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Wie wird man glücklich? Szenische Texte Das Leben bietet viele Möglichkeiten. Für welche entscheiden wir uns? Wir bekommen Angebote: Tu dies! Lass das! Welche sind gut und passen? Woher wissen wir das? Auf der Bühne werden Lebensmöglichkeiten vorgespielt oder wir können sie selbst als Schauspieler ausprobieren. In dem Stück Hanna im Glück geht es um eine junge Frau, die auf der Suche nach dem richtigen Weg ist. Glück, Zufall und Schicksal treten als Personen auf und mischen sich dabei immer wieder ein. 1. Versucht gemeinsam, die Begriffe „Glück“, „Zufall“ und „Schicksal“ und den Unterschied zwischen ihnen zu erklären. 2. Erklärt, was ein Kaleidoskop ist, und diskutiert, zu welchem der Begriffe es am besten passt. 5

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Wie wird man glücklich?Szenische Texte

Das Leben bietet viele Möglichkeiten. Für welche entscheiden wir uns?Wir bekommen Angebote: Tu dies! Lass das! Welche sind gut und passen? Woher wissen wir das? Auf der Bühne werden Lebensmöglichkeiten vorgespielt oder wir können sie selbst als Schauspieler ausprobieren. In dem Stück Hanna im Glück geht es um eine junge Frau, die auf der Suche nach dem richtigen Weg ist. Glück, Zufall und Schicksal treten als Personen auf und mischen sich dabei immer wieder ein.

1. Versucht gemeinsam, die Begriffe „Glück“, „Zufall“ und „Schicksal“ und den Unterschied zwischen ihnen zu erklären.

2. Erklärt, was ein Kaleidoskop ist, und diskutiert, zu welchem der Begriffe es am besten passt.

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Wie wird man glücklich? Ein Märchen nacherzählen

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In diesem Kapitel lernst du,

▸ wie ein dramatischer Text aufgebaut ist,▸ wie du Gedanken, Gefühle, Absichten aus den Worten der Figuren

erschließt, ▸ wie du Figuren eines Dramas charakterisieren kannst,▸ wie du dramatische Figuren und ihre Beziehung zueinander mithilfe

von Standbildern darstellst und erschließt,▸ worauf du beim Deuten dramatischer Texte achten musst.

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PersonifikationenUm abstrakte Begriffe klarer zu machen und zu veranschaulichen, haben die Menschen schon immer Personifikationen verwendet. Rechts siehst du das Foto einer Statue der Gerechtigkeit (Justitia), wie sie in vielen Gerichts gebäuden zu finden ist.

3. Klärt die Zusammenhänge zwischen dem Begriff „Gerechtigkeit“ und seiner Darstellung als blinder Frau mit Waage.

4. Bildet Gruppen, bestehend aus drei Statuen und zwei Bildhauern, und baut entsprechende Statuen zu den Begriffen „Zufall“, „Glück“ und „Schicksal“. Versucht, sie deutlich voneinander zu unterscheiden. Beachtet dabei:– den Stand: Wie stehen die Füße auf dem Boden? In welchem Abstand?

Wird ein Fuß mehr belastet? Sind die Knie durchgedrückt?– die Schultern: breit oder schmal, hängend oder hochgezogen?– die Arme und die Hände: Welche Haltung passt am besten zum jeweiligen

Begriff?– den Kopf: aufrecht, nach vorne gereckt, schief? – die Körperspannung: locker, angespannt, verkrampft?

5. Lasst zunächst die anderen Gruppen erschließen, welche Statue welchen Begriff repräsentiert, dann erklären die Bildhauer ihr Werk.„Hier seht ihr Glück. Es steht mit beiden Füßen fest ...“

6. Denkt euch Attribute aus, die ihr der Figur zuordnen könnt. Was trägt sie in der Hand?

7. Überlegt euch Kostüme: Wie könnt ihr die Unterschiede zwischen den Figuren mit Kleidung verdeutlichen?

Attribute Kennzeichen; hier: symbolische Gegen­stände, die die Figur trägt und die zum verkörperten Begriff passen

131Mit Personifikationen spielen

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Aufbau und Handlung„Hanna im Glück“ von Marlene Skala

1. Akt: Konsum1. Szene (vor dem Vergnügungspark „For2na“): Hanna ist unterwegs auf der Suche nach ihrem Weg im Leben. Sie hat sich angewöhnt, jeden Tag eine Scherbe auf­zusammeln, die sie an den Tag erinnert. Dabei wird sie als hundert tausendste Besucherin des Vergnügungsparks For2na (lies FORTUNA) beglückwünscht. Der Besitzer Gero Gold überreicht ihr einen Scheck.2. Szene (zuhause bei Zufall, Glück und Fortuna): Zufall, Glück und Fortuna (das Schicksal) streiten, wer von ihnen das Leben der Menschen in der Hand hat. Zufall wettet, dass er Hanna auf den richtigen Weg zum Glück bringen wird, und folgt ihr. Auch Glück und Schicksal begeben sich unter die Menschen.3. Szene (in der ersten Stadt): Während Glück sich um eine traurige Straßen­musikerin kümmert, organisiert Zufall für Hanna ein besseres Styling bei der Firma „Outfit is Profit“. Denn wer gut aussieht, dem liege die Welt zu Füßen. Sie bekommt als Werbegeschenk eine große Weltkugel, die sie von nun an neben sich herrollt.

2. Akt: Kunst1. Szene (vor dem Vergnügungspark „For2na“): Fortuna trifft auf die Graffiti­Sprayer Pik und Ass. Sie möchte ihren verstümmelten Namen mit roter Farbe korrigieren, wird aber von Gero Gold erwischt. Der wittert in dieser geheimnis­vollen Fremden eine Attraktion für seinen Park. 2. Szene (bei Zufall, Glück und Schicksal zuhause): Glück und Zufall machen sich Sorgen um Fortuna.3. Szene (in der ersten Stadt): Inzwischen hat sich Hanna zur Straßenmusike­rin gesetzt und hört ihr bewundernd zu. Doch diese will ihr Cello gegen Hannas perfekte Kleidung eintauschen, damit sie sich für einen „sicheren“ Beruf bewer­ben kann. Beide sehen rechtzeitig ein, dass dieser Tausch für sie kein Weg ist.

3. Akt: Ideologien1. Szene (bei Zufall, Glück und Schicksal zuhause): Fortuna kommt mit Gero Gold und will ausziehen. Glück und Zufall sind darüber sehr erstaunt.2. Szene (in der ersten Stadt): Zufall lässt für Hanna einen Kongress der Glücks­händler stattfinden. Der Demagoge, der Fitnesstrainer, der Guru, der Erfolgs­trainer und der Hedonist reißen sich um Hanna, aber sie misstraut diesen Angeboten.3. Szene (in der ersten Stadt): Hanna zeigt Zufall ihre Scherben. Zufall versteht die Bedeutung, die die Scherben für Hanna haben, nicht.

Fortuna römische Göttin des Schicksals

Ideologien sind Vorstellun­gen davon, nach welchen Maßstäben und Regeln die Menschen idealerweise le­ben sollten.

Demagoge VolksverführerGuru Lehrer, Vorbild

Hedonist Genussmensch

132 Aufbau und Inhalt eines Dramas kennenlernen

Wie wird man glücklich? Sachtexten Informationen entnehmen

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4. Akt: Ruhm1. Szene (in der zweiten Stadt): Zufall arrangiert mit dem Regisseur, dass Hanna zur Show „Der Mann aus der Menge“ eingeladen wird. 2. Szene (im Fernsehstudio): Hanna trifft bei der Show unter anderem auf Gero Gold mit Fortuna, die Graffiti­Künstler Pik und Ass und den Demagogen, die inzwischen berühmt geworden sind. Sie teilen Hanna ihre eigenen Maßstäbe für ein erfolgreiches Leben mit. Doch Fortunas Blick in die Zukunft zeigt, dass die Stars vom Gipfel des Ruhmes stürzen werden. Zufall und Glück sitzen im Pub­likum. Zufall rettet Fortuna vor der Rache der Stars mithilfe eines Stromausfalls. 3. Szene (bei Zufall, Glück und Schicksal zuhause): Zufall hat endgültig das Inter­esse an Hanna verloren und hält sich für den Stärksten. Fortuna hat genug vom Kon takt mit den Menschen. Glück will sich nun um Hanna kümmern.4. Szene (im leeren Fernsehstudio): Glück kommt zu Hanna und bringt ihr ein Kaleidoskop, mit dessen Hilfe Hanna versteht, was ihr die Scherben sagen wollen und welches ihr eigener Weg sein könnte.

