Weiße Magie - · PDF fileDie magische Kraft des Hexagramms 41 ... eine Einweihung...

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Matthias Mala Weiße Magie

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Matthias Mala

Weiße Magie

Matthias Mala

Weiße Magie

Ansata Verlag

Ansata ist ein Verlag der Verlagsgruppe

Random House GmbH.

ISBN-10: 3-7787-7302-X

ISBN-13: 978-3-7787-7302-4

1. Auflage 2006

Copyright © 2006 by Ansata Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Alle Rechte sind vorbehalten. Printed in Germany.

Zeichnungen: Matthias Mala

Einbandgestaltung: Hauptmann und Kompanie

Werbeagentur, München – Zürich

unter Verwendung eines Fotos von © G. Kalt/Zefa/CORBIS

Herstellung: Helga Schörnig

Satz: C. Schaber Datentechnik, Wels

Druck und Bindung: Westermann Druck Zwickau GmbH

Inhalt

Teil 1

Den Raum der weißen Magie entdecken 9

Weiße Magie ist streitbar 17

Eine streitbare Visualisation 19

Weiße Magie ist machtvoll 21

Ein kleines machtvolles Ritual 24

Eingeweiht ist, wer den magischen Raum betritt 27

Die Ahnung vom magischen Raum

als Einweihungsritual 27

Die Kunst, einen Zauber zu beenden 35

Vor dem ersten Zauber steht die Konfrontation 36

Die magische Kraft des Hexagramms 41

Magische Zeichen lesen lernen 42

Das Hexagramm als magisches Siegel 43

Das Hexagrammritual 47

Die magische Kraft des Pentagramms 59

Das verkehrte Pentagramm 60

Das einfache Pentagrammritual 63

Das große Pentagrammritual 65

Die Zauberkraft der Elemente 68

Die Anrufung der Engel 75

Weiße Magie ist frei 80

Die Bannung unerwünschter Geister 83

Was ein Ritual besitzen sollte 89

Das Ritual ohne Ritual 93

Teil 2

Die Zauberkraft der weißen Magie nutzen 107

Der zauberhafte Schutz der weißen Magie 109

Amulette wählen und weihen 113

Baumzauber 131

Den Haussegen bewahren 135

Dem Bösen die Stirn bieten 145

Zauberei in der Küche 156

Heilzauber 167

Weiße Magie macht das Leben leichter 173

Sigill, das Siegel für den starken Zauber 176

Seht mich an und straft meine Feinde 182

Wenn ich einmal reich wär 187

Automatischer Zauber 189

Wo die Liebe hinfällt, ist es zauberhaft 192

Anhang 207

Magische Hilfsmittel 207

Zaubersprüche 216

Hört, hört, hört, allgütige Geister! Euresgleichen ruft euch.Ich rufe euch.

Hört, hört, hört! Ich rufe an die Macht der Erde. Ich rufe andie Macht des Feuers. Ich rufe an die Macht des Wassers. Ichrufe an die Macht der Winde. Ich rufe an die Macht des Mon-des. Ich rufe an die Macht der Sonne. Ich rufe an die Macht desHimmels.

Hört, hört, hört! Kommt hernieder und erhebt mich. Kommthernieder und erkennt mich. Kommt hernieder und wappnetmich. Kommt hernieder und befriedet mich.

Hört, hört, hört, allgütige Geister. Seht, mein Licht ist untereuch. Seht, mein Licht ist in euch. Seht, mein Licht ist übereuch. Bewahrt unser Licht.

Hört, hört, hört! Unermesslich ist die Flamme, die michnährt. Unermesslich ist der Raum, in dem ich walte. Uner-messlich ist die Zeit, in der ich wirke. Unermesslich ist derGeist, der mich beseelt. Unermesslich ist seine Gnade.

Hört, hört, hört! Ich wahre die Leidenschaft in meinen Len-den. Ich wahre das Feuer in meinem Herzen. Ich wahre dasLicht in meiner Seele. Ich wahre meinen Namen, den nochniemand vernommen.

