Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der...

16
Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen Dom zu Köln und in der Kölner Philharmonie Dienstag 23. Dezember 2008 KölnMusik gemeinsam mit Kölner Dommusik 8552_KM_23-12-08_c.indd U1 8552_KM_23-12-08_c.indd U1 19.12.2008 15:45:25 Uhr 19.12.2008 15:45:25 Uhr

Transcript of Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der...

Page 1: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

Winfried Bönig

Vorweihnachtliche Orgelmusikim Hohen Dom zu Köln und in der Kölner Philharmonie

Dienstag 23. Dezember 2008

KölnMusik gemeinsam mit Kölner Dommusik

8552_KM_23-12-08_c.indd U18552_KM_23-12-08_c.indd U1 19.12.2008 15:45:25 Uhr19.12.2008 15:45:25 Uhr

Page 2: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten da-

her für Sie an der Garderobe Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen

Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus.

Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben:

Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus.

Wir bitten um Ihr Verständnis dafür, dass Bild- und Tonaufnahmen aus

urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.

Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir

Sie um Verständnis dafür, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir

bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzert zu ge-

währen. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen.

Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen

wir Ihnen gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal

störungsfrei und ohne Verzögerung verlassen können.

8552_KM_23-12-08_c.indd U28552_KM_23-12-08_c.indd U2 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 3: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

Winfried Bönig

Vorweihnachtliche Orgelmusik20:00 Hoher Dom zu Köln21:00 Kölner Philharmonie

Ende gegen 22:00

Der Eintritt ist für beide Konzerte frei. Dem christlichen

Gedanken des Weihnachtsfestes entsprechend ist das Publikum

gebeten, Weihnachtsgeschenke für die Kölner Hilfsorganisation

für Obdachlose GULLIVER unter dem Baum im Foyer der

Kölner Philharmonie abzulegen.

Die Mitarbeiter der KölnMusik wünschen

Ihnen frohe und glückliche Festtage!

Wir danken der Galeria Kaufhof

– eine Gesellschaft der METRO Group –

für die Weihnachtsdekoration in der Kölner Philharmonie.

Dienstag 23. Dezember 2008

8552_KM_23-12-08_c.indd 18552_KM_23-12-08_c.indd 1 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 4: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

2

Dienstag 23. Dezember 2008 20:00 Hoher Dom zu Köln

Winfried Bönig Orgel

Charles Marie Widor 1844 – 1937

aus: Symphonie gothique op. 70 Moderato

Johann Sebastian Bach 1685 – 1750

Choralbearbeitungen BWV 659 – 661zu »Nun komm’ der Heiden Heiland«aus: Achtzehn Choräle BWV 651 – 668c.f. im SopranTrioOrgano pleno

Charles Tournemire 1870 – 1939

aus: L’Orgue mystique op. 55 – 57 Toccata zum Adventshymnus »Conditor alme siderum«

Johann Sebastian Bachaus: Sechs Chorale von verschiedener Art [...]

(»Schübler-Choräle«) BWV 651 – 668»Meine Seele erhebt den Herren« BWV 648

Marcel Dupré 1886 – 1971

Variations sur un vieux Noël op. 20

8552_KM_23-12-08_c.indd 28552_KM_23-12-08_c.indd 2 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 5: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

3

Dienstag 23. Dezember 2008 21:00 Kölner Philharmonie

Olivier Messiaen zum 100.

Winfried Bönig Orgel

Olivier Messiaen 1908 – 1992

La Nativité du Seigneur. Neuf Méditations für OrgelI. La Vierge et l’EnfantII. Les BergersIII. Desseins éternelsIV. Le VerbeV. Les Enfants de DieuVI. Les AngesVII. Jésus accepte la souffranceVIII. Les magesIX. Dieu parmi nous

8552_KM_23-12-08_c.indd 38552_KM_23-12-08_c.indd 3 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 6: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