1. Klärt die Titel der einzelnen Akte und diskutiert, was sie mit Zufall, Glück und Schicksal zu tun haben könnten.

2. Ordne die richtigen Begriffe aus der Randspalte folgenden Definitionen zu:

3. Lege eine Strukturskizze zu dem Stück „Hanna im Glück“ an. Übertrage dazu die folgende Skizze in dein Heft und setze sie fort.

Epik – Dramatik – Lyrik / Kapitel – Akt – Vers / Episode – Szene – Strophe / Regieanweisung – Perspektive – Dialog / Dialog – Rede – Gespräch / Prolog – Monolog – Tirade

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Mithilfe einer Struk-turskizze kannst du dir eine Übersicht über eine längere oder eine komplexe Handlung verschaf-fen. Du stellst die Wege und Begegnun-gen von Figuren mit-hilfe von Pfeilen dar.

methode

Literarische Gattung. Die Handlung wird auf der Bühne von Schauspielern gezeigt.

Großer Handlungsabschnitt im Drama, an dessen Ende der Vorhang fallen kann.

Ein kürzerer Handlungsabschnitt, nach dem die Orte oder die Personen wechseln.

Ein Kommentar des Dramenautors zur Bühne oder zur Spielweise, kursiv gedruckt.

Zwei oder mehr Personen sprechen im Drama miteinander.

Eine Person führt auf der Bühne ein lautes Selbstgespräch.

I, 1. SzeneII, 2. Szene

II, 3. Szene3. Szene

Hanna-Handlung2. Szene

For2na-Park

Hanna

Gero Gold

ErSTE STaDTZufall

Straßen-musikerin,Glück

Hanna

outfit

Hanna

Straßenmusikerin,Glück,Zufall

WohnungGlück,Zufall

II, 1. Szene

For2na-ParkPik + ass, Fortuna,Gero Gold

Fortuna-Handlung

WohnungGlück,Zufall,

Fortuna

133133Aufbau und Inhalt eines Dramas kennenlernen

Spezifische Merkmale dramatischer Texte unterscheiden Wie wird man glücklich?

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Figuren eines DramasHanna und Gero Gold1. Akt, 1. Szene: Vor dem Vergnügungspark „For2na“

(Hanna kommt, mit einem Rucksack auf dem Rücken, und stoppt an der Kasse.) HANNA Entschuldigung, ich möchte ...KASSIERERIN Die Tageskarte für Erwachsene kostet 10 Euro, ermäßigt für

Studenten, Rentner und Arbeitslose 7,50 Euro. Aber nur gegen Ausweis.HANNA Ich möchte nur fragen, ob ich kurz hinter die Absperrung gehen kann.

Da liegt etwas auf dem Weg, ich möchte es aufheben. Dann geh ich gleich wieder ...

KASSIERERIN (reckt den Hals) Das ist doch bloß eine Glasscherbe. Na, wenn Sie das glücklich macht ...

(Hanna geht durch die Sperre und in dem Moment kommen ihr Gero Gold mit ei-nem Umschlag und die PR-Assistentin Frau Raffauf mit einem zusammengerollten Riesenscheck und einem Blumenstrauß entgegen. Sie winken den Fotografen herbei.)GERO GOLD Herzlich willkommen! Sie sind also die Glückliche! So sieht also

die hunderttausendste Besucherin unseres Familien­Freizeit­Wunderlands aus!

KASSIERERIN Aber Herr Direktor!HANNA Aber ich ...DIREKTOR Sie können sich glücklich schätzen! Sie haben 10.000 Euro gewon­

nen!RAFFAUF Kommen Sie, stellen wir uns hier auf, damit das Eingangsschild gut

auf das Foto kommt.KASSIERERIN Aber das ist doch ein Irrtum.GERO GOLD Frau Raffauf, wo haben Sie den Scheck? Wir brauchen den Scheck,

damit wir endlich das Foto machen können. Ich habe heute noch was anderes zu tun als Geld zu verschenken!

RAFFAUF Ja sofort! (Sie plagt sich mit dem Riesen-Demonstrationsscheck.) Halten Sie mal das eine Ende! Halt, so verdecken wir ja die Gewinnerin.

GERO GOLD (zu Hanna) Na, gehen Sie schon nach vorne.HANNA Aber ich wollte doch gar nicht ...KASSIERERIN Richtig! Sie ...GERO GOLD (zur Kassiererin) Mischen Sie sich nicht ein. Kommen Sie lieber da

raus und halten Sie den Scheck fest!KASSIERERIN Aber ich bin für so was nicht angezogen ...GERO GOLD Ich stelle mich sowieso vor Sie.KASSIERERIN (kommt heraus, zischt Hanna zu) So muss man’s machen ...

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134 Die Hauptfigur kennenlernen

Wie wird man glücklich? Dialoge im Hinblick auf die Verhaltensweisen der Figuren untersuchen

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FOTOGRAF Haben Sie’s nun bald? Ich hab nicht ewig Zeit. [...] So jetzt! Blumen­strauß tiefer ... Hände schütteln ... und lächeln! Danke, das war’s. (Er holt seinen Notizblock vor und geht auf Hanna zu.) Na, wie fühlen Sie sich nun als unverhoffte Besitzerin dieser stattlichen Summe?

GERO GOLD (drückt Hanna den Umschlag in die Hand)HANNA Ja, ich weiß nicht ...FOTOGRAF Was werden Sie nun mit dem Geld machen?HANNA Jaa, zuerst mal was essen ... und dann schlaf ich heut Nacht mal im

Hotel – mit Dusche ...(Fr. Raffauf und Gero Gold rücken deutlich von Hanna ab.)FOTOGRAF Na, da hat es ja mal eine Bedürftige getroffen. Machen Sie eine

längere Tour? Wohin soll es denn gehen?HANNA Ach, ich bin einfach unterwegs. FOTOGRAF Wie lange?HANNA Das weiß ich noch nicht. Wird sich zeigen. FOTOGRAF So viel Zeit müsste man haben! RAFFAUF Aber haben Sie denn keine Angst, dass Sie zu alt werden?HANNA Zu alt?RAFFAUF Man muss doch schnell sein heutzutage, keine Lücken im Lebens­

lauf. Voll durchstarten. Also zum Beispiel in der Werbebranche muss man immer am Ball bleiben ...

KASSIERERIN (flüstert mit Gero Gold)GERO GOLD Warum sagen Sie das nicht früher? Jetzt kann ich auch nichts

mehr ändern. Ist ja eigentlich auch völlig egal.RAFFAUF Ich empfehle Ihnen wärmstens für Ihren Aufenthalt unser Vier­

Sterne­Park­Hotel, natürlich mit Spezialitätenrestaurant.HANNA Ich wollte eigentlich ... (Sie zeigt in eine andere Richtung.)KASSIERERIN Das ist jetzt aber wohl das Mindeste! [...]FOTOGRAF Wie heißen Sie eigentlich? HANNA Hanna. FOTOGRAF (lacht) Darf ich das in meinem Bericht erwähnen?HANNA Ist mir egal.FOTOGRAF Hanna im Glück – nette Schlagzeile! (geht ab)(Hanna stopft den Umschlag mit dem Geld achtlos in die Hosentasche, hebt sorg fältig die Glasscherbe vom Boden auf.)

1. Lest den Text mit verteilten Rollen. Beschreibt die Unterschiede, die euch im Vergleich zu einem epischen Text auffallen.

2. Formuliere deinen ersten Eindruck von Hanna. 3. Notiere, was du über Hanna erfährst (Gewohnheiten, Eigenschaften, Umgang

mit anderen, was ihr wichtig ist ...).

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135135Die Hauptfigur kennenlernen

Dialoge im Hinblick auf die Verhaltensweisen der Figuren untersuchen Wie wird man glücklich?

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1. Suche möglichst viele Gegensatzpaare im Wortfeld. 2. Klärt gemeinsam unbekannte Begriffe. 3. Weise Hanna drei Eigenschaften zu und begründe.

