Wem gehört der SLI?

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Wem gehört der SLI? Internationalisierung, Konzentration und Aktionärstypen im Swiss Leader Index

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Wem gehört der SLI?

Internationalisierung,Konzentration und Aktionärstypenim Swiss Leader Index

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Inhalt

1 Einleitung 03

2 Aktionäre im SLI: Herkunft und Internationalisierung 04

3 Aktionärstypen und ihre Anteile 06

4 Zu- und Verkäufe von Schweizer Aktien aus internationaler Sicht 09

5 Zusammenfassung 13

6 Kontakt 14

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Seit der Finanzkrise 2008/2009 lässt sich sowohl europaweit als auch in der Schweiz eineStärkung der Aktionärsrechte seitens der Regulierungsinstitutionen verzeichnen. Die neueEU-Aktionärsrechterichtlinie1, beispielsweise, sieht eine Reihe von Massnahmen vor, die einlangfristiges Engagement der Aktionäre und den Dialog zwischen Emittenten und Investorenfördern sollen. Dazu gehören neue Regeln in Bezug auf Vergütung, Aktionärsidentifikationund eine leichtere Ausübung von Aktionärsrechten.

Die besagte EU-Aktionärsrechterichtlinie spiegelt sich ein Stück weit in der Diskussion umdie Aktienrechtsrevision in der Schweiz wider: Auch in unserem Land wird seit einiger Zeitüber eine zunehmende Stärkung der Aktionärsrechte diskutiert, etwa im Rahmen derVerordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Aktiengesellschaften(VegüV), der Etablierung eines unabhängigen Stimmrechtsvertreters als Organ derGesellschaft oder auch in Bezug auf die Einführung einer mit Zusatzdividendenausgestatteten Loyalitätsaktie.

Die Stärkung der Aktionärsrechte wird mit einer disziplinierenden Rolle der Aktionäre imunternehmerischen System der Checks and Balances begründet. Demgegenüber steht dersteigende Druck zur Kurzfristorientierung und zu schnellen Gewinnen, der von manchenInvestorengruppen ausgeht. Zudem gibt es auch Stimmen, die den Überhang fremderInteressen befürchten, zumal die Schweiz als ein Umfeld gilt, in dem der Markt fürUnternehmenskontrolle traditionell als gezähmt gesehen wird.

Wer jedoch sind die Aktionäre von Schweizer Publikumsgesellschaften? Wie viele Aktienwerden von inländischen Aktionären gehalten und wie viele von ausländischen? WelcheVeränderungen lassen sich allenfalls im Zeitablauf feststellen? Und was lässt sich daraus ausder Sicht des Kapitalmarktes Schweiz schliessen?

Um diese Fragen zu beantworten, haben wir für den Zeitraum 2012-2019 dieAktionärsstruktur der dreissig Unternehmen des Swiss Leader Index (SLI) untersucht. Mitdieser Studie wollen wir einen Beitrag zu einem selten beleuchteten, jedoch angesichtsregulatorischer Neurungen viel beachteten Thema leisten.

Wir hoffen, Sie finden den Beitrag lesenswert und wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Tobias Meyer

PartnerTransaction Accounting & IPO LeadEY Switzerland

Dr. Kate Sikavica

DirectorCorporate Governance Services LeadEY Switzerland

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1 EU-Richtlinie 2017/828 vom 17. Mai 2017, welche die Richtlinie 2007/36/EG in Bezug auf die Stärkung derAktionärsrechte und das langfristige Engagement der Aktionäre erweitert.

Einleitung1

Wem gehört der SLI? — Internationalisierung, Konzentration und Aktionärstypen im Swiss Leader Index

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Aktionäre im SLI: Herkunft undInternationalisierung

Der von der Schweizer Börse berechnete Swiss Leader Index (SLI) umfasst die dreissigliquidesten und grössten Schweizer Aktientitel, welche im Gesamtmarktindex SPI enthaltensind.2 Die erste Dimension, die wir untersucht haben, betrifft die Herkunft undInternationalisierung der SLI-Aktionäre. Als erstes lässt sich feststellen, dass die Anzahl derAktien in Händen inländischer Aktionäre seit 2012 stabil geblieben ist. Im Durchschnitthalten Schweizer Aktionäre rund 27 % (2012: 28,2 %, 2019: 27,6 %)3 an SLI-Gesellschaften.Dasselbe gilt für Aktionäre aus dem europäischen Ausland4 : Diese hielten zwischen 2012und 2019 im Durchschnitt zwischen 14,8 % (2012) und 14,4 % (2019) der SLI-Aktien.

