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WENN IDEEN SCHULE MACHEN ANREGUNGEN ZUR VERBREITUNG VON FÖRMIG-PRINZIPIEN UND BEWÄHRTER PRAXIS
DR. MICHAEL JÄGER, ERLANGEN [email protected]
1 Wenn gute neue Ansätze sich leicht verbreiten würden… ......................................................................................... 3
2 Was ist eigentlich Transfer von Innovationen? .......................................................................................................... 3
2.1 Zwei aktuelle Transferprozesse ......................................................................................................................... 4
2.1.1 Die PISA-Studie und Transfer ........................................................................................................................ 4
2.1.2 Der Deutsche Schulpreis und Transfer .......................................................................................................... 5
2.1.3 Schlussfolgerungen für FörMig ..................................................................................................................... 6
2.2 Warum ist Transfer so schwer? ......................................................................................................................... 8
2.2.1 Selbstreferentialität und operative Geschlossenheit ................................................................................... 9
2.2.2 Die Unwahrscheinlichkeit gelingender Kommunikation ............................................................................... 9
2.3 Transfer als Lernprozess .................................................................................................................................. 10
2.3.1 Was bewegt Menschen dazu, eine Innovation anzunehmen? ................................................................... 10
2.3.2 Wie kann eine Organisation lernen? .......................................................................................................... 12
3 Wie funktioniert denn nun Transfer? ....................................................................................................................... 13
3.1 Das Wellenmodell des Transfers in Entwicklungsprojekten ........................................................................... 13
3.1.1 Inhalt ........................................................................................................................................................... 14
3.1.2 Person ......................................................................................................................................................... 15
3.1.3 Struktur ....................................................................................................................................................... 16
3.2 Transfer praktisch fördern .............................................................................................................................. 16
3.2.1 Zur Planung von Transfer ............................................................................................................................ 17
3.2.2 Zur Umsetzung des Transfers ..................................................................................................................... 19
4 Werkstattteil ............................................................................................................................................................. 21
4.1 Transfer vorbereiten und planen .................................................................................................................... 21
4.1.1 Checkliste zum Start eines Qualitätszirkels................................................................................................. 21
4.1.2 Ziele definieren ........................................................................................................................................... 23
2
4.1.3 Ansprechpartner finden .............................................................................................................................. 24
4.1.4 Kommunikation planen ............................................................................................................................... 26
4.2 Transfer umsetzen........................................................................................................................................... 27
4.2.1 Ressourcen steuern .................................................................................................................................... 27
4.2.2 Teams entwickeln ....................................................................................................................................... 28
4.2.3 Evaluation planen ....................................................................................................................................... 29
5 Nach vorn geblickt! ................................................................................................................................................... 30
6 Literatur .................................................................................................................................................................... 31
3
1 WENN GUTE NEUE ANSÄTZE SICH LEICHT VERBREI-
TEN WÜRDEN… … gäbe es nur gute Schulen oder Kindergärten.
Warum verbreiten sich neue Ideen (übrigens nicht nur im Bildungssystem!) so zögerlich?
Möglicherweise halten Sie selbst die Idee einer schnellen und mühelosen Verbreitung spon-
tan für unrealistisch, ja vielleicht sogar für gefährlich. Sie ist auf jeden Fall unwahr-
scheinlich, das zeigen uns viele Beispiele aus anderen Bereichen, so etwa der Verbrei-
tung neuer Technologien.
Und dennoch würden wir, die wir an einer Idee und deren Umsetzung im Kleinen
lange gearbeitet haben, gerne den weiteren Erfolg dieser Arbeit sehen. Schließlich
steckt in dieser Entwicklung so viel Mühe und Zeit, dass doch die Qualität und der
Sinn dieser Entwicklung allen unmittelbar klar sein muss. Oder etwa nicht?
Wie funktioniert denn dieser Verbreitungsprozess? Warum bleiben so viele Ideen in der
Umsetzung und Verbreitung stecken? Was zeichnet erfolgreiche Transferprozesse aus? Wo
steht das BLK-Programm Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshinter-
grund FÖRMIG mit seinen Ideen – wie kann hier der Transfer gefördert werden?
Dieser Text soll helfen, Transferprozesse besser zu verstehen und die Verbreitung guter und
bewährter FÖRMIG-Entwicklungen mit praktischen Beispielen zu unterstützen. Den Anfang
macht dabei – wie so häufig – die Theorie. Aber: „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute
Theorie.“ Diese Erkenntnis von Kurt Lewin (1951) hat sich glücklicherweise weit verbreitet.
Betrachten wir also zunächst den Transferprozess aus theoretischer Perspektive anhand ei-
nes einfachen Marktmodells, das Auskunft über grundlegende Prozesse beim Transfer gibt.
Mithilfe zweier Beispiele und der Erfahrung aus FÖRMIG lassen sich typische Transferbarrie-
ren und Schritte zu deren Bewältigung ableiten – Transfer ist nämlich auch eine Art
Lernprozess.
Im nächsten Schritt zeigen wir ein weiteres Modell, um zu erklären, wie Transfer
beeinflusst werden kann und welche praktischen Konsequenzen daraus für die Ge-
staltung des Transfers von FÖRMIG abgeleitet werden können. Den Abschluss bildet
ein Werkstattteil, also eine Sammlung von Instrumenten und Verfahren zur Diagnose
und Förderung von Transferprozessen.
Transfer braucht vor allem Ihre Ideen – lassen Sie sich durch die hier zusammengestellten
Vorschläge nicht einengen. Dieser Text ist ein Transfererfolg, wenn Sie sich dadurch zu ei-
genen neuen Ideen anregen lassen und diese in FÖRMIG einbringen.
2 WAS IST EIGENTLICH TRANSFER VON INNOVATIO-
NEN? Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, etwas weiter auszuholen und mit zwei prak-
tischen Beispielen für Transferprozesse im Bildungssystem zu beginnen – der PISA-Studie
sowie dem Deutschen Schulpreis (Kap. 2.1). Aus diesen beiden Beispielen lässt sich ablesen,
weshalb Transfer eine so schwere Aufgabe ist (Kap. 2.2).
Transfer ist
schwer – und
das ist auch gut
so!
Von der Theorie
über Barrieren
zu Lösungen –
ein Überblick
4
Im Kapitel 2.3 wird Transfer für einzelne Personen sowie für Organisationen als Lernprozess
ausgearbeitet.
2.1 ZWEI AKTUELLE TRANSFERPROZESSE Betrachten wir zwei Beispiele, denen in zwei kurz aufeinander folgenden Artikeln in der
Wochenzeitung Die Zeit viel Aufmerksamkeit eingeräumt wurde: Die Veröffentlichung der
internationalen Ergebnisse von PISA 2006 und die dadurch erneut ausgelöste Diskussion um
die Deutung dieser Ergebnisse sowie die Verleihung des deutschen Schulpreises 2007. Bei-
de wurden in derselben Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit aufgegriffen (Kahl, 2007a,
2007b).
Über die PISA-Studie wird seit der ersten Veröffentlichung der internationalen Ergebnisse
im Herbst 2001 (Deutsches PISA Konsortium, 2001) diskutiert. Wie sieht das aber mit dem
Deutschen Schulpreis aus? Eine kurze Recherche mittels www.google.de ergab – nur jeweils
deutschsprachige Seiten betrachtet – für den Deutschen Schulpreis ca. 921 Nennungen auf
den von dieser Suchmaschine erfassten Seiten. Das Stichwort „PISA-Studie“ fand sich auf
mehr als 375.000 Seiten.
Worin unterscheiden sich also diese beiden Ereignisse im Hinblick auf den Transfer der zu-
grunde liegenden Innovationen? Diese Frage ist – so allgemein gestellt – nicht beson-
ders hilfreich. Wir brauchen ein Suchmuster, eine sinnvolle Einteilung der zahlreichen
möglichen Unterschiede, um auf diese Frage auch praktikable Antworten zu bekom-
men. Mehr als 375.000 Seiten als mögliche Antwort auf die Besonderheiten der PISA-
Studie stiften mehr Verwirrung, als sie zur Klärung der Unterschiede beitragen. Wir
brauchen zunächst also eine sinnvolle Einteilung der Unterschiede. Betrachten wir daher
zunächst einmal den „Markt“ für diese beiden Initiativen mithilfe eines Modells (Abbildung
1).
Transferangebote Transfernachfrage
Auswahl -/
Anpassungsprozess
u.a.
• Sortimentsgestaltung /
Produktnutzen
• Produktverpackung
u.a.
• Bedarfsforschung
• Produktanpassung
u.a.
• Bedarfsweckung
• Information
• Kundenbeziehung
ABBILDUNG 1: EIN MARKTMODELL FÜR TRANSFER (EULER, 2001)
Was haben der Deutsche Schulpreis und die PISA-Studie anzubieten, auf welche Nachfrage
treffen beide Angebote und welche Anpassungsroutinen gibt es bei beiden Initiativen?
2.1.1 D IE PISA-ST UDI E UN D TR AN SFER
Mit der Entscheidung der Kultusministerkonferenz (KMK), an der PISA-Studie teilzunehmen,
ergab sich für Deutschland eine spannende Situation. Schließlich sollten in allen Bundeslän-
dern die Schulen zur Mitwirkung an der Studie bewegt werden, um die von der OECD ge-
forderte Quote der Mitarbeit zu erreichen. Welche Schulen schließlich für eine Teilnahme
ausgewählt würden, blieb nach den Vorgaben der Studie eine zufällige Entscheidung.
Transfer als
Marktmodell
5
Neben den von der OECD geforderten Quoten strebte die KMK noch eine Erweiterung an,
nämlich den Vergleich der einzelnen Bundesländer durch die Erfassung von insgesamt 1460
Schulen statt der von der OECD für den internationalen Vergleich realisierten 219 Schulen.
Für PISA-E 2000, der nationalen Ergänzungsstudie, gelang dies jedoch nur eingeschränkt –
sowohl in Hamburg als auch in Berlin wurde die für den Vergleich der Bundesländer nötige
Quote nicht erreicht. In den dort ausgewählten Schulen nahmen nicht genügend Schülerin-
nen und Schüler teil. Bei den darauf folgenden Studien aus den Jahren 2003 und 2006 (in-
ternational, die nationalen Ergebnisse werden erst noch veröffentlicht) wurden die Quoten
jedoch auch in diesen Ländern erreicht.
Was bedeutet dies im Hinblick auf das oben angeführte Marktmodell?
AN G E B O T D E R PISA -S T U D I E
PISA verspricht eine Rückmeldung über den Leistungsstand des Schulsystems als
Ganzes mithilfe des Vergleichs mit den Leistungen anderer Staaten. Im Grunde ge-
nommen wird hier ein Wettbewerbsgedanke angesprochen. Solchen Vergleich nennt
man „sozialen Vergleich“.
Diese Form des Vergleichs (Benchmarking) wird in Unternehmen häufig gewählt, um
eigene Prozesse zu optimieren. Sie genießt also zumindest in der Fachöffentlichkeit auch
eine hohe Akzeptanz.
Zudem ist PISA auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung, wird durch in-
ternationale Kooperation verstärkt und genießt die Unterstützung der politischen Entschei-
dungsträger.
NA C H F R A G E N A C H D E R PISA-S T U D I E
Die vorher gestartete, auf Mathematik und Naturwissenschaften ausgerichtete TiMS-
Studie (BAUMERT/BOS/LEHMANN, 2000) erreichte die Verbreitung der PISA-Studie nicht,
machte aber möglicherweise neugierig auf deren Ergebnisse und bereitete damit den
Boden für die Nachfrage nach PISA.