Hanna ist ..., denn sie ... (Z. ...). Außerdem kann man sie als ... bezeichnen, weil ... (Z. ...).

fleißigmisstrauischunberechenbar

aufbrausend

offen humorvolleinfältig

egoistisch

stolzausgeglichen

nachlässig

ungeduldig

gefühlsbetont (emotional)nachdenklichklug

spontan

sorgfältig

rücksichtslos

sturnachgiebig

nachtragendzurückhaltend

faul

überheblichnett

…treuhinterhältig

eigennützig

schüchtern

ehrlich

forsch

geduldig

gutgläubignaiv vorsichtig rational (verstandbetont)

bescheidengroßzügiggeizig kleinlich

selbstgerechtbesserwisserisch

hilfsbereiternst

Wortfeld der Charaktereigenschaften

136 Den Charakter einer Figur beschreiben

Wie wird man glücklich? Eine Figur charakterisieren

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Glück, Fortuna und Zufall1. Akt, 2. Szene: Bei Zufall, Glück und Schicksal zuhause (Auszug)

(Fortuna sitzt am Spinnrad. Zufall holt verschiedene Gegenstände aus seinen vielen Taschen. Glück hat eine Reihe von Gegenständen um sich ausgebreitet und versucht sie passend zusammenzusetzen, z. B. Gefäße und Deckel, Schuhpaare etc. Sie haben das Geschehen um Hanna die ganze Zeit verfolgt.)ZUFALL Na, wie hab ich das wieder gemacht. Die wollte gar nicht in deinen

blöden Park rein, Fortuna! Und dann gewinnt sie den Preis! Ein Meisterwerk aus meiner Fabrikation. Perfekt! Da würde doch jeder sagen: Das gibt’s ja gar nicht!

FORTUNA (spinnt und spricht dabei in Daktylen) Ich bitte dich Freund, überschätze dich nicht! Denn du weißt nur zu gut, dass ich alles bewirkt, weil den Faden gesponnen ich habe. Und außerdem ist dieses Etablissement nicht mein Park – auch wenn sich verstümmelt mein Name dort findet.

GLÜCK Liebe Fortuna, diese Tätigkeit wirkt sich negativ auf dich aus. Deine Sprache ... Ich mache mir Sorgen.

ZUFALL Hast du gehört? Glück macht sich Sorgen.GLÜCK Ich bin nicht so oberflächlich, wie man

glaubt. [...]ZUFALL Glück und Verstand gehen nicht Hand in Hand.GLÜCK Ach ja, da hat uns wieder einer verwechselt.ZUFALL Jaha, der Volksmund.GLÜCK Ach der ...ZUFALL Egal, du wirst nicht bestreiten können, dass dieses Schauspiel von eben

auf meinem Mist gewachsen ist!GLÜCK Ich weiß nur, dass ich es bestimmt nicht

war. Hast du die Gesichter von diesen Menschen gesehen? Kein einziger war glücklich, am wenigs­ten diese Hanna.

FORTUNA Ich spinne den Faden und drehe das Rad. Es ist alles bestimmt und es ist meine Tat. (Sie hört auf zu spinnen.) Zufall und Glück gibt es überhaupt nicht! Ihr beide seid im Grunde über­flüssig. Aber da es euch nun mal gibt, dürft ihr ein bisschen Handlanger des Schicksals spielen.

GLÜCK Zum Glück! Du hast es nicht verlernt!FORTUNA Was?

Metrum ‘ S. 309 B

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137137Figuren mithilfe der Charakteristik unterscheiden

Eine Figur charakterisieren Wie wird man glücklich?

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GLÜCK Du hast eben ganz normal gesprochen.FORTUNA Unsinn! Ich bestimme, was normal ist. (spinnt wieder) Was nor mal

ist, bestimme nur ich und ich weiß: Wenn ihr glaubt, ihr habt Macht, ist das nur Phantasie, Illusion, denn Fortuna vereiniget alles. Phantasie Illusion, Phantasie Illusion ...

ZUFALL Kleiner Denkfehler! Es ist alles Zufall! Ich bin hier der Chef! Dass es euch gibt, ist auch nur Zufall!

GLÜCK Dann bin ich eben ein glücklicher Zufall. Ach, lasst uns doch nicht schon wieder streiten. Davon kriegt man nur Zornesfalten auf der Stirn.

ZUFALL Was soll denn Glück überhaupt sein? Was ist denn bitte der Unter­schied zwischen dir und mir?

GLÜCK Das ist wirklich schwierig. Ich versuche es mit einem Beispiel: Schau mal, du sammelst immer wahllos überall irgendwelche Sachen auf und schleppst sie hier an. Zum Beispiel diesen linken Schuh! Den hast du mir vor Monaten mitgebracht. Er gefällt mir sehr gut und ich habe seither nach seinem Gegenstück gesucht und gesucht und jetzt ... (zieht Zufall den rechten Schuh aus einer Tasche) ... Wenn das nicht ... (zieht die Schuhe an) Wie an­gegossen! Das ist Glück!

ZUFALL Zufall!GLÜCK Ich halte die Augen offen und schaue genau hin, ich bin geduldig und

kann warten – das ist der Unterschied!ZUFALL Ich hab’ eine Idee: Wir testen einfach, wer von uns die größte Macht

hat.GLÜCK Nicht schon wieder!FORTUNA (erst überlegen, dann verbissen) Ich hab das nicht nötig, das hab ich

nicht nötig, ich hab das nicht nötig ...ZUFALL Hast du ’nen Sprung im Rad?GLÜCK Fortuna, ich bitte dich, wohin soll das führen?ZUFALL Ich nehme einfach diese Hanna und mache sie glücklich. Und zwar

gleich.

1. Lest den Text mit verteilten Rollen. 2. Stelle dich in einem Rollenmonolog in Ich-Form als Glück oder Zufall vor.

Ich bin Glück ... Mir ist wichtig, dass ... Ich kann es nicht leiden, wenn ... Über mich selbst denke ich ... Über die anderen beiden denke ich ...

3. Untersuche Gefühle und Absichten dieser Figur. Suche Textbelege. 4. Weise der Figur Charaktereigenschaften zu und begründe. Nimm das Wortfeld

auf Seite 136 zu Hilfe. 5 Beschreibt die Figuren auf den Fotos auf Seite 137 und 138 genau. Identifiziert

sie und begründet. Passen sie zu der Vorstellung, die ihr bisher von den Personifikationen hattet?

K Eine Figur charak­terisieren ‘ S. 150

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138 Figuren mithilfe der Charakteristik unterscheiden

Wie wird man glücklich? Eine Figur charakterisieren

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DeutungZwei Begegnungen1. Akt, 3. Szene: In der ersten Stadt (Auszug)

Zufalls erster Versuch, Hanna glücklich zu machen, besteht darin, ihr durch die Firma „Outfit is Profit“ ein neues Erscheinungsbild zu verschaffen.

OUTFIT (geht auf Hanna zu) Kennen Sie schon unsere Firma „Outfit is Profit“? Wir haben heute einen Aktionstag und zeigen unser Können in der Öffent­lichkeit. Sie werden sehen: Sie können mehr aus Ihrem Typ machen. Sie haben die besten Voraussetzungen – mit der richtigen Kleidung, Frisur und so weiter ... Wenn Sie auf der Suche sind nach einem Neuanfang – die Welt wird Ihnen offenstehen. [...]

HANNA Ich probier’s einfach. (Ein Team von Mitarbeitern der Firma marschiert auf die Bühne und verwandelt Hanna. Sie sieht anschließend so aus wie alle im Team.)

1. Setzt diese Regieanweisung pantomimisch um.– Bildet Gruppen mit je einem Regisseur und mehreren Mitarbeitern der

Firma „Outfit is Profit“. Überlegt euch Einzel aktionen (Schminken, Frisur, Ausziehen, Anziehen, Umziehen, Spiegel vorhalten) und gestaltet sie pantomimisch.

– Stellt Reaktionen von Hanna und Mr. Outfit mimisch und gestisch dar.– Spielt die verschiedenen Aktionen deutlich aus und macht Pausen

zwischen den einzelnen Handlungen. 2. Wie reagiert Hanna auf die „Verwandlung“? Formuliere einen kurzen Monolog

für Hanna. Gehe dabei auf Outfits Versprechungen ein.

2. Akt, 3. Szene: In der ersten Stadt

Zufall bringt Hanna mit der Straßenmusikerin zusammen. Hanna stellt sich vor, dass es schön wäre, Künstlerin zu sein. Aber die Straßenmusikerin ist als Künstlerin gar nicht glücklich. Sie hat ihre Stelle im Orchester verloren und die Musik, die sie gerne spielen würde, will auf der Straße keiner hören. Also möchte sie mit Hanna tauschen: das Cello gegen Hannas neue Kleider. Die sollen ihr bei einem Vorstellungsgespräch für eine Bürotätigkeit helfen.

Am Ende sehen beide ein, dass der Tausch sie nicht glücklich machen würde.