Nordamerikanische Aktionäre hingegen hielten im untersuchten Zeitraum durchschnittlichzwischen 17,8 % (2012) und 19,8 % (2019) der Aktien des SLI. Vielleicht etwasüberraschend entfällt im Durchschnitt lediglich ein geringer Teil der Aktien (zwischen 1,0 %(2012) und 3,0 % (2019)) auf Aktionäre aus der übrigen Welt, Tendenz leicht steigend.Entsprechend ist auch der durchschnittliche Anteil nicht zuordenbarer, also nichtmeldepflichtiger Anteile über den untersuchten Zeitraum ebenfalls verhältnismässig stabilgeblieben. Er betrug zwischen 38,1 % (2012) und 35,3 % (2019), Tendenz leicht sinkend.

“Die Anzahl der Aktien in Händeninländischer Aktionäre ist seit 2012stabil geblieben.

2 Die Datenanalyse basiert auf der Indexzusammensetzung per 31.12.2019 und macht entsprechende Aussagen zu denGesellschaften, die zu diesem Stichtag im SLI enthalten waren.3 Die Statistik beinhaltet nur zuordenbare Aktien, d.h. Aktieneigentum, welches Aufgrund von Publizitätsvorschriftenoffengelegt werden muss (> 3 % des Aktienkapitals).4 «Europäisches Ausland» bezieht sich auf Europa (Westeuropa, Balkanstaaten, Baltikum und Russland)

2

Mittelwert der Aktienpakete

2012 2019

28.2%

14.8%

17.8%1.0%

38.1%

Schweiz Europa Nordamerika Übrige Welt Nicht zuordenbar

27.6%

14.4%

19.8%3.0%

35.3%

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Dies kann als Zeichen einer leicht steigenden Konzentration in der SchweizerAktionärslandschaft gedeutet werden, die im internationalen Vergleich, etwa mit demangelsächsischen Ausland, als relativ hoch eingestuft werden kann.

Eine hohe Eigentümerkonzentration deutet in aller Regel auf einen hohen Anteil langfristigorientierter Grossaktionäre, welche ihre Aktienpakete nicht ohne Weiteres ohne negativeAuswirkungen auf den Aktienkurs verkaufen können. Entsprechend wird diesen Aktionäreneine effektive Überwachungsfunktion zugeschrieben, da sie aufgrund ihrer grossenAktienpakete sowohl die Motivation als auch die Möglichkeit zur Einflussnahme haben.

Allerdings lässt sich in der wissenschaftlichen Forschung trotz der postuliertenÜberwachungseffizienz kein eindeutig positiver Zusammenhang zwischenEigentümerkonzentration und Unternehmensperformance feststellen. Vielmehr wird einehohe Eigentümerkonzentration mit der Unternehmensgrösse oder etwa mitErgebnisvolatilität in Verbindung gebracht: Je grösser das Unternehmen, desto tiefer dieEigentümerkonzentration und je höher die Ergebnisvolatilität, desto höher dieEigentümerkonzentration. Grosse Unternehmen brauchen mehr Kapital, was sie auch überden Aktienkapitalmarkt aufnehmen; Unternehmen mit einer höheren Ergebnisvolatilitätattrahieren eher geduldiges Kapital mit einem langfristigen Investitionshorizont.5

“Allerdings lässt sich in der wissenschaftlichenForschung kein eindeutig positiver Zusammenhangzwischen Eigentümerkonzentration undUnternehmensperformance feststellen.

Zudem monieren einige Beobachter, dass sich eine hohe Eigentümerkonzentrationinsbesondere in Ländern mit einem traditionell schwächeren Schutz derMinderheitsaktionäre finden lässt.6 In diesen Ländern stehen Grossaktionären eine Reihevon Mechanismen zur Wahrung ihrer Kontrollrechte zur Verfügung, wie etwaunterschiedliche Aktiengattungen, Aktionärsbindungsverträge, Vinkulierung und Opting-Out-Klauseln. Auch wenn diese Mechanismen in der Schweiz über die Jahre an Attraktivitäteingebüsst haben, so kommen sie nach wie vor zum Einsatz. Man kann folglich davonausgehen, dass die Kontrollrechte im SLI aufgrund dieser Mechanismen bei deninländischen Aktionären noch stärker verankert sind, als dies die Erhebung derAktienanteile offenlegt.

