018; englisch: World

Economic Survey; deutsch: ifo Schnelldienst Macro Advisory: Macro Monthly November 2018 – Summary and Sanctions; November 2018 EU-Kommission: European Economic Forecast, Autumn 2018: Russian Federation; 08.11.2018 Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche, WIIW: Neue wiiw-Prognose für Mittel-, Ost-

und Südosteuropa (MOSOE) 2018-2020: Robustes Wachstum bei erhöhten negativen Risiken; + Russia Overview, 07.11.2018

Prognosen deutscher Konjunkturforschungsinstitute: ifo Institut München: ifo Konjunkturprognose Winter 2018; 13.12.2018 IWH Halle: Konjunktur in Deutschland und der Welt verliert an Dynamik; 13.12.2018 Kiel Institut für Weltwirtschaft: Weltwirtschaft mit weniger Schwung; 12.12.2018 DIW Berlin: Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung im Winter 2018; 12.12.2018

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Medienberichte, Kommentare, Interviews, Studien: Rustem Falyakhov: "Stagnant pit": the sad results of 2018; Gazeta.ru; 30.12.2018 Natalia Eremina: Put up a pig: the new year will drive up prices; Gazeta.ru, 29.12.2018 news.sarbc.ru: New stagnation. In 2018, the Russians continued to grow poorer and suffer;

27.12.2018 Eduard Steiner: Wirtschaftskrise: Die Russen ahnen, was da wirklich kommt; Die Welt, 27.12.2018 Ilya Arkipov et al.: Russia's Oil Bosses Brush Off Crude Price Drop; Russia hardly worried as budget

based on $42/bbl: Finmin; Bloomberg, 26.12.2018 Reuters: Russia appoints economy ministry official to head statistics agency; 24.12.2018 Viktor Heese: Russland bald stärkste Volkswirtschaft Europas und fünftgrößte der Welt? Telepolis,

22.12.2018 Finam.ru: 10 economic results of the year and forecasts for 2019; 21.12.2018 Milena Bakhvalova: Prepare for the worst, hope for the be st ; Banki.ru, 21.12.2018 Eduard Steiner: Für Putins gebeuteltes Reich schlägt jetzt die Stunde der Wahrheit; Die Welt,

20.12.2018 Factograph.Info; RFE/RL: Goals and tread: how can Russia “enter another league of economies”?

20.12.2018 Albert Koshkarov: Runaway dollars: is record capital outflow dangerous for Russia? Bankir.ru,

19.12.2018 Henry Meyer, Jake Rudnitzky: Europe Is Getting Soft on Russia. Investors Just Want Clarity; Bloomberg,

19.12.2018 Moses Gelman: While the population saves on products, the Ministry of Finance is “bathing” in

money; promved.ru; December 2018 George Panin: Economists summed up the year 2018; Katya Frenkel, head of analytical

department of FinIst, especially for Rossiyskaya Gazeta; 17.12.2018 Apurva Sanghi (World Bank): Russia’s Potential to Double its Potential Growth; World Bank; in

Russisch: Kommersant, 17.12.2018 Julius von Freytag-Loringhoven: Gaidar-Naumann Forum: Wir stehen vor gewaltigen

Herausforderungen; Friedrich Naumann Stiftung; 17.12.2018 Dmitry Dolgin (ING): Russia: Facing lean Christmas due to stringent budget; 13.12.2018 Kommersant: Russia's budget surplus for 11 months reached 3.7%; 13.12.2018 TASS: Oreshkin said the government did not remove the privatization topic from the agenda;

12.12.2018 Anton Feinberg: Extraction of raw materials provided a quarter of the growth of the Russian

economy; rbc.ru zu neuer Rosstat-BIP-Schätzung im dritten Quartal; 12.12.2018 Bank of Finland (BOFIT): Ruble rate holds steady despite falling oil prices and Kerch Strait

skirmish; 07.12.2018 Tatyana Kulistikova: Economy without drivers. For the first time since 2012, growth in the

agricultural sector is projected below GDP; Agroinvestor; 07.12.2018 Dmitry Dolgin (ING): Russia 2019: Risk-averse mode; 03.12.2018 Anton Feinberg: Forecast imbalance: why Russia predicts a moderate growth rate; rbc.ru,

03.12.2018 Natalia Orlova, Valenya Volgareva (Alfa Bank): Macro Insights - Retail lending market Lending

overheating? Not yet, but warrants watching; 27.11.2018 Ekaterina Katkova: "Stagnant pit": where Russia is already 10 years old; Gazeta.ru, 27.11.2018 Olga Ageeva: Economists have identified the main risks to the Russian economy in 2019; GDP

growth rates will not exceed 1.6-1.9% in the next three years, the Higher School of Economics Development Center expects; rbc.ru; 24.11.2018