4

Zum Konzert im Kölner Dom

»Man hat mich gebeten, ein Glaubensbekenntnis abzulegen, mit anderen

Worten: zu sagen, was ich glaube, was ich liebe, was ich hoffe. Was

ich glaube? Das ist schnell gesagt, und alles ist gesagt mit dem einen

Satz: Ich glaube an Gott. Und weil ich an Gott glaube, glaube ich not-

wendigerweise an die Dreieinigkeit, also auch an den Heiligen Geist

(dem ich meine ›Pfingstmesse‹ gewidmet habe) und an den Sohn,

das Fleisch gewordene Wort, an Jesus Christus (dem ich einen großen

Teil meiner Werke gewidmet habe).« Mit diesen Worten bedankte sich

Olivier Messiaen am 25. Juni 1971 in Amsterdam für die Verleihung des

Erasmus-Preises. 62 Jahre alt war Messiaen damals. Und längst hatte er

seinen festen Platz in den Musikbüchern sicher. Dank eines ›weltlichen‹

Pionierwerks der Neuen Musik einerseits – in Form der Klavier-Etüde

Mode de valeurs et d’intensités von 1949, die zum Ausgangspunkt des

Serialismus geraten sollte. Vor allem aber war es ihm gelungen, seiner

staunend-lobpreisenden Frömmigkeit in bedeutenden Orchester-

kompositionen sowie in Solo-Zyklen für Tasteninstrumente Gestalt

zu geben. Messiaens bis zu seinem Tod 1992 stetig angewachsenes

Œuvre wurde so angesichts der traditionsverhafteten wie raffinier-

ten Gedankenvielfalt zu einer »Theologia gloriae«, die die Zuhörer

konfessionsübergreifend in ihren Bann zieht. Mit seiner einzigartigen

Klangsprache, die gregorianische Choräle, indische Rhythmen und

Vogelgesänge miteinander verbindet, konnte der Katholik Messiaen

somit im 20. Jahrhundert jenes Gefühl für das Heilige neu entflammen,

wie es bis heute vielleicht nur noch das zeitlose Schaffen des Protes-

tanten Johann Sebastian Bach schafft. Und wohl kein Zufall ist es daher

auch, dass dabei für beide – für Bach und für Messiaen – die Orgel

zum wahrhaft idealen Ausdruckskörper wurde, um den musikalischen

Horizont zu erweitern und das Himmlische zu offenbaren.

Heute, im Monat Dezember, haben nun die Feierlichkeiten von

Messiaens 100. Geburtstag ihren Höhepunkt erreicht (der Kompo-

nist wurde am 10.12.1908 in Avignon geboren). Mit seinem großen

Orgelzyklus La Nativité du Seigneur (Die Geburt des Herrn) von 1935,

erlebt das Messiaen-Jahr 2008 hernach in der Kölner Philharmonie sei-

nen krönenden Abschluss. Weil sich Komponisten aber von jeher mit

dem Wunder der Weihnacht und dem Mysterium der Geburt Christi

auseinandergesetzt haben, hat Winfried Bönig für sein vorweihnacht-

liches Programm im Kölner Dom nun Orgelwerke von Komponisten

8552_KM_23-12-08_c.indd 48552_KM_23-12-08_c.indd 4 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 7: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

5

ausgewählt, die zugleich auf Messiaen und seine Tonsprache großen

Einfluss ausübten. Und natürlich dürfen neben Bach nicht all jene

Vertreter der großen, französischen Orgelschule fehlen, die Messiaen

hautnah miterleben konnte, als er 1919 mit elf Jahren nach Paris kam,

um am dortigen Konservatorium zu studieren.

So knüpfte in der Kirche Saint-Sulplice Charles-Marie Widor mit sei-

nen spirituell aufgeladenen Orgelsinfonien an das Erbe César Francks

an. Widor (1844 – 1937) sollte es auch sein, der 1931 den jungen Mes-

siaen für den vakanten Posten des Gemeindeorganisten an der Pariser

Eglise de la Trinité empfahl: »M. Messiaen macht der Tradition katho-

lischer Organisten – unserer französischen Tradition – alle Ehre.« Von

Widor ist jetzt das Eingangs-Moderato aus seiner Symphonie gothique

op. 70 zu hören, die 1895 vollendet wurde und der der gregorianische

Weihnachtsintroitus »Puer natus est« zugrunde liegt. Nach Widors

eigenen Worten spiegelt das Moderato die dunkle Adventsstimmung

wider. Als Widor am 13. März 1937 zu Grabe getragen wurde, spielte

sein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als

letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré mit Bachs Präludium und

Fuge h-Moll auch den Musikwissenschaftler Widor, der 1912/1913 in

Zusammenarbeit mit Albert Schweitzer sämtliche Orgelwerke Bachs

ediert hatte.

