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Stand der Umsetzung Wirtschaft Wettbewerbsfähige Strukturen und Aufgabenteilung im Bündner Tourismus

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Stand der UmsetzungWirtschaft

Wettbewerbsfähige Strukturen und Aufgabenteilung im Bündner Tourismus

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Destinationsmanagement-Organisationen (DMO)1 Engadin St. Moritz2 Davos Klosters3 Chur – Arosa – Lenzerheide4 Flims Laax/Surselva5 Nationalpark-Region

zukünftige Tourismusorganisationen (zTO)6 Savognin-Surses/Albulatal7 Viamala8 Valposchiavo9 Prättigau

10 Val Müstair (als Teil der Nationalpark-Region)11 Schanfigg12 Bregaglia13 Moesano14 Bündner Herrschaft

Gemeinden ohne Anschluss an eine DMO/zTOVals, Valzeina

Alvaschein

Calfreisen

Castiel

Valchava

Verdabbio

San Vittore

Paspels

Lüen

Castasegna

Castrisch

Surcuolm

Portein

Clugin

Ladir

Donat

Lohn (GR)

Morissen

UrmeinFlerden

Sevgein

Schluein

Flond

St. Antönien-Ascharina

Sta. Maria i. C.

Davos

Vals

Zernez

Scuol

Sent

Poschiavo

Mesocco

Vrin

S-chanf

Avers

Tujetsch

Safien

Bivio

Susch

Sumvitg

Trin

Zuoz

Klosters-Serneus

Pontresina

Tschlin

Soglio

Stampa

Ardez

Ftan

Trun

Flims

Rossa

Lavin

Bergün/Bravuogn

Schiers

Medel (Lucmagn)

Ramosch

Müstair

Filisur

Brusio

Arosa Tarasp

Sur

Samedan

Lostallo

Laax

Soazza

Langwies

ChurTamins

Obersaxen

Tschierv

Sils i.E./Segl

Salouf

Luzein

Bondo

Silvaplana

Bever

Bever

Fanas

Igis

Saas i.P.

St. Moritz

Says

Disentis/Mustér

Samnaun

Furna

SufersSamedanSplügen

Seewis i.P.

Hinterrhein

Alvaneu

Vicosoprano

Jenaz

Breil/Brigels

Andeer

Guarda

Lumbrein

Roveredo

Mulegns

Wiesen

Fideris

Tinizong-Rona

Riom-Parsonz

Innerferrera

Peist

St. Antönien

Falera

Siat

Suraua

Vaz/Obervaz

Maienfeld

Nufenen

Duvin

Riein

Untervaz

La Punt-Chamues-ch

Pigniu

Müstair

Arvigo

Sta. Maria V. M.

Valendas

Präz

Malix

St. Martin

Savognin

Ausserferrera

Trimmis

Churwalden

Versam

Tschappina

Pignia

Fläsch

Domat/Ems

MathonMon

Molinis

Tenna

Andiast

Zizers

Zuoz

Scheid

Stampa

Rueun

Fuldera

San Vittore

Marmorera

Waltensburg/Vuorz

Cauco

Zillis-Reischen

Lantsch/Lenz

Bonaduz

Jenins

Conters i.P.

Sarn

Malans

Haldenstein

Tschiertschen

Felsberg

Vella

Stierva

Rhäzüns

ScharansPitasch

Buseno

Mutten

Medels i.Rh.

Casti-Wergenstein

Grüsch

Valzeina

Ruschein

Küblis

Trans

Cazis

Trimmis

Parpan

Tiefencastel

Celerina/Schlarigna

Sils i.D.

Ramosch

Valchava

Schmitten

Almens

SchlansLuven

Cunter

Mastrils

Thusis

Ladir

Degen

Ilanz

Surava

Vignogn

Madulain

Pagig

Fläsch

Sagogn

Braggio

Praden

Madulain

St.Peter

Brienz/Brinzauls

Maladers

Cama

GronoLeggia

Verdabbio

3 11

13

4

8

10

5

2

67

9

1

12

14

Im Rahmen des Reformprojektes «WettbewerbsfähigeStrukturen und Aufgabenteilung im Bündner Tourismus»werden in allen Regionen des Kantons Graubünden dieTourismusstrukturen überprüft und neue Tourismusor-ganisationen geschaffen. Folgende Reformprojekte sindzurzeit (Stand Februar 2008) in Bearbeitung:

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Inhaltsverzeichnis

Wichtige Begriffe: DMO, zTO und KTA

Destinationsmanagement-Organisationen (DMO) sindtouristische Marketingorganisationen, welche aufgrundihrer Grösse und Ressourcen in der Lage sind, ein umfas-sendes Destinationsmanagement zu betreiben und die imUmsetzungskonzept definierten Kriterien zu erfüllen. Diewichtigsten Kriterien sind: 4 Mio. Franken frei verfügbareMarketingmittel und 1,4 Mio. Logiernächte im ersten Jahr,mit einer Steigerung auf 7 Mio. Franken Marketingmittelund 2 Mio. Logiernächte in den Folgejahren.

Zukünftige Tourismusorganisationen (zTO) sind touris-tische Marketingorganisationen, welche einer DMO einMandat zur Marktbearbeitung von jährlich mindestens200’000 Franken erteilen können. Zusätzlich müssen sieweitere Kriterien bezüglich Organisation und Führung, Pro-duktgestaltung, Marktbearbeitung und Verkauf erfüllen.

Die Kantonale Tourismusabgabe (KTA) ist ein neues Fi-nanzierungsmodell zur Förderung des Tourismus. Die bis-herigen Kurtaxen (KTX) und kommunalen Tourismusförde-rungsabgaben (TFA) werden durch ein kantonales, flächen-deckendes System ersetzt. Die KTA richtet sich nach dertouristischen Wertschöpfung eines Unternehmens, abge-stuft nach Branche, Region und Unternehmensgrösse.

12 Die Tourismusreform im Überblick

14 Interview mit Regierungsrat Hansjörg Trachsel

16 Kantonale Tourismusabgabe

18 Studie zur touristischen Wertschöpfung

11 Unternehmer nehmen Stellung

12 Wertschöpfung aus dem Tourismus

14 Die Wirtschaftsverbände im Gespräch

17 Flankierende Massnahmen im Überblick

18 Balanced Scorecard und Qualität

20 Elektronische Tourismusplattform

23 Natur- und kulturnaher Tourismus

24 Neuausrichtung von Graubünden Ferien

26 Branding (Markeneinsatz)

27 Regionale Reformprojekte im Überblick

28 Engadin St. Moritz

30 Bregaglia

31 Valposchiavo

32 Davos Klosters

34 Prättigau

35 Savognin-Surses/Albulatal

36 Nationalpark-Region

38 Viamala

39 Moesano

40 Flims Laax/Surselva

42 Chur – Arosa – Lenzerheide

44 Bündner Herrschaft

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Ein Wirtschaftbericht von BAK BaselEconomics aus dem Jahr 2005 be-zeichnete den Bündner Tourismuszwischen 2000 und 2005 denn auchals «Wachstumshemmer» für dieVolkswirtschaft des ganzen Kantons– die damit verlorene Wertschöpfungbetrug 2 Prozent jährlich. Der Berichtempfiehlt dem Kanton, die begonne-nen Massnahmen schnellstmöglichumzusetzen und die touristischenZentren zu stärken. Durch die Reform«wettbewerbsfähige Strukturen undAufgabenteilung im Bündner Touris-mus» sollen neue Gäste für Graubün-den gewonnen und die touristischeWertschöpfung im Kanton mittel-und langfristig erhöht werden. Mit30 Prozent Anteil am kantonalenBruttoinlandprodukt (BIP) ist der Tou-rismus einer der wichtigsten Wirt-schaftstreiber des Kantons.

Besserer MitteleinsatzDer Weg zu neuem Wachstum führtüber eine klare Aufgabenteilung, diebessere Positionierung unterschiedli-cher Winter- und Sommerprodukte,die Erschliessung neuer Vertriebska-näle und den gezielten Einsatz allerverfügbaren Mittel. In allen Regionendes Kantons sind Projekte zur Bünde-lung der Kräfte am Laufen, von de-nen die meisten noch in diesem Jahrals zTO oder DMO starten sollen(siehe Überblick Seite 27). In den bis-herigen Strukturen – vor der Reformgab es im Kanton 92 Tourismusorga-nisationen – waren die Personal- undAdministrationskosten mit insgesamt55 Prozent der Ausgaben (40 von 74Mio. Franken, Stand 2005) über-durchschnittlich hoch. Dem gegen-über standen reine Marketingaus-gaben von 16 Mio. Franken (22 Pro-zent), Beiträge an Dachorganisationenvon 4 Mio. Franken und 1 Mio. Fran-ken für das Internet. Durch die hete-rogene, doppelspurige Aufgabener-füllung und die kleinen Strukturen er-gaben sich Marketingmassnahmen,die trotz grosser finanzieller Mittelzuwenig effizient und zuwenig wirk-sam waren. Rund die Hälfte der Tou-rismusorganisationen hatten ein Bud-get von weniger als 50’000 Frankenfür reine Marketingausgaben zurVerfügung. Mit der Reform schliessen sich grös-sere Tourismusorte zu DMO zusam-men, welche mindestens 2 Mio. Lo-

giernächte umfassen und gesamthaftüber ein Marketingbudget von min-destens 7 Mio. Franken verfügen.Kleinere Orte bündeln ihre Mittel inzTO und sind in der Lage, ein Min-destbudget von 200’000 Franken als(Marketing-)Partner mit einer beste-henden DMO oder einer anderenVerkaufsorganisation einzusetzen. Mitdieser Strukturanpassung soll erreichtwerden, dass die vorhandenen Mittelzur Gästewerbung gewinnbringendund effizient eingesetzt werden.

Flankierende MassnahmenDie Strukturanpassungen in den Re-gionen sind nur der eine Teil des Re-formprojekts, auf der andern Seiteunterstützt der Kanton den Prozessdurch mehrere flankierende Mass-nahmen, die dem gesamten BündnerTourismus zugute kommen. Schwer-punkte sind die Schaffung einer Elek-tronischen Tourismusplattform Grau-bünden, die Einführung eines neuenFührungs- und Monitoringsystems,die Fokussierung auf einige Touris-musmarken und die Marke graubün-den, die Förderung des natur- undkulturnahen Tourismus, das Quali-tätsmanagement in den Destinatio-nen sowie die Finanzierung des Tou-rismusmarketings. Graubünden Ferien unterzog sichebenfalls einer Reform und konzen-triert sich verstärkt auf den Verkauf inden Aufbaumärkten Benelux, Eng-land und Norddeutschland sowie auf

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Bündner Tourismusreformerfolgreich gestartet

Der internationale Tourismus wächst kontinuierlich, doch gleichzeitighat Graubünden in den letzten 15 Jahren über 4’000 Arbeitsplätze imTourismus verloren. Mit neuen Destinationsstrukturen, einer klarenAufgabenteilung im Marketing und flankierenden Massnahmen willdas Reformprojekt dem «Motor der Bündner Volkswirtschaft» zuneuem Schwung verhelfen.

Auf einen BlickDie Bündner Tourismusreform ist das bisher grösste undbedeutendste Tourismusstrukturprojekt in Graubünden.Mit einer Verschlankung der Strukturen, der Ausrichtungauf neue Gäste und einer soliden Finanzierung soll derBündner Tourismus international wettbewerbsfähigerwerden. In allen Regionen des Kantons werden zurzeitneue Strukturen gebildet und mit flankierenden Massnah-men wird der gesamte Bündner Tourismus im Wachstumunterstützt. Ein neues kantonales Finanzierungsmodell,die Kantonale Tourismusabgabe, ermöglicht einen effi-zienten Einsatz der vorhandenen Mittel.

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Die Tourismusreform im Überblick

das Erschliessen neuer Vertriebska-näle. Im zweiten Teil dieser Broschüre(ab Seite 17) werden die flankierendenMassnahmen ausführlich vorgestellt.

Einführung einer TourismusabgabeDer Kanton Graubünden unterstütztdie Reform von 2006 bis 2012 mitinsgesamt 18 Mio. Franken im Sinneeiner Anschubfinanzierung. In diesemBetrag enthalten sind die teilweise(bis zu 50 Prozent) Übernahme vonTransformationskosten in den Desti-nationen sowie die flankierendenMassnahmen. Um den Erfolg dieserMassnahmen auch nach der Struk-turanpassung zu gewährleisten, wirdzurzeit ein neues Modell zur Finan-zierung des Tourismusmarketings er-arbeitet. Es soll alle vom Tourismus

direkt und indirekt profitierendenUnternehmen im Rahmen ihrerWertschöpfung einbeziehen und diebisherigen kommunalen Abgabenund Taxen ersetzen. Die KantonaleTourismusabgabe (KTA) ist einfach,fair und flächendeckend und wirdvon den Wirtschaftsverbänden desKantons unterstützt. Die daraus ge-nerierten Mittel fliessen wieder in dieDestinationen zurück und könnenflexibler als die bisherigen Taxen undAbgaben eingesetzt werden. Die vor-gesehene Einführung der KTA be-schleunigt den Reformprozess erheb-lich, da die Mittelverteilung dereinstan neue, zukunftsweisende Struktu-ren gebunden ist. Auf den folgendenSeiten wird das Modell der KTA vor-gestellt.

«Die geplanten und eingeleiteten Massnahmen zur Stärkung derinternationalen Wettbewerbsfähigkeit der Bündner Tourismuswirt-schaft müssen schnellstmöglich umgesetzt werden und dürfennicht ins Stocken geraten. Die touristischen Zentren spielen für diewirtschaftlichen Perspektiven der Mehrheit der Bündner Regioneneine wichtige bis entscheidende Rolle.»

Richard Kämpf, lic. rer. pol., BAK Basel Economics

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Herr Trachsel, die Wintersaison inGraubünden verlief sehr gut, dieGästezahlen sind gestiegen. Ist derBündner Tourismus an die Spitze zu-rückgekehrt?

Wir sind mitten im Reformprozessund die Neuerungen haben erst inkleinem Mass zum Erfolg beigetra-gen. Das Ziel ist, dass wir diesen Er-folg auch in einem schwierigerenUmfeld beibehalten können. Wennes uns nicht so gut geht, dann sindwir noch verstärkt auf die neuenStrukturen und einen wirksamenMarktauftritt angewiesen. Wir dür-fen uns jetzt nicht ausruhen, sonstverlieren wir bald wieder.

In den letzten 15 Jahren gingen imTourismus in Graubünden über 4’000Arbeitsplätze verloren und die Zahlder Hotelübernachtungen hat jähr-lich um 1 Prozent (vom Höchststand6,9 Mio. Anfang der 90er-Jahre auf5,8 Mio. im letzten Jahr) abgenom-men. Was ist falsch gelaufen?

Bis Anfang der Neunzigerjahre sindwir jährlich gewachsen, dann setzteein allmählicher Rückgang ein. DieKonkurrenz holte auf und das Verhal-ten der Gäste hat sich geändert. Wirhaben zwar gleich viele Ankünfte,aber die Gäste bleiben weniger langan einem Ort und sie buchen heuteanders als früher. Um das Niveau zu

halten, müssen wir deshalb neueGäste gewinnen. Mit der Tourismus-reform wollen wir gezielt neue Gästeansprechen und diesen attraktiveProdukte anbieten. Wenn ein poten-zieller Gast nichts von uns weiss,nützt das beste Angebot vor Ortnichts – deshalb versuchen wir mitgrösseren Destinationseinheiten, einerverkaufsorientierten Internetplattform,einer starken Marke graubünden undder Erschliessung neuer Märkte un-sere Angebote direkter zum Gast zubringen.

Ihr Departement hat die Tourismus-reform initiiert und der Grosse Ratsprach 18 Mio. Franken. Warum un-terstützt die Politik diese Branche sostark?

Der Tourismus trägt 30 Prozent zurWertschöpfung im Kanton Graubün-den bei und ist der wichtigste Motorunserer Volkswirtschaft. Der Touris-mus schafft in allen Talschaften Ar-beitsplätze, wovon auch andere Bran-chen profitieren. Wenn jemand für100 Franken im Hotel übernachtetund dann für 300 Franken eine Uhrkauft, profitiert nicht nur der Hotelierdavon. Weil der Tourismus sehr ver-netzt ist, hätte ein einzelner Vereinoder ein Verband diese Reform garnicht durchführen können. Der Kan-ton ist hier als Vermittler und Impuls-geber eingesprungen und kurbelt dieVeränderung an.

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«Nur gemeinsam könnenwir neue Gäste gewinnen»

Da von einem Feriengast nebst dem Hotelier auch der Handel, dasGewerbe und die Dienstleister profitieren, hat der Kanton die Führungin der Tourismusreform übernommen. Mit einer effizienten Aufga-benteilung, neuen Destinations-Strukturen und der ElektronischenTourismusplattform sollen neue Gäste gewonnen werden – damit dieganze Wirtschaft profitiert. Nach zwei Jahren zeigt die Reform ersteErfolge, berichtet Regierungsrat Hansjörg Trachsel.

Regierungsrat Hansjörg Trachsel: «Weil der Tourismus sehr kleinstrukturiert ist, hätte

ein einzelner Verein oder Verband diese Reform gar nicht durchführen können.»

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Wie sieht die Bilanz nach zwei Jah-ren aus?

Wir sind sehr gut gestartet und diebeiden grössten Destinationen Enga-din St. Moritz und Davos Klosters ha-ben sich bereits neu organisiert. An-dere, wie die Nationalpark-Region,sind gut unterwegs. Alle 14 Reform-projekte in den Regionen sind amlaufen. Vor allem auch die kleinerenRegionen sehen die Chancen undschliessen sich zusammen. Graubün-den Ferien vollzieht den Strategie-wechsel konsequent.

Was spürt der Gast davon?

Es geht in der ganzen Reform nur umden Gast – wenn er einfach buchenkann und sich vor Ort optimal be-treut und informiert fühlt, ist vieleserreicht. Der Gast sucht die bestenProdukte für die schönsten Ferien.Bergbahnfusionen zum Beispiel oderdynamische Buchungsmöglichkeitenüber das Internet machen den Bünd-ner Tourismus wettbewerbsfähigerund einfacher.

Wer gewinnt in Graubünden bei derReform?

Alle, denen es durch bessere Auslas-tung wirtschaftlich besser geht. Dassind Unternehmen, die durch den Er-folg mehr investieren können und dieAngestellten, die einen besseren Lohnund mehr Sicherheit gewinnen undnatürlich auch die Zulieferer. Davonprofitiert die ganze Wirtschaft.

Gibt es Stolpersteine oder Verlierer?

Veränderungen lösen oft Ängste aus.Gefährlich aber ist, wenn man sichdeswegen nicht verändert – das Um-feld verändert sich sowieso und derGast entscheidet, wo er seine Ferienverbringt. Wir haben zulange nicht

reagiert, jetzt war es höchste Zeit dieszu tun. Die Veränderung läuft, aberim Kopf haben noch nicht alle umge-stellt. Das Auto Tourismus fährt zwar,aber wir müssen die Räder in vollerFahrt wechseln.

Wie profitieren das Gewerbe und derHandel von der Reform?

Das Gewerbe profitiert als Zuliefererganz erheblich – wenn es dem Touris-mus gut geht, dann wird mehr inves-tiert und konsumiert. Wir sitzen alleim gleichen Boot. Mit der Tourismus-reform und der Einführung einerKantonalen Tourismusabgabe (KTA)zur Finanzierung des Tourismusmar-ketings schaffen wir die Vorausset-zung, dass sich alle an der Gewin-nung neuer Gäste beteiligen. Langearbeitete jeder für sich allein, jetztmüssen wir zusammenspannen unddie Kräfte bündeln. Nur gemeinsamkönnen wir neue Gäste gewinnen.

Für die Reform wird viel Geld ausge-geben. Wer sagt Ihnen, dass die Wirt-schaft auch wirklich davon profitiert?

Bei jeder Massnahme werden wirZiele definieren und den Erfolg prü-fen. Was nicht erfolgreich ist, wirdaufgegeben oder verbessert. JedeDestination prüft mit einer BalancedScorecard (BSC) die Wirkung ihrerMassnahmen. Auch Graubünden Fe-rien und das Amt für Wirtschaft undTourismus messen die Wirkung. Vordreissig Jahren sagte man mir im En-gadin, dass nur die Hälfte der Wer-bung erfolgreich sei, aber man wissenicht welche. Leider denken heuteimmer noch viele so – das wollen wirändern.

Bisher wurde der Tourismus durchKurtaxen und kommunale Abgabengefördert. Was ist an diesem Modellfalsch?

Bisher hat jede Gemeinde ein eigenesSystem, das viel Administration erfor-derte. Die KTA ist einfach, gerechtund bezieht alle Regionen und Zulie-ferer ein. Alle, die vom Tourismusprofitieren, helfen mit, die Werbungfür neue Gäste zu finanzieren. Touris-musregionen, die ihre Hausaufgabengemacht haben, erhalten das Geldaus ihrer Region zurück.

Mit der KTA soll den Organisationenmehr Geld zur Verfügung stehen.Wie funktioniert das?

Das Gewerbe wird nicht mehr nurpunktuell, sondern flächendeckendeinbezogen. Das Bündner Rheintalzum Beispiel hat die zweithöchstetouristische Wertschöpfung undkannte bisher keine solche Abgabe.Die Beherberger zahlen zudem keineAbgabe mehr pro Logiernacht, son-dern pro Zimmer. Je mehr Gäste Ho-tels und Ferienwohnungen haben,desto geringer also die Belastung. Sofördern wir auch die Bereitstellungvon warmen statt kalten Betten. Auchin der Administration können wir Ein-sparungen tätigen. Heute braucht esdreissig Personen zum Einziehen derAbgaben und es gibt eine hohe Dun-kelziffer im Vollzug. Neu genügenvoraussichtlich eine handvoll Leutefür den Vollzug und mit der kantona-len Lösung unterstützen alle direktund indirekt vom Tourismus Profitie-renden das Tourismusmarketing.

