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28 Pflanze BAUERNBLATT | 14. April 2018 Rohrschwingel – eine zwischenzeitlich vergessene Art Wiedergeburt und Neuetablierung? Rohrschwingel (Festuca arundina- cea L.) erfreut sich eines wachsen- den Interesses in der Grünlandnut- zung. Dies hat nicht zuletzt mit der Züchtung sogenannter weichblätt- riger Sorten zu tun, die, im Ver- gleich zu herkömmlichen Rohr- schwingeltypen, eine verbesser- te Futterqualität aufweisen sollen. Auch seine hohe Trockentoleranz, Anpassungsfähigkeit und Ertrags- leistung machen Rohrschwingel zunehmend attraktiv. Doch beim Anbau gibt es beachtenswerte Punkte. Es handelt sich um ein ausdau- erndes, horstbildendes Obergras, welches sehr wüchsig und win- tergrün auftritt. Außerdem weist es eine ausgeprägte Winterhärte auf und erleidet auch unter wech- selfeuchten Bedingungen kaum Ertragseinbußen. In Nordost- deutschland wird Rohrschwingel beispielsweise offiziell in einer Re- gionalmischung für überwiegen- de Schnittnutzung auf wechsel- nassen Standorten empfohlen. Be- reits im vergangenen Jahrhundert wurden in Ostdeutschland Ver- suche mit Rohrschwingel durch- geführt. Die nordwestdeutschen Landwirtschaftskammern (Nord- rhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) prüfen aktu- ell die Anbaueignung unter den Klimabedingungen, sodass bisher keine Empfehlung ausgesprochen werden kann. Kurzes Anbautelegramm Bisher kann festgehalten wer- den, dass Rohrschwingel, auf- grund der langsamen Jugendent- wicklung, zur Nachsaat in beste- hende Altnarben ungeeignet ist. Die Erfahrung lehrt, dass Neu- ansaaten bis spätestens Mitte Au- gust in gut vorbereitete und ab- gesetzte Saatbetten erfolgen soll- ten. Eine Direktsaat in abgetötete Altnarben sollte dagegen noch im Juli abgeschlossen sein. Zur Stick- stoff(N)-Bedarfsermittlung wird die Düngeverordnung (DüV) her- angezogen. Auch wenn bisherige Versuche das hohe Ertragspoten- zial verdeutlichen, sollte bei vier Schnitten pro Jahr ein Ertragsni- veau von 90 dt TM/ha unterstellt werden. Hier wird die Notwendig- keit der Ertragsbestim- mung deutlich, da nur durch valide betriebseige- ne, schlagspezifische Mes- sungen eine bedarfsge- rechte Düngung erfolgen kann. Ausgehend von die- sem Ertragsniveau ergibt sich ein N-Bedarfswert von 245 kg N/ha. Von je- nem werden die N-Nach- lieferung aus dem Boden (humus- und standortab- hängig), die organische N-Düngung des Vorjahres mit 10 % der gesamten N-Düngung sowie etwai- ge Leguminosenanteile in Ansatz gebracht, wie Ta- belle 1 impliziert. Hinsicht- lich der Grundnährstoff- versorgung sind die Ge- haltswerte für Vierschnitt- grünland unter Versorgungsstufe C nach Tabelle 1 zu veranschlagen, wobei für Moorböden abweichen- de Werte gelten. Ertragsleistung und Sorteneffekte Rohrschwingel wird vor allem unter extremen Bedingungen wie in den Moorlagen Mecklen- burg-Vorpommerns empfohlen. Da in Schleswig-Holstein primär Niedermoore vorliegen und Grün- land vor allem auf der Geest und Zwei Rohrschwingelsorten im Vergleich Foto: Dr. Martin Komainda Tabelle 1: Beispielhafte Düngebedarfsermittlung gemäß Düngeverordnung und bundeseinheitlichen Bedarfswerten für Phosphat (P 2 O 5 ), Kalium (K 2 O) und Magnesium (MgO) auf Vierschnittgrünland Vierschnittgrünland Moorböden Ertrag (dt TM/ha) 90 N-Bedarf (kg N/ha) 245 Zu- oder Abschläge gem. DüV (kg N/ha) Ertragsniveau je 10 dt TM/ha Abweichung 27 Rohprotein* je %-Punkt Abweichung 14 10%ige N-Anrechnung organischer Düngung des Vorjahres N-Nachlieferung Boden (kg N/ha) 10 - 50 Hochmoor (> 30 % Humus) 50 Niedermoor (> 30 % Humus) 80 Ertragsanteil Leguminosen 20 - 60 Grundnährstoffe (kg/dt TM-Ertrag) P 2 O 5 0.8 0.76 K 2 O 3.1 2.77 MgO 0.45 0.45 Moorböden weisen geringeren Bedarf auf, weil in der Regel geringeres Ertragsniveau vorliegt. *Anpas- sung aufgrund von Abweichung im Rohproteingehalt keine Pflicht. Die Werte für Grundnährstoffe be- ziehen sich auf die aktuell gültige Bodengehaltsklasse nach Versorgungsstufe C. Tabelle 2: Jahres-TM-Ertrag [dt TM/ha] von 2013 bis 2015 beim Vergleich verschiedener Sorten Rohrschwingel, Wiesen- lieschgras, Festulolium (FEL) und Deutsches Weidelgras in Schuby nach Aussaat am 20. August 2012 Art Sorte 2013 2014 2015 Mittel Rohrschwingel Lipalma 118 C 126 CD 119 B 121 AB Hykor 128 B 137 AB 128 A 131 A Barolex 114 C 147 A 120 B 127 AB Bariane 114 C 136 BC 122 AB 124 AB Sanftblättrig 118 BC 142 A 127 A 129 AB W.- Liesch- gras Aturo 126 BC 122 D 88 EF 112 AB Lischka 125 BC 120 D 93 DE 113 AB Barpenta 115 BC 119 D 92 DE 109 B FEL Paulita 135 AB 108 EF 96 D 113 AB Perseus 139 A 107 EF 105 C 117 AB Dt. Weidel. Arvicola 135 AB 103 F 96 D 111 AB Activa 130 AB 115 DE 87 F 111 AB Honroso 132 AB 117 DE 95 D 115 AB Grenzdifferenz [dt TM/ha] 10 10 6 21 Grenzdifferenz: Ab der Differenz sind die Ertragsunterschiede innerhalb eines Jahres statistisch abgesi- chert, was durch unterschiedliche Großbuchstaben verdeutlicht wird.