Überhaupt besaß Bachs Orgelschaffen damals in Frankreich einen

immensen Stellenwert. So war Dupré 1920 der erste Organist, der

das gesamte Orgelwerk Bachs aus dem Gedächtnis spielte. Wenig

verwunderlich ist es daher rückblickend, dass Messiaen zuallererst

ein Bach-Werk zu bewältigen hatte, als er im Oktober 1927 erstmals

in die Klasse seines großen »Maître« Dupré kam. Und dass ihm dies

mit Bravour gelang, daran erinnerte sich Dupré noch vierzig Jahre

später: »Messiaen hatte noch nie zuvor einen Orgelspieltisch gese-

hen. Nach einer Stunde Erklärungen und Vorführungen gab ich ihm

Bachs Fantasie c-Moll als Hausaufgabe auf. Eine Woche später kam er

wieder und spielte sie perfekt und auswendig – eine beeindruckende

Leistung!« Hatte Albert Schweitzer dem Thomaskantor attestiert, dass

»jede große Kunst, auch die profane, ihm [Bach] an sich religiös ist«, so

gilt das selbstverständlich auch für seine zahllosen Choralbearbeitun-

gen. Wie Bach hierbei das von Martin Luther geprägte Gemeindelied

ständig neu reflektierte und verfeinerte, belegen die drei Fassungen

8552_KM_23-12-08_c.indd 58552_KM_23-12-08_c.indd 5 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 8: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

6

des Advents-Chorals »Nun komm der Heiden Heiland« BWV 659 – 661.

Die in Bachs späten Jahren, in seinem Leipziger Konvolut der Acht-

zehn Choräle veröffentlichten Bearbeitungen präsentieren zunächst

die Melodie reich verziert und über einem ständigen Bass im Pedal.

Die als »Trio« angelegte Version BWV 660 ist kontrapunktisch angelegt,

während die dritte Fassung die gesamte Orgel in Szene setzt und die

Melodie dem Pedal anvertraut. Als eine weitere Visitenkarte des »weih-

nachtlichen« Choral-Bearbeiters Bach hat Winfried Bönig den mystisch

verklärenden Lobgesang der Maria »Meine Seele erhebt den Herrn«

aus den »Schübler-Chorälen« BWV 645 – 650 ausgewählt.