Gibt es Alternativen zur KTA?

Die KTA ist wissenschaftlich aner-kannt, rechtlich möglich und zudemeinfach und fair. Das Ja der Wirt-schaftsverbände stimmt mich sehrzuversichtlich. Wenn eine kantonaleLösung nicht gelingt, müssen regio-nale Lösungen gesucht werden. Dieswäre aber nicht befriedigend undadministrativ sehr aufwendig.

Interview mit Regierungsrat Hansjörg Trachsel

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Die Kantonale Tourismusabgabebringt drei Änderungen gegenüberdem bisherigen Modell: 1. Bei denBeherbergern wird nicht die Frequenz(Logiernächte), sondern die Kapazi-tät (Anzahl Zimmer) besteuert. 2. Dieüber hundert kommunalen Gesetzewerden durch eine kantonale Ab-gabe, abgestuft nach Branche, Re-gion und Vernetzung mit dem Touris-mus, ersetzt. 3. Die Abgabe betrifftnicht mehr einzelne, sondern allevom Tourismus profitierenden Unter-nehmen im Rahmen ihrer Wert-schöpfung.

KTA ersetzt bisherige Abgaben Die KTA ist ein Gesetz, welches pri-vatwirtschaftlich wegen der Hetero-genität des Tourismus nicht realisier-bar ist. Die KTA ist derjenige Bestand-teil der Reform, der die Finanzierungdes Marketings in grösseren Organi-sationen (DMO und zTO) sicherstelltund dem Tourismus dank mehr Effi-zienz zu neuer Wertschöpfung ver-hilft. Heute werden die Gästewer-

bung, Veranstaltungen, touristischeEinrichtungen und die Gästeinforma-tion vor Ort durch kommunale Tou-rismusförderungsabgaben (TFA) undKurtaxen (KTX) finanziert. Dadurch werden jährlich 44,6 Mio.Franken generiert und aus rechtli-chen Gründen getrennt für Infra-struktur (Kurtaxen) und Marketing(Förderabgaben) eingesetzt. Beideheutigen Abgaben zusammen ent-sprechen rund 60 Prozent der Bud-gets aller Tourismusorganisationen.Die neue KTA soll, da flächende-ckend, rund 58,5 Mio. Franken erzie-len. Die KTA ersetzt die bisherigenAbgaben und wird direkt bei den Un-

ternehmen erhoben. Durch die Kapa-zitätsabgabe bei Hotels, den übrigenBeherbergern (Camping/Jugendher-berge/Gruppenunterkünfte) und Fe-rienwohnungen werden «kalte Bet-ten» gleich wie «warme Betten» be-handelt, wodurch sich die zusätzlicheVermietung besonders für Zweit-wohnungsbesitzer lohnt. Mit diesemModell entfällt künftig die rechtlichbedingte Aufteilung der Mittel in In-frastruktur vor Ort und Marketing.

Nutzen, Wertschöpfung und GrösseDer Mehrertrag von rund 14 Mio.Franken setzt sich aus höheren Bei-trägen der Hotellerie, der vermieteten

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Kantonale Tourismusabgabe:einfach, fair und flächendeckend

Die Strukturreform im Bündner Tourismus ist gut gestartet. Bis 2010unterstützt der Kanton die Transformation in den Regionen mit meh-reren Millionen Franken, danach sollen die Destinationen mit einerKantonalen Tourismusabgabe (KTA) neue Gäste gewinnen. Die KTA er-setzt die Kurtaxen und die kommunalen Tourismusförderungsabga-ben und bezieht alle vom Tourismus profitierenden Unternehmen ein.

Die Kantonale TourismusabgabeDie Kantonale Tourismusabgabe (KTA) ist ein neues Ab-gabemodell zur Förderung des Tourismus. Die heutigenKurtaxen und kommunalen Tourismusförderungsabgabenwerden durch ein kantonales, flächendeckendes Systemersetzt. Durch den Einbezug aller Regionen sowie höhe-ren Beiträgen aus Hotellerie und Zweitwohnungen stehender Tourismusförderung neu rund 58,5 statt 44,6 Mio.Franken zur Verfügung.

Aufträge durch den Tourismus: Umbau des Bahnhofs Chur.

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Ferienwohnungen sowie der Zweit-wohnungen und des Gewerbes zu-sammen. Das Gewerbe bezahlt inForm der TFA heute einen Beitragvon 4,1 Mio. Franken, neu beträgtdieser 9,1 Mio. Franken. Die kantonalflächendeckende Abgabe beziehtauch das Bündner Rheintal mit ein,das die zweithöchste touristischeWertschöpfung im Kanton aufweist(durch Vorleistungen sowie die Zen-trumsfunktion). Daraus resultierenMehreinnahmen von 3 Mio. Franken,das übrige Gewerbe im Kanton steu-ert ca. 2 Mio. Franken mehr bei. Die Berechnung der KTA erfolgt ein-heitlich, fair und flächendeckend.Heute gibt es in über 100 von 203Gemeinden Tourismusgesetze, dieUnternehmen bzw. Beherberger nachverschiedenen Kriterien belasten.Neu wird im ganzen Kanton dieselbeBerechnungsgrundlage verwendet.Ausschlaggebend ist der Nutzen ausdem Tourismus (Tourismusabhängig-keit einer Branche in einer Region),die Wertschöpfungsintensität der

Branche (ortsunabhängig) und dieGrösse eines Unternehmens (Lohn-summe). Jedes Unternehmen imKanton trägt anteilsmässig zur Tou-rismusförderung bei, wobei touris-musunabhängige Branchen (wie dieExportindustrie) von Beiträgen befreitsind. Bei allen Unternehmen wirdeine Grundpauschale erhoben. Ge-meinden können bei Bedarf einenkommunalen Zuschlag in Prozent derKantonalen Tourismusabgabe erhe-ben (z.B. für Gratis-Bus, Gratis-Berg-bahnen etc.). Die Berechnung beruhtauf einer Wertschöpfungsstudie derHTW Chur, die nach Branchen undRegionen im Kanton unterscheidet(siehe Artikel auf der folgenden Seite).

Abgaben fliessen zurückGeplant ist, dass die aus einer Regionstammenden Mittel vollumfänglich indiese Region zurückfliessen. EinzigeAusnahme ist das Bündner Rheintal,das infolge seiner Zentrumsfunktionzusätzlich andere Destinationen unddestinationsübergreifende Tourismus-

projekte mitfinanziert. Bedingung fürdie mindestens hundertprozentigeAusschüttung der Abgabegelder istallerdings, dass die Regionen sich zu-kunftsgerichtet formiert haben unddie Strukturreform umsetzen.

Kantonale Tourismusabgabe

KTA-Zeitplan ■ ■ ■

■ 2008Aktualisierung der Modellrech-nung, Verfassen der gesetzlichenGrundlage inkl. Botschaft an denGrossen Rat

■ 2009Vernehmlassung und Beratungim Grossen Rat, fakultativesReferendum

■ 2010/2011Einführung der KTA

13,958,544,6Total

Ferienwohnung (vermietet) &Zweitwohnungen

Beherberger

Gewerbe

KTA / BeiträgeTFAKTXin Mio.

Differenzkünftigheute

8,636,0

6,4 *27,4 *1,619,4

0,43,00,32,3übrige Beherberger(Camping etc.)

2,119,02,614,3Hotellerie

5,09,14,1

* effektive Höhe ist Gegenstand von weiteren Abklärungen

Die KTA ersetzt die heutigen Kurtaxen (KTX) und kommunalen Tourismusförderungsabgaben (TFA).

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Wie und warum der Tourismus derMotor der Bündner Volkswirtschaftist, lässt sich mit Zahlen belegen: 30Prozent der gesamten Bruttowert-schöpfung im Kanton Graubündensteuert der Tourismus bei. Von dergesamten Bruttowertschöpfung von10,2 Milliarden Franken werden 3,04Milliarden Franken direkt oder indi-rekt durch den Tourismus erwirt-schaftet. Die Wertschöpfungsstudie der Hoch-schule für Technik und WirtschaftChur zeigt die unterschiedliche Tou-rismusabhängigkeit der einzelnenBranchen und Regionen im Kanton.

Diese Zahlen verdeutlichen erstens,wie stark eine bestimmte Branchevon Feriengästen profitiert und zwei-tens, wie hoch der Tourismusanteilam Bruttoinlandprodukt (BIP) in einerbestimmten Region ist. Der Nutzenaus dem Tourismus (Bemessungs-grundlage für die KTA) hängt somitsowohl von der Region wie auch vonder direkten und indirekten Wert-schöpfung (d.h. der Produktivität)aus dem Tourismus ab. Auch wenneine Branche sehr stark vom Touris-mus abhängig sein kann, liefert sieaufgrund der geringen Branchen-wertschöpfung vielleicht nur einenkleinen Beitrag zur Tourismuswert-schöpfung im Kanton. Andererseitsprofitiert eine bestimmte Branchenicht in jeder Region gleich stark (di-rekt oder indirekt) vom Tourismus.

Hotels und BergbahnenDer Bericht zeigt auf Basis der Wert-schöpfung, wie abhängig ein Unter-nehmen vom Tourismus ist. Währendbeispielsweise touristische Leistungs-träger wie Hotels oder Bergbahnenihre Umsätze zur Hauptsache in di-rektem Kontakt mit Touristen erzielen(85,0 bzw. 80,1 Prozent der Einnah-men durch Gäste, weniger als einFünftel durch Einheimische), so beträgtdie direkte touristische Wertschöp-fung bei den Eisenbahnen noch gutdie Hälfte (55,4 Prozent). Bei denGaststätten liegt die erzielte Wert-schöpfung mit Feriengästen bei 45,5

Prozent. Das heisst: Der Tourismushat für das Gaststättengewerbe alsoeine deutlich geringere Bedeutung alsfür das Beherbergungsgewerbe, wo-bei Restaurants in Hotels statistischnicht zu den Gaststätten gezählt wer-den. Alle touristischen Leistungsträger(Unternehmen, die Leistungen direktan den Gast verkaufen) erzielen imganzen Kanton eine Wertschöpfungvon rund 1,06 Milliarden Franken.

Detailhandel und Banken profitierenDie tourismusverwandten Branchen,die Wertschöpfung vor allem ausVorleistungen und Investitionen fürden Tourismus erzielen, weisen mit1,11 Milliarden Franken einen leichthöheren Anteil an der gesamten tou-ristischen Wertschöpfung auf. Dietouristische Abhängigkeit dieserBranchen ist sehr unterschiedlich. DerDetailhandel (36,2 Prozent), die Ban-ken (34,0 Prozent) sowie Abwasserund Entsorgung (33,2 Prozent) ver-danken rund einen Drittel ihrer Wert-schöpfung dem Tourismus, währendauf der anderen Seite Versicherungen(6,4 Prozent), Landwirtschaft (4,7Prozent) oder Verlags- und Druckge-werbe (5,0 Prozent) nur schwachvom Tourismus abhängig sind. In derMitte der Skala liegen die BranchenBaugewerbe (24,8 Prozent), persönli-che Dienstleistungen (24,7 Prozent),Lebensmittelhersteller (23,3 Prozent),Grosshandel (21,3 Prozent) oder dasGaragengewerbe (17,8 Prozent).

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Wer erwirtschaftet wievieldank des Tourismus?

Die KTA wird bei allen direkt oder indirekt vom Tourismus profitieren-den Unternehmen erhoben – für die Bemessung zählen drei Faktoren:1. der direkte und indirekte Nutzen aus dem Tourismus der Region,2. die Wertschöpfungsintensität sowie 3. die Grösse des Betriebes. EineStudie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur hat alle Regio-nen und Branchen auf ihre Tourismusrelevanz untersucht und liefertdamit eine wissenschaftliche und faire Bemessungsgrundlage.

WertschöpfungDie Wertschöpfung ist die wirtschaftliche Leistung übereinen bestimmten Zeitraum und betrifft nur die selbster-brachten Leistungen. Die Bruttowertschöpfung ist dabeidie Differenz der selbsterbrachten Leistungen eines Pro-duzenten und der von anderen Produzenten bezogenenVorleistungen. Im Tourismus setzt sich die Wertschöpfungaus zwei Faktoren zusammen: Aus direkten Leistungen anden Gast (Verkauf von Tageskarten, Mahlzeiten, Über-nachtungen, Ferienwohnungen etc.) und aus indirektenLeistungen an touristische Unternehmungen. Zum Bei-spiel beliefert der Detail- und Grosshandel Hotels mitNahrungsmitteln, die hier weiterverarbeitet und schliess-lich an die Gäste weiterverkauft werden. Der Detailhandelbeispielsweise erzielt einen Teil der Wertschöpfung so-wohl direkt (durch den Verkauf an Gäste) wie indirekt(durch den Verkauf an Gastronomen) aus dem Tourismus.In der Berechnung der Tourismusrelevanz einer Branchewerden deshalb sowohl der direkte wie der indirekte Nut-zen aus dem Tourismus berücksichtigt.

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Wertschöpfung aus WohnungenDie Zahlen zeigen die Abhängigkeiteines einzelnen Unternehmens (einerBranche) vom Tourismus, wobei diegrösste touristische Bruttowertschöp-fung mit 550,3 Mio. Franken die Be-herberger erzielen (21,4 Prozent dertouristischen Wertschöpfung). Diezweitgrösste touristische Wertschöp-fung generiert das Immobilienwesenmit 389,5 Mio. Franken. Hierzu zäh-len nicht nur der Kauf und Verkaufvon Immobilien, sondern auch dieNutzung von Wohneinheiten durchGäste (als Eigentums- bzw. Zweit-wohnungen) sowie die Vermietungvon Wohnungen an Gäste. Das Im-mobilienwesen trägt somit 15,1 Pro-zent zur touristischen Bruttowert-schöpfung im Kanton bei, wobei dergrösste Anteil die privaten Haushalte,also Ferien- und Zweitwohnungen,ausmachen.

Spitze: Oberengadin und Rheintal In absoluten Zahlen erzielt das Ober-

engadin die grösste Wertschöpfungaus dem Tourismus, nämlich rund744,9 Mio. Franken, also 24,9 Pro-zent des ganzen Kantons. An zweiterStelle folgt das Bündner Rheintal miteiner Wertschöpfung von 490,6 Mio.Franken. Der hohe Betrag ist auf In-vestitionen und Vorleistungen (auchfür benachbarte Regionen) sowie dieZentrumsfunktion des Bündner Rhein-tals zurückzuführen. In Chur konzen-triert sich ein grosser Teil der Banken,welche mit 57,7 Mio. Franken einenbedeutenden Teil zur direkten touris-tischen Wertschöpfung beisteuern.Ebenso bedeutend sind in Chur diegrosse Anzahl Unternehmen im De-tailhandel und Gastgewerbe, dierund 58,5 bzw. 34,5 Mio. FrankenWertschöpfung aus dem Tourimuserzielen. Auch die Eisenbahnen(Hauptsitz RhB) und das Gesund-heitswesen tragen mit ihrer direktentouristischen Wertschöpfung 25,0bzw. 22,5 Mio. Franken zum Ge-samtergebnis der Region bei. Die

drittgrösste Wertschöpfung aus demTourismus erzielt die Surselva (436,2Mio. Franken), gefolgt von Davos(352,8 Mio. Franken) und der RegionMittelbünden (260,8 Mio. Franken).

Studie zur touristischen Wertschöpfung

Auf einen BlickDie Bemessung der KTA eines Gewerbebetriebes beruhtauf einer Grundpauschale und einem variablen Betrag.Der variable Betrag wird durch die Lohnsumme berechnetund berücksichtigt– die branchenspezifische Tourismusabhängigkeit,– die regionale Tourismusabhängigkeit– sowie die Wertschöpfungskraft des jeweiligen

abgabepflichtigen Unternehmens.

Bei den Beherbergern wird zusätzlich eine Kapazitätsab-gabe (pro Zimmer oder Schlafplatz) erhoben. Bei den Feri-enwohnungen kommt eine Flächenabgabe zum Zuge(geprüft wird eine Abgabe auf dem Verkehrswert derWohnung).

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Gesamtwirtschaft (BIP)

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Die touristische Wertschöpfung und Gesamtwertschöpfung (BIP) der Regionen.

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Studie zur touristischen Wertschöpfung

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Total Bruttowertschöpfung

Total touristische Bruttowertschöpfung

Bei den tourismusverwandten Branchen erzielen Immobilienwesen, Detailhandel, Banken und das Baugewerbe die grösste touristische

Wertschöpfung.

Von den touristischen Leistungsträgern erzielt das Beherbergungsgewerbe die grösste Wertschöpfung.

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«Die Rhätische Bahn ist Teil der Wirt-schaft und des Tourismus in Graubün-den. 10 Mio. Reisende erreichen jähr-lich sicher und pünktlich ihr Ziel. 80Pro-zent der Einnahmen im Reiseverkehrstammen von unseren Feriengästen.Die weltbekannten Brands «Glacier Ex-press und Bernina Express» sind Multi-plikatoren im Bündner Tourismus. Auchder Güterverkehr hat einen engen Be-zug zum Tourismus: Wenn viele Gästekommen, transportieren wir mehr Nah-rungsmittel, Post und Entsorgungs-güter. Dieses Jahr investieren wir zurSubstanzerhaltung unseres einzigarti-gen Streckennetzes über 110 Mio.Franken. Davon profitieren viele Bünd-ner Unternehmen. Mit unseren rund1300 Arbeitsplätzen und 110 Ausbil-dungsplätzen stellen wir eine wichtigeWertschöpfung im Kanton sicher.»

«Eine gesamtkantonale Tourismusab-gabe ist angebracht, da eigentlich alleUnternehmen im Kanton einen Nutzendaraus ziehen. Ein Feriengast in einemTourismusort beansprucht Leistungen,die unter anderem auch im BündnerRheintal von Gewerbe-, Handels- undDienstleistungsbetrieben produziertoder vertrieben werden. Von der Wert-schöpfung aus dem Tourismus profitie-ren wir somit alle direkt oder indirekt.»

Bündner Unternehmerzur Tourismusreform

«In unseren Läden erzielen wir 65 Pro-zent des Umsatzes mit Feriengästen.Hier leben alle vom Tourismus, indirektsogar der Lehrer. Wir zahlen in Scuol,Zernez, Zuoz und St.Moritz eine Tou-rismusabgabe. Jeder Franken ist sehrgut investiert. Eigentlich müsste auchder Handwerker aus Sent etwas zah-len, denn ohne Gäste hätte er in Scuolgar keine Aufträge. Wenn die Kanto-nale Tourismusabgabe kommt, würdesich das Problem nicht mehr stellen.»

Ludwig Hatecke,Finalist Unter-nehmerpreis Ost-schweiz 2008,Hatecke, Scuol

Erwin Rutishauser,Vorsitzender derGeschäftsleitungder RhB

Roland Tremp,Stadtrat Chur,Präsident Regio-nalverband Nord-bünden

«Der Graubündnerische Baumeister-verband anerkennt den Tourismus alsSchlüsselbranche der Volkswirtschaftunseres Kantons mit eigentlicher Mo-torwirkung auf andere Branchen. Des-sen Stärkung ist ein Beitrag zur Stär-kung der gesamten Volkswirtschaft.Die Baumeister sind grundsätzlich be-reit, ihren Beitrag dazu zu leisten.Der Modus der KTA-Berechnung mussallerdings überarbeitet werden. Insbe-sondere die Lohnsumme als Bemes-sungsgrundlage ist problematisch und,wenn überhaupt angewendet, mit ei-ner wirksamen Degression und einemHöchstbetrag zu verbinden.»

«Wir vereinigten 2004 die sechs Fir-men Crestageo, Marazzi, Mettler,Prader, Zindel und Zindel Logistik zurZindel Gruppe. Der Zusammenschlussbringt uns viele Vorteile: Tiefere Fix-kosten (dank Zusammenlegung vonAdministration, Werkstatt und Ma-gazin), tiefere Einkaufspreise (dankgrösserem Volumen) und höhere Pro-duktivität (dank Bildung von Kompe-tenzzentren). Wir haben die lokalbekannten Firmennamen zwar beibe-halten, überregional forcieren wir je-doch die Zindel Gruppe. Für den Tou-rismus, der national und global kon-kurrieren muss, kann ich die Kon-zentration auf einige wenige, starkeMarken nur empfehlen.»

«Die Tourismusreform wird auch fürdie Hotellerie Veränderungen mit sichbringen. Das System, Kurtaxen nachLogiernächten abzurechnen, wird ab-geschafft. Der Hotelier bezahlt diejährlichen Abgaben nach Anzahl Zim-mer und Lohnsumme. Für erfolgreicheBetriebe mit einer hohen Zimmeraus-lastung wird dies eher eine finanzielleEntlastung bedeuten. Überdurch-schnittliche Leistung wird also wiederbelohnt und nicht mit einer höherenAbgabe ‹bestraft›. Unter dem Strichgeht die Rechnung aber für alle auf.Es fliessen mehr Mittel in die Vermark-tung des Tourismus. Mittelfristig wirddurch eine konsequente Bearbeitungder Märkte die durchschnittliche Aus-lastung im Kanton ansteigen.»

