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Rudolf Steiner Weiße und schwarze Magie Aus dem Werk "Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole", GA 101 2012 -------------------- Rüggeberg-Verlag

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Rudolf Steiner

Weiße und schwarze Magie

Aus dem Werk "Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole", GA 101

2012--------------------

Rüggeberg-Verlag

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Vorwort

In dem Vortrag über weiße und schwarze Magie erwähnt RudolfSteiner die "Weiße Loge", die er auch sachlich richtig die "Erden-Regierung" nennt: "Es war nun in den verflossenen Zeiten durchausunstatthaft irgendeine magische Verrichtung zu vollziehen, ohne imEinklang zu stehen mit den Leitern der Welt, der «Erden-Regierung»,die man auch nennt die Meister der sogenannten weißen Loge." Sol-che Andeutungen finden sich öfter in den Schriften von Steiner, aberleider nirgends eine konkrete Beschreibung.

Glücklicherweise sind Einzelheiten einer Versammlung der"Erden-Regierung" von Franz Bardon in seinem Buch "Frabato"ausführlich beschrieben worden, sowie auch der Aufbau der "WeißenLoge".

Außerdem beschreibt Franz Bardon Einzelheiten aus dem Wirkeneiner magischen 99er-Loge, deren Aktivitäten in vieler Beziehungdenen gleichen, die von Rudolf Steiner im obigen Vortrag beschriebenworden sind. Noch niemals sind Einzelheiten über die weiße Logeund das wirken eines magischen Ordens so deutlich beschriebenworden wie in dem Buch "Frabato".

Die Veröffentlichung jener magischen Lehren, von denen Frau H.P. Blavatsky noch behauptete, dass sie niemals in Schriften der Öf-fentlichkeit übergeben würden, ist ein ernstes Zeichen und kann wohlnur so gedeutet werden, dass die Aktivitäten schwarzmagischen Ordenund Logen ein erhebliches Übergewicht im Weltgeschehen erlangthaben.

Damit der Leser auch den richtigen Begriff von Magie erhält, habeich mir erlaubt, einen kleinen Abschnitt von Franz Bardon aus „DiePraxis der magischen Evokation” vorauszuschicken.Wuppertal, 28. September 2012Dieter Rüggeberg

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Franz BardonDie Praxis der magischen Evokation

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Magie

Magie ist das höchste Wissen, das es überhaupt auf unserem Planetengibt, denn es lehrt sowohl die metaphysischen als auch die metapsy-chischen Gesetze auf allen Ebenen kennen. Dieses höchste Wissenträgt schon seit Menschengedenken die Benennung Magie, war aberbisher nur besonderen Kreisen, zu denen vorwiegend Hohepriesterund die größten Machthaber gehörten, zugänglich. Als die höchstenEingeweihten galten deshalb immer nur die Magos. Diese wußten vonden wahren Lehren, hüteten sie aber mit aller Strenge. Sie kanntengenau die Synthese nicht nur ihrer eigenen Religion, sondern auchaller übrigen Religionen. Dem Volke dagegen wurde jede Religionnur in Symbolen dargereicht. Erst nach vielen Jahrhunderten kameneinzelne Brocken dieses Wissens, begreiflicherweise sehr verhüllt,auch unter die Menschheit. Da jedoch die überwiegende Zahl derMenschen nicht gesetzmäßig magisch geschult war, konnte sie diesevereinzelten Brocken nur vom individuellen Standpunkt aus begreifenund demzufolge auch nur unzulänglich und einseitig weitergeben.Deshalb ist das magische Wissen ohne jede Übertreibung bis zumheutigen Tage ein Geheimwissen geblieben. Das Begreifen der wah-ren magischen Gesetze hängt von der magischen geistigen Reife einesjeden einzelnen ab. Um die erforderliche Reife zu erlangen, bedarf esunbedingt einer gewissen Vorschulung. Der Leser wird daher meinenHinweis begreiflich finden, daß er die erste Tarotkarte wenigstens biszur achten Stufe vollends beherrschen muß, wenn er in der höherenMagie weitere und ebenfalls gute Erfolge erreichen will.

Es gibt keine Wunder als solche, es gibt auch nichts Übernatürli-ches, denn diese Auffassung haben nur solche Menschen, denenDinge und Geschehnisse, die sie nicht zu fassen vermögen, unver-ständlich sind. Magie ist ein Wissen, welches die praktische Anwen-dung der niedersten Gesetze der Natur bis zu den höchsten Gesetzendes Geistes lehrt. Wer sich mit Magie befassen will, muß unbedingt

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vor allem das Wirken der niedersten Naturgesetze verstehen lernen,um dann die darauffolgenden und zu guter Letzt die höchsten Gesetzezu begreifen. Je nachdem, bei welchem Abschnitt der Leser angelangt ist oder mitwelchen Gesetzen er sich augenblicklich befaßt, kann er sich derleichteren Übersicht halber das magische Wissen in drei Gruppeneinteilen und zwar:

In eine niedere Magie, die die Naturgesetze, deren Wirken, Waltenund Beherrschen angibt und gleichsam als Naturmagie bezeichnetwerden kann.

Ferner in die mittlere Magie, die das Walten und Wirken und auchdas Beherrschen der Universalgesetze im Menschen, im sogenanntenMikrokosmos, also in der kleinen Welt, behandelt, und schließlich:

In die hohe Magie, die das Wirken und Walten sowie das Beherr-schen im Makrokosmos, womit das ganze Universum gemeint ist,umfaßt.

Daß die Kräfte und Gesetze sowohl der niederen als auch dermittleren und ebenso der hohen Magie in einem analogen Zusammen-hang stehen, habe ich bereits in meinem ersten Werk "Der Weg zumwahren Adepten" einige Male erwähnt, in dem ich diese Kräfte, derenWirken und Walten, ausführlich beschrieben habe.

Das magische Wissen könnte mit einer Schule verglichen werden,die die niedere Magie in die Elementarklassen, die mittlere Magie, dasist die des Menschen, in die Mittelschule, und die Magie des Makro-kosmos, also die hohe Magie, in die Hochschule einreiht. Da laut derHermestafel in der Magie das universale Axiom gilt, welches lautet,daß "das, was oben ist, auch das ist, was unten ist" und umgekehrt, sokann eigentlich weder von einer niederen und mittleren, noch voneiner hohen Magie die Rede sein. Es gibt demnach nur eine einzigeMagie, und der Reifezustand des betreffenden Magiers gibt den Gradseiner Entwicklung an, bis wohin er im magischen Wissen gekommenist, d. h. wie weit er sich bereits entwickelt hat.

Die universalen Gesetze, ob nun in guter oder böser Absicht be-rücksichtigt oder angewendet, bleiben immer ein und dieselben. DieAnwendungsweise eines Gesetzes hängt vom Charakter und von derAbsicht des einzelnen ab. Gebraucht der Magier die Kräfte für guteZwecke, mag er für sich selbst den Ausdruck "weiße" Magie wählen,

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verfolgt er aber unedle Zwecke, nenne er es "schwarze" Magie. Beiguten wie bei bösen Handlungen kommen stets ein und dieselbenGesetze in Betracht.

Der vernünftige Leser wird sich jedoch vollkommen klar darübersein, daß es weder eine weiße noch eine schwarze Magie gibt. Diesenunterschiedlichen Begriff brachten mystische und religiöse Sekten inallgemeinen Gebrauch, indem sie einen Menschen, der ihnen nichtbehagte, einfach als Schwarzmagier hinstellten. Um einen schlag-kräftigen Vergleich anzuführen, sei bemerkt, daß es ebenso unlogischwäre, wollte man vom universellen Standpunkt aus z. B. die Nacht alsschlecht und den Tag als gut bezeichnen. Eines kann ohne das anderenicht bestehen, und diese beiden Pole mußten bei der Schaffung dergroßen und der kleinen Welt entstehen, um sich voneinander zu unter-scheiden.

Gott, der universale Schöpfer, hat nichts Unreines und Schlechteserschaffen. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß der Mensch dasGute und das Böse tun soll. Der Gegensatz besteht nur deshalb, damitihn der Mensch beherrsche und das Wahre vom Gegensätzlichenunterscheiden lerne. Der wahre Magier wird deshalb niemals dasNegative unterschätzen, er wird es aber auch nicht meiden. Er räumtdem Negativen stets den Platz ein, der ihm zusteht, und das Negativemuß ihm geradeso nützlich sein wie das Positive. Der Magier siehtdaher in den negativen Kräften niemals böse Kräfte. Gut wie Bösewird er nicht vom religiösen, sondern vom universellen Standpunktaus sehen und berücksichtigen.

Magie wird zumeist mit Zauberei verwechselt. Ich will hier nurkurz den Unterschied zwischen Magie und Zauberei erklären. Derwahre Magier hält sich genau an die universalen Gesetze, er kenntihre Ursache und Wirkung und arbeitet bewußt mit diesen Kräften,wohingegen sich der Zauberer Kräfte bedient, deren wahre Ursache erüberhaupt nicht kennt. Der Zauberer weiß zwar, daß, wenn er dieseoder jene Kraft in Bewegung setzt, dieses oder jenes geschieht, aberüber die weiteren Zusammenhänge kann er sich keine richtige Vor-stellung machen, da ihm die Kenntnis der Universalgesetze fehlt. Erkennt vielleicht dieses oder jenes Gesetz oder er weiß teilweise Be-scheid darüber, aber er kann sich keinen analogen Zusammenhangvom Wirken, Werden und Walten dieser Universalgesetze machen, da

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er die nötige Reife nicht besitzt. Ein wahrer Magier dagegen, der nicht zum Zauberer hin absinken

will, wird niemals etwas tun, worüber er im voraus nicht vollkommenim Bilde wäre. Auch ein Zauberer kann im guten oder im bösen Sinnedies oder jenes aus der Geheimwissenschaft in Anwendung bringen,wobei es nicht darauf ankommt, ob es positive oder negative Kräftesind, mit denen er arbeitet. Nur ist er nicht berechtigt, deshalb schonals Magier zu gelten.

Ein Scharlatan wiederum ist eine Person, die anderen Menschenetwas vorzutäuschen versucht und daher weder als Magier noch alsZauberer angesehen werden kann. Der Volksmund würde einen sol-chen Menschen einfach Betrüger nennen. Scharlatane prahlen nur zugerne mit hohen magischen Kenntnissen, die sie nicht besitzen, undhüllen sich in mystische Geheimnistuerei, nur um die eigene Unkennt-nis zu verbergen.

Gerade diese Kategorie von Menschen hat es auf dem Gewissen,daß das wahre magische Wissen sehr entstellt und entwürdigt wurde.Der wahre Magier kennzeichnet sich weder durch Geheimnistuerei,noch durch äußeren Prunk, im Gegenteil, er ist bescheiden und jeder-zeit bestrebt, der Menschheit zu helfen und den Reifen das Wissenverständlich zu machen. Dem Unreifen wird der Magier begreiflicher-weise keine Mysterien anvertrauen, um das heilige Wissen nicht zuentwürdigen. Niemals wird der wahre Magier durch sein äußeresGebaren das wahre Wissen nach außen hin zeigen. Ein wahrer Magierist von einem Durchschnittsmenschen fast überhaupt nicht zu unter-scheiden, denn er paßt sich jedem Menschen, jeder Gelegenheit undjeder Situation an. Seine magische Autorität ist eine innere, die esnicht notwendig hat, äußerlich zu glänzen.

Noch eine Abart der Magie ist erwähnenswert, die irrtümlicher-weise mit Magie verwechselt wird, mit derselben aber durchaus nichtszu tun hat, und zwar ist es die sogenannte Taschenspielerkunst. DerTaschenspieler ahmt durch seine Handfertigkeit und durch Sinnestäu-schung anderer Personen einige Phänomene nach, die der echte Ma-gier mit Hilfe der universalen Gesetze vollbringt. Dadurch, daß auchTaschenspieler das Wort Magie für ihre Kunststücke gebrauchen, istabermals ein Beweis dafür erbracht, wie tief der wahre Begriff vonMagie gesunken ist. Es ist nicht meine Absicht, mich in diesem Buch

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mit Zauberkunststücken und Bühnentricks näher zu befassen, Tatsa-che jedoch ist, daß ein Taschenspieler weder ein Magier noch einZauberer sein kann, selbst dann nicht, wenn er sich seiner Handfertig-keit wegen noch so verlockende Namen gibt.

In diesem Buch beschreibe ich die Synthese des bisher noch nichtaufgeklärten Gebietes der Magie, und zwar das der Beschwörungs-magie, da gerade diese Art von Magie die am schwersten faßbare ist.Seit dem grauesten Altertum bis zur Neuzeit kamen Hunderte vonBüchern in den Umlauf, die Anleitungen für Beschwörungen vonWesen, für Teufelspakte u. dgl. m. enthielten, aber keines von diesenBüchern konnte dem Leser wahres Wissen geben, geschweige dennihm praktische Erfolge an Hand der empfohlenen Lektionen sichern.Allerdings kam es laut Veranlagung und Reife des einzelnen hie undda dennoch vor, daß Teilerfolge erzielt wurden. Ein wahrer Magieraber, der sich mit dem Problem der Beschwörungsmagie eingehendbefassen will, braucht nicht zu befürchten, daß er keine Erfolge odernur Teilerfolge erzielen wird. Er gelangt zu der Überzeugung, daß ermit der Synthese der Beschwörungsmagie ohne weiteres eine erfolg-reiche Evokation zustande bringt.

Die anderen Kategorien der Magie, wie z. B. Mumialmagie, Sym-pathiemagie, Besprechungen, Heilungen durch sympathetische Mittel,will ich in diesem Werk nicht behandeln, denn diese ergeben sicheinem echten Magier von selbst, falls er sich ihrer gelegentlich bedie-nen will. Die in den üblichen Büchern gegebenen Anleitungen kannsich der eingeweihte Magier nach den Universalgesetzen selbst um-arbeiten und für die eventuelle Praxis anwenden.

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Rudolf Steiner

WEISSE UND SCHWARZE MAGIE

Berlin, 21. Oktober 1907 nachmittags

S. 117: Es ist der Wunsch geäußert worden, daß wir noch über dassprechen, was gewöhnlich "weiße und schwarze Magie" genannt wird,und daß dies mit einigen anderen Begriffen, die die Theosophenkennen, in Zusammenhang gebracht werde.

Nun ist das, was damit berührt werden muß, ein sehr weit ver-zweigtes, ausgebreitetes Gebiet okkulter und geisteswissenschaftli-cher Betrachtungsweise, und es wird daher nur möglich sein, sozusa-gen einige elementare Dinge auf diesem Gebiete zu berühren. Aberauch diese machen ja schon die Voraussetzung notwendig, das, waswir jetzt betrachten, so aufzunehmen, als sei es durchaus eben nurgemeint für Schüler der Geisteswissenschaft, und nicht für irgendjemand anderen, der nicht mit geisteswissenschaftlicher Gesinnungund Denkungsart ausgestattet ist. Man muß gewisse Voraussetzungenmachen, wenn man über ein solches Thema sprechen will.

Die Worte «weiße und schwarze Magie» werden oft gerade intheosophischen Kreisen angewendet, und es tritt uns ja unendlichhäufig die Bezeichnung des «schwarzen Magiers» entgegen als eineAnschuldigung, auch von solchen, die in der theosophischen Strö-mung wirken. Manche von Ihnen werden es schon selbst gehört ha-ben, wie man leichten Herzens dies oder jenes als «schwarze Magie»bezeichnet hat. Ja, es ist sogar einmal vorgekommen, daß nach derLektüre unserer «Mitteilungen» – wie mir scheint, war es das ersteBlatt – an einem Orte Leute gesagt haben: Was bei jener Generalver-sammlung vorgegangen und in den «Mitteilungen» erzählt worden sei,darin stecke schwarze Magie. Es war damals von einigen Menschengeradezu die Behauptung aufgestellt worden, daß in der Führung jenerGeneralversammlung ein böser Zauber gesteckt haben müsse. Das istnur ein Beispiel für etwas, was öfter auftritt und was herrührt voneiner ziemlich trivialen Auffassung nicht nur des Begriffes «schwarzeMagie», sondern des Begriffes «Magie» überhaupt.

Wir müssen uns zunächst klarmachen, was man unter «Magie»

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versteht, um dann einsehen zu können, was man unter «schwarzerMagie» zu verstehen hat. Viele Leute glauben folgendes: Sie sagen,man könne okkulte Kräfte erwerben und denken dabei gewöhnlich anrecht minderwertige, elementare okkulte Kräfte. Denn gewöhnlichwissen diejenigen, die von solchen Dingen reden, nichts von höherenokkulten Kräften; sie haben gemeinhin gar keine Vorstellung davon,was sie sich unter okkulten Kräften eigentlich denken sollen. Ge-wöhnlich setzen die Leute dann noch hinzu, derjenige treibe schwarzeMagie, der im Dienste des persönlichen Egoismus solche Kräfteanwende. Solch ein Ausspruch ist einer von denen, bei welchen mannicht einmal sagen kann, er sei falsch. Aber es kommt auch nicht vieldarauf an, daß man sagt, er sei richtig, denn es ist gar nichts besonde-res damit gesagt. Es ist der Ausfluß einer ganz abstrakten Denkweise.Wer von solchen Dingen reden will, muß vor allen Dingen fest aufdem Boden der Wirklichkeit stehen, sei es der physischen, sei es dergeistigen Wirklichkeit; er muß wissen, was real ist, dann wird er nichtmehr von allerlei Dingen schwatzen, die mit der Wirklichkeit in kei-nem Zusammenhang stehen.