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28 Pflanze BAUERNBLATT | 14. April 2018 ■

Rohrschwingel – eine zwischenzeitlich vergessene Art

Wiedergeburt und Neuetablierung?

Rohrschwingel (Festuca arundina-cea L.) erfreut sich eines wachsen-den Interesses in der Grünlandnut-zung. Dies hat nicht zuletzt mit der Züchtung sogenannter weichblätt-riger Sorten zu tun, die, im Ver-gleich zu herkömmlichen Rohr-schwingeltypen, eine verbesser-te Futterqualität aufweisen sollen. Auch seine hohe Trockentoleranz, Anpassungsfähigkeit und Ertrags-leistung machen Rohrschwingel zunehmend attraktiv. Doch beim Anbau gibt es beachtenswerte Punkte.

Es handelt sich um ein ausdau-erndes, horstbildendes Obergras, welches sehr wüchsig und win-tergrün auftritt. Außerdem weist es eine ausgeprägte Winterhärte auf und erleidet auch unter wech-selfeuchten Bedingungen kaum Ertragseinbußen. In Nordost-deutschland wird Rohrschwingel beispielsweise offiziell in einer Re-gionalmischung für überwiegen-de Schnittnutzung auf wechsel-nassen Standorten empfohlen. Be-reits im vergangenen Jahrhundert wurden in Ostdeutschland Ver-suche mit Rohrschwingel durch-geführt. Die nordwestdeutschen Landwirtschaftskammern (Nord-rhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) prüfen aktu-

ell die Anbaueignung unter den Klimabedingungen, sodass bisher keine Empfehlung ausgesprochen werden kann.