Auf Seiten der Schulen wurde die Nachfrage durch den Erlass der Kultusminister er-
reicht. Die Nachfrage wurde jedoch nicht nur in der Fachöffentlichkeit, sondern über
Zeitungen, Zeitschriften und schließlich Rundfunk und Fernsehen hoch gehalten. PISA
wurde zu einer „Marke“, unter deren Dach sich unterschiedlichste Vorhaben mit Bezug zu
Schule und Bildung versammeln, so z. B. „Forum PISA“, eine wöchentliche Radiosendung
des Deutschlandfunks mit Bildungsthemen, oder die PISA-Show, eine Samstag-Abend-Show
der ARD, bei der unterschiedliche Gruppen gegeneinander in einer Quizsendung antreten.
Schließlich berührt die Frage nach der Schulbildung der Kinder im Prinzip alle Eltern – und
über den Anspruch, die Leistung des deutschen Schulsystems insgesamt abzubilden, be-
dient PISA diese Nachfrage.
PISA ist, das sollte also nicht übersehen werden, ein Riesen-Medienerfolg. Dazu hat vieles
beigetragen – nicht zuletzt eine sehr professionelle Öffentlichkeitsarbeit.
2.1.2 DER DEUT SCHE SCHULPR EIS UN D TRAN S FER
Der Deutsche Schulpreis (http://schulpreis.bosch-stiftung.de) wurde 2006 eingerichtet und
wird seither jährlich von der Robert-Bosch-Stiftung, der Heidehof-Stiftung, der Zeitschrift
„Stern“ sowie dem Zweiten Deutschen Fernsehen vergeben.
PISA verspricht
fundierten Ver-
gleich der Bil-
dungssysteme
PISA wurde zum
Synonym sowohl
für Missstände
als auch für
Entwicklung im
Bildungssystem
6
Der Deutsche Schulpreis versteht sich als eine Auszeichnung der besten deutschen
Schulen. Ein umfassendes Bildungsverständnis mit sechs Qualitätsbereichen (Leis-
tung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulleben und Schule
als lernende Institution) wird als Grundlage angeführt. Daneben unterstützt die Aka-
demie des Deutschen Schulpreises Schulen dabei, von den Preisträgerschulen zu ler-
nen. Auf der Internetseite http://schulpreis.bosch-stiftung.de werden die einzelnen
Aktivitäten ausführlich dargestellt.
Welche Erkenntnisse bringt die Anwendung des Marktmodells auf den Deutschen Schul-
preis?
AN G E B O T D E S DE U T S C H E N S C H U L P R E I S E S
Der Deutsche Schulpreis funktioniert als Wettbewerb: Schulen, die sich Chancen auf den
Gewinn ausrechnen, werden möglicherweise mit einer Bewerbung auf das Angebot reagie-
ren. Hier sind also Schulen freiwillig bereit, Einblick in ihre Arbeit zu geben.
Die Gewinner werden drei Jahre lang gefördert und miteinander vernetzt, um durch die Ko-
operation die erfolgreichen Konzepte weiter zu verbreiten.
Weiterhin bietet die Akademie des Deutschen Schulpreises Fortbildungen und Hospitatio-
nen an, um die als erfolgreich prämierten Ideen zu verbreiten. Dieses Angebot richtet sich
an andere an Weiterentwicklung interessierte Schulen.
NA C H F R A G E N A C H D E M D E U T S C H E N S C H U L P R E I S
In den Jahren 2006 und 2007 haben sich insgesamt 651 Schulen um den Deutschen Schul-
preis beworben.
Das Echo der Medien auf die Initiative blieb jedoch trotz der Beteiligung des Stern
und des ZDF eher verhalten. Bis auf kurze Berichte direkt im Umfeld der Preisverlei-
hung wurde es schnell wieder ruhig in den Medien. Eine aktuelle Suche mithilfe der
Suchmaschine Paperball.de, die aktuelle Nachrichten und Zeitungsartikel auflistet,
ergab für das Stichwort „Deutscher Schulpreis“ keine Treffer, während PISA 156 mal
genannt wurde – in der Regel im Zusammenhang mit Bildungsthemen.
Die Nachfrage nach dem Deutschen Schulpreis ist also einerseits zeitlich sehr be-
schränkt, andererseits inhaltlich fokussiert auf entwicklungswillige oder von sich selbst
überzeugte Schulen.
AB G L E I C H V O N AN G E B O T U N D NA C H F R A G E I N N E R H A L B D E S DE U T S C H E N S C H U L -
P R E I S E S
Während PISA in seinem Ansatz und seinen Ergebnissen zu Widerspruch anregt und sich
damit Befürworter, Gegner, Nutznießer, Warner und alle anderen unabhängig von ihrer
fachlichen Qualifikation zum Thema äußern und damit die Aufmerksamkeit für das Thema
hoch halten, bleibt der Deutsche Schulpreis als Projekt für die Engagierten aus dem allge-
meinen Medieninteresse weitgehend ausgeschlossen.
Angebot und Nachfrage werden hier also nur im Dialog mit dem Projektteam oder den un-
terschiedlichen Unterstützern abgeglichen – die Verbreitung geschieht deutlich langsamer.
2.1.3 SCHLUSS FO LGER UN GEN FÜ R FÖRM I G
Aus den beiden Beispielen werden unterschiedliche Verbreitungsstrategien deutlich:
Der Deutsche
Schulpreis – ein
Wettbewerb der
Ideen in Schulen
Noch geringe
Reichweite und
kurzfristige
Aufmerksamkeit
der Öffentlich-
keit
7
PISA setzt auf verpflichtende Teilnahme, kontroverse Diskussion, Unterstützung durch poli-
tische Entscheidungsträger und eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit, während der
Deutsche Schulpreis sich an engagierte Schulen wendet, die freiwillig über sich und
ihre Arbeit Auskunft geben. PISA ist mittlerweile längst zu einer „Marke“ geworden,
die mit der eigentlichen Studie nur noch am Rande verknüpft ist – dennoch bleibt der
Kern, nämlich Vergleich von Bildungssystemen erhalten. Der Deutsche Schulpreis
dagegen hat diesen Schritt der Verbreitung noch nicht erreicht – wird dies mögli-
cherweise auch nie tun, da dazu die konstante Medienaufmerksamkeit, die kontroverse
Diskussion, also der Nachrichtenwert zu gering ist.
Wo steht nun aber FÖRMIG im Hinblick auf dieses Marktmodell? Die drei Fragen, die das
Marktmodell aufwirft, sind jedenfalls auch für FÖRMIG relevant: (1) Was und für wen ist das
Angebot von FÖRMIG? (2) Wie bzw. wonach ist die Nachfrage? (3) Was wird zum Abgleich
von Angebot und Nachfrage getan – und durch wen?
AN G E B O T V O N F Ö RM I G
Das Angebot von FÖRMIG wirkt derzeit in der Darstellung deutlich heterogener und komple-
xer als sowohl die PISA-Studie als auch der Deutsche Schulpreis. Sowohl Heterogenität als
auch Komplexität sind Transferbremsen. Nur was von einer Zielgruppe schnell erfasst, ver-
standen und eingesetzt werden kann, lässt sich auch leicht transferieren. Aber auch eine zu
einfache Botschaft hat Tücken: Bei PISA geht die Vereinfachung häufig so weit, dass nur das
Schlagwort, nicht aber die dahinter stehenden Konzepte verbreitet und genutzt werden.
Das Angebot von FÖRMIG muss also klar herausgestellt werden: Als Angebot können erfolg-
reiche Prozesse und Produkte aus FÖRMIG dienen, die an anderer Stelle Probleme
lösen helfen. Dabei wird sich zwar die Qualität der Angebote erst durch die Auswer-
tung der summativen Evaluation abschließend einschätzen lassen. Um Transferaktivi-
täten in die Wege zu leiten, müssen aber die Angebote nicht bis ins Detail untersucht
sein – wichtiger ist, die Nachfrageseite aufzugreifen. Schließlich wird ein einfaches
Übernehmen des Angebots nur in seltenen Fällen – etwa bei diagnostischen Verfah-
ren und Tests – möglich sein.
Die bestehenden Konzepte der Sprachstandsdiagnostik, die Kooperationsmodelle der
Basiseinheiten oder Förderkonzepte für Deutsch als Zweitsprache, die bereits im Programm
umgesetzt werden, sind somit gute erste Angebote, deren Nutzen für die jeweilige Ziel-
gruppe herausgestellt werden kann.
Die Zielgruppen für die unterschiedlichen Angebote von FÖRMIG müssen ebenso differen-
ziert betrachtet werden. Wer sind die Zielgruppen? Wie können diese angesprochen
werden? Welche Medien sind sinnvoll? Ergebnisse aus dem Umfeld von SINUS-
Transfer (Jäger, 2006) zeigen beispielsweise, dass die erhoffte Breitenwirkung eines
Internetangebots nicht erreicht wird – für bereits informierte und beteiligte Personen
stellt dieses Medium aber eine wichtige Informationsquelle dar. Im Werkstattteil am
Ende des Textes finden Sie einige Anregungen, wie die Ansprache der unterschiedlichen
Zielgruppen geplant und durchgeführt werden kann.
NA C H F R A G E N A C H F Ö R M I G
Aus den Länderberichten werden einige Initiativen der Öffentlichkeitsarbeit deutlich, die
FÖRMIG einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen können. Allerdings bleibt offen, ob
FörMig im Spie-
gel des Markt-
modells
Angebote klar
herausstellen
und für die Ziel-
gruppe ange-
passt formulie-
ren
Zielgruppenana-
lyse: Wer soll
angesprochen
werden?
8
die einzelnen Initiativen, über die in den Medien berichtet wird, auch dem gemeinsamen
Dach „FÖRMIG“ zugeordnet werden können. Dies wäre hilfreich, um eine gezielte Nachfrage
nach den Produkten von FÖRMIG zu ermöglichen. Interessenten für einzelne Elemente – wie
beispielsweise Sprachstandsdiagnostik – könnten so leichter auf die Internetseiten von
FÖRMIG gelenkt werden.
Die Nachfrage scheint sich derzeit vor allem auf die Fachöffentlichkeit zu konzentrieren, die
über Fachzeitschriften, Kongresse oder Fortbildungen auf die Konzepte von FÖRMIG auf-
merksam wird. FÖRMIG bewegt sich im Hinblick auf die Verbreitung somit in einem ähnli-
chen Umfeld wie der Deutsche Schulpreis – eine breite Verankerung des Begriffs ähnlich ei-
ner Wortmarke wie bei PISA erfolgt nicht. Gelänge eine solche Verankerung, dann wäre
FÖRMIG in der politischen Diskussion stärker präsent. Diese erhöhte Aufmerksamkeit dürfte
dann allerdings nicht nur Unterstützer, sondern auch Gegner deutlicher auf den Plan rufen.
Somit gilt die Aufmerksamkeit wahrscheinlich auch weiterhin der Frage, wie die Nachfrage
der Fachöffentlichkeit aufgegriffen werden kann.
Ratsam wäre jedenfalls, das gemeinsame „Markenzeichen FÖRMIG“ öffentlich stark zu ma-
chen – es wird damit auch den Länderprojekten einzeln mehr Aufmerksamkeit zukommen.
NA C H F R A G E U N D AN G E B O T – AB G L E I C H I N F Ö R M I G ?
