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Werner Goez

RENAISSANCE UND RITTERTUM

Die Studie - als Vortrag vor einem Kollegenkreis in Erlangen zur Dirkus- sion gestellt und hier mir den notwendigsten Bdegen versehen -widme ich dem verehrten Erlanger Amtsvorgänger, mit dem mich unter anderem auch die Liebe zu Italien veibindei. Sie berührr sich mit der wichtigen Danie- Studie des Jubilars von 1960, der ich - wie allen Arbeiten Heinz Löwes - mannigfache Anregung und Belehrung verdanke.

Renaissance und Rittertum - hier werden zwei Begriffe zusammengestellt,

welche man gemeinhin im Gegenteil scharf voneinander trennen möchte.

Gehörte nicht das italienische Rittertum - wenn es ein solches überhaupt je-

mals im mittel- und westeuropäischen Sinn als zeitgemäße Lebensform auf der

Apenninen-Halbinsel gab (1) - eindeutig dem mittelalterlichen Wert- und Ord-

nungsgefüge an , das mit dem Aufkommen der Renaissance gerade zum Ab-

sterben verurteilt war? Der Engländer Denis Hay schrieb 1961: „Ich bin

weit davon entfernt zu behaupten, daß im Zeitalter der Renaissance sich al-

les verändert habe ... Dennoch ... bleibt ein Unterschied zwischen dem Lebens-

stil in der Zeit der Renaissance und dem fniherer oder späterer Epochen be-

stehen" (2). Es entspricht verbreiteter Oberzeugung, in Existenz oder Nicht-

existenz - oder vielleicht richtiger: in Funktionalität oder Oberaltertsein des

Rittertums einen wichtigen Differenzpunkt zwischen der vorangegangenen und

der auf sie folgenden geschichtlichen Formation zu sehen. In der Tat möchte man fragen: War der ,,chevaIier sans peur et sans re-

proche" Bayard, den man of t den „letzten Ritter" genannt hat, nicht bereits zu seinen Tagen und vor allem in den Augen der Italiener eine anachronisti-

sche Gestalt, als er im Gefolge Karls VIII., Ludwigs X11. und Franz' I . von Frankreich durch die Lande an Po, Arno und Tibcr zog, um 'aventiure' zu be-

stehen - der unzeitgemäße Zeitgenosse eines Cesare Borgia oder eines Machia-

velli? Was hatte das hochstilisierte Lebensgefühl abendländischen Rittertums,

wie es in den Zeugnissen seiner Standcskultur zum Ausdruck kommt, mit der

scharfäugigen Lebens~u~ewandthe i t der Renaissance und ihrem oft zitierten,

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unbarmherzig-direkten ,,Sinn für die Wirklichkeit" gemeinsam ( 3 ) ? Stand nicht

die fromme Glaubensinbrunst der kreuzfahrenden 'militia sancti Petri' ebenso

in einem unaufhebbaren Gegensatz zur religiösen Skepsis eines Valla oder zum

Neuheidentum eines Beccadelli wie das ritterliche Tugendsystem zur amora-

lischen, bedenkenlosen Zweckgerichtetheit, wie die 'hohe Minne' zur derben

Sinnlichkeit in Boccaccios Decamerone?

Ich gestehe: Diese Fragen sind bewußt provokativ formuliert. Aber sehen

wir weiter zu: Als das französische Heer 1494 in Italien einmarschierte, befand

sich neben Pierre Seigneur de Bayard auch der unnachahmlich genau bsobach-

tende, kühl räsonnierende Memoirenschreiber Philippe de Commynes unter den Soldaten König Karls VIII. (4). Erscheinen sie nicht -wiewohl beide Fran-

zosen und Edelleute - gleichsam als die typischen Vertreter des alten und des

neuen Geistes? Die Armee führte bewegliche Feldkanonen mit sich, eine Waffe,

die bis dahin auf der Apenninen-Halbinsel unbekannt war und helles Entsetzen

verbreitete. Mit ungläubigem Staunen, das sich rasch in empörte Furchtsamkeit

verwandelte, erlebten die Italiener, daß die Eindringlinge sich nicht an die her-

kömmlichen ritterlichen Spielregeln der Kriegsführung hielten und nicht wie

die heimischen Soldkompanien im kunstvollen Ausmanövrieren des Gegners

ihr taktisches Kampfziel erblickten, sondern daß sie auf seine physische Ver- nichtung aus waren.

Die Rollen scheinen vertauscht, welche die Literatur beiden Seiten zuzu-

weisen gewohnt ist. Oder, um es vorsichtiger zu formulieren, das gleiche Rol- lenverhalten begegnet auf beiden Seiten: angeblich überalterte mittelalterliche

Ritterlichkeit und die Zweckgerichtetheit der Renaissance, die keine morali- schen Skrupel kennt. Doch erweitern wir noch mit dem Beobachtungsfeld

das Paradoxon: Während das spätmittelalterliche Frankreich an Heiligen außer-

ordentlich arm ist - Jeanne d'Arc wurde erst 1909 seliggesprochen, 1920 zur Heiligen erklärt -, ist das Quattrocento geradezu ein Saeculum der italieni-

schen Santi. Dabei ist nicht allein an Antoninus von Florenz, Bernardino von Siena oder auch an Savonarola gedacht; der offizielle katholische Heiligen-

kalender enthält vielmehr eine größere Zahl von Persönlichkeiten aus der italie-

nischen Renaissance als aus dem italienischen Mittelalter zwischen dem frühen

9. und dem frühen 14. Jahrhundert! Offenbar bedürfen die herkömmlichen

Klischees der Differenzierung - oder müssen ganz aufgegeben werden.

Ähnliches gilt hinsichtlich der Kreu~zugs~e lübde , -pläne und -fahrten.

Kaum ein anderes europäisches Fürstengeschlecht hat sich nach dem Abebben

der allgemeinen Kreuzzugsbegeisterung seit der schweren Niederlage von Hittin

1187 häufiger an militärischen Unternehmungen gegen den Islam in der Le-

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wurden (8). Wenn das eine den Sonnenuntergang der Ritterzeit, das andere den Morgenglanz der Renaissance-Epoche widerspiegelt - die Bilder lassen sich kaum unterscheiden. Philipps ~ o h n Kar1 der Kühne wurde sowohl von Rogier van der Weyden wie von Giovanni Bellini und Giovanni Candida (auf einer Me- daille) porträtiert (9). Seine erlesenen Gobelins waren großenteils mit antiken Themen geschmückt; man sammelte die Erzeugnisse der Brüsseler Manufaktur aber auch am Hof der Montefeltro zu Urbino.

Es geht hier nicht um kunsthistorische Epochenabgrenzung, sondern um die Geschichte des Lebensgefühls, um das Vorhandensein ritterlichen Sinnes in Nord und Süd. Wäre damals eine solche Szene in Italien noch denkbar, noch möglich gewesen, wie jene in Lille, als Philipp der Gute vor seinen Paladinen feierlich Mehmed 11. zum persönlichen Zweikampf herausforderte und dafür seine Ritterehre verpfändete?