Andreas Züllig,Präsident Hotelier-verein Graubünden,Hotel Schweizer-hof, Lenzerheide

Franco Lurati,Präsident Grau-bündnerischer Bau-meisterverband(GBV), Lurati & Co.,Chur

Dr. Michael Zindel,CEO ZindelGruppe, Chur

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Der Tourismus ist eine stark vernetzteBranche: Wie ein Blick auf die Wert-schöpfungsrechnung zeigt, profitie-ren nicht nur Hoteliers und Bergbah-nen von Feriengästen. Am stärkstenvom Tourismus abhängig sind zwarerwartungsgemäss die touristischenLeistungsträger wie Beherberger, Gast-stätten, Kultur und Sport sowie Pri-vatverkehr und öffentlicher Verkehr(Bahnen, Busse), diese tragen abernur rund 35 Prozent zur gesamtkan-tonalen touristischen Wertschöpfungbei. Ebenso bedeutend sind die tou-rismusverwandten Branchen wie De-tailhandel, Banken oder Baugewerbe,die in Graubünden bis zu einem Drit-tel ihrer Wertschöpfung dank desTourismus erzielen. Ein Gast zahlt bei-spielsweise 100 Franken für die Über-nachtung, darüber hinaus kauft eraber noch ein, geht in Restaurants,benutzt Bahnen und Sportzentrenoder Dienstleistungen wie Skischuleund Coiffeur – und gibt dafür oft mehrals für die blosse Übernachtung aus.

Personal: 40 Rappen eines FrankensDie Betriebszahlen eines Hotels zei-gen, wohin das Geld eines Hotel-gastes fliesst: Nur rund 40 Prozentder Einnahmen eines Hoteliers, er-klärt Michael Böhler, Vizedirektor desArosa Kulm, werden für das Personalverwendet, sind also selbst erbrachteLeistungen der Hotelangestellten. 30Prozent eines Gästefrankens werdendabei für den Wareneinkauf aufge-

wendet (Getränke, Essen), die vomDetail- oder Grosshändler der Regiongeliefert werden. Fast so hoch, näm-lich 25 Prozent, sind die Ausgabenfür Betriebskosten (Heizöl, Reini-gung, Informatik), die wiederum teil-weise in die Region zurückfliessen.Durchschnittlich fünf Prozent desUmsatzes werden für Amortisationund Reinvestition verwendet. «Beiunserem Neubau haben wir Aufträgefür 1,2 Mio. Franken ins BündnerRheintal und rund 3,5 Mio. Frankenans lokale Gewerbe vergeben.» DieBaubranche im ganzen Kanton istwesentlich vom Tourismus abhängig(kantonal erwirtschaften Handwer-ker und Baufirmen rund einen Viertel

dank dem Tourismus). Sie ist derdrittgrösste Wertschöpfer der touris-musverwandten Branchen; ins Ge-wicht fallen hier Investitionen derHotels und Bahnen, aber auch der Bauvon Ferien- oder Zweitwohnungen.

Der Hummer aus LandquartIm Bündner Detailhandel sehen dieVerhältnisse ähnlich aus: Jeder dritteFranken stammt von Gästen. In Kur-orten und deren Umgebung, aberauch in der Zulieferer- und Vorleister-region Rheintal ist der Tourismus fürviele Betriebe der wichtigste Umsatz-träger. Jann Rageth von der RagethComestibles in Landquart beliefertrund 1’000 Hotels und Restaurants

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«Unternehmen profitierenvon jedem Feriengast»

Ein Feriengast gibt sein Geld an verschiedenen Orten aus: beispiels-weise für die Übernachtung, für die Verpflegung, in Geschäften, Ski-schulen und Bergbahnen. Wie die Wertschöpfungsrechnung zeigt,werden in Graubünden rund zwei der drei Milliarden Franken Brutto-wertschöpfung direkt und eine knappe Milliarde indirekt durch Gästeerzielt. Die Zulieferer und das Gewerbe profitieren mit.

Der Detailhandel erzielt jeden dritten Franken durch den Tourismus.

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im Kanton. Rund 70 Prozent seinesUmsatzes hängt vom Tourismus ab:«Während der Hochsaison im Wintersind wir oft fünfmal so stark ausge-lastet wie normal. Unseren Umsatzkönnen wir direkt an den Logiernäch-ten ablesen», erklärt Rageth. Nichtnur der Hummer in St. Moritz stammtaus dem Fischbassin in Landquart,auch Getränkelieferanten wie Heine-ken und Feldschlösschen haben ihrenSitz im Rheintal – wenn der Touris-mus hustet, bekommen die VerteilerFieber, umschreibt Ueli Cavelti (Hei-neken Switzerland) den Bezug derGetränkeriesen zum Tourismus. InChur, das Drehscheibe für den gan-zen Kanton ist, tragen Tagesgästeauch aus andern Regionen massgeb-lich zum Umsatz bei: «20 Prozent desUmsatzes erzielen wir mit Gästen, beiSchlechtwetter stammt ein Drittelunserer Kunden aus andern Ferien-orten», sagt Manor-Direktor FranzPfanner. Das Warenhaus ist schweiz-weit das zehntgrösste, obwohl Churin der Einwohnerstatistik nur den 16.Platz einnimmt – die Differenz machtder Tourismus. In St.Moritz gibt esBoutiquen wie Chanel, Dolce & Gab-bana, Chopard etc., wie sonst an kei-nem vergleichbaren Ort dieser Grösse.Die grösste Tourismusabhängigkeit

ist denn auch im Oberengadin fest-zustellen, rund zwei Drittel der Wert-schöpfung werden direkt oder indi-rekt (durch Vorleistungen und Inves-titionen) dank Feriengästen erzielt.Zwei von drei Oberengadiner erhal-ten ihren Lohn direkt oder indirektdurch Gäste – ob im Hotel, bei Berg-und Eisenbahnen, im Verkauf oder imGewerbe.

Standort Graubünden Zweitgrösster touristischer Wert-schöpfer im Kanton ist das Rheintal.Hierzu tragen nicht nur die vielenVorleister mit einem Viertel bei, son-dern auch die Zentrumsfunktion derRegion – was hier erschaffen, verar-beitet oder verwaltet wird, wird an-dernorts an Gäste verkauft. Die RhBzum Beispiel, bei der 80 Prozent derReisenden Gäste sind, hat im Rheintalihren Hauptsitz und profitiert ebensowie viele Banken, die sowohl direkt(durch neue Kunden) wie indirekt(durch Investitionen) vom Tourismusabhängen. Dass der Tourismus in an-deren Regionen des Kantons zumStandortvorteil für das BündnerRheintal wird, zeigt sich eindrücklichin Landquart: Dort baut die britischeBVB Outlet Villages für 120 Mio.Franken eine Einkaufsstrasse mit über

100 Shops. Dessen britischer CEORobin Behar hat die Schweiz einstdurchs Skifahren kennengelernt –und der Standort des Grossbaupro-jekts liegt im Einzugsgebiet des Feri-engebiets Graubünden. Ein wichtigerFaktor: 2,1 Mio. Feriengäste sind ineiner halben Stunde dort und sollenhier dereinst ihr Geld ausgeben. Dasssich Gäste genauso wie Zuliefererund Handwerker bewegen, gilt füralle Regionen – ob Kurort, Umgebungoder Vorleister: Von und dank Gästenwird im Kanton Graubünden jederdritte Franken im Tourismus verdient.

Wertschöpfung aus dem Tourismus

«Kompliment der Tourismusreform in Graubünden. Die Bündnerwollen ihre touristische Zukunft nicht dem Zufall überlassen. Sprichtman bei den touristischen Einflussfaktoren von den sogenanntenvier W’s – Währung, Wetter, Wirtschaft, Werbung – so haben dieBündner vor allem eins richtig realisiert: in Zeiten von Klimawandelund Globalisierung darf sich ein Tourismuskanton nicht auf die ers-ten drei W’s verlassen. Vielmehr sollte er seine Vermarktung effektivgestalten. Und nur grosse Destinationen verfügen über die nötigenMittel und Professionalität, um international gehört zu werden.»

Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus

Rageth Comestibles in Landquart beliefert rund 1’000 Hotels

und Restaurants in Graubünden.

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Warum braucht der Bündner Touris-mus eine Reform mit Destinations-bildung und der Einführung einerKantonalen Tourismusabgabe?

Marco Ettisberger: Wir brauchenneue Gäste in Graubünden, darübersind sich alle einig. Der Tourismus istder Motor unserer Volkswirtschaftund 30 Prozent der Bündner Wirt-schaft sind direkt oder indirekt vomTourismus abhängig. Wir dürfen unsjetzt nicht blenden lassen von der gu-ten Wirtschaftslage und dem günsti-gen Wechselkurs – wenn sich das än-dert, sind wir dringend auf wettbe-werbsfähige Strukturen wie dieneuen Destinationen im Tourismusangewiesen.

Jürg Domenig: Der Umbau der Struk-turen erfolgt zurzeit wie geplant.Diese erfreuliche Dynamik können

wir mittelfristig mit kommunalen Ab-gaben nicht aufrecht erhalten. Wirmüssen die alten Strukturen aufbre-chen und gegenüber den Gästen ver-eint auftreten.

Was ist das Interesse der Wirtschafts-verbände, in den Tourismus zu inves-tieren?

Jürg Michel: Was wir hier unterstüt-zen, hat natürlich nicht nur eitelFreude ausgelöst. Wir befürwortennicht von vornherein eine neue Ab-gabe, sondern wollen den Tourismusstärken, also eine Investition in dieVolkswirtschaft. Unser Ziel ist, dassder erfolgreich gestartete Reformpro-zess weitergeht.

Marco Ettisberger: Die zu komplizier-ten Regelungen mit den kommuna-len Abgaben lähmen den Aufbruchim Tourismus, deshalb befürwortenwir eine kantonale Lösung. Ohne dasneue Finanzierungsmodell versandendie Bemühungen und dem Motorfehlt der Treibstoff.

Heute wird der Tourismus unter an-derem durch Kurtaxen und kommu-nale Abgaben gefördert. Was ist andiesem Modell falsch?

Jürg Michel: Der Kanton Graubündenist mit seinen politischen und regio-nalen Strukturen nicht nur im Touris-mus auf übergeordnete Finanzierungs-

modelle angewiesen. Die Gemeindenund Tourismusorganisationen alleinsind nicht imstande, sich dem verän-derten Marktumfeld mit mehr Kon-kurrenz und grösserem Angebot an-zupassen. Hier braucht es vereinteKräfte. Die Reform bündelt diese Kräf-te und so kann das vorhandene Geldauch wirksamer eingesetzt werden.

Marco Ettisberger: Die erhöhten fi-nanziellen Mittel, die mit der Kanto-nalen Tourismusabgabe in die Gäste-werbung und Produktgestaltung flies-sen, kommt auch den andern Bran-chen zugute. Das Bündner Rheintalzum Beispiel hat die zweithöchstetouristische Wertschöpfung im Kan-ton. Viele Unternehmer und Gewer-betreibende spüren mit ihren Aufträ-gen oder dem Absatz direkt, wenn imTourismus investiert wird und die Gä-stezahl steigt. Die Abgabe an denTourismus ist deshalb keine Subven-tion, sondern eine Investition im ei-genen Interesse.

Jürg Domenig: Gleich lange Spiessefür alle am Tourismus Beteiligten sinduns wichtig. Nicht nur der Hotelierprofitiert von einem Gast, sondernauch der Detailhandel, die Zuliefererund mittelbar auch das nachfolgendeGewerbe. Heute herrscht in der Fi-nanzierung des Marketings ein Wild-wuchs, der nicht alle Profiteure gleichbehandelt. Da der Tourismus sehrvernetzt ist, sind kleinräumige Lösun-

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«Wir möchten einen starkenMotor der Bündner Wirtschaft»

Die drei Bündner Wirtschaftsverbände stehen hinter der Tourismus-reform und unterstützen eine flächendeckende Kantonale Tourismus-abgabe. Dr. Marco Ettisberger (Sekretär Handelskammer und Arbeit-geberverband), Dr. Jürg Domenig (Geschäftsführer HoteliervereinGraubünden) und Jürg Michel (Direktor Bündner Gewerbeverband)sind überzeugt, dass die Investition in neue Strukturen dem ganzenKanton und verschiedenen Branchen zugute kommt.

Marco Ettisberger, Handelskammer und Arbeitgeberverband.

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gen oft ungerecht. Die neue KTA ist,weil flächendeckend und nach Tou-rismusabhängigkeit abgestuft, fairund gerecht.

Es gibt dennoch Unterschiede zwi-schen den Regionen und den Bran-chen. Warum sollen das Gewerbeund die Unternehmen die Gästewer-bung mitfinanzieren?

Jürg Michel: Eine Möglichkeit wärenatürlich, den Tourismus ausschliess-lich über allgemeine Steuermittel zufinanzieren. Das wäre aber kaumrichtig, weil wir eine verursacherge-rechte Aufteilung der Kosten anstre-ben – wer mehr vom Tourismus profi-tiert, zahlt entsprechend seinem An-teil mehr und umgekehrt. DieAnsätze unterscheiden sich nach Re-gion und nach Tourismusabhängig-keit einer Branche. Mit dieser Lösungwerden in der Regel auch nicht jenemit zusätzlichen Abgaben bestraft,die wenig auf den Tourismus ange-wiesen sind.

Jürg Domenig: Der Tourismus ist dieeinzige standortgebundene Export-Branche. Er hat die Kosten von innen,muss seine Produkte aber nach aus-sen verkaufen. Ein Hotel oder eineBergbahn kann nicht nach Tschechienauslagern, um wettbewerbsfähig zubleiben. Darum braucht es Strukturenund Modelle, die diesen Nachteil aus-gleichen – die Branche allein ist dazunicht fähig, sie braucht Rahmenbe-dingungen.

Marco Ettisberger: Mit der Touris-musabgabe soll ja nicht eine Branchesubventioniert, sondern die ganzeVolkswirtschaft gestärkt werden. Wirbieten Hilfe zur Selbsthilfe, damit dieTourismusbranche sich entwickelnkann. Das Geld fliesst direkt und indi-rekt in die Regionen zurück, die esbezahlen.

Wird der Tourismus durch zusätzli-che Beiträge wettbewerbsfähiger?

Marco Ettisberger: Indem wir denTourismusorganisationen finanzielleAnreize bieten, haben diese ein un-mittelbares Interesse an Reformen.Die KTA belohnt rasche Reformenund bestraft diejenigen, die ihreHausaufgaben nicht gemacht haben.Geld erhält grundsätzlich nur, wer zu-sammenarbeitet – diese Bedingungwar uns sehr wichtig, weil sie die Re-form beschleunigt. Kooperationenfunktionieren nur über das Porte-monnaie.

Jürg Michel: In 90 Prozent der Regio-nen ist der Tourismus die einzigeWachstumsmöglichkeit. Statt mitTransferzahlungen unterstützen wirdie eigene Wertschöpfung vor Ort –die neuen Mittel und die Reformenerst ermöglichen dieses Wachstumder Volkswirtschaft. Nur mit einemstarken Tourismus – und dazu gehö-ren nun einmal neue Strukturen –können wir die Entvölkerung der Tä-ler verhindern.

Der Tourismus soll wieder zur eige-nen Stärke zurückfinden – soll dieAbgabe danach wieder aufgehobenwerden?

Jürg Domenig: Die Reform ist aufneue Finanzierungssysteme ange-wiesen. Wenn man heute neue Gästegewinnen will, kann das nicht ein Ortoder ein Unternehmen allein tun. DieReform zusammen mit der KTA er-möglicht den starken Auftritt gegenaussen. Wenn zum Beispiel ein Zulie-ferer aus dem Bündner Rheintal mehrAbsatz anstrebt, erreicht er diesdurch zusätzliche Gäste in den Desti-nationen. Sein Beitrag ist also einelangfristige Investition.

Marco Ettisberger: Wir haben die ge-samte Volkswirtschaft im Auge –wenn mehr Gäste nach Graubündenkommen, steigen die Gewinne, eswird mehr investiert und neue Ar-

Die Wirtschaftsverbände im Gespräch

Jürg Michel, Bündner Gewerbeverband.

Jürg Domenig, Hotelierverein Graubünden.

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beitsplätze entstehen. Davon profi-tiert nicht nur die Branche und ihreZulieferer, sondern durch Steuernletztlich auch der Staat. So könnenwir dank dieser Förderung nachhalti-ges Wachstum im Kanton generierenund vielleicht anderswo die Steuernsenken. Das ist im Interesse aller.

Jürg Michel: Wenn die Abgabe etwasbewirkt und die Gästezahlen erhöht,ist ihr Ziel erreicht. Die dem Touris-mus zugeführten Mittel müssen zuneuen Gäste führen und zu sovielWachstum, dass die Abgabe nach ei-nigen Jahren – aufgrund einer Lage-analyse durch die nächste Generation– aufgehoben werden kann. Zu einerzeitlich unbeschränkten Abgabe wür-den wir heute nie Hand bieten.

Was für Vorteile hat der geplante Sys-temwechsel für den ganzen Kanton?

Jürg Domenig: Fast alle Tourismusre-gionen kennen heute schon Abga-ben, die Kurtaxe beim Gast und dieFörderabgaben der Unternehmen.Diese sind allerdings kompliziert underfordern hohen administrativen Auf-wand. Diese kommunalen Abgaben

und Taxen sollen abgeschafft unddurch das flächendeckende Systemersetzt werden. Bereits heute bezahltdas Gewerbe über 7 Mio. an denTourismus. Dieser Beitrag wird durchdie Ausdehnung auf den ganzenKanton etwas höher, dazu kommenneue Beiträge der Beherberger, derZweitwohnungsbesitzer und desKantons. Die einzelnen Destinatio-nen haben zusätzliche Mittel, weil dieadministrativen Kosten des Inkassosstark reduziert werden.

Welche Nebeneffekte – ausser mehrMittel für die Regionen – hat die Re-form aus Sicht der Wirtschaftsver-bände?

Jürg Michel: Die Besitzer von Zweit-wohnungen werden auch ihren Teilzur Finanzierung der neuen Struktu-ren leisten müssen. Wenn uns mit dernächsten Revision des Steuergesetzesein weiterer Schritt nach vorne ge-lingt – ich denke zum Beispiel an eineReduktion der Vermögenssteuer –kann ein weiterer Anreiz für Ferien-wohnungsbesitzer geschaffen wer-den, vielleicht einmal den Haupt-wohnsitz in den Kanton zu verlegen.

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Die Wirtschaftsverbände im Gespräch

Jürg Domenig: In der Hotellerie wirdder Wechsel auf eine Zimmer-Ab-gabe statt Übernachtungstaxe denje-nigen Vermietern zugute kommen,die eine hohe Auslastung haben. DasSystem animiert in diesem Fall Hotel-und Ferienwohnungs-Besitzer, neueGäste und Übernachtungen zu gene-rieren, da diese nicht zusätzlich belas-tet werden.

Wer garantiert, dass die Gelder auchwirkungsvoll eingesetzt werden?

Marco Ettisberger: Uns war von An-fang an wichtig, dass mit der Reformauch eine Wirkungsmessung einge-führt wird. Geld soll nur dort ausge-ben werden, wo es einen Mehrwerterbringt. Mit dem System der Balan-ced Scorecard wird jede Massnahmegeprüft und muss bei Bedarf ange-passt werden. Ohne diese Kontrolleinnerhalb eines mittelfristigen Zeit-raumes hätten wir dem neuen Sys-tem nicht zugestimmt.

Mit einem Satz: Warum braucht esdie Reform und die KTA?

Jürg Michel: Das neue Finanzie-rungsmodell erhöht den Druck imTourismus, den nötigen Strukturwan-del vorzunehmen und die Kräfte zubündeln.

Jürg Domenig: Die KTA ist gerechtund fair, weil alle Unternehmen undder Kanton vom Tourismus profitieren.

Marco Ettisberger: Die KTA ist nichteine Subvention, sondern eine gezielteFörderungsmassnahme der Volkswirt-schaft in unserem Kanton.

Die drei Wirtschaftsverbände stehen hinter der kantonalen Tourismusreform.

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Regionalmarktu

Die Massnahmen ergänzen die Struk-turbereinigung in den Destinationenund bieten diesen Grundlagen undUnterstützung bei der Gewinnungneuer Gäste. Graubünden Ferien(GRF) fokussiert sich im Rahmen derAufgabenteilung innerhalb desBündner Tourismus auf die konzen-trierte und direkte Bearbeitung vonAufbaumärkten sowie selektiv auchZukunftsmärkten und ergänzt dasbisherige touristische Marketingdurch systematische Verkaufs- undPromotionsaktivitäten in den Märk-ten. Ein Jahr nach der Umsetzung derStrategie 2012 gibt CEO GaudenzThoma Auskunft über erste Mass-nahmen und neue Initiativen beiGraubünden Ferien (siehe Seite 24).

Eine Marke, eine SchnittstelleZwei Projekte sollen dem BündnerTourismus mehr Schlagkraft und Er-folg in den Märkten ermöglichen: DieMarke graubünden bietet den ver-schiedenen DMO und zTO eine trag-fähige und breit abgestützte Regio-nenmarke, die den gegenseitigenImagetransfer ermöglicht und neuenGästen Orientierung bietet. Ohne dieAusstrahlungskraft von einigen weni-gen echten Tourismusmarken zuschmälern, sollen alle Destinationenim Rahmen ihrer eigenen Marken-strategie auch die Marke graubündenin geeigneter Form integrieren. DieRegionenmarke schliesst Destinatio-nen, Leistungsträger und hochwer-

tige Produkte mit ein. Weniger be-kannte Destinationen treten im De-sign der Marke graubünden auf undprofitieren so von der grösseren Be-kanntheit von graubünden. Die grös-seren und bekannten Destinationentransportieren den Zusatz graubün-den in ihrer Kommunikation mit undzeigen so die Vielfältigkeit der ge-samten Region (siehe Seite 26). Um die Vernetzung der einzelnenDestinationen zu erleichtern und alsstarke Ferienregion auf dem Marktauftreten zu können, werden mit derElektronischen TourismusplattformGraubünden touristische Informatio-nen gebündelt und neue Technolo-gien des Marketings und des Ver-kaufs erprobt. Die Tourismusplatt-form soll die Internet-Anwendungender einzelnen Destinationen vernetzenund grossen Reiseveranstaltern wiespäter auch Direktbuchern Zugriff aufmöglichst viele Angebote im ganzenKanton bieten (siehe Seite 20).