3. Schreibe den Dialog zwischen der Straßenmusikerin und Hanna: Wieso will die Musikerin das Cello loswerden und behält es dann doch? Wie gelingt es Hanna, sie zu überzeugen?

Pantomime Spiel ohne Worte und mit unsichtbaren Requisiten. Alle Handlungen werden deutlich mit Gesten gezeigt. Gefühle werden durch deutliche Mimik dargestellt.

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Besser geht es mit Musik. Überlegt, wel-ches schnelle, rhyth-mische Musikstückpassen könnte (z. B. „Pretty Woman“).

tIpp

139139Szenisch interpretieren

Literarische Texte in szenischem Spiel erschließen Wie wird man glücklich?

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Zweifelhafte Glücksangebote

3. Akt, 2. Szene: In der ersten Stadt (Auszug)

Zufall hat für Hanna einen Kongress der Glückshändler organisiert.

(Die Glückshändler haben alle praktische Plastik-Klappboxen.)GURU Nun, Schwester, bist du auf der Suche?HANNA Ich bin unterwegs.GURU Das sind wir doch alle. Jeder auf seine Weise.HANNA Ich gehe zu Fuß. Man kommt nicht so weit, aber ich finde es an­

genehm.GURU Ich sage dir, man kommt am weitesten, wenn man sitzt. (Er packt sein

Kissen aus und setzt sich in Meditationsposition.)HANNA So?GURU Ja, so! Setz dich einfach und schließe die Augen. HANNA Das ist etwas unbequem.GURU Daran gewöhnst du dich. Und jetzt hör auf die Stille!DEMAGOGE (kommt lautstark herbeigeeilt. In seiner Klappbox befinden sich ver-

schiedene Fähnchen verschiedener Parteien und ein kleines Podest.) Steh’ sofort auf! Wohin soll das führen? (Er greift sich die Weltkugel von Hanna und demons-triert daran:) Hier herrschen Hunger und Krieg, der Norden beutet den Süden aus. Die Ozeane sind leergefischt, die Kontinente bewegen sich unge hindert aufeinander zu. Die Kulturen stoßen zusammen. Die Wirtschaft wächst und der Ölvorrat schrumpft [...] Die Börsenkurse sinken und die Temperatur steigt. Die Börsenkurse steigen und die ersten Südsee­Inseln versinken. Die Gesell­schaft überaltert, die Sozialsysteme sind überfordert und wir werden von Asyl­bewerbern überflutet. Die sind überhaupt an allem schuld oder die Wirt­schaftsbosse oder die Manager, in jedem Fall auch die Lehrer. Jedenfalls müs­sen wir uns von all dem befreien. Und da setzt du dich hin und legst die Hände in den Schoß!

HANNA Tut mir leid, so war es nicht gemeint. Ich war unterwegs und da ...DEMAGOGE Du kannst nicht so einfach unterwegs sein! Du brauchst ein Ziel,

eine Vision!ERFOLGSTRAINER (kommt dazu, packt aus seiner Kiste sein Notebook) Natürlich

brauchst du ein Ziel, du brauchst eine Vision von dir. Moment! So könnte sie aussehen. (Folie: Hanna mit Mercedes vor Villa) Du glaubst, das schaffst du nie? Moment, du wirst es gleich sehen! Es geht um die vier magischen ‚E‘. (Folie: Bausteine mit den Begriffen:) Effizienz der Ausbildung + Erlernen von Selbstvermarktungsstrategien + Ellenbogen = Erfolg. (Sie werden mit viel Powerpoint-Effekten eingeblendet.) Wir beginnen mit der effizienten Ausbil­dung. Natürlich steht dabei die moderne Informationstechnologie im Vorder­grund ... Moment. Was ist jetzt los? Merkwürdig. (Er hackt hektisch auf den Tasten herum.) Moment. [...]

Guru Hindi (indische Spra­che): „Lehrer“ im Sinne ei­nes Vorbilds, dem man folgt

Demagoge griechisch: ein Volksführer, Anführer. Heu­te wird das Wort im Sinne von „Volksverführer“ ge­braucht. Das ist jemand, der die Menschen so beeinflusst, dass sie sich seinen Zielen anschließen.

Effizienz das beste Verhält­nis von Aufwand und Nut­zen aufweisend

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140 Schriftlich interpretieren

Wie wird man glücklich? Eine Szene deuten

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DEMAGOGE (packt sein Podest aus und stellt sich drauf) So macht man das. Unmittelbare Präsenz statt Bildschirm­Frequenz!

FITNESSTRAINER (joggt herbei) Hier soll eine sein, die Hanna heißt. Wer ist das?

HANNA Ich heiße Hanna!FITNESSTRAINER So so! Du suchst also das Glück? Schultern zurück, Brust

raus, Bauch rein. Na ja! Hohlkreuz! Plattfüße! Rundrücken! Aber nichts ist aussichtslos.

HANNA Wer sagt, dass ich das Glück suche?FITNESSTRAINER Aber das tun wir doch alle! Und so geht’s: Muskelauf bau,

Fettabbau, Haltungsschule, Bodybuilding.HANNA Aber ich weiß gar nicht, was Glück eigentlich ist.HEDONIST Wer will hier Glück definieren? Hey Buddy, das ist viel zu anstren­

gend, davon kriegt man graue Haare! Davon wird man alt, bevor man dreißig ist. Mann, willst du das etwa? Sei einfach glücklich! [...]

DEMAGOGE Man muss die Menschen zu ihrem Glück zwingen! Denn sie wissen nicht, worin es besteht! Man muss es ihnen sagen, man muss sie über­zeugen, man muss sie notfalls zwingen!

1. Lest den Text mit verteilten Rollen und formuliert euren ersten Eindruck von den Glückshändlern.

2. Fasse die Einstellungen, die die fünf Glückshändler zum Glück und zum Leben haben, mit eigenen Worten zusammen. Du kannst so beginnen: Der Demagoge glaubt, dass er genau weiß, was für die Menschen gut ist und was sie glücklich macht. Er will ...

Hedonist griechisch: Genussmensch

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141141Schriftlich interpretieren

Eine Szene deuten Wie wird man glücklich?

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Standbilder1 Wünsche nichts, verlange nichts, lass dich von nichts reizen, dann gelangst

du zur inneren Ruhe. Das ist das Ziel!2 Du musst nehmen, was du kriegen kannst! Du darfst nichts versäumen! 3 Man muss die Welt verändern und ich weiß, wie!4 Du musst wissen, wie du dich am besten verkaufen kannst. Das ist das Ziel!5 Du musst die Einstellung zu deinem Körper verändern! Dann bleibst du

ewig jung und schön. Das ist das Ziel!

1. Ordnet die Aussagen begründet den Glückshändlern zu: dem Hedonisten, dem Guru, dem Fitnesstrainer, dem Erfolgstrainer, dem Demagogen.

2. Baut ein Standbild:– Bildet Siebenergruppen (die Glückshändler, Hanna, ein Regisseur). – Achtet auf die Körperhaltung, die Abstände zueinander, auf Zuwendung

bzw. Abwendung, Mimik und Gestik.– Lasst die Figuren ihren Satz sprechen. Probiert verschiedene Sprechweisen

aus.– Präsentiert eure Ergebnisse in der Klasse und vergleicht sie.

3. Diskutiert, welcher Glückshändler euch am ehesten anspricht und warum. 4. Sucht als Gruppe einen der Sätze aus, erklärt ihn und nehmt Stellung zu

seiner Aussage, indem ihr – diskutiert und notiert, was für und was gegen dieses Angebot spricht,– eure Argumentation mit Beispielen untermauert,– abschließend eure eigene Meinung zu diesem Weg und Ziel formuliert.

Standbild▸ Bildet Gruppen von

drei bis fünf Perso-nen.

▸ Legt fest, welche Situation ihr als Standbild dar-stellen wollt, und einigt euch, wer Regisseur ist.

▸ Erschließt die Situ-ation genau, damit der Regisseur oder die Regisseure die Darsteller gut posi-tionieren können.