Hört, hört, hört, allgütige Geister! Ich rufe euch zu eures-gleichen.

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Teil 1

Den Raum der weißen Magie

entdecken

Magie ist Raum. Wer den magischen Raum betreten möchte,

muss diesen Raum in sich suchen. Er ist ein Abbild der Wirklichkeit.

Seine Zeichen und Bilder sind die Instrumente des Magiers. Sie zu beleben, ist Zauber.

Bis zu diesem Morgen hatte Carola kaum Ahnung von Magie gehabt,

und von weißer Magie schon gar nicht. Sie ahnte aber, dass das, was sich

dort am Horizont auf sie zu bewegte, nichts Alltägliches war. Es war die

Bedrohung, die sie seit langem befürchtete. Nun also sollte sie Wirklich-

keit werden, sie aus ihrem Leben reißen und den gewohnten Gleichklang

für immer zerstören. Gleichzeitig wusste sie, dass Flucht unmöglich war.

Denn das, was da auf sie zukam, galt nur ihr ganz allein. Ihr Mann, der

hinter ihr auf der Terrasse saß, würde von all dem nichts mitbekommen.

Er würde aber darunter leiden, sobald dieser kalte Hauch Carola gestreift

und das Unglück sie ereilt hatte. Carola wusste, dass sie sich nicht da-

gegen wehren konnte. Die Kraft, die sie zu übermannen drohte, würde

stärker sein als sie. Dies sah sie, und gleichzeitig spürte sie, wie sie sich

verspannte, wie sie bis in die letzte Faser ihres Seins Widerstand bot.

Die Bedrohung löste sich vom Horizont und flog auf sie zu. Wenige

Atemzüge noch, dann würde sie von ihr erfasst werden. Da erkannte sie

jäh: Ihr Widerstand war die Macht des Übels. Sie nährte es durch ihre

Gegnerschaft. Ebenso jäh erkannte sie, was es bedeutete, nicht fliehen

und sich nicht widersetzen zu können. Sie zog die Luft tief ein und löste

sich mit dem Ausatmen. Nun war sie ganz entspannt. Sie setzte der Be-

drohung nichts mehr entgegen. Dies tat sie nicht, weil sie sich als Opfer

empfand, sondern weil sie um die Ursache wusste. Es war ihre Angst.

Die Bedrohung war ihre Angst. Jetzt wehrte sie sich zum ersten Mal

nicht mehr gegen diese Angst. Dieser Augenblick veränderte alles. Sie

konnte ihre Angst nicht bezwingen, also nahm sie sie an. Sie lud sie ein.

Die übermächtige Bedrohung, die sie gerade mit kaltem Griff pa-

cken wollte, verlangsamte sich, kam zum Stillstand und verharrte. Ca-

rola war furchtlos und still. Sie spürte, wie sie sehr weit wurde, weit und11

Den Raum der weißen Magie entdecken

durchlässig und doch gesammelt. Die Angst war nicht mehr außerhalb

von ihr, sondern in dieser Weite in ihr, und dort war sie harmlos. Die

Angst war sie selbst und konnte ihr deshalb nicht mehr gefährlich wer-

den. Sie konnte sich nicht mehr gegen sie wenden. Die übermächtige

Bedrohung verblasste, lief aus wie eine Woge am Strand. – Carola hatte

die Kraft der weißen Magie erfahren. Erkennen, zulassen, lösen. Das

war das Geheimnis. Ein magisches Dreieck der Handlung. Es war nun

auch ihr Geheimnis. Sie durfte es erfahren und lösen, weil sie es fraglos

gewagt hatte, das herkömmliche Muster der Bedrohung zu verlassen.