Kurzes Anbautelegramm

Bisher kann festgehalten wer-den, dass Rohrschwingel, auf-grund der langsamen Jugendent-wicklung, zur Nachsaat in beste-hende Altnarben ungeeignet ist.

Die Erfahrung lehrt, dass Neu-ansaaten bis spätestens Mitte Au-gust in gut vorbereitete und ab-gesetzte Saatbetten erfolgen soll-ten. Eine Direktsaat in abgetötete Altnarben sollte dagegen noch im Juli abgeschlossen sein. Zur Stick-stoff(N)-Bedarfsermittlung wird die Düngeverordnung (DüV) her-angezogen. Auch wenn bisherige Versuche das hohe Ertragspoten-zial verdeutlichen, sollte bei vier Schnitten pro Jahr ein Ertragsni-veau von 90 dt TM/ha unterstellt werden. Hier wird die Notwendig-

keit der Ertragsbestim-mung deutlich, da nur durch valide betriebseige-ne, schlag spezifische Mes-sungen eine bedarfsge-rechte Düngung erfolgen kann. Ausgehend von die-sem Ertragsniveau ergibt sich ein N-Bedarfswert von 245 kg N/ha. Von je-nem werden die N-Nach-lieferung aus dem Boden (humus- und standortab-hängig), die organische N-Düngung des Vorjahres mit 10 % der gesamten N-Düngung sowie etwai-ge Leguminosenanteile in Ansatz gebracht, wie Ta-belle 1 impliziert. Hinsicht-lich der Grundnährstoff-versorgung sind die Ge-haltswerte für Vierschnitt-

grünland unter Versorgungsstufe C nach Tabelle  1 zu veranschlagen, wobei für Moorböden abweichen-de Werte gelten.

Ertragsleistung und Sorteneffekte

Rohrschwingel wird vor allem unter extremen Bedingungen wie in den Moorlagen Mecklen-burg-Vorpommerns empfohlen. Da in Schleswig-Holstein primär Niedermoore vorliegen und Grün-land vor allem auf der Geest und

Zwei Rohrschwingelsorten im Vergleich Foto: Dr. Martin Komainda

Tabelle 1: Beispielhafte Düngebedarfsermittlung gemäß Düngeverordnung und bundeseinheitlichen Bedarfswerten für Phosphat (P2O5), Kalium (K2O) und Magnesium (MgO) auf Vierschnittgrünland

Vierschnittgrünland MoorbödenErtrag (dt TM/ha) 90

N-Bedarf (kg N/ha) 245

Zu- oder Abschläge gem. DüV (kg N/ha)Ertragsniveau je 10 dt TM/haAbweichung 27

Rohprotein* je %-PunktAbweichung 14

10%ige N-Anrechnung organischer Düngung des VorjahresN-Nachlieferung Boden (kg N/ha) 10 - 50

Hochmoor (> 30 % Humus) 50

Niedermoor (> 30 % Humus) 80

Ertragsanteil Leguminosen 20 - 60

Grundnährstoffe (kg/dt TM-Ertrag)P2O5 0.8 0.76

K2O 3.1 2.77

MgO 0.45 0.45Moorböden weisen geringeren Bedarf auf, weil in der Regel geringeres Ertragsniveau vorliegt. *Anpas-sung aufgrund von Abweichung im Rohproteingehalt keine Pflicht. Die Werte für Grundnährstoffe be-ziehen sich auf die aktuell gültige Bodengehaltsklasse nach Versorgungsstufe C.