▸ Achtet auf den Abstand der Perso-nen zueinander, auf Mimik, Gestik und Körperhaltung. Manchmal kann man Gedanken und Gefühle auch durch kleine Ver-änderungen der Frisur oder Klei-dung andeuten.

methode

142 Ein Standbild bauen und Positionen untersuchen

Wie wird man glücklich? Literarische Texte in szenischem Spiel erschließen

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Die Bedeutung der Scherben

3. Akt, 3. Szene: In der ersten Stadt (Auszug)

(Hanna räumt die Geschenke der Glückshändler aus ihrer Klappkiste und legt sie achtlos beiseite. Sie dreht die Kiste um, benutzt sie als Tisch und breitet ihr Taschen-tuch mit den Scherben darauf aus. Sie betrachtet sie nachdenklich.)ZUFALL (kommt aufgebracht herbei und schüttelt den Kopf)HANNA Sie schon wieder? Verfolgen Sie mich?ZUFALL Ich fasse es nicht! Womit in aller Welt habe ich das verdient? HANNA Was ist Ihnen denn passiert?ZUFALL Frag nicht so dumm. Ich verliere langsam die Geduld.HANNA Wovon reden Sie?ZUFALL Willst du etwa nicht glücklich werden?HANNA Ach so, das ist es. Sie sind unglücklich. Setzen Sie sich doch. Reden hilft

manchmal. Ist es Liebeskummer? Ist es diese Frau in den verrückten Klamot­ten, die letztes Mal bei Ihnen war? Hat sie Sie verlassen?

ZUFALL (schlägt sich die Hände vor das Gesicht und stöhnt)HANNA Ja, das ist schlimm.ZUFALL Was sind das für blöde Scherben da?HANNA Sie sind nicht blöd. Es sind einfach verschiedene Scherben. Ich sammle

sie, seit ich unterwegs bin. Ich weiß noch genau, woher ich jede ein zelne habe. Diese grüne hier war die erste. Ich habe sie am Strand gefunden, bevor ich zu ersten Mal auf ein Schiff gegangen bin. Sie ist ganz stumpf ge schliffen, aber spucken Sie mal drauf! Wenn sie feucht wird, leuchtet sie wie das Meer. Ich finde, viele Dinge sind schön, wenn man erst mal raus gefunden hat, wie man sie angucken muss, oder? Diese ist einfach nur durchsichtig, aber schauen Sie mal, sie sieht wie ein kleines Gebirge aus.

ZUFALL Und wo hast du sie gefunden? HANNA Es ist ein Stück von einer wertvollen Kristallschale. Ein Kind hat sie fal­

len lassen und großen Ärger gekriegt. Die Kleine hat sogar versucht, sie mit Uhu zusammenzukleben, damit die Mutter wieder mit ihr spricht. Es ging natürlich nicht. Eines weiß ich: Meinen Kindern werde ich später niemals böse sein, nur weil sie einen toten Gegenstand kaputt gemacht haben.

ZUFALL Ach, hör auf, dir irgendwelche Scherben­Weisheiten zurechtzulegen, sondern genieße dein Leben, verdammt noch mal!

HANNA Warum sind Sie so wütend? Habe ich Ihnen etwas getan? ZUFALL Nein. Erzähl einfach weiter ... HANNA Ich finde jeden Tag eine Scherbe. Glauben Sie, dass das Zufall ist?ZUFALL Was denn sonst? Etwa ein Zeichen? Das kommt, weil die Menschen

einfach alles fallen lassen, egal wo.HANNA Mittlerweile suche ich sie schon. Heute hab ich noch keine gefunden.

Es fehlt mir direkt was. Ein verlorener Tag. Das hört sich jetzt albern an, aber ich habe das Gefühl, sie zeigen mir einen Weg.

diese Frau in den verrückten Klamotten gemeint ist Glück, die Hanna in Zufalls Nähe gesehen hat

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143143Positionen von Figuren schriftlich untersuchen

Textverständnis entwickeln Wie wird man glücklich?

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ZUFALL Das ist wirklich albern. Ein verlorener Tag also. Für mich auch. (Er kramt in seinen Taschen, zieht eine Scherbe aus der Tasche und sagt ironisch zu Hanna:) Hier! Die Scherbe des Tages!

HANNA Wunderbar. (Sie schaut sie genauer an.) Da sind Buchstaben eingeprägt. Schwer zu lesen. Doch! Das heißt ‚weg‘ oder ‚Weg‘. Es fehlt ein Stück vom ‚W‘, aber es ist eindeutig! Ich habe es Ihnen ja gesagt. Also, wenn das kein Zeichen ist! Ich bin hier schon viel zu lange. (Sie packt sorgfältig ihre Scherben zusam-men.) Danke vielmals und viel Glück! (Sie geht ab)

ZUFALL Das fehlte noch!

1. Ordne die beiden Fotos unten begründet einer Textstelle zu. 2. Gliedere den Dialog. Suche dazu Stellen, an denen sich das Gesprächsthema

ändert. Finde Überschriften für die einzelnen Abschnitte. 3. Arbeite in einer Tabelle heraus, wie Zufall die Scherben sieht und was sie für

Hanna bedeuten.

hannas Sicht der Scherben Zufalls Sicht der Scherben

– ... (vgl. Z. ...–...)

4. Fasse deine Ergebnisse zusammen. Du kannst so beginnen:Hanna sucht jeden Tag nach einer Scherbe, denn sie möchte von jedem Tag eine Erfahrung mit in ihr Leben nehmen. Zum Beispiel ... Die Scherben sind ihr wichtig, weil ...

5. Nimm Stellung zu den beiden Sichtweisen: Wer hat deiner Meinung nach Recht?

K Einen dramatischen Text deuten ‘ S. 151

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144 Positionen von Figuren schriftlich untersuchen

Wie wird man glücklich? Textverständnis entwickeln

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Hannas eigener Weg

4. Akt, 4. Szene: Im Fernsehstudio (Auszüge)

Zufall macht noch einen letzten Versuch, Hanna glücklich zu machen. Er sorgt dafür, dass sie Studiogast bei der Talkshow „Der Mann aus der Menge“ wird. Dort darf sie Prominenten eine Frage stellen. Sie fragt danach, wie man seinen eigenen Weg findet. Die Prominenten bieten ihr als Antwort Maßstäbe wie Erfolg, Berühmtheit, Leistung und Macht an. Doch Hanna kann mit diesen Maßstäben nichts anfangen. Sie sitzt im leeren Fernsehstudio und schaut ihre Scherben an. Glück gesellt sich zu ihr.

GLÜCK (setzt sich zu Hanna) Was machst du da?HANNA Ich versuche, diese Dinger zu ordnen, aber ich weiß nicht wie. GLÜCK Willst du denn nicht endlich weiter?HANNA Doch, aber ich weiß nicht wohin.GLÜCK Das war dir doch bisher egal.HANNA Es hat sich etwas verändert. Ich habe in letzter Zeit so viele Leute

getroffen, die alle genau wussten, wo sie hinwollten.GLÜCK Und sie wollten dich alle mitnehmen.HANNA Das weißt du? GLÜCK Aber du bist nicht mitgegangen.HANNA Es war nicht das Richtige für mich.GLÜCK Woran hast du das gemerkt? HANNA Es hat mich nicht gepackt.

(Glück fordert sie stumm auf weiterzuerzählen.)HANNA Ich glaube, ich habe immer auf ein Zeichen gewartet. Dass mich

irgendetwas packt und festhält und mitreißt. Verstehst du, was ich meine?GLÜCK Du meinst – Leidenschaft.HANNA Ja, vielleicht ist es das. GLÜCK Schau, es ist so: Wir führen dich irgendwohin an irgendeine Startlinie.

Wichtiger ist aber die Leidenschaft. Wenn die nicht mitspielt, bleibt alles ungefähr und unentschieden und unverbindlich.

HANNA Leidenschaft.GLÜCK Sie füllt dich aus, du weißt, was du willst, du denkst nicht an die Zukunft,

du denkst nicht an den Nutzen, du stürzt dich hinein mit Haut und Haaren, mit aller Kraft.

HANNA Das klingt aber gefährlich.

1. Erkläre den Begriff „Leidenschaft“ mit eigenen Worten aus dem Textzusam-menhang. Welche Rolle spielt sie im Leben?

Mit abstrakten Begriffen umgehen ‘ S. 151 K

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145145Abstrakte Begriffe klären

Textverständnis entwickeln Wie wird man glücklich?

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Fortsetzung der Szene

GLÜCK Schau mal! (reicht ihr das Kalei-doskop)

HANNA (schaut durch das Kaleidoskop. Kaleidoskopbilder werden mit dem Bea-mer an die Projektionswand geworfen.) Schön.

GLÜCK Weißt du, wie das funktioniert?HANNA Man packt ein paar Scherben vorne in einen Zylinder, in den setzt man

noch ein Dreieck aus Spiegeln ein. Wenn man dann durchguckt und dreht, gibt es durch die Spiegel unendlich viele klare Anordnungen ... (Pause) ... aber welche ist denn die richtige?