Die folgenden Beschreibungen und Übungen zur weißen Magiemachen Sie zunehmend mit dem magischen Wirken vertraut.Sie werden den magischen Raum erkunden und die Kräfte er-proben, die Ihnen dabei zur Seite stehen. Dadurch werden Sieeine Einweihung erfahren. Die eigentlichen Geheimnisse derMagie, die Sie dabei entschlüsseln dürfen, stehen indes nur zwi-schen den Zeilen. Denn diese Einführung in die Magie ist nurein Wegweiser respektive ein fein gegliederter Plan, der Sie inund durch den magischen Raum führen wird. Sie aber werdenden skizzierten Weg gehen. Sie werden den Raum entdeckenund die Macht der weißen Magie erfassen.

Wenn Sie diesem Weg folgen, werden Sie am Ende die Ge-heimnisse der Magie geborgen haben. Doch dabei handelt essich nicht um die beschriebenen Rituale und Übungen. Siesind nur die Schlüssel zu den verborgenen Schätzen. Das ei-gentliche Geheimnis der Magie ist und bleibt Ihre persönlicheSchau, das nicht mit Worten fassbare Empfinden und schließ-lich die Tatsache, dass Sie sich nunmehr in und mit einemRaum bewegen, der weit größer ist als Sie selbst. Zu den Ge-heimnissen, die Sie entdecken werden, zählt aber auch die Ge-

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Den Raum der weißen Magie entdecken

wissheit, dass Sie mit Ihrer Bewegung ebenfalls Kräfte bewe-gen, welche die Wirklichkeit beeinflussen und verändern. Daswahre Geheimnis aber ist die Erfahrung, dass weiße Magienicht nur ein geistiges Phänomen ist. Ja, sie wirkt!

Bevor Sie sich nun überlegen, was Sie mit dieser Ihnen zu-wachsenden Kraft anfangen, sollten Sie sich der Verpflichtungbewusst werden, die Sie eingehen, wenn Sie mit magischenKräften arbeiten wollen. Weiße Magie ist zwar machtvoll undstreitbar, aber sie ist niemals destruktiv. Vor allem aber wäresie die grundverkehrte Kraft, sofern Sie hoffen, mit ihrer HilfeIhr Ego nähren und sich über Ihre Mitwelt erheben zu kön-nen. Halten Sie sich lieber an den Leitsatz: »Tu, was du weißtund willst und schade niemandem.« Dann befinden Sie sichauf dem richtigen Weg, diese Kraft zu mehren und ein weißerund vor allem ein weiser Magier zu werden.

Der Leitsatz besagt vor allem, dass weiße Magie auf einemWissen beruht. Es ist nicht das Wissen über viele Rituale, son-dern das Wissen Ihres Herzens um den magischen Raum. Es istein Wissen um die Heimat Ihrer Magie. Auch besagt das »Tu,was du weißt«, dass Sie sich, bevor Sie einen Zauber beginnen,über seine Konsequenzen im Klaren sein sollten. Sie solltenwissen, was Sie tun. Das heißt, Sie sollten Ihren Zauber zu jederZeit verantworten können. Erst dann wird Ihnen die Freiheiteingeräumt zu tun, was Sie wollen. Diese Freiheit wird aller-dings dadurch beschränkt, dass Sie niemandem durch IhreMagie schaden sollen. Das bedeutet: Ihre Freiheit endet dort, wodie Freiheit Ihres Nächsten beginnt. Weiße Magie ist demnacheine rücksichtsvolle, eine soziale Magie. Die Mahnung, nieman-dem zu schaden, ist bestimmt auch eine eigennützige. Dennwenn wir unserem Nächsten schaden, schaden wir mittelbar

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Den Raum der weißen Magie entdecken

auch uns selbst, zumindest nach dem magischen Prinzip, dem-zufolge alles, was wir tun, auf uns selbst zurückfällt.