Ja, sie war möglich. Zitieren wir Burckhardts epochemachendes Werk, durch welches der Begriff 'Renaissance' überhaupt erst im deutschen Sprach- raum üblich wurde - denn dieses Wort ist bei uns nicht vor dem Jahr 1860 zu belegen -: ,,Die Cultur der Renaissance in Italien" (10). In dem Abschnitt „Der Staat als Kunstwerk" heißt es unter der Oberschrift „Der Krieg als Kunst- werk" im neunten Kapitel: „Die subjektive Ausbildung des einzelnen Kriegers (11) ... fand ihre vollendetste Äußerung in jenen feierlichen Kämpfen von ei- nem oder mehreren Paaren, dergleichen schon lange vor dem berühmten Kampfe bei Barletta (1503) Sitte gewesen ist. Der Sieger war dabei einer Verherrlichung gewiß, die ihm im Norden fehlte: durch Dichter und Humanisten. Es liegt im Ausgang dieser Kämpfe kein Gottesurteil mehr, sondern ein Sieg der Persön- lichkeit und - für den Zuschauer - der Entscheid einer spannenden Wette nebst einer Genugtuung für die Ehre des Heeres oder der Nation" (12).

Wenn Burckhardt anschließend solche Verfahrensweisen unter den Be- g i f f „rationelle Behandlung der Kriegssachen" subsumiert, so wird man ihm darin schwerlich beipflichttn. Die Kampfwette ist ihrem Wesen nach kein Han- deln aus Vernunftgninden (wenngleich sie oftmals mit dem Satz begründet wird, es gelte, „das Blut der Edlen zu sparen"), sondern in ihrer Unberechen- barkeit ein Ausdruck übertriebener ritterlicher Ehrsucht. Keinesfalls ist sie ein Spezifikum der italienischen Renaissance. Zur Erklärung des absonderlichen Tatbestandes, da8 irn späteren Mittelalter eine Fülle derartiger Herrscherduelle angeboten, anberaumt und niemals ausgefochten wurde, habe ich bereits frü-

her eine Studie vorgelegt, auf die hier verwiesen sei (13). Es konnte damals ge- zeigt werden, daß solche absonderliche Vorhaben überhaupt erst erwogen wur- den, als die Herrscher begonnen hatten, sich selbst als Ritter zu fühlen. Ent-

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gegen Burckhardts Meinung waren bezüglich der ritterlichen Kampfwette, des Vorstreites, des Duells zwecks Vermeidung einer Schlacht die Verhältnisse im gesamten spätmittelalterlichen Europa annähernd gleich beschaffen. Nicht ein-

mal an den Grenzen der Christenheit endeten derartige Veranstaltungen. Mit dem Aufkommen der Renaissance haben sie nichts zu tun.

Aber sie waien - und dann muß ich meine früheren Ausführungen korri- gieren - eben auch im Italien der Renaissance möglich! Offenbar standen Rittertum und der Geist der neuen Epoche nicht in einem sich ausschließen- den Verhältnis. So berichtet Beccadelli in seinem Büchlein über die Taten und

Ausspniche König Alfonsos I. von Neapel, daß dessen Konkurrent bezüglich des

Anspruchs auf die unteritalienische Krone, Herzog Rene von Lothringen, 'dem König durch einen Herold einen eisernen Handschuh als Zeichen der Heiaus-

forderung zum Kampf überreichen ließ. Es ist bekannt, daß Alfonso ihn kampf-

lustig entgegennahm. Er fragte den Herold, ob ihn der Herzog zum Zweikampf oder zur Heeresschlacht auffordere: er nehme das eine wie das andere an. Und als der Herold antwortete, der Herzog fordere ihn zum Einzelkampf heraus, be- stimmte er sofort Ort und Zeit des Kampfes nach allen Regeln des Kriegsiech- tes, war dann auch wirklich zur Stelle, wartete aber vergebens auf seinen Geg- ner' (14).

Es gibt freilich eine abweichende Oberlieferung, nach welcher Alfonso die Herausforderung höhnisch abgewiesen habe: Er wolle das Reich, welches schon fast ganz in seinen Händen sei, nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen (15). Doch wie es sich damit auch verhielt, man könnte einwenden, es habe sich um zwei Ausländer gehandelt, die um Neapel stritten, um einen Aragonesen und einen Franzosen.

Allerdings hat ein Italiener die zu Grunde liegende Legitimitätstheorie am klarsten diskutiert. Man verdankt Heinz Löwe den Hinweis auf die ,,archa- ische Rechtsauffas~un~" Dantes in dieser Frage (16). In der Schrift über die

'monarchia' schrieb der Dichter: 'Was durch Zweikampf erworben wird, wird nach Recht erworben' (17). Dante stand damit gegen die Lehre der Kirche und die Rechtspolitik des Königtums fast überall in Europa, aber auf dem Boden ritterlich-aristokratischen Stande~ern~findens.

Und es finden sich tatsächlich gleichzeitig Fälle, in welchen mindestens

einer der Kontrahenten italienischen Blutes war. Irn Jahr 1318 forderte Matteo Visconti von Mailand Robect den Weisen, den König von Neapel, zu einem per- sönlichen Zweikampf auf, der über die Herrschaft in Genua entscheiden sollte: der dritte Anjou lehnte den Antrag als 'temeraria provocatio' ab (18). Auch

die 180 Jahre jüngere Herausforderung zum Duell scheiterte, welche der Man-

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tovaner Markgraf Francesco Gonzaga dem Papstsohn Cesare Borgia ühermit-

telte (19). Daß bei der Belagerung von Forli 1499 der schreckliche Würger

seitens der verteidigenden Caterina Sforza informiert wurde, die streitbare Da-

me wünsche 'combattere armata con lui', dürfte eine historische Legende sein

(20). So wenig wie anderswo in Europa sind die spätmittelalterlichen Herr-

scherzweikämpfe in Italien jemals ausgekämpft worden.

Aber ansonsten es Zweikämpfe in der von Burckhardt angesprochenen Weise, nicht gerade häufig, abei sie kamen vor. So duellierten sich 1406 der

französische Marschall Boucicault und Galeazzo Gonzaga, ein Seitenverwandter des markgräflichen Hauses (21). Beide galten als berühmte Ritter; man hat zwei- fellos darin die Erklärung ihres persönlichen Zweikampfes zu sehen. Es war die

Standesehre, welcher sie huldigten, eine Handlungsweise auf Grund der gemein-

samen Zugehörigkeit zum internationalen Ritterstand, kein Anflug eines neuen

Renaissance-Bewußtseins. Mit Recht machte Huizinga gegen den großen Ba-

seler Historiker geltend: ,,Persönlichen Ehrgeiz und Ruhmsucht, die bald als

Ausdruck eines hohen Ehrgefühls, bald wieder viel mehr als Äußerung unver-

edelten Hochmuts erscheinen, hat Jacob Burckhardt als die charakteristischen

Eigenschaften des Renaissancemenschen dargestellt. Dei Standesehre und dem

Standesruhm, wie sie die echt mittelalterliche Gesellschaft außerhalb Italiens

noch beseelten, stellt er ein Gefühl der allgemein-menschlichen Ehre und des

allgemein-menschlichen Ruhmes gegenüber, nach denen, unter starkem Ein-

fluß antiker Vorstellungen, der italienische Geist seit Dante strebt. Es scheint

mir, als wäre dies einer der Punkte, wo Burckhardt den Abstand zwischenMit-

telalter und Renaissance, zwischen Westeuropa und Italien, zu groß gesehen

hat. Jene Ruhmsucht und Ehrsucht der Renaissance ist im Kern die ritterliche

Ehrsucht früherer Zeiten und von französischer Herkunft; sie ist die zu brei-

terer Geltung gelangte Standesehre, befreit von dem feudalen Empfinden und

mit antiken Gedanken befruchtet. Das leidenschaftliche Verlangen, von der

Nachwelt gepriesen zu werden, ist dem höfischen Ritter des zwölften Jahrhun-

derts, dem ungeschliffenen französischen oder deutschen Söldner des vierzehn-

ten Jahrhunderts ebensowenig fremd wie dem Schöngeiste des Quattrocen-

to" (22).