Tabelle 2: Jahres-TM-Ertrag [dt TM/ha] von 2013 bis 2015 beim Vergleich verschiedener Sorten Rohrschwingel, Wiesen-lieschgras, Festulolium (FEL) und Deutsches Weidelgras in Schuby nach Aussaat am 20. August 2012 Art Sorte 2013 2014 2015 Mittel

Rohr

schw

inge

l Lipalma 118 C 126 CD 119 B 121 AB

Hykor 128 B 137 AB 128 A 131 A

Barolex 114 C 147 A 120 B 127 AB

Bariane 114 C 136 BC 122 AB 124 AB

Sanftblättrig 118 BC 142 A 127 A 129 AB

W.-

Lies

ch-

gras

Aturo 126 BC 122 D 88 EF 112 AB

Lischka 125 BC 120 D 93 DE 113 AB

Barpenta 115 BC 119 D 92 DE 109 B

FEL Paulita 135 AB 108 EF 96 D 113 AB

Perseus 139 A 107 EF 105 C 117 AB

Dt.

W

eide

l. Arvicola 135 AB 103 F 96 D 111 AB

Activa 130 AB 115 DE 87 F 111 AB

Honroso 132 AB 117 DE 95 D 115 AB

Grenzdifferenz [dt TM/ha]

10 10 6 21

Grenzdifferenz: Ab der Differenz sind die Ertragsunterschiede innerhalb eines Jahres statistisch abgesi-chert, was durch unterschiedliche Großbuchstaben verdeutlicht wird.

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29Pflanze■ BAUERNBLATT | 14. April 2018

in der Marsch dominiert, wurden erste Rohrschwingelversuche zu-nächst an der Versuchsstation der Landwirtschaftskammer Schles-wig-Holstein in Schuby initiiert, um die generelle Anbaueignung zu er-mitteln. Das bekannt hohe Ertrags-

potenzial von Rohrschwingel kann bestätigt werden, wie Abbildung 1 zeigt. In beiden Jahren erreichte Rohrschwingel signifikant erhöhte Erträge, wobei vor allem Wiesen-lieschgras und Deutsches Weidel-gras überboten wurden. Dies ent-

spricht Beobachtungen aus Meck-lenburg-Vorpommern, wo eine Rohrschwingelmischung im Mittel über fünf Jahre einen Ertragsvor-teil von 14 % gegenüber den Stan-

dardmischungen G II, G III und G IV erreichte.

Bei näherer Betrachtung können bereits Sorteneinflüsse deutlich werden, was anhand von Tabelle 2

136 A 142 A

121 B

107 C 112 BC 122 A

127 A

91 C 100 B

93 C

0

40

80

120

RSC Sanftbl. RSC W. Lieschgras FEL Dt. Weidel.

TM-E

rtra

g [

dt

TM/h

a]

2014 2015

Abbildung 1: Jahres-TM-Ertrag [dt TM/ha] (Schnitt: 1 bis 4), gemittelt über die Sorten in Schuby nach Aussaat am 20. August 2012 für die Jahre 2014 und 2015

Unterschiedliche Großbuchstaben zeigen signifikant unterschiedliche Erträge innerhalb der Jahre an.

Abbildung 2: Ertragsverteilung im Mittel von drei Jahren 2015 bis 2017 am Standort Schuby in Abhängigkeit von der getesteten Mischung

Grenzdifferenz (GD) besagt, dass bei Unterschieden oberhalb dieses Wertes signifikante Ertragsunterschie-de. Zum fünften Schnitt keine Grenzdifferenz, da nur in einem Jahr ein fünfter Schnitt geerntet wurde.

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BAUERNBLATT | 14. April 2018 ■

veranschaulicht wird. Hier sind Sor-tenergebnisse eines Versuches über drei Jahre (2013 bis 2015) in Schu-by und im Mittel der Jahre darge-stellt. Die langsame Etablierung des Rohrschwingels wird anhand des Jahres 2013 deutlich. Dort un-terliegt Rohrschwingel zumeist im Ertrag gegenüber den anderen Ar-ten. Besonders im trockenen Jahr 2014 und danach sticht das hohe Ertragsniveau im Sortiment des Rohrschwingels allerdings hervor und zeigt, dass nach erfolgter Eta-blierung ein hoher Ertrag realisiert wird. Im Mittel der Jahre unterlag die Sorte ‚Barpenta‘ (W.-Lieschgras) der Sorte ‚Hykor‘ (Rohrschwingel) signifikant um 17 %.