5Wem gehört der SLI? — Internationalisierung, Konzentration und Aktionärstypen im Swiss Leader Index

5 Pedersen, T. & Thomsen, S. (1999): Economic and Systemic Explanations of Ownership Concentration among Europe‘sLargest Companies. International Journal of the Economics of Business, Vol. 6(3), p. 367-381.6 La Porta, R., Lopez-de-Silanes, F., Shleifer, A. & Vishny, R.R. (2012): Legal Determinants of External Finance. TheJournal of Finance, Vol. LII(3), p. 1131-1150.

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Aktionärstypen und ihre Anteile

Aktionärstypen und ihr (Spannungs-)Verhältnis zum Unternehmen sind ein vieldiskutiertesThema. Im Fokus stehen Risikoappetit und Investitionshorizont der unterschiedlichenAktionärstypen, welche die Lang- vs. Kurzfristorientierung im Unternehmen massgeblichbeeinflussen. Für diese Untersuchung haben wir neun Kategorien definiert:

► Institutionelle Investoren► Individuelle Aktionäre (Insider)► Privat gehaltene Unternehmen► Börsennotierte Unternehmen► Hedge Funds, die einen Anteil von > 5 % halten► Individuelle Aktionäre (Outsider)► Venture Capital-/Private Equity-Unternehmen, die einen Anteil von > 5 % halten► Staatliche Aktionäre► Staatsfonds

Dabei konnten wir feststellen, dass 2020 (aktuell) in allen Unternehmen des SLIdurchschnittlich 46,56 % der insgesamt ausstehenden Aktien auf individuelle Outsider (d.h.auf externe individuelle Aktionäre) entfallen, gefolgt von 37,55 %, die in den Händeninstitutioneller Investoren liegen.

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Mittelwerte über Aktionärstypen

37.55%

5.94%

5.21%1.43%0.20%1.06%

46.56%

1.70% 0.36%

“Individuelle Outsider und institutionelle Aktionäreverkörpern die zwei bei Weitem wichtigstenAktionärstypen in der Schweizer Aktienlandschaft.

Institutionelle Investoren

Individuelle Insider

Private Unternehmen

Notierte Unternehmen

Hedgefonds > 5 %

VC-/PE-Unternehmen > 5 %

Individuelle Outsider

Staatliche Aktionäre

Staatsfonds

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In der Kategorie «individuelle Outsider» betrug die Spannweite 56,87 % wobei derMaximalwert bei 69,44 % und der Minimalwert bei 12,53 % lag. In der Kategorie«institutionelle Investoren» war die Spannweite dagegen etwas niedriger und lag bei einemMaximalwert von 65,95 % und einem Minimalwert von 16,66 % bei 49,29 %. Diese beidenKategorien verkörpern die zwei bei Weitem wichtigsten Aktionärstypen in der SchweizerAktionärslandschaft. Die beiden nachfolgenden Grafiken zeigen, in absteigenderReihenfolge, die prozentualen Anteile in den Händen institutioneller und individuellerAktionäre für jedes der dreissig SLI-Unternehmen.

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Aktienanteile in den Händen institutioneller Investoren (addiert pro SLI-Unternehmen)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Aktienanteile in den Händen individueller Investoren (addiert pro SLI-Unternehmen)

65,95%

58,71% 49,46

%

46,48% 45,31

% 44,21% 36,87

%35,63

% 34,05%

33,91% 31,92

% 28,89%

25,82%

19,85% 18,05

%

63,47%

58,31%

46,79% 46,15

% 44,29% 40,19

% 35,97%

35,05%

34,00% 33,74

% 30,20%

26,92%

20,21%

19,53% 16,66

%

Wem gehört der SLI? — Internationalisierung, Konzentration und Aktionärstypen im Swiss Leader Index