Ich möchte dies unterstreichen, ja einen Schritt weitergehen. Mir scheint, als ruhe die italienische Renaissance - soweit sie als Lebensgefühl einer Elite

verstanden werden kann - in breitem Maße auf einem ritterlichen Fundament,

als atme sie weithin ohne tiefere Zäsur ritterlichen Geist. Dafür gilt es nun Hin- weise zu gehen.

Knüpfen wir wieder an Burckhardt an, und zwar an eines der schönsten

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'giostre' und 'armeggiamenti' ebenso BochgezZten' wie in Frankreich, England

und Deutschland des 12. und 13. Jahrhunderts. Schon Dino Compagni und

Giovanni Villani machen davon Mitteilung; im Decamerone des Boccaccio

wird darauf Bezug genommen oder ausführlich davon erzählt; Franco Sacchetti

witzelte darüber (24). Und im 15. Jahrhundert war die Freude der Florenriner

am ritterlichen Kampfspiel offenbar nicht geringer, sondern eher größer. Ein

Diarium aus der Zeit zwischen 1407 und 1421 verzeichnete neun Turniere in

der Arnostadt, teilweise in ausführlicher Schilderung: 'Und am 24. Oktober

1407 veranstaltete man auf der Piazza di Santa Croce ein großes Turnier und stiftete zwei Ehrenpreise. Der eine war ein vergoldeter Silberlöwe mit einem

silbernen Olivenzweig in der einen Pranke, ... der andere ein Hut von feinstem Samt. Achtzehn ehrenhafte Turnierritter nahmen teil, jeweils mit Rossen, die mit kostbaren Decken versehen waren, mit schönen Devisen, die in Silber oder

Perlenstickerei darauf angebracht waren, mit Prunkhelmen und großen Stan- darten. Am meisten Ehre legte ein Soldat des (Muzio Attendolo) Sforza ein, der sich wahrlich wie ein Herr aufführte; den zweiten Preis gewann Maso, der

Enkel des Guido, des Sohnes von Messer Tommaso' (25). In einem Sieneser

Annalenwerk lautet der Eintrag zum 24. Januar 1416: 'Damals veranstaltete

man das schönste Turnier, welches jemals in Siena stattfand. Sieben Tur-

nieriitter aus Siena nahmen daran teil ... Ein Reiter sprengte mit dem Kampf- preis auf den Stadtplatz: einem Silherhelm, den die Figur eines silbergetrie-

benen Knaben bekrönte, welcher einen Eichenzweig trug; Reiter und Roß wa-

ren bekleidet mit weißem Taft. Alle Streiter trugen ihre Devisen auf Wimpeln,

auch an den Trompeten waren sie auf den Fähnlein angebracht. Es kamen

auch aus Florenz etliche wackere, turniererfahrene Jünglinge, um mitzumachen.

Vier Bürger wurden zu Kampfrichtern ernannt; sie standen auf einem Gerüst

neben dem Brunnen ... Und beim Turnier führte jeder wackere Schläge gegen

die anderen. Am Ende gab man den Silberhelm zugleich an Agostino Martino

und einen Florentiner, denn sie stimmten in der Wertung überein. Aber Agosti-

no überließ ihn seinerseits dem Florentiner' (26).

Für keine Festivität haben die Medici mehr Geld aufgewendet als für die

prunkvollen Turniere, welche sie - die Bankiersfamilie - ausrichteten und bei

denen namentlich Giuliano, der 1478 bei der Pazzi-Verschwörung Ermordete,

im Lanzenbrechen glänzte. Selbst Machiavelli, der unbestechlich-kühle Dia-

gnostiker, erwähnt in seiner Florentiner Geschichte wiederholt die Turniere in

der Arnostadt, immer genauer, je näher er der Gegenwart kommt, und er ver-

liert keine bissige Bemerkung darüber (27).

Ob man nach Mailand blickt, wo namentlich Pier Candido Decernbrio in

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seinen Biographien der Herzöge Filippo Maria Visconti und Francesco Sforza davon erzählt, nach Perugia, wo in der berühmten, farbig-bunten Chronik des Matarazzo wiederholt ausführlich darüber berichtet wird, nach Padova, Vene- dig, Ferrara oder ins päpstliche Rom - überall veranstaltete man Turniere bei Teilnahmebeschränkung auf Mitglieder des Adels. In der Regel war das ritter- liche Lanzenstechen Anlaß zu wahren Volksfesten. Zu den großen Turnieren - wie etwa dem auf der Piazza Navona zu Rom 1476, von dem die Diarien des Notars Stefano Infessura ausführlich handeln (28) - kamen die Menschen von weit her. Namentlich in der Kainevalszeit führte man in der Ewigen Stadt fast

regelmäßig Kampfspiele durch. Mailändische Gesandtschaftsberichte wissen nicht genug davon zu erzählen, wie glänzend sie vor allem Kardinal Pietro Ria- rio ausrichtete, einer der weltlich gesonnenen Nepoten Sixtus' IV., von Hause ausgerechnet ein Franziskanermönch, und welch üppige Gastmähler auf sie folgten (29). Zur höfischen Feier gehörte das ritterliche Turnier. Als Francesco Sforza 1441 zu Cremona M t Bianca Maria Visconti die Ehe einging, 'da veran- staltete man große Festlichkeiten, Gelage, Turniere, Umzüge, Tanzwettbe- werbe und andere Lustbarkeiten' (30).

Die italienischen Turniere der Renaissance waren keine Scheinkämpfe be-

zahlter 'gladiatores', sondern ernsthafte, gefährliche Veranstaltungen. Petrarca - im Trecento wohl der prominenteste Gegner des ritterlichen Lanzenhrechens - hat es mit Entsetzen miterlebt, wie ein Teilnehmer in Neapel tot von der

Bahn weggetragen wurde (31). Der berühmte Condottiere und Herzog von Ur-

bino Federigo da Montefeltro verlor bei einem Turnier das rechte Auge, was ihn aber nicht davon abhielt, selbst wiederholt den ritterlichen Adel zu derar-

tigen Kämpfen einzuladen, die er an seinem Hofe veranstaltete (32). Solche Blutopfer erregen die Verwunderung des Türkenprinzen Dschem, als er in Rom Turnieren beiwohnte. 'In meiner Heimat läßt man dergleichen nur durch Sklaven aufführen' - so kommentiert er das Lanzenstechen -, 'denn bei Skla- ven ist es nicht weiter schade drum, wenn sie dabei umkommen' (33).

Die überaus zahlreichen Turniere, Waffenspiele und Duelle sind Indi- zien dafür, daß ein beträchtlicher, wichtiger Teil des öffentlichen Lehens in der italienischen Renaissance einen ausgesprochen aristokratischen, ritterlichen Charakter besaß. Nicht weniger als fünfmal wird im Cortegiano des Baldassare da Castiglione mahnend ausgeführt, daß es sich für den vollendeten Höfling gezieme, am ritterlichen Kampfspiel teilzunehmen (34). Doch verbreitern wir die Quellenbasis, um höhere Sicherheit zu gewinnen!