Neues FührungssystemMit der Balanced Scorecard (BSC)wird im Bündner Tourismus ein Füh-rungs- und Monitoringsystem einge-führt, welches sich in der Wirtschaftin den letzten Jahren bestens be-währt hat. Damit wird es möglichsein, den Tourismuserfolg nicht nuranhand der gängigen Methode derLogiernächtezahlen, sondern mit ei-nem ausgewogenen Kennzahlensys-tem zu beurteilen und einzelne Mass-nahmen laufend zu optimieren (sieheSeite 18).Im Projekt natur- und kulturnaherTourismus werden neue Angeboteentwickelt, die dem stark gestiegenenBedürfnis nach Naturferien Rech-nung tragen und so neue Wertschöp-fung in verschiedenen Regionen desKantons ermöglichen. Eine Fachstellesorgt für die optimale Vernetzungund Ausbildung der Akteure undunterstützt die Produktentwicklung(siehe Seite 23).

Flankierende Massnahmenzur Tourismusförderung

Die Elektronische Tourismusplattform Graubünden, ein Führungs-und Monitoringsystem, die Markenstrategie mit dem Einsatz der Re-gionenmarke graubünden, die Förderung des natur- und kulturnahenTourismus, ein Qualitätsmanagement, die Finanzierung des Touris-musmarketings sowie neue Strategievorgaben bei Graubünden Feriensind zentrale Bestandteile der Tourismusreform.

Überblick

«Um international wettbewerbsfähig zu bleiben und neue Gästezu gewinnen, müssen die Destinationen vereint auf dem Marktauftreten. Einzelne gehen im harten Tourismuswettbewerb unter.Neue Verkaufs- und Vertriebskanäle, innovative Produkte undein verstärktes Marketing sind nötig, um zusätzliche Frequenzenüber das ganze Jahr zu generieren.»

Prof. Dr. Christian Laesser, Institut für öffentliche Dienste und Tourismus,

Universität St.Gallen (IDT-HSG)

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«Was nicht funktioniert und wirkt,muss angepasst und verbessert wer-den», sagte Regierungsrat HansjörgTrachsel im Interview. Er nimmt damitdas Hauptanliegen aller Strukturan-passungen und flankierenden Mass-nahmen auf, nämlich mehr Erfolgund damit mehr Wertschöpfung imTourismus zu erzielen. Ob und wieder angestrebte Erfolg einer gewähl-ten Strategie eintritt, muss geprüftund dann mit Zahlen und weiterenKriterien belegt werden. Dazu dientdie sogenannte Balanced Scorecard(BSC), ein neues Führungs- und Mo-nitoring-Instrument aus der Betriebs-wirtschaft. Dank einem «Spickzettel»oder einem «Cockpit» werden Stra-tegie-Massnahmen eines Unterneh-mens beziehungsweise einer Desti-nation beobacht- und messbar.

Der Begriff Balanced Scorecard kannals «ausgewogenes Kennzahlensys-tem» ins Deutsche übersetzt werden.Die BSC ist ein Management-Instru-ment zur strategieorientierten Füh-rung eines Unternehmens und be-steht grundsätzlich aus einem Kenn-zahlensystem, das nebst finanziellenKennzahlen insbesondere auch stra-tegische Indikatoren und Frühwarn-indikatoren umfasst.

Nur Kennzahlen genügen nichtDie Kennwerte sollen dabei unter an-derem Ursache-Wirkungs-Beziehun-gen abbilden und verschiedene Per-spektiven ermöglichen. «In der heuti-gen Zeit des harten Wettbewerbsdürfen sich Destinationen nicht mehrnur auf Steuerungsgrössen wie Lo-giernächte oder Wertschöpfung proGast verlassen – wenn man nur fi-nanzielle Auswirkungen misst, kom-men die Steuerungsmassnahmenmeist zu spät», erklärt Arnold Kapplerden Sinn einer Balanced Scorecard.Arnold Kappler hat verschiedeneTourismusorganisationen bei der Ein-führung einer BSC beraten, unter an-derem Davos Tourismus und Grau-bünden Ferien. Auch das Amt fürWirtschaft und Tourismus hat eine ei-gene BSC entwickelt, um den Erfolgder Tourismusreform im KantonGraubünden zu messen. «Da jedeDestination wie auch jedes Unter-nehmen anders funktioniert und aufunterschiedlichen Gegebenheiten be-

ruht, wird eine BSC für jede Destina-tion individuell entwickelt und ausge-staltet», sagt Kappler. Immer beruhteine BSC auf einem Businessplan, ei-ner Strategie und die darin formulier-ten Ziele.Eine BSC kann nicht nur quantitativeGrössen («harte Faktoren» wie Lo-giernächte) abbilden, sondern machtauch qualitative Kriterien («weicheFaktoren» wie Mitarbeiterqualifika-tion) mess- und kommunizierbar. Dasheisst, dass alle für den Unterneh-menserfolg wichtigen Faktoren be-rücksichtigt werden: Leistungen derMitarbeiter, Innovationsstärke, in-terne Abläufe, Kundenbeziehungenund finanzielle Entwicklungen.

Blick nach vorne statt nur zurückIn einer touristischen Region wird diewirtschaftliche Leistung primär vonselbständigen Tourismusträgern wieHotels und Bahnen erbracht – mit ei-ner Balanced Scorecard können dieseEinzelleistungen zu einem System zu-sammengeführt, koordiniert und alsWettbewerbseinheit aus einer pro-

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Wirkung prüfen und messen –und besser werden

Eine Reform ist nur so gut wie die damit erzielte Wirkung – das giltauch für die Bündner Tourismusreform. Deshalb ist ein Führungs-und Monitoringsystem mit einer Balanced Scorecard zur Wirkungs-messung zentraler Teil der Reform. Die ersten Messungen werdenzurzeit durchgeführt.

Balanced ScorecardEine Balanced Scorecard (BSC) ist einFührungsinstrument, das mit ausge-wogenen Kennzahlen und verschie-denen Ursache-Wirkungs-Beziehun-gen den Prozess der strategischenUmsetzung innerhalb einer Destina-tion absichert und beschleunigt.

Ohne BSC …

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zessorientierten Perspektive herausbetrachtet werden. Das ermöglichtdie wirkungsvolle und zeitnahe Um-setzung neuer Massnahmen im Rah-men der gewählten Geschäftsstrate-gie. Führungsinstrumente sind heute

Balanced Scorecard und Qualität

Qualitätsmanagement braucht ZeitDie Bedeutung von «Qualität» ist insbesondere eine un-ternehmerische Grundsatzfrage und für den Tourismusvon grosser Bedeutung. Im Umsetzungskonzept zur Tou-rismusreform wird aufgezeigt, dass eine Qualitätsoffen-sive im Bündner Tourismus als flankierende Massnahmevorgesehen ist. Die aus der Strukturreform entstehendenDMO sollen auch ein Qualitätsmanagement als Aufgabeprofessionell wahrnehmen. Aufgrund von beschränkten Kapazitäten der Projektlei-tung und der damit verbundenen Fokussierung auf an-dere flankierende Massnahmen wurde mit der Erarbei-tung von Grundlagen zur Umsetzung eines Qualitätsma-nagement noch nicht begonnen.Welche Rolle dabei der Kanton in Bezug auf die Qualitäts-verbesserung und -sicherung einnehmen kann und soll, istzu klären. Sofern die Destinationen die Umsetzung desQualitätsmanagements gemeinsam konzipieren und ent-wickeln möchten, können im Rahmen der Bündner Touris-musreform entsprechende Projekte der DMO personellund finanziell unterstützt werden.

hochgradig wettbewerbsentschei-dend, da sie – dank der ausgewoge-nen Kennzahlen – schnelle Anpas-sungen der getroffenen Massnahmenund die wirkungsvolle Umsetzungder Zielvorgaben ermöglichen.

… mit BSC.

Vision

Strategie

Finanzen/ErgebnissePerspektive

Mitarbeiter/Infrastruktur-Perspektive

Kunden-Perspektive

Marketing-Perspektive

Prozess-Perspektive

Innovations-Perspektive

Erfolgstreiber Erfolgstreiber Erfolgstreiber Erfolgstreiber Erfolgstreiber Erfolgstreiber

Messgrössen Messgrössen Messgrössen Messgrössen Messgrössen Messgrössen

Wertsteigerungspotenziale

Wirkungsmessung in sechs Dimensionen: Balanced Scorecard für den Tourismus.

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Der Trend ist eindeutig: Weg vonProspekten, langen Telefonaten undeinzelnen Buchungen am Ort hinzum One-Click-Shopping übers In-ternet. Das heisst: Am liebsten gleichdie ganzen Ferien auf einer Websitezusammenstellen und dann mit ei-nem Mausklick buchen. Das kann jenach Jahreszeit zum Beispiel Hotel,Bergbahnticket, Skimiete, Skischuleund Tagesausflug auf einmal sein.«Heute möchten Online-Konsumen-ten spontan, schnell, einfach und auseiner Hand einkaufen», fasst Alexan-der Starcevic, Leiter e-Commerce beiGraubünden Ferien, zusammen. Dassdas in anderen Branchen bereitsmöglich ist, zeigt der frühere Inter-net-Buchhändler Amazon, der mitt-lerweile zum Warenhaus für fast alles

geworden ist: Wer einen Suchbegriffeingibt (zum Beispiel «Ostern»), demwerden nicht nur Bücher zum Themaangeboten, sondern auch Schoggi-und Plüschhasen, CDs mit Ostermu-sik, Frühlingsblumen und passendeGeschenke für das Fest. Der Nutzersoll zukünftig von dem, was dank In-formatik möglich ist, profitieren: ererhält persönliche Vorschläge für ver-schiedene Zusatzprodukte. Genausoeinfach wie im Shopping-Center solldas Einkaufen im zukünftigen «On-line-Ferien-Warenhaus» sein – werein Hotel bucht, erhält zugleich Vor-schläge und Buchungsmöglichkeitenfür Ausflüge, Tickets, Dienstleistun-gen oder Veranstaltungen in der Um-gebung.

Alles aus einer HandWas auf dem Ferienmarkt genausozählt wie im Detailhandel, ist dieMenge und die Auswahl: Wer zwei-mal in ein Warenhaus geht und vorleeren Regalen steht, geht kein drit-tes Mal dorthin. Ob ein Produkt aus-verkauft oder gar nicht im Sortimentist, ist dabei einerlei – den Schadenträgt der Anbieter, der nichts ver-kauft. Das gilt auch für Feriendestina-tionen, zum Beispiel für Hotels. Bet-ten bleiben leer, obwohl sie jemandgewollt, aber nicht gefunden und er-halten hat. Der Grund: Heute bietenHotels ihre Betten über verschieden-ste Distributionskanäle an und stellenhierfür mehrere Kontingente zur Ver-

fügung: für ihre Destinationen, fürDirektbucher, für Tour-Operator, fürBuchungs-Plattformen wie expedia.com. Jedes Kontingent wird einzelnbewirtschaftet und die Angebotetreffen vielfach nicht auf die Nach-frage. Hier soll die Vernetzung mitneuen Schnittstellen Abhilfe schaffen.Die Elektronische Tourismusplattformbündelt einzelne Kontingente (auchanderer Anbieter wie Bergbahnen,Vermieter etc. und anderer Destina-tionen) im Hintergrund und stellt sieauf ein einziges «Regal». Dieses Re-gal (der Pool aller touristischen Pro-dukte) ermöglicht den Nachfragern(den Feriengästen und den Reisever-mittlern) auf das ganze Angebot zu-zugreifen. Das nützt den Kunden(einfacher Zugriff) und den Anbietern(sie können alles verkaufen, was derMarkt verlangt).Die geplante Elektronische Tourismus-plattform ist das «Logistikunterneh-men» für die einzelnen Verkaufsstel-len der Destinationen bzw. derenWebsites, bietet gegen aussen aberauch alle erhältlichen Produkte auseiner Hand an – es beliefert zum Bei-spiel Tour-Operater mit einem direk-ten Zugriff auf alle verfügbaren An-gebote im Kanton. So wird die Distri-bution touristischer Produkte ausGraubünden gestärkt. GraubündenFerien und die Destinationen werdenzudem folgende Arbeitsteilung reali-sieren: Die Destinationen sind zu-ständig für den «Einkauf» – also da-

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Alles aus einer Hand:Ferien kaufen wie im Warenhaus

Bis zu 50 Prozent der Ferienbuchungen einzelner Destinationen laufenheute übers Internet – im Rahmen der Elektronischen Tourismusplatt-form werden verkaufsorientierte Internet-Instrumente entwickelt undbestehende Plattformen vernetzt. Davon können kleine wie grosseDestinationen profitieren.

Alles auf einen Klick: amazon.de

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für, dass die Produkte auf die Touris-musplattform kommen. GraubündenFerien wird mit seinen Vertretungenin den Märkten dafür sorgen, dassder «Verkauf» funktioniert – dasheisst, dass die Produkte in die richti-gen Distributionskanäle in den Märk-ten kommen.

Reisevermittler brauchen BettenWie wichtig der möglichst direkte Zu-gang zu touristischen Produkten ist,zeigt das Beispiel der deutschen Bu-chungs-Plattform HRS.com. HRS hatdie Tiroler Buchungsplattform Tisco-ver übernommen und so direkten Zu-griff auf das grösste Hotelbetten-Kontingent in Österreich. «Reisever-mittler brauchen Betten – möglichst

Elektronische Tourismusplattform

direkt, möglichst viele und möglichstüberall», sagt dazu Alexander Starce-vic. Der gesamtkantonale Produkte-pool macht die Ferienregion Grau-bünden auch für andere Anbieter at-traktiv. Das sind etwa internationaleBuchungs-Plattformen und Tour-Operater. «Eines unserer Ziele ist,über die Schnittstelle ganz Graubün-den zum Beispiel einem Reiseveran-stalter wie TUI anzubieten. Dieser hatdann direkten Zugriffen auf alle An-gebote mit einem Klick.»

Vorbilder: Flugtickets und iPhoneDie Fluggesellschaften machen vor,wie die Verkaufs-Zukunft auch imTourismus aussehen könnte. ZweiVeränderungen sind dort bereitsspürbar und dank Software auch um-gesetzt. 1. Direktbuchungen über In-ternet nehmen rasant zu und die Zwi-schenhändler werden immer weni-ger. Dieser Trend hat auch bei denDestinationen Einzug gehalten. InFlims Laax und Davos Klosters sindbereits heute One-Click-Shops in Be-trieb, die Direktbuchungen von Un-terkunft, Skipass, Ausrüstung undSkischule ermöglichen. 2. Bei Flügenpassen sich die Preise je nach Ange-bot und Nachfrage an. Wenn ein

Flugzeug schon fast voll ist, steigendie Ticketpreise an. Wer hingegenfrüh bucht, ein leeres Flugzeug zufüllen beginnt, profitiert von niedri-geren Preisen. Der Markt spielt hierund der Preis richtet sich gemäss derNachfrage. Heute ist erst eine rudi-mentäre und starre Preisgestaltungmöglich – unterschieden wird nurzwischen Haupt- und Nebensaison.Mit entsprechender Software kannder Schwung des Marktes noch bes-ser genutzt werden: Ein Hotelier kannbei 20 Anfragen und nur 10 Bettendie Preise erhöhen und im umgekehr-ten Fall zusätzliche Gäste durch Preis-reduktionen gewinnen.

«Für uns ist die Elektronische Tourismusplattform ein idealesVerkaufsinstrument. Wenn wir alle verfügbaren Betten auf einerPlattform zusammenfassen, haben wir einen besseren Zugangzu internationalen Reiseveranstaltern. Für den Verkauf über dieseKanäle wurde bis jetzt in vielen Orten zuwenig getan – mit derTourimsusplattform können wir diesen wertvollen Marktzugangfür die Destinationen erschliessen.»

Andreas Bärtsch, Weisse Arena Gruppe, Laax, Projektpartner Tourismusplattform

Gäste-Informationen bald auf dem Handy:

iPhone. (Bild: Apple)

Direktbuchungen über Internet: swiss.com

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Elektronische Tourismusplattform

transparent die aktuellen Daten überEvents, Infrastruktur und Angeboteaus Graubünden verfügbar haben.»

Kompetenz für den ganzen KantonIm Projekt Elektronische Tourismus-plattform werden solche Schlüssel-themen des Verkaufs analysiert undbei Bedarf dafür Tools eingekauftoder entwickelt. Zwar soll weiterhinjede Destination ihre eigene IT-Stan-dard-Lösung aufbauen, die gemein-same Tourismusplattform bietet aberzusätzliche Tools an. Das ist zumBeispiel eine Multimediaplattform(graubuendenTV.com), auf der dieDestinationen wie beim Video-PortalyouTube ihre hochauflösenden Filmeablegen können. «Damit diese auchauf der ganzen Welt schnell herun-tergeladen werden können, müssendie Daten an mehreren Orten welt-weit gespeichert werden», erklärtAlexander Starcevic. «Solche Investi-tionen lohnen sich für eine einzelneDestination nicht. Darum stellen wirhierfür das Know-how und gewisseDienstleistungen zur Verfügung.»

Meilensteine ■ ■ ■

■ Im Juli 2007 Übernahme desProjekt-Leads durch GraubündenFerien

■ Gespräche mit potenziellenNutzern und Distributions-Part-nern (Buchungsplattformen,Tour Operator)

■ Erstellung eines Umsetzungs-konzepts, Absichtserklärung derProjektpartner

■ Von unabhängiger Seite wurdeeine Second Opinion erstellt, prä-sentiert und diskutiert. Das Pro-jekt wurde als innovativ, wichtigund richtig bewertet

■ Die Projektleitung (zurzeit beiGRF) wird das Projekt in der Um-setzung vorantreiben. Umsetzun-gen sind ab 2009 zu erwarten

■ Das Teilprojekt «graubuen-denTV.com» wurde parallelschon gestartet und ist bereitsvor der Fertigstellung. DieseMultimedia-Plattform wird imJuni 2008 aufgeschaltet undsteht dann allen interessiertenDestinationen als Service zurVerfügung

Gästeinformation auf dem Telefon«Das Internet auf dem Handy», sagtAlexander Starcevic, «könnte auch imTourismus ein neues Verhalten auslö-sen.» Informiert sich heute ein Gastüber Broschüren oder die Touristen-information, so kann er das in naherZukunft über das Handy. Wenn inHandys wie dem iPhone das Surfeninbegriffen ist und die Geräte baldauch GPS haben, werden sie zum vir-tuellen Wegweiser. Sie zeigen nichtnur an, wo sich jemand gerade befin-det (der Stadtplan mit dem rotenPunkt), sondern liefern gleich nochVorschläge für das Vergnügen: Dasnächste italienische Restaurant befin-det sich 300 Meter von hier und inzwei Stunden beginnt auf der andernStrassenseite ein Konzert ihres Lieb-lingsmusikers. «Natürlich ist das nochZukunftsmusik, aber wir müssen aufdiesen Moment vorbereitet sein.Lange wird es nicht mehr dauern –deshalb sammeln wir nun alle Datenaus Graubünden, um dereinst aucheinen solchen Service anbieten zukönnen. Der Gast soll schnell und

Übernachtung, Ticket und Ausrüstung auf einer Website: stay+ auf davos.ch

Projektpartner– Engadin St. Moritz– Flims Laax (Weisse Arena

Gruppe)– Davos Klosters– RhB– Graubünden Ferien

Berater– Südostschweiz Mediengruppe– HTW Chur

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Die neue Kompetenzstelle für natur-und kulturnahen Tourismus machtmit dem Center da Capricorns im Ho-tel Piz Vizan in Wergenstein vor, wassie im ganzen Kanton lancieren will:Mit der Inszenierung von Attraktio-nen touristische Wertschöpfung undneue Arbeitsplätze ermöglichen. Im50-Einwohner-Dorf Wergenstein istdem Bündner Wappentier Steinbock(Capricorn) eine Ausstellung gewid-met. «Wir geben dem Thema eineHeimat und der Heimat damit neueArbeitsplätze. Gerade in der Periphe-rie und den kleinen Dörfern fehlenheute touristische Angebote», erklärtder Geograf und Leiter der Kompe-tenzstelle, Stefan Forster. Obwohldas Bedürfnis nach Natur- und Kul-turferien in den letzten Jahren starkgestiegen ist, gibt es erst wenige tou-ristische Angebote dafür. «Viele Gäs-te suchen Ruhe, Stille und Entschleu-nigung während ihrer Ferien. Hiermüssen wir einfache und leicht buch-bare Angebote bereitstellen.»

Wissenschaft und TourismusDie Entwicklung und die Vermittlungsolcher Angebote ist die Aufgabe desKompetenzzentrums in Wergenstein.Ein Beispiel: Die 5-Tages-Wanderungauf der Via Spluga von Thusis nachChiavenna soll so einfach zu buchensein wie ein Städteflug. Zum Angebotgehören die Hotelübernachtungengenauso wie der Transport des Ge-päcks und eine einzige Telefonnum-

mer bei Fragen oder müden Beinen.Bei einer Architektur- oder Naturbe-sichtigung erwarten die Gäste einenkundigen Führer oder attraktiveWissensvermittlung. «Glaubwürdig-keit und wahre Informationen sindhier genauso wichtig wie die zeitge-mässe Aufbereitung der Inhalte»,sagt Stefan Forster und erklärt: «Wirsind die Vermittler zwischen den An-bietern vor Ort, den Touristikern undder Wissenschaft. Wir helfen denLeuten am Ort, ihre Schätze richtigzu verkaufen.»