Liegt denn in einem solchen Ausspruch, man solle okkulte Kräftenicht im Dienste des persönlichen Egoismus anwenden, nicht in ge-wisser Beziehung eine unmögliche Forderung für die Menschen derGegenwart ? Diese Frage müssen wir uns zuerst beantworten. Freilichstellen solche, die das sagen, als erstes Gebot auf: Du sollst nichtegoistisch sein! – Gewiß, das ist ein höchstes Gebot. Aber es handeltsich für den, der real denkt, nicht darum, daß solche Gebote aufge-stellt werden, sondern darum, ob solche Gebote überhaupt erfülltwerden können. Und wer glaubt, daß das Gebot, nicht egoistisch zusein, von den Menschen der Gegenwart so ohne weiteres erfüllt wer-den kann der gibt sich einer sehr großen Illusion hin. Derjenige, der esals seine Pflicht erkennt, Illusionen zu zerstreuen, der muß auch jeneIllusion zerstreuen, daß ein solches Gebot leicht erfüllt werden könne.

Da tritt vielleicht ein Mensch auf und sagt: Ich will einmal in derWelt in ganz und gar selbstloser Weise wirken! – Zunächst kann ergar nicht wissen, daß unter den Kräften, mit denen er wirkt, eineganze Menge okkulter Kräfte darunter sind. Von jedem Menschengehen okkulte Kräfte aus. Wenn nun jemand sagt, er wolle in selbst-loser Weise in der Welt wirken, so ist das ein sehr, sehr schönes Ideal.

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Aber wenn man einmal versucht, weiter zu fragen: Warum willst duselbstlos sein, warum legst du dir dieses Gebot auf, selbstlos zu sein?–, da wird man merkwürdige Antworten erhalten, zum Beispiel:Durch Selbstlosigkeit komme ich allmählich zu höheren Stufen derVollkommenheit hinauf; ich kann es nicht ertragen, ein wertloserMensch zu sein; ich will ein Mensch sein, der wertvoll ist in der Welt.– Wenn man dieses Gefühl analysieren würde, so würde man da-hinterkommen, daß hinter den Gründen zur Selbstlosigkeit oft derunglaublichste Egoismus steckt, oft ein viel größerer Egoismus, als erbei den Menschen anzutreffen ist, die gar nicht selbstlos sein wollen,sondern sich einfach ihren selbstischen Instinkten hingeben. MalenSie sich den Gedanken aus, und Sie werden sehen, wieviel Selbstsuchtin dem Drang nach Selbstlosigkeit steckt.

Und wie sollte es auch anders sein? Die Selbstsucht ist eine Kraft,die nicht deshalb von den Göttern in die Menschennatur verpflanztworden ist, damit der Mensch sie so ohne weiteres verleugne oderverneine. Es gehört sogar die Selbstsucht zu den wesentlichsten Din-gen, durch die der Mensch wirkt. Wenn wir den Gründen der Selbst-sucht nachforschen, wenn wir uns fragen: Warum haben denn dieGötter, die gütigen Götter dem Menschen die Selbstsucht einge-pflanzt? –, da diese so etwas Abscheuliches ist nach Ansicht so vielerLeute, da bekommen wir aus dem wirklichen Okkultismus heraus-geboren die Antwort, daß die Selbstsucht ein ganz gewaltiger Schutzist gegenüber dem, was mit dem Menschen in der Welt geschehenwürde, wenn er nicht diese Selbstsucht hätte. Wissen Sie, was denMenschen am besten davor schützt, gewisse recht schlimme Kräfteanzuwenden, von denen wir gleich nachher sprechen werden? Es wäreein Leichtes heute für jemand, der selbst schwarze Magie betreibenwollte, einen Menschen als Schüler zu sich heranzuziehen und diesemSchüler gewisse Handgriffe und Machinationen der wirklichenschwarzen Magie beizubringen; er würde in der entsetzlichsten Weisein der Welt wirken können. Die meisten aber werden das nicht soohne weiteres tun. Und wissen Sie, warum nicht? Aus dem einfachenGrunde nicht, weil sie sich fürchten, weil sie für ihre Persönlichkeitfürchten. Sie gewahren ein klein wenig von den Folgen im Geist undfürchten sich selbstsüchtig davor. Und das ist ganz gut, daß sie sichfürchten und die Sache deshalb bleiben lassen.

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Wenn im Beginne der Erdendentwickelung die Menschen allesgleich ausgeliefert erhalten hätten, was es an Kräften gibt, um auf denastralischen, auf den ätherischen und auf den physischen Leib zuwirken, dann würden diese Menschen schlimme Dinge in der Weltangestellt haben. So aber ist ihnen der Egoismus gegeben worden, undder bringt den Menschen dazu, daß er zunächst nur für sich selbstsorgt, und daß die Sorge für sich selbst ihn ganz beschäftigt. Wie eineSchutzwand haben die Götter den Egoismus um die Menschen herumerrichtet. Der Egoismus ist es, der den Menschen den Einblick in dieDinge verhüllt, die hinter der Welt der Erscheinungen liegen. Das zubetrachten ist außerordentlich wichtig. Es ist eine von den weisenBremsvorrichtungen, welche die Götter aufgestellt haben, damit derMensch nicht zu schnell eindringe in die geistigen Reiche. Das ist alsoder Egoismus; er ist ein gutes Schutzmittel.

So also soll man mit solchen Worten nicht herumwerfen, denn esist noch eine lange Strecke bis dahin, wo der Mensch selbstlos werdenkann, wo er reif wird zur Selbstlosigkeit. Gar nicht braucht daranerinnert zu werden, wie alles Predigen von Selbstlosigkeit sich geradein unserem Zeitalter so komisch ausnimmt, im Zeitalter des höchst-potenzierten Egoismus, wo jeder so viel erraffen will von dem, was inder sozialen Ordnung begründet ist. Da führt diese «Selbstlosigkeit»dazu, sich ganz und gar zu umgeben mit einem Wirbel von Illusionen.Sie glauben gar nicht, wenn Sie nicht gründlich darüber nachdenken,wie die Menschen sich heute einhüllen in einen Wirbel von Illusionen,wie sich namentlich durch Theorien unsere Zeitgenossen einhüllenlassen in einen Wirbel von Illusionen. Da werden soziale Theoriengeprägt und gepredigt von Professoren und Nichtprofessoren. Abergerade ein großer Teil der Theorien über die sozialen Heilmittel desGesellschaftskörpers sind nichts weiter als ein Ausfluß von «Psycho-pathia professoralis». Sie können es in der Praxis verfolgen, wie dieLeute verkehrt denken und verkehrt handeln. Wo können Sie nicht inirgendeiner Gesellschaft oder Kommune erleben, daß die Menschennachsinnen über dieses und jenes Heilmittel, zum Beispiel gegen dieArbeitslosigkeit. Wenn Arbeitslosigkeit da ist, ist Hunger da. Wiemachen wir es aber, daß diesem abgeholfen wird? Da wird dann derEntschluß gefaßt: Man muß den Leuten Arbeit geben. – Und nunerfindet man irgend etwas, um den Leuten Arbeit, Beschäftigung zu

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geben, damit sie Geld bekommen und sich kaufen können, was siewollen. Das scheint ein sehr probates Mittel zu sein, umgesellschaftliche Schäden abzuwenden: den Leuten Beschäftigung zugeben. Aber es ist ein sehr gefährliches Mittel, den Leuten Beschäfti-gung um jeden Preis zu geben, solange man nicht die Art der Beschäf-tigung in produktive und unproduktive Beschäftigung unterscheidet.Solange man diese Unterscheidung zwischen produktiver und un-produktiver Beschäftigung nicht macht, ist dies sogar ein furchtbaresMittel in seiner Wirkung auf die Gesellschaft. Denken Sie sich denradikalen Fall: jemand wollte, weil in einer bestimmten Gegend, wodurch Erfindung einer neuen Maschine eine Anzahl Personen brotlosgeworden sind, diesen Leuten schnell Arbeit und Brot verschaffen. Ererfindet einen Artikel, wo er wertlose Abfallprodukte für Toiletten-gegenstände verwendet. Die Leute können dann etwas verdienen undsich Brot kaufen. – Das ist aber nur ein Mittel, um die Armut voneiner Seite auf die andere umzulegen, denn es wird gar nichts produ-ziert auf diese Weise, gar nichts hervorgebracht. Jeder kann das anfolgendem Falle selbst einmal bedenken: Es setzt sich jemand draußenauf dem Lande in ein Restaurant und sagt: Kellner, geben Sie mirzehn Ansichtskarten! und schickt sie ab, ohne dabei zu bedenken,wieviele Briefträger dadurch vier oder fünf Stockwerke hinaufgehenmüssen, und ohne zu bedenken, daß dadurch nichts an realer Kraft inder Welt in Bewegung gesetzt wird. Gar nicht bedenkt man, daß damitnichts Wirkliches, den Geist und Körper Förderndes erzielt wird.Wenn Sie das dem Betreffenden sagen, so wird er natürlich eineAusrede haben. Er könnte zum Beispiel sagen, es könnten ja neueBriefträger eingestellt werden, dadurch bekämen mehr Leute Arbeit.Man bedenkt dabei aber gar nicht, daß, wenn man da neue Menscheneinstellt, durch deren Arbeit nichts Neues geschaffen wird, sonderndaß man nur die Armut anders verteilt hat. Das zeigt, daß die Men-schen erst etwas wissen müssen über die Verteilung der Arbeit auf derErde, bevor sie anfangen können mit dem kleinsten Reformgedanken.Unwissenheit, die reformieren will, ist im Weltzusammenhang etwasFurchtbares. Es ist furchtbar, daß die Menschen oftmals nicht dieGeduld haben, abzuwarten, bis sie gelernt haben, etwas Überschaudarüber zu haben, wie man helfen kann, sondern Vereinsmeiereitreiben, damit dies oder jenes geschehe. Das sind alles Illusionen, mit

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denen sich die Menschen umhüllen. Und eine solche Illusion ist esauch, wenn in der trivialen Theosophie die Leute von Selbstlosigkeitreden. Wir müssen, wenn wir uns über weiße und schwarze Magieunterrichten wollen, zunächst uns einiges von dem Begriff «Magie»vor die Seele führen, worüber diejenigen, welche die letzten Vorträgegehört haben, schon etwas wissen. Auch öffentlich habe ich das We-sen der Magie schon kurz berührt.

Was ist nun Magie? In allen alten okkulten Schulen gab es dreiArten, hinaufzugelangen zu den höchsten Gebieten des Erkennens.Die erste Art war die des Eingeweihten, des Initiierten, die zweite Artwar die des Hellsehers und die dritte Art war die des Magiers. Dassind drei ursprünglich voneinander grundverschiedene Dinge: Ein-weihung, Hellsehertum und Magie. Machen wir uns zunächst durcheinen einfachen Vergleich klar, was ein Eingeweihter, was ein Hell-seher und was ein Magier ist. Denken Sie sich irgendeine Gegend, woman keine Eisenbahnen, keine Dampfschiffe und so weiter kennt, wodie Menschen ohne Eisenbahnen und ohne Dampfschiffe leben. Ineiner solchen Gegend ist der Umstand, daß es Eisenbahnen undDampfschiffe gibt, der reine Okkultismus. Okkult bedeutet so viel wiegeheim, etwas, wovon die Leute nichts wissen. Wenn nun einer ausder Gegend, wo es keine Eisenbahnen und so weiter gibt, in eineandere Gegend reist, wo er Eisenbahnen und Dampfschiffe sieht, under kommt dann wieder in seine Heimat zurück, dann erzählt er seinenLeuten, daß es Eisenbahnen und Dampfschiffe gibt. Er weiß es auseigener Anschauung, denn er hat in eine Welt hineingesehen, die fürdie anderen noch ein Geheimnis ist.

Wer durch okkulte Schulung hineingeführt wird in die höherenWelten, der ist in dieser Beziehung ein Hellseher. Er weiß aus eigenerAnschauung, daß es geistige Welten und Wesenheiten, geistige Kräftegibt. Die geistigen Welten haben verschiedene Stufen. Es kann einMensch auf der einen Stufe Hellseher sein, einige Erscheinungensehen, aber andere Erscheinungen nicht sehen. Nun müssen Sie sichetwas vor die Seele rufen, was hier öfters gesagt worden ist: ZumAuffinden und zum selbständigen Erforschen okkulter Wahrheitengehört Hellsehertum. Nicht aber gehört Hellsehertum dazu, dieseWahrheiten einzusehen. Dazu reicht der gewöhnliche Menschenver-stand aus, wenn er nur in genügend umfassender Weise richtig ange-

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wendet wird. Wer sagt, was in okkulten Berichten mitgeteilt wird, daskönne er nur begreifen, wenn er ein Hellseher wäre, der benützt ein-fach seinen Verstand nicht genügend. Finden kann der Mensch dieokkulten Wahrheiten nicht mit dem Verstande, aber einsehen kann ersie. Alles, was aus der Geistesforschung heraus erzählt wird, kannman einsehen, wenn man nur gründlich nachdenken will. Nur findenkann man ohne Hellsehen die okkulten Wahrheiten nicht, dazu gehörtHellsehertum. Was also durch Theosophie verkündigt wird, das könn-ten die, welche gründlich darüber nachdenken, auch einsehen.

Man kann, bis in die höchsten Gebiete der okkulten Erlebnissehinauf, die Sachen erzählt erhalten, und man kann sie dann einsehen.So gab es in den okkulten Schulen immer Hellseher, welche durchjene Methoden, die angewendet wurden, hineinschauen lernten in diegeistigen Welten. Das waren oftmals sehr langwierige Methoden.Aber neben diesen Hellsehern gab es immer auch Eingeweihte. Daswaren diejenigen, die aus ihren umfassenden und willig angewandtenVerstandeskräften heraus die Tatsachen und Gesetze der höherenWelten eingesehen hatten. Das waren Eingeweihte. Heute ist diesesVerhältnis von Eingeweihten und Hellsehern kaum mehr gut möglich,weil heute jeder Mensch von dem großen Egoismus befallen ist, selbstsehen zu wollen. Von jener Liebe und jenem Vertrauen, die in denokkulten Schulen der Vorzeit herrschten, machen sich die Menschenheute kaum einen Begriff. Da war der Hellseher, der vielleicht durchInkarnationen hindurch in entsagender Weise die Methoden anwende-te und sich geübt hat, um hineinzuschauen in die höheren Welten, dervieles sehen konnte in diesen höheren Welten, und der sich selbstenthielt, die Gesetze dieser höheren Welten kennenzulernen, um sichnicht aufzuhalten durch Gesetze, sondern um durch eine raschereEntwickelung hellseherischer Fähigkeiten der Menschheit einen größe-ren Dienst zu erweisen. Dieses Entsagen ist nicht so ohne weiteresleicht zu nehmen. Es ist etwas Großes und Gewaltiges, wenn irgendjemand sich entschließt, Hellseher zu werden, ohne zu gleicher Zeitdie ganze Art der Gesetzmäßigkeit in den höheren Welten kennen-zulernen; und wenn er darauf wartet – vielleicht tausende von Jahren–, bis er das erreicht, so kann er das nur unter der Bedingung tun, daßer sich unter die strenge Obhut eines gewählten Gurus oder Lehrersstellt. Denn träte er als bloßer Hellseher an die Dinge der geistigen

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Welt heran, ohne deren Gesetze zu kennen, so würde er bald aufIrrpfade und in die wüstesten Irrtümer hineinkommen, wenn er nichtin allen wichtigen Dingen den Rat des Guru annehmen würde.

Andere gab es, die verzichteten überhaupt auf die Entwickelunghöherer hellseherischer Gaben, weil sie eingeweiht werden wollten indie Gesetze der höheren Welten. Sie vertrauten in Liebe und Hin-gebung dem, was ihnen die Seher sagten, aber sie kannten die Geset-ze. Um das zu erläutern, kann man ein Beispiel anführen aus dergewöhnlichen Welt. Denken Sie sich einen Menschen, der außeror-dentlich gut sieht, der alle möglichen Phänomene sehen kann mitseinen Augen, der aber von den Gesetzen der Lichterscheinungennichts versteht. Und denken Sie sich einen anderen Menschen, dersehr kurzsichtig ist und kaum ein paar Zentimeter vor seine Augen hinsieht, der aber die physikalischen Gesetze der Lichterscheinungen gutkennt. Die beiden können gut zusammenwirken und arbeiten, der einekennt die Gesetze, der andere kennt sie gar nicht, aber dafür sieht erdie Erscheinungen. Und das gilt noch viel mehr für die höheren Ge-biete. Es ist möglich, daß einer ein in höhere Grade Eingeweihterwird, ohne Anspruch zu machen auf hellseherische Kräfte. Das war inden alten okkulten Schulen durchaus üblich, daß diese zwei Klassennebeneinander waren. Willig haben die Hellseher den Ratschlag vongar nicht hellsehenden Eingeweihten angenommen. Insbesondere wardies notwendig für die Fälle, in denen ein hoher Grad des Hellsehensund ein hoher Grad der Einweihung erforderlich war, so zum Beispielfür alles, was sich auf das astrologische Gebiet bezieht. Das war so,daß diejenigen, welche sich die umständlichen Gesetze der Astrologieumfassend aneignen wollten, in der Regel verzichten mußten auf jeneshohe Hellsehen, welches die astralischen Hellseher sich anzueignenhatten. Sie ergänzten sich gegenseitig. Nur in der neueren Zeit, wo derMensch materialistisch denkt und fühlt, muß man sich klar machen,daß es unmöglich ist, diese beiden Gebiete streng zu trennen, unddeshalb wird seit dem 14. Jahrhundert kein Unterschied mehr zwi-schen den beiden Klassen gemacht, so daß der Lehrer keinem eineEinweihung mehr erteilt, ohne zu gleicher Zeit einen gewissen Graddes Hellsehens zu geben. Das geht nicht anders, weil es mit demEgoismus und mit der Vertrauenslosigkeit, die heute herrschen, garnicht anders vereinbar sein würde. Daher wird zwischen den beiden

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kein Unterschied mehr gemacht, denn die Menschen können heute garnicht selbstlos sein.