Nicht nur die häufigen Turniere von Edelleuten beschäftigten immer wie- der die Chronisten und Diarienschreiber, sondern nicht minder die vielen No-

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bilitierungen und feierlichen Ritterweihen. tiberall kamen diese vor, nament-

lich am päpstlichen und neapolitanischen Hofe. Man könnte mit Leichtigkeit

zahlreiche Belege aus vier Jahrhunderten zusammenstellen; offenbar kam es zu

keinem Bruch der Sitte, als die neue Geisteshaltung aufkam. Als Standesmerk-

mal der Magnaten galt den Vätern der Florentiner 'ordinamenti della giustizia'

von 1293 der Rittergürtel, verliehen in öffentlicher Feier. Aber dieses drakoni-

sche Gesetz gegen die Obergriffe des ritterlich lebenden Adels hatic auf Dauer

wenig Erfolg. Im frühen Quattrocento war es gerade der 'gonfaloniere della

giustizia', den die 'ordinamenti' zum Hüter der neuen, gegen die vornehme

Oberschicht gerichteten Volksordnung bestellt hatten, welcher in der Arno- stadt entgegen der uispninglichen Intention in den Ritterstand erhob: 'Am

Morgen des 28. Oktober (1406) machte man Pietro Gaetani aus Pisa auf der

Piazza della Signoria zum Ritter, und zwar geschah dies durch Messer Vanni

Castellani, den Gonfaloniere della giustizia. Die Gemeinde schenkte ihm eine schöne, reichgeschmückte Fahne und das Abzeichen des Florentiner Heerban-

nes ... Beide gingen auf das eigens dazu hergerichtete Podest, und dort machte

Messer Vanni ihn mit jener Feierlichkeit, welche sich dafür gebührt. zum

Ritter. Und er bekleidete ihn mit dem goldenen Gürtel samt dem Dolch, hängte

ihm das Schwert um, zog es sodann aus der Scheide und gab es ihm in die

Hand. Dann nahm er ihm den Kranz aus versilberten Olivenzweigen vom Haupt und setzte ihm einen goldenen auf. Messer Cristofano Spini und Messer Niccolb

Guasconi aber legten ihm die goldenen Sporen an ' (35).

Die Wertschätzung von Adel und Rittertum war fast allgemein. Um in der

Öffentlichkeit etwas zu gelten, mußte man edlen Blutes sein und möglichst

die Ritterwürde empfangen haben. Cola di Rienzo, Roms Volkstribun in der

Mitte des Trecento, war nur der Sohn eines Schankwirtes. Er begann seinen

faszinierend-absonderlichen Weg mit der Ausstreuung des Gerüchts, in Wahr-

heit habe ihn ein König gezeugt - man dachte an Kaiser Heinrich VII. -, und mit einem feierlichen 'Ritterbad' im Taufhecken von San Giovanni in Laterano.

Gewiß, es gab kritische Stimmen. Man wußte: Rittertum muß sich bewäh-

ren; 'nobilth' ist eine Tugend des Herzens, nicht nur ein Erbteil des Blutes (36).

'Valore e coitesia', Ruhm, Freigebigkeit, Tapferkeit, Großgesinntheit bewertete

Dante als Merkmale echten Adels (37). Seinen Katalog wiederholte und eiwei-

reite Leonardo Bruni, der große Geschichtsschreiber und Florentiner Staats-

kanzler, in De miiitia, dem bedeutendsten humanistischen Traktat über das

Rittertum, der erst vor wenigen Jahren der Forschung in einer kritischen Edi- tion zugänglich gemacht wurde (38).

Aber im Alltag verflüchtigten sich allzuleicht solche ethischen Reflexionen.

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Da wurde nach den Ahnen gefragt, dem Titel, dem Rittergürtel. Vespasiano da

Bisticci, der Florentiner Buchhändler, stellte geradezu stereotyp an den Anfang

der Biographien, mit welchen er seine wichtigsten Kunden verewigte (39), eine

Aussage über die Herkunft. 'Di famiglia nobilissima', 'di assai onesti parenti',

'cavaliere e gentiluomo, nato di nobilissimi parenti', 'd'una famiglia antica',

'd'onoratissimi parenti' - so oder ähnlich heißt es fast regelmäßig. Wer, aus

mediokren Verhältnissen stammend, zu öffentlichen Würden aufstieg, wurde

in der Regel geadelt und zum Ritter erhoben. Es gehörte sich für eine Person

von Wichtigkeit, 'cavaliere' zu sein.

Aus der Uberfülle von Belegen, unter denen auch der vorurteilsfreie Machiavelli nicht fehlt, sollen nur wenige ausgewählt werden. 'In besagtem

Jahr (1400) ließ sich Giovanni, der Sohn von Messer Francesco di Gabrielli,

dem Senator von Rom, zum Ritter machen und wurde daraufhin Kriegskapitän von Florenz' - für Messer Guerrieio, einen hochgeachteten Amtsträger der

Montefeltro in Gubhio, war der Erwerb der Ritterwürde geradezu eine Voraus-

setzung für die Obernahme eines bedeutenden militärischen Kommandos (40). 1470 begab sich der 'illustris princeps' Pino Ordelaffi, der Signore von Forli,

mit großem Gefolge nach Rom, leistete Papst Paul 11. den Treueid und erhielt

von diesem dafür, mit der Verleihung des Vikariats über seinen Machtbereich

verbunden, den Rittergürtel zu immerwährendem Angedenken (41). Fast nie-

mals fehlte bei der Legitimierung einer faktischen Gewaltherrschaft durch Er- nennung zum Vikar oder Fürsten die Erhebung zum Ritter, falls der Signore

nicht bereits bei früherer Gelegenheit diese Würde erworben hatte. Der gleiche

Papst aus dem adelsbewußten Venedig erhob am 14. April 1471 Borso von Este

zum Herzog von Feriara. Der erste Schritt bei dieser mehrgliedrigen Prozedur

war, daß Borso im Vatikan feierlich in die Zahl der Ritter von Sankt Peter

aufgenommen wurde. Dabei war er der Abkömmling eines der ältesten und be- rühmtesten italienischen Adelsgeschlechter, führten die Este ihren Stammbaum

doch auf die römisch-republikanische Nobilität zurück, ja auf Herakles! Adel allein war also nicht genug; die Ritterweihe mußte hinzukommen.

Als 1471 eine Florentiner Gesandtschaft, die aus sechs Personen bestand,

von denen aber nur fünf Ritter von Adel waren, zu Papst Paul 11. reiste, 'mach-

te der genannte Papst Piero Minerbetti zum Ritter, und dieser kehrte gleich-

falls als Ritter heim' (42). So erzählt es Luca Landucci in seinen Diarien. Von

Julius 11. weiß er zu berichten: 'Und an genanntem Tage (9. Juli 1513) hieß

es, der Papst habe vier Florentiner zu Rittern gemacht; aber in Wirklichkeit

waren es nur zwei, nämlich Filippo Buondelmonte und Luigi della Stufa'. Die

Buondelmonti gehörten zu dcn ältesten und vornehmsten Geschlechtern der

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Arno-Stadt; die della Stufa waren dagegen - wie der Name andeutet -Empor- kömmlinge.

Wenn Dante auch Freigebigkeit zu den ritterlichen Adels-Tugenden zählte, wies er auf eine weitere Stande~notwendi~keit hin: Vermögen. Vespasiano da

Bisticci schrieb in der Vita des berühmten Humanisten Giannozzo Manetti,

der bescheidener Herkunft war: 'Aus Siena zurückgekehrt, schickte man ihn zu

Papst Nikolaus (V.), der ihn zum Ritter machte. Und weil er diese Würde nur

auf Oberredung Seiner Heiligkeit und seiner Freunde hin angenommen hatte,

bot ihm der Papst solche Geldmittel, daß, wenn er nach Rom kommen wollte,

er seine Ritterschaft auch aufrechterhalten könnte' (43). Nach allgemeinem Zeitempfinden gehörte zum Ritterstand auch ein angemessener Lebensstan-

dard - obwohl es nicht an verarmten, aber um so standesbewußteren Familien

fehlte.