Auf die von Bach revolutionierte Form der Toccata griffen die Pro-

tagonisten der französischen Orgelschule immer wieder zurück. Widor

tat dies genauso in seinen Orgelsinfonien wie Messiaen in La Nativité

du Seigneur und Charles Tournemire in seinem Opus Magnum L’Orgue

mystique op. 55 – 57 aus den Jahren 1927 – 32. Daraus stammt auch die

Toccata zum Adventshymnus »Conditor alme siderum«, die Tournemi-

res Kunst der Erfindung ungewöhnlicher Klangfarben, seinen freien

Umgang mit Dissonanzen sowie die Rückbezüge auf die Gregorianik

exemplarisch einfängt. Von Tournemire (1870 – 1939) wurde Messiaen

jedoch nicht nur künstlerisch beeinflusst. Tournemires apodiktisches

Bekenntnis, dass alle Musik, die nicht die Verherrlichung Gottes zum

Ziel habe, einfach nutzlos sei, machte sie gleichermaßen zu Brüdern

im Geiste. Von Marcel Dupré (1886 – 1971) stammen sodann die Vari-

ations sur un vieux Noël op. 20 (Variationen über ein französisches

Weihnachtslied). Dupré, der Messiaen in den Fächern Orgel und

Improvisation unterrichtet hatte und von seinem Schüler einmal als

der »vielleicht größte Virtuose aller Zeiten« bezeichnet wurde, griff

1922 und während einer Zugfahrt seiner ersten Amerikatournee auf

die französische Weihnachtsweise »Noël Nouvelet« zurück. In zehn

Variationen dokumentierte Dupré seine ungeheure Brillanz, aber auch

seinen Klangsinn und seinen gestalterischen Einfallsreichtum. Ange-

fangen von stimmungsvollen Frage-Antwort-Spielen im Sopran und

Tenor (Variation 1) über chromatische Akkord-Kaskaden (Variation 4)

bis zu einem doppelten Kanon (Variation 6) und einer furiosen Toccata

in der abschließenden 10. Variation.

Guido Fischer

8552_KM_23-12-08_c.indd 68552_KM_23-12-08_c.indd 6 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 9: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

7

Zum Konzert in der Kölner Philharmonie

Als Olivier Messiaens Orgelwerk La Nativité du Seigneur am 27. Februar

1936 in der Pariser Église de la Sainte-Trinité uraufgeführt wurde, über-

nahm nicht etwa der Komponist diese Herkulesarbeit. Vielmehr übertrug

er die Partitur gleich drei befreundeten Organisten. Daniel-Lesur, Jean

Langlais und Jean-Jacques Grunenwald übernahmen jeweils drei der ins-

gesamt neun Sätze, mit denen Messiaen »die Mutterschaft der heiligen

Jungfrau verherrlichen« wollte. Mit diesem Weihnachtszyklus, den Mes-

siaen damals als sein »bedeutendstes Werk« pries, bewies er harmonisch

und rhythmisch eine noch größere Komplexität. Die als »neun Meditati-

onen« bezeichneten Sätze besitzen jetzt keine Taktangaben mehr, und

hinzugefügte kleine Notenwerte stellen das gleichmäßige Metrum in

Frage. Neben der Verwendung von griechischen und indischen Hindu-

Rhythmen sind es besonders die Messiaen-typischen Modi, die hier erst-

mals das nahezu alleinige Fundament einer Komposition von ihm bilden.

Für La Nativité du Seigneur hat Messiaen folgende Ideenkreise formuliert,

die gleichsam als programmatischer Hintergrund gelten dürfen:

1. Unsere durch die Fleischwerdung des Wortes erfolgte Vorherbestim-

mung (Meditation III)

2. Der in unserer Mitte lebende Gott, der leidende Gott

(Meditationen IX und VII)

3. Die drei Geburten: die ewige Geburt des Wortes, die zeitliche des

Christus, die geistliche der Christen (Meditationen IV, I und V)

4. Die Darstellung einiger Figuren, die dem Weihnachts- und Epipha-

niasfest eine besondere Poesie verleihen: die Engel, die Weisen, die

Hirten (Meditationen VI, VIII und II)

5. Insgesamt neun Sätze zur Ehrung der Heiligen Jungfrau und Gottes-

mutter Maria

Diesen theologischen Rahmen erweitert Messiaen zudem noch, indem

er jedem Satz ein Zitat aus der Heiligen Schrift voranstellt und damit das

assoziative Hören seiner oftmals tonsymbolischen Sprache verstärkt:

I. La Vierge et l’Enfant (Die Jungfrau und das Kind)

»Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben. Freue dich, Tochter

Zion! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.«

Dieser in A-B-A-Form gesetzte Satz spiegelt von der Stimmung her

die Freude der Heiligen Jungfrau wider. Dabei wird der gregorianisch

inspirierte Weihnachtsintroitus »Puer natus ets nobis« variiert.

8552_KM_23-12-08_c.indd 78552_KM_23-12-08_c.indd 7 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 10: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

8

II. Les Bergers (Die Hirten)

»Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles,

was sie gehört und gesehen hatten.«

Obwohl es »Joyeux«, »fröhlich« in der Partitur als Spielanweisung

heißt, lebt dieser Satz von seiner naiven Zartheit, die auf die traditio-

nellen, französischen Weihnachtslieder (Noëls) zurückgeht.