Aus der Perspektive dieser Marktbetrachtung wäre es also hilfreich, wenn die Nachfragesei-
te genauer analysiert würde. In vielen Ländern wird über Zeitprobleme und Schwierigkeiten
bei der Weitergabe der Konzepte aufgrund von Überlastung der Zielgruppen berich-
tet. In wie weit die Ideen aus FÖRMIG hier helfen können, wird dann wirklich deutlich,
wenn die inhaltlichen Interessen der Zielgruppen, also deren Nachfrage und Lö-
sungswünsche, aufgenommen und im Zusammenhang mit FÖRMIG betrachtet wer-
den.
Dieser Prozess wurde bereits zu Beginn des BLK-Programms durchlaufen. Das Programm-
gutachten (GOGOLIN/NEUMANN/ROTH, 2003) entstand aus der Nachfrage nach besseren För-
derkonzepten – nicht zuletzt alarmiert durch die Ergebnisse der PISA-Studie. Die im No-
vember 2007 erfolgte Anpassung (siehe www.blk-foermig.uni-hamburg.de) zeigt, dass die-
ser Abgleich auf der Programmebene weiter stattfindet. Wie sieht dies aber auf der opera-
tiven Ebene, der konkreten Umsetzung der Konzepte in den Basiseinheiten aus? Welche
Nachfrage wird dort erfasst? Wie individuell geschieht dies? Im Werkstattteil am Ende die-
ses Textes finden Sie einige Anregungen, wie diese Fragen praktisch geklärt werden kön-
nen.
2.2 WARUM IST TRANSFER SO SCHWER? Transfer ist doch gar nicht so schwer! Es braucht nach dem Marktmodell doch nur ein pas-
sendes Angebot, eine vorhandene Nachfrage und die Möglichkeit, beides aufeinander ab-
zustimmen. Der Transfer von FÖRMIG sollte also eigentlich gelingen, wenn da nicht diese
Probleme auf der Empfängerseite wären, die Forderungen nach mehr Zeit, mehr Ressour-
cen, mehr Unterstützung oder mehr erkennbarem Nutzen der Innovation.
An dieser Stelle bietet sich ein kleiner Ausflug in systemtheoretische Überlegungen zu
Transferbarrieren an; die ausführlichere Fassung hat Helmut Willke in einer Expertise zum
Transfer dargestellt (GRÄSEL/JÄGER/WILLKE, 2006 S. 453 ff.).
Was sind die
inhaltlichen Inte-
ressen der Ziel-
gruppen?
9
2.2.1 SELBST R EFER ENTI ALIT ÄT UND OP ERA TIV E GESCH LO SS EN HEIT
Ein System arbeitet selbstreferentiell, wenn Operationen des Systems wieder auf Operatio-
nen des Systems verweisen. Was heißt das? Das menschliche Bewusstsein arbeitet selbstre-
ferentiell, da Gedanken zu anderen Gedanken führen. In sozialen Systemen führt eine
Kommunikation zu einer weiteren Kommunikation. Solange die Kommunikation fortgeführt
wird, bleibt dieses soziale System bestehen.
Identität und Autonomie entstehen über den Selbstbezug innerhalb der Systeme; dieser
Selbstbezug ist nicht schädlich, sondern notwendig, und das Aufgreifen äußerer Anregun-
gen (Transfer!) bedeutet eine Störung des inneren Gleichgewichts. Dafür braucht es dann
gute Gründe.
Zur Wahrnehmung einer Identität gehört die operative Geschlossenheit. Menschen
sehen sich als Individuen, indem jeder einzelne seine und nur seine Gedanken erlebt.
Bei Menschen, die von dieser Norm abweichen, also eigene Gedanken als die anderer
Personen wahrnehmen, diagnostiziert man eine psychische Störung.
Für die Identität von Organisationen gelten ähnliche Bedingungen: Sie überdauern
aufgrund ihrer internen, selbstreferentiellen Regeln und Strukturen. Die Profilierung
von pädagogischen Einrichtungen, beispielsweise der Trend zu Schulprogrammen,
sorgt für eine Fokussierung der Anstrengungen auf die für diese Organisation wichtigen Zie-
le – und filtert externe Einflüsse weitestgehend aus.
Wenn Basiseinheiten in FÖRMIG ein Konzept oder Produkt erprobt haben, dann haben sie
dies in ihr soziales System integriert – also neue Strukturen und Regeln geschaffen, zu der
diese Innovation passt. Die Teilnahme wird möglicherweise von der jeweiligen Leitung un-
terstützt, von Kollegen geschätzt, von den einzelnen Personen als sinnvoll und passend im
Sinne der Werte der Organisation (und der eigenen Werte!) erlebt.
2.2.2 D IE UNWAHRS CHEIN LI CHK EIT GELIN GEN DER KOMMUNIK ATION
Soziale Systeme beruhen auf Kommunikation, wobei die Kommunikation selbst zahlreiche
Möglichkeiten der Fehlinterpretation aufweist. Ein fachsprachlich formulierter Text – mögli-
cherweise der vorherige Abschnitt oder schon der vorherige Satz dieses Textes – bietet da-
für gute Ansätze.
Sie kennen vielleicht die plastischen Beispiele, mit denen Schulz von Thun
(1981/2006) die vier Botschaften einer Nachricht (Information, Appell, Selbstoffenba-
rung und Beziehungsbotschaft) demonstriert. Wenn eine Schulleiterin zu einem Leh-
rer sagt „Ihre Klasse ist unruhig.“, dann ist bereits mit diesem einfachen, aber unbe-
stimmt formulierten Satz das Tor für Missverständnisse geöffnet. Der Empfänger
muss raten, welche Botschaft die Senderin eigentlich übermitteln will; je nach der
Erwartung des Lehrers wird dieser den Satz interpretieren – als Appell im Sinne von
„Sorgen Sie bitte für Ruhe!“ oder als Beziehungsaussage („Sie sind mein Mitarbeiter,
ich kann Ihnen eine Anweisung geben!“) oder als eine oder mehrere andere mögliche Bot-
schaften.
Kommunikation kann gelingen, wenn die Erwartungen des jeweiligen Kommunikationspart-
ners berücksichtigt werden. Erwartungen sind aber Gedanken, die – siehe vorheriger Ab-
schnitt – schwer zugänglich sind.
Transfer greift
Autonomie und
Identität von
Personen und
Organisationen
an.
Kommunikation
gelingt, wenn
die Erwartungen
des Empfängers
getroffen wer-
den.
10
2.3 TRANSFER ALS LERNPROZESS Transfer muss also – ähnlich wie gelingende Kommunikation – aus der Perspektive des
Empfängers betrachtet werden. Aus diesem Blickwinkel ist die Verbreitung von FÖRMIG-
Konzepten ein Lernprozess. Lernen findet einerseits für die beteiligten Personen, anderer-
seits für die Organisation als Ganzes statt. Es geht nicht um ein einfaches Trainieren von
Verhaltensweisen, sondern um ein reflektiertes, auf die jeweilige Situation des Nutzers an-
gepasstes Aufgreifen neuer Verhaltensweisen.
Unterscheiden wir also zwischen dem individuellen Prozess der Akzeptanz und Übernahme
einer Innovation bei Personen und der Veränderung einer gesamten Organisation:
2.3.1 WAS BEW EGT MEN S CHEN DAZU , EI NE IN N OVATION AN ZUN E H-
MEN?
Wie kommen Menschen dazu, eine neue Idee, z. B. eine neue Unterrichtsmethode zu ak-
zeptieren? In der Diffusionstheorie (Rogers, 2003) wird die Übernahme einer Innovation, al-
so der Transfer von Erkenntnissen, aus der Perspektive einer Zielperson analysiert und als
ein Entscheidungsprozess beschrieben. Ob die Erkenntnisse von FÖRMIG transferiert
werden, wird leider nicht von der Projektleitung, den Ministerien oder den entwi-
ckelnden Basiseinheiten entschieden, sondern in den Organisationen, die diese Er-
kenntnisse akzeptieren, übernehmen und anwenden. Dieser Entscheidungsprozess
umfasst nach Rogers (2003) sechs Schritte:
I. Wissen II. Überzeugung III. Entscheidung IV. Umsetzung V. Bestätigung
Rahmen-
bedingungen
1. Vorerfahrung
2. wahrgenommener
Bedarf
3. Innovativität
4. soziale Normen
und Werte
1. Sozioökonomische
Charakteristika
2. Personen-
eigenschaften
3. Kommunikations-
verhalten
Charakteristika
des
Entscheidenden
Wahrgenommene
Charakteristika der
Innovation
1. Relativer Vorteil
2. Kompatibilität zu
bisherigem Handeln
3. Komplexität
4. Ausprobieren
möglich?
5. bei anderen
beobachtbar?
1. Akzeptanz
2. Ablehnung
fortdauernde Akzeptanz
verspätete Akzeptanz
nachträgliche Ablehnung
fortdauernde Ablehnung
Kommunikationskanäle
ABBILDUNG 2: INDIVIDUELLER ENTSCHEIDUNGSPROZESS ZUR ÜBERNAHME EINER INNOVATION (ROGERS,
2003, ÜBERSETZT DURCH DEN AUTOR)
An erster Stelle dieses Prozesses muss der Empfänger etwas über die Innovation
erfahren. Wissen über FÖRMIG zu verbreiten, ist als grundlegende Voraussetzung
eines Transfers schwieriger zu erreichen, als es möglicherweise auf den ersten Blick
erscheint. An folgende Aspekte – äußere Rahmenbedingungen und Personeneigen-
schaften – muss beispielsweise gedacht werden:
Wie ist die Vorerfahrung der betreffenden Person im Hinblick auf FÖRMIG – oder
auf ähnliche Entwicklungsprogramme?
Wie wird der Bedarf nach den Konzepten von FÖRMIG eingeschätzt – ohne diese be-
reits zu kennen?
Wie aufgeschlossen ist die Person neuen Ideen gegenüber allgemein?
Wissen als
Grundlage
Überzeugen als
Aufgabe indivi-
duellen Trans-
fers
11
Wie vernetzt ist diese Person in ihrem jeweiligen sozialen Umfeld? Welche soziale
Stellung hat sie inne? Welche weiteren Rollen und Aufgaben nimmt sie wahr?
Wie unterstützend oder hemmend sind die Normen und Werte des jeweiligen sozi-
alen Systems, also etwa einer Schule, einer Kita oder einer Nachbarschaft in einem
Ort, im Hinblick auf FÖRMIG?
Im zweiten Schritt erfolgt die Bewertung von FÖRMIG vor dem Hintergrund der eige-
nen Aufgaben und Erfahrungen. Dieser Schritt baut auf dem vorher erworbenen Wis-
sen auf und beinhaltet eine Einschätzung der Innovation nach fünf unterschiedlichen
Kriterien. Diese einzelnen Teilschritte zur Überzeugung müssen nicht alle im Sinne des
Empfängers positiv bewertet werden; denkbar ist auch, dass die positive Antwort auf
eine der Fragen eine andere negative Antwort ausgleicht. Die Fragen lauten:
Welche Vorteile hat diese neue Handlungsweise gegenüber bisherigen? Wenn in
der individuellen Einschätzung der Nutzen der Innovation nicht deutlich wird, dann
fehlt ein wesentlicher Antrieb für die Umsetzung und Anwendung. Die Einschät-
zung der inhaltlichen Relevanz kann zwar durch einen äußeren Druck zur Verände-
rung (z. B. durch ein bereits aktives Kollegium, durch ministerielle Vorgaben) be-
einflusst werden, hier sind jedoch auch negative Einflüsse auf die individuelle Ver-
änderungsmotivation denkbar.