Es wurden also auch Literaten und Männer der Wissenschaft mit dem Rit-

tergürtel geehrt. 1411 machte - um nur ein Beispiel anzuführen - König Lud-

wig 111. von Anjou, einer der neapolitanischen Thronprätendenten, den Doktor

der Rechtswissenschaft Messer Carlo d3Agnolino im Dom von Siena zum 'cava-

lieie' (44). Oberhaupt waren es neben den Päpsten vor allem die Könige und

Kaiser, welche Nobilitie~un~en vornahmen und die Ritterwürde verliehen. Wir

begnügen uns mit einem Zitat aus der Federige da Montefeltio gewidmeten

Chronik des Messer Guerriero da Gubbio. Der Autor berichtet von Sigismunds

Kaiserkrönung 1433 und fährt fort: '... und dieser kehrte dann über Perugia,

Gubbio und Uibino zurück, wo er den erlauchten Grafen Guido, Oddo Anto-

nio, seinen Sohn, und viele andere zu Rittern erhob. Dann zog er über Rimini

und Ferrara weiter nach Mantua, wo er einige Tage blieb und den Gewaltherrn Mantuas zum Markgrafen machte. Während dieses Festes verlieh er vielen die

Ritterwürde, unter ihnen auch Eurer Herrlichkeit, mein Gebieter Messer Fede-

rigo' (45). Man war bekanntlich in der Renaissance oftmals in erstaunlichem Maße

vorurteilslos gegenüber illegitimen Nachkommen. Dieser Sachverhalt ist aller-

dings in der Literatur öfters übertrieben worden; zudem gilt er auch für andere Teile des spätmittelalterlichen Europa. In nicht wenigen Fällen übernahmen

Bastarde die Vormundschaft über eheliche Halbgeschwister oder traten gar

selbst die signorile Herrschaft an. Unter Umständen erwies sich die Hoch-

schätzung adligen Blutes stärker als die Schranke des Kirchenrechtes. Ritter-

liche Lebensführung und Eignung konnten für wichtiger gelten als eheliche

Geburt. Dafür gibt es allerdings nicht erst seit Beginn der Renaissance Belege.

Zwar erwähnen die Quellen, der erste Gewaltherrscher Ferraras aus dem Hause

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Este, Obizzo, sei außerehelicher Abstammung gewesen, aber weit stärker be-

tonen sie, daß er als vorbildlicher Ritter galt. Wenn ein Bastard sein adliges Blut

durch ritterliches Auftreten bewies, hat man ihm niemals den Geschlechtsna-

men vorenthalten. Ich nenne nur Fresco d'Este, Gabriele Visconti, Franceschet-

to Cybo, Cesare Borgia, Alessandro de' Medici oder Pierluigi Farnese.

In etlichen Fällen ist die Namengebung interessant. Robert der Weise von

Neapel hatte einen illegitimen Sohn; er nannte ihn Kar1 Artus. Bewußt werden

die beiden Sagenkönige des höfischen Epos beschworen. Dies war kein Einzel-

fall. Ein Bastard aus dem Haus der römischen Stadtpräfekten von Vico, welcher

1353 starb, hieß Briobris nach einem der berühmten Ritter der Tafelrunde, die

man bereits im 12. Jahrhundert am Nordportal des Domes zu Modena und

auf dem Fußbodenmosaik der Kathedrale von Otranto abgebildet hatte. Lionello-Lyonel, Lanzilotto-Lanzelot tauchen im gleichen Zusammenhang

auf: die irrenden Ritter des höfischen Romans, welche teilweise ihre Herkunft nicht recht kennen, aber durch Aventiure und Heldensinn ihr edles Blut fort-

während unter Beweis stellen. Ein illegitimer Baglione aus Perugia erhielt

den Namen Morgante, ein außerehelicher neapolitanischer Anjou wie der na- türliche Sohn des Francesco Sforza den Namen Tristan. Piermaria Rossi aus

dem altberühmten Geschlecht Parmas, d a selbst mit Kaiser Friedrich 11. ver-

wandt war, taufte um 1450 seine drei unehelichen Kinder Bertrando, Rolando

und Ugolino (46). Alle diese Namen - wie auch Rinaldo, die italienische Ne-

benform Orlando, vielleicht Galeazzo - haben sich bald allgemein eingebürgert.

Ursprünglich aber wurden bevorzugt Bastarde so benannt: nach den Helden des

Ritterromans.

Unter dem Einfluß des Humanismus wurde es dann stärker üblich, antike

Namen zu verwenden. Auch hier ist aufschlußieich, was man für außereheliche

Kinder bevorzugte: Alexander, Hippolyt, Herkules, Caesar und andere Gestal-

ten, denen schon die Alten eine geheimnisvolle Geburt andichteten oder eine

besondere Beziehung zu einzelnen Göttern nachrühmten. Der zeugende Gott

der griechischen Mythologie wird zum Analogon für Signoren und Fürsten.

Nach den kampfgewaltigen Heroen nennt man die zu ritterlichem Leben beru-

fenen Bastarde. Nicht zufällig hat eine auffallend große Zahl unter ihnen das

Soldatenhandwerk erlernt.

Diese Zusammenhänge, welche bislang in der Forschung völlig übersehen

wurden, leiten zu einer anderen Frage über: Was las man an den italienischen

Höfen und in den vornehmen Familien? Für einen beträchtlichen Zeitraum lau-

tet die Antwort: Ritterromane, höfische Epik im französischen Original, in lJbersetzungen, Nachdichtungen, Prosabearbeitungen, Kurzauszügen und lang-

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578 Weiner Goez

atmigen Erweiterungen. Man erinnert sich an den fünften Gesang von Dantes

Inferno, wo Francesca da Riminiin unvergeßlichen Versen die Geschichte ihres

Glücks und Unglücks berichtet: 'Noi leggiavamo un giorno per diletto

di Lancialotto come amor 10 strinse' (47).

Im ganzen Trecento blieben die Ritterromane bevorzugte Lektüre, wenn-

gleich nun in steigendem Umfang antike Literatur und die Erzeugnisse der

neuen humanistischen Gelehrsamkeit und Dichtkunst neben sie traten. Boccac-

cios Weg als Literat begann mit einer Prosabearbeitung des zarten französischen

Gedichtes von Flor und Blancheflor, dem Filocolo von 1336-1340. Man las

die 'Reali di Francia', den sog. 'Mainetto', Altissimo von Florenz, 'La seconda Spagna', Sostegno di Zanobi. All dies war höfische Dichtung. Man kann sagen, daß sich die Geburt epischer Poesie in der italienischen Sprache nahezu aus-

schließlich auf dem Gebiet des Ritterromans vollzog, wobei trotz aller Würdi-

gung der Singularität von Dantes Divina Commedia ihre Beziehung zur höfisch-

ritterlichen Sphäre nicht in Zweifel zu ziehen ist. Das gleiche gilt in noch weit

stärkerem Maße für Boccaccios Decamerone.

lm Quattrocento endete dieses literarische Genre nicht. Da ist Luigi Pulci

mit seinem Morgante, ein Dichter, der wegen seines leichten, ironischen Tones

öfters als Spötter über die alte Ritterwelt angesehen wird; aber dieser Eindruck

verfliegt, wenn man sein Epos vollständig liest. Pulci nimmt im Grunde das

Rittertum ernst, wenngleich er als Floientiner ein geborener Parodist ist.