III. Desseins éternels (Gottes ewiger Heilsplan)

»Gott hat uns in seiner Liebe zu seinen Kindern bestimmt, durch Jesus

Christus, zum Lobe seiner herrlichen Gnade.«

Messiaen wählt hier ein langsames Tempo und eine modal-tonale

Harmonik, um eine mystische Stimmung zu beschwören.

IV. Le Verbe (Das Wort)

»Der Herr hat zu mir gesagt: Du bist mein Sohn. Aus seinem Herzen,

ehe die Morgenröte erschaffen war, hat er mich gezeugt. Ich bin das

Abbild der Güte Gottes, bin das Wort des Lebens, von Anfang an.«

Fast bedrohlich mahnend präsentiert sich der erste Teil mit seinen

gewaltigen Fortissimi. Der zweite Satzteil steht für »das Wort« und

basiert auf gregorianischen Sequenzen und indischen Rhythmen.

V. Les Enfants de Dieu (Die Kinder Gottes)

»Allen denen, die es empfangen haben, hat das Wort die Macht gege-

ben, Gottes Kinder zu heißen. Und Gott hat in ihre Herzen den Geist

seines Sohnes gegeben, der ruft: Abba, lieber Vater!«

Das dramaturgische Zentrum des Werks ruft in einem Crescendo

den »Vater« an – um langsam und sanft wieder in einem Decrescendo

zu versiegen.

VI. Les Anges (Die Engel)

»Die Menge der himmlischen Heerscharen lobte Gott und sprach:

Ehre sei Gott in der Höhe!«

In einem freien Rhythmus lässt Messiaen die Engel fliegen und

jubilieren!

8552_KM_23-12-08_c.indd 88552_KM_23-12-08_c.indd 8 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 11: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

9

VII. Jésus accepte la souffrance (Jesus nimmt das Leiden auf sich)

»Jesus, ehe er in die Welt einging, sprach zu seinem Vater: Brandopfer

und Sühneopfer gefallen dir nicht, aber du lässt mich Fleisch werden,

hier bin ich!«

Das gesamte Leiden Jesu versinnbildlicht dieser Satz mit seinen

ständigen Wechseln aus geöffneten und geschlossenen Akkorden.

VIII. Les Mages (Die Weisen)

»Die Weisen machten sich wieder auf den Weg, und der Stern leuchtete

vor ihnen.«

Die vom Pedal vorgetragene Melodie und die Staccato-Akkorde

im Manual stehen für die Karawane der Weisen, die am Schluss mit

seinen zarten Registrierungen vor dem Kind niederknien.

IX. Dieu parmi nous (Gott unter uns)

»Mein Schöpfer hat sein Zelt bei mir aufgeschlagen, das Wort ward

Fleisch und wohnte unter uns. Meine Seele erhebt den Herrn, und

mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes.«

Es ist eine brillante Toccata aus gleich drei Themen. Das erste

Thema steht für die Menschwerdung. Das zweite spiegelt die Liebe zu

Christus wider. Und das dritte ist ein Freudenthema, in dem Messiaen

auf seine berühmten Vogelgesänge zurückgreift.

Guido Fischer

8552_KM_23-12-08_c.indd 98552_KM_23-12-08_c.indd 9 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 12: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

10

Winfried Bönig

Winfried Bönig wurde 2001 zum Domorganisten in Köln berufen

und leitet als Professor für künstlerisches Orgelspiel und Impro-

visation seit 1998 den Studiengang Katholische Kirchenmusik an

der Musikhochschule Köln. Damit bekleidet er zwei der herausra-

genden kirchenmusikalischen Positionen in Deutschland. Seinen

ersten Orgelunterricht erhielt der geborene Bamberger mit drei-

zehn Jahren beim Domorganisten seiner Heimatstadt, Wolfgang

Wünsch, bevor er 1978 in die Orgelklasse von Franz Lehrndorfer an

der Münchener Musikhochschule aufgenommen wurde. Nach dem

»mit Auszeichnung« abgelegten Examen erlangte er Abschlüsse im

Dirigieren sowie das Meisterklassendiplom für Orgel. An der Universität Augsburg folgte

noch das Studium der Fächer Musikwissenschaft, Geschichte und Musikerziehung. Seine