Ist die Innovation denn kompatibel zum bisherigen Handeln? Gerade im Hinblick
auf Veränderungen in pädagogischen Institutionen droht an dieser Stelle ein Schei-
tern des Transfers, falls mit einer Entscheidung für die Innovation gleichzeitig eine
Abwertung aller bislang praktizierten Verhaltensweisen verbunden ist.
Wie komplex sind eigentlich die angestrebten Veränderungen? Die Innovation
muss letztendlich auch angewandt werden können, d. h. in den Zielorganisationen
müssen die Kompetenzen vorhanden sein, um das neue Verfahren, die veränderte
Methode einsetzen zu können. Je komplexer aber die angestrebten Veränderun-
gen sind, desto schwieriger wird die Anwendung im neuen Umfeld.
Die beiden letzten Fragen drehen sich schließlich um die Frage nach der
Erfahrbarkeit der Innovation. Kann das geänderte Sprachförderkonzept mögli-
cherweise in einem geschützten Umfeld getestet werden oder sind zumindest die
Auswirkungen anderswo direkt erfahrbar? Ein Bericht über die erfolgreiche Einfüh-
rung zählt allerdings nicht als eine direkte Erfahrung!
Spätestens nach diesem Teilschritt fällt die Entscheidung über die Akzeptanz der Neuerun-
gen. Diese Entscheidung bedeutet jedoch nicht mehr als das Zugeständnis, es doch mal mit
FÖRMIG zu probieren.
Würde hier der Entscheidungsprozess zum Kauf eines Autos beschrieben, dann wären
wir nun bei der Probefahrt. Beim Kleiderkauf befänden wir uns bei der Anprobe.
Genau dabei zeigen sich die Tücken in der Umsetzung: Fährt das Auto so, wie wir uns
das vorstellen? Einige Hebel und Funktionen sind möglicherweise an einer unge-
wohnten Stelle, neue Funktionen überraschen während der Fahrt. Vielleicht kneift die
Hose an der einen Stelle, oder die Beine sind etwas zu kurz. Während der Umsetzung
suchen wir somit nach Unterstützung: Wer kann die Funktionen des Fahrzeugs erklä-
ren, wo kann man gefahrlos üben? Kann das Kleidungsstück geändert werden? Wie
viel Aufwand und Kosten sind damit verbunden?
Transfer wird
vom Empfänger
bestimmt – nicht
vom Sender.
Erst während der
Umsetzung fällt
die Entschei-
dung für oder
gegen die Inno-
vation
12
Im letzten Schritt wird die Entscheidung anhand der persönlichen Erfahrungen seit der Ent-
scheidung für oder gegen die Akzeptanz und Anwendung der neuen Erkenntnisse überprüft.
Erst wenn diese Hürde genommen ist, ist der Transfer der Erkenntnisse erfolgreich verlau-
fen, sind das Fahrzeug oder das Kleidungsstück gekauft oder eben eine Idee von FÖRMIG an
einer neuen Stelle etabliert.
2.3.2 W IE K ANN EIN E OR GAN ISATION LE RN EN?
Organisationen verändern sich – trotz aller Beharrungskräfte –, indem sie ihre Ziele und
Strukturen, ihre Methoden und Ressourcen verändern. Als Auslöser dienen dabei leichter
innere als äußere Anreize, insbesondere dann, wenn die bisherige Arbeit als erfolg-
reich wahrgenommen wurde. Ob diese Wahrnehmung von Personen außerhalb die-
ser Organisation geteilt wird, ist dabei zweitrangig.
Somit trifft das Anliegen, Ideen und Konzepte von FÖRMIG zu transferieren, bei poten-
ziellen Zielorganisationen nicht nur aufgrund persönlicher Entscheidungsprozesse auf
Widerstand, sondern auch aufgrund der etablierten Strukturen und Methoden sowie
möglicherweise konkurrierenden Zielen und Ressourcen.
Wenn wir versuchen, für den Lernprozess einer Organisation ein ähnliches Schema wie in
Abbildung 2 zu verwenden, werden die Schwierigkeiten schnell deutlich. Wenn wir Lernen
als einen Vorgang der Wissensvermehrung sehen, dann stellt sich als erstes die Frage: Wo-
rin liegt das Wissen einer Organisation?
Natürlich liegt das Wissen über die Konzepte und Ergebnisse von FÖRMIG zuerst bei den be-
teiligten Personen; das ist jedoch nicht die Lösung, sondern das eigentliche Problem. Erst
wenn dieses Wissen strukturell in den Zielorganisationen verankert wird, ist es für diese
verlässlich verfügbar.
Stellen Sie sich beispielsweise vor, eine Schule würde neu gegründet werden, der Unterricht
müsste aber ohne Rückgriff auf einen Lehrplan, ohne Schulbücher, ohne Stundenplan ab-
solviert werden. Es wären also nur noch die individuellen Kenntnisse und Fertigkeiten der
Lehrkräfte im Unterricht nutzbar. Was würde geschehen? Das Kollegium wird sich
zunächst auf seine Fertigkeiten und Kenntnisse konzentrieren, wobei neben den fach-
lichen Schwerpunkten auch schnell Einfluss und soziale Stellung in dieser Gruppe
geklärt werden. Hier würden also Prozesse der Teamentwicklung ablaufen. Diese neu
gegründete Organisation hätte nach kurzer Zeit eine soziale Struktur sowie ein Curri-
culum, das sich auf die Kenntnisse und Fertigkeiten der einzelnen Personen stützt.
Veränderte sich nun die personelle Zusammensetzung des Kollegiums, dann veränderten
sich sowohl Inhalte als auch die soziale Struktur dieser Schule, so dass eine zuverlässige Pla-
nung ebenso wenig möglich wäre wie eine einfache Kommunikation der Inhalte oder Zu-
ständigkeiten.
Mehr Zuverlässigkeit erhält diese Schule erst dann, wenn die Inhalte und Strukturen grund-
legend von den Personen getrennt werden. Ein neuer Fachleiter in Mathematik kann eigene
Akzente setzen, an Wettbewerben teilnehmen, Kontakte zu externen Organisationen su-
chen, auch wenn dies sein Vorgänger nicht getan hat. Er bleibt aber verantwortlich für das
Fach und dessen weitere Lehrkräfte. Die Rolle eines Fachleiters ist als Bestandteil der Schul-
struktur definiert, unabhängig von der diese Rolle ausfüllenden Person.
Organisationen
lernen über die
Veränderung
von Strukturen
und Prozessen.
Nachhaltigkeit
durch Veranke-
rung von FörMig
in Prozessen
und Strukturen
13
Eine wesentliche Aufgabe beim Transfer von FÖRMIG besteht somit darin, den Schritt von
interessierten und engagierten Personen hin zur Verankerung in Rollen, Prozessen und
Strukturen gelingen zu lassen. Möglich wäre dies beispielsweise über Prozesse des Quali-
tätsmanagements in den einzelnen Zielorganisationen.
3 WIE FUNKTIONIERT DENN NUN TRANSFER? Wie kann diese Verankerung erreicht werden? Der beschriebene individuelle Prozess der
Überzeugung hilft, die richtigen Akzente zur Unterstützung der Entscheidung einzel-
ner Personen zu setzen. Ohne die darüber hinausgehende strukturelle Verankerung in
den Zielorganisationen werden die Personen jedoch mit der Umsetzung alleine gelas-
sen. Ob die Umsetzung für die gesamte Organisation gelingt, bleibt ohne diese weite-
re Unterstützung dem Geschick und dem Einfluss der bereits überzeugten Einzelper-
sonen überlassen.
Wie kann diese Unterstützung zur strukturellen Verankerung angegangen werden?
Es ist wichtig, die IN H A LT E zu betrachten, z. B. Angebot und Nachfrage inhaltlich zu analy-
sieren, um dann beispielsweise FÖRMIG an die jeweiligen Zielgruppen angepasst zu kommu-
nizieren.
Es ist wichtig, auf die PE R S O N E N einzugehen, ihren individuellen Entscheidungsprozess zu
verstehen und an den wesentlichen Stellen zu unterstützen.
Es ist wichtig, das soziale System, die S T R U K T U R E N der jeweiligen Zielorganisation zu ver-
stehen und bei der Umsetzung von FÖRMIG zu unterstützen.
Alle drei Einflussmöglichkeiten sind eng miteinander verknüpft und werden nachfolgend in
einem gemeinsamen Modell zusammengefasst.
3.1 DAS WELLENMODELL DES TRANSFERS IN ENTWICKLUNGS-
PROJEKTEN Die drei Aspekte Inhalt, Person und Struktur wirken nicht isoliert voneinander, sondern
müssen im Zusammenhang betrachtet werden. Dieser Zusammenhang der Bereiche kann
als Wellenmodell des Transfers (Jäger, 2004) veranschaulicht werden (siehe Abbildung 3):
Inhalt, Person und Struktur bilden einen gemeinsamen Kontext. Transfer findet somit
statt, wenn Erkenntnisse aus einem Kontext A (innerer Kreis) in einen Kontext B (äu-
ßerer Ring) übertragen werden. Die beiden Kontexte unterscheiden sich dabei in
einem oder mehreren der sie konstituierenden Bereiche.
Beispielsweise umfasst Kontext B andere Personen; möglich wäre auch, dass diesel-
ben Personen einen Inhalt in einer neuen Struktur (Fachbereich, Schule etc.) anwen-
den. Wenn also Sprachstandsanalysen (Inhalt) in FÖRMIG (Kontext A) erprobt werden, dann
setzt der Transfer an eine bislang nicht beteiligte Einrichtung (Kontext B) voraus, sich mit
den dort arbeitenden Personen und der Struktur dieser Einrichtung auseinanderzusetzen.
Einflussfaktoren auf den Transfer werden an den Schnittstellen der einzelnen Bereiche
deutlich. So weist die Verbindung von PE R S O N U N D IN H A LT beispielsweise auf Motivation
und Kompetenz als wesentlichen Einflussfaktor hin. Aus der Verbindung von I N H A L T U N D
ST R U K T U R kann auf Ziele und Steuerung geschlossen werden. Die Schnittstelle von PE R -
Personen, Inhal-
te und Struktu-
ren müssen ge-
meinsam be-
trachtet werden.
Transfer passiert
nicht automa-
tisch – Unter-
stützung ist
sinnvoll
14
S O N U N D S T R U K T U R definiert die Bedeutung von Kooperation und Führung im Rahmen des
Transfers.
Motivationsunterstützung
Change Agent
Person
Inhalt
Str
ukt
ur
Inhaltliche Relevanz / N
utzen
Change A
gent Pro
jekt
man
agem
ent
Cha
nge
Age
nt
Kooperation
Führung
Motivation
Kompetenz
Ziele
Steuerung
Kontext A
Person
Inhalt S
trukt
ur
Kontext B
Konte
xt B K
onte
xt B
ABBILDUNG 3: WELLENMODELL DES TRANSFERS IN ENTWICKLUNGSPROJEKTEN (JÄGER, 2004, S. 126)
In allen Bereichen kann und sollte Transfer gefördert werden, beispielsweise durch die Klä-
rung der inhaltlichen Relevanz der Entwicklung, durch Motivationsunterstützung im Rah-
men der Einführung sowie durch professionelles Projektmanagement. Eine Unterstützung
durch Personen, die sowohl mit dem Fachthema als auch mit der Zielgruppe vertraut sind
(sog. Change Agents: Fullan, 1998), erscheint dabei in den meisten Fällen zur Begleitung des
Transfers sinnvoll.