Obiigens hält er den leichten Ton nicht durch; der Tischgefähite des Lorenzo de' Mcdici sagte selbst von den letzten vicr Büchern seines Poems, die Komö-

die, die er hätte schreiben wollen, verwandle sich ihm unter der Hand in eine

Tragödie (48).

Neben Pulci steht - durch Welten von ihm getrennt - sein wenig begabter,

trockener Landsmann Ettore di Lionello di Francesco Baldovinetti mit dem Rinaldo appassionato. Dei Name des Dichters ist lehrreich: Francesco aus dem

alten Florentiner Haus der Baldovinetti taufte seinen Sohn nach höfisch-ritter-

lichem Brauch Lyonel, dieser sein Kind entsprechend der humanistischen Mode

Hektoi (49). Und da sind vor allem die beiden großen Ferraresen, die am glanzvollen

Hof des vornehmsten Signoren- und Herzogsgeschlechtes auf der ganzen

ApenninenHalbinsel, der Este, ihre Ritterromane zum Vortrag brachten: Matteo Maria Boiardo seinen Orlando innamorato und Lodovico Ariosto

den Orlando furioso. Leopold von Ranke schrieb über sie: „Immer werden

diese beiden Gedichte, der verliebte und der rasende Roiand, als die gelungen-

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Renaissance und Rittertum 579

sten Hervorbringungen italienischer Romantik zu betrachten sein ... Zusam-

mengefaßt lassen sie sich mit einem Januskopf vergleichen. Bojardo enthält die

Blüte der Denkweise und der Lebensformen des späteren Mittelalters, Ariosto

die erste Entwicklung der modernen Poesie in vollem Glanze" (50).

Liegt demnach eine Epochengrenze zwischen diesen beiden Epikern?

Boiardos Poem entstand zwischen 1472 und 1494, Ariosts Epos zwischen

1516 und 1521. Stofflich gehören beide Gedichte aufs engste zusammen.

Lebensgefühl und Publikum waren im wesentlichen gleich. Persönliche Unter- schiede sind vorhanden; auch ein Qualitätsgefälle ist nicht zu leugnen. Aber

gehören beide verschiedenen geschichtlichen Ären an? Boiardo und Ariosto dichteten in der gleichen Zeit höfischen Rittertums und humanistischer Kul-

turfreude - o b man diese nun als Spätmittelalter oder als Renaissance zu be-

nennen sich entschließt.

Allerdings war letztere Bezeichnung 1835 noch nicht üblich. als Ranke die

zitierte Akademieabhandlung vorlegte. Er hat zeitlebens den Einfall der Fran-

zosen in Italien 1494 als welthistorische Zäsur angesehen. Offenbar wird sein

Urteil über beide Dichter dadurch mitbeeinflußt. Der Tatbestand ist metho-

disch bemerkenswert; man muß mit der Gefahr rechnen, daß Periodisierung

und Nomenklatur erkenntnisleitend werden. Dies gilt sicher nicht zuletzt für den Begriff 'Renaissance'.

Die Ritterepen endeten auf der Apenninen-Halbinsel nicht mit Boiardo

und Ariosto. Berni folgte mit seiner purifizierenden Oberarbeitung des Orlando innamorato, Bernardo Tasso mit der Nachschöpfung des spanischen Amadis, Luigi Alamanni mit der Umformung des französischen Ritterromans von Giron

le courtois und schließlich Torquato Tasso, Bernardos bedeutenderer Sohn, mit seiner Gerusalemme liberata. Vom Stoff ist auch dieses eindeutig ein

mittelalterlicher Ritterroman, der das größte äußere Unternehmen des euro-

päischen Rittertums besingt, den Kreuzzug (51).

Aber was sagt die bunte Scheinwelt der Epen, der höfischen Romane. über

das reale Lebensgefühl, die wahren Ideale und den Verwirklichungswillen einer

Zeit? War das Rittertum während der Renaissance nicht nur gleichsam ein

Märchen, das man sich gern erzählen ließ, um dann um so entschiedener in die

andersgeartete Welt des hellen Tages zurückzukehren? Man wird diesen Ein-

wand nicht ganz abstreiten können. Aber Humanismus und Renaissance waren

unzweifelhaft auch pädagogisch zielgerichtete Bewegungen. Das läßt sich an

Petrarca, Bruni, Machiavelli und anderen bündig zeigen. Einmal wurde ein gan-

zes Erziehungsbuch im Sinn des Zeitideals, des 'uomo universale', geschrieben.

Es ist der Cortegiano des Baldassare da Castiglionc. Wozii es erziehen will, läßt

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sich in einem Satz zusammenfassen: zu vollem edlen Rittertum mit seinen alten Werten und unter Einschluß der neuen Bildungsgüter. Dieses unendlich schöne Buch mutet an wie ein Abendglanz der entschwindenden Renaissance, als der Manierismus aufzieht, der Barock sich von fern her anzukündigen be- ginnt und die Schatten politischen Unglücks über Italien fallen. Aber es ist zrigleich eine Blüte aus dem 'Herbst des Mittelalters' (52).

Was man nach Auskunft dieser Schrift in den Diskussionen am Musenhof zu Urbino vom vollendeten Hofmann verlangte, der ein vorbildlicher Ritter,

ein wahrer 'cavaliere' sein müsse, enthielt kein neues Programm. Schon längst zuvor hatte man in den Internatsschulen eines Vittorino da Feltre oder Guanno die edle Jugend zu jenen Tugenden und Fähigkeiten zu erziehen versucht, die Castiglione forderte. Man trieb viel Sport, lernte Fechten und Reiten, stählte die Glieder und bildete Herz und Sinn gemäß den besten Traditionen abendländischen Rittertums, nun freilich bereichert um die Schulung des Verstandes, des Charakters und der Zunge an Sprache und Literatur der Anti- ke. Es ist eine Frage der Akzentuierung, wie man solche Erziehung bezeichnet: als Renaissance oder Mittelalter in einer befreiten, überhöhten Form. Von der Konzeption her waren es ausgesprochene Elite-Schulen, nicht allgemeine Bil- dungsanstalten, um welche sich die besten Humanisten bemühten. Die Renais- sance stellte eine intellektuell-elitäre Bewegung dar, die niemals tiefer ins

Volk eindrang, sondern die bestehenden Verhältnisse nur überlagerte. Als Elite verstand sich das Rittertum, - hierin bestand eine innere Beziehung

zwischen beiden. Auf den humanistischen Eliteschulen hat man neben antiken Autoren

auch Dante gelesen. Gewiß wird man den Florentiner dem Mittelalter zurech- nen; doch eröffnet er mit seiner Wanderung an Vergils Hand den Weg in die Renaissance. Wie Heinz Löwe zu Recht betont hat, war Dante ein adelsstolzer Mann (53 ) ; er rief sich deshalb selber vor den Lesern streng zurecht. D& in Hölle, Läuterungsberg und Himmel vor allem die Kinder vornehmer Geschlech- ter zu Wort kommen, wird niemand verwundern. Weniger selbstverständlich ist, wie die Dichtung anhebt:

'Ne1 mezzo del cammin di nostra vita mi ritrovai per una selva oscura, chd la diritta via era smarrita' (54).

Literarische Topik erfüllt dieses Bild. Man kennt sie: aus der höfischen Ritter- dichtung, dem Erec, Lanzelot und namentlich dem Parzeval. Die Szene hat im mittelalterlichen Versroman ihre spezifische Stellung. Sie steht am Anfang des Aufstieges zu schrittweiser ritterlich-christlicher Selbstverwirklichung. In fin-

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Renaissance und Rittertum 581

sterem Wald beginnt der irrende Ritter, kämpfend und leidend durch Nacht

und satanische Anfechtung zu Gottes lichtvoller 'saelde' emporzuklimmen.