Was aber ist, wenn wir einen Angreifer abwehren und ihmdabei seine eigene böse Kraft zurückschicken? Müssen wiruns dann fürchten, wieder von dieser Kraft getroffen zu wer-den? Ganz sicher nicht. Denn wir schaden einem solchen An-greifer nicht. Er schadet allein sich selbst. Auf ihn fällt nur zurück, was er uns sandte. Dies erinnert an die Sage vom Basi-lisken, einer Schimäre aus Hahn und Schlange, die einenbösen Hauch verbreitet und alles tötet, was sie ansieht. Ein Ba-silisk wird dadurch bekämpft, dass man ihm einen Spiegel vor-hält. Er sieht sich im Spiegel und platzt an seiner eigenen Bos-heit. In diesem Sinne ist ein Weißmagier ein Drachentöter, derdas Übel mit dessen eigenem Pesthauch vernichtet.

Damit kommen wir zur wesentlichen Aufgabe der weißenMagie, nämlich ihrem konstruktiven Wirken und ihrem Bestre-ben, Harmonien anzustimmen und zu erhalten. Schließlichwird die weiße Magie gemeinhin und aus gutem Grund vorallem als Schutzzauberei verstanden, durch die Personen, Fami-lien, Wohnung und Besitz vor Schaden bewahrt werden sollen.Dies beginnt mit der Auswahl eines Amuletts und reicht überden Schwellensegen für das Haus, bei dem die Zeichen C+M+Bmit Kreide an die Haustür geschrieben werden, bis hin zumWetterzauber, der das Haus vor Blitzschlag schützen soll. Er-gänzend zum Blitzableiter wird noch heute vielerorts ein Wet-terkreuz errichtet, das die Blitze vom Haus ablenken soll.

Weiße Magie bietet aber nicht nur Schutz. Formen des Lie-beszaubers zählen ebenso zu ihr wie der Trennungszauber,wenn die Liebe wieder abkühlt. Der Heilzauber ist genauso einweißmagischer Zauber wie der erwähnte Abwehrzauber, der

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Den Raum der weißen Magie entdecken

dafür sorgt, dass der Feind in seiner eigenen Bosheit kocht.Mit weißer Magie können Sie auch Ängste und Sorgen lin-dern, indem Sie Kräfte sichtbar machen und dadurch den Blickauf das Gegenwärtige verändern. Einen veränderten Blick be-wirkt auch die Zukunftsschau, die gleichfalls zur weißenMagie gezählt wird. Der Blick in die Zukunft erlaubt uns auch,magische Strategien zu entwickeln, um unser Geschick zumGuten zu wenden. Gleichzeitig schult der Umgang mit weiß-magischen Praktiken unsere Intuition. Wir wissen früher unddeutlicher, was unsere Mitmenschen bewegt, was sie verber-gen und was sie sich erhoffen, weil wir tiefer blicken und ihrevorgehaltenen Masken keine Hindernisse mehr sind.

Die folgenden Anleitungen aus dem breiten Spektrum derMagie stellen eine Auswahl dar und wollen Sie anregen, selbstkreativ zu werden und durch Rollenspiel und Einsatz von Sym-bolen Ihre persönliche Zaubersprache zu finden. So wirkt dasPrinzip der Einweihung fort, wonach Sie sich selbst Meisterund Schüler sind: Sie lernen von sich und durch Ihre Praxis.Dadurch bekommt Ihre Magie eine ganz persönliche und un-verwechselbare Note, denn die Energie, die Sie bewegen, wirdzu Ihrer eigenen Kraft. In dieser Weise beweist sich weißeMagie als eine schöpferische Kraft, denn der Zuwachs an Kraftbedeutet auch ein Mehr an Charisma und Lebensweisheit.

Damit nähern Sie sich dem eigentlichen Kern der weißenMagie, denn mit Entstehung der Gnosis vor mehr als 2000Jahren wurde weiße Magie als ein Weg der Gotteserkenntnisverstanden. Heute formuliert man diesen Anspruch etwas be-scheidener und versteht weiße Magie als einen Weg zur Selbst-erkenntnis, denn jeder, der sich mit weißer Magie beschäftigt,wird sich und seinen Platz in der Welt umfassender betrach-

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Den Raum der weißen Magie entdecken

ten. Er wird sich in Bezug zu seiner Mit- und Umwelt setzenund sein Handeln reflektieren.