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

69,44%

64,55%

60,19% 56,01

%55,45

% 52,35% 50,37

% 49,76% 48,01

%46,53

% 41,49% 36,54

% 35,72% 26,03

% 24,19%

65,86%

63,04%

56,16%

55,48% 53,74

% 50,39%

50,15% 48,17

%47,56

% 42,75% 41,02

% 39,91% 32,35

% 25,78%

12,53%

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Weitere bedeutende Aktionärstypen sind individuelle Insider, bei denen es sichtypischerweise um Verwaltungsrat und Geschäftsleitung handelt, sowie private, nichtbörsennotierte Unternehmen. Auf individuelle Insider entfielen im Durchschnitt 5,34 % derAktien des SLI, auf private, nicht börsennotierte Gesellschaften 5,21 %. Auf die anderenAktionärstypen entfielen relativ kleine Aktienanteile: Im Durchschnitt wurden 1,70 % vonstaatlichen Aktionären, 1,43 % von börsennotierten Unternehmen und 0,36 % vonStaatsfonds gehalten.

Gesondert betrachtet haben wir das Aktieneigentum von Hedge Funds und Venture Capital-bzw. Private Equity-Unternehmen, das über die 5 %-Schwelle hinausgeht. Hedge Fundshielten in lediglich einem Unternehmen des SLI eine Position, die über der 5 %-Marke(6,02 %) lag (also in 0,18 % der SLI-Unternehmen). Bei der Kategorie VentureCapital/Private Equity waren es drei Unternehmen (10 %), wobei die grösseren beidenPositionen bei 13,88 % bzw. 12,15 % lagen und die kleinere bei 5,70 %.

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Zu- und Verkäufe von Schweizer Aktien ausinternationaler Sicht

Nimmt man die einzelnen Regionen «Schweiz», «Europa», «Nordamerika» und «übrigeWelt» genauer unter die Lupe, so lässt sich zunächst feststellen, dass 2019 in sieben (23 %)der dreissig Unternehmen die Mehrheit (> 50 %) der zuordenbaren Aktienpakete7 von in derSchweiz ansässigen Aktionären gehalten wurde.8 Darunter ist auch die Swisscom, die alsbundesnaher Betrieb mehrheitlich vom Bund kontrolliert wird. In einem (3,3 %) zusätzlichenUnternehmen war die höchste Anzahl der zuordenbaren Aktienpakete, wenn auch nicht dieMehrheit, in Schweizer Händen.

In einem Unternehmen (3,3 %) hielten europäische Aktionäre die meisten meldepflichtigenAktienpakete, in fünf (16,7 %) nordamerikanische und in keinem (0 %) waren es Aktionäreder übrigen Welt. In 16 (53,3 %), also in über der Hälfte der Unternehmen befindet sich derGrossteil der Aktien im Streubesitz.9

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7 Zuordenbaren Aktienpakete sind Aktienpakete, die die Meldeschwelle von 3 % überschreiten.8 Der Analyse liegen Stimmrechte zugrunde.9 Streubesitzt steht hier für nicht zuordenbare Aktien, die die Meldeschwelle von 3 % unterschreiten.

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In 17 Unternehmen gab esAktienpaketverschiebungen zugunstenvon Aktionären im Ausland oderzugunsten von Streubesitz.

In 12 Unternehmen gab esAktienpaketverschiebungenzugunsten inländischer Aktionäre.

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“Gesamthaft betrachtet lässt sich für den untersuchtenZeitraum eine leichte Verschiebung der Aktienzugunsten ausländischer Investoren feststellen.

Obschon sowohl Streubesitz als auch Aktienverteilung zwischen den Weltregionen über denuntersuchten Zeitraum im Durchschnitt, d.h. über alle Unternehmen hinweg, relativ stabilgeblieben sind, so lassen sich in einzelnen Unternehmen interessante Bewegungenfeststellen: In siebzehn der dreissig SLI-Gesellschaften (56,7 %) hat esAktienpaketverschiebungenzuungunsten der inländischen Grossaktionäre gegeben, wobeidie Aktien sowohl an identifizierbare ausländische Grossaktionäre als auch an nichtidentifizierbare Kleinaktionäre aus dem In- und Ausland verkauft wurden.

In fünf der dreissig SLI-Gesellschaften (16,7 %) hat sich im untersuchten Zeitraum eineVeränderung von mehr als 10 % des Stimmrechtskapitals ergeben, in drei Unternehmen(10 %) von mehr als 5 % und in neun Unternehmen (30 %) von weniger als 5 %. Bei denübrigen zwölf Unternehmen (40 %) lassen sich Aktienpaketverschiebungen ins Inland, alsozugunsten von Schweizer Grossaktionären verzeichnen (wobei bei einem Unternehmen dieMehrheitsverhältnisse stabil geblieben sind). Darunter fallen vier Unternehmen (13,3 %) mitZukäufen von Aktienpaketen von insgesamt über 10 %, eines (3,3 %) mit Zukäufen von über5 %, sowie weitere sieben Unternehmen (23,3 %), bei denen die inländischen Zukäufe unter5 % liegen.