Weise Weggefahrten zeigen ihm die rechte Straße: Gurnemanz und Trevrizent,

Vergil und Statius. Vor allem aber führt ihn der helle Stern veredelnder Liebe

zu einer 'heren vrouwen' - Enite, Condwiramur, Beatrice.

Der Lobpreis hoher Minne gehört zum hochmittelalterlichen Rittertum.

Wir vernehmen ihn bei Hartmann, Wolfram und Dante Alighieri. Aber auch

Boccaccio bekennt sich in der Rahmenerzählung des Decamerone und manchen

der hundert Novellen dazu, mehr noch in einigen anderen Werken. Bei den Irr-

wegen der Ritter der Tafelrunde oder des Karlskreises fehlt das flüchtige oder

zotige Erlebnis nicht, aber zur Vollendung gelangen sie durch läuternde Liebe.

Der höfische Lobpreis der edlen Frau erneuert sich in der Mantovaner Gesell-

schaft um Isabella d'Este, in der ferraresischen Spätphase einer Lucrezia Borgia,

im Urbinater ~ u s e n h o f der Elisabetta Gonzaga, bei Bona von Savoyen, Julia

Gonzaga, der von Ariosto gefeierten Gräfin von Fondi undHerzoginvon Trajet-

to, Caterina Sforza oder - in höchster Vergeistigung - in der Umgebung von

Vittoria Colonna. Auch darin ist die italienische Renaissance offenbar im

sublimsten Sinn eine Zeit des Rittertums gewesen (55). Niemals ist der veredelnden Kraft ritterlicher Liebe zur 'heren vrouwen'

ein glühenderer Preis zuteil geworden als in den begeisterungstrunkenen Wor- ten, welche der lombardische Edelmann Baldassare da Castiglione am Ende des

Cortegiano vor dei Kulisse der Hofgesellschaft von Urbino dem venezianischen

Humanisten Pietro Bembo in den Mund legte. Die besten Gestaltungselemcnte antiker Rhetorik sowie platonische Gedanken und Bilder verschmelzen mit dem

mittelalterlichen Ideal der 'hohen Minne' zu einem hinreißenden Hymnus - Krönung dessen, was ein humanistisch überhöhtes 'Rittertum' als Daseinsform

zu bedeuten, was 'Renaissance' als elitäre Kulturbewegung zu leisten vermoch-

ten.

ANMERKUNGEN

( I ) Oftmals werden Zweifel ariikuiierr, die jedoch im allgemeinen nur aus der Be- sonderheit der polirischen wie gesellschaftlichen Entwicklung Italiens im Miticlaliei abge- leitet erscheinen und in der Regel eines Quellenfundamenics entbehren. Die Spezidlitc- ratur ist gering an Zahl und Umfang. Trotz Einwänden irn einzelnen seien genannt: G. SALVEMINI, La digniia cavalleiesca nel cornune di Fiienze, Firenie 1896;G. FASOLI, Lineamenti di una rtoria della cavdleria (Scudi di rroria rnedievale e moderna in onoie di Ettore Rota, Roma 1958, S . 81-93);C. G. MOR, La Cavalieria (Nuove quertioni di rtoria

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582 Werner Goez

medioevale, Miiano 1969, S. 129-143). (2) D. HAY, The Icalian Renaissance in irr Hirtoiical Background, London 1961;

deurrche Ausgabe unter dem irreführenden Tiiel: Geschichte Italiens in der Renaissance, Srurrgarr 1962. Das Zitat: deutsche Aurgabe S . 1 2 .

(3) Die These siammc bekanntlich von J. BURCKHARDT, Die Kultur der Re- naissance in Italien, eisrmals 1860, im folgenden zitiert nach der von W. GOETZ besorgten Ausgabe bei Kröner, Siurcgart 1952. Walter Goetz uniernahm er, in eigenen Studien und Schüleiaibeiien die These näher zu untersuchen und zu modifizieren. Leider fehlr meiner Wissens eine neue, zusammenfassende Behandlung.

(4) Philippe de Commynes, Memoires, hg. von J. CALMETTE, 3 Bde., Paris 1925. Die deursche Übersetzung von F. ERNST (1952) stellt eine - alieidingr hervorragend ge- machte und erläuterte - Auswahl dar.

(5) Man sollte den Satz nichi Überbewerten; äußerte der Piccolomini-Papst doch wenig später, Aeneas rolle man vergessen und sich fortan an Piur halten.

(6) Pius Il., Commentarii rerum memoiabilium, Francofurti 1614, S. 185f. (7) Ich verwende die deutsche Ausgabe von K. KÖSTER, Siurtgari 1953, S. 93f. (8) Vgl. Ler fetes de la Renaissance 1-4 (Jouineea internationaler d'etudea) Paris

1960ff. (9) Vgl. H. KELLER, Ein neuer Bild Karls der Kühnen? (Ferigabe für Paul Kiin,

Berlin 1961, S. 245-254). (10) Zur Begiiffrgerchichte gibt es inzwischen eine reiche Literatur. Besonders

peimektivenieich und förderlich: I. HUIZINGA. Das Problem der Renaissance. Sonder- . . ausgabe der Wissenschaftlichen Buchgemeinschafi,Tübingen 1953.

(11) Sie errcheini bei Buickhaidc als dar milirärrechnirche Resultat dei von ihm hervorgehobenen allgemeinen Tendenz zur „Ausbildung des Individuums".

(12) BURCKHARDT (wie Anm. 3) S. 93. (13) W. GOEZ, Über Fürstenzweikämpfe im Spätmittelalter (Archiv fur Kulrurgc-

schichie 49, 1 9 6 7 , s . 135-163). (14) Antonius Beccadelli Panormira, De diciis et factis Alphonri regis libii quarruoi,

Rosiock 1590; deutsch in der Reihe: Dar Zeitalter der Renaissance 1, 4, mit wichiiger Ein- leiiung übersetzt von H. HEFELE, Jena 1912, S. 72f.

(15) Vgl. HEFELE (wie Anm. 14) S . XXX. (16) H. LÖWE, Danre und dar Kaisertum (Hisrorisciie Zeirschrift 190, 1960, C.

517-552) S . 525 (Neudruck in: DERS., Von Casriodoi zu Danre. Ausgewählte Aufsätze zur Geschichtrchieibung und politirchen ldeenweli des Mitielalieri, Beilin-New Yoik 1 9 7 3 , s . 298-328,s. 305).

(17) Viele Ausgaben; ich verwende die des Insel-Verlages Lcipzig 1921, Bd. 2, 11,8f.,S. 341fi.

(18) Giovanni Villani, Cronica, hg. von F. Gh. DRAGOMANNI, 2, Firenze 1845, IX, 9 5 , s . 209.

(19) F. VON BEZOLD, Aus dem Briefwechrcl der Markgräfin Isabclla von Esre- Gonzaga (Archiv für Kulturgerchichce 8 , 1910 ,s . 385-418) S. 396.

(20) Luca Landucci, Fioifncinisches Tagebuch 2, zitieir nach M. HERZFELD, Das Zeiialter der Renaissance 1, 6, Jena 1913. S . 35 Anm. 1.

(21) Giovanni Pieiio Cagnoia, Cionache hlilaneri, hg. von C. CANTU (Archivio storico italiano 3, 1842) S. 25.