GLÜCK Die richtige, die richtige! Du fängst ja schon gut an. Finde es selber heraus!

HANNA Das soll eine Leidenschaft sein? Soll ich Kaleidoskope bauen?GLÜCK (nimmt eine Scherbe) Was bedeutet dir die? HANNA Oh, die! Die erinnert mich daran, dass ich mir was geschworen habe.

Ich werde niemals jemandem böse sein, nur weil er irgendetwas kaputt gemacht hat. (Sie sucht unter den Scherben.) Schau mal, die da ist blutig. Die hat sich jemand ganz fest in die Faust gedrückt, um mir zu beweisen, wie ernst er es meint. Ich habe es nicht so ernst gemeint und bin weitergezogen. Ich denke nicht gerne dran ... Sag mal: Worauf willst du eigentlich hinaus?

GLÜCK Du kommst schon darauf.HANNA Du meinst, ich soll (Pause) ein Kaleidoskop werden? Ich – ein Kaleido­

skop? Jemand, der aus einem Haufen Scherben ein klares Muster machen kann. Ja, genau das würde ich gern können.

GLÜCK Du hast schon längst damit angefangen, sonst wäre ich nämlich nicht hier. Man muss das Glück schon ein bisschen auf sich aufmerksam machen.

HANNA Ich habe tatsächlich schon ein paar zusammengehörende Stücke gefunden. Noch kein Muster ...

GLÜCK Aber ein Anfang.

2. Gib den Inhalt des Textes schriftlich mit eigenen Worten wieder. 3. Kläre die Bedeutung der Kaleidoskop-Metapher. Vergleiche deine Deutung

anschließend mit der eines Partners. Du kannst so beginnen: Glück gibt Hanna ein Kaleidoskop ... Ein Kaleidos-kop ist ... Das Kaleidoskop steht hier für ... Das wird im Text besonders deutlich in der Formulierung ... (Z. ...) ...

4. Sucht zu zweit Übertragungen: Welche Personen oder Personengruppen in der Realität könnte man mit Kaleidoskopen vergleichen?

5. Stelle dir Hannas weiteren Weg vor: Welchen Beruf könnte sie ergreifen? Welche Auswirkungen könnten ihre Leidenschaft und ihre Erfahrungen auf sie selbst, ihre Familie, Freunde, Kinder haben? Tauscht euch darüber aus.

K Metaphern schriftlich deuten ‘ S. 151

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146 Metaphern deuten

Wie wird man glücklich? Formen metaphorischen Sprachgebrauchs kennen

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ÜbertragungWas ist Glück?GLÜCK (zu Zufall) Ich halte die Augen offen und schaue genau hin,

ich bin geduldig und kann warten – das ist der Unterschied! ( Marlene Skala: Hanna im Glück)

Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Un­glück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge. (Wilhelm Busch)

Scherben bringen Glück. (Redensart)Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen.

(Sprichwort)Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur

ganz genau so viel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind. (Hermann Hesse)

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. (Franz Kafka)

„Glück kann man lernen“ Ingo Fischer

2007 startete Ernst Fritz-Schubert als Direktor einer Heidelberger Schule ein außer-gewöhnliches Projekt. Um das Klima dort zu verbessern, erfand er das „Schulfach Glück“. ARD.de wollte von ihm wissen, wie er persönlich den Begriff „Glück“ defi-niert – und was man lernen muss, um glücklich zu werden.

ARD.de: Was bedeutet für Sie „Glück“?Ernst Fritz-Schubert: Die deutsche Sprache hat uns einen sehr weit gefassten Glücksbegriff geschenkt. Für mich ist deshalb Glück weit mehr als nur der posi­tive Zufall, wie er beim Lotteriegewinn vom Himmel fällt, oder das Hochgefühl, wie es sich bei frisch Verliebten einstellt. Zum Glück oder besser gesagt zum Lebensglück gehören vor allem die Fülle der glücklicheren und weniger glück­lichen Ereignisse des Lebens und der Umgang mit ihnen. [...]Sie sind der Erfinder des Schulfachs Glück – ist Glück denn überhaupt erlernbar?Ernst Fritz-Schubert: Ja, was macht denn einen glücklichen Menschen aus? Er hat gelernt, dass das Wesentliche in seinem Leben von seinen Haltungen und Einstellungen abhängt. Er ist kein Erdulder, sondern ein wirksamer Gestalter seines Lebens, der für sich Sinn gefunden hat und achtsam mit sich, seinen Mitmenschen und der Natur umgeht. [...]

1. Begründe, welche Aussagen zum Glück dich am meisten ansprechen. 2. Diskutiert in der Klasse, inwiefern diese Texte zu Hanna passen. 3. Bewerte abschließend die Figur Hanna: Kann sie als Vorbild dienen? Besitzt

sie nachahmenswerte Eigenschaften? Begründe deine Meinung. 4. Überlege, wofür du selbst eine Leidenschaft entwickeln könntest.

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147147Den Bezug zum eigenen Leben herstellen

Textaussagen mit eigenen Wissensbeständen in Beziehung setzen Wie wird man glücklich?

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Fortunas Abenteuer

2. Akt, 1. Szene: Vor dem Vergnügungspark „For2na“ (Auszug)

Fortuna hat auf ihrer Reise zu den Menschen die Graffiti-Sprayer Pik und Ass nachts vor dem For2na-Park getroffen. Sie möchte mit roter Farbe ihren Namen korrigieren. Dabei helfen die beiden Sprayer mit einer Spitzbubenleiter. Als Gero Gold, der Besit-zer des Parks, kommt, flüchten sie. Fortuna verliert einen Schuh.

GERO GOLD (stürzt aus dem Parktor und hält Fortuna am Arm fest) Ha, gefasst. So einfach ist das. Aber die Polizei glaubt einem ja nicht. ‚Wir können schließ­lich nicht die ganze Nacht jemanden vor Ihren Park stellen. Da hätten wir viel zu tun.’ Na, die werden staunen. Schon in der ersten Nacht Erfolg.

FORTUNA Das ist ja alles ganz schön und gut, was du da sagst. Aber wozu musst du mich am Arm festhalten?

GERO GOLD Damit Sie nicht wegrennen.FORTUNA Rennen ist nun wirklich unter meiner Würde. Schon ganz und gar,

da mir ein Schuh fehlt. Also bitte. Bitte erkläre mir nun diesen Überfall.GERO GOLD Überfall! Sie überfallen meinen Park mit einer Sprühflasche, Sie

haben sie noch in der Hand. Und ich lege im Übrigen Wert auf eine förm liche Anrede. Wir kennen uns ja gar nicht.

FORTUNA (zeigt auf das Schild) Du hast meinen Namen falsch geschrieben.GERO GOLD Deinen Namen? Wer um alles in der Welt nennt denn sein Kind

Fortuna?FORTUNA Mit dieser Sprühflasche werde ich das korrigieren.GERO GOLD Das wirst du nicht, du hergelaufene Anarchistin. FORTUNA Anarchistin? Ich? Ich bin das glatte Gegenteil!

Oh, dass ich nicht lüge! (Sie tritt in der Luft ein Spinnrad.) Wenn wieder ich über mein Spinnrad verfüge, wird Hören und Sehen dir schnellstens vergehen. Ich werd’ deinen goldenen Faden zerspleißen und dir deine Glückssträhne gründlich zerreißen. Karriere beendet und Porsche gepfändet sitzt du in der Gosse der Ratten Genosse.

GERO GOLD (hat Fortuna während ihre Rede sehr interessiert gemustert) Das ist ja der Hit. Hast du noch mehr davon drauf?

FORTUNA Wie bitte?GERO GOLD Ich meine diese abgefahrene Sprache. Kannst du das einfach so? FORTUNA Ich kann deine Wendungen nicht gut verstehen, doch immerhin

scheinst du jetzt klarer zu sehen, wer hier vor dir steht. GERO GOLD Ich habe da eine Idee! Nimm mal die Brille ab! (Er mustert sie ein-

gehend.) Donnerwetter. Ich werd verrückt.FORTUNA Und was siehst du?

Anarchist Person, die sich gegen staatliche Ordnung, Regeln und Gesetze auflehnt

zerspleißen aufspalten

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148 Selbstlernideen Figuren charakterisieren und Personifikationen erfinden

Wie wird man glücklich? Eine Figur charakterisieren und deuten

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GERO GOLD Ja, wenn du so direkt fragst ... ich meine, ich bin sonst nicht so plump Frauen gegenüber, die ich gerade erst kennengelernt habe. Aber: faszi­nierend. Dieser unbestimmte Blick ...