Nun unterscheidet sich aber sowohl vom Hellseher als auch vomEingeweihten der Magier. Für den, der selbst in die höheren Weltenhineinschauen kann, folgt noch lange nicht, daß er die in die sinnlicheWelt hineinwirkenden Kräfte auch schon beherrschen und anwendenkann. Oder glauben Sie, daß ein Mensch, der in eine Gegend dieKenntnis von der Lokomotive, dem Dampfschiff und der Dampf-maschine gebracht hat, nun auch gleich eine solche Maschine bauenkönnte? Er kann ihnen erzählen, wie solche Dinge ausschauen, aber erwird nicht gleich verstehen, sie zu bauen. Daß der Hellseher selbsthineinsehen kann in die höheren Welten, daraus folgt noch nicht, daßer auch die Kräfte, die hereinwirken in die Sinneswelt, zu beherrschenund anzuwenden versteht. Der erst ist Magier oder Adept, der diehöheren Kräfte, von denen alles physische Geschehen ein Ausdruckist, in der Welt hier anzuwenden versteht, der also imstande ist, nichtnur die physischen Kräfte und die physischen Mächte zu Rate zuziehen, wenn es sich um irgend etwas bei seinem Tun handelt, son-dern der die höheren Kräfte spielen lassen kann. Das ist in unsererZeit eigentlich keine Kleinigkeit, Magier oder Adept zu sein. Es gibtkeine Zeit in der Menschheitsentwicklung, die dem Magiertum oderAdeptentum so durchaus entgegengesetzt war, wie unsere heutige esist. Und man dient heute der Menschheit unter gewissen Verhältnissenam besten dadurch, daß man sich darauf beschränkt, die Erkenntnisseder höheren Welten zu verbreiten, und selbst – vielleicht mit bluten-dem Herzen –, auch in Fällen, wo die Anwendung magischer Kräftevielleicht am Platze wäre, darauf verzichtet. Denn das heutige öffent-liche Leben ist so fremd dem Begriffe des Magiertums, daß unterUmständen der Einfluß höherer Welten auf diese unsere Welt einenRückschlag bedeuten würde, wenn unmittelbar magische Kräfte ange-wendet würden. Wer eine gewisse Übung in der Anwendung der Kräf-te hat, und zu den Kenntnissen sich auch den Mechanismus angeeig-net hat, der muß in gewissen Fällen sich enthalten, diese Kräfte an-zuwenden, aus dem einfachen Grunde, weil es unmöglich ist, heutegegen die Strömung der Zeit in der Welt anzulaufen. Zum Magiergehört nicht nur Hellsehen und Einweihung, zum Magier gehört auchÜbung. Das ist es, um was es sich handelt. Der Magier muß entsa-

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gungsvoll durch lange Zeiten hindurch gewisse Verrichtungen sichaneignen, er muß sich üben. Denken Sie nur einmal, wieviel Sie wis-sen können – schon in der physischen Welt –, ohne daß Sie selbst inder Lage wären, auch wirklich das ausführen zu können, wovon Sieerzählen können, wovon Sie etwas wissen. In vieles können Sie einge-weiht sein. Ganz genau können Sie wissen, wie eine Lokomotivekonstruiert ist, aber ohne daß Ihnen jemand gleich den Auftrag gebenwürde, eine Lokomotive zu bauen, da er damit riskieren würde, dasGeld zum Fenster hinauszuwerfen. So ist es auch auf den höherenGebieten. Übung macht den Magier, Wahrnehmen in den höherenWelten macht den Hellseher, Wissen und Erkenntnis der Gesetze inden höheren Welten macht den Eingeweihten.

Es war nun in den verflossenen Zeiten durchaus unstatthaft irgend-eine magische Verrichtung zu vollziehen, ohne im Einklang zu stehenmit den Leitern der Welt, der «Erden-Regierung», die man auch nenntdie Meister der sogenannten weißen Loge. Alle okkulten Schulen, diees überhaupt gibt und alles Lehren kann nur die unterste Stufe zurhöheren Entwickelung sein; auf ihr müssen sich immer höhere undhöhere Stufen aufrichten, bis hinauf zu den eigentlichen Leitern derErdenentwickelung. Auf der höchsten Stufe sind diejenigen, die dieWeisheit nicht nur wissen, sondern welche die Erde in ihrer Entwicke-lung «regieren», welche die Weisheit einfließen lassen in die Erden-entwickelung. Sie allein sind imstande, bei jeder einzelnen Handlung,der geistige Kräfte zugrunde liegen, anzugeben, ob sie in dem ganzenZusammenhang stört oder nicht stört. Wenn Sie ein Haus bauen undden Plan zum Haus angeben, so muß jeder einzelne Arbeiter an demHaus im Einklang mit dem Plane arbeiten. Und wenn jemand kommtund es ihm einfällt, ein Fenster anders zu machen, als es im Planvorgesehen ist, so kann dieses Fenster noch so schön und großartigsein, das ganze Haus ist gestört. Wenn irgend jemand in der Weltdurch geistige Kräfte etwas vollbringen will, so kann dies noch sobedeutungsvoll und noch so grandios sein –, wenn es in den ursprüng-lichen Plan der Erdenentwickelung nicht hineinpaßt, so stört es dieErdenentwickelung und wirft sie zuweilen um lange Zeit zurück.Unmöglich kann der Mensch, der keine geistigen Kräfte anwendet,diesen Plan der Erdenentwickelung stören. Und warum nicht? Weil inbezug auf die geistigen Kräfte dasjenige, was die Menschen ohne

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Wissen von den höheren Welten tun, sich so verhält wie ein Natur-ereignis zu einem Haus. Was von der Witterung durch Wärme- undSonnenverhältnisse an einem Haus ruiniert wird, das muß ruiniertwerden, das ist in einer gewissen Weise selbstverständlich. So verhal-ten sich auch die Absichten derer, die keine Beziehung haben zu derhöheren Welt. Die Taten derjenigen aber, die irgendeine Beziehunghaben zu den höheren Welten, die verhalten sich, wenn sie etwas tun,was nicht im Einklange ist mit der geistigen Welt, so, wie wenn je-mand mit einem Hammer auf eine Sache einschlägt. Was ist alsonotwendig, damit der Fortschritt des Menschengeschlechtes sichvollzieht? Wenn okkulte Kräfte angewendet werden, so ist es absolutnotwendig, daß der Zusammenhang mit den zentralen geistigen Mäch-ten der Welt aufrechterhalten wird, und es ist absolut notwendig, daßan keinen, der diesen Zusammenhang nicht suchen will, die geistigenKräfte ausgeliefert werden. Damit hängt es zusammen, daß in allenwirklichen okkulten Schulen über der Mitteilung geistiger Kräfte dasGeheimnis waltet und daß keinem, der sich nicht verpflichtet, denZusammenhang mit den führenden geistigen Wesenheiten aufrecht-zuerhalten, solche Geheimnisse ausgeliefert werden. Nur bei der"zentralen Regierung" der Erde steht die Möglichkeit, zu wissen, umwas es sich handelt. Und das muß man wissen, wenn man geistigeKräfte anwenden will. Teilt man irgend etwas einem anderen mit inunbefugter Weise, wodurch dieser andere sich in Gegensatz stellenkann zum großen Plan der Erdenentwickelung, dann begeht man dieerste Art von schwarzmagischer Handlung. Daher gilt als Grundsatz:Die erste schwarzmagische Handlung ist der Verrat okkulter Geheim-nisse. Das Schwätzen und Ausplaudern von okkulten Geheimnissenist der erste Fall von schwarzer Magie, denn da liefern Sie die okkul-ten Geheimnisse aus an diejenigen, welche sich in Gegensatz stellenzu der zentralen Leitung der Erdenentwickelung, weil Sie den Zu-sammenhang nicht kennen. Wo tritt denn das auf, wo wird das real?Real wird es überall da, wo im Dienste nicht der ganzen Erdenfüh-rung, sondern im Dienste irgendeiner begrenzten Körperschaft, diekeinen Zusammenhang haben will mit der im Dienste der Menschheitstehenden Erdenführung, okkulte Geheimnisse ins Werk gesetzt wer-den. Erhält also zum Beispiel der Mensch diejenigen Dinge, die er nurdann anwenden darf, wenn er über alle nationalen und Rassenvor-

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urteile hinweg ist, früher ausgeliefert, wendet er sie an, bevor er überdiese Vorurteile hinweg ist und bevor er eine Ahnung davon hat, wases heißt, ein «heimatloser Mensch» zu sein, dann geht ganz genaudasselbe, was sonst weiße Magie ist, in den Dienst der schwarzenMagie über. Ganz genau dasselbe. Wenn dasjenige, was der Mensch-heit dienen soll, verwendet wird in dem Dienst einer abgesondertenRasse, etwa um dieser Rasse die Oberherrschaft über die Erde zuverschaffen, dann ist das im großen Maßstabe schwarze Magie, dennes geschieht nicht im Einklange mit der Erdenführung. Es ist das ersteErfordernis: hinaus zu sein über das, was uns nur mit einem Teil derMenschheit verbindet. Für einen heutigen weißen Magier gilt das alserster Grundsatz. Nicht Selbstlosigkeit kann der Mensch anstreben,aber Liebe für die ganze Menschheit. Erweitern kann er das Gebietseiner Liebe. Das kann er, und das ist es auch, worum es sich handelt.

Nun geschieht es aber sehr häufig, daß die Menschen durch irgend-welche Machinationen zu erzwingen suchen, etwas zu erhalten, wasihnen sonst nie mitgeteilt werden kann. Jetzt kommen wir zu deneigentlichen Methoden, zu den Machinationen, die auszuführen not-wendig sind, um in den Besitz schwarzmagischer Kräfte zu gelangen.Das ist etwas, was man durchaus ganz im einzelnen beschreiben kann.Sie haben das erste Mittel, den ersten Weg gesehen, um in den Besitzschwarzmagischer Kräfte zu kommen; es ist das, sich die Mittel ebenmitteilen zu lassen von den berufenen Kräften und Wesenheiten. Ja,was sind sie denn überhaupt, diese magischen Mittel, Sie sind dasjeni-ge, wodurch wir die geistigen Kräfte benutzen können, um hier in derSinneswelt zu wirken, um hier Resultate und Erfolge zu erzielen. Dassind solche Mittel. Aber es gibt ja überhaupt keine anderen Wirkun-gen in der sinnlichen Welt als solche, die von den geistigen Weltenausgehen. Alle Wirkungen, Erfolge und Taten in der sinnlichen Weltgehen von der geistigen Welt aus. Daher kann derjenige, der nicht aufdem rechtmäßigen Wege des langsamen Studiums – durch diejenigen,die Eingeweihte oder Hellseher oder selbst Adepten oder Magier sind–, zu diesen Dingen kommen will, auch nur einen anderen Weg wäh-len, und der besteht darin, daß er sich, statt an die Menschen, welchedie Verkörperungen höherer geistiger Wesenheiten sind, an die Naturselbst wendet und der Natur abzulauschen versucht die Art und Wei-se, wie in sie hineingeflossen sind die geistigen Kräfte. Denn alles,

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was in der Natur ist, fließt aus den geistigen Welten in sie ein, und wirkönnen der Natur durch gewisse Machinationen und Verrichtungendiese geistigen Kräfte wieder ablauschen. In dem Augenblicke nun,wo wir in bezug auf dasjenige, was wir nicht wissen, nicht die Naturhandeln lassen, sondern dasjenige, was wir wollen, selbst ausführen,also da selbst handeln, wo wir nichts wissen, in dem Augenblicke sindwir auch imstande, uns Kräfte aus dem Gebiete der schwarzen Magiezu verschaffen. Wenn wir nicht auf dem Umwege durch Weisheit undEinsicht an die inneren Kräfte der Natur kommen wollen, und wennwir alles vermeiden, was durch Weisheit und Einsicht auf dem Wegeder Entwickelung der inneren Kräfte geschieht, sondern andere Mittelwählen, so sind wir durch diese anderen Mittel immer auf dem Wegezu schwarzmagischen Verrichtungen, zur schwarzen Magie.

Sehen Sie, wer heute ein schwarzer Magier werden wollte, derhätte von vornherein einen großen Fonds für die schwarzmagischenVerrichtungen, wenn er ein furchtbarer Hasenfuß wäre, schauderhafteFurcht hätte vor alledem, was ihm passieren könnte. Eine solcheFurcht im Inneren des Menschen ist ein sehr guter Ausgangspunkt fürden schwarzen Magier, denn diese Furcht ist nur komprimierter Ego-ismus. Nehmen Sie einmal an, irgendein Mensch beabsichtige, ingrößerem Umfange schwarzmagische Künste zu treiben. Da würde ersich zunächst in der Welt umschauen nach möglichst hasenfußartigenIndividuen. Denn dieser Fonds von Furcht ist ein gutes Mittel, dasman so umbilden, umwandeln kann, daß die betreffenden hasenfüßi-gen Personen gewisse andere Kräfte und Macht bekommen, ohneWissen und Einsicht, in viel größerem Umfange, als sie der Menschsonst haben kann. Was müßte ein solcher Zauberkünstler machen, dersolche Künste haben wollte? Er müßte sich zunächst ein Laboratoriumeinrichten, in dem er diese Hasenfüße dazu abrichtete – ich sprecheradikal, aber es wird Ihnen so am besten klar werden –, sich ganz zuverhärten durch das Mittel, sie fortwährend in lebendiges Fleischschneiden zu lassen und Blut rinnen. Was in den Furchtgefühlen, dieder Hasenfuß in hohem Maße hat, als eine gewisse Kraft nach außenwirkt, das kann in etwas Entgegengesetztes umgewandelt werden,wenn man den Menschen lehrt, sich durch Schneiden in lebendigesFleisch abzuhärten. Bei einem Menschen, der keine Furcht hat, würdediese Prozedur gar nichts nützen.

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Das ist sozusagen das ABC, das allererste, was in der schwarzenMagie getan wird. Und wenn das getan würde, würde sich das, wasfrüher als Furcht im Menschen war, umwandeln in Kräfte, durch dieer in der Tat einen gewissen Einfluß auf seine Umgebung gewinnenkönnte; und wer sich solcher Gehilfen bedienen würde, würde dieunglaublichsten Scheußlichkeiten in der Welt verrichten können. Weraber ohne Gehilfen selbst ein großer schwarzer Magier werden will,der tut manchmal noch etwas ganz anderes. Ein solcher schwarzerMagier wollte einst ein Mensch des 15. Jahrhunderts werden, Gillesde Rais. den die profane Welt Ritter Blaubart» genannt hat. DieserMensch suchte gewaltige okkulte Kräfte in seinen Besitz zu bekom-men, nicht auf dem rechtmäßigen Wege des Lernens, sondern da-durch, daß er gewisse tief in ihm liegende egoistische Gefühle um-wandelte. Er war zu gleicher Zeit ein ausgezeichneter Beobachterseiner selbst. Verzeihen Sie, wenn ich ein Wort ausspreche, das son-derbar klingen wird. Dieser Mann war das, was man nennen könnte«der radikalste christliche Egoist» oder «egoistische Christ». Solchehat es nämlich auch gegeben und gibt es noch. Es sind solche, die dasChristentum vor allen Dingen als eine Brücke betrachten, um für sichselbst möglichst viel zu erlangen, weil es ihnen klar ist, daß ein guterChrist weit kommen kann in der Seligkeit. Durch Selbsterkenntnisbemerkte er dies in seiner Natur, und als er es bei sich bemerkt hatte,kannte er schon das beste Mittel, wodurch man das umwandeln kannin unglaubliche Zauberkräfte. Es ist ihm allerdings früh das Handwerkgelegt worden. Es wurde ihm der Prozeß gemacht, und da zeigte sich,daß der Mann 1432 angefangen hatte, um seine besonderen okkultenKräfte zu entwickeln, ein Kind nach dem anderen zu morden. Lebenzu vernichten, das hat er angesehen als ein besonderes Mittel, um das,was er nicht selbst als Wissen haben konnte, der Natur abzulauschen.Der Mann hat, wie sich in dem Prozeß herausgestellt hat in kurzerZeit 800 Kinder ermordet. Jetzt werden einige von Ihnen begreifen,die den Roman von Mabel Collins «Flita. Wahre Geschichte einerschwarzen Magierin» gelesen haben, warum da am Anfang ein Mordsteht. Der gehört dazu. Der Roman «Flita» ist schon von jemandgeschrieben, der das weiß. Was die schwarze Magierin wollte, daskonnte nur entwickelt werden unter dem Einflusse dieses Mordes, deram Ausgangspunkt der Erzählung steht.

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Und nun betrachten Sie einmal diese Geschichte ganz ernsthaft undfragen Sie sich, was die meisten Menschen schützen könnte vor die-sen Prozeduren, die ich Ihnen angeführt habe, und durch die derMensch ganz sicher zur Beherrschung schwarzmagischer Kräfte ge-führt werden könnte. Der Egoismus, er ist ein sehr gutes Mittel, sichdagegen zu schützen. Es wird nicht jeder in lebendiges Fleisch zuschneiden; dabei würden die meisten Menschen in Ohnmacht fallen,und Ohnmacht ist nichts anderes, als ein Ausdruck der Selbstsucht.Das ist also schon in seiner physischen Wirkung ein gutes Mittel,davon abgehalten zu werden, schwarze Magie zu treiben. Es ist auchschwer, ein Ritter Blaubart zu werden, davor behütet die meistenMenschen ihr ganz gesunder Egoismus; er tritt auf wie eine Schrankegegen das Sich-hinein-Versetzen in Mittel zur Erlangung schwarzma-gischer Kräfte.