Neue Wertschöpfung dank ProfisZurzeit arbeitet Stefan Forster mit sei-nem Team unter anderem an einemHochmoor-Projekt im vorderen Prät-tigau. Das Hochmoor soll zum Ferien-erlebnis werden. Dazu gehören Infor-mationen, wie ein Hochmoor biolo-gisch funktioniert. Blosse Info-Tafelngenügen heute für ein attraktives Na-turerlebnis aber nicht mehr: Im Ge-spräch sind Experimente aus einemKoffer, eine iPod-Führung oder auchFilme. «Solche Angebote freuen alle:Die Gäste, die etwas Neues erleben,und die Anbieter am Ort, die von denzusätzlichen Aufgaben und Einnah-men profitieren.» Dank der touristi-schen Nutzung der Natur- und Kul-turschätze an den weniger bekann-ten Orten können mehr Kulturgütererhalten werden: Museen habenmehr Besucher und Einnahmen, Ar-chive werden für Feriengäste geöff-

net und durch «Ferien im Baudenk-mal» (eine Initiative des Schweizeri-schen Heimatschutzes) werden alteGebäude einer neuen Nutzung zuge-führt und können so erhalten und fi-nanziert werden.

Keine MogelpackungenViele Feriengäste sind heute bereit,für naturnahe Ferien auch einmalmehr zu bezahlen, zum Beispiel fürUnikate aus Handarbeit. Im Gegen-zug erwarten sie gute Informationenund keine Mogelpackungen. Das istder grosse Gewinn der Reform: Sieschafft nicht nur bessere Angebotefür die Gäste, sondern ermöglichtden Regionen auch neue Wertschöp-fung aus dem Tourismus.

Kompetenzstelle in Wergensteinentwickelt neue Angebote

Der Naturtourismus wächst und in Graubünden gibt es noch Potenzialfür neue Angebote. Eine Kompetenzstelle im Center da Capricorns inWergenstein entwickelt im Rahmen der Tourismusreform die Angebotedazu – von Weitwanderferien über Dorfbesichtigungen bis zum inter-aktiven Hochmoor-Erlebnis.

Natur- und kulturnaher Tourismus

Im Kompetenzzentrum in Wergenstein werden natur- und kultur-

nahe Angebote entwickelt.

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Herr Thoma, was haben Sie in Ihremersten Jahr bei Graubünden Ferienerreicht?

Wir haben viel erreicht, gute Grund-lagen geschaffen, damit sich Grau-bünden Ferien in seiner neuen Rollebehaupten kann. Aber wir habennach einem Jahr noch nicht 100'000neue Gäste in den Kanton gebracht.Das wäre auch vermessen. Der Fahr-plan unseres Businessplans ist sehr

ehrgeizig und in fünf Jahren werdenwir sicherlich die Früchte unseres En-gagements ernten können.

Dieser Winter war für Graubündensehr erfolgreich. Ist das schon eineFolge der Umstrukturierung beiGraubünden Ferien?

Nein, selbstverständlich nicht, denneine Neustrukturierung eines Unter-nehmens ist noch nicht der Garant

für einen positiven Geschäftsverlauf.Es sind vielmehr erste Anzeichen,dass wir mit dem gesamten Kantonauf dem Vormarsch sind. Es freut unsaber sehr, dass die Resultate so gutsind. Denn jeder neue Gast konnteGraubünden erleben und sich an un-serem Angebot erfreuen und wirdsicher wieder in unserem KantonFerien machen.

Warum braucht es die Reform beiGraubünden Ferien, wenn die Gäste-zahlen wieder steigen?

Reformen braucht es nicht nur beiGraubünden Ferien. Reformen sindgrundsätzliche Stossrichtungen. DieGäste können heute aus einer Unzahlvon Regionen, Destinationen, Aktivi-täten etc. auswählen. Wenn Grau-bünden sich da positionieren, eineFührungsrolle im alpinen Tourismusanstreben will, müssen wir innovativeProdukte gestalten, neuste Technolo-gien anwenden und internationaleMärkte bearbeiten. Damit wir diesenWeg gehen können, braucht es dieAufgabenteilung im Bündner Touris-mus.

Graubünden Ferien hat in Brüssel,Hamburg und London Niederlassun-gen eröffnet. Ihre ersten Eindrückenach einem knappen Jahr?

In London wartet niemand auf Grau-bünden. Wir müssen unsere Partner

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«Wir sind die Türöffnerfür die Destinationen»

Er war 15 Jahre lang Verkäufer in der Airline-Branche und ist nun seitüber einem Jahr CEO von Graubünden Ferien: Gaudenz Thoma. Verkau-fen ist auch hier sein Thema. Er geht es sportlich an: «Auf dem Marktmüssen wir kämpfen, schwitzen, Niederlagen einstecken und grossenDurchhaltewillen zeigen, aber am Schluss gewinnen wir.» Nicht heute,aber spätestens in fünf Jahren seien die Erfolge aus der Bündner Tou-rismusreform spürbar, verspricht Thoma.

Innovative Produkte, neuste Technologien und internationale Märkte: Gaudenz Thoma über die Ziele der Reform.

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schon hart bearbeiten und um dieAufmerksamkeit kämpfen. Und na-türlich sind wir nicht die einzigen indiesem Haifischbecken. In derSchweiz hingegen ist Graubündeneine feste Grösse und die führendeTourismusregion. Da der Markt aberseine Grenzen hat, kann Graubündennicht mehr gross organisch wachsen.Da wird es einen Verdrängungswett-bewerb geben. In unseren Aufbau-märkten Benelux, Norddeutschlandund England ist jedoch ein grossesStück für Graubünden reserviert. Dasmöchten wir gerne haben und darumkämpfen wir.

Was bieten Sie den Destinationen inden Aufbaumärkten an?

Wir sind «Türöffner» für die Destina-tionen. Wir versuchen, neue Ver-triebskanäle zu erschliessen, das An-gebot massgeblich zu beeinflussenund langfristig für Graubünden einegute Position im alpinen Wettbewerbzu verschaffen. Zu Graubünden ge-hören alle Destinationen, das Bergelloder das Puschlav genauso wie dieViamala. Wir setzen uns dafür ein,dass wir als graubünden über unsereGesamtheit definiert sind.

Graubünden Ferien hat die Leitungund den Lead der Marke graubündenübernommen. Was versprechen Siesich davon?

Zwei Dinge: Wir bieten den Destina-tionen erstens ein gemeinsames Mar-kendach – alle Kräfte wirken auf dieMarke graubünden und diese Markewirkt zurück auf die Destinationen –und wir tragen, zweitens, die Markegraubünden in die Welt hinaus. grau-bünden heisst Authentizität: Hierkann man etwas erleben, hier gibt esdie Vielfalt von Natur und Angebotund hier gibt es sehr viele Qualitäts-produkte. Nicht nur Engadin St.Mo-

ritz, Davos Klosters oder Arosa, son-dern auch wichtige Leistungsträgerwie die RhB (mit Bernina Express undGlacier Express), aber auch Produktewie Mineralwasser, Wein und andereBündner Spezialitäten tragen das po-sitive Image weiter.

Zurück zum Fokus der Tourismusre-form. Was soll sich im Verkauf ver-bessern?

Marktbearbeitung ist leider nichtganz billig. Wichtig ist darum nicht,ob man einen Markt bearbeitet, son-dern wie man diesen bearbeitet.Graubünden muss sich zum Ziel set-zen, näher an die potenziellen Gästeheranzukommen. Das ist Knochenar-beit, sehr zeitintensiv und absorbiertviele Ressourcen. Hartnäckigkeit undviele persönliche Kontakte zu Multi-plikatoren sind der Schlüssel fürGraubünden. Darum ist es wichtig,dass wir uns mit den Destinationenabsprechen und den gemeinsamenWeg unter dem Dach graubündengehen.

Wie verläuft die Zusammenarbeitmit den Destinationen und den Leis-tungsträgern?

Ich bin sehr zufrieden mit der Ent-wicklung unserer Zusammenarbeitmit den Destinationen. Natürlich gibtes im Moment noch viele ungeklärteElemente und Abstimmungsproble-me. Es wäre nicht normal, wenn jetztalles schon rund laufen würde. Wich-tig ist uns, dass man in den einzelnenOrganisationen in etwa identischeStrukturen hat. Somit ist gewährlei-stet, dass man auf gleicher Flughöhemiteinander sprechen kann. Es nütztherzlich wenig, wenn es in den Desti-nationen verantwortliche Produkt-manager für den Winter hat und wirvon Graubünden Ferien keinen Ge-genpool bieten können.

Schlussfrage: Sie waren Verkäuferbei einer Airline. Was macht den gu-ten Verkäufer im Tourismus aus?

Ein guter Verkäufer ist ehrgeizig,energisch, zielorientiert. Ein guterVerkäufer geht dorthin, wo es wehtut – an die Front. Ein guter Verkäuferkann überzeugen und nimmt Einflussauf die Produkte und kennt seineKunden und die Märkte, in denen ersich bewegt. Erfolgreich ist auch nur,wer den Wettbewerb sucht undkeine Angst vor Konkurrenz hat. DieMechanismen im Tourismus sindzwar etwas anders als in der Privat-wirtschaft. Die Attribute aber, die einVerkäufer mitbringen muss, bleibendie gleichen.

Neuausrichtung von Graubünden Ferien

Die Reform bei GRF auf einen BlickDie Restrukturierung bei GRF umfasst vier Kernelemente: 1. Verkauf mit eigenen Delegierten in den Aufbaumärkten

und über neue Vertriebskanäle, 2. auf Kundenbedürfnisse ausgerichtetes Product

Management, 3. das Internet als Schlüsselmedium und die Bildung

einer Elektronischen Tourismusplattform, 4. die Marke graubünden als kommunikative Klammer

bei allen Auftritten.

«Erfolgreich im Verkauf ist nur, wer den Wettbewerb sucht und

keine Angst vor Konkurrenz hat.»

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Branding (Markeneinsatz)

Der Feriengast verhält sich wie einKonsument im Kleiderladen: Wenn ereine Marke kennt, ihr vertraut undgute Erfahrungen damit gemachthat, ist der Kaufentscheid schon ge-fallen. Bei der Jeans ist das zum Bei-spiel die Marke Levis und für viele,aber längst nicht alle, die Nummer501. Beides trägt zum Image und da-mit zum Erfolg bei: die Dachmarke«Levis» und das Modell «501» – ge-nauso verhält es sich mit graubündenund seinen Produkten. Die Produktesind Orte und Regionen wie EngadinSt.Moritz, Davos Klosters, Laax, Arosaoder Viamala und Prättigau. In jedemProspekt, auf jedem Plakat einer Des-tination steht immer auch graubün-den, um den Gästen die Zugehörig-keit zur Region zu zeigen. Die Markegraubünden, das ist der Vorteil fürKleine wie Grosse, steht dabei fürQualität und Vielfalt einer ganzenRegion. Die einzelnen Angebote –Destinationen und Orte, aber auchProdukte und Dienstleistungen (z.B.die Rhätische Bahn) – gewinnen durchdie Regionenmarke an Wert unddiese schafft Orientierung. Umge-kehrt wird die Bekanntheit der Markegraubünden vergrössert, da sie beijeder Werbemassnahme mittranspor-tiert wird. Im Überfluss der Marken gehenkleine Marken unter und ihr Namelöst weder Gefühle noch Kaufent-scheide aus. Eigennamen wie geo-grafische Bezeichnungen haben es

im Wettbewerb leichter, wahrge-nommen zu werden, da sie schon inden Köpfen sind. Ein Kantonsname(Graubünden) ist nicht nur ein grös-seres Gefäss (viele Angebote für vieleInteressen), sondern verbindet auchweniger bekannte Produkte mit ei-nem bereits bekannten Label – dasModell R4 wird erst mit dem Zusatz«Audi» zu einem vertrauten Produkt. «Mit der Regionenmarke graubün-den bietet der Kanton genau das,was ein einzelnes Dorf nie könnte:Ein Gefäss, das in vielen Köpfen be-reits gefüllt ist», erklärt Gieri Spescha,Markenverantwortlicher bei Grau-bünden Ferien. Zu Graubünden ge-hören nämlich nicht nur einige we-nige Top-Orte, sondern auch be-kannte Verkehrsmittel wie dieRhätische Bahn sowie typische Bünd-ner Produkte wie Bündnerfleisch oderMineralwasser – sie alle transportie-ren die positiven Werte eines Kantonsin die weite Welt. Davon profitiertder Tourismus (durch neue Gäste),doch gleichzeitig auch die Wirtschaftund der Kanton – Graubünden als at-traktiver Standort zum Leben, Woh-nen und Arbeiten.

Marke graubünden –ein starkes Dach für alle

Eine Region, eine Marke: Die Marke graubünden ist nicht nurErkennungsmerkmal verschiedener Destinationen im Kanton,sondern setzt ein Zeichen für die ganze Region. Produkte, Orte,Dienstleistungen und Verkehrsmittel transportieren dieselbeBotschaft: graubünden ist wahr, wohltuend und weitsichtig.

New York, Paris, Berlin? Haben Sie ein Bild vor Augen bei New York? Haben Sieeine Vorstellung von Paris oder Berlin? Berlin und Parissind bekannt, aber ist wirklich der Eiffelturm das Bildzei-chen von Paris? Oder ists ein Herz? Ist es ein Lebensgfühl?Was ist das Logo von Berlin? Alexanderturm, Bundestag,Mauer? – Eine Marke ist wie ein Gefäss. Was zählt, ist derInhalt und der Name, der die Bilder im Kopf auslöst. EinLogo kann dazu als starker Auslöser helfen. Die Bilder, diees erzeugt sind jedoch vielfältig und individuell gefärbt,sagt Andreas Rotzler, Creative Director der Markenagen-tur Interbrand. Erst wenn man eine Marke hört, erlebt undmit ihr eine Geschichte oder ein Bild (im Kopf) verbindet,hat sie ihr Ziel erreicht. Mit graubünden verbinden Leutemehr als mit vielen Ortsbezeichnungen allein. Deshalb istder Name graubünden auch ein Türöffner zum Kino imKopf – er macht neugierig, vermittelt Echtheit und öffnetdie Augen nicht nur für Ferien. Wie in Paris oder New Yorkist in graubünden vieles möglich – Ferien machen, woh-nen, arbeiten oder eine Firma gründen. graubünden istwie New York – eine Marke. Sie hilft dem Gast, einen Ent-scheid zu fällen: Städteflug oder Bergwanderung, Trendoder Qualität, Hektik oder Erholung. Aber nur wer eineMarke auch kennt, kann sich für sie entscheiden.

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Reform in den Regionen

In einem Punkt gleichen sich alle 14zurzeit laufenden Projekte: Die vomKanton initiierte Strukturreformzwingt alle Destinationen, sich mit ih-rer zukünftigen Strategie auseinan-derzusetzen, Kooperationen zu prü-fen und Synergien zu nutzen. Denndie zusätzlichen Gelder, die aus derkantonalen Tourismusabgabe einstgeneriert werden, sind an Bedingun-gen geknüpft, die mit den bestehen-den kleinräumigen Strukturen nichterfüllbar sind. Ein finanzielles Zücker-chen, das die Reform zwar nicht vor-wegnimmt, aber an vielen Orten be-schleunigt hat. Alle Regionen im Kan-ton haben Businesspläne oder Ana-lysen erstellt (bzw. wollen sie nocherstellen) und Kooperationen auf-grund der Aufgabenteilung werdennicht nur geprüft, sondern an vielenOrten teilweise schon seit Längeremumgesetzt.

Die Kleinen machen es vorEine operativ tätige DMO hat zurzeiterst eine Region, das Oberengadinmit der Tourismusorganisation Enga-din St. Moritz. Mit einem Kreisgesetzwurde dort in einem grossen Schrittermöglicht, was andernorts und inkleinerem Rahmen schon längerpraktiziert wird – die Zusammenar-beit im wirtschaftlichen wie touristi-schen Interesse. Im Valposchiavo wieim Val Müstair haben sich die lokalenTourismusorganisationen schon Jahrevor der Strukturreform zusammenge-

schlossen, weil die kleinräumigenStrukturen wenig effizient und fürGäste weder erkennbar noch vonVorteil waren. Der Gast denkt undbewegt sich in Erlebnisräumen fernabvon Gemeindegrenzen und von Syn-ergien in der Verwaltung profitiertletztlich jeder Ort und Leistungsträ-ger, wenn sich durch einen gemein-samen Auftritt neue Chancen undGäste ergeben.

Jetzt ist die Zeit dafür gekommenWenn es auch in den meisten Regio-nen erst im Laufe dieses Jahres zurBildung neuer Strukturen kommensoll, sind grossflächige Kooperatio-nen vielerorts schon angedacht oderin anderen Bereichen verwirklichtworden. Die Bergbahnen von Davosund Klosters treten seit zehn Jahrengemeinsam als Davos Klosters Moun-

tains auf, im Mai folgen nun auch diebeiden Tourismusorganisationen. InArosa und Lenzerheide soll eine Ski-gebietsverbindung den Weg zu ge-meinsamen Produkten ebnen und imUnterengadin schafft eine Angebots-entwicklerin in den Gemeinden das,was später unter einem Dach ver-marktet wird: verbindende Produkte.Auch wenn frühere Anstösse zur Zu-sammenarbeit nicht den erwünsch-ten Erfolg gebracht haben (wie etwadie Freizeit Graubünden AG) oder garnicht zustande gekommen sind, sohaben sie in vielen Köpfen doch einUmdenken ausgelöst und den Wegzu DMO und zTO vorgebahnt. Mitder Tourismusrefom und der geplan-ten Einführung der KTA ist für vieledie Zeit gekommen, mit den nötigenVeränderungen nicht mehr länger zu-zuwarten.

Bündner Destinationen:14 Wege führen zum Ziel

So vielfältig und verschieden die Bündner Regionen sind, so unter-schiedlich sind auch deren Wege zu neuen Tourismusstrukturen.Während die einen Regionen in Windeseile neue Organisationeninstallieren, können andere auf bestehende Kooperationen oderbereits verwirklichte gemeinsame Projekte zurückgreifen.

«Das Erfordernis eines Strukturwandels zu erkennen und ihn tat-sächlich umzusetzen, ist zweierlei. Kein Tourismusland hat diesenProzess konsequenter umgesetzt als das Tirol. Ich kann Graubün-den zur zweifellos richtig konzipierten Reform nur gratulieren undwünsche allen daran Beteiligten viel Energie und Durchsetzungs-vermögen – auch wenn für uns der Wettbewerb noch härter wird,wenn Graubünden quasi runderneuert auf den Markt tritt!»

Dr. Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung Land Tirol, Innsbruck

Regionale Reformprojekte im Überblick

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Die Berliner Mauer ist in einer Nachtgefallen – im Engadin ist der Zusam-menschluss fast so schnell gegangen.13 Verkehrsvereine wurden in eineneue Destination integriert, die nunüber ein Budget von rund 14 Mio.Franken verfügt. «Mit geballter Kraftkönnen wir neben der Schweiz dieMärkte in Italien, Deutschland, Bene-lux, Grossbritannien, USA, Russlandund im Fernen Osten gezielt und mitwesentlich mehr Mitteln bearbei-ten.» Auch das Engadin spürte denRückgang im Tourismus und es ist

auch heute nicht einfach neue Gästezu gewinnen. Wer als Ferienregion bestehen will,kann sich nicht auf einen Ort oder einGästesegment konzentrieren. Engadinund St.Moritz gehören zusammenwie Nord und Süd: «Ohne St.Moritzkein Engadin, ohne Engadin keinSt.Moritz, das gilt in der Region wiegegen aussen – es gilt beides zu stär-ken.» Das heisst, die Stärkung desOberengadins in seiner Vielfalt sowieder einzigartigen Natur mit all seinenFacetten und gleichzeitig die stilvolle

Wahrung der excellenten und ex-travaganten Anziehungskraft vonSt.Moritz. Der Absender EngadinSt.Moritz bringt nebst mehr Mittelnfür Verkauf, PR und Werbung aucheinen gewünschten Nebeneffekt,nämlich die Möglichkeit zur Differen-zierung innerhalb der Marktbearbei-tung.

Nach der Pioniertat die Details«Wenn im Innern Vertrauen da ist,dann sind wir auch gegen aussenstark», sagt Ariane Ehrat und erinnertan den Mauerfall. In einer Nacht ge-fallen, waren die Probleme damit al-lein noch nicht behoben – im Gegen-teil. Die Details und das Umdenken inden Köpfen brauchen Jahre. Daranarbeitet die DMO und Ariane Ehratjetzt: Mit den Gemeinden und Leis-tungsträgern vor Ort reden, dieneuen Aufgaben definieren, mit Ho-tels, Bergbahnen und Unternehmengemeinsame Pakete schnüren und sieim Marktauftritt unterstützen. Denn:hinter jeder starken Marke müssenzuerst gute Produkte und Angebotesowie im Tourismus motivierte Gast-geber stehen. Dafür braucht es dieAnbieter vor Ort, ihre Bereitschaftund ihr Vertrauen in neue Partner.Nebst dem Aussenauftritt setzt sichdie DMO für Kooperationen in derRegion ein. Diese sollen auf den po-tenziellen Gast und das veränderteBuchungsverhalten zugeschnittensein. «Das Tirol hat uns vorgemacht,

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«Alleine wären wir zu schwach»

Die elf Gemeinden des Kreises Oberengadin und Zernez haben EndeNovember 2006 Ja zur Destination Engadin St. Moritz gesagt – und alserste Region im Kanton eine DMO ermöglicht. Heute tritt das Oberen-gadin mit einheitlichem Logo auf und bündelt für Sommer, Herbst undWinter neue Angebote. Nach dem schnellen Aufbau kommt nun dieDetailarbeit, sagt Ariane Ehrat, neue CEO der TourismusorganisationEngadin St. Moritz.