Betrachten wir zunächst die Elemente des Wellenmodells im Einzelnen:
3.1.1 IN HALT
Einige Entwicklungen besitzen eine so hohe inhaltliche Anziehungskraft, dass die Verbrei-
tung bzw. der Transfer auch ohne weitere Unterstützung geschieht. Der Nutzen von Mobil-
telefonen beispielsweise musste nicht durch ein staatliches Förderprogramm bekannt ge-
macht werden. Mobiltelefone entwickelten sich vom Statussymbol in den 1980’er Jahren
hin zu einem Allerweltsgegenstand. Das Problem bestand nicht darin, den Nutzen und die
Möglichkeiten von Mobiltelefonen zu verdeutlichen, sondern die Kosten auf ein für
einen Großteil der Bevölkerung akzeptables Niveau zu senken.
Betrachtet man diese Verbreitung, dann wird ein Muster deutlich, das nach der Diffu-
sionstheorie (Rogers, 2003) für unterschiedliche Bereiche (z. B. Medikamente, Saat-
gut, Nachrichten oder ein Mathematikcurriculum) immer wieder auftaucht. Trägt
man die Verbreitungshäufigkeit (z. B. die Anzahl der Mobilfunknutzer) auf einer Zeit-
achse ab, dann resultiert daraus eine s-förmige Kurve mit einem flachen Beginn, einer stei-
len Mittelsektion sowie einem wieder abflachenden Ende, wenn sich die Kurve der maxima-
len Verbreitung der Innovation in der jeweiligen Population annähert (Abbildung 4).
Verbreitung wie
von alleine –
leider eine Aus-
nahme
15
Wie diese Kurve im Einzelfall, d. h. für eine einzelne Innovation aussieht, hängt von Details
dieser Innovation ab. Als mögliche Faktoren werden unter anderem die Attraktivität der In-
novation – also deren subjektiv eingeschätzte Bedeutung – und der Grad der Vernetzung
innerhalb der Zielgruppe genannt.
Zeit
Verbreitung
Schwellenwert / Auslöser
Vorreiter („Early Adopters“)
Nachzügler („Late Adopters“)
Innovation 1
Innovation 2 Innovation 3
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
ABBILDUNG 4: SCHEMATISCHE VERBREITUNGSKURVEN UNTERSCHIEDLICHER INNOVATIONEN (JÄGER, 2004,
S. 89, IN ANLEHNUNG AN ROGERS, 2003)
Eine Diffusionskurve hat weiterhin einen Bereich, innerhalb dessen die anfangs flache Kurve
plötzlich steil ansteigt. Dieser steile Anstieg bedeutet, dass sich die Innovation nun selbst
trägt, beispielsweise dadurch, dass sich aufgrund einer engen Vernetzung der Zielper-
sonen sowie einer attraktiven, nutzbringenden Idee eine Art Schneeballeffekt der
Verbreitung einstellt.
Die Bewertung der inhaltlichen Relevanz der Innovation, d. h. der Vergleich zwischen
nötigem Aufwand und erwartetem Nutzen, der durch die Innovation erzielt wird, gibt
entscheidende Impulse für deren Akzeptanz und Umsetzung. Die wahrgenommene inhaltli-
che Relevanz ist auch aus der Sicht der Motivations- und Interessentheorie ein bestimmen-
der Faktor (z. B. KRAPP/PRENZEL, 1992).
3.1.2 PERSON
Zwei Aspekte sind bei der Betrachtung der an Transferprozessen beteiligten Personen be-
deutsam; beide entstehen durch die Verknüpfung der Inhalte mit den Personen:
Sind die beteiligten Personen erstens motiviert, aktiv an der Verbreitung mitzuwirken,
und besitzen sie zweitens auch die Kompetenz, dies zu tun? Eine Erweiterung der
Kompetenz der Lehrkräfte beispielsweise zur Anwendung von HAVAS 5 ist im Rahmen
einer Schulung gut möglich, sofern die betroffenen Personen motiviert sind, sich mit
diesem Thema zu befassen. Motivationsunterstützung ist jedoch nicht anhand einer
einzelnen Schulung möglich. Nach Deci & Ryan (1993) sind dazu unterstützende Akti-
vitäten in drei Bereichen nötig: Kompetenzunterstützung, Autonomieunterstützung sowie
soziale Einbindung. Im Werkstattteil (Kap. 4) werden Möglichkeiten zur Motivationsunter-
stützung vorgestellt.
Fähigkeit und
Motivation för-
dern
Projektmanage-
ment und positi-
ves Führungs-
handeln
16
3.1.3 STRUKTUR
Unter Struktur werden die Gestaltungsmerkmale des Arbeitsumfelds, die den Transfer be-
einflussen, zusammengefasst. Die Struktur im Zielkontext umfasst also die Regeln und Be-
ziehungen, die Arbeitsprozesse und Zuständigkeiten der empfangenden Organisation. Hier
ergeben sich die bedeutsamen Einflussfaktoren durch die Kombination mit den angrenzen-
den Sektoren. Wir müssen also Ziele und die Steuerung der Umsetzung im Hinblick auf die-
se Ziele einerseits betrachten (Verknüpfung von Inhalt und Struktur), wir müssen anderer-
seits die Zusammenarbeit und die Aufgabe der Führung – die Verknüpfung von Per-
sonen und Struktur im Auge behalten.
Orientiert man sich an Erkenntnissen der Projektmanagementforschung (z. B. Lechler,
1997), dann zeichnen sich erfolgreiche Projekte durch eine transparente Planung und
Zieldefinition, durch eine gute Kommunikation und Kooperation der Beteiligten sowie
durch eine verlässliche Unterstützung durch das Top-Management aus. Da die Ent-
wicklung pädagogischer Institutionen ebenfalls in Projektstrukturen stattfindet, sollten die
Erkenntnisse der Projektmanagementforschung auch hier gelten. Insbesondere bietet die
Praxis des Projektmanagements zahlreiche Anregungen, wie Ziele definiert und verfolgt
werden können. Auch für die Themen Kooperation und Führung gibt es anerkannte Emp-
fehlungen (ausführlich etwa bei Neuberger, 2002)
3.2 TRANSFER PRAKTISCH FÖRDERN Transfer zu fördern bedeutet also, bislang nicht an einer Entwicklung beteiligte Personen
vom Sinn dieser Entwicklung zu überzeugen, sie bei der erstmaligen Umsetzung und An-
wendung zu unterstützen und für eine fortdauernde Anwendung zu sorgen. Diese Maß-
nahmen können ebenfalls nach den drei Aspekten Inhalt, Person und Struktur getrennt be-
leuchtet werden. Bei der praktischen Umsetzung ist es zusätzlich hilfreich, die unterschied-
lichen Einflussmöglichkeiten der angesprochenen Zielgruppen im Blick zu behalten (Tabelle
1):
TABELLE 1: HEURISTISCHES RAHMENMODELL (MARITZEN, 2006), AUFBAUEND AUF ABBILDUNG 3 (JÄGER,
2004).
Inhalte Strukturen Personen
normative Ebene
Einbettung in curri-culare Zielvorgaben, Rahmensetzungen für Schulentwicklung
Vorgaben für Verbind-lichkeitsstrukturen, Dienstanweisungen
Professionelle Stan-dards, Aufgabenbe-schreibungen, Pflichten-hefte
strategi-sche Ebene
Empirische Flächen-analysen, Standard-programme mit Variabilität, Infor-mationsoffensive
Globale Ressourcenkon-zepte, Institutionelle Vernetzung, Systempfle-ge, Evaluationssysteme
Multiprofessionelle Kooperationsstrukturen, Beratung/ Qualifizierung
operative Ebene
Materialien, Tools, Verfahren, Instru-mente
Verantwortungsstruktu-ren u. Handlungsrahmen, Monitoringsystem, Tech-nische Infrastruktur
Professionelle Lernge-meinschaften, Nachweis von Lernerfolgen bei Kindern und Personal
Der Transfer von FÖRMIG findet einerseits auf einer operativen Ebene statt. Hier sind päda-
gogisches Personal, Einrichtungs- und Schulleitungen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Umsetzung des
Wellenmodells in
die Realität der
Bildungsadmi-
nistration
17
Initiativen und Vereinen angesprochen, also alle diejenigen, die an der direkten Anwendung
der erarbeiteten Materialien sowie an der Umsetzung der Prozesse vor Ort beteiligt sind.
Auf der strategischen Ebene werden die Konzepte von FÖRMIG mit anderen Initiativen ver-
netzt, der Ressourceneinsatz geplant und die operative Umsetzung unterstützt. Hier sind al-
so vor allem Personen und Organisationen angesprochen, die eine Steuerungs- und/oder
Unterstützungsfunktion inne haben. Aufsichts- und Kontrollgremien, Aus- und Fortbildungs-
institute, wissenschaftliche Begleitung und Forschung sind hier als Akteure angesprochen.
Auf einer normativen Ebene sind die Vorgaben und Richtlinien angeordnet. Hier geht es ei-
nerseits um die Entscheidungen der Bildungspolitik und Anordnungen der oberen Bildungs-
administration, andererseits um professionelle Standards und etablierte Prozesse.
Aus beiden Ansätzen, also der Trennung von Planung/Unterstützung und Umset-
zung/Anwendung einerseits sowie den Aspekten Inhalt, Person und Struktur andererseits
lassen sich Empfehlungen zur Gestaltung von Transferprozessen ableiten.
3.2.1 ZUR PLANUNG VO N TR ANS FER
Folgende Planungsschritte für die Unterstützung von Transfer sind ratsam. Sie sind den Be-
reichen Inhalt, Struktur oder Person zugeordnet:
IN H A L T
1. KLA R E BE S CH R E I B U N G D E R Z I E LE : Die eigenen Ziele schriftlich zu fixieren und in-
nerhalb der Organisation abzustimmen ist eine notwendige Aufgabe im Rahmen
von Innovationen. Erfolgreiche Projekte zeichnen sich einerseits durch klare, ak-
zeptierte Ziele und andererseits durch wenige Änderungen ihrer Ziele aus (LECHLER,
1997; JÄGER, 2004). Die Ergebnisse aus anderen Modellversuchsprogrammen (z. B.
QuiSS: PRENZEL u. a., 2004) zeigen eine große Streubreite in der Qualität der Zielbe-
schreibungen – und entsprechende Variation in den Ergebnissen. Zur Unterstüt-
zung des Transfers sollte FÖRMIG daher großen Wert auf klar definierte und akzep-
tierte Ziele legen. Entscheidend ist nicht, eine umfassende Lösung aller Probleme
zu versprechen, sondern die eigenen Angebote möglichst detailliert, nachvollzieh-
bar und realistisch zu formulieren.