Nun, sehen Sie, das wollte ich nur anführen, um nicht in Phrasenzu reden. Das ist nicht meine Art. Ich rede lieber von wirklichenTatsachen. Ich wollte Ihnen durch Beispiele zeigen, worin die An-eignung von Machinationen auf dem Gebiete der schwarzen Magiebesteht. Der Verrat okkulter Geheimnisse an Profane ist die erste undeinfachste Art. Solche Handlungen aber, wie ich sie eben charakteri-siert habe, gehören zu den Lehrmethoden der schwarzen Magie, siesind sozusagen das ABC. Und was nach diesem ABC kommt, worandie schwarzmagischen Schüler unterrichtet werden im «Lesen», –wenn ich Ihnen das erzählen würde, dann würden wahrscheinlichmehrere von Ihnen hier ohnmächtig werden. Daher hören wir lieberbei dieser ersten Stufe auf. Diese Dinge sind durchaus nicht etwas,womit sich spaßen läßt, auch nicht mit Worten, sie sind etwas höchstErnsthaftes; und sie sind was die Menschen nicht wissen – leider nurzu sehr verbreitet in der Welt. Die meisten Menschen haben gar nichtden Willen dazu, darauf einzugehen, wie diese Dinge in der Weltverbreitet sind.

Nun steht die Entwickelung solcher Dinge in innigem Zusammen-hang, in inniger Beziehung zu der ganzen Erdenentwickelung, über-haupt zu der Entwickelung eines Planeten, und wir verstehen einesolche Sache in der richtigen Weise erst dann, wenn wir eine Ahnunghaben von der Tatsache, wie von einem Planeten geistig auf seinenNachfolger, auf den nächsten Planeten, herübergewirkt wird, wie also

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zum Beispiel vom Mond auf die Erde herübergewirkt wurde, und wiewiederum von der Erde auf ihren Nachfolger, den Jupiter hinüberge-wirkt wird. Sie alle wissen, daß die Erde in einer gewissen Weise vonder sogenannten «weißen Loge» geführt wird, in der vereinigt sindgewisse hochentwickelte Menschen-Individualitäten mit Individualitä-ten noch höherer Art. Was tun sie da? Sie arbeiten, sie führen dieErdenentwickelung. Während der Führung der Erdenentwickelungarbeiten sie einen ganz bestimmten Plan aus. Das ist tatsächlich derFall, daß während der Entwickelung eines jeden Planeten von denführenden Mächten ein bestimmter Plan ausgearbeitet wird. Währendsich die Erde entwickelt, wird in der sogenannten «weißen Loge» derErde der Plan für das Einzelne dessen aufgestellt, wie der Jupiter seinmuß, der die Erde ablöst. Der ganze Plan wird in allen Einzelheitenentwickelt. Und darin besteht der Segen und das Heil der Fortentwi-ckelung, daß im Einklang mit diesem Plan gehandelt wird. Wenn nuneine planetarische Entwickelung zu Ende geht, wenn also unsere Erdeam Ende ihrer planetarischen Entwickelung angelangt sein wird, dannwerden auch die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges derEmpfindungen fertig sein mit dem Plane, den sie für den Jupiter aus-gearbeitet haben.

Und jetzt, am Ende einer solchen Entwickelung eines Planeten,geschieht etwas höchst Eigentümliches. Dieser Plan wird durch eineProzedur zu gleicher Zeit unendlich verkleinert und unendlich ver-vielfältigt, so daß von dem ganzen Jupiterplan unendlich viele Exem-plare, aber ganz en miniature, vorhanden sind. So war es auch auf demMonde. Der Plan der Erdenentwickelung war da, unendlich vervielfäl-tigt und unendlich verkleinert. Und wissen Sie, was das ist, was vonden Meistern der Weisheit damals auf dem Monde ausgearbeitetworden ist ? Das sind die Atome, die Atome der Erde. Und die Atomeder Jupiterentwickelung sind es, deren Plan von der führenden «wei-ßen Loge» auf unserem Planeten ausgearbeitet wird. Das ist das wirk-liche Atom, und alles andere Reden über ein Atom ist nichts. Der ersterkennt das Atom eines Planeten, der in ihm den verkleinerten Plander Entwickelung des Planeten erkennt. Wenn Sie dieses Atom, dasder Erde zugrunde liegt, nach und nach erkennen wollen, so werdenIhnen zur Erkenntnis dieses Atoms eben diejenigen Maßregeln ent-gegentreten, die von den großen Magiern der Welt ausgehen. Nun

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können wir über diese Dinge natürlich nur andeutungsweise sprechen,aber wir können wenigstens etwas kennenlernen, was uns einen Be-griff von dem gibt, worum es sich hier handelt. Die Erde ist in gewis-ser Weise zusammengesetzt aus diesen ihren Atomen, und ein jedesWesen, Sie selbst alle, Sie sind in gewisser Weise zusammengesetztaus solchen Atomen; und Sie stehen dadurch im Einklang mit derganzen Erdenentwickelung, daß Sie in unendlicher Zahl den verklei-nerten Plan des Erdplaneten in sich tragen, der früher ausgearbeitetworden ist. Dieser Erdenplan konnte auf dem vorhergehenden planeta-rischen Zustande unserer Erde, auf dem Monde, also auf dem Plane-ten, der unserer Erdenentwickelung vorangegangen ist, nur dadurchausgearbeitet werden, daß führende Wesenheiten gewirkt haben imEinklange mit der ganzen planetarischen Entwickelung von Saturn,Sonne, Mond und so weiter. Nun handelt es sich aber darum, denunendlich vielen Atomen dasjenige mitzugeben, was sie in die richti-gen Verhältnisse bringt, sie in der richtigen Weise zusammenordnet.Ihnen das mitzugeben, war den führenden Geistern des Mondes nurmöglich, wenn sie die Erdenentwickelung in ganz bestimmte Bahnenlenkten. Die Bahnen, in die sie die Erdenentwickelung gelenkt haben,habe ich ja schon öfter beschrieben. Als die Erde nach der Monden-entwickelung wieder hervortrat, da war sie eigentlich noch nichtunsere heutige Erde. Da war sie Erde plus Sonne plus Mond. Diesewaren ein Körper. Wenn Sie also die heutige Erde zusammenrührenwürden mit dem Mond und der Sonne und einen einzigen Körperdaraus machten, würden Sie das haben, was die Erde im Beginne ihrerEntwickelung war. Zuerst trennte sich die Sonne von der Erde ab, unddamit trennten sich auch alle diejenigen Kräfte, die für den Menschenzu dünn, zu geistig waren, unter deren Einfluß er sich zu schnellvergeistigt haben würde. Wenn der Mensch nur unter dem Einfluß derKräfte gestanden hätte, die in diesem Sonne-Mond-Erdenkörper zu-sammen enthalten waren, dann würde er sich sehr rasch vergeistigthaben, er würde sich nicht bis in die physische Materialität herunterentwickelt haben, und er hätte dann nicht ein eigenes Selbstbewußt-sein, ein Ich-Bewußtsein erlangen können, das er erlangen mußte.

Sie wissen alle, daß es eine imaginative Erkenntnis gibt und okkul-te Schriftzeichen, [in denen die imaginative Erkenntnis ausgedrücktist]. Ich kann Ihnen jetzt nur zwei okkulte Schriftzeichen angeben.

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Weitere zu besprechen würde uns zu weit führen. Das okkulte Schrift-zeichen für diejenigen Kräfte, die gewirkt und der ganzen Erden-entwickelung die Richtung angegeben hätten, wenn die Sonne mit derErde vereinigt geblieben wäre, das okkulte Schriftzeichen für diejeni-gen Kräfte also, welche die Erde zu früh vergeistigt hätten, ist dieses:

In diesem Schriftzeichen kann derjenige, der okkulterSchüler ist, die die Menschheit schnell zur Geistigkeitführenden Kräfte erkennen. Dagegen würde dieMenschheit, wenn sie sich mit der ganzen Erde aus derSonne herausgetrennt hätte, aber mit dem Monde nochzusammengeblieben wäre, sehr rasch der Verknöche-rung und Verhärtung anheimgefallen sein. Hätte dieErde den Mond in sich behalten, würden die Menschen

sehr bald eine Art von Puppen geworden sein – Marionetten. Sie wä-ren zu tief hinuntergestiegen in die Materie, wie sie auf der anderenSeite zu rasch sich vergeistigt hätten, wenn die Sonne mit der Erdeverbunden geblieben wäre. Daher mußte der Mond heraus aus derErde. Und alle diejenigen Kräfte, welche hinausbefördert worden sindund welche heute vom Monde aus herrschen und von außen herein-wirken auf die Erde, alle diese Kräfte werden zusammengefaßt dar-gestellt in diesem Zeichen, das wie ein Doppelhaken aussieht. Das istdas Zeichen des Tieres oder des Lammes mit zwei Hörnern aus derApokalypse.

Das eine Zeichen heißt Nachiel, das andere Sorat.Dieses zweite Zeichen nennt man auch das Zeichen fürdas Erdendämonium. Alle diejenigen Kräfte, welcheder schwarze Magier durch die Anwendung so scheuß-licher Methoden entwickelt, führen auf okkulte Weiseauf der Erde zur Vermehrung der Kräfte, die der dämo-nischen Natur der Erde angehören und die zur Verhär-tung der Erde führen. Wenn viele Menschen schwarze

Magier würden, so hätte das zur Folge, daß die Erde immer ähnlicherwürde dem Monde, während dagegen durch die Kräfte der weißenMagie die Erde immer ähnlicher werden wird den Sonnenkräften, denKräften, die in den Sonnenstrahlen sind.

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Wozu also würde ein Überhandnehmen der schwarzen Magie aufunserer Erde führen? Es würde führen zur Verhärtung des Erdballes,dazu, daß der Erdball ein Mond würde. Dieselben Kräfte, wie sie mitdem Monde ausgeschieden worden sind, die sich herausentwickelthatten aus der Substanz der Erde, sie sind als Anlage in den Schichtender Erde noch immer vorhanden. Neben all den Kräften, die die guteAnlage haben, Sonnenkräfte zu werden, sind auch die Kräfte nochvorhanden, welche die Anlage haben, Mondenkräfte zu werden.Durch die weiße Magie wird die Erde immer mehr angenähert derSonnennatur; durch die Kräfte der schwarzen Magie wird sie angenä-hert der Mondennatur. Durch die weiße Magie muß alles besiegtwerden, was nicht auf dem Wege der Erleuchtung, der Weisheit, zurBeherrschung geistiger Kräfte führt. Denn alle solche Prozeduren,solche Tätigkeiten, wie sie genannt worden sind, führen nicht auf demWege der Weisheit, der Einsicht, nicht durch wirkliches Hineinschau-en zur Beherrschung geistiger Kräfte, sondern sie sind der Natur abge-lauscht, indem man mit ihr Machinationen und Prozeduren unter-nimmt, durch welche Kräfte ohne Erleuchtung errungen werden sol-len. So ist denn tatsächlich das apokalyptische Siegel zu gleicher Zeitdas Zeichen für die Überwindung der schwarzen Magie durch dieweiße Magie. Durch die menschlichen Kräfte, die sich verwandeln,werden Sonnenkräfte geboren von dem Menschen selber, so daß dieMondenkräfte zu des Menschen Füßen liegen.

Das ist der Weg, den der Magier nehmen muß auf unserer Erde.Dann werden die Kräfte durch die neun Stufen hindurch, von denenSie einen Begriff bekommen, wenn Sie meine «Theosophie» lesen, zuden neun Sternen. Was also muß der richtige schwarze Magier zuseinem Schüler sagen? Sehr einfach:Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,Des Menschen allerhöchste Kraft,Laß nur in Blend- und ZauberwerkenDich von dem Lügengeist bestärken,So hab ich dich schon unbedingt! –Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,Der ungebändigt immer vorwärtsdringtUnd dessen übereiltes StrebenDer Erde Freuden überspringt.

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Den schlepp ich durch das wilde Leben,Durch flache Unbedeutendheit, Er soll mir zappeln, starren, kleben, Und seiner Unersättlichkeit Soll Speis und Trank vor gier'gen Lippenschweben: Er wird Erquickung sich umsonst erflehn, Und hätt er sich auch nicht dem Teufel übergeben, Er müßte doch zu Grunde gehn!

Das ist es, worum es sich handelt: ob man auf dem Wege des Wis-sens oder ob man auf eine andere Art zur Beherrschung der geistigenKräfte kommt. Zu den höchsten Stufen geistiger Kräfte zu kommen,ist nun aber gar nicht so einfach. Es wäre leicht, ungeheuer leicht undda kommen wir zu einem sehr subtilen Kapitel einerseits der Mensch-heitsentwickelung und andererseits der Magie –, es wäre leicht, ein-fach zu warten, bis alle Menschen fähig wären, die Dinge richtigeinzusehen, die sie eben erst einsehen müssen, bevor sie auf demWege magischer Entwickelung weiterkommen. Das wäre unter Um-ständen ganz leicht. Aber dann würde man den Gang der mensch-lichen Entwickelung verzögern. Es muß auf irgendeine Weise möglichsein, den Menschen selbständig in die Hand zu geben die Verbreitungokkulter Wahrheiten – und das ist in gewissem Sinne auch immeretwas von der Verbreitung okkulter Kräfte –, und diese so zu verwen-den, daß sie in der Welt richtig wirken. Den Menschen müssen okkul-te Wahrheiten und Lehren in größerem Umfange zuteil werden, damitsie in gewissem Sinne okkulte Lehrer werden können.

Nun könnte man ja fragen: Aber ist denn nicht jeder, der okkulteLehren verbreitet, in gewisser Beziehung ein schwarzer Magier? Es istdurchaus wahr, daß jemand, der heute okkulte Lehren verbreitetleicht zum schwarzen Magier werden kann. Dann nämlich, wenn erunfähig ist, den vollen Umfang der Wirkungen seiner okkulten Lehrenzu ermessen. Daher müssen die okkulten Schulen dafür Sorge tragen,daß niemand wirklich okkulte Lehren verbreitet, der nicht fähig istdurch seine eigene Entwickelung, den Umfang und die Wirkungokkulter Wahrheiten zu ermessen. Es können heute okkulte Lehrenverbreitet werden, indem sie ein Schüler dem anderen nachsagt odervon ihm abschreibt. Wenn der Betreffende Schüler oder Jünger sein

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will, so ist das ganz gut, denn dadurch verbreitet er das Ursprüngliche,von dem er gehört hat. Aber reden wir von dem Fall, wenn jemandselbständig okkulte Lehren verbreiten würde und sogar sein eigenesUrteil hineinmischen würde. Wenn jemand okkulte Wahrheiten inselbständiger Weise verbreiten will, dann muß vor allen Dingen Vor-sorge dafür getroffen werden, daß dieser Mensch die Reife habe,selbständig okkulte Wahrheiten zu verbreiten, und das hängt nicht voneiner verstandesmäßigen Schulung ab, sondern das machen die okkul-ten Schulen von etwas ganz anderem abhängig, nämlich davon, wiedie einzelnen Glieder der menschlichen Natur sich nach und nachentwickeln.

Sie wissen aus dem Aufsatz über die «Erziehung des Kindes», daßbei der Geburt des Menschen der physische Leib geboren wird, daßbis zum siebenten Jahre der Ätherleib, bis zum vierzehnten Jahre derastralische Leib, und bis zum einundzwanzigsten Jahre das Ich he-rauskommt. Wir können das weiterverfolgen und würden sehen, daßmit dem fünfunddreißigsten Jahre des Menschen, oder besser gesagtzwischen dem fünfunddreißigsten und vierzigsten Jahre, der Ätherleibund der Astralleib des Menschen so weit frei werden, daß der Menscherst dann das nötige Verantwortungsgefühl haben kann für die Ver-breitung okkulter Wahrheiten. Daher haben alle okkulten Schulen dasstrenge Gesetz, daß niemand als Lehrer okkulter Wahrheiten auftretendarf, bevor er dieses Alter erreicht hat. Und dieses Gesetz ist es auch,das der große Dichter Dante hingestellt hat, indem er gleich am An-fang seiner Dichtung «Die göttliche Komödie» sagt: «Es war in desLebens Mitte, daß ich mich verirrte im Walde ...» und so weiter.Wenn Sie nachrechnen: Im Jahre 1300 war Dante fünfunddreißigJahre alt. Da gingen alle diese großen Dinge an seiner Seele vorüber.

Das ist ein strenges Gesetz. Wenn Sie dieses strenge Gesetz einmalanschauen und manches dabei berücksichtigen, was in der Gegenwartgeschieht, dann werden Sie unter diesem Gesichtspunkte einfachwissen, daß vieles, was verbreitet wird, nicht aus okkulten Quellenstammt. Keine okkulte Schule läßt es zu, daß Menschen selbständigokkulte Wahrheiten verbreiten, die dieses Alter nicht erreicht haben.Damit ist selbstverständlich nicht gesagt, daß man nicht früh genugdamit anfangen kann, etwas zu lernen. Aber um als Lehrer des Okkul-tismus aufzutreten, kann man nicht spät genug anfangen.

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Viel, viel Übles würde vermieden werden, wenn die Leute wirklichden Okkultismus kennen würden und die strengen Gesetze, die daherrschen.