Durch Ihre Zauberhandlung verändert sich Ihr Blick für dieZusammenhänge. Sie sehen nicht nur die materiellen Verknüp-fungen, sondern beachten auch die seelischen und geistigenVerflechtungen, in denen wir uns bewegen. Sie erkennen IhrePerson als vergänglichen Schein und entdecken gleichzeitigden Raum, in dem Ihre Seele zu Hause ist. Ihre Zauberhand-lung wird also immer weniger ein Mittel zum Zweck sein. Viel-mehr wird sie sich mehr und mehr selbst zum Zweck, nämlichzur Möglichkeit, in kontemplative Zwiesprache mit der Welt zutreten. Sind Sie auf diesem Weg erst so weit vorgedrungen, wirdIhnen die weiße Magie, oder besser gesagt ihr Raum, zum all-täglichen Begleiter, auch wenn Sie vermutlich immer wenigerkonkrete Zauber ausüben. Denn noch ehe Sie mit einer Zauber-handlung beginnen, wird der Raum die Wirklichkeit geglättethaben und Ihnen Einsicht in eine himmlische Führung gewäh-ren, der Sie zunehmend vertrauen werden. Immerhin folgenSie dem Pfad der alten Meister, die sich darum bemühten, hin-ter ihrem zauberischen Wirken den Schöpfer zu erkennen.Denn auch den alten Magiern ging es letztlich nicht um diesichtbare Zauberhandlung, sondern um das innere Ritual, indem sich ihr Geist mit dem Höchsten vermählte. Dass siegleichwohl auf die Zauberhandlung nicht verzichteten, war fürsie ein Ausdruck ihrer Bescheidenheit und Demut, denn sie ver-sagten sich der Wirklichkeit nicht und verstanden ihre Begna-dung auch als eine Verpflichtung, ihrer Mitwelt durch die Kraftihrer Magie zu helfen.

Wenn Sie also wirklich erfahren wollen, was weiße Magieist, sollten Sie sich zunächst damit beschäftigen, was weiße

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Den Raum der weißen Magie entdecken

Magie nicht ist. Denn: »Zum Magier wird, wer weiß, was Magienicht ist.« Vor allem sollten Sie die weiße Magie weder über-höhen noch zur Kuschelmagie verniedlichen, denn dadurchwürden Sie die Magie in weite Ferne entrücken und sich denZugang zu ihr verschließen.

Nähern Sie sich der weißen Magie also nicht mit Glaubens-sätzen oder wohlfeilen Behauptungen wie: Sie darf niemandemschaden. Sie darf den freien Willen eines anderen nicht be-schneiden. Sie soll heilsam und stets konstruktiv sein. Sie sollden Menschen helfen. Sie soll Feinde abwehren, ohne sie zustrafen. Ein weißer Magier soll uneigennützig sein. Seine Magiesoll inneren und äußeren Frieden bringen. – Ja, die weiße Magiewird oft gar als magische Wohlfahrt für jedermann verstanden.

Wer weiße Magie so verstehen will, weiß nichts von ihr undwill auch nichts von ihr wissen. Vielmehr fürchtet er sich vorihrer Kraft, weil er die Grenze zum Unbenennbaren nichtüberschreiten will.