2. NU T Z E N V O N FÖ RM I G F Ü R D I E B E T E I L I G T E N U N D B E T R O F F E N E N PE R S O N E N
V E R D E U T L I C H E N : Die direkt am Projekt beteiligten Personen ziehen für sich per-
sönlich erheblichen Nutzen aus dem Projekt, einerseits in Form von sozialer Ein-
bindung durch die Kooperation mit anderen, andererseits als konkrete Anregungen
für die eigene pädagogische Arbeit. In anderen Programmen wird von den unmit-
telbar an der Entwicklung beteiligten Personen trotz einer objektiv vorhandenen
Mehrarbeit eine vergleichsweise niedrige Belastung berichtet. Gleichzeitig werden
positive emotionale Effekte deutlich. Für die (noch) nicht beteiligten Personen ist
dieser Nutzen jedoch weniger offensichtlich. Eine entscheidende Aufgabe besteht
somit darin, den noch nicht beteiligten Personen den Nutzen von FÖRMIG zu ver-
deutlichen – unter Berücksichtigung des Aufwands.
S T R U K T U R
3. BE T E I L I G U N G D E R LE I T U N G : Die Leitung der Schule oder der Einrichtung über-
nimmt eine wesentliche Rolle für den inneren Transfer. Sie könnte zusätzlich im
Austausch mit anderen Schulen oder Kitas zu einer Verbreitung der Innovation bei-
Klare Ziele und
Kosten-Nutzen-
Analyse
Leitung immer
beteiligen
18
tragen. Beteiligung der Leitung bedeutet dabei nicht nur die stillschweigende Dul-
dung des Entwicklungsvorhabens oder die einmalige Zustimmung am Beginn der
Arbeit, sondern die kontinuierliche Mitarbeit und Unterstützung im Entwicklungs-
und Umsetzungsprozess. Schließlich treten bei der Umsetzung von Innovationen
meist Fragen zu Ressourcen und Verantwortung auf, die zumindest von der Leitung
mitgetragen, wenn nicht sogar entschieden werden müssen.
4. UN T E R S T Ü T Z U N G D U R CH C H A N G E AG E N T S : In den Entwicklungsphasen der un-
terschiedlichen Programme waren jeweils externe Personen beratend, steuernd
und unterstützend tätig (OSTERMEIER, 2004; PRENZEL u. a., 2004). Aufgrund der theo-
retischen und durch empirische Belege gestützten Überlegungen aus der Diffusi-
onstheorie (Rogers, 2003) und der Schulentwicklungsforschung (Fullan, 2001) ist
diese Rolle für eine erfolgreiche Verbreitung hilfreich. Somit sollte auch nach dem
Ende der eigentlichen Entwicklungsarbeit diese Unterstützung weiter geleistet
werden. Personen aus den Unterstützungssystemen in den Ländern, also den Lan-
desinstituten, der Schulaufsicht, Lehrkräfte bzw. Pädagog(inn)en mit besonderer
Qualifikation oder Unterstützungsstrukturen der Träger könnten diese weiterge-
hende Unterstützung bieten. Dies erfordert allerdings strategische und normative
Weichenstellungen (vgl. Tabelle 1) und ist keineswegs ein automatisch ablaufender
Prozess, wie Erkenntnisse aus dem Umfeld des BLK-Programms SINUS-Transfer
zeigen (Jäger, 2006).
5. VE R P F L I C H T U N G Z U R DO K U M E N T A T I O N : Die teilnehmenden Projekte und deren
Basiseinheiten erstellen bereits eine fortlaufende Dokumentation ihrer Arbeit.
Durch diese Dokumentation kann sowohl eine Reflexion der eigenen Arbeit als
auch eine Grundlage zur Weitergabe an nicht beteiligte Personen und Organisatio-
nen geschaffen werden. Ungefiltert, d. h. ohne Berücksichtigung der Nachfrage des
Zielkontexts, macht allerdings die Weitergabe dieser Dokumentation wenig Sinn.
Die derzeit gewählte Form der Reflexion am Ende des Länderberichts stellt dage-
gen ein gutes Beispiel einer Verdichtung von Erfahrungen dar.
6. EN T W I CK LU N G I N K O O P E R A T I V E N ST R U K T U R E N : Ein starker Einfluss auf Transfer
wird übereinstimmend in den Erfahrungsberichten und den Forschungsarbeiten
durch die Kooperation der beteiligten Personen erreicht. Die soziale Einbindung in
eine Arbeitsgruppe fördert dabei einerseits die Motivation zur Mitarbeit; anderer-
seits wird gleichzeitig über die inhaltliche Kooperation eine an Produkten orientier-
te Rückmeldung möglich. Dies trägt zur Professionalisierung der beteiligten Perso-
nen bei. Schulübergreifende Kooperationsstrukturen zeigten übrigens im BLK-
Programm QuiSS keinen ausgeprägten Effekt; die Vernetzung mit außerschulischen
Organisationen war dagegen durchaus transferrelevant. Damit ist FÖRMIG in der
Anlage der Basiseinheiten auf einem erfolgversprechenden Weg.
PE R S O N
7. AU S W A H L U N D FÖ R D E R U N G G E E I G N E T E R PE R S O N E N : Das pädagogische Personal
nimmt an den aktuell stattfindenden Modellversuchsprogrammen überwiegend
freiwillig teil. Die positiven Auswirkungen für die Motivation und damit auch für
das Arbeitsergebnis legen nahe, von diesem Vorgehen nicht abzuweichen. Aller-
dings stellt sowohl die Projektarbeit selbst als auch die Rolle des Change Agents
von den üblichen Arbeitsinhalten abweichende Anforderungen, zu denen mögli-
cherweise nur in geringem Umfang entsprechende Kompetenzen vorhanden sind.
Als Reaktion auf diese Ausgangslage bietet sich eine Kombination von Selektion
Change Agents
zur Unterstüt-
zung der Um-
setzung
Knappe Reflexi-
on der Erfahrun-
gen: Gute Um-
setzung in den
Länderberichten
Zusammenarbeit
ermöglicht ver-
besserte Pla-
nung durch
Feedback
Freiwilligkeit der
Entwicklungsar-
beit vs. Verbind-
lichkeit der Um-
setzung
19
und Förderung an. Insbesondere die Rolle des Change Agents könnte über einen
kriteriengeleiteten Auswahlprozess besetzt werden und diese Entscheidung auch
durch eine prozessbegleitende Evaluation überprüft werden. Langfristig stellt die
aktive Arbeit in der Entwicklung von Bildungseinrichtungen jedoch Anforderungen
an das Personal, die nur durch eine Anpassung der Ausbildung bzw. spezifische
Fortbildungen erfüllt werden können.
3.2.2 ZUR UMS ET ZUNG DES TRAN S FER S
Die dargestellten Grundsätze der Planung und Entwicklung wirken sich während der Durch-
führung und Umsetzung weiter aus. Zusätzlich lassen sich für die Durchführung noch weite-
re Schlussfolgerungen ableiten:
IN H A L T
8. RE G E LM Ä ß I G E VE R Ö F F E N T L I CH U N G D E S UM S E T Z U N G S F O R T S C H R I T T S U N D I N -
T E R N E R AU S T A U S CH : Sofern nicht die gesamte Institution an der Umsetzung be-
teiligt ist, besteht die Gefahr, dass sich die aktiv an der Umsetzung beteiligten vom
Rest des Kollegiums abkoppeln und Merkmale einer Gruppenkohäsion entwickeln
(Argyle, 1990). Dies ist für den Transfer der Innovation eher hinderlich. Schließlich
ist eine der Grundlagen der schnellen Verbreitung einer Innovation der Grad der
Vernetzung des sozialen Systems, eine Spaltung in „Insider“ und „Outsider“ wäre
ein grober Rückschlag. Dem Effekt der Gruppenkohäsion kann durch eine Intensi-
vierung des internen Austauschs entgegengewirkt werden; regelmäßige und offe-
ne Kommunikation über Ziele und Fortschritte der Umsetzung sind dazu sinnvoll.
S T R U K T U R
9. EV A LU A T I O N U N D ST E U E R U N G D E S PR O J E K T S : Die Ziele des Transfers bzw. der
Umsetzung sollten regelmäßig im Hinblick auf ihren Fortschritt überprüft und ge-
gebenenfalls angepasst werden. Erfahrungen bestehen hier einerseits mit etablier-
ten Qualitätsmanagementverfahren (EFQM-Modell in der Schulentwicklung, Ree-
se, 2005), andererseits auch mit weniger formalisierten Verfahren wie z. B. Quali-
tätszirkeln (SCHNOOR/LANGE/MIETENS, 2006). Zur Einführung von Qualitätszirkeln
siehe auch die Checkliste unter 4.1.1.
10. VE R LÄ S S L I CH E UN T E R S T Ü T Z U N G S S T R U K T U R E N A U F B A UE N : Mit dem Ende der
Projektlaufzeit fallen die projektspezifischen Unterstützungsstrukturen weg. Für
die weitere interne Verbreitung sowie die Weitergabe an andere Organisationen
steht nur dann eine weitergehende fachliche Beratung zur Verfügung, wenn be-
reits während der Projektlaufzeit die Unterstützungsstrukturen geschaffen wur-
den. Die Ergebnisse zur Rolle der regulären Unterstützungssysteme im Umfeld von
SINUS-Transfer (Jäger, 2006) legen nahe, sich um die zukünftige Rolle von Unter-
stützungssystemen bei FÖRMIG aktiv zu bemühen.
PE R S O N
11. MO T I V A T I O N S U N T E R S T Ü T Z E N D E MA ß N A H M E N F Ö R D E R N TR A N S F E R : Während
der Umsetzung und beim Transfer können sowohl die Change Agents als auch die
jeweiligen Leitungen die Motivation der Zielgruppen zur Übernahme der Entwick-
lung positiv beeinflussen. Die aus der Selbstbestimmungstheorie sowie der päda-
gogisch-psychologischen Interessentheorie bekannten Einflussfaktoren Autono-
mieunterstützung, Kompetenzunterstützung, Verbesserung der sozialen Einbin-
Kommunikation
ist auch während
der Umsetzung
ein Erfolgsfaktor
Steuerung nach
professionellen
Standards
Regelunterstüt-
zungssysteme
müssen explizit
eingebunden
werden
Motivationsun-
terstützung
bleibt auch bei
der Umsetzung
wichtig
20
dung sowie Verdeutlichung der inhaltlichen Relevanz (KRAPP/PRENZEL, 1992;
DECI/RYAN, 1993) wirken für die Verbreitung der Innovation förderlich. Praktisch
bedeutet dies beispielsweise, den Personen in den Zielorganisationen Freiräume
zum Ausprobieren der Innovation zu lassen sowie qualifizierte und konstruktive
Rückmeldungen zu geben und zu akzeptieren. Insbesondere ein offenes Ohr der an
der FÖRMIG-Entwicklung Beteiligten für Rückmeldung, eine Möglichkeit der Rück-
kopplung der bei der Umsetzung gemachten Erfahrungen an die ursprünglichen
Entwickler und ein sich daraus entspinnender Dialog könnten helfen, FÖRMIG län-
gerfristig als Markenzeichen zu etablieren.
21
4 WERKSTATTTEIL1 Der Werkstattteil soll als Anregung zur Planung und Steuerung von Transfer dienen. Er teilt
sich auf in die beiden Schritte der Vorbereitung (Kap. 4.1) sowie der Durchführung des
Transfers (Kap. 4.2). Allerdings kann dieser Abschnitt keine ausführliche Anleitung zum Pro-
jektmanagement geben. Weitere hilfreiche Überlegungen finden sich außerdem bei
KRIEGESMANN u.a. (2006).