Das sind Dinge, die man im Zusammenhang mit dem Thema «Wei-ße und schwarze Magie», das nicht so leicht zu behandeln ist, beach-ten muß, und wovon ich wirklich nur einige Brocken gesagt habe.Wenn Sie manches von dem, was hier nur angedeutet werden konnte,in Ihrer Meditation in ernster Studienarbeit sich weiter ausführen,dann werden Sie sehen, daß schon mit diesen unvollkommenen An-deutungen die Anfangsschritte für mancherlei Wege gegeben sind, umin der Erkenntnis weiterzukommen. Vor allem werden Sie sich davonüberzeugt haben, daß man über solche Dinge wie weiße und schwarzeMagie nicht mit den gewöhnlichen trivialen Begriffen überhauptreden kann, daß man sogar erst neue Begriffe formulieren muß, wennman über solche hohen oder über so scheußliche Dinge reden will. Esist heute wichtig, solche Dinge zu wissen, denn es ist vieles in derWelt, wovon der gewöhnliche Mensch nichts weiß, was er aber dochwissen sollte, damit er sich retten kann vor den Einflüssen magischerKünste. Manches kennen die Menschen auch, sehen es aber als etwasHarmloses an. Aber es ist gar nicht harmlos.

Wir können, wenn wir ein solches Thema besprechen, nur einenAnfang machen, um dann immer weiter und weiter zu kommen aufdiesem Gebiet. Der Anfang ist am besten dann gemacht, wenn einGefühl von dem Ernst und der Bedeutung einer solchen Sache er-weckt werden konnte. Wenn auch die Darstellungen in der Kürze derZeit nur unvollkommen sein konnten, so hoffe ich doch, daß dadurch,daß real gesprochen worden ist, einiges davon in Sie übergegangenist, um Sie zu veranlassen, die Sache mit dem höchsten Ernste zubetrachten.(S. 140)*

S. 206:

gelesen. Keine Philosophie, keine Spekulation, nicht der größteScharfsinn kann ein solches Bild enträtseln, allein die Erkenntnis derTatsachen der höheren Welten führt zum Verständnis. Im Okkultis-mus sind alle Bilder Ausdruck für geistige Tatsachen.

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Ich wollte Ihnen heute nur den Hinweis geben, wie das, was wiruns in der elementaren Theosophie als Ideen, Begriffe und Vorstel-lungen aneignen, allmählich zu Erlebnissen hinführt; und jedes Bildim Okkultismus ist nur aus Erlebnissen hergenommen. Wenn Sie zumBeispiel das bekannte Bild der Swastika nehmen, so können Sie inden verschiedenen Schriften die scharfsinnigsten Deutungen für die-ses Bild finden. Wie ist es ursprünglich in den Okkultismus hineinge-kommen? Dieses Bild ist nichts anderes als das Abbild dessen, waswir astrale Sinnesorgane nennen. Durch ein gewisses Vorgehen, durchSchulung kann der Mensch astrale Sinnesorgane ausbilden. Diesebeiden Linien (es wird gezeichnet) sind eigentlich Bewegungen imastralischen Leibe, die vom Hellseher geschaut werden wie feurigeRäder oder wie Blumen. Sie werden Lotosblumen genannt.

Für diese Räder oder Lotosblumen - von denen zumBeispiel die zweiblättrige in der Gegend der Augenliegt, die sechzehnblättrige in der Gegend des Kehl-kopfes -, für diese astralen Sinnesorgane, die als Licht-erscheinung auftreten in der astralen Welt, ist das Zei-chen, das Bild die Swastika. Oder nehmen wir ein an-deres Zeichen, das sogenannte Pentagramm. Nicht

durch Spekulieren, nicht durch Philosophieren können Sie die ur-sprüngliche Bedeutung des Pentagramms finden. Das Pentagramm isteine Wirklichkeit; es ist ein Bild für das Wirken von Strömungen, vonKräfteströmungen, die im Ätherleib des Menschen sich finden. Esgeht eine gewisse Kräfteströmung beim Menschen vom linken Fußhinauf nach einem bestimmten Punkt des Kopfes, von da zum rechtenFuß, von da zur linken Hand, von da durch den Leib, durch das Herzzur rechten Hand, und von da zurück zum linken Fuß, so daß Sie inden Menschen hineinzeichnen können – in seinen Kopf, seine Arme,Hände, Beine, Füße – das Pentagramm.

Sie müssen sich das vorstellen als Kräftewirkung, nicht bloß alsgeometrische Figur. Im Ätherleib des Menschen haben Sie das Penta-gramm. Die Kräftewirkungen folgen genau diesen Linien des Penta-gramms. Die Linien können die mannigfaltigsten Verrenkungen ein-gehen, immer aber bleiben sie als Pentagramm dem menschlichenKörper eingezeichnet. Das Pentagramm ist eine ätherische Wirklich-

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keit, nicht ein Symbol, sondern eine Tatsache.So ist jedes Symbol im Okkultismus ein Bild für eine Tatsache der

geistigen Welt. Erst dann erkennt man seine Bedeutung, wenn manhindeuten kann auf die Welt, in der diese Tatsache wurzelt. Daher ...-207-*S. 254: Wenn wir die Pflanze in der ursprünglichen keuschen Sub-stanz betrachten, so finden wir das Grün als Farbe im Leben derPflanze. Die Pflanze ist in denjenigen Teilen, in denen der Ätherleiblebendig tätig ist, durchdrungen vom Blattgrün, von dem, was man dasChlorophyll nennt. Der Ätherleib hat ein Grundgesetz, das ist dasGesetz der Wiederholung. Würde in der Pflanze nur der Ätherleiballein tätig sein, so würde sich immer wieder ein und dieselbe Formwiederholen; Blatt um Blatt setzt sie an. Wenn aber der Astralleib derErde auf die Pflanze einzuwirken beginnt, schließt sie das Wachstumab und setzt die Blüte an. Die Wirkung des Ätherleibes offenbart sichin der Wiederholung. Auch beim menschlichen Wachstum macht sichdieses Prinzip geltend. Der Ätherleib zeigt seinen Einfluß in der Bil-dung der Rückenwirbel, die aber da ihren Abschluß findet, wo derAstralleib zu wirken beginnt und sich die Schädelkapsel wölbt. Wirkönnen daher auf den ätherischen Leib nur einwirken durch das Prin-zip der Wiederholung. Wenn Sie denken und begreifen, so wirkt dasnur auf den Astralleib. Wenn Sie aber zum Beispiel beten oder medi-tieren und täglich dasselbe Gebet oder dieselbe Meditation wiederho-len, so wirken Sie bis in den Ätherleib hinein. Die Dinge sind so, daßim Kosmos sich zuerst das Prinzip der Wiederholung zeigt in denTaten des Ätherleibes, dann das Prinzip des Abschlusses durch denAstralleib. Wo der Astralleib sich zurückzieht, tritt mit Selbstverständ-lichkeit wieder das Prinzip der Wiederholung auf. So wachsen IhreHaare und Nägel, weil sich der Astralleib dort zurückgezogen hat. Esschmerzt ja auch nicht, wenn Sie sich die Haare abschneiden, dennder Schmerz ist ein Ausdruck des Astralleibes.

Wir haben zunächst die reine keusche Pflanzensubstanz, wo diePflanze, lediglich dem Gesetz des Ätherleibes unterliegend, Blatt fürBlatt ansetzt. Jetzt durchdringt diese reine keusche Pflanzensubstanzimmer mehr dasjenige, was in der Theosophie das Kama genanntwird, das Instinkt- und Empfindungsmäßige, das Begierdenreich, bis

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hinauf zu den Vorstellungen. Und nun soll im Menschen dasjenigewieder überwunden werden, was sich in ihm hinaufentwickelt hat, seiter eine Pflanzennatur hatte. Indem der Mensch sich hinaufentwickelte,hat er in sich das rote Blut aufgenommen. Durch das rote Blut wirddasjenige im Menschen bewirkt, was ihn selbstbewußt macht. Es istdas von astralischer Substanz und vom Ich durchzogene Chlorophyllder Pflanze, das sich umgewandelt hat in das rote Blut. Wenn Sie diegrüne Pflanzensubstanz durchziehen könnten mit Ich und astralischerSubstanz, würden Sie das rote Blut bekommen. Denken Sie nun andas Bild des Kreuzes. Im Bild des Kreuzes haben Sie auch etwas, dasauf des Menschen Zukunft hinweist. Wo liegt des Menschen Zukunft?Die Pflanzennatur soll er wieder erringen, aber verbunden mit derhöheren Stufe des Bewußtseins, die der heutige Mensch sich schonerrungen hat. Die roten Rosen des Rosenkreuzes bezeichnen, wasdurch das Blut errungen wurde, aber auch, was er als Pflanzennaturhatte und wieder haben soll. Das ist vorgebildet in der Rose. Sie hatPflanzennatur, und sie hat auch die rote Farbe des Blutes. In den grü-nen Blättern wirkt der Ätherleib, in der roten Blüte, wo der Abschlußist, wirkt der Astralleib; die Rosenblüte verdankt das Rot den inten-sivsten Einwirkungen des Astralleibes der Erde.

Der Astralleib des Menschen wird künftig frei werden und bewußtvon außen, von außerhalb des physischen Leibes wirken, so wie jetztder Astralleib der Erde auf die Rose wirkt. Dann wird das, was jetztals Pflanzenrose auf niederer Stufe da ist, auf höherer Stufe erschei-nen als die Menschenrose. So haben wir in dem Kranz von Rosen, derdas schwarze Holz des Kreuzes umgibt, tatsächlich ein Zeichen fürdie Entwickelung des Menschen. In dem schwarzen Holz blicken wirauf das Absterbende, es ist ein Bild für das, was auch beim Menschenabsterben wird. Und in der roten Rose blicken wir auf das, was sichweiter entwickeln wird bis zu jenem Kelch, der sich - wie der Pflan-zenkelch der Sonne – den geistigen Sonnenstrahlen entgegenhält. Unddas Rosenkreuz, wo die roten Rosen das schwarze Kreuz umgeben,stellt uns diesen Vorgang im Bilde dar.

Das ist das wesentliche bei den Symbolen, daß wir sie nicht bloßdenken, sondern daß wir sie fühlen und empfinden. Denn nur, wennwir an der roten Rose fühlen, daß sie uns sagt: das werdet ihr einst-mals sein, das ist das, was euch das Ziel der Menschenentwickelung

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darstellt –, und wenn uns dabei das Herz aufgeht und unsere ...

* * *

Weitere wichtige Ausführungen zur weißen und schwarzen Magiefinden sich u. a. in dem Buch "Innere Entwicklungsimpulse derMenschheit - GA171" von Rudolf Steiner.

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Rudolf SteinerIndividuelle Geistwesen und ihr Wirken

in der Seele des MenschenGA 178

INDIVIDUELLE GEISTWESENUND EINHEITLICHER WELTENGRUND

Darnach, 18. November 1917Erster Vortrag

Sie erinnern sich an die Betrachtungen, die wir anzuknüpfen versuch-ten an verschiedene Behauptungen und Aufstellungen der gegenwärti-gen Psychoanalytiker. Es kam mir bei jenen Betrachtungen darauf an,Klarheit anzuregen darüber, daß der Begriff des Unbewußten eigent-lich so, wie er in der Psychoanalyse herrscht, ein unbegründeter ist.Und solange man nicht über diesen Begriff des Unbewußten –einenrein negativen Begriff – hinauskommen wird, wird man nicht anderssagen können, als daß diese Psychoanalyse mit unzulänglichen Er-kenntnismitteln an einem von der Gegenwart ganz besonders gefor-derten Phänomen arbeitet. Und weil die Psychoanalytiker auf dereinen Seite sich bestreben, das Geistig-Seelische zu erforschen und,wie wir gesehen haben, dieses Geistig-Seelische auch im sozialenLeben verfolgen, so muß man sagen, daß hier ein Ansatz ist, derimmerhin mehr bedeutet als dasjenige, was die offizielle Universitäts-wissenschaft gerade auf diesem Gebiete liefern kann. Aber auf derandern Seite, weil die analytische Psychologie versucht, durch dasPädagogische, durch das Therapeutische und wahrscheinlichdem-nächst auch durch das Sozialpolitische in das Leben einzugrei-fen, sind die Gefahren, die mit einer solchen Sache doch verbundensind, immerhin als sehr ernstliche anzusehen.

Nun entsteht die Frage: Was ist es denn eigentlich, woran dieForscher der Gegenwart so ganz und gar nicht herankommen könnenund nicht kommen wollen? Sie erkennen an, daß ein Seelisches au-

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ßer-halb des Bewußtseins vorhanden ist; sie suchen ein Seelischesaußer-halb des Bewußtseins; aber sie können sich nicht aufschwingenzu der Erkenntnis des Geistes selbst. Geist kann niemals durch denBegriff des Unbewußten irgendwie erfaßt werden; denn ein unbewuß-ter Geist ist wie ein Mensch ohne Kopf. Nun habe ich Sie ja daraufaufmerksam gemacht, daß aus gewissen hysterischen Zuständen he-raus es sogar Menschen gibt, die auf der Straße herumgehen und beiandern Menschen nur die Körper, nicht die Köpfe sehen. Das ist einebestimmte Krankheitsform, wenn man von niemandem den Kopfsieht. So gibt es unter den heutigen Forschern auch Menschen, welcheglauben, den ganzen Geist zu sehen; aber indem sie ihn als unbewußthinstellen, zeigen sie zugleich, daß sie selbst von der Wahnvorstellungbefallen sind, als ob es einen unbewußten Geist, einen Geist ohneBewußtsein geben würde, wenn wir die Schwelle des Bewußtseinsüberschreiten, sei es in richtigem Sinne, wie wir das immer aufGrundgeisteswissenschaftlicher Forschung beschrieben haben, sei esin krankhaft abnormer Weise, wie ja in den Fällen immer, die denPsychoanalytikern vorliegen.

Wenn man die Schwelle des Bewußtseins überschreitet, so kommtman immer in geistiges Gebiet hinein; ganz gleichgültig, ob man insUnterbewußte oder ins Überbewußte kommt, man kommt immer ingeistiges Gebiet hinein, aber in ein Gebiet, in dem der Geist in einergewissen Weise bewußt ist, irgendeine Form des Bewußtseins ent-wickelt. Wo Geist ist, ist auch Bewußtsein. Man muß nur aufsuchendie Bedingungen, unter denen das betreffende Bewußtsein steht; manmuß eben gerade durch Geisteswissenschaft die Möglichkeit haben,zu erkennen, welche Art von Bewußtsein eine bestimmte Geistigkeithat. Wenn wir also hier vor acht Tagen den Fall jener Dame angeführthaben, welche aus einer Gesellschaft herausgeht, dann vor den Pfer-den einherläuft, abgehalten wird in einen Fluß zu springen, dann zu-rück-getragen wird in das Haus, von dem sie gekommen ist, um dortmit dem Hausherrn zusammengebracht zu werden, weil sie den Haus-herrn in irgendeiner ihr unklaren, unterbewußten Weise liebt, danndarf nicht gesagt werden, daß der Geist, der nicht dem Bewußtseindieser Dame angehört, der sie drängt und führt, ein unbewußter Geistsei, oder daß er ein unbewußtes Seelisches sei: der ist etwas sehr Be-wußtes. Die Bewußtheit dieses dämonischen Geistes, der diese Dame

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wiederum zurückführt zu dem unrechtmäßig Geliebten, dieser Dämonist sogar viel gescheiter in seinem Bewußtsein als die Dame in ihremOberstübchen – wollte sagen: Bewußtsein – eigentlich ist. Und dieseGeister, wenn der Mensch in irgendeiner Weise die Schwelle seinesBewußtseins überschreitet, diese Geister, die da regsam, wirksamwerden, das sind nicht unbewußte Geister, das sind solche Geister, diesehr gut für sich bewußt regsam, wirksam werden. Das Wort unbewuß-ter Geist, wie es die Psychoanalytiker brauchen, hat gar keinen Sinn;denn ebensogut könnte ich, wenn ich bloß von mir aus sprechen wür-de, von der ganzen erlauchten Versammlung, die hier sitzt, sagen, sieist mein Unbewußtes, wenn ich nichts davon weiß. Ebensowenig darfman die geistigen Wesenheiten, die um uns sind und die in einemsolchen Falle erfassen die Persönlichkeit, wie indem Fall, den ichIhnen vor acht Tagen erzählte, ebensowenig dürfen wir diese unbe-wußte Geister nennen. Sie sind unterbewußt; sie sind nicht erfaßt vondem Bewußtsein, das in uns gerade lebt; aber für sich sind sie voll-ständig bewußt.

Dies ist — gerade für die Aufgabe der Geisteswissenschaft inunserer Zeit — außerordentlich wichtig zu wissen, aus dem Grunde,weil das Wissen von dem jenseits der Schwelle gelegenen Geistgebiet,das Wissen von wirklichen, ihrer selbst bewußten Individualitätennicht bloß eine Errungenschaft etwa der heutigen Geisteswissenschaftist, sondern weil dies tatsächlich ein uraltes Wissen ist. Früher hatman es eben gewußt im Sinne der alten atavistischen Hellseherkunst.Heute weiß man es mit andern Mitteln, lernt es allmählich wissen.Aber das Wissen von wirklichen, außerhalb des menschlichen Bewußt-seins befindlichen Geistern, die unter andern Bedingungen leben alsdie Menschen, die aber in fortwährendem Verhältnisse stehen zu denMenschen, von denen auch der Mensch ergriffen werden kann inseinem Denken, Fühlen und Wollen, dieses Wissen war immer da.Und dieses Wissen, das wurde immer betrachtet als ein Geheimgutbestimmter Brüderschaften, die dieses Wissen in ihrem Kreise als einstreng Esoterisches behandelten. Warum behandelten sie es als strengesoterisch? Diese Frage zu erörtern, das würde in diesem Augenblicketwas zu weit führen; aber das soll gesagt werden, daß einzelne Brü-derschaften von der ehrlichen Überzeugung immer durchdrungenwaren, daß eben die Mehrzahl der Menschen nicht reif sei für dieses

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Wissen. Nun, das war ja auch bis zu einem hohen Grade der Fall.Aber viele andere Brüderschaften, die man Brüderschaften der Linkennennt, waren bestrebt, dieses Wissen für sich auch aus dem Grunde zubehalten, weil solches Wissen, von einer kleinen Gruppe in Besitzgenommen, eine Macht gibt über die andern, die dieses Wissen nichthaben. Und immer hat es Bestrebungen gegeben, die darauf ausgin-gen, gewissen Gruppen Macht zu sichern über andere. Das konnteman dadurch herbeiführen, daß man ein gewisses Wissen betrachteteals ein esoterisches Gut, aber es ausnutzte, um die Macht über irgendetwas anderes auszudehnen.