Ariane Ehrat, CEO Engadin St. Moritz: Nach dem raschen Aufbau der Dialog.

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wie man sich im Markt als eine Ein-heit präsentiert und damit die Gäste-zahl erhöht.»

Zielgerichtete VermarktungWährend die grössten Hotels schonheute erfolgreich im Markt auftretenund es in diesem Bereich um ergän-zende Kooperationen mit der DMOgeht, fehlen gerade den kleinerenAnbietern oft die Mittel zur Vermark-tung. Hier bietet die DMO EngadinSt.Moritz Unterstützung an; mehrereDrei- und Viersterne-Hotels sucheneinen gemeinsamen Nenner (zumBeispiel Familien- oder Kulturhotel)und die DMO ebnet den Boden zu ei-nem gebündelten Marktauftritt. DasRezept ist einfach, der Nutzen gross:«Wenn man weiss, wer was machtund vermittelt, öffnen sich plötzlichneue Türen und Unmögliches wirdmöglich.» Für die Region als Ganzesergeben sich ebenfalls neue Chancen– weil man dank vereinten Kräftenkein Einheitsprodukt ab Stange mehranpreisen muss: «Ein Russe möchtehier zum Beispiel einkaufen und Ski-fahren, da nützt eine Werbung für

Langlaufen wenig. Diese hingegenverwenden wir unter anderem fürden deutschen Markt.» Diese indivi-duelle Marktbearbeitung war den 13einzelnen Kurvereinen aufgrund derfehlenden Mittel bis jetzt gar nichtmöglich. Nun, mit den gebündeltenKräften, können auch die Aufbau-und Stammmärkte individueller bear-beitet werden.

Rezept: konsequent und viel DialogAriane Ehrat empfiehlt den Regionen,die die Destinationsbildung noch vor-haben: «Machen Sie den Aufbaukonsequent. Weil im Zuge dessen amAnfang vieles links und rechts liegenbleibt, muss nach der ersten Phasedes Aufbaus unbedingt genügendZeit für die Details und damit auchder Dialog eingeplant werden.»

Engadin St. Moritz

Meilensteine ■ ■ ■

■ November 2006Ja des Kreises Oberengadin zurDMO Engadin St. Moritz

■ Mai 2007Operativer Start der DMO,gemeinsamer Auftritt mitneuem Logo

■ Sommer 2007Markante Gästezunahme inder ersten Saison als DMO

■ AnstehendEinführung einer BalancedScorecard (Wirkungsmessung),gemeinsame Auftritte und Pro-dukte von Hotels, Bergbahnenund andern Anbietern initiieren,Engadin St. Moritz als einmaligeund authentische Sommer- undWinterregion positionieren

Oben blau und unten weiss. Unsere Winterfarben werden überstrahlt von der sonnigsten Sonne, die Sie sich vorstellen können. Tag für Tag für Tag ein einzigartiges Naturschauspiel, das Sie glatt vergessen lässt, was es sonst noch alles gibt hier oben im Winter. www.engadin.stmoritz.ch

Früher, heller, wärmer, länger. Bleiben wir noch ein bisschen.

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Diese Berge. Diese Weite. Dieses Licht.

Engadin und St. Moritz stärken: Die einzigartige Natur des Oberengadins und die An-

ziehungskraft von St. Moritz gehören zusammen.

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Von 70’000 Übernachtungen Anfangder Neunzigerjahre sank die Gäste-zahl stetig auf zurzeit noch 50’000 –eine Entwicklung, die zur Anpassungund neuen Modellen zwingt. Im Ber-gell steht man deshalb mitten im Ver-änderungsprozess zur neuen zTO. ImFrühling dieses Jahres wird die Stelleeines Tourismusdirektors ausge-schrieben und Ende Sommer soll diezTO bereits operativ tätig werden.Dem touristischen Schulterschlusssteht auch ein politischer zur Seite: ImBergell sollen die fünf GemeindenBondo, Castasegna, Soglio, Stampaund Vicosoprano fusioniert werden.Luca Giovanoli, Grossrat aus demBergell und Präsident der Kommis-sion Tourismusreform, meint: «DieGemeindefusionen und die Touris-musreform bringen uns neue Im-pulse. Natürlich sind nicht alle er-freut, wenn sie den gemeinsamenAuftritt bezahlen müssen – aber dasGeld kommt in Form von neuen Gäs-ten auch wieder zurück. Und das hatdie Region dringend nötig.» Die In-frastruktur ist teilweise veraltet, dieSommersaison wird für viele Hoteliersimmer kürzer und das vorhandeneAngebot ist für neues Wachstumnicht vielseitig genug.

Lernen von Engadin St.Moritz«Im Tirol schafften sie die Wende mitvereinten Kräften auch. Dort gibt esheute selbst in der Peripherie grosseHotels, die alles – zum Beispiel Well-

ness – unter einem Dach anbieten. ImBergell sind die Hotels kleiner und ge-rade darum macht die Zusammenar-beit Sinn.» Für Luca Giovanoli liegendie Vorteile einer zTO auf der Handund deren wichtigste Aufgaben um-reisst er so: «Mit Engadin St.Moritzkönnen wir nicht konkurrieren, dafürbietet das Bergell Erholung und vielKultur. Das müssen wir auch zeigen,in der Werbung und vor Ort. Leiderfehlen heute oft das Interesse unddas Geld für gemeinsame Projekte.Hier ist eine zTO dringend nötig,denn sie kann die Hoteliers und An-bieter an einen Tisch bringen.» DieIdeen sind da, aber es wird zu wenigkooperiert, um die Saison zu verlän-gern. Wenn heute jemand in der Ne-bensaison eine Kulturwoche zu Gia-cometti organisieren möchte, schei-tert das häufig an Kleinigkeiten – hiersollen, sagt Giovanoli, starke Köpfevor Ort die Leitung übernehmen.«Wir sind alleine nie so stark wie En-gadin St.Moritz, aber wir können vonder DMO profitieren und lernen. DiezTO Bergell ist der erste Schritt dazu.Die neue zTO soll künftig vermehrteine Zusammenarbeit mit den anlie-genden Regionen anstreben (DMOEngadin St.Moritz, Consorzio turi-stico Val Chiavenna, AlpenAkademieusw.).

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«Unsere Stärken kommennoch nicht zum Tragen»

Natur, Kultur und Italianità – das Bergell kennt und hat seine Stärken,doch die Gästezahl ging stetig zurück: Nun werden die Strukturenangepasst und daraus sollen neue Angebote entstehen. Ende 2006wurden Vorschläge zur Zusammenlegung der Kurvereine Maloja undBregaglia erarbeitet, ein Businessplan für eine zTO erarbeitet undschon heute teilt Maloja seine Büros mit der DMO Engadin St. Moritz.

Bregaglia

Meilensteine ■ ■ ■

■ Ende 2006Arbeitsgruppe «Tourismus-reform» prüft Modelle derZusammenarbeit

■ September 2007Businessplan für neue zTOBergell erstellt

■ AnstehendGründung der zTO, Suche einesTourismusdirektors, operativerStart im Sommer 2008

Luca Giovanoli: «Ideen sind da, jetzt müssen wir sie umsetzen.»

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Valposchiavo

«Von den Gästen wird das Puschlavsowieso und schon lange als Einheitgesehen», sagt die neue DirektorinIlona Ott. «Wir alle sind glücklichüber den Zusammenschluss, weil je-der Kurverein dasselbe Problemhatte: Zuwenig eigene Kraft und zu-wenig Mittel für eine so grosse Re-gion vom Bernina-Pass bis zur Lan-desgrenze bei Tirano.» In zwei Ab-stimmungen letztes Jahr wurden inden beiden Gemeinden Brusio undPoschiavo grössere Kredite für dieTourismusorganisation bewilligt.

Gäste von der Bahn abholenMit den neuen Mitteln und dem ge-teilten Büro im Bahnhof kann die Re-gion gestärkt auftreten – und die Rei-senden direkt vom Bernina Expressabholen: «Wenn wir richtig kommu-nizieren, dann steigen die Gäste ausdem Zug und kommen zu uns.»Qualität und Authentizität für die, diedas suchen: Das Puschlav setzt nichtauf die grosse Masse, sondern dasNaturerlebnis und die Italianità. Dochdafür, da ist man sich einig, brauchtes grenz- und bergüberschreitendeAngebote. «Die Berge, unser bestesArgument, hören nicht an der Ge-meindegrenze auf.» Die RhätischeBahn, schon heute wichtigster Teildes Ferienerlebnisses, bietet dem Pu-schlav dank dem UNESCO-Welt-kulturerbe (Albula-und Berninalinie)eine zusätzliche Plattform – und wohlauch neue Gäste.

Auf Kooperationen angewiesenDas Puschlav hat ähnliche Problemewie andere Randregionen in Grau-bünden auch: Im Alleingang fehlendie Ressourcen für grössere Ange-bote und einen wirkungsvollenMarktauftritt. In der Gästewerbungtritt das Valposchiavo zusammen mitder RhB oder mit dem Veltlin, aberauch mit den andern Destinationen inSüdbünden auf. «So können wir unszum Beispiel an verschiedenen Mes-sen einen Ausstellungsstand leisten,was alleine nie möglich wäre», erklärtOtt. Sobald als möglich möchte dasValposchiavo im Backoffice-Bereichund mit gemeinsamen Produktenoder Buchungsplattformen mit derDMO Engadin St. Moritz zusammen-arbeiten.

Reform als AnstossAuf der anderen Seite, den Angebo-ten, ist Kooperation schon seit Jahrenan der Tagesordnung: Alta Rezia istein grenzüberschreitendes Projekt fürBikewege, die AlpenAkademie bietetKurse und Besichtigungen von geolo-gischen und kulturellen Schätzen inganz Südbünden und die RhB ist derwichtigste Partner in der Gästewer-bung. Heute führt das Ente TuristicoValposchiavo die Geschäftsstelle derAlpenAkademie für alle RegionenSüdbündens. «Die Tourismusreformwar für uns der Anstoss, solche Ko-operationen zu fördern – zum Vorteilaller Beteiligten.»

«Der Berg hört nichtan der Gemeindegrenze auf»

Im Valposchiavo haben sich die Tourismusorganisationen von Poschiavound Brusio schon vor dreizehn Jahren zusammengeschlossen. Seit An-fang 2008 teilt die Gästeinformation das Büro mit der Rhätischen Bahn.Die zTO Valposchiavo arbeitet im Marketing über die Grenze mit demVeltlin und über den Bernina mit Engadin St. Moritz und der National-park-Region zusammen.

Ilona Ott: «Tourismusreform war Bestätigung unseres Wegs.»

Meilensteine ■ ■ ■

■ 1995Fusion der lokalen KurvereineBrusio und Poschiavo zum EnteTuristico Valposchiavo

■ SeitherÜberregionale Projekte wieAlpenAkademie, Alta Rezia oderBernina Express (RhB)

■ Januar 2008Neue Gästeinformation zusam-men mit der RhB am BahnhofPoschiavo

■ AnstehendZusammenarbeit mit der Desti-nation Engadin St. Moritz (Back-Office und Internetplattform),verstärkte Vermarktung mit derRhB (UNESCO-Projekt)

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Vor einem Jahr wurden in Davos undKlosters drei Szenarien des Zusam-mengehens skizziert: Eine Fusion,eine Integration und die Gründungeiner neuen Gesellschaft. Eine Fusionwar wegen der unterschiedlichenCharaktere der Partner nicht möglich,erklärt Robert Wildhaber, ad interimTeilzeit-Geschäftsführer von KlostersTourismus. Während Klosters Touris-mus ein Kurverein ist, besitzt DavosTourismus zusätzlich Immobilien undhat mehrere Töchter. Deshalb wählteman die Integration – Klosters gibtein Mandat an Davos Tourismus undDavos Tourismus führt alle Aufgabenund Verträge in einer neuen Abtei-lung aus. Der touristische Teil heisst

neu Davos Klosters Tourismus und istfür die Vermarktung und die Pro-duktentwicklung der DMO DavosKlosters verantwortlich.

Einstimmiger Entscheid Für den Gast gehören Davos undKlosters schon längst zusammen – erfühlt sich an beiden Orten zuhause,egal ob er in Davos oder in Klostersein Hotel oder eine Ferienwohnungbezogen hat, erklärt Robert Wild-haber. Für den Auftritt gegen aussenergänzen sich die städtische Alpen-metropole Davos und Klosters als ge-diegener Ferienort ideal. Diese Argu-mente überzeugten auch die beidenTourismusorganisationen: «An derGeneralversammlung vom 26. Okto-ber 2007 fiel der Entscheid der Kur-vereins-Mitglieder zur Zusammenar-beit einstimmig. Auf beiden Seiten, inKlosters wie Davos, waren keine Ge-genstimmen zu vernehmen», freutsich auch Reto Branschi, Direktor a.i.von Davos Tourismus. Der Druckdurch die kantonalen Bestrebungenwar dabei nebensächlich, erläutertReto Branschi, die Region ist seit zehnJahren sowieso zusammengewach-sen (etwa durch Davos KlostersMountains, die Kooperation derBergbahnen) und für Skifahrer sinddie Orte heute nicht mehr unter-scheidbar. In Klosters, sagt RobertWildhaber, nutzte man die Chancedes Direktorenwechsels, die Zu-kunftsstrategie zu überdenken.

Ab 1. Mai alles aus einer HandFür Klosters war dabei klar, dass esDavos für den Weg in die Zukunftbraucht. Davos hätte zwar knapp dieGrösse gehabt, alleine aufzutreten –«aber auch wir sahen, dass der Gastlängst in Regionen und Erlebnisräu-men denkt und nicht mehr in Orten.Zusammen haben wir nicht nur einetouristische Marke mit internationa-ler Ausstrahlung, sondern könnenauch die Gäste vor Ort aus einerHand informieren», erläutert RetoBranschi. Die beiden bekannten Ortewerden so auch gegen innen undaussen zu einer Region, wie das inAmerika oder Asien längst an der Ta-gesordnung ist. Offizieller Start derDestinations-Organisation ist am 1.Mai 2008. Mit dem Zusammen-schluss werden in den nächsten zwölfMonaten die Internetplattformen, dieIT-Infrastruktur, die Direktreservations-systeme sowie das Kurtaxen-Gesetzaufeinander abgestimmt. Dadurchkönnen wir neue Synergien nutzenund Einsparungen erzielen, so RetoBranschi.

Vorarbeit trägt Früchte«Nach zwei bis drei Jahren werdenwir die grossen Vorteile spüren», sagtRobert Wildhaber. Da die beidenTourismusorganisationen die letztenbeiden Jahre intensiv auf die Integra-tion hingearbeitet haben und die Zu-stimmung zu Null fiel – «die grössteErrungenschaft» –, erwarten Wildha-

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Einstimmiges Ja für Davos Klosters

Ende Februar 2008 verkündeten Davos Tourismus und Klosters Touris-mus ihre Verlobung – am 1. Mai 2008 ziehen sie zusammen und tretenfortan als eine Familie auf. Ein gemeinsames Logo gibt Davos Klostersneue Markenkraft und die gemeinsame Administration durch die Des-tinations-Organisation ermöglicht Kosteneinsparungen und bessereInformation für die Gäste.

1 plus 1 = 3Durch den Zusammenschluss ergänzen sich die beidenTourismusorte mit den Angeboten und bieten gemeinsammehr als bisher jeder Standort für sich. Das zeigt sich auchim Logo, das «die neue Vollkommenheit» grafisch zumAusdruck bringt: Die im Davoser Logo bestehenden Sym-bole «Berg» (Dreieck) und «Sonne» (Kreis) werden durchdas Element Quadrat ergänzt und Klosters zugeordnet.Dazu kommt eine neue Farbe: Durch Mischen Blau undGelb – Davos – entsteht Grün, das für die unberührte Na-tur steht, die Klosters in die neue Gemeinschaft einbringt.

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ber und Branschi wenig Probleme inder Umsetzung. «Der Gast geht oderfährt schon heute über den Berg, dersogenannte Free Flow ist schon Reali-tät. Dass die Angebote gegenseitiganerkannt werden können, machenuns die Bergbahnen ja erfolgreich vor.Gemeinsame Gästekarten oder Pro-spekte werden nun nicht mehrschwierig sein.» Die Vorteile sollenbald sicht- und erlebbar sein: Die bei-den Interims-Direktoren denken zum

Beispiel an eine gemeinsame Saison-eröffnung mit grossem Fest, einenAll-inklusiv-Marathon und an neuePartnerschaften aus dem Gewerbeund der Hotellerie. «Wir wollen denLeadership im Kanton übernehmen»,meint Wildhaber, stellt aber auch klar:«Die Gelder des Kantons waren zwarein willkommener Anschub, aber ge-macht haben wir es für den Markt.Denn der Markt nimmt Davos Klo-sters als Einheit wahr.»

Davos Klosters

Meilensteine ■ ■ ■

■ 26. Oktober 2007Die Mitglieder des Tourismus-vereins Klosters stimmen derIntegration einstimmig zu

■ 16. November 2007Die Genossenschafter von DavosTourismus stimmen der Integra-tion einstimmig zu

■ 26. Februar 2008Lancierung neues Erscheinungs-bild

■ 1. Mai 2008Start der DMO Davos Klosters

■ AnstehendDie personelle und administra-tive totale Integration

Auf die Integration hingearbeitet: Robert Wildhaber (Klosters) und Reto Branschi (Davos).

«Wer die Schweiz erklären will, macht dies zurzeit am bestenanhand der Bündner Tourismusreform. Alle sind sich einig, dassman sich nicht einig ist. So kann man auch geteilter Meinung sein,ob es einem einheitlichen Logo gelingen wird, diese Uneinigkeitzu überwinden. Aber unser Schweizerkreuz hat das ja schliesslichgeschafft. Auch wenn sich der Freistaat Gemeiner Drei Bünde erst512 Jahre nach Einführung dazu bekennen konnte.»

Pius Walker, Werber des Jahres 2008, Zürich

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In 12 Gemeinden des Prättigaus ga-ben die Bürger in einer Volksabstim-mung im Herbst 2006 grünes Licht zueiner gemeinsamen Vermarktungsor-ganisation – sie soll die touristischeWertschöpfung verbessern und einePionierrolle im natur- und kulturna-hen Tourismus übernehmen. Im Fe-bruar 2007 wurde die Prättigau Tou-rismus GmbH ins Leben gerufen undbegann im Herbst ihre operative Ar-beit. Jetzt steht für die neue Ge-schäftsleiterin Daniela Göpfert vor al-lem die Datenerhebung an und ersteGemeinde- und anbieterübergrei-fende Projekte stossen auf offeneOhren.

Hoffen auf TourismusabgabeZurzeit steht der zTO ein Budget von400’000 Franken zur Verfügung, wo-von rund die Hälfte fürs Marketingeingesetzt wird. Im Laufe dieses undnächsten Jahres soll die Homepageerweitert und neue E-Services wie Di-rektbuchungssystem implementiertwerden. Sobald die Strukturen gefes-tigt sind, stehen gemäss Businessplanein Elektronisches Gäste-Informations-system sowie ein Tourismusleitsystemauf dem Programm. «Für einen wir-kungsvollen Marktauftritt reicht dasBudget nicht, Kooperationen mit an-deren touristischen Organisationenwie Graubünden Ferien und derDMO Davos Klosters sind daher exis-tenziell», erklärt Daniela Göpfert.Bisher fordern nur vereinzelte Ge-

meinden eine Tourismusförderab-gabe ein und ein freiwilliger Betten-beitrag im Prättigau ist erst im Ge-spräch – «wir warten und hoffendarum auf die baldige Einführung derKantonalen Tourismusabgabe. Dasschafft Klarheit».

Gemeinsam vorwärtsWie bei anderen Destinationen imKanton steht die Bündelung von An-geboten im Zentrum auch dieserzTO: Es gibt zwar relativ viele Ange-bote, allerdings sind nur die wenigs-ten bekannt und buchbar, genausogibt es praktisch keine online buch-bare Unterkünfte. Der gerne verwen-dete Begriff der «Synergienutzung»wird im Prättigau ab Ende 2008 ein-mal mehr in die Tat umgesetzt: Ander Talstation realisieren die Bergbah-nen Grüsch-Danusa AG ein Info- undKompetenzzentrum, welches von dernoch jungen Tourismus-Organisationals eigentliches «Schaufenster» für dasganze Prättigau mitbenutzt werdenkann.

Pionierrolle im natur-und kulturnahen Tourismus

Schon im Vorfeld des Kantonalen Projektes «WettbewerbsfähigeStrukturen und Aufgabenteilung im Bündner Tourismus» wurdeim Prättigau der Versuch unternommen, das Tal gemeinsam zu ver-markten. Man zog schon damals am gleichen Strick, aber die zurVerfügung stehenden Mittel waren zu gering. Die zTO Prättigau istdie konsequente Weiterführung einer Vision, die in den PrättigauerKöpfen schon seit längerer Zeit existiert.