Ivan Tkachev, Yulia Storostina, Olga Ageeva: The struggle for 3%: how realistic is the economic forecast to 2036, rbc.ru, 23.11.2018

BOFIT (Bank of Finland): Russian economic growth slows in the third quarter, with signs of a possible pick-up in October; 23.11.2018

Miodrag Soric: Russland und der Ölpreis-Verfall; Deutsche Welle, 23.11.2018 Natalja Dembinskaja: 50 Dollar und niedriger: So tief könnte der Ölpreis abstürzen;

Sputnik.news.com; 22.11.2018 Rustem Falyakhov: Worst nightmare: Russia will face a failed year; Gazeta.ru, 22.11.2018 Gunter Deuber, Andreas Schwabe (Raiffeisen Bank International): Zwischen Stabilitätspolitik

und Sanktionsrisiken; in: Deutsch-Russisches Wirtschaftsjahrbuch 2018/2019; owc.de, 21.11.2018

Tatyana Lomskaya: Rosstat found an investment boom in Russia; Vedomosti, 20.11.2018

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Dmitry Dolgin (ING): Russia: Post-electoral blues continues; 20.11.2018 The Bell: Geopolitics — not the oil price — is now driving the ruble; 17.11.2018 Natasha Doll: Here's One Measure That Shows Sanctions on Russia are Working; Bloomberg,

16.11.2018 BOFIT (Bank of Finland): As the ruble weakens, Russian import spending growth lags export

earnings growth; BOFIT Weekly, 16.11.2018 Raiffeisen Capital Management: Russlands Regierung vor großen Herausforderungen;

aktiencheck.de, 14.11.2018 bne intellinews.com: Capital flight from Russia triples y/y to $42.2bn in January-October;

13.11.2018 Anatoly Chubais (Vorstandsvorsitzender Rosnano) im snob.ru-Interview mit S.Tsekhmistrenko, S.

Alexandrov: Democracy is not needed for innovation in Russia; 12.11.2018 Standard & Poor’s: How Russia’s Investment Plans Might Affect Economic Growth And Corporate

Credit Quality; 12.11.2018 www.finam.ru: Seven exciting questions about the Russian economy; 09.11.2018 BOFIT (Bank of Finland): National Welfare Fund holds 76 billion dollars; assets expected to rise

before the end of the year; BOFIT Weekly, 09.11.2018 BOFIT (Bank of Finland): Russia’s ranking improves slightly and China’s considerably in World

Bank’s Doing Business index; BOFIT Weekly, 09.11.2018 www.finam.ru: Seven exciting questions about the Russian economy; 09.11.2018 Julius von Freytag-Loringhoven: Ein Fall für Putin? Die Rentenreform in Russland zeigt

Schwächen im System Putin; Friedrich Naumann Stiftung; 27.09.2018 Anders Aslund (Atlantic Council): Die Folgen der Putin’schen Kriege; Project Syndicate;

03.09.2018

OAOEV, AHK, GTAI, WKO zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland OAOEV-Vorsitzender Dr. Wolfgang Büchele im Spiegel-Online-Interview mit Benjamin Bidder: US-

Sanktionen gegen Russland - "Die Verunsicherung hilft den Amerikanern"; 22.12.2018 OAOEV, AHK: Geschäftsklima-Umfrage Russland 2019 des Ost-Ausschuss - Osteuropavereins

der Deutschen Wirtschaft (OAOEV) und der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK): Sanktionen bremsen Erholung der russischen Wirtschaft; 18.12.2018

André Ballin: Geschäftsklima-Umfrage: Deutsche Wirtschaft fürchtet um Russlandgeschäft; Handelsblatt, 18.12.2018

Matthias Schepp (Vorstandsvorsitzender AHK Moskau) im Interview mit Burkhard Ewert, Neue Osnabrücker Zeitung: Deutsche Wirtschaft: Russland-Sanktionen werden übererfüllt; 13.12.2018

Matthias Schepp (Vorstandsvorsitzender AHK Moskau) im Interview mit RT Deutsch: Sanktionen sind leider zu einem beinahe täglichen Mittel der Politik geworden; RT Deutsch; 24.11.2018

Hans-Jürgen Wittmann (GTAI): Wirtschaftsausblick – Russland (November 2018): Verhaltene Wachstumsaussichten für 2019; 18.12.2018

GTAI: Wirtschaftsdaten kompakt – Russland; 27.11.2018 AHK Moskau/GTAI: Branchencheck Russland 2018; November 2018 AHK, GTAI, Deutsche Botschaft: Russland in Zahlen – Herbst 2018; November 2018 WKO Außenwirtschaft Austria: Länderprofil Russland; Oktober 2018 WKO Außenwirtschaft Austria: Aussenwirtschaft Update Russische Föderation, September 2018