In der heutigen Zeit ist es ganz besonders notwendig, über dieseDinge sich wirklich aufzuklären. Denn Sie wissen, seit 1879 — ichhabe das gerade in den letzten Vorträgen ausgeführt — lebt dieMenschheit in einer ganz besonderen spirituellen Situation. Ganzbesonders wirksame Geister der Finsternis sind seit 1879 aus dergeistigen Welt in das Reich der Menschen versetzt, und diejenigen,welche die Geheimnisse, die zusammenhängen mit dieser Tatsache, inunberechtigter Weise innerhalb von kleinen Gruppen halten, diekönnen alles mögliche anrichten mit diesen Dingen. Nun werde ichIhnen zunächst heute zeigen, wie gerade gewisse Geheimnisse, welchedie Entwickelung der Gegenwart betreffen, in unrichtiger Weiseausgenutzt werdenkönnen. Sie müssen nur dann gut zusammenhaltendasjenige, was ich heute sagen werde, was mehr historischer Art seinwird, und dasjenige, was ich morgen dazu sagen werde.

Sie wissen alle: seit längerer Zeit wird innerhalb unserer anthropo-sophischen geisteswissenschaftlichen Strömung aufmerksam daraufgemacht, wie dieses 20. Jahrhundert dasjenige ist, welches ein be-sonderes Verhältnis der Menschheitsentwickelung zu dem Christusbringen soll, zu dem Christus insoferne, als im Laufe des 20. Jahr-hunderts — schon in der ersten Hälfte, wie Sie wissen — dieses Er-eigniseintreten soll, das ja auch in dem ersten meiner Mysteriend-ramen an-gedeutet ist, daß für eine genügend große Anzahl von Men-schen im Ätherischen der Christus eine wirklich daseiende Wesenheitsein soll.

Nun wissen wir, wir leben eigentlich in der Zeit des Materialismus.Wir wissen, daß seit der Mitte des 19. Jahrhunderts dieser Materialis-mus auf seinen Höhepunkt gelangt ist. Aber in der Wirklichkeit müs-

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sen Gegensätze zusammenfallen. Gerade der Höhepunkt des Materia-lismus in der Menschheitsentwickelung muß auf der andern Seitezusammenfallen mit jener Verinnerlichung der Menschheitsentwicke-lung, die dazu führt, daß der Christus wirklich ätherisch geschautwird. Man kann begreifen, daß gerade die Bekanntmachung diesesGeheimnisses von dem Schauen des Christus, von diesem neuen Ver-hältnis, das der Christus mit der Menschheit eingehen soll, Mißstim-mung und Widerwillen hervorruft bei jenen Menschen, welche alsAngehörige gewisser Brüderschaften dieses Ereignis vom 20.Jahr-hundert, dieses Ereignis der Erscheinung des ätherischen Chris-tus ausnutzen wollen in ihrem Sinne und es nicht zu einem Gemeingutder allgemeinen menschlichen Erkenntnis machen wollen. Es gibtBrüderschaften — und Brüderschaften beeinflussen immer die öffent-lichen Meinungen, indem sie dies oder jenes zum Beispiel geradedurch solche Mittel verbreiten lassen, durch die es am wenigsten denMenschen auffällt —, es gibt gewisse okkulte Brüderschaften, dielassenverbreiten, daß die Zeit des Materialismus bald abgelaufen seinwerde, ja, daß sie in einer gewissen Weise schon abgelaufen sei. Diearmen, bemitleidenswerten «gescheiten Leute» — das «gescheiteLeute» ist jetzt selbstverständlich in Gänsefüßchen gestellt —, dieheute in so zahlreichen Versammlungen und Büchern und Vereinendie Lehre verbreiten, daß der Materialismus abgewirtschaftet habe,daß man schon wiederum etwas vom Geiste begreife, aber die denLeuten nicht mehr geben können als das Wort Geist und einzelnePhrasen, diese Leute stehen mehr oder weniger im Dienste derjenigen,die ein Interesse daran haben, zu sagen, was nicht wahr ist, zu sagen,der Materialismus habe abgewirtschaftet; denn wahr ist dieses nicht,sondern im Gegenteil, die materialistische Gesinnung ist in Zunahmebegriffen, und sie wird am besten gedeihen, wenn sich die Leuteein-bilden werden, daß sie nicht mehr Materialisten seien. Diematerialistische Gesinnung ist im Zunehmen begriffen und wird nochim Zunehmen sein durch etwa vier bis fünf Jahrhunderte.

Was notwendig ist, das ist das hier oftmals Betonte: in klarem Be-wußtsein zu erfassen diese Tatsache, zu wissen, daß das so ist. Dannwird die Menschheit schon zum Heile kommen, wenn man das ordent-lich weiß, wenn man so arbeitet im Geistesleben, daß man weiß: diefünfte nachatlantische Epoche ist dazu da, materialistisches Wesen

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herauszugestalten aus der allgemeinen Menschheitsentwickelung.Aber es muß um so mehr spirituelles Wesen dem entgegengestelltwerden. Ich habe in den vorangehenden Vorträgen gesagt, was dieMenschen des fünften nachatlantischen Zeitraums kennenlernen müs-sen, das ist: den vollbewußten Kampf gegen das in der Menschheits-entwickelung auftretende Böse. So wie in der vierten nachatlantischenKulturperiode der Kampf stattfand um die Auseinandersetzung mitGeburt und Tod, so findet jetzt statt die Auseinandersetzung mit demBösen. Also auf das vollbewußte Erfassen der geistigen Lehre, daraufkommt es jetzt an, nicht darauf, Sand in die Augen zu streuen denZeitgenossen, als ob der Teufel des Materialismus nicht da sei. Erwird noch immer mehr und mehr zunehmen. Diejenigen, die in einernicht richtigen Weise diese Dinge behandeln, die wissen von demEreignis der Christus-Erscheinung gerade so gut wie ich; aber siebehandeln dieses Ereignis der Christus-Erscheinung in einer andernWeise. Und um das zu verstehen, muß man folgendes ins Auge fassen.

Wie jetzt die Menschheit geworden ist in dieser fünftennachatlantischen Zeit, da ist ganz unberechtigt der Satz, den viele inihrer Bequemlichkeit sprechen: Nun ja, während wir hier zwischenGeburt und Tod leben, da kommt es darauf an, sich dem Leben zuübergeben;ob dann, wenn wir durch den Tod gegangen sind, wir ineine geistige Welt eintreten, das wird sich schon zeigen, das könnenwir ja ab-warten. Hier genießen wir unser Leben, wie wenn es nureine materielle Welt gäbe; wenn man durch den Tod in die geistigeWelt ein-tritt, nun ja, dann wird sich schon zeigen, ob eine geistigeWelt da ist! — Es ist das ungefähr ebenso gescheit wie der Schwur,den einer ablegt, der da sagt: So wahr ein Gott im Himmel ist, bin ichein Atheist! — Es ist ungefähr ebenso gescheit wie dieses; aber es istdie Gesinnung sehr vieler, die da sagen: Es wird sich zeigen nach demTode, wie es da ist, bis dahin braucht man sich gar nicht mit ir-gend-welcher spirituellen Wissenschaft zu befassen.

Es war zu allen Zeiten eine solche Gesinnung höchst anfechtbar,aber verhängnisvoll wird sie insbesondere in dieser fünftennach-atlantischen Zeit, in der wir leben, weil sie durch die Herrschaftdes Bösen gerade besonders nahegelegt wird dem Menschen. Indemder Mensch unter den gegenwärtigen Entwickelungsbedingungendurch die Pforte des Todes tritt, nimmt er die Bewußtseinsbedingun-gen mit, welche er sich selbst hergestellt hat zwischen der Geburt und

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dem Tode. Derjenige Mensch, welcher unter den gegenwärtigenVerhältnissen ganz und gar sich nur beschäftigt hat mit Vorstellungenund Begriffen und Empfindungen über die materielle, über die Sinnes-welt, der verurteilt sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen dazu,daß er nach dem Tode nur in einer Umgebung lebt, auf welche diewährenddes leiblichen Lebens ausgeprägten Begriffe Bezug haben.Während der, welcher spirituelle Vorstellungen aufnimmt, rechtmäßigin die geistige Welt einzieht, muß derjenige, der es ablehnt, geistigeVorstellungen aufzunehmen, in gewissem Sinne in irdischen Verhält-nissen verbleiben, bis er — und das dauert eine lange Zeit — gelernthat, drüben so viel geistige Begriffe aufzunehmen, daß er durch sie indie geistige Welt getragen werden kann. Also, ob wir hier geistigeBegriffe aufnehmen oder nicht, das bestimmt unsere Umgebung drü-ben. Viele von denen, die — man kann es nur mit Mitleid sagen —sich gesträubt haben oder verhindert waren, geistige Begriffe hier imLeben aufzunehmen, die wandeln auch noch als Tote auf Erden um-her, bleiben mit der Erdensphäre in Verbindung. Und da wird danndie Seele des Menschen, wenn sie nicht mehr abgeschlossen ist vonder Umgebung durch den Leib, der nun nicht mehr verhindert, daß siezerstörerisch wirkt, da wird die Seele des Menschen, wenn sie in derErdensphäre lebt, zum zerstörenden Zentrum.

Also betrachten wir diesen, ich möchte sagen, mehr normalen Fall,daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen Seelen nach dem Tode indie geistige Welt hinüberkommen, die ganz und gar nichts wissenwollten von spirituellen Begriffen und Empfindungen: sie werden zuzerstörerischen Zentren, weil sie in der Erdensphäre aufgehaltenwerden. Nur Seelen, welche schon hier durchdrungen sind von einemgewissen Zusammenhang mit der geistigen Welt, gehen durch diePforte des Todes so, daß sie in der richtigen Weise in die geistigeWelt auf-genommen, der Erdensphäre entrückt werden und jene Fä-den spinnenkönnen auch zu den hier Zurückgebliebenen, welche fort-während gesponnen werden. Denn darüber müssen wir uns nur klarsein: die geistigen Fäden zwischen den toten Seelen und uns selber,die mit ihnen verbunden waren, die werden durch den Tod nichtabgerissen, die bleiben, sind sogar viel inniger nach dem Tode, als siehier gewesen sind. Aber das, was ich gesagt habe, das muß man alseine ernste, bedeutungsvolle Wahrheit aufnehmen.

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Wiederum ist das etwas, was ich nicht etwa allein weiß, was ande-re auch wissen, daß dies in der Gegenwart so ist. Aber es gibt viele,welche gerade in recht schlimmem Sinne diese Wahrheit ausnutzen.Es gibt heute verführte Materialisten, die glauben, daß das materielleLeben das einzige sei; aber es gibt auch Eingeweihte, die Materia-listen sind und die durch Brüderschaften materialistische Lehren ver-breiten lassen. Von diesen Eingeweihten dürfen Sie nicht glauben, daßsie etwa auf dem albernen Standpunkte stehen, daß es keinen Geistgibt, oder daß der Mensch nicht eine Seele hat, die von dem Leibeunabhängig sein kann und ohne ihn leben kann. Sie können getrostannehmen, daß derjenige, der in die geistige Welt wirklich eingeweihtist, sich nie der Albernheit hingibt, an die bloße Materie zu glauben.Aber es gibt viele, welche in einer gewissen Weise ein Interesse daranhaben, den Materialismus verbreiten zu lassen, und die allerlei Ver-anstaltungen treffen, damit ein großer Teil der Menschen an denMaterialismus allein glaubt und ganz und gar unter dem Einfluß desMaterialismus steht. Nun gibt es Brüderschaften, welche an ihrerSpitze Eingeweihte haben, die eben ein solches Interesse haben, denMaterialismus zu pflegen, zu verbreiten. Diesen Materialisten dient essehr gut, wenn immerfort davon geredet wird, daß der Materialismuseigentlich schon überwunden sei. Denn man kann auch irgendeineSache mit den entgegengesetzten Worten anstreben; die Verfahrungs-weisen sind oftmals recht komplizierte.

Was wollen nun solche Eingeweihte, welche eigentlich ganz gutwissen, daß die Menschenseele ein rein spirituelles Wesen ist, einspirituelles Wesen, ganz selbständig gegenüber der Leiblichkeit, unddie dennoch die materialistische Gesinnung der Menschen hegen undpflegen? Diese Eingeweihten wollen, daß möglichst viele Seelen daseien, welche hier zwischen Geburt und Tod nur materialistischeBegriffe aufnehmen. Dadurch werden diese Seelen präpariert, in derErdensphäre zu bleiben. Sie werden gewissermaßen in der Erden-sphäre gehalten. Und nun denken Sie sich, daß Brüderschaftenein-gerichtet werden, die das genau wissen, die jene Verhältnisse gutkennen. Diese Brüderschaften präparieren dadurch gewisseMenschenseelen so, daß diese Menschenseelen nach dem Tode imReiche des Materiellen verbleiben. Wenn diese Brüderschaftendann – was möglicherweise in ihrer verruchten Macht liegt – die

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Veranstaltung treffen, daß diese Seelen nach dem Tode in denBereich der Machtsphäre ihrer Brüderschaft kommen, dannwächst dieser Brüderschaft dadurch eine ungeheure Macht zu.Also diese Materialisten sind nicht Materialisten, weil sie nicht an denGeist glauben, so töricht sind diese Eingeweihten-Materialisten nicht,die wissen ganz gut, wie es um den Geist steht; aber sie veranlassendie Seelen, bei der Materie auch nachdem Tode zu bleiben, um sichsolcher Seelen zu ihrem Zwecke bedienen zu können. Also wird vonsolchen Brüderschaften eine Klientelgeschaffen von Totenseelen, dieim Bereiche der Erde verbleiben. Diese Totenseelen, die haben in sichKräfte, die in der verschiedensten Weise gelenkt werden können, mitdenen man Verschiedenes bewirken kann, wodurch man gegenüberdenen, die in diese Dinge nicht eingeweiht sind, zu ganz besonderenMachtentfaltungen kommen kann.

Das ist einfach eine Veranstaltung gewisser Brüderschaften. Undin dieser Sache sieht nur derjenige klar, der sich keine Finsternis undnichts Nebuloses vormachen läßt; der sich nicht vormachen läßt, daßes solche Brüderschaften entweder gar nicht gibt, oder daß ihre Dingeharmlos sind. Sie sind ganz und gar nicht harmlos, sie sind sehr harm-voll; die Menschen sollen im Materialismus noch immer weiter undweiter schreiten. Sie sollen nach dem Sinne solcher Eingeweihterglauben, daß es zwar geistige Kräfte gibt, aber daß diese geistigenKräfte nichts anderes sind als auch gewisse Naturkräfte.

Nun möchte ich Ihnen doch das Ideal charakterisieren, das solcheBrüderschaften haben. Man muß sich ein bißchen anstrengen, um dieSache zu verstehen. Denken Sie sich also eine harmlose Welt vonMenschen, die ein wenig beirrt ist durch die heute herrschenden mate-rialistischen Begriffe, die ein wenig abgeirrt ist von den alten, er-probten Religionsvorstellungen. Denken Sie sich solch eine harmlose-Menschheit. Vielleicht können wir es uns gut graphisch vorstellen (eswird gezeichnet) : Wir denken uns hier das Gebiet einer solchenharmlosen Menschheit (größerer Kreis, hell). Wie gesagt, dieseMenschheit ist sich nur nicht recht klar über die geistige Welt; beirrtdurch den Materialismus, weiß sie nicht recht, wie sie sich verhalten-soll gegenüber der geistigen Welt. Namentlich weiß sie nicht recht,wie sie sich verhalten soll gegenüber denjenigen, die durch die Pfortedes Todes gegangen sind.

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Nun nehmen wir an, hier sei das Gebiet solch einer Brüderschaft(kleiner Kreis, grün) : diese Brüderschaft verbreite die Lehre desMaterialismus, sie sorge, daß diese Menschen jedenfalls reinmaterialistisch denken. Dadurch bringt es diese Brüderschaft da-hin, sich Seelen zu erzeugen, die nach dem Tode in der Erdensphä-re bleiben. Diese werden eine spirituelle Klientel für diese Loge(siehe Zeichnung, orange); das heißt, man hat sich dadurch Totegeschaffen, die nicht aus der Erdensphäre hinausgehen, sondernbei der Erde bleiben. Macht man nun die richtigen Veranstaltun-gen, so behält man sie in den Logen darinnen. Also man hat aufdiese Weise Logen geschaffen, welche Lebende enthalten undauch Tote, aber Tote, welche verwandtworden sind den Erden-kräften.