Der Anbau von Mischungen stellt die dominierende Form im Grün-land dar. Um Effekte der Bestan-deszusammensetzung und der Mi-schungsauswahl hinsichtlich der Er-tragsleistung und Futterqualität bewerten zu können, wurde über insgesamt drei Jahre am Standort Schuby ein Mischungsversuch durch-geführt, der hier in Auszügen dar-gestellt ist. Zur Klärung dieser Fra-gen wurden im Zeitraum 2015 bis 2017 neben einer Standard-G-V-Mi-schung, bestehend aus Deutschem Weidelgras, um Wiesenlieschgras (LG), Rohrschwingel (RSC) oder Wiesenschwingel (WSC) erweiter-te Mischungen getestet. Ertraglich ergaben sich nur im ersten Haupt-nutzungsjahr signifikante Minder-erträge der LG-Mischung von 12 und 10 % zum ersten und dritten Schnitt. Im Mittel der Jahre zeigten allerdings alle Mischungen ein iden-tisches Ertragsniveau (Abbildung 3).

Futterqualität geringer

In den bisherigen Versuchen mit Rohrschwingel wurde wiederholt ein geringer Energiegehalt fest-gestellt. Dieser rangierte zwischen 5,6 und 5,9 MJ NEL/kg TM, wäh-rend Deutsches Weidelgras in die-sem Versuch Gehalte zwischen 6,2 und 6,5 MJ NEL/kg TM aufwies. Dies liegt vorwiegend in erhöhten Rohfasergehalten (XF) begründet. Kennzeichnend für Rohrschwingel ist der frühe Nutzungszeitpunkt, welcher in etwa mit Knaulgras, Wiesenschweidel oder frühem Deutschen Weidelgras koinzidiert. In einer Rohrschwingelmischung müssten demnach die Mischungs-partner entsprechend auf die frühe Entwicklung abgestimmt sein und zum optimalen Zeitpunkt genutzt werden, um XF-Gehalte von 22 bis 25 % für Milchkühe zu erreichen.

Da vor allem zu späteren Schnit-ten im Jahr die Fasergehalte häu-fig nicht ausreichen, könnte im Rohrschwingel ein geeigneter Mi-schungspartner zur Sicherung ent-sprechender Fasergehalte gese-hen werden. Die XF-Gehalte der Standardmischung G V-spät im Vergleich zu den alternativen Mi-schungen sind in Abbildung 4 in Abhängigkeit von der Schnittnum-mer im Jahr im Mittel von drei Jah-ren dargestellt. Dabei ist der typi-sche jahreszeitliche Verlauf der XF-Gehalte mit einem Peak im Frühjahr erkennbar, wobei die G V-spät im Jahresverlauf im un-teren Segment des angeforder-ten Bereiches rangiert. Die alter-

Abbildung 3: Rohfasergehalt (XF) [%] im Jahresverlauf von Schnitt 1 bis 5 am Standort Schuby in Abhängigkeit von der angebauten Mischung, gemittelt über die Jahre 2015 bis 2017

Grauer Bereich markiert Optimalbereich für Milchkühe zwischen 22 und 24 %.

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31Pflanze■ BAUERNBLATT | 14. April 2018

nativen Mischungen erreichten zu späteren Schnitten ausreichende Fasergehalte und können geeig-netes Milchviehgrundfutter sein.

Abbildung 4 veranschaulicht die XF-Gehalte zum dritten Schnitt, ge-mittelt über drei Jahre. Die rohr-schwingelbetonte Mischung lag dabei zumeist innerhalb des Opti-malbereiches. Dabei fällt dem Mi-schungspartner (LG, WSC oder RSC) offensichtlich keine bedeutsame Rolle zu.