Russische Regierung zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik in RusslandBerichte der Regierung, insb. des Wirtschaftsministeriums: Finanzministerium: Interview of Minister of Finance Anton Siluanov to the channel "Russia 24" on

the prospects of the Russian economy and the main tasks for 2019; Video, 23 Min., 27.12.2018 Kommersant: Russia's budget surplus for 11 months reached 3.7%; 13.12.2018 Wirtschaftsminister Maxim Oreshkin im Interview mit RT.com: ‘Let’s switch to euro’: Russia backs

EU’s bid to shift away from dollar, economy minister says; 30-Minuten-Video in Englisch; Wirtschaftsministerium veröffentlichte das RT-Interview in Russisch; 24.12.2018

Kommersant: Maxim Oreshkin called the beginning of 2019 difficult for the Russian economy; 24.12.2018

Wirtschaftsministerium: Bild der Produktion – Dezember 2018; 19.12.2018Presseberichte dazu: Yandex-Presselinks

Wirtschaftsministerium: Bild der Wirtschaft – November 2018; 12.12.2018 Wirtschaftsministerium: Außenhandel Januar bis September 2018; 20.11.2018 Wirtschaftsministerium: Maxim Oreshkin: In 2020, economic growth will accelerate to 2.0%, and

later consolidate above the mark of 3%; Rede im Föderationsrat, 03.10.2018

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Consultant.ru: The Ministry of Economic Development of Russia has prepared a favorable forecast for the development of Russia for the period up to 2024; 02.10.2018

Wirtschaftsministerium: Prognose der sozio-ökonomischen Entwicklung der Russischen Föderation bis 2024; 01.10.2018

Russische Regierung, Ministerpräsident: The main activities of the government of the Russian Federation for the period up to 2024; 01.10.2018

Prognose des Wirtschaftsministeriums bis 2036 vom 28.11.2018: Wirtschaftsministerium: Forecast of the socio-economic development of the Russian Federation

for the period up to 2036; 28.11.2018 Wirtschaftsministerium: Maxim Oreshkin: Forecast until 2036 is an attempt to look at long-term

trends; 22.11.2018 Ivan Tkachev: The Ministry of Economic Development predicted the growth of incomes of

Russians until 2036; rbc.ru, 29.11.2018 George Yashunsky: Ministry of Economic Development drew the image of Russia of the distant

future; Vedomosti, 28.11.2018 Ivan Tkachev, Yulia Storostina, Olga Ageeva: The struggle for 3%: how realistic is the economic

forecast to 2036, rbc.ru, 23.11.2018 Evgenia Kryuchkova, Dmitry Butrin: Race to exhausting - Forecast of the Ministry of Economy until

2036 approved by the government; Kommersant, 23.11.2018

Russische Zentralbank zu Konjunktur und Geldpolitik; mit Presseberichten zur Geldpolitik:Zentralbankpräsidentin Nabiullina zur Geldpolitik Zentralbankpräsidentin Elvira Nabiullina im Komsomolskaya Pravda-Interview mit Evgeny

Belyakov: „Our task is to make it profitable for people to keep money in rubles”; 25.12.2018 Russische Zentralbank, CBR: Speech by the Chairman of the Bank of Russia Elvira Nabiullina at

a plenary meeting of the State Duma on November 21, 2018; mit Charts

Leitzinserhöhung auf 7,75 Prozent am 14.12.2018 Russische Zentralbank, Pressemitteilung: The Bank of Russia raises the key rate by 0.25 pp to

7.75% p.a.; cbr.ru, 14.12.2018 CBR: Statement by Bank of Russia Governor Elvira Nabiullina in follow-up to Board of Directors

meeting 14 December 2018; Mitschrift und Video mit englischer Übersetzung; 14.12.2018 Russische Zentralbank, CBR: Monetary Policy Report, russisch; englisch; 14.12.2018 BOFIT (Bank of Finland): CBR raises key rate and announces resumption of the fiscal-rule forex

buying in January; BOFIT Weekly, 21.21.2018 Tatyana Gladysheva: Heavy on the rise: what the Central Bank expects from the Russian

economy in 2019; GDP will grow more slowly, and oil prices will decline faster, but by 2020 the situation will start to improve; Izvestia; 17.12.2018

Natalia Orlova (Alfa Bank): Distracting maneuver. Why the Central Bank, contrary to expectations, raised the rate; Forbes Russia, 18.12.2018

Alexey Antonov (Alor Broker): How much will the ruble weaken due to the policy of the Central Bank? Forbes.ru, 17.12.2018