Prättigau

Meilensteine ■ ■ ■

■ Herbst 2006Zustimmung der 12 Gemeindenzur zTO Prättigau

■ Februar 2007Gründung der Prättigau Touris-mus GmbH

■ Oktober 2007Operativer Start der zTOPrättigau

■ Ende 2008Eröffnung Info- und Kompetenz-zentrum Prättigau in Grüsch

■ AnstehendDatenerhebung, Homepage/E-Services, Gäste-Informations-system, Signaletik

Daniela Göpfert: mit Vermarktung auf offene Ohren gestossen.

Geplantes Kompetenzzentrum in Grüsch.

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Savognin-Surses/Albulatal

Was im Surses wie anderswo zählt, istdie eingeschlagene Richtung – weitmehr als der Fahrplan der Umset-zung. «Eile mit Weile», heisst dasStichwort im Businessplan und dieWeichenstellung ist für den Savogni-ner Tourismusdirektor Vendelin Coraywichtiger als die Geschwindigkeit desZugs. «Der Businessplan ist für unsein Instrument, wie wir die ganze Re-gion weiterbringen können und wol-len, nicht bloss im Marketing, son-dern vor allem im Angebot.» DieAnalyse hat ergeben: Es gibt zuwenigwarme Betten, im Surses wie im Al-bulatal, und die Infrastruktur ist teil-weise veraltet. Weil dazu aber derKonsens verschiedener Akteure undvor allem zusätzliche Gelder nötigsind, setzt die Strukturreform bei denkleineren Schritten im Marketing an.

Gemeinsame Verkaufsorganisation Der erste Schritt ist die Umwandlungder jetzigen TourismusorganisationSavognin Tourismus im Surses (STiS)in eine AG, danach soll die ange-strebte Vollintegration des Albulatalsund von Bivio erfolgen. Bergün/Filisurprüft Alternativen (Alleingang, Ko-operation mit der Rhätischen Bahn).Im Businessplan der vorgesehenenzTO stehen der Aufbau einer ge-meinsamen Verkaufsorganisation undeiner Marketing-Datenbank im Zen-trum. Nebst dem Ausbau der Direkt-kontakte und der Teilnahme an Pro-motionen steht die Erschliessung

neuer Distributionskanäle im Zen-trum der künftigen zTO. VendelinCoray: «Die einzelnen Orte sindselbst zuwenig stark und bekannt,um alleine aufzutreten. Erst eine ge-meinsame Verkaufsorganisation, wiewir sie anstreben, erhält gegenüberReiseveranstaltern das nötige Ge-wicht und kann die gesamte Regionprofessionell vermarkten.»

Bereits heute gemeinsame AngeboteDas Ziel der zTO, sagt Vendelin Co-ray, ist die Vernetzung der verschie-denen Angebote in der Region. DieProdukte sind vielfältig, aber oft überdie ganze Region verteilt: Wandernauf historischen Wegen (Via Spluga,Via Set, Via Segantini), Golfen undBaden (Golf und Bad Alvaneu),Schlitteln in Bergün, Ski- oder Tou-renfahren in Bergün, Savognin undBivio, aber auch Familien- und Bike-ferien sind möglich. «Wir müssenmehr Angebote aus der Regionschaffen und diese gemeinsam aufden Markt bringen», sagt Coray.Denn: Die Region Mittelbünden hatverhältnismässig kleine Anbieter-strukturen und ist wenig intensiv be-siedelt. Ihr fehlt eine starke Marke,die überregional bekannt wäre. Des-halb ist für Vendelin Coray klar, dasseine zTO Albula-Surses auch in Zu-kunft auf die Zusammenarbeit mitumliegenden zTO und DMO, mitGraubünden Ferien sowie mit derRhätischen Bahn angewiesen bleibt.

Chance für regionaleEntwicklungsstrategie genutzt

Die Region Savognin-Surses/Albulatal hat die vom Kantoninitiierte Strukturreform dazu genutzt, auch einen Leitfadenfür die Verbesserung ihrer Infrastruktur vorzulegen. Im erstenSchritt soll eine zTO Albula-Surses gegründet werden, mittel-bis langfristig sind weitere warme Betten notwendig.

Vendelin Coray: Neue Gäste und mehr Betten sind das Ziel im

Surses.

Meilensteine ■ ■ ■

■ 1998Touristischer Gemeindezweck-verband Surses gegründet

■ Start von Savognin Tourismusim Surses (STiS)

■ 2006Marketing-Kooperation STiS undunteres Albulatal/Bivio

■ 2007Businessplan für zTO Albula-Surses erstellt

■ AnstehendUmwandlung STiS in AG, AufbauVerkaufsorganisation, gemein-same Datenbank, neue Vertriebs-kanäle

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«Es geht in der laufenden Reformnicht um eine Machtfrage, sonderneinzig um mehr Chancen. Der Ge-genwind wird immer stärker und alseinzelne gehen wir unter.» Das sagtUrs Wohler zu den ersten Schrittenim Unterengadin und verweist aufseinen jüngsten Erfolg, die Vereini-gung der zehn bestehenden Ver-kehrsbüros. Bislang wurden diese vonden lokalen Tourismusorganisationenbetrieben, neu stehen sie unter derObhut der ENGADIN/Scuol Touris-mus AG (ESTAG). Ein Verantwortli-cher instruiert neu alle Angestelltenund es braucht nur noch eine einzigeLohnbuchhaltung. Die Gemeinden,die über den touristischen Leistungs-auftrag bestimmen, sind erfreut überden jüngsten Zusammenschluss, ob-wohl sie dazu nicht gesetzlich ge-zwungen werden. «Wir zeigen, dasseine Reform der kleinen Schritte auchErfolg haben kann. Das Vertrauen istda, weil die Vorteile schon sichtbargeworden sind.»

Angebotsentwicklung vor OrtUrs Wohler nennt als Beispiel die neugeschaffene Stelle einer Koordinato-rin. Diese ist für die Produkte und In-frastruktur vor Ort verantwortlich,vermittelt zwischen Tourismus undGemeinden und initiiert mit ihrer Ar-beit gästefreundliche Angebote überdie Gemeindegrenzen hinweg. ObBikeweg, Winterwanderweg oder Sig-nalisation: Der Gast erwartet heute

nicht nur glänzende Prospekte, son-dern Orientierung und Informationam Ferienort selbst. Scheiterte eineeinheitliche Signalisation eines Wan-derwegs früher oft an den Gemein-degrenzen, so verläuft das heutedank der Angebotsentwicklerin wieam Schnürchen: Die Koordinatorinerarbeitet Vorschläge, bespricht siemit den Gemeinden und diese ver-wirklichen und finanzieren sie. «Ichbin ein Fan von den Dörfern unddiese sind offen für die Zusammenar-beit. Das spürt man, man muss es garnicht mehr sagen.» Natürlich, versi-chert Urs Wohler, werden die Dorffe-ste auch in Zukunft lokal organisiertund verantwortet, daran ändert auchdie Tourismusreform nichts.

Nach der zTO die DMODen Preiskampf, die Informations-überflutung im Markt und den Rück-gang der Übernachtungen hat auchdas Unterengadin zu spüren bekom-men. «Wir müssen nicht darüber dis-kutieren, wer in unserer DMO mit-macht, mittelfristig überleben könnenwir nur gemeinsam.» Vorgesehen isteine DMO Nationalpark-Region mitdem Val Müstair, Samnaun und Scuolunter einem (Marketing-)Dach.Während das Münstertal und die Ge-meinden von Susch bis Tschlin ge-meinsam auftreten wollen, ist eineDMO erst in einem nächsten Schrittvorgesehen. Per 1. April 2008 habendas Val Müstair und die ENGADIN/

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«Vertrauen und neue Angeboteschaffen – dann klappts»

Mit kleinen und konsequenten Schritten die Zusammenarbeit anbah-nen: Das ist die Devise von Tourismusdirektor Urs Wohler. Im Unter-engadin hat Wohler die zehn kommunalen Tourismusorganisationenin die ENGADIN/Scuol Tourismus AG integriert und als wichtigen Zwi-schenschritt die Gästeinformationen vereinheitlicht. GemeinsameWanderwege und Signalisationen, zentrale Führung und eine Ansprech-person für alle Gemeinden sind Teil der Reform.

Val Müstair: den Kurs beibehaltenSechs Prospekte, sechs Logos, sechs Homepages undsechs Kurvereine hatte das Tal mit 1300 Einwohnern einst– heute tritt das Münstertal mit einem einzigen Prospekt,einer einheitlichen Homepage und einem Namen auf: ValMüstair. Mit Erfolg, wie die Übernachtungszahlen zeigen:In den letzten zehn Jahren, seit der Fusion zu einer Orga-nisation, stiegen die Gästezahlen um rund 20 Prozent.Verloren hat dabei niemand, es gibt in jedem Dorf weiter-hin Veranstaltungen, die Hotels sind nach Ort geordnetund bald sollen auch die sechs Gemeinden zu einer einzi-gen fusioniert werden. «Auf dem heutigen Markt geht dieMarke eines kleinen Ortes unter, darüber gibt es nichts zudiskutieren», sagt Tourismus-Präsident Thomas Malgia-ritta. Auch finanzielle Gründe sprachen im Münstertal fürdie Fusion: «Bis zu einer gewissen Grösse stehen die Ko-sten in sehr ungünstigem Verhältnis zur erzielten Wirkung– die Verwaltung kostet mehr als die Werbemassnahmen.»Malgiaritta ist hauptberuflich Vorsitzender der Banklei-tung der Banca Raiffeisen Engiadina Val Müstair, die ab1996 schrittweise aus der Fusion von neun Banken ent-standen ist. «In der Privatwirtschaft gehen Fusionen oftschneller vor sich, aber dort wie im Tourismus muss je-mand das Steuer übernehmen und den Kurs beibehalten.Unklarheiten und Skepsis am Anfang gehören dazu, abernach einigen Jahren mag niemand mehr zum Alten zurück.»

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Scuol Tourismus AG eine Vereinba-rung zur Gründung einer einfachenGesellschaft unterzeichnet, die Ende2008 in eine DMO umgewandeltwerden soll.

Gäste reisen in der RegionFür Urs Wohler ergibt die verstärkteZusammenarbeit nicht nur aus Gäste-sicht Sinn: Ein Feriengast im Unteren-gadin macht heute Ausflüge von ei-ner bis zwei Stunden, er geht nachSamnaun einkaufen, möchte dasKloster in Müstair besichtigen oderins Bogn Engiadina Scuol – die künst-lichen Grenzen zwischen den einzel-nen Orten sind aus Gästesicht längstgefallen. Jetzt geht es für die bereitsbestehenden zTO darum, ihre Haus-aufgaben zu lösen, Sinnvolles zu ver-einheitlichen und fit zu werden für

Nationalpark-Region

Meilensteine ■ ■ ■

■ 2001Die IG ENGADIN/Scuol überträgtder ESTAG den Auftrag, das Mar-keting für die gesamte Region zumachen

■ 1. Januar 2007Neue Stelle Angebotsentwicklung

■ 28. Februar 2007Einstimmiger Entscheid: Alle Ge-meinden sagen Ja zum Zusam-menschluss der Tourismusorga-nisationen, insbesondere im Be-reich «Gäste-Information»

■ 1. Februar 2008Erste Vertragsunterzeichnungen:Ftan und Lavin unterschreibenals erste Gemeinden die Zusam-menarbeitsverträge; weitere Ge-meinden folgen

■ 1. April 2008Gründung der einfachen Gesell-schaft Nationalpark-Region.Gründungsmitglieder: ENGADIN/Scuol und Val Müstair (und evtl.Samnaun)

■ 1. November 2008Gründung der Tourismusorgani-sation Nationalpark-Region

eine spätere DMO Nationalpark-Re-gion. Die Klammer über die ganzeRegion bildet zwar der Nationalpark,doch werden die zentralen Orte Sam-naun, Scuol und das Val Müstair auchin Zukunft unter ihren bekanntenund etablierten Namen auftreten.Dass eine grenzüberschreitende Zu-sammenarbeit Sinn ergibt, beweistSamnaun schon seit Jahren – die Sil-vretta-Arena Samnaun-Ischgl ist mit235 Pistenkilometern die grösste Ski-arena der Ostalpen. «Diese und vieleandere Vorteile kann uns niemandnehmen, wir müssen sie nur entspre-chend nutzen und vermarkten», sagtWohler. Die DMO soll die unver-wechselbaren Stärken der Regionbündeln und an den «neuen» Gastbringen. Zum Vorteil aller Orte undLeistungsträger.

Mit kleinen Schritten zum Erfolg: Urs Wohler, Direktor ENGADIN/Scuol Tourismus.

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«Wir hatten diese Vision bereits 1999vor Augen. Eine starke Region kön-nen wir nur dann werden, wenn wirGrenzen überschreiten, verstärkt zu-sammenarbeiten und uns gemeinsamverkaufen», blickt Denise Dillier, Di-retorin von Splügen/Rheinwald Tou-rismus zurück. Beidseits der Viamalasoll das Marketing über grössere Ein-heiten und damit mit mehr Schlag-kraft abgewickelt werden. Die Touris-musorganisationen südlich der Via-mala (Andeer, Avers, Splügen/Rhein-wald und Zillis-Schamserberg) grün-deten dazu die einfache GesellschaftViamala Ferien. Nördlich der Viamala(in der Region Heinzenberg-Dom-leschg) beschloss man eine Koopera-tion mit dem Bündner Rheintal undbeteiligte sich an der Marketingorga-nisation Freizeit Graubünden. Nachder Auflösung der Freizeit Graubün-den AG entstand die Regionale Tou-rismusorganisation (RTO) Heinzen-berg-Domleschg, welche im Zug deraktuellen Tourismusreform bis 2010mit Viamala Ferien zu einer zTO Via-mala vereint werden soll.

Erfolg dank kleiner Schritte«Weil wir schrittweise vorgingen,waren kurz danach die ersten Erfolgesichtbar und die Leistungsträger sa-hen die Vorteile. Das ebnete uns denweiteren Weg zur zTO. Der erste ge-meinsame Sommerprospekt ist füralle Beteiligten schon fast eine Selbst-verständlichkeit», freut sich Denise

Tourismusabgabe unterstütztden Aufbau der zTO Viamala

Die Integration der je vier Verkehrsvereine in die Regionalen Touris-musorganisationen (RTO) Heinzenberg-Domleschg und Viamala Ferienwar für die Umsetzung der Tourismusreform rund um die Viamalader wichtige erste Schritt. Der zweite ist die Zusammenführung derbeiden RTO zu einer einzigen Tourismusorganisation Viamala bis 2010.Als Zwischenlösung gibt es eine regionale Tourismusabgabe.

Viamala

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Dillier. Die Erfolge und vor allem dieVerankerung in der Bevölkerung ha-ben sich auch im politischen Prozessniedergeschlagen: Im Oktober 2007wurde über eine regionale Touris-musabgabe abgestimmt, die mit fast80 Prozent Ja-Stimmen sehr deutlichangenommen wurde. Durch dieseAbgabe wird das gemeinsame Mar-keting der zTO Viamala finanziert.«Da die nötige Bereitschaft zur Zu-sammenarbeit im Innern deutlichspürbar war, wollten wir nicht bis zurEinführung der Kantonalen Touris-musabgabe warten», sagt DeniseDillier, fügt aber an, dass das regio-nale Tourismusgesetz nur als Zwi-schenlösung bis zur Einführung einerKTA gedacht ist.

«Lokales Know-how bleibt»Die Marktbearbeitung beider Regio-nen wird dank der regionalen Touris-musabgabe schon heute über diezTO Viamala abgewickelt. Der erstegemeinsame Sommerprospekt ist zur-zeit im Druck und der Internet-Auf-tritt www.viamala.ch ist seit 1. De-zember 2007 im Design der Regio-nenmarke graubünden online. Eine vollständige Zentralisierung derlokalen Infostellen ist allerdings keinThema: «Wir brauchen das lokaleKnow-how genauso wie die Gäste-information vor Ort», begründetDenise Dillier, «das kann man nichteinfach von einem Schreibtisch ausmanagen.»

Stephan Kaufmann (Heinzenberg-Dom-

leschg) und Denise Dillier (Viamala Ferien)

schicken den Businessplan an den Kanton.

Meilensteine ■ ■ ■

■ 1999Vier TO südlich der Viamalagründen Viamala Ferien für dieVermarktung

■ Vier TO nördlich der Viamalagründen TourismusforumHeinzenberg-Domleschg

■ 2006Gründung RTO Heinzenberg-Domleschg

■ 2007Gründung zTO Viamala

■ 2008Marketing durch zTO Viamala,Einführung regionale Touris-musabgabe

■ AnstehendFusion der beiden Regionalen TOzur zTO Viamala (bis 2010)

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Moesano

San Bernardino, das Aushängeschildmit Pass und Hospiz, ist nur das eineTor zur ganzen Region südlich der Al-pen; mindestens so bedeutend sindfür die Region Gäste aus dem Tessinoder der Lombardei. Für die Region,nach der vorgesehenen Bildung einerzTO Moesano, stehen deshalb Ko-operationen mit Splügen/Viamala wiemit Bellinzona/Tessin an. San Bernar-dino, selbst gut touristisch erschlos-sen, mit Sportzentrum, Hallenbad,Abenteuer-Park, Kinderskilift und ge-nügend Herbergen, wird auch in dervorgesehenen zTO eine wichtigeRolle spielen. Die andern beiden Sub-regionen, Val Calanca und Val Mesol-cina, ergänzen die heutige RegionSan Bernardino und ermöglichen soeine Verkaufsorganisation für dieganze Region. Während es heute imganzen Misox teilweise an der Infra-struktur mangelt (zuwenig Betten),die Saison oft sehr kurz und dietouristische Mentalität wenig ausge-prägt ist, soll mit dem geplanten Zu-sammenschluss die nötige Grösse er-reicht werden, um sinnvoll eine Infor-mations- und Verkaufsplattform zubetreiben. Ein Ziel ist, die Infrastruk-tur für Sport und Erholung auszu-bauen und die Thermen und Mineral-quellen – etwa für Wellness-Ange-bote – besser zu nutzen.

Vermarktung wichtiger als LokalitätEnde 2007 wurde der Businessplanzur zTO eingereicht, im April 2008

wird sich eine Arbeitsgruppe mit derKonstitution der OTMR befassen, dieab der zweiten Jahreshälfte operativtätig werden soll. Die Promotion undder Verkauf, soviel ist schon jetzt klar,soll durch die zTO für die ganze Re-gion Moesano erfolgen und im Zugder Reform sollen auch neue Ange-bote geschaffen werden. Die Schwie-rigkeit, das zeigt auch der Business-plan, ist die mangelnde touristischeMentalität und die bisher sehr kleinenStrukturen. Auch wenn die Bereit-schaft der Leistungsträger noch nichtüberall gleich gross ist, glaubt Chris-tian Vigne, Direktor von San Bernar-dino Vacanze, dass eine von allen dreiSubregionen getragene Organisation(dank wirkungsvoller Vermarktung)auch die Gästefrequenz in Hotels undRestaurants verbessern kann.

Interreg und «Hexen-Zwillinge»Die Zusammenarbeit im Marketing,sagt Christian Vigne, ist das Zentraleauch der bisherigen Projekte: «DerVerkauf einer ganzen Region istwichtiger und erfolgreicher als dieVermarktung eines einzigen Ortes.»Die A13 verbindet die Viamala unddas Misox; im Rahmen des Projekts«Hexen-Zwillinge» wurde gemeinsambegonnen, neue touristische Ange-bote wie beispielsweise Exkursionenzum Thema Stein und Wasser zuschaffen. Die geplante zTO soll der-artige Kooperationen weiter aus-bauen. Ebenfalls erfolgreich war ein

Interreg-Projekt von San Bernardino/Moesano, Splügen/Viamala, dem Ber-gell und des Val Chiavenna für neueWander- und Bikeangebote, unteranderem auf der Via Spluga. Bellin-zona Tourismus, Val Chiavenna, Via-mala sowie Graubünden Ferien blei-ben auch für die zTO Moesano wich-tige Partner.

Eine einzige Organisationfür das Misox und Calancatal

Die Nord-Süd-Verbindung über den San Bernardino ist für das MisoxLebensader. Entlang der A13 möchte man auch kooperieren: sowohlnordwärts mit der Viamala wie südwärts mit Bellinzona. Bis Mitte 2008soll die zTO Moesano (Organizzazione Turistica Regionale del Moesano)konstituiert werden und dann das ganze Misox und Calancatal tou-ristisch vermarkten.

Christian Vigne: Grössere

Strukturen für mehr Gäste.

Meilensteine ■ ■ ■

■ März 2007Strategische Ausrichtung

■ November 2007Erarbeitung Businessplan

■ 2. April 2008Arbeitsgruppe zur Konstitutionder zTO Moesano

■ Juni 2008Bildung der zTO, anschliessendBeginn der operativen Tätigkeit

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Die Regiun Surselva geht sorgfältigzu einer Vereinigung der Tourismus-organisationen über und anerkenntdabei Distanzen und Unterschiedezwischen den bestehenden Organi-sationen und deren Angebote. Zuerstsoll in den einzelnen Subregionen en-ger zusammengearbeitet werden,dann erst kann eine noch grössereund engere Kooperation fruchtbarsein. Mit gutem Grund, wie SepCathomas, Präsident der Regiun Sur-selva, ausführt: «Mit der Bildung vondrei zTO können die Subregionenbesser die eigenen und regional un-terschiedlichen Angebote und Struk-turen weiter ausbauen und sich damitauch identifizieren. Die Angst, alskleiner Partner im Grossen unterzu-

gehen, wird mit diesem ersten Zwi-schenschritt gemildert. Der Respektist vor allem in den Köpfen noch vielzu gross, als dass wir jetzt schon allesunter einen einzigen Hut bringenkönnten.»