Weiße Magie ist streitbar

Entsprächen die oben aufgezählten Ansprüche der weißenMagie, wäre sie als Ordensregel für eine Gemeinschaft sichselbst verleugnender Mönche gut. Sie wäre vielleicht eineSammlung moralischer Regeln und ethischer Grundsätze,doch niemals Magie. Denn jede Magie ist Macht. Jede Magie

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Weiße Magie ist streitbar

greift in die Welt ein. Auch weiße Magie ist Macht, und wennwir Magie ausüben, wenden wir uns an eine Kraft, die größerund umfassender ist als wir selbst. Durch die weiße Magienehmen wir Anleihe bei dieser Kraft und ihrer Macht. DieseMacht ist nicht negativ, es ist eine durch und durch gute Kraft.Selbst wenn wir wollten, könnten wir sie nicht ins Negativeverkehren. Solange wir weiße Magie betreiben, wenden wiruns an diese gute Kraft. Wollten wir dagegen Schlechtes mitihr bewirken, würde sie sich uns versagen.

Betrachten wir darum nur eine der üblichen vereinfachen-den Forderungen an die weiße Magie näher, nämlich: WeißeMagie darf nicht schaden! Wollen Sie mit Ihrer Magie tat-sächlich keinem schaden, dürfen Sie keine Magie ausüben.Denn durch Magie lenken Sie Kräfte, die Ihre Mitwelt beein-flussen. Lenken Sie zum Beispiel die ungute Energie eines Wi-dersachers auf diesen zurück, so setzen Sie ihn seiner eigenendestruktiven Kraft aus. Diese Kraft wird ihn schädigen. Siewollen ihn damit zwar primär nicht beeinträchtigen, duldendies aber, damit er durch seinen im Grunde selbstverschulde-ten Schaden klug wird und seinen Angriff gegen Sie einstellt.

Doch selbst wenn Sie Ihre Magie nur für sich allein einsetzenund darauf achten, dass Sie die Sphäre keines Mitmenschenverletzen, werden Sie andere Menschen beeinträchtigen. WennSie sich beispielsweise durch eine Verspiegelung schlechtenEnergien entziehen, werden sich diese, sofern sie massiv genugsind, ein anderes Ziel suchen. Oder wenn Sie sich dank IhrerMagie in Ihrer Spiritualität so weit entwickeln, dass Sie die Mo-tive Ihrer Mitmenschen durchschauen und sich in der Folgevon so manchem abwenden, werden Sie diese Menschen durchIhren Rückzug möglicherweise auch schädigen.

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Den Raum der weißen Magie entdecken

Wer von der weißen Magie verlangt, sie solle

schadlos sein, ist weltfremd. Weiße Magie wird vor

allem ausgeübt, um Schaden abzuwenden und

Schutz zu schaffen. Diese Wehrhaftigkeit aber ist

durchaus streitbar.

Eine streitbare VisualisationOft genügt die bildhafte Vorstellung von der Kraft eines Zau-bers, um magischen Schutz zu schaffen. Einmal beriet ichJulia, eine ältere Dame, die in einem Dorf am Rande der Lüne-burger Heide lebt. Ihre Eltern waren vor langer Zeit dort hinge-zogen, aber die Familie war nie so richtig heimisch geworden.Um dennoch eine bessere Bindung zu den Dorfbewohnernaufzubauen, beschäftigte sich Julia nach ihrer Pensionierungmit der Geschichte des Ortes. Sie fand heraus, dass es in die-sem Dorf eine dunkle magische Tradition gab, die über Gene-rationen zurückreichte. Noch immer pflegten zwei FamilienBlutrituale mit Schlachttieren und verdingten sich mit Scha-denszauberei. Diese Information erklärte ihr eine Reihe vonmisslichen Begebenheiten und Ungereimtheiten, und plötz-lich kannte Julia auch den Grund für die schlechte Stimmung,der sie so lange ausgesetzt gewesen war. Ich empfahl ihr einenAbwehrzauber, ein Ritual, in dem sie die schlechten Energienauf deren Verursacher zurücklenken sollte.