FORTUNA Nicht ... vertrocknet?GERO GOLD Wie kommst du denn darauf? Im Moment siehst du schon etwas

streng aus, aber dein Gesicht ist ...FORTUNA Ist wie?GERO GOLD Irgendwie mystisch, geheimnisvoll. In anderen Kleidern ...FORTUNA Ja?GERO GOLD Würdest du ... nein, entschuldige, das klingt zu abgegriffen.FORTUNA Sage es!GERO GOLD Wie eine Göttin aussehen.FORTUNA Natürlich, aber das bin ich jetzt schon.

1 den Inhalt wiedergeben

1. Nenne Autor und Titel des Theaterstücks und beschreibe kurz, worum es geht. 2. Stelle die beiden Figuren des oben stehenden Textauszugs kurz vor. 3. Suche Stellen, an denen das Gesprächsthema wechselt, und verfasse die

Inhaltsangabe. Denke an die richtige Zeitform (Präsens). Zu Anfang des Dialogs streitet Fortuna mit Gero Gold, weil er sie am Arm festhält. Sie behauptet, es sei unter ihrer Würde zu fliehen ...

2 eine Figur charakterisieren

4. Lege eine Figurine zu Fortuna an. Erschließe ihre Gefühle und Gedanken. Nutze dazu auch den Text auf Seite 137 / 138.

5. Untersuche Fortunas Gefühle und weise ihr Charaktereigenschaften zu. Nimm das Wortfeld auf Seite 136 zu Hilfe.

6. Stelle die Figur kurz vor. Welche Aufgabe hat sie im Stück?Fortuna lebt mit Glück und Zufall zusammen. Sie sitzt am Spinnrad und ... Sie macht sich auf zu den Menschen, weil ... Hier trifft sie ...

7. Formuliere die Ergebnisse aus den Aufgaben 4 und 5 in einem Fließtext.Fortuna wirkt zu Beginn des Dialogs sehr stolz und überlegen, denn sie würde niemals wegrennen, wie sie selbst behauptet: „Rennen ist (...) unter meiner Würde“, sagt sie zu Gero Gold (Z. 8).

3 eine personifikation erfinden

8. Erfinde eine Personifikation zu dem Begriff „Leidenschaft“, indem du– eine Figurine gestaltest,– der „Leidenschaft“ passende Charaktereigenschaften zuweist.

9. Verfasse einen Rollenmonolog, in dem sich die Leidenschaft in Ich-Form vorstellt.

mystisch sagenhaft, erdich­tet

Eine Figur charakterisieren ‘ S. 150 K

Personifikationen konstruieren ‘ S. 151 K

Schaue dir die Inhaltszusammen-fassung auf Seite 132/133 an.

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149149Figuren charakterisieren und Personifikationen erfinden Selbstlernideeni

Eine Figur charakterisieren und deuten Wie wird man glücklich?

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K Kompetenzenein drama erkennen

▸ Dramen (dráma, gr.: Handlung) sind für die Aufführung auf einer Bühne bestimmt.

▸ Sie sind in Akte gegliedert. Die Akte ent sprechen den inhaltlichen Haupt­abschnitten. Ein klassisches Theaterstück besteht aus drei bis fünf Akten. Meistens wechselt nach einem Akt der Schauplatz und es sind Umbauarbeiten nötig. Oft fällt dazu der Vorhang.

▸ Jeder Akt besteht aus mehreren Szenen. Eine Szene wechselt, wenn z. B. eine Figur ab­ oder auftritt oder etwas Neues passiert.

▸ Im 1. Akt werden die wichtigsten Figuren, der Handlungsort und das Thema des Dramas genannt. Der dramatische Konflikt ent­wickelt sich.

▸ Die wichtigsten dramatischen Mittel sind Dialoge (Gespräch zwischen Personen) und Monologe (Selbstgespräch). Häufig werden auch Regieanweisungen gegeben, die vor­geben, wie eine bestimmte Szene gespielt und gestaltet werden soll.

▸ Im Unterschied zum epischen Text gibt es in einem Drama in der Regel keinen Erzähler, der etwas beschreiben oder erklären kann. Man erfährt nichts über das Aussehen, die Gedanken und Gefühle der Personen. All das muss man sich selbst erschließen. Um eine Figur auf der Bühne darzustellen, hat ein Schauspieler sich intensiv mit ihr auseinandergesetzt.

eine Figur charakterisieren

▸ Suche Stellen im Text, an denen du aus Worten und Handlungen etwas über die Figur erfährst. Stelle dir dazu Standbilder, Gefühle und Absichten vor.

▸ Stelle in der Einleitung die Figur kurz vor (W­Fragen). Beschreibe die Situation, in der sich die Figur befindet, und nenne das Thema des Dialogs oder Monologs. Glück, Zufall und Fortuna sind in diesem Stück Personen, die in einer Wohnung zusam-menwohnen. Sie greifen in das Leben der Men-schen ein. Zufall und Fortuna streiten um die Vorherrschaft. Jeder von ihnen glaubt, dass ...

▸ Arbeite im Hauptteil besonders nah am Text. Beschreibe die Gefühle der Figur und weise ihr treffende Charaktereigenschaften zu. Begründe deine Entscheidungen, indem du Textbelege angibst. Am Anfang des Dialogs wirkt Fortuna sehr stolz und sogar überheblich, denn ... (vgl. Z. ...). Sie fühlt sich nicht schuldig, sondern im Recht ...

▸ Formuliere deine Einschätzung der Figur, beurteile ihr Verhalten. Frage dich, ob sie dir sympathisch oder unsympathisch ist, ob sie dir leid tut, ob du sie verstehen kannst, bewunderst oder ver urteilst. Begründe. Fortuna ist mir persönlich (un)sympathisch, denn ...

▸ Formuliere in einem Schlusssatz zusammen­fassend dein Ergebnis. Einerseits wirkt Fortuna sehr selbstbewusst und überheblich, aber es stellt sich doch heraus, dass sie unsicher ist, denn ...

eine Szene pantomimisch inszenieren

▸ Die Pantomime verzichtet auf Stimme und Requisiten. Alles, was du tust, muss durch deine Körpersprache deutlich werden.– Führe alle Bewegungen langsam und

deutlich aus.– Mache deutlich, welchen Gegenstand mit

welchem Gewicht du in der Hand hältst.

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Wie wird man glücklich?

Kompetenzen Selbsteinschätzung Trainingsideen

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– Zeige Gefühle deutlich durch Mimik und Gestik.

– Wenn ihr in der Gruppe arbeitet, spielt immer nur einer. Macht Pausen zwischen den einzelnen Spielschritten (Handlung /Pause / Gefühl / Pause / neue Handlung).

– Ihr könnt Musik zur Unterstützung ein­setzen, aber lasst euch nicht das Tempo diktieren.

einen dramatischen text deuten

▸ Mache dir das Hauptthema des Textes klar. Greife dazu auf Begriffe zurück, die uns Menschen wichtig sind, wie „Freundschaft“, „Liebe“, „Verrat“, „Familie“, „Macht“ ...

▸ Ermittle das Gesprächsthema oder den dramatischen Konflikt, der sich zwischen Figuren oder auch im Inneren einer Figur abspielt.

▸ Beschreibe die Positionen der Figur(en). Suche ihre Argumente aus dem Text heraus.

▸ Formuliere deine eigene Meinung zum Thema oder Konflikt.

mit abstrakten Begriffen umgehen

▸ Ein Begriff wie „Glück“ lässt sich nicht für alle Menschen verbindlich erklären. Für den einen ist es das gleiche wie Zufall; der an­dere meint, man könne Glück aus eigener Kraft erreichen.– Mache dir selbst klar, was du unter dem

Begriff verstehst, indem du Beispiele aus deinem Leben oder deiner Erfahrung suchst.

– Stelle dir eine Personifikation dazu vor (siehe rechte Spalte).

– Mache dir klar, wie der Begriff in dem Text, der dir vorliegt, verwendet wird.

– Vergleiche verschiedene Sichtweisen.– Prüfe, ob du an deinem Erstverständnis

etwas ändern möchtest.

metaphern schriftlich deuten

▸ Beschreibe kurz den Zusammenhang, in dem die Metapher steht: Hanna sammelt auf ihrer Reise Scherben, weil ...