Der Wille ist daGetan hat sich in der Surselva den-noch schon Wesentliches. Aus denzurzeit noch bestehenden 18 Touris-musorganisation sollen gemäss deraktuellen Strategie und den gut ab-gestützten Businessplänen drei Orga-nisationen werden, nämlich FlimsLaax in der unteren Surselva; «Quat-tro!» (Projektname) mit Ilanz, Ober-saxen/Lumnezia und Brigels-Waltens-burg-Andiast in der mittleren Sur-selva und Disentis-Sedrun in deroberen Surselva. Vals hat vorläufignoch den Alleingang gewählt. FürSep Cathomas ist und bleibt eineDMO für die ganze Surselva das ge-setzte Ziel: «Die Bildung der zTO istdabei ein grosser Schritt für alle Betei-ligten. Einige kleinere Gemeindenund Organisationen sind zwar nochnicht integriert und über den ge-nauen Grenzverlauf der einzelnenzTO wird noch zu reden sein, aber einwichtiger Schritt in Richtung zTO undDMO Surselva ist gemacht. DerGrundstein für das neue Vorhaben istgelegt. Der Wille für etwas Neues istda, wenn auch die grösseren Touris-musorganisationen schneller als klei-nere voranschreiten.» Nicht zu ver-

nachlässigen sind bei der Zusammen-führung die bestehenden regionalenUnterschiede im Bereich der Infra-struktur und des Gästeangebotes.Die Destination Flims Laax am Ein-gang der Surselva ist klar die stärkstezTO. Sie verzeichnet allein die Hälfteder regionalen Logiernächte. Disen-tis-Sedrun grenzt an die Gotthard-Region an und will als Option in Zu-kunft noch verstärkt grenzüber-schreitend auch im Tourismusbereichkooperieren. Mit der neuen Struktursoll die Zusammenarbeit mit derDMO Surselva wie auch mit der Re-gion Gotthard möglich sein und ver-stärkt werden. In der Mitte der Sur-selva ist in diesem Jahr das Projekt«Quattro!» entstanden. Die Touris-musorte Brigels-Waltensburg-Andiast,bereits heute eine touristische Ein-heit, Obersaxen/Lumnezia und dieStadt Ilanz sind zurzeit daran, einezTO zu bilden. Im ursprünglichenBusinessplan waren für diesen Raumnoch zwei verschiedene zTOs vorge-sehen. «Auch Vals hat in dieser zTOjederzeit noch Platz und ist natürlichauch zu einem späteren Zeitpunktwillkommen», erklärt Sep Cathomas.

Auch die Kleinen profitierenVorerst sollen in allen zTO die umlie-genden Gemeinden und Leistungs-träger für die Zusammenarbeit sensi-bilisiert werden. Heute haben haupt-sächlich erst die grossen Anbieter undGemeinden eine Tourismusabgabe

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Drei zukünftige Tourismus-organisationen für eine DMO

Mit der Bildung von drei zukünftigen Tourismusorganisationen (zTO),sollen die bestehenden Tourismusorganisationen der Region Surselvakonsolidiert und unter dem Dach einer DMO zusammengefasst wer-den. Die drei zTO werden je eine eigene «Zentrale» führen und als Sam-melstelle für das Produktangebot, die Preisgestaltung und die Zusam-menarbeit ihrer Leistungsträger zuständig sein. Die Kooperation mitder DMO findet insbesondere im Bereich des Marketings statt.

Sep Cathomas, Präsident der Regiun Surselva: «Mit drei zTO

muss niemand Angst haben, als kleiner Partner unterzugehen.»

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und verfügen somit über finanzielleMittel für die Gästewerbung. «Wenndie grösseren Tourismusorte gut aus-gelastet sind, profitieren auch diekleinen und die weniger vom Touris-mus betroffenen Gemeinden – dennes ist nicht nur das Potenzial «Gäste»,welches einen positiven wirtschaftli-chen Einfluss hat, sondern auch diedurch den Tourismus ausgelösten In-vestitionen und der Konsum. Diesekommen dem Gewerbe der gesam-ten Region und nicht nur den Touris-muszentren zugute.» Nebst der Überzeugungsarbeit ge-gen innen stehen in der Surselva aberauch Anpassungen im Aussenauftrittan: «Was sind unsere Produkte undVerkaufsargumente? Wie vermark-ten wir eine sehr heterogene Regionunter einem Dach? Heute haben dieeinzelnen Destinationen noch ver-schiedene Informationssysteme undes gibt kein übergreifendes Informa-tionsmanagement», sagt Sep Catho-mas. Die Destination Flims Laax alsBeispiel zeigt schon heute, dass dasZusammenspannen von Unterneh-men, Gemeinden und Tourismusor-ganisationen im Marketingbereichsinnvoll und zielführend ist.

Prospekte landen im PapierkorbEine DMO für die Marktbearbeitungder ganzen Region ergibt auch für dieSurselva Sinn, ist Cathomas über-

Surselva

Meilensteine ■ ■ ■

■ November 2007Businessplan für die Vermark-tungsgesellschaft DMO Surselva

■ Januar 2008Businessplan für das Projekt«Quattro!» mit Ilanz, Obersaxen/Lumnezia und Brigels-Waltens-burg-Andiast

■ Weiteres VorgehenBildung der zTO, Gründung derDMO für Vermarktung der dreizTO bis Sommer 2008; operativerStart der DMO Surselva und derdrei zTO Anfang 2009

«Graubünden ist zurzeit eine Grossbaustelle des Schweizer Tou-rismus. Baustellen sind unbeliebt aber unvermeidlich, um an derGestaltung der Zukunft zu arbeiten. Der Bündner Tourismus wirdstark und in neuem Kleid aus der Strukturreform hervorgehen.»

Dr. Eric Scheidegger, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO,

Botschafter Standortförderung

In der heutigen Zeit wird eine ge-meinsame Internetplattform mit ei-ner einzigen kompetenten Anlauf-stelle das wirksamste Mittel sein. DieBereitstellung und laufende Aktuali-sierung dieser Einrichtung, der Auf-tritt und die Marktbearbeitung nachaussen sind die wesentlichsten undvordringlichsten Aufgaben einerDMO Surselva. Die ersten Weichenin der Surselva sind mit der Strategieund den Businessplänen für die dreizTO und die DMO gestellt. Der Zugist bereits am Rollen – Richtung Zu-kunft und neuer Wertschöpfung.

zeugt. Vorgesehen ist, dass die zTOeinzelne Aufgaben – etwa Backoffice,Distribution, Promotion und Marke-ting – an die zu gründende DMOübergeben. «Nur gemeinsam kom-men wir ungefähr auf die Höhe desvom Kanton für eine DMO verlang-ten Budgetbetrages, welcher für einewirkungsvolle Umsetzung des Mar-ketings nötig ist. Heute bleiben vieleMarketing-Aufwendungen ohne Wir-kung. Viele der schönen Prospektelanden zu oft ungelesen und ohneWirkung im Papierkorb, weil dasMarketing nicht konzentriert und zuwenig gezielt auf eine potenzielleKundschaft ausgerichtet wird. UnsereKonkurrenz im Süd- und Nordtirolhat es vor langer Zeit verstanden,dass sich die Bündelung der Kräftelohnt.» Nur wer gegen aussen starkund zugleich zielgerichtet auftrete,werde im Markt überhaupt wahrge-nommen. Das verbindende Elementaller zTO in der Surselva ist zum Bei-spiel der Rhein, sagt Sep Cathomasund sieht auch neue Vermarktungs-wege: «Damit können wir von derSchweiz bis nach Holland um neueGäste werben.» Diese aber erwartennicht von Dutzenden Anbietern ausder Surselva ganze Sortimente ver-schiedener Prospekte, sondern ganzeinfach eine allgemein bekannte undgut funktionierende Auskunfts- undBuchungsstelle.

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Pluspunkt hat Arosa in der Zwischen-zeit eingebüsst und wurde von an-dern links überholt. Den Volksabstim-mungen vom Juni 2008 sehen er wieauch Roger Fischer, TourismusdirektorLenzerheide, positiv entgegen: «DasUmdenken in den Köpfen hat statt-gefunden und die Bereitschaft zurbesseren Positionierung ist da», be-stätigen sie.

Status Quo – keine LösungBisher weckte der Berg zwischenArosa und Lenzerheide nicht Neugier,sondern war eine natürliche Barriere.Die Analyse kommt zum Schluss,dass die Skigebietsverbindung zwi-schen Arosa und Lenzerheide denDreh- und Angelpunkt für eine ver-tiefte Kooperation im Marketing bil-det. Das sehen auch die beiden Tou-rismusdirektoren so: «Wenn die Seil-bahn gebaut ist, werden wir unsereWinterprodukte gemeinsam verkau-fen und vermarkten und möglicher-weise ein Joint-Venture für das Pro-duct-Management eingehen.» Bevordie Bildung einer DMO Arosa-Len-zerheide auf der Traktandenlistesteht, wollen die Destinationen ihreHausaufgaben lösen. Das sind inArosa Verbesserungen in der Organi-sation sowie eine neue Rechtsformund Bestimmung der Aufgabenfel-der. Lenzerheide sieht die Intergra-tion aller Tourismusorganisationenvon Lantsch/Brienz bis Malix/Chur-walden als nächsten Schritt.

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Skigebietsverbindungebnet den Weg zur Kooperation

Erst die Strategie, dann die Struktur: Arosa und Lenzerheide möchtenihre beiden Skigebiete verbinden und gemeinsame Angebote schaffen.Die Finanzierung der Gondelbahn über das Urdental ist gesichert undam 1. Juni 2008 stimmen die Gemeinden Arosa und Vaz/Obervaz überdie Nutzungsplanung ab. Die Strukturanalyse empfiehlt den drei Des-tinationen Chur, Arosa und Lenzerheide, vorerst die Tourismusvereinein der Subregion zu integrieren.

«Vor zehn Jahren wäre der Wider-stand zu gross gewesen, nun aberwird die Notwendigkeit einer Skige-bietsverbindung eingesehen», sagtHans-Kaspar Schwarzenbach, Direk-tor von Arosa Tourismus. Und er siehtgleich die grossen Vorteile im Regio-nenwettbewerb: «Bisher waren wirim europäischen Vergleich eine Drei-beziehungsweise eine Vierstern-Des-tination, mit der Skiverbindung ha-ben Arosa und Lenzerheide fünfSterne und gehören zu den Top 20.»Die Bergbahnen haben als erste dieChance der Grösse erkannt und sich2006 auf Seite Lenzerheide zusam-mengeschlossen und nun den Wegzur 2350 Meter langen Seilbahn überdas Urdental geebnet. Arosa, sagtHans-Kaspar Schwarzenbach, ge-hörte vor 30 Jahren zu den grösserenSkigebieten in der Schweiz – diesen

Meilensteine ■ ■ ■

■ 1. Juni 2008Volksabstimmung zurSkigebietsverbindung

■ Bis Ende 2008Integration der subregionalenTourismusorganisationen inLenzerheide Tourismus

■ Ab 2009Integration der subregionalenTourismusvereine in Arosa Tou-rismus

■ Laufende Vertiefung derKooperation Arosa-Lenzerheideauch mit Chur

■ Dezember 2009Start in die erste «verbundene»Wintersaison

Roger Fischer (Lenzerheide) und Hans-Kaspar Schwarzenbach (Arosa) sehen der Volks-

abstimmung über die Skigebietsverbindung positiv entgegen.

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Ausgangsort fürs Bergerlebnis. Dreh-scheibe zum einen, Ausflugsziel zumandern: Chur hofft, vom steigendenInteresse an Städtereisen profitierenzu können und sich als Stadt in derFerienregion zu profilieren. «Nichtalle Gäste wollen ihre Ferien allein ineinem Chalet verbringen. Die Leutewerden urbaner und möchten zumBeispiel nach einem Biketag im Nacht-leben einer Stadt Spass haben.» Einweiterer Vorteil der Stadt Chur: Dankder Zentrumsfunktion und vieler Gä-ste und Ferienwohnungsbesitzer imKanton ist sie das grösste Einkaufs-zentrum zwischen Zürich, Münchenund Mailand.Die touristische Ausrichtung vonChur, erklärt Michael Meier, ist hori-zontal. In der Ebene, dem ChurerRheintal, sollen als erstes die touristi-schen Angebote vernetzt und ge-meinsam vermarktet werden. Dennin dieser Region existiert nach derAuflösung von Freizeit Graubündenkeine Marketingorganisation mehrund Chur Tourismus trägt schonheute die Zentrumslasten der Agglo-meration.

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Chur: Drehscheibe mit Meran-EffektDie Stadt Chur, so hat die gemein-same Strukturanalyse ergeben, hatandere Aufgaben und Stärken als diebeiden Bergorte Lenzerheide undArosa. Deshalb steht für die Alpen-stadt vorerst die Fokussierung aufihre Drehscheibenfunktion, den Ta-gestourismus und die Ausdehnung inder Ebene, dem Churer Rheintal, aufdem Programm. Ob und welcherDMO sich Chur zu einem späterenZeitpunkt anschliessen wird, ist zur-zeit noch offen. «Wir streben nach dem Meran-Ef-fekt», wie Michael Meier, Direktorvon Chur Tourismus, seine Aufgabeim Tagestourismus nennt. «Wie diemeisten Südtirol-Reisenden einen Tagin Meran verbringen, soll ein Stadt-besuch in Chur zu jedem Ferienauf-enthalt in Graubünden gehören.»Chur, die Alpenstadt, lebt stärker alsdie klassischen Berg-Destinationenvom Tagestourismus, von Shoppingund Kultur, von Gastronomie undNightlife. Im Aufenthaltstourismushingegen sticht der Trumpf als Dreh-scheibe des öffentlichen Verkehrs und

Chur – Arosa – Lenzerheide

Meilensteine ■ ■ ■

■ 2007Strukturanalyse empfiehlt Churden vorläufigen Alleingang

■ AnstehendChurer Rheintal touristischorganisieren, Positionierung alsAlpenstadt, Feriengäste andererDestinationen für einen Tag nachChur holen. Attraktivität als Part-ner einer DMO Arosa-Lenzerheideoder DMO Surselva steigern

Schanfigg: zu klein für Alleingang«Wir wollen an der Reformpartizipieren, das ist klar», sagtCorinne Berlinger, Präsidentinvon Schanfigg Tourismus.Das Schanfigg, zwischen Al-penstadt Chur und der (Win-ter-)Destination Arosa gele-gen, soll Angebote wie diefamiliären SchneesportgebieteTschiertschen und Hochwangoder den Schanfigger Höhenweg noch stärker als attrak-tive Nischenprodukte positionieren. Das Schanfigg ist mitden aktuellen Tourismusstrukturen aber zu klein für einenAlleingang. Mit welcher Destination das Schanfigg zu-sammenarbeiten möchte, ist noch Gegenstand von Ge-sprächen und abhängig von der Entwicklung der Nach-bar-Destinationen. Dass das Marketing in jedem Fall voneiner DMO übernommen werden soll, sei klar, sagt Ber-linger. Die nächsten Schritte: Gespräche mit Arosa, Len-zerheide und Chur suchen, Entwicklung verfolgen und dieGemeinden zur Mitarbeit in Schanfigg Tourismus über-zeugen.

Chur will sich als Drehscheibe positionieren und das Bündner Rheintal touristisch orga-

nisieren: Michael Meier, Direktor Chur Tourismus.

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Die Weinbauernwollens nochmal versuchen

Zweimal sagten die Stimmbürger der Bündner Herrschaft Nein zueinem Tourismusfördergesetz – die Region fällt touristisch zwischenStuhl und Bank, seit Freizeit Graubünden 2006 aufgelöst wurde.Jetzt nehmen die Weinbauern zusammen mit der Heididorf AG undeinigen Gastronomen einen neuen Anlauf.

Bündner Herrschaft

Meilensteine ■ ■ ■

■ November 2007Erste Sitzung interessierterKreise (Spurgruppe)

■ Januar 2008Workshop und Zieldefinitionder Spurgruppe

■ AnstehendProjektskizze (strategischeStossrichtung), Businessplan(Geschäftsmodell)

Grundlagen und dann Angebote bei-der Seiten haben», so Ruffner. DasInteresse der beiden «Leuchttürme»Chur wie Bad Ragaz ist vorhanden:Chur (vgl. Artikel vorne) möchte dieTourismusträger im Bündner Rheintalvernetzen. Der Region Heidilandfehlt noch immer das geografischeHerz ihrer Marke, die Bündner Herr-schaft mit dem Heididorf.

Abwarten lohnt sich nichtEine ideale Ausgangslage für dieHerrschaft? Die Träger der Spur-gruppe beschäftigt mehr als die Qualder Wahl – viele sind nach zwei fehl-geschlagenen Volksabstimmungenernüchtert und wagen keinen neuenVorstoss. Das Dilemma: Die Gästevon Bad Ragaz kommen sowieso undfür neue Gäste fehlt oft die Infra-struktur. «Der Leidensdruck ist wohlnoch zu klein, um grosse Verände-rungen zu erwarten», meint Hans Pe-ter Ruffner, ergänzt aber: Die bevor-stehende Kantonale Tourismusab-gabe zwinge die Herrschaft nun zueinem Entscheid und dann zum Han-deln. Denn Geld aus der Tourismus-abgabe erhält nur, wer entspre-chende Strukturen geschaffen hat.Der Ball, das wissen nicht nur dieWeinbauern der Herrschaft, liegt beiden Akteuren vor Ort. Sie können dieSteilvorlage der Bündner Tourismus-reform nutzen – oder die Ferien- undFreizeitgäste weiterhin sich selbstüberlassen.

Im Städtchen Maienfeld gibts wederein Verkehrsbüro noch eine Bro-schüre über die Herrschaft – aber un-gezählte Touristen, die an schönenWandertagen auf dem Büro derStadtverwaltung danach fragen.Pech für die Gäste, tragisch für dieRegion, sagt dazu der Präsident desBündner Weinbauvereins, Hans PeterRuffner. Er hat zusammen mit demAmt für Wirtschaft und Tourismus dieWeinbau-Ortsvertreter und Touristi-ker an einen Tisch gebracht, um demTourismus in der Bündner Herrschaftneuen Schwung zu verleihen. «Jetzthaben wir nochmals eine Chance,uns zusammenzuraufen – und für dieganze Region eine Strategie festzule-gen», bilanziert Hans Peter Ruffnernach zwei Orientierungen.

Bad Ragaz oder Chur?Nun soll ein externer Berater den in-teressierten Kreisen aus der Herr-schaft – also den Leistungsträgern,den Weinbauern und den Gemein-den – eine Projektskizze vorlegen.Darin geht es um die Frage, wem sichdie Region touristisch anschliessenkann oder ob sie sich doch selbst or-ganisiert. Zwei Optionen stehen of-fen: Der geografisch naheliegendeAnschluss an Bad Ragaz (und somitan die Ferienregion Heidiland) oderder kantonsinnere Anschluss an ChurTourismus. «Für uns stehen beideOptionen offen, ein Entscheid istnicht gefallen. Dazu müssen wir

Hans Peter Ruffner, Präsident des Bündner Weinbauvereins, hat

die Touristiker der Bündner Herrschaft erneut an einen Tisch ge-

bracht.

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ExpertengruppeUnter der Leitung des Amts für Wirtschaft und Tourismus begleitet eine breit abgestützte Experten-gruppe das Projekt «Wettbewerbsfähige Strukturen und Aufgabenteilung im Bündner Tourismus».

Auftraggeber Regierungsrat Hansjörg Trachsel, Vorsteher des Departements fürVolkswirtschaft und Soziales Graubünden

Projektleitung Eugen Arpagaus, Amtsleiter, Amt für Wirtschaft und TourismusGraubündenMichael Caflisch, Leiter Tourismusentwicklung, Amt für Wirtschaftund Tourismus GraubündenPatrick Ulber, Projektmitarbeiter, Amt für Wirtschaft und TourismusGraubünden

Expertengruppe Philipp Boksberger, Professor Hochschule für Technik und WirtschaftHTW Chur, Institut für Tourismus und FreizeitforschungReto Branschi, Direktor a.i. Davos TourismusVendelin Coray, Direktor Savognin Tourismus im SursesHanspeter Danuser, Direktor Kur- und Verkehrsverein St. MoritzDenise Dillier, Direktorin Splügen/Rheinwald TourismusJakob Frauchiger, Departementssekretär Departement für Volkswirtschaft und Soziales GraubündenReto Gurtner, Präsident Weisse Arena GruppeKarl Koch, Ressort Tourismus, Staatssekretariat für Wirtschaft SECOErwin Rutishauser, Vorsitzender der Geschäftsleitung der RhBMarkus Schenk, Geschäftsführer Disentis Sedrun TourismusSilvio Schmid, Präsident Bergbahnen GraubündenHans-Kaspar Schwarzenbach, Direktor Arosa TourismusFredy Streuli, CEO Tourismusorganisation Engadin St. MoritzGaudenz Thoma, CEO Graubünden FerienAldo Tuor, Präsident Kommission für Wirtschaft und AbgabenUrs Wohler, Direktor Engadin/Scuol Tourismus AGAndreas Züllig, Präsident Hotelierverein Graubünden

ImpressumHerausgeber Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden

Redaktion freicom AG (Andreas Küng, Reto Küng)Amt für Wirtschaft und Tourismus (Michael Caflisch, Patrick Ulber)

Auflage 10’000 Exemplare

Redaktionsschluss 29. Februar 2008

Bezugsquelle Amt für Wirtschaft und Tourismus, Grabenstrasse 1, 7001 [email protected], www.awt.gr.ch (Download des Dokuments)

Titelbild Rheinschlucht/Ruinaulta (Quelle: Graubünden Ferien, Foto: Max Schmid)

Chur, April 2008

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