Erst war Julia skeptisch, ob sie dies tun dürfe, denn es warwirklich eine sehr kalte, Furcht erregende Stimmung, die sieempfand. Einer solchen Energie dürfe man doch niemandenaussetzen, meinte sie. Sehr richtig, stimmte ich ihr zu, und ge-rade deshalb sollte sie sie an ihre Absender zurückreichen. Dasleuchtete ihr ein, und sie begann sich auszumalen, wie sehr die

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Weiße Magie ist streitbar

beiden Familien an ihrem eigenen üblen Zauber leiden wür-den. Dieser Gedanke löste die kristallisierte Kraft vieler kleinerAngriffe in ihrer Seele, und das Bild, das sie sich von der Wir-kung ihres Gegenzaubers ausmalte, wurde immer bunter undkräftiger. Ich bestärkte sie darin – und unversehens waren wirmitten in einer intensiven Visualisation. Julias Bilder wurdensehr heftig, und ich merkte, dass sie die magische Nachstellungnoch einmal durchlebte, mit dem wesentlichen Unterschied,dass sie nun ihre Widersacher in das Zentrum dieser Kraft visualisierte. Damit machte sie die zentrale Energie für sichhandhabbar. Jetzt konnte sie sie eingrenzen und zurückschi-cken. Hierzu konzentrierte sich Julia auf das Bild der Verursa-cher. Sie umkreiste es und lenkte die gebündelte Zaubermachtschließlich in deren Nacken, wo sie aufgesogen wurde. Dannverblasste das Bild. Julia war lange still und spürte eine heil-same Wärme in sich aufsteigen. So fand sie nach langer Zeitwieder Frieden.

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Den Raum der weißen Magie entdecken

Anmerkung

Julia hatte sich zwar Schreckliches ausgemalt, aber entgegen

ihrer anfänglichen Befürchtung spürte sie, dass sie selbst kei-

nen Schaden angestiftet hatte. Vielmehr hatte sie sich die Wir-

kung des Zaubers vor Augen geführt, dem sie selbst ausgesetzt

war. Doch diesmal entfaltete sich dessen Wirkung unter ihrer

Kontrolle. Die Tatsache, dass Sie nun die Kontrolle über das

zuvor unkontrolliert Erlittene hatte, beflügelte sie und bereitete

ihr geradezu Vergnügen. Für Julia war es ein Befreiungsschlag,

ihre Angst verkehrte sich. Sie nahm sie an und erlebte so etwas

Weiße Magie ist machtvoll

Die Iatromagie – so nannte man einst den Heilzauber – galtlange Zeit als höchste weißmagische Kunst. Ärzte wandten sie auf unterschiedliche Weise an: Vermögende Patienten etwawurden mit zerriebenen Edelsteinen traktiert, die in hoher Do-sierung die Eingeweide mürbe machten, während Ärmere miteinem auf weißes Papier geschriebenen Heilspruch davon-kamen. Der Gedanke »wie oben, so unten« beherrschte den

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Weiße Magie ist machtvoll

wie Lustangst, während sie eine Schwelle überschritt, der sie

sich bislang nicht einmal genähert hatte. Dieser Kitzel weckte

wiederum ihren Mut, mit dieser Kraft zu arbeiten und sie zu-

rückzulenken. Julia erlebte sich im Mittelpunkt des Gesche-

hens. Sie war zum Magier geworden, der den Raum um sich

herum verändern konnte. Erstmals war sie imstande, sich das

Dunkle anzuschauen und es zu beherrschen. So konnte sie sich

schließlich von der Anhaftung an diese Kraft lösen, die unbe-

merkt und unbewusst längst zu einer Bindung geworden war.

Sie schickte das Böse zu seiner Wurzel zurück. Die negative

Energie kreiste nun wieder dort, wo sie erzeugt worden war.

Julia war frei.

Heilzauber. Damit war gemeint, dass sich niedere Sphären aushöheren herausbilden. Folglich galt die irdische Welt letztlichals ein Abbild der Himmelssphäre, wenn auch mit sämtlichenNachteilen, die eine materielle Welt beschränken. Dafür konn-te man, sofern man die Zeichen zu lesen verstand, himmlischeKräfte beschwören und dem Kranken zuführen.