4.1 TRANSFER VORBEREITEN UND PLANEN Im Abschnitt 4.1.1 folgt zunächst eine Checkliste zum Start eines Qualitätszirkels. Diese Liste
kann ebenso zur anfänglichen Einschätzung eines Transferthemas verwendet werden. An-
schließend wird das Thema „Ziele finden und formulieren“ nochmals ausführlicher aufge-
griffen (4.1.2). Abschnitt 4.1.3 thematisiert die Frage, wie geeignete Ansprechpartner für
die Umsetzung gefunden werden können. Das letzte Praxisbeispiel in diesem Abschnitt
zeigt einen Kommunikationsplan (4.1.4), der die Planung und Umsetzung eines Transfers
strukturieren hilft.
4.1.1 CHECK LI ST E ZUM ST AR T EIN ES QUALIT ÄT S ZIR KELS
1. Grundfrage: Welches Thema soll (muss) bearbeitet werden? (Schritt 1 entfällt ge-
gebenenfalls bei einem extern vorgegebenen Thema – sinnvoll wäre es aber in je-
dem Fall, die eigenen Bedarfe gegen das zu transferierende Angebot zu stellen).
a. Problemanalyse b. Stärken-Schwächen-Analyse c. Priorisierung der Probleme
2. Checkfragen:
a. Ist das Thema für die Schule von hoher Wichtigkeit? b. Ist das Thema allgemein akzeptiert? c. Bin ich persönlich an diesem Thema interessiert? d. Interessieren sich auch andere Zielgruppen für dieses Thema?
i. Wenn ja, welche? ii. Wenn nein, welche müssen gewonnen werden, und wie?
e. Sind diese Zielgruppen im Arbeitsprozess beteiligt? i. Wenn nein, werden sie regelmäßig informiert?
f. Sind positive Konsequenzen zu erwarten? i. Wenn ja, welche?
ii. Wenn nein: Werden negative Konsequenzen vermieden? 1. Wenn ja, welche? 2. Wenn nein: Abbruch! Neues Thema suchen!
g. Ist das Thema konfliktbelastet? i. Wenn ja, Konfliktanalyse durchführen.
h. Ist das Thema überschaubar, sind die Aufgaben also bereits klar? i. Wenn ja: Verteilung der Aufgaben: Wer macht was bis wann mit wel-
cher Unterstützung, und wie wird das Ergebnis festgehalten? ii. Wenn nein: Zu 3. Gliederung der Ziele und Aufgaben.
3. Einschränkung und Konkretisierung auf einzelne Ziele und Aufgaben:
a. Konkrete Formulierung der Aufgabe, z. B. durch i. Positive Kaskade: Wie kann erreicht werden, dass…?
1 Der Werkstattteil basiert auf Material, das zum Teil bei Tagungen von FÖRMIG oder bei an-
deren Entwicklungsprogrammen (z. B. JÄGER/REESE, 2008) eingesetzt wurde.
22
ii. Negative Kaskade: Wie kann die Situation noch verschlimmert wer-den?
b. Sind die Ziele SMART – Spezifisch, Messbar, Akzeptiert, Realistisch und Ter-miniert?
i. Spezifische Ziele: 1. Ist klar formuliert, was erreicht werden soll? 2. Ist klar formuliert, was nicht erreicht werden soll?
ii. Messbarkeit der Ergebnisse 1. Sind die Kriterien nachvollziehbar? 2. Sind die Kriterien messbar bzw. beobachtbar? (Indikatoren) 3. Sind die Instrumente passend zu den Indikatoren und leicht an-
wendbar? iii. Akzeptierte Ziele
1. Sind die Ziele abgestimmt? 2. Wie werden Bedenken aufgenommen? 3. Gibt es einen Advocatus Diaboli? 4. Wer ist an der Umsetzung noch beteiligt oder von den Auswir-
kungen betroffen? iv. Realistische Ziele
1. Welche Umsetzungsideen gibt es? i. Überprüfen der Ziele nach Beeinflussbarkeit, Dringlichkeit, Er-
trag, Aufwand, Bedeutung. ii. Priorität der Ziele festlegen
1. Gibt es bereits Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung? v. Terminierte Ziele
1. Ist der Zeitrahmen bereits in einer ersten Version festgelegt? 2. Ist der Zeitrahmen noch veränderbar? 3. Ist die Kommunikation von Zwischen- und Endergebnissen be-
rücksichtigt? 4. Ressourcenplanung
a. Sind personelle Ressourcen vorhanden? i. Wenn nein: Wie können Personen gewonnen werden?
1. Mögliche Hindernisse? i. Fehlende Qualifikation
ii. Fehlende Motivation iii. Fehlender Spielraum
b. Sind finanzielle Ressourcen vorhanden? i. Wenn nein, wie können Ressourcen gewonnen werden?
5. Aufgabenplanung
a. Verteilung der Aufgaben: Wer macht was bis wann mit welcher Unterstützung und wie wird das Ergebnis festgehalten?
i. Zeitplanung: Gibt es Ressourcenkonflikte oder Überschneidungen, Be-lastungsphasen?
ii. Sind Zwischenziele festgelegt? b. Transferplanung
6. Steuerung und Zwischenüberprüfung
a. Drei Parameter der Steuerung: i. Qualität
ii. Zeit iii. Personalressourcen
b. Regeln der Zusammenarbeit c. Protokolle d. Kommunikation von Zwischenständen e. Transfer
23
4.1.2 Z IELE DEFINI ER EN 2
Ziele sind die gedankliche Vorwegnahme des erwünschten zukünftigen Zustandes, der
durch das Handeln des Projektteams erreicht werden soll. Der erstrebte Zustand wird posi-
tiv beschrieben, anstatt negativ festzuhalten, was nicht eintreten soll (sog. „Vermeidungs-
ziel“). Positive Ziele haben eine höhere Anziehungskraft, setzen mehr schöpferische Kräfte
frei und sind damit motivierender. Die Aufmerksamkeit wird direkt auf das gelenkt, was er-
reicht werden soll.
Durch die zeitliche Festlegung ist definiert, wann überprüft werden kann, wie weit das an-
gestrebte Ziel umgesetzt werden konnte. Ein Ziel stellt immer eine Herausforderung dar,
wodurch Energie und Durchhaltewillen gestärkt werden können. Etwas, das man sowieso
irgendwann ohne weitere Bemühungen erreichen wird, ist kein Ziel. Die Ziele sollen schließ-
lich mehr sein als „gute Vorsätze“!
Wichtig bleibt, sich realistische Ziele zu setzen, um die Balance zu halten zwischen dem mo-
tivierenden Charakter von Zielen und dem Druck, den sie nach sich ziehen, wenn man sich
zu viel vorgenommen hat.
WAS IST EIN "IDEALES" ZIEL?
spezifisch:
Ein konkretes (Teil-)Ziel ist angegeben.
messbar:
Der Grad der Zielerreichung lässt sich beobachten oder messen.
akzeptiert:
Im Kollegium besteht Konsens darüber, dass dieses Ziel erreicht werden soll.
realistisch:
Das Ziel ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen erreichbar.
terminiert:
Ein Zeitpunkt für die geplante Zielerreichung ist angegeben.
ABBILDUNG 5: SMARTE Z IELDEFINITION (REESE, 2007)
Im nächsten Schritt werden diese Ziele schrittweise konkretisiert, bis schließlich einzelne
Aufgaben benannt werden können. Für jede Aufgabe kann so festgelegt werden, was genau
von wem wann getan werden soll. Möglicherweise können zusätzlich Hinweise zur Umset-
zung der Aufgabe (das „wie?“) gegeben werden. Die folgende Grafik zeigt dies anhand eines
Beispiels (Abbildung 6).
2Ausführliche Darstellung bei JÄGER/REESE (2008 S. 222 f.).
24
Verbesserung des Chemieunterrichts
Erneuerung Curriculum Ausbildung Lehrkräfte Unterrichtsevaluation
Festlegung Rahmenbedingungen
Formulierung Ziele Formulierung Indikatoren
Zielklärungsworkshop Abstimmung in der Schule
Aufgabenebene:Wer machtwasbis wann undwie?
ABBILDUNG 6: BEISPIEL EINES STRUKTURPLANS ZUR UMSETZUNG EINER ENTWICKLUNG (JÄGER/REESE,
2008 S. 224)
Der Strukturplan erleichtert die Aufteilung einzelner Aufgaben. Ausgehend von den Zielen
werden so lange Teilziele formuliert, bis schließlich eine Ebene erreicht ist, auf der klare
Verantwortlichkeiten mit einem Zeitplan und einer realistischen Durchführungsidee festge-
legt werden.
4.1.3 ANS PR ECHP ART N ER FI NDE N
Ansprechpartner zu finden ist im Rahmen von Transfervorhaben keine leichte Aufgabe. Zum
einen sind kompetente Mitwirkende gefragt – hier gibt Abbildung 7 einen Hinweis auf ein
Suchmuster. Dieses Schema kann dabei helfen, eine erste Vorauswahl der Ansprechpartner
zu treffen. Personen, mit sehr hoher Motivation und Erfahrung sind zwar die erste Wahl als
Mitwirkende und Kooperationspartner eines Transfervorhabens. Allerdings sind diese Per-
sonen häufig in so viele Vorhaben eingebunden, dass die Gefahr der Überlastung droht und
damit keine langfristige Bindung an das Transfervorhaben möglich ist.
Nachdem die Bereitschaft, sich mit der Innovation auseinanderzusetzen, also die Motivati-
on der angesprochenen Personen entscheidender für die nachhaltige Beteiligung ist als de-
ren Vorerfahrung, sollte dies bei der Auswahl auch entsprechend berücksichtigt werden.
25
ABBILDUNG 7: AUSWAHL VON GEEIGNETEN PERSONEN NACH ERFAHRUNG UND MOTIVATION
Motivierte Mitarbeit alleine reicht nicht aus, wenn die geeignete Unterstützung fehlt. Ob
und wie Veränderungen in einer Organisation umgesetzt werden, hängt in hohem Maße
vom Einfluss der Personen ab, die diese Veränderungen unterstützen. Somit stellen sich ei-
nige Fragen:
Welche Personen müssen als Erstes zur Unterstützung gewonnen werden?
Wer hat besonderen Einfluss, kann Entwicklungen besonders fördern oder brem-
sen?
Wie können diese Personen erreicht werden?
Diese Fragen können durch das Erstellen eines Einflussnetzwerks beantwortet werden.
Nachfolgend werden die wesentlichen Elemente eines
Einflussnetzwerks dargestellt.
zentrale Personen:
stehen mit vielen anderen im direkten Kon-
takt; führen zahlreiche Gespräche; genießen
hohes Ansehen.
Meinungsmacher:
haben ebenfalls ein großes Netzwerk, stehen
aber weniger in der Öffentlichkeit. Sie sind
selbst weniger sichtbar, aber mindestens ge-
nauso wichtig wie die zentralen Personen. ABBILDUNG 8: ZENTRALE PERSONEN
HABEN VIELE ANSPRECHPARTNER
26
Verbindungsleute:
verknüpfen zwei oder mehr eigenständige Netzwerke miteinander.
Schleuse:
Verbindungsleute werden zur
Schleuse, wenn sie die einzige
Möglichkeit der Informationswei-
tergabe zwischen den Netzwerken
darstellen. Dann ist die Mitarbeit
dieser Personen unabdingbar.
Mit unterschiedlichen Linien lassen sich
im Einflussnetzwerk funktionierende oder
gestörte oder auch undefinierte Kommunikationskanäle symbolisieren.
Für den Transfer steht an erster Stelle, die Meinungsmacher zu identifizieren und zu über-
zeugen sowie zu verhindern, dass eine Person mit Schleusenfunktion Informationen über
den Transfer zurückhält.