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Gesamthaft betrachtet lässt sich also für den untersuchten Zeitraum eine leichteVerschiebung der Aktien zugunsten ausländischer Investoren feststellen, die 2019tendenziell mehr Aktienpakete hielten als noch 2012. Allerdings sind diese Zahlen mitVorsicht zu geniessen, da die Nationalität der Eigentümer von sich im Streubesitzbefindenden Aktien hier nicht ermittelt werden konnte. Zudem sind in den Daten etwaigeAkquisitionen durch ausländische Investoren nicht berücksichtigt, da die Analyse auf derSLI-Zusammensetzung per 31.12.2019 basiert. Solche M&A-Aktivitäten resultierennatürlich in grösseren Kapitalverschiebungen zugunsten des Auslands als dies aus einerstatischen Betrachtung des SLI hervorgeht.

Betrachtet man schliesslich die Bewegungen in der Kategorie der nicht zuordenbaren Aktien(Streubesitz), so lässt sich die leicht steigende Konzentration in der SchweizerAktionärslandschaft dadurch erklären, dass im untersuchten Zeitraum mehr kumulierteAktienpakete von über 3 % gebildet als aufgelöst wurden. Insgesamt lassen sich bei vierUnternehmen (13,3 %) Paketbildungen von zusammen genommen über 10 %, bei zweiUnternehmen (6,7 %) eine Paketbildung von über 5 % und bei neun Unternehmen (30 %) einevon insgesamt weniger als 5 % ausmachen.

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Familienunternehmen10 sind in ihren Besitzverhältnissen, wie nicht anders erwartet, stabilerals die übrigen Unternehmen. Auch wenn dies nicht für alle als Familienunternehmenidentifizierten Gesellschaften des SLI gilt, so lässt sich grundsätzlich feststellen, dass inFamilienunternehmen der Grossteil, wenn nicht die Mehrheit des Aktionariats entweder inder Schweiz ansässig ist oder sich im Streubesitz befindet. Entsprechend lassen sich beiFamilienunternehmen tendenziell kleinere Kapitalbewegungen im Zeitverlauf und zwischenden Regionen feststellen. Dabei haben wir insgesamt neun Gesellschaften (30 %) alsFamilienunternehmen klassifiziert, darunter auch ein Unternehmen, das sich imMehrheitsbesitz einer Partnerschaft befindet.

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“Eine leicht steigende Konzentration in der SchweizerAktionärslandschaft lässt sich dadurch erklären,dass im untersuchten Zeitraum mehr kumulierteAktienpakete von über 3 % gebildet alsaufgelöst wurden.

10 Hier definiert als Unternehmen, die sich im Besitz oder unter Kontrolle der Gründerfamilie befinden.

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Dagegen ist bei zwölf Unternehmen (40 %) die Anzahl nicht identifizierbarer Aktienanteilegestiegen, d.h. es wurden Aktienpakete aufgelöst: Bei acht Unternehmen (26,7 %) betrugdieser Anteil über 10 %, bei zwei Unternehmen (6,7 %) über 5 % und bei drei derUnternehmen (10 %) weniger als 5 %. Lediglich bei zwei Unternehmen war keine Änderungzu verzeichnen.

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Datenerhebung und DatenanalyseDatenerhebung: In einem ersten Schritt wurden die Regionen «Schweiz»,«Europa», «Nordamerika» und «Übrige Welt» sowie die Kategorie «nichtzuordenbar» definiert. Die Datenerhebung erfolge für die Jahre 2012, 2017,2018 und 2019 bzw. 2020 (Stichtag 31.1.2020) für die Aktionärstypen. Dieidentifizierbaren Aktienpakete, die die Meldeschwelle von 3 % überschreiten,wurden pro SLI-Gesellschaft aufsummiert und den Regionen zugewiesen. DieDifferenz zwischen den summierten Werten und 100 % wurde der Kategorie«nicht zuordenbar» zugeordnet. In einem nächsten Schritt wurde proUntersuchungsjahr und Region bzw. Kategorie über alle Gesellschaftenhinweg das arithmetische Mittel errechnet. Für das Jahr 2020 wurdengesondert Daten zu den Aktionärstypen erhoben. Dazu wurden die neu imText erläuterten Aktionärstypen gebildet. Sodann wurden die Daten für jedesJahr summiert und es wurde auch hier über alle Gesellschaften hinweg dasarithmetische Mittel errechnet.