Nach dem Motto, wer heilt, hat Recht, üben sich seit-dem viele im Heilzauber. Handauflegen, Geistheilen, Fernhei-len, Edelsteinheilkunde, Aurasoma-Therapie und viele andere,heute praktizierte Heilmethoden basieren auf uraltem weiß-magischen Wissen. Viele, die diese Magie ausüben, widmen sichihr allerdings vor allem, weil sie die Macht der weißen Magiepersönlich erfahren wollen. Denn Heilkraft zu besitzen gilt vonjeher als Beleg für eine besondere Begnadung und spirituelleGröße. Wer heilt, hat demnach nicht nur Recht, sondern auchdie Macht, in magischer Weise in das Rad des Lebens zu grei-fen. Heilkraft wird vielen Magiern zum Beweis ihrer magischenMacht.

Der Heilzauber zieht selbstverständlich auch Scharlatanean: Beutelschneider und arme Seelen, die mit magischer Machtihr Ego aufbauen wollen. Andere wiederum glauben Scharla-tane zu entdecken, wo sie nur rituelle Trickserei beobachten.So sind die spirituellen Operateure, die Scheinoperationen an Kranken durchführen, immer wieder Ziel selbst ernannterEntlarver. Bei diesen Scheinoperationen wird mittels gewöhn-licher Zaubertricks eine blutige Operation vorgetäuscht, inderen Verlauf der Heiler scheinbar in den Leib des Patientengreift und befallene Innereien herausschneidet.

Die Scheinoperationen, welche die Aufklärer anprangern,sind freilich in der Tat nur ritueller Klimbim. Das tiefere magi-

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Den Raum der weißen Magie entdecken

sche Geschehen bleibt indes verborgen. Auffällig ist jedenfalls,dass alle Heiler, die mit dieser Methode nachweislich Erfolghaben, sehr tiefgläubige Menschen sind. Offensichtlich »ope-rieren« sie mit einer Kraft, die sich nur dem spirituellen Men-schen erschließt. Es gibt natürlich auch genügend Scharlataneunter den Heilern, die sich genau wie die Aufklärer nur an derTrickserei orientieren und deswegen in ihrem Tun wirkungs-los sind. Sie bleiben an der Oberfläche, weshalb ihnen die wir-kende Macht der Magie fehlt.

Für Ihren eigenen Zauber bedeutet dies, dass Sie die Ritualenicht zu gering, aber auch nicht zu hoch erachten sollten. EinRitual ist nicht die Magie selbst, sondern nur das sichtbare Zeichen einer Zauberhandlung. Wenn Sie vor einem magi-schen Hintergrund handeln, wird Ihnen Ihr Ritual zum Me-dium, durch das die Kraft gelenkt und in der Welt wirksamwird. Fehlt der magische Hintergrund, bleibt das Ritual billi-ger Schein. Doch auch hier sollten Sie die Macht der Magienicht gering achten. Viele magische Rituale haben durch ihrehohe Anziehungskraft durchaus die Macht, aus sich herausmagische Energie herbeizuziehen. Das musste schon so man-cher Jugendliche erfahren, der sich leichtfertig auf ein magi-sches Ritual eingelassen hatte.

Wie wenig harmlos eine magische Heilung sein kann, zeigteine Episode, die über Jiddu Krishnamurti, einen der wenigenwahren Weisen, erzählt wird. Krishnamurti, so heißt es, habenach seiner Erleuchtung in den Zwanzigerjahren des letztenJahrhunderts auch Kranke geheilt, die sich mit der Bitte umHeilung an ihn gewandt hatten. Unter anderem soll er einenBlinden sehend gemacht haben. Dieser aber dankte der Mit-welt seine Genesung schlecht, denn er wurde kriminell und

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Weiße Magie ist machtvoll

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Matthias Mala

Weiße Magie - PraxisbuchAnsata Basics

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Ansata

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