(22) HUIZINGA (wie Arim. 7) S. 67 . (23) Zitiert nach BURCKHARDT (wie Anm. 3) S. 400. (24) Dino Compagni, Cionica (L. A. MURATORI, Rerum ltalicaium SS 9 , 2. Neu-

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Renaissance u n d R i t t e r t u m 583

bearbeitung 1907ff.); Giovanni Villani (wie Anm. 18); Boccaccio: zahlreiche Editionen; Franco Sacchetri, Novelle (insbes. nov. 641, in: Opere, hg. von A. BORLENGHI, Milano 1957.

(25) lrtorie di Firenze (L. A. MURATORI, Rerum lialicarum SS 19 , Milano 1731) Sp. 950.

(26) Annales Senenrer, ebd. Sp. 426. (27) Niccolb Machiavelli, lstorie Fioientine. Viele Ausgaben; hier verwender: Tuite

le opere, hg. von G. MAZZONI und M. CASELLA, Füenze 1929. Vgl. ber. 111, 23; VII, 12 ; VIII, 36.

(28) Srefano Infessuia, Diario della ci ir i di Roma (Fon" pei la Storia d'lcalia 5) Roma 1890, S. 80f.; deutsche Ausgabe von H. HEFELE, Dar Zeitalter der Renaissance I , 8 , Jena 1913; darin über das angeführte Turnier: S. 66f.

(29) Vgl. L. FREIHERR VON PASTOR, Geschichte der Päpsre reit dem Ausgang der Mirtelalterr 2, 13. Aufl. Freibuig-Rom 1955, S. 483.

(30) Crirtofoio da Soldo, Cronaca (L. A. MURATORI, Rerum Italicarum SS 21.3, Neubearbeitung 1938ff.) S. 57. Vgl. den Bericht der Angelus de Tummulillis, Noiabilia rempoium (Fonti per Ia Sioria d'ltalia 7) Roma 1890, S. 1 8 über den Einzug König Jakobs von Aragon in Neapel: '... ad gaudium ringulis diebur fertivis celebrabac fena , lurtra, ludor e i iocor, undique lurtrando, dimicando, chorizando er hiis rimilia faciendo ...'

131) Peirarca, Epiriolae familiarer V. 6 , in: Opera omnia, Basileae 1581. Die Aus- . . gabe von G. FRACASSETTI, Florentiae 1859ff. ist mir gegenwärtig nicht zugänglich.

(32) Sei Gueiiiero da Gubbio, Cronaca (L. A. MURATORI, Rerum Iialicarum SS 21 .4 ,~eubearbe i tung 1902ff.) zu 1451.

(33) Ziiieit nach BURCKHARDT (wie Anm. 3) S. 342C (34) Baldassare da Castiglione, II cortegiano, zahheiche Ausgaben, am besten die

von V. CIAN, 4. Aufl. Firenze 1947. Eine treffliche, eiwas gesriaffre deutrche Über- setzung verdankt man F. BAUMGART, Bremen 1960. Ich führe die Stellen über das Turnier nach dieser Übeiretrungan: S. 18.47, 116, 159 und 194.

(35) lrtoiie di Fiienze (wie Anm. 25) S. 9511. (36) Vgi. ber. BURCKHARDT (wie Anm. 3) S. 335ff. (37) LÖWE (wie Anm. 16) S. 524 (Neudruck: S. 304). (38) Ch. C. BAYLEY, War 2nd Society in Renaissance Florence. The De Militia

of Leonardo Bruni,Toronto 1961. (39) Vespariano da Birticci, Viie di Uomini illustri. Da die Neuaurgabe von P.

D'ANCONA und E. AESCHLIMANN (Milano 1951) mii im Augenblick nicht rugänglich ist, verwende ich die ältere Edition von A. MAI und A. BARTOLI, Firenre 1859. Die deutsche Überreizung von P. SCHUBRING, Das Zeitaliei der Renaissance II, 2,Jena 1914 bringr leider nur eine Auswahl. Im Erscheinen: kritische Neuaurgabe durch A. GRECO, Firenze seit 1970.

(40) Ser Gueriieio da Gubbio (wie Anm. 32) S. 33 zu 1400. (41) Annales Forolivienres (L. A. MURATORI, Rerum lialicarum SS 22, 2 , Neuaus-

gabe 1903) zu 1470; zu 1472 folgt eine aurfühiliche Schilderung, wie Pino Oidelaffi n u n selbsr nobilirieiie und in den Ritterstand erhob.

(42) VON PASTOR (wie Anm. 29) 2, S. 441 (zu 1470). Luca Landucci, Diario Fioientino, hg. von J . DEL BADIA, Firenze 1883; deutsche Übersetzung von M. HERZ. FELD (wie Anm. 20) 2 Teile, Jena 1912f.

(43) Verpariano da Birricci (wie Anm. 39). Vira desGiannozzo Manetti C. 27. (44) Annales Senenser (wie Anm. 26) Sp. 423. Bei dieser Gelegenheit wurde zu

Ehren des Königs auch ein Turnier veranstaltet.

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(451 Ser Guerriero da Gubbio (wie Anm. 32) zu 1433. . . 46 %.ihlrei;t,e Briegc :n drr (:ioi,:c, de,to:uin in p>rribi?r Lombardic 1176-1482.

Ji: fruher m t c r d ~ m Nzmen Dinrlum P i r i r e n r c zinz L. A . MURATORI. RGTCIII 1:alic~. - - , rum SS 22.3, Neuausgabe 1904ff.).

(47) Dante, La Commedia, Inferno V, V. 1271. (hg. von G. PETROCCHI, Edizione Nazionde 7 ,2 ,1966) S. 93.

(481 Luio Pulci. I1 Moczante. verschiedene Auseaben: ich verwende die von D. DE . . - - . ROBERTIS, 2 Bde., Firenze 1962; das Zitat: cant. XXV11, 1. 2.

(49) Vgl. K. VOSSLER, Italienische Literaturgeschichte. 4. Aufl. Berlin-Leipzig 1927, dessen Urteil ich folge.

(50) L. VON RANKE, Zur Geschichte der iialienischsn Poesie, erstmals veröffent- licht 1837, hier nach: Werke 51-52, Leipzig 1888. Das Zitat: S. 204.

(51) D& er nicht angängig ist, Torquato Tasio um des Inhdter seiner Gecusalemme libeiata noch für dar Mittelalter in Anspruch zu nehmen, betonte bereits Ranke.

(52) V$. W. ANDREAS, Baldarrare Cariigiione und die Renaissance (Geist und Staat, 3. Aufl. Leipzig 1940).

(53) LÖWE (wie Anm. 16) S. 520ff. (Neudruck: S. 3Olff.). (54) Dante, LaCommedia, Inferno I, V. 1-3 (wie Anm. 47) S. 3. (55) Zum Verständnis des Corregiano vgl. auch E. LOOS, Baldassare Cartigiiones

„Libro del Cortegiano", Studien zur Tugendauffassung des Cinquecento (Andecta Roma- nica, Beihefte zu den Romanischen Forschungen 2) Frankfurt 1955. Ich habe ausdiesem Buch viel gelernt, bekenne aber, in einer Hinsicht ZweifeläuRern zu müssen: Loos spricht von einer ,,Rearirtokiaiisierung" zu Beginn der 16. Jahrhunderts nach einei Zeit, die ge- rade durch konträre Erscheinungen gekennzeichnet wurde. Ich glaube, daß er an dieser Stelle einem wissenschaftlichen Denkschema verhaftet blieb, welchcs vorliegende Studie d s irrig dartun möchte.

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