Nun dirigiert man die Sache so, daß diese Menschen hier Sitzungenabhalten, oder auf solch einem Wege, wie es bei Veranstaltungen derspiritistischen Sitzungen im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahr-hunderts war, von denen ich öfter gesprochen habe. Dann kann esvorkommen — ich bitte Sie, das zu berücksichtigen —, daß dasjenige,was hier in diesen Sitzungen geschieht, dirigiert wird von der Logeaus mit Hilfe der Toten. Aber nach den eigentlichen Intentionen derMeister, die in jenen Logen sind, sollen die Menschen nicht wissen,daß sie es mit Toten zu tun haben, sondern glauben, daß sie es einfachmit höheren Naturkräften zu tun haben. Man will den Leutenbei-bringen, das seien höhere Naturkräfte: Psychismus und derglei-chen, bloß höhere Naturkräfte. Man will ihnen den eigentlichen See-lenbegriff nehmen und sagen: Wie es Elektrizität, wie es Magnetismusgibt, so gibt es auch solche höhere Kräfte. Daß das von Seelen kommt,das kaschieren gerade diejenigen, die in der Loge führend sind. Da-durch aber werden die andern, die harmlosen Seelen, ganz abhängignach und nach, seelisch abhängig von der Loge, ohne daß sie wissen,wovon sie abhängig sind, woher sie eigentlich dirigiert werden.

Es gibt kein anderes Mittel gegen diese Dinge als das Wissendavon. Weiß man davon, so ist man schon geschützt. Weiß man es so,daß dieses Wissen ein richtiges Fürwahrhalten, ein wirkliches Glau-ben ist, so ist man schon geschützt. Aber man muß nicht zu bequemsein, sich das Wissen von diesen Dingen wirklich zu erwerben. Nun,zunächst muß gesagt werden, daß es in diesen Dingen noch immer

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nicht eigentlich ganz zu spät ist. Denn ich habe Sie öfter darauf auf-merksam gemacht: diese Dinge können ja erst allmählich klarwerden,und ich kann nur allmählich die Elemente zusammentragen, um Ihnendie völlige Klarheit zu bringen. Ich habe Sie öfter darauf aufmerksamgemacht, daß im Verlaufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundertsviele Brüderschaften des Westens probeweise den Spiritismusein-geführt haben, um durch diese Probe sich zu überzeugen, ob sienun schon so weit waren mit der Menschheit, wie sie wollten. Es warein Probieren, wie weit sie waren mit der Menschheit. In den spiritisti-schen Sitzungen — das haben sie erwartet — sollten eigentlich dieLeutesagen: Es gibt höhere Naturkräfte. — Und sie waren dann ent-

täuscht, die Brüder der Linken, daß die Menschen zumeist nicht ge-sagt haben: Es gibt höhere Naturkräfte —, sondern gesagt haben: Inden Sitzungen erscheinen Geister der Toten. — Das war die herbeEnttäuschung der Eingeweihten, das war gerade das, was sie nichtwollten; denn den Glauben an die Toten, den wollten diese Einge-weihten gerade den Menschen nehmen. Nicht die Wirksamkeit derToten, nicht die Wirksamkeit der Kräfte der Toten, aber dieser Gedan-ke, daß das von den Toten kommt, dieser richtige, dieser bedeutsame

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Gedanke, der sollte den Menschen genommen werden. Sie sehen, esist ein höherer Materialismus; es ist ein Materialismus, der den Geistnicht nur leugnet, sondern der den Geist hereinzwingen will in dieMaterie. Sie sehen, der Materialismus hat noch Formen, unter denenman ihn schon leugnen kann. Man kann sagen, der Materialismus istverschwunden, wir reden schon vom Geist. Aber alle reden sie vomGeiste in verschwommener Weise. Da kann man ganz gut Materialistsein, wenn man alle Natur so zum Geiste macht, daß dann der Psy-chismus herauskommt. Worauf es ankommt, das ist, daß man in diekonkrete geistige Welt, in die konkrete Geistigkeit den Blick hinein-werfen kann.

Hier haben Sie den Anfang von dem, wie es in den nächsten fünfJahrhunderten immer intensiver und intensiver werden wird. Nunhaben sich die bösen Brüderschaften darauf beschränkt; aber siewer-den die Dinge schon fortsetzen, wenn ihnen nicht das Handwerkgelegt wird, das ihnen nur gelegt werden kann, wenn man die Be-quemlichkeit gegenüber der geisteswissenschaftlichen Weltanschau-ung überwindet.

Also verraten haben sie sich gewissermaßen in den spiritistischenSitzungen. Statt sich zu couvrieren, haben sie sich decouvriert durchdie spiritistischen Sitzungen. Das war also eher etwas, wodurch sichgezeigt hat, daß ihnen ihre Wirtschaft noch nicht ganz gut gelungenwar. Daher auch ging gerade von diesen Brüderschaften selber schonvon den neunziger Jahren an das Bestreben aus, auch den Spiritismusals solchen wiederum für eine Zeitlang zu diskreditieren. Kurz, Siesehen, es wird auf diesem Wege mit den Mitteln der geistigen Weltsehr, sehr Einschneidendes gemacht. Dasjenige, um was es sich dabeihandelt, das ist also: Erhöhung der Macht, Ausnutzung gewisser Ent-wickelungsbedingungen, die im Laufe der Menschheit herauskommenmüssen.

Gegen die Vermaterialisierung der Menschenseelen, gegen diesesGebanntsein der Menschenseelen in die Sphäre der Irdischheit — undLogen sind ja auch im Irdischen — wird entgegengearbeitet. Wennalso die Seelen mit in den Logen spuken und dort wirken sollen, dannmüssen sie ins Irdische gebannt sein. Gegen dieses Bestreben, diesenImpuls, im Irdischen zu wirken durch die Seelen, dem wird entge-gen-gearbeitet durch den bedeutsamen Impuls des Mysteriums von

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Golgatha. Und dieser Impuls des Mysteriums von Golgatha ist auchdie Weltheilung gegen die Vermaterialisierung der Seele. Es liegtvoll-ständig außer dem Willen und außer den Intentionen der Men-schen selbst, wie der Weg des Christus selber ist. Also kein Menschirgend-welchen Wissens, auch kein Eingeweihter hat Einfluß darauf,daß der Christus dasjenige tut, was im Laufe des 20. Jahrhunderts zuder Erscheinung führt, von der ich Ihnen oft gesprochen habe, die Siein den Mysteriendramen auch angedeutet finden. Das hängt bloß vondem Christus selbst ab. Der Christus wird als ätherische Wesenheit inder Erdensphäre vorhanden sein. Für die Menschen handelt es sichdarum, wie sie sich zu ihm verhalten. Also auf die Erscheinung desChristus selbst hat niemand, kein noch so mächtiger Eingeweihterirgendeinen Einfluß. Das kommt. Das bitte ich Sie festzuhalten. Aberman kann Veranstaltungen treffen, daß dieses Christus-Ereignis sooder so aufgenommen werde, daß dieses Christus-Ereignis so oder sowirke.

Ja diejenigen Brüderschaften, von denen ich Ihnen eben gespro-chenhabe, welche die Seelen der Menschen in die materialistischeSphäre bannen wollen, diese Brüderschaften haben das Bestreben, denChristus unvermerkt vorübergehen zu lassen im 20. Jahrhundert,seinKommen als ätherische Individualität nicht bemerkbar werden zulassen für die Menschen. Und diese Bestrebung entwickelt sich unterdem Einfluß einer ganz bestimmten Idee, eigentlich eines ganz be-stimmten Willensimpulses; sie haben nämlich das Bestreben, die Ein-flußsphäre, die durch den Christus im 20. Jahrhundert und weiter-kommen soll, für eine andere Wesenheit — wir werden darüber nochgenauer sprechen —, für eine andere Wesenheit zu erobern. Es gibtwestliche Brüderschaften, welche das Bestreben haben, dem Christusseinen Impuls streitig zu machen und eine andere Individualität, dienicht einmal irgendwann im Fleische erschienen ist, sondern nur eineätherische Individualität, aber streng ahrimanischer Natur ist, an dieStelle zu setzen.

Alle jene Maßnahmen, von denen ich Ihnen jetzt eben gesprochenhabe, mit den Toten und so weiter, die dienen letzten Endes solchenZielen, die Menschen abzulenken von dem Christus, der durch dasMysterium von Golgatha gegangen ist, und einer andern Individualitätdie Herrschaft über die Erde zuzuschanzen. Das ist ein ganz realer

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Kampf und nicht irgend etwas, was etwa nur abstrakte Begriffe oderwas weiß ich sein soll, sondern das ist ein ganz realer Kampf; einKampf, der sich eigentlich darauf bezieht, eine andere Wesenheit andie Stelle der Christus -Wesenheit im Verlaufe der Menschheitsentwi-ckelung für den Rest der fünften nachatlantischen Zeit, für die sechsteund für die siebente zu setzen. Es wird zu den Aufgaben einer gesun-den, einer ehrlichen spirituellen Entwickelung gehören, solche Be-strebungen, die im eminentesten Sinne antichristlich sind, solcheBestrebungen zu vertilgen, wegzuschaffen. Aber nur klare Einsichtkann da etwas erreichen. Denn das andere Wesen, das diese Brüder-schaften zum Herrscher machen wollen, dieses andere Wesen, daswerden die ja als den «Christus» benennen, richtig als den «Christus»benennen! Und worauf es ankommen wird, das wird sein, daß manwirklich unterscheiden lernt zwischen dem wahren Christus, der jaauch jetzt, wie er erscheinen wird, nicht eine im Fleische verkörperteIndividualität ist, und zwischen diesem Wesen, das sich von demwahren Christus dadurch unterscheidet, daß es eben nie während derErdenentwickelung verkörpert war, das ein Wesen ist, welches nur biszu der ätherischen Verkörperung geht, und das von diesen Brüder-schaften eingesetzt werden soll anstelle des Christus, der unvermerktvorübergehen soll.

Da haben wir also auf der einen Seite den Teil des Kampfes, dersich darauf bezieht, gewissermaßen die Christus-Erscheinung des 20.Jahrhunderts zu fälschen. Ja, wer das Leben nur an seiner Oberflächeso beobachtet, vor allen Dingen die äußerlichen Diskussionen überden Christus und die Jesus-Frage und so weiter, der sieht eben nicht indie Tiefe. Das ist Nebel, das ist Dunst, was den Leuten vor-gemachtwird, um sie gerade abzulenken von den tieferen Dingen, von demje-nigen, um was es sich eigentlich handelt. Wenn die Theo-logen überden Christus diskutieren, so ist in allen solchen Diskussionen immervon irgendwoher ein spiritueller Einfluß, und diese Leute fördern daganz andere Ziele und Zwecke, als sie selbst mit ihrem Bewußtseinglauben.

Das ist nun das Gefährliche des Begriffes des Unbewußten, daßman selbst über solche Verhältnisse heute die Leute ins Unklarehinein-reitet. Während solche bösen Brüderschaften sehr bewußt ihreZwecke verfolgen, wird natürlich das, was diese Brüderschaften be-

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wußt verfolgen, zum Unbewußten für diejenigen, die auf der Ober-fläche eben allerlei Diskussionen und dergleichen anstellen. Aber mantrifft das Wesen der Sache nicht, wenn man vom Unbewußten redet;denn dieses sogenannte Unbewußte ist einfach jenseits der Schwelledes gewöhnlichen Bewußtseins, und es ist diejenige Sphäre, in wel-cher der Wissende solche Dinge entfalten kann. Sehen Sie, das isteigentlich eine Seite der Sache, daß es wirklich so ist, daß sich gegen-überstellt eine Summe von Brüderschaften, welche die Wirksamkeitdes Christus durch die Wirksamkeit einer andern Individualität erset-zen wollen und alle Dinge so einrichten, daß sie dieses erreichen.

Dem gegenüber stehen östliche Brüderschaften, namentlich in-dische, die nicht minder bedeutungsvoll eingreifen wollen in die Ent-wickelung der Menschheit. Diese indischen Brüderschaften wieder-um, die verfolgen ein anderes Ziel; sie haben niemals eine Esoterikentwickelt, diese indischen Brüderschaften, durch die sie Tote in ihrenBereich, in den Bereich ihrer Logen etwa hereinbringen würden; dasliegt ihnen fern, solche Dinge wollen sie nicht. Aber sie wollen aufder andern Seite auch nicht, daß das Mysterium von Golgatha mitseinem Impuls die Entwickelung der Menschheit ergreife. Das wollensie auch nicht. Sie wollen aber nicht, weil ihnen die Toten nicht in derWeise zur Verfügung stehen, wie ich das bei den westlichen Brüder-schaften angedeutet habe, sie wollen den Christus — der ja als äthe-rische Individualität im Laufe des 20. Jahrhunderts in die Mensch-heitsentwickelung eintreten wird — nicht bekämpfen durch Aufstelleneiner andern Individualität; dazu brauchten sie die Toten, und diehaben sie nicht, dagegen wollen sie das Interesse ablenken von diesemChristus; sie wollen nicht hochkommen lassen das Christentum, diese-östlichen Brüderschaften, namentlich die indischen. Sie wollen nichtdas Interesse für den wirklichen, durch das Mysterium von Golgathagegangenen Christus hochkommen lassen, der in einer einmaligenInkarnation hier auf der Erde war drei Jahre lang und der dann nichtmehr in einer Inkarnation auf die Erde kommen kann. Tote wollendiese in ihren Logen nicht benutzen, aber doch auch etwas anderes alsbloß das, was sie selber sind als lebende Menschen. In diesen in-dischen, östlichen Logen, da wird nämlich statt der Toten derwest-lichen Logen eine andere Art von Wesenheiten benutzt.

Wenn der Mensch stirbt, so hinterläßt er ja seinen ätherischen

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Leib; der trennt sich sehr bald nach dem Tode, wie Sie wissen. Dieserätherische Leib wird unter normalen Verhältnissen von dem Kosmosaufgenommen. Daß diese Aufnahme auch etwas Kompliziertes ist,habe ich Ihnen ja in der verschiedensten Weise dargestellt. Aber vordem Mysterium von Golgatha, und auch noch nach dem Mysteriumvon Golgatha, namentlich in östlichen Gegenden, war etwas ganzBestimmtes möglich. Wenn der Mensch einen solchen Ätherleibabgibt nach dem Tode, so können gewisse Wesenheiten diesen Äther-leib beziehen; sie werden dann ätherische Wesenheiten mit solchenvon den Menschen abgelegten Ätherleibern. So daß es vorkommt inöstlichen Gegenden, daß, jetzt nicht tote Menschen, aber allerleidämonische Geister veranlaßt werden, abgelegte Ätherleiber vonMenschen anzuziehen. Und solche mit Ätherleibern von Menschenangetanen dämonischen Geister, die werden in die östlichen Logenaufgenommen. Die westlichen Logen also, die haben direkt in dieMaterie gebannte Tote; die östlichen Logen der linken Hand habendämonische Geister; also Geister, die nicht der Erdenentwickelungangehören, die aber dadurch sich in die Erdenentwickelung hinein-schleichen, daß sie anziehen von Menschen abgelegte Ätherleiber.

Exoterisch macht man das so, daß man diese Tatsache in Ver-ehrung umwandelt. Sie wissen, daß zu den Künsten gewisser Brüder-schaften die Hervorrufung der Illusionen gehört, weil, wenn die Men-schen nicht wissen, wie weit Illusion überhaupt in der Wirklichkeitvorhanden ist, sie sehr leicht durch künstlich hervorgerufene Illusio-nen getäuscht werden können. Man macht also das, was man da errei-chen will, indem man dies in die Form von Verehrung kleidet. Alsodenken Sie sich, ich habe einen Stamm von Menschen, einen zu-sammengehörigen Stamm; dem sage ich — nachdem ich vorher alsein «böser» Bruder bei einem Vorfahr die Möglichkeit herbeigeführthabe, daß der Ätherleib bezogen wird von einem dämonischen Wesen—, dem sage ich, er müsse diesen Ahnen verehren. Der Ahne isteinfach derjenige, der abgelegt hat seinen Ätherleib, welcher vonDämonen bezogen ist durch die Machinationen der Loge. Man führtalso die Ahnenverehrung ein. Aber diese Ahnen, die verehrt werden,die sind einfach irgendwelche dämonischen Wesenheiten in demÄtherleib des betreffenden Ahnen.

Man kann nun die Weltanschauung der östlichen Menschen da-

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durch abbringen von dem Mysterium von Golgatha, daß man in dieserWeise arbeitet wie in den östlichen Logen. Dann wird auch dadurchfür die östlichen Menschen, für die Menschen vielleicht überhaupt —das will man ja erreichen — das erreicht, daß der Christus als Indivi-dualität, wie er über die Erde gehen soll, unbemerkt bleibt. Also diewollen nicht einen andern Christus substituieren, sondern sie wollennur, daß die Erscheinung des Christus Jesus unbemerkt bleibe.

So wird gewissermaßen von zwei Seiten ein Kampf geführt gegenden ätherisch zutage tretenden Christus-Impuls im Laufe des 20. Jahr-hunderts. In diese Entwickelung ist die Menschheit wirklich hineinge-stellt. Und was so im einzelnen geschieht, das ist eigentlich nur immereine Konsequenz desjenigen, was sich als die großen Impulse in derMenschheitsentwickelung vollzieht. Deshalb ist es ja so traurig, daßman den Menschen immer wieder vormachen will, wenn Unbewußtes,sogenanntes Unbewußtes in ihnen wirkt, so seien dies irgendwelchezurückgetretenen, was weiß ich, Liebesaffekte oder dergleichen, wäh-rend in der Tat der Impuls sehr bewußter Geistigkeit von allen Seitenher durch die Menschheit geht, aber relativ unbewußt bleibt, wennman sich nicht in seinem Bewußtsein um ihn bekümmert.

Zu diesen Dingen müssen Sie verschiedenes andere hinzunehmen.Die Menschen, welche es mit der Menschheitsentwickelung ehrlichgemeint haben von jeher, die haben mit solchen Dingen, wie wir siejetzt charakterisiert haben, immer gerechnet und — viel mehr kannund darf auch der Mensch nicht tun — von ihrer Seite das Richtigeunternommen.