▸ Formuliere, was du mit dem metaphorisch ge­brauchten Begriff verbindest (Assoziationen): Eine Scherbe ist ein Bruchstück, ein Teil von etwas Ganzem. Sie kann unterschiedliche Formen, Größen und Farben haben, je nach-dem, woher sie stammt. Sie kann einen ver-letzen, aber auch schön leuchten ...

▸ Kläre aus dem Textzusammenhang mithilfe dieser Assoziationen, was diese Metapher verbildlicht. Die Scherben stehen im Text für Hannas unterschied liche Erfahrungen, an die sie sich erinnern möchte.

▸ Konkretisiere, wenn möglich, deine Deutung an einem Text beispiel. Eine der Scherben steht zum Beispiel für die Erfahrung, dass ...(Z. ...).

personifikationen konstruieren

▸ Personifikationen kennst du schon aus Gedichten. In einem Theaterstück können sie auch als Figuren auftreten. Sie helfen, abstrakte Begriffe (wie hier „Glück“, „Zufall“, „Schicksal“) zu veranschaulichen.

▸ Wenn du eine Personifikation konstruierst, machst du dir klar, was du unter einem Begriff verstehst. Gehe so vor:– Ordne der Figur passende Charakter­

eigenschaften zu.– Denke dir ein Kostüm und Schuhe aus.– Suche passende Farben für die Figur.– Stelle dir vor, wie und wo sie wohnt.– Probiere Steh­ und Sitz positionen aus.– Stelle Requisiten zusammen (zum Bei­

spiel ein Wollknäuel für Fortuna) und überlege dir, was die Figur damit tut.

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Wie wird man glücklich?

Kompetenzen Selbsteinschätzung Trainingsideen

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S Selbsteinschätzung ‘

Gehe noch einmal deine Aufzeichnungen durch und schätze dann ehrlich deine Fähigkeiten ein. Schreibe dazu die folgenden Sätze in dein Heft und ergänze jeweils, wie du die Anforderungen ausführen kannst:

H H H = sehr sicherH H = größtenteils sicherH = manchmal unsicher = oft unsicher

1. Ich kann die Begriffe Akt, Szene, Regie­anweisung, Monolog, Dialog und drama­tischen Konflikt erklären.

2. Ich kann an den folgenden Beispielen den Unterschied zwischen einem Dramentext und einem epischen Text (Erzähltext) erklären.

Text 1Zufall sah den Werbeslogan der Firma „Outfit is Profit“: Wir legen Ihnen die Welt zu Füßen! – und schon witterte er seine Chance. „Können Sie jemanden glücklich machen?“, fragte er. Mr. Outfit war entrüstet: „Was für eine Frage! Darauf sind wir spezialisiert. Aus Ihnen lässt sich bestimmt was machen.“ Zufall schreckte zurück und schaute an sich hinunter. „Es geht nicht um mich, eine Bekannte von mir ...“ Mr. Outfit unterbrach ihn: „Hat sie Geld?“

Text 2(Hanna betritt den Platz.) OUTFIT Kennen Sie schon unsere Firma „Out­

fit is Profit“? Wir haben heute einen Aktions­tag und zeigen unser Können in der Öffent­lichkeit. Sie werden sehen: Sie können mehr aus Ihrem Typ machen. Sie haben die besten Voraussetzungen – mit der richtigen Klei­dung, Frisur und so weiter ... Wenn Sie auf der Suche sind nach einem Neuanfang – die Welt wird Ihnen offen stehen.

HANNA Aber ich kann doch auch so überall hingehen –

OUTFIT Überall hin? Wer will schon überall hin? Sie brauchen ein Ziel! Wir machen das Beste aus Ihnen und ich sage Ihnen: Plötz­lich werden Sie wissen, wo Ihr Platz auf die­ser Welt ist. Und – Sie werden glücklich sein!

3. Ich kann Text 1 in einen dramatischen Text umformen.

4. Ich kann zu Text 2 ein Standbild bauen, um mir Absichten und Gefühle der Figuren klarzumachen.

5. Ich kann in einer Gruppe den Bau eines Standbildes anleiten.

6. Ich weiß, wie ich bei der Charakterisierung einer Figur vorgehen kann, und kann eine Kurz charakteristik schreiben.

Auswertung und Anregungen

▸ Wenn du dir bei den Aussagen 1 und 2 unsicher warst, lies im Basiswissen und im Kapitel auf Seite 133 nach.

▸ Wenn du dir bei Aussage 3 unsicher warst, dann wiederhole im Kapitel eine Szene.

▸ Wenn du dir bei den Aussagen 4 und 5 unsicher warst, lies im Kapitel auf Seite 142 nach.

▸ Wenn du dir bei Aussage 6 unsicher warst, wiederhole die Kompetenz „Eine Figur charakterisieren“, die Seiten 136 bis 138 und in den Selbstlernideen auf Seite 149 die Aufgaben 4 bis 7.

▸ Mit den Trainingsideen auf der folgenden Seite kannst du dich auf die Klassenarbeit vorbereiten.

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Wie wird man glücklich?

Kompetenzen Selbsteinschätzung Trainingsideen

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T Trainingsideen ‘

den Inhalt eines textes zusammenfassen und eine Figur charakterisieren

Das Ende von Fortunas Abenteuer

4. Akt, 2. Szene: Im Fernsehstudio (Auszug)

Kurz vor dem Ende des Theaterstücks treffen alle bekannten Figuren bei einer Talkshow zusammen. Zufall hat es so eingerichtet, dass Hanna Publi-kumsgast ist. Hanna hat die Prominenten danach gefragt, wie man seinen Weg findet, und hat ver-schiedene Antworten bekommen. Sie weiß nun nicht, wem sie glauben soll.

HANNA (wendet sich an Fortuna) Bitte, vielleicht können Sie mir helfen. Man sagt, Sie wüss­ten die Zukunft. Was passiert denn mit die­sen Leuten? An wen kann ich mich halten?

FORTUNA Oh! Ich weiß nicht. Das ist nicht der richtige Ort, auch nicht die richtige Zeit. Ich sollte ...

GERO GOLD (nimmt Fortuna beiseite) Fortuna! Alle Kameras sind auf dich gerichtet. Das ist die Gelegenheit. Du musst! Was für eine Publicity für uns.

FORTUNA (leise zu Gero) Aber das ist es ja gerade, ich ahne nichts Gutes.

GERO GOLD Jetzt sei nicht so zimperlich! Wir stehen kurz vor dem Gipfel des Ruhmes. Sag doch einfach, was die hören wollen. Das kommt immer gut.

FORTUNA Das ... kann ich nicht.

GERO GOLD Natürlich kannst du! Eine kleine Lüge, Mensch, stell dich nicht so an.

FORTUNA Eine kleine Lüge? Ich verleugne mich nicht selbst. Dazu wirst du mich nicht bringen.

GERO GOLD So, aber bis hierher durfte ich dich schon bringen. Vergiss nicht, wer dich aus dieser Bruchbude mit diesen seltsamen Typen rausgeholt hat! Ich! Ich hab aus einer hässlichen Ente einen stolzen Schwan gemacht. Und das ist dir noch nicht einmal eine kleine Verschleierung der Tatsachen wert?

FORTUNA Hässliche Ente? Du hast aber ein­mal ganz anders geredet!

GERO GOLD Schau dich doch an, erkennst du dich überhaupt wieder. Du bist mein Ge­schöpf von Kopf bis Fuß! Und jetzt rede schon, wenn ich es dir sage!

FORTUNA Gib mir endlich meine Brille!GERO GOLD (gibt ihr die Brille)FORTUNA (mustert ihn von oben bis unten) For­

tuna, das Schicksal, soll dein, eines Rutsch­bahnverwalters, Geschöpf sein? Was maßt du dir an? Womit gab ich mich ab. Ich spinne den Faden, ich drehe das Rad ...

GERO GOLD Hör auf, der Trick verfängt nicht mehr bei mir! Rede!

ENTERTAINER Die Situation ist etwas unge­wöhnlich. Aber: Live ist Live! Liebe Fortuna, Sie müssen sich jetzt wirklich entscheiden.

1. Verfasse eine Einleitung. 2. Stelle die Figuren Fortuna und Gero Gold kurz vor. 3. Fasse den Inhalt des Textes zusammen, indem du beschreibst, in welcher

Lage sich Fortuna befindet. 4. Charakterisiere Fortuna auf der Grundlage dieser Szene. Gib Textbelege an. 5. Beurteile Fortunas Verhalten.

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Schriftlicher Aufgabentyp 4a Wie wird man glücklich?

Kompetenzen Selbsteinschätzung Trainingsideen