Schnitttermin angepasst

Demnach lassen sich anvisierte XF-Gehalte primär aus einer An-

passung des Schnitttermins re-alisieren. In Abhängigkeit vom Mischungspartner kann es den-noch zu einer rapideren XF-Zu-nahme kommen. Problematisch hinsichtlich des Rohrschwingel-anbaus sind die Energiegehalte, welche deutlich unterhalb von 6,5 MJ  NEL rangieren. Die Eig-nung eines Grobfuttermittels zur Silierung wird durch unterschied-liche Kenngrößen angegeben. Der Z/PK-Quotient (Zucker zu Puffer-kapazität) schildert dabei die Gär-eignung eines Ausgangsmaterials und sollte einen Wert größer als 3 beziehungsweise von mindestens 2 haben. Liegen Werte oberhalb von 8 vor, ist mit erhöhten Rest-

zuckern zu rechnen, sodass Nacherwärmung und Alko-holgärung problematisch sein können. Zum Zeitpunkt der Silierung steht jedoch mit Ausnahme des Trocken-massegehaltes (TM) des Si-liergutes keine Information zur Vergärbarkeit zur Verfü-gung. Da vor allem Rohpro-tein und Rohasche puffernd wirken, sollten deshalb eine bedarfsgerechte Düngung und im Ernteprozess kein Schmutz eintrag erfolgen.

Der Vergärbarkeitsquo-tient (VK-Quotient) ver-eint den TM-Gehalt und Z/PK-Quotienten in einer For-mel, sodass die Siliereig-nung auch von Rohrschwin-gel berechnet werden kann.

Dieser sollte immer über 45 lie-gen, um eine gute Gärqualität zu erwarten. Standardwerte für Grä-ser weisen Z/PK-Quotienten von 1 bis 4,6 auf sowie VK-Quotienten von 47 bis 63 im angewelkten Zu-stand. Erste Ergebnisse mit Rohr-schwingel zeigen für Aufwüchse zum ersten Schnitt Z/PK-Quotien-ten von 1,9 bis 6,7 sowie zumeist VK-Quotienten im angeforderten Bereich.

Dr. Martin KomaindaLandwirtschaftskammerTel.: 0 43 31-94 [email protected]

Hans-Christian HinrichsenLandwirtschaftskammerTel.: 0 46 21-30 60 93 [email protected]

Abbildung 4: Rohfasergehalt (XF) [%] zum dritten Schnitt am Standort Schuby in Abhängigkeit von der angebauten Mischung, gemittelt über 2015, 2016 und 2017

LG: Wiesenlieschgras, RSC: Rohrschwingel, WSC: Wiesenschwingel. Grauer Bereich markiert Optimalbereich für Milchkühe zwischen 22 und 24 %.

FAZITAuch in Schuby erreicht Rohr-schwingel ein überproportiona-les Ertragsniveau. Dies könnte eine Rechtfertigung zur Empfeh-lung sein. Aktuell gelten weiter-hin die in dem Grünen, Olivfar-benen und Blauen Faltblatt emp-fohlenen Arten, Sorten und Mischungen als Standard. Da be-sonders in Extremlagen, wie im Niedermoor, die Bestände rapi-de entarten können, bestehen Überlegungen zum Einsatz un-ter diesen Bedingungen. In Nord-deutschland ist allerdings bislang noch keine Rohrschwingel-Aus-

dauerprüfung auf Niedermoor initiiert. Da sich Rohrschwingel nicht zur Nachsaat eignet, wird auch im Niedermoor zukünftig kein Weg am Deutschen Wei-delgras vorbeiführen. Dies wird auch dadurch untermauert, dass zumeist im Niedermoor eine Mähweidenutzung dominiert, weshalb ertragreiche und dichte Bestände erforderlich sind. Bis-her fehlen jedoch aufgrund der Konkurrenzkraft Erkenntnisse zu geeigneten Mischungspartnern, auch um die Energiedichten im Aufwuchs zu erhöhen.