Eine gute Pflegestätte für spirituelles Leben, eine ganz außer-ordentlich gute Pflegestätte, geschützt vor allen möglichen Illusionen,war in den ersten christlichen Jahrhunderten Irland, die irische Insel.Sie war richtig geschützt vor allen möglichen Illusionen, mehr alsirgend-ein anderes Gebiet der Erde. Das ist auch der Grund, warum soviele Verbreiter des Christentums in den ersten christlichen Jahr-hunderten von Irland ausgegangen sind. Aber diese Verbreiter desChristentums mußten alle eine naive Menschheit berücksichtigen,unter der sie wirkten; denn die europäische Menschheit, unter der siewirkten, war dazumal naiv, sie mußten diese naive Menschheit inihrer Naivität berücksichtigen; aber sie mußten für sich die großenImpulse der Menschheit wissen und verstehen. Im 4. und 5. Jahr-

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hundert wirkten namentlich irische Eingeweihte in Mitteleuropa; dafingen sie an und sie wirkten so, daß sie das vorbereiteten, was in derZukunft geschehen mußte. Sie standen in einer gewissen Weise unterdem Einfluß jenes Einweihungswissens, daß im 15. Jahrhundert —Sie wissen: 1413 — die fünfte nachatlantische Zeit kommen werde.Unter diesem Einfluß standen sie. Sie wußten also, vorzubereitenhaben sie eine ganz neue Zeit, eine naive Menschheit muß für dieseneue Zeit be-hütet werden. Was tat man dazumal, um diese naiveMenschheit Europas so zu behüten, daß sie gewissermaßen umzäuntwar und gewisse schädliche Einflüsse nicht hereinkommen konnten,was tat man?

Man lenkte, von jetzt gut unterrichteter und dazumal ehrlicherSeite die Evolution so, daß allmählich jene Schiffahrt unterdrücktwurde, welche von nördlichen Ländern nach Amerika hinüber ge-macht worden ist in den älteren Zeiten. So daß, während in älterenZeiten die Schiffe namentlich von Norwegen aus nach Amerika hin-übergingen zu gewissen Zwecken — ich werde morgen noch überdiese Dinge sprechen —, man die Sache allmählich so einrichtete, daßAmerika von der europäischen Bevölkerung völlig vergessen wurde,daß der Zusammenhang mit Amerika allmählich dahinschwand. Undim 15. Jahrhundert wußte ja die europäische Menschheit von Amerikanichts. Namentlich von Rom aus wurde die Entwickelung so dirigiert,daß man aus bestimmten Gründen den Zusammenhang mit Amerikaallmählich verlor, weil die europäische Menschheit geschützt werdenmußte vor den amerikanischen Einflüssen. Wesentlich beteiligt andiesem, daß vor dem amerikanischen Einflusse die europäischeMenschheit geschützt werden mußte, waren gerade von Irland aus dieMönche, welche als irische Eingeweihte auf dem europäischen Konti-nente christianisierten.

In den älteren Zeiten brachte man von Amerika ganz bestimmteEinflüsse herüber; aber in dem Zeitalter gerade, wo die fünftenach-atlantische Epoche anfing, da sollte die Sache so sein, daß dieeuropäische Menschheit von Amerika unbeeinflußt war, überhauptnichts davon wußte, in dem Glauben lebte, es gibt gar kein Amerika.Erst als dann die fünfte nachatlantische Zeit hereingebrochen war, dawurde Amerika wieder entdeckt, wie das in der Geschichte bekanntist. Es gehört zu den Wahrheiten, die Ihnen ja schon geläufig sein

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können, daß das, was man in der Schule als Geschichte lernt, vielfacheine Fable convenue ist. Auch das ist eine Fable convenue, daß Ame-rika 1492 zum erstenmal entdeckt worden sei. Es ist nur wieder ent-deckt worden. Es war nur eine Zeitlang der Zusammenhang so ge-schickt kaschiert, wie es geschehen mußte. Aber wissen muß manwiederum, wie die Dinge lagen und was wirkliche Geschichte ist. Sodaß also eine Zeitlang Europa sehr umzäunt worden ist und manEuropa sorgfältig gehütet hat vor gewissen Einflüssen, die nicht nachEuropa kommen sollten.

Solche Dinge zeigen Ihnen, wie bedeutungsvoll es ist, dieses so-genannte Unbewußte nicht als ein Unbewußtes aufzufassen, sondernals etwas, was sich sehr bewußt vollzieht hinter der Schwelle desmenschlichen Bewußtseins, wie dieses als Alltagsbewußtsein ist. Esist schon wichtig, daß heute ein größerer Teil der Menschheit erfährtvon gewissen Geheimnissen. Daher habe ich so viel getan, als jetztnur irgend möglich ist ganz öffentlich zu tun, in den Zürcher Vor-trägen, wo ich, wie Sie wissen, sogar so weit gegangen bin, den Leu-ten zu erklären, inwiefern das geschichtliche Leben von den Men-schen nicht mit dem gewöhnlichen Bewußtsein gewußt wird, sondernin Wirklichkeit geträumt wird; wie der Inhalt der Geschichte in Wirk-lichkeit von den Menschen geträumt wird, und daß erst dann, wenndie Menschen sich bewußt werden, daß der Inhalt der Geschichtegeträumt wird, Gesundheit in diese Vorstellungen kommen wird.

Das sind Dinge, durch die man allmählich das Bewußtsein auf-weckt. Die Erscheinungen, die Tatsachen, die sich vollziehen, die be-wahrheiten schon diese Dinge. Man muß sie nur nicht übersehen. Nurgehen die Menschen blind und schlafend durch die Tatsachen, siegehen auch blind und schlafend durch solche tragischen Katastrophenwie die jetzige. Das sind Dinge, die ich zunächst mehr historisch inIhr Herz legen möchte. Ich werde morgen genauer über diese Dingesprechen.

Ich möchte nur noch eine Vorstellung zu den Dingen hinzufügen.Erstens haben Sie aus der Auseinandersetzung gesehen, welch ge-waltiger Unterschied zwischen Westen und Osten in der Menschheits-entwickelung ist. Zweitens bitte ich Sie, noch das Folgende zu be-rücksichtigen. Sehen Sie, der Psychoanalytiker redet vom Unterbewuß-ten, vom unterbewußten Seelenleben und so weiter. Ja, darauf kommt

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es nicht an, mit einem solchen unbestimmten Begriff von den Dingenzu reden, sondern darauf kommt es an, zu erfassen: Was ist denn danun eigentlich jenseits der Schwelle des Bewußtseins? Was gibt esdenn da? Es ist gewiß sehr vieles da unten unter der Schwelle desBewußtseins. Für sich ist es aber sehr bewußt, was da drunten ist.Aber man muß darauf kommen, was da für bewußte Geistigkeit jen-seits der Schwelle des Bewußtseins ist. Man muß von bewußter Geis-tigkeit jenseits der Schwelle des Bewußtseins reden, nicht von unbe-wußtem Geistigen. Ja, da muß man sich klar sein darüber, daß derMensch vieles hat, wovon er nichts weiß im gewöhnlichen Bewußt-sein. Es wäre auch schlimm um den Menschen bestellt, wenn er imgewöhnlichen Bewußtsein von allem wissen müßte, was in ihm vor-geht. Denken Sie sich, wie er sich eigentlich sein Essen und Trinkeneinrichten müßte, wenn er genau die Vorgänge kennenzulernen hätte,physiologisch und biologisch, die sich abspielen vom Aufnehmeneiner Speise an und so weiter! Das vollzieht sich alles im Unbewuß-ten; dabei sind überall geistige Kräfte wirksam, auch bei diesem nurrein Physiologischen. Aber der Mensch kann nicht warten mit demEssen und Trinken, nicht wahr, bis er gelernt hat, was da in ihm ei-gentlich vorgeht. So geht vieles in dem Menschen vor. Es ist für denMenschen schon ein großer Teil, ja der weitaus größte Teil seinesWesens unbewußt, besser gesagt, unterbewußt.

Nun ist das Eigentümliche, daß von diesem Unterbewußten, daswir mit uns tragen, unter allen Umständen Besitz ergreift eine andereWesenheit. So daß wir nicht nur diese Zusammenfügung sind vonLeib, Seele und Geist, und unsere von uns unabhängige Seele in unse-rem Leib durch die Welt tragen, sondern kurz vor der Geburt ergreiftBesitz von den unterbewußten Teilen des Menschen eine andereWesenheit. Diese ist da, diese unterbewußte Wesenheit, die geht mitdem Menschen den ganzen Weg zwischen Geburt und Tod. Etwas vorder Geburt kommt sie in den Menschen hinein und geht mit demMenschen. Man kann sie auch etwa so charakterisieren, dieseWesen-heit, die den Menschen ausfüllt in denjenigen Partien, die ihm nichtins gewöhnliche Bewußtsein kommen: Sie ist eine sehr intelligenteund eine solche, welche in ihrem Willen den Naturkräften ähnlich ist,eine Wesenheit also, die sehr intelligent ist, und mit einem Willenbegabt, der den Naturkräften sehr verwandt ist, viel verwandter, als

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der Mensch mit seinem Willen den Naturkräften verwandt ist. DieEigentümlichkeit muß ich aber doch hervorheben, daß sie außerordent-lich große Gefahr leiden würde, wenn sie unter den jetzigen Verhält-nissen mit dem Menschen den Tod mitmachen würde. Unter den ge-genwärtigen Verhältnissen kann die Wesenheit nicht den Tod mitma-chen; sie verschwindet also auch kurz vor dem Tode, muß sich dannimmer retten, doch sie hat allerdings das Bestreben, das Menschenle-ben so einzurichten, daß sie sich den Tod erobern kann. Aber daswäre etwas Furchtbares für die menschliche Entwickelung, wenndiese Wesenheit, die so von dem Menschen Besitz ergreift, auch nochden Tod sich erobern könnte, wenn sie mit dem Menschen sterbenkönnte und auf diese Weise in die Welten hineinkommen könnte mitdem Menschen, die der Mensch nach dem Tode betritt. Sie muß im-mer vorher von dem Menschen Abschied nehmen, bevor der Menschnach dem Tode die geistige Welt betritt. Das wird ihr in manchenFällen recht schwierig, und da kommen allerlei Komplikationen vor.Aber die Sache ist so: diese Wesenheit, die völlig im Unterbewußtenwaltet, ist sehr, sehr abhängig von der Erde als ganzem Organismus.

Die Erde ist keineswegs ein solches Wesen, wie es Geologen oderMineralogen oder Paläontologen hinstellen; diese Erde ist ein voll-belebtes Wesen. Der Mensch sieht davon eben nur das Knochengerüs-te, denn der Geologe und Mineraloge und Paläontologe stellt nur dasMineralische hin, das ist das Knochengerüst. Wenn Sie nur das wis-sen, so wissen Sie ungefähr nur so viel, wie wenn Sie hier herein-kommen würden und von der gesamten erlauchten Gesellschaft durcheine besondere Einrichtung Ihres Sehvermögens nichts anderes als dieKnochen sehen würden, das Knochensystem. Nun stellen Sie sicheinmal vor, wenn Sie hier hereinkämen zu der Türe und auf diesenStühlen säßen lauter Knochengerippe, nicht daß Sie etwa nichts alsKnochen hätten, das mute ich Ihnen nicht zu, aber wir nehmen an, derMensch hätte nur die Fähigkeit, die Knochen zu sehen, er wäre wiemit irgendeinem Röntgenapparat ausgebildet. So viel nur sieht dieGeologie von der Erde, die sieht nur das Knochengerüst. Diese Erdehat aber nicht nur das Knochengerüst, sondern sie ist ein lebendigerOrganismus, und diese Erde sendet an jedem Punkte, auf jedem Terri-torium aus ihrem Mittelpunkt besondere Kräfte an die Oberfläche.Stellen Sie sich also so die Oberfläche der Erde vor (siehe Zeichnung

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S. 192), hier östliches Gebiet, hier westliches Gebiet — nur um dasGroße ins Auge zu fassen. Die Kräfte nun, welche heraufgesendetwerden von der Erde, sind etwas, was zum Lebensorganismus derErde gehört. Und je nachdem der Mensch an diesem oder jenem Orteder Erde lebt, kommt nicht seine Seele, nicht diese unsterbliche Seelemit diesen Erdenkräften in Verbindung, die nur indirekt —, die

unsterbliche Seele des Menschen ist verhältnismäßig sehr unabhängigvon Erdenverhältnissen, sie wird nur künstlich auf solche Weise, wiees heute gezeigt wurde, von den Erdenverhältnissen abhängig ge-macht. Aber auf dem Umwege durch diesen andern, der vor der Ge-burt vom Menschen Besitz ergreift und vor dem Tode ihn wiederverlassen muß, durch diesen andern wirken besonders stark diese ver-schiedenen Kräfte, welche durch Rassentypen und geographische Ver-

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schiedenheiten in den Menschen hereinwirken. Also es ist dieser Dop-pelgänger, den der Mensch in sich trägt, auf den insbesondere diegeographischen und sonstigen Differenzierungen wirken.

Das ist außerordentlich bedeutsam. Denn wir werden morgensehen, wie auf diesen Doppelgänger von verschiedenen Punkten derErde aus gewirkt wird, und was das für Konsequenzen hat. Ich habeeben hingewiesen: es ist notwendig, daß Sie das, was ich heute sage,mit dem morgigen recht direkt zusammenhalten, weil das eine ohnedas andere kaum verstanden werden kann. Und wir müssen jetzt ver-suchen, solche Begriffe in uns aufzunehmen, welche noch mehr ernst-machen mit dem, was sich bezieht auf die gesamte Wirklichkeit, aufjene Wirklichkeit, in welcher die menschliche Seele ihrem ganzenWesen nach lebt. Und diese Wirklichkeit, sie metamorphosiert sich jain verschiedener Weise; aber es hängt viel von dem Menschen ab, wiesie sich metamorphosiert. Und eine bedeutungsvolle Metamorphoseist schon diese: wenn man gewahr wird, wie Menschenseelen, jenachdem, ob sie materialistische oder spirituelle Begriffe zwischen-Geburt und Tod aufnehmen, dementsprechend sich an die Erde ban-nen oder in richtige Sphären kommen. Für diese Dinge müssen immermehr klare Begriffe unter uns herrschen. Dann werden wir auch dasrichtige Verhältnis zur Gesamtwelt finden, müssen es immer mehrund mehr finden. Liegt das doch nicht nur im Sinne einer abstraktenGeistesbewegung, sondern muß bei uns liegen im Sinne einer ganzkonkret aufgefaßten spirituellen Bewegung, die mit dem geistigenLeben einer Summe von Individualitäten rechnet.

Mir selbst ist es recht befriedigend, daß solche Besprechungen, dieganz besonders auch bedeutsam sind für diejenigen unter uns, dienicht mehr zum physischen Plane gehören, sondern durch die Pfortedes Todes gegangen, aber unsere treuen Mitglieder sind, daß solcheBesprechungen wie die jetzigen, gepflegt werden als eine Wirklich-keit, die uns auch mit unseren hinweggegangenen Freunden immertiefer und tiefer zusammenbringt. Ich mache diese Bemerkungen heuteaus dem Grunde, weil es ja an uns ist, heute uns besonders liebevollzu erinnern an den Hingang von Fräulein Stinde, die so innig mit demBau verknüpft ist, deren Impulse mit den Impulsen unseres Baues soinnig zusammenhängen, und deren Todestag sich gestern jährte.

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Zum Studium empfohlen:

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Der Weg zum wahren AdeptenDas Geheimnis der ersten Tarot-Karte. Ein Lehrgang der Magie in10 Stufen. Theorie und Praxis.

Über die Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde. Das Licht. DasAkasha- oder Äther-Prinzip. Karma, das Gesetz von Ursache undWirkung. Die Seele oder der Astralkörper. Der Geist oder Mentalkör-per. Religion. Gott.

Schaffung von Elementalen. Die Entwicklung der astralen Sinnemit Hilfe der Elemente: Hellsehen, Hellhören, Hellfühlen. Die Praxisdes geistigen Wanderns. Herstellung eines magischen Spiegels. Dermagische Spiegel in der Praxis: Hellsehen, Fernwirkungen, Projek-tionsarbeiten. Magische Ladung von Talismanen. Die Erhebung desGeistes in höhere Welten oder Sphären. Kontakt mit geistigen We-sen. Eine mehrfarbige Abbildung der ersten Tarot-Karte.

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Die Praxis der magischen EvokationDas Geheimnis der 2. Tarot-Karte. Anleitung zur Anrufung von geis-tigen Wesen der kosmischen Hierarchie. Der Verfasser berichtet auseigener Erfahrung.

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Teil III: Abbildungen – Namen und Siegel geistiger Wesen. Einemehrfarbige Abbildung der zweiten Tarot-Karte.

ISBN 978-3-921338-31-5 / 560 Seiten, geb.*

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ISBN 978-3-921338-26-1 * 200 Seiten

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Karl Brandler-Pracht

Geheime SeelenkräfteISBN 978-3-921338-33-9 * 194 Seiten

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Lehrbriefe zur geistigen SelbstschulungISBN 978-3-921338-40-7 * 90 Seiten, A4

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Eine vergleichende Studie zu den weltanschaulichen, wissenschaft-lichen und machtpolitischen Grundlagen. ISBN 978-3-921338-12-4 * 197 Seiten, kt.

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GeheimpolitikDer Fahrplan zur Weltherrschaft

ISBN 978-3-921338-15-55. erweiterte Auflage, 273 Seiten, kt.*

Dieter Rüggeberg

Geheimpolitik - 2Logen - Politik

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Dieter Rüggeberg

Geheimpolitik - 3Wer half Hitler?

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Hermetische Psychologie und Charakterkunde134 Seiten, Format A4,

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21. August 2013