Doktorarbeit von 1992 beschäftigte sich mit der süddeutschen Kantate zur Bachzeit. Seine

künstlerische Tätigkeit begann Bönig in Memmingen, wo er von 1984 bis 1998 als Orga-

nist und Dirigent an der dortigen Hauptkirche Sankt Josef wirkte. Das Repertoire der dort

aufgeführten Werke umfasste die großen Orchestermessen und sinfonischen Werke ebenso

wie die zyklische Aufführung der gesamten Orgelwerke von Bach und Messiaen. Für seine

musikalische Arbeit wurde ihm 1995 der Kulturpreis der Stadt Memmingen verliehen.

Neben den umfangreichen liturgischen Aufgaben, die das geistliche Leben am Kölner Dom

prägen, hat auch seine Konzerttätigkeit ihr Zentrum in dieser Kathedrale, wo Bönig die

Serie der sommerlichen »Orgelfeierstunden« leitet. Von den zwölf Konzerten spielt Bönig in

jedem Jahr drei, zu Gast sind darüberhinaus international gefragte Organisten. Konzertein-

ladungen führen ihn Jahr für Jahr in alle Welt. So wurde er 2008 zu feierlichen Orgelweihen

und -premieren u.a. nach China, Russland und Spanien eingeladen. Im Messiaen-Jahr

führte Bönig mehrere Orgelzyklen des Jubikars im In- und Ausland auf, neben La Nativité

du Seigneur waren dies die Messe de la Pentecôte, Méditations sur le mystère de la Sainte

Trinité, L’Ascension sowie das monumentale Spätwerk Livre du Saint Sacrement. Bönig tritt

immer wieder als Interpret von Uraufführungen in Erscheinung. So widmeten ihm u.a.

Enjott Schneider, Jean Guillou, Stephem Tharp und Colin Mawby Werke.

Schon seine erste CD mit Orgelwerken von Dietrich Buxtehude, erschienen 1988, wurde

von der europäischen und amerikanischen Musikkritik begeistert rezensiert. Zahlreiche

weitere Aufnahmen, als Organist und Dirigent, folgten und summieren sich inzwischen zu

einer langen Diskographie unterschiedlichsten Repertoires. Große Beachtung fanden die

Einspielungen der Orgeln im Kölner Dom sowie eine CD mit einer eigenen Transkription

von Bachs Goldberg-Variationen. Auch als Dirigent tritt Bönig regelmäßig auf, so zuletzt

bei einer Reihe von Aufführungen von Bachs Johannes-Passion in Moskau. Im Rahmen der

MusikTriennale Köln 2007 gestaltete er ein Konzert im Dom.

8552_KM_23-12-08_c.indd 108552_KM_23-12-08_c.indd 10 19.12.2008 15:45:26 Uhr19.12.2008 15:45:26 Uhr

Page 13: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

11

KölnMusik-Vorschau

Donnerstag 25. 12. 2008 20:00 1. Weihnachtstag

Gábor Boldoczki Trompete

Kammerakademie Potsdam Michael Sanderling Dirigent

Richard WagnerSiegfried-Idyll E-Dur für Orchester

Joseph HaydnKonzert für Trompete und Orchester Es-Dur Hob. VIIe:1 (1796)

Peter Iljitsch TschaikowskySouvenir de Florence d-Moll op. 70 (1890)

Bearbeitung für Streichorchester von Michael Sanderling

Freitag 26. 12. 2008 20:00 2. Weihnachtstag

Paul Kuhn & seine Big Band

Paul Kuhn Leitung

als Gast: Jean »Toots« Thielemans

JAZZ-POPS XXIII

Samstag 27. 12. 2008 20:00 Rabih Lahoud Gesang Tara Bouman KlarinetteFlorian Weber Klavier Dimitrios Dorian Kokiousis PerkussionMarkus Stockhausen Trompete und Leitung

Ein besonderes Konzert zum Mitsingen für alle unter der Leitung von Markus Stockhausen

Gemeinsam singen weitab vom bekannten Liedgut?