Analyse: Zur Analyse wurden zum einen die errechneten arithmetischenMittelwerte verwendet. Zum anderen wurden die Gesellschaften einzeln aufdie Aktienpaketverschiebungen zwischen den Regionen untereinander undder Kategorie der nicht zuordenbaren Aktien untersucht. Hierzu wurden dieVeränderungen (Differenzen oder «Verschiebungen») zwischen 2012 und2019 untersucht. Die Differenzen (positive oder negative) wurden eingeteiltin Zu- und Abflüsse von jeweils unter 1 %, zwischen 1 % und 5 %, zwischen 5 %und 10 % (im Text wird die Formulierung „über 5 %“) und mehr als 10 % derAktien. Für die Analyse der Spannweiten der von den Aktionärstypengehaltenen Aktien wurde die Differenz zwischen den Maximal- undMinimalwerten errechnet.

Datenquelle: Die Daten stammen von S&P CapitalIQ, aus denGeschäftsberichten der Unternehmen und aus Mitteilungen von IR-Abteilungen. Die Datenerhebung wurde in Zusammenarbeit mit FoxgloveStrategies GmbH durchgeführt; die Datenanalyse erfolgte durch EY.

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Zusammenfassung

Diejenigen Kreise, die einen internationalen Ausverkauf des SLI befürchten, könnenberuhigt sein: Insgesamt herrscht in der Schweiz im internationalen Vergleich nach wie voreine relativ hohe Eigentümerkonzentration vor, Tendenz leicht steigend. Zudem befindensich in über 80 % der SLI-Gesellschaften die grössten Aktienpakete entweder in den Händeninländischer Investoren oder im Streubesitz. Davon sind rund 30 % Familienunternehmen,also Unternehmen unter der Kontrolle der Gründerfamilie. Institutionelle Investoren, inkl.Pensionskassen, spielen eine wichtige Rolle als Kapitalgeber. Allerdings sind grosse Paketeim Besitz von als kurzfristig orientiert geltenden Investoren (Hedge Funds, Private Equity,Venture Capital) relativ selten. Geht man davon aus, dass Grossaktionäre einegewinnbringende Rolle im System der Checks and Balances spielen, da sie sowohl Anreiz alsauch Möglichkeit zur Einflussnahme haben, so können wir konstatieren, dass dieseGovernance-Mechanismen im Schweizer Kontext greifen, zumal es sich dabei umsogenanntes «geduldiges Kapital» mit Langfristorientierung handelt.

Dennoch gibt es gute Gründe eine höhere Kapitalmarktliquidität auch in der Schweizanzustreben: International anerkannte Accounting Standards, allgemein höhereOffenlegungs- und Transparenzpflichten, ein verbesserter Schutz der Minderheitsaktionäresowie hohe Corporate Governance Standards senken – aus Unternehmenssicht – die Kostenvon sowohl Fremd- als auch Eigenkapital und machen die Schweizer Unternehmen fürinländische und für ausländische Investoren attraktiv. Dies zumal sich auch die traditionellengen Beziehungen zwischen Unternehmen und Banken über die Jahre aufgeweicht haben:Auch Banken fördern heute eher finanzielle Liquidität anstelle finanzieller Verpflichtungen.

Schliesslich sprechen auch der soziodemographische Wandel, eine alternde Bevölkerungund der steigende Bedarf nach Erträgen für Vorsorgevermögen für die Notwendigkeitattraktiver Kapitalmärkte. Alles gute Gründe für die Sicherstellung einer angemessenenKapitalmarktliquidität – und entsprechender Regulierung zum Schutz derMinderheitsaktionäre und Förderung der Aktionärsrechte, wie es mit der aktuellenAktienrechtsrevision in der Schweiz angestrebt wird.

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Kontakt

Tobias Meyer

Transaction accounting/Financial accountingAdvisory Services+41 58 286 3694+41 79 623 [email protected]

Dr. Kate Sikavica

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ED None

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