4.1.4 KOMMUNIK ATION P L AN EN
Der Kommunikationsplan soll sicherstellen, dass alle Beteiligten und Betroffenen rechtzeitig
und umfassend über die Projektbelange informiert sind. Dazu sind folgende Schritte sinn-
voll:
Beteiligte und Betroffene (Stakeholder) ermitteln
Kernbotschaften festlegen
Kommunikationsmedien auswählen
Kommunikation in Abstimmung mit Projektverlauf planen
Querverbindungen zu anderen laufenden Initiativen herstellen (sonst Gefahr der
Doppelarbeit sowie von ungewollter Konkurrenz)
Kommunikation durchführen und überprüfen
ABBILDUNG 10: BEISPIEL EINES KOMMUNIKATIONSPLANS. STANDPUNKT BEZEICHNET DIE GRUNDHALTUNG
DES ANSPRECHPARTNERS ZUM TRANSFERVORHABEN (POSITIV, NEUTRAL, ABLEHNEND).
ABBILDUNG 9: VERBINDUNGSLEUTE KONTROLLIEREN
DEN INFORMATIONSFLUSS AN NAHTSTELLEN
27
Der Kommunikationsplan selbst ist relativ einfach zu halten – konsequent eingesetzt, er-
möglicht er aber nicht nur die Planung zur Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch die Planung
und Kontrolle einer jeden bedeutenden Kommunikation über das Transfervorhaben.
4.2 TRANSFER UMSETZEN Bei der Umsetzung des Transfers kommen vor allem Projektmanagementtechniken zum
Einsatz. Ressourcen steuern (4.2.1), Arbeitsteams entwickeln (4.2.2) sowie Evaluation pla-
nen und umsetzen (4.2.3) sind drei Aspekte dieser Phase.
4.2.1 RES SOUR CEN ST EUERN
Bei der Umsetzung von Projekten bleiben Konflikte nicht aus. Sie sind kein Anzeichen einer
schlechten Planung oder einer ungenügenden Steuerung, sondern zeigen auf, wo besonde-
re Anforderungen auf das Projekt einwirken. Wenn also beispielsweise bei der Unterrichts-
entwicklung ein Kollege im Team die Recherche übernimmt, Ideen und Lösungen aus ande-
ren Schulen analysiert und sie für das eigene Netzwerk aufbereitet, dann hat diese Person
in dieser Phase womöglich eine höhere Arbeitslast als der Rest des Projektteams.
Verzögert sich nun – beispielsweise wegen Krankheit – die Recherche etwas, dann kann
diese Aufgabe nicht einfach auf die übrigen Personen des Teams übertragen werden, da
diese meist die Vorarbeiten des erkrankten Teammitglieds nicht problemlos aufgreifen
können. Somit resultiert dieses Ressourcenproblem (Arbeitszeit ist hier eine wesentliche,
wenn nicht die bedeutsamste Ressource im Entwicklungsprozess) in einer Verschiebung des
Zeitplans.
Prinzipiell wären auch andere Konsequenzen denkbar – alle liegen sie im „Bermuda-Dreieck
der Projektsteuerung“ (Abbildung 11)
verfügbare Ressourcen
Leistung / Qualität
Termine Kosten
ABBILDUNG 11: DAS BERMUDA-DREIECK DER PROJEKTSTEUERUNG (JÄGER/REESE, 2008)
Man könnte sich als Projektteam auch dazu entschließen, die Recherche abzubrechen, da-
mit also die Qualität der Arbeit zu reduzieren. Alternativ könnte auch eine externe Recher-
che beauftragt werden, was allerdings mit erhöhten Kosten verbunden wäre. Schließlich
sind auch alle Mischformen dieser drei Handlungsstränge denkbar.
In dieser Darstellung betrachten wir ausschließlich sachlich begründete Ressourcenkonflik-
te. Der Umgang mit Konflikten auf emotionaler Ebene ist ein Thema, das hier nicht ange-
28
messen gewürdigt werden kann. Hilfestellung bieten beispielsweise Gesprächstechniken,
wie sie in der Themenzentrierten Interaktion oder der nondirektiven Gesprächsführung be-
schrieben sind (z. B. LANGMAACK, 2001; SCHULZ VON THUN/RUPPEL/STRATMANN, 2003).
4.2.2 TEAMS ENTWI CK ELN
Projektteams durchlaufen bei ihrer Arbeit eine Entwicklung, die Tuckman (1965; SCHULZ VON
THUN/RUPPEL/STRATMANN, 2003) ausführlich beschrieben hat. Auch wenn das von ihm aufge-
stellte Phasenmodell nicht immer im Detail zu beobachten ist, machen viele Projektgruppen
zu Beginn ihrer Arbeit eine ernüchternde Erfahrung: Hochmotivierte und erfahrene Lehr-
kräfte treffen sich beispielsweise, um fächerverbindende Elemente in ihrem Unterricht aus-
zubauen und ihre Unterrichtskonzepte aufeinander abzustimmen. Auch nach der anfängli-
chen Vorstellungsrunde gehen jedoch die Ideen zur Umsetzung ihres Vorhabens weit ausei-
nander. Während ein Kollege bereits zahlreiche gute Erfahrungen mit Rückmeldung zu sei-
nen Konzepten gemacht hat, erlebte eine Kollegin gerade erst destruktive Kritik und ist da-
her sehr vorsichtig beim Offenlegen ihrer Ideen.
Das Team funktioniert somit in der Anfangsphase nicht miteinander, die einzelnen Perso-
nen wären alleine sogar deutlich leistungsfähiger, da sie nicht durch die zusätzliche Zeit zur
Abstimmung sowie die gegenseitigen Bedenken und Vorbehalte von ihrer individuellen Un-
terrichtsvorbereitung abgehalten würden. Das Entwicklungsteam durchläuft eine im Hin-
blick auf die zielgerichtete gemeinsame Weiterentwicklung der Inhalte frustrierende Phase
– ein Tal der Tränen (Abbildung 12).
Leistung
Qualität der Kooperation
Arbeitsgruppe
Ansatzweise funktionierendesTeam
Dysfunktionales Team
Team
Hochleistungsteam
Tal der Tränen
ABBILDUNG 12: ANFÄNGLICHE PROBLEME SIND DIE REGEL, NICHT DIE AUSNAHME!
Erst wenn die jeweiligen Stärken und Schwächen im Hinblick auf die gemeinsame Arbeit
bekannt sind und genutzt bzw. berücksichtigt werden, leistet die Gruppe gemeinsam mehr
als die einzelnen Gruppenmitglieder alleine könnten. Die gegenseitige Anregung und damit
die Weiterentwicklung der individuellen Ideen fußt auf einem Vertrauen, dass sich die ein-
zelnen Gruppenmitglieder in der Anfangsphase erst erarbeiten müssen. Durch vertrauens-
29
bildende Maßnahmen, gemeinsame Aktivitäten und das Verdeutlichen der gemeinsamen
Ziele können diese Prozesse beschleunigt werden.
4.2.3 EVALUATION P LAN EN
Die nachfolgende Checkliste zur Planung einer Evaluation wurde in Anlehnung an die Eva-
luation Design Checklist (Stufflebeam, 2004) entworfen.
1. Was ist der Evaluationsgegenstand? Wer ist der Auftraggeber und will durch die
Evaluation über diesen Gegenstand Informationen erhalten?
2. Neben dem Auftraggeber gibt es möglicherweise weitere Interessenten, die eben-
falls über die Evaluationsergebnisse informiert werden sollten. Wer sind diese?
Wer aus diesem Personenkreis wird mit den Evaluationsergebnissen weiterarbei-
ten?
3. Vertreter aller Interessengruppen sollten bereits bei der Konzeption der Evaluation
beteiligt werden. Welche Evaluationsfragen gibt es in den einzelnen Gruppen? Gibt
es Anregungen zu Kriterien und Evaluationsinstrumenten? Kann die Zeitplanung
der Evaluation auf die Bedürfnisse der einzelnen Interessengruppen hin optimiert
werden? Gibt es Bedenken im Hinblick auf die Evaluation?
4. Gibt es Personengruppen, die durch die Evaluationsergebnisse möglicherweise
Nachteile erleiden? Gerade kritische Stimmen sollten vor der Durchführung der
Evaluation gehört werden.
5. Was ist der Hintergrund und Bedeutungszusammenhang des Evaluationsgegen-
stands? Warum ist die Evaluation sinnvoll und / oder nötig? Von welchen Rahmen-
bedingungen wird der Evaluationsgegenstand maßgeblich beeinflusst (politische,
soziale, kulturelle oder historische Einflüsse; spezifische Besonderheiten der Orga-
nisation)?
6. Welche Hindernisse und Schwierigkeiten lassen sich für die Evaluation bereits ab-
sehen (Genehmigungen, Vertraulichkeit der Ergebnisse, Anonymität, Interessen-
konflikte der beteiligten Personen, Gegner der Evaluation oder des zu untersu-
chenden Evaluationsgegenstands, ethische Bedenken, Probleme aufgrund kulturel-
ler oder sprachlicher Unterschiede, Finanzierungslücken)?
7. Wurde dieser Evaluationsgegenstand bereits früher untersucht? Mit welchem Er-
gebnis? Gibt es andere Evaluationen zu ähnlichen Themen?
8. Wie soll der Evaluationsbericht gestaltet werden? Geht es um eine Ist-Analyse, eine
Begleitung einer Maßnahme, eine abschließende Bewertung oder um eine Zu-
sammenfassung bestehender Evaluationsdaten aus unterschiedlichen Quellen?
9. Sollen im Evaluationsbericht neben den Schlussfolgerungen auch Vorschläge zur
weiteren Vorgehensweise, z. B. zur Verbesserung des Unterrichts, zur besseren
Profilierung der Einrichtung etc. enthalten sein?
10. Welche Unterstützung wird für die Durchführung dieses Plans von den beteiligten
und betroffenen Personen benötigt? Wenn diese Unterstützung oder andere ein-
geplante Ressourcen gekürzt werden: Welche Anpassungsmöglichkeiten gibt es?
11. Wie sieht – unter Berücksichtigung der bislang bekannten Rahmenbedingungen –
der Evaluationsplan aus? Dieser sollte zusammen mit dem Auftraggeber durchge-
sprochen und verabschiedet werden. Dazu gehören u. a. die anzuwendenden
Grundprinzipien der Evaluation, Kernfragen, Bewertungsgrundlagen, Zeitplanung,
Berichtsumfang und Kostenrahmen. Wenn die Evaluation im Sinne einer Selbstver-
30
gewisserung durchgeführt wird, sollte diese Fragen ebenfalls berücksichtigt wer-
den, um einen durchdachten Plan für die Durchführung der Evaluation zu besitzen.
12. Abschließend sollte auch mit dem Auftraggeber abgestimmt sein, was nicht Teil der
Evaluation ist bzw. aufgrund der Rahmenvorgaben auch nicht sein kann. Das Er-
gebnis selbst kann für den Auftraggeber überraschend sein, der Umfang der Er-
gebnisse sollte es aber nicht sein.
5 NACH VORN GEBLICKT! Transfer ist schwer – aber keinesfalls unmöglich. Rechtzeitige Planung, Einbinden der Betei-
ligten und Betroffenen, Transparenz des Vorgehens, klare Ziele und Vertrauen in die Zieler-
reichung sind hilfreich. FÖRMIG ist ein starkes Programm – und auf dieser Basis ist Transfer
machbar.
31
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