Ein Abend für alle mit Lust am Experiment, mit Freude am Singen und Neugierde auf ein einmaliges Klangerlebnis. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich – für Harmonie sorgen Markus Stockhausen und Solisten.

Donnerstag 01. 01. 2009 18:00 Neujahr

Martin Grubinger Schlagzeug

Die Deutsche Kammerphilharmonie BremenAlexander Shelley Dirigent

Neujahrskonzert

Wolfgang Amadeus MozartOuvertüre aus: Le nozze di Figaro KV 492

Arvo PärtWenn Bach Bienen gezüchtet hätte …für Klavier, Bläserquintett und Streicher

Rolf Wallin»Das war schön!« für Solo-Percussion und Orchester

Joseph HaydnOuvertüre zu L’anima del filosofo ossia Orfeo ed Euridice Hob. XXVIII:13

Alfred SchnittkeMoz-Art à la Haydnfür zwei Violinen und Kammerorchester

Georg Friedrich HändelOuvertüre D-Dur HWV 351 »Feuerwerksmusik«

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen wird von Kraft Foods, Beluga Shipping und Kaefer Isoliertechnik gefördert.

Mittwoch 07. 01. 2009 20:00 Baroque … Classique 4

Il Giardino ArmonicoGiovanni Antonini Blockflöte und Leitung

Georg Friedrich HändelConcerto grosso G-Dur op. 6, 1 HWV 319

Concerto grosso h-Moll op. 6, 12 HWV 330

u. a.

Francesco GeminianiConcerto grosso Nr. 12 d-Moll »La Follia«

Giuseppe SammartiniKonzert für Blockflöte und Orchester F-Dur

8552_KM_23-12-08_c.indd 118552_KM_23-12-08_c.indd 11 19.12.2008 15:45:27 Uhr19.12.2008 15:45:27 Uhr

Page 14: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

Redaktion: Sebastian LoelgenTextnachweis: Die Texte von Guido Fischer sind Originalbeiträge für dieses Heft.Corporate Design: Rottke WerbungUmschlaggestaltung: Hida-Hadra Biçer

Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH

Kulturpartner der Kölner Philharmonie

Philharmonie Hotline +49.221.280280www.koelner-philharmonie.deInformationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie!

Herausgeber: KölnMusik GmbHLouwrens LangevoortIntendant der Kölner Philharmonie undGeschäftsführer der KölnMusik GmbHPostfach 102163, 50461 Kölnwww.koelner-philharmonie.de

8552_KM_23-12-08_c.indd 128552_KM_23-12-08_c.indd 12 19.12.2008 15:45:27 Uhr19.12.2008 15:45:27 Uhr

Page 15: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

8552_KM_23-12-08_c.indd U38552_KM_23-12-08_c.indd U3 19.12.2008 15:45:27 Uhr19.12.2008 15:45:27 Uhr

Page 16: Winfried Bönig Vorweihnachtliche Orgelmusik im Hohen · PDF filesein Schüler, der Messiaen-Lehrer Marcel Dupré dieses Moderato als letzten Abschiedsgruß. Zugleich ehrte Dupré

Roncalliplatz50667 Köln

PhilharmonieHotline

0221/280 280koelner-philharmonie.de

in der Mayerschen Buchhandlung

Neumarkt-Galerie50667 Köln

Dienstag 30.12.2008 20:00

Julia Kleiter SopranDonat Havar TenorJohannes Weisser Bass

RIAS Kammerchor

Freiburger BarockorchesterRené Jacobs Dirigent

Joseph HaydnDie Schöpfung Hob. XXI:2

€ 10,– 19,– 27,– 38,– 42,– 48,–€ 27,– Chorempore (Z)

Haydn: Die Schöpfung

8552_KM_23-12-08_c.indd U48552_KM_23-12-08_c.indd U4 19.12.2008 15:45:27 Uhr19.12.2008 15:45:27 Uhr