Roman Markelov: The bet is done. Who won? rg.ru; 16.12.2018 Ben Aris, Vadim Dumes: Russia's central bank hikes policy rate 25bp to 7.75% in cautious move;

www.intellinews.com; 14.12.2018 Anna Andrianova: Russia Unexpectedly Hikes Rate Before Risk-Loaded Quarter; Bloomberg; Moscow

Times: Russia Unexpectedly Hikes Interest Rate as Inflation Risks Mount; 14.12.2018 Pavel Kazarnovsky, Ekaterina Litova: A game of anticipation: why did the Central Bank raise the

key rate for the second time in a year? rbc.ru, 14.12.2018 Julia Krivoshapko: Central Bank admits the possibility of accelerating inflation to 6 percent;

rg.ru, 14.12.2018 Alexey Avdeev (Head of Refinitiv): The turn of the monetary policy of the Central Bank: the

results of the three-year cycle of reducing the key rate; 1prime.ru; 14.12.2018 Dmitry Dolgin (ING): Key rate raised to 7.75%; Central Bank less certain about future; 14.12.2018 Dmitry Dolgin (ING): Russia central bank preview: Still no strong case for a hike; 11.12.2018 Christian Steiner: Russische Notenbank überrascht mit weiterer Zinserhöhung; NZZ, 14.12.2018 finanzmarktwelt.de: Russland: Unerwartete Zinsanhebung; mit Rubel/Dollar-Chart; 14.12.2018 Focus/dpa: Russische Notenbank hebt Leitzins überraschend an; 14.12.2018

Sonstige Berichte von Medien und Zentralbank zu Geldpolitik und Konjunktur

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Vestifinance.ru: Rosstat: Inflation in Russia amounted to 4.2% in 2018; 29.12.2018 Evgeny Malykhin: How the new policy of the Central Bank and the Fed will affect the ruble rate;

Forbes Russia, 26.12.2018 Alexei Vedev (Gaidar Institute), Maxim Osadchy (BKF Bank): What Monetary Policy the Central

Bank Should Pursue; RBC.ru, 20.12.2018 Zentralbank, CBR: Russian Economic Outlook and Monetary Policy; December 2018;

Präsentation im Investor Relations Program der Zentralbank (in Englisch) Zentralbank, CBR: Monetary Policy Report, russisch; Summary; 14.12.2018 UrduPoint News: Central Bank Analysts Expect Russian GPD Growth For 2018 To Be At 1.6-1.7%;

06.12.2018 Zentralbank, CBR: О ЧЕМ ГОВОРЯТ ТРЕНДЫ Макроэкономика и рынки; monatliches Makro-

Bulletin, nach 3 Wochen in Englisch „Talking Trends“; Pressemitteilung zur November-Ausgabe; The policy of the Bank of Russia contributes to fixing inflation near the target level, 06.12.2018

CBR: Monatsbericht Wirtschaft: Fakten, Schätzungen, Kommentare; russ.+englisch, 06.12.2018 CBR: Monatsbericht Preise: Fakten, Schätzungen, Kommentare; russisch; +englisch, 26.11.2018 CBR: Guidelines for the Single State Monetary Policy (russisch); englische Übersetzung;

26.10.2018

Zentralbankstatistik: Central Bank of Russia: Statistical Bulletin November 2018; 17.12.2018

Konjunkturstatistiken mit PresseberichtenRevision der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung am 29.12.2018: Yandex-Presse-Links Rosstat: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung; mit neuen Wachstumsraten 2016 und 2017 Anton Feinberg: Rosstat reported no recession in 2016; RBC.ru; 29.12.2018

Rosstat: Monatliche Konjunkturdaten: Rosstat: „Main Economic and Social Indicators“; Tabelle in Englisch; Veröffentlichungstermine Rosstat: „Short-term Economic Indicators“, Konjunkturdaten in Russisch+englische Überschriften Yandex-Presselinks zu Berichten zu Einkommen und Einzelhandel und Arbeitslosigkeit: BOFIT (Bank of Finland): Modest growth in Russian industrial output continues; BOFIT Weekly,

21.12.2018 Interfax.ru: Real incomes of the population of the Russian Federation in November fell by 2.9%;

19.12.2018 Julia Starostina: Real incomes of Russians returned to fall; rbc.ru, 19.12.2018

Sonstige Rosstat-Konjunkturberichte (Links und Veröffentlichungstermine): Rosstat: Industrieproduktion November 2018; 17.12.2018 Rosstat: Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2018 nach Entstehungsbereichen; 12.12.2018; Rosstat: Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2018 nach Verwendungsbereichen; 02.10.2018 Rosstat: Statistiken und Mitteilungen zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Zentralbankstatistik:Central Bank of Russia: Statistical Bulletin November 2018; 17.12.2018